FRÜHKINDLICHE BILDUNG 6 Meilenstein für bessere Bil Mehrere B<strong>und</strong>esländer haben ihre Bildungspläne vorgelegt. E&W 1/<strong>2004</strong>
FRÜHKINDLICHE BILDUNG dung in Kindertagesstätten Fotos: David Ausserhofer Einer nach dem anderen kommt ans Licht der Öffentlichkeit. Mit neuen Bildungsplänen sollen in fast allen B<strong>und</strong>esländern die Kindertagesstätten fit für bessere Bildung gemacht werden. Und in der Tat: Die Programme markieren eine neue Epoche im Elementarbereich – wenn sie das Stadium der Konzeption überwinden <strong>und</strong> in den Alltag umgesetzt werden. Nur die Länder Baden-Württemberg, Hessen, Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern <strong>und</strong> das Saarland haben noch keine Papiere vorgelegt. Bei der Erarbeitung der Bildungspläne sind die Länder unterschiedliche Wege gegangen. Einige haben wissenschaftliche Institute mit der Ausarbeitung beauftragt, andere haben sie in Eigenregie der zuständigen Ministerien ausgearbeitet. Generell waren die Träger, mitunter auch Fachverbände wie die <strong>GEW</strong> beteiligt. In NRW wurde zunächst ein umfangreiches Gutachten erstellt (Prof. Gerd E. Schäfer, Universität Köln), das weitere Verfahren dann aber durch die Ausarbeitung einer so genannten „Bildungsempfehlung“ abgekürzt. Die Empfehlung haben schließlich das Land, die kommunalen Spitzenverbände <strong>und</strong> die Trägerorganisationen unterzeichnet. Seither ist man etwas ratlos über den Wert der ganzen Mühe, denn das Land hat eine 30-prozentige Sachmittelkürzung verfügt, die den Einrichtungen jeglichen Spielraum für Neuerungen nimmt <strong>und</strong> sie an die Existenzgrenze bringt. In Bayern begann der Prozess ebenfalls mit einem wissenschaftlichen Gutachten (Prof. Dr. Wassilios E. Fthenakis <strong>und</strong> sein Team am Staatsinstitut für Frühpädagogik). Der Text wurde nach ausführlicher Beratung mit Trägern <strong>und</strong> Praktikern als erster Entwurf für einen „Bayerischen Bildungs- <strong>und</strong> <strong>Erziehung</strong>splan“ veröffentlicht. Er wird zurzeit in 100 Einrichtungen auf seine Praxistauglichkeit überprüft. Den ministeriumsinternen Weg sind Rheinland-Pfalz <strong>und</strong> Thüringen gegangen. Während der rheinland-pfälzische Bildungsplan in die Beratung der Fachöffentlichkeit gegeben wurde, ging man in Thüringen den direkten Weg von oben nach unten <strong>und</strong> machte das zwölfseitige Papier für alle zur verbindlichen Arbeitsgr<strong>und</strong>lage. In Brandenburg liegen die „Gr<strong>und</strong>sätze elementarer Bildung in Einrichtungen der Tagesbetreuung“ mittlerweile in der dritten Fassung vor <strong>und</strong> werden vor allem in einem Internetforum weiter diskutiert. Das Berliner Bildungsprogramm stammt, verantwortet von Dr. Christa Preissing, aus der Feder von <strong>Wissenschaft</strong>lerinnen <strong>und</strong> Praktikerinnen r<strong>und</strong> um die Internationale Akademie <strong>und</strong> das Institut für den Situationsansatz der FU Berlin. Der Berliner Bildungssenator hat es sich politisch zur Aufgabe gemacht, das Programm durch vielfältige Maßnahmen umzusetzen. Dazu gehören nicht nur die breite Information der Elternschaft <strong>und</strong> die Fortbildung der Fachberaterinnen, sondern auch Verhandlungen über eine Qualitätsentwicklungsvereinbarung. Hier geht es dann unter Beteiligung der Gewerkschaften ans Eingemachte, nämlich um die Arbeits- <strong>und</strong> Rahmenbedingungen für die neue pädagogische Arbeit, sprich ums Geld. Die drei Wege Programmatisch sind drei pädagogische Richtungen zu erkennen. Die einen setzen auf die Ausarbeitung ausführlicher <strong>und</strong> fachlich differenzierter Kompetenzbereiche, in denen die neue frühkindliche Pädagogik die Bildungsprozesse der Kinder realisiert (z.B. Bayern). Die anderen gehen stärker vom Kind aus, von dessen individueller wie sozialer Entwicklung <strong>und</strong> leiten aus der Lebenswelt der Kinder die relevanten Lerninhalte ab (z. B. Berlin). Die dritten wiederum wollen ein Verfahren in Gang setzen, mit dem allgemein die Qualität der frühkindlichen Pädagogik verbessert wird <strong>und</strong> geben nur sehr sparsam Lernbereiche vor (z. B. Thüringen). Übereinstimmend wird der Bereich der Sprachentwicklung hervorgehoben. Dabei wird betont, dass es nicht nur um das Erlernen von Deutsch geht, sondern für Kinder, die zuerst eine andere Sprache gelernt haben, gleichermaßen um die Förderung ihrer spezifischen Sprachkultur. Große Bedeutung wird auch der ästhetischen, musischen <strong>und</strong> Die <strong>Wissenschaft</strong>lerin Gertrud Hovestadt hat die Bildungspläne der Länder für die <strong>GEW</strong> untersucht. Ihre Studie finden Sie im Internet unter www.gew.de E&W 1/<strong>2004</strong> 7