Johann Georg Pforr - Galerie Jörg Schuhmacher
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Die Malerei – <strong>Johann</strong> <strong>Georg</strong> <strong>Pforr</strong><br />
Schon die frühen Arbeiten des ambitionierten<br />
Künstlers zeigen sein großes Talent in der Wiedergabe<br />
der von ihm geliebten Pferde und Tiere aller<br />
Art, das sicherlich auf die frühen Erlebnisse seiner<br />
Kindheit auf dem elterlichen Gut im Norden<br />
Hessens zurückzuführen ist. Auch später noch, als<br />
<strong>Pforr</strong> längst etablierter Künstler in Frankfurt ist,<br />
finden sich oft fast identische Wiedergaben der<br />
niederhessischen Heimat und der fest verwurzelten<br />
Erinnerungen. 60 Dieser tiefe Eindruck von der<br />
ihm vertrauten Landschaft, das Fasziniertsein von<br />
deren Schönheit und die Freude an Wald, Natur,<br />
Reiten und der Jagd prägen sein gesamtes kreatives<br />
Werk.<br />
Nach der erst relativ spät erfolgten akademischen<br />
Ausbildung und seinem Umzug nach Frankfurt<br />
widmet sich <strong>Pforr</strong> bis zu seinem Tod fast ausschließlich<br />
seiner Paradedisziplin, der Pferdemalerei,<br />
und ist in seiner Malkunst stark von<br />
seinem Lehrer <strong>Johann</strong> Heinrich Tischbein dem<br />
Älteren beeinflusst. 61, 62 Sehr deutlich ist aber<br />
auch die Tradition der niederländischen Malerei<br />
des 17. Jahrhunderts zu erkennen, die sich<br />
in den fein gemalten Werken mit der delikaten,<br />
verhaltenen Farbigkeit und ihrem Detailreichtum<br />
offenbart, sodass die faszinierenden filigranen<br />
Pferdedarstellungen ihm später auch den<br />
Beinamen „Deutscher Wouwerman“ einbringen.<br />
Die große Wertschätzung für die niederländische<br />
Malerei ist gerade in der blühenden Handelsstadt<br />
Frankfurt früh erkennbar, da durch enge Handels<br />
und Familienverbindungen zahllose niederländische<br />
Kunstwerke in die Kunstsammlungen<br />
reicher Frankfurter Bürger kommen. 63 Doch auch<br />
für den hessischen Künstler <strong>Johann</strong> <strong>Georg</strong> <strong>Pforr</strong><br />
selbst sind Philips Wouwerman und dessen einzigartige<br />
Pferdemalerei künstlerisches Vorbild. Und<br />
auch die Arbeiten des Malers Paulus Potter oder<br />
im Besonderen <strong>Johann</strong> Heinrich Roos und dessen<br />
abwechslungsreiche Bildkompositionen wie auch<br />
einfühlsame und detaillierte Darstellungen von<br />
60 Gipper, Karl, a. a. O.,2000, S. 100ff. 61 Gwinner, Dr. Friedrich, a. a. O.,1862,<br />
S. 339f. 62 Fiorillo, <strong>Johann</strong> Dominik, a. a. O., 1818, S. 432. 63 Emmerling, Ernst,<br />
a. a. O., 1940, S. 512.<br />
Tierkörpern sind für <strong>Pforr</strong> geistiges und schöpferisches<br />
Erbe, in dem er größte Inspiration für<br />
seine Kreativität findet.<br />
Anders als die Gemälde seiner Vorgänger jedoch<br />
dokumentieren die Werke <strong>Pforr</strong>s neben einer<br />
Veränderung in der Pferdezucht auch eine sich<br />
verändernde Rezeptionsästhetik des Pferdethemas<br />
in der Kunst. So sind die frühen Rösser bei Potter,<br />
Roos oder Wouwerman noch geprägt von einer<br />
barocken Masse und kraftvollen Gedrungenheit,<br />
bedingt durch ihre hauptsächliche Verwendung<br />
durch das Militär und dessen hohen Anspruch<br />
an Wendungen und Kapriolen. Die Campagne<br />
Pferde hingegen, die <strong>Pforr</strong> zumeist in seinen<br />
Kompositionen zeigt, sind elegante und filigrane<br />
Tiere, ideal für bequemes Reiten, die Reise und<br />
die Jagd, und werden als stolze und feingliedrige<br />
Wesen gezeigt, deren Studium von <strong>Johann</strong> <strong>Georg</strong><br />
<strong>Pforr</strong> zunächst aus der Natur und seiner praktischen<br />
Erfahrung im Umgang mit Pferden erfolgt.<br />
Trotz seiner genauen Kenntnis der Pferdephysiognomie<br />
überhöht der Maler jedoch das Pferd<br />
in seinen Kunstwerken, gibt ihm etwas Verklärt<br />
Mystisches und erweckt in den wachen, beinahe<br />
menschenähnlichen Augen Sehnsucht und Empfindungen,<br />
die eine besonders emotionale Zartheit<br />
vermitteln. <strong>Pforr</strong> kreiert so in seinen Werken<br />
mehr als nur einfache Tierdarstellungen, denn in<br />
den häufig auch in ungewöhnlichen Stellungen<br />
wie Rückenansichten und Drehungen festgehaltenen<br />
Pferden erschafft er wirkliche Persönlichkeiten,<br />
die er gefühlvoll im Bildmittelgrund als<br />
Protagonisten der Szenen platziert. Die in seinen<br />
Werken dargestellten Menschen dienen zumeist<br />
nur noch als Staffage.<br />
In der Regel folgt der Künstler in seinem Bildaufbau<br />
demselben Kompositionsprinzip und gestaltet<br />
fröhliche, vitale Genreszenerien im Bildvordergrund<br />
mit abwechslungsreichen Variationen<br />
von allerlei Tieren wie beispielsweise spielenden<br />
Jagdhunden und detailliertester Wiedergabe der<br />
Natur. Gerade in diesen frischen Naturdarstellungen<br />
<strong>Pforr</strong>s ist auch seine enge künstlerische Verwandtschaft<br />
zu anderen Frankfurter Künstlern wie<br />
dem mit ihm befreundeten Maler Christian <strong>Georg</strong><br />
Schütz oder mit den lebendigen und detaillierten<br />
Landschaften Friedrich Wilhelm Hirts zu spüren<br />
(Abb. 9 und 10). Trotz dieser stilistischen Verbindung<br />
und auch der besonderen Akkuratesse und<br />
Akribie seiner Naturdarstellung ist das Œuvre<br />
<strong>Pforr</strong>s kaum in Manierlichem verhaftet, und so<br />
bleibt, vielleicht auch bedingt durch die nur kurze<br />
klassische Kunstausbildung, stets die ganz eigene<br />
Handschrift des Künstlers erkennbar. Im<br />
Bildhintergrund seiner Kompositionen gleitet der<br />
Blick in die ruhige Weite von ätherisch anmutenden,<br />
fernen Landschaften, die an die Bildwelten<br />
der feinen und dunstigen Szenerien der Romantiker<br />
der Goethezeit anknüpfen. In der Inszenierung<br />
und Weite des Himmels, der oftmals durch<br />
theatralische Wolkengebilde die Balance der<br />
idyllischen Darstellung stört, erzielt <strong>Pforr</strong> subtile<br />
Nuancenspektren der Lichtbrechung und belebt<br />
die romantische Komposition. Diese besonders<br />
zurückhaltende Farbigkeit der pforrschen Malerei<br />
wie auch die durch Lavierung und Höhung<br />
perfekte, fein nuancierte Tiefe und harmonische<br />
Tonabstufung der feinen Zeichnungen und<br />
Aquarelle verfestigt <strong>Pforr</strong> in der Kontrastierung<br />
durch scharf umrissene Menschen und Pferde,<br />
die dadurch ihre ganz besondere Ausdruckskraft<br />
bekommen.<br />
Mit eher dunklen Braungoldtönen im Vordergrund,<br />
pastösen und warmen Grünbrauntönen<br />
im Mittelgrund und subtilen dunstigpastelligen<br />
Tönen der Ferne im Hintergrund entstehen sehr<br />
feine farbige Kompositionen, deren starker Eindruck<br />
besonders durch das leichte Blaugrau des<br />
Himmels inszeniert wird. Das Bildlicht in fein<br />
abgestimmten Nuancierungen ist thematisch<br />
von größter Bedeutung für <strong>Pforr</strong>, da er so nicht<br />
durch kontrastierende Farbigkeit und künstliche<br />
Inszenierungen von Hell und Dunkel, sondern<br />
durch sensible Harmonien der Tonalität seine<br />
motivischen Inszenierungen in spannende Bildwirkungen<br />
einbindet. Dies gilt insbesondere für<br />
die lavierte Zeichnung, da der Künstler hier sein<br />
ganzes Können einsetzt, um nicht mit der direkten<br />
Ausdruckskraft reiner Farbe, sondern durch<br />
die bewusste Kontrastierung, Betonung und feine<br />
Abstufung verschiedener Grautöne kraftvolle und<br />
gleichzeitig delikate Bildwerke zu erschaffen.<br />
Neben den nur leicht mit sicherem Strich untermalten<br />
und dann akribisch ausgeführten Ölbildern<br />
und Gouachen fertigt <strong>Johann</strong> <strong>Georg</strong> <strong>Pforr</strong><br />
auch zwei Stichserien an, die sechzehn bezaubernde<br />
Darstellungen von CampagnePferden zeigen<br />
und als „Die Reitschule“ und „Reiter“ bekannt<br />
sind. 64 Ebenso zwölf Blätter vorzüglicher Pferderassen,<br />
von denen jedoch zum Zeitpunkt seines<br />
Todes nur elf vollendet sind. 65<br />
Durch den großen Erfolg bei den angesehensten<br />
Familien Frankfurts und Erwerbungen mehrerer<br />
Landschafts und Jagdstückbilder durch Landgraf<br />
Friedrich II., der das Talent des Künstlers schätzt,<br />
verfestigt sich das Renommee des Künstlers auch<br />
über die Grenzen der Stadt Frankfurt hinaus.<br />
Noch heute werden zahlreiche Werke <strong>Pforr</strong>s in<br />
den bekanntesten Kunstsammlungen ausgestellt,<br />
von denen besonders das Städel, die Kunstsammlung<br />
in Kassel und die Sammlung im Schloss Fasanerie<br />
zu nennen sind. Eine ungleich größere Zahl<br />
der Werke befindet sich jedoch auch heute noch<br />
in Privatbesitz – in Sammlungen alter angesehener<br />
Familien, die seit Generationen die Qualität<br />
der Werke schätzen und so wie schon damals die<br />
Kunstpatronage für den Künstler übernehmen.<br />
Es tauchen auf dem Kunstmarkt nur recht selten<br />
Gemälde, Gouachen oder Zeichnungen unseres<br />
Künstlers auf und erfreuen sich auch mehr als<br />
zwei Jahrhunderte nach ihrer Entstehung größter<br />
Beliebtheit. T. M. L.<br />
64 Gwinner, Dr. Friedrich, a. a. O.,1862, S. 340ff. 65 Nagler, <strong>Georg</strong>, a. a. O., 1841,<br />
S. 433.<br />
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