Lausfliegen - DIE Reiterin
Lausfliegen - DIE Reiterin
Lausfliegen - DIE Reiterin
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Matthias Lenke<br />
Wie erkennt man die <strong>Lausfliegen</strong> und<br />
was genau machen sie?<br />
Ingo Schwabe, Veterinäruntersuchungsamt Stuttgart<br />
➜ www.cvuas.de<br />
<strong>Lausfliegen</strong> sind größer und länglicher als Zecken. Häufig zu finden<br />
sind Schaflausfliegen, die sich zeitlebens unbeflügelt nur krabbelnd<br />
fortbewegen, und Hirschlausfliegen, die zuerst beflügelt ihren<br />
Wirt anfliegen und, dort angekommen, die Flügel abstoßen.<br />
Sie verbleiben im Fell und wechseln, wenn überhaupt, den Wirt,<br />
indem sie – oft in erstaunlichem Tempo – von einem zum anderen<br />
krabbeln, um Blut zu saugen. Im Gegensatz zu Zecken beißen<br />
sie sich aber nicht für einen längeren Zeitraum fest. Zusätzlich zu<br />
Schaf- und Hirschlausfliege, die Mensch und Pferd zum Glück nur<br />
gelegentlich als sogenannte Fehlwirte aufsuchen, gibt es auch die<br />
„Pferdelausfliege“, lateinisch hippobosca equina. Sie ist zwischen<br />
sieben und zehn Millimeter lang, kommt weltweit vor und ist – wie<br />
der Name schon sagt – auf Pferde spezialisiert. Sie ist zeitlebens<br />
beflügelt, beißt bevorzugt in der Damm- und Innenschenkelregion<br />
und fliegt danach wieder ab. Die Bisse aller <strong>Lausfliegen</strong> merkt man<br />
gewaltig. Es wird beobachtet, dass Pferde sich wie rasend benehmen,<br />
solange eine Fliege auf ihnen sitzt. Es kommt übrigens vor,<br />
dass Rehe und Schafe mit Tollwutverdacht geschossen werden,<br />
obwohl sie „nur“ von der Fliege befallen sind, jedoch aufgrund der<br />
Schmerzhaftigkeit der Bisse völlig verrücktspielen. Sie scheuern<br />
sich dann wund und rennen vor Schmerzen gegen Gegenstände.<br />
www.die-reiterin.net<br />
Sie fragen, unsere<br />
Experten antworten!<br />
Lausfl iegen<br />
– die neue Plage?<br />
Ein schöner Ausritt wird plötzlich zum Albtraum, wenn Pferde sich wie rasend benehmen und<br />
den Reiter in ihrer Panik in Gefahr bringen. Immer wieder wird von Angriff en der Lausfl iegen<br />
berichtet. Was sagen und raten Experten?<br />
Können sie Krankheiten übertragen<br />
wie Zecken Borreliose?<br />
Ingo Schwabe, Veterinäruntersuchungsamt Stuttgart<br />
➜ www.cvuas.de<br />
Es wird von Reaktionen wie starkem Juckreiz, Scheuern, Haarausfall<br />
und Bildung von eitrigen Knötchen berichtet. Eine direkte<br />
Übertragung von Krankheiten auf Pferd und Mensch mit schweren<br />
Krankheitsbildern kommt jedoch nur bei Massenbefall mit<br />
sehr vielen dieser Fliegen vor.<br />
Wo kommt die Fliege her und ist sie auf<br />
dem Vormarsch? Ist sie gefährlich?<br />
Dr. Georg Duscher, Veterinärmedizinische Universität Wien<br />
➜ www. vetmeduni.ac.at<br />
Die Hirschlausfliegen gibt es in Waldgebieten oder Waldnähe eigentlich<br />
schon sehr lange bei uns. Zusätzlich dürfte eine kleinere<br />
Art, die Rehlausfliege, aus dem Osten zu uns gekommen sein.<br />
Auch das dürfte schon einige Jahrzehnte her sein. Diese kleinere<br />
Art fliegt vermutlich mehr im Mai/Juni, während die Hirschlausfliege<br />
Reitern oft einen schönen Herbstausritt vermiest. Vermutlich,<br />
denn im Laufe der Forschungen sind sie etwas vernachlässigt<br />
worden. Vielleicht auch deshalb, weil einige Untersuchungen bezüglich<br />
Krankheitserregern keine Gefahr gezeigt haben. Die ei-
gentliche „Gefahr“ der Hirschlausfliegen beim Reiten ist das Anfliegen<br />
und lästige Herumkrabbeln – wenn man diese Fliegen<br />
einmal selbst im Haar gehabt hat, verzeiht man das nervöse Gehabe<br />
eines Pferdes beim Befall.<br />
Dr. Uwe Hörügel, Pferdegesundheitsdienst Sächsische<br />
Tierseuchenkasse ➜ www.tsk-sachsen.de<br />
Die Hirschlausfliege lebt normal auf Hirschen, Dachsen und Wildschweinen.<br />
Ich kann nicht bestätigen, dass sie auf dem Vormarsch<br />
ist, aber durch die Klimaentwicklung und die Zunahme<br />
der Wildschweinpopulation ist das durchaus denkbar, wobei hier,<br />
wie bei Zecken, jährliche Unterschiede bestehen.<br />
Wie kriegt man die Fliege<br />
vom Pferd wieder runter?<br />
Ulrike Maderholz, Tierheilpraktikerin und Homöopathin<br />
➜ www.tierheilpraxis-maderholz.de<br />
Auf die Hirschlausfliegen schlagen, bringt leider nichts, da sie sehr<br />
zäh sind. Am besten ist ein Flohkamm. Durch die engen Zinken<br />
bleibt die im Fell krabbelnde Hirschlausfliege hängen und Sie können<br />
sie noch rechtzeitig fangen und vernichten. Oder natürlich<br />
mit Daumen- und Zeigefingernagel „abklauben“, solange sie sich<br />
noch nicht festgesaugt hat. Ansonsten krallt sie sich mit ihren sehr<br />
stabilen Beinchen fest, auch in den Kopfhaaren des Menschen,<br />
und macht sich ganz flach gedrückt ans Werk, sodass man sie je<br />
nach Haarwuchs schlecht sehen und damit entfernen kann.<br />
Was kann man vorbeugend tun?<br />
Dr. Georg Duscher, Veterinärmedizinische Universität Wien<br />
➜ www. vetmeduni.ac.at<br />
Die gute Nachricht: Die fliegenden Hirschlausfliegen sind sehr<br />
empfindlich. Sie sterben rasch ab, wenn sie keinen Wirt finden,<br />
und sind nach eigenen Beobachtungen relativ empfindlich gegenüber<br />
Insektiziden.<br />
Dr. Susanne Müller, Tiergesundheitsdienst Baden-Württemberg<br />
➜ www. tsk-bw.de<br />
Permethrin ist ein für Pferde zugelassenes Insektizid. Der Wirkstoff<br />
Permethrin wird in der Tiermedizin zur Bekämpfung von Fliegen,<br />
Bremsen, Läusen, Flöhen, Milben und Zecken eingesetzt.<br />
Dr. Uwe Hörügel, Pferdegesundheitsdienst Sächsische<br />
Tierseuchenkasse ➜ www.tsk-sachsen.de<br />
Nach meiner Kenntnis gibt es kein Repellent gegen <strong>Lausfliegen</strong>,<br />
das für Pferde zugelassen ist. Wenn die Pferde plötzlich unruhig<br />
werden, sollte man die bevorzugten Stellen (Kruppe, Oberschenkel,<br />
Schenkelinnenflächen, Euter, After- und Vulvagegend, unter<br />
de.wikipedia.org/Kymi<br />
LAUSFLIEGEN<br />
der Schweifrübe) absuchen und die <strong>Lausfliegen</strong> entfernen. Man<br />
kann probieren, diese Stellen mit Wellcare-Emulsion einzureiben,<br />
aber damit habe ich bei Hirschlausfliegen keine Erfahrung.<br />
Anmerkung der Redaktion:<br />
Anfragen bei verschiedenen Herstellern ergaben, dass Repellents<br />
derzeit (noch) nicht explizit gegen die Hirschlausfliege getestet<br />
werden.<br />
Was tun gegen Juckreiz?<br />
Ulrike Maderholz, Tierheilpraktikerin und Homöopathin<br />
➜ www.tierheilpraxis-maderholz.de<br />
Linderung bei Juckreiz bringt beispielsweise eine Mischung aus<br />
¼ Liter Apfel- oder Obstessig auf 1 Liter Wasser. Einfach ein Tuch<br />
eintauchen und das Pferd damit abreiben. Aber nicht auf die<br />
Schleimhäute oder Verletzungen bringen. Die Lösung wirkt nicht<br />
nur Juckreiz lindernd, sondern auch leicht desinfizierend. Durch<br />
den ganz dezenten Essiggeruch haben Insekten darüber hinaus<br />
weniger Lust, sich gerade auf diesem Pferd niederzulassen. Spezielle<br />
Bachblütenmischungen und Globuli, über die komplette Weidesaison<br />
gegeben, verhindern das Zubeißen und lassen Juckreiz<br />
erst gar nicht so stark aufkommen. Fragen Sie einen Experten,<br />
was für Ihr Pferd am besten ist, da es aufgrund regional unterschiedlich<br />
häufig auftretender Insekten schwanken kann.<br />
Sie haben auch Fragen rund um Pferd und Reiten?<br />
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04|2012<br />
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