29.01.2013 Aufrufe

Rücken-/ Bauchmuskulatur - Pferd in Balance

Rücken-/ Bauchmuskulatur - Pferd in Balance

Rücken-/ Bauchmuskulatur - Pferd in Balance

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Besser reiten<br />

Sitzt der Reiter ausbalanciert und gibt er fe<strong>in</strong> differenzierte Hilfen, wird im Galopp die <strong>Bauchmuskulatur</strong> des <strong>Pferd</strong>es optimal tra<strong>in</strong>iert<br />

der Längsbiegung können die Folge se<strong>in</strong>.“<br />

Verspannungen dieses Muskels lassen sich<br />

gut durch Trab-Galopp-Übergänge lösen.<br />

Auch Seitengänge wirken sich positiv aus,<br />

da sich hier abwechselnd e<strong>in</strong>e Seite entspannt<br />

und e<strong>in</strong>e Seite anspannt.<br />

„Neben se<strong>in</strong>er Funktion für die seitliche<br />

Biegung ist der lange <strong>Rücken</strong>strecker wesentlich<br />

für die Bewegung der H<strong>in</strong>terbe<strong>in</strong>e<br />

verantwortlich und hebt den Rumpf durch<br />

Oben: Der Schwerpunkt liegt zu weit h<strong>in</strong>ten.<br />

Unten: So müsste der Sattel liegen<br />

24 www.me<strong>in</strong>-pferd.de 1/2011<br />

beidseitiges Anspannen an, zum Beispiel<br />

beim Absprung vor e<strong>in</strong>em H<strong>in</strong>dernis“,<br />

beschreibt Claudia Schleiermacher die<br />

Funktionen des Muskels. „Außerdem kippt<br />

er im angespannten Zustand das Becken<br />

nach vorne.“ Und genau hier kommen die<br />

Bauchmuskeln <strong>in</strong>s Spiel. Sie stabilisieren<br />

das Becken und wirken dem Nach-vorne-<br />

Kippen entgegen. Erst so kann das <strong>Pferd</strong> mit<br />

der H<strong>in</strong>terhand weit untertreten und Schub<br />

entwickeln. Die Bauchmuskeln ziehen vom<br />

Brustbe<strong>in</strong> bis zum Schambe<strong>in</strong> und bilden so<br />

die untere Verspannung des Rumpfs. S<strong>in</strong>d<br />

sie zu schwach, hängt der <strong>Rücken</strong> durch;<br />

der Bauch ist meist rund und schlaff . Im<br />

Trab und Galopp sieht man ke<strong>in</strong>e Muskelanspannung,<br />

die sonst durch e<strong>in</strong>e L<strong>in</strong>ie<br />

an der Bauchseite deutlich wird. „Um die<br />

Bauchmuskeln zu tra<strong>in</strong>ieren, ist es wichtig,<br />

immer das Tempo zu gehen, das das <strong>Pferd</strong><br />

braucht. Bei zu eiligem Tempo schaff en es<br />

die Bauchmuskeln nicht mehr, dem Nachvorne-<br />

Kippen des Beckens gegenzuhalten,<br />

und die H<strong>in</strong>terhand arbeitet nach h<strong>in</strong>ten<br />

heraus“, erklärt Claudia Schleiermacher.<br />

Wirbelsäule stabilisieren<br />

Neben dem langen <strong>Rücken</strong>strecker spielen<br />

auch die kle<strong>in</strong>en, kurzen Wirbelsäulenmuskeln<br />

(Multifi di) e<strong>in</strong>e wichtige Rolle. Sie verlaufen<br />

von Wirbel zu Wirbel und dienen der<br />

Fe<strong>in</strong>steuerung und Stabilisation der Wirbel-<br />

säule. Diese Muskeln reagieren besonders<br />

empfi ndlich, zum Beispiel auf Gewichtsverlagerungen<br />

des Reiters. Aber auch Überanstrengung<br />

oder e<strong>in</strong> schlecht sitzender Sattel<br />

wirken sich hier zuerst aus. Ist die Muskulatur<br />

verspannt, rücken die Wirbelgelenke näher<br />

zue<strong>in</strong>ander und s<strong>in</strong>d weniger beweglich.<br />

Zum Aufb au e<strong>in</strong>er starken <strong>Rücken</strong>muskulatur<br />

muss diese also <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie vor äußeren<br />

E<strong>in</strong>fl üssen wie Satteldruck oder Druck<br />

vom Reiter geschützt werden, damit sie sich<br />

E<strong>in</strong> korrekter Sitz ist Voraussetzung<br />

Foto: Stefan Schaum. Grafi ken: Bauste<strong>in</strong>e Dressurreiten - Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gswege Schritt für Schritt, Müller Rüschlikon, erstellt von: Cor<strong>in</strong>na Lehmann, Heike Bonk, Claudia Placzek<br />

E<strong>in</strong>fache Dehnung<br />

In diesem Fall macht das <strong>Pferd</strong> den Hals<br />

lang und streckt ihn deutlich nach vorn<br />

frei bewegen und so tra<strong>in</strong>iert werden kann.<br />

Gerade der empfi ndliche Lendenwirbelbereich<br />

verträgt ke<strong>in</strong>en Druck. Hier dürfen der<br />

Sattel und das Reitergewicht nie liegen!<br />

Zur Entlastung der Muskulatur hat die Natur<br />

dem <strong>Pferd</strong> aber auch e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Stütze mitgegeben<br />

– das Nacken-<strong>Rücken</strong>-Band.<br />

Wie auf e<strong>in</strong>er Wäschele<strong>in</strong>e<br />

Es reicht vom H<strong>in</strong>terhauptbe<strong>in</strong> (der Verb<strong>in</strong>dung<br />

von Kopf und Hals) über den <strong>Rücken</strong><br />

bis zum Kreuzbe<strong>in</strong>. In Dehnungshaltung<br />

richtet es die Wirbel des Widerristes auf und<br />

hebt den <strong>Rücken</strong> an. „Die Körperteile werden<br />

vom Band wie auf e<strong>in</strong>er Wäsche le<strong>in</strong>e<br />

gehalten, so dass das <strong>Pferd</strong> zum Beispiel<br />

stundenlang entspannt grasen kann, ohne<br />

zu ermüden“, erklärt Cor<strong>in</strong>na Lehmann. „Im<br />

Dressurtra<strong>in</strong><strong>in</strong>g werden die Muskeln dadurch<br />

<strong>in</strong> der Dehnungshaltung frei getragen für<br />

den eff ektiven Aufb au durch Bewegungstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g.“<br />

E<strong>in</strong> gut gerittenes <strong>Pferd</strong> trägt se<strong>in</strong>en<br />

Reiter fast ohne Muskelkraft nur über dieses<br />

Bandsystem. Wird e<strong>in</strong> <strong>Pferd</strong> dagegen zu früh<br />

<strong>in</strong> Aufrichtung geritten, verliert das Nacken-<br />

<strong>Rücken</strong>-Band se<strong>in</strong>e Spannung, und das <strong>Pferd</strong><br />

muss vermehrt Muskelkraft e<strong>in</strong>setzen.<br />

Um im Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g die anatomischen Gegebenheiten<br />

des <strong>Pferd</strong>ekörpers ausreichend zu berücksichtigen,<br />

wird unterschieden zwischen<br />

Muskelaufb au und Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g mit erworbener<br />

Muskulatur. Der Aufb au erfolgt über<br />

die korrekte Dehnungshaltung. Der lange<br />

<strong>Rücken</strong>strecker lässt sich so gut lockern.<br />

UNSERE EXPERTIN<br />

Claudia Schleiermacher<br />

ist als Human- und <strong>Pferd</strong>ephysiotherapeut<strong>in</strong><br />

(FN) sowie<br />

DIPO-<strong>Pferd</strong>eosteotherapeut<strong>in</strong><br />

Expert<strong>in</strong> für den richtigen<br />

Muskelaufbau bei <strong>Pferd</strong> und<br />

Mensch. Im Jahr 2007 gründete<br />

sie ihre eigene Firma:<br />

www.pferd-<strong>in</strong>-balance.de<br />

Qualifi zierte Dehnung<br />

Das klassische Vorwärts-Abwärts mit<br />

tieferem Kopf und runderem Hals<br />

Allerd<strong>in</strong>gs nur, wenn e<strong>in</strong>e aktive H<strong>in</strong>terhand<br />

den Muskel eff ektiv von h<strong>in</strong>ten dehnt. Die<br />

Dehnungshaltung reicht von der e<strong>in</strong>fachen<br />

Dehnungshaltung mit langem Hals, der<br />

deutlich nach vorne gestreckt wird, bis zur<br />

qualifi zierten Dehnungshaltung im klassischen<br />

Vorwärts-Abwärts mit tieferem Kopf<br />

und runderem Hals. „Viele Reiter versuchen<br />

jedoch, ihr <strong>Pferd</strong> zu voreilig rund und kurz<br />

zu machen und mit den Zügeln e<strong>in</strong>e missverstandene<br />

<strong>Rücken</strong>aufwölbung herzustellen“,<br />

beschreibt Cor<strong>in</strong>na Lehmann e<strong>in</strong>en<br />

häufi gen Fehler.<br />

Erst die weiterführende Dressurarbeit mit<br />

den erworbenen Muskeln führt nach und<br />

nach zu e<strong>in</strong>em veränderten Gesamtbild des<br />

<strong>Pferd</strong>es, das sich <strong>in</strong> Kopf und Hals runder<br />

und geschlossener zwischen den Zügel- und<br />

Schenkelhilfen des Reiters zeigt. Jetzt soll<br />

sich das <strong>Pferd</strong> auch im Widerristbereich<br />

vermehrt heben. Dazu muss die <strong>Bauchmuskulatur</strong><br />

zunehmend als Gegenspieler zum<br />

<strong>Rücken</strong> aktiviert werden. „Am stehenden<br />

<strong>Pferd</strong> kann man die Aufwölbung des Widerristes<br />

mit den Bauchmuskeln sehen, wenn<br />

E<strong>in</strong>fache Dehnungshaltung im Schritt<br />

Rückwärtsrichten wölbt den <strong>Rücken</strong> schön auf<br />

man unter dem Bauch <strong>in</strong> der Gurtlage mit<br />

den F<strong>in</strong>gern e<strong>in</strong>en manuellen Reiz auslöst“,<br />

erklärt Cor<strong>in</strong>na Lehmann. „Dies auch beim<br />

Reiten zu schaff en bedarf e<strong>in</strong>er genauen<br />

E<strong>in</strong>wirkung, wobei refl exauslösende Impulse<br />

mit dem Sporn s<strong>in</strong>nvoll se<strong>in</strong> können.“<br />

Damit das <strong>Pferd</strong> dafür sensibel bleibe, sei<br />

es wichtig, dass als erstes Hilfsmittel zum<br />

Treiben immer erst die Gerte genutzt werde<br />

und erst im weiterführenden Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g die<br />

<strong>in</strong>telligent benutzten Sporen.<br />

Sitz muss sich ständig ändern<br />

„Der gelungene Aufb au der <strong>Rücken</strong>muskulatur<br />

scheitert <strong>in</strong> den meisten Fällen jedoch<br />

alle<strong>in</strong> an schwerwiegenden Missverständnissen<br />

h<strong>in</strong>sichtlich Sitz und E<strong>in</strong>wirkung“, stellt<br />

Cor<strong>in</strong>na Lehmann fest. „Oft wird von vornhere<strong>in</strong><br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong> und demselben ‚richtigen‘ Sitz<br />

tra<strong>in</strong>iert: dem Versammlungssitz mit leicht<br />

zurückgeneigtem Oberkörper, schwerem<br />

und tiefem E<strong>in</strong>sitzen und ans <strong>Pferd</strong> gedrückten<br />

Schenkeln. E<strong>in</strong> Sitz, der bei weit ausgebildeten<br />

<strong>Pferd</strong>en positive Wirkungen<br />

1/2011 www.me<strong>in</strong>-pferd.de 25<br />

MP0111_22-27_Muskeln.<strong>in</strong>dd 24-25 30.11.2010 10:36:54 Uhr

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!