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Der Letzte Scho?ne Tag - WDR.de

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18. Januar 2012, 20.15 Uhr, Das Erste<br />

<strong>Der</strong> letzte schö<strong>ne</strong> <strong>Tag</strong>


2 | <strong>Der</strong> letzte schö<strong>ne</strong> <strong>Tag</strong><br />

5 <strong>Der</strong> Inhalt in Kürze<br />

5 Die Geschichte<br />

6 »Man Kann sIch seIn Leben zurücKerobern«<br />

Drehbuchautorin Dorothee schön im Gespräch<br />

Filmografie<br />

10 »Das Leben IsT eI<strong>ne</strong> seLTsaMe anGeLeGenheIT«<br />

regisseur Johan<strong>ne</strong>s Fabrick im Gespräch<br />

Filmografie<br />

13 »WIr WoLLTen WahrhaFTIG bLeIben«<br />

Wotan Wilke Möhring im Gespräch<br />

Filmografie<br />

18 »Ich fand es erstmal hart, mIt <strong>de</strong>r Wut <strong>de</strong>r<br />

hInterblIebe<strong>ne</strong>n konfrontIert zu Wer<strong>de</strong>n«<br />

Julia Koschitz im Gespräch<br />

Filmografie<br />

20 »MeIn zeuGnIs War so GuT WIe nIe«<br />

Matilda Merkel im Gespräch<br />

Filmografie<br />

21 »Ich WussTe, Dass so Was IM echTen Leben passIerT«<br />

nick Julius schuck im Gespräch<br />

Filmografie<br />

22 Rolle und Filmografie<br />

Lavinia Wilson ist ruth<br />

23 besetzung/stab


<strong>Der</strong> Part<strong>ne</strong>r, die Part<strong>ne</strong>rin, ein kind bringt sich<br />

um. ei<strong>ne</strong> schreckliche Vorstellung für je<strong>de</strong>n.<br />

rund 10.000 familien pro Jahr in <strong>de</strong>utschland<br />

müssen damit fertig, dass sich ein angehöriger<br />

das leben nimmt. die nüchter<strong>ne</strong> zahl kann nicht<br />

wie<strong>de</strong>rgeben, welch einsch<strong>ne</strong>i<strong>de</strong>n<strong>de</strong>s ereignis <strong>de</strong>r<br />

suizid ei<strong>ne</strong>s nahen Verwandten für diejenigen darstellt,<br />

die zurückbleiben.<br />

Genau davon wollten wir erzählen, als wir uns in <strong>de</strong>r<br />

<strong>WDR</strong>-Fernsehfi lm-Redaktion zur Produktion von<br />

»<strong>de</strong>r letzte schö<strong>ne</strong> tag« entschie<strong>de</strong>n haben, auf die<br />

zurückbleiben<strong>de</strong>n richtet <strong>de</strong>r film sei<strong>ne</strong> aufmerksam-<br />

keit. nicht die möglichen ursachen <strong>de</strong>r <strong>de</strong>pression,<br />

<strong>de</strong>r sybille schließlich nicht mehr standhält, stehen<br />

im Mittelpunkt, son<strong>de</strong>rn die Verzweifl ung und Hilflosigkeit<br />

<strong>de</strong>rer, die zurückbleiben und schlagartig<br />

abgeschnitten sind von <strong>de</strong>r Verbindung zu ihrer<br />

plötzlich verschwun<strong>de</strong><strong>ne</strong>n ehefrau und mutter: lars<br />

und sei<strong>ne</strong> bei<strong>de</strong>n kin<strong>de</strong>r maike und Piet, die nicht<br />

abschied <strong>ne</strong>hmen konnten.<br />

sehr präzise hat dorothee schön in ihrem drehbuch<br />

die tage nach ei<strong>ne</strong>m solchen ereignis skizziert. sie<br />

beschreibt darin auch <strong>de</strong>n in<strong>ne</strong>ren zustand dreier<br />

menschen, die <strong>de</strong>n anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s alltags standhalten<br />

müssen, <strong>de</strong>ssen emotionale mitte sie gera<strong>de</strong><br />

<strong>Der</strong> letzte schö<strong>ne</strong> <strong>Tag</strong> | 3<br />

verloren haben. <strong>de</strong>r regisseur Johan<strong>ne</strong>s fabrick hat<br />

diese sensible Vorlage in ein so realitätsnahes wie<br />

intensives drama überführt, in <strong>de</strong>m je<strong>de</strong>s einzel<strong>ne</strong><br />

<strong>de</strong>tail stimmt. Wotan Wilke möhring spielt <strong>de</strong>n Vater,<br />

<strong>de</strong>r nicht nur <strong>de</strong>n schmerz über <strong>de</strong>n Verlust sei<strong>ne</strong>r<br />

geliebten ehefrau überwin<strong>de</strong>n muss, son<strong>de</strong>rn von<br />

nun an allein für sei<strong>ne</strong> kin<strong>de</strong>r verantwortlich ist, mit<br />

ei<strong>ne</strong>r eindringlichkeit und tiefe, die sehr berührt.<br />

Gleiches gilt auch für matilda merkel und nick J.<br />

schuck als die bei<strong>de</strong>n kin<strong>de</strong>r. und Julia koschitz gelingt<br />

es, <strong>de</strong>r abwesen<strong>de</strong>n mutter nahezu oh<strong>ne</strong> Worte<br />

ei<strong>ne</strong> große Präsenz zu verleihen.<br />

für alle drei hat sich das leben schlagartig verän<strong>de</strong>rt.<br />

nichts ist mehr, wie es eben noch war. und zu alle<strong>de</strong>m<br />

stellen sich bohren<strong>de</strong> fragen nach ei<strong>ne</strong>r vermeintlichen<br />

mitverantwortung für sybilles tod. Von<br />

<strong>de</strong>r belastung auch durch <strong>de</strong>rartige fragen und<br />

<strong>de</strong>r hoffnung auf ein Weiterleben erzählt <strong>de</strong>r film<br />

»<strong>de</strong>r letzte schö<strong>ne</strong> tag«. ein schrecklich schö<strong>ne</strong>r film,<br />

<strong>de</strong>r trotz allem tieftraurigen auch fröhliche momente<br />

bereit hält.<br />

Gebhard Henke<br />

Leiter <strong>WDR</strong>-Programmbereich Fernsehfi lm,<br />

Kino und Serie


4 | <strong>Der</strong> letzte schö<strong>ne</strong> <strong>Tag</strong><br />

Ich wollte ei<strong>ne</strong>n film machen, <strong>de</strong>r zeigt, dass es bei ei<strong>ne</strong>m selbstmord in<br />

<strong>de</strong>n familien <strong>de</strong>r hinterbliebe<strong>ne</strong>n schuldgefühle gibt, sogar dann, wenn sie<br />

an <strong>de</strong>m selbstmord völlig schuldlos sind. <strong>de</strong>r film zeigt sehr klar, dass kei<strong>ne</strong>r<br />

<strong>de</strong>r nahen angehörigen die möglichkeit gehabt hätte, <strong>de</strong>n selbstmord zu<br />

verhin<strong>de</strong>rn. zum an<strong>de</strong>ren sehen wir in <strong>de</strong>m film wie wichtig es ist, dass alle<br />

beteiligten das Geschehe<strong>ne</strong> in ihr leben integrieren. alle müssen auf ihre<br />

Art, ob Kin<strong>de</strong>r o<strong>de</strong>r Erwachse<strong>ne</strong> das Geschehe<strong>ne</strong> refl ektieren, um mit dieser<br />

situation weiter leben zu kön<strong>ne</strong>n.«<br />

Kirsten Hager, Produzentin, Hager Moss Film gmbH


inhalt in Kürze<br />

Die geschichte<br />

<strong>Der</strong> letzte schö<strong>ne</strong> <strong>Tag</strong> | 5<br />

die stimme von sybille klingt am telefon eigentlich wie<br />

immer. Ihr mann lars und die bei<strong>de</strong>n kin<strong>de</strong>r kön<strong>ne</strong>n nicht<br />

ah<strong>ne</strong>n, dass ihr anruf ein endgültiger abschied und dieser<br />

sonnige tag im herbst <strong>de</strong>r letzte unbeschwerte tag für lange<br />

zeit ist. alle 45 minuten nimmt sich in <strong>de</strong>utschland ein<br />

mensch das leben. alle fünf minuten versucht es ei<strong>ne</strong>r. In<br />

<strong>de</strong>m <strong>WDR</strong>-Fernsehfi lm »<strong>Der</strong> letzte schö<strong>ne</strong> <strong>Tag</strong>« ist es die<br />

zweifache mutter, die sich nichts mehr gewünscht hat als<br />

<strong>de</strong>n tod. mit dieser entsetzlichen erkenntnis wer<strong>de</strong>n allein<br />

in <strong>de</strong>utschland Jahr für Jahr zehntausend familien konfrontiert.<br />

Ih<strong>ne</strong>n stellt sich die frage, auf die auch lars und die<br />

Kin<strong>de</strong>r ei<strong>ne</strong> Antwort fi n<strong>de</strong>n müssen. Wie kann es weitergehen,<br />

das leben, in <strong>de</strong>m ein geliebter mensch auf<br />

einmal fehlt?<br />

es ist das letzte mal, dass sie sybilles (Julia koschitz) stimme<br />

hören, doch das kön<strong>ne</strong>n lars langhoff (Wotan Wilke<br />

möhring) und die bei<strong>de</strong>n kin<strong>de</strong>r maike (matilda merkel) und<br />

Piet (nick Julius schuck) nicht ah<strong>ne</strong>n. für sie ist es jeweils<br />

nur ein ganz normales telefonat. und so reagiert die zwölfjährige<br />

maike mit gewohnt pubertärem trotz auf <strong>de</strong>n anruf<br />

ihrer mutter. auch lars und <strong>de</strong>r sechsjährige Piet sind nicht<br />

ganz bei <strong>de</strong>r sache, als sie mit sybille telefonieren. später<br />

wer<strong>de</strong>n sie ein schlechtes Gewissen haben, doch was geschehen<br />

ist, kann nicht mehr gut gemacht wer<strong>de</strong>n. sybille<br />

langhoff, 40-jährige anästhesistin, zweifache mutter und<br />

ehefrau, hat sich das leben genommen. für ihre familie in<strong>de</strong>s<br />

muss das leben weiter gehen, die schule, <strong>de</strong>r Job, <strong>de</strong>r<br />

haushalt, die ganz profa<strong>ne</strong>n dinge. trauer, selbstvorwürfe,<br />

aber auch Wut auf sybille sorgen für ei<strong>ne</strong> emotionale<br />

Gemengelage, auf die niemand vorbereitet ist. hätte er, lars,<br />

nicht merken müssen, dass sich die <strong>de</strong>pression sei<strong>ne</strong>r frau<br />

verschlimmert hat? hätte sie, maike, nicht freundlicher zu<br />

ihrer mutter sein müssen? und wie lange kann man vor Piet<br />

geheim halten, dass sei<strong>ne</strong> mutter selbstmord begangen<br />

hat? lars’ schwester ruth (lavinia Wilson) hilft, wo sie nur<br />

kann. sie ist es auch, die am Grab ein ergreifen<strong>de</strong>s Gedicht<br />

vorträgt. erst in diesem augenblick ist es um die selbstbeherrschung<br />

ihres bru<strong>de</strong>rs geschehen: er bricht zusammen.<br />

für maike ist das ein Grund zur beunruhigung: hat ihre beste<br />

freundin nicht gesagt, dass die Witwer, die am lautesten<br />

wei<strong>ne</strong>n, am sch<strong>ne</strong>llsten ei<strong>ne</strong> <strong>ne</strong>ue haben? und ist es nicht<br />

verdächtig, wie hilfsbereit und mitfühlend sich die nachbarin<br />

ihrem Vater gegenüber verhält? beim beerdigungskaffee<br />

zeigen sich lars’ eltern von ihrer unsensibelsten seite,<br />

so dass Piet erfährt, was wirklich mit sei<strong>ne</strong>r mutter geschehen<br />

ist. es gibt viel zu re<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r familie langhoff. missverständnisse<br />

müssen aufgeklärt, Wahrheiten ausgesprochen,<br />

<strong>ne</strong>ue Verhaltensweisen eingeübt wer<strong>de</strong>n. fest steht: für lars<br />

und die kin<strong>de</strong>r wird das leben nie mehr so sein, wie es einmal<br />

war. Weil sybille es nicht mehr leben wollte.


6 | <strong>Der</strong> letzte schö<strong>ne</strong> <strong>Tag</strong><br />

»man Kann siCh sein Leben zuRÜCKeRObeRn«<br />

Drehbuchautorin Dorothee Schön im Gespräch<br />

Freitod, Selbsttötung, Selbstmord – welches Wort<br />

beschreibt am besten die letzte Tat ei<strong>ne</strong>s Menschen,<br />

<strong>de</strong>r sich aufgrund ei<strong>ne</strong>r Krankheit <strong>de</strong>m leben nicht<br />

mehr gewachsen sieht und sich <strong>de</strong>n Tod wünscht?<br />

Landläufi g benutzen alle das Wort »Selbstmord«.<br />

doch »mord« impliziert ei<strong>ne</strong> Wertung, und als sün<strong>de</strong><br />

hat es die kirche ja auch früher gesehen. dagegen<br />

erscheint mir »freitod« doch zu i<strong>de</strong>alisierend. menschen,<br />

die sich aufgrund ei<strong>ne</strong>r <strong>de</strong>pression umbringen,<br />

sind nicht wirklich »frei«. »selbsttötung« klingt dagegen<br />

wie beamten<strong>de</strong>utsch. am besten passt für<br />

mich persönlich die formulierung, jemand habe sich<br />

das leben genommen.<br />

gab es ei<strong>ne</strong>n konkreten Anlass, sich dieses Themas<br />

anzu<strong>ne</strong>hmen?<br />

Ich bin selbst betroffe<strong>ne</strong>. mei<strong>ne</strong> mutter hat sich das<br />

leben genommen, und einige Jahre später auch<br />

mei<strong>ne</strong> schwester. zunächst war es für mich un<strong>de</strong>nkbar,<br />

diese Erfahrungen fi ktional zu verarbeiten. Aber<br />

ich habe im lauf <strong>de</strong>r zeit an<strong>de</strong>re menschen ken<strong>ne</strong>ngelernt,<br />

die Ähnliches erlebt haben, und so ist die<br />

I<strong>de</strong>e zu diesem film entstan<strong>de</strong>n; ein film nicht über<br />

diejenigen, die sterben wollen, son<strong>de</strong>rn über die hinterbliebe<strong>ne</strong>n<br />

nach ei<strong>ne</strong>m suizid. Ich habe in kirsten<br />

hager, <strong>de</strong>r Produzentin, von anfang an ei<strong>ne</strong> sensible<br />

und hartnäckige Part<strong>ne</strong>rin gefun<strong>de</strong>n, die tatsächlich<br />

zehn Jahre lang gefragt hat, wann ich das buch endlich<br />

schreibe …<br />

Wie haben Sie sich auf dieses Thema letztlich<br />

vorbereitet?<br />

mei<strong>ne</strong> eige<strong>ne</strong> familiengeschichte war traurigerweise<br />

die Vorbereitung auf dieses drehbuch. außer<strong>de</strong>m<br />

wur<strong>de</strong> ich von dr. Peter heinl, ei<strong>ne</strong>m Psychiater und<br />

familientherapeuten, und von lydia Willemsen,<br />

trauerbegleiterin <strong>de</strong>r caritas, fachlich hervorragend<br />

beraten. natürlich habe ich auch noch viel literatur<br />

gewälzt, um die thematik besser zu durchdringen.<br />

das schafft üblicherweise professio<strong>ne</strong>lle distanz.<br />

doch in diesem speziellen fall hat es eher dazu geführt,<br />

dass ich anfi ng paranoid zu wer<strong>de</strong>n. Ich habe<br />

plötzlich mei<strong>ne</strong>n mann und mei<strong>ne</strong> kin<strong>de</strong>r besorgt<br />

beobachtet, aus angst, mir könnte ei<strong>ne</strong> seelenkrise


ei ih<strong>ne</strong>n entgehen und ich könnte Warnzeichen<br />

übersehen. Ich war mehr als einmal kurz davor, das<br />

Projekt aufzugeben, weil es mich stark verunsichert<br />

hat. aber kirsten hager hat (glücklicherweise) nicht<br />

locker gelassen. und mit <strong>de</strong>m abschluss dieser arbeit<br />

haben sich mei<strong>ne</strong> sorgen auch wie<strong>de</strong>r gelegt.<br />

Sie haben nicht noch ei<strong>ne</strong>n an<strong>de</strong>ren Handlungsstrang<br />

zu dieser Familientragödie hinzuerfun<strong>de</strong>n, es<br />

gibt kei<strong>ne</strong> überraschen<strong>de</strong>n dramaturgischen Zuspitzungen<br />

– war für Sie von Anfang an klar, dass es vollauf<br />

genügt, die <strong>Tag</strong>e nach <strong>de</strong>m Selbstmord <strong>de</strong>r Mutter<br />

ganz und gar bei <strong>de</strong>r Familie zu bleiben und sie gewissermaßen<br />

zu beobachten?<br />

dieses buch ist völlig an<strong>de</strong>rs entstan<strong>de</strong>n als mei<strong>ne</strong><br />

drehbücher üblicherweise. es gab kein konzept, kein<br />

treatment, kei<strong>ne</strong> geplante dramaturgie. Ich habe<br />

mich einfach hingesetzt und die erste sze<strong>ne</strong> geschrieben<br />

und dann die nächste und irgendwann war das<br />

buch fertig. ursprünglich hatte ich gedacht, dass die<br />

Geschichte das erste Jahr <strong>de</strong>r familie nach <strong>de</strong>m tod<br />

<strong>de</strong>r mutter erzählen wür<strong>de</strong>, aber ganz sch<strong>ne</strong>ll habe<br />

ich gespürt, dass die dafür notwendigen zeitsprünge<br />

die Gefahr in sich bergen, dass ich ausweiche. Im film<br />

geht das ja immer so elegant: schwups, und schon<br />

ist ein monat vergangen …<br />

Was im krassen Wi<strong>de</strong>rspruch zur Realität steht ...<br />

Je<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r schon einmal <strong>de</strong>n tod ei<strong>ne</strong>s nahen angehörigen<br />

erlebt hat, weiß, wie sich das anfühlt, wenn<br />

die zeit schlagartig stillsteht. die stun<strong>de</strong>n und tage<br />

danach bren<strong>ne</strong>n sich ins Gedächtnis ein. auch nach<br />

Jahren weiß man noch, wo man gera<strong>de</strong> war, als ei<strong>ne</strong>n<br />

die to<strong>de</strong>snachricht erreichte. die Grausamkeit ei<strong>ne</strong>r<br />

solchen situation liegt ja darin, dass es eben kei<strong>ne</strong>n<br />

sch<strong>ne</strong>llen Vorlauf gibt. Im Gegenteil: ei<strong>ne</strong> art emotionale<br />

zeitlupe setzt ein. man muss funktionieren. Was<br />

gibt es bei <strong>de</strong>r beerdigung zu essen? Welchen sarg<br />

kauft man? Was sagt man <strong>de</strong>n nachbarn? Wohin<br />

mit <strong>de</strong>n persönlichen sachen <strong>de</strong>s toten? Äußerlich<br />

regelt man mechanisch die notwendigkeiten. In<strong>ne</strong>rlich<br />

ist man schockgefrostet. bei diesem buch wollte<br />

ich auch bewusst auf die üblichen dramaturgischen<br />

Wendungen verzichten, mit <strong>de</strong><strong>ne</strong>n man beim Geschichte<strong>ne</strong>rzählen<br />

operiert: dass sich beispielsweise<br />

in Akt zwei alles zuspitzt, weil die Tochter herausfi n<strong>de</strong>t,<br />

dass <strong>de</strong>r Vater doch ein Verhältnis mit <strong>de</strong>r <strong>ne</strong>tten<br />

nachbarin hatte, also mehr drama, mehr action,<br />

mehr trä<strong>ne</strong>n. doch genau das wollte ich nicht. Von <strong>de</strong>r<br />

lei<strong>de</strong>r oft üblichen for<strong>de</strong>rung nach normativer<br />

dramaturgie bin ich glücklicherweise von mei<strong>ne</strong>n<br />

Part<strong>ne</strong>rn verschont geblieben.<br />

Je<strong>de</strong>s Familienmitglied hat ei<strong>ne</strong> an<strong>de</strong>re Art, mit <strong>de</strong>n<br />

geschehnissen umzugehen. Haben sich die unterschiedlichen<br />

Arten, auf <strong>de</strong>n Selbstmord Sybilles zu<br />

<strong>Der</strong> letzte schö<strong>ne</strong> <strong>Tag</strong> | 7<br />

PERSönlIcHES: Geboren 1961 in Bonn. Ihr Studium<br />

an <strong>de</strong>r Hochschule für Fernsehen und<br />

Film in München schloss sie mit <strong>de</strong>m Drehbuch<br />

zu »Blauäugig« ab, das 1989 von Reinhard<br />

Hauff mit Götze George in <strong>de</strong>r Hauptrolle verfi<br />

lmt wur<strong>de</strong> und als <strong>de</strong>utscher Beitrag bei <strong>de</strong>n<br />

Filmfestspielen in Ve<strong>ne</strong>dig lief.<br />

FIlME/FERnSEHEn: Dorothee Schön schrieb<br />

Drehbücher für Fernseh- und Kinofi lme, darunter<br />

zahlreiche TATORT-Folgen, die u.a. von<br />

Hartmut Griesmayr, Jürgen Bretzinger, Lars<br />

Montag, Kaspar Hei<strong>de</strong>lbach und Ed Herzog<br />

verfi lmt wur<strong>de</strong>n. Als Co-Autorin brachte sie 1990 mit Hark Bohm<br />

Walter Kempowskis Roman »Herzlich Willkommen« auf die Leinwand.<br />

Es folgten Drehbücher u. a. für »Allein unter Män<strong>ne</strong>rn« (1990, Regie:<br />

Angeliki Antoniou), »Die Cellistin« (1998, Regie: Sherry Hormann),<br />

»Vater wer<strong>de</strong>n ist nicht schwer« (2004, Regie: René Heisig) und<br />

»Pik und Ama<strong>de</strong>us – Freun<strong>de</strong> wi<strong>de</strong>r Willen« (2006, Regie: Dominikus<br />

Probst). 2007 adaptierte Dorothee Schön Frank Schätzings Krimi<br />

»Mordshunger« fürs Fernsehen (Regie: Robert Adrian Pejo). Für ihr<br />

Drehbuch für <strong>de</strong>n mehrfach preisgekrönten Fernsehfi lm »Frau Böhm<br />

sagt Nein« (2009, Regie: Connie Walther) mit Senta Berger in <strong>de</strong>r<br />

Titelrolle wur<strong>de</strong> sie mit <strong>de</strong>m Grimme-Preise und <strong>de</strong>m Ernst-Sch<strong>ne</strong>i<strong>de</strong>r-<br />

Preis ausgezeich<strong>ne</strong>t. Neben ihrer Tätigkeit als Drehbuchautorin lehrt<br />

Dorothee Schön als Gastdozentin an verschie<strong>de</strong><strong>ne</strong>n Filmhochschulen.<br />

In dieser Funktion betreute sie die Erstlingsbücher von Friedrich Ani,<br />

Susan<strong>ne</strong> Sch<strong>ne</strong>i<strong>de</strong>r und Henriette Piper. Außer<strong>de</strong>m ist sie Vorstandsmitglied<br />

<strong>de</strong>r Deutschen Filmaka<strong>de</strong>mie.<br />

AKTuEllES: Im Frühjahr ist <strong>de</strong>r TATORT »<strong>Der</strong> Wald steht schwarz<br />

und schweiget« mit <strong>de</strong>n Ermittlern Lena O<strong>de</strong>nthal und Mario Kopper<br />

im Fernsehen zu sehen, für <strong>de</strong>n sie das Drehbuch geschrieben hat.<br />

Schöns jüngstes Projekt ist das Buch zu ei<strong>ne</strong>r Satire über <strong>de</strong>n Aufstieg<br />

und Fall <strong>de</strong>s ehemaligen Verteidigungsministers zu Guttenberg.<br />

reagieren, sofort erschlossen? gab es ei<strong>ne</strong> Figur, die<br />

es Ih<strong>ne</strong>n beson<strong>de</strong>rs schwer gemacht hat?<br />

auf je<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r drei Protagonisten, <strong>de</strong>n ehemann lars,<br />

die pubertieren<strong>de</strong> tochter maike und <strong>de</strong>n noch klei<strong>ne</strong>n<br />

sohn Piet, wirkt <strong>de</strong>r tod von sybille natürlich an<strong>de</strong>rs.<br />

In Piets alter besitzt ein kind noch die fähigkeit <strong>de</strong>s<br />

magischen <strong>de</strong>nkens. für Piet ist sei<strong>ne</strong> mutter noch<br />

da, vor allem im zwielicht <strong>de</strong>s einschlafens o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />

verträumten einsamkeit auf ei<strong>ne</strong>r Parkbank. die<br />

erwachse<strong>ne</strong>n halten ihn aus allem raus, in <strong>de</strong>m Glauben,<br />

ihn zu scho<strong>ne</strong>n, dabei scho<strong>ne</strong>n sie damit eigentlich<br />

sich selbst. Je jünger ein Kind ist, <strong>de</strong>sto häufi ger<br />

glauben wir erwachse<strong>ne</strong>n, dass es nicht so viel »mitkriegt«.<br />

doch das Gegenteil ist <strong>de</strong>r fall: kin<strong>de</strong>r sind<br />

seismographen ihrer umwelt, auch wenn sie das<br />

noch nicht verbalisieren kön<strong>ne</strong>n.<br />

An<strong>de</strong>rs Piets ältere Schwester Maike ...<br />

Sie wird einbezogen und refl ektiert, was passiert. Aber<br />

gera<strong>de</strong> <strong>de</strong>shalb ist sie auch beson<strong>de</strong>rs empfänglich<br />

© rowohlt/hergen schimpf


8 | <strong>Der</strong> letzte schö<strong>ne</strong> <strong>Tag</strong><br />

für kränkungen und Vorwürfe. die harmlosen pubertären<br />

reibereien mit <strong>de</strong>r mutter bleiben durch ihren<br />

tod oh<strong>ne</strong> ei<strong>ne</strong> chance auf Versöhnung auf ewig im<br />

raum stehen. das ist beson<strong>de</strong>rs grausam in ei<strong>ne</strong>r<br />

Phase <strong>de</strong>s lebens, in <strong>de</strong>r man sei<strong>ne</strong> eige<strong>ne</strong> I<strong>de</strong>ntität<br />

entwickeln möchte, und sei es auch in abgrenzung<br />

und konfrontation zu <strong>de</strong>n eige<strong>ne</strong>n eltern. eigentlich<br />

ist die Pubertät für sich genommen ja schon drama<br />

genug, und dann kommt <strong>de</strong>r Verlust <strong>de</strong>r mutter für<br />

maike noch obendrauf. das ist hart.<br />

und lars, <strong>de</strong>r Vater?<br />

er steckt in ei<strong>ne</strong>m doppelten dilemma: er ist selbst<br />

existenziell verletzt und verunsichert, will aber für die<br />

kin<strong>de</strong>r stark sein. Wür<strong>de</strong> es <strong>de</strong>n kin<strong>de</strong>rn helfen, wenn<br />

er ih<strong>ne</strong>n sei<strong>ne</strong> wi<strong>de</strong>rstreiten<strong>de</strong>n Gefühle zeigt? o<strong>de</strong>r<br />

wür<strong>de</strong> es sie noch mehr belasten? Gleichzeitig<br />

kämpft er mit ei<strong>ne</strong>m übermächtigen schuldgefühl.<br />

und mit ohnmacht. mit einsamkeit. und irgendwann<br />

auch mit Wut. dazu die gesteigerten Widrigkeiten<br />

<strong>de</strong>s Alltags, Probleme mit <strong>de</strong>r Arbeit, fi nanzielle<br />

sorgen, verständnislose mitmenschen.<br />

Es fi el mir nicht schwer, mich in die Hauptfi guren<br />

hi<strong>ne</strong>inzufühlen. Problematisch waren für mich eher<br />

die Nebenfi guren, die sich taktlos verhalten: Sybilles<br />

chef o<strong>de</strong>r lars eltern. Ich wollte auf kei<strong>ne</strong>n fall, dass<br />

man in ih<strong>ne</strong>n mitschuldige an <strong>de</strong>m suizid sieht, weil<br />

es ja gera<strong>de</strong> darum gehen sollte, dass die schuldfrage<br />

per se falsch ist. Ich bin sicher: Wären die etwas übergriffi<br />

gen Eltern nicht die von Lars, son<strong>de</strong>rn die <strong>de</strong>r<br />

toten sybille, man hätte sofort gemutmaßt, dass<br />

genau dort die ursache für sybilles <strong>de</strong>pressio<strong>ne</strong>n zu<br />

fi n<strong>de</strong>n ist. Das wollte ich vermei<strong>de</strong>n. Auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren<br />

seite sind solche unsensiblen reaktio<strong>ne</strong>n nun mal<br />

allgegenwärtig und sollten daher auch teil <strong>de</strong>r Geschichte<br />

sein.<br />

<strong>Der</strong> Film erzählt von Trauer und Abschied<strong>ne</strong>hmen,<br />

zeigt aber auch, dass es diese Familie schafft, weiterzuleben<br />

und auch wie<strong>de</strong>r zu lachen. Wie wichtig ist<br />

Ih<strong>ne</strong>n diese Aussage?<br />

es heißt ja immer: die zeit heilt alle Wun<strong>de</strong>n. das<br />

stimmt nicht. das glauben nur die, die unverwun<strong>de</strong>t<br />

sind. Wun<strong>de</strong>n wie diese hinterlassen narben für<br />

immer. aber man lernt, mit ih<strong>ne</strong>n zu leben. und man<br />

kann sich sein leben zurückerobern, intensiver als<br />

je zuvor. das ist ein langer Prozess.<br />

Haben Sie das gefühl, dass Themen wie Depression<br />

und Suizid noch immer tabuisiert wer<strong>de</strong>n?<br />

diese themen sind in <strong>de</strong>n letzten Jahren zwar enttabuisiert<br />

wor<strong>de</strong>n, was die betroffe<strong>ne</strong>n selbst betrifft.<br />

doch um die angehörigen kümmert sich eigentlich<br />

niemand. und nicht nur das: zu <strong>de</strong>n Vorwürfen, die<br />

sich die hinterbliebe<strong>ne</strong>n selbst machen, kommen<br />

noch die sehr subtilen schuldzuweisungen ihrer umwelt<br />

obendrauf.


Tatsächlich?<br />

amerikanische Psychologen haben untersucht, wie<br />

suizid-angehörige von außenstehen<strong>de</strong>n eingeschätzt<br />

wer<strong>de</strong>n. dazu erstellten sie ein tonband, auf<br />

<strong>de</strong>m ei<strong>ne</strong> frau über <strong>de</strong>n tod ihres man<strong>ne</strong>s spricht.<br />

die aufnahme wur<strong>de</strong> kopiert, <strong>de</strong>r text blieb i<strong>de</strong>ntisch<br />

bis auf die to<strong>de</strong>sursache. In ei<strong>ne</strong>r Version war <strong>de</strong>r<br />

mann angeblich an ei<strong>ne</strong>m autounfall gestorben und<br />

in <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren hieß es, er habe sich umgebracht. diese<br />

aufnahmen wur<strong>de</strong>n zwei Gruppen von stu<strong>de</strong>nten<br />

vorgespielt, welche anschließend die trauern<strong>de</strong> beschreiben<br />

sollten. fazit: die stu<strong>de</strong>nten <strong>de</strong>r zweiten<br />

Gruppe schätzten die frau weit <strong>ne</strong>gativer ein als die<br />

<strong>de</strong>r ersten. sie beschrieben die frau als psychisch<br />

labiler, unsympathischer, beschämter und am tod<br />

<strong>de</strong>s man<strong>ne</strong>s schuldiger.<br />

Warum ist das so?<br />

Ganz einfach: man braucht ei<strong>ne</strong> erklärung. Wir sind<br />

alle Gefange<strong>ne</strong> <strong>de</strong>s kausalitätsprinzips. Irgendjemand<br />

muss doch schuld sein. als angehöriger spürt man<br />

das. es verunsichert. zeigt man sich introvertiert o<strong>de</strong>r<br />

trauernd, <strong>de</strong>nken an<strong>de</strong>re, man sei selbst <strong>de</strong>pressiv<br />

und irgendwie »gestört«. Ist man dagegen stark o<strong>de</strong>r<br />

gar lebenslustig, dann wird oft unterstellt, man überspiele<br />

o<strong>de</strong>r verdränge. man kann also nichts mehr<br />

richtig machen. alles wird, wie in <strong>de</strong>m beschriebe<strong>ne</strong>n<br />

psychologischen experiment, im hinblick auf <strong>de</strong>n<br />

suizid interpretiert.<br />

Was kann o<strong>de</strong>r soll ein Film wie »<strong>Der</strong> letzte schö<strong>ne</strong><br />

<strong>Tag</strong>« bei <strong>de</strong>n Zuschauern bewirken?<br />

alle 45 minuten nimmt sich in <strong>de</strong>utschland ein<br />

mensch das leben. alle fünf minuten versucht es<br />

ei<strong>ne</strong>r. Vielleicht sensibilisiert <strong>de</strong>r film für die konsequenzen.<br />

<strong>de</strong>nn immer bleibt ei<strong>ne</strong> familie zurück,<br />

freun<strong>de</strong> und arbeitskollegen. Vielleicht tröstet <strong>de</strong>r<br />

film <strong>de</strong>n ein o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren betroffe<strong>ne</strong>n, <strong>de</strong>r sich<br />

verstan<strong>de</strong>n und gewürdigt fühlt, wenn er sieht, dass<br />

er nicht allein ist. Vielleicht ermöglicht <strong>de</strong>r film das<br />

offe<strong>ne</strong> Gespräch darüber. das könnte ein anfang sein.<br />

Wie ist es Ih<strong>ne</strong>n selbst ergangen, als Sie <strong>de</strong>n Film<br />

zum ersten Mal gesehen haben?<br />

Ich habe ihn mir extra in nüchter<strong>ne</strong>r stimmung an<br />

ei<strong>ne</strong>m sonnigen mittag auf mei<strong>ne</strong>m alten Pc angesehen,<br />

aber es half nichts: Ich musste trotz<strong>de</strong>m wei<strong>ne</strong>n.<br />

Wotan Wilke möhring, <strong>de</strong>r ja als typ ein sehr männlicher<br />

mann ist, spielt diese existenzielle krise so<br />

atemberaubend glaubhaft, dass man sich <strong>de</strong>m gar<br />

nicht entziehen kann. Genauso intensiv spielen<br />

mathilda merkel und nick Julius schuck als sei<strong>ne</strong><br />

kin<strong>de</strong>r. Ihre Gesichter vergisst man nicht. das geht<br />

wirklich ans herz. Johan<strong>ne</strong>s fabrick, <strong>de</strong>r regisseur, hat<br />

Großartiges geleistet und bis in die kleinsten <strong>ne</strong>benrollen<br />

<strong>de</strong>n ton genau getroffen. und das war schwer:<br />

er hat jeglichem kitsch genauso wi<strong>de</strong>rstan<strong>de</strong>n wie<br />

<strong>de</strong>r Versuchung, sich in<strong>ne</strong>rlich zu distanzieren o<strong>de</strong>r<br />

auszuweichen. auch die erzählerische Gratwan<strong>de</strong>rung,<br />

die in <strong>de</strong>n rückblen<strong>de</strong>n liegt, hat er wun<strong>de</strong>rbar<br />

und ganz organisch umgesetzt. die kamera von<br />

helmut Pirnat ist we<strong>de</strong>r aufdringlich nah, noch distanziert<br />

o<strong>de</strong>r kühl beobachtend. die ausstattung von<br />

thilo mengler hat das zuhause <strong>de</strong>r familie so authentisch<br />

und »ungestylt« kreiert, dass man das Gefühl<br />

hat, die familie tatsächlich zu ken<strong>ne</strong>n.<br />

Sie schei<strong>ne</strong>n rundum zufrie<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>m Ergebnis<br />

zu sein ...<br />

Vielleicht ist es unpassend, wenn ich als autorin<br />

mei<strong>ne</strong> freu<strong>de</strong> über das ergebnis in ei<strong>ne</strong>m Presseheft<br />

so unverblümt äußere. aber das ist mir in diesem<br />

falle wurscht. mehr noch: Ich möchte mich auch bei<br />

<strong>de</strong>n redakteuren anke krause und Götz schme<strong>de</strong>s<br />

bedanken, die sich kompromisslos und mutig vom<br />

ersten tag auf diesen stoff eingelassen haben, oh<strong>ne</strong><br />

Wenn und aber. sie und ihre chefs Gebhard henke<br />

und barbara buhl haben uns vertraut und uns größte<br />

freiheit gelassen, obwohl <strong>de</strong>r stoff schwierig und<br />

»an<strong>de</strong>rs« war. darüber bin ich sehr glücklich.<br />

<strong>Der</strong> letzte schö<strong>ne</strong> <strong>Tag</strong> | 9


10 | <strong>Der</strong> letzte schö<strong>ne</strong> <strong>Tag</strong><br />

»Das Leben ist<br />

ei<strong>ne</strong> seLtsame angeLegenheit«<br />

Regisseur Johan<strong>ne</strong>s Fabrick im Gespräch<br />

Welche Reaktio<strong>ne</strong>n gab es, als Sie an<strong>de</strong>ren Menschen –<br />

Freun<strong>de</strong>n, Verwandten – erzählt haben, wovon Ihr<br />

<strong>ne</strong>uer Film han<strong>de</strong>lt?<br />

da ist meist ei<strong>ne</strong> kurze Pause, nicht lang, aber doch<br />

zu bemerken. das ist <strong>de</strong>r moment <strong>de</strong>r ratlosigkeit.<br />

und dann kommt etwas wie »harter stoff«. o<strong>de</strong>r –<br />

und das geschah überraschend häufig – es zeigte sich<br />

ei<strong>ne</strong> ganz persönliche betroffenheit, weil näher o<strong>de</strong>r<br />

weiter im umfeld selbstmord thema war. dann spürt<br />

man, wie relevant die Geschichte ist.<br />

Hat Sie das Thema schon beschäftigt, bevor Sie sich<br />

wegen <strong>de</strong>s Films damit auseinan<strong>de</strong>rgesetzt haben?<br />

Ich gehöre auch zu <strong>de</strong>n 10.000, die pro Jahr in<br />

<strong>de</strong>utschland in <strong>de</strong>r familie betroffen sind. ein selbstmord<br />

hat mein leben ziemlich auf <strong>de</strong>n kopf gestellt.<br />

das thema ist also schon lange sehr präsent.<br />

Jenseits dieser persönlichen Erfahrung – wie haben<br />

Sie sich auf dieses Projekt vorbereitet?<br />

nicht sehr an<strong>de</strong>rs als sonst. für mich ist ein film<br />

ei<strong>ne</strong> art Wesen, das aus <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>enwelt in erscheinung<br />

treten will. es nimmt kontakt auf mit ei<strong>ne</strong>m autor,<br />

ei<strong>ne</strong>m Produzenten und früher o<strong>de</strong>r später mit ei<strong>ne</strong>m<br />

regisseur. Ist das geschehen und bin ich dieser regisseur,<br />

versuche ich hinzuhorchen, wie <strong>de</strong>r film wer<strong>de</strong>n<br />

will. Ich <strong>de</strong>nke mir nicht viel aus, ich lausche mehr.<br />

dann wer<strong>de</strong>n die figuren und die sze<strong>ne</strong>n ausgelotet,


in folge geschieht das gemeinsam mit <strong>de</strong>n schauspielern<br />

bei <strong>de</strong>n Proben, motive wer<strong>de</strong>n gesucht<br />

et cetera.<br />

Wie eng haben Sie mit Dorothee Schön<br />

zusammengearbeitet?<br />

dorothee schön hat ei<strong>ne</strong> großartiges buch abgeliefert,<br />

und das bereits in <strong>de</strong>r ersten fassung. so etwas<br />

hatte ich noch nicht erlebt. man stutzt und zweifelt<br />

kurz an <strong>de</strong>r eige<strong>ne</strong>n kritikfähigkeit, aber wir waren<br />

uns bald einig: das buch ist tatsächlich so gut. da<br />

sind kei<strong>ne</strong> bemühten szenischen konstrukte, alles ist<br />

u<strong>ne</strong>rhört simpel und genau <strong>de</strong>shalb in <strong>de</strong>r summe so<br />

berührend. Wir hatten noch einige Gespräche, bei<br />

<strong>de</strong><strong>ne</strong>n sch<strong>ne</strong>ll klar wur<strong>de</strong>, dass wir in <strong>de</strong>nken und<br />

fühlen nah beieinan<strong>de</strong>r sind – und daran hat sich bis<br />

zum abschluss <strong>de</strong>s Projekts nichts geän<strong>de</strong>rt. Ich bin<br />

sehr dankbar, dass ich diesen film machen durfte.<br />

Ei<strong>ne</strong> Frau begeht Selbstmord, zwei Kin<strong>de</strong>r verlieren<br />

ihr Mutter, ein lieben<strong>de</strong>r Ehemann sei<strong>ne</strong> Frau. Wie<br />

emotional war dieser Dreh für Sie und Ihr Team?<br />

für mich war <strong>de</strong>r dreh sehr emotional. Ich war dünnheutig<br />

und musste gelegentlich auch wei<strong>ne</strong>n, wenn<br />

ich Wotan und <strong>de</strong>n kin<strong>de</strong>rn zusah. auch im team hat<br />

es die ei<strong>ne</strong> o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren gelegentlich erwischt.<br />

Wir haben das nicht unterdrückt, und gera<strong>de</strong> <strong>de</strong>shalb<br />

war die stimmung sehr herzlich und gut.<br />

Kann man so etwas nach ei<strong>ne</strong>m Drehtag einfach<br />

abschütteln o<strong>de</strong>r verfolgt das Thema ei<strong>ne</strong>n weiter?<br />

Wenn ich ei<strong>ne</strong>n film drehe, ist er immer tag und<br />

nacht bei mir. das ist auch gut so. er sagt mir, ob ich<br />

auf <strong>de</strong>m richtigen Weg bin. bei »<strong>de</strong>r letzte schö<strong>ne</strong><br />

tag« be<strong>de</strong>utete das allerdings viel trauer. das thema<br />

konfrontiert uns ja auch mit ei<strong>ne</strong>r tiefen ratlosigkeit,<br />

mit ei<strong>ne</strong>r ohnmacht <strong>de</strong>m lei<strong>de</strong>n gegenüber, und das<br />

auszuhalten ist oft schwer. Ich bin da sehr dankbar<br />

für mei<strong>ne</strong> mitarbeiter helmut Pirnat an <strong>de</strong>r kamera<br />

und mei<strong>ne</strong>n regieassistenten Günther ruck<strong>de</strong>schel,<br />

die weit über das Professio<strong>ne</strong>lle auch menschlich mit<br />

mir waren. und über die besuche mei<strong>ne</strong>r Produzentin<br />

kirsten hager. das war sehr aufbauend.<br />

<strong>Der</strong> Film zeigt auch, wie es die Familie langsam<br />

schafft, <strong>de</strong>n ersten <strong>Scho</strong>ck zu überwin<strong>de</strong>n ...<br />

das leben ist ei<strong>ne</strong> seltsame angelegenheit. es gibt<br />

momente, da schei<strong>ne</strong>n wir sicher, dass nichts und<br />

auch gar nichts uns trösten kann. Und dann fliegt ein<br />

Vogel vorbei und schreit o<strong>de</strong>r sonst irgen<strong>de</strong>i<strong>ne</strong> banalität<br />

ereig<strong>ne</strong>t sich, und oh<strong>ne</strong> dass sich das Problem<br />

gelöst hätte, fühlen wir uns doch leichter. dann<br />

scheint sogar ein scheues lächeln möglich ... Ich<br />

weiß nicht, was uns hoffnung gibt, aber beim durchschnittsmenschen<br />

stellt sie sich ein, so wie er einatmet<br />

und hungrig wird. Ich glaube, das meint man,<br />

wenn man sagt: »das leben geht weiter.« so habe<br />

ich das auch im film gesehen. für die familie gibt es<br />

in <strong>de</strong>m sinn kei<strong>ne</strong> hoffnung, aber das leben geht<br />

weiter, und <strong>de</strong>shalb gibt es auch Momente flüchtiger<br />

freu<strong>de</strong>.<br />

War es nicht gera<strong>de</strong> für die bei<strong>de</strong>n jungen Schauspieler<br />

– die Kin<strong>de</strong>r – sehr belastend, sich in ei<strong>ne</strong><br />

solche Situation hi<strong>ne</strong>inzu<strong>de</strong>nken?<br />

es war nicht so schlimm. natürlich gab es heftige<br />

<strong>Tag</strong>e. Da flossen die Trä<strong>ne</strong>n nicht nur vor <strong>de</strong>r Kamera.<br />

<strong>de</strong>r Gefühlskörper war sehr fragil, aber wir haben uns<br />

in <strong>de</strong>r Vorbereitung und <strong>de</strong>n Proben ei<strong>ne</strong> gute, tragfähige<br />

Grundlage geschaffen.<br />

Wie haben Sie ih<strong>ne</strong>n dabei geholfen?<br />

Vor allem klei<strong>ne</strong>n kin<strong>de</strong>rn versuche ich beizubringen,<br />

wie sie in ei<strong>ne</strong> situation hi<strong>ne</strong>ingehen und wie<strong>de</strong>r<br />

heraus kön<strong>ne</strong>n. das ist wichtig für ihr seelisches<br />

<strong>Der</strong> letzte schö<strong>ne</strong> <strong>Tag</strong> | 11<br />

PERSönlIcHES: Geboren 1958 in Wien. Studium<br />

an <strong>de</strong>r Wie<strong>ne</strong>r Filmaka<strong>de</strong>mie mit <strong>de</strong>n Abschlüssen<br />

Diplom und Magister in <strong>de</strong>n Fächern<br />

Drehbuch und Regie.<br />

FIlME/FERnSEHEn: Seit <strong>de</strong>n 1980er Jahren ist<br />

Johan<strong>ne</strong>s Fabrick als Regisseur und Autor tätig.<br />

Für sei<strong>ne</strong> Arbeiten wur<strong>de</strong> er mit zahlreichen<br />

Auszeichnungen geehrt. »Und morgen geht die<br />

Son<strong>ne</strong> wie<strong>de</strong>r auf« (2000, Nominierung für <strong>de</strong>n<br />

Deutschen Fernsehpreis), »Schleu<strong>de</strong>rtrauma«<br />

(2002, Romy für »Beste Regie«). Mehrfach arbeitete<br />

er mit Wotan Wilke Möhring zusammen, so in <strong>de</strong>m Drama<br />

»Kuckuckszeit« (2007), das mit <strong>de</strong>m TV-Produzentenpreis beim Filmfest<br />

Hamburg ausgezeich<strong>ne</strong>t wur<strong>de</strong>, und in »Ein riskantes Spiel«<br />

(2008). »<strong>Der</strong> kalte Himmel«, das einfühlsame Drama um ein autistisches<br />

Kind, wird 2011 in <strong>de</strong>r Kategorie »Bester Fernsehfilm« für <strong>de</strong>n<br />

Deutschen Fernsehpreis nominiert. Den zweiten TV-Produzentenpreis<br />

beim Hamburger Filmfest gab es in diesem Jahr für Fabricks<br />

jüngste Produktion »Tödlicher Rausch«. Aber auch im Komödienfach<br />

ist Johan<strong>ne</strong>s Fabrick zu Hause. So schrieb und inszenierte er nach<br />

»Hexenküsse« (2005; Buch und Regie), die Screwball-Komödie »Die<br />

Ohrfeige« (2005) und setzte in <strong>de</strong>r Liebeskomödie »Schlaflos in<br />

Ol<strong>de</strong>nburg« (2010) Suzan<strong>ne</strong> von Borsody eindrucksvoll in Sze<strong>ne</strong>.<br />

WEITERE AuSZEIcHnungEn: Österreichischer Filmför<strong>de</strong>rpreis und<br />

Dr. Karl-Ren<strong>ne</strong>r Preis 1981 für <strong>de</strong>n Dokumentarfilm »Mama«. 1982 und<br />

1983 Gol<strong>de</strong><strong>ne</strong>r Bobby in <strong>de</strong>r Kategorie »Bester Film« für »Weit weit<br />

weg« und »Nachtstücke«, Fabricks Diplomfilm an <strong>de</strong>r Filmaka<strong>de</strong>mie<br />

Wien.<br />

AKTuEllES: Abgedreht ist das Ehedrama »In guten wie in schlechten<br />

Zeiten«, in <strong>de</strong>m unter Fabricks Regie Julia Koschitz die weibliche<br />

Hauptrolle spielt.


12 | <strong>Der</strong> letzte schö<strong>ne</strong> <strong>Tag</strong><br />

Wohlbefi n<strong>de</strong>n und Teil mei<strong>ne</strong>r Verantwortung. Ich<br />

habe da ein paar klei<strong>ne</strong> Übungen entwickelt. außer<strong>de</strong>m<br />

gebe ich acht. dann spüre ich rechtzeitig, wenn<br />

sich was zusammenbraut, und kann ausgleichen.<br />

kin<strong>de</strong>rn unter sieben Jahren muss man auch viel<br />

vorzeigen, damit sie fühlen, dass sie in ei<strong>ne</strong> an<strong>de</strong>re<br />

Biografi e schlüpfen. Mit älteren kann man mehr<br />

sprechen.<br />

Julia Koschitz hat als Sybille nur wenige Sze<strong>ne</strong>n,<br />

wirkt aber sehr präsent. Wie sind Sie mit ihr zusammen<br />

diese Figur angegangen?<br />

Julia koschitz ist ei<strong>ne</strong> wun<strong>de</strong>rbare schauspielerin. Ich<br />

war so angetan von ihr, dass sie in mei<strong>ne</strong>m nächsten<br />

film die hauptrolle spielte. Wir haben versucht, das<br />

Wesen <strong>de</strong>r <strong>de</strong>pression zu verstehen, diese schreckliche<br />

logik, die immer mehr in Isolation und <strong>ne</strong>gativität<br />

führt. Julia hat das verstan<strong>de</strong>n, konnte es <strong>de</strong>nken<br />

und in folge verkörpern. da genügen wenige auftritte,<br />

und die figur wird fassbar und echt.<br />

»<strong>Der</strong> letzte schö<strong>ne</strong> <strong>Tag</strong>« ist Ihre dritte Zusammenarbeit<br />

mit Wotan Wilke Möhring. Was hat Sie so<br />

sicher gemacht, dass er <strong>de</strong>r richtige für die schwierige<br />

Rolle <strong>de</strong>s lars langhoff ist?<br />

Wotan ist ein aufrichtiger mensch. er ist sehr intelligent<br />

und nicht eitel. man kann mit ihm an allen<br />

zwischentö<strong>ne</strong>n arbeiten. diese mischung aus privater<br />

aufrichtigkeit und schauspielerischem feingefühl ist<br />

für die rolle i<strong>de</strong>al. außer<strong>de</strong>m hat er ein echtes herz<br />

für die kin<strong>de</strong>r, und das spüren die. er war ih<strong>ne</strong>n ei<strong>ne</strong><br />

große stütze und insbeson<strong>de</strong>re für nick bald ein Idol.<br />

War die Sze<strong>ne</strong> <strong>de</strong>s Zusammenbruchs von lars<br />

langhoff ei<strong>ne</strong> beson<strong>de</strong>rs große Herausfor<strong>de</strong>rung?<br />

Wir haben diese sze<strong>ne</strong> mit mehreren kameras und<br />

nur einmal gedreht. so was ist nur echt, wenn <strong>de</strong>r<br />

schauspieler tatsächlich als mensch tief in <strong>de</strong>n<br />

schmerz geht und dann versucht, ihn zu unterdrücken<br />

– bis es eben nicht mehr geht. Wotan versteht<br />

das, und er hat die menschliche Größe, sich<br />

darauf einzulassen. rundum muss ein raum geschaffen<br />

wer<strong>de</strong>n, in <strong>de</strong>m sich echtes zutragen kann.<br />

das ist mei<strong>ne</strong> aufgabe. Gemeinsam mit <strong>de</strong>m team<br />

ist uns das, <strong>de</strong>nke ich, gelungen.<br />

Den Film zeich<strong>ne</strong>t auch sein Verzicht aufs Melodramatische<br />

aus. Er zwingt <strong>de</strong>n Zuschauern kein Mitgefühl<br />

auf, das stellt sich ganz von selbst ein.<br />

War »<strong>Der</strong> letzte schö<strong>ne</strong> <strong>Tag</strong>« für Sie ein Anlass, noch<br />

einmal über die Darstellung von emotionalen Ausnahmezustän<strong>de</strong>n<br />

nachzu<strong>de</strong>nken?<br />

das hängt mit <strong>de</strong>m zusammen, was ich gera<strong>de</strong> schon<br />

ange<strong>de</strong>utet habe: <strong>de</strong>r schlechte schauspieler versucht<br />

möglichst emotional zu sein. Was dabei rauskommt,<br />

ist meist melodramatisch und kitschig. <strong>de</strong>m<br />

echten menschen kommen sei<strong>ne</strong> Gefühle ja meistens<br />

in die Quere. er will funktionieren und nicht emotional<br />

sein, doch in manchen situatio<strong>ne</strong>n scheitert er. nicht<br />

er hat dann Gefühle, die Gefühle haben ihn. und genau<br />

so muss es Filmfi guren gehen. Dann verkörpern<br />

sie echte menschen.


»WiR WOLLten WahRhaFtig bLeiben«<br />

Wotan Wilke Möhring im Gespräch<br />

Herr Möhring, welches Bild haben Sie von lars<br />

langhoff?<br />

es gibt bei ihm verschie<strong>de</strong><strong>ne</strong> ebe<strong>ne</strong>n – <strong>de</strong>r trauer, <strong>de</strong>r<br />

anklage, <strong>de</strong>r Wut, <strong>de</strong>s völligen unverständnisses, <strong>de</strong>r<br />

frage nach <strong>de</strong>m Warum. lars muss ler<strong>ne</strong>n, erst einmal<br />

in<strong>ne</strong>zuhalten. es ist zwar schön und gut und mit<br />

sicherheit auch richtig, dass das leben weitergeht. es<br />

geht aber nur weiter, wenn wir einmal kurz anhalten<br />

und <strong>de</strong>n ballast, <strong>de</strong>n wir mit uns herumschleppen,<br />

auf irgen<strong>de</strong>i<strong>ne</strong> art verarbeiten. und das probiert er<br />

dann ja auch mit sei<strong>ne</strong>n kin<strong>de</strong>rn. nur so geht es gesund<br />

weiter. man kann natürlich auch einfach<br />

schweigen. kei<strong>ne</strong>r spricht über <strong>de</strong>n tod, und alle<br />

wer<strong>de</strong>n zu seelischen krüppeln.<br />

Die geliebte Ehefrau nimmt sich das leben, auf<br />

einmal steht <strong>de</strong>r Vater mit zwei Kin<strong>de</strong>rn allei<strong>ne</strong> da –<br />

wie bereitet man sich auf so ei<strong>ne</strong> Rolle vor?<br />

es gibt rollen, und das ist so ei<strong>ne</strong>, auf die man sich<br />

nicht so richtig vorbereiten kann. da gibt es ja nichts,<br />

was so aussehen muss, als habe man es sein leben<br />

lang gemacht. Wir begeg<strong>ne</strong>n ja mit lars diesem<br />

<strong>Der</strong> letzte schö<strong>ne</strong> <strong>Tag</strong> | 13<br />

schmerz, und dieser schmerz ist komplett <strong>ne</strong>u für<br />

ihn. <strong>de</strong>swegen konnte und durfte man sich nicht auf<br />

diese rolle vorbereiten, weil <strong>de</strong>r schmerz ei<strong>ne</strong>n<br />

treffen sollte wie ei<strong>ne</strong> bombe.<br />

Ken<strong>ne</strong>n Sie so ei<strong>ne</strong> Erfahrung aus <strong>de</strong>m wirklichen<br />

leben?<br />

dass ei<strong>ne</strong>n etwas trifft wie ei<strong>ne</strong> bombe, das habe ich<br />

schon mal erlebt. Ich ken<strong>ne</strong> natürlich auch schmerz.<br />

Sicher waren es emotional sehr for<strong>de</strong>rn<strong>de</strong><br />

Dreharbeiten.<br />

Ja, das war schon ziemlich aufwühlend. die Geburt<br />

mei<strong>ne</strong>s soh<strong>ne</strong>s hat mich zwar abgelenkt. aber<br />

gleichzeitig wird man durch solch ein ereignis natürlich<br />

noch durchlässiger für emotio<strong>ne</strong>n aller art. Ja,<br />

das war schon ei<strong>ne</strong> anstrengen<strong>de</strong> reise. zum Glück<br />

wur<strong>de</strong> sie von Johan<strong>ne</strong>s fabrick geführt. bei ei<strong>ne</strong>m<br />

an<strong>de</strong>ren regisseur hätte ich mich wahrscheinlich<br />

nicht so fallenlassen kön<strong>ne</strong>n. und das war für diese<br />

rolle sehr wichtig.


14 | <strong>Der</strong> letzte schö<strong>ne</strong> <strong>Tag</strong><br />

PERSönlIcHES: Geboren 1967 in Nordrhein-Westfalen.<br />

Wotan Wilke Möhring hat ei<strong>ne</strong> Ausbildung als Elektriker<br />

absolviert, hat Kommunikation studiert, als Mo<strong>de</strong>l für<br />

Vivien<strong>ne</strong> Westwood gearbeitet und Musik gemacht –<br />

und zählt heute zu <strong>de</strong>n renommiertesten und vielbeschäftigsten<br />

<strong>de</strong>utschen Schauspielern.<br />

FIlME/FERnSEHEn: Möhring überzeugt in anspruchsvollen<br />

und ausgezeich<strong>ne</strong>ten Kinofi lmen und Fernsehdramen<br />

genauso wie in Komödien. Zu sei<strong>ne</strong>r umfangreichen<br />

Filmografi e gehören u.a. »Das Experiment« (Regie:<br />

Oliver Hirschbiegel), »Lammbock« (Regie: Christian Zübert,<br />

bei<strong>de</strong> 2001), »Die Hoffnung stirbt zuletzt« (2002; Regie:<br />

Marc Rothemund), »Almost Heaven« (2005; Regie: Ed<br />

Herzog), das Familiendrama »Gegenüber« (2007; Regie<br />

Jan Bonny), das bei <strong>de</strong>n Filmfestspielen in Ve<strong>ne</strong>dig gezeigt<br />

wur<strong>de</strong>, »Kuckuckszeit« (2007) und »Ein riskantes<br />

Spiel« (2008, bei<strong>de</strong> unter <strong>de</strong>r Regie von Johan<strong>ne</strong>s Fabrick),<br />

»Zwölf Winter« (2009; Regie: Thomas Stiller), Fatih Akins<br />

»Soul Kitchen« (2009), Jo Baiers Historiendrama »Henri IV«<br />

(2010), »Män<strong>ne</strong>rherzen 1 und 2 (2009/2011; Regie: Simon<br />

Verhoeven) – <strong>de</strong>r zweite Teil wur<strong>de</strong> soeben mit <strong>de</strong>m<br />

Bambi ausgezeich<strong>ne</strong>t – und »Freilaufen<strong>de</strong> Män<strong>ne</strong>r« (2011;<br />

Regie: Matthias Tiefenbacher). <strong>Der</strong> Kurzfi lm »Raju« (Regie:<br />

Max Zähle), in <strong>de</strong>m er die Hauptrolle spielt, wur<strong>de</strong> 2011<br />

mit <strong>de</strong>m begehrtesten Nachwuchspreis <strong>de</strong>r Welt, <strong>de</strong>m<br />

Stu<strong>de</strong>nt Aca<strong>de</strong>my Award, ausgezeich<strong>ne</strong>t. Für sei<strong>ne</strong> schauspielerische<br />

Leistung in <strong>de</strong>m Vergewaltigungsdrama<br />

»<strong>Der</strong> Brand« (2011; Regie: Brigitte Maria Bertele) wur<strong>de</strong><br />

Wotan Wilke Möhring Mitte November beim Thessaloniki<br />

International Film Festival mit <strong>de</strong>m Preis als bester<br />

Darsteller geehrt. Heftig diskutiert wur<strong>de</strong> auch Kilian<br />

Riedhofs Fernsehfi lm »Homevi<strong>de</strong>o« (2011), <strong>de</strong>r sich mit<br />

<strong>de</strong>m so genannten Cyber-Mobbing auseinan<strong>de</strong>rsetzt. In<br />

<strong>de</strong>m Film, <strong>de</strong>r in diesem Jahr sowohl <strong>de</strong>n Deutschen<br />

Fernsehpreis als auch <strong>de</strong>n Hauptpreis und <strong>de</strong>n Publikums-<br />

preis beim Filmfestival Ba<strong>de</strong>n-Ba<strong>de</strong>n gewann, spielte<br />

Möhring <strong>de</strong>n Vater <strong>de</strong>s Schülers, von <strong>de</strong>m ein kompromittieren<strong>de</strong>s<br />

Vi<strong>de</strong>o ins Inter<strong>ne</strong>t gestellt wur<strong>de</strong>.<br />

AKTuEllES: Die Dreharbeiten zu »<strong>Der</strong> letzte schö<strong>ne</strong> <strong>Tag</strong>«<br />

im Frühling 2011 wer<strong>de</strong>n Wotan Wilke Möhring auch <strong>de</strong>shalb<br />

in bleiben<strong>de</strong>r Erin<strong>ne</strong>rung bleiben, weil just zu dieser<br />

Zeit sein zweites Kind geboren wur<strong>de</strong> – <strong>de</strong>r klei<strong>ne</strong> Karl<br />

Michael. Zuletzt stand Möhring für Marc Rothemunds<br />

Komödie »Man tut was man kann« vor <strong>de</strong>r Kamera. Ebenfalls<br />

abgedreht ist <strong>de</strong>r Kinofi lm »Das Leben ist nichts für<br />

Feiglinge« (Regie: André Erkau) nach <strong>de</strong>m gleichnamigen<br />

Roman von Gernot Gricksch. Darin spielt er ei<strong>ne</strong>n Familienvater,<br />

<strong>de</strong>r gleich zu Beginn <strong>de</strong>r Handlung sei<strong>ne</strong> Frau<br />

durch ei<strong>ne</strong>n Unfall verliert.


»<strong>Der</strong> letzte schö<strong>ne</strong> <strong>Tag</strong>« ist Ihre dritte Zusammenarbeit<br />

mit Johan<strong>ne</strong>s Fabrick. Wie schafft er es, dass<br />

Sie sich fallenlassen kön<strong>ne</strong>n?<br />

er ist ein großer Psychologe. und wenn man bei jeman<strong>de</strong>m<br />

zum dritten mal sei<strong>ne</strong> seelenkarten auf <strong>de</strong>n<br />

tisch legt, dann hat das schon etwas von freundschaft.<br />

es geht nur unter <strong>de</strong>r Voraussetzung, dass<br />

man weiß, <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re fängt mit <strong>de</strong>m, was man preisgibt,<br />

schon etwas Gutes an und treibt damit kein<br />

schindlu<strong>de</strong>r. auch mit <strong>de</strong>r Produzentin kirsten hager<br />

war es ja nicht die erste zusammenarbeit. es gab<br />

<strong>de</strong>shalb ei<strong>ne</strong> große offenheit untereinan<strong>de</strong>r, ein gegenseitiges<br />

Vertrauen.<br />

Sie haben vorhin gesagt: Ich ken<strong>ne</strong> <strong>de</strong>n Schmerz. Bei<br />

Sybille langhoff ist es nun so, dass sie sich selbst das<br />

leben nimmt ...<br />

das ist auch das schwierigste daran gewesen. es wird<br />

ja in manchen begegnungen mit <strong>de</strong>n kin<strong>de</strong>rn verbalisiert,<br />

dass sie nicht nur tot ist, son<strong>de</strong>rn eben auch tot<br />

sein wollte. das ist ein gravieren<strong>de</strong>r unterschied.<br />

Wo Sie gera<strong>de</strong> von <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn sprechen:<br />

Wie war <strong>de</strong>r Dreh mit ih<strong>ne</strong>n?<br />

Ganz toll. man hat vor allem auch <strong>de</strong>n altersunterschied<br />

gesehen. es war ganz klar, dass man nick<br />

an<strong>de</strong>rs führen musste als matilda. nick ist unbefange<strong>ne</strong>r<br />

an sei<strong>ne</strong> rolle herangegangen, oft sogar<br />

scherzend. bei matilda hingegen ist die beziehung<br />

zum schmerz schon hergestellt, <strong>de</strong>r erste Verlust, <strong>de</strong>r<br />

erste liebeskummer, also all die dinge, die <strong>de</strong>m klei<strong>ne</strong>n<br />

zum Glück noch erspart geblieben sind im echten<br />

leben. für matilda war das, glaube ich, <strong>de</strong>shalb<br />

<strong>de</strong>utlich anstrengen<strong>de</strong>r. sie hat auch emotionalere<br />

sze<strong>ne</strong>n, zumal sie auf zwei ebe<strong>ne</strong>n spielen muss – da<br />

ist einmal ihre Wut und dann eben auch noch <strong>de</strong>r<br />

plötzlich durchbrechen<strong>de</strong> schmerz. das muss man<br />

erst mal zulassen. Von bei<strong>de</strong>n war es ei<strong>ne</strong> tolle arbeit.<br />

Sie haben ih<strong>ne</strong>n Ratschläge gegeben?<br />

absolut. und nicht nur das. man nimmt sie in <strong>de</strong>n<br />

arm und kümmert sich. da hatte ich auch alle freiheiten<br />

von Johan<strong>ne</strong>s. Gera<strong>de</strong> solche emotionalen<br />

Ausbrüche kann man als Profi drei-, viermal machen,<br />

dann war’s das aber auch. dann ist das Pulver verschossen.<br />

da unterstützt man so junge kollegen natürlich<br />

nach allen kräften.<br />

<strong>Der</strong> emotionale Ausbruch Ihrer Figur fin<strong>de</strong>t bei <strong>de</strong>r<br />

Beerdigung Sybilles statt – lars bricht regelrecht<br />

zusammen. Ist es ei<strong>ne</strong> gratwan<strong>de</strong>rung, hier die Emotio<strong>ne</strong>n<br />

richtig zu dosieren?<br />

es ist tatsächlich ein völliger zusammenbruch. Ich<br />

<strong>de</strong>nke in solchen situatio<strong>ne</strong>n nicht mehr darüber<br />

nach, wo die kamera steht, wie es aussehen könnte,<br />

ob es vielleicht over the top ist – das ist mir in diesem<br />

moment alles egal. da bahnt sich dieser aufgestaute<br />

schmerz sei<strong>ne</strong>n Weg. es ist alles echt, nur oh<strong>ne</strong> die<br />

konsequenzen. und <strong>de</strong>swegen kann ich darüber gar<br />

nicht groß reflektieren, es passiert. Ich kann <strong>de</strong>m<br />

kameramann höchstens sagen, das wird etwa an<br />

dieser stelle passieren und vielleicht folgen<strong>de</strong>rmaßen<br />

aussehen – aber genau weiß ich es nicht. dann sind<br />

alle darauf vorbereit, und es kann das passieren,<br />

was dann passiert.<br />

<strong>Der</strong> Film wirkt wie ei<strong>ne</strong> Beobachtung <strong>de</strong>s Alltags,<br />

alles wirkt ganz natürlich und nie inszeniert. Wie<br />

bekommt man so etwas <strong>de</strong>rartig konsequent hin?<br />

das liegt ja auch an <strong>de</strong>r guten buchvorlage und <strong>de</strong>r<br />

fei<strong>ne</strong>n beobachtungsgabe von Johan<strong>ne</strong>s fabrick. es<br />

ist ihm ganz wichtig, und mir übrigens auch, dass da<br />

nichts ausgestellt wird und es kei<strong>ne</strong> an<strong>de</strong>ren be<strong>de</strong>utungen<br />

gibt als: so ist <strong>de</strong>r alltag. Wir wollten wahrhaftig<br />

bleiben.<br />

Wussten Sie eigentlich, dass jährlich 10.000 Menschen<br />

vom Suizid ei<strong>ne</strong>s geliebten Menschen betroffen sind?<br />

das wusste ich nicht. erschreckend. Ich habe mich<br />

dann damit beschäftigt, woher das eigentlich kommt.<br />

Warum kön<strong>ne</strong>n die angehörigen kaum etwas dagegen<br />

machen? Wie ein dämon packt diese <strong>de</strong>pression<br />

zu, und man ist plötzlich jemand an<strong>de</strong>rs.<br />

<strong>Der</strong> letzte schö<strong>ne</strong> <strong>Tag</strong> | 15


16 | <strong>Der</strong> letzte schö<strong>ne</strong> <strong>Tag</strong>


<strong>Der</strong> letzte schö<strong>ne</strong> <strong>Tag</strong> | 17


18 | <strong>Der</strong> letzte schö<strong>ne</strong> <strong>Tag</strong><br />

»ich fand es erstmal hart, mit <strong>de</strong>r Wut <strong>de</strong>r<br />

hinterbliebe<strong>ne</strong>n konfrontiert zu wer<strong>de</strong>n«<br />

Julia Koschitz im Gespräch<br />

Sie haben in »<strong>Der</strong> letzte schö<strong>ne</strong> <strong>Tag</strong>« nur wenige<br />

Sze<strong>ne</strong>n und kaum Text. Hat Sie das zunächst einmal<br />

zweifeln lassen, ob Sie das Rollenangebot<br />

an<strong>ne</strong>hmen?<br />

ausschlaggebend sind für mich stets das buch, <strong>de</strong>r<br />

regisseur, die kollegen und natürlich auch die rolle,<br />

wobei hierbei die Größe noch nichts über die Qualität<br />

aussagt. In diesem fall haben alle kompo<strong>ne</strong>nten für<br />

mich gestimmt. das buch hat mich beeindruckt. mit<br />

Johan<strong>ne</strong>s fabrick wollte ich schon immer arbeiten.<br />

Wotan Wilke möhring schätze ich ebenfalls sehr, und<br />

auch die rolle hat für mich in ihrer sprachlosigkeit<br />

ei<strong>ne</strong>n reiz gehabt. Ich musste nicht lange überlegen.<br />

Worauf muss man sich als Schauspielerin konzentrieren,<br />

um in<strong>ne</strong>rhalb weniger Sze<strong>ne</strong>n die für <strong>de</strong>n<br />

Film nötige starke Präsenz zeigen zu kön<strong>ne</strong>n?<br />

Ich arbeite bei klei<strong>ne</strong>n rollen nicht mit an<strong>de</strong>ren mitteln<br />

als bei großen. natürlich ist es schwieriger, <strong>de</strong>m<br />

zuschauer mit ei<strong>ne</strong>m kurzen auftritt bis zum schluss<br />

präsent zu bleiben, als wenn man ihn durch <strong>de</strong>n<br />

ganzen film führt. das ist aber auch nicht zwingend<br />

notwendig. Ich <strong>de</strong>nke, in ei<strong>ne</strong>r <strong>ne</strong>benrolle ist die<br />

wichtigste aufgabe, die hauptcharaktere in ihrer<br />

Geschichte zu unterstützen, so wie es die englische<br />

bezeichnung von »<strong>ne</strong>benrolle« ja auch ausdrückt –<br />

supporting character. abgesehen davon glaube ich,<br />

dass sich die Präsenz ei<strong>ne</strong>s schauspielers grundsätzlich<br />

steigert, je genauer er die Vorgänge <strong>de</strong>nkt.<br />

War es notwendig, sich im Vorfeld <strong>de</strong>s Drehs mit<br />

<strong>de</strong>m Thema »Depression« auseinan<strong>de</strong>rzusetzen?<br />

Ich fand schon, auch wenn die sze<strong>ne</strong>n, die ich zu<br />

spielen hatte, sehr kurz und eher fragmentarisch<br />

waren. aber ich mag diesen teil <strong>de</strong>r arbeit sowieso<br />

sehr ger<strong>ne</strong>. auf diese Weise kann ich mich mit <strong>de</strong>n<br />

unterschiedlichsten Leben, Konfl ikten, Wünschen,<br />

Ängsten, umgangsweisen, Perspektiven und hintergrün<strong>de</strong>n<br />

von Menschen beschäftigen – ich fi n<strong>de</strong> das<br />

unglaublich span<strong>ne</strong>nd.<br />

Kön<strong>ne</strong>n Sie nachvollziehen, dass die Hinterbliebe<strong>ne</strong>n<br />

Sybilles zwischenzeitlich auch wütend auf sie sind?<br />

nach<strong>de</strong>m ich das buch aus sybilles sicht gelesen hatte,<br />

fand ich es erstmal hart, mit <strong>de</strong>r Wut <strong>de</strong>r hinterbliebe<strong>ne</strong>n<br />

konfrontiert zu wer<strong>de</strong>n. Ich kann es aber absolut<br />

nachvollziehen und glaube auch, dass diese Wut<br />

notwendig ist, um mit so ei<strong>ne</strong>m schicksal irgendwie<br />

fertig zu wer<strong>de</strong>n. <strong>de</strong>r tod ei<strong>ne</strong>s menschen ist doch,<br />

soweit wir das beurteilen kön<strong>ne</strong>n, für die hinterbliebe<strong>ne</strong>n<br />

schrecklich und nicht für <strong>de</strong>n Verstorbe<strong>ne</strong>n.<br />

Wenn jemand bewusst beschließt zu gehen, stürzt er<br />

die menschen, die ihn o<strong>de</strong>r sie lieben, in dieses unglück<br />

– natürlich kann das ei<strong>ne</strong> große Wut erzeugen.<br />

man darf aber nicht vergessen, dass dieses verursachte<br />

unglück mit sicherheit nicht größer ist als das unglück,<br />

das <strong>de</strong>n menschen, <strong>de</strong>r nicht mehr leben<br />

wollte, zu sei<strong>ne</strong>r tat bewogen hat.<br />

Wie empfan<strong>de</strong>n Sie die Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>n<br />

an<strong>de</strong>ren Schauspielern und <strong>de</strong>m Regisseur?<br />

Ich hatte mich, wie gesagt, auf die zusammenarbeit<br />

mit Johan<strong>ne</strong>s fabrick und Wotan Wilke möhring sehr<br />

gefreut und wur<strong>de</strong> nur noch positiver überrascht.<br />

Johan<strong>ne</strong>s arbeitet sehr genau und intensiv an <strong>de</strong>n<br />

beziehungen zwischen <strong>de</strong>n charakteren und an <strong>de</strong>n<br />

sich daraus ergeben<strong>de</strong>n sze<strong>ne</strong>n – für mich ein großes<br />

Vergnügen und Geschenk. auch die kurzen und<br />

»wortkargen« sze<strong>ne</strong>n mit <strong>de</strong>n kin<strong>de</strong>rn waren intensiv<br />

und schön – überhaupt fand ich die bei<strong>de</strong>n<br />

wun<strong>de</strong>rbar.


<strong>Der</strong> letzte schö<strong>ne</strong> <strong>Tag</strong> | 19<br />

PERSönlIcHES Geboren 1974 in Brüssel. Schauspielausbildung am<br />

Franz-Schubert-Konservatorium in Wien. Ihr Handwerk lernte Julia<br />

Koschitz am Theater. Nach ihrem ersten festen Engagement am Lan<strong>de</strong>stheater<br />

Coburg stand sie u.a. am Stadttheater Regensburg, am<br />

Teamtheater Tankstelle und am Metropol Theater München und an<br />

<strong>de</strong>n Kammerspielen Landshut in <strong>de</strong>n großen Frauenrollen auf <strong>de</strong>r<br />

Büh<strong>ne</strong>. 2006 wur<strong>de</strong> sie mit <strong>de</strong>m Darstellerin<strong>ne</strong>npreis <strong>de</strong>r Bayerischen<br />

Theatertage für ihre Titelrolle in Ibsens »Nora« ausgezeich<strong>ne</strong>t.<br />

FIlME/FERnSEHEn: Aber auch in Film und Fernsehen übernahm Julia<br />

Koschitz zu<strong>ne</strong>hmend größere und anspruchsvolle Aufgaben. Populär<br />

wur<strong>de</strong> sie mit ihren Rollen in <strong>de</strong>n TV-Serien »München 7«, »Allein unter<br />

Bauern« und vor allem als zickige Oberärztin in <strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>m Deutschen<br />

Fernsehpreis und <strong>de</strong>m Grimme-Preis ausgezeich<strong>ne</strong>ten Serie<br />

»DOCTOR’s Diary«. Im Kino <strong>de</strong>bütierte sie in Ralf Westhoffs für <strong>de</strong>n<br />

Deutschen Filmpreis nominierter Komödie »Shoppen« (2007). Für<br />

ihre Hauptrolle in Ralf Westhoffs Beziehungskomödie »<strong>Der</strong> letzte<br />

schö<strong>ne</strong> Herbsttag« (2010) erhielt sie ei<strong>ne</strong> Nominierung als beste<br />

Schauspielerin für <strong>de</strong>n För<strong>de</strong>rpreis Deutscher Film beim Filmfest<br />

München. Ihr komödiantisches Talent stellte sie auch in <strong>de</strong>n Produktio<strong>ne</strong>n<br />

»Putzfrau Un<strong>de</strong>rcover« (2008; Regie: Ralf Huett<strong>ne</strong>r) und als<br />

Karrierefrau in Rolf Silbers »Män<strong>ne</strong>r ticken, Frauen an<strong>de</strong>rs« (2011)<br />

unter Beweis. Zuletzt überzeugte Julia Koschitz – jeweils unter <strong>de</strong>r<br />

Regie von Andreas Prochaska – in »Das Wun<strong>de</strong>r von Kärnten« und<br />

»Die letzte Spur – Alexandra – 17 Jahre« (bei<strong>de</strong> 2011).<br />

AKTuEllES: Im März ist Julia Koschitz in Isabel Kleefelds Verfi lmung<br />

von Daniel Kehlmanns Bestseller »Ruhm« (<strong>WDR</strong>-Koproduktion) im<br />

Kino zu sehen. Gera<strong>de</strong> abgedreht ist die Komödie »Scheidung tut weh«<br />

(Regie: Christoph Sch<strong>ne</strong>e). Zur Zeit ist Julia Koschitz in <strong>de</strong>r achten<br />

Staffel von Franz Bog<strong>ne</strong>rs Polizeiserie »München 7« in <strong>de</strong>r Reihe<br />

»Heiter bis tödlich« im ARD-Vorabendprogramm zu sehen. Ebenfalls<br />

abgedreht ist das von Johan<strong>ne</strong>s Fabrick inszenierte Ehedrama »In<br />

guten wie in schlechten Zeiten« mit Julia Koschitz in <strong>de</strong>r weiblichen<br />

Hauptrolle.


20 | <strong>Der</strong> letzte schö<strong>ne</strong> <strong>Tag</strong><br />

PERSönlIcHES: Geboren 1996 in Köln. Ihr TV-Debüt gab sie 2009 in <strong>de</strong>r<br />

Comedy-Serie »Pastewka«. FIlME/FERnSEHEn: Große Aufmerksamkeit<br />

und ei<strong>ne</strong> Nominierung für <strong>de</strong>n New Faces Award 2011 brachte ihr <strong>de</strong>r<br />

Münster-»TATORT« »Spargelzeit« ein; an <strong>de</strong>r Seite von Jan Josef Liefers<br />

und Axel Prahl hatte sie die verschlosse<strong>ne</strong> Tochter ei<strong>ne</strong>s Spargelbauerns<br />

gespielt und damit auch ihre promi<strong>ne</strong>nten Kollegen beeindruckt. Auch<br />

für Kinoproduktio<strong>ne</strong>n stand die Schülerin bereits vor <strong>de</strong>r Kamera. In<br />

Sarah Winkenstettes Kurzfi lm »Sturmfrei« (2010) übernahm sie ebenso<br />

die Hauptrolle wie in Rouchdi Guedrias Film »Ramona«, <strong>de</strong>r im Frühjahr<br />

abgedreht ist. Zu<strong>de</strong>m wirkte sie in zahlreichen vom <strong>WDR</strong> produzierten<br />

Hörspielen mit, so etwa 2010 in »Tod unterm Hellweg«.<br />

»mein zeugnis WaR<br />

sO gut Wie nie«<br />

Matilda Merkel im Gespräch<br />

War es schwer für Dich, ein Kind zu spielen, <strong>de</strong>ssen<br />

Mutter sich umgebracht hat?<br />

es war ei<strong>ne</strong> große herausfor<strong>de</strong>rung und zugleich ein<br />

ansporn für mich! natürlich waren viele sze<strong>ne</strong>n<br />

schwierig zu spielen, aber nie hatte ich das Gefühl, es<br />

nicht zu schaffen. Ich habe es einfach auf mich zukommen<br />

lassen.<br />

Hast Du Dir viele gedanken vor <strong>de</strong>m Dreh gemacht?<br />

Über mei<strong>ne</strong> rolle natürlich ... auch wie die zusammenarbeit<br />

mit <strong>de</strong>m ganzen team laufen wird. aber<br />

eigentlich habe ich mich einfach nur auf die dreharbeiten<br />

gefreut!<br />

Wie haben Dir die an<strong>de</strong>ren Schauspieler und <strong>de</strong>r<br />

Regisseur geholfen?<br />

oh<strong>ne</strong> die hilfe von Johan<strong>ne</strong>s und Wotan hätte ich<br />

manche sze<strong>ne</strong>n vielleicht gar nicht geschafft. sie<br />

haben mich immer unterstützt und mir geholfen,<br />

mich auf mei<strong>ne</strong> rolle einzulassen. Ich hatte großes<br />

Glück, mit ei<strong>ne</strong>m so tollen team zusammenarbeiten<br />

zu dürfen!<br />

Bei<strong>de</strong> Kin<strong>de</strong>r machen sich Vorwürfe, sie hätten beim<br />

letzten Telefonat mit ihrer Mutter aufmerksamer,<br />

freundlicher sein sollen. Wenn man so ei<strong>ne</strong> Situation<br />

spielt, hat das auch Auswirkungen auf das Verhalten<br />

im wirklichen leben?<br />

Wenn ich ehrlich bin: eigentlich nicht. Ich habe die<br />

familiengeschichte in »<strong>de</strong>r letzte schö<strong>ne</strong> tag« nie auf<br />

mei<strong>ne</strong> eige<strong>ne</strong> bezogen ...<br />

Wie hast Du Dreh und Schule unter ei<strong>ne</strong>n Hut<br />

bekommen?<br />

damit hatte ich gar kei<strong>ne</strong> Probleme. an drehfreien<br />

tagen habe ich für die schule gelernt. mein zeugnis<br />

war so gut wie nie!<br />

Was sind Dei<strong>ne</strong> nächsten Projekte als Schauspieler?<br />

Ich drehe gera<strong>de</strong> ei<strong>ne</strong>n blutigen Gruselfi lm... ei<strong>ne</strong><br />

flucht durch die Wäl<strong>de</strong>r.... mehr darf ich nicht<br />

verraten!


»iCh Wusste, Dass sO Was<br />

im eChten Leben PassieRt«<br />

Nick Julius Schuck im Gespräch<br />

War es schwer für Dich, ein Kind zu spielen, <strong>de</strong>ssen<br />

Mutter sich umgebracht hat?<br />

<strong>ne</strong>in, eigentlich nicht. Ich habe das drehbuch gelesen,<br />

und dann konnte ich mir gut vorstellen, was auf mich<br />

zukommt. Ich wusste, dass so etwas im echten leben<br />

passiert. das ist sehr, sehr traurig. aber es war nicht<br />

schwer für mich, weil mir immer klar war, dass das<br />

nur mei<strong>ne</strong> rolle ist.<br />

Hast Du Dir viele gedanken vor <strong>de</strong>m Dreh gemacht?<br />

<strong>ne</strong>in. Ich habe mich sehr darauf gefreut! Weil es <strong>de</strong>r<br />

erste große film für mich war. und weil mir das<br />

drehen bei mei<strong>ne</strong>n vorherigen klei<strong>ne</strong>ren Projekten<br />

auch immer sehr viel spaß gemacht hat. manchmal<br />

habe ich allerdings überlegt, wie ich auf kommando<br />

wei<strong>ne</strong>n soll.<br />

Wie haben Dir die an<strong>de</strong>ren Schauspieler und <strong>de</strong>r<br />

Regisseur geholfen?<br />

matilda und ich haben uns sehr gut verstan<strong>de</strong>n. sie<br />

und Wotan haben mich unterstützt, in<strong>de</strong>m sie mir<br />

tipps gegeben haben. auch Johan<strong>ne</strong>s hat mir geholfen,<br />

richtig in mei<strong>ne</strong> rolle zu schlüpfen. er hat zum beispiel<br />

ei<strong>ne</strong>n hulahoop-reifen genommen. Ich sollte<br />

dann da reinsteigen. dann war ich »Piet«. und wenn<br />

ich wie<strong>de</strong>r rausgegangen bin, war ich wie<strong>de</strong>r ich. das<br />

hat geholfen, mich in die rolle von Piet zu versetzen.<br />

Wir hatten außer<strong>de</strong>m zwei kin<strong>de</strong>rbetreuerin<strong>ne</strong>n,<br />

die sich mit uns über das thema unterhalten haben.<br />

Wir haben auch zusammen viel gespielt.<br />

Bei<strong>de</strong> Kin<strong>de</strong>r machen sich Vorwürfe, sie hätten beim<br />

letzten Telefonat mit ihrer Mutter aufmerksamer,<br />

freundlicher sein sollen. Wenn man so ei<strong>ne</strong> Situation<br />

spielt, hat das auch Auswirkungen auf das Verhalten<br />

im wirklichen leben?<br />

<strong>ne</strong>in, das än<strong>de</strong>rt nix an mei<strong>ne</strong>m Verhalten. Ich bin eh<br />

immer sehr freundlich. Wenn ich möchte, dass an<strong>de</strong>re<br />

<strong>ne</strong>tt zu mir sind, muss ich auch zu <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren <strong>ne</strong>tt<br />

sein. mei<strong>ne</strong> ur-oma hat mei<strong>ne</strong>r mutter mal gesagt,<br />

dass man sich immer verabschie<strong>de</strong>n soll. es könnte<br />

das letzte mal sein. <strong>de</strong>swegen sollte man sich dafür<br />

o<strong>de</strong>r eigentlich immer für <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren zeit <strong>ne</strong>hmen.<br />

Wie hast Du Dreh und Schule unter ei<strong>ne</strong>n Hut<br />

bekommen?<br />

Ich hab’ das einfach geschafft. mei<strong>ne</strong> klassenlehrerin<br />

ist sehr <strong>ne</strong>tt und hat das drehen erlaubt. sie hat<br />

akzeptiert, dass ich durch mein Projekt ein paar fehlstun<strong>de</strong>n<br />

habe. außer<strong>de</strong>m hat sie mir ein paar stun<strong>de</strong>n<br />

nachhilfe gegeben. und die Vorbereitungen lagen<br />

zum Glück in <strong>de</strong>n osterferien.<br />

Was kam nach »<strong>Der</strong> letzte schö<strong>ne</strong> <strong>Tag</strong>« für Dich als<br />

Schauspieler?<br />

Ich habe danach die comedy-serie »sturmfrei« in<br />

Prag gedreht; vier Wochen lang in <strong>de</strong>n sommerferien!<br />

das hat mir auch sehr viel spaß gemacht. die serie<br />

läuft zur zeit im kI.ka. blöd war nur, dass ich da Viertklässler<br />

war und bei mei<strong>ne</strong>r abschiedsfeier von <strong>de</strong>r<br />

Grundschule lei<strong>de</strong>r nicht dabei sein konnte. dann<br />

hatte ich noch ei<strong>ne</strong>n drehtag für die serie »<strong>de</strong>r letzte<br />

bulle«. das war mal was an<strong>de</strong>res.<br />

PERSönlIcHES: <strong>Der</strong> gebürtige Köl<strong>ne</strong>r ist zehn Jahre alt<br />

und war bislang schon in zahlreichen Rollen zu sehen,<br />

so u.a. in <strong>de</strong>r Comedy-Serie »Ladykracher« mit Anke<br />

Engelke.<br />

<strong>Der</strong> letzte schö<strong>ne</strong> <strong>Tag</strong> | 21


22 | <strong>Der</strong> letzte schö<strong>ne</strong> <strong>Tag</strong><br />

PERSönlIcHES: Geboren 1980 in München. Ihr Kamera<strong>de</strong>büt gab die<br />

Deutsch-Amerika<strong>ne</strong>rin bereits mit elf Jahren: Unter <strong>de</strong>r Regie von<br />

Sherry Hormann spielte sie in <strong>de</strong>m Kinofi lm »Leise Schatten« mit.<br />

FIlME/FERnSEHEn: Heute ist Lavinia Wilson in <strong>de</strong>n unterschiedlichsten<br />

Rollen in Kino- und Fernsehfi lmen zu sehen. Namhafte Regisseure<br />

haben mit ihr gearbeitet: u.a. Vivian Naefe (»To<strong>de</strong>sreigen«,1993; »Ei<strong>ne</strong><br />

ungehorsame Frau«, 1997), Michael Verhoeven (»Zimmer mit Frühstück«,<br />

1999), Oskar Roehler (»Lulu und Jimi«, 2009) o<strong>de</strong>r Hajo Gies<br />

für <strong>de</strong>n TATORT – Falsches Leben« (2009). Unter <strong>de</strong>r Regie von Connie<br />

Walther drehte Lavinia Wilson <strong>de</strong>n mehrfach ausgezeich<strong>ne</strong>ten Fernsehfi<br />

lm »Frau Böhm sagt Nein« (2009) als Part<strong>ne</strong>rin von Senta Berger.<br />

Für ihre Darstellung wur<strong>de</strong> sie mit <strong>de</strong>m Grimme-Preis und <strong>de</strong>m<br />

Preis für herausragen<strong>de</strong> schauspielerische Leistung beim Fernsehfi lmfestival<br />

Ba<strong>de</strong>n-Ba<strong>de</strong>n ausgezeich<strong>ne</strong>t. Im Politkrimi »Ein Dorf sieht<br />

Mord« (2009; Regie: Walter Weber) war sie in ei<strong>ne</strong>r Hauptrolle zu<br />

sehen, ebenso in <strong>de</strong>m Mystery-Drama »Lisas Fluch« (2011; Regie: Petra<br />

LaVinia WiLsOn ist Ruth<br />

lars’ schwester ist ein bisschen das enfant terrible<br />

<strong>de</strong>r familie. zerzaust und in secondhand-klamotten<br />

eilt sie ihrem bru<strong>de</strong>r und sei<strong>ne</strong>n kin<strong>de</strong>rn sofort zur<br />

hilfe, als sie von sibylles tod erfährt. mit herz, einfühlungsvermögen<br />

und lebensklugheit spen<strong>de</strong>t sie<br />

trost, unterstützt lars bei <strong>de</strong>r Vorbereitung <strong>de</strong>r beerdigung<br />

und spricht klartext, wenn es gilt, die Gefühle<br />

ihres bru<strong>de</strong>rs und von maike und Piet zu schützen.<br />

»am besten ist, alles läuft so normal wie möglich.<br />

schule, sport, freun<strong>de</strong>. die kin<strong>de</strong>r brauchen jetzt<br />

das Gefühl, dass mit <strong>de</strong>m tod von sybille nicht alles<br />

zusammenbricht«, weist sie lars die richtung, wie<br />

das leben weitergehen kann, wie es weitergehen<br />

muss. selbst ehefrau und mutter, hilft sie <strong>de</strong>n drei<br />

menschen, die ihre wichtigste bezugsperson verloren<br />

haben, beherzt bei <strong>de</strong>r trauerarbeit. Warmherzig<br />

und empathisch trägt sie ihren teil dazu bei, dass bei<br />

lars, maike und Piet das leben weitergeht – so gut<br />

es eben möglich ist.<br />

Wag<strong>ne</strong>r), in <strong>de</strong>m sie ei<strong>ne</strong> Frau mit übersinnlichen Kräften spielte.<br />

AuSZEIcHnungEn: Neben ihren Auszeichnungen für <strong>de</strong>n <strong>WDR</strong>-<br />

Fernsehfi lm »Frau Böhm sagt Nein« erhielt Lavinia Wilson 2002 beim<br />

Filmfest in München <strong>de</strong>n Rising Movie Talent Award. Drei Jahre später<br />

bekam sie für ihre Leistung in Thomas Durchschlags <strong>WDR</strong>-Kinokoproduktion<br />

»Allein« <strong>de</strong>n Max-Ophüls-Preis. 2006 war sie in Peter Payers<br />

Horvath-Adaption »Freigesprochen« zu sehen, ei<strong>ne</strong> Rolle, die ihr bei<br />

<strong>de</strong>r Undi<strong>ne</strong>-Award-Verleihung <strong>de</strong>n Kurier-Publikumspreis einbrachte.<br />

AKTuEllES: Gera<strong>de</strong> abgedreht ist Oskar Roehlers Familie<strong>ne</strong>pos »Die<br />

Quellen <strong>de</strong>s Lebens«, das drei Ge<strong>ne</strong>ratio<strong>ne</strong>n von <strong>de</strong>r Nachkriegszeit<br />

bis in die späten 80er Jahre begleitet. In <strong>de</strong>m Film, <strong>de</strong>r im nächsten<br />

Jahr in die Kinos kommt, ist Lavinia Wilson in ei<strong>ne</strong>r Hauptrolle zu<br />

sehen. Zuvor stand sie für <strong>de</strong>n Thriller »Sechzeh<strong>ne</strong>ichen« (Regie:<br />

Hendrik Handloegten) vor <strong>de</strong>r Kamera, <strong>de</strong>r voraussichtlich im Herbst<br />

2012 in <strong>de</strong>r ARD gesen<strong>de</strong>t wird.


»<strong>Der</strong> letzte schö<strong>ne</strong> <strong>Tag</strong>« ist ei<strong>ne</strong> Produktion<br />

<strong>de</strong>r hager moss film GmbH im Auftrag <strong>de</strong>s<br />

West<strong>de</strong>utschen Rundfunks Köln.<br />

besetzung<br />

lars langhoff Wotan Wilke Möhring<br />

sybille langhoff Julia Koschitz<br />

maike Matilda Merkel<br />

Piet nick Julius Schuck<br />

ruth lavinia Wilson<br />

Petra natascha Paulick<br />

lars’ mutter gisela Kei<strong>ne</strong>r<br />

lars’ Vater Rai<strong>ne</strong>r luxem<br />

sybilles mutter Hei<strong>de</strong> Simon<br />

u.a.<br />

<strong>Der</strong> letzte schö<strong>ne</strong> <strong>Tag</strong> | 23<br />

stab<br />

buch Dorothee Schön<br />

regie Johan<strong>ne</strong>s Fabrick<br />

kamera Helmut Pirnat<br />

schnitt Monika Absbacher<br />

ton Wolfgang Wirtz<br />

sze<strong>ne</strong>nbild Thilo Mengler<br />

kostümbild Barbara grupp<br />

maske Diana Koeberlin, Kerstin Baar<br />

casting Daniela Tolkien<br />

musik Oli Biehler<br />

Produktionsleitung Edgar cox<br />

herstellungsleitung Sabi<strong>ne</strong> Wenath-Merki<br />

Produzent Kirsten Hager, hager moss film gmbH<br />

redaktion Anke Krause, götz Schme<strong>de</strong>s, <strong>WDR</strong><br />

Daten zum FiLm<br />

drehzeit Mai 2011<br />

drehorte Köln und umgebung<br />

länge 90 Minuten<br />

sen<strong>de</strong>termin 18. Januar 2012, 20.15 uhr, Das Erste


24 | <strong>Der</strong> letzte schö<strong>ne</strong> <strong>Tag</strong><br />

www.DasErste.<strong>de</strong> www.ard-foto.<strong>de</strong> Dieses Presseheft ist unter www.presse.wdr.<strong>de</strong> für Journalisten abrufbar.<br />

Impressum<br />

herausgegeben vom West<strong>de</strong>utschen rundfunk Köln<br />

presse und Information, appellhofplatz 1, 50667 Köln<br />

postanschrift 50600 Köln<br />

Redaktion: barbara Feiereis<br />

Bildkommunikation: Jürgen Dürrwald<br />

Texte: pr Direkt Gmbh<br />

Fotos: WDr/Willi Weber<br />

gestaltung: WDr GMG print<strong>de</strong>sign<br />

Druck: Kettler Druck<br />

Pressekontakt<br />

barbara Feiereis<br />

WDr presse und Information<br />

Telefon: (0221) 220 7122<br />

e-Mail: barbara.feiereis@wdr.<strong>de</strong><br />

Presseheft <strong>de</strong>s <strong>WDR</strong>. Nutzung nur zu Pressezwecken. Alle Rechte vorbehalten.

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