Die Konsequenzen zur Landesrechnungshof ... - Liste Fritz
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des Abgeordneten Gottfried Kapferer<br />
an Herrn LR Gerhard Reheis<br />
betreffend<br />
S C H R I F T L I C H E A N F R A G E<br />
<strong>Die</strong> <strong>Konsequenzen</strong><br />
<strong>zur</strong> <strong>Landesrechnungshof</strong>-Sonderprüfung <strong>zur</strong> Lebenshilfe/Eule (Teil 2)<br />
fritzklub<br />
Bürgerforum Tirol<br />
im Tiroler Landtag<br />
537/2012<br />
Im Februar 2011 haben <strong>Liste</strong> <strong>Fritz</strong> – Bürgerforum Tirol, Grüne, FPÖ und LA Gatt die<br />
<strong>Landesrechnungshof</strong>-Sonderprüfung <strong>zur</strong> Lebenshilfe/Eule durchgesetzt, zwei entsprechende<br />
Prüfberichte liegen nun vor.<br />
<strong>Die</strong> oben bezeichnete Rechnungshofprüfung hat den größten sozialpolitischen Skandal Tirols zu Tage<br />
gefördert und gewaltige Missstände aufgezeigt, jetzt gilt es den entstandenen Vertrauensschaden<br />
wieder gutzumachen. Es geht um rund 2.000 täglich betreute Menschen und Kinder mit Behinderung,<br />
um viele engagierte Mitarbeiter, um Millionen Steuergelder und um einen glaubwürdigen Neustart für<br />
die wichtigen Sozialeinrichtungen Lebenshilfe und Eule.<br />
Der Schwerpunkt des zweiten Berichtsteiles der Sonderprüfung liegt bei der Einschau in den<br />
Verein Eule (2000 - 2005) und in die Eule gGmbH (2005 - 2010).<br />
Kurz vor und in den Prüfungszeitraum fallen Wechsel in der Führung des Vereines LHT und den<br />
operativen Gesellschaften LHT gGmbH und Eule gGmbH. <strong>Die</strong> neue Interimsgeschäftsführerin und die<br />
MitarbeiterInnen in der Zentrale der Eule gGmbH konnten zu den Entwicklungen und Abläufen vor<br />
ihrem Eintritt kaum Auskünfte geben.<br />
Somit waren die Informationen auf die digitale und analoge Aktenablage eingeschränkt.<br />
Der LRH führte im Zusammenhang mit der Prüfung der Eule gGmbH Gespräche mit den<br />
Geschäftsführern der LHT gGmbH Ing. Mag. Paul Barbist und Mag. Anton Laucher und dem<br />
ehemaligen Präsidenten des Vereins LHT Dr. Hanspeter Zobl (Eigentümervertreter in der Eule<br />
gGmbH). Ein Gespräch mit dem Langzeitgeschäftsführer der Eule gGmbH, MMMag. Dr. <strong>Die</strong>ter Schatz<br />
kam gar nicht zustande.
Aus diesem Bericht des <strong>Landesrechnungshof</strong>es ergeben sich folgende Fragen:<br />
1) Kritik des LRH: Fehlende Rechtsgrundlage (Seite 12)<br />
Es wurden KlientInnen an Standorten betreut, für die keine Eignungsfeststellungen nach dem Tiroler<br />
Rehabilitationsgesetz vorlagen. <strong>Die</strong> Leistungsausweitung durch neue Standorte erfolgte ohne<br />
Rücksprache mit dem Land Tirol.<br />
a) Wusste das Land Tirol von diesen Leistungsausweitungen?<br />
b) Warum wurde für diese Leistungsausweitungen (ohne Genehmigung und Wissen des Landes)<br />
bezahlt?<br />
c) Warum wurde hier von Seiten der zuständigen Abteilung (Soziales) nicht nachgefragt?<br />
d) Waren Sie persönlich, Herr LR Reheis, über die Leistungsausweitung durch neue Standorte<br />
informiert?<br />
e) War Ihre Abteilung informiert?<br />
f) Warum wurden die Leistungserbringer nicht auf Vorliegen der rechtlichen, kapazitätsmäßigen,<br />
fachlichen und personellen Voraussetzungen überprüft?<br />
2) Kritik des LRH: Fehlendes Konzept, überhöhte Subventionsleistung (Seiten 17, 18)<br />
Das Land Tirol leistete Sanierungsbeiträge <strong>zur</strong> Struktursicherung des Vereins Eule, ohne dass durch<br />
ein Sanierungskonzept die Erfordernisse an Mitteln und Maßnahmen festgestellt waren. Der Verein<br />
Eule hat aus den finanziellen Struktursicherungsmaßnahmen Eigenkapital von rd. EUR 145.000.-<br />
gebildet. Der LRH kritisiert, dass die finanzielle Unterstützung des Landes Tirol das notwendige<br />
finanzielle Ausmaß überschritt.<br />
a) Warum wurde hier von Seiten des Landes zuviel bezahlt?<br />
b) Warum wurde hier von der Abteilung Soziales nicht effizienter kontrolliert?<br />
3) Kritik des LRH: Tarifentwicklung ohne Parameter (Seiten 19,20,21)<br />
Der LRH kritisiert, dass bei der Ermittlung des Tarifes die jährlichen Leistungssteigerungen (Summe<br />
Therapiestunden), die Rahmenbedingungen der Betriebsführung sowie die Mengengerüste und die<br />
absehbaren Mengenentwicklungen nicht berücksichtigt wurden.<br />
Dadurch war ein wirtschaftlicher und sparsamer Einsatz von öffentlichen Mitteln nicht möglich.<br />
Beispiel: <strong>Die</strong> Abteilung Soziales bzw. das Land Tirol wurden konkret nie darüber informiert, dass ein<br />
Teil der Leistungen der Eule gGmbH von Honorarkräften erbracht bzw. zugekauft wird, welchen die<br />
Eule gGmbH jedoch nur einen wesentlich geringeren Stundensatz vergütet hat, als sie dem Land<br />
verrechnet hat. Erst als eine derartige Vorgangsweise vor rund zwei Jahren bekannt wurde, wurde die<br />
Eule gGmbH vom Land Tirol ausdrücklich darauf hingewiesen, dass dies unzulässig ist.<br />
Da die durch Leistungsverrechnungen mit dem Land Tirol erzielten Erträge die Gesamtaufwendungen<br />
des Vereines Eule übertrafen, wurden ab dem Jahr 2001 Bilanzgewinne in Höhe von durchschnittlich<br />
EUR 220.000.- erzielt und der Kapitalrücklage zugeführt. Bei der Übertragung des operativen<br />
Geschäfts vom Verein Eule an die Eule gGmbH betrug die Kapitalrücklage zum 30.06.2005 rd.<br />
EUR 857.000.-.
a) Warum werden diese zu Unrecht aus dem Stundensatz erlösten Gewinne der Eule gGmbH vom<br />
Land Tirol nicht rückgefordert?<br />
b) Warum hat man diesen Betrug mit öffentlichen Mitteln nicht schon früher festgestellt?<br />
c) Wo blieb hier die Kontrolle?<br />
4) Kritik des LRH: Zweckentfremdung öffentlicher Mittel - „Mittelverschiebung“ (Seite 21)<br />
Im Jahr 2005 wurde der operative Betrieb in eine gemeinnützige GmbH ausgegliedert. Bis zum Jahr<br />
2006 war der Verein Eule Alleingesellschafter der Eule gGmbH. In weiterer Folge wurden die<br />
Gesellschaftsanteile des Vereins Eule an der Eule gGmbH an die LHT gGmbH übertragen.<br />
Durch die Gründung und den Verkauf der Eule gGmbH blieben im Verein zuerst rd. EUR 100.000.-, zu<br />
denen durch den Verkauf weitere EUR 45.000.- für die Stammeinlage kamen. <strong>Die</strong>se im Verein<br />
verbliebenen Mittel waren in den Vorjahren zu mehr als 95 % aus Leistungsentgelten und<br />
Unterstützungen des Landes Tirol aufgebaut worden.<br />
Durch die Übernahme finanzieller Mittel (rd. € 145.000.-) in das Vereinsvermögen wurden diese<br />
öffentlichen Mittel dem eigentlichen Zweck der Leistungserbringung für die KlientInnen entzogen<br />
und somit praktisch „privatisiert“.<br />
Der Verbleib und die Verwendung des Vereinsvermögens nach der Gründung der Eule gGmbH liegt<br />
außerhalb der Prüfkompetenz des LRH.<br />
a) Werden Sie, Herr LR Reheis, dafür sorgen, dass die so „privatisierten“ öffentlichen Mittel<br />
(nunmehrige Vereinsvermögen) des Vereins Eule rechtlich korrekt <strong>zur</strong>ückgefordert wird und in<br />
das Eigentum des Landes Tirol rückgeführt wird? Bestehen diesbezüglich überhaupt rechtliche<br />
Möglichkeiten? Falls Ja, welche?<br />
b) Haben Sie, Herr LR Reheis, in dieser Causa schon Anzeige bei der Staatsanwaltschaft<br />
erstattet?<br />
5) Kritik des LRH: Abrechnung Honorarkräfte<br />
In den Jahren 2006, 2007 und 2008 bezahlte die Eule gGmbH den Honorarkräften für ihre<br />
therapeutischen Leistungen jeweils<br />
EUR 600.000.- (2006) EUR 640.000.- (2007) EUR 60.000.- (2008)<br />
An das Land Tirol wurden jedoch folgende Beträge in diesem Zeitraum weiterverrechnet<br />
EUR 1,200.000.- (2006) EUR 1,300.000.- (2007) EUR 100.000.- (2008)<br />
a) Warum genehmigte das Land Tirol Verrechnungssätze, die erheblich über den Vergütungen der<br />
Sozialversicherungsträger lagen?<br />
b) Wird das Land Tirol entsprechend Regress fordern?<br />
c) Wo war die begleitenden Kontrolle?<br />
Innsbruck, 28. Juni 2012