Jahresbericht 2007 - bei der Görres-Gesellschaft zur Pflege der ...
Jahresbericht 2007 - bei der Görres-Gesellschaft zur Pflege der ...
Jahresbericht 2007 - bei der Görres-Gesellschaft zur Pflege der ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
6. Vaterschaft kraft Gerichtsurteils<br />
Was noch bleibt, ist <strong>der</strong> erst 1970 eröffnete Weg <strong>zur</strong> Vaterschaft im Gerichtssaal.<br />
19 Vater kraft Urteils, das scheint auf den ersten Blick am weitesten<br />
vom natürlichen Umfeld entfernt zu sein. 20 Jedoch hier, im Amtsgebäude,<br />
fokussiert <strong>der</strong> eindringliche Blick des Rechts, wie früher <strong>bei</strong> <strong>der</strong><br />
Alimentenklage, jene männliche Aktivität, welche die hinsichtlich juristischer<br />
Kenntnisse noch Unschuldigen als die allein maßgebende anzusehen<br />
pflegen; ich rede von dem Mann, welcher „<strong>der</strong> Mutter während <strong>der</strong><br />
Empfängniszeit <strong>bei</strong>gewohnt hat.“<br />
Selbstverständlich genügt das Faktum „Beiwohnung in <strong>der</strong> Empfängniszeit“<br />
nicht, um einen „One-Night-Stan<strong>der</strong>“ (wenn ich das so sagen darf)<br />
rechtlich zum „Vater“ eines (spätestens) am 300. Tag danach geborenen<br />
Kindes zu machen. Die Tatsache reicht aber aus, um ihn als rechtlichen<br />
Vater zu vermuten, d.h. er gilt als Vater. Es liegt nun an ihm, diese Vermutung<br />
zu entkräften. Schafft er das nicht, wird er rechtskräftig als Vater<br />
festgestellt. Trägt er seine Argumente gegen seine Maybe-Vaterschaft so<br />
überzeugend vor, daß auch <strong>der</strong> Richter, die Richterin davon überzeugt<br />
wird, in <strong>der</strong> zugegebenen One-Night könne dieses Kind nicht gezeugt<br />
sein, dann wird die Vaterschaftsklage abgewiesen. Sind die Argumente<br />
aber schwächer, so daß den Richter nur, aber immerhin „schwerwiegende<br />
Zweifel an <strong>der</strong> Vaterschaft“ (wie das Gesetz sagt) plagen, dann erlischt<br />
nur die Vermutungswirkung; d.h. das Kind o<strong>der</strong> seine Mutter müssen nun<br />
mit an<strong>der</strong>en Beweismitteln nachweisen, daß <strong>der</strong> beklagte Mann wirklich<br />
<strong>der</strong> leibliche Vater ist.<br />
Das war bis vor wenigen Jahren ein umständliches und nicht wirklich zuverlässiges<br />
Unterfangen. Biologie und die Gentechnik haben jetzt aber<br />
das ausgeklügelte System <strong>der</strong> Abstammungsgutachten eingemottet. In<br />
kürzester Zeit (etwa eine Woche genügt) und zu geringen Kosten (Internetangebote<br />
lagen im September <strong>2007</strong> <strong>bei</strong> 140 bis 180 Euro) kann heute<br />
die Abstammung nicht nur, wie schon seit langem, sicher ausgeschlossen,<br />
son<strong>der</strong>n – das ist das neue <strong>der</strong> seit 1985 möglichen und zuletzt 2003 verbesserten<br />
DNA-Tests – mit früher unerreichbarer Genauigkeit positiv<br />
festgestellt werden. 21<br />
19 Durch §§ 1600n, 1600o BGB, die vom 1. Juli 1970 – 30. Juni 1998 in Kraft waren.<br />
20 Dazu kommt es in <strong>der</strong> Regel, weil dieser Mann den kostengünstigeren Weg <strong>der</strong> zweiten<br />
Möglichkeit, den <strong>der</strong> Anerkennung, abgelehnt hat.<br />
21 Zur ersten Information s. Artikel Abstammungsgutachten: http:// de. wikipedia. org/<br />
wiki/ Abstammungsgutachten.<br />
76