stern spenden
stern spenden
stern spenden
- TAGS
- stern
- spenden
- asset1.stern.de
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
AUSGABE 3/DEZEMBER 2008<br />
<strong>spenden</strong><br />
In guten Händen<br />
Ein Überblick<br />
über die Projekte<br />
des Jahres 2008.<br />
Mit Ihrem Spendengeld<br />
hat der <strong>stern</strong> in<br />
aller Welt geholfen<br />
Krieg im Kongo:<br />
Wieder trifft es Frauen und<br />
Kinder am schlimmsten<br />
Armut in Deutschland:<br />
Wenn das Geld nicht mal<br />
für den Zoobesuch reicht<br />
STIFTUNG STERN<br />
<strong>stern</strong><br />
Hoffnung für Ruanda:<br />
Der Gründer von „Foundation<br />
Rwanda“ im Interview
STIFTUNG STERN<br />
Liebe Leser,<br />
liebe Spender,<br />
Kinderarmut in Deutschland hat ganz<br />
neue Dimensionen angenommen. Seit<br />
dem Bericht im <strong>stern</strong> vor einem Jahr<br />
ist die Situation nicht besser geworden.<br />
Wir bemerken dies auch bei unserer<br />
Hilfsarbeit. Wöchentlich nehmen<br />
Familien mit uns Kontakt auf, rufen uns<br />
an, schreiben E-Mails oder Briefe und<br />
bitten um Unterstützung.<br />
Einzelnen können wir schon aus logistischen<br />
Gründen meist nicht helfen, aber<br />
wir können auf andere Art etwas tun.<br />
Mit dem Geld, das unsere Leser <strong>spenden</strong>,<br />
konnten wir bisher sieben Einrichtungen<br />
für Kinder und Jugendliche unterstützen,<br />
die davon den Standard von Frühstück<br />
und Mittagessen, aber auch die Betreuung<br />
ihrer Schützlinge sichern oder ausbauen<br />
konnten. Und die Arche-Kinderhäuser,<br />
für die die Leser weiter <strong>spenden</strong>,<br />
öffnen im kommenden Jahr weitere<br />
Einrichtungen in Deutschland.<br />
Wir sorgen uns im Moment auch um<br />
eines unserer Projekte in Afrika: Für das<br />
Krankenhaus in Bukavu im Kongo sind<br />
mehr als 130 000 Euro gespendet worden,<br />
was wirklich eine große Hilfe war.<br />
Nun aber machen die verstärkten<br />
Kämpfe auch Unterstützung in dem<br />
Ort Goma nötig, etwa 100 Kilometer<br />
nördlich von Bukavu. Hier leiden wieder<br />
vor allem Frauen und Kinder unter den<br />
Vertreibungen. Lesen Sie dazu den Bericht<br />
von <strong>stern</strong>-Redakteur Marc Goergen<br />
aus dem Ostkongo. Er besuchte kürzlich<br />
das Krankenhaus und die Flüchtlingslager<br />
in Goma.<br />
Impressum<br />
Herausgeber: Thomas Osterkorn<br />
Text: Stéphanie Souron,<br />
Marc Goergen, Steffen Gassel<br />
Layout: Susanne Bremer<br />
Dokumentation: <strong>stern</strong>-Dokumentation<br />
Schlussredaktion:<br />
<strong>stern</strong>-Schlussredaktion<br />
Druck: G+J Druckzentrale<br />
Projektleitung: Nicole Willnow<br />
Titelfoto: Jerome Delay/AP<br />
Neues Leben unter<br />
einem sicheren Dach<br />
In China kamen bei einem Erdbeben mehr als 69 000<br />
Menschen ums Leben, viele wohnen seither in provisorischen<br />
Hütten. Jetzt werden in Taizi stabile Häuser gebaut<br />
Am 12. Mai 2008 um 14.28 Uhr<br />
bewegte sich in China die<br />
Erde. Das Beben erreichte<br />
eine Stärke von 8,0 auf der Richterskala<br />
und erschütterte das Land auf einer Fläche,<br />
die größer ist als die Bundesrepublik.<br />
Wen Jiabao, Chinas Regierungschef,<br />
reiste durch die betroffenen Regionen<br />
und sprach danach vom „zerstörerischsten<br />
Erdbeben in der Geschichte der<br />
Volksrepublik“. Insgesamt kamen mehr<br />
als 69 000 Menschen ums Leben, etwa<br />
fünf Millionen wurden obdachlos.<br />
Die Stiftung <strong>stern</strong> entschloss sich, die<br />
eingegangenen Spenden in Höhe von<br />
15 000 Euro für den Aufbau des Dorfes<br />
Taizi in der Provinz Sichuan zur Verfügung<br />
zu stellen. In dem Dorf leben<br />
derzeit 383 Familien. Die christliche<br />
Organisation „Habitat for Humanity“<br />
hat dort kürzlich mit dem Bau von erdbebensicheren<br />
Häusern begonnen. Seit<br />
mehr als 30 Jahren setzt sich „Habitat<br />
for Humanity“ in der ganzen Welt dafür<br />
ein, Menschen ein sicheres Dach<br />
über dem Kopf zu geben. Das Besonde-<br />
MYANMAR<br />
Nach der großen Flut<br />
In den Wetterstationen hatte sich „Nargis“<br />
schon zwei Tage zuvor angekündigt. Die indischen<br />
Meteorologen konnten ziemlich genau<br />
vorhersagen, welchen Teil Myanmars der gewaltige<br />
Wirbelsturm treffen würde: das Gebiet<br />
rund um das Delta des Irrawaddy-Flusses.<br />
Umgehend alarmierten sie die Regierung in<br />
Nay Pyi Taw, damit die unzähligen kleinen<br />
Dörfer im Flussdelta rechtzeitig evakuiert<br />
re daran ist: Die neuen Eigenheimbesitzer<br />
bauen an ihren Häusern mit und suchen<br />
tatkräftige Unterstützung in ihrem<br />
Bekanntenkreis. Von Fachleuten angeleitet,<br />
ebnen sie etwa den Boden, rühren<br />
Stein für Stein ziehen die Familien in<br />
Taizi ihre neuen Häuser in die Höhe<br />
Mörtel an oder schleppen Bretter für<br />
den Dachstuhl. Um etwa ein Drittel lassen<br />
sich so die Kosten für den Hausbau<br />
senken. Die Spenden der ¬-Leser<br />
fi nanzieren den Bau eines Einfamilienhauses,<br />
außerdem Teile der Straßen und<br />
Wege, die in Taizi nach dem Erdbeben<br />
ebenfalls erneuert werden müssen.<br />
KONGO<br />
Die Regierung ignorierte alle Warnungen und ließ nur sehr zögerlich<br />
Hilfe aus dem Ausland zu. Durch den Wirbelsturm starben mehr als<br />
100 000 Menschen. Jetzt sollen Geräte und Saatgut für Bauern sowie<br />
Kompostbehälter für landlose Familien einen Neuanfang ermöglichen<br />
CHINA<br />
werden könnten. Doch das Militärregime von<br />
Myanmar ignorierte die Warnungen.<br />
Anfang Mai 2008 zieht „Nargis“ über das Land.<br />
„Der Wind setzte abends ein“, erzählt Myint<br />
Aye. Die Bäuerin lebt in Chaung-wa, einem Dorf<br />
etwa 170 Kilometer südwestlich von Rangun.<br />
Binnen weniger Stunden wird aus dem Wind ein<br />
Sturm. „Im Schein der Taschenlampen konnten<br />
wir beobachten, wie der Wasserpegel immer<br />
FOTO: HABITAT FOR HUMANITY
FOTO: DEUTSCHE WELTHUNGERHILFE FOTO: PER-ANDERS PETTERSON<br />
KONGO<br />
Eine schützende Hand<br />
Sie werden von den Rebellen verstümmelt, vergewaltigt,<br />
verstoßen. Für Tausende Frauen und Mädchen ist<br />
das Krankenhaus in Bukavu die einzige Zufl ucht. Dort<br />
ermöglichen ihnen Ärzte den Wiedereinstieg ins Leben<br />
Es ist ein Krieg jeder gegen jeden,<br />
und ein Ende scheint nicht in<br />
Sicht. Seit 1998 bekämpfen sich<br />
im Osten der Demokratischen Republik<br />
Kongo Guerillas von Hutu und Tutsi<br />
und die kongolesische Armee; dazu gibt<br />
es brutale Milizen wie jene der Mai Mai,<br />
die sich nach dem Genuss verzauberten<br />
Wassers unverwundbar glauben. Keine<br />
Seite schreckt vor Gräueltaten zurück.<br />
Opfer sind vor allem Frauen. Sie werden<br />
Die Kinder schleppen Reis und Öl nach<br />
Hause. Die Welthungerhilfe unterstützt<br />
Familien im Irrawaddy-Delta<br />
vergewaltigt, manchmal wochenlang.<br />
Ihre einzige Hoffnung ist das Panzi-<br />
Krankenhaus in der ostkongolesischen<br />
Stadt Bukavu.<br />
Seit Jahren behandeln dort der Gynäkologe<br />
Denis Mukwege und sein<br />
Team die Opfer. Ende 2007 berichtete<br />
der ¬ über die Arbeit des Krankenhauses.<br />
Ein Thema, das die Leser sehr<br />
bewegte: Sie spendeten mehr als 130 000<br />
Euro. Mit dem Geld konnten zwei neue<br />
weiter stieg“, sagt Aye. Die<br />
meisten Hütten fallen unter<br />
dem Druck des Windes<br />
und der Wassermassen um<br />
wie Spielkartenhäuschen.<br />
In den wenigen festen Gebäuden<br />
ist kaum Platz, um<br />
alle Dorfbewohner aufzunehmen.<br />
Die Eltern binden<br />
ihre Kinder mit Kordeln an<br />
ihre Körper, damit sie nicht<br />
fortgerissen werden.<br />
Nach UN-Schätzungen kamen bei dem Zyklon<br />
wahrscheinlich mehr als 100 000 Menschen<br />
ums Leben. Zweieinhalb Millionen fehlte es nach<br />
In dem Dorf Bushushu warten<br />
schwangere Frauen auf die Ärzte<br />
aus der Klinik in Bukavu.<br />
Die meisten von ihnen sind<br />
schwer traumatisiert<br />
Projekte gestartet werden, die den Frauen<br />
den Wiedereinstieg ins Leben erleichtern.<br />
Jede Frau erhält bei ihrer Entlassung<br />
Teller, Töpfe, Decken und 20<br />
Dollar in bar. Es sind erste Schritte zu<br />
einer neuen Existenz, denn viele Frauen<br />
werden nach der Vergewaltigung von<br />
ihren Familien verstoßen und müssen<br />
allein zurechtkommen.<br />
Zudem fi nanzieren die Gelder ein<br />
ans Krankenhaus angeschlossenes Mikrokreditprojekt.<br />
Die Frauen erhalten<br />
Kleinstdarlehen zwischen 50 und 200<br />
Dollar. Das Geld ermöglicht ihnen, in<br />
den Gemüseanbau oder den Handel<br />
mit Kleidern einzusteigen. Dazu werden<br />
sie in einfacher Buchhaltung und<br />
im Schreiben und Lesen unterrichtet.<br />
Bislang erhielten schon über 450 Frauen<br />
Geld aus dem Programm – mit erstaunlichem<br />
Erfolg: „Über 80 Prozent der<br />
Frauen zahlen uns die Raten pünktlich<br />
zurück, obwohl sie meist überhaupt keine<br />
Erfahrung im Geschäftsleben haben“,<br />
sagt Klinikchef Denis Mukwege.<br />
Das Krankenhaus bereitet sich nach der<br />
jüngsten Eskalation des Konfl ikts rund<br />
um Goma auf einen neuen Ansturm<br />
vor. „Wir kennen den Rhythmus“, sagt<br />
Mukwege, „während der Kämpfe werden<br />
besonders viele Frauen vergewaltigt.<br />
Ist es dann wieder ruhiger, kommen<br />
die Frauen nach und nach zu uns.“<br />
der Katastrophe an Nahrung, Wasser und Medikamenten.<br />
Das Militärregime verschlimmerte<br />
die Lage noch. Es gewährte den internationalen<br />
Hilfsorganisationen nur zögernd Zugang zu den<br />
am schlimmsten betroffenen Gebieten. Bis heute<br />
leben viele Menschen in provisorischen Hütten.<br />
In dem Landkreis Bogale im Irrawaddy-Delta<br />
stellt die Stiftung <strong>stern</strong> zusammen mit der Welthungerhilfe<br />
Reis- und Gemüsesaatgut für Bauernfamilien<br />
bereit. Die landlosen Familien bekamen<br />
Kompostbehälter, in denen sie Obst und Gemüse<br />
ziehen können. Mit einem Teil der Spenden in<br />
Höhe von insgesamt 16 500 Euro wurden Bänke<br />
und Tafeln für Grundschulen fi nanziert. Deren<br />
Neubau betreut die Welthungerhilfe vor Ort.
Am Tag, als Colin seinen ersten<br />
Zahn verlor, hörte er auf, an<br />
den Weihnachtsmann zu<br />
glauben. Bei anderen Kindern kommt<br />
nach einem solchen Ereignis die Zahnfee<br />
vorbei und legt ein paar Münzen<br />
unter das Kopfkissen. Um Colins Bett<br />
FOTO: MARCUS VOGEL<br />
Reiches Deutschland,<br />
arme Kinder<br />
2,5 Millionen Jungen und Mädchen fehlt es an<br />
Geld für Essen, Kleidung und Spielzeug. Kinderarmut<br />
ist hierzulande längst keine Ausnahme mehr<br />
Schon ein Kinobesuch mit Freunden ist<br />
zu teuer. Arme Kinder sind oft allein<br />
hat sie einen großen Bogen gemacht.<br />
Der heute Zehnjährige ahnte schon damals<br />
den Grund: „Wir hatten gerade<br />
überhaupt kein Geld.“ Seither wartet er<br />
selbst an Weihnachten nicht mehr auf<br />
Geschenke.<br />
Colin aus Weimar ist arm, genau wie<br />
mehr als 2,5 Millionen andere Jungen<br />
und Mädchen in Deutschland. Jedes<br />
sechste Kind lebt hierzulande im Monat<br />
von 211 Euro. Das ist der Regelsatz pro<br />
Kind in sogenannten Hartz-IV-Familien.<br />
Darin werden die Kosten für Schulmaterial<br />
mit knapp zwei Euro angesetzt,<br />
für Spielzeug mit etwa einem Euro. Pro<br />
Monat. In den meisten Familien reicht<br />
das Geld nicht. Kino- und Zoobesuche,<br />
selbst einen Ausfl ug ins Hallenbad können<br />
sie sich nicht leisten. Schon gesundes<br />
Essen wird zum Problem, viele Kinder<br />
gehen ohne Frühstück zur Schule,<br />
und ein warmes Mittagessen gibt es zu<br />
Hause nur selten.<br />
Nachdem im Dezember vergangenen<br />
Jahres der Artikel über Kinderarmut in<br />
Deutschland im ¬ erschienen war,<br />
kamen innerhalb kurzer Zeit mehr als<br />
43 000 Euro Spenden zusammen. Damit<br />
hat die Stiftung <strong>stern</strong> Kinder- und<br />
Jugendeinrichtungen in Bremen, Opladen,<br />
München, Weimar, Mannheim<br />
und Rostock unterstützt, den Heimatstädten<br />
der Kinder, die in dem Artikel<br />
zu Wort gekommen waren. Eine weitere<br />
Einrichtung ist das „Löwenhaus“ in<br />
Hamburg-Harburg.<br />
Jeden Morgen um 7.30 Uhr kommen<br />
die ersten Kinder hierher. Helferinnen<br />
verteilen Frühstückspakete: ein Käsebrot<br />
und einen Apfel. „Manche Kinder<br />
werden morgens auf die Straße gestellt<br />
und dürfen erst abends wieder zu<br />
Hause auftauchen“, sagt Rainer Micha,<br />
Sozialpädagoge und Gründer des<br />
„Löwenhauses“.<br />
DEUTSCHLAND<br />
Er will mit seiner Einrichtung gegen<br />
Bildungsarmut und Chancenlosigkeit<br />
ankämpfen. Michas Konzept gleicht<br />
dem einer Familie: Ältere Schüler betreuen<br />
am Nachmittag die Kleinen aus<br />
den ersten Klassen, helfen ihnen bei<br />
den Hausaufgaben und nehmen sie<br />
auch mal in den Arm. „Die Großen<br />
wissen, wie schwer es ist, nicht zu resignieren.<br />
Die sagen dann: Streng dich<br />
an in der Schule, es lohnt sich“, sagt<br />
Micha. Für die älteren Schüler organisiert<br />
er Praktika in Hamburger Betrieben.<br />
Denn gerade arme Kinder leiden<br />
unter Perspektivlosigkeit. Wissenschaftler<br />
haben kürzlich herausgefunden,<br />
dass Kinder aus unteren sozialen Schichten<br />
sich seltener einen guten Schulabschluss<br />
erhoffen und weniger erfüllende<br />
Freundschaften haben. Mathias,<br />
15, aus Opladen kennt die Situation.<br />
„Das ist ganz schlimm, wenn du dir<br />
nichts leisten kannst und immer nur<br />
zugucken musst“, sagt er. Dank der<br />
Stiftung <strong>stern</strong> kann er nun eine Kung-<br />
Fu-Schule besuchen. „Ich muss mir<br />
nur noch die richtige aussuchen“, sagt<br />
er. Er wollte unbedingt den Kampfsport<br />
lernen, doch die 40 Euro Vereinsbeitrag<br />
konnte sich seine Mutter nicht leisten.<br />
Außerdem bekommt Mathias jetzt regelmäßig<br />
Taschengeld. „Es ist schön,<br />
dass ich meine Freunde mal einladen<br />
kann“, sagt er.<br />
Das Hamburger „Löwenhaus“ ist für viele eine Art Ersatzfamilie: Die Kinder machen<br />
gemeinsam Hausaufgaben, dann treffen sie sich zum Erzählen und Spielen<br />
FOTO: MARCUS VOGEL
Herr Torgovnik, was sind<br />
die Ziele der „Foundation<br />
Rwanda“?<br />
Wir wollen den Kindern der vergewaltigten<br />
Frauen den Besuch einer höheren<br />
Schule ermöglichen. Bildung ist der<br />
Schlüssel für eine bessere Zukunft. Ein<br />
erster Schritt ist nun getan: Im Januar<br />
beginnt für 150 Kinder der Unterricht<br />
an den Sekundarschulen.<br />
<strong>stern</strong>-Leser haben fast 100 000 Euro<br />
gespendet. Was geschieht mit dem Geld?<br />
In Ruanda ist der Besuch der Grundschule<br />
kostenlos, nicht aber die Sekundarschule.<br />
Wer kein Geld hat, kann sich<br />
FOTO: JONATHAN TORGOVNIK Lernen<br />
STIFTUNG STERN<br />
für eine<br />
bessere Zukunft<br />
Nach seiner Reportage über Frauen, die 1994 in Ruanda<br />
von Hutu-Milizen vergewaltigt worden waren, gründete<br />
der Fotograf Jonathan Torgovnik eine Stiftung für Bildung<br />
auch keine Bildung leisten. Wir bezahlen<br />
mit den Spenden die Schulgebühr,<br />
pro Kind und Jahr 150 Dollar. Außerdem<br />
brauchen die Schüler noch Bücher,<br />
Schuluniformen und müssen den Bus<br />
zur Schule bezahlen. Bis ein Kind nach<br />
sechs Jahren seinen Abschluss machen<br />
kann, kostet es etwa 2400 Dollar. Durch<br />
das Geld der Stiftung <strong>stern</strong> können also<br />
etwa 40 Kinder die weiterführende<br />
Schule besuchen und dort einen Abschluss<br />
machen.<br />
Was war bisher die größte<br />
Herausforderung?<br />
Es war sehr schwierig, die Frauen und<br />
ihre Kinder ausfi ndig zu machen. Viele<br />
von ihnen leben in Armut, sie sind stigmatisiert<br />
und scheuen die Öffentlichkeit.<br />
Wir können also nicht in ein Dorf<br />
marschieren und darum bitten, dass<br />
sich alle von den Milizen vergewaltigten<br />
Clares Tochter Elisabith (r.) erhält die Chance, weiter die Schule zu besuchen<br />
Frauen bei uns melden mögen. Wir haben<br />
daher über die örtlichen Sozialarbeiter<br />
Kontakt zu den Frauen gesucht.<br />
Diese Sozialarbeiter kennen die Menschen<br />
schon seit Jahren und wissen über<br />
ihre Probleme Bescheid. Sie haben uns<br />
dann auch geholfen, die Kinder an die<br />
Schulen zu vermitteln und psychologische<br />
Hilfe für die Mütter zu fi nden.<br />
Denn auch das ist ein Ziel der „Foundation<br />
Rwanda“.<br />
Sie haben nicht ewig Zeit für Ihr Projekt.<br />
Das stimmt. Wir müssen versuchen, die<br />
Kinder für das Projekt so schnell wie<br />
möglich zu fi nden. Sie sind alle etwa<br />
gleich alt, 13 Jahre. In Ruanda wechseln<br />
Kinder genau in diesem Alter von der<br />
Grund- auf eine weiterführende Schule.<br />
Mit seiner Stiftung „Foundation Rwanda“<br />
hilft Jonathan Torgovnik Kindern<br />
Wenn sie erst mal 15 oder 16 Jahre alt<br />
sind, wird es nahezu unmöglich, sie<br />
noch in den Unterricht zu integrieren.<br />
Wenn sie erst einmal ein paar Jahre auf<br />
der Straße gelebt haben, besteht kaum<br />
mehr eine Chance, sie ins Schulsystem<br />
zurückzubringen.<br />
Sie arbeiten auch mit der amerikanischen<br />
Columbia-Universität zusammen.<br />
Die Wissenschaftler machen eine Feldstudie<br />
in Ruanda, die wir fi nanziell unterstützen.<br />
Die Ergebnisse sind für die<br />
Foundation sehr wichtig. Als Fotograf<br />
kann ich mit Bildern die Menschen bewegen,<br />
Geld zu <strong>spenden</strong>. Doch wir<br />
brauchen eine wissenschaftliche Basis<br />
für unsere Hilfe. Wir wollen wissen, was<br />
die Bedürfnisse der Frauen sind. Wir<br />
hoffen, dass uns bis April 2009 erste Ergebnisse<br />
vorliegen, um noch besser helfen<br />
zu können.<br />
Welche Pläne haben Sie für 2009?<br />
Wir arbeiten gerade ein System aus, mit<br />
dem die Spender eine Patenschaft für<br />
ein Kind übernehmen und es durch die<br />
Schulzeit begleiten können. Der Pate<br />
bekommt Informationen über den<br />
schulischen Werdegang des Schülers,<br />
kann sich Fotos schicken lassen, dem<br />
Kind Briefe und E-Mails schreiben.<br />
Stiftung <strong>stern</strong> e.V . – Am Baumwall 11 – 20459 Hamburg – Telefon: 040/37 03-78 87<br />
RUANDA
FOTO: GEORG J. LOPATA/ARCHE E.V. Noch<br />
mehr Projekte<br />
Eine Arche für alle<br />
Bernd Siggelkow steckte gerade in den Vorbereitungen<br />
für die Sommerfreizeiten, da zeigte<br />
ihm jemand den Brief einer Mutter. Sie bat den<br />
Leiter der Arche, das Jugendamt zu informieren:<br />
Sie sehe sich nicht mehr in der Lage, sich um<br />
ihre beiden sieben- und neunjährigen Kinder zu<br />
kümmern. Ihr Sohn saß derweil ein Stockwerk<br />
tiefer beim Mittagstisch: Der Tag, als seine<br />
Mutter ihn nicht mehr wollte, war sein Geburtstag.<br />
In den Arche-Einrichtungen kämpfen<br />
die Betreuer nicht nur gegen den Hunger der<br />
Kinder, sondern auch gegen ihre Einsamkeit,<br />
denn die Eltern sind mit der Erziehung oft<br />
überfordert. Der <strong>stern</strong> unterstützt die Arche<br />
bereits seit einigen Jahren. 375 000 Euro haben<br />
Leser bisher dafür gespendet. Nach den Häusern<br />
in Berlin, Hamburg und München sollen<br />
nun auch Einrichtungen in Köln, Düsseldorf,<br />
Memmingen und Potsdam eröffnen.<br />
Die Kinder essen in der Arche zu Mittag.<br />
Zu Hause wartet oft niemand auf sie<br />
Saatgut und eine Ziege<br />
Weil es an Nahrungsmitteln fehlt, backen die<br />
Mütter in Haiti für ihre Kinder Kekse aus Lehm,<br />
Salz und Fett. Für manche ist das die einzige<br />
Mahlzeit des Tages. Denn seit Ende vergangenen<br />
Jahres der Tropensturm „Noel“ über den Karibikstaat<br />
Haiti gezogen ist, sind dort die Lebensmittelpreise<br />
um bis zu 40 Prozent gestiegen.<br />
Die Ärmsten des Landes konnten sich plötzlich<br />
kaum etwas anderes mehr leisten als das<br />
Gebäck aus Lehm. Schon vor dem Wirbelsturm<br />
war die Situation schwierig. Denn der Boden ist<br />
in Haiti nicht sehr fruchtbar, die Bauern können<br />
kaum von dem leben, was ihr Land hergibt.<br />
Der Wirbelsturm hat nun auch ihre Saat reserven<br />
zerstört und große Teile der Erde abgetragen.<br />
Die Stiftung <strong>stern</strong> unterstützt mit 2000 Euro<br />
Spenden ein Großprojekt der Europäischen Kommission<br />
und der Kindernothilfe: 600 Bauernfamilien<br />
aus mehreren Regionen Haitis haben<br />
im September Saatgut, Geräte und eine Ziege<br />
erhalten. Denn wenn es den Bauern vor Ort<br />
gelingt, wieder Gemüse anzubauen und Tiere<br />
zu züchten, können sie ihre Produkte zu fairen<br />
Preisen auf dem Markt verkaufen. Damit ist<br />
ihnen geholfen – und auch den anderen Hunger<br />
leidenden Menschen in der Bevölkerung.<br />
Endlich wieder gesund<br />
Esmatullah, 11, hat sein Augenlicht verloren,<br />
als neben ihm eine Mine explodierte. Das Bein<br />
von Abdul, 5, wurde von einem Lastwagenreifen<br />
zertrümmert. In Afghanistan, dem Heimatland<br />
der beiden Kinder, waren die Ärzte machtlos.<br />
Deshalb wurden Esmatullah und Abdul zusammen<br />
mit 21 weiteren Kindern nach Deutschland<br />
gebracht, wo Ärzte die komplizierten Operationen<br />
durchführten. Danach erholten sie sich<br />
einige Monate in deutschen Gastfamilien, bevor<br />
sie im Juni wieder zu ihren Eltern gefl ogen sind.<br />
Möglich wurde diese „Luftbrücke“ durch den<br />
Arzt Matthias Angrés und dessen Kollegen, die<br />
von der Stiftung <strong>stern</strong> mit 2000 Euro unterstützt<br />
werden. Angrés hat seit vielen Jahren Hunderte<br />
verletzte und kranke Kinder nach Deutschland<br />
begleitet. Esmatullah kann heute wieder dunkel<br />
und hell unterscheiden. „Das ist ein richtig tolles<br />
Gefühl“, sagt der Junge. Viele dieser Kinder<br />
haben durch ihren Aufenthalt auch Deutsch<br />
sprechen gelernt.<br />
Die weißen Schwarzen<br />
Dort, wo sie leben, sind alle schwarz. Die<br />
dunkle Haut schützt die Menschen in Tansania<br />
und anderen afrikanischen Staaten vor der<br />
Sonne, die in der Nähe des Äquators mit großer<br />
Kraft auf die Erde brennt. Doch eines von rund<br />
3500 Kindern wird mit einer weißen Haut<br />
geboren. Die meisten Albinos in Afrika sterben<br />
vor ihrem 30. Geburtstag an Hautkrebs. Im<br />
Norden Tansanias, rund um den Kilimandscharo,<br />
kümmert sich ein internationales Ärzteteam<br />
im Rahmen des Albino-Projekts um die<br />
weißen Schwarzen. Sie werden von den Ärzten<br />
regelmäßig untersucht, bekommen schützende<br />
Kleidung und Lichtschutzmittel. Außerdem<br />
besuchen sie Kurse, in denen sie lernen, geeignete<br />
Sonnenschutzkleidung selbst herzustellen.<br />
1500 Euro wird die Stiftung <strong>stern</strong> den Initiatoren<br />
des Albino-Projekts überweisen. Es ist<br />
geplant, das Projekt auch auf andere Staaten<br />
auszudehnen. Zum Beispiel nach Malawi,<br />
wo die Situation für Albinos noch schlechter<br />
ist als in Tansania: Im ganzen Land gibt es<br />
nicht einen Hautarzt.<br />
Albinos sind in Tansania Aussätzige.<br />
Die weiße Haut ist ihr Verhängnis<br />
In eigener Sache<br />
„Der Mann, der reich stirbt, stirbt in Schande“ –<br />
das war das Motto des US-Industriellen Andrew<br />
Carnegie. Die von ihm Anfang des 20. Jahrhunderts<br />
gegründeten „Hero Trust Funds“ sind<br />
Teil der weltweiten Carnegie Organisation.<br />
Mit ihrem „Lebensretter Award“ ehrt die<br />
deutsche Carnegie Stiftung einmal im Jahr den<br />
beispielhaften Einsatz anderer für die Ärmsten<br />
der Armen. Preisträger 2008 ist die Stiftung<br />
<strong>stern</strong>. „Wir fühlen uns sehr geehrt, der Preis<br />
gebührt jedoch unseren Lesern“, sagte<br />
<strong>stern</strong>-Chefredakteur Andreas Petzold nach<br />
der Verleihung in Hamburg.<br />
Weltweit unterstützt die Stiftung <strong>stern</strong> Hilfsprojekte für Menschen in Not<br />
Spendenkonto: 469 9500 – Deutsche Bank – BLZ 200 700 00 – www.stiftung<strong>stern</strong>.de<br />
FOTO: MARCUS BLEASDALE