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Herr Torgovnik, was sind<br />
die Ziele der „Foundation<br />
Rwanda“?<br />
Wir wollen den Kindern der vergewaltigten<br />
Frauen den Besuch einer höheren<br />
Schule ermöglichen. Bildung ist der<br />
Schlüssel für eine bessere Zukunft. Ein<br />
erster Schritt ist nun getan: Im Januar<br />
beginnt für 150 Kinder der Unterricht<br />
an den Sekundarschulen.<br />
<strong>stern</strong>-Leser haben fast 100 000 Euro<br />
gespendet. Was geschieht mit dem Geld?<br />
In Ruanda ist der Besuch der Grundschule<br />
kostenlos, nicht aber die Sekundarschule.<br />
Wer kein Geld hat, kann sich<br />
FOTO: JONATHAN TORGOVNIK Lernen<br />
STIFTUNG STERN<br />
für eine<br />
bessere Zukunft<br />
Nach seiner Reportage über Frauen, die 1994 in Ruanda<br />
von Hutu-Milizen vergewaltigt worden waren, gründete<br />
der Fotograf Jonathan Torgovnik eine Stiftung für Bildung<br />
auch keine Bildung leisten. Wir bezahlen<br />
mit den Spenden die Schulgebühr,<br />
pro Kind und Jahr 150 Dollar. Außerdem<br />
brauchen die Schüler noch Bücher,<br />
Schuluniformen und müssen den Bus<br />
zur Schule bezahlen. Bis ein Kind nach<br />
sechs Jahren seinen Abschluss machen<br />
kann, kostet es etwa 2400 Dollar. Durch<br />
das Geld der Stiftung <strong>stern</strong> können also<br />
etwa 40 Kinder die weiterführende<br />
Schule besuchen und dort einen Abschluss<br />
machen.<br />
Was war bisher die größte<br />
Herausforderung?<br />
Es war sehr schwierig, die Frauen und<br />
ihre Kinder ausfi ndig zu machen. Viele<br />
von ihnen leben in Armut, sie sind stigmatisiert<br />
und scheuen die Öffentlichkeit.<br />
Wir können also nicht in ein Dorf<br />
marschieren und darum bitten, dass<br />
sich alle von den Milizen vergewaltigten<br />
Clares Tochter Elisabith (r.) erhält die Chance, weiter die Schule zu besuchen<br />
Frauen bei uns melden mögen. Wir haben<br />
daher über die örtlichen Sozialarbeiter<br />
Kontakt zu den Frauen gesucht.<br />
Diese Sozialarbeiter kennen die Menschen<br />
schon seit Jahren und wissen über<br />
ihre Probleme Bescheid. Sie haben uns<br />
dann auch geholfen, die Kinder an die<br />
Schulen zu vermitteln und psychologische<br />
Hilfe für die Mütter zu fi nden.<br />
Denn auch das ist ein Ziel der „Foundation<br />
Rwanda“.<br />
Sie haben nicht ewig Zeit für Ihr Projekt.<br />
Das stimmt. Wir müssen versuchen, die<br />
Kinder für das Projekt so schnell wie<br />
möglich zu fi nden. Sie sind alle etwa<br />
gleich alt, 13 Jahre. In Ruanda wechseln<br />
Kinder genau in diesem Alter von der<br />
Grund- auf eine weiterführende Schule.<br />
Mit seiner Stiftung „Foundation Rwanda“<br />
hilft Jonathan Torgovnik Kindern<br />
Wenn sie erst mal 15 oder 16 Jahre alt<br />
sind, wird es nahezu unmöglich, sie<br />
noch in den Unterricht zu integrieren.<br />
Wenn sie erst einmal ein paar Jahre auf<br />
der Straße gelebt haben, besteht kaum<br />
mehr eine Chance, sie ins Schulsystem<br />
zurückzubringen.<br />
Sie arbeiten auch mit der amerikanischen<br />
Columbia-Universität zusammen.<br />
Die Wissenschaftler machen eine Feldstudie<br />
in Ruanda, die wir fi nanziell unterstützen.<br />
Die Ergebnisse sind für die<br />
Foundation sehr wichtig. Als Fotograf<br />
kann ich mit Bildern die Menschen bewegen,<br />
Geld zu <strong>spenden</strong>. Doch wir<br />
brauchen eine wissenschaftliche Basis<br />
für unsere Hilfe. Wir wollen wissen, was<br />
die Bedürfnisse der Frauen sind. Wir<br />
hoffen, dass uns bis April 2009 erste Ergebnisse<br />
vorliegen, um noch besser helfen<br />
zu können.<br />
Welche Pläne haben Sie für 2009?<br />
Wir arbeiten gerade ein System aus, mit<br />
dem die Spender eine Patenschaft für<br />
ein Kind übernehmen und es durch die<br />
Schulzeit begleiten können. Der Pate<br />
bekommt Informationen über den<br />
schulischen Werdegang des Schülers,<br />
kann sich Fotos schicken lassen, dem<br />
Kind Briefe und E-Mails schreiben.<br />
Stiftung <strong>stern</strong> e.V . – Am Baumwall 11 – 20459 Hamburg – Telefon: 040/37 03-78 87<br />
RUANDA