Gärten – Lebensräume für Menschen mit einer demenziellen Erkrankung
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Mag. (FH) Sylvia Boubenicek<br />
www.diakoniewerk.at/fachforum<br />
<strong>Gärten</strong> <strong>–</strong> <strong>Lebensräume</strong> <strong>für</strong> <strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong><br />
<strong>einer</strong> <strong>demenziellen</strong> <strong>Erkrankung</strong><br />
Der folgende Artikel beschäftigt sich <strong>mit</strong> der Frage der Bedeutung von <strong>Gärten</strong> in Einrichtungen,<br />
in denen <strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong> <strong>einer</strong> Demenzerkrankung betreut werden, und wie diese <strong>Gärten</strong> gestal-<br />
tet sein sollen, um den Bedürfnissen dieser Personengruppe gerecht zu werden.<br />
1 Die Ausgangssituation<br />
In Österreich sind derzeit etwas mehr als 100.000 <strong>Menschen</strong> an <strong>einer</strong> Demenz erkrankt. Die<br />
Tendenz ist steigend, die Häufigkeit von Demenzerkrankungen nimmt <strong>mit</strong> dem Alter zu. Sind<br />
im Alter zwischen 70 und 74 Jahren ca. 3% der Personen an <strong>einer</strong> Demenz erkrankt, so sind<br />
es im Alter zwischen 90 und 94 Jahren schon ca. 30 % dieser Altersgruppe. (vgl. Gatterer /<br />
Croy 2005, S.11). Dies erfordert, dass sich auch Altenheime und Tageszentren <strong>für</strong> ältere<br />
<strong>Menschen</strong> verstärkt speziell auf die Bedürfnisse der Gruppe der an Demenz erkrankten <strong>Menschen</strong><br />
einstellen müssen.<br />
Nach ICD-10 Klassifikation ist Demenz „ein Syndrom als Folge <strong>einer</strong> meist chronischen oder<br />
fortschreitenden Krankheit des Gehirns <strong>mit</strong> Störung vieler höherer kortikaler Funktionen einschließlich<br />
Gedächtnis, Denken, Orientierung, Auffassung, Lernfähigkeit, Sprache und Urteilsvermögen.<br />
(…) Die kognitiven Beeinträchtigungen werden gewöhnlich von Veränderungen<br />
der emotionalen Kontrolle, des Sozialverhaltens oder der Motivation begleitet. Die häufigste<br />
Ursache <strong>für</strong> eine Demenz ist die Alzheimer <strong>Erkrankung</strong>.“<br />
Im Verlauf <strong>einer</strong> Demenzerkrankung kommt es zu einem Verlust der räumlichen und zeitlichen<br />
Orientierung, zu Wahrnehmungsstörungen und einem Verlust von Umweltkompetenz.<br />
Diese Faktoren können zu Unsicherheit, Ängsten, Beunruhigung und Unruhe bei den Betroffenen<br />
führen. Andererseits sind <strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong> <strong>einer</strong> <strong>demenziellen</strong> <strong>Erkrankung</strong> in besonderem<br />
Maße offen und empfänglich <strong>für</strong> Stimmungen, Atmosphäre und das Erleben des jeweiligen<br />
Augenblicks.<br />
<strong>Gärten</strong> <strong>für</strong> <strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong> Demenz zu gestalten bedeutet, sich <strong>mit</strong> den Bedürfnissen und der<br />
Erlebniswelt dieser <strong>Menschen</strong> zu befassen und davon ausgehend Konzepte zu entwickeln und<br />
<strong>Gärten</strong> zu gestalten, die einen Beitrag zur Lebensqualität der NutzerInnen leisten.<br />
Das Erleben von Natur ist ein im <strong>Menschen</strong> tief verankertes Grundbedürfnis. Aufenthalt in<br />
der Natur erzeugt Wohlbefinden und ist ein anregendes Erfahrungsfeld <strong>für</strong> die Sinne. Gesunde<br />
jüngere <strong>Menschen</strong> haben in unserer Gesellschaft jederzeit die Gelegenheit, im nahen oder<br />
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weiteren Umfeld Natur aufzusuchen. Für ältere <strong>Menschen</strong>, vor allem wenn sie körperlich und<br />
/ oder geistig beeinträchtigt sind, ist dies keine Selbstverständlichkeit mehr. Doch gerade demenziell<br />
erkrankte <strong>Menschen</strong> finden in der Natur, wenn sie sich in ihrer Identität bedroht fühlen,<br />
einen Erinnerungs- und Erfahrungsraum, der Halt geben kann. Auch wenn kognitive Fähigkeiten<br />
verloren gegangen sind, werden <strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong> <strong>einer</strong> <strong>demenziellen</strong> <strong>Erkrankung</strong> von<br />
der Natur auf <strong>einer</strong> tieferen emotionalen Ebene berührt und sie wirken ausgeglichener, entspannter<br />
und interessierter. (vgl. Bäuerle 2006, S. 17)<br />
2 Unterschiedliche Leitkonzepte<br />
Es wird in den letzten Jahren vermehrt der Nutzen von unterschiedlichen Gartenkonzepten <strong>für</strong><br />
die Lebensqualität von <strong>Menschen</strong> im Alter diskutiert. Im Folgenden werden einige Konzepte<br />
in Kurzform vorgestellt.<br />
2.1 Szenariengarten<br />
Ein wichtiger therapeutischer Ansatz ist es, die Identität der demenziell erkrankten NutzerInnen<br />
durch vertraute Situationen und Betätigungsmöglichkeiten zu stärken. Alltagsnah gestaltete<br />
Situationen lösen Erinnerungen aus und vermögen Kompetenzen zu aktivieren. Ein Szenariengarten<br />
ist so gestaltet, dass die NutzerInnen im Garten verschiedene vertraute Erfahrungen<br />
machen und sich dadurch kompetent erleben können und in ihrer Identität gestärkt werden.<br />
(Bsp. Tiere füttern, Wege kehren, Wäsche aufhängen, Unkraut zupfen…) Sinneserfahrungen<br />
werden durch solche vertrauten Szenarien ver<strong>mit</strong>telt. (vgl. Heeg / Bäuerle, 2007, S.<br />
21)<br />
2.2 Phasengarten<br />
Ein Phasengarten berücksichtigt in seinen unterschiedlich gestalteten Bereichen unterschiedliche<br />
Bedürfnisse von <strong>Menschen</strong> in den verschiedenen Stadien von Demenz. (Bsp.: Möglichkeit<br />
zu Aktivität und zu beschaulichem Betrachten oder Rückzug) (vgl. Heeg / Bäuerle 2007,<br />
S.22)<br />
2.3 Konzept „Gefühlsräume“<br />
Isabelle Woysch nutzt bei der Gestaltung eines Gerontogartens <strong>für</strong> demenzkranke <strong>Menschen</strong><br />
die Wirkung von Farben und Symbolen auf das Unterbewusstsein. Sie setzt diese Elemente<br />
gezielt ein, um dadurch vertraute Gefühle und Stimmungen <strong>–</strong> je nach Stadium der Demenz -<br />
auszulösen und anzusprechen. Dies wiederum ver<strong>mit</strong>telt den GartenbesucherInnen, dass sie<br />
sich wohl und verstanden fühlen. (vgl. Woysch,<br />
www.alzheimerforum.de/3/1/6/10/garten.html )<br />
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2.4 Sinnesgarten<br />
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Charakteristisch <strong>für</strong> Sinnesgärten sind Objekte und Installationen, welche zusätzliche Sinneserfahrungen<br />
ermöglichen sollen. Es stellt sich jedoch die Frage, inwieweit demenzkranke<br />
<strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong> den zwar interessanten aber ungewöhnlichen und fremden Sinnesanregungen<br />
etwas anfangen können oder ob sie dadurch eher beunruhigt werden. (vgl. Heeg / Bäuerle<br />
2007, S. 23)<br />
2.5 Konzept der „Begegnung zwischen Jung und Alt“<br />
Bei der Planung und Gestaltung eines Gartens, der Begegnungen zwischen Kindern und alten<br />
<strong>Menschen</strong> ermöglichen und fördern soll und von beiden Seiten als bereichernd erlebt werden<br />
kann, müssen sowohl die Bedürfnisse von Kindern als auch von alten <strong>Menschen</strong> in den Blick<br />
genommen werden. (vgl. Heeg / Bäuerle 2007, S. 23)<br />
Ein Grundtenor der unterschiedlichen Konzepte ist, dass sich die <strong>Menschen</strong> im Garten in erster<br />
Linie wohl und geschützt fühlen sollen und Gelegenheiten zu Rückzug aber auch Gemeinschaftserleben<br />
vorfinden sollten. Die Gartengestaltung sollte zeitliche und örtliche Orientierung<br />
fördern, die Gestaltung klassischer Gartensituationen kann Erinnerungen aus der Biografie<br />
wecken und Möglichkeiten bieten, sich kompetent zu erleben.<br />
3 <strong>Gärten</strong> im therapeutischen Kontext<br />
3.1 Milieutherapie<br />
Die Milieutherapie geht davon aus, dass die Anpassungsfähigkeit demenzkranker <strong>Menschen</strong><br />
<strong>mit</strong> dem Fortschreiten der <strong>Erkrankung</strong> abnimmt. Dies bedeutet, je geringer die Anpassungsfähigkeit,<br />
umso stärker muss das Milieu an die Bedürfnisse der <strong>Menschen</strong> angepasst werden.<br />
Um Lebensqualität, Sicherheit, Wohlfühlen zu ermöglichen und Überforderung zu vermeiden<br />
sowie Kompetenzverlust zu kompensieren, sollte daher die Umwelt an die Bedürfnisse der an<br />
Demenz erkrankten <strong>Menschen</strong> angepasst werden. Dies geschieht auf der Ebene der Beziehungsgestaltung,<br />
der Tagesgestaltung und der räumlichen Umgebung. In Bezug auf die Gartengestaltung<br />
bedeutet dies, dass der Garten entsprechend den Bedürfnissen der NutzerInnen<br />
übersichtlich und geschützt gestaltet wird. Er muss der Würde demenziell erkrankter <strong>Menschen</strong><br />
gerecht werden, indem er Sicherheit, Vertrautheit und Umweltkompetenz ver<strong>mit</strong>telt.<br />
(vgl. Staack 2004, S. 12-14)<br />
3.2 Aktivierungstherapie<br />
Das Ziel von Aktivierungstherapie ist es, durch geistige und körperliche Anregungen und Aktivitäten<br />
die Fähigkeiten von alten demenzkranken <strong>Menschen</strong> möglichst lange zu erhalten und<br />
so<strong>mit</strong> Selbständigkeit, Sicherheit und Wohlbefinden zu fördern.<br />
Ein Garten bietet vielfältige Möglichkeiten zu Aktivierung<br />
• Motorischer Bereich (Bewegung in der Natur)<br />
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• Kognitiver Bereich (Zahlreiche Umweltreize wie Pflanzen, Erleben der Jahreszeiten,<br />
Tiere, Farben etc. geben Gelegenheit an altbekannte Erfahrungen anzuknüpfen, sie lösen<br />
Erinnerungen aus und eignen sich als Anknüpfungspunkt <strong>für</strong> Gespräche.)<br />
• Sozialer und emotionaler Bereich (gemeinsame Aktivitäten oder Sitzen im Freien,<br />
Freude am Erleben der Natur)<br />
• Sensorischer Bereich (Der Garten als Ort von vielfältigen Sinneseindrücken: Das Hören<br />
von Vogelgezwitscher, der Duft von Blüten und Sträuchern, das Spüren der warmen<br />
Sonnenstrahlen auf der Haut, Spüren des Windes oder der Regentropfen, das Tasten<br />
von unterschiedlichen Materialien, das Schmecken von selbstgepflückten Beeren<br />
oder Früchten, das Betrachten der Pflanzen und Schmetterlinge …)<br />
• Aktivierungs- und Beschäftigungsprogramm, Aktivitäten (Wege kehren, Gras rechen,<br />
Wäsche aufhängen, Vögel füttern, Samen anbauen, Kräuter abzupfen: anknüpfen an<br />
die Biografie, Wiederentdecken von Kompetenzen)<br />
4 Bedeutung und Nutzen von <strong>Gärten</strong> <strong>für</strong> <strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong> Demenz<br />
Internationale Studienergebnisse bestätigen den positiven Einfluss von Naturerleben und dem<br />
Aufenthalt im Freien auf das Befinden und Verhalten von demenzkranken Personen. Eine<br />
vergleichende Langzeitstudie in fünf Einrichtungen ergab, dass die regelmäßige Nutzung eines<br />
Gartens einen Rückgang von herausforderndem Verhalten bewirkte und da<strong>mit</strong> auch eine<br />
Verbesserung im Belastungserleben der Pflegenden brachte. (vgl. Mooney / Nicell 1992, S.<br />
23-29)<br />
Der Aufenthalt im Freien bedeutet auch, dass automatisch mehr natürliches Licht empfangen<br />
wird. Helles Tageslicht hat nachweislich eine positive Wirkung auf den Antrieb, eine normalisierende<br />
Wirkung auf den Schlaf-Wach-Rhythmus und bewirkt die Bildung von Vitamin D.<br />
(vgl. Bäuerle 2006, S. 17)<br />
Einerseits bietet ein Garten die Möglichkeit, dem häufig ausgeprägten Drang nach rastlosem<br />
Umherwandern in einem geschützten Bereich nachzukommen. Anderseits kann durch die<br />
Gestaltung von idyllischen Plätzen zum Verweilen und beschaulichem Betrachten eingeladen<br />
werden und können ängstliche und unruhige <strong>Menschen</strong> zur Ruhe zu kommen und Stress abbauen.<br />
Ein Garten bietet Möglichkeiten zu unterschiedlichen Aktivitäten wie Essen im Freien, Unkraut<br />
zupfen, die Wege kehren, ein Hochbeet bepflanzen, gießen oder etwas ernten. Jedenfalls<br />
erlauben die Aktivitäten ein Anknüpfen an der Biografie, sie fördern körperliche und geistige<br />
Fähigkeiten, ermöglichen sich kompetent zu erleben und steigern das Selbstwertgefühl.<br />
Dr. Ing. Amrei Mosbauer beschreibt beim Dementia Fair Congress 2008 folgende weitere<br />
positive Auswirkungen von <strong>Gärten</strong> <strong>für</strong> <strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong> Demenz:<br />
• wniger Aggressivität und Ängstlichkeit<br />
• bessere motorische Funktonen , weniger Stürze<br />
• weniger Schlaf, Schmerz und Beruhigungs<strong>mit</strong>tel<br />
• aktive Beteiligung, weniger Depression, Frustration und Isolation<br />
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• körperliches und psychisches Wohlbefinden<br />
• Sonnenlicht: Bildung von Vitamin D, Calcium <strong>für</strong> die Knochenfestigkeit<br />
• Verbesserung der Lebensqualität<br />
(Vgl. www.faircongress.de/hamburg/images/stories/logos/pp/p34.pdf)<br />
5 Anforderungen an <strong>Gärten</strong> <strong>für</strong> <strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong> Demenz<br />
• Stimulation ohne Stress<br />
• Sicherheit und Geborgenheit, Vertrautheit<br />
• Hilfen zur Wahrnehmung und Orientierung<br />
• Erleben von Kompetenz<br />
• Möglichkeit zu Aktivität<br />
• Wahlmöglichkeit zwischen Privatheit und Gemeinschaft<br />
• Autonomie und Kontrolle<br />
• Kontinuität <strong>–</strong> Bezug zum bisherigen Lebenszusammenhang (vgl. Heeg / Bäuerle 2007,<br />
S. 14)<br />
Diese genannten Anforderungen müssen bei der Planung in den Blick genommen werden und<br />
in der konkreten Gestaltung von Wegen, Beeten, Sitzplätzen, Umzäunungen etc. ihren Niederschlag<br />
finden.<br />
6 Planung und Gestaltung<br />
6.1 Bepflanzung<br />
Bei der Bepflanzung gibt es verschiedene Kriterien, auf die in einem Garten <strong>für</strong> demenzkranke<br />
<strong>Menschen</strong> Bedacht genommen werden muss. Erstens ist bei der Pflanzenauswahl unbedingt<br />
darauf zu achten, dass ungiftige Pflanzen Verwendung finden. Bekannten Pflanzen aus<br />
der Region wie sie zum Beispiel auch in den Bauerngärten anzutreffen sind, ist der Vorzug zu<br />
geben. Diese haben wahrscheinlich Bezug zur Biografie der NutzerInnen, lösen Erinnerungen<br />
aus und geben dadurch Sicherheit und Wohlgefühl. Es empfiehlt sich, typische Pflanzen <strong>für</strong><br />
die jeweiligen Jahreszeiten wie beispielsweise Schlüsselblumen, Tulpen, Erdbeeren, Kirschen,<br />
Sonnenblumen, Astern anzusetzen, da sie die Orientierung fördern können und ein<br />
intensives Erleben der Jahreszeiten ermöglichen.<br />
Ein Garten ist immer auch Anregung <strong>für</strong> die Sinne. Wie schon weiter oben angeführt, können<br />
durch einen Garten alle Sinne angesprochen werden. Speziell der Duft von Pflanzen kann<br />
bestimmte Erinnerungen auslösen. Besonders die bekannten Gewürzkräuter wie Schnittlauch,<br />
Petersilie, Dill oder Pfefferminze sollten nicht fehlen.<br />
Hochbeete ermöglichen auch <strong>für</strong> ältere <strong>Menschen</strong>, die sich nicht mehr gut bücken können,<br />
etwas anzubauen, Pflanzen zu betrachten, Unkraut zu zupfen oder zu ernten. Je nach Stadium<br />
der Demenz kann oft nicht mehr der Zusammenhang zwischen dem gärtnerischen Tun und<br />
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dem fertigen Produkt hergestellt werden. Es geht jedoch nicht um ein Endprodukt, sondern<br />
um ein Tun, das im Moment sinnvoll erlebt wird und Freude macht.<br />
Auch ein Naschgarten <strong>mit</strong> Erdbeeren, Himbeeren oder Früchten in Augenhöhe erfreut die<br />
GartenbesucherInnen.<br />
Insgesamt ist darauf Bedacht zu nehmen, ein abwechslungsreiches Spektrum von Farben,<br />
Formen und Gerüchen zu schaffen, welches zwar anregend wirkt, aber auch nicht zu Überstimulierung<br />
führt.<br />
6.2 Begrenzung<br />
<strong>Gärten</strong> sollten auf alle Fälle von einem Zaun umgeben sein. Ein umzäunter Garten bietet die<br />
Gelegenheit, dass sich <strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong> <strong>einer</strong> <strong>demenziellen</strong> <strong>Erkrankung</strong> in einem geschützten<br />
Außenbereich selbständig aufhalten können. Die Förderung des selbstbestimmten Spazierengehens<br />
erweitert den persönlichen Lebensraum, stärkt das Selbstbewusstsein und trägt maßgeblich<br />
zu persönlichem Wohlbefinden bei. Eine Zunahme der sozialen Kontakte zu MitbewohnerInnen<br />
oder Angehörigen entsteht und führt zu <strong>einer</strong> Verbesserung der Lebensqualität.<br />
(vgl. http://www.hanau.de/service/spendenportal/artikel/07490/ )<br />
Hecken, Zäune und Mauern sollten grundsätzlich so ausgeführt werden, dass nicht darüber<br />
geklettert oder durchgeschlüpft werden kann. Gartentore sollten unauffällig ausgeführt und<br />
die Schnallen kaschiert werden, da<strong>mit</strong> sie eher als Teil des Zaunes interpretiert werden und<br />
nicht Aufforderungscharakter besitzen, den Garten zu verlassen. (vgl. Heeg / Bäuerle 2007; S.<br />
32)<br />
6.3 Wege<br />
Wegen fällt die Funktion der Erschließung sowie der Gliederung des Gartens zu.<br />
Die Nutzer sollten den Garten ohne fremde Hilfe vom Gebäude aus betreten und auch wieder<br />
verlassen können. (vgl. Heeg / Bäuerle 2007; S.31 - 32)<br />
Bei der Wegführung und Weggestaltung ist bei <strong>einer</strong> Nutzung durch <strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong> <strong>einer</strong> Demenzerkrankung<br />
im Besonderen auf die Aspekte Orientierung und Sicherheit Bedacht zu<br />
nehmen. Um die Orientierung zu erleichtern, sollte die Wegführung so gestaltet sein, dass die<br />
Wege wieder zum Ausgangspunkt zurückführen. Kreuzungspunkte und Sackgassen sollten<br />
vermieden werden, da bei demenzkranken <strong>Menschen</strong> Wahlmöglichkeiten eher Verwirrung<br />
und Unsicherheit auslösen und es ihnen häufig Schwierigkeiten bereitet, umzudrehen. Eine<br />
klare und kontrastreiche Gestaltung der Wegränder unterstützt ebenfalls die Orientierung.<br />
(vgl. Heeg / Bäuerle 2007; S. 38)<br />
Aus Sicherheitsgründen sollten zum Ausgleich von Höhenunterschieden im Garten Rampen<br />
den Vorzug vor Stufen gegeben werden. Die Steigung der Rampen sollte maximal 4 % betragen.<br />
Empfohlen wird eine Breite der Wege von 1,7 bis 2 Meter, da bei dieser Breite auch<br />
noch zwei Rollstühle aneinander vorbeifahren können. Für ältere, demenziell erkrankte <strong>Menschen</strong><br />
kann es aufgrund ihrer geistigen und körperlichen Einschränkungen schwierig sein,<br />
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entgegenkommenden Personen auszuweichen. Aus diesem Grund ist auch bei gehfähigen<br />
<strong>Menschen</strong> eine Mindestwegbreite von 1,3 m erforderlich.<br />
Die Wegmaterialien sollten aus einheitlichem Material bestehen und einen Kontrast zum umgebenden<br />
Boden darstellen. Die Belagsflächen müssen rutschfest sein und dürfen keine Unebenheiten<br />
aufweisen. (vgl. Heeg / Bäuerle 2007; S. 38 - 39)<br />
In manchen Bereichen können Wege <strong>mit</strong> Handläufen ausgestattet sein, um <strong>einer</strong>seits Halt zu<br />
bieten und andererseits Orientierung zu verbessern.<br />
6.4 Orte zum Verweilen<br />
Jeder Garten braucht Plätze, die zum Verweilen einladen. Man sollte schattige, gemütliche<br />
Sitzplätze <strong>für</strong> geselliges Beisammensitzen vorsehen. Die klassische Terrasse direkt vor dem<br />
Haus wird erfahrungsgemäß am häufigsten genutzt. (vgl. Heeg / Bäuerle 2007; S. 34).<br />
Demenzkranke <strong>Menschen</strong> brauchen nicht nur Orte zum geselligen Beisammensein, sondern<br />
zusätzlich auch geschützte Plätze und Nischen als Rückzugsmöglichkeit, an denen sie sich<br />
sicher und geborgen fühlen können.<br />
6.5 Wasser<br />
Wasser ist ein besonders beliebtes Gestaltungselement <strong>für</strong> <strong>Gärten</strong>. In der Fachliteratur finden<br />
sich unterschiedliche Einschätzungen in Bezug auf den Einsatz in <strong>Gärten</strong>, die von <strong>Menschen</strong><br />
<strong>mit</strong> <strong>einer</strong> Demenzerkrankung genutzt werden. Ablehnend äußert sich Pollok (1997), da das<br />
ständige Plätschern Inkontinenz fördern könnte. Bei vielen Autoren überwiegt jedenfalls die<br />
Zustimmung. (vgl.Zeisel & Tyson, 1999) Es wird die wohltuende und <strong>einer</strong>seits beruhigende<br />
aber andererseits auch die Sinne anregende Wirkung hervorgehoben. Jedenfalls ist bei der<br />
Planung der Sicherheitsaspekt zu berücksichtigen. Auch seichte Gewässer können <strong>für</strong> <strong>Menschen</strong><br />
<strong>mit</strong> <strong>einer</strong> Demenzerkrankung ein Gefahrenpotenzial darstellen. Auch der Aufwand <strong>für</strong><br />
Planung, Bau und Pflege sind zu berücksichtigen.<br />
7 Die Pflege des Gartens<br />
Zum Abschluss sei noch darauf verwiesen, dass bei der Planung eines Gartens <strong>mit</strong>zubedenken<br />
ist, dass der Garten auch regelmäßige Pflege benötigt. Regelmäßiges Gießen und Unkraut<br />
jäten nimmt viel Zeit in Anspruch, welche die MitarbeiterInnen in Pflege und Betreuung zusätzlich<br />
nicht aufbringen können. Es empfiehlt sich daher, robuste und standortgerechte<br />
Pflanzen zu bevorzugen und gleich zu Beginn eine Bewässerung einzuplanen. In vielen Einrichtungen<br />
gibt es auch Ehrenamtliche oder Angehörige, die sich gerne im Garten engagieren.<br />
8 Fazit<br />
<strong>Gärten</strong> <strong>für</strong> demenzkranke <strong>Menschen</strong> müssen speziell <strong>für</strong> die Bedürfnisse dieser Nutzergruppe<br />
konzipiert und gestaltet werden. Dies bedeutet, dass die <strong>Gärten</strong> vor allem sichere und ge-<br />
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schützte Orte sein müssen, welche biografieorientiert Möglichkeiten zu Aktivität und Bewegung,<br />
aber auch zu Rückzug und Ruhe bereitstellen. Die Gestaltung des Gartens sollte die<br />
Sinne anregen und Erinnern fördern, jedoch ohne Überstimulierung zu erzeugen. Werden diese<br />
wesentlichen Punkte beachtet, dann sind demenzgerechte <strong>Gärten</strong> nicht nur ein wesentlicher<br />
Faktor zum Wohlfühlen und zur Verbesserung der Lebensqualität <strong>für</strong> die älteren <strong>Menschen</strong>,<br />
sondern sie bringen auch Erleichterung und Ressourcenschonung <strong>für</strong> das Personal.<br />
9. Literatur<br />
Bäuerle, Katharina: <strong>Gärten</strong> <strong>für</strong> <strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong> Demenz. Aufenthalt im Freien sollte Teil des<br />
Konzepts sein. In: Altenheim 3/2006<br />
Gatterer, Gerald/ Croy, Antonia (2005): Leben <strong>mit</strong> Demenz. Praxisbezogener Ratgeber <strong>für</strong><br />
Pflege und Betreuung, Springer Wien New York.<br />
Heeg, Sibylle/ Bäuerle, Katharina (2007): Freiräume. <strong>Gärten</strong> <strong>für</strong> <strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong> Demenz, 2.<br />
Auflage. Demenz Support Stuttgart gGmbH.<br />
Mooney, P./ Nicell, P.L. (1992): The importance of exterior environment for Alzheimer residents:<br />
effective care and risk management, Gestion des soins de sante. Health Care Management<br />
forum: 5(2): 23-29.<br />
Pollock, Annie (1997): Landscaping for Dementia Patients. In: Design for Dementia: Six<br />
Conference Papers, Sterling, DSDC 4 -7.<br />
Staack, Sven (2004): Milieutherapie. Ein Konzept zur Betreuung demenziell Erkrankter,<br />
Vincentz Network, Hannover.<br />
Zeisel, John / Tyson Marth M. (1999): Alzheimer’s Treatment Gardens. In: Clare Cooper<br />
Marcus/ Marni Barnes (eds.), Healing Gardens. Therapeutic Benefits and Design Recommendations,<br />
New York etc.: John Wiley & Sons, 437 <strong>–</strong> 504.<br />
URL: http://www.faircongress.de/hamburg/images/stories/logos/pp/p34.pdf<br />
URL: http://www.hanau.de/service/spendenportal/aritkel/07490/)<br />
URL: http://www.zum-landschaftsarchitektur.de/dokument<br />
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