LaboReport 34 - Labor Dr. Gärtner
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<strong>LaboReport</strong><br />
<strong>Labor</strong> <strong>Dr</strong>. <strong>Gärtner</strong> · Ravensburg Juni 2005<br />
MRSA – Methicillin-resistente<br />
Staphylococcus aureus in Klinik und Praxis<br />
Methicillin- bzw. Oxacillin-resistente Staphylococcusaureus-Stämme<br />
(MRSA) werden seit über 40 Jahren<br />
als Erreger nosokomialer Infektionen beschrieben.<br />
Aufgrund ihrer Multiresistenz (Resistenz gegen alle<br />
Betalaktam-Antibiotika sowie häufig auch gegen<br />
andere Antibiotikaklassen) entfallen bewährte Therapieregime,<br />
unter anderem mit der Folge einer erhöhten<br />
Mortalität. MRSA zeigen eine ausgeprägte Neigung<br />
zu epidemischer und endemischer Verbreitung<br />
in klinischen Einrichtungen. Die MRSA-Rate (MRSA /<br />
Gesamtheit der Staphylococcus-aureus-Isolate) in<br />
Krankenhäusern liegt, mit erheblichen regionalen<br />
Schwankungen, deutschlandweit mittlerweile im<br />
Durchschnitt deutlich über 20%.<br />
Im Zusammenhang mit dieser Entwicklung lassen<br />
MRSA sich zunehmend auch bei Bewohnern von<br />
Alten- und Pflegeheimen nachweisen, die aufgrund<br />
ihrer Grundkrankheiten immer wieder in Krankenhäusern<br />
behandelt werden.<br />
Völlig unabhängig von Krankenhäusern und anderen<br />
klinischen Einrichtungen werden auch in Deutschland<br />
seit 2002 sporadisch ambulant erworbene, sog.<br />
„community acquired MRSA“ (cMRSA) nachgewiesen.<br />
Bei den betroffenen Patienten fehlen die für<br />
Krankenhausinfektionen mit MRSA bekannten Risikofaktoren.<br />
Die Erreger werden in der Regel im<br />
Zusammenhang mit tiefgehenden Infektionen der<br />
Haut (Furunkulose, Phlegmone, Abszesse) sowie<br />
schweren, nekrotisierenden Pneumonien beschrieben.<br />
Die hohe Pathogenität ist auf das Vorhandensein<br />
des sog. Panton-Valentin-Leukozidins zurückzuführen,<br />
das nicht nur auf cMRSA beschränkt ist, bei die-<br />
Tabelle 1: Risikofaktoren für eine MRSA-Kolonisation<br />
<strong>34</strong><br />
sen jedoch so gut wie immer auftritt. In der molekularbiologischen<br />
Typisierung unterscheiden die<br />
cMRSA sich eindeutig von den bisher nachgewiesenen<br />
nosokomialen MRSA. Im Gegensatz zu den nosokomialen<br />
Stämmen weisen cMRSA meist eine Resistenz<br />
gegen Fusidinsäure auf.<br />
Die Prävention der Weiterverbreitung von MRSA<br />
beruht im Wesentlichen auf vier Säulen:<br />
1. Identifizierung und Erfassung von MRSA<br />
2. Strikte Umsetzung geeigneter Hygienemaßnahmen<br />
3. Sanierung von MRSA-Trägern<br />
4. Kontrollierter Antibiotika-Einsatz zur Vermeidung<br />
eines die Verbreitung von MRSA fördernden<br />
Selektionsdruckes<br />
Das Management von MRSA-Trägern in Hospitälern<br />
erfordert einen hohen personellen, zeitlichen und<br />
logistischen Aufwand. Dieses Vorgehen lässt sich aus<br />
organisatorischen, juristischen und ethischen Gründen<br />
nicht ohne weiteres auf Alten-, Pflegeheime und<br />
Arztpraxen übertragen. In den folgenden Tabellen soll<br />
auf sinnvolle Hygienemaßnahmen in den verschiedenen<br />
Bereichen eingegangen werden. Es kann –<br />
besonders in Alten- und Pflegeheimen – von Nutzen<br />
sein, die dargelegten Maßnahmen in Hygieneplänen<br />
an die örtlichen Verhältnisse anzupassen.<br />
Die Kenntnis der Risikofaktoren für eine MRSA-<br />
Besiedlung (Tab. 1) ist Voraussetzung für die gezielte<br />
Einleitung von Screeninguntersuchungen (z. B.<br />
Abstriche aus Nase rechts / links, Rachen, ggf. Wunden<br />
/ Tracheostoma).<br />
1. Bekannte MRSA-Anamnese<br />
2. Verlegung aus Regionen / Einrichtungen mit bekannt hoher MRSA-Prävalenz<br />
3. Patienten mit Kontakt zu MRSA-Trägern (z. B. Unterbringung im selben Zimmer)<br />
4. Patienten, die mindestens 2 der folgenden Risikofaktoren aufweisen:<br />
• Chronische Pflegebedürftigkeit<br />
• Liegende Katheter (Harnblasenkatheter, PEG-Sonde)<br />
• Dialysepflichtigkeit<br />
• Hautulcera / Gangrän / chronische Wunden / tiefe Weichteilinfektion<br />
• Brandverletzung
Tabelle 2: Maßnahmen zum Umgang mit MRSA-positiven Patienten im Hospital<br />
Isolierung • Einzelzimmer, wenn möglich. Sonst Kohortenisolierung (zur Beachtung: bei der<br />
Kohortenisolierung Patienten mit multiresistenten MRSA-Stämmen nicht mit<br />
Trägern von sensibleren MRSA-Stämmen zusammenlegen!).<br />
• Alle Maßnahmen am Patienten sollten im Zimmer durchgeführt werden<br />
(z. B. Krankengymnastik).<br />
• Transport im Krankenhaus auf ein Minimum beschränken.<br />
• Krankenblätter kennzeichnen.<br />
• Bei Visite: Kurve etc. vor dem Zimmer belassen.<br />
• Schild an die Tür (z. B.: „Besucher bitte beim Stationspersonal melden“).<br />
Hände- Sorgfältige Händedesinfektion vor und nach Manipulation am Patienten.<br />
desinfektion Immer nach dem Ausziehen der Handschuhe und vor dem Verlassen des Zimmers.<br />
Evtl. erneute Desinfektion, wenn von einer besiedelten (infizierten) Körperstelle auf eine<br />
intakte Körperregion gewechselt wird.<br />
Einmal- • Immer bei Arbeiten am Patienten oder Kontakt mit dessen Sekreten.<br />
handschuhe • Handschuhe wechseln, wenn anschließend eine Tätigkeit an nicht besiedelten<br />
(infizierten) Stellen vorgenommen wird.<br />
• Vor dem Anziehen und nach dem Ausziehen Hände desinfizieren.<br />
Schutzkittel Immer im Zimmer belassen.<br />
oder Schürze Wechsel auf Allgemeinstation täglich, auf Intensivstation 3 x täglich.<br />
Einmalkittel noch im Zimmer entsorgen.<br />
Plastikschürze Bei pflegerischen Maßnahmen wie Waschen, Duschen, Wund- und Stomaversorgung,<br />
Wunddrainage.<br />
Mund- und Bei direktem Kontakt.<br />
Nasenschutz • Bei hustenden / niesenden Patienten.<br />
• Nasale Besiedlung erfolgt am häufigsten über die Hände (Händedesinfektion!).<br />
Allerdings verhindert der Mund-Nasenschutz das unbewusste Hinfassen an die Nase<br />
bzw. in das Gesicht.<br />
• Bei engem Kontakt sowie beim Duschen und Absaugen zusätzlich Haube aufsetzen.<br />
Untersuchungs- Patientenbezogen einsetzen (auch Stethoskope, Blutdruckmessgeräte etc.)<br />
und Pflege- Nach Gebrauch desinfizieren.<br />
utensilien Nur geringe Mengen an Pflegeutensilien im Zimmer belassen.<br />
Transport • Indikation überprüfen.<br />
im Krankenhaus • Vorher Verbandswechsel (Verband muss trocken sein).<br />
• Transportliege benutzen. Diese muss anschließend wischdesinfiziert und frisch bezogen<br />
werden.<br />
• Begleitdokumente nicht auf die Trage legen.<br />
• Vor dem Verlassen des Zimmers muss der Patient die Hände desinfizieren, Mundschutz,<br />
Haube und Schutzkittel tragen.<br />
• Begleitpersonal: Frischen Schutzkittel anziehen und Hände desinfizieren.<br />
Müllentsorgung Abfälle im Zimmer sammeln.<br />
Sämtlichen Müll zum Hausmüll, täglich entsorgen.<br />
Bettwäsche Täglich nach dem Waschen / Duschen wechseln, möglichst vorsichtig und ohne<br />
starkes Aufschütteln.<br />
Nachthemd nach der Körperwäsche wechseln.<br />
Übliche Waschverfahren sind ausreichend.<br />
Reinigungsdienst Räume von MRSA-Patienten werden zum Schluss gereinigt.<br />
Tägliche Desinfektion des Zimmers, wenn möglich nach der täglichen Wundversorgung<br />
und Wechsel der Bettwäsche.<br />
Tragen von Schutzkleidung.<br />
Separate Mobs und Lappen; nach Gebrauch desinfizierende Aufarbeitung.<br />
Verlegung Institution benachrichtigen.<br />
in andere Krankenwagenpersonal informieren.<br />
Institutionen, Deutliche Kennzeichnung der Krankenakte.<br />
Entlassung Ansonsten siehe „Transport im Krankenhaus“.
Nachweis einer<br />
Kolonisation mit<br />
MRSA<br />
Abstriche aus folgenden Körperregionen:<br />
• Nase (rechts / links)<br />
• Rachen<br />
• Achselhöhle<br />
• Leiste<br />
• Perianalregion<br />
• Auffällige Hautbereiche und Ekzeme<br />
• Wunden, Tracheostoma<br />
• Urin bei Dauerkatheter<br />
Behandlung der Dauer: 5 Tage<br />
Patienten bei<br />
Kolonisation<br />
Wichtig! Vermeidung einer Rekontamination:<br />
• Frische Becher, Handtücher, Waschlappen, Zahnbürsten,<br />
Kämme, Bürsten.<br />
• Haarspangen etc. desinfizieren.<br />
• Verzicht auf Deoroller, Lippenstift etc.<br />
• Nach Möglichkeit Einwegartikel einsetzen.<br />
• Regelmäßige Händedesinfektion.<br />
Nase 3 x täglich Mupirocin, bei Resistenz gegen Mupirocin<br />
Polyhexanid-Gel oder Octenidin-Salbe<br />
Mund-Rachen 3 x täglich Polyhexanid (Mund-Rachen) bzw. Hexoral (Zahnprothese)<br />
Haare Am ersten Tag 1 x, danach in 2-tägigem Abstand (z. B. Triclosan<br />
oder Polyhexanid)<br />
Körper Waschung, Duschdekontamination 1 x täglich mit Triclosan oder<br />
Polyhexanid<br />
Wunden Bei jedem Verbandswechsel (z. B. Polyhexanid oder Octenidin)<br />
Behandlung bei Nur klinisch manifeste Infektionen – nicht die bloße Besiedlung mit MRSA – müssen<br />
Infektionen antibiotisch therapiert werden!<br />
• Glykopeptid-Antibiotika (Vancomycin oder Teicoplanin). Aufgrund der schlechten<br />
Gewebegängigkeit und langsamen Bakterizidie ist in der Regel eine Kombination mit<br />
z. B. Rifampicin oder Fosfomycin zu empfehlen.<br />
• Linezolid: Bei Pneumonien einer Therapie mit Glykopeptiden überlegen.<br />
Weitere Alternativen (nach Antibiogramm):<br />
• Fosfomycin*: Hervorragende Gewebegängigkeit. Bakterizide Wirkung.<br />
• Clindamycin*<br />
• Aminoglykoside*<br />
• Fusidinsäure*<br />
• Quinupristin / Dalfopristin<br />
* nur als Bestandteil einer Kombinationstherapie verwenden<br />
Aufhebung der ... sobald 3 negative Abstriche der entsprechenden Körperregionen von 3 verschiedenen<br />
Isolation Tagen vorliegen. Entnahme der Abstriche nicht bei laufender Dekontamination, sondern<br />
frühestens 3 Tage nach Ende der Sanierungsmaßnahmen.<br />
Präparate zur Turixin ® • Antibiotikum (Mupirocin) ➞ Resistenzbildung möglich,<br />
Dekontamination wenn auch selten<br />
(Auswahl)<br />
Octenisept<br />
• Dekontamination Nasenvorhof<br />
® Skinsan<br />
• Wundantiseptik<br />
• Dekontamination Mund / Rachen<br />
• Dekontamination Nasenvorhof (Gel)<br />
• Antiseptikum (Octenidin) ➞ keine Resistenzen beschrieben<br />
® Scrub<br />
Sanalind<br />
• Körperwaschung, Duschdekontamination<br />
• Antiseptikum (Triclosan)<br />
® • Körperwaschung, Duschdekontamination<br />
• Einsatz z. B. zusammen mit Frekamed ®<br />
Frekamed<br />
• Antiseptikum (Polyhexanid)<br />
® • Einsatz z. B. mit Sanalind ® Lavasept<br />
zur Duschdekontamination<br />
• Antiseptikum (Polyhexanid)<br />
® • Wundantiseptik<br />
• Dekontamination Nasenvorhof<br />
• Antiseptikum (Polyhexanid)
Hibiscrub ® • Antiseptikum (Chlorhexidin)<br />
• Allergen<br />
PVP-Jod • Jodhaltiges Antiseptikum<br />
• Schilddrüse und mögliche Allergie beachten!<br />
Tabelle 3: MRSA-Meldung aus dem <strong>Labor</strong> – Sofortmaßnahmen im Hospital<br />
Information an: • Stationsärzte<br />
• Ober- / Chefarzt<br />
• Hygienefachkraft<br />
• Patient / Angehörige<br />
• Pflegedienst<br />
• Pflegedienstleitung<br />
• ALLE behandelnden Mitarbeiter des Hauses (KG, Bäder etc.)<br />
• Reinigungspersonal<br />
• Besteht die Notwendigkeit einer systemischen Antibiotika-Therapie?<br />
• Einleitung der Isolierungsmaßnahmen.<br />
• Deutliche Kennzeichnung der Patienten-Akte.<br />
• Aufklärung von Patient und Angehörigen (diagnostische, therapeutische Konsequenzen, Hygiene ...).<br />
• Erhebung eines „Status“ beim Patienten (besiedelte Körperregionen?).<br />
• Ggf. Screening von Kontaktpatienten (Nase, Rachen, Wunden).<br />
• Bei Vorliegen eines MRSA-Ausbruches besteht eine nichtnamentliche Meldepflicht an das<br />
zuständige Gesundheitsamt (Infektionsschutzgesetz § 6 Abs. 3).<br />
Tabelle 4: Maßnahmen zum Umgang mit MRSA-positiven Patienten im Pflegeheim<br />
Allgemeines Bei konsequenter Einhaltung der empfohlenen Standardhygienemaßnahmen bei allen<br />
Bewohnern / Patienten sind in der Literatur trotz z. T. hoher MRSA-Prävalenz nur wenige<br />
Infektionen und äußerst selten Ausbrüche mit MRSA beschrieben. Zu diesen Maßnahmen<br />
gehören<br />
• Hygienische Händedesinfektion vor und nach Pflege und Behandlung jedes<br />
Bewohners / Patienten.<br />
• Tragen von Schutzhandschuhen und patientengebundenen Schutzkitteln bei Kontakt<br />
mit infektiösen Körpersekreten.<br />
• Entsorgen der Handschuhe nach jedem Kontakt mit MRSA-besiedelten Bewohnern /<br />
Patienten und Belassen des Kittels im Zimmer, anschließend gründliche Händedesinfektion.<br />
• Verbinden oder Abdecken offener Wunden.<br />
• Ableiten der Harnwegskatheter in geschlossene Systeme.<br />
• Bei inkontinenten Patienten Auffangen der Faeces in Vorlagen.<br />
Bei Kenntnis der MRSA-Besiedlung eines Heimbewohners muss das Risiko einer<br />
Weiterverbreitung des Erregers individuell abgeschätzt werden.<br />
Risikofaktoren • Produktiver Husten, Schnupfen.<br />
für eine Streuung • Absaugen erforderlich.<br />
• Offene, nicht abdeckbare Wunden und Hautläsionen.<br />
• Patienten / Bewohner, die wenig oder gar keine persönliche Hygiene betreiben.<br />
Isolierung Bei Vorliegen der o. g. Risikofaktoren ist eine Unterbringung in einem Einzelzimmer anzustreben,<br />
das möglichst nicht verlassen werden sollte (individuelle Klärung des vertretbaren<br />
Ausmaßes der Isolation).<br />
Ansonsten ist die Teilnahme am Gemeinschaftsleben und an Therapiemaßnahmen bei<br />
kooperativen, kontinenten Patienten und konsequenter Einhaltung hygienischer Maßnahmen<br />
in den meisten Fällen möglich. Der Besuch von Sauna oder Schwimmbad sollte<br />
jedoch unterbleiben.<br />
MRSA-Träger sollten nach Möglichkeit nicht das Zimmer mit MRSA-freien Bewohnern teilen,<br />
wenn diese offene Wunden oder einen anderen der obigen Risikofaktoren aufweisen.<br />
Ein Zusammenlegen mehrerer MRSA-Träger ist möglich.
Information • Bewohner / Patient und Angehörige<br />
• Pflegepersonal (nur geschultes Personal bei MRSA-Patienten einsetzen)<br />
• Mit- und weiterbehandelnde Ärzte und Therapeuten<br />
• Reinigungsdienst<br />
• Rettungs- und Transportdienste<br />
• Meldung nach IfSG §6 bei gehäuftem Auftreten nosokomialer Infektionen, bei denen ein<br />
epidemischer Zusammenhang wahrscheinlich ist bzw. vermutet wird.<br />
Hygiene- • Instruktion des Betroffenen bezüglich Händehygiene.<br />
maßnahmen • Bei Schnupfen Einmal-Papiertücher benutzen; nach dem Niesen / Husten Händehygiene.<br />
• Hygienemaßnahmen in der Pflege (Einmalhandschuhe, Händedesinfektion, Schutzkittel<br />
etc.) wie in Tabelle 1 (MRSA in Krankenhäusern) beschrieben.<br />
Desinfektion • Tägliche Flächendesinfektion sowie gezielte Desinfektion bei Kontaminationen.<br />
und Reinigung • Bei Nutzung eine Stationsbades umgehend Wischdesinfektion von Dusche, Hocker,<br />
Boden.<br />
• Pflegeutensilien, Geräte und Instrumente, die beim Bewohner / Patienten benutzt<br />
wurden, desinfizieren.<br />
• Bett- und persönliche Wäsche wird im Patientenzimmer gesammelt, in geschlossenen<br />
Säcken transportiert und anschließend desinfizierend gewaschen.<br />
• Essgeschirr geht auf dem direkten Weg in die Spülmaschine und wird bei 65° gespült.<br />
• Müll wird ebenfalls im Patientenzimmer gesammelt und in geschlossenen Säcken zur<br />
normalen Müllentsorgung transportiert.<br />
• Nach erfolgter Sanierung bzw. Freiwerden des Zimmers eines MRSA-Trägers:<br />
Gründliche Schlussdesinfektion.<br />
Sanierung Die Entscheidung zur Sanierung ist, ggf. in Rücksprache mit der vorbehandelnden<br />
Einrichtung, individuell zu treffen.<br />
Falls noch nicht erfolgt, sollte ein Sanierungsversuch unternommen werden (Vorgehen<br />
siehe Tabelle 2). Hierbei ist zu beachten:<br />
• Dauer der Sanierung: 5 Tage<br />
• Vorgehen wie in Tab. 2 beschrieben mit täglichem Wechsel der Bettwäsche und persönlichen<br />
Wäsche (Waschen bei 60°) jeweils nach Durchführung der antiseptischen Körperpflegemaßnahmen.<br />
• Auf Deoroller, Lippenstift etc. verzichten.<br />
• Nach Abschluss der Sanierungsphase Pflegeutensilien (Rasierer, Zahnbürste) desinfizieren<br />
oder austauschen.<br />
Kontrollen: frühestens 3 Tage nach Abschluss der Sanierung. Bei drei negativen Abstrichen<br />
an 3 unterschiedlichen Tagen von allen besiedelten Regionen gilt die Sanierung als<br />
erfolgreich. Nochmalige Kontrollen nach 10 Tagen und einem Monat empfohlen.<br />
MRSA-Screening • Keine Routinemaßnahme bei Personal oder Heimbewohnern.<br />
• Indiziert bei Verdacht auf eine Häufung von klinisch manifesten MRSA-Infektionen.<br />
Tabelle 5: Maßnahmen zum Umgang mit MRSA-positiven Patienten in Praxis<br />
oder häuslicher Krankenpflege<br />
Information Patient und Angehörige<br />
Praxispersonal<br />
Mit- und weiterbehandelnde Ärzte, Kliniken und Therapeuten<br />
Allgemeines • Betreuung von MRSA-Patienten nach Möglichkeit am Ende des Tagesprogrammes<br />
• Kein Aufenthalt im Wartezimmer<br />
• Die wichtigste Maßnahme zur Kontrolle von MRSA ist die konsequente Einhaltung der<br />
empfohlenen Standardhygienemaßnahmen bei allen Patienten (nicht nur den bekanntermaßen<br />
MRSA-positiven). Zu diesen Maßnahmen gehören<br />
• Hygienische Händedesinfektion vor und nach Untersuchung und Behandlung jedes<br />
Patienten.<br />
• Tragen von Schutzhandschuhen und ggf. patientengebundenen Schutzkitteln bei<br />
Kontakt mit infektiösen Körpersekreten.
Spezielle • Regelmäßige Händedesinfektion während der Sanierungsphase.<br />
Patientenschulung • Allgemeine Information zur Händehygiene.<br />
• Bei nasaler Besiedlung: Einmal-Papiertücher benutzen, nach dem Niesen / Husten Händehygiene.<br />
Hände- Hygienische Händedesinfektion nach jedem Kontakt sowie nach Ausziehen der Einmaldesinfektion<br />
handschuhe.<br />
Einmal- • Bei der körperlichen Untersuchung.<br />
handschuhe • Bei Kontakt mit MRSA-kontaminiertem Material oder Sekreten.<br />
• Entsorgen der Handschuhe nach jedem Kontakt mit MRSA-besiedelten Patienten,<br />
anschließend gründliche Händedesinfektion.<br />
Schutzkittel • Bei Verbandswechsel kolonisierter Wunden.<br />
• Bei Intimpflege, Katheterisierung, Umgang mit Urin.<br />
• Kittel nach Benutzung thermisch oder chemothermisch desinfizierend Waschen.<br />
Desinfektion / • Gezielte Flächendesinfektion durchführen.<br />
Reinigung • Pflegeutensilien, Instrumente, Geräte, die am Betroffenen benutzt wurden, thermisch<br />
oder chemisch desinfizieren (Mittel und Einwirkzeiten nach DGHM-Liste).<br />
Abfälle Entsorgung als normaler Hausmüll (kein Sondermüll).<br />
Sanierung Die Entscheidung zur Sanierung ist, ggf. in Rücksprache mit der vorbehandelnden Einrichtung,<br />
individuell vom behandelnden Arzt zu treffen.<br />
Falls noch nicht erfolgt, sollte ein Sanierungsversuch unternommen werden (Vorgehen<br />
siehe Tabelle 2). Hierbei ist zu beachten:<br />
• Dauer der Sanierung: 5 Tage<br />
• Vorgehen wie in Tab. 2 beschrieben mit täglichem Wechsel der Bettwäsche und persönlichen<br />
Wäsche (Waschen bei 60°) jeweils nach Durchführung der antiseptischen Körperpflegemaßnahmen.<br />
• Auf Deoroller, Lippenstift etc. verzichten.<br />
• Nach Abschluss der Sanierungsphase Pflegeutensilien (Rasierer, Zahnbürste)<br />
desinfizieren oder austauschen.<br />
Kontrollen: frühestens 3 Tage nach Abschluss der Sanierung.<br />
Literatur<br />
– Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene,<br />
03/2002: Maßnahmen bei Auftreten von MRSA.<br />
dgkh.de<br />
– Empfehlungen zur Prävention und Kontrolle von<br />
Methicillin-resistenten Staphylococcus-aureus-<br />
Stämmen (MRSA) in Krankenhäusern und anderen<br />
medizinischen Einrichtungen. Mitteilungen der<br />
Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention<br />
am RKI. Bundesgesundheitsblatt<br />
1999; 42: 954-958<br />
– Kommentar zu den „Empfehlungen zur Prävention<br />
und Kontrolle von Methicillin-resistenten Staphylococcus-aureus-Stämmen<br />
(MRSA) in Krankenhäusern<br />
und anderen medizinischen Einrichtungen“.<br />
Epidemiologisches Bulletin 46 / 2004<br />
<strong>Dr</strong>. med. Torsten Schmidt-Wieland (Tel. -685)<br />
PD <strong>Dr</strong>. med. Guido Funke (Tel. -630)<br />
Fachärzte für Mikrobiologie und<br />
Infektionsepidemiologie<br />
– MRSA-Management in Alten- und Pflegeheimen.<br />
Bock-Hensley et al., Hyg Med 2002; 27: 11-15<br />
– PEG-Resistenzstudie 2001. Paul-Ehrlich-Gesellschaft<br />
für Chemotherapie e. V. Kresken. et al.<br />
– Methicillin-resistente Staphylococcus aureus<br />
(MRSA) in deutschen Alten- und Pflegeheimen – zur<br />
Situation. Epidemiologisches Bulletin 19 / 2003<br />
– Fachtagung der AG Nosokomiale Infektionen am<br />
RKI zur Intensivierung der Umsetzung von Präventionsstrategien<br />
bei MRSA. Epidemiologisches Bulletin<br />
5 / 2005<br />
– Community acquired MRSA weltweit und in<br />
Deutschland. Epidemiologisches Bulletin 5 / 2004<br />
<strong>Dr</strong>. med. Jens Thomsen (Tel. -625)<br />
Arzt, Master of Public Health (USA)<br />
www.labor-gaertner.com<br />
<strong>Labor</strong> <strong>Dr</strong>. <strong>Gärtner</strong> · Elisabethenstraße 11 · 88212 Ravensburg · Telefon (0751) 502-0 · Telefax (0751) 502-355