MEDITATION - Friedrich von Hardenberg Institut
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DAS GOETHEANUM<br />
<strong>MEDITATION</strong><br />
Der Weg zu sich und neuer Gemeinschaft<br />
wochenschrift für anthroposophie<br />
13. august 2011 | nr. 32~33 | € 3.50 | chf 4.50
meldungen<br />
Paracelsus-Spital Richterswil<br />
Das Paracelsus-Spital in Richterswil in der<br />
Schweiz ist seit der Aufnahme in die Spitalliste<br />
den öffentlichen Spitälern gleichgestellt.<br />
Ab dem Jahr 2012 wird über Fallpauschalen<br />
abgerechnet. Jede Fallpauschale<br />
wird einen kleinen Investitionsanteil enthalten.<br />
«Ob dieser Anteil angesichts des<br />
enormen Technologiebedarfs der Spitäler<br />
ausreichen wird, ist fraglich», äußert sich<br />
Elfi Seiler, Präsidentin des Trägervereins<br />
Paracelsus-Spital, zur Situation. Allein das<br />
neue Krankenhausinformationssystem,<br />
das wegen der Fallpauschale eingeführt<br />
werden muss, kostet mindestens eine halbe<br />
Million Franken. Das Paracelsus-Spital, das<br />
sich bisher ohne Subventionen des Staates<br />
finanzieren musste, hat wegen eines Investitionsstaus<br />
nun einen größeren Investitionsbedarf.<br />
Hinzu kommt ein Defizit <strong>von</strong><br />
etwa 700000 Franken im Jahr 2010, dessen<br />
Ursache im Druck der Versicherer liegt.<br />
«Denn dadurch hat sich beispielsweise die<br />
durchschnittliche Aufenthaltsdauer in der<br />
Inneren Medizin <strong>von</strong> 14,5 Tagen im Jahr<br />
2009 auf 12,3 Tage im Jahr 2010 reduziert,<br />
was sich bei den Einnahmen schmerzlich<br />
bemerkbar machte. Diese Tendenz wird unter<br />
den kommenden Fallpauschalen<br />
(SwissDRG) nicht kleiner. Zudem bildet das<br />
DRG-System nicht für jeden Fall und jede<br />
Behandlung den ganzen Aufwand ab. So<br />
werden beispielsweise zeitaufwendige<br />
Leistungen der Anthroposophischen Medizin<br />
nicht berücksichtigt und folglich auch<br />
nicht abgegolten. Leider ist unter den Fallpauschalen<br />
die Nachhaltigkeit kein Kriterium»,<br />
kommentiert Christoph Messmer, Ge-<br />
2 DAS GOETHEANUM 32~33 | 13. August 2011<br />
schäftsführer des Trägervereins, die aktuelle<br />
Lage. Die drei anthroposophischen Kliniken<br />
und die beiden anthroposophischen<br />
Abteilungen in Langnau und Scuol haben<br />
mit der Vereinigung Anthroposophischer<br />
Ärzte in der Schweiz (VAOAS) entsprechende<br />
Anträge an die SwissDRG AG gestellt.<br />
«Es ist gelungen, dass es nun eine Position<br />
anthroposophischer Komplexbehandlung<br />
im SwissDRG gibt, aber noch kein Entgelt<br />
dafür. Die Bemühungen, die entsprechenden<br />
Entschädigungen zu bekommen, laufen<br />
fachlich und politisch via Dachverband<br />
Komplementärmedizin weiter, führt Messmer<br />
weiter aus. www.paracelsus-spital.ch<br />
Cornelia <strong>Friedrich</strong><br />
Theosophie auf Chinesisch<br />
2008 traf sich eine Gruppe <strong>von</strong> Menschen in<br />
Hongkong, die sich dafür einsetzen möchte,<br />
dass das Werk Rudolf Steiners in einer<br />
gründlichen und vom deutschen Originaltext<br />
ausgehenden Übersetzung ins Chinesische<br />
vorliegt. Es gibt bereits viele Übersetzungen<br />
aus dem Englischen, die alle in<br />
der vereinfachten Sprache erfolgt sind, die<br />
in China eingebürgert worden ist. Uns war<br />
in Hongkong bereits deutlich, dass das<br />
Werk Rudolf Steiners in einer anderen Tiefendimension<br />
und aus dem Deutschen<br />
übersetzt werden muss und in seriösen<br />
Übersetzungen Verbreitung finden kann.<br />
Das bringt große Herausforderungen, denn<br />
die Wortneuschöpfungen Rudolf Steiners<br />
müssen auch im Chinesischen eine Kongruenz<br />
finden. Die Neigung, Worte zu benutzen,<br />
die man schon kennt, ist groß. Insofern<br />
wurde in den ersten beiden Jahren<br />
an der Erarbeitung neuer Worte gearbeitet,<br />
die als kleines Wörterbuch jeder Ausgabe<br />
der Grundwerke beiliegen. Im Juni 2011 ist<br />
in Taiwan die Theosophie auf Chinesisch<br />
erschienen. Dank der kompetenten Germanistin,<br />
die die Übersetzung gemacht hat,<br />
und dem Lektorat <strong>von</strong> Astrid Schroeter und<br />
Wenren Du konnte dieses Werk als Erstes<br />
vorgelegt werden. Die Arbeitsgruppe wird<br />
nun die Übersetzung weiterer Grundwerke<br />
in Auftrag geben und in gewohnt gründlichem<br />
Verfahren lektorieren. Allerdings<br />
kann das Tempo nicht mit dem schnellen<br />
Wachstum der Waldorfbewegung wie der<br />
bio-dynamischen Bewegung mithalten.<br />
Wir hoffen aber trotzdem, dass durch diese<br />
gründlichen Übersetzungen diejenigen, die<br />
sich ernsthaft mit Anthroposophie beschäftigen<br />
wollen, eine gute Grundlage erhalten<br />
werden. Nana Göbel<br />
Berliner Initiative<br />
In einem Kreuzberger Hinterhof entsteht<br />
ein Ort, «der aus einem anthroposophischen<br />
Impuls heraus Gruppierungen und<br />
Themen Raum geben wird, die im weitesten<br />
Sinn die Freiheit des Menschen betreffen»,<br />
wie Andreas Schurack erklärt. Der<br />
Leiter des Berliner Integrationsbetriebs<br />
Sinnewerk hat in den letzten Jahren bereits<br />
das Kulturkaffee Tasso in Berlin <strong>Friedrich</strong>shain<br />
aufgebaut, in dem unter anderem<br />
Menschen mit unterschiedlichen Beeinträchtigungen<br />
Kulinarisches in Bioqualität<br />
und Bücher verkaufen und in dem jede Woche<br />
zahlreiche kulturelle Veranstaltungen<br />
stattfinden. Für größere und solche Zusammenkünfte,<br />
bei denen anthroposophische
Anliegen im Vordergrund stehen, biete das<br />
Kaffee jedoch nicht den richtigen Rahmen,<br />
meint Schurack. Deshalb sind die Menschen<br />
des Integrationsbetriebs seit einem<br />
halben Jahr damit beschäftigt, einen ursprünglichen<br />
Pferdestall der Straßenbahn<br />
in Berlin Kreuzberg für ihre Zwecke umzugestalten.<br />
Neben Büroräumlichkeiten, in<br />
denen die Initiative freie interkulturelle<br />
Waldorfschule, das <strong>Institut</strong> für soziale Dreigliederung<br />
sowie der Integrationsbetrieb<br />
Sinnewerk selbst unterkommen, entsteht<br />
der Karl Balmer Saal, der über 100 Personen<br />
Platz bietet. Am 10. September findet dort<br />
die erste offizielle Veranstaltung statt. Ihr<br />
Titel: ‹Rudolf Steiner – Ein Kämpfer gegen<br />
den Rassismus›. www.sinnewerk.de Elisabeth<br />
Wiederkehr<br />
Bioparadoxon<br />
In den letzten 10 Jahren sind in Norddeutschland<br />
eine Vielzahl <strong>von</strong> Biogasanlagen<br />
gebaut worden. Eine Biogasanlage<br />
dient der Erzeugung <strong>von</strong> Biogas durch Vergärung<br />
<strong>von</strong> Biomasse. Das Gas dient der<br />
Stromerzeugung. In landwirtschaftlichen<br />
Biogasanlagen werden meist tierische Exkremente<br />
(Gülle, Festmist) und Energiepflanzen<br />
als Substrat eingesetzt. In nicht<br />
landwirtschaftlichen Anlagen wird Material<br />
aus der Biotonne verwendet. Als Nebenprodukt<br />
wird ein als Gärrest bezeichneter<br />
Dünger produziert. Bei einigen Biogasanlagen<br />
wird das entstandene Gas vor Ort in einem<br />
Blockheizkraftwerk (BHKW) zur<br />
Strom- und Wärmeerzeugung genutzt. Die<br />
Biogasanlagen machen den Bauern zu einem<br />
Energielieferanten und industriellen<br />
Unternehmer. Eine große Summe Geldes<br />
wird investiert, der Staat bezahlt Subventionen,<br />
der Absatz ist garantiert. Ein gutes<br />
Geschäft für die konventionelle Landwirtschaft.<br />
Die Biobauern sind die Verlierer dieser<br />
Strategie. Die Biogasanlagen benötigen<br />
eine Unzahl an Abfällen, aber auch Mais.<br />
Dadurch werden größere Anbauflächen benötigt.<br />
Die Flächenpreise sind nun rasant<br />
gestiegen. Die Betreiber der Biogasanlagen<br />
können die Preissteigerungen eher bezahlen<br />
als die Biobauern; diese werden ökonomisch<br />
zurückgedrängt. Die Biobauern verlieren<br />
Pachtfläche, da die Biogasbetreiber<br />
eine höhere Pacht zahlen können oder die<br />
Flächen aufkaufen. Die Abfälle der Biogasanlagen<br />
kommen oft wieder auf die Felder.<br />
Niemand weiß genau, welche minderwertige<br />
Gülle hier verstreut wird, welche neuen<br />
Erreger in der Anlage gezüchtet werden.<br />
Zudem entsteht eine neue Monokultur, da<br />
vor allem Mais benötigt wird. In Niedersachsen<br />
haben sich die Maisfelder um ein<br />
Vielfaches ausgebreitet, die Artenvielfalt<br />
geht zurück. Bodo Günther<br />
Korrigendum<br />
In der Ausgabe Nr. 28-29 berichtete das<br />
‹Goetheanum› über Einsparungen im Rudolf<br />
Steiner Archiv. Anders als damals gemeldet,<br />
reduziert sich die Zahl der größtenteils<br />
teilzeitbeschäftigten Mitarbeitenden<br />
gegenwärtig nicht <strong>von</strong> 11 auf 4, sondern <strong>von</strong><br />
13 auf 9, wobei eine zukünftige personelle<br />
Erweiterung je nach Haushaltslage angestrebt<br />
ist. Redaktion<br />
Das Titelbild ist <strong>von</strong> Cornelia <strong>Friedrich</strong>.<br />
ticker<br />
››› ‹Wirtschaft anders denken und das bedingungslose<br />
Grundeinkommen› Eine 45minütige<br />
Filmdokumentation, die in der<br />
Waldorfschule Ismaning während einer<br />
Werkstattwoche zum Thema Wirtschaft<br />
entstanden ist und sich zur Vorführung in<br />
der Oberstufe eignet, kann jetzt für 12<br />
Euro bestellt werden: gvmoers@yahoo.de<br />
››› Die anthroposophische Pensionskasse<br />
CoOpera in der Schweiz liegt auch dieses<br />
Jahr wieder an der Spitze in einem Pensionskassenvergleich,<br />
der die Renditen über<br />
einen längeren Zeitraum verglich. ››› Der<br />
Seelenkalender als App fürs iPhone Einst<br />
lag er klein gedruckt den Zigarettenschachteln<br />
der Waldorf-Astoria bei, für die<br />
Soldaten an der Front. Heute steht er neu<br />
als App auf iTunes zum Download bereit.<br />
Die Zeiten wandeln sich, der Seelenkalender<br />
bleibt. ››› Zeit und Landschaft Aus<br />
Anlass des 150. Geburtstags Rudolf Steiners<br />
findet vom 24. August bis zum 26.<br />
Oktober 2011 im Heimatmuseum Dornach<br />
eine Ausstellung zum zweiten Goetheanumbau<br />
statt. ››› Helmy Abouleish<br />
berichtet in der aktuellen Ausgabe <strong>von</strong><br />
‹Sekem Insight› über seine Haftzeit.<br />
http://news.sekem.net ››› Der Rudolf<br />
Steiner Verlag zieht um und ist ab dem 18.<br />
August 2011 in Basel im Ackermannshof<br />
zu Hause. Wegen des Umzugs bleibt der<br />
Verlag am 17. August 2011 geschlossen.<br />
››› Bitte beachten Sie: Auch diese Ausgabe<br />
ist wieder eine Doppelnummer. Das<br />
nächste Heft erscheint am 27. August 2011.<br />
DAS GOETHEANUM 32~33 | 13. August 2011<br />
3
4<br />
rudy Vandercruysse<br />
VERLEBENDIGUNG DES ICH<br />
Schwellensignaturen der Gegenwart und Selbstführung<br />
Es liegt in der Wesensart des menschlichen Bewusstseins, dass es<br />
zugleich Selbst-Bewusstsein ist: Der Mensch weiß im normalen<br />
Wachzustand <strong>von</strong> sich selbst, er lebt in einem Verhältnis zu sich<br />
selbst (und damit zu seinem eigenen Weltverhältnis). Es braucht<br />
nur einen leichten Ruck der Aufmerksamkeit, um die Außenorientierung<br />
durch einen Blick nach innen beziehungsweise auf das<br />
eigene Innen-Außen-Verhältnis zu ersetzen. Diese natürlich (und<br />
geistesgeschichtlich) veranlagte Fähigkeit bewusst zu ergreifen<br />
und auszuüben, bedeutet bereits, sich der Schwelle einer geistigseelischen<br />
Welt anzunähern. Zu dieser Welt gehört nämlich das eigentliche<br />
Ich, das geistige Wesen des Menschen selbst, insofern es<br />
nicht ganz in das seelisch-leiblich Gewordene eingeflossen ist.<br />
Dass das Ich nicht ganz in die Leiblichkeit eingeflossen ist, da<strong>von</strong><br />
zeugt das Selbstbewusstsein. Das volle Selbstbewusstsein des gegenwärtigen<br />
Menschen impliziert das Bedürfnis, sich selbst gegenüberzutreten,<br />
sich anzuschauen, sich selbst kennenzulernen.<br />
Damit disidentifiziert sich der einzelne Mensch <strong>von</strong> seiner vorgefundenen<br />
Gegebenheit und macht sie zu seinem Untersuchungsgegenstand:<br />
Er ist während dieser Tätigkeit nicht (mehr) nur derjenige,<br />
den er vor sich hat, sondern auch und vielmehr der (innere)<br />
Beobachter. Insofern er sich an diese Tätigkeit erinnern kann, wird<br />
er nie mehr derselbe wie vorher sein (können). Er wird sich nicht<br />
mehr restlos und kontinuierlich mit sich identifizieren (wollen).<br />
Er kann sich dem und seinen anspruchsvollen, fordernden Folgen<br />
aber widersetzen. Viele Probleme der Gegenwart ergeben sich gerade<br />
aus einer übermäßigen Selbstidentifikation <strong>von</strong> Einzelnen,<br />
Gruppen, Kollektivitäten mit sich selbst, den eigenen Meinungen,<br />
Emotionen und Impulsen sowie aus dem daraus resultierenden<br />
Ego- oder Wir-Gefühl, das verhindert, dass man sich in andere<br />
Menschen hineinversetzt. Um sich in den anderen hineinversetzen<br />
zu können, braucht es Selbstdistanz oder -disidentifizierung.<br />
Die Angst, sich selbst zu verlieren, bildet ein hohes Hindernis.<br />
Wer sich selbst gegenübertritt, lernt allmählich Unterschiedliches<br />
im Durcheinander des seelisch Gegebenen unterscheiden:<br />
Gedankliches <strong>von</strong> Gefühlsmäßigem, auch wenn die beiden in der<br />
Regel gleichzeitig auftreten und oft miteinander zu tun haben.<br />
Das, was in das Handeln überfließt, lässt sich wiederum <strong>von</strong> den<br />
beiden vorigen differenzieren: Gedanken und Gefühle treten in<br />
der Seele auf, ohne notwendigerweise Tatkonsequenzen zu haben,<br />
und manchmal tue ich etwas, über das ich mich selbst wun-<br />
DAS GOETHEANUM 32~33 | 13. August 2011<br />
dere, weil ich es mir nicht vorgenommen habe oder weil es mir<br />
gefühlsmäßig widerstrebt.<br />
Es ist bereits lange nicht mehr so, dass ein Gedanke das entsprechende<br />
Gefühl erzeugt, das wiederum die Motivierung zu einer<br />
dazu passenden Handlung liefert. Stattdessen geht mir vieles<br />
zugleich im Kopf herum, ohne dass dies zu Konsequenzen führt;<br />
Gefühle können ambivalent und wechselhaft sein; diverse Willensimpulse<br />
liegen miteinander im Widerstreit; und diese drei<br />
Schichten selbst können ebenfalls miteinander kämpfen oder<br />
sich chaotisch gebärden. Das beobachtende Ich muss die seelisch<br />
wirksamen Kräfte innerlich unterscheiden lernen, ihre jeweilige<br />
Relevanz beurteilen und jeder ihren Ort und passenden<br />
Raum zuweisen.<br />
Wenn nicht eine Art <strong>von</strong> innerer richterlicher Instanz aktiv eingreift<br />
und Ordnung schafft, verfällt nicht nur das seelische Leben<br />
des Einzelnen, sondern auch die sozialen Verhältnisse werden unzuverlässig<br />
und unverbindlich oder <strong>von</strong> Widersprüchen, Interessenkonflikten,<br />
Kämpfen und Kriegen bestimmt. Das Ich-Gefühl<br />
wird <strong>von</strong> seelisch-leiblichen Kräften vereinnahmt und überwuchert;<br />
ein Rückschritt in falsche Identifikationen findet statt.<br />
Wer sich gegenübersteht, einigermaßen unterscheidungs- und urteilsfähig<br />
ist, will dem Affentheater der Assoziationen oder dem<br />
Erinnerungscharakter seiner Gedanken entkommen. Er wird<br />
selbst aktiv denken wollen. Denken wird zu einem energischen inneren<br />
Tun, das sich durch konzentrierte Aufmerksamkeit, Sachlichkeit<br />
und Konsequenz auszeichnet. Er bemerkt, dass sich das<br />
Handeln <strong>von</strong> einem impulsiven, mangelhaft kontrollierten Reagieren<br />
auf innere und äußere Reize nur dann unterscheidet, wenn<br />
es sich an Zielideen orientiert und eine Urteilspause durchläuft,<br />
die gerade lang genug ist, um eine bewusste Entscheidung (mindestens<br />
Bejahung oder Verneinung) zu ermöglichen. Sekundenbruchteile<br />
können genügen, damit das Ich ‹einen Fuss zwischen<br />
die Tür› bekommt. Während das Denken Willensimpulse braucht,<br />
muss das Wollen Licht vom Denken bekommen.<br />
Das Fühlen bleibt Fühlen; es verschiebt sich aber vom Selbst- zum<br />
Welterleben. Statt bloßer Ausdruck der eigenen Subjektivität zu<br />
sein, bekommt es Erkenntnischarakter und kann etwas <strong>von</strong> der Atmosphäre<br />
oder vom wirksamen Kraft- und Wesensgehalt einer Situation,<br />
Konstellation oder Beziehung enthüllen.
Die Ich-Stärkung durchzieht das Ganze.<br />
Sie ist Voraussetzung und Konsequenz in einem.<br />
Sie kann als die erhöhte Mitte <strong>von</strong> sieben Momenten betrachtet werden,<br />
deren Anfang in der Selbstdistanz, Selbstklärung und Selbstführung<br />
und deren Zukunft in der Pflege des Dialogischen,<br />
der freien Identifikation und der Gemeinschaftsbildung liegt.<br />
Wir leben in einer Zivilisation, in der Aufmerksamkeitsdefizite,<br />
mangelhafte Impulskontrolle – bis vor Kurzem noch als Krankheitssyndrom<br />
bei Kindern und Jugendlichen diagnostiziert – und<br />
fehlende emotionale Intelligenz <strong>von</strong> einzelnen Psychiatern bereits<br />
als «Traits» (Charaktereigenschaften des gegenwärtigen Menschen)<br />
betrachtet werden. Nur durch bewusste Selbstführung –<br />
oft als vorgefertigte Trainingsprogramme <strong>von</strong> Experten angeboten<br />
(und dadurch fragwürdig) – lassen sich die negativen Folgen<br />
für die Gesellschaft einigermaßen reduzieren.<br />
Es zeigt sich, dass die Seelenkräfte, auf diese Weise vom Ich gehandhabt,<br />
keine isolierten innerseelischen, nur subjektiv relevante Phänomene<br />
sind, sondern in Weltzusammenhängen stehen, die sie als<br />
solche offenbaren können. Das kann dem selbstgeführten Denken<br />
relativ schnell evident werden: wenn ich etwas denkend erkenne,<br />
stehe ich in realen Zusammenhängen drin, die ich mit anderen teilen<br />
und auf die ich gezielt einwirken kann. Aber auch das Fühlen und<br />
das Wollen nähern sich durch die aktive Beteiligung des Ich dem<br />
Charakter des denkenden Erfassens an. Nicht nur das Fühlen wird<br />
Organ für die ‹Weltseele›, auch das Wollen gibt den wirksamen Entwicklungskräften<br />
in der Welt Ausdruck durch den Menschen.<br />
Vieles in der Gegenwart wie wirtschaftliche, politische und humanitäre<br />
Krisen, aber auch bedrohliche Naturphänomene scheinen<br />
darauf hinzuweisen, dass die Entwicklungen, die über die Zukunft<br />
der Erde entscheiden, nur durch den Menschen oder jedenfalls<br />
nicht ohne ihn zustande gebracht werden können. Die Frage ist, ob<br />
sich der Mensch durch das einseitige Verfolgen der eigenen leiblich-seelischen<br />
Bedürfnisse und ungezügelte Selbstidentifikation<br />
weiter <strong>von</strong> der Welt abtrennt oder zum Mitschöpfer im Sinne der<br />
wirksamen Entwicklungskräfte (Logoskräfte) wird, die Mensch<br />
und Welt verbinden.<br />
Der selbstbewusste Mensch kann also nicht in der bloßen Disidentifikation<br />
verharren; er muss es auch nicht, da er in seiner Seele<br />
Wirklichkeit ergreifen kann. Und zwar jeder auf seine eigene, individuelle<br />
Weise. Durch seine Seele und seine Leiblichkeit kann er<br />
in der Welt sein und wirken, aber nun ist es nicht länger die Leiblichkeit,<br />
die den Menschen zu einer Einheit macht, sondern das<br />
sich selbst führende Ich. Durch die vier genannten Schritte lernt<br />
sich das Ich als geistiges Weltwesen, als hingabefähiges Beziehungs-<br />
oder Liebewesen, als Wesen, das durch (dia) sich den Logos<br />
hindurchwirken lassen kann und will, erkennen. Es realisiert sich<br />
zugleich zunehmend als solches; diese Schritte bilden einen Weg<br />
der Ich-Verstärkung und -verlebendigung. Nur die innere Tätigkeit<br />
des Ich kann der Seele die Angst nehmen, den Hass entmachten,<br />
den lähmenden Zweifel überwinden. Und das Ich stärkt sich nur<br />
durch die eigene Tätigkeit. Jeder Berater, Trainer oder Therapeut<br />
sollte das berücksichtigen.<br />
Dann kann sich das Selbstführungs-Ich, das sich immer mehr seinem<br />
geistigen Wesen annähert, entsprechend seiner Urteilsfähigkeit<br />
in Freiheit zur Identifizierung mit seiner schicksalsmäßigen<br />
‹Ausrüstung› (oder jeweiligen Aspekten da<strong>von</strong>) entschließen. Sie<br />
wird zum Potenzial seiner Wirkenskraft. Wenn das Ich sich so sehen<br />
kann, verbindet es sich «liebend gern» mit sich selbst und seiner vorgefundenen,<br />
zu gestaltenden Lebenssituation; aus innerer Notwendigkeit<br />
wird es auch immer wieder da<strong>von</strong> zurücktreten, um sich in<br />
seinem Gesamtzusammenhang aus höherer Warte anzuschauen.<br />
Der freie Mensch kann sich selbstkritisch zu sich selbst, zu seinen<br />
Fähigkeiten und höchsteigenen Wirkungs- und Entwicklungsmöglichkeiten<br />
bekennen. Das Leben des Ich wird zu einem Ausund<br />
Einatmen zwischen Disidentifizierung und freier Identifikation,<br />
das jeweils durch eine kurze Pause hindurchgeht, in der der<br />
Richtungswechsel vom Bewusstsein begleitet und vollzogen wird.<br />
In beiden Richtungen wird die Schwelle bewusst überschritten.<br />
Auf diese Weise kann sich eine Gemeinschaft freier Geister bilden,<br />
die zugleich schicksalhaft miteinander verbunden sind und das aktiv<br />
annehmen.<br />
Zusammenfassung: Die Ich-Stärkung durchzieht das Ganze. Sie ist<br />
Voraussetzung und Konsequenz in einem. Sie kann als die erhöhte<br />
Mitte <strong>von</strong> sieben Momenten betrachtet werden, deren Anfang<br />
in der Selbstdistanz, Selbstklärung und Selbstführung, und deren<br />
Zukunft in der Pflege des Dialogischen, der freien Identifikation<br />
und der Gemeinschaftsbildung liegen.<br />
Für Rudy Vandercruysse führte die Beschäftigung mit den Inhalten<br />
der Klassenstunden der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft<br />
zur Bewusstwerdung der hier dargestellten Schwellenaspekte.<br />
Gerade ist <strong>von</strong> ihm das Buch ‹Ich und mehr als ich. Grundübungen<br />
einer Kultur der Selbstführung› im Menon-Verlag, Heidelberg<br />
2011, erschienen.<br />
DAS GOETHEANUM 32~33 | 13. August 2011<br />
5
6<br />
LaszLo Böszörmenyi<br />
IMAGINATION ODER EINBILDUNG?<br />
Den Unterschied zwischen einer geistigen Erfahrung und einem seelischen<br />
Erlebnis zu erlernen, ist einer der ersten Schritte auf dem Schulungsweg.<br />
Was trennt uns <strong>von</strong> der geistigen Welt? Einzig und allein eine Gefühlswolke<br />
der Egoität, der «Eigenliebe», wie Rudolf Steiner das<br />
nennt, 1 eine Hülle des «Selbstgefühls» um den Leib herum, wie<br />
Georg Kühlewind das bezeichnet. 2 In der Meditation können wir<br />
diese Schicht vorübergehend verschwinden lassen – durchsichtig<br />
machen –, und dadurch können wir eine geistige Erfahrung, eine<br />
direkte Begegnung mit der geistigen Welt, mit geistigen Wesen<br />
oder zumindest ihren Äußerungen erleben. Solche Äußerungen<br />
sind immer sprechend und ansprechend, aber ohne sinnlich wahrnehmbare<br />
Zeichen. Auf diesem Weg verwandeln sich unsere seelisch-geistigen<br />
Funktionen, sie werden dabei immer mehr bewusst,<br />
verständlich. Dieser Weg steht in krassem Widerspruch zu<br />
den gewöhnlichen Wünschen des modernen Menschen und ist<br />
deshalb meistens sehr schwierig zu gehen. Es kommt oft vor, dass<br />
wir, anstatt die trennende Hülle durchsichtig zu machen, sie nur<br />
‹aufwirbeln› und attraktive oder auch furchterregende, farbige und<br />
mehr oder weniger undurchsichtige, unverständliche Fantasiebilder<br />
erzeugen – nennen wir sie seelische Erlebnisse. Wir können –<br />
meistens geleitet durch den Wunsch nach raschem ‹Erfolg› auf dem<br />
spirituellen Weg – diese Fantasiebilder für eine Imagination, für<br />
eine geistige Erfahrung halten. Für Menschen, die es versuchen,<br />
sich auf dem Weg einer geistigen Schulung zu entwickeln, kann<br />
diese Verwechslung zu einer kaum überwindbaren Hürde werden.<br />
Wie können wir geistige Erfahrungen <strong>von</strong> seelischen Erlebnissen<br />
unterscheiden? Klarerweise gibt es kein äußeres Merkmal – der<br />
Unterschied liegt in der Qualität und Intensität der Erfahrung. Diese<br />
Unterscheidung zu erlernen, ist einer der ersten und wichtigsten<br />
Schritte auf einem modernen Schulungsweg. Stellen wir uns<br />
einen Menschen vor, der noch nie Musik gehört hat. Er könnte unzählige<br />
musikwissenschaftliche Vorträge anhören und sich aufgrund<br />
dieser eine Vorstellung <strong>von</strong> der Musik machen. Diese Vorstellung<br />
wäre aber ganz etwas anderes als die musikalische Erfahrung<br />
selbst; diese Vorstellung hätte gar nichts Gemeinsames mit<br />
DAS GOETHEANUM 32~33 | 13. August 2011<br />
der Erfahrung des Musikalischen. Im Bezug auf Erfahrungen der<br />
geistigen Welt ist das in vieler Hinsicht ähnlich. Rudolf Steiner beschreibt<br />
das so: «Die übersinnliche Welt ist zunächst als etwas ganz<br />
außer dem gewöhnlichen Bewusstsein Liegendes vorzustellen.<br />
Dieses Bewusstsein hat gar nichts, wodurch es an diese Welt herandringen<br />
kann. Durch die in der Meditation verstärkten Kräfte<br />
des Seelenlebens wird zuerst eine Berührung der Seele mit der<br />
übersinnlichen Welt geschaffen.» 3<br />
In diesen Sätzen ist die ganze Widersprüchlichkeit der Lage enthalten.<br />
Wie können wir die «Kräfte des Seelenlebens» durch eine<br />
Schulung dermaßen erstarken, dass sie sich in etwas ganz anderes<br />
umwandeln? Die Kräfte der Seele müssen so stark werden, dass sie<br />
den Verlust <strong>von</strong> sich selbst – <strong>von</strong> dem, was sie bis dahin waren –<br />
aushalten. Das Bewusstsein muss sich vollständig umwandeln,<br />
selbst etwas «ganz außer dem gewöhnlichen Bewusstsein Liegendes»<br />
werden; das Ego muss sterben, damit das wahre Ich auferstehen<br />
kann. «Man sieht», so Steiner, «auf seine ganze Seele, auf sein<br />
‹Ich› als auf etwas zurück, was man ablegen muss, wenn man die<br />
übersinnliche Welt betreten will.» 4<br />
Wir treten in jedem Akt des Erkennens zumindest für einen Augenblick<br />
in die geistige Welt hinein, allerdings unbewusst; wir<br />
‹schlafen hinein›. In diesem ‹Erkenntnisschlaf› sind wir identisch<br />
mit dem, was wir später als ‹Objekt› des Erkennens kennzeichnen<br />
(eigentlich dessen Außenseite). Das Ziel einer Geistesschulung ist,<br />
diese Reise in die geistige Welt und zurück bewusst zu erleben. Darum<br />
ist es mehr als ein Gleichnis, wenn Rudolf Steiner <strong>von</strong> einem<br />
«Erwachen aus dem gewöhnlichen Bewusstsein» 5 spricht. Der Unterschied<br />
zwischen einer geistigen Erfahrung und einem seelischen<br />
Eindruck liegt nicht am Inhalt, sondern am Grad und der Art<br />
der Bewusstheit. Die meisten Missverständnisse in spirituellen<br />
Angelegenheiten stammen aus der Unkenntnis dieses Umstands.<br />
Im Alltag bleiben wir selten beim nüchternen Erkennen stehen. Es<br />
mischen sich fast immer Gefühle dazu, Sympathie und Antipathie
unterschiedlichster Art und Intensität. Die egoistische Hülle, die<br />
Schicht der Eigenliebe, leistet Widerstand und wird durch den Prozess<br />
des Erkennens wie aufgewirbelt. So entsteht der Bereich des<br />
Genusses, der «Fantastik» 6 . Heute erscheint das Leben in diesem Bereich<br />
dermaßen selbstverständlich, dass wir den überwiegenden<br />
Teil unseres wachen Lebens in einer Mischung aus Erkennen und<br />
Fantastik verbringen, sodass es als normal, ja sogar als erstrebenswert<br />
betrachtet wird. 7 Noch bedrohlicher wird diese Angelegenheit,<br />
wenn wir uns in unseren Übungen des Schulungsweges in den Bereich<br />
der Fantastik verirren: «Ein Wille, der nicht in der angegebenen<br />
Richtung [die in einem gewissen Sinne dieser entgegengesetzt]<br />
liegt, sondern in derjenigen des alltäglichen Begehrens, Wünschens<br />
und so weiter, kann, wenn er auf das Gedankenleben in der beschriebenen<br />
Art angewendet wird, nicht zu dem Erwachen eines<br />
schauenden Bewusstseins aus dem gewöhnlichen, sondern nur zu<br />
einer Herabstimmung dieses gewöhnlichen führen, zu wachendem<br />
Träumen, Fantasterei, visionsgleichen Zuständen und ähnlichem.» 8<br />
Anstatt in den Himmel, kommen wir in die Hölle, mag sie noch so<br />
attraktiv erscheinen. Diese Gefahr ist heute vielleicht größer denn<br />
je. Viele Menschen fühlen sich durch irgendeine Art ‹Spiritualität›<br />
angezogen, wollen aber dabei auf die Wahrhaftigkeit verzichten. 9<br />
In der Imagination 10 geht es nicht um fantastische Bilder, die durch<br />
eine ‹Aufwirbelung› der Hülle des Selbstgefühls entstehen, sondern<br />
darum, dass diese Hülle anfängt, durchsichtig zu werden,<br />
oder anders gesagt, dass wir anfangen, unserer erkennenden Tätigkeit<br />
bewusst zu werden. Nicht nur des Ergebnisses, sondern des<br />
Prozesses, der sonst völlig unsichtbaren, transparenten Tätigkeit<br />
selbst. Auch schon ins gewöhnliche Bewusstsein kommt nichts<br />
anderes hinein als Metamorphosen unserer eigenen Aufmerksamkeit.<br />
Während aber uns hier nur der Nachklang der Metamorphose<br />
bewusst wird (ganz tot beim gewöhnlichen Denken und Wahrnehmen<br />
oder halbtot bei den fantastischen Bildern), werden wir in<br />
der Imagination der Bewegung der Aufmerksamkeit bewusst. Wir<br />
fangen an, das Leben der eigenen Aufmerksamkeit bewusst zu erfahren,<br />
noch bevor es am Gehirn und an den Wahrnehmungsorganen<br />
erstirbt. Das befähigt uns, auch andere Lebensprozesse wahrzunehmen.<br />
Leben kann nur eine kontinuierliche, man könnte sagen:<br />
‹flüssige› Aufmerksamkeit erfahren. 11 Der Wille kehrt sich<br />
um, als wenn sich der Mensch mit seinem ganzen Wesen sagen<br />
würde: «Es geschehe Dein Wille». «Es gibt aber auch eine Willensrichtung,<br />
die in einem gewissen Sinne dieser entgegengesetzt ist<br />
[...] und er ist da ein in Hingabe entwickelter Wille, der die Seele<br />
lenkt; der nicht aus ihr den Ursprung nimmt, sondern auf sie seine<br />
Wirkung richtet […]. Im Erleben des Vorgangs selbst aber erkennt<br />
man, dass durch diese Umkehrung des Willens ein außerseelisches<br />
Geistiges <strong>von</strong> der Seele ergriffen wird.» 12<br />
Hingabe bedeutet in diesem Kontext, dass die egoistische Hülle –<br />
zumindest während der Meditation – verschwindet, durchsichtig<br />
wird. Es gibt keinen «Spiegel» mehr, wir sehen <strong>von</strong> «Angesicht zu<br />
Angesicht». 13 Das «außerseelische Geistige» ist keine Einbildung,<br />
keine Fantastik, sondern eine Wirklichkeit, die «nicht nur so wirklich<br />
ist wie die sinnliche, sondern [...] eine viel wirklichere ist». 14<br />
Dieser Sicherheit im flüssigen Element entspricht das Bild des<br />
Wandelns am Wasser. Die Sicherheit, die uns gewöhnlich nur der<br />
Boden des Alltagsbewusstseins gibt, kann auch im flüssigen Element,<br />
im Wasser des Lebens 15 erfahren werden. Das ist gleichzeitig<br />
ein gutes Beispiel für eine Imagination. Es geht nicht darum,<br />
dass wir versuchen, Vorstellungen zu machen, wie der Herr auf<br />
dem Wasser gegangen sein konnte, sondern dass wir die Sicherheit<br />
in der flüssigen – objektlosen – Aufmerksamkeit erfahren. Diese<br />
Erfahrung kann dann als ein Bild ausgedrückt werden. Wer die Erfahrung<br />
kennt, erkennt diese im Bild wieder.<br />
Der erste Schritt auf dem Schulungsweg erfolgt in der Umwandlung,<br />
in der Heilung des Denkens. 16 In den Konzentrationsübungen<br />
erlernen wir zuerst, unsere Aufmerksamkeit auf ein einziges Thema<br />
zu konzentrieren. 17 Es können dabei inhaltliche Ablenkungen<br />
DAS GOETHEANUM 32~33 | 13. August 2011<br />
7
8<br />
auftreten, wobei wir den ausgesuchten (einfachen, menschengemachten)<br />
Gegenstand aus der Aufmerksamkeit verlieren. Es können<br />
auch emotionale Ablenkungen auftreten (eigentlich sind bei<br />
näherer Betrachtung alle Ablenkungen emotional). Wir können<br />
zum Beispiel den Gegenstand besonders schön oder hässlich, sympathisch<br />
oder antipathisch ausmalen. Das kann sehr genussvoll<br />
werden, und wir können darin unter Umständen auch länger verweilen.<br />
Das ist aber auch eine Ablenkung. Wenn Gefühle auftreten,<br />
so sollten diese aus dem Wesen des Gegenstands kommen, nicht<br />
aus unseren emotionalen Assoziationen. Wenn uns die Idee, die<br />
Funktion des Löffels – die noch vor dessen Form da ist – fühlbar<br />
wird, so erscheint das zunächst vielleicht ganz zart, trotzdem ist das<br />
ein Zeichen, dass sich unser geschlossenes Gefühlswesen anfängt<br />
zu öffnen. Solche nicht subjektiven Gefühle sind <strong>von</strong> den gewöhnlichen<br />
Emotionen so unterschiedlich, dass wir sie möglicherweise<br />
gar nicht als Gefühle bezeichnen. Ein erkennendes Fühlen tritt in<br />
Erscheinung. Solange wir nicht imstande sind, zwischen dem offenen,<br />
‹nüchternen› und trotzdem sehr intensiven erkennenden<br />
Fühlen und den ‹selbstfühlenden› Emotionen zu unterscheiden,<br />
geht die Übung noch nicht in die richtige Richtung. In diesem Fall<br />
kann die Übung – insbesondere durch die Wiederholung – bald<br />
langweilig werden. Die Langeweile zeigt aber gerade, dass unsere<br />
Konzentration schwach, unsere Aufmerksamkeit unfrei ist. Tun<br />
wir etwas wirklich konzentriert, können wir uns dabei nicht langweilen.<br />
Wenn die Konzentration steigt, kann die Übung eine solche<br />
Intensität erreichen, dass wir der inneren Tätigkeit der Aufmerksamkeit<br />
gewahr werden. Wir werden uns in der reinen – hüllenlosen,<br />
selbstlosen – geistigen Tätigkeit selbst gewahr. Das ist die erste<br />
monistische, die erste wahre geistige Erfahrung.<br />
Wer mit dem Ernst, mit der Intensität und Reinheit einer geistigen<br />
Erfahrung jemals in Berührung gekommen ist, wird sich mit den<br />
Genüssen des Alltagsbewusstseins nicht mehr zufriedengeben.<br />
Die Reinheit des Strebens entfacht ein neues Licht in unserem Leben.<br />
Es wird dadurch nicht farblos, im Gegenteil, wir werden auch<br />
den Alltag im neuen Licht sehen. Alles kann zu uns sprechen und<br />
wir werden gewahr, dass wir hinter jedem Phänomen bis zur Quelle<br />
schauen können. Wie der Blick in die Augen eines Menschen<br />
eine unendliche Tiefe haben kann, so können wir hinter jedem<br />
Phänomen den Blick eines Schöpfers erahnen. Wir verlassen die<br />
Einöde der Einsamkeit und können geistige Gemeinschaften mit<br />
DAS GOETHEANUM 32~33 | 13. August 2011<br />
anderen bilden. 18 Das Streben ist dann nicht mehr mühsam, das<br />
Üben keine Pflicht mehr. Es bereitet uns die reinste Freude, wie es<br />
Freude macht, auf einen geliebten Menschen zu warten. Die Hingabe<br />
ist kein Opfer, sondern Liebe, reine Liebe.<br />
Laszlo Böszörmenyi ist Professor für Informatik an der Universität<br />
Klagenfurt. Er leitet Meditationsgruppen und hält Kurse über den<br />
Erkenntnisweg sowie über Märchen.<br />
Der Text wurde vom Autor für das ‹Goetheanum› gekürzt. Originalfassung:<br />
www-itec.aau.at/~laszlo/Antro/Imagination.pdf.<br />
1 Siehe Rudolf Steiner: Ein Weg zur Selbsterkenntnis des Menschen<br />
(GA 16), Vierte Meditation.<br />
2 Siehe Georg Kühlewind: Aufmerksamkeit und Hingabe, Kapitel<br />
‹Die geteilte Aufmerksamkeit›.<br />
3 Rudolf Steiner: Die Schwelle der geistigen Welt (GA 17).<br />
4 Siehe Fußnote 1.<br />
5 Rudolf Steiner: Vom Menschenrätsel (GA 20), Kapitel ‹Ausblicke›.<br />
6 Rudolf Steiner: Die Stufen der höheren Erkenntnis (GA 12), S. 19.<br />
7 Siehe Georg Kühlewind: Vom Normalen zum Gesunden.<br />
8 Siehe Fußnote 5.<br />
9 Rudolf Steiner: Geistige und soziale Wandlungen in der Menschheitsentwicklung<br />
(GA 196), Vortrag vom 18. Januar 1920.<br />
10 Siehe Fußnote 6.<br />
11 Siehe: Laszlo Böszörmenyi: ‹Das Wasser des Lebens›, downloadbar<br />
unter www-itec.aau.at/~laszlo/Antro/Wasser.pdf.<br />
12 Siehe Fußnote 5.<br />
13 Korinther-Brief, 13. 11.<br />
14 Siehe Fußnote 6, S. 20.<br />
15 Siehe Fußnote 11.<br />
16 Siehe Fußnote 5.<br />
17 Siehe Fußnote 7.<br />
18 Siehe dazu: Laszlo Böszörmenyi: ‹Wachen in der Nacht›, down -<br />
loadbar unter: www-itec.aau.at/~laszlo/Antro/Wachen.pdf.<br />
Monotypie <strong>von</strong> Maren Glockman-Müller
christof Lindenau<br />
IN DER SUBSTANZ DES GEWISSENS<br />
Von meditativer Erfahrung<br />
«Für den reifen Kulturmenschen», so Wilhelm Windelband (1848<br />
bis 1913) in der ein wenig gestelzten Gebildetensprache des 19.<br />
Jahrhunderts, «gibt es nicht nur ein sittliches, sondern auch ein logisches<br />
und ein ästhetisches Gewissen.» 1 Dennoch scheint dieses<br />
Wort Christof Lindenau geeignet, einem Ausspruch Rudolf Steiners<br />
nachzugehen, in dem dieser die Art, wie unser Gewissen zu<br />
uns spricht, als außerordentlich fruchtbar für die Schulung der eigenen<br />
Aufmerksamkeit – auch der meditativen – ansieht.<br />
Am 12. April 1912 sagt Rudolf Steiner in einem in Helsinki gehaltenen<br />
öffentlichen Vortrag: «Wenn wir uns also durch das Gewissen<br />
sozusagen Wahrheiten sagen lassen, die nicht aus der<br />
Sinneswelt kommen» und «Wenn es möglich ist, so in fremde Wesenheiten<br />
einzudringen und uns Wahrheiten in die Seele einsprechen<br />
zu lassen – nach jenem Muster, wie das Gewissen spricht –<br />
dann ist Aussicht vorhanden, in eine andere Welt einzudringen.» 2<br />
Befragen wir zunächst unsere bisherigen Erfahrungen im Umgang<br />
mit dem, was wir Gewissen nennen.<br />
Für unser gewöhnliches Bewusstsein schläft das Gewissen. Und wir<br />
haben zumeist die Neigung, es möglichst schlafen zu lassen. Denn es<br />
ist ein ‹schlafender Riese›, der unser Selbstbewusstsein erheblich beeinträchtigen<br />
kann, wenn er erwachend an uns herantritt, ja uns<br />
überfällt. Wenn wir aber etwas zu tun versäumt oder schlampig getan<br />
haben, tritt es ungefragt an uns heran. Was wir dann leider sehr oft<br />
sogleich mit einer schlampigen Begriffsbildung quittieren, indem wir<br />
<strong>von</strong> einem ‹schlechten Gewissen› sprechen; und der Versuchung<br />
nachgeben, ihm auszuweichen und seine Stimme zu unterdrücken.<br />
Nicht unser Gewissen ist ‹schlecht›, wir selbst sind es hier.<br />
Anders, wenn wir den Mut finden, <strong>von</strong> uns aus an das Gewissen<br />
heranzutreten. Um <strong>von</strong> vorneherein mit ihm zu beraten, was in unserer<br />
individuellen Lebenslage zu tun oder zu lassen sinnvoll nicht<br />
etwa nur denkbar, sondern lebbar ist. Dann begegnen wir unserem<br />
Gewissen nicht als einem Riesen, der unser Selbstbewusstsein bedroht,<br />
sondern als einem Freund, der uns hilft, unser Bewusstsein<br />
zu erweitern und zu vertiefen. Goethe gibt Zeugnis <strong>von</strong> solchen Begegnungen,<br />
wenn er eine seiner Dramengestalten sagen lässt:<br />
«Ganz leise spricht ein Gott in unserer Brust, ganz leise, ganz vernehmlich,<br />
zeigt uns an, was zu ergreifen ist und was zu fliehn.» 3<br />
Beide Arten <strong>von</strong> Gewissenserfahrungen aber erwecken, differenziert<br />
betrachtet, in uns zwei jedesmal ungleiche Vorstellungsele-<br />
mente, deren eines vergangenheitsbezogen ist, während das andere<br />
auf eine mögliche Zukunft deutet. Was wir als ‹schlechtes Gewissen›<br />
erleben, hält uns oft scharf konturiert das Bild einer<br />
Verfehlung vor, die uns gerade – vielleicht zum wiederholten Mal<br />
– passiert ist, während die Vorstellung, was wir nach unserer Meinung<br />
hätten tun oder lassen sollen, zumeist noch vage und schwebend<br />
bleibt und in dem bloßen Wunsch, es nächstes Mal besser zu<br />
machen, allzu leicht untergeht. – In dem Bestreben, demgegenüber<br />
selbst einen Rat suchend an unser Gewissen heranzutreten,<br />
versuchen wir die Vorstellung, wie wir uns künftig in die Welt stellen<br />
wollen, energischer zu konturieren; im Programmmachen werden<br />
wir jedoch mit Recht oft durch das Bild gewarnt, das wir uns<br />
<strong>von</strong> unseren bisherigen Schwächen, unserer vielleicht noch sehr<br />
bescheidenen Durchhaltekraft und so weiter vergegenwärtigen<br />
müssen. «Weder abgewiesen noch vorausgesetzt darf das Geistige<br />
werden; es muss sein Hereinscheinen erwartet werden», so Rudolf<br />
Steiner zum Problem des Umganges mit der sinnenfälligen Welt. 4<br />
Wie aber wartet man – aktiv?<br />
Für die andächtige Geduld Goethes scheint hier herein, was er<br />
«sinnlich-sittliche Wirkung» nennt. So auch die sittliche Wirkung<br />
der sinnlich wahrgenommenen Farbe. 5 Wenn er sie beim reinen<br />
Rot beschreibt, braucht er Wörter wie ‹Ernst› und ‹Würde› oder – in<br />
aufgehelltem Zustande – ‹Anmut› und ‹Huld›; für ihn ist eine<br />
‹ideale Befriedigung› mit ihr verbunden, auch weil sie zur ‹Selbstbesinnung›<br />
auf das eigene Fühlen anregt; sie hat etwas ‹Prächtiges›<br />
und ‹Furchtbares› zugleich. – Anders das klare Gelb: ‹Munter› und<br />
‹heiter› reizt es uns nur ‹sanft›, mit seiner ‹Helligkeit› und seiner<br />
‹Wärme›, ‹dehnt› unser Herz ‹aus›, wirkt ‹prächtig› und ‹edel›. –<br />
Beim Blau gibt Goethe sich am schnellsten zufrieden: Von seiner<br />
‹Ruhe› ist da die Rede, seiner ‹zurückweichenden› Eigenschaft, die<br />
uns ‹nach sich zieht›, sich zur ‹Leere› ‹ausweitend›, ‹Kälte› verbreitend,<br />
zum ‹reizenden Nichts› wird.<br />
Wir spüren selbstverständlich Goethes andächtige Zuwendung.<br />
Aber besonders bei seiner Betrachtung der blauen Farbe wünschen<br />
wir uns den Mut, etwa auch dessen anhaltende, vertiefte<br />
Aufnahmebereitschaft zu würdigen, welche ja die positive Seite<br />
seiner Schweigegebärde ist. Im Gelb kommt uns gebärdenhaft die<br />
Bereitschaft entgegen, mit Wärme, Helligkeit und Offenheit anderem<br />
sowohl einvernehmlich als auch heiter widersprechend zu<br />
begegnen. Und im Rot die Würde und die Kraft, als ein Herold erst<br />
DAS GOETHEANUM 32~33 | 13. August 2011<br />
9
10<br />
schweigend unsere Aufmerksamkeit zu versammeln, um dann<br />
Gewichtiges uns zu verkünden.<br />
Doch stets geht es bei derartigen Beschreibungen um etwas, das die<br />
bloße sinnliche Wahrnehmung übersteigt und die sittlich-moralische<br />
Seite unseres Wesens anspricht. Denn indem wir uns so der<br />
einzelnen Farbe, ihre Gebärdensprache erspürend, gegenüberstellen,<br />
werden wir an ihr selbst gewahr, was sie jeweils etwa in der<br />
Malerei, der Bekleidungskunst, der Bühnenbeleuchtung, der<br />
künstlerischen Garten- und Landschaftsgestaltung und so weiter<br />
zur künstlerischen Gestaltung geeignet macht. – Und eben auch<br />
zu der meditativen Arbeit an jener frei zu entwickelnden ‹mantrischen<br />
Kunst›, <strong>von</strong> deren Grundzügen hier die Rede sein soll.<br />
Zweifellos hat auch ein ‹logisches Gewissen› mit dem denkenden<br />
Vorstellen der Wahrheit zu tun. Doch meint Wilhelm Windelband<br />
mit dem anfangs zitierten Ausspruch wirklich bloß dies? Oder<br />
denkt er hier eher an ein solches, das dort beginnt, wo wir uns stets<br />
Rechenschaft da<strong>von</strong> geben, ob <strong>von</strong> unseren eigenen Beobachtungen<br />
und Erfahrungen hinreichend gedeckt ist, was wir denken und<br />
aussprechen? Welches sich aber vor allem dann voll entfaltet, wenn<br />
wir uns wenigstens auch darum bemühen, gemäß den Wahrheiten<br />
zu leben und zu handeln, die wir da im Denken und Sprechen<br />
bewegen. So gesehen, entsteht intellektuelle Redlichkeit in Wirklichkeit<br />
erst da, wo es uns gelingt, eine aufgefundene oder selber<br />
entdeckte Wahrheit tatsächlich zu leben.<br />
In der meditativen Arbeit ist dies jedenfalls so. Denn der Schritt<br />
über die im Loskommen <strong>von</strong> uns selbst in Andacht erlebten Gebärden<br />
hinaus, wie sie zum lebendigen Inhalt unseres ästhetischen<br />
Gewissens gehören, dieser entscheidende Schritt besteht nun gerade<br />
im Zurückkehren zu uns. Und er besteht im Wahrnehmen der<br />
umfassenden Aufgabe, der wir uns hier zu stellen haben. Jedenfalls<br />
dann, wenn wir uns nicht <strong>von</strong> vorneherein etwas vormachen wollen,<br />
wenn wir nicht in Illusionen über uns selbst stecken bleiben<br />
wollen, werden wir gewahr, dass sich unser Seelenleben in einem<br />
DAS GOETHEANUM 32~33 | 13. August 2011<br />
erheblichen Widerspruch zu dem befindet, was durch die angedeuteten<br />
Farbgebärden zu uns spricht. Damit aber stehen wir vor<br />
der gleichen Doppelheit, <strong>von</strong> der schon oben die Rede war – und<br />
zwar gleichgültig, ob wir nun unser Gewissen als einen ‹normalerweise›<br />
schlafenden, aber eben gelegentlich erwachenden Riesen<br />
erleben, der unser Selbstbewusstsein bedroht, oder als einen<br />
Freund, dem wir uns ratsuchend zuwenden.<br />
Denn wir stehen vor der Aufgabe, unser vergangenheitsfixiertes,<br />
noch nach persönlicher Sympathie und Antipathie urteilendes Seelenleben<br />
sorgfältig in ein solches zu verwandeln, das sich willig<br />
allem öffnen kann, was als Vorbild unserer künftigen Fähigkeiten<br />
schon gegenwärtig in jenen Farbgebärden lebt. Etwas <strong>von</strong> einer solchen<br />
Verwandlung könnte zum Beispiel ein aktiver Daseinsernst<br />
sein, wie er uns prophetisch bereits in der Gebärde des Rot begegnet<br />
ist. Oder eine Art <strong>von</strong> Freundschaftlichkeit auch dem noch<br />
Fremden gegenüber, die sich bereits in den Gebärden des Gelbs<br />
ahnen ließ. Oder eine selbstlose Frömmigkeit der eigenen Seele,<br />
welche in der alles ertragenden Aufmerksamkeitskraft der Blaugebärden<br />
schon vorweggenommen schien.<br />
Selbstverständlich besteht im sittlich-moralischen Leben der<br />
nächste Schritt darin, dass wir das durch Schulung Errungene<br />
auch anwenden: in einem der alltäglichen Notwendigkeit zugewandten<br />
Handeln, durch die möglichst schöpferische Tat selbst. –<br />
Und in der Meditation?<br />
Auch in ihr machen wir uns zu einem nächsten Schritt durch die<br />
Bescheidenheit auf, anzuerkennen, dass zu einem Gelingen dessen,<br />
was wir meditativ unternehmen, das tragende Mitwirken der<br />
geistigen Welt gehört. Durch die eigene Schulung können wir bestenfalls<br />
eine der Voraussetzungen schaffen, dass etwas gelingt.<br />
Und die Erfahrung zeigt, dass dieser ‹beste Fall›, wie wir uns<br />
schamvoll eingestehen sollten, selten genug eintritt. Das Gelingen<br />
selbst greift weit über alles hinaus, was wir in diesem oder jenem<br />
Augenblick unseres Lebens <strong>von</strong> uns aus zu leisten vermögen.
Sogar dann, wenn wir einen meditativ geschulten Blick auf die Art<br />
und Weise richten, wie Menschen im äußeren, alltäglichen Leben<br />
handeln, machen wir erstaunliche Entdeckungen. Wir bemerken,<br />
dass der eine Mensch unter gewissenhaftem Handeln unter Umständen<br />
etwas ganz anderes versteht als der andere. Nicht, weil sie<br />
Verschiedenes wollen, sondern weil das Wie ihres Wollens eben<br />
verschieden ist.<br />
Wir sehen den einen darauf drängen, dass er – aus Gründen seiner<br />
Verantwortlichkeit, wie er sagt – allein es ist, der eine bestimmte<br />
Aufgabe auszuführen hat; während der andere darauf drängt, seine<br />
Mitarbeiter in jeder Phase der Arbeit sorgfältig einzubeziehen. Oder<br />
dass ein Dritter zu seinem Handeln durch nichts anderes impulsiert<br />
wird als durch die Notwendigkeit, dass die Sache getan wird –<br />
gleichgültig, <strong>von</strong> wem. Und wir beginnen zu ahnen, dass sich in der<br />
Unterschiedlichkeit dieses Wie imaginativ fortsetzen könnte, was<br />
wir als Gebärdensprache der drei Grundfarben des reinen Rots,<br />
Gelbs und Blaus bisher schon aufgefunden haben. Wird dieses Wie<br />
durch verschiedenartige Geistwesen inspiriert?<br />
Etwas <strong>von</strong> dem Anliegen Rudolf Steiners, dass Menschen – so konkret,<br />
als dies immer möglich ist – mit solchen Wesen einen täglichen,<br />
aufgabenbezogenen Arbeitszusammenhang aufzubauen<br />
suchen, könnte anhand der Eröffnung der Stuttgarter Waldorfschule<br />
erforscht werden, wozu der Beitrag des Autors ‹Die ‘Nebenübungen’<br />
als ‘Empfangsübungen’ gesehen› verglichen werden möge. 6 Für<br />
diese Wesen wenigstens für Augenblicke auch schauend aufzuwachen,<br />
wird uns jedoch nur dann gelingen, wenn wir gleichzeitig<br />
ebenfalls für die Unzulänglichkeit der eigenen Seele wach bleiben.<br />
Im 10. Kapitel seines Buches ‹Wie erlangt man Erkenntnisse der<br />
höheren Welten?› charakterisiert Rudolf Steiner den Hüter vor<br />
allem durch zweierlei. Zum einen dadurch, dass er in all die Unzulänglichkeiten<br />
gekleidet auftritt, die dem ihn schauenden Menschen<br />
aus seinem vergangenen Werdegang anhaften. Zum anderen<br />
dadurch, dass ihn der Hüter darauf hinweist, wie er in Zukunft wer-<br />
den muss, will er den eigenen Entwicklungsweg zum Heile der<br />
Welt und seiner selbst in die Zukunft hinein fortsetzen. Das aber<br />
heißt: Auch der Hüter der Schwelle tritt – eben durch diese Doppelheit<br />
– gewissensartig auf.<br />
In jenem Kapitel wird daher ja für uns auch fühlbar, dass meditative<br />
Arbeit nicht allein «nach jenem Muster, wie das Gewissen<br />
spricht», 7 in die geistige Welt eindringt, sondern in dieser Arbeit –<br />
recht verstanden – auch etwas <strong>von</strong> der Substanz unseres Gewissens<br />
lebt. «Das Gewissen ist dasjenige im Menschen, was nicht geboren<br />
wird und nicht stirbt», sagt Rudolf Steiner am 25. Juli 1923. 8<br />
So besteht die Aufgabe der meditativen Arbeit auch darin, den Zusammenhang<br />
des Menschen mit seiner eigenen, ebenso vorgeburtlichen<br />
wie nachtodlichen Geistsubstanz zu pflegen.<br />
1 Zitiert nach dem Philosophischen Wörterbuch im Kröne Verlag,<br />
Stuttgart 1921.<br />
2 Rudolf Steiner: Die geistigen Wesenheiten in den Himmelskörpern<br />
und Naturreichen (GA 136).<br />
3 Im ‹Tasso›, 3. Aufzug, 2. Auftritt.<br />
4 In Rudolf Steiner: Anthroposophie. Ein Fragment aus dem Jahre<br />
1910 (GA 45).<br />
5 Vgl. das entsprechende Kapitel in dessen umfassender, auf genauen<br />
Beobachtungen beruhender Farbenlehre.<br />
6 In der Nachrichtenbeilage der Wochenschrift ‹Das Goetheanum›<br />
Nr. 26/2010 vom 25. Juni 2010.<br />
7 Siehe Fußnote 2.<br />
8 In: Rudolf Steiner: Rhythmen im Kosmos und im Menschenwesen.<br />
Wie kommt man zum Schauen der geistigen Welt? (GA 350).<br />
Monotypie <strong>von</strong> Maren Glockman-Müller<br />
DAS GOETHEANUM 32~33 | 13. August 2011<br />
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12<br />
corneLia friedrich<br />
DIE HÄLFTE DER FORSCHUNG IST<br />
SELBSTERKENNTNIS<br />
Den Ätherleib ein Stück freigeben, damit er beeindruckt werden kann<br />
Ein einleitender Vortrag <strong>von</strong> Markus Buchmann wies darauf hin,<br />
um was es an diesem Wochenende, einem Seminar mit Dorian<br />
Schmidt und Markus Buchmann in der Reihe der School-of-Nature-Seminare<br />
am Goetheanum, gehen würde: sich selbst über die<br />
inneren Bewegungen, die man im Denken, Fühlen und Wollen<br />
vollzieht, klar zu werden als Schritt in eine erweiterte Wahrnehmung.<br />
30 Teilnehmende waren gekommen, um in grundlegende<br />
Übungen zum ätherischen Wahrnehmen einzusteigen.<br />
Der Kernpunkt der Meditation ist, dass das Denken in einem intensiven<br />
Bewusstseinsprozess so hergerichtet wird, dass es bar<br />
<strong>von</strong> Inhalten ist (ohne Vorstellungen, Begriffe und Bilder): ein<br />
durch sich selbst gestützter Willensakt, der nicht <strong>von</strong> außen angeregt<br />
ist. Dadurch kann das Denken zu einem Wahrnehmungsorgan<br />
werden, zu einem Schauplatz, auf dem sich Seelisch-Geistiges offenbart.<br />
Das ist ein überwacher Bewusstseinszustand, in dem der<br />
Denkakt aufrechterhalten wird.<br />
Der so entstehende freie Denkraum kann auf ein Objekt gerichtet<br />
werden, zum Beispiel eine Pflanze. Zunächst ist nichts da, weil es<br />
sich ja im Seelischen abspielt. Man muss es herauskonturieren. Für<br />
viele ist das eine mühselige Arbeit, eher schatten- oder schemenhaft,<br />
was sich zeigt. Die Kunst ist, diese schwachen Empfindungen<br />
zu einem voll lebendigen Bild zu gestalten, das nicht willkürlich<br />
ist. Was braucht es dazu an Fähigkeiten?<br />
Neben dem bereits erwähnten vorstellungsfreien Denken, in dem<br />
das Ich in den freien Denkraum tastet, kommt das Fühlen hinzu.<br />
Auch das Gefühlsleben muss wahrnehmungsfähig werden. Seelengleichgewicht<br />
ist hier das Schlüsselwort: Die Gefühle müssen objektiv<br />
und rein sein, nicht vom Eigenen gefärbt. Ein Gefühl wird normalerweise<br />
durch äußere Ereignisse, Erinnerungen, Gedanken, Erkenntnisse<br />
hervorgerufen. Ich kann aber auch ein Gefühl wollen. In<br />
einer Art umgekehrtem Willen kann ich ihm Platz lassen. Wir üben<br />
am Beispiel des Gefühls der Freude. Es soll nun ohne alle diese Randbedingungen<br />
etabliert werden. Normalerweise hat man eine deutliche<br />
Vorstellung vom Gefühl der Freude, man erkennt es beim ande-<br />
DAS GOETHEANUM 32~33 | 13. August 2011<br />
ren an der Mimik, den strahlenden Augen, dem gehobenen Kopf, der<br />
Aufrechte, der Wachheit, dem Teint. Das ist der Alltag. Wenn man<br />
ins übersinnliche Erkennen will, muss man sich aus dem Alltag herausheben.<br />
Und das sollen wir jetzt tun. Wie könnte man das Gefühl<br />
der Freude empfinden ohne Erinnerung und Vorstellung daran,<br />
ohne einen äußeren Anlass? Wenn sich Erinnerungen während der<br />
Übung ergeben, soll man die wieder wegschaffen, lautet die weitere<br />
Anweisung. «Geht das leicht?», ist eine erste Frage. Erst einmal geht<br />
es leicht. Es ist aber nicht leicht zu halten.<br />
Wie ist es, wenn ich Freude habe und dabei meine Mimik, zum Beispiel<br />
das Lächeln, ausschalte und dann schaue, was passiert? Wie<br />
wirkt sich das Gefühl aus? Wie verändert mich das Gefühl? Obwohl<br />
es schwierig ist, die Mimik auszuschalten, kann man, wenn es gelingt,<br />
innerlich Bewegungen wahrnehmen und beobachten, wie<br />
sie sich ausbreiten. Ein Vibrieren am Herzen wird beschrieben, es<br />
geht in die Weite, gibt Entspannung. Im Herzen beginnt sich etwas<br />
zu öffnen. Es quillt Licht und Wärme hervor. Eine weitere Anweisung<br />
ist die, etwas genauer hinzuschauen. Neben der Beobachtung<br />
<strong>von</strong> Öffnung, Wärme und Licht gibt es erfahrbare Entitäten (so<br />
weit gelangen wir nicht), die Wesensschicht des Gefühls. Die<br />
Macht eines Gefühls ist ungeheuer. Das wird schon hier deutlich.<br />
Wenn man die Freude etabliert und die Schranke zum Körper lockert,<br />
sodass sie ihn ergreifen kann, bemerkt man, wie Augen,<br />
Kopf und Stirn hell werden, Herz und Blutdruck reagieren.<br />
Diese Beobachtungen sind Anfänge. Um zu einer differenzierten<br />
Wahrnehmungs- und Unterscheidungsfähigkeit zu kommen, sei<br />
das Wiederholen entscheidend, wird <strong>von</strong> den Kursleitern bemerkt.<br />
Jedes Gefühl, jeder Stoff, jedes Organ birgt eine solche Fülle,<br />
ist sogleich eine Forschungsaufgabe. Freude ist ein ganzes Bühnenstück.<br />
Das Maß der Wahrnehmung wird <strong>von</strong> der Ich-Kraft bestimmt,<br />
<strong>von</strong> der Hingabe: Ich muss meinen Ätherleib ein Stück<br />
weit freigeben, damit er beeindruckt werden kann. Die Hälfte der<br />
Forschung ist so auch Selbsterkenntnis. Unsere heutige Kultur<br />
braucht beides dringend.
Anthroposophie steht als Geisteswissenschaft vor der entscheidenden<br />
Frage, wie sich ihre eigene Entwicklung vollziehen kann.<br />
Denn sie ist ja wie alle echte Geisteswissenschaft als Erkenntnisweg<br />
angelegt und nicht als ein feststehender Inhalt. Und Erkenntnisweg<br />
kann nicht alleine bedeuten, die Auslegung und Kommentierung<br />
der bestehenden Inhalte zu vollziehen. Es scheint auch<br />
nicht die Anwendung und Selbstanwendung dieser Inhalte als<br />
Entwicklung auszureichen. Es müsste eine reale geistige Weiterentwicklung<br />
möglich sein, damit die Menschen, die sich geisteswissenschaftlich<br />
entwickeln wollen, nicht auf eine Anthroposophie<br />
treffen, die diesen Entwicklungsbedürfnissen nicht entsprechen<br />
kann. Aber wie wäre eine solche geistige Entwicklung überhaupt<br />
zu denken?<br />
<strong>Friedrich</strong> Georg Hegel hat in seinen Vorlesungen über Philosophiegeschichte<br />
die Entwicklung des Geistes als Motiv durch alle<br />
Einzelerscheinungen hindurch verfolgt. Dabei ist ihm als grundlegendes<br />
Prinzip geistiger Entwicklung klar geworden, dass diese<br />
sich nicht <strong>von</strong> allein vollzieht, sondern der Geist sich nur am Geist,<br />
ja sogar gegen den Geist entwickelt. Die geistige Entwicklung vollzieht<br />
sich nicht naturhaft, sondern muss aktiv durch den Geist<br />
vollzogen werden. Und Hegel findet ein altes geistiges Prinzip in<br />
jener Entwicklung des Geistes wieder: die Tatsache, dass im Nachfolgenden<br />
das Vorherige vorhanden ist, aber als allgemeinere<br />
Form. Den Sinn geistiger Entwicklung sieht er darin, dass der Geist<br />
sich immer mehr bestimmt und vertieft. Erkenntnisweg bedeutet<br />
für Hegel die aktuelle Selbstbestimmung des Geistes als Tätigkeit<br />
im allgemeinen Geist. Diese Selbstbestimmung ist aber nur möglich,<br />
wenn der Geist sich nicht in seiner vorherigen allgemeineren<br />
Form zu finden versucht, denn diese ist ja die Wurzel seines jetzigen<br />
Zustandes. Deshalb befriedigen ältere Philosophien nicht als<br />
Inhalt, wenn sie nicht geistig aktuell und damit historisch aufgefasst<br />
werden. Denn die allgemeine vorherige Form zeigt sich ja erst<br />
im Verhältnis zur bestimmteren nachfolgenden Form, indem diese<br />
sich an ihr bildet.<br />
roLand wiese<br />
ANTHROPOSOPHIE<br />
ALS ENTWICKLUNGSFRAGE<br />
Eine Standortbestimmung anhand des Buches<br />
‹Die Empfindung des Schicksals› <strong>von</strong> Wolf-Ulrich Klünker<br />
Die Anthroposophie hat zu Beginn des 20. Jahrhunderts geistige<br />
Entwicklung schon wesentlich individueller beschreiben und<br />
vollziehen können. Der menschliche Geist der Anthroposophie<br />
vollzieht nicht nur eine geistige Entwicklung, sondern die geistige<br />
Entwicklung vertieft sich im Leibaufbau des nächsten Lebens. Radikal<br />
verkürzt kann man sagen, das aktuelle Denken des einen Lebens<br />
wird zur leiblichen Grundlage des Denkens (und damit wirklich<br />
zu seiner Wurzel) in einem nächsten Leben. Reinkarnation<br />
und Karma sind damit die eigentliche Form geistiger Entwicklung.<br />
Das Subjekt des Denkens wird zur objektiven Grundlage des folgenden<br />
Subjektes. Geistige Selbstbestimmung wird bestimmter<br />
Leib und bestimmtes Leben. Die eigene geistige Weiterentwicklung<br />
muss sich an dieser ‹objektiv gewordenen Form› eigenen<br />
Geisteslebens neu individualisieren. Dies kann nur an der Grenze<br />
des jetzt möglichen Denkens geschehen, denn diese ist auch die<br />
Grenze der eigenen Konstitution und damit des bereits vollzogenen<br />
geistigen Tätigseins.<br />
An dieser Denk- und Lebensschwelle haben sich Anthroposophie<br />
und die in ihr tätigen Menschen bis ans Ende des Jahrhunderts abgearbeitet.<br />
Mit Beginn des 21. Jahrhunderts scheint eine weitere<br />
Vertiefung und Individualisierung in einem ganz konkreten<br />
nächsten Schritt möglich. Diese Entwicklungsmöglichkeit hat<br />
mehrere Voraussetzungen: Es müssen die ‹Lebensfolgen› der Anthroposophie<br />
sich erst einmal entwickelt haben. Und es müssen<br />
Menschen sich aus diesen Lebensfolgen wiederum geistig so weit<br />
emanzipiert haben, dass diese mitgedacht und -bemerkt werden<br />
können als geistige Entwicklungsbausteine. Es stellt sich nun die<br />
Frage: Wenn geistige Entwicklung sich im Leben verkörpert hat,<br />
also Leben geworden ist, wie ist mit dieser Entwicklung für mich<br />
selbst und für die Anthroposophie umzugehen? Exemplarisch<br />
zeigt sich eine solche mögliche Entwicklung als Phänomen und<br />
Tatsache in drei grundlegenden Perspektiven, die Wolf-Ulrich<br />
Klünker in den letzten Jahren seit 2003 eröffnet hat. In ‹Die Erwartung<br />
der Engel›, in ‹Die Antwort der Seele› und in ‹Die Empfindung<br />
DAS GOETHEANUM 32~33 | 13. August 2011<br />
13
14<br />
des Schicksals› versucht er, diese aktuelle Entwicklungssituation<br />
<strong>von</strong> Ich und Anthroposophie in den Blick zu nehmen. Dabei steht<br />
er vor der nicht einfachen Aufgabe, dieses neue Entwicklungsverhältnis<br />
zwischen Bewusstsein und Leben nicht nur inhaltlich zu<br />
verfolgen, sondern auch die entsprechenden Begriffsformen zu<br />
bilden, in denen diese Entwicklungsspannung sich ausdrücken<br />
und leben kann. Denn nur so würden der Kraftbereich (der Leben<br />
gewordenen Erkenntnis) bewusstseinsfähig und der Bewusstseinsbereich<br />
(des Bewusstsein gewordenen Lebens) kraftfähig<br />
werden können. Ein weiteres Motiv scheint direkt mit einer solchen<br />
existenziellen Vertiefung des Erkenntnisweges zusammenzuhängen:<br />
Die Folgen der 30er- und 40er-Jahre des 20. Jahrhunderts<br />
für die Menschheitsentwicklung könnten in eine solche Erkenntnisform<br />
mit hineingenommen werden. Erst eine solche Integration<br />
würde auch eine gewisse Erlösung und Weiterführung<br />
dieser Entwicklungsfolgen bedeuten, im Gegensatz zu einer bloßen<br />
Konservierung und sich wiederholender seelischer Aufladung<br />
der Vergangenheit als Erinnerungskultur.<br />
Der Titel des aktuellen Buches ‹Empfindung des Schicksals – Biographie<br />
und Karma im 21. Jahrhundert› deutet schon an, in welcher<br />
Schicht des menschlichen Erkennens Bewusstsein und Kraft<br />
in eine Berührung kommen können. In 14 Kapiteln (und einem<br />
Anhang mit Zeugnissen) wird die Entwicklung <strong>von</strong> Empfindung<br />
und Selbstgefühl als Erkenntnis- und Gestaltungsorgan des<br />
Schicksals nachvollziehbar beschrieben. Ausgangspunkt für eine<br />
solche Unternehmung ist das Bemerken, wie sich gegenwärtig die<br />
geistige Situation des Menschen angesichts der Nähe <strong>von</strong> Diesseits<br />
und Jenseits darstellt und darstellbar geworden ist. Wolf-Ulrich<br />
Klünker weist darauf hin, dass eine solche Schwellennähe <strong>von</strong><br />
Diesseits und Jenseits mit dualistischen Erkenntnisarten eigentlich<br />
gar nicht zu erfassen ist. Die Berührungen <strong>von</strong> Wahrheit und<br />
Leben, <strong>von</strong> Bewusstsein und Sein erfordern eine viel innerlichere<br />
und intimere Beobachtungs-, aber auch Wirkungsart. Dies wirft<br />
natürlich auch die Frage auf, wie in solchen Wirklichkeits- und Bewusstseinsverhältnissen<br />
das Verhältnis <strong>von</strong> geisteswissenschaftlichem<br />
Inhalt zu der entsprechenden Form zu denken ist. Es könnte<br />
sein, dass der geisteswissenschaftliche Inhalt eigentlich schon<br />
Teil des Lebens geworden ist – gewissermaßen das Ergebnis der<br />
Kraftausübung des Ich in seiner geistigen Tätigkeit. Er beschreibt<br />
insofern nicht eine geistig-seelische Wirklichkeit, er ist diese<br />
Wirklichkeit in der Form der Wahrnehmung. Für das Ich des Lesers,<br />
der sich diese Wirklichkeit wahrnehmend erarbeitet, kann<br />
die Dichte und Verwebungsart des Textes zu einer Wirklichkeitsart<br />
werden, die zwar geistiger Natur ist, aber schon beinahe die<br />
Dichte der physischen Wirklichkeit erreicht. Es handelt sich natürlich<br />
‹nur› um ätherische Realität, und diese ist vom verwirklichenden<br />
Ich des Lesers abhängig. Es könnte sich aber dauerhaft<br />
diese Wirklichkeitsart als die eigentlich schaffende Ursache <strong>von</strong><br />
Realität erweisen, wenn zwischen Autor und Leser sich diese Zusammenhänge<br />
individuell neu verweben. Diese Sicht auf den ‹Inhalt›<br />
des Buches stützt auch die Darstellungsweise: Die Formulierungen<br />
berichten <strong>von</strong> einer Wirklichkeit (in früheren Zeiten hätte<br />
man gesagt, sie behaupten eine Wirklichkeit), die sie selbst erst<br />
herstellen. Alle begrifflichen Zusammenhänge stützen sich nicht<br />
auf eine Wirklichkeit außerhalb des Ich des Autors oder des Lesers<br />
ab. Sie tragen sich in sich selbst. Dies betrifft die einzelnen Sätze<br />
DAS GOETHEANUM 32~33 | 13. August 2011<br />
ebenso wie die Absätze oder Kapitel. Es handelt sich nicht mehr<br />
um ein lineares Erarbeiten <strong>von</strong> A nach B, sondern um ein horizontales<br />
Abschreiten der entsprechenden Beobachtungsbereiche des<br />
Ich. Die Sprache findet in diesem Schaffen eine neue Wirklichkeit<br />
als Lebensebene, jenseits der Sprachzweifel des 20. Jahrhunderts.<br />
Für den gegenwärtigen Entwicklungspunkt der Anthroposophie<br />
und des Ich kann deshalb das Paradoxon formuliert werden: Die<br />
Anthroposophie ist die Voraussetzung der Anthroposophie und<br />
diese die Ausgestaltung der Anthroposophie im Ätherischen. Der<br />
Übergang <strong>von</strong> Bewusstseinsanthroposophie ins Leben ist natürlicherweise<br />
nicht abzugrenzen, und doch ist es nötig, für den vollzogenen<br />
Übergang neue Bewusstseinsformen zu entwickeln. Der Ich-<br />
Bezug zeigt sich dabei in einer gewissen Ohnmacht und Aussichtslosigkeit<br />
der Bewusstseinsanthroposophie, individuell wie gesellschaftlich.<br />
Diese offene Aussichtslosigkeit erscheint merkwürdig<br />
verwandt der völligen Aussichtslosigkeit bestimmter Lebenssituationen<br />
des Ich in den 30er- und 40er-Jahren des 20. Jahrhunderts. Es<br />
war und ist völlig offen, ob aus bestimmten Grenzberührungen des<br />
Ich etwas positiv Weiterführendes für die Welt werden wird oder<br />
nicht. Diese Situation am Abgrund des Ich und des Ich am Abgrund<br />
ist urbildlich immer noch als Existenzsituation des Ich anzusehen.<br />
Wobei die anthroposophische Bewusstseinsarbeit des Ich heute darin<br />
bestünde, sich selbst an den Grenzort seines Erkennens zu begeben<br />
und diesen zu bemerken und gleichzeitig zu bemerken, dass<br />
diese Arbeit auch die Grenzen der eigenen Existenz beleuchtet.<br />
In der Empfindung des Schicksals können im Selbstgefühl des Ich<br />
Bewusstsein und Leben in eine solche Berührung kommen, dass<br />
sich Entwicklungserkenntnis und Entwicklungsimpulse wechselseitig<br />
überkreuzen können. Sprich: Entwicklungserkenntnis<br />
kann Entwicklungsimpuls sein, und Entwicklungsimpuls wird<br />
zur Schicksalserkenntnis. Wolf-Ulrich Klünker findet diesen Überkreuzungspunkt<br />
im gegenwärtigen Augenblick der Ich-Präsenz,<br />
während er ihn für frühere Zeiten, und das meint auch noch die<br />
Anthroposophie zur Zeit Rudolf Steiners, in einer retrospektiven<br />
Perspektive sieht. Karma im 21. Jahhrundert ist keine Frage <strong>von</strong><br />
Rückführung oder Rückschau, sondern geistesgegenwärtiges Stehen<br />
in der Überkreuzung <strong>von</strong> Bewusstsein und Leben. Vergangenheit<br />
und Zukunft können in diesem Überkreuzungspunkt aus dem<br />
Ich neu hervorgehen. Dieser Prozess kann sich dann auch in einer<br />
ersten Stufe bis in die Natur, die sozialen Verhältnisse hinein fortsetzen<br />
und so eine neue Wirklichkeit aus dem Ich eröffnen. Dass<br />
die gesamte ‹Kreatur› auf kleinste Impulse aus der Empfindung<br />
des Ich wartet, kann angesichts der Situation der Gegenwart mitempfunden<br />
werden. Die mehr indirekte Wirksamkeit des Ich aus<br />
Ohnmacht und Aussichtslosigkeit zu bemerken, erfordert, die Situation<br />
des eigenen Ich in seiner Diskrepanz zwischen Bewusstsein<br />
und Sein als Ansatzpunkt in den Blick zu nehmen. Die Abhängigkeit<br />
der weiteren Entwicklung <strong>von</strong> jedem kleinsten Schritt<br />
des Ich zu akzeptieren, bedeutet, auch Entwicklung nicht mehr<br />
<strong>von</strong> äußeren Maßnahmen zu erwarten oder an sie zu delegieren.<br />
Von der ätherischen Wirklichkeit des Ich als Entwicklungsort <strong>von</strong><br />
Welt und Ich spricht die Empfindung des Schicksals.<br />
Dass diese Perspektiven bemerkt wurden, zeigt auch, dass ‹Die Erwartung<br />
der Engel› inzwischen in der dritten Auflage erscheint.<br />
Monotypie <strong>von</strong> Maren Glockman-Müller
«Imaginative Wirklichkeit ist letztlich ein<br />
Lichtzusammenhang, im erlebenden Bewusstsein<br />
des Ich und im Leben, im Sein, in<br />
der Natur. Das Ich kann durch Ausbildung des<br />
Denkens allmählich sensibel für den Lichtzusammenhang<br />
werden; es entsteht eine Art<br />
‹Hellfühligkeit› für Lichtverhältnisse. Wo<br />
nicht nur ‹nachgedacht› wird, sondern Zusammenhänge<br />
im Denken eigentätig gebildet<br />
werden, kann der Lichtzusammenhang, der in<br />
Bewusstsein und Wirklichkeit wirkt, vom Ich<br />
nachgeahmt, aufgespürt, empfunden und<br />
wahrgenommen werden. Denn die Kraft, mit<br />
der das Ich eigenständig Gedanken bildet,<br />
kann sich zu einem Organ für das Licht entwickeln.<br />
Zunächst bemerkt oder ‹fühlt› das Ich<br />
durch dieses neue Organ Licht beziehungsweise<br />
Dunkelheit, die rein sinnlich nicht sichtbar<br />
sind. Im zweiten Schritt kann das Bemerken<br />
des allein sinnlich nicht sichtbaren Lichts zu<br />
einem Wahrheitsgefühl werden, das sich mit<br />
dem Selbstgefühl des Ich verbindet. So wird<br />
allmählich die Fähigkeit, Licht zu empfinden,<br />
im neuen Selbstgefühl zu einer sublimen Existenzgrundlage<br />
für das Ich.<br />
In der eigentätigen Bildung <strong>von</strong> Begriffszusammenhängen<br />
wirkt eine Kraft, die auch in<br />
der Wirklichkeit beispielsweise in der Natur<br />
wirksam ist. Diese Kraft ist Wahrnehmung<br />
und Sein, Zeugnis und Substanz zugleich. Imagination<br />
ist Sein und Erkenntnis des Seins;<br />
Imagination ist Erleben und Leben; Imagination<br />
verbindet auf diese Weise heute für das Ich<br />
Existenz und mentale Referenz. Diese Entsprechung<br />
ist erst möglich geworden, nachdem<br />
das Ich im Denken und durch das Denken<br />
und infolge der Entwicklungsschritte des 20.<br />
Jahrhunderts einen bestimmten Individualitätsgrad<br />
erreicht hat. Damit befindet sich das<br />
Ich in einer Existenzsituation, die als imaginative<br />
Wirklichkeit Bewusstsein und Sein umfasst;<br />
das Bewusstsein ist damit nicht nur Wiedergabe<br />
oder Ausdruck des Seins, sondern hat<br />
an ihm teil – umgekehrt gehört zum Sein das<br />
Bewusstsein, ohne das das Sein (nicht nur für<br />
das Ich) keine wirkliche Geltung und Realität<br />
besitzt. In der verbindenden Schicht der Imagination<br />
können sich Bewusstsein und Sein<br />
gegenseitig zum Zeugnis werden, und diese<br />
gegenseitige Resonanz wird vom Ich im Lichtempfinden<br />
wahrgenommen.»<br />
Aus: Wolf-Ulrich Klünker, Die Empfindung<br />
des Schicksals – Biographie und Karma im 21.<br />
Jahrhundert, Kapitel ‹Licht wirkt in der Erkenntnis<br />
und im Leben›, S. 115 ff.<br />
DAS GOETHEANUM 32~33 | 13. August 2011<br />
15
esprechungen<br />
Einflusssphäre Bewusstsein<br />
Von SebaStian Jüngel<br />
Terry Gilliam: Das Kabinett des Dr. Parnassus,<br />
Pathé Films, 2009, 117 Minuten.<br />
Christopher Nolan: Inception, Warner<br />
Bros., 2010, 142 Minuten.<br />
Ob in der Wissenschaft oder auf dem Entwicklungsweg,<br />
es geht darum, das Bewusstsein<br />
zu stärken und auf eine höhere Ebene<br />
zu heben. In welche Bewusstseinsschichten<br />
wir dabei treten, hängt da<strong>von</strong> ab, ob wir physische<br />
Gesetzmäßigkeiten untersuchen, Lebensvorgänge<br />
beobachten, Seelenprozesse<br />
gestalten oder Ich-Entscheidungen ergreifen,<br />
die mit unserem Tun identisch werden.<br />
Auch Filmkünstler haben sich dem Thema<br />
Bewusstsein angenommen, insbesondere<br />
inwieweit es über den Tod hinaus andauert,<br />
wie beispielsweise die Filme ‹Hinter dem<br />
Horizont› (1998) oder ‹In meinem Himmel›<br />
(2009) zeigen. In Max Frischs Drama ‹Andorra›<br />
wird Andri durch sozialen Druck ein<br />
Fremdbild als Selbstbild eingeprägt, während<br />
zwei Filme <strong>von</strong> 2009 und 2010 den<br />
Kampf im beziehungsweise um das Vorstellungsleben<br />
zeigen.<br />
In ‹Das Kabinett des Dr. Parnassus› begegnen<br />
wir einem Schausteller, der sich vor<br />
über 1000 Jahren vom Teufel zu einem<br />
Wettstreit verführen ließ. Als Lohn wurde<br />
Parnassus unsterblich. Doch musste er immer<br />
wieder Wetten eingehen, Opfer bringen.<br />
Während der Teufel mit Angst arbeitete,<br />
setzte Parnassus auf Fantasie. Beide<br />
wirkten – wiewohl im Grundansatz der<br />
eine böse, der andere gut – auf das Vorstellungsleben<br />
der Menschen ein. Während der<br />
Trance <strong>von</strong> Parnassus tritt der Proband<br />
durch einen Zauberspiegel und erlebt da-<br />
16 DAS GOETHEANUM 32~33 | 13. August 2011<br />
raufhin sein eigenes Vorstellungsleben als<br />
Befriedigung äußerer Wünsche und Triebe.<br />
Die Menschen berauschen sich an diesem<br />
Erlebnis, ohne sich zu entwickeln – eine<br />
Sensation, die letztlich nur dem Spieltrieb<br />
des Teufels dient.<br />
Um die Manipulation der Intention eines<br />
anderen Menschen – durch Eindringen in<br />
dessen Unterbewusstsein – geht es im Film<br />
‹Inception›. Bis zu fünf Schichten des Unterbewusstseins<br />
werden dabei durchlaufen,<br />
eine Tiefe, die über einen Traum im Traum<br />
weit hinausgeht und im Film nur mit der<br />
Unterstützung eines betäubenden Sedativs<br />
funktioniert. Dass das Implantieren eines<br />
Fremdgedankens gelingt, ist das eine, dass<br />
die Folgen da<strong>von</strong> verheerend sein können,<br />
das andere: Protagonist Cobb hatte bereits<br />
einmal seine Frau Mal <strong>von</strong> ihrer Wahnwelt<br />
abbringen wollen und implementierte in ihr<br />
den Gedanken, dass ihre Welt nicht real sei.<br />
Doch statt daran zu gesunden, wucherte<br />
dieser Gedanke, wie Cobb sagt, zu einem Geschwür:<br />
Mal glaubte nun, ihrem Leben in<br />
der Vorstellungswelt durch Tod zu entkommen<br />
– ein Gesetz, dass laut Film für das Aufsteigen<br />
aus den Traumschichten gilt, nicht<br />
aber, wenn man im Alltag lebt. Mals Selbstmord<br />
im realen Leben ist daher tödlich. Seither<br />
kämpft Cobb in seinem Unterbewusstsein<br />
gegen Mal an, bis er es schafft, ihr zu sagen:<br />
«Ich vermisse dich mehr, als ich ertragen<br />
kann», aber auch: «Du bist nur der<br />
Schatten meiner realen Frau.» Damit löst er<br />
zwar zunächst aus, dass ihn das Spukbild<br />
aus Enttäuschung ersticht, letztlich aber<br />
überlebt Cobb, da diese Tat ja in der Vorstellungswelt<br />
geschieht; er wacht in der realen<br />
Welt auf. Welche gefährlichen Folgen die innere<br />
Wirkung <strong>von</strong> Bildern oder Gedanken,<br />
wie sie auch in Erziehung, Werbung und<br />
Therapie eingesetzt werden, haben kann,<br />
zeigt das Schicksal <strong>von</strong> Mal.<br />
Während man im ‹Kabinett des Dr. Parnassus›<br />
dem Spiel mit den Wünschen und Begierden<br />
des anderen begegnet – der Teufel<br />
wirkt, insofern er mit Angst arbeitet, ahrimanisch,<br />
Parnassus, insofern er Fantasie<br />
als Selbstzweck einsetzt, um den Wetten<br />
mit dem Teufel zu begegnen, luziferisch –,<br />
akzeptiert das Team um Cobb in ‹Inception›<br />
die Grenzen des anderen nicht und übt<br />
Macht über den anderen aus – selbst im<br />
Wissen darum, dass es das Leben des anderen<br />
kosten kann. In beiden Filmen kommt<br />
die Warnung vor, sich jeweils nur in einer<br />
Vorstellungswelt zu bewegen. Als sich aber<br />
zum Ende <strong>von</strong> ‹Dr. Parnassus› nach und<br />
nach gleich vier Protagonisten in einem<br />
Vorstellungsleben bewegen und dieses jeweils<br />
ergänzen, platzt die Blase egoistischer<br />
Selbstschau – und die innere Wirklichkeit<br />
eines jeden bricht hervor. Die Warnung<br />
stellt sich als Schutzbehauptung heraus,<br />
den Trug zu erhalten beziehungsweise bestehende<br />
Probleme nicht zu lösen.<br />
Parnassus gelingt es am Ende, dem Reigen<br />
der Wettspiele mit dem Teufel zu entkommen,<br />
jedenfalls, was die Freiheit seiner<br />
Tochter Valentina betrifft, die er zuvor als<br />
Wettpfand eingebracht hatte. Dafür musste<br />
Parnassus den zwielichtigen Tony Shepherd<br />
als eine Art Konkurrenten des Teufels<br />
töten. Ein Happy End gibt es auch für<br />
Cobb: Als Lohn für seinen erfolgreichen<br />
Einsatz sorgt Auftraggeber Saito dafür, dass<br />
Cobb wieder ein bürgerliches Leben mit seinen<br />
Kindern führen kann. In beiden<br />
Schlüssen klingt ein altes Motiv an: Der<br />
Umgang mit Bewusstsein ist nicht ohne<br />
Sünde möglich – und nicht ohne den Bruch<br />
mit dem bislang Gültigen.
‹Berufswege›<br />
Von Jelle Van der Meulen<br />
Caroline Schwarz und Joshua Conens<br />
haben Werner Küppers, Fahrer des ‹Omnibus<br />
für Direkte Demokratie›, Benjamin<br />
Hohlmann, Gastwirt im ‹unternehmen<br />
mitte› in Basel, und Nils Meister, Auszubildender<br />
in einem ‹Freiraum Projekt› in Hugoldsdorf/Mecklenburg-Vorpommern,<br />
bei<br />
ihrer Arbeit begleitet. Fuffy-Fylms, 2011, 96<br />
Minuten, www.berufswege.com<br />
Ich mag Filme. Seit ich die wunderbaren<br />
Geheimnisse der sich bewegenden Bilder<br />
bei Cineasten wie Fellini, Antonioni, Kubrick<br />
und Tarkovski kennengelernt habe,<br />
hat meine Faszination für den Zauber des<br />
Films nicht mehr aufgehört. Die Art und<br />
Weise, wie Fellini in seinem ‹Roma› die Kamera<br />
nicht verbirgt, sondern in den Verlauf<br />
der Bilder mit einbezieht, hat mich gefesselt;<br />
und die erste Szene <strong>von</strong> Tarkovskis<br />
‹The Sacrifice› – die Kamera läuft etwa<br />
neun Minuten ohne Schnitt – hat mir den<br />
Atem genommen. In der Filmkunst steigert<br />
sich das Spiel zwischen Illusionen<br />
und Wirklichkeiten bis ins Unmögliche. In<br />
guten Filmen – da<strong>von</strong> gibt es nicht viele –<br />
ist es grundsätzlich falsch und grundsätzlich<br />
wahr. Schein und Wesen werden auf<br />
eine unerträgliche Weise aufeinander bezogen;<br />
sie werden in eine Spannung versetzt,<br />
die eine ‹ästhetische› Erfahrung erweckt.<br />
Ohne unwahre Repräsentationen<br />
ist eine Annäherung an die Präsenz nicht<br />
möglich. Das Wesen des Schönen (und<br />
Hässlichen – Hässlichkeit gehört zur<br />
Schönheit) zeigt sich in der Lüge des Zaubers,<br />
oder anders gesagt: Die Göttin Maya<br />
wird nicht ausgeschlossen, sondern gerade<br />
liebevoll eingeladen. Ihr Wille zum<br />
Schein wird vom Willen zum Wesen umfasst.<br />
In dem Film ‹Berufswege› <strong>von</strong> Caroline<br />
Schwarz und Joshua Conens liegt eine Kameraführung<br />
verborgen, die allerdings<br />
ständig sichtbar ist, weil sie in ganz bestimmten<br />
Händen liegt. Durch die Bewegungen<br />
dieser ‹Hände› wird sichtbar, dass<br />
etwas ganz Bestimmtes gewollt wird. Rein<br />
äußerlich ist der Film, wie die beiden Filmemacher<br />
schreiben, «ein Filmporträt <strong>von</strong> drei<br />
Menschen mit individuellen Berufen und<br />
Berufswegen. Im Mittelpunkt steht für sie,<br />
etwas zu tun, was ihnen wirklich wichtig ist<br />
– dafür haben sie neue und ungewöhnliche<br />
Wege gefunden. Was sie verbindet, ist die<br />
Suche nach Selbstbestimmung.» Sobald<br />
man sich <strong>von</strong> den Bildern mitnehmen lässt<br />
und den Schritten der drei ‹Menschen› folgt,<br />
kommt man in eine Art des Wahrnehmens,<br />
die filmisch nicht besonders stilisiert ist; der<br />
Blickwinkel der Kamera ist weder klug ausgedacht<br />
noch folgt er einem ästhetischen<br />
Konzept. Die ruhigen Bewegungen der verborgenen<br />
Hände, das An- und wieder Auszoomen<br />
und die rhythmischen Schnitte erzeugen<br />
die Illusion einer Nähe aus der Distanz,<br />
die eine Sehnsucht nach Nähe erzeugt.<br />
Was gezeigt wird, ist schlicht und einfach<br />
liebenswert. Und stärker noch: Durch die Illusion<br />
der Nähe werden nicht nur drei Menschen<br />
‹geliebt›, sondern auch die Zuschauer,<br />
die im Grunde genommen keine Zuschauer<br />
sind, sondern Beteiligte. Ich fühle mich als<br />
Wahrnehmender auf eine bestimmte Art<br />
und Weise wahrgenommen, und dadurch,<br />
dass ich wahrgenommen werde, fange ich<br />
an, auf eine bestimmte Art und Weise wahrzunehmen.<br />
Die wunderbare Illusion kann<br />
nicht größer sein: Ich empfinde mich als<br />
verborgener Gegenstand des Films. Der<br />
Film ist gleichzeitig für mich gemacht und<br />
er handelt über mich. Schlicht und einfach<br />
ist nie schlicht und einfach. Schlicht und<br />
einfach ist immer das Ergebnis eines intuitiven<br />
Handelns, das nicht <strong>von</strong> schlauen<br />
Überlegungen gehindert wird, sondern ein<br />
direkter Ausdruck einer Liebesaufgabe ist.<br />
Am Anfang des Films wird ein Zitat <strong>von</strong> Goethe<br />
gebracht. Der Film hätte allerdings auch<br />
ohne die Aussage auskommen können, er<br />
braucht das Zitat als Bestätigung nicht. Es<br />
lautet: «In dem Augenblick, in dem man sich<br />
endgültig einer Aufgabe verschreibt, bewegt<br />
sich die Vorsehung auch. Alle möglichen<br />
Dinge, die sonst nie geschehen wären, geschehen,<br />
um einem zu helfen. Ein ganzer<br />
Strom <strong>von</strong> Ereignissen wird in Gang gesetzt<br />
durch die Entscheidung, und er sorgt zu den<br />
eigenen Gunsten für zahlreiche unvorhergesehene<br />
Zufälle, Begegnungen und materielle<br />
Hilfen, die sich kein Mensch vorher je so erträumt<br />
haben könnte. Was immer du<br />
kannst, beginne es. Kühnheit trägt Genius,<br />
Macht und Magie. Beginne jetzt.» Klar, ich<br />
hätte das Zitat auch gebracht. Es ist zu schön,<br />
um einfach im Bücherschrank zu verblassen.<br />
Es ist vielleicht die beste Umschreibung<br />
einer Kultur des Herzens, die ich je gelesen<br />
habe, weil es auf etwas setzt, was im Kommen<br />
ist. Der Film handelt nicht nur <strong>von</strong> drei<br />
Menschen, die sich einer Liebesaufgabe verschrieben<br />
haben, sondern auch <strong>von</strong> mir<br />
selbst. Vom eigenen Selbst als Aufgabe, als<br />
Statement, als Ereignis.<br />
Parallel ist in Zusammenarbeit mit projekt.zeitung<br />
eine 100-seitige Ausgabe zu Arbeit<br />
und Berufsfindung entstanden. Mit<br />
Texten <strong>von</strong> Frithjof Bergmann, Wolf-Ulrich<br />
Klünker, Orland Bishop und anderen.<br />
www.projektzeitung.org<br />
DAS GOETHEANUM 32~33 | 13. August 2011<br />
17
Heilung und Zentrierung<br />
Von Cornelia FriedriCh<br />
Angela Vogt-Burgdorfer<br />
Rosen-Kreuz. Meditationen –<br />
Künstlerische Inspirationen<br />
Verlag am Goetheanum, Dornach 2010<br />
Was beim Betrachten der insgesamt 33<br />
Farbabbildungen zuerst ins Auge springt,<br />
ist das Motiv: Rosenkreuz, Taube, Schlange,<br />
Kelch, Farbenkreis, Pflanze, Sonnenrad und<br />
Herzform. Im Vorwort geht Vogt-Burgdorfer<br />
auf das Kompositionsprinzip ihrer Bilder<br />
ein: die Gerade und die Krumme, der in<br />
dieser ihrer Urform alle Gestaltungsprinzipien<br />
zugrunde liegen. In den Bildern finden<br />
sie sich vor allem in der Form des Kreuzes<br />
und des Kreises. Da jedes Bildmotiv zentral<br />
und meist symmetrisch ausgerichtet ist,<br />
wird die Bildfläche für den Betrachter ganz<br />
stark erlebbar als Koordinatenraum <strong>von</strong><br />
Oben/ Unten, Links/Rechts und einer zentrierenden<br />
Mitte. Man erfährt sowohl ein<br />
Geordnet- als auch ein Zentriertwerden.<br />
Das ist eine Voraussetzung, um in eine Meditation<br />
oder innere Betrachtung einzusteigen.<br />
Hinzu kommen die Farben. Sie sind für<br />
die Komposition das, was die Rosen für das<br />
Kreuz sind: Sie lassen etwas, das vorher unlebendig<br />
war, erblühen. Farben sind die<br />
Seele der Welt: Sie weiten die reinen Formgebärden<br />
in einen seelischen Raum. Hier<br />
angekommen, kann der Betrachter auch die<br />
Empfindung für die einzelne Farbe vertiefen.<br />
Beispielsweise an den unterschiedlichen<br />
Rottönen der Rosen um das Kreuz, die<br />
in ihrer Mischung <strong>von</strong> Schwarz bis Weiß gehen.<br />
Die Wahrnehmung <strong>von</strong> Farbqualitäten<br />
in ihren feinsten Nuancierungen bereichert<br />
das Empfindungsleben. So kann auch<br />
18 DAS GOETHEANUM 32~33 | 13. August 2011<br />
ein Betrachter, der nicht in meditativer Gestimmtheit<br />
an die Bilder herantritt, sich<br />
<strong>von</strong> ihnen angesprochen fühlen, wie Sergej<br />
O. Prokofieff in der Einleitung des Buches<br />
bemerkt. Der Stoff der Bilder ist Seide. Das<br />
wird an manchen Aufnahmen in einer Art<br />
Faltenwurf sichtbar. Dies bringt zusätzlich<br />
eine neue, schöne Stofflichkeit hervor, die<br />
manchmal wie Wasser anmutet. Manche<br />
Bilder wirken dadurch wie kleine Bühnen,<br />
weite Landschaften oder Innenräume, in<br />
denen sich ein Zentrum entfaltet. Zu jedem<br />
Bild hat die Künstlerin ein Gedicht oder einen<br />
kurzen Text <strong>von</strong> verschiedenen Verfassern<br />
oder sich selbst hinzugesetzt. Ich kann<br />
mir vorstellen, dass man diese Bilder (auch<br />
im Buch), die in ihren Motiven einen Bezug<br />
zum Religiösen im Sinne des Wiederverbindens<br />
mit der Urform, Urgebärde haben,<br />
überall dort zeigen könnte, wo Heilung in<br />
Ordnung und Zentrierung oder Rückbindung<br />
an Innerlichkeit gesucht wird.<br />
Entwicklungskatalysator<br />
Von SebaStian Jüngel<br />
Jaap van de Weg<br />
Welten und Wesen. Die Seele als Schauplatz<br />
geistiger Wirkungen<br />
Verlag Urachhaus, Stuttgart 2011,<br />
341 Seiten, € 24.90 / CHF 35.90<br />
Wir bewegen uns in verschiedenen Naturreichen<br />
wie dem der Pflanzen oder der Tiere.<br />
Auch in uns selbst als Mensch identifizieren<br />
wir unterschiedliche Schichten des Daseins:<br />
Physisches, Lebendiges, Seelisches und Geistiges.<br />
Dass in jeder Welt eigene Gesetzmäßigkeiten<br />
wirken oder genauer: diese Ausdrucksformen<br />
ihrer «Bewohner» sind, ist<br />
Ausgangspunkt <strong>von</strong> Jaap van de Weg in seinem<br />
Buch ‹Wesen und Welten›. Ihm geht es<br />
darum, ihr Wirken im Alltag – auf Grundlage<br />
seiner Erfahrungen als praktischer Arzt –<br />
herauszuarbeiten, und zwar allgemeinverständlich-anschaulich,<br />
ohne groß zu belegen<br />
oder wissenschaftlich abzuwägen.<br />
Beim Auftreten einer Emotion ist uns meistens<br />
nicht bewusst, dass sie Ausdruck einer<br />
Wesensäußerung ist. Nähern wir uns der<br />
Emotion mit einer Ich-Aktivität – mit Bewusstsein<br />
und Reflexion – entwickeln wir,<br />
so van de Weg, ein Sinnesorgan für das Wesen,<br />
das das Gefühlserlebnis in uns auslöst.<br />
Insofern es uns – im Seelenleben als Verführer<br />
– auf nicht genutztes seelisches Potenzial<br />
hinweist, werden uns die Emotionen zu einem<br />
Entwicklungskatalysator. Um die Wesen<br />
identifizierbar zu machen, beschreibt van<br />
de Weg Merkmale durch (fiktive) Monologe<br />
dieser Wesen und zusammenfassende Feststellungen<br />
wie die, dass sich Dämonen durch<br />
karikaturhafte Muster im Gefühlsleben, Gespenster<br />
durch feste Programme im Denken<br />
auszeichnen. Durch Wiederholung und Gewohnheit<br />
können sie krankmachend oder<br />
sogar zerstörerisch im Körper wirken. Van de<br />
Weg wirft jedoch eine grundsätzlich positive<br />
Sicht auf die Aufgabe dieser Wesen. Man<br />
kann sie durch strenge Askese verbannen,<br />
verdrängen (ohne dadurch ihre Wirksamkeit<br />
aufzuheben), zulassen und als einen Gegenentwurf<br />
im Selbstbewusstsein betrachten,<br />
integrieren und schließlich vergeistigen.<br />
Im Letzteren vollzieht sich die innere Wende<br />
<strong>von</strong> einem lästigen, passiv ertragenen Einfluss<br />
zu einer aktiv ergriffenen Aufgabe: Wer<br />
in einem anderen – etwa einem unartigen<br />
Kind – wahrnimmt, dass er mit Verführern<br />
zu tun hat und durch sein Verhalten sagt:
«Befreie mich <strong>von</strong> meiner eigenen Unfreiheit»,<br />
begegnet dem Kind mit neuer Offenheit.<br />
Das gilt auch gegenüber sich selbst.<br />
Statt mit dem Verführer zu ‹diskutieren› –<br />
ein ob seiner Klugheit letztlich vergebliches<br />
Unterfangen –, erkennt man dem Wesen gegenüber<br />
an: «Ich höre, was du sagst. Ich bin<br />
dir dankbar für deine Bemerkung. Ich werde<br />
etwas daraus machen.» In einem nächsten<br />
Schritt kann man sich bewusst machen, dass<br />
die Verführer für die Entwicklung des Menschen<br />
das Opfer erbrachten, den Himmel zu<br />
verlassen, ‹gefallene Engel› zu werden. Sie<br />
warten auf ihre Erlösung – durch uns. Wenn<br />
der Mensch diese Aufgabe ergreift, hat er seinen<br />
egoistischen Selbstbezug überwunden<br />
und ist zu einem Mitarbeiter kosmischer<br />
Prozesse geworden.<br />
Jaap van de Wegs Buch ist eine leicht lesbare,<br />
sympathische Darstellung, die mit Beispielen<br />
aus Literatur und Filmschaffen illustriert,<br />
dass sich auch andere mit den <strong>von</strong> ihm<br />
behandelten Fragen – künstlerisch – befasst<br />
haben. Zum ‹positiven› Ansatz passt, dass<br />
nichts im Buch kritisch hinterfragt, sondern<br />
alles gelten gelassen wird, auch beispielsweise<br />
die Familienaufstellung Bert Hellingers.<br />
Dabei mag man über mehrmalige Ankündigungen,<br />
auf ein Thema zurückzukommen<br />
(ohne genauer anzuzeigen, wann und<br />
wo), ebenso hinweglesen wie über die eine<br />
oder andere Wiederholung. Bedauerlich ist<br />
die Entscheidung des Verlags, die Beispiele<br />
in gerasterter Schrift zu drucken, was die<br />
Lesbarkeit ohne ästherischen Mehrwert erschwert.<br />
Doch selbst wenn man diese blass<br />
gedruckten Beispiele nicht lesen können<br />
sollte, ist der Rest anregend genug, das Thema<br />
Wesen und Welten als ein unmittelbar lebenspraktisches<br />
anzugehen.<br />
leserbriefe<br />
Steffen Hartmann, Hamburg | Zum Artikel ‹Die<br />
Hochschule, <strong>von</strong> der ich träume› <strong>von</strong> Johannes<br />
Greiner | Nr. 20 vom 21. Mai Die Hochschule <strong>von</strong><br />
morgen beginnt heute. Johannes Greiner<br />
malt in seinem Beitrag das Bild einer zukünftigen<br />
Freien Hochschule für Geisteswissenschaft.<br />
Was er und vor allem wie er<br />
spricht – visionär und doch mit nüchterner<br />
Klarheit, erfrischend und zukunfteröffnend<br />
–, veranlasst mich, an seinem Bild<br />
weiterzumalen. Eine Gemeinschaft <strong>von</strong><br />
Menschen erscheint vor dem inneren<br />
Auge, die ehrlich und mutig spirituelle Lebens-<br />
und Forschungswege beschreiten.<br />
Sie verbinden sich zu einer Schule, die allen<br />
Suchenden offensteht und die gleichzeitig<br />
einen geistigen Kern bildet. Die Individualität<br />
Rudolf Steiners ist der Leiter dieser Freien<br />
Hochschule der Zukunft – wie kann dieser<br />
Gedanke Greiners zu einer konkreten<br />
esoterischen Lebenspraxis werden? Ich<br />
glaube, wir müssen diese Frage jetzt mit<br />
heiliger Nüchternheit stellen, wenn wir mit<br />
der Anthroposophie im 21. Jahrhundert<br />
weiterkommen wollen.<br />
Rudolf Steiner als der «größte Helldenker»<br />
(Johannes Greiner) ist uns vorangeschritten<br />
und, so möchte ich hinzufügen, er schreitet<br />
uns tagtäglich weiter voran. Es ist eine reale<br />
Erfahrung, dass diese Individualität ansprechbar<br />
ist im Geiste – als Lehrer, Begleiter<br />
und Freund. Die Hochschule der Zukunft<br />
könnte ein Ort werden, wo ein sachlicher<br />
Austausch über die Geistgespräche mit dieser<br />
Individualität möglich wird und ein gemeinschaftliches<br />
Ergreifen und Durchtragen<br />
<strong>von</strong> Aufgaben, die aus diesen Gesprächen<br />
entstehen, energisch praktiziert wird.<br />
Doch die Hochschule der Zukunft hat noch<br />
einen weiteren Lehrer, ein Wesen aus den<br />
Geistesreichen: Michael. Der mahnende<br />
Blick Michaels trifft die Mitglieder der<br />
Hochschule, erschütternd, wachrüttelnd,<br />
ein mutiges Handeln in den Nöten unserer<br />
Zeit fordernd. Auch über die je individuelle<br />
Verbindung mit Michael wird geistig konkret<br />
gesprochen werden in der Hochschule<br />
<strong>von</strong> morgen. In der Ich-Begegnung und im<br />
freien Erkenntnisgespräch können Tiefenschichten<br />
der Seele aufreißen, durch die<br />
hindurch Erinnerungen an die übersinnliche<br />
Michael-Schule in den beteiligten Menschen<br />
immer bewusster werden. Dieses<br />
Geist-Erinnern eröffnet erst eine menschengemäße<br />
Zukunft.<br />
Mut wird es brauchen bei dem, was ich das<br />
Aufräumen mit der Vergangenheit nennen<br />
möchte. Die Hochschule <strong>von</strong> morgen wird<br />
nur auf einem geklärten Fundament sicher<br />
stehen können. Und dazu gehört auch – frei<br />
<strong>von</strong> Eitelkeiten und Einseitigkeiten – ein<br />
bis auf den Grund gehendes Klären der gegenwärtigen<br />
Situation <strong>von</strong> Anthroposophischer<br />
Gesellschaft und Hochschule. Ein<br />
ehrliches Besinnen, ein Innehalten, ein<br />
Aushalten <strong>von</strong> Divergenzen. Mit Klären<br />
meine ich nicht nur ein urteilendes Erkennen,<br />
sondern darüber hinaus ein therapeutisches<br />
Aufhellen der derzeitigen verfahrenen<br />
Situation. Dieses therapeutische Aufhellen<br />
müssen wir alle wollen.<br />
So wie Menschen bei Greenpeace oder Amnesty<br />
international gemeinsam etwas wollen<br />
für die Welt, muss die Hochschule eine<br />
gemeinsame geistige Stoßkraft entwickeln.<br />
Wenn Michael als der wahre Zeitgeist<br />
auf der Erde noch durchdringen soll,<br />
so braucht es Menschengemeinschaften,<br />
die michaelisch voll bewusst zusammenstehen.<br />
Über alle karmischen Differenzen<br />
DAS GOETHEANUM 32~33 | 13. August 2011<br />
19
hinweg, über alle Fehler hinweg, die wir gemacht<br />
haben, zu Lebzeiten Rudolf Steiners<br />
bis zum heutigen Tag. Das wird sicher nicht<br />
einfach werden. Und die Hochschule <strong>von</strong><br />
morgen wird auch scheitern können. Aber<br />
wenn wir nicht jetzt auf das schöpferische<br />
Wollen eines Kreises <strong>von</strong> Menschen vertrauen,<br />
wann dann?<br />
Für die Hochschule <strong>von</strong> morgen wird nicht<br />
nur wesentlich sein, was für die Anthroposophie<br />
getan wird, auch nicht nur, wie es getan<br />
wird, sondern ebenso, wer etwas tut.<br />
Das erfordert eine Einsicht in karmische<br />
Zusammenhänge und Aufgaben. Ein Klima<br />
könnte entstehen, in dem behutsam, suchend<br />
und doch geistig konkret über Reinkarnationserfahrungen<br />
gesprochen wird,<br />
nicht um der Sensation willen, sondern um<br />
herauszufinden, «wer was mit wem» in der<br />
Hochschule <strong>von</strong> morgen tun kann.<br />
Die Menschen, die damals um Rudolf Steiner<br />
inkarniert waren und die schnell wiedergekommen<br />
sind, tragen alle mehr oder<br />
weniger das niederdrückende Bewusstsein<br />
eines gemeinsamen Scheiterns in sich. Dadurch<br />
werden Kräfte gehemmt. Die Heilung<br />
kann nur auf der Erde stattfinden, die<br />
gemeinsame Zeit im Nachtodlichen war zu<br />
kurz, um Wunden auszuheilen. Das schnelle<br />
Wiederinkarnieren vieler Menschen im<br />
20. Jahrhundert verlegt das Nachtodliche<br />
ins diesseitige Leben. Menschen müssen<br />
füreinander zu Engeln werden, wenn die<br />
Menschheit mit dieser Herausforderung<br />
fertig werden will.<br />
Die Hochschule <strong>von</strong> morgen wird an den<br />
Herausforderungen unserer Zeit erwachsen.<br />
Ihre Mitglieder werden lernen, dass es<br />
höchste Zeit ist aufzuhören, sich um sich<br />
selbst zu drehen. Auch mein Beitrag hierzu<br />
wird nicht frei <strong>von</strong> gewissen Einseitigkeiten<br />
sein. Auch ich suche die Menschen, die<br />
einander im Geiste fruchtbar ergänzend die<br />
Hochschule <strong>von</strong> morgen bauen wollen.<br />
Hermann Bauer, Bornheim-Brenig | Zum Artikel<br />
‹Begleitung des Lebensanfangs› <strong>von</strong> Christian Breme<br />
| Nr. 28–29 vom 16. Juli Wie Christian Breme<br />
bemerkt, findet die Lehre <strong>von</strong> Reinkarnation<br />
und Karma noch keine Beachtung in Parlamenten<br />
und Ethikkommissionen. Dabei<br />
kann letztlich nur diese Lehre die Fragen<br />
und Probleme vorgeburtlicher Eingriffe<br />
richtig beleuchten. So setzt die Präimplantationsdiagnostik<br />
die künstliche Befruchtung<br />
voraus, die jährlich hunderttausendfach<br />
durchgeführt wird. Hier wird Eltern ermöglicht,<br />
ein Kind zu bekommen, die dazu auf<br />
natürlichem Wege nicht in der Lage sind.<br />
Das ist sicher ein wesentlicher Eingriff in<br />
das Karma – aber sicher nicht der einzige,<br />
den wir durchführen –, und es wäre eine<br />
wichtige Aufgabe, zunächst dessen Bedeu-<br />
tung genauer zu erforschen. Wenn man ihn<br />
aber bei Eltern akzeptiert, die überhaupt<br />
keine Kinder auf natürlichem Weg bekommen<br />
können, warum dann nicht bei Eltern,<br />
die wahrscheinlich keine gesunden Kinder<br />
bekommen können? Dass man dann für das<br />
sich inkarnieren wollende Kind kranke Leibesgrundlagen<br />
absondert, ist eine Konsequenz,<br />
die man nicht ohne Weiteres verdammen<br />
kann. Insbesondere ist es vom anthroposophischen<br />
Standpunkt aus sicher<br />
nicht richtig, aus wenigen Zellen bestehende<br />
Organismen als Wesen mit menschlicher<br />
Würde anzusprechen, <strong>von</strong> denen bei der PID<br />
einige verworfen werden. (Breme berichtet<br />
<strong>von</strong> dieser Ansicht). – An das gleiche Denkmuster<br />
erinnere ich mich aus meiner Biologieunterricht,<br />
als da gelehrt wurde, dass bei<br />
der Befruchtung nur das schnellste Spermium<br />
die weibliche Eizelle erreicht. Das rief in<br />
mir den ganz unerträglichen Gedanken hervor:<br />
Wenn ein anderes Spermium schneller<br />
gewesen wäre, wäre ein anderer Mensch<br />
entstanden und ich würde gar nicht existieren;<br />
ich bin ein Zufallsprodukt. – Das zeigt,<br />
dass auch ethische Überlegungen, die gut<br />
gemeint sind, denen aber die Erkenntnisgrundlage<br />
fehlt, dazu beitragen können, das<br />
materialistische Weltbild zu verhärten, anstatt<br />
zu seiner Überwindung beizutragen.<br />
Mathias Forster, Arlesheim | Zum Artikel ‹Vom<br />
Vernichter zum Schaffenden› <strong>von</strong> Oliver Conradt |<br />
Nr. 28–29 vom 16. Juli Es schmerzte mich sehr,<br />
in Oliver Conradts Beitrag festzustellen,<br />
dass einmal mehr an den individuellen Forschungsmethoden<br />
eines Menschen, der<br />
sich ganz in den Dienst einer Sache stellt,<br />
herumkritisiert wird. Es erscheint mir doch<br />
zunehmend wichtiger, die Kräfte zu bündeln<br />
und eher nach den verbindenden denn<br />
nach den trennenden Elementen zu suchen.<br />
Paul Emberson, Anthro-Tech und seinen<br />
Freunden und Unterstützern ist es zu<br />
verdanken, dass wir erfahren haben, dass<br />
man im Goetheanum in verschiedenen Bereichen,<br />
wie zum Beispiel in der Vorstandsetage<br />
und in der Bibliothek, <strong>von</strong> starken Wireless-Sendern<br />
bestrahlt wird, ob man will<br />
oder nicht! Das Bewusstsein scheint also<br />
nicht annähernd so wach zu sein, wie es<br />
<strong>von</strong> Oliver Conradt angenommen wird, und<br />
es ist somit wichtig, dass auch aus der Peripherie<br />
Impulse und Anregungen kommen.<br />
Es ist da<strong>von</strong> auszugehen, dass die schmerzliche<br />
Selbsterkenntnis des Paul Emberson ihn<br />
dazu bewogen hat, nach Möglichkeiten einer<br />
gedanklichen Durchdringung der angeschnittenen<br />
Problematiken zu suchen und<br />
auch Veränderungsimpulse zu entwickeln.<br />
Wenn er dies, anknüpfend an den Jugendkreis<br />
Rudolf Steiners, in den Kraftgruppen,<br />
in denen jeder Teilnehmer sich verbindlich<br />
in den Dienst der anderen stellt, gefunden<br />
hat, dann ist dies allemal konkreter und<br />
praktischer, als sich einfach hinter einer<br />
Aussage Rudolf Steiners zu verstecken, worin<br />
er sagt, dass ein Heilmittel darin besteht,<br />
die Kräfte der Seele stark zu machen.<br />
Wenn Paul Emberson dies nun in einer<br />
möglichst elektrosmogfreien Zone als effektiver<br />
und gesünder erlebt, so ist dies<br />
doch verständlich, denn ein Heuschnupfengeplagter<br />
setzt sich zum Meditieren<br />
wohl kaum während des Pollenflugs unter<br />
einen blühenden Baum. Es geht also nicht<br />
um ein Entweder-oder, sondern um ein Sowohl-als-auch.<br />
(Also elektrosmogfreie Zonen<br />
und Stärkung der Seelenkräfte.) Für<br />
Ersteres können übrigens die Forschungen<br />
und die daraus resultierenden Produkte <strong>von</strong><br />
Wolfgang Findeisen, ebenfalls auf anthroposophisch-geisteswissenschaftlicheHintergrund,<br />
einen effektiven Beitrag leisten.<br />
(www.findeisen-hohly.com)<br />
Ich freue mich jedoch, dass die Mathematisch-Astronomische<br />
Sektion dieses wichtige<br />
Thema auch (wieder) für sich entdeckt<br />
und hoffe auf konstruktive, praktische und<br />
neue Forschungsergebnisse, die dann weitere<br />
Puzzleteile sein können und mit denen<br />
<strong>von</strong> Anthro-Tech, Wolfgang Findeisen und<br />
anderen Forschenden zusammen ein etwas<br />
genaueres Bild gegeben werden kann. Dies<br />
erscheint mir dringend notwendig.<br />
Liebe Leserinnen und Leser, wir freuen<br />
uns über Ihre Zuschriften. Bitte beachten<br />
Sie jedoch, dass sich die Redaktion vorbehält,<br />
Leserbriefe zu kürzen.<br />
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Veranstalter Hiram Haus e.V., Alt Tempelhof 28, DE–12103<br />
Berlin, Infos, Programm, Kosten: www.hiram-haus.de<br />
tagung@hiram-haus.de<br />
11. Hamburger Hochschultag<br />
Die Mantren der 14. Klassenstunde<br />
Mit Heinz und Ursula Zimmermann, Dornach<br />
Samstag, 10.9. 10–18 Uhr im Rudolf Steiner Haus Hamburg<br />
Info und Anmeldung: Matthias Bölts +49/040/41 33 16 20<br />
Die 24-Stunden Apotheke mit grossem Lager<br />
an Heilmitteln auf Grundlage <strong>von</strong> anthroposophischer<br />
und homöopathischer Erkenntnis.<br />
Wir führen alle Weleda- und Wala-Heilmittel<br />
sowie die Dr.-Hauschka- und Weleda-Kosmetik.<br />
Rascher Versand.<br />
Bellevue Apotheke · Inhaber Dr. Roman Schmid<br />
Theaterstrasse 14 / am Bellevueplatz · 8001 Zürich<br />
Telefon 044 266 62 22 · Fax 044 261 02 10<br />
info@bellevue-apotheke.ch · www.bellevue-apotheke.ch<br />
Kultur-Urlaub und Therapie auf Lanzarote<br />
Kultur-Programm Sommer 2011<br />
26.8.–8.9. Astronomie-Seminare – mit Dr. Oliver Conradt<br />
(Mathematisch-Astronomische Sektion am Goetheanum) –<br />
Carina Schmid (Leitung der Goetheanum-Eurythmiebühne) –<br />
und Gabriele Goetze (Kultur im Centro)<br />
Proseminar – Grundlagen zum Verständnis kosmischer Erscheinungen<br />
Seminar I: ‹Zwölf Stimmungen› – Das Seminar beschäftigt<br />
sich mit den Zwölf Stimmungen durch Eurythmie, Astronomie<br />
und Anthroposophie.<br />
Seminar II: ‹Das Jahr 2012› – Anhand verschiedener Beispiele<br />
und durch die Eurythmie blicken wir auf die apokalyptische<br />
Signatur unserer Gegenwart.<br />
Seminar III: ‹Apokalypse des Johannes› – Das Seminar befasst<br />
sich durch Eurythmie, Astronomie und Anthroposophie<br />
mit der Apokalypse des Johannes.<br />
9.–26.9. Landschaftsimpressionen spanischer Komponisten<br />
mit Bild- und Musik-Beispielen Abende – mit Wolfgang<br />
Wünsch Märchen des Mittelmeerraumes – Erzählungen mit<br />
Einführungen, 3 Abende – mit Barbara und Wolfgang Wünsch<br />
13.–15.9. Formensprache – Bildhauerkurs mit Speckstein –<br />
mit Marianne Davis<br />
15.–17.9. Malen: Imaginationen werden sichtbar – mit<br />
Annegret <strong>von</strong> Pusch<br />
22.–24.9. Unendlichkeit – was ist das? Erfahrungen mit der<br />
Lemniskate und dem Möbiusband – plastisches Arbeiten mit<br />
Ton – mit Annegret <strong>von</strong> Pusch<br />
29.9. Michaeli-Feier und das Erleben des Sonnenunterganges<br />
29.9.–1.10. Selbsterfahrung beim Aufbau eines Kopfes mit<br />
Ton – mit Annegret <strong>von</strong> Pusch<br />
2.10. Lanzarote – ein Gedicht – eine literarisch-kreative Begegnung<br />
mit der Insel – mit Eva Pick<br />
3.–19.10. Seminarwochen – mit Hernán Silva Santisteban<br />
Larco – Kreativ und selbstbestimmt über die nächste Hürde;<br />
Rhythmen <strong>von</strong> Erde, Mensch und Kosmos; Die Kraft der Imagination;<br />
Anthroposophie – ein meditativer Weg<br />
4.–5.10. Clown-Theater-Seminar: Auf der Spur der eigenen<br />
Lebendigkeit – mit Eva Pick<br />
– Änderungen vorbehalten! –<br />
Ständige Angebote: Anthroposophische Arbeit, Vorträge,<br />
Konzerte, Eurythmie, Himmelsbeobachtung, Folklore-<br />
Abend, Wanderungen, Chorsingen, Künstlerische Darbietungen,<br />
Finca-Begehung, Offenes Malatelier, Landschaftsmalen<br />
und Zeichnen, Spanisch-Unterricht, Kinderbetreuung, u.v.m.<br />
Sonntagsfeier o. Gottesdienst der Christengemeinschaft.<br />
Unsere komplette Kulturvorschau und das aktuelle<br />
Wochenprogramm finden Sie auf unserer Website<br />
www.centro-lanzarote.de<br />
«... und Urlaub so viel Sie wollen!»<br />
Centro de Terapia Antroposófica, C/Salinas 12, E – 35510 Puerto<br />
del Carmen, Lanzarote, Kanarische Inseln; Tel. +34 928<br />
512 842; Fax +34 928 513 844; cultura@centro-lanzarote.de
Samstag, 13.8.<br />
14 Uhr Goetheanum Führung. Kartenverkauf am<br />
Empfang. Guided tour in english. Ticket sale at the<br />
reception.Treffpunkt am Empfang<br />
Donnerstag, 18.8.<br />
20 Uhr Der Christus gehört allen Menschen an. Betrachtung<br />
des Bildes als Gestaltung. Vortrag <strong>von</strong><br />
Marcus Schneider. Englischer Saal<br />
Samstag, 20.8.<br />
14 Uhr Goetheanum Führung. Kartenverkauf am<br />
Empfang. Guided tour in english. Ticket sale at the<br />
reception.Treffpunkt am Empfang<br />
Samstag, 27.8.<br />
14 Uhr Goetheanum Führung. Kartenverkauf am<br />
Empfang. Guided tour in english. Ticket sale at the<br />
reception.Treffpunkt am Empfang<br />
Sonntag, 28.8.<br />
10 Uhr IPMT - International Postgraduate Medical<br />
Training. Auf Einladung. Rudolf Steiner Halde I<br />
Donnerstag, 1.9.<br />
1.-2.9. 14 Uhr Spiritualität im Unternehmen. Perspektiven<br />
für Führungskräfte. Wirtschaftsforum am<br />
Goetheanum. Schreinereisaal<br />
Samstag, 3.9.<br />
11 Uhr Buchvernissage des Architekturführers «Die<br />
Anthroposophen-Kolonie». Haus Duldeck. Haus<br />
Duldeck oben<br />
11 Uhr Die Dornacher Kolonie. 50 offene Häuser,<br />
4 Pfade und ein Architekturführer - Goetheanum<br />
und Umgebung. Schreinereisaal<br />
13:30 Uhr Eröffnung des Architekturpfade. Bei<br />
gutem Wetter im Süden vorm Goetheanum. Wandelhalle<br />
14 Uhr Goetheanum Führung. Kartenverkauf am<br />
Empfang. Treffpunkt am Empfang<br />
18:30 Uhr Medizinischer Studienkurs. Auf<br />
Einladung. Nordsaal<br />
Sonntag, 4.9.<br />
10 Uhr Von flatternden Windeln, missverstandenen<br />
Bohnen und einem ungebauten Loch: Das Haus Duldeck.<br />
Treffpunkt: Südeingang<br />
10 Uhr Goetheanum Aussenansichten. Treffpunkt:<br />
Südeingang.<br />
10 Uhr Innen-Räume - Aussen-Formen: Wohn- und<br />
Zweckbauten auf dem Dornacher Hügel.<br />
Treffpunkt: Südeingang<br />
VERANSTALTUNGEN AM GOETHEANUM<br />
13. AUGUST BIS 4. SEPTEMBER 2011<br />
10 Uhr Historische Gebäudemodellausstellung.<br />
Ausstellungsraum. Ausstellungsraum<br />
10 Uhr Zimmer der Bildhauerinnen Edith Maryon und<br />
Assja Turgenieffs. Eurythmiehaus I, Rüttiweg 30<br />
10 Uhr 1:20-Modell des Ersten Goetheanum. Ausstellungsraum<br />
10 Uhr Die Welt des Buches 1908 bis 2011. Einhundert<br />
und Drei Jahres anthroposophisches Buch. Tag<br />
der offenen Tür im Verlag am Goetheanum. Besichtigung,<br />
Gespräche, Bücher. Mit den Mitarbeitern des<br />
Verlags. Kleinodienschule, Hügelweg 53<br />
10 Uhr Goetheanum EinszuEins Werkstatt. Goetheanum.<br />
Wandelhalle<br />
10 Uhr Für Kinder: Plastizieren mit Ton. Schreinerei<br />
Plastizierraum<br />
10 Uhr Für Kinder: Wo ist der Kopf zum Drachenschwanz?<br />
Treffpunkt: Goetheanum Westeingang<br />
10:30 Uhr Eigenart und Zusammenhang: Das Goetheanum<br />
und seine Nebenbauten. Treffpunkt: Südeingang.<br />
10:30 Uhr Die Wohn- und Nebenbauten <strong>von</strong> Rudolf<br />
Steiner und ihr Verhältnis zum Goetheanum.<br />
Treffpunkt: Südeingang<br />
11 Uhr Von flatternden Windeln, missverstandenen<br />
Bohnen und einem ungebauten Loch: Das Haus Duldeck.<br />
Treffpunkt: Südeingang<br />
11 Uhr Goetheanum Innenansichten. Treffpunkt:<br />
Südeingang.<br />
11 Uhr Umbauen und Renovieren: Glashaus und Rudolf<br />
Steiner-Halde. Treffpunkt: Südeingang<br />
11 Uhr Raumerzählungen: Die Dornacher<br />
Kolonie. Treffpunkt: Südeingang<br />
11 Uhr Ita Wegman Klinik. Treffpunkt: Pfeffingerweg<br />
1, Arlesheim<br />
11 Uhr Fototour: Meine Ansichtskarte <strong>von</strong> der Dornacher<br />
Kolonie. Treffpunkt: Goetheanum Südeingang<br />
11 Uhr Für Kinder: Schatzsuche. Treffpunkt: Goetheanum<br />
Westeingang<br />
12 Uhr Von flatternden Windeln, missverstandenen<br />
Bohnen und einem ungebauten Loch: Das Haus Duldeck.<br />
Treffpunkt: Südeingang<br />
12 Uhr Zeit und Landschaft - Die Goetheanumbauten<br />
Rudolf Steiners. Heimatmuseum Dornach,<br />
Hauptstr. 24<br />
12 Uhr Für Kinder: Rechte und andere Winkel im<br />
Goetheanum. Treffpunkt: Goetheanum Westeingang<br />
12:30 Uhr Ita Wegman Klinik. Treffpunkt: Pfeffingerweg<br />
1, Arlesheim<br />
13 Uhr Goetheanum Aussenansichten. Treffpunkt:<br />
Südeingang<br />
13 Uhr Für Kinder: Findest Du Deine Farbe<br />
wieder? Treffpunkt: Goetheanum Westeingang<br />
13:30 Uhr Grenzlinien zwischen Licht und Schatten.<br />
Treffpunkt: Goetheanum Südeingang<br />
14 Uhr Von flatternden Windeln, missverstandenen<br />
Bohnen und einem ungebauten Loch: Das Haus Duldeck.<br />
Treffpunkt: Südeingang<br />
14 Uhr Eigenart und Zusammenhang: Das Goetheanum<br />
und seine Nebenbauten. Treffpunkt: Südeingang<br />
14 Uhr Goetheanum Innenansichten. Treffpunkt:<br />
Südeingang<br />
14 Uhr Umbauen und Renovieren: Glashaus und Rudolf<br />
Steiner-Halde.<br />
Treffpunkt: Südeingang<br />
14 Uhr Puppentheater Felicia: Blick hinter die Kulissen.<br />
Treffpunkt: Goetheanum Südeingang<br />
14 Uhr Historische Gebäudemodellausstellung Ausstellungsraum<br />
14 Uhr Für Kinder: Plastizieren mit Ton. Schreinerei<br />
Plastizierraum<br />
14 Uhr Für Kinder: Rechte und andere Winkel im<br />
Goetheanum. Treffpunkt: Goetheanum Westeingang<br />
14:30 Uhr Die Wohn- und Nebenbauten <strong>von</strong> Rudolf<br />
Steiner und ihr Verhältnis zum Goetheanum. Treffpunkt:<br />
Südeingang<br />
14:30 Uhr Baustellenbesichtigung: Organisches<br />
Bauen heute - Siedlungsprojekt der Wohnbaugenossenschaft<br />
Sophie Stinde. Neue Heimat, Shuttlebus<br />
Route B. NG Allgemeine Anthroposophische<br />
Gesellschaft<br />
14:30 Uhr Hochatelier und Rudolf-Steiner-<br />
Atelier. Goetheanum, neben Südeingang<br />
15 Uhr Von flatternden Windeln, missverstandenen<br />
Bohnen und einem ungebauten Loch: Das Haus Duldeck.<br />
Treffpunkt: Südeingang<br />
15 Uhr Raumerzählungen: Die Dornacher<br />
Kolonie. Treffpunkt: Südeingang<br />
15 Uhr Ita Wegman Klinik. Treffpunkt: Pfeffingerweg<br />
1, Arlesheim<br />
15 Uhr Für Kinder: Wo ist der Kopf zum Drachenschwanz?<br />
Treffpunkt: Goetheanum Westeingang<br />
15:30 Uhr Innen-Räume - Aussen-Formen: Wohnund<br />
Zweckbauten auf dem Dornacher Hügel. Treffpunkt:<br />
Südeingang<br />
15:30 Uhr Grenzlinien zwischen Licht und Schatten.<br />
Treffpunkt: Goetheanum Südeingang<br />
16 Uhr Von flatternden Windeln, missverstandenen<br />
Bohnen und einem ungebauten Loch: Das Haus Duldeck.<br />
Treffpunkt: Südeingang<br />
16 Uhr Andrej Belyi: Aufzeichnungen eines Sonderlings<br />
- Lesung mit Hans-Dieter Jendryko. Verlag am<br />
Goetheanum. Kleindodienhaus<br />
16 Uhr Für Kinder: Schatzsuche. Treffpunkt: Goetheanum<br />
vor Westeingang<br />
Ticket-Schalter: Di–So, 8–18.30 Uhr; Fr–Sa, 8–20 Uhr | Telefonisch: Di–Sa, 14–18 Uhr<br />
Tel. +41 61 706 44 44 | Fax +41 61 706 44 46 | tickets@goetheanum.ch | Änderungen vorbehalten<br />
IMPRESSUM das goetheanum, wochenschrift für anthroposophie, wurde 1921 <strong>von</strong> rudolf steiner mit albert steffen begründet. für mitglieder der allgemeinen anthroposophischen gesellschaft<br />
erscheint ‹das goetheanum› einmal im monat mit einer Beilage. Herausgeber allgemeine anthroposophische gesellschaft, vertreten durch Bodo <strong>von</strong> plato Redaktion wolfgang held,<br />
sebastian Jüngel, axel mannigel, ursula remund fink, redaktion@dasgoetheanum.ch Korrespondenten János darvas, cornelia friedrich, christine gruwez, achim hellmich, matthias mochner,<br />
Bernhard steiner Herstellung axel mannigel Geschäftsführung christian peter Abonnement Jahresabo: chf 130 (ca. € 98), schweiz: chf 160, (in der schweiz inkl. schweizer mitteilungen).<br />
das abonnement verlängert sich jeweils um ein Jahr, wenn es nicht vor ablauf der rechnungsperiode schriftlich gekündigt wird. studentenermäßigung 50% (nur bei nachweis einer ganz tägigen<br />
Berufsausbildung). ein kostenloses probeabo umfasst vier ausgaben. maya meier abo@dasgoetheanum.ch Einzelheft chf 4.50/€ 3.50 Anzeigen/Beilagen Verena sutter anzeigen@dasgoetheanum.ch<br />
anzeigenschluss: mittwoch der Vorwoche 12 uhr. aufträge bitte nur schriftlich (fax/e-mail). es gilt die anzeigenpreisliste 2011/1 Telefon-Service mo-fr 9-12 uhr (ausser mi<br />
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der vollständigen oder teilweisen Veröffentlichung in der zeitschrift ‹das goethe anum› zu. für die korrekte Bezeichnung geschützter namen wird keine haftung übernommen. nicht bezeichnete<br />
abbildungen sind zur Verfügung gestellt. nachdruck und übersetzung bedürfen der erlaubnis <strong>von</strong> autor und redaktion Druck Birkhäuser+gBc ag, ch–4153 reinach Gestaltungsansatz<br />
philipp tok Titelzeichnung rudolf steiner Adresse wochenschrift ‹das goetheanum› | postfach, ch–4143 dornach 1 tel. +41 61 706 44 64 | fax +41 61 706 44 65<br />
|info@dasgoetheanum.ch | www.dasgoetheanum.ch © 2011 allgemeine anthroposophische gesellschaft, dorn ach, schweiz. ISSN 1422-7622
DAS GOETHEANUM<br />
NR. 32~33 | 2011<br />
Rudy Vandercruysse<br />
VERLEBENDIGUNG DES ICH<br />
Moderne Schwellensignaturen 4<br />
Laszlo Böszörmenyi<br />
IMAGINATION ODER EINBILDUNG?<br />
Geistige Erfahrung/seelisches Erlebnis 6<br />
Christof Lindenau<br />
IN DER SUBSTANZ DES GEWISSENS<br />
Von meditativer Erfahrung 9<br />
Cornelia <strong>Friedrich</strong><br />
DIE HÄLFTE DER FORSCHUNG<br />
IST SELBSTERKENNTNIS<br />
Die Ich-Kraft bestimmt das Maß<br />
der Wahrnehmung 12<br />
Roland Wiese<br />
ANTHROPOSOPHIE ALS GEGENWÄRTIGE<br />
ENTWICKLUNGSFRAGE<br />
Eine Standortbestimmung 13<br />
Sebastian Jüngel<br />
EINFLUSSSPHÄRE BEWUSSTSEIN<br />
‹Das Kabinett des Dr. Parnassus› und ‹Inception›<br />
thematisieren das Vorstellungsleben 16<br />
Jelle van der Meulen<br />
‹BERUFSWEGE›<br />
Ein Dokumentarfilm über drei Menschen –<br />
und mich selbst 17<br />
Cornelia <strong>Friedrich</strong><br />
HEILUNG UND ZENTRIERUNG<br />
33 Meditationen und künstlerische<br />
Inspirationen 18<br />
Sebastian Jüngel<br />
ENTWICKLUNGSKATALYSATOR<br />
Jaap van de Weg über die Seele als Schauplatz<br />
geistiger Wirkungen 18<br />
VIER MELDUNGEN 2<br />
EINE ERGÄNZUNG 3<br />
DREI LESERBRIEFE 19<br />
woLfgang heLd<br />
JENSEITS DER MÄRKTE<br />
300000 km bewegt sich das Licht in einer sekunde.<br />
wandert es ein Jahr, so überbrückt es die unvorstellbare<br />
strecke <strong>von</strong> 9,6 Billionen km. Bis vor kurzem<br />
war diese einheit außerhalb des sprachgebrauchs.<br />
doch nun erfährt man <strong>von</strong> 10 Billionen<br />
euro amerikanischer und 9,8 Billionen japanischer<br />
staatsschulden, <strong>von</strong> 2 Billionen deutscher und 1,8<br />
Billionen italienischer schulden. die analysen der<br />
fachleute, ob vom chinesischen ratingagenturchef<br />
guan Jianzhon oder vom deutschen wirtschaftsforscher<br />
hans-werner sinn, sind so einfach, wie<br />
folgenreich: die schulden belegen ein Leben vorbei<br />
an der wirklickeit. entweder war es Konsum ohne<br />
gegenwert, also ohne Leistung, oder der Verzicht<br />
auf steuern, den sich die staaten eigentlich nicht<br />
leisten konnten. die folgen dieses rausches wurden<br />
in die zukunft verlegt, eine zukunft, die nun gegenwart<br />
wird. Kann es etwas gesünderes, gesundenderes<br />
geben, als mit den folgen der eigenen taten<br />
bekannt zu werden? nicht anders als in der<br />
ökologischen frage, nicht andes als in der globalen<br />
ungerechtigkeit <strong>von</strong> nord und süd kommt das in<br />
die zeitliche und räumliche ferne geschobene nahe<br />
– so nahe, dass die politischen entscheidungsträger<br />
überfordert sind.<br />
der wirtschaftshistoriker werner abelshauser betont,<br />
dass es den usa letztmals 1835 gelungen sei,<br />
ihr defizit abzutragen. tatsächlich: angesichts des<br />
schuldenbergs scheint der weg des tilgens weit in<br />
der ferne zu liegen. auch die alte formel vom anhaltenden<br />
wirtschaftswachstum ist in einer zeit, die<br />
den nachhaltigen umgang mit ressourcen sucht,<br />
wenig erfolgversprechend, wie auch die aktuelle<br />
strategie der notenbanken, staatskredite mit neugedrucktem<br />
geld zu kaufen. es gehört zum einmaleins<br />
der ökonomie, dass dadurch geldentwertung<br />
beziehungsweise inflation droht.<br />
wenn jeweils ‹die märkte› als die übermächtige<br />
größe benannt werden, dann ist eine Lösung auf<br />
werkzeuge angewiesen, die stärker sind als die gesetze<br />
des marktes, werkzeuge jenseits des rendite-Kalküls.<br />
es ist eine erfahrung, die aus jedem<br />
Konflikt – mit anderen oder innerseelisch – vertraut<br />
ist: überbordender egoismus lässt sich nur mit Verzicht<br />
kurieren. Verzicht auf gewinne und hohe zinsen,<br />
wäre ein schritt. denn: Verzicht steckt an.