NDR 31 - DGB Nord
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<strong>NDR</strong> <strong>31</strong>.08.05<br />
Proteste<br />
Lehrer und Polizisten demonstrieren in<br />
Kiel gegen Sparpläne<br />
Rund 3.000 Polizisten, Lehrer und andere Beamte haben am Mittwoch in der Kieler<br />
Innenstadt demonstriert. Der Protest der Staatsdiener, zu dem mehrere Gewerkschaften<br />
aufgerufen hatten, richtete sich gegen die Sparpläne der schwarz-roten Landesregierung.<br />
Protest vor der ersten Haushaltslesung<br />
Einen Tag vor der ersten Lesung des Haushalts 2006 im Kieler Landtag versuchten die<br />
Beamten mit der Demonstration, noch Einfluss auf die Beschlüsse zu nehmen. 140 Millionen<br />
Euro will die Regierung im kommenden Jahr einsparen. Davon soll auch die Verwaltung<br />
betroffen sein. Konkret kritisierten die Demonstranten das Vorhaben, die Wochenarbeitszeit<br />
von Beamten von 40 auf 41 Wochenstunden anzuheben. Polizisten erwartet zudem nach<br />
Angaben der Gewerkschaft der Polizei eine Beförderungssperre und eine Beteiligung an der<br />
Finanzierung ihrer Krankenversorgung. "Immer müssen wir Opfer bringen, um die Finanzen<br />
zu sanieren" war nach Informationen der <strong>NDR</strong> 1 Welle <strong>Nord</strong> der Tenor der Demonstration.<br />
Innenminister Stegner ohne Verständnis für die Kritik<br />
Schleswig-Holsteins Innenminister Ralf Stegner bezeichnete den Protest als "nicht<br />
gerechtfertigt". Den wenigsten Bürgern sei bekannt, dass Polizeibeamte bislang keine<br />
Beiträge für eine Krankenkasse zahlen müssten, eine geringfügige Eigenbeteiligung sei daher<br />
maßvoll und solidarisch, so der SPD-Politiker. Die Landesregierung mute ihnen nichts zu,<br />
was nicht auch Arbeitnehmer und Rentner zu tragen hätten.
Flensburger Tageblatt<br />
Demo gegen Kieler „Gutsherren-Politik“<br />
Enttäuschung über die große Koalition. Der Sparkurs trieb gestern Landesbedienstete auf die Straße.<br />
Die Regierung mahnt zur Mäßigung.<br />
Mehr als 2500 Polizeibeamte, Lehrer, Klinikbedienstete und Feuerwehrleute haben gestern in Kiel<br />
gegen die Sparpläne der Regierung demonstriert. Vertreter von Gewerkschaften lasteten der schwarzroten<br />
Koalition eine „Politik nach Gutsherrenart“ an. Die Regierung wolle „mehr Leistungen ohne<br />
Gegenleistungen“ von den Beamten im öffentlichen Dienst. „Das ist organisierter Betrug“, sagte der<br />
Chef des <strong>DGB</strong>-<strong>Nord</strong>, Peter Deutschland, auf einer Kundgebung in der Innenstadt.<br />
140 Millionen Euro will die Regierung im 8,2-Milliarden-Euro-Etat für 2006 einsparen, der ab heute im<br />
Landtag beraten wird. Für die 42 000 Beamten im Landesdienst steigt die Arbeitszeit ab 1. August um<br />
eine auf 41 Stunden. Lehrer sollen 30 Minuten wöchentlich mehr Unterricht erteilen. Rechnerisch<br />
entspricht dies 300 Planstellen. Ausgenommen sind die Hauptschulen.<br />
Polizeibeamte werden zusätzlich erstmals an den Kosten ihrer Heilfürsorge beteiligt. Der Eigenanteil<br />
soll 1,4 Prozent betragen. Das macht bei einem Polizeihauptmeister im Durchschnitt 32 Euro weniger<br />
in der Kasse. „Das ist schlichte Enteignung“, wetterte <strong>DGB</strong>-Chef Deutschland. Massive Kritik gab es<br />
auch von der Gewerkschaft der Polizei und der Lehrergewerkschaft GEW. Wer Bildungspolitik stärken<br />
wolle und im ersten Schritt die Arbeitszeit verlängere „ist auf dem Holzweg“, sagte der GEW-<br />
Landeschef Kai Niemann. „Die Motivation wird in den Keller getrieben.“<br />
Innenminister Ralf Stegner (SPD) wies die Proteste in einer schriftlichen Erklärung als nicht<br />
gerechtfertigt zurück. Gewerkschaften sollten bei ihren Forderungen „Augenmaß behalten“, sagte<br />
Stegner im Blick auf die Arbeitsplatzsicherheit öffentlich Bediensteter. Die Eigenbeteiligung an der<br />
Heilfürsorge sei maßvoll und gerecht. Gleichzeitig stellte Stegner den Polizeibeamten „bessere<br />
Aufstiegschancen“ in Aussicht.<br />
Die FDP-Landtagsfraktion erinnerte vor allem die Union an ihre Wahlversprechen für die<br />
Landespolizei. Es seien neue Stellen und eine Auflösung des Beförderungsstaus versprochen<br />
worden. In der heute beginnenden Landtagssitzung will Fraktionschef Wolfgang Kubicki der CDU<br />
„Gelegenheit geben, unserem Antrag für eine moderne Polizei zuzustimmen“.<br />
Hamburger Abendblatt<br />
Beamtenprotest gegen Mehrarbeit<br />
Sparpolitik: "Heißer Herbst" für Kieler Koalition. 2000 gingen gegen Stellenabbau, 41-Stunden-Woche<br />
und Beförderungssperre auf die Straße.
Kiel -<br />
Mehr als 2000 Lehrer, Polizisten und Feuerwehrleute haben gestern in Kiel gegen die Sparpolitik der<br />
Landesregierung protestiert und damit den "heißen Herbst" für Ministerpräsident Peter Harry<br />
Carstensen (CDU) eingeläutet. "Sorgen wir dafür, daß Carstensen der Spaß am Regieren vergeht",<br />
rief GEW-Landeschef Kai Niemann den Landesbeamten zu. Der Vorsitzende der Polizeigewerkschaft,<br />
Oliver Malchow, nahm die gesamte CDU/SPD-Regierung aufs Korn: "Wir sind keine Lämmer und die<br />
nicht unsere Metzger."<br />
Sauer sind viele Beamte, weil die große Koalition den seit Jahren eingeschlagenen Sparkurs beim<br />
Personal deutlich verschärft. So soll 2006 die 41-Stunden-Woche für Beamte eingeführt werden.<br />
Hinzu kommen Stellenabbau, Beförderungssperre und für Polizisten eine Eigenbeteiligung bei der<br />
Heilfürsorge von im Schnitt 30 Euro. "Wir sollen mehr arbeiten und weniger Geld bekommen", sagte<br />
Malchow. <strong>DGB</strong>-<strong>Nord</strong>-Chef Peter Deutschland formulierte es gröber. Er warf der Regierung "Betrug"<br />
vor.<br />
Innenminister Ralf Stegner (SPD) hatte zuvor versucht, die aufgebrachten Polizisten zu beruhigen. Er<br />
werde demnächst ein Konzept vorlegen, das zusätzliche Beförderungsmöglichkeiten vorsehe.<br />
Ansonsten blieb Stegner hart: Die Proteste seien nicht gerechtfertigt, die Einschnitte unvermeidlich.<br />
"Ich weiß aus vielen Gesprächen mit Polizeibeamten, daß die Einsicht in die Notwendigkeit von<br />
Veränderungen vorhanden ist."<br />
Die Gewerkschaften brachten zwar etwas mehr Beamte als erwartet auf die Straße, ein<br />
Massenprotest war es aber nicht. Im Landesdienst arbeiten mehr als 24 000 Lehrer und knapp 7000<br />
Polizisten.<br />
Der Streit um das Sparprogramm geht heute im Landtag weiter. Auf der Tagesordnung steht die erste<br />
Lesung des Haushalts 2006, der Ende des Jahres verabschiedet werden soll. Morgen folgt die<br />
nächste Demo. Dann wollen Bio-Bauern gegen Kürzungen protestieren.<br />
KN<br />
Erste Großdemo gegen die große<br />
Koalition<br />
Kiel – Der Sparpläne der Landesregierung stoßen im öffentlichen Dienst auf erbitterten Widerstand.<br />
Rund 2500 Beamte – vorwiegend Polizisten und Lehrer – protestierten gestern in Kiel gegen<br />
drohende Einschnitte und bescherten der großen Koalition ihre erste Großdemo. Die Erhöhung der<br />
Arbeitszeit auf 41 Stunden sowie die Beteiligung an der Heilfürsorge sollen den Haushalt entlasten,<br />
der heute im Landtag eingebracht wird.<br />
Die Polizei ging in eigener Sache auf die Straße. Foto aug
Gelbe Karte für Schwarz-Rot<br />
Polizisten und Lehrer machen Front – Erste Großdemo gegen Sparpläne der Landesregierung<br />
Von Bodo Stade<br />
Kiel – Der großen Koalition bläst der Wind ins Gesicht. Einen Tag vor den Haushaltsberatungen<br />
kamen gestern rund 2500 Landesdiener zur ersten Großdemo gegen die Sparpläne der<br />
Landesregierung zusammen – der Protest war lautstark, der Erfolg ist jedoch fraglich.<br />
„Betrug“, „Diebstahl“, „Sozialraub“ – die Polizisten und Lehrer, die mit weiteren Beamten und<br />
Angestellten Seite an Seite durch die Kieler Innenstadt zogen, sparten nicht mit harter Kritik. Was sie<br />
in Rage brachte: Angesichts des maroden Hauhalts soll der Großteil der rund 42 000 Landesbeamten<br />
ab August 2006 eine Stunde wöchentlich länger arbeiten. Für die Lehrer bedeutet das eine halbe<br />
Stunde länger Unterricht. Ausgenommen sind nur die Hauptschullehrer. Auch die Polizei soll ihren<br />
Beitrag leisten und sich künftig an der bisher freien Heilfürsorge beteiligen – und zwar mit 1,4 Prozent<br />
des Bruttolohns.<br />
„Wir sollen mehr arbeiten und weniger Geld bekommen. Aber wir sind nicht die Lämmer und die nicht<br />
unsere Metzger“, entrüstete sich Oliver Malchow von der Gewerkschaft der Polizei, die gemeinsam mit<br />
dem <strong>DGB</strong>, ver.di und der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft zur Demo gerufen hatte.<br />
Malchow und seine Kollegen zürnten besonders mit Innenminister Ralf Stegner, der bereits vor der<br />
Demo klar gemacht hatte, dass er die Proteste „für nicht gerechtfertigt hält“. Auch die Polizeibeamten<br />
müssten „einen Beitrag zur Entlastung des Landeshaushaltes leisten“, argumentierte der Minister<br />
eisern. Malchow hielt auf der Kundgebung dagegen: „Wir sind nicht nur Teil eines Lohnkostenbudgets.<br />
Wir bringen Leistung.“<br />
Die anderen Redner hieben in dieselbe Kerbe: „Wer Bildungspolitik zu seinem Schwerpunkt machen<br />
will und dann als erstes die Arbeitszeit verlängert, ist auf dem Holzweg“, rief GEWVorsitzender Kai<br />
Niemann. Ministerpräsident Peter Harry Carstensen empfahl er: „Sorgen Sie nicht nur dafür, dass<br />
Ihnen das Regieren Spaß macht, sondern auch, dass den Lehrern der Spaß nicht vergeht.“<br />
Rückendeckung gab es natürlich vom Landeschef des <strong>DGB</strong>-<strong>Nord</strong>, Peter Deutschland: „Die<br />
Landesregierung handelt maßlos, wenn sie zum dritten Mal die Arbeitszeit erhöht.“ Und: Es sei<br />
geradezu eine „Frechheit, dass die Lehrer die versprochenen Verbesserungen in der Schulpolitik jetzt<br />
selbst erarbeiten sollen.“<br />
Nicht wenig hart ging Rüdiger Paulsen von ver.di mit der großen Koalition ins Gericht. Er wandte sich<br />
besonders an die Mitarbeiter des Uni-Klinikums, die aus Sorge vor einer Teilprivatisierung an der<br />
Demo teilnahmen. „Das ist Diebstahl am Volk und wäre der Anfang vom Ende des Uni-Klinikums“<br />
warnte der Gewerkschafter.
„Die Mehrarbeit ist der falsche Schritt“, sagt Henning Köster, Beamter aus Neumünster. Er glaubt:<br />
„Das ist nur der Einstieg, um jetzt auch die Arbeitszeit für die Angestellten zu verlängern.<br />
„Man kann die Arbeitszeit nicht unendlich erhöhen“, findet Maren Schramm, Realschullehrerin aus<br />
Uetersen. „Die Kraft ist irgendwann zu Ende und das geht dann zu Lasten der Schüler.“
Marsch durch die Kieler Innenstadt: Rund 2500 Polizisten, Lehrer sowie weitere Beamte protestierten<br />
gestern Nachmittag mit Plakaten und Trillerpfeifen gegen die geplanten Einschnitte. „Es wurde Zeit,<br />
dass wir wieder auf die Straße gehen“, sagte Oliver Malchow von der Gewerkschaft der Polizei. Nach<br />
der Kundgebung auf dem Asmus-Bremer-Platz statteten die Demonstranten noch den Parteizentralen<br />
von CDU und SPD einen Besuch ab, um eine Resolution zu überreichen. Fotos aug<br />
„Mich ärgert, wie mit uns umgesprungen wird“, erklärt Thomas Bargholz, Oberkommissar aus<br />
Ahrensbök. „Ohne Rücksprache werden die Einschnitte einfach beschlossen und verkündet.<br />
Lübecker Nachrichten<br />
Polizisten und Lehrer auf den<br />
Barrikaden<br />
KIEL – In der Landeshauptstadt sind gestern 2500 Polizeibeamte und Lehrer auf die Straße<br />
gegangen. Sie protestierten gegen die geplante Mehrarbeit. „Die Beamten werden nach Gutsherrenart<br />
missbraucht“, warf <strong>DGB</strong>Landesbezirksvorsitzender Peter Deutschland der schwarz-roten<br />
Landesregierung vor. Anlass für die Proteste sind die Pläne der großen Koalition, die<br />
Wochenarbeitszeit der Landesbeamten ab August nächsten Jahres um eine Stunde auf 41 Stunden<br />
erhöhen. Für Lehrer ist eine halbe Stunde mehr Unterricht vorgesehen. Dadurch soll der<br />
Landeshaushalt entlastet werden. „Das Maß ist voll“, verkündete Kai Niemann von der Gewerkschaft<br />
Erziehung und Wissenschaft (GEW). jup<br />
Lauter Beamten-Protest gegen Kieler<br />
Sparpläne<br />
Polizisten und Lehrer haben die Landesregierung gehörig ausgepfiffen. Sie wehren sich gegen<br />
die geplante Mehrarbeit. Im Visier: Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (CDU).<br />
VON JULIA PAULAT<br />
Der Protest schallt aus Hunderten von Trillerpfeifen durch die Kieler Innenstadt. „Unsere<br />
Arbeitsbedingungen sind seit Jahren Stück für Stück schlechter geworden“, sagt Dirk Pohlmeyer von<br />
der Kripo in Ratzeburg. „Wir wollen deutlich machen, dass uns der Kurs nicht schmeckt.“ Aus allen<br />
Teilen Schleswig-Holsteins sind sie angerückt – 2500 Landesbeamte, vor allem Lehrer und Polizisten<br />
machen gegen den Sparkurs der schwarz-roten Landesregierung mobil.
Die Enttäuschung über Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (CDU) ist groß. „PHC will unser<br />
letztes Hemd“ ist auf einem T-Shirt zu lesen. „Aufgrund der Wahlversprechen habe ich etwas anderes<br />
erwartet“, bekennt der Kieler Polizist Karl-Hermann Bruhn freimütig. Seit Jahren würden immer wieder<br />
berufliche Perspektiven versprochen – und nicht erfüllt. „Die Kollegen sind demotiviert“, berichtet<br />
Detlef Hardt, Lübecker Vorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP). „Sie fühlen sich im Stich<br />
gelassen.“<br />
Den Beamten steht nach 1999 und 2002 nun die dritte Arbeitszeitverlängerung bevor. „Wer mehr<br />
Arbeit verlangt, ohne dafür mehr zu zahlen, handelt wie ein Dieb“, prangert<br />
<strong>DGB</strong>-Landesbezirksvorsitzender Peter Deutschland an. „Die Spirale der Zumutungen dreht sich höher<br />
und höher.“ Da müsse sich die Landesregierung nicht wundern, wenn sie Loyalität verliere. Die<br />
Polizisten sollen sich künftig an ihrer Krankenversorgung, der Heilfürsorge, beteiligen. Geplant ist ein<br />
Eigenanteil in Höhe von 1,4 Prozent des Grundgehaltes. Dazu soll es einen Beförderungsstopp<br />
geben.<br />
„Das ist frustrierend“, sagt Polizeiobermeister Jan Burmester aus Lübeck. Nach 1996 hätte er im Jahr<br />
2012 zum zweiten Mal befördert werden sollen. „Wann das nun kommt, steht in den Sternen“, meint<br />
der 40-Jährige. „Das Land wird wortbrüchig – immer wieder.“<br />
Auch die Lehrer sind tief enttäuscht. Während sich Carstensen beim Fußballspiel und beim Heavy-<br />
Metal-Konzert amüsiere, sei den Beschäftigten „das Lachen längst vergangen“, berichtet Kai<br />
Niemann, Landesvorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). In den Schulen<br />
würden durch die Arbeitszeitverlängerung letztlich 330 neue Planstellen verhindert. „Wir brauchen<br />
aber nicht mehr Arbeitslose, sondern junge Lehrer“, so der drängende Appell des GEW-Vorsitzenden.<br />
„Unsere Arbeitsbedingungen dürfen sich nicht noch weiter verschlechtern“, fordert Kai Swane,<br />
Förderschullehrer in Kiel. Mit den Jahren seien immer mehr Aufgaben hinzugekommen:<br />
Vergleichsarbeiten müssten geschrieben, Lernpläne erarbeitet und Schulprogramme entwickelt<br />
werden. „Lehrer sind keine Packesel, denen man immer mehr aufbürden darf. Sonst werden sie<br />
irgendwann bockig und nichts geht mehr“, warnt Niemann.<br />
Die FDP stellte sich gestern an die Seite der Demonstranten. Die Polizeibeamten seien zu recht von<br />
der Landesregierung enttäuscht, erklärte Fraktionschef Wolfgang Kubicki. „Wer wie die CDU vor der<br />
Wahl Konzepte zur Einführung der zweigeteilten Laufbahn, zum Abbau des Beförderungsstaus und<br />
zum Aufbau von mehr Personal verspricht und dann nach der Wahl die Heilfürsorge kürzt und längere<br />
Arbeitszeiten verordnet, ist selbst schuld, wenn schon bald die Beamten auf der Straße protestieren.“<br />
Innenminister Ralf Stegner (SPD) indes zeigt kein Verständnis für die Aktion der Polizei. Die<br />
Einschnitte seien unvermeidlich, die Proteste nicht gerechtfertigt, meint er. „Die Landesregierung<br />
mutet Polizeibeamten nichts zu, was nicht auch Arbeitnehmer und Rentner und andere Beamte an<br />
Solidarlasten zu tragen hätten“, heißt es in einer schriftlichen Erklärung des Innenministeriums.<br />
Stegners Blickwinkel sei „sehr eingeschränkt“, kontert GdP-Landesvorsitzender Oliver Malchow. Die<br />
Gewerkschaft will weiter protestieren. „Für uns gibt es kein Zurück mehr“, sagt Hardt.
Mit markigen Sprüchen und lautem Pfeifen machten gestern Polizisten und Lehrer ihrem Unmut Luft.<br />
2500 Landesbeamte forderten die schwarz-rote Landesregierung auf, die geplante<br />
Arbeitszeitverlängerung zurückzunehmen. Dabei gehe es um „Verlässlichkeit und Glaubwürdigkeit“,<br />
warnte Oliver Malchow, Landesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP). Die Stimmung unter<br />
den Kollegen wird mit frustriert bis gereizt beschrieben. Seit Jahren habe man Beiträge für den<br />
maroden Haushalt geleistet. Nun dürfe es keine Sonderopfer mehr geben, lautet die Forderung der<br />
Landesbeamten. Das Maß sei voll.<br />
Heinz Klinke (79), Ex-Rektor aus Kiel: „Schon wieder sollen die Lehrer Kosten tragen, wenn das Land<br />
im Minus ist.“
Dirk Pohlmeyer (39), Kripo Ratzeburg: „Seit ich bei der Polizei bin, haben sich die Arbeitsbedingungen<br />
verschlechtert.“<br />
Marion Obst (33), Ausbilderin in Eutin: „Ich fürchte um meinen Arbeitsplatz, da wir weniger Azubis<br />
bekommen sollen.“
Renate Schmidt-Thiele (53), Grund- und Hauptschullehrerin: „Es ist nicht einzusehen, dass wir länger<br />
arbeiten sollen.“<br />
Dierk Dürbrook (46) von der Wasserschutzpolizei in Travemünde: „Wir sind immer die ersten, die<br />
geschröpft werden.“<br />
Kai Swane (50), Förderschullehrer: „Wir haben immer mehr zusätzliche Aufgaben bekommen. Jetzt<br />
muss Schluss sein.“