Info - Hanner
Info - Hanner
Info - Hanner
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
FE_0907_060_KdM K 03.09.2007 16:25 Uhr Seite 60<br />
K O C H D E S M O N A T S<br />
60 DER FEINSCHMECKER 9/2007<br />
Der Koch<br />
Der Niederösterreicher Heinz Viktor <strong>Hanner</strong> (44) hat seinen<br />
Beruf im Blut: Schon die Eltern waren Gastwirte im idyllischen<br />
Mayerling vor den Toren Wiens. Nach der Tourismusfachschule<br />
und der Kochlehre bei seiner Mutter Cäcilia begann <strong>Hanner</strong>,<br />
kulinarische Auszeichnungen zu sammeln, zunächst mit dem<br />
Restaurant „Kronprinz“ im Betrieb der Eltern; 1990 kaufte er<br />
ihnen den Gasthof ab. Im eigenen, 2003 runderneuerten<br />
Restaurant mit Hotel „<strong>Hanner</strong>“ steht ihm seine Lebensgefährtin<br />
Brigitta zur Seite. Mit seinem Stil zwischen Regionalismus<br />
und Avantgarde ist Heinz <strong>Hanner</strong> heute einer der bekanntesten<br />
und originellsten Spitzenköche Österreichs.<br />
Das Restaurant<br />
Holz, Glas, Naturfarben und die Ruhe des Wienerwalds prägen das<br />
„<strong>Hanner</strong>“. Das Gourmetrestaurant hat drei elegante, geräumige Speisesäle<br />
mit insgesamt 40 Plätzen. 50 weitere Plätze gibt es im „<strong>Hanner</strong> leger“<br />
mit der Bar, wo kleine Gerichte serviert werden. Im Sommer wird auch<br />
auf der großen Terrasse im Garten für bis zu 30 Personen<br />
gedeckt. Viele der rund 1600 Weine im Keller stammen<br />
aus der heimischen Thermenregion. Zum modernen<br />
Ensemble gehören außerdem ein Hotel mit<br />
20 Zimmern, Fitnessraum, Dampfbad und Bibliothek<br />
sowie ein separates Seminar- und Tagungsgebäude.<br />
Im Wienerwald kocht Heinz <strong>Hanner</strong><br />
eine moderne Molekularküche, die<br />
in reizvollem Kontrast zur romantischen<br />
Umgebung steht. Anregungen aus aller<br />
Welt verbindet er mit heimischen<br />
Spitzenprodukten zu kunstvollen und<br />
Ein Fels<br />
überraschenden Tellern<br />
auf der<br />
Text: Isolde von Mersi, Fotos: Ulrike Holsten, Produktion: Frauke Koops<br />
Lichtung
FE_0907_060_KdM K 03.09.2007 16:25 Uhr Seite 62<br />
Wildfang-Hecht aus dem Attersee<br />
mit Gurken und Pfifferlingen<br />
62 DER FEINSCHMECKER 9/2007<br />
Schwierigkeitsgrad: leicht,<br />
Zubereitungszeit: 1 1 / 2 Stunden plus<br />
1 Tag Ruhezeit fürs Orangenöl<br />
Zutaten für 4 Personen:<br />
ORANGENÖL<br />
100 g Sonnenblumenöl, fein abgeriebene Schale von 4 Bio-Orangen<br />
Das Sonnenblumenöl auf 80 Grad erwärmen (Temperatur mit<br />
Thermometer überprüfen). Die Orangenschalen dazugeben und das<br />
Öl mindestens 1 Tag ziehen lassen. Durch ein Sieb passieren.<br />
PFIFFERLINGE<br />
Etwa 150 g geputzte kleine Pfifferlinge, Salz,<br />
Pfeffer aus der Mühle, 3 Essl. Butter<br />
32 schöne Pfifferlinge beiseite legen.<br />
Die restlichen Pilze auf einer Gemüsereibe<br />
fein reiben, mit Salz und Pfeffer würzen.<br />
Die ganzen Pilze in der heißen Butter kurz andünsten,<br />
mit Salz und Pfeffer abschmecken.<br />
GURKEN<br />
4 kleine Gurken, 3 Essl. Sesamöl, Salz, Pfeffer aus der Mühle<br />
Die Gurken auf eine einheitliche Länge schneiden. Mit der<br />
Aufschnittmaschine oder einem scharfen Messer längs in 2 mm<br />
dünne Scheiben schneiden. Im warmen Sesamöl kurz anbraten und<br />
zu vier Rechtecken zusammenlegen. Mit Salz und Pfeffer würzen.<br />
HECHT<br />
4 entgrätete Hechtfilets à 100 g, Saft von 1 Zitrone,<br />
Salz, 4 Essl. Sesamöl<br />
Die Hechtfilets mit Zitronensaft und Salz würzen und im<br />
Sesamöl langsam braten. Tipp: Falls die Filets sehr dünn sind,<br />
vor dem Braten jeweils mehrere kleine Filetscheiben mit<br />
Eiweiß bepinseln und aufeinanderstapeln.<br />
GARNITUR<br />
4 Gurkenblüten mit kleinem Fruchtansatz<br />
(ersatzweise Zucchiniblüten), etwas alter Balsamico<br />
Das lichte Restaurant ist<br />
angenehm und großzügig,<br />
ebenso wie die moderne<br />
Küche, die Heinz <strong>Hanner</strong><br />
selbst entworfen hat. Dort<br />
wird der prächtige Hecht<br />
sorgsam zubereitet<br />
Anrichten:<br />
Je ein Gurkenrechteck mittig auf den Teller legen, darauf die Gurkenblüten<br />
platzieren. Den gebratenen Hecht davorsetzen und geriebene<br />
rohe Pfifferlinge oberhalb des Gurkenrechtecks aufhäufeln. Die<br />
gebratenen Pfifferlinge daneben in einer Reihe setzen. Mit dem<br />
Orangenöl einen Strich ziehen und darauf etwas alten Balsamico<br />
geben (siehe Foto).<br />
Weintipp von Heinz <strong>Hanner</strong>:<br />
Der 2006er Mandel-Höh Zierfandler vom Weingut Johann<br />
Stadlmann, Thermenregion, Österreich, hat Aromen exotischer<br />
Früchte, dazu würzige Noten von Blüten und Honig.<br />
VORSPEISE
FE_0907_060_KdM K 03.09.2007 16:25 Uhr Seite 64<br />
Geschmorter Bauch vom Wildschwein<br />
mit Birnenkaviar & Topinambur-Birnen-Gratin<br />
64 DER FEINSCHMECKER 9/2007<br />
Schwierigkeitsgrad: mittelschwer,<br />
Zubereitungszeit: 3 1 / 2 Stunden<br />
Zutaten für 4 Personen:<br />
WILDSCHWEINBAUCH<br />
400 g Wildschweinbauch (ersatzweise Schweinebauch),<br />
2 Essl. Olivenöl, 1 Bund geputztes, klein gewürfeltes Suppengemüse,<br />
150 g gewürfelter geräucherter Schinken, 4 gewürfelte Schalotten,<br />
2 gehackte Knoblauchzehen, 1 Essl. Tomatenmark,<br />
1 /2 l Rotwein (Pinot noir), etwa 2 l Wildfond, Salz, Pfeffer aus der<br />
Mühle, etwas Speisestärke zum Binden<br />
Das Fleisch parieren (von Sehnen und Häutchen befreien), trocken<br />
tupfen. In einem Bräter im heißen Öl rundherum kurz anbraten.<br />
Fleisch herausnehmen, Suppengemüse, Schinken, Schalotten und<br />
Knoblauch im verbleibenden Bratensatz anbraten. Tomatenmark dazugeben<br />
und bei schwacher Hitze kurz anrösten, mit Rotwein ablöschen<br />
und mit 1 /2 l Wildfond aufgießen, sodass das Fleisch bedeckt ist.<br />
Das Fleisch wieder in den Bräter geben. Im Backofen bei 150 Grad in<br />
1 1 /2–2 Stunden weich schmoren. Zwischendurch immer wieder mit<br />
dem restlichen Wildfond übergießen. Das Fleisch herausnehmen,<br />
abkühlen lassen und in quadratische Stücke<br />
schneiden. Die Sauce durch ein Sieb passieren,<br />
stark einkochen lassen, würzen und mit<br />
etwas angerührter Speisestärke leicht binden.<br />
BIRNENKAVIAR<br />
1 /2 l Birnensaft, 100 ml Birnenbrand,<br />
3 g Alginat und 5 g Kalziumchlorid<br />
(beides über www.bosfood.de,<br />
Kalziumchlorid auch in der Apotheke)<br />
Den Birnensaft auf 1 /4 Liter einkochen lassen,<br />
mit Birnenbrand abschmecken. Das Alginat<br />
mit einem Schneebesen klumpenfrei einrühren,<br />
erkalten lassen. Das Kalziumchlorid in<br />
1 /2 Liter kaltem Wasser auflösen. Einen<br />
Schaumlöffel 1–2 cm unter die Wasseroberfläche<br />
halten. Den leicht dicklichen Birnensaft<br />
in eine Spritze oder eine Pipette geben und in das Kalziumchloridwasser<br />
tropfen lassen. Nach 1 Minute die Kaviarperlen mit dem<br />
Schaumlöffel herausnehmen und in kaltem Wasser abspülen. Die Zeit<br />
im Kalziumchloridwasser sollte nicht überschritten werden, da die<br />
Perlen sonst zu hart werden und nicht mehr nach Birne schmecken.<br />
TOPINAMBUR-BIRNEN-GRATIN<br />
200 g gewaschene, gebürstete Topinamburknollen,<br />
Salz, 125 g Sahne, 3 Eigelb, Salz, Muskatnuss,<br />
2 geschälte, entkernte Birnen<br />
Topinamburknollen in gesalzenem Wasser in etwa 30 Minuten weich<br />
kochen, die Haut abschälen und mit Sahne und Eigelb fein<br />
pürieren. Mit Salz und Muskatnuss abschmecken. Birnen in dünne<br />
Scheiben schneiden und dicht an dicht in eine mit Backpapier<br />
ausgelegte Form legen. Die Topinamburmousse etwa 1 /2 cm dick auf<br />
die Birnenscheiben streichen. Im Ofen bei 160 Grad in<br />
20–25 Minuten goldgelb backen. In Quadrate schneiden.<br />
Für den Birnenkaviar muss man ein wenig<br />
experimentieren, mit Kalziumchlorid, Alginat und<br />
Pipette. Das Ergebnis ist amüsant und schmeckt<br />
GARNITUR<br />
1-2 Essl. saure Sahne,<br />
Salbeiblüten (ersatzweise Thymian- oder Rosmarinblüten)<br />
Anrichten:<br />
Die Fleischstücke in der Sauce erwärmen, je zwei Stücke Fleisch<br />
nebeneinander auf vorgewärmte Teller legen. Fleisch mit etwas Sauce<br />
glacieren (überziehen) und mit Hilfe einer Spritze feine Streifen<br />
von saurer Sahne auf die Stücke ziehen. Das Gratin neben den<br />
Schweinebauch legen, die warme Sauce als Streifen auf die Teller<br />
geben und das Ganze mit Birnenkaviar und Blüten garnieren.<br />
Weintipp:<br />
Zum Wildschwein passt die rubinrote, dichte 2005er Gradenthal<br />
Cuvée Premium vom Weingut Christian Fischer, Thermenregion,<br />
Österreich, mit ihrem langen, weichen Abgang. Ihr Duft erinnert<br />
an Weichselkirschen.<br />
HAUPTGERICHT
FE_0907_060_KdM K 03.09.2007 16:25 Uhr Seite 66<br />
Geeister Zwetschgenschaum<br />
mit Apfel und Topfen<br />
Schwierigkeitsgrad: schwer,<br />
Zubereitungszeit: 3 Stunden plus 4 Stunden<br />
Abtropfzeit, 2 Stunden Gefrierzeit<br />
66 DER FEINSCHMECKER 9/2007<br />
Zutaten für 4 Personen:<br />
TOPFENSTRUDEL<br />
1 Blatt aufgetauter Filoteig (oder hauchdünner Strudelteig, etwa<br />
30 x 30 cm), 2 Essl. flüssige Butter, 250 g Magerquark (Topfen),<br />
2 Blatt eingeweichte Gelatine, 2-3 Essl. Zitronensaft, Mark einer<br />
Vanilleschote, 2-3 Essl. Puderzucker, 50 ml geschlagene Sahne<br />
Für den Strudel den Filoteig in 3 x 6 cm große Streifen schneiden, mit<br />
Butter bestreichen und zu 4 Rechtecken stapeln. Auf 4 gefettete<br />
oder mit etwas Folie überzogene Metallröhren rollen (z. B. aus dem<br />
Baumarkt). Bei 180 Grad in etwa 2-3 Minuten goldgelb backen.<br />
Etwas abkühlen lassen, dann vorsichtig von den Formen lösen.<br />
Abkühlen lassen. Für die Topfenmousse den Quark in ein Sieb über<br />
eine Schüssel geben und mindestens 4 Stunden abtropfen lassen. Das<br />
Abtropfwasser aufbewahren. Gelatine im warmem Zitronensaft<br />
auflösen, mit dem Quark mischen. Den Puderzucker dazugeben und<br />
alles zusammen glatt rühren. Wenn die Masse anfängt zu stocken, die<br />
Sahne vorsichtig unterheben. In einen Spritzbeutel füllen.<br />
APFEL-QUARK-ROLLE<br />
5 Essl. Apfelsaft, 2 Blatt eingeweichte Gelatine, 30 g Quark,<br />
20 g Quarkwasser (vom Topfenstrudel)<br />
Apfelsaft erwärmen, 1 Blatt eingeweichte Gelatine darin auflösen. Etwa<br />
2 mm dünn in eine mit Frischhaltefolie ausgelegte Form (10 x 15 cm)<br />
gießen und kurz kalt stellen. Den Quark mit dem Quarkwasser erwärmen,<br />
das zweite Blatt Gelatine darin auflösen. Abkühlen lassen, auf das<br />
Apfelgelee gießen, glatt streichen und etwa 5 Minuten kalt stellen. Zu<br />
einer Rolle von etwa 4 cm rollen und in 2,5 cm lange Stücke schneiden.<br />
ZWETSCHGENSCHAUM<br />
300 g Zwetschgen- oder Pflaumensaft, 45 g Puderzucker, 1 Essl.<br />
Zitronensaft, 3 Blatt eingeweichte Gelatine, 200 ml Zwetschgenwasser<br />
Die Hälfte des Safts in einer Rührschüssel für etwa 30 Minuten im<br />
Tiefkühler kalt stellen. Restlichen Saft mit Puderzucker und Zitronensaft<br />
leicht erwärmen. Eingeweichte, ausgedrückte Gelatine darin<br />
auflösen, im Kühlschrank auf 15 Grad abkühlen lassen (mit Thermometer<br />
überprüfen). Den eisgekühlten Saft aus dem Tiefkühler nehmen.<br />
Mit den Quirlen des Handrührers aufschlagen, dabei die Saft-Gelatine-<br />
Mischung langsam einlaufen lassen, bis alles richtig schaumig<br />
ist. Zwetschgenwasser unterrühren. Schaum in 4 kleine rechteckige<br />
Formen füllen und mindestens 2 Stunden gefrieren lassen.<br />
MINZPASTE<br />
Etwa 20 Blättchen getrocknete Minze (etwa 1 Essl.),<br />
1 Essl. Puderzucker, etwa 1 Essl. Sonnenblumenöl<br />
Getrocknete Minzeblätter mit Puderzucker und Sonnenblumenöl<br />
im Mörser zu einer Paste verarbeiten.<br />
MARINIERTE ZWETSCHGENWÜRFEL<br />
1 1 /2 Essl. Zucker, 80 ml Zwetschgen- oder Pflaumensaft,<br />
4 in feine Würfel geschnittene Zwetschgen<br />
Zucker in einer Pfanne karamellisieren, mit Saft ablöschen.<br />
Die Zwetschgen kurz darin marinieren. Abkühlen lassen.<br />
Der Filoteig wird um Metallröhren gerollt<br />
KARAMELLISIERTE ZWETSCHGEN<br />
4 Zwetschgenhälften, 2-3 Teel. Zucker<br />
Die Zwetschgenhälften an der Hautseite kleinwürfelig einschneiden und<br />
mit Zucker bestreuen. Mit dem Gasbrenner kurz karamellisieren.<br />
GARNITUR<br />
4 Essl. Zucker zum Karamellisieren der Teller<br />
Anrichten:<br />
Vier Teller mit je einem Esslöffel Zucker bestreuen und mit dem Gasbrenner<br />
den Zucker kurz karamellisieren. Je ein Filoteig-Röllchen mit<br />
der Quarkmousse füllen und auf einen karamellisierten Teller setzen.<br />
Die Apfel-Quark-Rolle dazustellen. Auf einen zweiten Teller einen<br />
Strich Minzpaste ziehen, Zwetschgenschaum danebensetzen,<br />
obenauf mittig mit marinierten Zwetschgenwürfeln eine Reihe legen.<br />
Mit einer karamellisierten Zwetschge garnieren.<br />
Weintipp:<br />
Dazu passt die goldgelbe, fein-elegante 2006er Zierfandler Rotgipfler<br />
Trockenbeerenauslese vom Weingut Othmar Biegler, Thermenregion,<br />
Österreich, mit reifen Aromen und langem Abgang.<br />
DESSERT
FE_0907_060_KdM K 03.09.2007 16:25 Uhr Seite 68<br />
Stilles Wasser als Ruhepunkt<br />
Heimisches Wild und Computertechnik, leichte Schäumchen<br />
und kräftige Würze: Was Heinz <strong>Hanner</strong> gut findet,<br />
kombiniert er in seinem Restaurant nach eigenen Regeln<br />
Natürlich, ein Spitzenkoch ist Heinz<br />
<strong>Hanner</strong> auch. Aber daneben ist er<br />
Hotelbesitzer, Wein- und Käsefachmann,<br />
Buchautor, Fernsehkoch und der<br />
Erfinder eines computergesteuerten Küchenplans,<br />
der es möglich macht, jedem<br />
Gast die Gänge seines Menüs im 20-Minuten-Takt<br />
zu servieren. Zusammen mit seiner<br />
langjährigen Lebensgefährtin Brigitta<br />
Lashofer ist <strong>Hanner</strong> Vorbild und Motivator<br />
eines leistungsorientierten, doch liebevoll<br />
geführten Teams von 25 Angestellten und<br />
zehn Lehrlingen. Nicht zu vergessen: Er<br />
ist der engagierte Vater von Heinz-Viktor,<br />
einem 18-jährigen Tourismusfachschüler,<br />
das schwärmerische Herrchen der Setterhündin<br />
Ella, ein Jogger, Fischer, Liebhaber<br />
von Design und moderner Kunst, von Genuss<br />
und Geselligkeit.<br />
„Erfolg ist, wenn man zwischen dem<br />
Aufstehen und dem Schlafengehen machen<br />
darf und kann, was einem am meisten Spaß<br />
macht“, schreibt der 44-Jährige in seinem<br />
Buch „<strong>Hanner</strong>s Gourmet-ABC“. Freiheit<br />
sei ihm sehr wichtig, betont er auch im Ge-<br />
68 DER FEINSCHMECKER 9/2007<br />
spräch: „Ich könnte unmöglich den ganzen<br />
Tag nur an den Kochtöpfen kleben.“ Dabei<br />
ist seine Küche sicher eine der schönsten<br />
und modernsten in Österreich, ein echter<br />
Arbeitsplatz zum Wohlfühlen – stau- und<br />
hitzefrei, mit einer riesigen Glasfront zum<br />
Wald und zum Kräutergarten, mit dem<br />
massiven „Roten Tisch“, an dem sich die<br />
Küchenbrigade zum Essen, Verkosten<br />
und Debattieren trifft, mit großzügigen<br />
Küchenzeilen und gut sichtbar platzierten<br />
Computerbildschirmen, von denen die Köche<br />
ablesen können, welche Gerichte als<br />
nächste drankommen und wie viel Zeit für<br />
die Zubereitung bleibt.<br />
Der Gastronom <strong>Hanner</strong> aber, ein eleganter<br />
man in black, ist überall unterwegs in<br />
seinem selbst geschaffenen Reich, mal in<br />
der Küche, mal im Weinkeller mit den 1600<br />
Etiketten, mal in der Käsekammer, im Shop<br />
und in der Bar, mal in den eleganten Speisesälen<br />
oder im Seminarbereich des Hotel-<br />
Restaurants „<strong>Hanner</strong>“, das er erst vor wenigen<br />
Jahren radikal hat umbauen und erneuern<br />
lassen. Mit seiner Frau Brigitta, die<br />
ebenfalls aus dem Hotelfach kommt, hat er<br />
jedes Detail des Hauses durchdacht, eine<br />
Galerie aus Baden bei Wien mit wechselnden<br />
Präsentationen österreichischer Künstler<br />
betraut und ein Becken mit Koi-Karpfen<br />
direkt vor die Terrasse bauen lassen.<br />
„So eine stille Wasserfläche kühlt und<br />
beruhigt den Blick“, sagt der stolze Hausherr<br />
und kommt dann doch endlich auch<br />
zur Hauptsache, dem guten Essen. Dabei<br />
mustert er mit strengem Blick die Platten,<br />
auf denen der Kellner Aperitifhappen serviert.<br />
Bildschön sind diese Kreationen,<br />
leicht, raffiniert und fantasievoll: die pralinenähnlichen<br />
Schinkenbrötchen und der<br />
Kartoffelschaum mit Kaviar, die Gänseleber<br />
mit Lakritz und Apfel, die vier Variationen<br />
vom Kalb oder das Dessert mit sieben<br />
Schokoladen und ebenso vielen Aromen,<br />
bei dem beispielsweise zu „Caffè Nero“<br />
vom toskanischen Chocolatier Andrea Slitti<br />
ein Hauch pürierter Trüffel mit Olivenöl<br />
kommt und zu Enric Roviras „Rajoles“, den<br />
Schokoladenperlen, ein Tropfen Chiliöl.<br />
Der Showeffekt gehört ebenfalls zum<br />
<strong>Hanner</strong>-Mahl, beispielsweise zur Roten<br />
Königskrabbe im mystisch wabernden Rosmarinrauch,<br />
der mit Hilfe einer Haschpfeife<br />
ins Serviergefäß gepustet wird. Auch<br />
sonst kann <strong>Hanner</strong>s experimentierfreudige<br />
Küche alle möglichen Kunststückerln: luftig<br />
aus der Sodaflasche gespritzte Schäume,<br />
Cremes, Pürees, Extrakte und Saucen<br />
aus Früchten oder Gemüse, aus Fisch oder<br />
Fleisch, mit Stickstoff gegrillte oder gefrorene<br />
Speisen.<br />
„Die einheimischen Medien drängen<br />
mich ein bisschen in die Rolle des österreichischen<br />
Molekularküchenpapstes“, bedauert<br />
<strong>Hanner</strong>, „und es ist ja auch nicht so,<br />
dass die neuen Küchentechniken keinen<br />
Sinn hätten oder keinen Spaß machten.<br />
Aber übertreiben darf man damit nicht. Mir<br />
persönlich jedenfalls schwebt anderes vor.“<br />
Zum Beispiel? „Das Positive aus der klassischen<br />
Küche und aus dem Trend der Molekularküche<br />
zu vereinen. Und noch mehr<br />
Am Koi-Karpfenteich stehen Heinz <strong>Hanner</strong><br />
und Brigitta Lashofer (Foto links, Mitte)<br />
mit Küchenbrigade und Servicepersonal.<br />
Vor vier Jahren haben sie den ganzen<br />
Komplex (u.) erweitert und umgestaltet<br />
Bodenständigkeit bei den Produkten“, sagt<br />
<strong>Hanner</strong> und zeigt hinaus zum Wald: „Bei<br />
uns hinterm Gartenzaun leben jede Menge<br />
Rehe und Rebhühner, Wildschweine, Hirsche.<br />
Es ist die größte Herausforderung,<br />
sich in der eigenen Region zu vernetzen.“<br />
Schon jetzt finden sich hochwertige<br />
österreichische Schmankerln auf der Karte,<br />
die Waldhühner und Tauben von der Hohen<br />
Reit zum Beispiel, einer Bergkuppe im Pielachtal,<br />
wo exklusiv für <strong>Hanner</strong> gezüchtet<br />
wird, das Fleisch der glücklichen Ochsen,<br />
die am Attersee weiden, oder die Fische aus<br />
den Seen des Salzkammerguts.<br />
Alle frischen Kräuter kommen aus eigenen<br />
Beeten. Sie seien gut gegen die<br />
Langeweile auf den Tellern, meint <strong>Hanner</strong>:<br />
„Die Zeiten, wo alles nur nach Zitronengras<br />
oder nach gar nichts mehr schmeckte,<br />
waren doch furchtbar. Ich mag’s kräftig<br />
und vielseitig gewürzt. Manchen meiner<br />
Köche muss ich förmlich Mut zur Würze<br />
machen, die haben das nirgends gelernt.“<br />
Wie wird man eigentlich so, ein Mann<br />
wie ein Feuerwerk? Vielleicht ist ja die statische<br />
Kulisse, in der Heinz <strong>Hanner</strong> aufgewachsen<br />
ist und lebt, heimlich still und leise<br />
ein großer Stimulus. Mayerling ist sehr<br />
klein und sehr grün. Die Wiesen, Forste<br />
und Hügel vor den Toren Wiens waren<br />
einst Jagdrevier der Habsburger. In der<br />
ländlichen Abgeschiedenheit hat <strong>Hanner</strong><br />
allerdings sehr dynamische Eltern zum<br />
Vorbild gehabt, sie führten mehrere<br />
Wienerwaldgasthäuser. Heinz hat das<br />
Kochen bei seiner Mutter Cäcilia am<br />
Wirtshausherd gelernt. Sie ist noch heute<br />
mit ihrem Brot und mit den schmalzgebackenen<br />
Zottelkrapfen auf der Menükarte<br />
präsent. Als Lokalgröße war sie<br />
in <strong>Hanner</strong>s Augen die bestmögliche<br />
Lehrmeisterin: „Wenn man bei den<br />
Promis lernt, ist es sehr schwer, deren<br />
Handschrift wieder loszuwerden.“<br />
Inspiration durch Düfte und Geschmäcke<br />
der großen internationalen<br />
Küche haben sich Heinz <strong>Hanner</strong> und seine<br />
Frau jahrelang auf intensiven Kurztrips zu<br />
den besten Restaurants der Welt in die Idylle<br />
geholt. Sein Können gibt das engagierte<br />
Paar auf sympathische Weise an die junge<br />
Köche- und Servicegeneration weiter. „Egal,<br />
welches Fach sie lernen – bei uns gehen<br />
alle Lehrlinge in der ersten Woche auf tour<br />
d’amour“, erzählt der Chef. Das bedeutet:<br />
Jeder darf einmal verwöhnt wie ein Gast im<br />
Hotelzimmer übernachten und im Restaurant<br />
speisen. Jeder muss aber auch mal bei<br />
der Mülltrennung oder beim Geschirrspülen<br />
mitmachen. „Wir sitzen alle in einem<br />
Boot, jeder muss das ganze Haus und das<br />
Arbeitsfeld der anderen kennen“, sagt <strong>Hanner</strong>.<br />
Pädagoge ist er also auch noch.<br />
ffffh „<strong>Hanner</strong>“, Heinz <strong>Hanner</strong> Platz 1,<br />
A-2534 Mayerling 1, Tel. 0043-2258-<br />
23 78, Fax 23 78 41, hanner@<br />
hanner.cc, www.hanner.cc, kein Ruhetag,<br />
Hauptgerichte € 39-48, 20 DZ ab € 208<br />
ademv<br />
Das Rezept zu unserem Titelbild „Hummer und Sardine mit Tomate und Wildkäutern“<br />
stammt von Heinz <strong>Hanner</strong>. Sie können es anfordern unter redaktion@der-feinschmecker.de