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Evaluationsbericht SIGNO 2010

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Abschlussbericht<br />

Evaluierung des <strong>SIGNO</strong>-<br />

Förderprogramms des BMWi<br />

in seiner ganzen Breite und<br />

Tiefe<br />

Auftraggeber<br />

Bundesministerium für<br />

Wirtschaft und Technologie<br />

Ansprechpartner Prognos AG<br />

Michael Astor<br />

Ulf Glöckner<br />

Daniel Riesenberg<br />

Ansprechpartner<br />

BOEHMERT & BOEHMERT<br />

Dr. Christian Czychowski<br />

Berlin, April <strong>2010</strong><br />

63-26936


Das Unternehmen im Überblick<br />

Geschäftsführer<br />

Christian Böllhoff<br />

Präsident des Verwaltungsrates<br />

Gunter Blickle<br />

Berlin HRB 87447 B<br />

Rechtsform<br />

Aktiengesellschaft nach schweizerischem Recht<br />

Gründungsjahr<br />

1959<br />

Tätigkeit<br />

Prognos berät europaweit Entscheidungsträger in Wirtschaft und Politik. Auf Basis neutraler Analysen<br />

und fundierter Prognosen werden praxisnahe Entscheidungsgrundlagen und Zukunftsstrategien für<br />

Unternehmen, öffentliche Auftraggeber und internationale Organisationen entwickelt.<br />

Arbeitssprachen<br />

Deutsch, Englisch, Französisch<br />

Hauptsitz<br />

Prognos AG<br />

Henric Petri-Str. 9<br />

CH - 4010 Basel<br />

Telefon +41 61 32 73-200<br />

Telefax +41 61 32 73-300<br />

info@prognos.com<br />

Weitere Standorte<br />

Prognos AG Prognos AG<br />

Goethestr. 85 Wilhelm-Herbst-Straße 5<br />

D - 10623 Berlin D - 28359 Bremen<br />

Telefon +49 30 520059-200 Telefon +49 421 2015-784<br />

Telefax +49 30 520059-201 Telefax +49 421 2015-789<br />

Prognos AG Prognos AG<br />

Schwanenmarkt 21 Avenue des Arts 39<br />

D - 40213 Düsseldorf B - 1040 Brüssel<br />

Telefon +49 211 887-3131 Telefon +32 2 51322-27<br />

Telefax +49 211 887-3141 Telefax +32 2 50277-03<br />

Prognos AG Prognos AG<br />

Sonnenstraße 14 Friedrichstraße 15<br />

D - 80331 München D - 70174 Stuttgart<br />

Telefon +49 89 515146-170 Telefon +49 711 490 39 745<br />

Telefax +49 89 515146-171 Telefax +49 711 490 39 640<br />

Internet<br />

www.prognos.com


Inhalt<br />

1 Zusammenfassung 1<br />

2 Einleitung 8<br />

3 Methodisches Konzept 14<br />

4 Zielsystem der Förderung 20<br />

4.1 <strong>SIGNO</strong> Unternehmen 20<br />

4.2 <strong>SIGNO</strong> Erfinder 27<br />

4.3 <strong>SIGNO</strong> Hochschulen 29<br />

5 Organisation der Programmumsetzung 32<br />

6 Umsetzungspraxis und Effekte der Förderung 41<br />

6.1 <strong>SIGNO</strong> Unternehmen: KMU Patentaktion 41<br />

6.2 <strong>SIGNO</strong>-Unternehmen: Verwertungsaktion 67<br />

6.3 <strong>SIGNO</strong>-Erfinder: Erfinderfachauskunft 75<br />

6.4 <strong>SIGNO</strong>-Erfinder: Erfinderclubs 89<br />

6.5 Projektmanagement <strong>SIGNO</strong>-Unternehmen & -Erfinder 108<br />

6.6 <strong>SIGNO</strong>-Hochschulen: Verwertungsförderung 113<br />

7 Fazit und Empfehlungen 152<br />

7.1 <strong>SIGNO</strong>-Unternehmen 152<br />

7.2 <strong>SIGNO</strong>-Erfinder 156<br />

7.3 Projektmanagement <strong>SIGNO</strong>-Unternehmen & -Erfinder 158<br />

7.4 <strong>SIGNO</strong>-Hochschulen 159<br />

8 Literaturverzeichnis 164<br />

I


Abbildungsverzeichnis<br />

Abbildung 1: Sekundärstatistik und Primärerhebungen 15<br />

Abbildung 2: Interviewprogramm 17<br />

Abbildung 3: Projektphasen von <strong>SIGNO</strong> / INSTI 34<br />

Abbildung 4: Programmbestandteile der <strong>SIGNO</strong>-Förderung 36<br />

Abbildung 5: Netzwerke der <strong>SIGNO</strong>-Akteure 38<br />

Abbildung 6: Organisation der Programmumsetzung 39<br />

Abbildung 7: Anzahl der Bewilligungen pro Jahr sowie durchschnittliche Anzahl der<br />

monatlichen Bewilligungen 44<br />

Abbildung 8: Teilnehmer der KMU-Patentaktion nach Unternehmenstyp 47<br />

Abbildung 9: Teilnehmer der KMU-Patentaktion nach Mitarbeiterzahl 48<br />

Abbildung 10: Typen von Teilnehmern an der KMU-Patentaktion 50<br />

Abbildung 11: Zufriedenheit mit der Programmorganisation und dem administrativen<br />

Aufwand. 52<br />

Abbildung 12: Zufriedenheit mit der Inanspruchnahme der geförderten Leistungen 53<br />

Abbildung 13: Verteilung der Leistungserbringung bei der KMU-Patentaktion 54<br />

Abbildung 14: Bedeutung der Teilnahme am <strong>SIGNO</strong>-Programm aus Sicht der <strong>SIGNO</strong>-<br />

Partner 55<br />

Abbildung 15: Erteilung von Schutzrechten infolge der Teilnahme an der KMU-<br />

Patentaktion 57<br />

Abbildung 16: Betriebliche Wirkungen der Programmteilnahme 58<br />

Abbildung 17: Lerneffekte und Verhaltensänderungen 59<br />

Abbildung 18: Zukünftige Schutzrechtsaktivitäten 61<br />

Abbildung 19: Optimierung des Innovationsmanagements 62<br />

Abbildung 20: Zufriedenheit mit der Unterstützung durch den <strong>SIGNO</strong>-Partner 64<br />

Abbildung 21: Hemmende Faktoren der Innovationstätigkeit 65<br />

Abbildung 22: Anzahl eingestellter Summaries seit 2002 68<br />

Abbildung 23: Teilnehmerstruktur des InnovationMarket 70<br />

II


Abbildung 24: Teilnehmer des InnovationMarket nach Größenklassen seit 2002 71<br />

Abbildung 25: Nachfrage der Erfinderfachauskunft im Zeitverlauf 78<br />

Abbildung 26: Nutzergruppen der Erfinderfachauskunft 79<br />

Abbildung 27: Erfahrungshintergrund der Nutzer der Erfinderfachauskunft 81<br />

Abbildung 28: Entwicklungsniveau der Erfindungen von Nutzern der<br />

Erfinderfachauskunft 82<br />

Abbildung 29: Verwertungsaktivitäten von Nutzern der Erfinder-fachauskunft 83<br />

Abbildung 30: Entwicklung der Anzahl der Erfinderclubs seit 1995 93<br />

Abbildung 31: Entwicklung der Anzahl der Clubmitglieder seit 2004 94<br />

Abbildung 32: Entwicklung der Schutzrechtsanmeldungen aus den<br />

Erfinderclubs seit 2004 100<br />

Abbildung 33: Entwicklung der externen Anfragen an die Erfinderclubs seit 2004 102<br />

Abbildung 34: Entwicklung der Presseanfragen an die Erfinderclubs seit 2004 103<br />

Abbildung 35: Zufriedenheit der <strong>SIGNO</strong>-Partner mit den Angeboten zur<br />

Qualitätssicherung und Unterstützung 110<br />

Abbildung 36: Zahl der beteiligten Institutionen in Hochschulverbünden 117<br />

Abbildung 37: Patentrelevante Wissenschaftler / -innen pro Mitarbeiter / -in der PVAs 118<br />

Abbildung 38: Leistungen der PVAs 2002-2008 (gesamt) 120<br />

Abbildung 39: Erfindungsmeldungen pro PVA 2002-2008 121<br />

Abbildung 40: Erfindungsmeldungen pro Mitarbeiter / -in der PVAs p.a. 122<br />

Abbildung 41: Erfindungsmeldungen pro patentrelevantem Wissenschaftler 123<br />

Abbildung 42: Prio-Patentanmeldungen der PVAs 2002-2008 124<br />

Abbildung 44: Prio-Patentanmeldungen pro Mitarbeiter / -in der PVA p.a. 126<br />

Abbildung 45: Zahl der Verwertungsabschlüsse pro PVA 2002-2008 127<br />

Abbildung 46: Verwertungsabschlüsse pro Erfindungsmeldung 128<br />

Abbildung 47: Verwertungsabschlüsse pro Mitarbeiter / -in der PVAs 2002-2008 129<br />

Abbildung 48: Entwicklung der Verwertungseinnahmen 130<br />

III


Abbildung 49: Verwertungseinnahmen der PVA 2002-2008 131<br />

Abbildung 50: Durchschnittliche Verwertungseinnahmen pro Abschluss 132<br />

Abbildung 51: Verwertungseinnahmen pro Mitarbeiter / -in der PVA 2002-2008 133<br />

Abbildung 52: Leistungsgeschehen der PVAs (Index: 2002 = 100%) 143<br />

Abbildung 53: Verwertungsabschlüsse pro Mitarbeiter / -in der PVAs 144<br />

Tabellenverzeichnis<br />

Tabelle 1: Schutzrechtsstrategien von Großunternehmen und KMU im Vergleich<br />

(Angaben in %) 9<br />

Tabelle 2: Obergrenzen der Förderung 24<br />

Tabelle 3: Teilnehmer der KMU-Patentaktion nach Branchen 49<br />

Tabelle 4: PVAs im Überblick 116<br />

IV


1 Zusammenfassung<br />

<strong>SIGNO</strong>-Unternehmen<br />

Erfindungen stehen am Anfang zahlreicher Innovationsprozesse.<br />

Die wirtschaftliche Verwertung dieser neu gewonnenen Erkenntnisse<br />

benötigt weitere Schritte von der Prüfung und Validierung<br />

über die technische Weiterentwicklung bis zur Vorbereitung der<br />

Produktion oder der Einführung des neuen Verfahrens. Dieser<br />

Prozess unterliegt einer hohen Dynamik, die sich einerseits durch<br />

eine stetige Beschleunigung und Verkürzung der Produktlebenszyklen<br />

auszeichnet. Andererseits gewinnen Arbeitsteilung, kooperative<br />

Forschung und die Internationalisierung einen kontinuierlichen<br />

Bedeutungsgewinn im Innovationsprozess. Die Sicherung<br />

des geistigen Eigentums steht somit vor der Herausforderung, die<br />

Entwicklungsdynamik nicht abzubremsen und zugleich einen<br />

Schutz der Erfindung zu ermöglichen. Große und mittelständische<br />

Unternehmen haben hierzu Schutzrechtsstrategien entwickelt und<br />

sich in der Sicherung des geistigen Eigentums weitgehend professionalisiert.<br />

Sie messen der schutzrechtliche Absicherung von innovativen<br />

Erfindungen eine deutlich höhere Bedeutung bei als<br />

kleine und mittlere Unternehmen (KMU).<br />

Mit der KMU-Patentaktion greift das Bundesministerium für Wirtschaft<br />

und Technologie (BMWi) auf ein bewährtes Instrument zurück,<br />

um gerade KMU, die sich in der Gründungsphase befinden<br />

oder als diskontinuierliche Innovateure charakterisiert werden können,<br />

Unterstützung bei der schutzrechtlichen Absicherung ihrer<br />

Erfindungen zu bieten. Darüber hinaus werden unter der Dachmarke<br />

<strong>SIGNO</strong> zwei weitere Zielgruppen angesprochen, die im nationalen<br />

Innovationssystem eine wichtige Funktion als Impulsgeber<br />

einnehmen: die Hochschulen und ausgewählte Forschungseinrichtungen<br />

sowie Einzelerfinderinnen und -erfinder. Mit den jeweils<br />

spezifischen Förderangeboten <strong>SIGNO</strong>-Hochschulen, <strong>SIGNO</strong>-Unternehmen<br />

und <strong>SIGNO</strong>-Erfinder werden diesen Zielgruppen unterschiedliche<br />

Vernetzungs- und Unterstützungsleistungen angeboten,<br />

mit denen die Adressaten ihre individuellen oder institutionenspezifischen<br />

Schutzrechtsstrategien optimieren können. Mit<br />

der Evaluierung des <strong>SIGNO</strong>-Programms werden diese Maßnahmen<br />

einer kritischen Prüfung unterzogen.<br />

Durch ein Netzwerk von <strong>SIGNO</strong>-Partnern werden im Rahmen der<br />

KMU-Patentaktion Unternehmen, die fünf Jahre lang kein eigenes<br />

Schutzrecht angemeldet haben, im Prozess der Prüfung der<br />

schutzrechtlichen Relevanz von Erfindungen und der Anmeldung<br />

eines Schutzrechts unterstützt. Durch das BMWi werden Beratertage<br />

kofinanziert, wobei das Leistungsangebot modular aufgebaut<br />

ist. Die <strong>SIGNO</strong>-Partner fungieren dabei als Lotsen, die das jeweilige<br />

Unternehmen im Prozess begleiten und zugleich die Schnittstellen<br />

zu weiteren Kompetenzträgern, wie z.B. Patentanwälten,<br />

1


enennen. Zugleich übernimmt das BMWi einen Teil der ggf. erforderlichen<br />

Patentierungskosten. Die maximale Zuwendungssumme<br />

beläuft sich auf 8.000 € pro Unternehmen. Daneben finanziert<br />

das BMWi den InnovationMarket, eine Internetplattform, mit<br />

der die Verwertung von Erfindungen von Unternehmen und Einzelpersonen<br />

unterstützt werden soll.<br />

33 <strong>SIGNO</strong>-Partner bearbeiten insgesamt rund 560 Beratungsfälle<br />

p.a., das Projektmanagement erfolgt durch das Institut der deutschen<br />

Wirtschaft Köln (IW Köln). Die Evaluierung kommt zu folgenden<br />

Ergebnissen:<br />

� Mit der KMU-Patentaktion werden vor allem kleine Unternehmen<br />

mit weniger als 20 Beschäftigten erreicht (mehr als<br />

90% im Förderzeitraum 2005 - 2009). Mit knapp 39% befindet<br />

sich ein hoher Anteil in der Gründungsphase.<br />

� Die beratenen Unternehmen konstatieren eine außerordentlich<br />

hohe Zufriedenheit mit der Beratungsleistung der<br />

<strong>SIGNO</strong>-Partner. Wenig zufrieden sind die Nutzer lediglich<br />

mit der Beratung zur „Vorbereitung der Verwertung“.<br />

� Die Projektbearbeitung belässt einen großen Teil der Verantwortung<br />

bei den Unternehmen selbst und bindet, sofern<br />

erforderlich, externe Expertise (z.B. Patentanwälte) ein.<br />

� Ein großer Teil der verfolgten Schutzrechtsanmeldungen<br />

wird erteilt (71%), zu berücksichtigen bleibt, dass zum Erhebungszeitpunkt<br />

nicht alle Verfahren abgeschlossen sind.<br />

� Die Unternehmen durchlaufen Lernkurven, die es ihnen zukünftig<br />

ermöglichen, Innovationen hinsichtlich ihrer Schutzrechtsrelevanz<br />

besser zu bewerten und ggf. notwendige<br />

Schritte der Schutzrechtsanmeldung selbst einzuleiten.<br />

� Die <strong>SIGNO</strong>-Partner selbst konstatieren eine hohe Professionalität<br />

des Programmmanagements, das sich vor allem<br />

durch eine ausgeprägte Serviceorientierung auszeichnet.<br />

� Der InnovationMarket hat die in ihn gesetzten Erwartungen<br />

nicht erfüllt und wird nur von wenigen Unternehmen, Erfinderinnen<br />

und Erfindern genutzt. Die Selbstverpflichtung der<br />

<strong>SIGNO</strong>-Partner zur Nutzung der Verwertungsplattform ist<br />

zumeist sehr schwach ausgeprägt.<br />

Die hohen Lernerfolge der beratenen Unternehmen legitimieren in<br />

jedem Fall eine Fortführung der KMU-Patentaktion, im Einzelnen<br />

empfehlen die Evaluatoren:<br />

2


<strong>SIGNO</strong>-Erfinder<br />

� Fortsetzung der Förderung mit modularem Ansatz: Mit einer<br />

Ausnahme entsprechen die definierten Teilpakete dem<br />

Bedarf der Unternehmen und erzielen hohe Lernerfolge.<br />

Hinsichtlich der „Vorbereitung der Verwertung“ stehen Erwartungen<br />

und Leistungen jedoch nicht im Einklang. Das<br />

BMWi sollte das Leistungsangebot dahingehend überprüfen,<br />

ob es das Beratungsmandat und damit auch das<br />

Leistungsvolumen der <strong>SIGNO</strong>-Partner in diesem Punkt erweitert<br />

oder die Leistung der <strong>SIGNO</strong>-Partner auf eine Vermittlungsfunktion<br />

zu weiteren Förderangeboten beschränkt.<br />

� Verlängerung des Förderzeitraums: Mit 18 Monaten Projektlaufzeit<br />

wird das Förderangebot den Anforderungen des<br />

langwierigen Prozesses der Schutzrechtserteilung nicht<br />

ausreichend gerecht. Der Zeitraum sollte auf 24 Monate<br />

verlängert werden.<br />

� Aufrechterhaltung der Zielgruppendefinition: Mit jungen<br />

Unternehmen und den diskontinuierlich innovierenden<br />

KMU wird eine Zielgruppe angesprochen, die üblicherweise<br />

nicht von der Technologie- und Innovationsförderung von<br />

Bund und Ländern erreicht wird.<br />

� Keine Fortführung des InnovationMarket in aktueller<br />

Form: Die geringe Zahl von neu eingestellten Angeboten<br />

und die niedrige Beteiligungsquote der <strong>SIGNO</strong>-Partner signalisieren<br />

die schwache Akzeptanz dieses Verwertungsweges.<br />

Offensichtlich hindert nicht nur die fehlende Modernität<br />

des Internetauftritts eine intensivere Nutzung. Folglich<br />

sollte der InnovationMarket in dieser Form nicht fortgeführt<br />

werden. Eine Weiterentwicklung dieses Ansatzes macht<br />

nur Sinn, wenn ein klares Umsetzungskonzept vorliegt, das<br />

neben einer stärkeren Öffentlichkeitsarbeit auch das Engagement<br />

aller beteiligten <strong>SIGNO</strong>-Akteure sicherstellt. Zu<br />

prüfen bleibt dabei eine „große Lösung“ im Sinne einer<br />

Plattform aller Erfindungen. Dieses übergreifende Angebot<br />

der technologischen Kompetenzen und der Erfindungen<br />

aller deutschen Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen<br />

sollte insbesondere auch dem internationalen<br />

Marketing dienen und zugleich Platz für weitere<br />

hinsichtlich ihrer Verwertungspotenziale geprüften Erfindungen<br />

von Unternehmen und Einzelpersonen bieten.<br />

Die Voraussetzungen für Erfindungen sind nicht zwangsläufig an<br />

wissenschaftliche Einrichtungen oder den Unternehmenskontext<br />

geknüpft. Auch Einzelpersonen können erfinderisch tätig sein. Mit<br />

der Erfinderfachauskunft und den Erfinderclubs zielt das BMWi<br />

darauf ab, Ansprechpartner für Fragen im Kontext der Schutzrechtsanmeldung<br />

und -erteilung zu benennen und zugleich die<br />

Vernetzung und den Erfahrungsaustausch von Einzelerfindern zu<br />

3


unterstützen. Die Fachauskunft wird wiederum von den <strong>SIGNO</strong>-<br />

Partnern erteilt. Die Evaluierung konzentriert sich auf eine Nachfrage-<br />

und Zufriedenheitsanalyse, jede ökonomische Bewertung<br />

der Förderwirkungen steht vor dem Problem, einen finanziell<br />

schwachen Förderimpuls in einer plausiblen Wirkungskette<br />

abzubilden.<br />

� Die erbrachten Beratungsleistungen werden von Personen,<br />

die wenige Erfahrungen mit der Anmeldung von Schutzrechten<br />

aufweisen, sehr positiv bewertet. Für erfahrene Erfinderinnen<br />

und Erfinder bringt das Beratungsangebot wenig<br />

neue Erkenntnisse.<br />

� Nur ein Teil der <strong>SIGNO</strong>-Partner bearbeitet auch im Rahmen<br />

der Fachauskunft eine nennenswerte Zahl von Beratungsfällen.<br />

Offenkundig ist die Attraktivität der aktuellen<br />

Förderkonditionen für die übrigen <strong>SIGNO</strong>-Partner zu gering.<br />

� Die Diskussionen und der Erfahrungsaustausch in den<br />

Erfinderclubs werden von den Mitgliedern positiv bewertet<br />

und sind die Grundlage einer beachtlichen Zahl von<br />

Schutzrechtsanmeldungen und Verwertungsaktivitäten. Ein<br />

Teil der Erwachsenenclubs zeichnet sich jedoch durch<br />

hohe Altersdurchschnitte aus. Die Aktivierung des wissenschaftlich<br />

qualifizierten Nachwuchses zählt somit zu den<br />

zukünftigen Herausforderungen der Erfinderclubs.<br />

Angesichts des schwachen Förderimpulses sind die Aktivitäten im<br />

Rahmen von <strong>SIGNO</strong>-Erfinder aus der übergeordneten Perspektive<br />

der Sensibilisierung für Schutzrechtsfragen und der Formulierung<br />

eines niedrigschwelligen Beratungsangebots für einzelne Personen<br />

zu betrachten. In diesem Kontext nehmen die <strong>SIGNO</strong>-Aktivitäten<br />

eine wichtige Rolle wahr.<br />

� Option zu einer intensiveren Beratung im Rahmen Fachauskunft:<br />

Als Erstinformation für Erfinderinnen und Erfinder<br />

stellt die Fachauskunft wesentliches Know-how zur Verfügung.<br />

Für eine Fortsetzung der Beratungstätigkeit ist aus<br />

Sicht der Evaluatoren ein Anschluss an vorhandene Gutschein-Modelle<br />

der Innovationsförderung sinnvoll. Damit<br />

könnten einzelne Personen weitere Leistungen der Innovationsberatung<br />

nachfragen und gleichzeitig die Bereitschaft<br />

der <strong>SIGNO</strong>-Partner zur Leistungserbringung erhöht werden.<br />

� Überprüfung der bewilligten Tagessätze: Nicht alle<br />

<strong>SIGNO</strong>-Partner erbringen die Leistungen der Fachauskunft<br />

in gleicher Intensität. Offenkundig stehen hinter einem offensiv<br />

vermarkteten Leistungsangebot eine strategische<br />

Entscheidungen in Kombination mit einem spezifischen<br />

Handlungsmandat als Institution der regionalen Wirt-<br />

4


<strong>SIGNO</strong>-Hochschulen<br />

schaftsförderung. Zu prüfen bleibt, wie weit eine Erhöhung<br />

der Tagesätze weitere <strong>SIGNO</strong>-Partner zu einer Intensivierung<br />

der Fachauskunft motivieren kann. Folglich sollte zu<br />

Beginn der neuen Förderperiode die Höhe des Tagessatzes<br />

hinsichtlich der Preisentwicklung am Markt für KMUbezogene<br />

Beratungsleistungen geprüft werden.<br />

� Clubs mit wissenschaftlichem Fokus: Neu zu gründende<br />

Erfinderclubs sollten vor allem darauf abzielen, den wissenschaftlichen<br />

Nachwuchs einzubinden und schon frühzeitig<br />

Studentinnen und Studenten für eine Erfindungstätigkeit<br />

zu interessieren und für Schutzrechtsfragen zu<br />

sensibilisieren. Ein zielgruppenspezifisches Marketing sowie<br />

die Einrichtung spezieller Formate für diese Nutzergruppen<br />

in zukünftigen Förderrunden sollten daher geprüft<br />

werden.<br />

Durch die Gründung und Finanzierung eines Netzes von mittlerweile<br />

23 Patent- und Verwertungsagenturen (PVAs) erhalten die<br />

Hochschulen und ausgewählte Forschungseinrichtungen eine<br />

spezifische Unterstützung, die nach der Änderung des Arbeitnehmererfindergesetzes<br />

allen Erfinderinnen und Erfindern der jeweiligen<br />

Wissenschaftseinrichtungen zur Verfügung steht. Die Aufgaben<br />

umfassen die Prüfung von Erfindungen und die Bewertung<br />

hinsichtlich der Marktpotentiale und der Patentfähigkeit sowie ggf.<br />

die Begleitung und Finanzierung des Prozesses der Schutzrechtserteilung.<br />

Die PVAs befinden sich damit in einem Spannungsfeld<br />

unterschiedlicher Interessen. Aus Perspektive der Wissenschaft<br />

haben Schutzrechtsstrategien zumeist eine untergeordnete Bedeutung,<br />

da Leistungsanreize und -bewertungen über andere Indikatoren,<br />

wie z.B. wissenschaftliche Publikationen erfolgen. Die<br />

Wissenschaftsinstitutionen sind grundsätzlich an einer Verwertung<br />

interessiert. Das bisher in Deutschland realisierte Volumen an<br />

Patent- und Lizenzeinnahmen ist gegenüber den klassischen<br />

Drittmittelquellen jedoch als geringfügig zu betrachten. Die an der<br />

Finanzierung beteiligten Bundesländer erwarten häufig eine regionalökonomische<br />

Entwicklungsfunktion, die ggf. einer auf die Erzielung<br />

möglichst hoher Verwertungseinnahmen gerichteten Strategie<br />

entgegensteht, insbesondere in strukturschwachen Regionen.<br />

Industrie- und Dienstleistungsunternehmen wiederum sind<br />

daran interessiert, die Ergebnisse der öffentlich finanzierten<br />

Forschung zu möglichst geringen Kosten zu erwerben.<br />

Eine Refinanzierung der PVAs ausschließlich auf Basis der Verwertungseinnahmen<br />

ist bisher nicht gegeben. Die Gesamteinnahmen<br />

aller PVAs im Zeitraum 2002 bis 2008 belaufen sich auf rund<br />

22 Mio. €. Neben dem Bund beteiligen sich die Bundesländer und<br />

in einzelnen Fällen weitere Gesellschafter an der Finanzierung.<br />

5


Nach siebenjähriger Förderung kommt die Evaluation zu einer positiven<br />

Gesamtbilanz:<br />

� Der Prozess der Prüfung von Erfindungen aus den Wissenschaftseinrichtungen<br />

und die Ansprache von potenziellen<br />

Verwertungsinteressenten haben sich professionalisiert.<br />

� Die PVAs konnten sich als wichtige Akteur im Institutionengefüge<br />

des Wissens- und Technologietransfers etablieren.<br />

Für die Weiterentwicklung der Verwertungsstrukturen von Hochschulerfindungen<br />

konnten folgende Handlungserfordernisse identifiziert<br />

werden:<br />

� Sicherung einer zukünftigen finanziellen Unterstützung<br />

mit einer mittelfristigen Perspektive: Der Verwertungsprozess<br />

benötigt personelle und institutionelle Kontinuität, um<br />

notwendige Netzwerkbeziehungen (regional, national,<br />

international) aufbauen und pflegen zu können.<br />

� Planungssicherheit als Voraussetzung der Mitarbeiterbindung:<br />

Die in den PVAs nachgefragten Kompetenzprofile<br />

stehen in unmittelbarem Wettbewerb mit Interessen der Industrie<br />

und weiteren Verwertungsakteuren. Um die Kombination<br />

von wissenschaftlichem Know-how und industriellem<br />

Erfahrungshintergrund für die PVAs zu sichern, benötigen<br />

die PVAs selbst eine Finanzierungssicherheit und müssen<br />

sich darüber hinaus stärker im Feld der Personalentwicklung<br />

engagieren.<br />

� Stärkung des Handlungsmandats: Nur wenige PVAs<br />

verfügen über einen exklusiven Verwertungsanspruch, der<br />

sich auf die gesamte Erfindungstätigkeit der in den<br />

Verbünden organisierten Institutionen bezieht. Gerade<br />

lukrative Verwertungsprozesse laufen z.T. an den PVAs<br />

vorbei. Die Bewertung der Leistungsfähigkeit der PVAs<br />

anhand einzelner quantitativer Indikatoren muss<br />

berücksichtigen, in wie weit die Hochschulverbünde und<br />

ggf. weitere Gesellschafter Verwertungsanspruch und<br />

Reichweite des Handlungsmandats der PVAs definiert<br />

haben.<br />

� Intensivierung der Vernetzung: Bisher zielten die PVAs<br />

vor allem darauf ab, die Strukturen „nach innen“, d.h. zu<br />

den beauftragenden Wissenschaftseinrichtungen, aufzubauen.<br />

Die zukünftige Vernetzung muss sich viel stärker<br />

nach außen richten: zu verwertungsrelevanten Unternehmen,<br />

Multiplikatoren in Branchen- und Fachverbänden, im<br />

Netzwerk der PVAs und mit weiteren Transferakteuren, wie<br />

z.B. den Projektträgern der Fachprogramme des Bundes.<br />

Dabei muss auch die internationale Dimension berücksich-<br />

6


Fazit und Ausblick<br />

tigt werden, wenn lukrative Verwertungskonditionen im<br />

Wettbewerb ausgehandelt werden sollen.<br />

Das <strong>SIGNO</strong>-Leistungsangebot beschreibt eine Palette von Maßnahmen,<br />

die unterschiedliche Akteure ansprechen und von unterschiedlichen<br />

Institutionen oder Einzelakteuren umgesetzt werden.<br />

Insgesamt hat sich das System einer nach Zielgruppen differenzierten<br />

Förderung bewährt. Eine Refinanzierung der Patent- und<br />

Verwertungsagenturen allein auf Grundlage der Verwertungseinnahmen<br />

ist bis heute nicht möglich. Der internationale Vergleich<br />

zeigt, dass nur wenige Technologietransfereinrichtungen in der<br />

Lage sind, ihre Kosten vollständig wieder einzuspielen. Insgesamt<br />

sollte das BMWi die Innovationsakteure bei der Berücksichtigung<br />

von schutzrechtlichen Fragestellungen im Innovationsprozess<br />

auch zukünftig unterstützen.<br />

Die Innovationspolitik des Bundes stärkt mit ihren Instrumenten<br />

der Technologie- und Innovationsförderung unterschiedliche Akteure<br />

im Innovationssystem. Das Programm <strong>SIGNO</strong>-Hochschulen<br />

wendet sich direkt an die Hochschulen, um die Verwertungsorientierung<br />

bei den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zu<br />

stärken und langfristig die erzielten Einnahmen aus der Vermarktung<br />

der Schutzrechte zu erhöhen. Die NKBF fokussieren sich auf<br />

die verwertenden Unternehmen. 1 Für diese gilt eine Verwertungspflicht<br />

aus den Ergebnissen der geförderten Vorhaben: „Die<br />

Ergebnisse gehören dem ZE. Sie sind zu Innovationen zu nutzen;<br />

der ZE hat eine Ausübungs- bzw. Verwertungspflicht.“ 2 Bislang<br />

stehen diese Förderansätze unverbunden nebeneinander. Zu<br />

klären bleibt, ob diese unterschiedlichen Zielsetzungen die<br />

richtigen Anreize zur Optimierung des Verwertungsprozesses<br />

setzen und in ihrer Zielformulierung konsistent sind.<br />

1 Nebenbestimmungen für Zuwendungen auf Kostenbasis des Bundesministeriums für Bildung und Forschung an<br />

Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft für Forschungs- und Entwicklungsvorhaben (NKBF 98) Stand: April 2006.<br />

2 ZE = Zuwendungsempfänger, ebenda S.8.<br />

7


2 Einleitung<br />

Die Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit von Volkswirtschaften<br />

wird entscheidend durch die Verfügbarkeit von Wissen bestimmt.<br />

Nur wenn am Beginn der Innovationsprozesskette ausreichend<br />

Ideen und Erfindungen generiert werden, können weitere Schritte<br />

zur Überführung in die Anwendung und zur Erschließung neuer<br />

Märkte erfolgen. An den Stufen der Weiterentwicklung von der<br />

Idee zum neuen Produkt oder Verfahren sind zumeist unterschiedliche<br />

Akteure des Innovationssystems beteiligt, die das inventorische<br />

Wissen nutzen, mit eigenen Erfahrungen und Kenntnissen<br />

kombinieren und damit den Prozess der Wertschöpfung vorantreiben.<br />

Insbesondere die Informations- und Kommunikationstechnologien<br />

sowie die biotechnologische Forschung sind wichtige Impulsgeber<br />

im globalen Innovationswettbewerb. Sie folgen dabei einem Innovationsmodell,<br />

das durch eine höhere Arbeitsteiligkeit sowie eine<br />

enge und zugleich internationale Verzahnung der Innovationsakteure<br />

gekennzeichnet ist. Die OECD sieht folgende Entwicklungstrends<br />

als die wesentlichen Treiber einer sich wandelnden Patentierungs-<br />

und Lizensierungsstrategie der OECD-Länder:<br />

� Die strategische Bedeutung der Innovationstätigkeit wird<br />

von den Unternehmen nicht nur anerkannt, sondern durch<br />

zusätzliche FuE-Aufwendungen bestätigt. Die größte Dynamik<br />

geht dabei von den Hightech-Sektoren sowie den<br />

wissensintensiven Dienstleistungen aus.<br />

� Innovationsprozesse globalisieren sich. Dieser Trend wird<br />

durch zunehmende Direktinvestitionen von ausländischen<br />

Unternehmen in wichtigen OECD-Ländern unterstrichen.<br />

� Die Expansion der Informations- und Kommunikationstechnologien<br />

und die Nutzung des Internet ermöglichen einen<br />

raschen Zugriff auf das weltweit verfügbare Wissen, so<br />

dass Geheimhaltungsstrategien immer schwerer zu realisieren<br />

sind.<br />

� Neugründungen im Hochtechnologiebereich sind Wachstumstreiber<br />

und zugleich viel stärker auf den Schutz ihrer<br />

Wissensbasis angewiesen als etablierte Unternehmen. Für<br />

sie bedeutet die Sicherung des eigenen Know-hows die<br />

Sicherung der Geschäftsgrundlage.<br />

� Die zunehmende Komplexität und Beschleunigung der<br />

Innovationsprozesse, größere Risiken und ein stetig stei-<br />

8


gender Finanzierungsbedarf erfordern eine intensivere Zusammenarbeit<br />

der Innovationsakteure. 3<br />

Für die Bewertung der Forschungseffizienz von Volkswirtschaften<br />

ziehen die Expertinnen und Experten des Innovationsindikators<br />

Deutschland Patente als wesentliche Output-Größe heran. 4 Dabei<br />

nimmt Deutschland im internationalen Vergleich einen Spitzenplatz<br />

ein. Gemessen an den öffentlichen und privaten FuE-Aufwendungen<br />

sowie der Zahl des Forschungspersonals in zwanzig Ländern<br />

führt Deutschland gemeinsam mit Schweden das Ranking an.<br />

Die Autoren konstatieren eine hohe Effizienz der Forschung in<br />

Deutschland, gerade weil das Lissabon-Ziel von 3% FuE-Aufwendungen<br />

am Bruttoinlandsprodukt nach wie vor deutlich verfehlt<br />

wird. Patente werden vor allem von der Industrie angemeldet und<br />

hierbei insbesondere von den forschungsstärksten Großunternehmen.<br />

5<br />

Die Zahlen des Mittelstandsmonitors verdeutlichen, dass Großunternehmen<br />

und kleine und mittelständische Unternehmen (KMU)<br />

unterschiedliche Strategien für den Schutz des geistigen Eigentums<br />

verfolgen. 90% der KMU benennen die Geheimhaltung als<br />

wichtiges oder sehr wichtiges Instrument, demgegenüber sehen<br />

lediglich 60% die Patentierung als wichtig oder sehr wichtig an. Bei<br />

den Großunternehmen betonen mehr als 83% die hohe Bedeutung<br />

der Patentierung.<br />

Tabelle 1: Schutzrechtsstrategien von Großunternehmen und KMU<br />

im Vergleich (Angaben in %)<br />

sehr wichtig wichtig weniger wichtig unwichtig<br />

Patentierung Großunternehmen 46,9 36,5 9,4 7,3<br />

KMU 33,8 27,5 29,7 9,0<br />

Geheimhaltung Großunternehmen 67,7 25,0 4,2 3,1<br />

KMU 56,3 34,7 8,6 0,5<br />

Quelle: Mittelstandsmonitor 2009, S. 139 6<br />

Dass Großunternehmen für die Dynamik der Entwicklung von Patentanmeldungen<br />

die entscheidende Antriebskraft darstellen, konstatieren<br />

auch Blind et al. in der Analyse der Anmeldezahlen für<br />

die 1990er Jahre. Große Unternehmen reflektieren die Bedeutung<br />

3 Vgl. OECD (Hg.) (2004): Patents and Innovation: Trends and Policy Challenges, Paris, S. 15f<br />

4 Deutsche Telekom Stiftung, Bundesverband der Deutschen Industrie (Hrsg.) (2009): Innovationsindikator 2009, Berlin<br />

5 Ebenda, S. 71f<br />

6 Preistrup, Matthias, Rothgang, Michael (2009): Patentaktivitäten mittelständischer Unternehmen – Eine Analyse der<br />

Textil- und Nanotechnologie, in: KfW, Creditreform, IfM, RWI, ZEW (Hrsg.), Deutsche Wirtschaft in der Rezession –<br />

Talfahrt auch im Mittelstand. MittelstandsMonitor 2009 – Jährlicher Bericht zu Konjunktur- und Strukturfragen kleiner und<br />

mittlerer Unternehmen, Frankfurt am Main, S. 135 - 160<br />

9


der Patentierung sehr viel stärker als KMU und setzen diese zunehmend<br />

als strategisches Handlungsinstrument ein. Dies gilt für<br />

die Inlandspatente, während Anmelder von Auslandspatenten der<br />

schutzrechtlichen Absicherung unabhängig von der Größenklasse<br />

eine hohe strategische Bedeutung beimessen. 7 Gleichzeitig stellen<br />

die Autoren einen signifikanten Zusammenhang zwischen der<br />

Steigerung der betrieblichen FuE-Ausgaben und der Zahl der Patentanmeldungen<br />

in den patentintensiven Branchen Chemie, Maschinenbau<br />

und Elektrotechnik fest. 8 D.h. Unternehmen, die ihre<br />

Forschungsanstrengungen intensivieren, verstärken auch die Bemühungen<br />

hinsichtlich der Sicherung des geistigen Eigentums.<br />

Der Schutz des geistigen Eigentums erfolgt vor dem Hintergrund<br />

unterschiedlicher Motive. Aus Sicht der Unternehmen dient er vor<br />

allem:<br />

� dem Schutz vor Imitation,<br />

� der Sicherung des eigenen Marktes / der eigenen Marktanteile,<br />

� der Blockade von Wettbewerbern (defensiv und offensiv),<br />

� der Steigerung der Unternehmensreputation,<br />

� als Tauschobjekt in Kooperationen,<br />

� der Generierung von direkten Einnahmen,<br />

� zur Stärkung der Verhandlungsposition gegenüber<br />

Kapitalgebern sowie<br />

� der internen Steuerung von Leistungen und Motivation.<br />

Die Priorisierung der Motive erfolgt vor dem Hintergrund der spezifischen<br />

Wettbewerbssituation und ist eng mit der Unternehmensgröße<br />

und dem Technologiefeld bzw. der Branche verknüpft.<br />

Im Innovationsprozess kooperieren jedoch nicht nur Unternehmen<br />

miteinander, sondern auch Unternehmen mit Forschungsinstituten<br />

und Hochschulen bzw. die Wissenschaftseinrichtungen selbst untereinander.<br />

Ein Blick auf die genannten unternehmerischen Motive<br />

zur Sicherung des geistigen Eigentums verdeutlicht, dass Universitäten<br />

und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen anderen<br />

Handlungsrationalitäten folgen. Die beiden aus Unterneh-<br />

7 Blind, Knut et al. (2003): Erfindungen kontra Patente. Schwerpunktstudie „zur technologischen Leistungsfähigkeit<br />

Deutschlands“, Karlsruhe, S. 63f<br />

8 Ebenda, S. 90ff. Für die Elektrotechnik bezieht sich die Signifikanz lediglich auf die Inlandspatente, während für die<br />

beiden anderen Branchen der Zusammenhang auch die Auslandspatente umfasst.<br />

10


menssicht bedeutendsten Motive „Schutz vor Imitation“ und „Sicherung<br />

von Marktanteilen“ sind aus Sicht eines Forschers nahezu<br />

irrelevant. Generell stehen alle Wissens- und Technologietransferaktivitäten<br />

in Konkurrenz mit weiteren Zielsetzungen, die verfolgt<br />

werden: Exzellenz in Forschung und Lehre, Akquisition von Drittmitteln<br />

und Steigerung der Reputation durch Publikationen und<br />

Vorträge auf herausragenden wissenschaftlichen Konferenzen. Da<br />

die wissenschaftlichen Einrichtungen nicht in einem Wettbewerb<br />

mit anderen Marktakteuren auf Güter- und Dienstleistungsmärkten<br />

stehen, dominieren andere Motive beim Schutz geistigen Eigentums:<br />

� Nachfolgeaufträge zur Weiterentwicklung der Erfindung,<br />

� Akquise von Kooperationsprojekten mit Industriepartnern,<br />

� Generierung von Einnahmen durch Lizenzverträge,<br />

� Ermöglichen von Spin Offs,<br />

� Generierung zusätzlichen Einkommens bei den Erfindern. 9<br />

Dabei können im Transfer eine Steigerung der Innovationsrate<br />

durch schnelle Weitergabe des Wissens und das Streben nach<br />

möglichst hohen Einnahmen aus der Verwertung durchaus in Konkurrenz<br />

zueinander stehen. Das wissenschaftliche und ggf. auch<br />

volkswirtschaftliche Interesse zielt insbesondere auf die Beschleunigung<br />

des Prozesses, während das einzelbetriebliche Interesse<br />

vor allem auf die Höhe der Einnahmen ausgerichtet ist. Im internationalen<br />

Vergleich leisten Lizenzeinnahmen bisher keinen signifikanten<br />

Finanzierungsbeitrag zum Forschungsbudget der Wissenschaftseinrichtungen.<br />

10 Gerade bei Erfindungen aus der Grundlagenforschung<br />

heraus sind lange Verwertungszeiträume zu<br />

berücksichtigen, so dass sich „rentable Einnahmen in der Regel<br />

erst nach 7 - 10 Jahren nach der Patentanmeldung“ realisieren<br />

lassen. 11<br />

Mit der Änderung des Arbeitnehmererfindergesetzes und dem<br />

Verlust des sog. „Hochschullehrerprivilegs“ sollten Erfindungen<br />

aus den Hochschulen heraus in Kombination mit der neu geschaffenen<br />

Struktur der Patent- und Verwertungsagenturen<br />

(PVAs) professioneller vermarktet und zugleich zusätzliche Einnahmen<br />

für die Hochschulen und beteiligten Forschungseinrich-<br />

9 Schibany, Andreas et al. (2008): Geistige Eigentumsrechte an Hochschulen: Evaluierung des Programms Uni:Invent<br />

(2004 - 2006), Wien, S. 9<br />

10 Vgl. zum Stand der Forschung: von Ledebur, Sidonia (2006): Patentverwertungsagenturen und der Wissenstransfer von<br />

Hochschulen - ein Literaturüberblick, in: Wirtschaft im Wandel 9/2006, S. 266 - 274<br />

11 Hoeren, Thomas (2005): Zur Patentkultur an Hochschulen - auf neuen Wegen zum Ziel, in: Wissenschaftsrecht, Bd. 38/<br />

2005, S. 133<br />

11


tungen generiert werden. Dabei fokussiert die Bundesförderung<br />

nicht unmittelbar und direkt die PVAs. Gefördert werden Verbünde<br />

aus Hochschulen und Forschungseinrichtungen, welche ihrerseits<br />

die PVAs mit der Bewertung, Patentierung und Verwertung von<br />

freien Erfindungen beauftragen. An der Finanzierung der PVAs<br />

beteiligen sich darüber hinaus die meisten Bundesländer sowie<br />

ggf. die beteiligten Hochschulen und weitere Gesellschafter.<br />

Bei der Bewertung der Leistungsfähigkeit der Einrichtungen sind<br />

folgende Rahmenbedingungen zu berücksichtigen. Es gibt etliche<br />

Patentanmeldungen und damit auch ggfs. spätere Verwertungsabschlüsse,<br />

die an den PVAs vorbei laufen. Das hat mehrere Gründe.<br />

Einerseits gehört es nicht zum Aufgabenbereich aller PVAs,<br />

auch Verträge mit Industriepartnern für die Hochschule zu verhandeln;<br />

andererseits entschließen sich einige Hochschulen – wohl<br />

aus hochschulpolitischen Gründen – dazu, bestimmte Bereiche<br />

ihrer Forschung direkt mit Industriepartnern zu vermarkten. Gerade<br />

bei letzterem spielt eine wesentliche Rolle, dass für Hochschulwissenschaftler<br />

das Einwerben von Drittmitteln oder das Erreichen<br />

bestimmter Zielgrößen bei Veröffentlichungen einen größeren<br />

Anreiz haben als die Anmeldung einzelner Schutzrechte in<br />

Zusammenarbeit mit den PVAs. Der vorstehende Befund wird<br />

auch in der Literatur geteilt, wonach „auch nach der Gesetzesänderung<br />

im Jahre 2002 die Quote der Anmeldungen ohne Beteiligung<br />

der Patentverwertungsagenturen erheblich ist, insbesondere<br />

dann, wenn hohe Verwertungserträge zu erwarten sind“. 12<br />

Mit dem Programm <strong>SIGNO</strong> und seinen drei Säulen <strong>SIGNO</strong>-Unternehmen,<br />

<strong>SIGNO</strong>-Erfinder und <strong>SIGNO</strong>-Hochschulen ist das Bundesministerium<br />

für Wirtschaft und Technologie (BMWi) bestrebt,<br />

das Bewusstsein für die Bedeutung der Sicherung des geistigen<br />

Eigentums bei Einzelerfindern, KMU und im Wissenschaftsbereich<br />

zu erhöhen und durch gezielte Prozesshilfen Patentierung und<br />

Verwertung bei einzelnen Akteuren zu unterstützen. Die folgenden<br />

Ausführungen konzentrieren sich darauf, die Ergebnisse der Programmevaluation<br />

zu präsentieren, stellen jedoch keine Bewertung<br />

der gesamten Verwertungsaktivitäten als wesentlichem Bestandteil<br />

des nationalen Innovationsystems dar.<br />

Der vorliegende Bericht dokumentiert die Ergebnisse der durchgeführten<br />

Evaluierung. Zunächst wird in Kapitel 3 das methodische<br />

Konzept der Untersuchung mit seinen empirischen Zugängen vorgestellt.<br />

Kapitel 4 fasst das Zielsystem der einzelnen <strong>SIGNO</strong>-Programme<br />

zusammen und in Kapitel 5 wird ein kurzer Überblick zur<br />

historischen Entwicklung der Programmfamilie sowie zur aktuellen<br />

Organisation der Programmumsetzung gegeben. Auf diese<br />

Grundlagekapitel folgt die Darstellung und Diskussion der Ergeb-<br />

12 Schmoch, Ulrich (2007): Patentanmeldungen aus deutschen Hochschulen. Studien zum deutschen Innovationssystem<br />

Nr. 10-2007, Karlsruhe, S. 12<br />

12


nisse zu den einzelnen Programmen in Kapitel 6. Dabei wird für<br />

alle Teilevaluierungen jeweils die gleiche systematische Darstellungsform<br />

gewählt, welche sich an den folgenden Fragestellungen<br />

orientiert:<br />

� Ziele der Förderung<br />

� Stimulus durch <strong>SIGNO</strong><br />

� Umsetzungsverantwortung<br />

� Leistungsgeschehen im Zeitverlauf<br />

� Nutzerzufriedenheit<br />

� Kritische Selbstreflexion der beauftragten <strong>SIGNO</strong>-Akteure<br />

� Wirkungsanalyse<br />

� Erfolgsfaktoren<br />

� Hemmnisse<br />

� Erste Einschätzung zur zukünftigen Fördernotwendigkeit<br />

Die zentralen Befunde der Evaluierung, welche einen unmittelbaren<br />

Handlungsauftrag an den Gesetzgeber adressieren, werden im<br />

abschließenden Kapitel 7 zusammengefasst und entsprechende<br />

Handlungsempfehlungen abgeleitet.<br />

13


3 Methodisches Konzept<br />

Dokumenten- und Literaturanalyse<br />

Das <strong>SIGNO</strong>-Programm zeichnet sich in seiner breiten Struktur mit<br />

den drei Säulen <strong>SIGNO</strong> Hochschulen, Unternehmen und Erfinder<br />

und den einzelnen untergeordneten Programmlinien nicht nur dadurch<br />

aus, dass das Programm von unterschiedlichen Umsetzungsverantwortlichen<br />

und Koordinatoren getragen wird. Kennzeichnend<br />

ist vor allem auch, dass innerhalb der einzelnen Bausteine<br />

ganz unterschiedliche Zielgruppen im Fokus der Förderung<br />

stehen.<br />

Entsprechend dieser Breite des Programms wurden im Rahmen<br />

der vorliegenden Evaluierung unterschiedliche empirische Zugänge<br />

gewählt, um der Komplexität des Programms mit seinen in<br />

Teilen unterschiedlichen innovationspolitischen Ansätzen hinreichend<br />

Rechnung zu tragen.<br />

Im ersten Schritt der Evaluierung wurde eine Dokumentenanalyse<br />

der vorhandenen Programmunterlagen durchgeführt. Gegenstand<br />

dieser Analyse waren sowohl alle öffentlich zugänglichen Dokumente<br />

wie etwa die relevanten Förderrichtlinien, Bekanntmachung<br />

von Änderungen der Förderungen, Ausschreibungstexte sowie<br />

Publikationen und Präsentationen auf der offiziellen <strong>SIGNO</strong>-Website<br />

(www.signo-deutschland.de). Darüber hinaus wurde in der<br />

Startphase der Evaluierung mit dem Auftraggeber geklärt, welche<br />

internen Dokumentationen wie z.B. die vorangegangen Evaluierungen<br />

einzelner Programmbausteine oder Berichte des <strong>SIGNO</strong>-<br />

Projektmanagements an das BMWi für die Analyse vorhanden und<br />

nutzbar gemacht werden konnten.<br />

Die Dokumentenanalyse lieferte durch Präzisierung und Strukturierung<br />

des Untersuchungsgegenstands die notwendigen Informationen<br />

für die Zielanalyse des Programms sowie für die methodische<br />

Konzeptualisierung der Evaluierung und Operationalisierung des<br />

Programmkonstrukts. Das Hauptaugenmerk lag bei der Auswertung<br />

der Dokumente stets auf den formulierten Zielen der drei<br />

<strong>SIGNO</strong>-Programmsäulen sowie auf den gewünschten Wirkungen<br />

der einzelnen Förderlinien.<br />

Sekundärauswertung der Programmstatistiken<br />

In den Auftaktgesprächen mit dem Auftraggeber und dem jeweils<br />

zuständigen Projektmanagement wurde neben der Diskussion der<br />

Konstruktion und Historie des Programms zudem die Verfügbarkeit<br />

bereits erhobener Datensätze erörtert. Die zur Analyse bereitgestellten<br />

Programmstatistiken bilden neben den Primärerhebungen<br />

seitens der Prognos AG in quantitativer Hinsicht einen wesentlichen<br />

Bestandteil des empirischen Designs der Evaluierung.<br />

14


Nachfolgende Abbildung 1 fasst die durchgeführten Sekundärauswertungen<br />

der Programmstatistiken sowie die der Evaluierung zugrundeliegenden<br />

Primärerhebungen zusammen.<br />

Abbildung 1: Sekundärstatistik und Primärerhebungen<br />

<strong>SIGNO</strong> Hochschulen <strong>SIGNO</strong> Unternehmen <strong>SIGNO</strong> Erfinder<br />

Verwertungsförderung<br />

Programmstatistik von PtJ:<br />

� PVA-Statistik der Jahre<br />

2002 bis 2008<br />

KMU-<br />

Patentaktion<br />

Quelle: Prognos AG 2009<br />

Innovation<br />

Market<br />

Programmstatistik von IW Köln:<br />

� Berichtsbogen „KMU-<br />

Patentaktion“ (n=977),<br />

08/2005 bis 05/2009<br />

Schriftliche Befragung von<br />

Teilnehmern der KMU-Patentaktion<br />

(n=407)<br />

Erfinderfachauskunft<br />

Schriftliche Befragung der <strong>SIGNO</strong>-Partner:<br />

� „Mantelfragebögen“ (n=26)<br />

� „Beraterfragebögen“ (n=52)<br />

Erfinderclubs<br />

Programmstatistik von IW Köln:<br />

� Fragebogen „Fachauskunft<br />

für Erfinder“ (n=3123),<br />

01/2004 bis 06/2009<br />

� Jahresberichte der<br />

Erfinderclubs für die Jahre<br />

2004 bis 2008<br />

Die Sekundäranalyse der vorhandenen Daten aus den Programmstatistiken<br />

lieferte die grundlegenden Informationen zur Entwicklung<br />

der Fördermaßnahmen und Aktivitäten innerhalb der einzelnen<br />

Programmlinien und ermöglichte somit eine Untersuchung im<br />

zeitlichen Betrachtungshorizont.<br />

Gemäß dem Evaluierungsauftrag wurde im Rahmen der Programmsäule<br />

<strong>SIGNO</strong> Hochschulen ausschließlich die Verwertungsförderung<br />

untersucht. Auf quantitativer Ebene wurde hier<br />

eine Auswertung der Programmstatistiken des Projektträgers Jülich<br />

(PtJ) vorgenommen, in welcher u.a. die Erfindungsmeldungen,<br />

Patentanmeldungen und Patenterteilungen an den einzelnen Patent-<br />

und Verwertungsagenturen erfasst sowie die jeweiligen Verwertungsabschlüsse<br />

und die Einnahmenseite der Institutionen dokumentiert<br />

werden. Diese umfassende Statistik basiert im Wesentlichen<br />

auf den Quartalsmeldungen der Agenturen.<br />

Auch in den Programmsäulen <strong>SIGNO</strong> Unternehmen und <strong>SIGNO</strong><br />

Erfinder konnte weithin auf eine breite Datenbasis zurückgegriffen<br />

werden, welche vom IW Köln bereitgestellt wurde. So wurde der<br />

über den sog. „Berichtsbogen KMU-Patentaktion“ erhobene Datensatz<br />

für den Zeitraum August 2005 bis Mai 2009 analysiert.<br />

15


Schriftliche Befragungen<br />

Hintergrund dieser statistischen Erhebung ist, dass die geförderten<br />

Unternehmen im Nachgang an der Teilnahme freiwillig einen Fragebogen<br />

bezüglich der in Anspruch genommen Fördermodule, des<br />

Nutzens und der Ergebnisse ausfüllen können.<br />

Für die Untersuchung der Erfinderfachauskunft wurde der Datensatz<br />

zum „Fragebogen Fachauskunft für Erfinder“ ausgewertet. Er<br />

umfasst rund 3.100 Erhebungseinheiten aus Beratungsgesprächen,<br />

die zwischen Januar 2004 und Juni 2009 stattfanden. Bei<br />

diesem Fragebogen handelt es sich um ein vorstrukturiertes Gesprächsprotokoll,<br />

welches als Nachweis über die Beratung herangezogen<br />

wird. Mit diesem Erhebungsinstrument werden u.a. die<br />

konkreten Beratungsgründe sowie die individuelle Erfindertätigkeit<br />

einschließlich schutzrechtlicher und verwertungsbezogener Aktivitäten<br />

kurz erfasst.<br />

Derzeit existieren 133 Erfinderclubs, von denen 112 eine finanzielle<br />

Förderung durch das <strong>SIGNO</strong>-Programm erhalten. Für die<br />

Beleuchtung dieser 112 finanziell geförderten Erfinderclubs wurden<br />

die Daten aus deren Jahresberichte für den Zeitraum 2004 bis<br />

2008 untersucht, die wiederum alljährlich dem IW Köln gemeldet<br />

und in einer Datenbank integriert werden.<br />

Im Rahmen der vorliegenden Evaluierung wurden zwei schriftliche<br />

Befragungen durchgeführt – einerseits von Teilnehmern der KMU-<br />

Patentaktion, anderseits der <strong>SIGNO</strong>-Partner. Bei der Unternehmensbefragung<br />

wurden rund 3.000 Betriebe angeschrieben, welche<br />

an der KMU-Patentaktion zwischen 1996 und Juli 2009 teilgenommen<br />

haben. Insgesamt konnten 407 zurückgesandte Fragebögen<br />

ausgewertet werden, was einer Nettorücklaufquote von<br />

knapp 14% entspricht. Inhaltlich lagen die Schwerpunkte dieser<br />

Befragung auf der innerbetrieblichen Innovationstätigkeit, der<br />

konkreten Inanspruchnahme von einzelnen geförderten Leistungen,<br />

den betrieblichen Wirkungen sowie auf der Zufriedenheit mit<br />

und der Akzeptanz gegenüber dem Programm.<br />

Für die Befragung der <strong>SIGNO</strong>-Partner, welche neben der Erfinderfachauskunft,<br />

der KMU-Patentaktion und des InnovationMarket<br />

auch die Zusammenarbeit im Beraternetzwerk sowie mit dem Projektmanagement<br />

betraf, wurde ein zweistufiges Verfahren gewählt.<br />

So wurde ein sog. „Mantelfragebogen“ konzipiert, welcher sich an<br />

die hauptverantwortlichen Ansprechpartner in den <strong>SIGNO</strong>-Partner-<br />

Einrichtungen richtete und vor allem die strategische Gesamtperspektive<br />

der Beratungstätigkeit im Blick hatte. Der „Beraterfragebogen“<br />

war hingegen an alle Mitarbeiter in der jeweiligen Institution<br />

adressiert, die in irgendeiner Weise mit „<strong>SIGNO</strong>-Aufgaben“ betraut<br />

sind. Somit stand bei letzterem die operative Umsetzung der angeführten<br />

Förderlinien im Vordergrund der Befragung.<br />

16


Interviewprogramm<br />

Abbildung 2: Interviewprogramm<br />

<strong>SIGNO</strong> Hochschulen <strong>SIGNO</strong> Unternehmen <strong>SIGNO</strong> Erfinder<br />

Verwertungsförderung<br />

23 PVA-Leiter (ausführl. Vor-<br />

Ort- oder Telefoninterviews)<br />

50 patentrelevante Wissenschaftler<br />

an Unis & FHs<br />

(telefon. Kurzinterviews)<br />

Verantwortliche für den<br />

Technologietransfer<br />

(Prorektoren und<br />

Dezernenten) an 11 Unis<br />

(telefon. Kurzinterviews)<br />

Vertreter aus 6<br />

Länderministerien (Wirtschaft,<br />

Kultus, Forschung) (telefon.<br />

Kurzinterviews)<br />

KMU-<br />

Patentaktion<br />

Quelle: Prognos AG 2009<br />

Innovation<br />

Market<br />

10 Teilnehmer der KMU-<br />

Patentaktion<br />

(ausführl. Telefoninterviews)<br />

10 Inserenten des Innovation-<br />

Market<br />

(ausführl. Telefoninterviews)<br />

Erfinderfachauskunft<br />

Erfinderclubs<br />

20 Nutzer der Erfinderfachauskunft<br />

(ausführl. Telefoninterviews)<br />

12 Organisatoren von<br />

Erfinderclubs<br />

(ausführl. Telefoninterviews)<br />

12 <strong>SIGNO</strong>-Partner (ausführl. Vor-Ort- oder Telefoninterviews)<br />

Über alle Programmsäulen hinweg wurden zahlreiche Gespräche<br />

geführt, um einerseits die Befunde aus den quantitativen Analysen<br />

zu validieren und an der Umsetzungspraxis zu spiegeln. Andererseits<br />

dienten die Interviews dem Zweck, in Ergänzung zu den statistischen<br />

Auswertungen den jeweiligen Untersuchungsgegenstand<br />

mit den <strong>SIGNO</strong>-Akteuren und -Zielgruppen zu beleuchten<br />

und Potenziale und Hemmnisse der Programmweiterentwicklung<br />

ausführlich zu diskutieren.<br />

Für die Begutachtung der Verwertungsförderung an den Hochschulen<br />

standen die Gespräche mit sämtlichen Leitern der Patent-<br />

und Verwertungsagenturen im Vordergrund der Evaluierung. Diese<br />

leitfadengestützten Gespräche, die vereinzelt vor Ort, mehrheitlich<br />

jedoch per Telefon geführt wurden, boten aufgrund der hohen Gesprächsbereitschaft<br />

der Verantwortlichen zudem auch sehr viel<br />

Raum für offene Diskussionen. Mit diesen Gesprächen wurden<br />

Informationen zu Aspekten wie der historischen Entwicklung der<br />

jeweiligen Institution, ihrer Strategien und Leitbilder, des institutionsbezogenen<br />

Leistungsgeschehens und der Zusammenarbeit<br />

mit weiteren Akteuren gesammelt. Ergänzend zu diesen sehr intensiven<br />

Gesprächen wurden 50 telefonische Kurzinterviews mit<br />

ausgewählten patentrelevanten Wissenschaftlern aus Universitäten<br />

und Fachhochschulen geführt. Schwerpunkte dieser Gespräche<br />

waren die individuelle Erfindertätigkeit, Patentierungsaktivität<br />

17


und Verwertungsstrategie sowie, falls Erfahrungen dahingehend<br />

vorlagen, die Zusammenarbeit mit der betreuenden Patent- und<br />

Verwertungsagentur. Darüber hinaus wurde das Interviewprogramm<br />

hinsichtlich <strong>SIGNO</strong> Hochschulen durch Gespräche mit acht<br />

Verantwortlichen für den Technologietransfer an Universitäten abgerundet.<br />

Im Bereich <strong>SIGNO</strong> Unternehmen wurden sowohl Teilnehmer der<br />

KMU-Patentaktion als auch Nutzer des InnovationMarket leitfadengestützt<br />

befragt. Bei der Festlegung der 12 Gesprächspartner<br />

für die Untersuchung der KMU-Patentaktion wurde eine geschichtete<br />

Zufallsauswahl getroffen, um sicherzustellen, dass in der<br />

Stichprobe sowohl Fälle aus laufenden Förderverfahren, aus bereits<br />

abgeschlossen Projekten der jüngeren Vergangenheit wie<br />

auch solche, deren Antragstellung vor dem Jahr 2002 lag, repräsentiert<br />

waren. Ferner wurden in der Stichprobenziehung Stornierungsfälle<br />

gezielt berücksichtigt. Zentrale Themen waren u.a. Zugang<br />

zum Programm, Beweggründe zur Teilnahme an der Patentaktion,<br />

Zufriedenheit mit der Zusammenarbeit mit den <strong>SIGNO</strong>-<br />

Partnern und anderen Akteuren, Bewertung des Förderverfahrens<br />

sowie ggf. eingetretene bzw. erwartete wirtschaftliche Effekte der<br />

Patentverwertung. Die 10 Inserenten des InnovationMarket wurden<br />

auf Grundlage einer einfachen Zufallsauswahl ausgewählt.<br />

Grundgesamtheit waren hier die Förderungen im Zeitraum 2007<br />

bis Juli 2009. Neben den auch bei der Befragung der Teilnehmer<br />

an der KMU-Patentaktion relevanten Aspekten wurden zudem alternative<br />

Vermarktungsstrategien thematisiert.<br />

Die Befragung der Nutzer der Erfinderfachauskunft konzentrierte<br />

sich ebenfalls auf die jüngere Vergangenheit 2006 bis Juli 2009.<br />

Die Stichprobe der 20 freien Erfinder und Unternehmen, die diese<br />

Erstberatung in Anspruch genommen haben, basierte auf einer<br />

einfachen Zufallsauswahl. Der Fokus war in diesen Interviews<br />

insbesondere gerichtet auf Charakter und Entwicklungsstand der<br />

betreffenden Erfindung, auf die individuellen Beratungsbedarfe,<br />

den Zugang zum Programm, die Zufriedenheit mit der Beratungsleistung<br />

von Seiten der <strong>SIGNO</strong>-Partner sowie auf Wirkungen und<br />

Folgeaktivitäten. Ein weiterer Baustein in der Evaluierung von<br />

<strong>SIGNO</strong> Erfindern waren die Interviews mit Organisatoren der Erfinderclubs.<br />

Die Auswahl der 12 Gesprächspartner erfolgte nach<br />

Kriterien wie Art des Erfinderclubs (Jugend- oder Erwachsenenclub),<br />

regionale Verteilung und inhaltliche Ausrichtung. Im Vordergrund<br />

der Gespräche standen Themen wie Organisation und ggf.<br />

institutionelle Anbindung, Zielsetzungen und fachliche Schwerpunkte,<br />

Patentierungs- und Verwertungsaktivitäten der Mitglieder,<br />

Wirkungen des Programms im Hinblick auf die Förderziele sowie<br />

die Zusammenarbeit im <strong>SIGNO</strong>-Erfinderclub-Netzwerk.<br />

Von besonderer Relevanz für die Untersuchung der Säulen<br />

<strong>SIGNO</strong> Unternehmen und <strong>SIGNO</strong> Erfinder waren die Gespräche<br />

mit <strong>SIGNO</strong>-Partnern. Analog zu den Gesprächen mit den Leitern<br />

18


der Patent- und Verwertungsagenturen waren diese Interviews von<br />

einer hohen Intensität in der Diskussion geprägt. In den Gesprächen<br />

wurde Hintergrund und Struktur der jeweiligen Institution beleuchtet,<br />

das Leistungsportfolio allgemein, aber vor allem im Hinblick<br />

auf das Angebot von <strong>SIGNO</strong>-Maßnahmen erörtert und Themen<br />

wie die Zusammenarbeit im <strong>SIGNO</strong>-Netzwerk sowie mit dem<br />

Projektmanagement diskutiert.<br />

19


4 Zielsystem der Förderung<br />

4.1 <strong>SIGNO</strong> Unternehmen<br />

Mit dem Programm <strong>SIGNO</strong> – namentlich stehend für „Schutz von<br />

Ideen für die gewerbliche Nutzung“ – unterstützt das Bundesministerium<br />

für Wirtschaft und Technologie (BMWi) Hochschulen,<br />

Unternehmen und freie Erfinder bei der rechtlichen Sicherung und<br />

wirtschaftlichen Verwertung von Erfindungen. Die im April 2008<br />

geschaffene Dachmarke, unter welcher die damaligen separaten<br />

Programme „Verwertungsoffensive“ und „INSTI“ zusammengefasst<br />

und neu positioniert wurden, bündelt ein umfassendes Angebot an<br />

zielgruppenspezifischen Fördermaßnahmen zur Innovationsstimulierung,<br />

zur Unterstützung des Erfindungs- und Patentwesens sowie<br />

zur Verwertung von Schutzrechten.<br />

Nachfolgend werden Ziel und Gegenstand sowie Art und Höhe der<br />

jeweiligen Förderungen im Rahmen der einzelnen Programmlinien<br />

erläutert.<br />

Gemäß der allgemeinen Vorhabensbeschreibung verfolgt der<br />

Bund mit der Maßnahme <strong>SIGNO</strong> das Ziel, „die Innovationstätigkeit<br />

kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) zu intensivieren, die Öffentlichkeit<br />

für das Wesen des Erfinderprozesses zu sensibilisieren,<br />

das Wissen über gewerbliche Schutzrechte und wissenschaftlich-technische<br />

Informationen zu verbreiten sowie die wirtschaftliche<br />

Vermarktung von Erfindungen zu forcieren“. 13 Diese so formulierte<br />

Zielsetzung bezieht sich insbesondere auf die Programmsäulen<br />

<strong>SIGNO</strong> Unternehmen sowie <strong>SIGNO</strong> Erfinder, mit deren<br />

Projektmanagement das IW Köln beauftragt ist.<br />

<strong>SIGNO</strong> Unternehmen – ehemals INSTI – ist darauf angelegt, ein<br />

innovations- und erfinderfreundlicheres Klima in Deutschland zu<br />

schaffen und die Wettbewerbsfähigkeit von kleinen und mittleren<br />

Unternehmen (KMU), von Handwerksbetrieben und Existenzgründern<br />

durch Stärkung ihrer Innovationstätigkeit zu sichern.<br />

Zur Umsetzung dieser Ziele wurde 1995 das bundesweite Expertennetzwerk<br />

der INSTI-Partner, heute <strong>SIGNO</strong>-Partner, gegründet.<br />

Aufgabe dieses Netzwerk ist es, mithilfe zielgruppenspezifischer<br />

Förderangebote und Programmlinien innovatives Denken und<br />

Handeln zu unterstützen. Innerhalb des <strong>SIGNO</strong>-Netzwerks sind<br />

verschiedene Einrichtungen und Dienstleistungsunternehmen vertreten,<br />

so etwa Gründer- und Technologiezentren, Erfinder- und<br />

Patentinformationszentren, Unternehmensberatungen, Informa-<br />

13 Zitiert nach Institut der deutschen Wirtschaft Köln (2008): Das <strong>SIGNO</strong>-Netzwerk – Struktur, Anforderungen,<br />

Qualitätsstandards und Akkreditierung, Köln, S. 3.<br />

20


KMU-Patentaktion<br />

tionsvermittler, Transfereinrichtungen und Hochschuleinrichtungen.<br />

In der gegenwärtigen Fördersystematik stellt das BMWi im Rahmen<br />

der Säule <strong>SIGNO</strong> Unternehmen die beiden Programmlinien<br />

KMU-Patentaktion und Verwertungsaktion / InnovationMarket als<br />

Unterstützungsmaßnahmen für den betrieblichen Innovationsprozess<br />

bereit.<br />

Mit der KMU-Patentaktion fördert das BMWi kleine und mittlere<br />

Unternehmen des produzierenden Gewerbes einschließlich der<br />

Landwirtschaft bei der erstmaligen Sicherung ihrer Forschungs-<br />

und Entwicklungsergebnisse durch gewerbliche Schutzrechte<br />

(Patente und Gebrauchsmuster) sowie bei den ersten Schritten<br />

der wirtschaftlichen Verwertung derselben. Gemäß der Richtlinie<br />

zur Förderung der KMU-Patentaktion ist die 1996 vom Bundesministerium<br />

für Bildung und Forschung (BMBF) initiierte Maßnahme<br />

wie folgt konzipiert: 14<br />

Ziele und Gegenstand der Förderung<br />

Der Zuwendungszweck der KMU-Patentaktion besteht darin, bei<br />

der oben umschriebenen Zielgruppe das strategische Verständnis<br />

für das Patentsystem zu schärfen und einen wesentlichen Beitrag<br />

zur Sensibilisierung gegenüber der Nutzung gewerblicher Schutzrechte<br />

zu leisten. Darüber hinaus soll die KMU-Patentaktion zur<br />

Erstellung konkreter „Fahrpläne“ für die individuelle Patentanmeldung<br />

und -verwertung sowie zum generellen Wissenstransfer beitragen.<br />

Zentrale Umsetzungsakteure sind hierbei die <strong>SIGNO</strong>-Partner,<br />

welche die beratende Betreuung der Unternehmen übernehmen<br />

und somit während der gesamten Projektlaufzeit quasi als<br />

„Pate“ und „Lotse“ fungieren.<br />

Laut der genannten Richtlinie verfolgt der Bund mit dem Förderangebot<br />

der KMU-Patentaktion im Einzelnen folgende Ziele:<br />

� Abbau der in KMU vielfach noch bestehenden Hemmnisse gegenüber<br />

dem Patentwesen sowie Optimierung des Innovationsmanagements<br />

in KMU;<br />

� Steigerung der Anzahl qualifizierter Patentanmeldungen durch<br />

KMU;<br />

14 Vgl. Bundesministerium für Bildung und Forschung (2005): Bekanntmachung der Richtlinie zur Förderung der „KMU-<br />

Patentaktion“ – Neufassung – vom 7. Juli 2005, Berlin, S. 1.<br />

21


� Sensibilisierung für die wirtschaftlichen Aspekte und die<br />

Verwertbarkeit der Erfindung;<br />

� bessere Nutzung von Patentinformationen durch KMU;<br />

� Verbesserung der Voraussetzungen in KMU für die Verwertung<br />

von Patenten.<br />

Gegenstand der Fördermaßnahme ist die Inanspruchnahme verschiedener<br />

externer Dienstleistungen in Form sog. „Teilpakete“, für<br />

welche jeweils ein nicht rückzahlbarer Zuschuss zu den anfallenden<br />

Kosten gewährt wird. Folgende fünf Teilpakete (TP1 bis TP5)<br />

können bezuschusst werden:<br />

TP1: Recherche zum Stand der Technik – qualitativ hochwertige<br />

Recherche zum Stand der Technik zur Abschätzung der Chancen<br />

auf Patentfähigkeit. Das TP1 umfasst<br />

� Recherchen in den einschlägigen nationalen und internationalen<br />

Datenbanken sowie ferner konventionelle Recherchen in einer<br />

Patentschriftenauslegestelle, in einschlägigen Bibliotheken<br />

und Archiven etc. sowie<br />

� die Auswertung bzw. Bewertung der Ergebnisse.<br />

TP2: Kosten-Nutzen-Analyse – Grundlage für eine wirtschaftlich<br />

sinnvolle Patent- oder Gebrauchsmusteranmeldung sowie Hilfe zur<br />

frühzeitigen Abschätzung der Verwertungschancen einer Erfindung.<br />

Gegenstand von TP2 sind konkret<br />

� die Einschätzung der Chancen für die wirtschaftliche Verwertung<br />

der betreffenden Erfindung mit einer Kosten-Nutzen-Betrachtung,<br />

� Fachgespräche mit Vertretern des geförderten Unternehmens,<br />

� die Durchführung ergänzender Recherchen in einschlägigen<br />

Quellen sowie<br />

� die Auswertung bzw. Bewertung der Ergebnisse.<br />

TP3: Patent- oder Gebrauchsmusteranmeldung beim Deutschen<br />

Patent- und Markenamt (DPMA) – Inanspruchnahme patentanwaltlicher<br />

Unterstützung im Rahmen des Anmelde- und<br />

Prüfungsverfahrens zur Erhöhung der Chancen auf Schutzrechtserteilung.<br />

Das TP3 beinhaltet<br />

� die Finanzierung der Leistungen eines Patentanwalts (Beratung,<br />

Patentanmeldung) sowie die Patentamtsgebühren.<br />

22


TP4: Vorbereitungen für die Verwertung einer Erfindung –<br />

Verbesserung der Erfolgsaussichten der Umsetzung und wirtschaftlichen<br />

Verwertung einer geschützten Erfindung durch professionelle<br />

Unterstützung zu Beginn und Begleitung erster Aktivitäten<br />

zur Verwertung. Das TP4 umfasst im Einzelnen<br />

� die Beratung bei der Suche nach Kooperationspartnern oder<br />

anschließenden Fördermöglichkeiten für die weitere Umsetzung<br />

bzw. Verwertung der Erfindung,<br />

� die Nutzung geeigneter Innovations- und Kooperationsbörsen,<br />

� das Erstellen einer Marktübersicht (Potenzial, Wettbewerber,<br />

Absatzmöglichkeiten usw.),<br />

� die Durchführung von ersten Verwertungsaktivitäten der Erfindung<br />

(Erstellung von Werbematerialien und einer Marketingkonzeption,<br />

Messeteilnahme, externer Prototypenbau, Aufbau<br />

bzw. Anpassung der Fertigung, Vermarktung usw.),<br />

� die Beratung zu ggf. erforderlichen technischen Zulassungsprüfungen<br />

bei Produkt- bzw. Verfahrensentwicklungen sowie Bewertungen<br />

des Konzepts nach technischen Prüfungskriterien.<br />

TP5: Gewerblicher Rechtsschutz im Ausland – Erleichterung<br />

der erforderlichen Schritte einer Vermarktung der Erfindung außerhalb<br />

Deutschlands durch Förderung der patentanwaltlichen<br />

Unterstützung und der Gebühren von Auslandsanmeldungen. Das<br />

TP5 betrifft schließlich<br />

� die Leistungen eines Patentanwalts (Beratung, europäische<br />

und / oder internationale Patentanmeldung und / oder<br />

Patentanmeldung bei Patentämtern im Ausland) sowie<br />

� Patentamtsgebühren und Übersetzungskosten.<br />

Antragsberechtigte und Fördervoraussetzungen<br />

Anträge auf Teilnahme an der KMU-Patentaktion können sowohl<br />

Kleinstunternehmen als auch kleine und mittlere Unternehmen<br />

einschließlich Handwerksbetriebe sowie Unternehmensgründer<br />

stellen, die<br />

� dem produzierenden Gewerbe oder der Landwirtschaft angehören,<br />

� Geschäftssitz und Produktionsstätte in Deutschland haben,<br />

23


� die Kriterien der KMU-Definition der Europäischen Kommission<br />

15 erfüllen,<br />

� Forschung und Entwicklung selbst durchführen bzw. beauftragen<br />

und<br />

� in den letzen 5 Jahren vor Antragstellung kein Patent oder Gebrauchsmuster<br />

angemeldet haben.<br />

Bei Existenzgründern gilt, dass die Gründung des Unternehmens<br />

spätestens zum Zeitpunkt der Abrechnung nachweislich abgeschlossen<br />

sein muss.<br />

Art und Höhe der Förderung<br />

Die Förderung im Rahmen der KMU-Patentaktion erfolgt in Form<br />

eines einmaligen, nicht rückzahlbaren Zuschusses zu den Kosten<br />

für die Inanspruchnahme von externen Leistungen in Höhe von<br />

50%. Die maximale Fördersumme pro Unternehmen liegt bei<br />

8.000 € von insgesamt 16.000 € zuwendungsfähigen Kosten. Je<br />

Teilpaket beträgt der Zuschuss 50% der nachgewiesenen<br />

externen Kosten, wobei folgende Obergrenzen gelten (siehe<br />

Tabelle 2). Neben den Unternehmen erhalten auch die <strong>SIGNO</strong>-<br />

Partner eine Vergütung in Höhe von 20% des Fördervolumens für<br />

ihre Beratungstätigkeit im Rahmen der KMU-Patentaktion.<br />

Tabelle 2: Obergrenzen der Förderung<br />

15 Siehe Amtsblatt EU Nr. L 124 vom 20. Mai 2003, S. 36.<br />

Teilpaket Max. Förderung<br />

TP1: Recherche zum Stand der Technik 800 €<br />

TP2: Kosten-Nutzen-Analyse 800 €<br />

TP3: Patent- oder Gebrauchsmusteranmeldung beim DPMA 2.100 €<br />

TP4: Vorbereitung für die Verwertung einer Erfindung 1.600 €<br />

TP5: Gewerblicher Rechtsschutz im Ausland 2.700 €<br />

Quelle: Richtlinie zur Förderung der KMU-Patentaktion<br />

Werden innerhalb der durchgeführten Teilpakete nicht alle Mittel<br />

abgerufen, so können diese zu maximal 50% der jeweiligen Obergrenze<br />

zur Deckung der Mehrkosten in anderen Teilpaketen in<br />

Anspruch genommen werden, sofern die Förderquote von 50% für<br />

das Gesamtprojekt nicht überschritten wird.<br />

24


Verwertungsaktion / InnovationMarket<br />

Die Anträge für die Teilnahme an der KMU-Patentaktion müssen<br />

bei einem <strong>SIGNO</strong>-Partner eingereicht werden. Hält der <strong>SIGNO</strong>-<br />

Partner die betreffende Erfindung für förderwürdig, reicht dieser<br />

die vollständigen Antragsunterlagen einschließlich Förderempfehlung<br />

beim Projektmanagement, dem IW Köln, ein. Wird dort ein<br />

positives Fördervotum ausgesprochen, so schließt das IW Köln mit<br />

dem antragstellenden Unternehmen einen privatrechtlichen Zuwendungsvertrag<br />

ab.<br />

Bei der Verwertungsaktion handelt es sich um die Förderung der<br />

Erstellung professionell aufbereiteter Inserate für die Vermarktung<br />

von innovativen Erfindungen, die in den sog. InnovationMarket, einem<br />

frei zugänglichen internetbasierten Marktplatz (siehe<br />

www.innovationmarket.de), eingestellt werden.<br />

Ziele und Gegenstand der Förderung<br />

Das Ziel der Verwertungsaktion besteht darin, den 1998 ins Leben<br />

gerufenen InnovationMarket als eine dauerhafte Einrichtung für<br />

den Innovationstransfer am Markt zu etablieren. Das Instrument<br />

soll zur Verbesserung der Verwertung und Nutzung hochwertiger<br />

Erfindungen beitragen, indem über den InnovationMarket Innovationsanbieter<br />

(Inserenten) und Innovationsnehmer (Kapitalgeber<br />

und Unternehmen) zusammenfinden. Im Hinblick auf die Zielgruppe<br />

richtet sich der InnovationMarket insbesondere an<br />

� junge Technologieunternehmen, Existenzgründer und<br />

expandierende Unternehmen, die nach Finanzierungsmöglichkeiten<br />

für die Umsetzung ihrer Innovationen suchen,<br />

� Unternehmen, freie Erfinder und Halter von Schutzrechten, die<br />

ihre Innovationen verwerten wollen,<br />

� Investoren wie etwa Beteiligungsgesellschaften, Banken, Unternehmen<br />

und Privatanleger, sowie<br />

� Unternehmen, die Lösungen für technische Probleme suchen<br />

oder eine Diversifikation ihres Produktportfolios vornehmen<br />

möchten.<br />

Gegenstand der Förderung ist die Erstellung sog. „Summaries“<br />

bzw. „Dossiers“. Bei einem Summary handelt es sich um ein elektronisches<br />

Inserat, welches auf dem InnovationMarket eingestellt<br />

wird. Kennzeichnend ist, dass die zentralen Eckdaten eines Innovationsangebots<br />

oder einer Innovationsnachfrage in standardisierter<br />

Form von einem <strong>SIGNO</strong>-Partner dargestellt und im Rahmen<br />

eines Review-Verfahrens von einem zweiten <strong>SIGNO</strong>-Partner<br />

überprüft werden („Vier-Augen-Prinzip“). Sowohl für den Prozess<br />

der Erstellung der Summaries als auch der eingestellten Inhalte<br />

25


gelten strenge Qualitätsstandards und ein spezifisches Regelwerk,<br />

die „InnovationMarket-Regeln“. Je nach inhaltlicher Motivation<br />

bzw. zielgruppenspezifischer Ausrichtung werden die Summaries<br />

auf dem InnovationMarket einer der drei folgenden Rubriken zugeordnet:<br />

� „Innovation sucht Kapital“: Hier stellen junge Unternehmen oder<br />

Existenzgründer ihre Innovationen und Verwertungskonzepte<br />

vor.<br />

� „Innovation sucht Unternehmen“: In dieser Rubrik bieten freie<br />

Erfinder Unternehmen ihre schutzrechtlich abgesicherten Innovationen<br />

zum (Lizenz-)Verkauf an.<br />

� „Unternehmen sucht Innovation“: Diese eher nachfrageorientierte<br />

Sparte steht insbesondere für etablierte Unternehmen offen,<br />

die ihr Produktportfolio unter Berücksichtigung der bestehenden<br />

technologischen Möglichkeiten und Distributionskanäle<br />

erweitern möchten und nach passenden Innovationen suchen.<br />

Dossiers sind hingegen ausführliche Darstellungen von Innovationsangeboten<br />

einschließlich einer gutachterlichen Bewertung ihrer<br />

Marktchancen. Sie sollen vor allem als Entscheidungsgrundlage<br />

für ein finanzielles oder unternehmerisches Engagement eines<br />

Nachfragers dienen. Analog zu den Inseraten in Form von<br />

Summaries erfolgt die Erstellung und inhaltliche Konzeption von<br />

Dossiers nach vorgegebenen Standards und den InnovationMarket-Regeln.<br />

Auch hier sind lediglich die <strong>SIGNO</strong>-Partner zur jeweiligen<br />

Erstellung berechtigt. Als Ansprechpartner der Summaries<br />

fungieren die <strong>SIGNO</strong>-Partner, die Erstellung eines Dossiers wird<br />

i.d.R. nur dann beauftragt, wenn der Kontakt zwischen Inserent<br />

und Nachfrager zu einem positiven Ergebnis führt und sich beide<br />

Parteien auf ein vertiefendes Gutachten einigen.<br />

Antragsberechtigte und Fördervoraussetzungen<br />

Die Förderung richtet sich vornehmlich an Teilnehmer der Verwertungsaktion,<br />

die ein Inserat auf dem InnovationMarket einstellen<br />

lassen. Diese Inserenten können sowohl freie Erfinder als auch<br />

innovationssuchende Unternehmen sein.<br />

Art und Höhe der Förderung<br />

Gemäß der geltenden Richtlinie werden für Summaries, die in den<br />

InnovationMarket eingestellt werden, Fördermittel in Form eines<br />

Zuschusses an den Inserenten in Höhe von 30% der Rechnungssumme,<br />

höchsten jedoch 800 € vom Bund bereitgestellt.<br />

Auch bei der Erstellung von Dossiers werden weitere Mittel gewährt.<br />

In diesem Fall stehen die Mittel für einen anteiligen Zuschuss<br />

an den Nachfrager bereit, der nach Übereinkunft mit dem<br />

26


4.2 <strong>SIGNO</strong> Erfinder<br />

<strong>SIGNO</strong> Fachauskunft für Erfinder<br />

Inserenten die Erstellung eines Dossiers über das betreffende Innovationsangebot<br />

beim <strong>SIGNO</strong>-Partner in Auftrag gibt. Der anteilige<br />

Zuschuss liegt bei einem Drittel der Rechnungssumme, wobei<br />

hier eine Obergrenze von 5.200 € eingezogen ist.<br />

Innerhalb der Säule <strong>SIGNO</strong> Erfinder bilden die Förderung von<br />

Kreativität und Erfindergeist, die Bereitstellung eines Netzwerks<br />

zum Erfahrungsaustausch sowie das Angebot einer Erstberatung<br />

für freie Erfinder die zentralen Bestandteile des Programms. Konkret<br />

finden diese Zielsetzungen ihren Niederschlag in den Programmsäulen<br />

<strong>SIGNO</strong> Erfinderclubs sowie <strong>SIGNO</strong> Fachauskunft<br />

für Erfinder.<br />

Die Erfinderfachauskunft ist seit 2004 fester Bestandteil des<br />

<strong>SIGNO</strong>-Programms. Bei diesem Beratungsangebot handelt es sich<br />

um ein Instrument zur flächendeckenden Erstinformation insbesondere<br />

von Innovationsneulingen.<br />

Ziele und Gegenstand der Förderung<br />

Die Ziele der Erfinderfachauskunft bestehen darin, vornehmlich<br />

freien Erfindern, die noch keine oder nur wenige Erfahrungen im<br />

Bereich der gewerblichen Schutzrechte und deren wirtschaftlicher<br />

Verwertung gesammelt haben, eine unabhängige Beratung zu ihren<br />

spezifischen Fragestellungen unter Berücksichtigung der jeweils<br />

individuellen Situation zugänglich zu machen. So ist der Gegenstand<br />

der Förderung eine kostenlose, bis zu vierstündige Erstauskunft<br />

durch Innovationsexperten des <strong>SIGNO</strong>-Netzwerks. Im<br />

Rahmen dieser Erstauskunft vermitteln die <strong>SIGNO</strong>-Partner den<br />

ratsuchenden Erfindern Expertenwissen bspw. über die Ermittlung<br />

des Neuheitswerts einer Innovation, zur Patentrecherche und Bewertung<br />

einer Erfindung oder zu möglichen Verwertungsstrategien.<br />

Darüber hinaus werden allgemeine Informationen über das deutsche<br />

Patentwesen sowie ggf. zu geeigneten Förderangeboten<br />

weitergegeben. Eine Rechtsberatung ist hingegen von der Förderung<br />

ausgeschlossen.<br />

Antragsberechtigte und Fördervoraussetzungen<br />

Eine Beratung im Rahmen der Erfinderfachauskunft kann grundsätzlich<br />

von allen erfinderisch tätigen Menschen und Interessierten<br />

einmalig in Anspruch genommen werden.<br />

27


<strong>SIGNO</strong> Erfinderclubs<br />

Art und Höhe der Förderung<br />

Die Förderung erfolgt, wie bereits oben dargelegt, in Form einer für<br />

die Erfinder kostenlosen, bis zu vierstündigen Erstauskunft durch<br />

einen Partner des bundesweiten <strong>SIGNO</strong>-Netzwerks. Die <strong>SIGNO</strong>-<br />

Partner wiederum rechnen die im Rahmen der Erfinderfachauskunft<br />

durchgeführten Beratungen über das IW Köln ab.<br />

Derzeit existieren bundesweit 112 offiziell bewilligte <strong>SIGNO</strong> Erfinderclubs.<br />

Hierzu gehören sowohl Jugendclubs als auch Clubs<br />

freier Erfinder und Hochschulclubs.<br />

Ziele und Gegenstand der Förderung<br />

Mit der Initiative <strong>SIGNO</strong> Erfinderclubs fördert das BMWi kreative,<br />

erfinderisch begabte Menschen, die sich im jeweiligen Erfinderclub<br />

zum Erfahrungsaustausch, zur Entwicklung gemeinsamer Ideen<br />

sowie zur gegenseitigen Unterstützung bei der Identifikation von<br />

Problemlösungen im Erfindungsprozess zusammenfinden. Darüber<br />

hinaus dienen die Erfinderclubs als Orte zur Durchführung<br />

gemeinsamer Innovationsprojekte. Konkret werden mit der Programmlinie<br />

folgende Ziele verfolgt: 16<br />

� Förderung von Kreativität und Ideenreichtum von Kindern und<br />

Jugendlichen;<br />

� Unterstützung freier Erfinder bei der Verwirklichung und<br />

Vermarktung von Innovationen;<br />

� Nutzung von Synergien der Teamarbeit sowie Vernetzung von<br />

Wissen, Erfahrung und Aktionen;<br />

� Aufwertung des Erfinderimages in der öffentlichen Wahrnehmung<br />

und damit auch Schaffung der Voraussetzung für den<br />

Brückenschlag zu Unternehmen.<br />

Die Erfinderclubs werden vom IW Köln betreut, welches das<br />

Projektmanagement der Initiative durchführt. Über das IW Köln<br />

stellt das BMWi finanzielle Mittel zur Verfügung, mit welchen einerseits<br />

die inhaltliche Arbeit der Erfinderclubs gefördert wird und<br />

andererseits gemeinschaftliche Aktionen zur weiteren Stärkung<br />

der Leistungsfähigkeit des Netzwerks unterstützt werden.<br />

16 Siehe http://www.signo-deutschland.de/erfinder/content/index_ger.html .<br />

28


4.3 <strong>SIGNO</strong> Hochschulen<br />

Verwertungsförderung<br />

Antragsberechtigte und Fördervoraussetzungen<br />

Bevor ein Erfinderclub an der Initiative partizipieren kann, muss die<br />

Teilnahme nach schriftlicher Bewerbung vom <strong>SIGNO</strong>-Projektmanagement<br />

bewilligt worden sein.<br />

Art und Höhe der Förderung<br />

Im Rahmen der Grundförderung stehen dem <strong>SIGNO</strong> Projektmanagement<br />

in der laufenden Förderzeitperiode 2008 bis <strong>2010</strong> jährlich<br />

maximal 1.500 € pro bewilligten Erfinderclub zur Verfügung.<br />

Diese jährliche Grundförderung wird in Form eines frei verfügbaren<br />

und eines zweckgebundenen Budgetanteils vergeben. Bei den<br />

Jugendclubs beträgt das frei verfügbare Budget 1.000 € und das<br />

zweckgebundene Budget 500 €. Bei der Zielgruppe der<br />

Erwachsenenclubs ist das frei verfügbare Budget auf 500 € und<br />

das zweckgebundene auf 1.000 € festgesetzt.<br />

Neben der finanziellen Unterstützung der Erfinderclubs erstreckt<br />

sich die Fördermaßnahme ferner auf netzwerkorientierte Angebote,<br />

deren Umsetzungsverantwortung ebenfalls beim IW Köln<br />

liegt. Zu diesen Förderangeboten zählen u.a. der Gemeinschaftsstand<br />

auf der internationale Fachmesse „Ideen-Erfindungen-Neuheiten“,<br />

kurz „iENA“, der <strong>SIGNO</strong> Erfinderclub Wettbewerb „i hoch<br />

3“, zentral organisierte Weiterbildungs- und Trendseminare oder<br />

die Möglichkeit zur Teilnahme an Erfahrungsaustauschtreffen.<br />

Innerhalb der Programmsäule <strong>SIGNO</strong> Hochschulen wird die Zusammenarbeit<br />

zwischen Hochschulen und Unternehmen im Bereich<br />

des Transfers von Forschungs- und Entwicklungsergebnissen<br />

gefördert. Für die Umsetzung wurden von Seiten des BMWi<br />

zwei Förderrichtlinien aufgelegt: die Verwertungsförderung und die<br />

Strategieförderung. Die in Ergänzung zur Verwertungsförderung<br />

erlassene Richtlinie zur Strategieförderung zielt darauf ab, nachfrageorientierte<br />

Verwertungskonzepte an Hochschulen und öffentlich<br />

finanzierten Forschungseinrichtungen zu fördern, einschließlich<br />

der Initiierung von langfristigen Kooperationen zwischen Wissenschaft<br />

und Wirtschaft. Da die Förderrichtlinie erst im November<br />

2007 in Kraft trat, wurde eine Untersuchung der Programmlinie<br />

aufgrund ihres Neuheitsgrads in der hier vorliegenden Evaluierung<br />

nicht durchgeführt. Damit wurde im Rahmen von <strong>SIGNO</strong> Hochschulen<br />

ausschließlich die Verwertungsförderung beleuchtet.<br />

In der ersten Förderphase (2001 bis 2003) stand zunächst der<br />

Aufbau grundlegender Verwertungsstrukturen an Hochschulen und<br />

öffentlich finanzierten Forschungseinrichtungen über die Gründung<br />

29


von Patent- und Verwertungsagenturen im Mittelpunkt der damals<br />

noch unter dem Namen „Verwertungsoffensive“ lancierten Initiative.<br />

Hauptziel der zweiten Förderphase (2004 bis 2007) war sodann<br />

die Förderung der weiteren Etablierung und Professionalisierung<br />

der bis dato errichteten Strukturen. In der laufenden Förderphase<br />

(2008 bis <strong>2010</strong>) konzentriert sich das Programm weiterhin<br />

auf eine Konsolidierung der geschaffenen flächendeckenden Patent-<br />

und Verwertungsinfrastruktur sowie der Stärkung ihrer Nutzung<br />

und Nachfrage.<br />

Ziele und Gegenstand der Förderung<br />

Die Verwertungsförderung von <strong>SIGNO</strong> Hochschulen zielt darauf<br />

ab, „die schutzrechtliche Sicherung und die wirtschaftliche Verwertung<br />

von Forschungsergebnissen […] zu unterstützen und die<br />

bisher entstandenen, tragfähigen Strukturen weiter zu entwickeln“<br />

17 . Im Kern geht es folglich darum, das vorhandene Potenzial<br />

an Erfindungen aus der mit öffentlichen Mitteln finanzierten<br />

Forschung<br />

� zu identifizieren und möglichst vollständig zu erfassen,<br />

� hinsichtlich seiner Verwertungspotenziale zu prüfen und zu bewerten,<br />

� sowie – falls erforderlich – eine schutzrechtliche Absicherung<br />

zu initiieren bzw. den Prozess zu begleiten,<br />

� Verwertungspartner im Wirtschaftsbereich zu kontaktieren und<br />

über neue Erfindungen bzw. veräußerbare Schutzrechte zu informieren,<br />

und schließlich<br />

� die Rahmen- und Vertragsbedingungen für Auslizenzierungen<br />

zu gestalten und den Prozess des Verkaufs von Schutzrechten<br />

zu managen.<br />

Daher ist es Aufgabe der Patent- und Verwertungsagenturen, eine<br />

aktiv gestaltende Rolle im Kommunikations- und Informationsprozess<br />

sowohl mit den einzelnen Akteuren aus Wissenschaft und<br />

Wirtschaft als auch zwischen diesen Akteursgruppen einzunehmen.<br />

Da die derzeit 23 Patent- und Verwertungsagenturen fast alle<br />

patentrelevanten deutschen Hochschulen und weitere ausgewählte<br />

Forschungseinrichtungen vertreten, gehört auch die „Zusammenarbeit<br />

in einem Verwertungsnetzwerk der Patent- und<br />

17 Vgl. Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (2007): Förderrichtlinie zur Fortführung der Verwertungsoffensive<br />

- Verwertungsförderung - vom 2. November 2007, Berlin, S. 1<br />

30


18 Ebenda, S. 3<br />

19 Ebenda, S. 3<br />

Verwertungsagenturen“ 18 zu den expliziten Zielsetzungen der<br />

Förderung.<br />

Antragsberechtigte und Fördervoraussetzungen<br />

Gemäß der Richtlinie sind im Rahmen der Verwertungsförderung<br />

ausschließlich Verbünde von Hochschulen antragsberechtigt, „die<br />

mit mindestens einer Patent- und Verwertungsagentur zusammenarbeiten“<br />

19 . An den Hochschulverbünden können auch außeruniversitäre,<br />

öffentlich finanzierte Forschungseinrichtungen partizipieren.<br />

Eine wesentliche Zuwendungsvoraussetzung besteht<br />

darin, dass antragstellende Hochschulverbünde nur mit Patent-<br />

und Verwertungsagenturen kooperieren dürfen, die nachweislich<br />

über ausreichend Erfahrungen und die notwendige fachliche Qualifikation<br />

sowie Kapazität zur Durchführung ihrer Aufgaben verfügen.<br />

Art und Höhe der Förderung<br />

Der Förderzeitraum ist beginnend mit dem 1. Januar 2008 auf drei<br />

Jahre angelegt. Die Förderung erfolgt in Form nicht rückzahlbarer<br />

Zuschüsse. Ihre Höhe für den dreijährigen Förderzeitraum, beginnend<br />

mit dem 1. Januar 2008, beträgt i.d.R. bis zu 50% der zuwendungsfähigen<br />

projektbezogenen Ausgaben (Anteilsfinanzierung),<br />

die Obergrenze liegt bei einer Basisfinanzierung von<br />

100.000 € pro Hochschulverbund und einer weiteren Zahlung von<br />

50 € pro patentrelevanter Wissenschaftlerin bzw. patentrelevantem<br />

Wissenschaftler der im Verbund beteiligten Hochschulen und<br />

Forschungseinrichtungen. Die Finanzierung der übrigen mind.<br />

50% der Kosten erfolgt in den Verbünden in einem jeweils individuell<br />

gestalteten Finanzierungsmix bestehend aus Zuschüssen<br />

der Länder, der Hochschulen, entsprechender Rückflüsse aus<br />

Verwertungseinnahmen sowie im Einzelfall von weiteren Akteuren<br />

bzw. Gesellschafter der PVAs wie der Wirtschaftsförderung,<br />

Förderbanken oder Unternehmerverbänden.<br />

31


5 Organisation der Programmumsetzung<br />

Projektphasen von <strong>SIGNO</strong> / INSTI<br />

Die Patentförderung des Bundes mit ihren heute etablierten Instrumenten<br />

des <strong>SIGNO</strong>-Programms verweist in den vergangenen zwei<br />

Jahrzehnten auf eine Historie, die hinsichtlich der verantwortlichen<br />

Ressorts sowie der eingesetzten Maßnahmen Wechsel und Entwicklungen<br />

zeigt. Um die Wirksamkeit und Reichweite der evaluierten<br />

Instrumente vor dem Hintergrund ihrer Entwicklungshistorie<br />

einordnen zu können, liefert das vorliegende Kapitel einen<br />

Überblick der wichtigsten Phasen sowie zu der aktuellen Organisation<br />

der Umsetzung.<br />

Nach einer Phase der inhaltlichen und konzeptionellen Vorbereitung<br />

in den frühen 1990er Jahren startete im Jahr 1995 mit den<br />

INSTI-Erfinderclubs das erste Programm der INSTI-Förderung. Die<br />

erste Förderphase der Erfinderclubs zwischen 1995 und 2001 war<br />

auf die Gründung der Clubs ausgerichtet. Die folgenden Phasen<br />

(2001-2003, 2004-2006 sowie ab 2007) hatten die Etablierung und<br />

den weiteren Ausbau des Erfinderclub-Netzwerkes sowie die Profilierung<br />

der Clubs als Zentren innovativer Leistung im jeweiligen<br />

lokalen und regionalen Umfeld zum Ziel. Zur Erreichung dieser<br />

Zielstellungen charakterisieren sich die späteren Förderphasen<br />

durch die Flankierung der Clubarbeit mit zielgruppenspezifischen<br />

Unterstützungsangeboten und Anreizmechanismen sowie einer<br />

verstärkten Öffentlichkeitsarbeit. Ab dem Jahr 2004 wurde für die<br />

Unterstützung der Zielgruppe freier Erfinder zusätzlich die Fachauskunft<br />

für Erfinder mit dem Ziel gestartet, eine kostenfreie, qualitativ<br />

hochwertige Erstberatung für Erfinder durch die INSTI-Partner<br />

anzubieten.<br />

Parallel zu diesen Aktivitäten startete im Jahr 1996 die INSTI-<br />

KMU-Patentaktion mit dem Ziel der Förderung kleiner und mittlerer<br />

Unternehmen des produzierenden Gewerbes bei der erstmaligen<br />

Sicherung ihrer FuE-Ergebnisse durch gewerbliche Schutzrechte<br />

sowie zum besseren Verständnis des Patentsystems. Dieses Instrumentarium,<br />

welches durch Beratungs- und Dienstleistungen<br />

rund um die erste Schutzrechtsanmeldung entsprechende Defizite<br />

bei der Zielgruppe KMU beheben soll, wurde im Jahr 2003 erstmalig<br />

evaluiert und erzielte dabei positive Ergebnisse. 20 Im Juli 2005<br />

wurde eine aktualisierte Programmrichtlinie für die Patentaktion<br />

veröffentlicht, welche bis heute Gültigkeit hat. Die Laufzeit der<br />

Förderung wurde dabei von 24 auf 18 Monaten verkürzt, der Programmumfang<br />

von sechs auf fünf Teilpakete reduziert sowie das<br />

Teilpaket zur Kosten-Nutzen-Analyse obligatorisch.<br />

20 Vgl. Gesellschaft für Innovationsforschung und Beratung (2003): Ex post-Evaluation der INSTI-KMU-Patentaktion. Im<br />

Auftrag des Bundesministeriums für Bildung Forschung.<br />

32


Zur Unterstützung der Verwertungsaktivitäten wurde mit einer zeitlichen<br />

Verzögerung im Jahr 1998 die Verwertungsaktion gestartet.<br />

Ziel war die Entwicklung und der Betrieb eines internetbasierten<br />

Marktplatzes für Ideen- und Kapitalgeber sowie für innovative Unternehmen.<br />

Die Entwicklung dieses Online-Marktplatzes – dem InnovationMarket<br />

– wurde in Zusammenarbeit mit der deutschen<br />

Börse und der Kreditanstalt für Wiederaufbau begonnen und von<br />

diesen bis zum Jahr 2000 betrieben.<br />

Neben diesen Fördermaßnahmen, welche noch heute das Instrumentarium<br />

der <strong>SIGNO</strong>-Förderung bilden, wurden seit dem Jahr<br />

1995 weitere Initiativen gestartet, welche heute nicht mehr Teil der<br />

<strong>SIGNO</strong>-Förderfamilie sind. Bei diesen Programmteilen wurde sich<br />

nach Ablauf der Förderphasen gegen eine Fortführung als Förderprojekt<br />

entschieden. Exemplarisch sind dabei die folgenden Programmteile<br />

zu nennen:<br />

� InPat: Von 1996 bis 2000 wurde mit diesem Programm die<br />

Integration des Patentwesens in die ingenieur- und naturwissenschaftliche<br />

Hochschulausbildung gefördert. Gegenstand<br />

war die Förderung von Lehraufträgen und die<br />

Unterstützung von Patentrecherchebeauftragten in ingenieurwissenschaftlichen<br />

Fachbereichen. Mit diesem Programm<br />

sollte ein Impuls für die Aktivierung eigener Initiativen<br />

an den Hochschulen gesetzt werden. Mittlerweile haben<br />

sich viele dieser Lehraufträge etabliert und werden<br />

ohne Förderung aus den Hochschulhaushalten finanziert.<br />

� INSTI-Schulaktion: In den Jahren 2000 bis 2003 wurde mit<br />

der Schulaktion „Tour d´Innovation“ die Sensibilisierung<br />

von Schülerinnen und Schülern für das Thema Innovation<br />

durch das Kennenlernen konkreter Innovationsprojekte in<br />

Unternehmen der Region und der Verankerung des Themas<br />

in der Schule unterstützt. Die Schulaktion wurde beendet,<br />

da sich der Fokus der INSTI-Förderung stärker in<br />

Richtung innovative Unternehmen, Hochschulen und Erfinder<br />

verschob. Darüber hinaus zeigte sich, dass der Aufbau<br />

langfristiger und tragfähiger Strukturen an Schulen durch<br />

die Erfinderclubs besser gewährleistet werden kann.<br />

� Innovationsaktion: Mit der Innovationsaktion wurden ab<br />

dem Jahr 2001 Unternehmen, Existenzgründer, Universitäten<br />

und außeruniversitären Forschungseinrichtungen bei<br />

der Optimierung innerbetrieblicher Innovationsprojekte sowie<br />

der Planung und Umsetzung ihres Patent- und Verwertungsmanagements<br />

gefördert. Die Innovationsaktion<br />

wurde als Förderung beendet, da durch das Programm<br />

INNOMAN für die neuen Bundesländer sowie einige Modellregionen<br />

Westdeutschlands ein vergleichbares Programm<br />

vorliegt, dessen Ausweitung auf das gesamte Bundesgebiet<br />

förderpolitisch diskutiert wird.<br />

33


Neben diesen exemplarisch genannten Förderungen gab es weitere<br />

Aktivitäten, die in den Projektphasen von <strong>SIGNO</strong> / INSTI initiiert<br />

wurden und bis heute wieder abgeschlossen sind. Die folgende<br />

Abbildung liefert einen Überblick zu den laufenden und abgeschlossenen<br />

Aktionen der Programmfamilie. Die abgeschlossenen<br />

Förderinstrumente werden im Folgenden nicht vertieft behandelt,<br />

da sie nicht Gegenstand der aktuellen Evaluierung sind.<br />

Abbildung 3: Projektphasen von <strong>SIGNO</strong> / INSTI<br />

1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 <strong>2010</strong><br />

laufende Aktionen<br />

INSTI/<br />

<strong>SIGNO</strong> Vorphase<br />

abgeschlossene Aktionen<br />

Innovationsaktion (10/2001 - 12/2008)<br />

…<br />

InnoAkt<br />

Verwertungsaktion / InnovationMarket (09/1998 - 12/2009) …VerwertungsAkt<br />

KMU-Patentaktion I (10/1996 - 07/2005) KMU-PA II (ab 08/2005) … KMU-PA<br />

Erfinderclubs (ab 1995) Erfinder (ab 01/2008)<br />

Öffentlichkeitsarbeit "Innovationsfreundl. Klima" (1995 -<br />

2000)<br />

Netzwerk/ Fachauskunft (01/2004 -<br />

12/2007) PM / ÖA (ab 01/2008)<br />

INTRA (07/1995 - 06/1998) "<strong>SIGNO</strong>"*<br />

"Der blaue Kreis" (05/1995 - 11/1999)<br />

InPat (1996 - 2000)<br />

Deutscher Zukunftspreis (1997 - 2000)<br />

Quelle: IW Köln 2009<br />

InWert (2001 - 03/2004)<br />

Schulaktion (2001 -<br />

2003)<br />

AkPat (2001 - 2003)<br />

<strong>SIGNO</strong><br />

* Einführung neue<br />

Dachmarke<br />

Unabhängig von den Förderaktivitäten im Rahmen von INSTI<br />

wurde die Förderung der Patent- und Verwertungsagenturen<br />

(PVAs) im Rahmen der Verwertungsförderung vorbereitet. Hintergrund<br />

für diese Aktivitäten war die gesetzliche Neuregelung zu<br />

Patentanmeldungen aus Hochschulen. 21 Während Entwicklungsmitarbeiter<br />

von Unternehmen ihre Erfindungen dem Unternehmen<br />

melden mussten, konnten Hochschullehrer frei über ihre Erfindungen<br />

verfügen, selbst wenn sie im Rahmen von Forschungsaktivitäten<br />

an ihrer Hochschule entstanden. Seit dem Erlass des Arbeitnehmererfindergesetzes<br />

im Jahr 1957 war diese Tatsache zunächst<br />

kein Problem, da die Zahl der Patentanmeldungen aus den<br />

Hochschulen zu vernachlässigen war. Im Laufe der 1990er Jahre<br />

stiegen die Zahlen der Patentanmeldungen aus Hochschulen er-<br />

21 Zum Folgenden vgl. Schmoch, Ulrich (2007): Patentanmeldungen aus Hochschulen – Analyse im Rahmen der jährlichen<br />

Berichterstattung zur Technologischen Leistungsfähigkeit Deutschlands.<br />

34


heblich an, so dass eine politische Lösung für diese Entwicklung<br />

erforderlich wurde. Im Jahr 2002 wurde das Arbeitnehmererfindergesetz<br />

geändert und somit das Hochschullehrerprivileg abgeschafft.<br />

Hochschullehrer sind seither verpflichtet der Hochschule<br />

ihre Erfindungen zu melden. Diese entscheidet, ob sie die Erfindung<br />

in Anspruch nimmt und selbst verwertet oder dem Erfinder<br />

zur freien Verfügung überlässt.<br />

Eine wesentliche Voraussetzung für diese neue Regelung war der<br />

Aufbau einer geeigneten Infrastruktur, die zur Übernahme der nun<br />

entstehenden Prüf-, Patentierungs- und Verwertungsaktivitäten im<br />

Sinne eines Dienstleisters für die Hochschulen und Forschungseinrichtungen<br />

in der Lage war. Für die Wahrnehmung dieser Aufgabe<br />

wurde seit dem Jahr 2002 ein Netz von mittlerweile 23 Patent-<br />

und Verwertungsagenturen (PVA) im Rahmen der Verwertungsförderung<br />

organisiert. Die Förderung dieser Infrastruktur erfolgte<br />

bislang in drei Phasen, welche nach dem Aufbau der Infrastruktur<br />

die weitere Etablierung sowie die Professionalisierung der<br />

Verwertungsstrukturen zum Ziel hatten.<br />

Alle bislang beschriebenen Aktivitäten zur Patentförderung des<br />

Bundes wurden seit Mitte der 1990er zunächst durch das Bundesministerium<br />

für Bildung und Forschung (BMBF) initiiert und getragen.<br />

Nach der Bundestagswahl 2005 wechselte diese Förderung<br />

im Zuge der Neuorganisation der Bundesressorts in das<br />

Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi). Im<br />

Jahr 2008 wurden die gesamten Aktivitäten unter einer gemeinsamen<br />

Dachmarke <strong>SIGNO</strong> zusammengefasst. Der zentrale Ansatz<br />

war dabei, dass die bislang zum Teil nebeneinander agierenden<br />

Projekte und Maßnahmen gemeinsam in der Öffentlichkeit auftreten<br />

und wahrgenommen werden sollten. Für die öffentliche Wahrnehmung<br />

sollten die vielfältigen Aktivitäten zur Patentförderung<br />

des Bundes gebündelt dargestellt werden, um die Zugänge zu den<br />

einzelnen Angeboten unkomplizierter zu gestalten und somit die<br />

Effektivität der Nutzung zu erhöhen. In der folgenden Abbildung<br />

sind die aktuellen Maßnahmen der <strong>SIGNO</strong>-Programmfamilie im<br />

Überblick dargestellt.<br />

35


<strong>SIGNO</strong> Hochschulen<br />

Förderung der effizienten Zusammenarbeit<br />

zwischen Hochschulen und Unternehmen im<br />

Bereich des Transfers von<br />

Forschungsergebnissen aus der Wissenschaft<br />

in die Unternehmen.<br />

Verwertungsförderung<br />

Weiterentwicklung der geschaffenen<br />

Strukturen zur Verwertung von Schutzrechten<br />

aus Hochschulen und öffentlich<br />

finanzierten Forschungseinrichtungen über<br />

externe Patent- und Verwertungsagenturen.<br />

Strategieförderung<br />

Förderung von nachfrageorientierten<br />

Verwertungskonzepten der Hoch-schulen,<br />

inklusive strategischer Kooperationen<br />

zwischen Wirtschaft und Wissenschaft.<br />

Abbildung 4: Programmbestandteile der <strong>SIGNO</strong>-Förderung<br />

<strong>SIGNO</strong> Unternehmen<br />

Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit von<br />

kleinen und mittleren Unternehmen (KMU),<br />

von Handwerksbetrieben sowie von<br />

Existenzgründern durch Stärkung der<br />

Innovationstätigkeit und Schaffung eines<br />

erfinder- und innovations-freundlicheren<br />

Klimas.<br />

KMU-Patentaktion<br />

Unterstützung und Anleitung von KMU,<br />

Handwerksbetrieben und Existenzgründern<br />

des produzierenden Gewerbes einschließlich<br />

der Landwirtschaft bei der erstmaligen<br />

Sicherung ihrer Ergeb-nisse aus FuE durch<br />

Gewerbliche Schutzrechte und bei deren<br />

Nutzung<br />

Innovation Market /<br />

Verwertungsaktion<br />

Quelle: Prognos AG 2009<br />

Beteiligte Netzwerke der Förderung<br />

Verbesserung der Verwertung und der<br />

Nutzung hochwertiger Erfindungen sowie<br />

Etablierung des Innovation Market als<br />

dauerhafte Einrichtung der Verwertung am<br />

Markt.<br />

<strong>SIGNO</strong> Erfinder<br />

Förderung von Kreativität und Erfinder-geist,<br />

Bereitstellung eines Forums zum<br />

Erfahrungsaustausch sowie eines Beratungsangebot<br />

für freie Erfinderinnen und<br />

Erfinder.<br />

Erfinderfachauskunft<br />

Bereitstellung einer kostenlosen bis zu<br />

vierstündigen Erstauskunft bei den Partnern<br />

des <strong>SIGNO</strong>-Netzwerkes, vor allem für<br />

"Innovationsanfänger" und zu allen Fragen<br />

rund um das Thema "Patente".<br />

Erfinderclubs<br />

Förderung von Kreativität und Ideenreichtum<br />

von Kindern und Jugendlichen,<br />

Unterstützung freier Erfinder bei der<br />

Verwirklichung und Vermarktung von Ideen,<br />

Aufwertung des Erfinderimages in der<br />

öffentlichen Wahrnehmung.<br />

Wie bereits angesprochen zielt die vorliegende Evaluierung auf die<br />

Aktivitäten in den einzelnen Programmlinien seit dem Jahr 2002<br />

(Verwertungsförderung) bzw. 2003 (<strong>SIGNO</strong>-Unternehmen /<br />

<strong>SIGNO</strong>-Erfinder). Die erst im November 2007 gestartete Strategieförderung<br />

im Rahmen von <strong>SIGNO</strong>-Hochschulen ist aufgrund<br />

der bislang kurzen Laufzeit nicht Teil der Untersuchung.<br />

Die einzelnen Programmteile der <strong>SIGNO</strong>-Förderung zeichnen sich<br />

dadurch aus, dass den fokussierten Zielgruppen – Hochschulen,<br />

KMU, freie Erfinder – nicht alleine finanzielle Zuschüsse gewährt<br />

werden, sondern diese durch geförderte Beratungen und Dienstleistungen<br />

im Prozess der Patentierungs- und Verwertungsaktivitäten<br />

begleitet und unterstützt werden. Für die Wahrnehmung dieser<br />

Aufgaben stehen zwei Netzwerke von Dienstleistungs- und Beratungseinrichtungen<br />

zur Verfügung, welche die Unterstützung der<br />

Zielgruppen im Wesentlichen operativ umsetzen:<br />

� Das Netzwerk der <strong>SIGNO</strong>-Partner: Zur Umsetzung der<br />

KMU-Patentaktion, der Verwertungsaktion sowie der Fachauskunft<br />

für Erfinder wurde ein bundesweites Netzwerk aus<br />

verschiedenen Einrichtungen aufgebaut. Unter den<br />

<strong>SIGNO</strong>-Partnern sind Erfinder- und Patentinformationszentren,<br />

Gründer und Technologiezentren, Informationsvermittler,<br />

Transfereinrichtungen, Unternehmensberatungen<br />

36


und Hochschuleinrichtungen. Diese Einrichtungen zählen<br />

zu den relevanten Ansprechpartnern für verschiedene wirtschaftliche<br />

Akteure der Region. Derzeit sind insgesamt 33<br />

<strong>SIGNO</strong>-Partner mit der Umsetzung der Aktivitäten betraut.<br />

� Das Netzwerk der PVAs: Um den Hochschulen und Forschungseinrichtungen<br />

eine aktive Rolle bei der Patentverwertung<br />

ermöglichen zu können, wurde seit dem Jahr 2002<br />

eine Infrastruktur von PVAs aufgebaut. PVAs sind Transfer-<br />

und Patentstellen der Hochschulen, neu geschaffene<br />

Einheiten bei Wirtschaftsförderern und Transferagenturen<br />

sowie private Dienstleistungs- und Beratungsunternehmen.<br />

Derzeit existieren 23 PVAs, die in der Regel die Hochschulen<br />

und Forschungseinrichtungen eines Bundeslandes bedienen,<br />

mit Ausnahme einiger Bundesländer, in denen<br />

mehrere PVAs zu finden sind. Bei Start der Förderung war<br />

es das Ziel, die PVAs auf bereits bestehende Strukturen<br />

aufzubauen, um Erfahrungswerte im Patentierungsgeschäft<br />

zu integrieren. Wo diese Strukturen nicht vorhanden waren,<br />

wurden Einrichtungen neu gegründet.<br />

Zwischen den beiden beschriebenen Netzwerken bestehen im<br />

Einzelfall Schnittmengen, d.h. einige PVAs sind ebenso als<br />

<strong>SIGNO</strong>-Partner akkreditiert. Darüber hinaus bestehen bei den<br />

PVAs große Schnittmengen zu einem weiteren Netzwerk – der<br />

TechnologieAllianz (TA) – welche kein Fördergegenstand des<br />

<strong>SIGNO</strong>-Programms ist, wegen ihrer mehrheitlichen Mitgliedschaft<br />

von PVAs für diese Zielgruppe jedoch eine wichtige Rolle einnimmt.<br />

Die TechnologieAllianz ist der Verband der deutschen Patent-<br />

und Vermarktungsgesellschaften, die bereits im Jahr 1994<br />

gegründet wurde und deren Mitglieder über 200 wissenschaftliche<br />

Einrichtungen in Patentierungs- und Verwertungsfragen vertreten.<br />

In der folgenden Abbildung sind die Schnittmengen zwischen den<br />

angesprochenen Netzwerken schematisch dargestellt.<br />

37


DKFZ (BW)<br />

EMBL (BW)<br />

IGZ (BY)<br />

PVA<br />

Abbildung 5: Netzwerke der <strong>SIGNO</strong>-Akteure<br />

LGA (BY)<br />

ATI Küste (MV)<br />

IHK Zetis (RP)<br />

TLB (BW)<br />

CTF (BW)<br />

INNOVECTIS (HE)<br />

FhG – IAO (BW)<br />

TSB (BE)<br />

Winter et al. (BY)<br />

Stubbe (NI)<br />

BTI (SN)<br />

BayPat (BY)<br />

PROvendis (NW)<br />

PVA der GWT (SN)<br />

InTraCom (BW)<br />

EuroNorm (BB)<br />

ZAB (BB) GINo (HE)<br />

EZN (NI)<br />

IMG (RP) PATON (TH)<br />

ipal (BE)<br />

TransMIT (HE)<br />

Quelle: IW Köln 2009 22<br />

Projektträger und Projektmanagement<br />

Moser & Partner (BW)<br />

PAVIS (BY)<br />

ATHENA (NW)<br />

rubitec (NW)<br />

ESA (ST)<br />

ESA PVA (ST)<br />

PVA SH (SH)<br />

innoWi (HB)<br />

PVA MV (MV)<br />

TGZ (BY)<br />

HA Hessen Agentur (HE)<br />

AGIT (NW)<br />

WuT (SL)<br />

TUTech (HH)<br />

MBM (NI)<br />

TEPAC (NW)<br />

RSG (BY)<br />

IHC (NW)<br />

TGF Schmalkalden (TH)<br />

Steinbeis<br />

Infothek (BW)<br />

HKS IPC (HH)<br />

ZPT (SL)<br />

FhG Patente und<br />

Lizenzen (BY)<br />

WTSH (SH)<br />

WIND (NW)<br />

<strong>SIGNO</strong><br />

TA<br />

TU Dresden (SN)<br />

Mit Blick auf die Projektträgerschaft sowie das Projektmanagement<br />

der <strong>SIGNO</strong>-Programmfamilie sind mit dem Projektträger Jülich<br />

(PtJ) und dem IW Köln zwei Akteure beteiligt. Dabei ist der PtJ<br />

einerseits Projektträger des BMWi für die Administration des gesamten<br />

<strong>SIGNO</strong>-Projekts mit seinen drei Programmsäulen und den<br />

darunter umgesetzten Einzelprogrammen. Im Rahmen von<br />

<strong>SIGNO</strong>-Hochschulen übernimmt der PtJ zum anderen die unmittelbare<br />

Zusammenarbeit mit den geförderten Hochschulverbünden.<br />

Das Projektmanagement im Rahmen von <strong>SIGNO</strong>-Unternehmen<br />

und <strong>SIGNO</strong>-Erfinder wird dagegen vom IW Köln getragen.<br />

Der PtJ hat im Jahr 2001 die Projektträgerschaft für das <strong>SIGNO</strong>-<br />

Programm übernommen, welche zuvor durch das DLR getragen<br />

wurde. Das Projektmanagement der Unternehmens- und Erfinderförderungen<br />

wird seit 1996 durch das IW Köln organisiert. In<br />

der folgenden Abbildung ist die Organisation der Programmumsetzung<br />

schematisch dargestellt.<br />

22 Eine Liste mit den Namen der von PVAs und <strong>SIGNO</strong>-Partnern findet sich auf den Seiten des Programms unter<br />

www.signo-deutschland.de.<br />

38


Hochschulverbünde<br />

Patent- und<br />

Verwertungsagenturen<br />

Abbildung 6: Organisation der Programmumsetzung<br />

Projektträgerschaft<br />

Zuwendungsempfänger<br />

NETZWERK<br />

NETZWERK<br />

Quelle: Prognos AG 2009<br />

<strong>SIGNO</strong>-<br />

Partner<br />

Kleine und<br />

mittlere<br />

Unternehmen<br />

Zuwendungsempfänger<br />

Zuwendungsempfänger<br />

Projektmanagement<br />

Erfinder<br />

(Erfinderfachauskunft)<br />

Erfinderclubs<br />

NETZWERK<br />

Zuwendungsempfänger<br />

Gemäß der Förderterminologie besteht der Projetträgervertrag für<br />

die <strong>SIGNO</strong>-Förderung zwischen dem BMWi und dem PtJ. Das IW<br />

Köln ist Zuwendungsempfänger des BMWi und übernimmt die<br />

Maßnahmenverwaltung und die Auftragsabwicklung mit den<br />

<strong>SIGNO</strong>-Partnern, den KMU und den Erfinderclubs, die ihrerseits<br />

Zuwendungsempfänger des IW Köln sind. Die Arbeitsteilung zwischen<br />

PtJ und IW Köln beschreibt dabei die folgenden Aspekte:<br />

� Die Aufgaben des PtJ beziehen sich zum einen auf die zuwendungsrechtliche<br />

Zusammenarbeit mit dem BMWi und<br />

somit auf die Antragsbearbeitung, die Vorbereitung von<br />

Förderentscheidungen, die Abwicklung der Fördermaßnahmen<br />

sowie das Controlling des Programms. Darüber<br />

hinaus unterstützt der PtJ die Erarbeitung von Entscheidungsvorschlägen,<br />

die gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit<br />

sowie konzeptionelle Weiterentwicklung der Förderinitiative.<br />

Gegenüber dem IW Köln nimmt der PtJ die Kontrollfunktion<br />

in der Mittelverwendung wahr und ist Partner des<br />

IW Köln bei Abstimmungsfragen mit dem BMWi, bei konzeptionellen<br />

Fragen sowie bei der Begutachtung neuer<br />

<strong>SIGNO</strong>-Partner.<br />

� Das Aufgabenportfolio des IW Köln umfasst einerseits die<br />

Maßnahmenverwaltung gegenüber den Zuwendungsempfängern<br />

KMU, Erfinderclubs sowie <strong>SIGNO</strong>-Partner. D.h. die<br />

unmittelbaren Fördernehmer der Programme im Rahmen<br />

39


von <strong>SIGNO</strong>-Unternehmen und Erfinder erhalten ihre Zuwendungen<br />

durch das IW Köln, welches die Durchreichung<br />

der Fördergelder sowie das inhaltliche und administrative<br />

Controlling übernimmt. Zum anderen fällt dem IW Köln das<br />

Netzwerkmanagement für das Netzwerk der <strong>SIGNO</strong>-Partner<br />

sowie der Erfinderclubs zu. Durch diesen Einsatz einer<br />

unmittelbaren Managementinstanz wird auf eine Netzwerkqualität<br />

gezielt, welche durch zahlreiche Instrumente zur<br />

Maßnahmensteuerung und Qualitätssicherung verfolgt<br />

wird.<br />

Die Arbeit des Projekt- und Netzwerkmanagements im Rahmen<br />

von <strong>SIGNO</strong>-Unternehmen und <strong>SIGNO</strong>-Erfinder ist ein wichtiger<br />

Faktor im Rahmen der Gesamtbeurteilung der Leistungsfähigkeit<br />

des Programms. Im Rahmen der Wirkungsanalyse in Kapitel 6.5<br />

wird daher ein separater Blick auf die Qualität Aufgabenwahrnehmung<br />

des Projektmanagements gelegt.<br />

40


6 Umsetzungspraxis und Effekte der Förderung<br />

6.1 <strong>SIGNO</strong> Unternehmen: KMU Patentaktion<br />

Ziele der Förderung<br />

Stimulus durch <strong>SIGNO</strong><br />

Die im Jahr 1996 ins Leben gerufene Fördermaßnahme KMU-Patentaktion<br />

nahm bereits im ursprünglichen BMBF-Verbundprojekt<br />

zur „Innovationsstimulierung der deutschen Wirtschaft“ (INSTI)<br />

eine Rolle ein und stellt auch im heutigen <strong>SIGNO</strong>-Programm einen<br />

ganz wesentlichen Baustein dar.<br />

Mit der KMU-Patentaktion werden kleine und mittlere Unternehmen,<br />

Handwerksbetriebe und Existenzgründer des produzierenden<br />

Gewerbes einschließlich der Landwirtschaft bei der erstmaligen<br />

Sicherung ihrer Forschungs- und Entwicklungsergebnisse<br />

durch gewerbliche Schutzrechte (national und ggf. international) in<br />

Form von Patenten oder Gebrauchsmustern angeleitet und finanziell<br />

unterstützt. Darüber hinaus erstreckt sich diese Programmsäule<br />

auf die Unterstützung bei der Vorbereitung erster Verwertungsschritte.<br />

Auch Unternehmen, deren letzte Schutzrechtsanmeldung<br />

länger als fünf Jahre zurückliegt, können einen Antrag<br />

auf Teilnahme an der KMU-Patentaktion stellen.<br />

Konkret ist die Fördermaßnahme darauf gerichtet,<br />

� bestehende Hemmnisse in KMU gegenüber dem Patentwesen<br />

abzubauen und einen Beitrag zur Optimierung des Innovationsmanagements<br />

in den Betrieben zu leisten,<br />

� die Anzahl qualifizierter Patentanmeldungen durch KMU zu<br />

steigern,<br />

� die Zielgruppe für die wirtschaftlichen Aspekte und die Verwertbarkeit<br />

von Erfindungen zu sensibilisieren,<br />

� eine bessere Nutzung von Patentinformationen durch KMU zu<br />

erwirken und<br />

� die Voraussetzungen in KMU für die Verwertung von Patenten<br />

zu verbessern.<br />

Wie bereits in Kapitel 4.1 ausführlich dargelegt, wird im Rahmen<br />

der Teilnahme an der KMU-Patentaktion die Durchführung von<br />

sog. „Teilpaketen“ gefördert. Insgesamt untergliedert sich die<br />

KMU-Patentaktion in fünf Teilpakete (TP1 bis TP5), die sich im<br />

Hinblick auf ihre inhaltliche Konzeption und die idealtypische zeitli-<br />

41


Umsetzungsverantwortung<br />

che Inanspruchnahme der jeweiligen Dienstleistungen am Prozesscharakter<br />

einer Patentanmeldung sowie den ersten Schritten<br />

der Patentverwertungen aus Unternehmenssicht orientieren.<br />

Während die Durchführung der TP1 bis TP3 für die Gewährung<br />

der Förderung obligatorisch ist, können die Leistungen im Rahmen<br />

von TP4 und TP5 fakultativ in Anspruch genommen werden. 23 Die<br />

Förderlaufzeit, in welcher die Leistungen der Pflicht- und ggf.<br />

Wahlpakete in Anspruch genommen werden müssen, beträgt 18<br />

Monate. Grundsätzlich gilt, dass die Zuwendungsempfänger zunächst<br />

in Vorleistung gehen und die Rechnungen und Belege innerhalb<br />

eines Monats nach Vertragsende beim betreuenden<br />

<strong>SIGNO</strong>-Partner einreichen.<br />

Das Projektmanagement für die Säulen <strong>SIGNO</strong> Unternehmen und<br />

<strong>SIGNO</strong> Erfinder liegt beim IW Köln. Das Institut fungiert als zentrale<br />

Anlauf- und Koordinationsstelle und übernimmt neben den<br />

Aufgaben der Steuerung und Qualitätssicherung der betreffenden<br />

Programmlinien sowie des <strong>SIGNO</strong>-Partnernetzwerks auch die<br />

Verwaltung der einzelnen Förderangebote.<br />

Mit engerem Fokus auf die KMU-Patentaktion umfassen die Aufgabengebiete<br />

des <strong>SIGNO</strong>-Projektmanagements auf rein operativer<br />

Ebene einerseits das Verwalten der bereitgestellten Fördermittel<br />

im Allgemeinen und im Besonderen die Prüfung der Teilnahmeanträge<br />

sowie – nach positivem Fördervotum – der Abschluss eines<br />

Zuwendungsvertrags mit den Antragstellern, Kontrolle der Förderzeiträume,<br />

die Prüfung der Abrechnungsunterlagen und schließlich<br />

die Auszahlung des Zuschusses an die Zuwendungsempfänger.<br />

Darüber hinaus übernimmt das <strong>SIGNO</strong>-Projektmanagement die<br />

Erstellung eines monatlichen Controllings der Teilnahmebewilligungen,<br />

Auszahlungen sowie Stornierungsfälle und erhebt zwecks<br />

interner Evaluierung der Fördermaßnahme eine Projektstatistik,<br />

welche auf einer schriftlichen Befragung der Teilnehmer der KMU-<br />

Patentaktion beruht. Ferner dokumentieren die verantwortlichen<br />

Mitarbeiter des Projektmanagements die Aktivitäten der einzelnen<br />

<strong>SIGNO</strong>-Partner und unterstützen diese bei aufkommenden Fragen<br />

mit der Bereitstellung belastbarer Informationen.<br />

Aufgabe der <strong>SIGNO</strong>-Partner ist es, die Unternehmen bzw. Existenzgründer,<br />

welche einen Antrag auf Teilnahme an der KMU-Patentaktion<br />

stellen möchten, zunächst hinsichtlich des konkreten<br />

Gegenstands der Förderung sowie über den Ablauf der Förder-<br />

23 Laut der geltenden Förderrichtlinie ist eine Förderung der TP1 und / oder TP2 ohne Durchführung von TP3 nur dann<br />

möglich, „wenn im Ergebnis der Recherche zum Stand der Technik (TP1) und / oder der Kosten-Nutzen-Analyse (TP2)<br />

eine Schutzrechtsanmeldung nicht aussichtsreich oder sinnvoll erscheint und deshalb nicht vorgenommen wird. Siehe<br />

Bundesministerium für Bildung und Forschung (2005): Bekanntmachung der Richtlinie zur Förderung der „KMU-<br />

Patentaktion“ – Neufassung – vom 7. Juli 2005, Berlin, S. 3.<br />

42


Leistungsgeschehen im Zeitverlauf<br />

maßnahme zu informieren und die grundsätzliche Teilnahmeberechtigung<br />

und Förderwürdigkeit der betreffenden Erfindung zu<br />

prüfen. Bei positiver Einschätzung reichen die <strong>SIGNO</strong>-Partner das<br />

Antragsformular sowie die Richtlinie zur KMU-Patentaktion aus.<br />

Schließlich prüfen die Berater die Antragsunterlagen auf Vollständigkeit<br />

und leiten diese einschließlich einer persönlichen Förderempfehlung<br />

an das <strong>SIGNO</strong>-Projektmanagement weiter. Die<br />

<strong>SIGNO</strong>-Partner erhalten für ihre Beratungstätigkeiten im Rahmen<br />

der KMU-Patentaktion 20% der an die nutzenden Unternehmen<br />

bewilligten Fördermittel.<br />

Überdies – und das ist im besonderen Maße kennzeichnend für<br />

die Umsetzungsverantwortung der <strong>SIGNO</strong>-Partner – erstellen die<br />

Berater für jeden Förderfall einen individuellen „Fahrplan“ für die<br />

Inanspruchnahme der im Rahmen der Teilpakete offenstehenden<br />

Leistungen. Gleichzeitig unterstützen sie die geförderten Unternehmen<br />

und Gründer im Verlauf des gesamten Prozesses der<br />

Schutzrechtsanmeldung in ihrer Rolle als „Pate“. Diese Betreuungsfunktion<br />

schließt i.d.R. auch die Nachfrage nach dem<br />

Projektfortschritt sowie die Erinnerung an Förderfristen ein. Neben<br />

der Erstellung von Fahrplänen und der kontinuierlichen Prozessbegleitung<br />

sind die <strong>SIGNO</strong>-Partner auch berechtigt, die entgeltliche<br />

Erbringung von Dienstleistungen im Rahmen der TP1, TP2<br />

und TP4 selbst anzubieten. Je nach fachlichem Hintergrund der<br />

Berater und der institutionenspezifischen Schwerpunktsetzung variieren<br />

das Angebot und die Beratungstiefe in Bezug auf die<br />

Dienstleistungen der genannten Teilpakete stark. So konzentrieren<br />

sich einige Partner auch ausschließlich auf die Planung der<br />

Durchführung der Fördermaßnahme und Prozessbegleitung.<br />

Nach Abschluss des Förderprojekts nehmen die <strong>SIGNO</strong>-Partner<br />

die für die Auszahlung des Zuschusses erforderliche Zahlungsanforderung<br />

mit Kopien sämtlicher Rechnungsnachweise ihrer betreuten<br />

Zuwendungsempfänger innerhalb der Ein-Monats-Frist an;<br />

ggf. müssen sie Mahnungen an säumige Teilnehmer richten. Bei<br />

Erhalt der Abrechnungsunterlagen prüfen die <strong>SIGNO</strong>-Partner<br />

diese auf Vollständigkeit und leiten sie sodann zur weiteren Bearbeitung<br />

an das Projektmanagement weiter.<br />

Seit der Bekanntmachung über die Förderung der KMU-Patentaktion<br />

im September 1996 wurden bis einschließlich September dieses<br />

Jahres 7.361 Bewilligungen zur Teilnahme am Programm<br />

ausgesprochen. Im Verlauf dieses Förderzeitraums wurde die zugrundeliegende<br />

Richtlinie 2001 geändert und 2005 neu gefasst.<br />

Aufgrund dieser Modifikationen kann die Fördermaßnahmen in ihrer<br />

Programmhistorie in zwei Phasen untergliedert werden: KMU-<br />

Patentaktion I und II. Im Kern betraf die Neufassung der Richtlinie<br />

insbesondere<br />

43


800<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

50<br />

13<br />

1996<br />

(ab<br />

Sept.)<br />

512<br />

43<br />

� die Verkürzung der Laufzeit von ursprünglich 24 auf 18 Monate,<br />

� der Wegfall des damaligen TP6 zum Thema „Technische Zulassung“,<br />

wobei dessen Gegenstand mit TP4, der Vorbereitungen<br />

der Verwertung, zusammengeführt wurde.<br />

� die Verpflichtung zur Durchführung von TP2 (Kosten-Nutzen-<br />

Analyse) sowie<br />

� den Vertragsabschluss, der seither zwischen Antragsteller und<br />

IW Köln erfolgt (früher mit dem INSTI- / <strong>SIGNO</strong>-Partner).<br />

In nachfolgender Abbildung 7 ist die Anzahl der jährlich bewilligten<br />

Teilnahmeanträge sowie die durchschnittliche Anzahl der monatlichen<br />

Bewilligungen abgetragen. Die Graphik zeigt deutlich, dass<br />

die Implementierung der Richtlinie 1996 sehr zügig verlief und die<br />

Fördermaßnahme unmittelbar seit ihrer Einführung von der Zielgruppe<br />

auf hohem Niveau nachgefragt wurde. Im Durchschnitt<br />

wurden jährlich etwas mehr als 560 Bewilligungen erteilt.<br />

Abbildung 7: Anzahl der Bewilligungen pro Jahr sowie durchschnittliche<br />

Anzahl der monatlichen Bewilligungen<br />

561<br />

47<br />

510 500<br />

43 42<br />

469 461<br />

39<br />

38<br />

563<br />

47<br />

702<br />

59<br />

198<br />

63<br />

559<br />

568<br />

47<br />

611<br />

51<br />

629<br />

80<br />

70<br />

60<br />

52<br />

52<br />

50<br />

468<br />

1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009<br />

(bis<br />

Sept.)<br />

KMU-PA I KMU-PA II monatlich<br />

Quelle: Projektstatistik IW Köln, eigene Berechnungen und Darstellung<br />

757<br />

Auffallend sind der vergleichsweise steile Anstieg der Anzahl der<br />

Bewilligungen zwischen 2002 und 2005 sowie der deutliche Rückgang<br />

mit Beginn der zweiten Förderphase. Für diese Schwankung<br />

der bewilligten Teilnahmeanträge lassen sich u.a. folgende Gründe<br />

anführen:<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

44


� So stellt das <strong>SIGNO</strong>-Projektmanagement in seinem Abschlussbericht<br />

für den Zeitraum Januar 2001 bis Oktober 2007 fest,<br />

dass im Vorfeld der Neufassung der Richtlinie „bei vielen Multiplikatoren<br />

(Kammern, Patentanwälte und Wirtschaftsförderungsinstitutionen)<br />

fälschlicherweise der Eindruck entstanden<br />

war, dass die Weiterführung der KMU-Patentaktion fraglich<br />

sei“. 24 Dadurch kam es bei einer höheren Anzahl von Unternehmen<br />

und Gründern zu einem gewissen Schlussrundeneffekt,<br />

welcher sich in einer erhöhten Bereitschaft zur Programmteilnahme<br />

äußerte.<br />

� Mit aller Wahrscheinlichkeit hat auch die Modifikation des<br />

Förderverfahrens mit Blick auf den Vertragsabschluss einen<br />

Einfluss auf die Anzahl der Bewilligungen ausgeübt. Während<br />

die INSTI- / <strong>SIGNO</strong>-Partner nach der früheren Konzeption in<br />

Vertretung des Projektmanagements die Förderzusagen<br />

aussprachen, erfolgt dies seit Inkrafttreten der geltenden<br />

Richtlinie zentral beim Projektmanagement.<br />

Die durchschnittliche Anzahl von bewilligten Anträgen pro Monat<br />

schwankt im Gleichschritt mit den absoluten Jahreswerten. Im<br />

Durchschnitt wurden im gesamten Betrachtungszeitraum monatlich<br />

45,3 Bewilligungen ausgesprochen, in der zweiten Programmphase<br />

(mit Start im August 2005) liegt der entsprechende Wert etwas<br />

höher bei 48,5.<br />

Laut der Statistik des Projektmanagements beträgt die Stornoquote<br />

über die gesamte Programmlaufzeit 25,5%. Das bedeutet,<br />

dass jeder vierte bewilligte Teilnahmeantrag nicht zur Abrechnung<br />

gebracht wird. Auf Grundlage der Ergebnisse der schriftlichen Befragung<br />

der <strong>SIGNO</strong>-Partner sind als Hauptgründe für Stornierungen<br />

die folgenden zu nennen:<br />

� Die Recherche zum Stand der Technik (TP1) kommt zu einem<br />

negativen Ergebnis. Aufgrund des geringen Neuheitswerts der<br />

Erfindung und damit auch der geringen Chance auf eine Patenterteilung<br />

ziehen die Teilnehmer ihre Anträge zurück. Damit<br />

halten sie sich die Möglichkeit offen, die Fördermaßnahme ggf.<br />

für eine neue Erfindung zu einem späteren Zeitpunkt nutzen zu<br />

können.<br />

� Gleiches gilt, jedoch deutlich seltener, wenn im Ergebnis der<br />

Kosten-Nutzen-Analyse (TP2) die geplante Schutzrechtsanmeldung<br />

nicht sinnvoll erscheint.<br />

� Existenzgründer realisieren nicht die geplante Gründung eines<br />

Unternehmens des produzierenden Gewerbes innerhalb der<br />

24 Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW Köln): INSTI-KMU-Patentaktion, Abschlussbericht, Berichtszeitraum<br />

01.01.2001 – 31.10.2007, S. 10.<br />

45


vorgeschriebenen Frist, d.h. bis zum Zeitpunkt der Abrechnung.<br />

Dadurch verlieren sie den Anspruch auf die bewilligte Zuwendung.<br />

� Nicht erfolgte Unternehmensgründung oder der Abbruch des<br />

Innovationsprojekts im Rahmen der Teilnahme an der KMU-<br />

Patentaktion ist häufig eng verknüpft mit nachhaltigen Finanzierungsengpässen<br />

sowohl im Vorfeld als auch bei der eigentlichen<br />

Umsetzung.<br />

� Die Förderlaufzeit von 18 Monaten reicht nicht aus, um insbesondere<br />

im Fall von Existenzgründern sowohl den Aufbau des<br />

Unternehmens als auch die Durchführung der erforderlichen<br />

Schritte bei der Schutzrechtsanmeldung bewältigen.<br />

� Die geförderten Unternehmen reichen die Zahlungsanforderung<br />

mit entsprechenden Nachweisen nicht fristgerecht ein oder nehmen<br />

überhaupt keinen Kontakt mehr zu ihrem betreuenden<br />

<strong>SIGNO</strong>-Partner auf.<br />

� Ferner führen rein formelle Gründe zu Beginn des<br />

Förderverfahrens gelegentlich zu Stornierungen, z.B. dann,<br />

wenn das geförderte Unternehmen den Zuwendungsvertrag<br />

nicht zurückschickt.<br />

� Vereinzelt kommt es zu einem Abbruch der Fördermaßnahme<br />

aufgrund von Insolvenz oder persönlichen bzw. familiären<br />

Gründen.<br />

Wie die Statistik des Projektmanagements für die laufende Förderphase<br />

zeigt (siehe Abbildung 8), handelt es sich bei den Teilnehmern<br />

der KMU-Patentaktion mit 40,4% größtenteils um kleine und<br />

mittlere Unternehmen, die schon seit längere Zeit am Markt bestehen.<br />

Darüber hinaus wird die Fördermaße zu über einem Drittel<br />

(35,7%) von Unternehmen in der Gründungsphase genutzt, gefolgt<br />

von etablierten Handwerksbetreiben (20,3%). Hinzu kommen ein<br />

geringer Anteil von Handwerksbetrieben in der Gründungsphase<br />

(3,0%) sowie eine nahezu zu vernachlässigende Anzahl von landwirtschaftlichen<br />

Betrieben (0,7%). Diese Verteilung der Nutzergruppen<br />

ist auch weithin identisch mit den entsprechenden Zahlen<br />

für die erste Förderphase, wobei in der neueren Erhebungsstatistik<br />

trennscharf nach etablierten Unternehmen und Existenzgründern<br />

unterschieden wird.<br />

46


KMU<br />

KMU i. Gr.<br />

Handwerk<br />

Handwerk i. Gr.<br />

Landwirtschaft<br />

(i. Gr. = in Gründungsphase)<br />

Abbildung 8: Teilnehmer der KMU-Patentaktion nach Unternehmenstyp<br />

0,7%<br />

3,0%<br />

20,3%<br />

35,7%<br />

40,4%<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50%<br />

Quelle: Projektstatistik IW Köln, 2005 – 2009, eigene Berechnung und Darstellung<br />

Mit Blick auf die Unternehmensgröße ist festzustellen (siehe<br />

Abbildung 9), dass es sich bei den teilnehmenden KMU zum Großteil<br />

um Kleinstunternehmen mit einem bis fünf Mitarbeitern handelt.<br />

Während der Anteil dieser Hauptnutzergruppe, welche auch die<br />

Gruppe der Existenzgründer miteinschließt, in der ersten Förderphase<br />

bei zwei Dritteln aller Teilnehmer lag, ist er in der laufenden<br />

Förderphase auf nahezu drei Viertel angestiegen. Hingegen sind<br />

die Anteile der kleinen Unternehmen mit sechs bis 20 Mitarbeitern<br />

(17,6%) bzw. 21 bis 50 Mitarbeitern (5,7%) sowie der noch größeren<br />

Betriebe leicht zurückgegangen.<br />

47


100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

Abbildung 9: Teilnehmer der KMU-Patentaktion nach Mitarbeiterzahl<br />

2,0% 0,8%<br />

3,3%<br />

8,8%<br />

2,6%<br />

5,7%<br />

21,0%<br />

64,8%<br />

KMU-PA I<br />

(1996 - 2005)<br />

17,6%<br />

73,4%<br />

KMU-PA II<br />

(2005 - 2009)<br />

mehr als 100 MA<br />

51 - 100 MA<br />

21 - 50 MA<br />

6 - 20 MA<br />

1 - 5 MA<br />

Quelle: Projektstatistik IW Köln, 2005 – 2009, eigene Berechnungen und Darstellung<br />

Gemäß der Klassifikation der Wirtschaftszweige (WZ 2003) des<br />

Statistischen Bundesamts sind Hersteller von Büromaschinen,<br />

Datenverarbeitungsgeräten und -einrichtungen sowie Unternehmen<br />

aus den Bereichen Elektrotechnik, Feinmechanik und Optik<br />

mit 22,6% die weithin am stärksten vertretene Branche bei der<br />

Teilnahme an der KMU-Patentaktion (siehe Tabelle 3). Darauf folgen<br />

zu annähernd gleichen Anteilen die Branchen Maschinenbau<br />

(13,3%), Herstellung von Möbeln, Musikinstrumenten, Spielwaren<br />

und sonstigen Erzeugnisse einschließlich Recycling (13,0%) sowie<br />

Metallerzeugung und -bearbeitung und Herstellung von Metallerzeugnissen<br />

(12,4%). Desweiteren gehören Unternehmen aus dem<br />

Baugewerbe (9,4%) zu den intensiveren Nutzern des Förderinstruments.<br />

48


Tabelle 3: Teilnehmer der KMU-Patentaktion nach Branchen<br />

Kode<br />

(WZ 2003)<br />

DL<br />

Bezeichnung KMU-PA I KMU-PA II<br />

Herstell. von Büromaschinen, Datenverarbeitungsgeräten<br />

u. -einrichtungen, Elektrotechnik,<br />

Feinmechanik u. Optik<br />

27,1% 22,6%<br />

DK Maschinenbau 15,4% 13,3%<br />

DN<br />

DJ<br />

Herstell. von Möbeln, Musikinstrumenten,<br />

Spielwaren u. sonstigen Erzeugnisse;<br />

Recycling<br />

Metallerzeugung u. -bearbeitung, Herstell.<br />

von Metallerzeugnissen<br />

10,5% 13,0%<br />

13,1% 12,4%<br />

F Baugewerbe 8,4% 9,4%<br />

DM Fahrzeugbau 3,7% 5,2%<br />

DD Holzgewerbe (o. Möbel) 4,3% 4,8%<br />

DG Chemische Industrie 4,0% 3,4%<br />

E Energie- u. Wasserversorgung 1,1% 3,4%<br />

DH Gummi- u. Kunststoffwaren 3,9% 2,9%<br />

DE Papier-, Verlag-, Druckgewerbe 1,7% 2,6%<br />

DB Textil- u. Bekleidungsgewerbe 1,9% 2,2%<br />

–<br />

Sonstige (Ernährungsgewerbe, Tabakverarbeitung,<br />

Glasgewerbe, Keramik, Land- u.<br />

Forstwirtschaft etc.)<br />

4,8% 4,9%<br />

– Ohne Angabe – 0,1%<br />

Quelle: Projektstatistik IW Köln, 1996 – 2009, eigene Berechnungen<br />

In obiger Tabelle 3 ist ebenfalls deutlich zu sehen, dass die Branchenverteilung<br />

der an der KMU-Patentaktion teilnehmenden Unternehmen<br />

im Hinblick auf die beiden Förderphasen vergleichsweise<br />

stabil ist.<br />

Die Nutzer der KMU-Patentaktion lassen sich in verschiedene<br />

Unternehmenstypen untergliedern. Um eine solche Typologie entwickeln<br />

zu können, wurde auf Basis der im Rahmen der schriftlichen<br />

Befragung der Teilnehmer der KMU-Patentaktion erhobenen<br />

Daten eine hierarchisch agglomerative Clusteranalyse durchgeführt.<br />

Das Ziel dieses multivariaten Verfahrens ist, Objekte einer<br />

heterogenen Grundgesamtheit (hier die teilnehmenden KMU) so<br />

zu Gruppen (Clustern) zusammenzufassen, dass die Objekte innerhalb<br />

einer Gruppe möglichst ähnlich sind und zwischen den<br />

Gruppen möglichst geringe Ähnlichkeiten bestehen.<br />

Zur Clusterbildung, d.h. zur Ermittlung der Ähnlichkeit, wurden die<br />

folgenden Variablen herangezogen: Jahr der Unternehmensgründung,<br />

Anzahl der Beschäftigten, Anzahl der FuE-Beschäftigen,<br />

Umsatzhöhe sowie Höhe der FuE-Aufwendungen in Prozent des<br />

Jahresumsatzes. Unter Berücksichtigung dieser Merkmale konn-<br />

49


65,6%<br />

ten bei der Analyse der Mittelwerte 25 drei Gruppen von Nutzern<br />

der KMU-Patentaktion identifiziert werden.<br />

Abbildung 10: Typen von Teilnehmern an der KMU-Patentaktion<br />

23,7%<br />

10,7%<br />

Quelle: Prognos AG 2009<br />

junge und erfindungsintensive<br />

Kleinstunternehmen<br />

Mitarbeiter: 5<br />

Mitarbeiter mit FuE-Aufgaben: 1<br />

Alter bei Programmnutzung: 5 Jahre<br />

innovative Gründerunternehmen<br />

Mitarbeiter: 2,5<br />

Mitarbeiter mit FuE-Aufgaben: 2<br />

Alter bei Programmnutzung: 0,5 Jahre<br />

größere KMU mit<br />

diskontinuierlicher FuE<br />

Mitarbeiter: 32<br />

Mitarbeiter mit FuE-Aufgaben: 2<br />

Alter bei Programmnutzung: 14 Jahre<br />

Diese drei Typen lassen sich wie folgt charakterisieren:<br />

� Cluster 1 umfasst mit zwei Dritteln der in der Stichprobe<br />

enthaltenen Unternehmen junge, erfindungsintensive<br />

Kleinstunternehmen. Diese Betriebe verfügen über fünf<br />

Mitarbeiter, wobei ein Mitarbeiter – i.d.R. der Unternehmensinhaber<br />

selbst, mit FuE-Aufgaben betraut ist. Zum<br />

Zeitpunkt der Teilnahme an der KMU-Patentaktion bestanden<br />

die Unternehmen bereits seit fünf Jahren.<br />

� In Cluster 2 sind die innovativen Gründerunternehmen<br />

zusammengefasst, deren Unternehmensgründung zum<br />

Zeitpunkt der Programmteilnahme gerade einmal ein halbes<br />

Jahr zurücklag. In der Beschäftigungsstruktur dieser<br />

Betriebe spiegelt sich unmittelbar das hohe Innovationsniveau<br />

wieder: von im Mittel 2,5 Beschäftigten arbeiten<br />

zwei im FuE-Bereich. Der Anteil dieser Nutzergruppe liegt<br />

bei rund 11%.<br />

25 Genauer gesagt wurden hier die Medianwerte untersucht. Der Median wird auch als Zentralwert bezeichnet und ist<br />

derjenige Wert, der in der Mitte einer nach Größe geordneten Reihe von Messwerten liegt. Aufgrund seiner spezifischen<br />

Eigenschaften lässt der Median die extremen Werte einer Verteilung unberücksichtigt.<br />

50


Nutzerzufriedenheit<br />

� Cluster 3 bildet die größeren KMU mit diskontinuierlicher<br />

FuE-Aktivität ab. Ihr Anteil an der Stichprobe beträgt<br />

23,7%. Im Gegensatz zu den beiden anderen Gruppen<br />

sind in diesen Betrieben deutlich mehr Mitarbeiter beschäftigt;<br />

die mittlere Beschäftigtenzahl beträgt 32 Personen.<br />

Trotz der hohen Anzahl von Mitarbeitern sind lediglich zwei<br />

mit FuE-Aufgaben beschäftigt. Bei Inanspruchnahme der<br />

Fördermaßnahme sind diese größeren Unternehmen bereits<br />

seit 14 Jahren am Markt etabliert.<br />

Analog zur oben vorangegangen Betrachtung der Programmteilnehmer<br />

nach ihrer Mitarbeiterzahl (siehe Abbildung 9) zeigen auch<br />

die Ergebnisse der Clusteranalyse, dass die Nutzergruppen zu<br />

großen Teilen durch kleinbetriebliche Strukturen gekennzeichnet<br />

sind.<br />

Ein Schwerpunkt der schriftlichen Befragung der Teilnehmer der<br />

KMU-Patentaktion lag inhaltlich u.a. auf der Beurteilung der konkreten<br />

Inanspruchnahme der Leistungen im Rahmen der fünf Teilpakete<br />

sowie auf der Zufriedenheit der Nutzer mit und der Akzeptanz<br />

gegenüber dem Programm.<br />

Die folgende Abbildung 11 zeigt im Überblick, dass die befragten<br />

Unternehmen mit der Organisation des Programms und dem damit<br />

einhergehenden administrativen Aufwand zufrieden sind. Neben<br />

den hohen Zufriedenheitswerten in Bezug auf das Informationsangebot<br />

zum Programm und der Beratung im Antragsverfahren<br />

(durch die <strong>SIGNO</strong>-Partner) sind die ebenfalls positiven Beurteilungen<br />

der Verständlichkeit der Förderrichtlinie, der Dauer des Bewilligungsprozesses<br />

und der Transparenz der Bewilligungskriterien<br />

deutliche Zeichen für eine erfolgreiche Programmorganisation.<br />

Darüber hinaus sind die teilnehmenden KMU mit dem administrativen<br />

Aufwand, welcher im Verlauf des Förderverfahrens entsteht,<br />

durchaus zufrieden. Ein vergleichsweise ungewöhnliches Ergebnis<br />

bei der Evaluierung von Förderprogrammen ist die offenkundige<br />

Zufriedenheit der Zielgruppe mit der Höhe der finanziellen Eigenleistung.<br />

Hierein zeigt sich nicht zuletzt, dass die Förderquote auch<br />

unter Berücksichtigung der Obergrenzen innerhalb der einzelnen<br />

Teilpakete für die Bedarfe der Nutzer der Fördermaße angemessen<br />

ist.<br />

Diese Befunde decken sich auch mit den Ergebnissen aus den<br />

Interviews, die mit Teilnehmern geführt wurden. Die Befragten<br />

äußern sich hinsichtlich des Informationsangebots zum Programm<br />

und der ausführlichen Erläuterungen im Erstberatungsgespräch<br />

mit den <strong>SIGNO</strong>-Partnern sehr positiv. Durch die Bereitstellung aller<br />

relevanten Informationen und die detaillierte Erklärung der Fördervoraussetzungen<br />

und des Verfahrens finden die teilnehmenden<br />

Betriebe sehr schnell den Einstieg ins Programm. Sie bewerten<br />

51


den mit der Teilnahme an der KMU-Patentaktion verbundenen<br />

administrativen Aufwand als absolut vertretbar und schätzen<br />

weithin das unbürokratische Programmprocedere.<br />

Abbildung 11: Zufriedenheit mit der Programmorganisation und<br />

dem administrativen Aufwand.<br />

Frage 2.9: Wie zufrieden waren Sie mit der Organisation des Programms und dem administrativen<br />

Aufwand? Beurteilen Sie die genannten Aspekte auf einer Skala von „sehr zufrieden“ bis „unzufrieden“.<br />

ZUSATZ<br />

Informationsangebot zum Programm<br />

Beratung im Antragsverfahren<br />

Verständlichkeit der Förderrichtlinien<br />

Dauer des Bewilligungsprozesses<br />

Transparenz der Bewilligungskriterien<br />

Umfang des administrativen Aufwands<br />

Höhe der finanziellen Eigenleistungen<br />

unzu-<br />

sehr<br />

frieden<br />

zufrieden<br />

1 2 3 4 5<br />

Datengrundlage: Schriftliche Befragung der Teilnehmer der KMU-Patentaktion; n = 353 - 364<br />

Quelle: Prognos AG 2009<br />

Richtet man den Blick auf die Inanspruchnahme der einzelnen<br />

Leistungen, die innerhalb der obligatorischen und fakultativen Teilpakete<br />

gefördert werden, so zeigt sich auch hier, wie in nachfolgender<br />

Abbildung 12 dargestellt, ein Bild grundsätzlicher Zufriedenheit.<br />

Die dort abgetragenen Werte sind das Ergebnis der<br />

aggregierten Zufriedenheitsurteile in Bezug auf die einzelnen<br />

Leistungen. Besonders positiv bewerten die Befragten die Durchführung<br />

der Recherche zum Stand der Technik (TP1) sowie die<br />

patentanwaltliche Unterstützung im Rahmen des Anmelde- und<br />

Prüfungsverfahrens (TP3). Auch das dritte Pflicht-Teilpaket, die<br />

Kosten-Nutzen-Analyse (TP2), erfährt eine in großen Teilen positive<br />

Bewertung. Auffallend ist jedoch, dass bei TP4, der Vorbereitung<br />

für die Verwertung der Erfindung, die bei weitem höchsten<br />

Unzufriedenheitsgrade artikuliert werden.<br />

3,72<br />

3,70<br />

4,14<br />

4,13<br />

3,97<br />

3,97<br />

3,96<br />

52


Abbildung 12: Zufriedenheit mit der Inanspruchnahme der<br />

geförderten Leistungen<br />

Frage: Welche Leistungen (sog. „Teilpakete“) haben Sie in Anspruch genommen und wie zufrieden waren<br />

Sie mit den jeweiligen Leistungen der Beratung?<br />

TP1: Recherche zum Stand der Technik<br />

TP2: Kosten-Nutzen-Analyse<br />

TP3: Paten- / Gebrauchsmusteranmeldung beim DPMA<br />

TP4: Vorbereitung für die Verwertung der Erfindung<br />

TP5: Gewerblicher Rechtsschutz im Ausland<br />

36,4%<br />

55,1%<br />

52,1%<br />

67,5%<br />

68,1%<br />

Datengrundlage: Schriftliche Befragung der Teilnehmer der KMU-Patentaktion<br />

39,2%<br />

31,2%<br />

33,3%<br />

23,9%<br />

20,9%<br />

13,7%<br />

11,1% n = 263 - 315<br />

24,4%<br />

8,7% n = 307 - 318<br />

14,6%<br />

0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />

zufrieden bis sehr zufrieden weder - noch weniger zufrieden bis unzufrieden<br />

Quelle: Prognos AG 2009<br />

n = 157 - 199<br />

n = 149 - 158<br />

n = 85 - 121<br />

Wie in den Gesprächen mit den <strong>SIGNO</strong>-Partnern ausführlich diskutiert<br />

und auch in einzelnen Interviews mit Teilnehmern der KMU-<br />

Patentaktion bestätigt wurde, resultiert die Unzufriedenheit der<br />

Unternehmen hinsichtlich erster Verwertungsschritte vor allem aus<br />

mangelnden Erfahrungen und zu hohen Erwartungen. Dieser Befund<br />

lässt sich wie folgt erklären:<br />

� Wenig Erfahrung mit Verwertung auf Seiten der Unternehmen:<br />

Die Kompetenzen der Unternehmen bestehen in der<br />

Entwicklung ihrer Erfindungen und in den relevanten technischen<br />

Fragestellungen. Vermarktungsaktivitäten stellen<br />

für sie zumeist Neuland dar.<br />

� Unangemessene Vorstellungen zu Verwertungserfolgen<br />

und Kosten: Die Vorstellungen der Unternehmen hinsichtlich<br />

der Verwertungserfolge reflektieren oftmals nicht die<br />

langen zeitlichen Zyklen und den erforderlichen „langen<br />

Atem“. Zahlreiche Unternehmen sind erschrocken über die<br />

zusätzlichen Kosten bei der Vorbereitung von Vermarktungsaktivitäten<br />

und sind sich der Relevanz derselben nicht<br />

ausreichend bewusst.<br />

� Zu hohe Erwartungen an die Durchführung erster Verwertungsaktivitäten:<br />

Die Unternehmen setzen den Gegenstand<br />

von TP4 mit der gesamten Verwertung gleich. Auch die<br />

53


Schutzrechtsanmeldung wird bereits als Verwertungserfolg<br />

gewertet. Die Teilnehmer realisieren erst sukzessive im<br />

Verlauf des gesamten Prozesses, dass ein Patent oder<br />

Gebrauchsmuster zunächst einmal nicht mehr als ein Verbotsrecht<br />

gegenüber Dritten darstellt.<br />

� Mangelnde Kontakte zu potenziellen Verwertungspartnern:<br />

Den Unternehmen fehlen tragfähige Kontakte sowie der<br />

Zugang zu Abnehmern und Nutzern ihrer Erfindungen. Zudem<br />

haben sie keine Strategie zur Identifikation und Erschließung<br />

von potenziellen Partnern entwickelt.<br />

Nachfolgende Abbildung 13 zeigt, wie sich die Leistungserbringung<br />

im Rahmen der KMU-Patentaktion auf die teilnehmenden<br />

Unternehmen selbst, den betreuenden <strong>SIGNO</strong>-Partner sowie<br />

Dritte verteilt. Zunächst untermauert die Graphik die Rolle der<br />

<strong>SIGNO</strong>-Partner vor allem als Vermittler und Lotse im Prozess der<br />

Schutzrechtsanmeldung. Darüber hinaus lässt sie deutlich erkennen,<br />

dass die Hauptverantwortung bei der Vorbereitung von Verwertungsaktivitäten<br />

bei den Unternehmen selbst liegt. Dies liegt<br />

schließlich in der Natur der Sache, da sie auch das unternehmerische<br />

Risiko bei der Durchführung des Projekts tragen.<br />

Abbildung 13: Verteilung der Leistungserbringung bei der KMU-<br />

Patentaktion<br />

Frage: Wenn Sie an Ihre Teilnahme an der KMU-Patentaktion zurückdenken, welchen Anteil an den<br />

Gesamtleistungen zur Anmeldung des Schutzrechts wurde von Ihnen, dem <strong>SIGNO</strong>-/ INSTI-Partner und<br />

Dritten erbracht? Bitte schätzen Sie die jeweiligen Anteile der Arbeit der drei Gruppen auf eine Summe<br />

von jeweils 100% ein.<br />

Recherche zum Stand der Technik<br />

Kosten-Nutzen-Analyse<br />

Patent- oder Gebrauchsmusteranmeldung beim DPMA<br />

Vorbereitung für die Verwertung einer Erfindung<br />

Gewerblicher Rechtsschutz im Ausland<br />

23,5%<br />

27,0%<br />

42,1%<br />

6,5%<br />

68,7%<br />

4,4%<br />

Sie selbst <strong>SIGNO</strong>-/INSTI-Partner Dritte<br />

Datengrundlage: Schriftliche Befragung der Teilnehmer der KMU-Patentaktion<br />

Quelle: Prognos AG 2009<br />

80,0%<br />

16,6%<br />

70,0%<br />

68,5%<br />

41,3%<br />

12,6%<br />

18,7%<br />

6,4% 13,6%<br />

0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />

n = 355<br />

n = 275<br />

n = 326<br />

n = 260<br />

n = 126<br />

Unter der Kategorie „Dritte“ führen die Befragten in erster Linie die<br />

Patentanwälte an, welche die entscheidende Unterstützung bei<br />

54


Anmeldung und Prüfung der Erfindungen leisten, sowie u.a.<br />

Steuer- und Unternehmensberater, andere Unternehmen (insbesondere<br />

Ingenieurbüros), Kammern und Hochschulen.<br />

Kritische Selbstreflexion der beauftragten <strong>SIGNO</strong>-Akteure<br />

Aus Sicht der <strong>SIGNO</strong>-Partner ist die Teilnahme am <strong>SIGNO</strong>-Programm<br />

insgesamt von großer Bedeutung. Jenseits der individuellen<br />

Strukturen und Leistungsportfolios sowie der verschiedenen<br />

Strategien und Leitbilder profitieren die Partnerinstitutionen insbesondere<br />

von dem hohen Imagegewinn als Partner im <strong>SIGNO</strong>-<br />

Netzwerk (siehe Abbildung 14). Die Reputation des Programms<br />

hat für die Partner den Charakter eines Gütesiegels für das eigene<br />

Leistungsangebot, was wiederum auch für die Profilierung gegenüber<br />

anderen Unternehmen von tendenziell hoher Bedeutung ist.<br />

Die <strong>SIGNO</strong>-Partner schätzen die fachlichen Kompetenzen der<br />

Kollegen anderer Partnereinrichtungen sowie den Erfahrungsaustausch,<br />

der über Interaktion im bundesweiten <strong>SIGNO</strong>-Netzwerk<br />

ermöglicht wird.<br />

Abbildung 14: Bedeutung der Teilnahme am <strong>SIGNO</strong>-Programm<br />

aus Sicht der <strong>SIGNO</strong>-Partner<br />

Frage: Welche Bedeutung hat die Teilnahme am <strong>SIGNO</strong>-Programm für Ihre Einrichtung? Beurteilen Sie<br />

die genannten Aspekte auf einer Skala von „hohe Bedeutung“ bis „keine Bedeutung“.<br />

Imagegewinn als Partner im <strong>SIGNO</strong>-Netzwerk<br />

Netzwerkkontakte zu anderen Einrichtungen im <strong>SIGNO</strong>-Netzwerk<br />

Netzwerkkontakte zu anderen innovationsrelevanten Akteuren<br />

Profilierung gegenüber Unternehmen für weitere Beratungstätigkeit<br />

Finanzielle Einnahmen aus KMU-Patentaktion<br />

Profilierung gegenüber anderen Zuwendungsgebern<br />

Finanzielle Einnahmen aus Erfinderfachauskunft<br />

Finanzielle Einnahmen aus InnovationMarket<br />

keine<br />

hohe<br />

Bedeutung<br />

Bedeutung<br />

1 2 3 4 5<br />

Datengrundlage: Schriftliche Befragung der <strong>SIGNO</strong>-Partner (Mantelfragebogen); n = 23 - 25<br />

Quelle: Prognos AG 2009<br />

1,48<br />

Mit Blick auf die Durchführung der unterschiedlichen <strong>SIGNO</strong>-Fördermaßnahmen<br />

besitzen die Beratungs- und Betreuungsleistungen<br />

im Rahmen der KMU-Patentaktion auch einnahmenseitig eine<br />

sichtliche Relevanz, während die Rückflüsse aus Beratungen bei<br />

der Erfinderfachauskunft und dem Erstellen von Summaries oder<br />

2,21<br />

2,63<br />

2,96<br />

3,64<br />

3,54<br />

3,96<br />

3,96<br />

55


Dossiers im Kontext des InnovationMarket nach der Beurteilung<br />

der Verantwortlichen in den <strong>SIGNO</strong>-Partnereinrichtungen von untergeordneter<br />

Bedeutung sind.<br />

Wirkungsanalyse: unmittelbare und mittelbare Wirkungen. Erwartete mittelfristige<br />

Effekte<br />

Die Beurteilung der Wirkungen, die durch die Teilnahme an der<br />

KMU-Patentaktion ausgelöst werden, stützt sich im Wesentlichen<br />

auf die Ergebnisse der schriftlichen und mündlichen Befragung der<br />

Nutzer sowie auf den Einschätzungen der befragten <strong>SIGNO</strong>-Partner.<br />

Die ausführliche Darstellung der Ziele der KMU-Patentaktion in<br />

Kapitel 4.1 hat gezeigt, dass sie zum strategischen Verständnis<br />

des Patentsystems, zur Sensibilisierung gegenüber dem Nutzen<br />

gewerblicher Schutzrechte sowie zum Know-how-Transfer<br />

beitragen soll. Durch die Teilnahme an der Fördermaßnahme<br />

sollen die „Neulinge“ in die Lage versetzt werden, zukünftig<br />

weitere Schutzrechtsanmeldungen eigenständig zu planen und<br />

durchzuführen. Wie in der Richtlinie konkretisiert, zielt die KMU-<br />

Patentaktion im Einzelnen auf folgende Wirkungsebenen ab:<br />

� direkte Wirkungen: bessere Nutzung von Patentinformationen<br />

und dadurch Steigerung der Anzahl qualifizierter<br />

Patentanmeldungen durch KMU.<br />

� indirekte Wirkungen: Abbau von Hemmnissen gegenüber<br />

dem Patentwesen sowie von Informationsdefiziten.<br />

� Lerneffekte und Verhaltensänderungen: Sensibilisierung<br />

für wirtschaftliche Aspekte und Verwertbarkeit der Erfindung,<br />

bessere Nutzung von Patentinformationen sowie<br />

Optimierung des Innovationsmanagements.<br />

Die Überprüfung der Wirkungen bei den Programmteilnehmern<br />

muss diese angestrebten Effekte berücksichtigen. Da die Schutzrechtsanmeldung<br />

erst zu einem späteren Zeitpunkt innerhalb der<br />

18-Monate-Frist erfolgen kann und der Prozess einer erfolgreichen<br />

Schutzrechtserteilung durch das DPMA nicht selten mehr als zwei<br />

Jahre dauert, werden bei der Betrachtung der direkten Wirkungen<br />

lediglich diejenigen Förderfälle berücksichtigt, deren Antragstellung<br />

vor dem Jahr 2006 liegt. Die folgende Abbildung 15 zeigt,<br />

dass bei der großen Mehrheit der befragten Fördernehmer bereits<br />

das Patent erteilt (59,0%) bzw. das Gebrauchsmuster (12,6%)<br />

eingetragen wurde. Bei rund 20% der Förderfälle wurde bislang<br />

noch kein Schutzrecht erteilt, da der Prüfungsprozess beim DPMA<br />

nach wie vor in Gang ist. Es ist jedoch davon auszugehen, dass<br />

ein beachtlicher Teil dieser in der Schwebe befindlichen Verfahren<br />

zu einem erfolgreichen Abschluss kommen wird. Hingegen wurde<br />

bei knapp 9% der Befragten abschließend kein Schutzrecht erteilt.<br />

56


Abbildung 15: Erteilung von Schutzrechten infolge der Teilnahme<br />

an der KMU-Patentaktion<br />

Frage: Ist für Ihre Erfindung, zu der Sie sich im Rahmen der KMU-Patentaktion beraten lassen haben, ein<br />

deutsches Schutzrecht erteilt (Patent- oder Gebrauchsmuster) worden? Bitte nur eine Antwort!<br />

Ja, das Patent wurde erteilt.<br />

Ja, das Gebrauchsmuster wurde eingetragen.<br />

Nein, es wurde noch kein Schutzrecht erteilt<br />

(Verfahren läuft noch).<br />

Nein, es wurde abschließend kein Schutzrecht<br />

(Patent oder Gebrauchsmuster) erteilt.<br />

8,7%<br />

12,6%<br />

19,7%<br />

59,0%<br />

0% 20% 40% 60% 80%<br />

Datengrundlage: Schriftliche Befragung der Teilnehmer der KMU-Patentaktion; n = 127<br />

Quelle: Prognos AG 2009<br />

nur Fälle<br />

vor 2006<br />

Die Patentanmeldungen, die im Rahmen der Teilnahme an der<br />

KMU-Patentaktion durchgeführt werden, zeichnen sich durch eine<br />

hohe Erteilungsquote aus: durchschnittlich führen rund 80% der<br />

angemeldeten Patente auch zu einer abschließenden Patenterteilung<br />

durch das DPMA.<br />

Im Hinblick auf die unmittelbaren betrieblichen Wirkungen lassen<br />

sich auf Grundlage der Ergebnisse der Befragung der Programmteilnehmer<br />

folgende Effekte feststellen, deren mittlere Wirkungsgrade<br />

in Abbildung 16 dargestellt sind:<br />

� Durch die Erfindung bzw. Schutzrechtserteilung zeigt sich<br />

bei den befragten Unternehmen insbesondere eine große<br />

Wirkung darin, dass sie gegenüber ihren Wettbewerbern<br />

einen technologischen Vorsprung erreichen. Sie nutzen<br />

diesen komparativen Vorteil bewusst beim Ergreifen ihrer<br />

Marketing-Maßnahmen.<br />

� Gleichzeitig verzeichnen die Betriebe eine große Wirkung<br />

durch eine Steigerung des Unternehmenswerts, die nicht<br />

nur durch das Erzielen von Einnahmen generiert wird, sondern<br />

auch durch die Erhöhung der immateriellen Vermögenswerte<br />

in Form des gesicherten geistigen Eigentums.<br />

57


� Insgesamt verbessern die geförderten Unternehmen mit<br />

dem erworbenen Schutzrecht ihre Wettbewerbsposition.<br />

� Nach Einschätzung der befragten Unternehmen entfaltet<br />

die Teilnahme an der KMU-Patentaktion in unternehmensinterner<br />

Hinsicht bei der Erhöhung des Umsatzes und der<br />

Mitarbeitermotivation eher moderate Wirkungen. Auch im<br />

Hinblick auf Beschäftigungseffekte etwa in Form der<br />

Schaffung oder Sicherung von Arbeitsplätzen erreicht die<br />

Wirkungsintensität ein mittleres Niveau.<br />

� Hinsichtlich einer Erhöhung des Exportanteils, einer Verbesserung<br />

des Zugangs zum Kapitalmarkt und der Erzielung<br />

von Lizenzeinnahmen manifestiert sich bei den<br />

Nutzern eine nur geringe Wirkung.<br />

Abbildung 16: Betriebliche Wirkungen der Programmteilnahme<br />

Frage: Welche betrieblichen Wirkungen konnten durch Ihre Erfindung bzw. durch das erteilte Schutzrecht<br />

bislang erzielt werden? Beurteilen Sie die genannten Aspekte auf einer Skala von „große Wirkungen“ bis<br />

„keine Wirkungen“.<br />

Erreichen eines technologischen Vorsprungs<br />

Nutzung als Marketing-Instrument<br />

Steigerung des Unternehmenswertes<br />

Sicherung der Wettbewerbsposition<br />

Steigerung der Attraktivität für Unternehmenskooperationen<br />

Erhöhung des Unternehmensumsatzes<br />

Erhöhung der Motivation des FuE-Personals<br />

Sicherung oder Schaffung von Arbeitsplätzen<br />

Erhöhung des Exportanteils<br />

Verbesserung des Zugangs zum Kapitalmarkt<br />

Erzielung von Lizenzeinnahmen<br />

keine<br />

große<br />

Wirkungen<br />

Wirkungen<br />

1 2 3 4 5<br />

Datengrundlage: Schriftliche Befragung der Teilnehmer der KMU-Patentaktion; n = 190 - 279<br />

Quelle: Prognos AG 2009<br />

1,81<br />

2,09<br />

Was die Beschäftigungseffekte anbelangt, liefern die Daten des -<br />

Projektmanagements zur KMU-Patentaktion (für den Zeitraum August<br />

2005 bis Mai 2009) weitere wichtige Hinweise. So geben<br />

17,1% der Befragten Programmteilnehmer an, dass sie infolge der<br />

Verwertung ihrer Erfindung einen oder gar mehrere Arbeitsplätze<br />

schaffen konnten. Weitere 40,4% gehen von der Annahme aus,<br />

dass sie voraussichtlich in Zukunft eine Erhöhung der Beschäftigtenzahl<br />

erreichen werden. In diesem hohen Anteil der Nennung<br />

bereits eingetretener bzw. erwarteter Beschäftigungseffekte spiegelt<br />

sich die generelle Teilnehmerstruktur, welche ihrerseits zu na-<br />

2,37<br />

3,27<br />

3,15<br />

3,05<br />

3,05<br />

3,86<br />

3,74<br />

3,58<br />

3,58<br />

58


hezu 40% durch Unternehmen in der Gründungsphase gekennzeichnet<br />

ist (siehe obige Abbildung 8).<br />

Überdies wurden Unternehmen in der Gründungsphase gebeten,<br />

einzelne Aspekte ergänzend zu den in Abbildung 16 dargestellten<br />

Ergebnissen zu bewerten. In der Auswertung der Antworten spiegeln<br />

sich folgende Wirkungen wider:<br />

� Die Schutzrechtserteilung leistet einen wichtigen Beitrag<br />

zur Sicherung der Geschäftsidee im Gründungsprozess.<br />

Die Befragten schreiben ihr eine tendenziell größere Wirkung<br />

zu (ein Wert von 3,48 auf obiger Skala).<br />

� Der Effekt auf die Stärkung der Position bei der Beschaffung<br />

von Fremdkapital sowie bei der Einbindung potenzieller<br />

Gründungspartner ist hingegen als eher gering zu<br />

werten.<br />

Neben den rein betriebswirtschaftlichen Effekten setzt die KMU-<br />

Patentaktion wichtige Impulse hinsichtlich des Eintretens von<br />

Lerneffekten und Verhaltensänderungen bei den Programmteilnehmern.<br />

Nachfolgende Abbildung 17 fasst diese Wirkungen bei<br />

den befragten Unternehmen zusammen. Über alle Teilaspekte<br />

hinweg zeigt sich eine Sensibilisierungswirkung gegenüber Fragen<br />

des geistigen Eigentums.<br />

Abbildung 17: Lerneffekte und Verhaltensänderungen<br />

Frage: Bitte beurteilen Sie im Folgenden, ob die aufgezählten Aspekte für Ihren Umgang mit<br />

patentrelevantem Wissen zutreffen oder nicht. Nehmen Sie diese Beurteilung für den Zeitpunkt vor Ihrer<br />

Teilnahme an der KMU-Patentaktion sowie für die heutige Situation vor.<br />

Anwendungswissen für Patentanmeldungen<br />

Neuheitsrecherchen im Rahmen von Innovationsprozessen<br />

Prüfung von Patentanmeldungen bei jedem FuE-Ergebnis<br />

Schutzrechtsanmeldungen zur Sicherung aller Erfindungen<br />

Schutzrechte zur Steigerung des Unternehmenswertes<br />

Patentinformationen als Grundlage / Anregung für FuE<br />

Anwendungswissen im Umgang mit geistigem Eigentum<br />

Patentrecherchen zur Analyse der Wettbewerbssituation<br />

Bedeutung von Lizenzeinnahmen<br />

0,0%<br />

1,5%<br />

2,4%<br />

0,9%<br />

0,0%<br />

3,3%<br />

1,5%<br />

0,6%<br />

4,5%<br />

9,6%<br />

22,2%<br />

21,3%<br />

20,3%<br />

18,3%<br />

26,1%<br />

24,9%<br />

Datengrundlage: Schriftliche Befragung der Teilnehmer der KMU-Patentaktion; n = 327 - 338<br />

Quelle: Prognos AG 2009<br />

26,8%<br />

47,1%<br />

gestiegen<br />

gefallen<br />

0% 20% 40% 60%<br />

59


Im Vergleich des Zustands vor Teilnahme an der Patentaktion und<br />

der heutigen Situation sind bei den befragten Unternehmen, die<br />

auf die jeweiligen Fragen geantwortet haben, u.a. die folgenden<br />

Wirkungen sichtbar:<br />

� Vor dem Hintergrund der im Rahmen der Programmteilnahme<br />

gesammelten Erfahrungen ist bei nahezu der Hälfte<br />

der befragten Betriebe (47,1%) eine Erweiterung der Wissensbasis<br />

hinsichtlich Organisation und Umsetzung von<br />

Patentanmeldungen zu verzeichnen.<br />

� Ferner ist bei über einem Viertel der Unternehmen (26,8%)<br />

sichtbar, dass sie seit der Teilnahme an der Fördermaßnahme<br />

vor Beginn von FuE-Vorhaben den Stand der<br />

Technik durch Recherchen in Patentdatenbanken systematisch<br />

erfassen. Knapp 5% der Betriebe sieht hingegen<br />

keinen Bedarf zur Durchführung von Neuheitsrecherchen.<br />

� Jeweils etwa ein Viertel der Befragten analysiert im Nachgang<br />

zur Programmnutzung bei jedem FuE-Ergebnis die<br />

Vor- und Nachteile einer Patentanmeldung bzw. nutzt<br />

Schutzrechtsanmeldungen zur Sicherung aller Erfindungen.<br />

� Bei 22% der Befragten ist ein Erkenntnisgewinn dahingehend<br />

zu verzeichnen, dass sie Patente als wichtige<br />

Grundlage zur Steigerung ihres Unternehmenswerts begreifen.<br />

� Ein ähnlicher Anstieg ist auch bei denjenigen Unternehmen<br />

zu identifizieren, die nach Programmteilnahme Patentinformationen<br />

als wesentliche Grundlage für technische<br />

Anregungen bei Innovationsprojekten nutzen.<br />

� Darüber hinaus geben rund 20% der Befragten an, dass<br />

sie infolge der Programmteilnahme Anwendungswissen im<br />

Umgang mit geistigem Eigentum aufgebaut haben.<br />

� Auch im Hinblick auf die Nutzung von Patentrecherchen<br />

zur Wettbewerbsanalyse und Identifikation potenzieller<br />

Kooperationspartner äußern sich die Befragten ähnlich positiv.<br />

� Die Teilnahme an der KMU-Patentaktion wirkt sich nur gering<br />

auf die Bedeutung der Erzielung von Lizenzeinnahmen<br />

aus.<br />

Diese Befunde wurden auch im Rahmen der 12 Interviews mit<br />

Teilnehmern des Programms bestätigt. Mit Ausnahme eines einzigen<br />

Programmnutzers geben alle Befragten an, dass sie die Teilnahme<br />

an der KMU-Patentaktion für schutzrechtliche Fragen und<br />

60


den Umgang mit geistigem Eigentum sensibilisiert hat, so dass sie<br />

selbst von einem spürbaren Lerneffekt sprechen können. Dies gilt<br />

auch für Programmteilnehmer, die bspw. aufgrund ihres ingenieurswissenschaftlichen<br />

Hintergrunds oder früherer Tätigkeiten<br />

schon über gewisse Erfahrungswerte im Vorfeld der Fördermaßnahme<br />

verfügten.<br />

Auch in Bezug auf affektive Faktoren wie Einstellungen und Verhalten<br />

lässt sich bei den Nutzern des Förderinstruments ein positiver<br />

Effekt diagnostizieren. Führt man sich erneut vor Augen, dass<br />

sich dieses gezielt an „Neulinge“ richtet bzw. an solche KMU, die<br />

in den letzten fünf Jahren vor Antragstellung kein Patent oder<br />

Gebrauchsmuster angemeldet haben, so ist der Anteil derjenigen<br />

Unternehmen, die seit Teilnahme bereits ein weiteres Schutzrecht<br />

angemeldet haben bzw. davon ausgehen, dies in Zukunft zu tun,<br />

mit rund 88% erstaunlich groß (siehe Abbildung 18). Ein Drittel der<br />

Befragten ist sich sogar sehr sicher, zukünftig weitere Patent- oder<br />

Gebrauchsmusteranmeldungen durchzuführen. Entsprechend<br />

sehen die verbleibenden Teilnehmer von weiteren<br />

Schutzrechtsaktivtäten tendenziell eher oder mit Sicherheit ab.<br />

Abbildung 18: Zukünftige Schutzrechtsaktivitäten<br />

Frage: Gehen Sie davon aus, in Zukunft weitere Schutzrechte anzumelden?<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

5,3%<br />

33,2%<br />

49,2%<br />

9,7%<br />

Datengrundlage: Projektstatistik IW Köln , Berichtsbogen KMU-Patentaktion; n = 977<br />

1,3%<br />

bereits erfolgt ja vermutlich schon eher nicht nein<br />

Quelle: Projektstatistik IW Köln, eigene Berechnungen und Darstellung<br />

Was das Ziel der Optimierung des Innovationsmanagements in<br />

den beratenen Unternehmen anbelangt, zeigen sich auch hier signifikante<br />

Wirkungen in Form geplanter Verhaltensänderungen<br />

(siehe Abbildung 19). Ausgehend vom Status quo nach Abschluss<br />

der Teilnahme an der Patentaktion planen die Betriebe zahlreiche<br />

61


Erfolgsfaktoren<br />

Schritte für eine zukünftige Verbesserung ihres Innovationsmanagements.<br />

Der Impuls der Fördermaßnahme wird vor allem darin<br />

deutlich, dass die Betriebe gewillt sind, zukünftig neue Ideen sehr<br />

viel stärker auf ihre Schutzfähigkeit, Patentierfähigkeit und Verwertbarkeit<br />

zu prüfen. Zudem planen sie, ihre Mitarbeiter weiter zu<br />

qualifizieren bzw. neue Mitarbeiter einzustellen, die über relevantes<br />

Wissen und Kompetenzen verfügen. Darüber hinaus ist die<br />

Zahl derjenigen, die einerseits Prozesse bzw. Arbeitsabläufe zur<br />

Förderung und Umsetzung von Innovationen initiieren möchten<br />

und anderseits die Durchführung von Innovationsvorhaben mit erfahrenen<br />

Partnern anstreben, etwa doppelt so hoch wie zum Zeitpunkt<br />

der Abrechnung der geförderten Leistungen, zu dem der zugrundeliegende<br />

Fragebogen ausgefüllt wird.<br />

Abbildung 19: Optimierung des Innovationsmanagements<br />

Frage: Welche der folgenden Schritte haben Sie innerhalb der letzten 5 Jahre unternommen bzw. was<br />

planen Sie für die Zukunft, um Ihr Innovationsmanagement zu verbessern?<br />

Stärkere Prüfung neuer Ideen auf ihre Schutzfähigkeit /<br />

Patentierbarkeit und Verwertbarkeit<br />

Nutzung von externen Dienstleistern zum<br />

Innovationsmanagement<br />

Qualifizierung von Mitarbeitern<br />

Einstellung von Mitarbeitern<br />

Initiierung von Prozessen / Arbeitsabläufen zur Förderung<br />

und Umsetzung von Innovationen<br />

Durchführung von gemeinsamen Innovationsvorhaben<br />

mit erfahrenen Partnern<br />

29,2%<br />

27,9%<br />

35,1%<br />

Datengrundlage: Projektstatistik IW Köln , Berichtsbogen KMU-Patentaktion; n = 977<br />

37,4%<br />

43,8%<br />

51,2%<br />

61,4%<br />

60,2%<br />

73,0%<br />

69,1%<br />

77,8%<br />

76,9%<br />

0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />

für die Zukunft geplant in der Vergangengheit gemacht<br />

Quelle: Projektstatistik IW Köln, eigene Berechnungen und Darstellung<br />

Ein wesentlicher Erfolgsfaktor der KMU-Patentaktion besteht zunächst<br />

einmal darin, dass die Fördermaßnahme schon seit vielen<br />

Jahren existiert und bei den Multiplikatoren bekannt und anerkannt<br />

ist. Hierzu leisten die <strong>SIGNO</strong>-Partner einen wesentlichen Beitrag,<br />

indem sie Patentanwälten, Kammervertretern, regionalen Wirtschaftsförderern<br />

etc. gezielt Informationen und Materialien bereitstellen.<br />

Grundsätzlich ist festzustellen, dass der gewählte Förderansatz<br />

sich nicht ausschließlich auf einen finanziellen Zuschuss begrenzt,<br />

62


sondern ebenso die Erstellung eines konkreten und individuellen<br />

„Fahrplans“ für die Patentanmeldung und -verwertung umfasst.<br />

Damit wird die Rolle des <strong>SIGNO</strong>-Partners als „Lotse“ und „Pate“ in<br />

den Mittelpunkt der Aktivitäten gerückt. Hervorzuheben ist hier<br />

insbesondere die Betreuung der KMU über eine vergleichsweise<br />

lange Förderlaufzeit.<br />

Zweifelsohne sinkt durch den monetären Zuschuss die Hemmschwelle<br />

zur erstmaligen Nutzung des Patentsystems. Die Wirkungsanalyse<br />

zeigt, dass es sich bei der KMU-Patentaktion um einen<br />

kleinen aber wirkungsvollen Hebel handelt: Trotz eines kleinen<br />

finanziellen Stimulus (max. 8.000 € je gefördertes KMU) werden<br />

bei den Unternehmen relativ große und vielschichtige Wirkungen<br />

entfaltet.<br />

Der Erfolg des Programms basiert aus Sicht der befragten KMU<br />

und des Projektmanagements auf dem unkomplizierten und<br />

unbürokratischen Förderverfahren. Dass die „Durchführung des<br />

Antragsverfahrens“ und auch die „Unterstützung bei der Abrechnung“<br />

aus Unternehmenssicht eine außerordentlich positive<br />

Bewertung erfahren, ist im Vergleich zu anderen Evaluierungen<br />

ungewöhnlich. Dort richtet sich die Kritik zumeist auf die<br />

administrativen Aspekte der Förderung und langwierige Antrags-<br />

und Bewilligungsprozesse. Die Partizipation am Programm wird<br />

dadurch vereinfacht, dass die Prozessbegleitung ein Terminmanagement<br />

mit Hinweis auf die maximale Förderdauer<br />

beinhaltet.<br />

63


Hemmnisse<br />

Abbildung 20: Zufriedenheit mit der Unterstützung durch den<br />

<strong>SIGNO</strong>-Partner<br />

Frage: Wie zufrieden waren Sie mit der Unterstützung Ihres <strong>SIGNO</strong>- bzw. INSTI- Partners insgesamt?<br />

Beurteilen Sie die genannten Aspekte auf einer Skala von „sehr zufrieden“ bis „unzufrieden“.<br />

Zuverlässigkeit<br />

Durchführung des Antragsverfahrens<br />

Kommunikative Fähigkeiten des Beraters<br />

Erreichbarkeit und Reaktionsgeschwindigkeit<br />

Unterstützung bei der Abrechnung<br />

Technische Kompetenz des Beraters<br />

Kompetenzen bei Patentierungs- und Schutzrechtsfragen<br />

Praxis- und Umsetzungsorientierung der Beratungsleistung<br />

Dokumentation der Ergebnisse der Beratungsleistung<br />

Vermittlung von Kontakten (Patentanwälte, Kooperationspartner)<br />

unzu-<br />

sehr<br />

frieden<br />

zufrieden<br />

1 2 3 4 5<br />

Datengrundlage: Schriftliche Befragung der Teilnehmer der KMU-Patentaktion; n = 324 - 347<br />

Quelle: Prognos AG 2009<br />

Als wesentlicher Erfolgsfaktor des Programms ist das <strong>SIGNO</strong>-<br />

Netzwerk einschließlich des Beratungsverständnisses und der<br />

Kompetenzen der einzelnen Partner herauszustellen. Dies dokumentieren<br />

insbesondere die hohen Zufriedenheitswerte der Programmteilnehmer<br />

in Bezug auf die Unterstützungsleistung der<br />

Partner (siehe Abbildung 20).<br />

Wie die Befragung der Programmteilnehmer zeigt (siehe<br />

Abbildung 21), bestehen bei den KMU die hemmenden Faktoren<br />

ihrer Innovationstätigkeit in erster Linie in einem Mangel an Eigenkapital,<br />

Mangel an Zeit neben dem Alltagsgeschäft sowie die unzureichende<br />

Erschließung externer Finanzierungsquellen.<br />

3,72<br />

3,70<br />

3,65<br />

3,59<br />

3,51<br />

4,14<br />

4,13<br />

3,97<br />

3,97<br />

3,96<br />

64


Abbildung 21: Hemmende Faktoren der Innovationstätigkeit<br />

Frage: Welche Faktoren schränken die Innovationsaktivitäten Ihres Betriebes nach Ihrer Einschätzung<br />

ein? Bitte beurteilen Sie die genannten Aspekte auf einer Skala von „trifft voll zu“ bis „trifft nicht zu“.<br />

Mangel an Eigenkapital<br />

zu wenig Zeit neben dem Alttagsgeschäft<br />

Unzureichende Erschließung externer Finanzierungsquellen<br />

Mangel an geeigneten Kooperationspartnern<br />

Mangel an geeignetem Fachpersonal<br />

fehlende Marktinformationen<br />

Gesetzgebung, rechtliche Regelungen, Normen<br />

Mangel an technologischem Wissen und Know-how<br />

Datengrundlage: Schriftliche Befragung der Teilnehmer der KMU-Patentaktion; n = 224<br />

Quelle: Prognos AG 2009<br />

trifft<br />

trifft<br />

nicht zu<br />

voll zu<br />

1 2 3 4 5<br />

junge, erfindungsintensive<br />

Kleinstunternehmen<br />

innovative Gründer<br />

größere KMU mit<br />

diskontinuierliche FuE<br />

Mit Blick auf die Teilnahme an der KMU-Patentaktion kann vor allem<br />

der Mangel an zeitlichen Ressourcen die erfolgreiche Programmumsetzung<br />

einschränken. Hierfür sind die folgenden<br />

Gründe zu nennen:<br />

� „KMU-Problematik“ schränkt die Handlungsfähigkeit der<br />

Unternehmen ein: Die teilweise „überbeschäftigten“ Geschäftsführer<br />

bzw. Betriebsinhaber (hier auch die Existenzgründer)<br />

sind gleichermaßen für den laufenden Betrieb, die<br />

Akquisition und Kundenansprache etc. verantwortlich, so<br />

dass weder das Innovations- noch das Verwertungshandeln<br />

als kontinuierlicher Prozess angesehen werden können.<br />

� Verwertungsaktivitäten erfordern einen langen Atem und<br />

Kontinuität in der Verfolgung der Verwertungsziele: Der<br />

Weg von der Erfindung bis zur Platzierung eines neuen<br />

Produkts am Markt oder der Etablierung eines neuen Verfahrens<br />

ist kein Selbstläufer. Dies erfordert die Bereitstellung<br />

von personellen, zeitlichen und finanziellen Ressourcen.<br />

Zugleich kann bei der Zielgruppe des Programms<br />

nicht uneingeschränkt davon ausgegangen werden, dass<br />

die geförderten Verwertungsaktivitäten stets im Vordergrund<br />

des betrieblichen Handelns stehen.<br />

65


� Patentierungs- und Verwertungsaktivitäten sind noch nicht<br />

routinisiert: Mit der erreichten Zielgruppe werden Unternehmen<br />

ohne breite Vorerfahrungen im Umgang mit<br />

Schutzrechten und deren Verwertung fokussiert. Die Umsetzung<br />

der Bearbeitungsschritte erfordert daher längere<br />

Zeiträume als bei patenterfahrenen Unternehmen.<br />

� Diese Ressourcendefizite sind Merkmale von Klein- und<br />

Kleinstunternehmen generell, unabhängig von ihrer Branchenzugehörigkeit.<br />

Die derzeitige Programmgestaltung der<br />

KMU-Patentaktion ermöglicht nur Unternehmen des verarbeitenden<br />

Gewerbes einschließlich der Landwirtschaft eine<br />

Inanspruchnahme der Beratungs- und Dienstleistungen.<br />

Vor dem Hintergrund, dass der Erwerb gewerblicher<br />

Schutzrechte auch für Unternehmen des Dienstleistungssektors<br />

von steigender Relevanz ist und diese Unternehmen<br />

hinsichtlich der beschriebenen „KMU-Problematik“<br />

vor den gleichen Herausforderungen stehen, ist eine Öffnung<br />

des Programms für Dienstleistungsunternehmen erforderlich.<br />

Erste Einschätzung zur zukünftigen Fördernotwendigkeit<br />

Wie die oben diskutierten Ergebnisse verdeutlichen, befördert die<br />

KMU-Patentaktion die Erstnutzung des Patentsystems durch KMU,<br />

die mit einem solchen Schritt Neuland betreten. Auf Bundesebene<br />

ist die KMU-Patentaktion das einzige Programm, welches explizit<br />

die Patentaktivitäten von KMU unterstützt. Ihrem förderpolitischen<br />

Ansatz kann ein hohes Maß an Problem- und Zielgruppenangemessenheit<br />

attestiert werden. Lediglich die Öffnung des Zugangs<br />

zur Fördermaßnahme auch für Dienstleistungsunternehmen sowie<br />

eine Verlängerung der Förderlaufzeit von 18 auf 24 Monate<br />

scheint aus Sicht der Evaluatoren geboten zu sein.<br />

Das Programm zeichnet sich durch seine Erfolge aus, die ihrerseits<br />

durch eine hohe Kontinuität gekennzeichnet sind. Bei den<br />

Programmnutzern hinterlässt die erfolgreiche Programmumsetzung<br />

und Teilnahme weithin positive Wirkungen. Diese schlagen<br />

sich sowohl in der Anzahl erfolgreicher Schutzrechtsanmeldungen,<br />

in einem erhöhten strategischen Verständnis des Patentsystems,<br />

in konkreten betriebswirtschaftlichen Effekten wie auch in Lerneffekten<br />

und verändertem Innovationsverhalten nieder. So kann bilanziert<br />

werden, dass die KMU-Patentaktion ein bewährtes Förderinstrument<br />

ist, welches fortgesetzt werden sollte.<br />

66


6.2 <strong>SIGNO</strong>-Unternehmen: Verwertungsaktion<br />

Ziele der Förderung<br />

Stimulus durch <strong>SIGNO</strong><br />

Umsetzungsverantwortung<br />

Mit der Verwertungsaktion existiert im <strong>SIGNO</strong>-Programm eine<br />

Förderung, die ihren Fokus auf die Unterstützung von Verwertungsaktivitäten<br />

innovativer Unternehmen und Erfinder richtet.<br />

Kern der Verwertungsaktion ist die zielgruppengerechte Darstellung<br />

von Innovationen auf der Onlineplattform InnovationMarket.<br />

Das Ziel der Verwertungsaktion ist es, hochwertige Erfindungen<br />

mit einem einfachen Instrumentarium für interessierte Zielgruppen<br />

zu präsentieren sowie eine Plattform zu bieten, auf der Innovateure,<br />

Verwertungspartner und Kapitalgeber zueinanderfinden<br />

können. Dazu ist die bereits im Jahr 1998 installierte Onlineplattform<br />

InnovationMarket als wesentliches Vermarktungsinstrument<br />

etabliert worden. Inhalt des InnovationMarket sind Inserate, in denen<br />

innovative Entwicklungen dargestellt werden, um auf diesem<br />

Wege Partner zur Lizenzierung oder gemeinsamen Weiterentwicklung<br />

zu gewinnen.<br />

Die Förderung durch <strong>SIGNO</strong> bezieht sich im Falle der Verwertungsaktion<br />

auf die Kofinanzierung der eingestellten Inserate.<br />

Diese werden nicht von den Nutzern des InnovationMarket selbst,<br />

sondern durch die <strong>SIGNO</strong>-Partner erstellt. Diese so genannten<br />

„Summaries“ bzw. die ausführlicheren „Dossiers“ sollen damit hinsichtlich<br />

Darstellung und technischer Richtigkeit ein sichtbar höheres<br />

Niveau erreichen als dies in kostenlosen Datenbanken der Fall<br />

ist. Die Erstellung von Summaries bzw. Dossiers ist kostenpflichtig<br />

und wird durch die Förderung der Verwertungsaktion kofinanziert.<br />

Die Onlineplattform des InnovationMarket wurde in Zusammenarbeit<br />

mit der Deutschen Börse und der Kreditanstalt für Wiederaufbau<br />

entwickelt und von diesen bis zum Jahr 2000 betrieben. Seither<br />

wird der InnovationMarket durch das Projektmanagement beim<br />

IW Köln betreut. Die wesentlichen Aufgaben des Projektmanagements<br />

beziehen sich dabei auf die buchhalterische Umsetzung der<br />

Summary-Anträge und auf die administrative und finanzielle<br />

Umsetzung der Verwertungsaktion. Darüber hinaus stehen die<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Projektmanagements den<br />

Nutzern des InnovationMarket als Ansprechpartner für Anfragen<br />

zur Verfügung und übernehmen die technische Betreuung und<br />

Pflege des Internetauftritts sowie die Unterstützung der Öffentlichkeitsarbeit.<br />

67


Leistungsgeschehen im Zeitverlauf<br />

50<br />

45<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

14<br />

Daneben sind auch die <strong>SIGNO</strong>-Partner in die Umsetzungsverantwortung<br />

der Verwertungsaktion eingebunden. Sie erstellen im<br />

Auftrag der Nutzer des Instruments die Summaries oder Dossiers<br />

nach den festgeschriebenen Qualitätsstandards des Innovation-<br />

Market und leiten diese in einem Reviewverfahren nach dem 4-<br />

Augen-Prinzip an einen zweiten Partner weiter, der eine Qualitätskontrolle<br />

übernimmt. Nach der Prüfung veranlassen die Partner<br />

das Hochladen des Inserats auf die Homepage. Die Summaries<br />

werden für eine Zeit von sechs Monaten eingestellt und können<br />

auf Wunsch des Inserenten zweimal um sechs Monate verlängert<br />

werden.<br />

In der gesamten Laufzeit der Verwertungsaktion seit 1998 wurden<br />

insgesamt 317 Summaries auf der Homepage des InnovationMarket<br />

eingestellt. In den Betrachtungszeitraum der Evaluierung seit<br />

dem Jahr 2002 fallen 139 eingestellte Beiträge. In der folgenden<br />

Abbildung 22 ist die Entwicklung der Nachfrage für diesen Zeitraum<br />

dargestellt.<br />

Abbildung 22: Anzahl eingestellter Summaries seit 2002<br />

12<br />

13<br />

16<br />

2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 (bis 3.<br />

Quartal)<br />

Quelle: IW Köln Projektstatistik, eigene Berechnungen<br />

21<br />

Im Jahresdurchschnitt werden rund 17 neue Summaries durch die<br />

<strong>SIGNO</strong>-Partner erstellt und auf den InnovationMarket geladen. In<br />

den Jahren 2006 und 2007 zeigt sich gemessen an diesen Werten<br />

eine überdurchschnittliche Nachfrage, die im Jahr 2008 wieder<br />

nachlässt. Hintergrund für diese rückläufige Entwicklung ab 2008<br />

29<br />

19<br />

15<br />

68


könnte das seinerzeit verkündete Ende der Verwertungsaktion am<br />

31.12.2008 sein und die damit zusammenhängende Unsicherheit,<br />

wie mit dem InnovationMarket und seinen Inseraten nach dem<br />

Ende der Förderlaufzeit umgegangen wird. 26 Dossiers wurden in<br />

der gesamten Laufzeit deutlich weniger beauftragt: Zwischen 1998<br />

und 2004 wurden insgesamt acht Dossiers erstellt. Seit dem Jahr<br />

2005 ist diese Darstellungsform nicht mehr beauftragt worden. 27<br />

Die Präsentation im InnovationMarket kann in drei unterschiedlichen<br />

Rubriken erfolgen: „Innovation sucht Kapital“ bietet jungen<br />

Unternehmen oder Existenzgründern die Möglichkeit, ihre Innovationen<br />

vorzustellen. „Innovation sucht Unternehmen“ ist die Plattform<br />

für freie Erfinder und Unternehmer zur Präsentation ihrer<br />

schutzrechtlich gesicherten Innovationen. Die nachfrageorientierte<br />

Rubrik „Unternehmen sucht Innovation“ steht Unternehmen zur<br />

gezielten Suche nach passenden Innovationen offen. Die stärkste<br />

Nachfrage zielt auf die Rubrik „Innovation sucht Unternehmen“ für<br />

die in der gesamten Laufzeit des Programms knapp 58% aller Inserate<br />

erstellt wurden. Auf die Rubriken „Innovation sucht Kapital“<br />

fallen dagegen 35% und auf „Unternehmen sucht Innovation“ rund<br />

7% der Förderfälle. Im vergangenen Jahr 2008 fällt dieses Verhältnis<br />

noch deutlicher aus: Von den 19 eingestellten Summaries<br />

entfallen 18 auf die Rubrik „Innovation sucht Unternehmen“ und<br />

ein Förderfall auf die Rubrik „Innovation sucht Kapital“.<br />

Hinsichtlich der Nutzergruppen zeigt sich ein breites Spektrum an<br />

Nachfragern. Die Unternehmen des produzierenden Gewerbes<br />

und des Handwerks stellen dabei mit zusammen knapp 40% die<br />

größte Gruppe dar (vgl. Abbildung 23). Daneben wird das Angebot<br />

vor allem von freien Erfindern nachgefragt, auf die 27% der eingestellten<br />

Summaries entfallen. 15% der eingestellten Inserate<br />

entfallen auf Nutzer aus den Hochschulen und Forschungseinrichtungen.<br />

Offenkundig nutzt diese Gruppe von Forschungseinrichtungen<br />

sehr gezielt die unterschiedlichen elektronischen Plattformen,<br />

die zur Präsentation ihrer Forschungsergebnisse zur Verfügung<br />

stehen. Neben dem InnovationMarket, der anwendungsnahe<br />

Entwicklungen präsentiert, steht den Forschungseinrichtungen<br />

auch der InventionStore, eine Plattform der Technologie-<br />

Allianz, offen. Dieser präsentiert eher Ergebnisse der Grundlagenforschung,<br />

die vor einer Verwertung noch weiterer Entwicklungsarbeiten<br />

bedürfen.<br />

26 Vgl. IW Köln (2008): Zwischenbericht – <strong>SIGNO</strong>-Verwertungsaktion (FKZ 03c0016). Berichtszeitraum 01.01.2008 –<br />

31.12.2008, S.6.<br />

27 Vgl. ebd. S. 7.<br />

69


4,%<br />

29,%<br />

Abbildung 23: Teilnehmerstruktur des InnovationMarket<br />

27,%<br />

10,%<br />

15,%<br />

15,%<br />

Quelle: IW Köln Projektstatistik, eigene Berechnung<br />

Unternehmen des produzierenden<br />

Gewerbes<br />

Handwerk<br />

Ingenieur, Dienstleister<br />

Forschungsinstitut/Hochschule/Hochsc<br />

hullehrer<br />

sonstiger freier Erfinder<br />

keine Angabe<br />

Mit Blick auf die Größenstruktur der nutzenden Unternehmen zeigt<br />

sich, dass die Aktivitäten auf dem InnovationMarket schwerpunktmäßig<br />

von Kleinbetrieben beansprucht werden. In der folgenden<br />

Abbildung 24 ist zu erkennen, dass über die Hälfte der Unternehmensnutzer<br />

auf Betriebe mit maximal zehn Mitarbeitern entfallen.<br />

Dabei beschäftigen alleine 44% der Unternehmen weniger als fünf<br />

Mitarbeiter. Größere mittelständische Unternehmen mit mehr als<br />

50 Mitarbeitern nutzen mit insgesamt weniger als 20% in deutlich<br />

geringerem Umfang die Möglichkeit der Präsentation ihrer Innovationen<br />

auf der Onlineplattform InnovationMarket.<br />

70


60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

Abbildung 24: Teilnehmer des InnovationMarket nach Größenklassen<br />

seit 2002<br />

55,6%<br />

25,0%<br />

15,3%<br />

4,2%<br />

maximal 10 11 bis 50 51 bis 100 mehr als 100<br />

Quelle: IW Köln Projektstatistik, eigene Berechnung<br />

Auf Seiten der <strong>SIGNO</strong>-Partner sind bei der Umsetzung der Verwertungsaktion<br />

deutliche Unterschiede hinsichtlich der Aktivitäten<br />

zu erkennen. Die Interviews haben ergeben, dass zahlreiche Partner<br />

kaum in dieser Programmlinie aktiv werden. Die Gründe dafür<br />

sind vor allem, dass es zu diesem Angebot von Seiten der Erfinder<br />

und der Unternehmen kaum eine Nachfrage gibt. Vor allem der finanzielle<br />

Eigenanteil für die Erstellung eines Inserats sei für viele<br />

Interessierte ein Ausschlusskriterium. Vor dem Hintergrund zahlreicher<br />

kostenloser Angebote von Innovationsbörsen im Internet<br />

würde die Nachfrage durch die Zielgruppen dadurch deutlich eingeschränkt.<br />

Ein weiterer Grund wird in dem als sehr eingeschränkt<br />

empfundenen Bekanntheitsgrad des InnovationMarket gesehen.<br />

Diese Einschätzungen aus den Interviews spiegeln sich in den<br />

unmittelbaren Aktivitäten der Partner wider, wie sie durch die -<br />

Statistik des Projektmanagements nachgehalten werden. Dabei<br />

zeigt sich, dass neben einem einzelnen sehr intensiven Nutzer die<br />

Aktivitäten der restlichen Partner äußerst gering ausfallen. Insgesamt<br />

rund 42% aller Summaries wurden durch diesen einen<br />

<strong>SIGNO</strong>-Partner durchgeführt. Klammert man diesen Partner aus<br />

der Berechnung der durchschnittlichen Nutzung aus, so kommt<br />

man zu dem Ergebnis, dass seit Beginn der Förderung im Jahr<br />

1998 von jedem <strong>SIGNO</strong>-Partner durchschnittlich zehn Summaries<br />

eingestellt wurden.<br />

71


Nutzerzufriedenheit<br />

Die Interviews mit einer Auswahl aktueller Inserenten des InnovationMarket<br />

liefern die Ergebnisse zur Zufriedenheit mit dem Instrument<br />

und der Zusammenarbeit mit den Partnern. Es zeigt sich,<br />

dass die Befragten insgesamt sehr zufrieden mit der Nutzung der<br />

Verwertungsaktion sind. Die <strong>SIGNO</strong>-Partner erweisen sich dabei<br />

als kompetente Unterstützung. Dies bezieht sich einerseits auf die<br />

erstellten Summaries. Hier haben alle Befragten sehr positive<br />

Rückmeldungen gegeben, dass die Darstellung und zielgruppenspezifische<br />

Aufbereitung optimal sei. Andererseits gab es zahlreiche<br />

Rückmeldungen, dass die Unterstützung des Partners mit der<br />

Einstellung des Summaries nicht endete. Hier wurde das Onlineinserat<br />

als Grundlage für eine proaktive Firmenansprache durch den<br />

Partner genutzt und die Nutzer des InnovationMarket im Idealfall<br />

direkt mit potenziellen Verwertungspartnern zusammengeführt.<br />

Kritische Selbstreflexion der beauftragten <strong>SIGNO</strong>-Akteure<br />

Wirkungsanalyse<br />

Die verantwortlichen Akteure der Programmumsetzung bewerten<br />

vor allem die Tatsache des nicht mehr zeitgemäßen Layouts sowie<br />

der veralteten Steuerungsstrukturen der Seite als sehr kritisch. Bei<br />

einigen Partnern gehört es zur gängigen Praxis, betreuten Unternehmen<br />

am Ende von Beratungsprojekten – sei es im Zusammenhang<br />

von <strong>SIGNO</strong> oder anderer Projekte – ein Inserat im InnovationMarket<br />

nahezulegen. Die Kundenakquise auf der Grundlage<br />

des veralteten Onlineauftritts fällt jedoch äußerst schwer. Unabhängig<br />

davon ist insgesamt fraglich, ob der gesamte Förderansatz<br />

richtig ist. Einige Partner bezweifeln, dass für den wichtigen und<br />

anspruchsvollen Schritt der Verwertung die Förderung von Onlineinseraten<br />

ausreichend ist.<br />

Die Analyse der Förderwirkungen des InnovationMarket zielt vor<br />

allem auf die erfolgreiche Verwertung der inserierten Erfindungen.<br />

In den Interviews mit den Nutzern konnten keine unmittelbaren<br />

Wirkungen dieser Art erhoben werden. Zwar repräsentieren diese<br />

Interviews vor allem jüngere Förderfälle, deren Teilnahme an der<br />

Verwertungsaktion noch nicht lange zurückliegt. Dennoch verweisen<br />

zahlreiche Befragte darauf, dass die Anzahl der Anfragen<br />

durch Interessierte deutlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben<br />

ist.<br />

Das Projektmanagement führt dagegen eine kontinuierliche Erfassung<br />

der Verwertungserfolge und kann auf dieser Grundlage eine<br />

Verwertungsquote von 14% für die gesamte Laufzeit des Innova-<br />

72


Erfolgsfaktoren<br />

Hemmnisse<br />

tionMarket dokumentieren. 28 Neben unmittelbaren Verwertungserfolgen<br />

zählen nach Ansicht einiger Befragter indirekte Wirkungen<br />

zu den Folgen der Teilnahme am InnovationMarket. Damit sind vor<br />

allem Impulse gemeint, die aus der Zusammenarbeit mit dem<br />

<strong>SIGNO</strong>-Partner resultieren und sich häufig auf die Vermittlung in<br />

weitere Förderungen wie etwa dem ZIM richten.<br />

Die Stärken des Programmteils Verwertungsaktion mit der Onlineplattform<br />

InnovationMarket zeigen sich in den folgenden Aspekten:<br />

� Die Bearbeitung der Beiträge durch die Partner sowie das<br />

4-Augen-Prinzip sichern ein hohes Maß an Qualität und<br />

Validität der präsentierten Inhalte. Gegenüber potenziell<br />

konkurrierenden Angeboten wie der Technologiebörse der<br />

IHK besteht hier ein sichtbarer Qualitätsvorsprung.<br />

� Die erforderliche Zusammenarbeit zwischen Nutzer und<br />

Partner kann wichtige Effekte haben. Im Idealfall übernimmt<br />

der <strong>SIGNO</strong>-Partner eine proaktive Vermarktung der<br />

inserierten Erfindungen und verschafft somit die ersten<br />

Kontakte. Darüber hinaus werden durch den Partner weitergehende<br />

Impulse wie z.B. das Aufzeigen adäquater Förderoptionen<br />

gesetzt.<br />

� Die Präsentation der Erfindungen in einer nicht zugangsbeschränkten<br />

Internetplattform bietet die einfachste Zugangsform<br />

zu den Inhalten.<br />

� Der offizielle Charakter schafft Vertrauen. Die sichtbare<br />

Einbindung der Plattform in das <strong>SIGNO</strong>-Programm inklusive<br />

der Förderhinweise des BMWi verleiht dem InnovationMarket<br />

gegenüber privaten Angebote einen offiziellen<br />

Charakter.<br />

Die Betrachtung der kritischen Faktoren des InnovationMarket führen<br />

dagegen zu dem Ergebnis, dass mit der Onlineplattform die<br />

Ziele der Verwertungsaktion hinsichtlich technischer Qualität und<br />

Nutzung nicht erreicht werden.<br />

� Das Angebot erreicht keine kritische Masse. Die Einstellung<br />

von 317 Summaries in einem Zeitraum von elf Jahren<br />

bzw. von 139 im Evaluierungszeitraum seit 2002 wird dem<br />

Ziel, den InnovationMarket als wesentliches Vermark-<br />

28 Vgl. IW Köln (2009): <strong>SIGNO</strong>-Verwertungsaktion. Halbjahresbericht 1. HJ 2009, S. 2.<br />

73


tungsinstrument zu etablieren, nicht gerecht. Es gelingt<br />

nicht, die dafür erforderlichen breiten Nutzerschichten für<br />

die Teilnahme zu aktivieren. Darüber hinaus ist auch das<br />

Engagement eines Großteils der <strong>SIGNO</strong>-Partner sehr gering.<br />

Die Mehrheit der sichtbaren Aktivitäten wird von einem<br />

einzigen Partner umgesetzt.<br />

� Die technische Aufbereitung der Onlineplattform ist veraltet.<br />

Hinsichtlich Darstellung, Seitenführung und Design entspricht<br />

das Angebot nicht den aktuellen Standards. Die Akquise<br />

von Nutzern fällt dadurch schwerer und die eingestellten<br />

Inhalte werden entwertet.<br />

� Der InnovationMarket besitzt gegenüber kostenfreien<br />

Angeboten durch seine hohe Qualität der Inhalte ein Alleinstellungsmerkmal.<br />

Die Sichtbarkeit und Reichweite ist jedoch<br />

so gering, dass diese Gütekriterien von Seiten der<br />

Nutzer kaum erschlossen werden können.<br />

� Durch den finanziellen Eigenanteil, welchen die Nutzer für<br />

die Erstellung der Summaries leisten müssen, besteht eine<br />

Hemmschwelle für die Nutzung des Instruments. Der InnovationMarket<br />

konkurriert mit kostenlosen Onlineangeboten.<br />

Vor dem Hintergrund unsicherer Verwertungserfolge<br />

scheuen sich die Unternehmen vor dieser Investition.<br />

� Die Verwertungserfolge, die durch den InnovationMarket<br />

erzielt werden können sind fraglich. Bei den befragten Nutzern<br />

ist die Zufriedenheit mit der gemeinsamen Umsetzung<br />

durch die Partner hoch. Hinweise auf unmittelbare Verwertungserfolge<br />

konnten im Rahmen der Evaluierung nicht<br />

aufgenommen werden. Dass bei 14% der Teilnehmer ein<br />

Verwertungserfolg glückte, wie durch das Projektmanagement<br />

dokumentiert wurde, ist erfreulich. Es bedeutet jedoch<br />

auch, dass 86% der Vorhaben ohne Verwertungserfolg<br />

blieben.<br />

Erste Einschätzung zur zukünftigen Fördernotwendigkeit<br />

Die Prüfung des InnovationMarkets entlang der Evaluierungsfragestellungen<br />

sowie die Gegenüberstellung seiner Stärken und<br />

Schwächen sprechen aus Sicht der Evaluatoren gegen eine Fortführung<br />

der Maßnahme in ihrer jetzigen Form. Eine alleinige Neugestaltung<br />

der Onlinepräsenz ist vor dem Hintergrund der geringen<br />

Reichweite des Angebots sowohl bei den Nutzern als auch bei den<br />

<strong>SIGNO</strong>-Partnern nicht ausreichend. Die zukünftige Weiterentwicklung<br />

der Verwertungsaktion macht ein klares Umsetzungskonzept<br />

erforderlich, auf dessen Grundlage das Engagement der<br />

Partner bei der Umsetzung der Maßnahmen sichergestellt wird<br />

sowie die Sichtbarkeit und Reichweite der Aktivitäten deutlich erhöht<br />

werden.<br />

74


6.3 <strong>SIGNO</strong>-Erfinder: Erfinderfachauskunft<br />

Ziele der Förderung<br />

Mit der Fachauskunft für Erfinder wurde im Jahr 2004 eine neue<br />

Beratungsleistung im Rahmen der Patentförderung eingeführt,<br />

welche keinen unmittelbaren Unternehmensfokus hat, sondern vor<br />

allem auf freie Erfinder abzielt. Zusammen mit den Erfinderclubs<br />

bildet die Erfinderfachauskunft die Fördermaßnahmen der Programmsäule<br />

<strong>SIGNO</strong>-Erfinder.<br />

Das Ziel der Erfinderfachauskunft ist es, vor allem freien Erfindern<br />

einen unkomplizierten Zugang zu unabhängigem Expertenwissen<br />

im Themenfeld geistiges Eigentum und zu ganz praktischen Fragen<br />

von Patentierung und Verwertung zu eröffnen. Hintergrund ist,<br />

dass die Gruppe der privaten Erfinder stark in technischen Fragen<br />

und bei der Umsetzung pragmatischer Entwicklungsprojekte ist.<br />

Demgegenüber stehen mangelnde oder gar keine Erfahrungen in<br />

betriebswirtschaftlichen, schutzrechtlichen und Vermarktungsfragen<br />

einer erfolgreichen Weiterentwicklung und ggf. Markteinführung<br />

privater Erfindungen entgegen. Nur wenige private Erfinder<br />

setzen sich frühzeitig mit den Fragen auseinander, ob es für ihre<br />

Erfindungen überhaupt eine Nachfrage auf dem Markt geben wird,<br />

ob die Weiterentwicklung mit Kooperationspartnern durchgeführt<br />

werden sollte und welche Finanzierungsmöglichkeiten bestehen.<br />

Grundsätzlich sollen die Erfinder zu den folgenden Fragen beraten<br />

werden:<br />

� Ist die Erfindung hinsichtlich Neuheitsgrad und potenziellem<br />

Marktwert für weitere Entwicklungsschritte geeignet?<br />

� Welches sind die geeigneten Strategien zum Schutz der<br />

Erfindung gegen Nachahmung?<br />

� Wer sind die potenziellen Nachfrager der Erfindung und<br />

wie können die in Frage kommenden Märkte erschlossen<br />

werden?<br />

� Wie können Unternehmen zur Kooperation oder zur<br />

Lizenzierung identifiziert und angesprochen werden?<br />

� Welchen Wert hat die Erfindung und wie kann dieser in<br />

Verhandlungen mit Unternehmen genutzt werden?<br />

� Wie kann der Zugang zu Kapital – sei es durch staatliche<br />

Förderung oder weiterer Kapitalgeber – erschlossen werden?<br />

Neben diesen grundsätzlichen Fragestellungen sollen die Beratungen<br />

der Erfinderfachauskunft den Raum bieten, alle jeweils<br />

spezifischen Fragen rund um das Themenfeld geistiges Eigentum<br />

mit Experten besprechen zu können.<br />

75


Stimulus durch <strong>SIGNO</strong><br />

Umsetzungsverantwortung<br />

Mit der Erfinderfachauskunft wird im Vergleich zu den weiteren<br />

Programmteilen von <strong>SIGNO</strong> ein kleiner Stimulus gesetzt. Der<br />

fokussierten Zielgruppe der freien Erfinder wird eine kostenlose bis<br />

zu vierstündige Erstberatung durch einen Partner des <strong>SIGNO</strong>-<br />

Netzwerks ermöglicht. Durch diese Konstruktion ist die Zugangsschwelle<br />

für die Nutzer sehr niedrig gehalten, da sich die administrativen<br />

Anforderungen für die Unternehmen auf ein Mindestmaß<br />

beschränken und kein finanzieller Eigenanteil erforderlich ist.<br />

Durch diese Anlage des Programms können auf Seiten der Nutzer<br />

ausschließlich grundsätzliche Impulse gesetzt werden, welche die<br />

Basis für eine erfolgreiche Weiterentwicklung bilden können.<br />

Die Beratung wird von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der<br />

Einrichtungen im <strong>SIGNO</strong>-Partnernetzwerk erteilt. Die Auswertung<br />

der abgerechneten Beratungseinheiten zeigt, dass die maximale<br />

Beratungsdauer von vier Stunden von rund der Hälfte der Nutzer<br />

ausgeschöpft wird. Im Durchschnitt liegt die Beratungsdauer bei<br />

drei Stunden. 29 Die Interviews mit den Partnern und den Nutzern<br />

der Fachauskunft zeigen, dass die Beratungen i.d.R. in mehreren,<br />

meist zwei Kontakten bestehen. Dabei wird bei der Mehrheit ein<br />

persönliches Gespräch vor Ort ermöglicht und mit einigem zeitlichen<br />

Abstand ein zweiter Kontakt realisiert, der zur Prüfung erster<br />

Umsetzungsschritte sowie zur Klärung weiterer Fragen im Prozess<br />

genutzt wird.<br />

Die Umsetzungsverantwortung für die Erfinderfachauskunft liegt<br />

beim Projektmanagement des IW Köln, welches gegenüber den<br />

<strong>SIGNO</strong>-Partnern als Projektträger auftritt und die entsprechenden<br />

administrativen Angelegenheiten verantwortet. Im Rahmen der<br />

Fachauskunft zählen dazu die Rechnungsprüfung und Abwicklung<br />

der Erfinderfachauskünfte, die Überwachung der Kontingente und<br />

das Controlling. Die <strong>SIGNO</strong>-Partner rechnen ihre Fachauskünfte<br />

mit dem Projektmanagement in einem vierteljährlichen Rhythmus<br />

ab. Für diesen Zeitraum werden die erteilten Fachauskünfte auf<br />

Stundenbasis abgerechnet.<br />

Neben der Abrechnung und dem Controlling gehört zu den Umsetzungsaufgaben<br />

auf Seiten des Projektmanagements außerdem<br />

eine umfangreiche Aktivitätserfassung. Die Nutzer der Fachauskunft<br />

und die Partner sind im Prozess der Beratung dazu aufgefordert,<br />

drei Schritte zur Dokumentation der Aktivitäten umzusetzen:<br />

29 Vgl. IW Köln (2008): Erfinderfachauskunft Auswertung Januar 2008, S. 3.<br />

76


Leistungsgeschehen im Zeitverlauf<br />

30 Vgl. ebd.<br />

� Vor Beginn der Beratung ist vom Nutzer ein dreiseitiger<br />

Fragebogen über den Erfahrungshintergrund und die jeweiligen<br />

Problemstellungen auszufüllen.<br />

� Vom <strong>SIGNO</strong>-Partner wird während der Beratung ein Beratungsprotokoll<br />

erstellt, welches nach Beendigung der Zusammenarbeit<br />

von beiden Partnern unterschrieben wird.<br />

� Nach Beendigung der Beratung wird von den <strong>SIGNO</strong>-Partnern<br />

eine Einschätzung zur Erfindung ausgefüllt.<br />

Diese Informationen werden an das Projektmanagement weitergeleitet<br />

und dort für das Aktivitätscontrolling aufbereitet. Die jüngste<br />

Auswertung dieser Informationen für den Förderzeitraum 2004-<br />

2007 wurde vom Projektmanagement im Jahr 2008 publiziert. 30<br />

Die Fragebogeninformationen für den Zeitraum Januar 2004 bis<br />

Juni 2009 wurden für die vorliegende Evaluierung zur Verfügung<br />

gestellt und für die folgenden Ergebnisse herangezogen.<br />

Seit dem Start der Erfinderfachauskunft im Jahr 2004 wurden<br />

durch die <strong>SIGNO</strong>-Partner insgesamt knapp 3.700 Beratungen<br />

durchgeführt. Die Nachfrage nach diesem neuen Leistungspaket<br />

war von Beginn an vorhanden: Zwischen Oktober und Dezember<br />

2004 wurden bereits rund 240 Erfinderfachauskünfte erteilt. In den<br />

folgenden Jahren der Programmlaufzeit ist eine kontinuierlich steigende<br />

Nachfrage zu beobachten – von 564 im Jahr 2005 auf 849<br />

für die ersten drei Quartale des Jahres 2009, wie in der folgenden<br />

Abbildung 25 zu erkennen ist.<br />

77


900<br />

800<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

238<br />

Abbildung 25: Nachfrage der Erfinderfachauskunft im Zeitverlauf<br />

564<br />

546<br />

2004 (ab Okt.) 2005 2006 2007 2008 2009 (bis Sept.)<br />

666<br />

Quelle: Projektstatistik IW Köln, eigene Darstellung<br />

Die Beratungsintensität der <strong>SIGNO</strong>-Partner im Bereich Erfinderfachauskunft<br />

ist sehr unterschiedlich, was zum einen an der unmittelbaren<br />

Nachfrage des Angebots durch die Nutzer sowie zum<br />

anderen durch die individuellen Beratungsschwerpunkte der einzelnen<br />

<strong>SIGNO</strong>-Partner zu begründen ist. Die Befragung der Partner<br />

kommt zu dem Ergebnis, dass rund ein Viertel der Partner maximal<br />

zehn Fachauskünfte im Jahr 2008 durchgeführt hat. Demgegenüber<br />

steht ein knappes Drittel von <strong>SIGNO</strong>-Partnern, die 40 und<br />

mehr Fachauskünfte in 2008 realisiert haben. Ein Blick auf die<br />

Nutzerseite zeigt, dass die Erfinderfachauskunft zu knappen zwei<br />

Dritteln von jenen freien Erfindern bzw. privaten Erfindern genutzt<br />

wird, die durch die Maßnahme im besonderen Maße fokussiert<br />

sind (vgl. Abbildung 26).<br />

827<br />

849<br />

78


Privaterfinder<br />

Unternehmererfinder<br />

Existenzgründer<br />

Student / Schüler<br />

Arbeitnehmererfinder<br />

Hochschulerfinder<br />

n = 2725 (Fragebogen Fachauskunft für Erfinder, IW Köln)<br />

Abbildung 26: Nutzergruppen der Erfinderfachauskunft<br />

3,1%<br />

0,8%<br />

3,9%<br />

11,9%<br />

18,0%<br />

62,3%<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

Quelle: IW Köln, eigene Berechnungen<br />

jünger als 20 Jahre 1,5%<br />

zwischen 20 und 35 Jahre 23,8%<br />

zwischen 36 und 50 Jahre 41,6%<br />

zwischen 51 und 65 Jahre 23,6%<br />

älter als 65 Jahre 9,5%<br />

Die übrigen Erfindergruppen sind dementsprechend schwach repräsentiert.<br />

Betrachtet man jedoch die Kategorien Unternehmererfinder<br />

und Existenzgründer gemeinsam, so kommt man zu dem<br />

Ergebnis, dass knapp 30% der Fachauskünfte einen Unternehmensbezug<br />

aufweisen. Nutzer aus dem akademischen Umfeld –<br />

Studenten und Hochschulerfinder – besitzen für die Erfinderfachauskunft<br />

dagegen keine Relevanz. Hier stehen vor allem mit den<br />

PVAs adäquate Einrichtungen zur Beratung und Unterstützung im<br />

Patentierungsprozess zur Verfügung. Hinsichtlich soziodemografischer<br />

Merkmale zeigt sich das deutliche Bild, dass die übergroße<br />

Mehrheit der Nutzer männlich ist. 31 Bezüglich der Altersstruktur<br />

zeigt sich, dass rund 90% der Nutzer im Erwerbsalter zwischen 20<br />

und 65 Jahren liegen.<br />

Die Interviews mit den Nutzern der Erfinderfachauskunft, die im<br />

Rahmen der Evaluierung durchgeführt wurden, illustrieren diese<br />

Angaben. Verdichtet man die erhobenen Informationen, so lassen<br />

sich grob die folgenden Typen charakterisieren:<br />

� Ein großer Teil der Befragten sind freie Erfinder. Diese<br />

Erfinder haben zumeist eine technische Qualifikation – sei<br />

31 Die für die Evaluierung zur Verfügung gestellten Daten enthalten keine Angaben zum Alter der Befragten. Das IW<br />

dokumentiert in seiner Auswertung einen Frauenanteil von 14%. Vgl. ebd. S. 4.<br />

79


Nutzerzufriedenheit<br />

es durch ein Ingenieursstudium oder durch eine handwerkliche<br />

Ausbildung. Obwohl die Erfinder dieses Typs vor allem<br />

als Angestellte einen technischen Beruf ausüben, bezieht<br />

sich die Erfindung nicht auf das berufliche Tätigkeitsfeld,<br />

sondern auf Impulse, die aus dem privaten Umfeld<br />

bzw. den privaten Interessenlagen der Erfinder stammen.<br />

Hinsichtlich Patentierungs- und Vermarktungsfragen haben<br />

diese Erfinder bislang kaum Erfahrungen.<br />

� Neben den technisch qualifizierten Erfindern gibt es eine<br />

weitere Gruppe freier Erfinder, die über einen deutlich weniger<br />

ausgeprägten technischen Erfahrungs- und Qualifikationshintergrund<br />

verfügen. Die Erfindungen dieser Nutzergruppe<br />

besitzen aus Sicht der Partner nur eingeschränkte<br />

Vermarktungschancen.<br />

� Als dritter Typ lassen sich auf Grundlage der Interviews<br />

Erfinder identifizieren, die im Unternehmenszusammenhang<br />

auf die Erfinderfachauskunft zurückgreifen. Diese Erfinder<br />

sind zu großen Teilen Existenzgründer, die sich mit<br />

einem selbst entwickelten Produkt oder Verfahren ein Alleinstellungsmerkmal<br />

bzw. Wettbewerbsvorteil gegenüber<br />

ihren unmittelbaren Konkurrenten verschaffen wollen.<br />

Diese Erfinder haben zu größeren Teilen bereits Informationen<br />

zur Patentierung recherchiert und möchten vor allem<br />

Informationen zu Fördermöglichkeiten erhalten.<br />

Diese Typologie bietet einen sehr groben Überblick zu den Nutzergruppen,<br />

die das Leistungsgeschehen der Erfinderfachauskunft<br />

in den vergangenen Jahren repräsentierten. Diese charakteristischen<br />

Gruppen sind im Sinne von Idealtypen zu verstehen, bei<br />

denen verwandte Merkmale zu typischen Merkmalsmustern verdichtet<br />

werden. Dennoch ist mit dieser ersten Einordnung deutlich<br />

zu erkennen, dass die Nutzer der Erfinderfachauskunft eine sehr<br />

heterogene Gruppe darstellen.<br />

Diese große Heterogenität der Nutzergruppen zeigt sich auch bei<br />

den unmittelbaren Erfahrungshintergründen, welche ein wesentlicher<br />

Einflussfaktor für den Beratungsprozess und somit für die<br />

Zufriedenheit der Nutzer mit dem Angebot darstellt. Bevor die Ergebnisse<br />

zur Nutzerzufriedenheit diskutiert werden können, sollen<br />

zunächst einige Ergebnisse zur Heterogenität der Nachfrage dargestellt<br />

werden. In der folgenden Abbildung 27 ist zu erkennen,<br />

dass über 70% der Nutzer bislang keine Erfindung entwickelt haben.<br />

80


8,8%<br />

Abbildung 27: Erfahrungshintergrund der Nutzer der<br />

Erfinderfachauskunft<br />

19,8%<br />

n = 3204 (Fragebogen Fachauskunft für Erfinder, IW Köln)<br />

71,4%<br />

Quelle: IW Köln, eigene Berechnungen<br />

bislang keine Erfindung<br />

Erfindung patentiert<br />

Erfindung nicht patentiert<br />

Es ist somit bei der großen Mehrheit der Nutzer davon auszugehen,<br />

dass keine Wissens- oder Erfahrungshintergründe zur Sicherung<br />

geistigen Eigentums vorliegen. Dieses Bild wird durch die<br />

Interviews mit den <strong>SIGNO</strong>-Partnern bestätigt. Hier erfolgte regelmäßig<br />

der Hinweis, dass die Beratungen in der Erfinderfachauskunft<br />

zu großen Teilen eine Aufschlussberatung zur Klärung ganz<br />

grundlegender Fragen zum Wert der Erfindung und zu den Möglichkeiten<br />

und Aussichten von Schutzrechtsanmeldungen darstellen.<br />

Neben dieser Gruppe finden sich ebenso Nutzer, welche bereits<br />

Erfahrungen mit Erfindungen gemacht haben. Etwas weniger als<br />

30% der Befragten geben an, dass sie bereits früher Erfindungen<br />

getätigt haben, gute 20% haben darüber hinaus bereits Patente<br />

angemeldet. Wenn dies bislang noch nicht geschehen ist, so<br />

waren vor allem Kostengründe ausschlaggebend. Neben den Erfahrungen<br />

mit Erfindungen und Patenten begründen ebenso die<br />

sehr heterogenen Entwicklungsniveaus der besprochenen Erfindungen<br />

eine unterschiedliche Struktur der Nachfrage und entsprechende<br />

Erwartungshaltung an die Erfinderfachauskunft. Die folgende<br />

Abbildung 28 liefert einen Überblick, auf welchem Niveau<br />

sich die Erfindungen der Nutzer zum Zeitpunkt vor Inanspruchnahme<br />

der Fachauskunft befunden haben.<br />

81


Idee<br />

Zeichnung<br />

Prototyp<br />

fertiges Produkt<br />

Funktionsmodell<br />

Abbildung 28: Entwicklungsniveau der Erfindungen von Nutzern<br />

der Erfinderfachauskunft<br />

12,6%<br />

14,7%<br />

19,5%<br />

25,7%<br />

27,5%<br />

0% 5% 10% 15% 20% 25% 30%<br />

n = 1701 (Fragebogen Fachauskunft für Erfinder, IW Köln)<br />

Quelle: IW Köln, eigene Berechnungen<br />

frühes<br />

Entwicklungsstadium<br />

fortgeschrittenes<br />

Entwicklungsstadium<br />

Ähnlich wie bei der Struktur der Nutzer zeigt sich auch hier ein<br />

sehr heterogenes Bild: Für etwas mehr als die Hälfte der Befragten<br />

gilt, dass sich ihre Erfindungen in einem noch sehr frühen Entwicklungsstadium<br />

befinden. Insgesamt rund 27,5% thematisiere in<br />

ihrer Fachauskunft eine Idee zu einer Entwicklung. Weitere 25,7%<br />

lassen sich auf der Grundlage einer Skizze durch einen <strong>SIGNO</strong>-<br />

Partner beraten. Demgegenüber verfügt etwas weniger als die<br />

Hälfte über deutlich fortgeschrittenere Entwicklungen, die bereits<br />

als Prototyp (19,5%), fertiges Produkt (14,7%) oder Funktionsmodell<br />

(12,6%) vorliegen.<br />

Die Interviews mit den Partnern liefern dazu korrespondierende<br />

Ergebnisse, wonach bei einem Teil der Beratungen die Erfindungen<br />

noch in einer frühen konzeptionellen Phase sind, weshalb<br />

diese Fachauskünfte die grundsätzliche technische Realisierbarkeit,<br />

Einschätzungen zu Markterfolgen und Finanzierung von Entwicklungskosten<br />

thematisieren. Daneben richten sich die Nutzer<br />

mit weit entwickelten Erfindungen mit einem ganz anderen Interesse<br />

an die <strong>SIGNO</strong>-Partner. Hier stehen Fragen zur Recherche<br />

und Ansprache von Kooperations- und Verwertungspartnern sowie<br />

die Beratung zur Erschließung von Förder- und Finanzierungsquellen<br />

für die Verwertungsaktivitäten im Mittelpunkt des Interesses.<br />

Neben diesen Aspekten sei letztlich noch auf den Fortschritt<br />

der Verwertungsaktivitäten von Nutzern der Erfinderfachauskunft<br />

82


75,9%<br />

n = 3204 (Fragebogen Fachauskunft für Erfinder, IW Köln)<br />

als Gradmesser für die Heterogenität der Nachfrager herangezogen<br />

(vgl. Abbildung 29).<br />

Abbildung 29: Verwertungsaktivitäten von Nutzern der Erfinderfachauskunft<br />

keine Verwertungsaktivitäten<br />

24,1%<br />

erste Verwertungsschritte unternommen<br />

Quelle: IW Köln, eigene Berechnungen<br />

Präsentationen in Unternehmen 49,0%<br />

konkrete Geschäftsverhandlungen 40,6%<br />

Messen 23,2%<br />

Mailings 18,8%<br />

Sonstiges 25,2%<br />

Analog zu den vorangegangenen Ergebnissen ist auch hier ein<br />

unterschiedliches Entwicklungsniveau zu erkennen. Rund ein<br />

Viertel der Nutzer hat bereits vor der Inanspruchnahme der Fachauskunft<br />

eigene Verwertungsaktivitäten gestartet. Neben den einfacher<br />

zu realisierenden Versuchen der Kontaktaufnahme zu Unternehmen<br />

über Messebesuche und Mailings haben große Teile<br />

der bereits aktiven Nutzer Präsentationen in Unternehmen (49%)<br />

sowie konkrete Geschäftsverhandlungen (40,6%) durchgeführt.<br />

Die Beurteilung der Zufriedenheit mit der Erfinderfachauskunft<br />

muss somit die Heterogenität der Zielgruppen und die daraus resultierenden<br />

unterschiedlichen Erwartungshorizonte der Nutzer<br />

reflektieren. Die Ergebnisse der Interviews liefern sowohl zahlreiche<br />

Beispiele für zufriedene Nutzer als auch konkrete Hinweise<br />

auf Unzufriedenheitsgrade, welche sich vor allem aus den Erfahrungshintergründen<br />

und Erwartungshaltungen der Beratenen ergeben.<br />

Insgesamt lassen sich die Befragten hinsichtlich ihrer Zufriedenheit<br />

in grundsätzlich drei Typen unterscheiden:<br />

� Die Mehrheit der Befragten ist mit den Beratungen im Rahmen<br />

der Erfinderfachauskunft sehr zufrieden gewesen. Die<br />

Fragen und Aspekte, welche sie mit den Partnern bespro-<br />

83


chen haben, wurden zu ihrer Zufriedenheit geklärt und der<br />

zeitliche Rahmen von vier Stunden ist dafür i.d.R. mit mehreren<br />

Treffen voll ausgeschöpft worden. Diese Nutzer geben<br />

den Partnern hinsichtlich ihrer Kompetenzen, der fachlichen<br />

Passfähigkeit sowie des spezifischen Problembewusstseins<br />

gute Noten. Hinsichtlich ihrer Charakteristika ist<br />

die Mehrheit der zufriedenen Nutzer dem oben beschriebenen<br />

Typ der technisch qualifizierten Nutzer zuzuordnen.<br />

� Einige Befragte äußern ihre Unzufriedenheit gegenüber<br />

den Beratungsleistungen vor allem mit Blick auf das Ergebnis<br />

der Fachauskunft. Diesen Nutzern ist in der Mehrheit<br />

von einer weiteren Verfolgung ihrer bislang noch nicht<br />

weit entwickelten Erfindung durch die Partner abgeraten<br />

worden. Hier ist anzunehmen, dass die <strong>SIGNO</strong>-Partner die<br />

technische Realisierbarkeit sowie das Marktpotenzial kritisch<br />

eingestuft haben.<br />

� Ein weiterer Teil der Befragten artikuliert seine Unzufriedenheit<br />

vor allem hinsichtlich der Beratungstiefe und der<br />

neuen Erkenntnisse, die sie aus der Fachauskunft erhalten<br />

haben. Diese Befragten kennzeichnen sich dadurch, dass<br />

sie entweder bereits Erfahrungen mit Erfindungen und<br />

Patentierung gesammelt haben oder sich im Vorfeld der<br />

Beratung über eigene Recherchen vielfältiges Wissen zum<br />

Thema angeeignet haben.<br />

Eine Quantifizierung hinsichtlich der Anteile an den Gesamtnutzern<br />

der Erfinderfachauskunft ist auf der Grundlage der Interviews<br />

nicht möglich. Allerdings haben die kritischen Anmerkungen in den<br />

Interviews nicht die Mehrheit abgebildet, sondern bildeten eine<br />

realistische Varianz entsprechender Rückmeldungen innerhalb eines<br />

insgesamt positiven Meinungsbilds.<br />

Kritische Selbstreflexion der beauftragten <strong>SIGNO</strong>-Akteure<br />

Auch auf Seiten der <strong>SIGNO</strong>-Partner ist eine grundsätzliche Zufriedenheit<br />

mit dem Instrumentarium der Erfinderfachauskunft sichtbar.<br />

Wie bereits angesprochen wurde, besitzt diese Maßnahme<br />

hinsichtlich ihrer Relevanz und Nachfrage nicht bei allen Partnern<br />

die gleiche Bedeutung. Die offene Diskussion der Reichweite dieses<br />

Instruments in den Interviews mit den <strong>SIGNO</strong>-Partnern thematisierte<br />

vor allem das begrenzte Mandat, welches die Partner im<br />

Rahmen der Fachauskunft übernehmen können. Der Vorteil des<br />

leichten Zugangs und des schlanken Beratungskonzepts stößt dort<br />

an seine Grenzen, wo hervorragende Ideen nur durch eine Erstberatung<br />

bzw. ein Coaching unterstützt werden können aber keine<br />

echten Förderoptionen erschlossen werden können. Hier wird bemängelt,<br />

dass dieses Angebot nach dem Gießkannenprinzip und<br />

nicht mit einem Exzellenzanspruch umgesetzt wird und der Impuls,<br />

84


Wirkungsanalyse<br />

der bei den aussichtsreichen Erfindern gesetzt werden kann, sehr<br />

klein ist.<br />

Hinzu kommt, dass durch die Aufgabe einer Erstbewertung der Erfindung<br />

durch den Partner – welche im Programm implizit vorhanden<br />

ist – auf Seiten der Erfinder nicht selten große Frustrationsgrade<br />

ausgelöst werden, mit denen die Partner direkt konfrontiert<br />

werden. Durch diese Filterfunktion verstehen sich die <strong>SIGNO</strong>-<br />

Partner als Akteure mit der wichtigen Aufgabe, falsche Vorstellungen<br />

und unnötige Entwicklungsaufwände bei den Erfindern sowie<br />

Dritten im weiteren Prozess zu verhindern. Da die Erfinderfachauskunft<br />

nach Angaben der Partner jedoch nicht kostendeckend<br />

durchgeführt werden kann – wie im Zusammenhang mit den<br />

Hemmnissen dargestellt wird – wird dieser Aspekt umso kritischer<br />

angemerkt.<br />

Die Wirkungsanalyse bezieht sich im Schwerpunkt auf die Interviews<br />

mit den Nutzern des Angebots sowie auf die Einschätzungen<br />

der <strong>SIGNO</strong>-Partner. Die Beurteilung der Wirkungen muss dabei<br />

die zwei bereits angesprochenen wesentlichen Charakteristika<br />

des Programms reflektieren:<br />

� Durch das Programm, welches auf eine vierstündige Erstberatung<br />

zielt, wird ein kleiner Stimulus bei den Nutzern<br />

gesetzt. Die späteren Verwertungserfolge haben somit im<br />

Idealfall ihren Auslöser in der Fachauskunft. Darüber hinaus<br />

sind die Verwertungserfolge jedoch als ein positives<br />

Zusammenspiel einer Reihe weiterer Einflussfaktoren zu<br />

verstehen.<br />

� Die Erfinderfachauskunft wird von einem sehr heterogenen<br />

Kreis von Nutzern nachgefragt. Das Niveau der Erfolge variiert<br />

entsprechend dem Niveau der Erfindertätigkeit und<br />

der vorhandenen Vorerfahrungen.<br />

Aus diesen Gründen konnten auch nicht bei allen Befragten positive<br />

Wirkungen im Sinne von erfüllten Erwartungen und hohen Zufriedenheitsgraden<br />

erfasst werden. Die unmittelbaren und mittelbaren<br />

Wirkungen der Erfinderfachauskunft zeigen sich jedoch nicht<br />

nur bei den Nutzern selbst, sondern auch bei weiteren Akteuren<br />

des regionalen Innovationsumfelds, z.B. durch Weitervermittlung<br />

oder Anbahnung von neuen Kontakten. Die Analyse der Wirkungen<br />

liefert im Kern die folgenden Ergebnisse:<br />

� Die Erfinderfachauskunft liefert eine qualifizierte und unabhängige<br />

Ersteinschätzung von Erfindungen. Gerade die<br />

Hinweise von Erfindern, denen von einer Weiterentwicklung<br />

ihrer Ideen abgeraten wurde, sind ein Indiz dafür, dass<br />

die Partner eine wichtige Filterfunktion übernehmen und als<br />

85


eine vorgelagerte Instanz bei den folgenden Akteuren (z.B.<br />

Patentamt, Fördermittelgeber) die Bearbeitung nicht adäquater<br />

Erfindungsfälle reduzieren. Trotz der zum Teil vorliegenden<br />

Frustrationen auf Seiten der Erfinder werden<br />

diese vor der Investition in ggf. nicht sinnvolle Folgekosten<br />

(z.B. Patentanwalt, Anmeldegebühren) geschützt.<br />

� Die Erfinderfachauskunft ist ein qualifiziertes Coaching von<br />

Erfindern ohne Patentierungserfahrungen. Die Befragten<br />

mit erfolgreichen Erfindungsfällen berichten darüber, dass<br />

die Partner die grundsätzlichen Prinzipien und Funktionsweisen<br />

des Umgangs mit geistigem Eigentum vermitteln<br />

konnten. Diese Funktion ist umso wichtiger, als dass vielen<br />

Erfindern die Bedeutung eines Patents als bloßes Verbotsrecht<br />

nicht bewusst ist. Den Partnern gelingt es, den Erfindern<br />

in der Kürze der Beratung klar zu machen, dass sich<br />

wirtschaftliche Erfolge mit einem Patent alleine nicht einstellen,<br />

sondern das Patent die Grundlage für erfolgreiche<br />

Verwertungsaktivitäten darstellen kann.<br />

� Die Erfinderfachauskunft ist die Grundlage von Verwertungserfolgen.<br />

Die Befragung von Nutzern der Erfinderfachauskunft<br />

konnte zahlreiche Beispiele von Verwertungserfolgen<br />

sammeln, die ihren Ausgangspunkt in der<br />

Erstberatung durch einen <strong>SIGNO</strong>-Partner hatte. Dabei sind<br />

die Impulse der Partner, von denen diese befragten Erfinder<br />

berichten, sehr unterschiedlich und der jeweiligen<br />

Problemlage angemessen: Die Partner vermitteln Kontakte<br />

zu Unternehmen, Kooperationspartnern oder Patentanwälten,<br />

sie beraten zu Fördermöglichkeiten oder anderen<br />

Möglichkeiten der Kapitalerschließung, sie legen Teilnahmen<br />

an Messen, Patenttagen oder Inseraten in Datenbanken<br />

nahe. Die Bedeutung der Fachauskunft darf in diesem<br />

Zusammenhang nicht überschätzt werden, da sie einen<br />

kleinen Impuls im Zusammenhang vielfältiger Aktivitäten<br />

der Erfinder darstellt. Nicht selten ist die Auskunft der Beginn<br />

einer längeren und intensiven Zusammenarbeit zwischen<br />

Erfinder und Partner – vor allem dann, wenn auf der<br />

Grundlage der Erfindung eine Unternehmensgründung erfolgt.<br />

� Die Erfinderfachauskunft ist eine qualifizierte Förderberatung.<br />

Zahlreiche Erfinder wenden sich mit dem ausdrücklichen<br />

Interesse an die Fachauskunft, Informationen über<br />

Fördermöglichkeiten im Zusammenhang mit ihren Erfindungen<br />

zu erhalten – vor allem zur Finanzierung von Verwertungsaktivitäten.<br />

Da die Partner in vielen Fällen in die<br />

Umsetzung unterschiedlicher Förderoptionen von Bund<br />

und Ländern involviert sind (z.B. INNOMAN), wird hier regelmäßig<br />

die Nutzung geeigneter Programme geprüft. In<br />

Fällen, wo noch keine schutzrechtlichen Bemühungen un-<br />

86


Erfolgsfaktoren<br />

Hemmnisse<br />

ternommen wurden und eine Unternehmensgründung auf<br />

Basis der Erfindung aussichtsreich erscheint, wurden die<br />

weiteren Aktivitäten durch die Patentaktion gefördert.<br />

� Die Erfinderfachauskunft ist ein Baustein in der regionalen<br />

Transferlandschaft. Dieser Aspekt besitzt nur eine eingeschränkte<br />

Gültigkeit für jene <strong>SIGNO</strong>-Partner, welche die<br />

Fachauskunft sehr intensiv umsetzen. Diese betonen jedoch<br />

den Wert der Fachauskunft für die „regionale Stimmung“.<br />

Mit dem kostenlosen Angebot steht den Erfindern<br />

eine qualifizierte Beratung zum Thema Patentierung und<br />

Verwertung zur Verfügung, welches die Angebote bspw.<br />

der Kammern ergänzt bzw. übersteigt. Somit besteht einerseits<br />

die Möglichkeit, gute Ideen zu identifizieren und entsprechend<br />

zu fördern sowie weniger aussichtsreiche Erfindungen<br />

frühzeitig einen realistischen Horizont aufzuzeigen.<br />

Die gute Nachfrage sowie die positive Wirkungsbilanz der Erfinderfachauskunft<br />

basiert auf zwei wesentlichen Erfolgsfaktoren:<br />

� Der einfache Zugang zum Programm sowie die Möglichkeit<br />

der kostenlosen Erstberatung sind wichtige Erfolgsfaktoren<br />

für das Programm. Durch die Anlange der Erfinderfachauskunft<br />

bestehen keine Zugangsbeschränkungen zur Nutzung.<br />

Den Erfindern steht somit ein qualitativ hochwertiges<br />

Angebot zur Verfügung für das auf Seiten der Nachfrager<br />

keine sogenannten „compliance costs“ – also Aufwendungen<br />

an zeitlichen oder finanziellen Ressourcen die für die<br />

Inanspruchnahme staatlicher Unterstützungsleistungen investiert<br />

werden müssen – anfallen.<br />

� Die Kompetenz und das Fachwissen des <strong>SIGNO</strong>-Beraternetzwerks<br />

ist ein weiterer Erfolgsfaktor. Zum einen besitzen<br />

die Einrichtungen das nötige Know-how, um den Ratsuchenden<br />

als Experten in Bezug auf die Erfolgsaussichten<br />

ihrer Erfindungen zu begegnen. Zum anderen verfügen die<br />

Berater mit dem Netzwerk über ein Pool an fachlichem und<br />

technischem Wissen sowie an tatsächlichen und potenziellen<br />

Kontakten, welche im Idealfall der intensiven Nutzung<br />

des Netzwerks für die Nutzer der Erfinderfachauskunft<br />

einen großen Vorteil darstellen.<br />

Mit der Heterogenität der Nutzergruppen und der daraus resultierenden<br />

Unzufriedenheit mancher Nutzer mit dem Ergebnis der Beratung<br />

bzw. der Beratungstiefe wurden bereits wesentliche kritische<br />

Faktoren der Fachauskunft thematisiert. Darüber hinaus<br />

konnten durch die Untersuchung zwei hemmende Faktoren identi-<br />

87


fiziert werden, welche ein Risiko für die zukünftig erfolgreiche Umsetzung<br />

darstellen können:<br />

� Die <strong>SIGNO</strong>-Partner setzen die Erfinderfachauskunft nicht in<br />

gleicher Intensität um. Somit steht dieses Angebot nicht in<br />

allen Regionen in gleichem Umfang zur Verfügung. Wesentliche<br />

Gründe für eine geringere Aktivität einzelner<br />

Partner sind dabei nach Angaben der Befragten eine mangelnde<br />

Nachfrage auf Nutzerseite, ein strategischer<br />

Schwerpunkt auf Beratungen im Rahmen der KMU-Patentaktion<br />

sowie keine Kostendeckung für Beratungen im<br />

Rahmen der Fachauskunft.<br />

� Vor allem der Punkt zur Finanzierung der Fachauskunft<br />

wurde sowohl von aktiven als auch weniger aktiven Partnern<br />

thematisiert. Die Durchführung der Erfinderfachauskunft<br />

ist demnach für die Partner oftmals nicht kostendeckend<br />

möglich, da neben der reinen Beratungsdauer von<br />

vier Stunden durch die Vor- und Nachbereitung der Auskünfte<br />

weitere Arbeitsaufwände entstehen, welche nicht<br />

abgerechnet werden könnten. Motive für eine Teilnahme<br />

liegen für die <strong>SIGNO</strong>-Partner daher bspw. in der Möglichkeit<br />

der „Kundenakquise“. Dabei stellt die Erfinderfachauskunft<br />

nicht selten den Einstieg in eine engere Zusammenarbeit<br />

zwischen Erfinder bzw. Gründer und dem<br />

<strong>SIGNO</strong>-Partner dar, insbesondere im Zusammenhang mit<br />

Beratungen zu Themen jenseits von <strong>SIGNO</strong>. Darüber<br />

hinaus verweisen einige <strong>SIGNO</strong>-Partner auf ein wichtiges<br />

regionalökonomisches Engagement, das sie auf diese<br />

Weise wahrnehmen und somit auch gegenüber anderen<br />

Zuwendungsgebern, wie z.B. den jeweiligen Landesregierungen,<br />

als relevante Akteure in diesem Feld auftreten<br />

können.<br />

Erste Einschätzung zur zukünftigen Fördernotwendigkeit<br />

Die Zusammenschau der Ergebnisse verdeutlicht die Relevanz<br />

und Angemessenheit des Instruments Erfinderfachauskunft und<br />

kann hinsichtlich der Zufriedenheit des Großteils der Nutzer sowie<br />

der erzielten Förderwirkungen auf eine positive Wirkungsbilanz<br />

verweisen. Die Fachauskunft ist darüber hinaus ein niedrigschwelliger<br />

Zugang zu einer Erstberatung. Durch seine Anlage kommt<br />

dem Instrument eine Filterfunktion zu, die im Falle weniger aussichtsreicher<br />

Erfindungen auf Seiten der Erfinder als auch auf<br />

Seiten der nachfolgenden Akteure im Patentierungs- und Verwertungsprozesses<br />

ggf. überflüssige Aktivitäten begrenzt. Aufgrund<br />

der großen Spanne der Anfragen hinsichtlich Innovationsniveau<br />

und Verwertungschancen erfüllt die Erfinderfachauskunft eine<br />

wichtige Funktion und sollte daher auch in Zukunft als Angebot<br />

bestehen bleiben.<br />

88


6.4 <strong>SIGNO</strong>-Erfinder: Erfinderclubs<br />

Ziele der Förderung<br />

Die Erfinderclubs sind das älteste Programm der <strong>SIGNO</strong>-Förderung.<br />

Bereits im Jahr 1995 wurde das Projekt mit dem Ziel der<br />

Gründung und des Ausbaus eines bundesweiten Netzwerks von<br />

Erfinderclubs gestartet.<br />

Mit dem Netzwerk von Erfinderclubs wird seit mittlerweile 14 Jahren<br />

das Ziel verfolgt, ein erfinderfreundlicheres Klima in Deutschland<br />

zu schaffen. Dabei sollen für erfinderisch tätige Menschen<br />

Strukturen geschaffen werden, die es ihnen ermöglichen, das notwendige<br />

Know-how und die erforderlichen Netzwerkzugänge für<br />

die Patentierung und Verwertung mit einem einfachen und auf Eigeninitiative<br />

beruhenden Zugang erschließen zu können. Zu diesem<br />

Zweck wurde der Auf- und Ausbau eines bundesweiten<br />

Netzwerks von Erfinderclubs – einerseits für Erwachsene und andererseits<br />

für Jugendliche – gefördert. Diese geschaffenen Strukturen<br />

sollen als Plattform bzw. als Forum dienen, auf denen die fokussierten<br />

Zielgruppen in eigener Initiative und Organisation die<br />

für sie relevanten Fragestellungen gemeinsam bearbeiten können.<br />

Damit sollen die in den Clubs sowie im gesamten Netzwerk vorhandenen<br />

Kompetenzen gebündelt werden und für alle Beteiligten<br />

nutzbar machen können. Hinsichtlich der inhaltlichen Schwerpunkte<br />

und Zielsetzungen unterscheiden sich die Erwachsenen-<br />

und die Jugendclubs voneinander. Die Kernaspekte der Arbeit in<br />

den Erwachsenenclubs zielen vor allem auf die folgenden Fragestellungen:<br />

� Welchen Wert haben die Ideen der eigenen<br />

Erfindungstätigkeit? Welche technischen und wirtschaftlichen<br />

Realisierungspotenziale sind vorhanden?<br />

� Welche Strategien zur schutzrechtlichen Sicherung stehen<br />

für die Erfindung zur Verfügung und welche sind vor dem<br />

Hintergrund technischer und wirtschaftlicher Überlegungen<br />

angemessen?<br />

� Welche Möglichkeiten zur Verwertung bestehen für eine<br />

Erfindung und mit welchen Partnern kann diese am Besten<br />

umgesetzt werden?<br />

� Welche Förder- und Finanzierungsquellen bestehen und<br />

können für bspw. den Prototypenbau oder das Marketing<br />

erschlossen werden?<br />

Die Clubs für jugendliche Erfinder haben ihren Fokus stärker auf<br />

der Schnittstelle zwischen Bildung, Technik und Wirtschaft und<br />

behandeln im Kern die folgenden Aspekte:<br />

89


Stimulus durch <strong>SIGNO</strong><br />

� Schaffung von Lernräumen zur Förderung der technischen<br />

Kreativität und des handwerklichen Geschicks;<br />

� Sensibilisierung für den Wert der eigenen Ideen und das<br />

Prinzip des Schutzes geistigen Eigentums;<br />

� Vermittlung von praktischem Know-how zum Erfindungs-<br />

und Patentwesen;<br />

� Schaffung eines Bewusstseins für den Werts der eigenen<br />

Erfindungen durch erfolgreiche Wettbewerbsteilnahmen<br />

� Förderung von Teamwork und Vermittlung von<br />

Schlüsselqualifikationen sowie Sensibilisierung für technische<br />

Berufe.<br />

Neben diesen Aspekten zielt vor allem die Arbeit der Jugendclubs<br />

darauf ab, vor dem Hintergrund eines zukünftigen Mangels an<br />

technisch qualifizierten Fachkräften das Interesse von Mädchen an<br />

technischen Fragestellungen zu steigern.<br />

Das Förderkonzept der Erfinderclubs orientiert sich an dem Prinzip<br />

„Hilfe zur Selbsthilfe“. D.h. durch den Förderstimulus des <strong>SIGNO</strong>-<br />

Programms sollen die infrastrukturellen Grundlagen für die Umsetzung<br />

der Clubarbeit gewährleistet werden. Für die inhaltliche Ausgestaltung<br />

und die praktische Umsetzung sind die Clubs in Eigeninitiative<br />

verantwortlich. Seit Beginn des Programms im Jahr 1995<br />

haben sich Höhe und Umfang der Förderung mehrmals verändert:<br />

� Im ersten Förderzeitraum 1995 bis 2000 erfolgte die Förderung<br />

direkt durch die INSTI-Partner und konnte maximal<br />

5.000 DM pro Jahr umfassen.<br />

� Zwischen 2001 und 2005 wurden die Mittel direkt vom IW<br />

Köln vergeben, welches seit dem Jahr 1997 das zentrale<br />

Projektmanagement des Netzwerks übernommen hatte.<br />

Die Mittel umfassten zunächst maximal 2.000 DM, später<br />

maximal 750 € pro Jahr, die jeweils unter der Voraussetzung<br />

vergeben wurden, dass die Clubs Teile der Fördersumme<br />

durch Sponsorengelder in jeweils gleicher Höhe<br />

einwarben. Zusätzlich konnten im gleichen finanziellen<br />

Umfang fachliche Betreuer – sogenannte Paten – gefördert<br />

werden.<br />

� Die Regelungen zur Einwerbung von Sponsorengeldern<br />

und der Förderung von fachlichen Betreuern entfielen ab<br />

dem Jahr 2006. Bis 2007 umfasste die Förderung nun maximal<br />

500 € pro Jahr.<br />

90


Umsetzungsverantwortung<br />

� Im aktuellen Förderzeitraum von 2008 bis <strong>2010</strong> kann jeder<br />

Club mit maximal 1.500 € pro Jahr gefördert werden. Dieses<br />

Budget unterteilt sich in ein frei verfügbares Budget<br />

(1.000 € bei den Jugendclubs und 500 € bei den Erwachsenenclubs)<br />

sowie einen zweckgebundenen Anteil (500 €<br />

bei den Jugendclubs und 1.000 € bei den Erwachsenenclubs).<br />

Neben den unmittelbaren finanziellen Stimuli besteht der Beitrag<br />

des <strong>SIGNO</strong>-Programms zur erfolgreichen Clubarbeit in einem<br />

umfangreichen Projektmanagement, welches in der Umsetzungsverantwortung<br />

des IW Köln liegt.<br />

Ein wesentlicher Bestandteil der Erfinderclub-Förderung ist ein<br />

wirksames Projektmanagement. Hier liegt die inhaltliche und<br />

fachliche Leitung des Gesamtprojekts. Die primäre Aufgabe liegt<br />

dabei auf der Koordination der aktuellen Clubarbeit sowie der<br />

perspektivischen Weiterentwicklung des gesamten Netzwerks.<br />

Folgende organisations- und Unterstützungsleistungen werden<br />

durch das Projektmanagement im Kern umgesetzt:<br />

� Das Projektmanagement ist verantwortlich für die Organisation<br />

und Durchführung von Gemeinschaftsaktionen des<br />

Clubnetzwerks. Hierzu zählen vor allem die Planung und<br />

Umsetzung des <strong>SIGNO</strong>-Gemeinschaftsstands auf der<br />

internationalen Erfindermesse „iENA“ sowie die jährliche<br />

Durchführung des Erfinderclub-Wettbewerbs „i hoch 3“.<br />

� Der Wissenstransfer und die Kooperation im Netzwerk werden<br />

ebenfalls durch das Projektmanagement unterstützt.<br />

Zu den wesentlichen Aktivitäten zählen dabei die Organisation<br />

von Trend- und Weiterbildungsseminaren unter Einbindung<br />

externer Referenten sowie die Durchführung von<br />

Erfahrungsaustauschtreffen jeweils für die Teilnehmer der<br />

Erfinderclubs. Letztlich zählt die Publikation und Umverteilung<br />

zusammenfassender Informationen aus dem Netzwerk<br />

und für das Netzwerk zu diesem Aufgabenfeld. 32<br />

� Die Öffentlichkeitsarbeit des Erfinderclubnetzwerks liegt<br />

ebenso in der Verantwortung des Projektmanagements.<br />

Dazu zählt einerseits die Pflege der Außenkommunikation<br />

durch Marketing- und Medienaktionen sowie der Zusammenarbeit<br />

mit Presse und Fachzeitschriften. Andererseits<br />

zählt die Entwicklung und Versorgung der Clubs mit PR-<br />

Materialien sowie die Unterstützung der Binnenkommuni-<br />

32 Hierzu zählt bspw. die zuletzt in 7. Auflage erschienenen Broschüre „Wege der Patentvermarktung“.<br />

91


Leistungsgeschehen im Zeitverlauf<br />

kation durch die Pflege des Internet-Auftritts zu diesen Tätigkeiten.<br />

� Letztlich unterstützt das Projektmanagement den Dialog<br />

mit den weiteren Programmbeteiligten (BMWi, PtJ) zur<br />

konzeptionellen Weiterentwicklung des Netzwerks durch<br />

die Ausrichtung der so genannten „Visionären Teamsitzungen“,<br />

welche zweimal im Jahr stattfinden, um die zukünftigen<br />

Handlungsfelder von Erfindern identifizieren zu können.<br />

Neben diesen Maßnahmen zur inhaltlichen und organisatorischen<br />

Unterstützung der Clubarbeit übernimmt das Projektmanagement<br />

gegenüber den Erfinderclubs die Rolle des Projektträgers. D.h. alle<br />

Aufgaben hinsichtlich des inhaltlichen und finanziellen Controllings,<br />

der statistischen Erfassung über jährliche schriftliche Befragungen<br />

aller Clubs sowie die Dokumentation der Ergebnisse im<br />

Sinne einer Erfolgskontrolle wird durch das Projektmanagement<br />

übernommen.<br />

Vor der Übernahme des Projektmanagements durch das IW Köln<br />

waren die INSTI-Partner die verantwortlichen Akteure für das<br />

Netzwerk und somit auch im Wesentlichen für die Gründung der<br />

Clubs zuständig. Dieser Ansatz wurde im Jahr 1997 aufgegeben.<br />

Da die Gründungszahlen nicht die erhoffte Dynamik gezeigt hatten<br />

wurde das Projektmanagement an das IW Köln vergeben. Gleichzeitig<br />

erfolgte die Entscheidung, die Förderung der Clubs finanziell<br />

zu erweitern und die Zahl auf 100 auszubauen. In den Jahren<br />

1998 ff. folgten entsprechende Gründungswellen, welche u.a.<br />

durch die oben beschriebenen zentralen Aktivitäten des Projektmanagements<br />

stimuliert wurden (vgl. Abbildung 30). 33<br />

33 Vgl. IW Köln (2003): Schlussbericht INSTI-Erfinderclubs 2001-2003, S. 4.<br />

92


180<br />

160<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

8<br />

27<br />

Abbildung 30: Entwicklung der Anzahl der Erfinderclubs seit 1995<br />

69<br />

131<br />

150<br />

154<br />

125<br />

135<br />

141<br />

134<br />

143<br />

133 134 133 133<br />

1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009<br />

Quelle: Projektstatistik IW Köln, eigene Darstellung<br />

In diesen Jahren bestand eine große Nachfrage zur Gründung von<br />

Erfinderclubs, so dass durch das BMBF eine nochmalige Aufstockung<br />

der Etats für insgesamt 150 Clubs erfolgte, die im Jahr<br />

2000 erreicht wurde. In den folgenden Förderphasen wurden z.T.<br />

sehr grundlegende Änderungen in der Förderung beschlossen, wie<br />

bspw. die Voraussetzung, für Teile der Fördersumme Sponsorengelder<br />

in gleicher Höhe einzuwerben oder die Einführung privatrechtlicher<br />

Zuwendungsverträge für die Erfinderclubs. In der Folge<br />

gingen die absoluten Clubzahlen etwas zurück und bewegen sich<br />

seit dem Jahr 2006 auf einem stabilen Niveau von 133 Clubs.<br />

Diese 133 Clubs setzen sich aktuell aus 112 finanziell geförderten<br />

und 21 nicht finanziell geförderten Erfinderclubs zusammen. Die<br />

nicht geförderten Erfinderclubs können an den Aktivitäten des<br />

Netzwerks teilnehmen, ohne jedoch eine vertragliche Verpflichtung<br />

einzugehen und demnach ohne eine unmittelbare finanzielle Förderung<br />

zu erhalten.<br />

Trotz des stetigen Niveaus der Anzahl von Erfinderclubs ist eine<br />

Fluktuation im Netzwerk vorhanden. Bspw. kennzeichnete sich der<br />

Förderzeitraum 2004 bis 2007 auf Seiten der geförderten Clubs<br />

durch 24 Neugründungen und 18 Abgänge. 34 Das Zahlenverhältnis<br />

zwischen Erwachsenenclubs und Jugendclubs bewegt sich auf<br />

34 Vgl. IW Köln (2007): Schlussbericht INSTI-Erfinderclubs 2004-2007, S. 7.<br />

93


2000<br />

1800<br />

1600<br />

1400<br />

1200<br />

1000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

Nutzerzufriedenheit<br />

0<br />

1775<br />

1358<br />

gleichem Niveau. So teilen sich die 112 geförderten Clubs in 57<br />

Jugendclubs und 55 Erwachsenenclubs. Die folgende Abbildung<br />

zeigt, wie viele Personen durch das Angebot der Erfinderclubs in<br />

den vergangenen Jahren erreicht wurden.<br />

Abbildung 31: Entwicklung der Anzahl der Clubmitglieder seit 2004<br />

1888<br />

1445<br />

1623 1610<br />

1265<br />

1364<br />

2004 2005 2006 2007 2008<br />

Jugendclubs Erwachsenenclubs<br />

Erwachsenenclubs Jugendclubs<br />

Frauen- / Mädchenanteil 2008 10,7% 24,4%<br />

Anzahl der Clubs 2008 55 57<br />

Quelle: IW Köln, eigene Berechnung<br />

Durch das Förderangebot der <strong>SIGNO</strong>-Erfinderclubs wird im Schnitt<br />

der vergangenen vier Jahre rund 3.000 Erwachsenen und Jugendlichen<br />

die gemeinsame Arbeit an den Themen Erfindung und Verwertung<br />

ermöglicht. Die durchschnittliche Clubgröße ist bei den<br />

Jugendlichen tendenziell kleiner, da die Lern- und Arbeitsmöglichkeiten<br />

bei Jugendlichen ab einer kritischen Gruppengröße deutlich<br />

abnehmen.<br />

Die Nutzer des Förderangebots – die Teilnehmer der Erfinderclubs<br />

bzw. deren Leiter – sind mit den Leistungen des Programms sowie<br />

der Organisation und Umsetzung sehr zufrieden. Die hohen Zufriedenheitsgrade<br />

der befragten Akteure begründen sich zum einen<br />

in der Bedeutung der Förderung für die Existenz der Clubs.<br />

Zahlreiche Befragte haben in den Interviews darauf hingewiesen,<br />

dass ihre Clubs ohne den Impuls der <strong>SIGNO</strong>-Förderung nicht<br />

existieren würden. Dies bezieht sich zum einen auf die Gründung<br />

selbst, da viele Gesprächspartner alleine durch das Angebot der<br />

Förderung erst auf die Idee gekommen sind, eine Zusammenarbeit<br />

in diesem Clubformat zu organisieren. Zum anderen sind die lau-<br />

1678<br />

1338<br />

94


fenden Aktivitäten gemeint, die ohne die Förderung deutlich eingeschränkter<br />

wären, da sie alleine durch Mitgliedsbeiträge getragen<br />

werden müssten. Gerade erfahrenere Nutzer gaben darüber hinaus<br />

an, dass die Ausgestaltung der Förderung in ihrem jetzigen<br />

Format die Handlungsspielräume weiter gestalten würde als in früheren<br />

Phasen, was natürlich vor dem Hintergrund der aktuellen<br />

Erhöhung der Grundförderung zu sehen ist.<br />

Große Zufriedenheit besteht mit dem Projektmanagement. Fast<br />

alle Befragten haben darauf verwiesen, dass die Verantwortlichen<br />

ihre Aufgabe nicht als reine Projektträger wahrnehmen würden,<br />

sondern jenseits der Administration und des Controllings als<br />

Ansprechpartner und Ratgeber zur Verfügung stehen. Darüber<br />

hinaus wurde betont, dass die flankierenden Leistungen wie die<br />

Organisation der IENA-Messeteilnahmen, die Ausstattung mit<br />

Informations- und Werbematerialen sowie die Aufnahmefähigkeit<br />

des Netzwerkmanagements für Impulse aus dem Netzwerk<br />

wesentliche Erfolgsfaktoren für die Clubarbeit sind. Durch diese<br />

Leistungen strahlt das Erfinderclubnetzwerk einen hohen Grad an<br />

Professionalität und Qualität aus, was einen unmittelbaren Einfluss<br />

auf die Motivation bei der Clubarbeit sowie die selbstbewusste<br />

Außendarstellung der einzelnen Clubs fördert.<br />

Kritische Selbstreflexion der beauftragen <strong>SIGNO</strong>-Akteure<br />

Das Projektmanagement liegt seit dem Jahr 1997 beim IW Köln,<br />

was den verantwortlichen Akteuren einen guten Überblick und eine<br />

kritische Einschätzung der Aktivitäten ermöglicht. Aus Sicht der<br />

beauftragten <strong>SIGNO</strong>-Akteure charakterisiert sich das Netzwerk<br />

bzw. die einzelnen Erfinderclubs auch durch einige kritische Aspekte,<br />

welche nicht durch bloße Veränderungen des Förderkonzepts<br />

behoben werden können, sondern dem Prinzip des gesamten<br />

Förderansatzes entsprechen:<br />

� Die große Heterogenität der einzelnen Erfinderclubs zählt<br />

zu diesen Aspekten. Einerseits ist sie die Grundlage für<br />

eine große Vielfalt, die hinsichtlich Zielgruppen, Leistungsmerkmalen,<br />

technischer Schwerpunkte etc. ein breites<br />

Spektrum der Erfinderlandschaft in Deutschland abdeckt.<br />

Andererseits werden durch die große Heterogenität sehr<br />

unterschiedliche und ebenso vielfältige Unterstützungsbedarfe<br />

an das Projektmanagement adressiert. Standardlösungen<br />

für alle Clubs bieten daher selten den richtigen Ansatz,<br />

vielmehr ist eine jeweils differenzierende Sichtweise<br />

bei der Unterstützung der Clubs erforderlich. Darüber hinaus<br />

setzt sich die Unterschiedlichkeit im Leistungsgeschehen<br />

der Clubs fort. Im Ergebnis zeigen manche Clubs<br />

deutlich stärkere Aktivitäten als andere Clubs. Hintergrund<br />

ist dabei jedoch häufig nicht ein mangelndes Engagement<br />

bei der Umsetzung der Clubarbeit, sondern die unterschiedlichen<br />

Organisationsformen der Clubs, welche auf<br />

95


Wirkungsanalyse<br />

jeweils andere Aktivitäten zielen: Ein regionaler Club mit<br />

wöchentlichen Arbeitstreffen zu konkreten Erfindungen<br />

zeigt andere Aktivitäten als ein Vortragsclub, der in größeren<br />

zeitlichen Abständen Themen zum Erfindungswesen<br />

mit externen Experten diskutiert. Ein Controlling, welches<br />

den Anspruch hat, die weniger Aktiven für ein größeres<br />

Engagement zu gewinnen, muss diese Vielfalt reflektieren<br />

können.<br />

� Um einen Überblick zu den Leistungen und Aktivitäten der<br />

Clubs zu erlangen, werden diese jährlich mit einem schriftlichen<br />

Fragebogen durch das Projektmanagement angeschrieben.<br />

Mit diesem Instrument wird eine große Transparenz<br />

hinsichtlich Größe der Clubs, Aktivitäten, Schutzrechtsanmeldungen,<br />

Presseanfragen etc. erlangt. Die oben<br />

angesprochene Heterogenität der Clubs kann durch dieses<br />

Instrument jedoch nicht abgebildet werden. Da die Clubs<br />

auf der Output-Seite keine unmittelbaren Vorgaben haben,<br />

befördert dieses Controlling das Ergebnis von aktiven und<br />

inaktiven Clubs.<br />

� Ein weiterer Aspekt, der durch die beauftragten <strong>SIGNO</strong>-Akteure<br />

reflektiert wird, ist die große Abhängigkeit von der<br />

Förderung. Die Mehrheit der Clubs – vor allem auf Seiten<br />

der Jugendclubs – wäre ohne die Förderung nicht in der<br />

Lage, ihre Arbeit fortzusetzen. Zwar gibt es gute Beispiele<br />

erfolgreicher Erwachsenenclubs, welche bereits heute Aufgrund<br />

von Mitgliedsgebühren über eine gute Finanzsituation<br />

verfügen. Für die Mehrheit der Clubs gilt jedoch, dass<br />

sie sich einer möglichen Diskussion über die Schaffung<br />

selbsttragender Strukturen nicht würden stellen können.<br />

Die Förderung im Rahmen der Erfinderclubs verfolgt das Ziel,<br />

Kreativität und Ideenreichtum von Kindern und Jugendlichen zu<br />

stärken sowie freie Erfinder bei der Realisierung und Vermarktung<br />

ihrer Ideen zu unterstützen. Der Förderansatz zielt auf die Synergien<br />

der Teamarbeit und die Vernetzung von Anwendungswissen<br />

und Erfahrungen. Die Förderlogik verläuft demnach entlang des<br />

Prinzips „Hilfe zur Selbsthilfe“. Der Blick auf die Wirkungen des Instruments<br />

zeigt als erstes Ergebnis der Förderung ein Netzwerk<br />

von derzeit 133 Erfinderclubs. Ein wesentliches Charakteristikum<br />

der Clubs ist die bereits erwähnte große Heterogenität der Clubs.<br />

Das wesentliche Unterscheidungskriterium ist die Zuordnung der<br />

Zielgruppen nach Erwachsenen bzw. Jugendlichen. Aber auch innerhalb<br />

dieser Gruppen bestehen große Unterschiede zwischen<br />

den Clubs:<br />

� Größe und Zusammensetzung: Die durchschnittliche<br />

Clubgröße liegt bei rund 22 Mitgliedern. In den Interviews<br />

96


wurden Erfinderclubs befragt, deren Größe zwischen weniger<br />

als 10 und mehr als 160 Mitgliedern rangierten. Mit<br />

Blick auf die Aktivitäten und die Organisation der Arbeit hat<br />

dieser Aspekt große Auswirkungen. Hinsichtlich der Zusammensetzung<br />

der Clubs sind dort häufig Ingenieure,<br />

Unternehmer, Handwerker und ansonsten technisch interessierte<br />

Menschen organisiert. Manchen Clubs gelingt es,<br />

Fachleute aus allen Phasen des Innovationsprozesses zu<br />

integrieren. Nicht selten wurde sich bereits vorher in loser<br />

Gemeinschaft ausgetauscht. Die strukturierte Zusammenarbeit<br />

erfolgte jedoch erst nach der Aufnahme in das Erfinderclubnetzwerk.<br />

� Gründungsimpuls: Die Gründungsimpulse sind so vielfältig<br />

wie das Netzwerk und dokumentieren die große Offenheit<br />

des Programms zur Aufnahme unterschiedlicher Erfinder-<br />

und Gruppenzusammenhänge: In <strong>SIGNO</strong>-Erfinderclubs<br />

mit einer bereits langen Laufzeit ging der Gründungsimpuls<br />

von INSTI-Partnern aus, welche zu Beginn der Programmlaufzeit<br />

die Verantwortung für die Erfinderclubs<br />

trugen. Gründungen aus bereits bestehenden Gesprächskreisen<br />

an den Kammern oder Transfereinrichtungen haben<br />

einen ähnlichen Charakter und konnten in den Interviews<br />

mehrfach identifiziert werden. Aber auch ganz individuelle<br />

Gründungsimpulse sind die Grundlage von Erfinderclubs,<br />

wie z.B. eine Gruppe junger Unternehmer, die zur<br />

Ideengenerierung von einer einzelnen Privatperson organisiert<br />

wurde oder der Wunsch zur Verstetigung der Erfindungsaktivitäten<br />

eines Schuljahrgangs nach der Teilnahme<br />

am „Jugendforscht“ Wettbewerb.<br />

� Finanzielle Situation: Die finanzielle Situation der Clubs<br />

ist vor allem davon abhängig, ob es gelingt, neben den<br />

Fördermitteln zusätzliche Einnahmen über Mitgliedsbeiträge<br />

sowie Spenden von Externen zu erschließen. In den<br />

interviewten Erwachsenenclubs wurden ohne Ausnahme<br />

Mitgliedsbeiträge in unterschiedlicher Höhe zwischen 20<br />

und 80 € pro Jahr erhoben. In den interviewten Jugendclubs<br />

zählen Mitgliedsbeiträge dagegen zur Ausnahme.<br />

Daneben sind Geld- und Sachspenden eine weitere wichtige<br />

Grundlage. Hier ist vor allem die Vernetzung mit der<br />

regionalen Wirtschaft ein wichtiger Erfolgsfaktor, der sich<br />

nicht nur auf unmittelbare Sachleistungen beschränkt, sondern<br />

ebenso die Nutzung von Werkstätten und Materialien<br />

umfassen kann.<br />

� Zielstellung: Hinsichtlich der Zielstellungen bestehen die<br />

größten Gemeinsamkeiten zwischen den Clubs. In den Erwachsenenclubs<br />

steht das unmittelbare Ziel der gegenseitigen<br />

Unterstützung bei der Durchführung von Schutzrechtsanmeldungen<br />

im Mittelpunkt. Die Diskussion von<br />

97


technischen und patentrechtlichen Details, die Wissensvermittlung<br />

und der Erfahrungsaustausch in diesen Fragen<br />

ist das Ziel der Clubarbeit. Die Erzielung unmittelbarer wirtschaftlicher<br />

Effekte durch eine erfolgreiche Vermarktung ist<br />

dagegen seltener ein explizites Ziel des Clubs, sondern<br />

das individuelle Ziel seiner Mitglieder. Der Austausch über<br />

Verwertungsstrategien gehört somit bei den Clubs ebenso<br />

zu den gemeinsamen Aktivitäten. Die Ausgründung von<br />

Firmen aus den Clubs ist dagegen die Ausnahme.<br />

Die Zielstellung der Jugendclubs hat einen anderen Fokus.<br />

Hier soll Kindern und Jugendlichen der Raum geboten<br />

werden, um Freude an Technik und Erfindung entwickeln<br />

und ausprobieren zu können. Das Ziel ist es, Neugier und<br />

Begeisterung und ggf. ein berufliches Interesse in diesen<br />

Themenfeldern zu wecken. Daneben ist die Förderung von<br />

Begabung, Teamfähigkeit, Selbständigkeit, Selbstbewusstsein<br />

und Kreativität ein Ziel der untersuchten Jugendclubs.<br />

Dies kann auch in unmittelbare Patentierungsaktivitäten<br />

münden, was jedoch nur bei einer Minderheit der Clubs der<br />

Fall ist.<br />

� Aktivitäten: Den Kern der Aktivitäten aller Erfinderclubs<br />

bilden die regelmäßigen Treffen. Mit Blick auf die Erwachsenenclubs<br />

finden diese mindestens einmal im Monat statt,<br />

in der Regel jedoch einmal wöchentlich. Diese Treffen haben<br />

einen unterschiedlichen Charakter: Zum Beispiel als<br />

„Stammtisch“ von Erfindern, die sich wöchentlich über jeweils<br />

vorab verabredete Themen austauschen und für die<br />

zur Diskussion gestellten Problemstellung aus dem Kreis<br />

der Beteiligten alle verfügbaren technischen, rechtlichen<br />

und wirtschaftlichen Aspekte diskutieren und somit ein<br />

breites Spektrum an Erfahrungen einfließen lassen. Hier<br />

übernimmt der Leiter des Clubs vor allem die Aufgabe, gezielt<br />

externe Experten wie bspw. Patentanwälte oder Vermarktungsfachleute<br />

einzuladen. Eine andere Arbeitsweise<br />

zeigen Clubs, die sich in größeren zeitlichen Abständen<br />

zusammenfinden und deren Mitglieder in der Zwischenzeit<br />

– ebenfalls für eine konkrete Problemstellung aus dem<br />

Club – vereinbarte Aufgaben wie etwa Neuheitsrecherchen<br />

oder Recherchen nach geeigneten Kooperationspartnern<br />

bearbeitet haben.<br />

Diese Liste ließe sich fortsetzen, hätte im Ergebnis jedoch<br />

jeweils den Aspekt des Bündelns von Wissen und Erfahrung<br />

für die Weiterentwicklung von Innovations- und Patentierungsprojekten<br />

zum Gegenstand. Neben diesen Aufgaben<br />

nimmt die Vorbereitung und Teilnahme an Messen und<br />

Wettbewerben einen wichtigen Stellenwert in der Clubarbeit<br />

ein. In diesen Phasen nehmen die Frequenz der Treffen<br />

und die Intensität der Zusammenarbeit zu.<br />

98


Auch die Aktivitäten der Jugendclubs kennzeichnen sich<br />

vor allem durch ihre regelmäßigen, meist wöchentlichen<br />

Treffen etwa in den Räumen von Schulen, Bildungs- und<br />

Transfereinrichtungen oder den Räumlichkeiten von Trägervereinen.<br />

Auch hier gibt es unterschiedliche Formen der<br />

Arbeit: Etwa die Aufforderung an die Kinder, Beispiele ganz<br />

einfacher technischer Probleme im Alltag ihres sozialen<br />

Umfelds von Familie und Freunden zu sammeln, für die<br />

gemeinsam eine technische Lösung entwickelt wird. Ein<br />

anderer Ansatz zielt darauf, Unternehmen der Region zu<br />

besuchen und deren Produktionsweise zu verstehen und<br />

wenn möglich im Kleinen nachzustellen. Hinsichtlich der<br />

Aktivitäten rund um die Teilnahme an Messen und Wettbewerben<br />

zeigen auch Jugendclubs eine Zunahme der Treffen.<br />

Gerade für Kinder und Jugendliche besitzt die Präsentation<br />

der eigenen Erfindungen einen besonderen Stellenwert.<br />

Die erste Förderwirkung ist somit zunächst ein Netzwerk an sehr<br />

unterschiedlichen Erfinderclubs, welche durch die Umsetzung jeweils<br />

eigener Konzepte die Realisierung und Vermarktung von Erfindungen<br />

verfolgt. Die nächste Perspektive der Wirkungsanalyse<br />

richtet ihren Blick auf die unmittelbare Output-Ebene, denn gerade<br />

die Erwachsenenclubs gaben in den Interviews an, die Patentierung<br />

ihrer Erfindungen als Ziel zu verfolgen. In der folgenden<br />

Abbildung 32 ist die Entwicklung der Schutzrechtsanmeldungen<br />

seit dem Jahr 2004 dargestellt.<br />

99


400<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

362<br />

Abbildung 32: Entwicklung der Schutzrechtsanmeldungen aus den<br />

Erfinderclubs seit 2004<br />

325<br />

34 34<br />

327 326<br />

2004 2005 2006 2007 2008<br />

15<br />

Erwachsenenclubs Jugendclubs<br />

Quelle: IW Köln Projektstatistik, eigene Berechnung<br />

Die Zahl der Schutzrechtsanmeldungen aus den Erwachsenenclubs<br />

bewegt sich in den vergangenen Jahren konstant in einem<br />

Korridor zwischen ca. 320 und 360 Anmeldungen. Im Durchschnitt<br />

entfallen somit auf jeden Erwachsenenclub im Jahr 2008 etwas<br />

mehr als sechs Anmeldungen. Sowohl die Interviews als auch die<br />

Daten des Projektcontrollings haben jedoch gezeigt, dass die<br />

Handlungsmuster hier unterschiedlich sind und somit Clubs mit<br />

sehr intensiven Anmeldeaktivitäten solchen mit wenigen Schutzrechten<br />

gegenüberstehen. Nach Angaben des Projektmanagements<br />

liegt die Gesamtzahl der angemeldeten Schutzrechte seit<br />

Beginn der Förderung von Erfinderclubs bei rund 3.000. 35 Hinsichtlich<br />

der Art der angemeldeten Schutzrechte ist der hohe Anteil<br />

von Gebrauchsmustern gegenüber Patenten auffällig. Im Jahr<br />

2008 waren 57% der Erfindungen als Patente und 43% als Gebrauchsmuster<br />

angemeldet. In den vorherigen Jahren war der<br />

Anteil an Gebrauchsmustern sogar höher als der Patentanteil. 36<br />

Hinsichtlich der Erteilung von Patenten aus Erwachsenenclubs<br />

konnte für die vergangenen Jahre eine durchschnittliche Quote<br />

35 Vgl. IW Köln (2007): Schlussbericht INSTI-Erfinderclubs 2004-2007, S. 18.<br />

36 Im Vergleich dazu ist das Verhältnis von Patenterteilungen zu Gebrauchsmustererteilungen im Rahmen der KMU-<br />

Patentaktion etwa 4 zu 1<br />

29<br />

355<br />

32<br />

100


von 30% erzielt werden. Mit Blick auf die hohen Erteilungsquoten<br />

der KMU-Patentaktion von rund 80% erscheint dieser Wert unterdurchschnittlich.<br />

Anders als bei der Patentaktion – die eine Anmeldung<br />

durch einen Patentanwalt vorsieht – wurden die Anmeldungen<br />

aus den Erfinderclubs allerdings im Durchschnitt der vergangenen<br />

drei Jahre nur zu 43% durch einen Patentanwalt durchgeführt.<br />

Erfreulich ist daneben der kontinuierliche Anteil von rund 30<br />

Schutzrechtsanmeldungen, die aus den Jugendclubs hervorgehen.<br />

Hier zeigt sich, dass trotz der nicht expliziten Zielstellung durch die<br />

Arbeit in den Jugendclubs den jungen Teilnehmern teilweise ein<br />

Zugang zum konkreten Patentwesen ermöglicht wird.<br />

Legt man die Anzahl der erteilten Patente zugrunde, so konnten<br />

von den Erwachsenenclubs im Durchschnitt der vergangenen vier<br />

Jahre für rund 40% der erteilten Patente Lizenzvergaben realisiert<br />

werden. Im gleichen Zeitraum wurden auf der Grundlage von Erfindungen<br />

der Erwachsenenclubs insgesamt 40 Unternehmen gegründet.<br />

Eine separate Befragung durch das Projektmanagement<br />

bei den Existenzgründern des Programms hat zusätzlich ergeben,<br />

dass von den bis zum Jahr 2006 aus den Clubs gegründeten Unternehmen<br />

Ende des gleichen Jahres noch drei Viertel existierten.<br />

Bei diesen Unternehmen handelte es sich größtenteils um Kleinstbetriebe<br />

mit ein bis zwei Beschäftigten. In Summe lagen die Beschäftigten<br />

aller Gründungen zu diesem Zeitpunkt bei knapp 300<br />

Personen. 37<br />

Die Erfinderclubs sind keine exklusiven Einrichtungen, sondern<br />

sind offen gegenüber externen Beratungsanfragen durch Interessierte<br />

und Ratsuchende, die von dem gebündelten Wissen der<br />

Clubs profitieren möchten. Es zählt somit zu ihren Aufgaben, offen<br />

gegenüber externen Anfragen zu sein und somit eine Beratungs-<br />

und Informationsfunktion zu übernehmen. Auch die Anzahl dieser<br />

Beratungsanfragen wird durch das Projektcontrolling erfasst. Die<br />

folgende Abbildung 33 zeigt die Entwicklung dieser Anfragen seit<br />

dem Jahr 2004.<br />

37 Vgl. IW Köln (2007): Schlussbericht INSTI-Erfinderclubs 2004-2007, S. 20.<br />

101


7000<br />

6000<br />

5000<br />

4000<br />

3000<br />

2000<br />

1000<br />

0<br />

Abbildung 33: Entwicklung der externen Anfragen an die Erfinderclubs<br />

seit 2004<br />

6000<br />

2079<br />

1673<br />

1257<br />

2004 2005 2006 2007 2008<br />

Quelle: IW Köln Projektstatistik, eigene Berechnung<br />

Es ist zu erkennen, dass die Zahl der Anfragen zwischen 2004 und<br />

2005 sehr deutlich zurückgegangen ist und sich zwischen den<br />

Jahren 2005 und 2008 nochmals halbiert hat. Zur Erklärung kommen<br />

vor allem zwei Begründungen in Frage:<br />

� Seit dem Jahr 2004 steht freien Erfindern mit der Erfinderfachauskunft<br />

ein eigens konzipiertes Beratungsangebot zur<br />

Verfügung, welches ihnen den einfachen Zugang zu<br />

grundsätzlichen Fragen von Patentierung und Verwertung<br />

ermöglicht.<br />

� In den Interviews wurde mehrfach darauf hingewiesen,<br />

dass Externe, welche sich mit Beratungsfragen an die<br />

Clubs gerichtet haben und anschließend an einer Mitgliedschaft<br />

im Club interessiert waren, ohne Probleme integriert<br />

wurden. D.h. die Aufnahmefähigkeit für Ratsuchende ist bei<br />

den Clubs vorhanden.<br />

Ein letztes zahlenmäßiges Indiz für die Akzeptanz der Erfinderclubs<br />

kann durch die Anzahl der Presseanfragen quantifiziert werden.<br />

Die folgende Abbildung 34 zeigt die Entwicklung der Presseanfragen<br />

an die Erfinderclubs seit dem Jahr 2004.<br />

1094<br />

102


1000<br />

900<br />

800<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

529<br />

Abbildung 34: Entwicklung der Presseanfragen an die Erfinderclubs<br />

seit 2004<br />

645<br />

947<br />

2004 2005 2006 2007 2008<br />

Quelle: IW Köln Projektstatistik<br />

Es ist zu erkennen, dass die Presseanfragen heute auf einem<br />

deutlich höheren Niveau als im Jahr 2004 sind. Das gilt sowohl für<br />

die Jugendclubs, die in 2008 insgesamt 421 Anfragen verzeichnen<br />

konnten als auch für die Erwachsenenclubs, die im gleichen Jahr<br />

491 Anfragen der Presse erreichten. In den Interviews mit den<br />

Leitern von Erfinderclubs wurde dabei bestätigt, dass die Zusammenarbeit<br />

mit der v. a. regionalen Presse zum einen ein Zeichen<br />

für die Akzeptanz und das Interesse an der Arbeit der Clubs ist.<br />

Zum anderen hat ein großes Maß an Publizität einen positiven<br />

Einfluss auf die Bekanntheit und die Anerkennung der Arbeit und<br />

erleichtert damit den Zugang zu relevanten Akteuren wie z.B. Unternehmen.<br />

Jenseits statistischer Kennzahlen konnten in den Interviews weitere<br />

Aspekte aufgenommen werden, die als Wirkungen des Förderstimulus<br />

und als Resultat der Kontinuität des Programms gelten<br />

dürfen:<br />

803<br />

� Durch die Arbeit der Erfinderclubs – hier vor allem der Erwachsenenclubs<br />

– wird in mehreren Gesprächen über ein<br />

„Zusammenrücken der regionalen Akteure“ berichtet. D.h.<br />

im Idealfall bildet der Erfinderclub einerseits eine Anlaufstelle<br />

für die Interessierten und Ratsuchenden und andererseits<br />

ein Forum, in dem sich regelmäßig die relevanten<br />

Innovationsakteure der Region (z.B. der Kammern, der<br />

912<br />

103


Erfolgsfaktoren<br />

Unternehmen oder der kommunalen Politik) zusammenfinden<br />

und diskutieren können.<br />

� In der späteren Diskussion der kritischen Faktoren wird u.a.<br />

der Aspekt des schlechten Images von Erfindern betont,<br />

welches bspw. bei Unternehmen vorherrscht. Die Interviews<br />

mit unterschiedlichen Erfindergruppen im Rahmen<br />

der gesamten Evaluierung haben den Befund erbracht,<br />

dass sich private Erfinder häufig als „Tüftler“ ohne unternehmerisches<br />

Verständnis verstanden fühlen wodurch ihnen<br />

der Zugang zu potenziellen Partnern v.a. auf Unternehmensseite<br />

erschwert wird. In den Interviews mit den<br />

Cluborganisatoren wurde mehrfach darauf verwiesen, dass<br />

die Nutzung der Marke <strong>SIGNO</strong> sowie das Marketingkonzept,<br />

welches die Erfinderclubs als ein Netzwerk des Bundeswirtschaftsministeriums<br />

positioniert, für die Arbeit sehr<br />

hilfreich sind. Durch dieses Konzept wird bei potenziellen<br />

Partnern Vertrauen geschaffen.<br />

Auf Grundlage der Interviews konnten zahlreiche Faktoren identifiziert<br />

werden, welche die Grundlage für eine erfolgreiche Clubarbeit<br />

darstellen. Zu diesen zählen unter anderem:<br />

� Die professionelle Organisation des Clubs: Jene Clubs, bei<br />

denen die Verantwortung für die Organisation der Clubarbeit<br />

klar definiert ist und von Personen wahrgenommen<br />

wird, welche die volle Unterstützung der Mitglieder besitzen<br />

und zudem über eine gute Vernetzung verfügen und einen<br />

pragmatischen Ansatz bei der Aufgabenwahrnehmung<br />

verfolgen, erweisen sich als besonders vital. Diese Clubs<br />

sind interessant für neue Mitglieder, haben Kontakt zu relevanten<br />

externen Akteuren und vernetzen sich leichter mit<br />

anderen Clubs.<br />

� Ein breites Kompetenzspektrum der Mitglieder erhöht die<br />

Wirksamkeit der Clubarbeit. Erfolgreiche Clubs haben<br />

Fachleute aus allen Phasen des Innovationsprozesses<br />

(Wissenschaftler, Ingenieure, Patentfachleute, Betriebswirte).<br />

Somit können die Probleme in allen Phasen von Erfindungsprozessen<br />

diskutiert und gelöst werden.<br />

� Die gute Vernetzung der Clubmitglieder sowie der Clubs<br />

untereinander ist ein Erfolgsfaktor von Erfinderclubs. Mitglieder,<br />

die aus ihren beruflichen Zusammenhängen über<br />

gute Netzwerke verfügen, bringen diese in die Clubarbeit<br />

ein und eröffnen damit eine größere Reichweite. Darüber<br />

hinaus wird die Kooperation der Clubs untereinander genutzt,<br />

um Know-how Lücken zu schließen oder Kontakte zu<br />

vermitteln. Eine gute Vernetzung der Organisatoren von<br />

104


Hemmnisse<br />

Jugendclubs eröffnet dagegen die Möglichkeit, Unternehmen<br />

zu besuchen oder in Übungswerkstätten von bspw.<br />

Bildungseinrichtungen des Handwerks zu arbeiten.<br />

� Ein weiterer Erfolgsfaktor der Arbeit von Jugendclubs ist<br />

die strukturelle Verknüpfung mit den Ganztagsangeboten<br />

von Schulen oder anderen Einrichtungen. Gerade dort, wo<br />

der Erfinderclub in ein ganzheitliches Lern- und Betreuungsangebot<br />

eingebunden ist, besteht die Möglichkeit<br />

der organisatorischen und inhaltlichen Verknüpfung mit<br />

weiteren Angeboten.<br />

� Die Flankierung der Clubarbeit durch umfangreiches<br />

Informationsmaterial und durch eine abgestimmte Pressearbeit<br />

erhöht die Professionalität und Sichtbarkeit der<br />

<strong>SIGNO</strong>-Erfinderclubs und unterscheidet sie von „Erfinderstammtischen“<br />

oder ähnlichen Einrichtungen auf bspw.<br />

Kammerebene. Durch die Marketing- und Medienarbeit<br />

werden die Aktivitäten der Erfinderclubs v.a. in den jeweiligen<br />

Regionen sichtbar. Grundlage ist die Ausstattung der<br />

Clubs mit hochwertigen Presse- und Informationsmaterialien<br />

durch das Projektmanagement.<br />

� Trotz der Heterogenität des Netzwerks wird durch das<br />

einheitliche Controlling über eine jährliche Befragung der<br />

Clubs ein Mindestmaß an vergleichbaren Informationen<br />

nachgehalten. Durch die Befragung des Projektmanagements<br />

liegen für alle Clubs quantitative Informationen zu<br />

Schutzrechtsanmeldungen, Verwertungserfolgen, Pressekontakten<br />

und sonstigen Aktivitäten vor und werden im<br />

Rahmen der Projektmanagementberichte regelmäßig aufbereitet.<br />

� Vor dem Hintergrund der letztgenannten Aspekte ist die<br />

professionelle Unterstützung durch das Projektmanagement<br />

eine wichtige Grundlage für den Erfolg der Erfinderclubs.<br />

Neben den Erfolgsfaktoren konnten ebenso eine Reihe kritischer<br />

Faktoren identifiziert werden, welche für die erfolgreiche Arbeit der<br />

Clubs Hemmnisse darstellen können:<br />

� Die geringen finanziellen Spielräume der Clubs schränken<br />

die Verwertungsaktivitäten ein. In den Clubs arbeiten freie<br />

Erfinder als Privatpersonen zusammen. Die Förderung<br />

durch das <strong>SIGNO</strong>-Programm ermöglicht ein hohes und<br />

professionelles Niveau dieser Arbeit und soll die Teilhabe<br />

an zusätzlichen Aktivitäten wie Messebesuchen und Wettbewerben<br />

ermöglichen. Die Investition in eine Weiterent-<br />

105


wicklung von Erfindungen, in den Prototypenbau oder das<br />

Marketing gegenüber Unternehmen sind dagegen schwer<br />

zu realisieren.<br />

� Die geringe Sichtbarkeit von freien Erfindern gegenüber<br />

Unternehmen stellt ein Hemmnis der Clubarbeit dar. Wie<br />

bereits betont, fehlt Privaterfindern gegenüber Unternehmen<br />

das „Standing“, um ihre Erfindungen präsentieren und<br />

schließlich verwerten zu können. Von Seiten der Unternehmen<br />

werden freie Erfinder oftmals nicht als interessante<br />

Know-how-Lieferanten wahrgenommen. Das Programm<br />

leistet einen wichtigen Beitrag, dieses Defizit zu beheben.<br />

Für zahlreiche Clubs ist dieser Aspekt jedoch nach wie vor<br />

ein zentraler kritischer Faktor.<br />

� Die Sozialstruktur in den Erwachsenenclubs zeichnet sich<br />

in vielen Clubs durch einen überdurchschnittlichen Altersdurchschnitt<br />

aus. Viele dieser Clubs setzen sich aus v.a.<br />

älteren Arbeitnehmern und Rentnern zusammen. Dadurch<br />

ist in vielen Clubs die Aktivierung junger Mitglieder schwierig.<br />

Gerade die Integration von bspw. jungen Unternehmensgründern<br />

oder Studierenden ingenieurwissenschaftlicher<br />

Studiengänge stellt sowohl für das Erfinderclubnetzwerk<br />

als auch für die angesprochenen Zielgruppen die<br />

Chance für einen wertvollen Austausch dar.<br />

� Die Organisation des Betreuungspersonals in den Jugendclubs<br />

ist nicht selten mit Problemen verbunden. Die Aktivitäten<br />

in den Jugendclubs gründen oftmals auf dem Engagement<br />

von Privatpersonen oder Lehrern. Die kontinuierliche<br />

Fortführung der Clubarbeit ist damit an die unmittelbaren<br />

Gründungs- und Betreuungspersonen gekoppelt. Die<br />

gesamte Clubarbeit – sowohl bei den Erwachsenen als<br />

auch bei den Jugendlichen – profitiert stark vom ehrenamtlichen<br />

Engagement Einzelner. Anders als bei den Erwachsenenclubs,<br />

welche eine Neubesetzung der Clubleitung<br />

aus dem Kreis der Mitglieder organisieren können, bedeutet<br />

das Ausscheiden der Leitung von Jugendclubs häufig<br />

deren Ende.<br />

Erste Einschätzung zur zukünftigen Fördernotwendigkeit<br />

Durch die Förderung der Erfinderclubs für Jugendliche und Erwachsene<br />

durch das <strong>SIGNO</strong>-Programm wurde ein vitales Netzwerk<br />

für interessierte freie Erfinder aufgebaut. Die Förderung erfolgt<br />

nach dem Prinzip „Hilfe zur Selbsthilfe“. Somit können durch<br />

einen vergleichsweise kleinen Förderstimulus Foren betrieben<br />

werden, in denen erfinderisch tätige Menschen ihre unterschiedlichen<br />

Qualifikationen und Erfahrungen bündeln können und auf<br />

dieser Grundlage die Innovations- und Schutzrechtsfragestellungen<br />

aus dem Kreise der Clubmitglieder bearbeiten können. Die<br />

106


Offenheit dieses Ansatzes bietet die Möglichkeit, jenseits der reinen<br />

Patentierungsaktivitäten im Idealfall auch Raum für den Austausch<br />

und die Diskussion der innovationsrelevanten Akteure einer<br />

Region zu bieten.<br />

Daneben verweisen die Clubs in der Zwischenzeit über eine beachtliche<br />

Erfolgsbilanz hinsichtlich der Schutzrechtsanmeldungen<br />

und Verwertungen. Diese bleibt zwar hinter den Ergebnissen von<br />

bspw. der KMU-Patentaktion zurück. Der deutlich geringere Förderstimulus<br />

sowie die Förderlogik, welche auf die Selbstorganisation<br />

dieser Aktivitäten zielt, sollten dabei die wesentlichen Erklärungsgründe<br />

darstellen. Die Erfinderclubs- für Jugendliche und<br />

Erwachsene sind das älteste Programm der <strong>SIGNO</strong>- bzw. ehemaligen<br />

INSTI-Förderung. Vor dem Hintergrund der positiven Wirkungsbilanz<br />

sollte die Förderung fortgesetzt werden.<br />

107


6.5 Projektmanagement <strong>SIGNO</strong>-Unternehmen & -Erfinder<br />

Wie bereits im Kapitel zur Organisation und Umsetzung der Förderung<br />

angesprochen wurde, ist das IW Köln selbst ein Zuwendungsempfänger<br />

im Rahmen der <strong>SIGNO</strong>-Programmorganisation.<br />

Diese Konstellation ist historisch bedingt und führt in der aktuellen<br />

Konstruktion von Projektträgerschaft und Projektmanagement<br />

dazu, dass das IW Köln den KMU, den <strong>SIGNO</strong>-Partnern und den<br />

Erfinderclubs funktionell als Projektträger gegenübertritt und seinerseits<br />

gegenüber dem PtJ als Zuwendungsempfänger rechenschaftspflichtig<br />

ist. Aus diesem Grund wurde die Arbeit des Projektmanagements<br />

im Rahmen der Evaluierung ebenfalls einer Begutachtung<br />

unterzogen. Ziel ist es, eine Aussage zur Effektivität<br />

und Effizienz dieser Konstruktion zu treffen und den Wert der Arbeit<br />

des Projektmanagements für die betroffenen <strong>SIGNO</strong>-Förderlinien<br />

zu bemessen.<br />

Aufgabengebiete des Projektmanagements<br />

Die Aufgaben des Projektmanagements lassen sich im Wesentlichen<br />

zu vier Schwerpunkten zusammenfassen:<br />

� Projektträgerschaft: Den Fördernehmern der KMU-<br />

Patentaktion, den <strong>SIGNO</strong>-Partner und den Organisatoren<br />

der Erfinderclubs tritt das IW Köln als Projektträger gegenüber.<br />

D.h. alle betreffenden administrativen Angelegenheiten<br />

inkl. die des Abschlusses der Zuwendungsverträge und<br />

der Auszahlung der Fördergelder wird für die betreffenden<br />

Programmteile durch das Projektmanagement übernommen.<br />

� Maßnahmensteuerung: Wie in den jeweiligen<br />

Evaluierungskapiteln dokumentiert wurde, erhebt und verwaltet<br />

das Projektmanagement auf Seiten der unterschiedlichen<br />

Fördernehmer zahlreiche Informationen. Dies geschieht<br />

zum einen durch die obligatorische Projektstatistik,<br />

welche die Förderaktivitäten erfasst. Darüber hinaus werden<br />

die KMU der Patentaktion, die Nutzer der Erfinderfachauskunft,<br />

die Organisatoren der Erfinderclubs und zu<br />

einigen Fragen auch die <strong>SIGNO</strong>-Partner kontinuierlich einer<br />

Befragung mit schriftlichen Kurzfragebögen unterzogen.<br />

Durch diese Befragungsergebnisse und Einschätzungen<br />

der <strong>SIGNO</strong>-Partner liegen dem Projektmanagement<br />

regelmäßig umfangreiche quantitative Informationen<br />

zu den Hintergründen der Fördernehmer, ihrer Nutzungsabsichten<br />

und ihrer Zufriedenheit mit dem Programm vor.<br />

Auf dieser Grundlage kann eine ständige Kontrolle der<br />

Maßnahmen erfolgen sowie eine Veränderung der Bedarfsstruktur<br />

der Zielgruppen und der Träger der Netzwerke<br />

identifiziert werden. Darüber hinaus werden diese<br />

108


Ergebnisse regelmäßig in den Zwischenberichten publiziert<br />

und somit ein im Vergleich zu anderen Förderprogrammen<br />

überdurchschnittliches Maß an Transparenz geschaffen.<br />

� Öffentlichkeitsarbeit: Die externe Kommunikation des<br />

Projektmanagements umfasst mehrere Zielgruppen. Zum<br />

einen die unmittelbaren Nutzergruppen der Programmteile.<br />

Zum anderen die Multiplikatoren an den Kammern, den<br />

Technologietransfer- und Patentinformationszentren. Und<br />

letztlich sind auch strategische Partner wie bspw. das<br />

DPMA oder andere Netzwerke in der Innovationslandschaft<br />

Adressaten der PR. Vor diesem Hintergrund lag die Umsetzungsverantwortung<br />

für die Einführung der Dachmarke<br />

<strong>SIGNO</strong> für die drei Programmsäulen im Jahr 2008 beim<br />

Projektmanagement.<br />

Neben diesen Kommunikationsaufgaben fällt unter den Bereich<br />

Öffentlichkeitsarbeit ebenso die Erstellung von Informations-<br />

und Werbematerialien der <strong>SIGNO</strong>-Förderung, von<br />

denen vor allem die Befragten Organisatoren der Erfinderclubs<br />

sehr stark profitieren, da ihnen diese im Corporate<br />

Design von <strong>SIGNO</strong> und dem BMWi verfassten Materialen<br />

eine Professionalität im Auftritt und somit höhere Glaubwürdigkeit<br />

verleihen. Das von dieser Zielgruppe oftmals<br />

angesprochene Imageproblem der freien Erfinder wird<br />

durch diese Außendarstellung entschärft.<br />

� Qualität im Netzwerk: Eine zentrale Aufgabe fällt dem<br />

Projektmanagement mit der Betreuung und Qualitätssicherung<br />

des Netzwerks der <strong>SIGNO</strong>-Partner sowie der Erfinderclubs<br />

zu. Mit Blick auf das Partnernetzwerk umfasst<br />

diese Aufgabe u.a. die verbindliche Einigung auf ein konkretes<br />

Leitbild der Arbeit, ein jährliches Ranking der Partner<br />

entlang ihrer Beratungsaktivitäten, die Organisation von<br />

<strong>SIGNO</strong>-Strategieteams mit Vertretern der Partner, der<br />

Projektträger und des Ministeriums, die Veranstaltung von<br />

Frühjahrs- und Herbsttagungen der Partner sowie die Betreuung<br />

des Aufnahmeverfahrens für neue <strong>SIGNO</strong>-Partner.<br />

Die Netzwerkarbeit für die Erfinderclubs hat einen ähnlichen<br />

Fokus und zielt vor allem auf die Organisation und<br />

Durchführung von Gemeinschaftsaktionen wie Messe- und<br />

Wettbewerbsteilnahmen, die Veranstaltung von Weiterbildungsseminaren<br />

und Erfahrungsaustauschtreffen sowie die<br />

Ausrichtung so genannter visionärer Teamsitzungen, auf<br />

denen zweimal im Jahr die zukünftigen Aktionsfelder der<br />

Erfinderclubs diskutiert werden. Neben diesen Aufgaben<br />

zählt zur Netzwerkarbeit für die Partner als auch für die Erfinderclubs<br />

die Erreichbarkeit des Projektmanagements für<br />

Rückfragen und Hilfestellungen die tägliche Arbeit betreffend.<br />

109


Zufriedenheit der Programmnutzer und Wirkungen<br />

Die hohe Zufriedenheit aller Nutzergruppen mit den Beratungs-<br />

und Unterstützungsangeboten des Projektmanagements ist ein<br />

Befund, der im Rahmen der Evaluierung regelmäßig sowohl in den<br />

schriftlichen Befragungen als auch in den Interviews mit den Akteuren<br />

erhoben werden konnte. In der folgenden Abbildung ist<br />

beispielhaft dafür die Zufriedenheit der <strong>SIGNO</strong>-Partner mit den<br />

Angeboten zur Qualitätssicherung und Unterstützung des<br />

Programms dargestellt.<br />

Abbildung 35: Zufriedenheit der <strong>SIGNO</strong>-Partner mit den Angeboten<br />

zur Qualitätssicherung und Unterstützung<br />

Wie zufrieden sind Sie mit den Angeboten zur Qualitätssicherung und Unterstützung Ihrer Arbeit als<br />

<strong>SIGNO</strong>-Partner? Beurteilen Sie die genannten Aspekte anhand der Schulnoten-Skala von „sehr zufrieden“<br />

bis „unzufrieden“.<br />

Unterstützung von Programmmanagement des IW<br />

Informationen des internen Internetbereichs<br />

Zuverlässigkeit des <strong>SIGNO</strong>-Email-Verteilers<br />

Unterstützung von <strong>SIGNO</strong>-Partnern in Einzelberatungen<br />

Informationsgehalt des jährlichen Rankings der <strong>SIGNO</strong>-Partner<br />

Informationen der internen Kompetenzdatenbank<br />

neu gewonnenes Wissen durch Fachtreffen und Expertenkreise<br />

Vermittlung der Informationsangebote der <strong>SIGNO</strong>-Scouts<br />

neu gewonnenes Wissen durch interne Schulungen<br />

unzu-<br />

sehr<br />

frieden<br />

zufrieden<br />

1 2 3 4 5<br />

Datengrundlage: Schriftliche Befragung der <strong>SIGNO</strong>-Partner (Beraterfragebogen); n = 35 - 48<br />

Quelle: Prognos AG 2009<br />

Auffällig ist hier zunächst die hohe Gesamtzufriedenheit bei den<br />

befragten Partnern. Bei den abgefragten Antwortoptionen besteht<br />

kaum eine Binnenvarianz, alle Aspekte lösen hohe Zufriedenheitsgrade<br />

aus. Darüber hinaus wird die Unterstützung durch das Projektmanagement<br />

am positivsten beurteilt. Dieses Ergebnis ist gerade<br />

vor dem Hintergrund, dass die Aufgabenwahrnehmung des<br />

Projektmanagements auch ein genaues Controlling der Aktivitäten<br />

der Partner umfasst, erfreulich. Die Maßnahmensteuerung beinhaltet<br />

unter anderem ein Ranking der <strong>SIGNO</strong>-Partner entlang ihrer<br />

Aktivitäten im Programm. Controllinginstrumente dieser Art stoßen<br />

bei den Geprüften nicht selten auf Ablehnung. Auch die verbindliche<br />

Einigung auf ein gemeinsames Leitbild der <strong>SIGNO</strong>-Partner,<br />

welches von den Partnern persönlich unterschrieben wird, ist ein<br />

Indiz für eine straffe Aufgabenwahrnehmung.<br />

4,62<br />

3,83<br />

3,75<br />

4,24<br />

4,24<br />

4,08<br />

4,05<br />

4,03<br />

4,03<br />

110


Bei den <strong>SIGNO</strong>-Partnern sowie den weiteren im Rahmen von<br />

Interviews befragten Akteuren des Programms überwiegt jedoch<br />

die Zufriedenheit, die sich vor allem auf die Serviceorientierung<br />

des Projektmanagements richtet. Demnach sind die Mitarbeiter<br />

des Projektmanagements stets für Rückfragen, Anregungen, Unterstützungsbedarfe<br />

etc. ansprechbar und zeigen bei der Beantwortung<br />

von Fragen oder der Umsetzung größerer Unterstützungsleistungen<br />

stets eine hohe Reaktionsgeschwindigkeit sowie<br />

eine ausgeprägte Lösungsorientierung.<br />

Neben der Dienstleistungsorientierung bei der Aufgabenwahrnehmung<br />

wird die hohe fachliche Kompetenz der Mitarbeiter des Projektmanagements<br />

regelmäßig von den Programmnutzern hervorgehoben.<br />

Bei einer offenen Abfrage ohne Antwortvorgabe, was die<br />

<strong>SIGNO</strong>-Partner an der Zusammenarbeit mit dem Projektmanagement<br />

besonders schätzen wird die fachliche Kompetenz der Mitarbeiter<br />

von über der Hälfte der Befragten am häufigsten angegeben.<br />

Neben der zufriedenstellenden Zuverlässigkeit der Auskunftserteilung<br />

wird vor allem sehr geschätzt, dass auch juristischer<br />

Sachverstand bei den Mitarbeitern vorhanden ist und Fragen<br />

dieses Inhalts somit mit wenig Aufwand für die Partner oder die<br />

Organisatoren der Erfinderclubs beantwortet werden können.<br />

Hinsichtlich des Finanzstatus des Projektmanagements zeigt sich,<br />

dass der Kostenanteil im Vergleich zur Gesamtfördersumme vergleichsweise<br />

hoch ist. Die Förderstatistik des PtJ zum <strong>SIGNO</strong>-Gesamtprojekt<br />

gibt in der Jahrestranche 2008 für die Programmteile<br />

<strong>SIGNO</strong>-Unternehmen und -Erfinder eine Gesamtsumme von rund<br />

4,5 Mio. € aus. Mit 1,4 Mio. € entfallen dabei rund 30% auf das<br />

Projektmanagement inklusive aller Sachkosten für Werbemittel<br />

u.ä. sowie der Durchführungskosten von Veranstaltungen und<br />

Messebeteiligungen. 38 Der hohe Managementanteil an den Gesamtvorhabenskosten<br />

erklärt sich aus den kleinteiligen Projekten,<br />

die ein maximales Zuwendungsvolumen von 8.000€ besitzen<br />

(KMU-Patentaktion), sowie dem hohen Aufwand, der in der Netzwerkarbeit<br />

geleistet wird.<br />

Erste Einschätzung zur zukünftigen Fördernotwendigkeit<br />

In den einzelnen Evaluierungskapiteln dieser Untersuchung ist jeweils<br />

herausgearbeitet worden, dass die Arbeit des Projektmanagements<br />

ein wichtiger Erfolgsfaktor für die positive Gesamtbilanz<br />

der Förderlinien <strong>SIGNO</strong>-Unternehmen und -Erfinder darstellt. Auch<br />

der Blick auf andere Förderprogramme, die einen Beratungs- bzw.<br />

Netzwerkansatz verfolgen (bspw. das Netzwerk der Beauftragten<br />

für Innovation und Technologie im Handwerk (BIT) oder die Netzwerkmanager<br />

in den NEMO-Projekten) zeigen, dass ein aktives<br />

38 Vgl. zur Kosten- und Finanzsituation des Projektmanagement IW Köln (2009): <strong>SIGNO</strong>-Projektmanagement -<br />

Wissenschaft und Dienstleistung (FKZ 03c0100), Berichtszeitraum 01.01.2008 bis 31.12.2008, S. 39 f.<br />

111


Netzwerkmanagement einen Erfolgsfaktor für die gesamte Förderstrategie<br />

darstellt.<br />

Die Analyse des Projektmanagements zeigt, dass sich Netzwerk-<br />

und Qualitätssicherungsaufgaben und klassische Projektträgertätigkeiten<br />

bislang in einer Hand bündeln. Dabei tritt den Letzt-Zuwendungsempfängern<br />

das Projektmanagement als administrativer<br />

Ansprechpartner gegenüber. Im Gegensatz zu anderen Fördermaßnahmen,<br />

bei denen zwischen dem Zuwendungsgeber und<br />

dem Letzt-Zuwendungsempfänger in der Regel nur eine Instanz<br />

dazwischen geschaltet ist, finden wir in <strong>SIGNO</strong> somit zwei Organisationseinheiten:<br />

Den Projektträger, der einen Zuwendungsbescheid<br />

an das Projektmanagement erteilt, das wiederum<br />

Zuwendungsverträge mit den Letzt-Zuwendungsempfängern<br />

schließt. Aus Sicht des Projektträgers resultiert hieraus sowohl<br />

eine Planungsunsicherheit, da keine Transparenz über die<br />

laufenden Verträge mit geförderten Unternehmen herrscht, als<br />

auch eine Dopplung der Bewilligungsstrukturen. Aus Kundenperspektive<br />

(geförderte Unternehmen, Erfinder-Clubs und <strong>SIGNO</strong>-<br />

Partner) hat dieses Modell bisher jedoch weder zu Ineffizienzen<br />

noch zu Reibungsverlusten geführt. Die außerordentlich hohen<br />

Bewertungen der Zufriedenheit gerade mit der Administration sind<br />

Indiz für eine hohe Kundenorientierung, die von der Zielgruppe der<br />

Förderung - den Unternehmen - wahrgenommen und geschätzt<br />

wird.<br />

Eine detaillierte Organisations- und Prozessanalyse, die jeden<br />

einzelnen Bearbeitungsschritt und jede Teilabstimmung zwischen<br />

Projektträger und Projektmanagement erfasst, wurde im Rahmen<br />

dieser Evaluation nicht durchgeführt. Folglich kann an dieser Stelle<br />

lediglich festgestellt werden, dass in der Umsetzung von <strong>SIGNO</strong>-<br />

Unternehmen mit dem Projektmanagement eine zusätzliche<br />

Schnittstelle integriert worden ist, die einen gesonderten finanziellen<br />

Aufwand auf Seiten des Zuwendungsgebers erfordert.<br />

112


6.6 <strong>SIGNO</strong>-Hochschulen: Verwertungsförderung<br />

Ziele der Förderung<br />

Mit der Förderung der Patent- und Verwertungsagenturen (PVA)<br />

der Hochschulen und einzelner ausgewählter Forschungseinrichtungen<br />

spricht <strong>SIGNO</strong> insbesondere die Zielgruppe der Wissensproduzenten<br />

am Beginn der Innovationsprozesskette an. Die<br />

schutzrechtliche Absicherung sowie die Verwertung von Erfindungen<br />

gehören per se nicht zum Handlungsauftrag und zum<br />

Selbstverständnis der Universitäten, so dass mit diesem Förderimpuls<br />

Verwertungsinteressen und -aktivitäten unterstützt werden<br />

sollen.<br />

Die Verwertungsförderung von <strong>SIGNO</strong> Hochschulen zielt darauf<br />

ab, „die schutzrechtliche Sicherung und die wirtschaftliche Verwertung<br />

von Forschungsergebnissen […] zu unterstützen und die<br />

bisher entstandenen, tragfähigen Strukturen weiter zu entwickeln“<br />

39 . Im Kern geht es folglich darum, das vorhandene Potenzial<br />

an Erfindungen aus der mit öffentlichen Mitteln finanzierten<br />

Forschung:<br />

� zu identifizieren und möglichst vollständig zu erfassen,<br />

� hinsichtlich seiner Verwertungspotenziale zu prüfen und zu bewerten,<br />

sowie<br />

� falls erforderlich eine schutzrechtliche Absicherung zu initiieren<br />

bzw. den Prozess zu begleiten,<br />

� Verwertungspartner im Wirtschaftsbereich zu kontaktieren und<br />

über neue Erfindungen bzw. gehaltene Schutzrechte zu informieren,<br />

� die Rahmen- und Vertragsbedingungen für Auslizenzierungen<br />

zu gestalten und den Prozess des Verkaufs von Schutzrechten<br />

zu managen.<br />

Folglich müssen die Patent- und Verwertungsagenturen eine aktiv<br />

gestaltende Rolle im Kommunikations- und Informationsprozess<br />

sowohl mit den einzelnen Akteuren aus Wissenschaft und Unternehmenswelt<br />

als auch zwischen diesen Akteursgruppen einnehmen.<br />

Da die PVAs einen Großteil deutscher Hochschulen und weitere<br />

ausgewählte Forschungseinrichtungen vertreten, gehört auch<br />

39 Vgl. Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (2007): Förderrichtlinie zur Fortführung der Verwertungsoffensive<br />

- Verwertungsförderung - vom 2. November 2007, Berlin, S. 1<br />

113


Stimulus durch <strong>SIGNO</strong><br />

40 Ebenda, s. 3<br />

die „Zusammenarbeit in einem Verwertungsnetzwerk der Patent-<br />

und Verwertungsagenturen“ 40 zu den expliziten Zielsetzungen der<br />

Förderung.<br />

Mit dem Instrument der Projektförderung unterstützt das BMWi<br />

derzeit 23 Hochschulverbünde bzw. Wissenschaftseinrichtungen.<br />

Mit nicht rückzahlbaren Personal- und Sachkostenzuschüssen, die<br />

als Anteilsfinanzierung gewährt werden, finanzieren diese Verbünde<br />

aus Wissenschaftseinrichtungen das Dienstleistungsangebot<br />

der PVAs . Diese Dienstleistungen umfassen alle Tätigkeiten,<br />

die sich an die Erfindungstätigkeit im engeren Sinne anschließen.<br />

Hinzu kommt der Auftrag der Sensibilisierung und Netzwerkbildung.<br />

Einerseits in Richtung des forschenden und erfindenden<br />

Hochschulpersonals, andererseits im Hinblick auf Verwertungspartner<br />

in der Wirtschaft.<br />

Die einzelnen PVAs sind im Wesentlichen ohne Überschneidungen<br />

für Wissenschaftseinrichtungen bzw. Hochschulverbünde<br />

tätig, deren Erfindungen sie, ggf. in Kooperation mit den jeweiligen<br />

institutseigenen Transfereinrichtungen, vermarkten. D.h. eine<br />

fachliche Spezialisierung erfolgt vor allem im Hinblick auf das<br />

Leistungsportfolio der an den Verbünden beteiligten Hochschulen.<br />

Der Vertretungsanspruch wird bisher mit einem Institutionenbezug<br />

nicht jedoch vor dem Hintergrund einer thematischen Spezialisierung<br />

formuliert. Bei einzelnen Einrichtungen, wie den beiden<br />

PVAs, die für das Deutsche Krebsforschungszentrum bzw.<br />

EMBLEM als Transferagentur des European Molecular Biology<br />

Laboratory tätig sind, gehen regionale, institutionenbezogene und<br />

fachliche Spezialisierung Hand in Hand. Eine unmittelbare Wettbewerbssituation<br />

der PVAs untereinander, z.B. im Hinblick auf die<br />

Betreuung einzelner besonders erfindungsstarker Forschungseinrichtungen,<br />

besteht derzeit kaum.<br />

Nach der Implementierung der Struktur der PVAs (2001 - 2003)<br />

und der Phase ihrer Etablierung und Professionalisierung (2004 -<br />

2007) konzentriert sich die aktuelle Förderperiode (2008 - <strong>2010</strong>)<br />

auf die Stärkung der Wettbewerbs- und Nachfrageorientierung der<br />

Einrichtungen. In allen bisherigen Förderphasen erhielten die<br />

PVAs gemeinsam mit ihren Gesellschaftern eine weitgehende<br />

Handlungsautonomie in der Umsetzung der Förderziele.<br />

Aktuell umfasst die Liste der vom BMWi und den Ländern geförderten<br />

Hochschulverbünde und Wissenschaftseinrichtungen 23<br />

Mitglieder. Eine Agentur, die bisher ausschließlich die Universitäten<br />

in Tübingen und Ulm vertreten hat, wurde geschlossen. In der<br />

114


etrospektiven Betrachtung wird sie dennoch berücksichtigt. Die<br />

beiden Heidelberger Agenturen, von denen eine direkt am Deutschen<br />

Krebsforschungszentrum angesiedelt ist, die andere bei einer<br />

großen Technologietransfergesellschaft, werden in den folgenden<br />

Abbildungen gemeinsam betrachtet. Hier liegt ein gemeinsames<br />

Aufgabenportfolio vor, bei dem die Aufgabenteilung sowohl<br />

Spezialisierungsvorteile erzielt als auch eine enge Abstimmung<br />

ermöglicht. Eine Übersicht der in den folgenden Abbildungen vergleichend<br />

dargestellten PVAs findet sich in Tabelle 4.<br />

115


Umsetzungsverantwortung<br />

Tabelle 4: PVAs im Überblick<br />

Abkürzung Name der PVA Bundesland<br />

BayPat Bayerische Patentallianz GmbH, München Bayern<br />

Brainshell ZAB ZukunftsAgentur Brandenburg GmbH Brainshell,<br />

Potsdam<br />

Brandenburg<br />

BW-TU PVA Baden-Württemberg (nur Universitäten Tübingen und Baden-Württemberg<br />

Ulm)<br />

CTF Campus Technologies Freiburg GmbH (CTF), Freiburg im Baden-Württemberg<br />

Breisgau<br />

EMBLEM-dkfz Deutsches Krebsforschungszentrum, Heidelberg Baden-Württemberg<br />

EMBLEM-dkfz EMBLEM Technology Transfer GmbH, Heidelberg Baden-Württemberg<br />

ESA ESA Patentverwertungsagentur Sachsen-Anhalt GmbH,<br />

Magdeburg<br />

Sachsen-Anhalt<br />

EZN EZN Erfinderzentrum Norddeutschland GmbH, Hannover Niedersachsen<br />

GINo GINo Gesellschaft für Innovation Nordhessen mbH,<br />

Kassel<br />

Hessen<br />

IMG IMG Innovations-Management GmbH, Kaiserslautern Rheinland-Pfalz<br />

Innovectis INNOVECTIS Gesellschaft für Innovations-<br />

Dienstleistungen mbH, Frankfurt/Main<br />

Hessen<br />

InnoWi innoWi GmbH - Innovationen für die Wirtschaft, Bremen Bremen, Niedersachsen<br />

Ipal ipal Gesellschaft für Patentverwertung Berlin mbH, Berlin Berlin<br />

KWT Universität des Saarlandes Wissens- und<br />

Technologietransfer (WuT) GmbH - PVA der<br />

saarländischen Hochschulen, Saarbrücken<br />

Saarland<br />

MBM MBM ScienceBridge GmbH, Göttingen Niedersachsen<br />

PATON Technische Universität Ilmenau PATON-Patentzentrum<br />

Thüringen Patentverwertungsagentur, Ilmenau<br />

Thüringen<br />

Provendis PROvendis GmbH, Mülheim/Ruhr Nordrhein-Westfalen<br />

PVA MV PVA Mecklenburg-Vorpommern AG, Rostock Mecklenburg-Vorpommern<br />

PVA SH PVA Schleswig-Holstein Schleswig-Holstein<br />

rubitec rubitec - Gesellschaft für Innovation und Technologie der<br />

Ruhr-Universität Bochum mbH, Bochum<br />

Nordrhein-Westfalen<br />

SPVA GWT-TUD, FB SPVA - Sächsische<br />

PatentVerwertungsAgentur, Dresden<br />

Sachsen<br />

TLB Technologie-Lizenz-Büro (TLB) der Baden-<br />

Württembergischen Hochschulen GmbH, Karlsruhe<br />

Baden-Württemberg<br />

TransMIT TransMIT Gesellschaft für Technologietransfer mbH,<br />

Gießen<br />

Hessen<br />

TuTech TuTech Innovation GmbH, Hamburg Hamburg<br />

Die administrative Programmumsetzung liegt in der Verantwortung<br />

des Projektträgers Jülich, wobei hinsichtlich der Konzeptionierung,<br />

Umsetzung und Einbindung weiterer Finanzierungsinstanzen hohe<br />

Freiheitsgrade bei den geförderten PVAs bestehen. Der Projektträger<br />

führt ein vierteljährliches Kennzahlen gestütztes Monitoring<br />

durch, bei dem die zentralen Kennziffern zu den bearbeiteten Er-<br />

116


BayPat<br />

Brainshell<br />

BW-TU<br />

CTF<br />

EMBLEM-DKFZ<br />

ESA<br />

EZN<br />

GINo<br />

IMG<br />

Innovectis<br />

InnoWi<br />

Ipal<br />

KWT<br />

MBM<br />

PATON<br />

Provendis<br />

PVA SH<br />

PVA MV<br />

rubitec<br />

SPVA<br />

TLB<br />

TransMIT<br />

TuTech<br />

1<br />

1<br />

1<br />

findungsmeldungen, den Patentanmeldungen und -erteilungen<br />

sowie die gehaltenen Patenten und erzielten Einnahmen aus Patenten<br />

und Lizenzen erfasst werden.<br />

Die Gesellschafter der PVAs und die finanziell beteiligten Ressorts<br />

der Länder bilden die Instanzen, mit denen die strategischen und<br />

operativen Zielsetzungen abgestimmt werden. Die unterschiedlichen<br />

Rahmenbedingungen der einzelnen PVAs verdeutlicht ein<br />

Blick auf die Struktur der in den Hochschulverbünden beteiligten<br />

Partner (vgl. Abbildung 36).<br />

2<br />

2<br />

2<br />

2<br />

Abbildung 36: Zahl der beteiligten Institutionen in<br />

Hochschulverbünden<br />

4<br />

5<br />

7<br />

8<br />

8<br />

9<br />

9<br />

10<br />

11<br />

12<br />

Quelle: Statistik des PTJ, eigene Berechnungen Prognos AG 2009<br />

13<br />

13<br />

0 5 10 15 20 25 30<br />

15<br />

Neben PVAs, die ausschließlich für eine Wissenschaftsorganisation<br />

agieren, wie z.B. rubitec für die Ruhr-Universität-Bochum, und<br />

kleineren Agenturen, die wenige Einrichtungen vertreten, finden<br />

sich drei große Agenturen, die entweder für alle (BayPat) oder<br />

aber für die große Mehrheit der Universitäten des jeweiligen Bundeslandes<br />

aktiv sind und zugleich mehr als 20 Institutionen repräsentieren<br />

(Provendis für Nordrhein-Westfalen und TLB in Baden-<br />

Württemberg). Neben der Zahl der Gesellschafter bzw. der in den<br />

22<br />

23<br />

26<br />

117


BayPat<br />

Brainshell<br />

BW-TU<br />

CTF<br />

EMBLEM-DKFZ<br />

ESA<br />

EZN<br />

GINo<br />

IMG<br />

Innovectis<br />

InnoWi<br />

Ipal<br />

KWT<br />

MBM<br />

PATON<br />

Provendis<br />

PVA MV<br />

PVA SH<br />

rubitec<br />

SPVA<br />

TLB<br />

TransMIT<br />

TuTech<br />

Verbünden organisierten Hochschulen, die ein erstes Indiz für<br />

Größe und Reichweite des Forschungsumfeldes darstellen, kann<br />

die Zahl der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die in patentrelevanten<br />

Disziplinen tätig sind, ebenfalls als wesentlicher Input-Indikator<br />

angesehen werden.<br />

Abbildung 37: Patentrelevante Wissenschaftler / -innen pro<br />

Mitarbeiter / -in der PVAs<br />

414<br />

398<br />

561<br />

465<br />

719<br />

622<br />

819<br />

743<br />

750<br />

765<br />

777<br />

803<br />

895<br />

899<br />

855<br />

1.130<br />

1.083<br />

1.070<br />

1.229<br />

1.477<br />

Quelle: Statistik des PTJ, eigene Berechnungen Prognos AG 2009<br />

1.496<br />

1.681<br />

1.722<br />

0 200 400 600 800 1000 1200 1400 1600 1800 2000<br />

Zwölf von dreiundzwanzig PVAs betreuen jeweils zwischen 700<br />

und 1.100 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler pro Mitarbeiter<br />

bzw. Mitarbeiterin, die vom PtJ im Zusammenspiel mit dem<br />

BMBF auf Basis des Zahlenmaterials des Statistischen Bundesamtes<br />

als „patentrelevant“ klassifiziert worden sind. Hierzu gehören<br />

insbesondere Vertreter der naturwissenschaftlichen Disziplinen,<br />

der medizinischen Fachrichtungen und der ingenieurwissenschaftlich-technischen<br />

Fächer. Ein deutlich breiteres Fundament<br />

an wissenschaftlichem Personal pro PVA Mitarbeiter weisen die<br />

großen Agenturen in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Hessen,<br />

Baden-Württemberg und Sachsen auf. Weniger als 500 Personen<br />

im Forschungsbereich pro PVA Mitarbeiter stehen hinter<br />

den Einrichtungen im Saarland, in Brandenburg sowie bei Trans-<br />

MIT in Hessen.<br />

118


Leistungsgeschehen im Zeitverlauf<br />

Hinsichtlich der Steuerung sind folglich höchst unterschiedliche<br />

Abstimmungsprozesse erforderlich, um strategische und operative<br />

Zielsetzungen der PVAs festzulegen. Bei einer 1:1 Struktur von<br />

Wissenschaftseinrichtung und PVA sind eine engere Verzahnung<br />

der Akteure und gleichzeitig eine exklusive Vertretung der Interessen<br />

sowie ein direkter Kontakt zu allen relevanten Forschungsleitern<br />

/ -gruppen der jeweiligen Institution möglich.<br />

Gleichzeitig verfügen die einzelnen PVAs über eine höchst unterschiedliche<br />

quantitative Basis an wissenschaftlichem Personal und<br />

an Forschungsleistungen in den von ihnen vertretenen Hochschulen<br />

und Forschungsinstituten und damit auch an Ergebnissen, die<br />

für eine wirtschaftliche Verwertung geeignet sind.<br />

In den folgenden Analysen sind somit die unterschiedliche Basis<br />

verwertbarer Erfindungen einerseits sowie die unterschiedliche<br />

Größe der Einrichtungen - und damit die jeweilige Personalkapazität<br />

- andererseits zu berücksichtigen.<br />

Die Bewertung der Leistungsfähigkeit der PVAs in quantitativen<br />

Indikatoren orientiert sich zunächst an den drei Kerngrößen:<br />

� betreute und geprüfte Erfindungsmeldungen,<br />

� Prio-Patentanmeldungen und<br />

� Verwertungsabschlüsse,<br />

� Verwertungseinnahmen.<br />

Unter diesen drei Analyseperspektiven wird zunächst eine Gesamtbetrachtung<br />

der geförderten PVAs vorgenommen, um in einem<br />

zweiten Schritt die Kennzahlen auf der Institutionenebene zu<br />

diskutieren. Dabei wird deutlich, dass die Heterogenität des Untersuchungsfeldes<br />

auch bei der Analyse einzelner Indikatoren berücksichtigt<br />

werden muss.<br />

119


2000<br />

1800<br />

1600<br />

1400<br />

1200<br />

1000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

0<br />

1273<br />

341<br />

51<br />

Abbildung 38: Leistungen der PVAs 2002-2008 (gesamt)<br />

93<br />

1653<br />

526<br />

1832 1825 1793<br />

531<br />

Quelle: Statistik des PTJ, eigene Berechnungen Prognos AG 2009<br />

1801<br />

603 606 596<br />

182 173 191<br />

2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008<br />

Erfindungsmeldungen Prio-Patentanmeldungen Verwertungsabschlüsse<br />

1773<br />

In den ersten beiden Jahren nach Beginn der Verwertungsoffensive<br />

zeichnet sich in allen drei Betrachtungskategorien eine dynamische<br />

Entwicklung ab, so dass innerhalb von zwei Jahren die<br />

Zahl der von den PVA betreuten Erfindungsmeldungen und der<br />

Prio-Patentanmeldungen jeweils auf das Anderthalbfache und die<br />

Zahl der Verwertungsabschlüssen auf das Dreieinhalbfache des<br />

Ausgangswerts anstiegen. Während ab 2004 die Kurve der Verwertungsabschlüsse<br />

im Gesamttrend weiterhin einen Anstieg verzeichnen<br />

konnte, schwanken die Zahlen der Erfindungsmeldungen<br />

und der Prio-Patentanmeldungen offenbar um einen Grenzwert<br />

herum. Die Erreichung dieser Grenze kann mit unterschiedlichen<br />

Argumenten begründet werden. Gespräche mit den Verantwortlichen<br />

in den PVAs machen deutlich, dass die Sensibilisierung von<br />

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern für Fragen der Verwertung<br />

und Patentierung einer kontinuierlichen Überzeugungsarbeit<br />

bedarf. Auch die Gespräche mit Hochschulvertretern zeigen,<br />

dass hier ein gewisser „Mentalitätswandel“ als Voraussetzung für<br />

eine stärkere Verwertungsorientierung angesehen wird, der sich<br />

im Untersuchungszeitraum jedoch nicht vollständig vollzogen hat.<br />

In den meisten Hochschulen finden wir spezifische Stellen und<br />

Einrichtungen des Wissens- und Technologietransfers, von denen<br />

einige vergleichbare Aufgaben übernehmen. Wissenschaftlerinnen<br />

und Wissenschaftler, die auf positive Erfahrungen mit diesen<br />

Einrichtungen zurückgreifen können, werden nur schwer als<br />

Partner der PVAs zu gewinnen sein, da ihnen ein Motiv für den<br />

Wechsel fehlt.<br />

276<br />

532<br />

256<br />

120


BayPat<br />

Brainshell<br />

BW-TU<br />

CTF<br />

EMBLEM-DKFZ<br />

ESA<br />

EZN<br />

GINo<br />

IMG<br />

Innovectis<br />

InnoWi<br />

Ipal<br />

KWT<br />

MBM<br />

PATON<br />

Provendis<br />

PVA SH<br />

PVA MV<br />

rubitec<br />

SPVA<br />

TLB<br />

TransMIT<br />

TuTech<br />

43<br />

45<br />

60<br />

73<br />

Insgesamt wird jede dritte Erfindung, die von den PVAs geprüft<br />

worden ist, zu einer Patentanmeldung ausgearbeitet, für jede<br />

siebte kann im Laufe der Folgejahre ein Verwertungsabschluss<br />

erzielt werden.<br />

Erfindungsmeldungen<br />

Eine Betrachtung der absoluten Zahl der Erfindungsmeldungen auf<br />

Basis der einzelnen PVAs zeichnet ein differenziertes Bild von Einrichtungen,<br />

die mehr als 1.000 Erfindungsmeldungen betreut haben<br />

und kleineren bzw. erst mit kurzer Frist tätigen Agenturen, die<br />

weniger als 100 Erfindungsmeldungen bearbeitet haben (vgl.<br />

Abbildung 39).<br />

Abbildung 39: Erfindungsmeldungen pro PVA 2002-2008<br />

256<br />

254<br />

219<br />

280<br />

228<br />

313<br />

191<br />

404<br />

325<br />

483<br />

186<br />

470<br />

298<br />

374<br />

507<br />

561<br />

968<br />

1097<br />

Quelle: Statistik des PTJ, eigene Berechnungen Prognos AG 2009<br />

2026<br />

0 500 1000 1500 2000 2500<br />

Die drei stärksten PVAs (Provendis, TLB, Ipal) betreuen mehr als<br />

42% aller Erfindungsmeldungen, die besten fünf (die genannten<br />

plus PVA SH und SPVA) mehr als 53% der Erfindungsmeldungen.<br />

Hinter diesen PVAs stehen offenkundig in großer Zahl erfindungsstarke<br />

Hochschulen und Wissenschaftseinrichtungen, mit denen<br />

sich entsprechende Arbeits- und Kommunikationsroutinen entwickelt<br />

haben.<br />

121


BayPat<br />

Brainshell<br />

BW-TU<br />

CTF<br />

EMBLEM-DKFZ<br />

ESA<br />

EZN<br />

GINo<br />

IMG<br />

Innovectis<br />

InnoWi<br />

Ipal<br />

KWT<br />

MBM<br />

PATON<br />

Provendis<br />

PVA MV<br />

PVA SH<br />

rubitec<br />

SPVA<br />

TLB<br />

TransMIT<br />

TuTech<br />

Angesichts der Heterogenität der PVAs in Größe und Reichweite<br />

sollen diese Zahlen im folgenden Schritt vor dem Hintergrund der<br />

jeweiligen Mitarbeiterzahlen bzw. der Zahl der patentrelevanten<br />

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der in den Verbünden<br />

organisierten Einrichtungen reflektiert werden. Hierbei zeigt sich,<br />

dass die Unterschiede zwischen den PVAs deutlich geringer ausfallen<br />

und die Ausreißerwerte auf Basis der Gesamtzahlen vor allem<br />

die Größe und Mitarbeiterzahl der jeweiligen Agentur widerspiegeln.<br />

Abbildung 40: Erfindungsmeldungen pro Mitarbeiter / -in der PVAs<br />

p.a.<br />

0 5 10 15 20 25 30<br />

Quelle: Statistik des PTJ, eigene Berechnungen Prognos AG 2009<br />

Provendis, GINo, EZN, CTF und die PVA SH gehören zu den<br />

Agenturen, bei denen die einzelnen Mitarbeiter die meisten Erfindungsmeldungen<br />

betreuen. Während in der absoluten Zahl der<br />

betreuten Erfindungen jedoch ein eindeutiger Größeneffekt feststellbar<br />

ist, führt diese Betrachtungsweise zu einem differenzierteren<br />

Bild. Hier können die kleineren Agenturen, wie z.B. GiNo, IMG<br />

und auch die PVA SH, auf eine überdurchschnittliche Zahl von Erfindungsmeldungen<br />

verweisen, die von den Mitarbeitern bearbeitet<br />

122


BayPat<br />

Brainshell<br />

BW-TU<br />

CTF<br />

EMBLEM-DKFZ<br />

ESA<br />

EZN<br />

GINo<br />

IMG<br />

Innovectis<br />

InnoWi<br />

Ipal<br />

KWT<br />

MBM<br />

PATON<br />

Provendis<br />

PVA MV<br />

PVA SH<br />

rubitec<br />

SPVA<br />

TLB<br />

TransMIT<br />

TuTech<br />

0,01<br />

0,01<br />

und geprüft werden. Gleichzeitig zeichnen sich die PVAs mit einer<br />

größeren Mitarbeiterzahl durch durchschnittliche (TLB) bzw. unterdurchschnittliche<br />

Werte (Ipal) in diesem Kontext aus.<br />

Die Zahl der Erfindungsmeldungen im Vergleich zur Zahl des Forschungspersonals<br />

in patentrelevanten Fachrichtungen und Wissenschaftsdisziplinen<br />

bildet einen weiteren Bezugspunkt, der zur<br />

Einschätzung der Ergebnisse hinzugezogen werden kann. Allerdings<br />

sind hier Unschärfen zu berücksichtigen, die aus der Definition<br />

der relevanten Fächer resultieren können.<br />

Abbildung 41: Erfindungsmeldungen pro patentrelevantem<br />

Wissenschaftler<br />

0,03<br />

0,02<br />

0,03<br />

0,06<br />

0,06<br />

0,07<br />

0,07<br />

0,07<br />

0,07<br />

0,10<br />

0,10<br />

0,11<br />

0,12<br />

0,13<br />

0,16<br />

0,16<br />

0,00 0,05 0,10 0,15 0,20 0,25<br />

Quelle: Statistik des PTJ, eigene Berechnungen Prognos AG 2009<br />

In dieser Darstellung belegen die kleineren Einrichtungen die vorderen<br />

Plätze. Dies stellt einen ersten Hinweis auf die Möglichkeit<br />

einer engeren Betreuung der jeweiligen Wissenschaftlergruppen<br />

aufgrund räumlicher Nähe und damit einer intensiveren Kommunikation<br />

dar. Gleichwohl bewegen sich auch die größeren Einrichtungen<br />

im Mittelfeld, so dass kein eindeutiger Größeneffekt abgeleitet<br />

werden kann.<br />

0,14<br />

0,16<br />

0,16<br />

0,18<br />

0,21<br />

123


BayPat<br />

Brainshell<br />

BW-TU<br />

CTF<br />

EMBLEM-DKFZ<br />

ESA<br />

EZN<br />

GINo<br />

IMG<br />

Innovectis<br />

InnoWi<br />

Ipal<br />

KWT<br />

MBM<br />

PATON<br />

Provendis<br />

PVA SH<br />

PVA MV<br />

rubitec<br />

SPVA<br />

TLB<br />

TransMIT<br />

TuTech<br />

17<br />

12<br />

18<br />

33<br />

Patentanmeldungen<br />

Nicht jede Erfindungsmeldung kann verwertet werden und auch<br />

nicht jede Erfindung erfordert notwendigerweise eine schutzrechtliche<br />

Absicherung. Die Statistik des Projektträgers scheint<br />

hinsichtlich der erteilten Schutzrechte nicht vollständig zu sein, so<br />

dass in der folgenden Darstellung der Fokus auf die Anmeldungen<br />

als Indikator der Tätigkeit der PVAs gelegt wird. Insgesamt wird<br />

jede dritte Erfindungsmeldung auch in eine Patentanmeldung<br />

überführt. Auch hier zeigen sich institutionenspezifisch große Unterschiede.<br />

Die drei anmeldestärksten PVAs (Provendis, Ipal,<br />

SPVA) vereinigen ein Drittel aller Patentanmeldungen auf sich, die<br />

fünf stärksten (die genannten plus TLB und PVA SH) knapp die<br />

Hälfte (47,4%).<br />

Abbildung 42: Prio-Patentanmeldungen der PVAs 2002-2008<br />

48<br />

70<br />

76<br />

97<br />

113<br />

123<br />

126<br />

99<br />

127<br />

93<br />

108<br />

139<br />

132<br />

163<br />

187<br />

0 50 100 150 200 250 300 350 400 450<br />

224<br />

Quelle: Statistik des PTJ, eigene Berechnungen Prognos AG 2009<br />

Die absoluten Zahlen spiegeln unterschiedliche Rahmenbedingungen<br />

wider, so dass eine unmittelbare Ableitung einer Leistungsbewertung<br />

auf dieser Grundlage nicht möglich ist.<br />

Die Relation der Patentanmeldungen zu den Erfindungsmeldungen<br />

macht deutlich, dass nicht jede Erfindung schutzrechtlich abgesichert<br />

wird. Eine kleine Gruppe von PVAs (SPVA, ESA, GINo,<br />

PVA MV und PATON) bringt mindestens jede zweite Erfindungs-<br />

293<br />

343<br />

389<br />

124


BayPat<br />

Brainshell<br />

BW-TU<br />

CTF<br />

EMBLEM-DKFZ<br />

ESA<br />

EZN<br />

GINo<br />

IMG<br />

Innovectis<br />

InnoWi<br />

Ipal<br />

KWT<br />

MBM<br />

PATON<br />

Provendis<br />

PVA MV<br />

PVA SH<br />

rubitec<br />

SPVA<br />

TLB<br />

TransMIT<br />

TuTech<br />

meldung auch zu einer Patentanmeldung, während fünf weitere<br />

(Provendis, BayPat, TLB, KWT und rubitec) jeweils jede vierte bis<br />

fünfte Erfindungsmeldung als Patent anmelden.<br />

Abbildung 43: Prio-Patentanmeldung pro Erfindungsmeldung<br />

2002-2008<br />

0,20<br />

0,19<br />

0,20<br />

0,27<br />

0,25<br />

0,25<br />

0,30<br />

0,30<br />

0,27<br />

0,31<br />

0,29<br />

0,33<br />

0,00 0,10 0,20 0,30 0,40 0,50 0,60 0,70<br />

0,35<br />

0,34<br />

0,40<br />

0,41<br />

0,45<br />

0,48<br />

0,50<br />

Quelle: Statistik des PTJ, eigene Berechnungen Prognos AG 2009<br />

0,53<br />

0,52<br />

0,58<br />

0,58<br />

Bezogen auf die personellen Kapazitäten der PVAs kann sich<br />

GINo deutlich von den übrigen PVAs absetzen, hier werden jährlich<br />

dreimal soviel Patentanmeldungen pro Mitarbeiter / -in durchgeführt<br />

wie beim Durchschnitt aller PVAs. Der Mittelwert liegt bei<br />

etwa fünf durch die PVAs betreuten Patentanmeldungen p.a., wobei<br />

drei PVAs diesen Wert in einigem Abstand unterschreiten (BW-<br />

TU, KWT und TLB).<br />

125


BayPat<br />

Brainshell<br />

BW-TU<br />

CTF<br />

EMBLEM-DKFZ<br />

ESA<br />

EZN<br />

GINo<br />

IMG<br />

Innovectis<br />

InnoWi<br />

Ipal<br />

KWT<br />

MBM<br />

PATON<br />

Provendis<br />

PVA MV<br />

PVA SH<br />

rubitec<br />

SPVA<br />

TLB<br />

TransMIT<br />

TuTech<br />

Abbildung 44: Prio-Patentanmeldungen pro Mitarbeiter / -in der<br />

PVA p.a.<br />

0 2 4 6 8 10 12 14 16<br />

Quelle: Statistik des PTJ, eigene Berechnungen Prognos AG 2009<br />

Verwertungsabschlüsse<br />

Die Quote der schutzrechtlich abgesicherten Erfindungen sagt<br />

noch nichts über die konkreten Verwertungsschritte bzw. etwaige<br />

Verwertungserfolge aus. Im folgenden Abschnitt werden somit die<br />

Verwertungsabschlüsse und die damit erzielten Verwertungseinnahmen<br />

einer vergleichenden Analyse unterzogen. Drei der an der<br />

Verwertungsoffensive beteiligten PVAs (TransMIT, Provendis,<br />

IMG) konnten im Zeitraum 2002 bis 2007 mehr als 80 Verwertungsabschlüsse<br />

realisieren, so dass im Zeitverlauf durchschnittlich<br />

in jedem Monat mindestens ein Abschluss getätigt wurde. Lediglich<br />

die beiden kleineren Agenturen CTF und EMBLEM-DKFZ<br />

fallen gegenüber den anderen in der Zahl der Abschlüsse deutlich<br />

ab. Zu berücksichtigen ist dabei, dass eine Agentur ihre Tätigkeit<br />

zwischenzeitlich eingestellt und die andere diese erst vor kurzem<br />

aufgenommen hat.<br />

126


BayPat<br />

Brainshell<br />

BW-TU<br />

CTF<br />

EMBLEM-DKFZ<br />

ESA<br />

EZN<br />

GINo<br />

IMG<br />

Innovectis<br />

InnoWi<br />

Ipal<br />

KWT<br />

MBM<br />

PATON<br />

Provendis<br />

PVA MV<br />

PVA SH<br />

rubitec<br />

SPVA<br />

TLB<br />

TransMIT<br />

TuTech<br />

0<br />

6<br />

7<br />

Abbildung 45: Zahl der Verwertungsabschlüsse pro PVA 2002-<br />

2008<br />

21<br />

23<br />

34<br />

36<br />

38<br />

36<br />

38<br />

41<br />

39<br />

46<br />

43<br />

Quelle: Statistik des PTJ, eigene Berechnungen Prognos AG 2009<br />

44<br />

46<br />

49<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />

53<br />

Auch für eine Bewertung des Verwertungserfolgs bieten sich unterschiedliche<br />

Referenzgrößen an, mit der die Gesamtzahl der<br />

Verwertungsabschlüsse in den Kontext der Rahmenbedingungen<br />

gestellt werden können. Die Erfindungsmeldungen als Indikator<br />

des wissenschaftlichen Outputs bilden die substantielle Grundlage<br />

für jede wirtschaftliche Verwertung. Auf Basis einer relativ niedrigen<br />

Zahl von Erfindungsmeldungen insgesamt (60) gelingt es<br />

MBM als einziger PVA mehr als jede zweite Erfindung zu verwerten.<br />

BW-TU, TransMIT und rubitec erzielen bei den Verwertungsabschlüssen<br />

eine Quote von 1:5, bei acht PVAs liegt die Quote<br />

unter 1:10.<br />

56<br />

66<br />

83<br />

87<br />

88<br />

127


BayPat<br />

Brainshell<br />

BW-TU<br />

CTF<br />

EMBLEM-DKFZ<br />

ESA<br />

EZN<br />

GINo<br />

IMG<br />

Innovectis<br />

InnoWi<br />

Ipal<br />

KWT<br />

MBM<br />

PATON<br />

Provendis<br />

PVA MV<br />

PVA SH<br />

rubitec<br />

SPVA<br />

TLB<br />

TransMIT<br />

TuTech<br />

Abbildung 46: Verwertungsabschlüsse pro Erfindungsmeldung<br />

0,00 0,10 0,20 0,30 0,40 0,50 0,60 0,70<br />

Quelle: Statistik des PTJ, eigene Berechnungen Prognos AG 2009<br />

Bezogen auf die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den<br />

PVAs zeigt sich, dass die kleineren PVAs mit 1 bis 4 Beschäftigten<br />

pro Kopf deutlich mehr Abschlüsse realisieren können als die größeren<br />

PVAs mit mehr als 10 Beschäftigten (Ipal, Provendis, TLB),<br />

die sich im hinteren Drittel aller Verwertungsagenturen befinden.<br />

Offenkundig lassen sich mit der Größe der Einrichtungen nicht<br />

zwangsläufig Spezialisierungsvorteile entwickeln, wobei Provendis<br />

zugleich vor der Herausforderung steht, die höchste Zahl von Wissenschaftlerinnen<br />

und Wissenschaftlern pro PVA-Mitarbeiter zu<br />

betreuen.<br />

128


BayPat<br />

Brainshell<br />

BW-TU<br />

CTF<br />

EMBLEM-DKFZ<br />

ESA<br />

EZN<br />

GINo<br />

IMG<br />

Innovectis<br />

InnoWi<br />

Ipal<br />

KWT<br />

MBM<br />

PATON<br />

Provendis<br />

PVA MV<br />

PVA SH<br />

rubitec<br />

SPVA<br />

TLB<br />

TransMIT<br />

TuTech<br />

Abbildung 47: Verwertungsabschlüsse pro Mitarbeiter / -in der<br />

PVAs 2002-2008<br />

0 5 10 15 20 25 30 35<br />

Quelle: Statistik des PTJ, eigene Berechnungen Prognos AG 2009<br />

Hinsichtlich der Verwertungseinnahmen ist zu konstatieren, dass<br />

einzelne Abschlüsse von einer herausragenden Größenordnung<br />

das Gesamtbild prägen. Insgesamt steigt das Volumen der Verwertungseinnahmen<br />

für alle geförderten Hochschulverbünde von<br />

761.000 € im Jahr 2001 auf 6,4 Mio. € in 2008 an. Dieser Anstieg<br />

ist vor allem durch wenige große Abschlüsse von vier PVAs zu erklären<br />

(vgl. folgende Abbildung).<br />

129


1.800.000 €<br />

1.600.000 €<br />

1.400.000 €<br />

1.200.000 €<br />

1.000.000 €<br />

800.000 €<br />

600.000 €<br />

400.000 €<br />

200.000 €<br />

0 €<br />

Abbildung 48: Entwicklung der Verwertungseinnahmen<br />

TransMIT<br />

TLB<br />

PVA-SH<br />

2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008<br />

Quelle: Statistik des PTJ, eigene Berechnungen Prognos AG 2009<br />

Provendis<br />

rubitec<br />

PATON<br />

ESA<br />

GiNo<br />

InnoWi<br />

KWT<br />

Brainshell<br />

SPVA<br />

TuTech<br />

IMG<br />

BW-TU<br />

PVA-MV<br />

Innovectis<br />

Ipal<br />

PVA SH<br />

Provendis<br />

TransMIT<br />

Insgesamt lassen sich in der Entwicklung der Verwertungseinnahmen<br />

zwei Stufen erkennen: Eine Konsolidierungsphase bis 2005,<br />

in der sich die PVAs als relevante Akteure im Verwertungssystem<br />

der Hochschulen etablieren mussten. Einen Entwicklungssprung<br />

im Jahr 2006, bei dem ein Großteil der PVAs ihre Einnahmen<br />

steigern konnten und ein kleiner Teil bereits außerordentliche<br />

Erträge erzielte, gefolgt von einer Seitwärtsbewegung auf dem in<br />

2006 erreichten Niveau. Mehr als 20 Abschlüsse pro Agentur p.a.<br />

bilden die Ausnahme im Verwertungsgeschäft, ohne dass sich seit<br />

2006 klare Trends der Steigerung erkennen lassen.<br />

Beim Gesamtvolumen der Verwertungseinnahmen ragen vier<br />

Agenturen (TLB, TransMIT, Provendis, PVA SH) deutlich heraus,<br />

indem sie die Grenze von 1 Mio. € überschreiten können. Eine<br />

Detailanalyse zeigt den eben beschriebenen Wirkungszusammenhang:<br />

� TLB: Hinter den Gesamteinnahmen von 2,6 Mio. € stehen<br />

insgesamt 46 Verwertungsabschlüsse; mit 4 Abschlüssen werden<br />

bereits 1,4 Mio. €, d.h. mehr als 50% der Einnahmen erzielt.<br />

TLB<br />

130


BayPat<br />

Brainshell<br />

BW-TU<br />

CTF<br />

EMBLEM-DKFZ<br />

ESA<br />

EZN<br />

GINo<br />

IMG<br />

Innovectis<br />

InnoWi<br />

Ipal<br />

KWT<br />

MBM<br />

PATON<br />

Provendis<br />

PVA MV<br />

PVA SH<br />

rubitec<br />

SPVA<br />

TLB<br />

TransMIT<br />

TuTech<br />

� TransMIT: Mit 88 Abschlüssen können Gesamteinnahmen von<br />

2,5 Mio. € realisiert werden, 7 Abschlüsse stehen für 1 Mio. €,<br />

d.h. 40% der Einnahmen.<br />

� Provendis: 87 Abschlüssen mit insgesamt 1,7 Mio. € Einnahmen<br />

stehen wiederum 13 Abschlüsse mit 1,1 Mio. € gegenüber.<br />

Dies entspricht 64% der Verwertungserlöse.<br />

� PVA SH: 53 Abschlüsse mit einem Gesamtvolumen von 1,4<br />

Mio. €, wobei mit 2 Abschlüssen 685.000 €, d.h. knapp 50%<br />

des Gesamtvolumens realisiert werden.<br />

Alle anderen Abschlüsse der vier genannten Verwertungsagenturen<br />

erzielen einen Durchschnittserlös von rund 16.000 €.<br />

Abbildung 49: Verwertungseinnahmen der PVA 2002-2008<br />

- € 500.000 € 1.000.000 € 1.500.000 € 2.000.000 € 2.500.000 € 3.000.000 €<br />

Quelle: Statistik des PTJ, eigene Berechnungen Prognos AG 2009<br />

Die niedrigen Durchschnittswerte pro Verwertungsabschluss kennzeichnen<br />

auch die Erlösseite aller anderen Agenturen. Damit<br />

bestätigt sich der internationale Trend, bei dem mit wenigen Abschlüssen<br />

große Verwertungseinnahmen erzielt werden können,<br />

die überwiegende Zahl jedoch nur geringe Erlöse einbringt.<br />

131


Brainshell<br />

BW-TU<br />

ESA<br />

GINo<br />

IMG<br />

Innovectis<br />

InnoWi<br />

Ipal<br />

KWT<br />

PATON<br />

Provendis<br />

PVA MV<br />

PVA SH<br />

rubitec<br />

SPVA<br />

TLB<br />

TransMIT<br />

TuTech<br />

3.258 €<br />

Abbildung 50: Durchschnittliche Verwertungseinnahmen pro Abschluss<br />

41<br />

12.937 €<br />

12.024 €<br />

8.636 €<br />

6.186 €<br />

6.985 €<br />

3.557 €<br />

9.272 €<br />

12.904 €<br />

9.038 €<br />

13.498 €<br />

12.652 €<br />

21.870 €<br />

19.284 €<br />

15.245 €<br />

26.538 €<br />

29.150 €<br />

Quelle: Statistik des PTJ, eigene Berechnungen Prognos AG 2009<br />

56.840 €<br />

0 € 10.000 € 20.000 € 30.000 € 40.000 € 50.000 € 60.000 €<br />

Da die Verwertung zu den Kernaufgaben der Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter in den Agenturen zählt, werden im Folgenden auch die<br />

Einnahmen in dieser Perspektive betrachtet. Hierbei zeigt sich,<br />

dass über die Laufzeit von 2002 bis 2007 TransMIT als mittelgroße<br />

Agentur den Spitzenplatz behaupten kann, wobei die größeren<br />

Agenturen, wie TLB und Provendis, in dieser Betrachtung ihre<br />

Spitzenposition verlieren. In dieser Darstellung wird aber auch<br />

deutlich, dass die PVAs bisher nicht in der Lage sind, ihre Kosten<br />

pro Kopf wieder einzuspielen, wenn in diese Betrachtung auch<br />

noch Overhead- und Sachkosten für die Infrastruktur berücksichtigt<br />

werden. Sieben der Agenturen, für die Daten vorliegen, haben<br />

im genannten Sechsjahreszeitraum weniger als 100.000 € pro<br />

Kopf realisieren können.<br />

41 Bei dieser Darstellung wurden die Werte für die PVAs BayPat, CTF, EMBLEM-DKFZ, EZN, MBM nicht berechnet. Die<br />

vorherigen Ausführungen haben gezeigt, dass diese Einrichtungen durch ihre bislang kurze Tätigkeit im Netzwerk der<br />

PVA noch keine oder keine nennenswerten Verwertungserfolge für diese Berechnungen vorweisen können. Das gleiche<br />

gilt für die kommende Abbildung 51.<br />

132


Brainshell<br />

BW-TU<br />

ESA<br />

GINo<br />

IMG<br />

Innovectis<br />

InnoWi<br />

Ipal<br />

KWT<br />

PATON<br />

Provendis<br />

PVA MV<br />

PVA SH<br />

rubitec<br />

SPVA<br />

TLB<br />

TransMIT<br />

TuTech<br />

Abbildung 51: Verwertungseinnahmen pro Mitarbeiter / -in der PVA<br />

2002-2008<br />

0 100.000 200.000 300.000 400.000 500.000 600.000<br />

Quelle: Statistik des PTJ, eigene Berechnungen Prognos AG 2009<br />

Der Blick in die Statistik des Projektträgers zeichnet ein heterogenes<br />

Bild. In diesem bestätigen sich unterschiedliche Befunde der<br />

Innovationsliteratur, die offensichtlich für die Implementierung einer<br />

systematischen Verwertungsstruktur für die deutschen Hochschulen<br />

und einzelne außeruniversitäre Forschungseinrichtungen<br />

kennzeichnend sind. Bei der Betrachtung des Gesamtvolumens<br />

der Verwertungstätigkeit und der daraus erzielten Erlöse sind darüber<br />

hinaus folgende Aspekte zu berücksichtigen:<br />

� Wissenschaftsorganisationen, wie z.B. die Fraunhofer- und die<br />

Max-Planck-Gesellschaft sind in der Analyse nicht berücksichtigt,<br />

so dass die Gesamtheit der geförderten Verwertungseinrichtungen<br />

nur für einen Ausschnitt der Erfindungstätigkeit im<br />

Wissenschaftssektor steht.<br />

� Die PVAs betreuen in erster Linie Erfindungen, die nicht direkt<br />

von den Hochschulen an Dritte weitergereicht werden. Die<br />

Nutzung von Resultaten aus kooperativer oder beauftragter<br />

Forschung kann, muss aber nicht notwendigerweise zum<br />

Aufgabenbereich der PVAs gehören.<br />

� Offenkundig werden auch Verwertungskanäle genutzt, die nicht<br />

auf die PVAs als Mittlerorganisation zurückgreifen. Dies bedeutet<br />

nicht notwendigerweise einen Verstoß gegen das Arbeit-<br />

133


Nutzerzufriedenheit<br />

nehmererfindergesetz, sondern kann auch Ausdruck der Eigeninteressen<br />

einzelner Hochschulen sein, die die Verwertung<br />

in Eigenregie vornehmen.<br />

In den weiteren Betrachtungen wird insbesondere auf die qualitativen<br />

Befunde aus den Gesprächen mit den Verantwortlichen der<br />

PVAs sowie die Interviews mit Vertretern der Hochschulen und der<br />

Länderressorts zurückgegriffen. Von den Gesprächspartnern<br />

wurde häufig Kritik an einer ausschließlich indikatorenbasierten<br />

Leistungsbewertung geäußert, da die Rahmenbedingungen der<br />

einzelnen PVAs höchst unterschiedlich gestaltet sind. Dies wurde<br />

durch die vorhergehende Darstellung belegt: Größe und Struktur<br />

der Hochschulverbünde, Betreuungsrelationen gegenüber dem<br />

patentrelevanten Forschungspersonal, budgetäre Ausstattung, organisatorische<br />

Einbindung und singuläre Verwertungserlöse, die<br />

aufgrund eines niedrigen allgemeinen Niveaus, von herausragender<br />

Bedeutung sind, zeigen, dass ein interinstitutioneller Vergleich<br />

der Leistungsfähigkeit nur bedingt zu aussagekräftigen Ergebnissen<br />

führt.<br />

Nahezu unumstritten ist, dass eine stärkere Verwertungsorientierung<br />

von Wissenschaft und Forschung notwendig ist, um den Wissens-<br />

und Technologietransfer zu intensivieren. Gleichzeitig versagen<br />

an dieser Stelle die Marktmechanismen, da dem Großteil<br />

des Forschungspersonals das Wissen fehlt, um entsprechende<br />

Prozesse inklusive der schutzrechtlichen Absicherung ihrer Forschungsergebnisse<br />

eigeninitiativ und eigenverantwortlich zu<br />

steuern.<br />

Die Dienstleistungen der PVAs müssen den Anforderungen unterschiedlicher<br />

Zielgruppen Rechnung tragen:<br />

Aus Sicht der Gesellschafter und der Mitglieder der Hochschulverbünde:<br />

Die PVAs agieren in unterschiedlichen Gesellschafterstrukturen,<br />

zu denen entweder ausschließlich die mit ihren Forschungsleistungen<br />

repräsentierten Hochschulen und Forschungseinrichtungen<br />

zählen oder aber weitere transferinteressierte Akteure. Hierzu gehören<br />

z.B. die jeweiligen Landesbanken, zentrale Transferorganisationen<br />

der Länder oder aber spezifische institutionenbezogene<br />

Transfereinrichtungen. Hieraus resultieren wiederum unterschiedliche<br />

Anforderungen und Erwartungen.<br />

Aus Sicht des Forschungspersonals:<br />

Hierbei sind insbesondere drei Gruppen zu unterscheiden:<br />

134


� Forscher mit Patentierungs- und Verwertungserfahrungen, die<br />

sich durch die angebotene Unterstützung eine effiziente Arbeitsteilung<br />

und höhere Verwertungserfolge erwarten.<br />

� Forscher mit Patentierungs- und Verwertungserfahrungen, die<br />

innerhalb der Strukturen ihre eigenen Transfer- und Verwertungskanäle<br />

entwickelt haben und diese auch in Zukunft behaupten<br />

wollen. Hierbei sind nicht notwendigerweise Verstöße<br />

gegen das Arbeitnehmererfindergesetz zu unterstellen, sondern<br />

spezifische Verhandlungsstrategien, die einer Optimierung der<br />

eigenen Forschungsressourcen dienen.<br />

� Forscher ohne Patentierungs- und Verwertungserfahrungen,<br />

die jedoch verwertungsrelevante Erfindungen tätigen und für<br />

das Angebot der PVAs erst erschlossen werden müssen.<br />

Aus Sicht der verwertenden Unternehmen:<br />

Die Unternehmenspartner streben einerseits nach hoher rechtlicher<br />

Sicherheit bei der Verwertung von Forschungsergebnissen<br />

und sind andererseits daran interessiert, das Gut öffentliche Forschung<br />

zu möglichst geringen Kosten in ihre eigenen Innovationsprozesse<br />

einzubinden.<br />

Folglich müssen die PVAs unterschiedlichen Anforderungen gerecht<br />

werden, die sich z.T. wechselseitig ausschließen und von<br />

Einrichtung zu Einrichtung darüber hinaus divergieren können.<br />

Das gesamte Leistungsgeschehen über alle Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter der PVAs hinweg lässt sich in den folgenden drei<br />

Kennziffern zusammenfassen. Jede Mitarbeiterin / jeder Mitarbeiter<br />

betreute durchschnittlich im Zeitraum 2003 - 2007 jährlich:<br />

� 15 Erfindungsmeldungen,<br />

� 5 Patentanmeldungen und<br />

� 3 Verwertungsabschlüsse.<br />

Hier wird aus Sicht der Gesellschafter und insbesondere der kofinanzierenden<br />

Landesregierungen ein deutlich höherer quantitativer<br />

Leistungsnachweis erwartet. Zu berücksichtigen ist hierbei,<br />

dass den PVAs nicht alle Erfindungen der beteiligten Forschungseinrichtungen<br />

für eine Vermarktung zur Verfügung stehen. D.h.<br />

einzelne Hochschulen verwerten über eigene bereits vorhandene<br />

Transferstrukturen einen Teil der Erfindungen selbst, ohne die<br />

PVAs in diesen Prozess einzubeziehen, so dass hier ein Nebeneinander<br />

von Verwertungs- bzw. Transferstrukturen zu konstatieren<br />

ist. Dies schmälert wiederum die Erfolgsaussichten der<br />

PVAs, sofern sie die Erfindungen mit dem größten Verwertungspotenzial<br />

nicht in ihr Portfolio aufnehmen können.<br />

135


Die Wahrnehmung der spezifischen Aufgaben einer stärkeren<br />

Sensibilisierung des wissenschaftlichen Personals, eine qualitative<br />

Steigerung und Systematisierung von Prüfungs- und Verwertungsschritten,<br />

eine Beschleunigung des Verwertungsprozesses und die<br />

Generierung zusätzlicher Einnahmen zeigt in den vergangenen<br />

Jahren deutliche Fortschritte. Aus Sicht der Landesvertreter wird<br />

dieses Aufgabenspektrum noch ergänzt durch eine regionalökonomische<br />

Entwicklungsperspektive, die sich jedoch nicht in jedem<br />

Fall sinnvoll einlösen lässt. Z.T. sind die Adressaten der Verwertung,<br />

z.B. in der Pharmakologie oder der biowissenschaftlichen<br />

Forschung, bei multinationalen Unternehmen zu suchen, so dass<br />

ein regionaler Zuschnitt die Verwertungschancen nachhaltig<br />

schmälern würde.<br />

Diese unterschiedlichen Rollen der PVAs, ob als Element der regionalen<br />

Wirtschaftsförderung oder aber als Mittlerorganisation,<br />

die nach möglichst lukrativen Verwertungsabschlüssen strebt, bestimmen<br />

die Intensität der Ansprache multinationaler Unternehmen.<br />

Die Einbindung internationaler Verwertungspartner bildet<br />

derzeit nur für einen Teil der PVAs eine konkrete Vermarktungsoption.<br />

In den aktuell vorhandenen Budgets sind die Spielräume<br />

für ein international ausgerichtetes Networking jedoch eng gesteckt.<br />

Einzelne Universitäten bzw. Hochschulverbünde haben ihr Selbstverpflichtung<br />

zur Unterstützung der Tätigkeit der PVAs durch einen<br />

finanziellen Eigenbeitrag bestätigt oder besetzen die Gesellschafterversammlungen<br />

mit Vertretern der obersten Führungsebene.<br />

Hierdurch wird verdeutlicht, dass die PVAs einen hohen<br />

strategischen Stellenwert genießen und die Aktivitäten mit den<br />

übergeordneten Strategien des Wissens- und Technologietransfers<br />

abgestimmt werden.<br />

Die fünfzig Kurzinterviews mit forschendem Personal der Hochschulen<br />

beruhten auf einer Zufallsstichprobe von Personen, die im<br />

Rahmen der BMBF-Förderung erfolgreich Drittmittel akquiriert haben<br />

und in technischen oder ingenieurwissenschaftlichen Disziplinen<br />

arbeiten. Hierbei kristallisieren sich folgende Nutzungs- und<br />

Zufriedenheitsmuster heraus:<br />

� Erfahrungsträger, die eine hohe Zufriedenheit mit den Leistungen<br />

und dem Angebotsspektrum konstatieren.<br />

� Erfahrungsträger, die das Angebot der PVAs aus Unkenntnis<br />

oder aber Unzufriedenheit nicht nutzen. Z.T. gehen diese bewusst<br />

eigene Wege in Patentierung und Verwertung über weitere<br />

Transferangebote der Hochschule oder die direkte Ansprache<br />

von Patentanwälten.<br />

� Erfahrungsträger, die ihre Erfindungen weitgehend den beteiligten<br />

Unternehmen überlassen, kein eigenes Verwertungsinter-<br />

136


esse artikulieren und hierin für sich auch keinen Mehrwert erkennen<br />

können.<br />

� Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die keine Erfahrungen<br />

mit Patentierung haben und die Arbeit der PVAs nur<br />

vom Hören-Sagen kennen.<br />

In der Zusammenschau der Befragungsergebnisse wird deutlich,<br />

dass sich die PVAs in Einzelfällen fest als interner Kooperationspartner<br />

der schutzrechtlichen Absicherung von Forschungsergebnissen<br />

und ihrer Verwertung etablieren konnten, dies in der Zufallsstichprobe<br />

jedoch die Minderheit ist. Z.T. fehlt auf Seiten des<br />

Forschungspersonals nach wie vor das Problembewusstsein für<br />

die Entwicklung abgestimmter Verwertungsstrategien. Insbesondere<br />

bei Industriekooperationen wird ohne weitere Reflexion weitgehend<br />

auf die eigenen schutzrechtlichen Ansprüche verzichtet.<br />

Hier zeigt sich ein typisches Handlungsdilemma: Einerseits sollen<br />

die Partner aus der Wirtschaft möglichst schnell Forschungsergebnisse<br />

für sich nutzen und verwenden können, um ihre eigene<br />

Wettbewerbsposition zu stärken. Andererseits sollen die Hochschulen<br />

im Wissens- und Technologietransfer eine Rolle einnehmen,<br />

die der Anerkennung ihrer eigenen Forschungsleistungen einen<br />

höheren Stellenwert beimisst. Insgesamt lässt sich hier noch<br />

keine institutionenübergreifende „Verwertungsphilosophie“ erkennen.<br />

Unternehmen werden von den PVAs vor allem als Verwertungspartner<br />

angesehen, die über unterschiedliche Kommunikationskanäle<br />

angesprochen werden. Hierbei kommen sowohl Datenbankrecherchen,<br />

eigene Branchen- und Netzwerkanalysen als auch<br />

persönliche Kontakte im Sinne eines Direktmarketing zum Tragen.<br />

Bisher werden die PVAs von den Unternehmen noch nicht als die<br />

zentralen Akteure zur Erschließung des Wissens der Hochschulen<br />

angesehen. Hier sind weiterhin neben den PVAs Transferstellen<br />

an den einzelnen Hochschulen und Forschungseinrichtungen tätig,<br />

z.T. verfügen die Unternehmen aber auch über direkte persönliche<br />

Kontakten zu den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern.<br />

Kritische Selbstreflexion der beauftragten <strong>SIGNO</strong>-Akteure<br />

Die PVAs stehen mit ihrer Kernaufgabe in Konkurrenz zu weiteren<br />

strategischen Zielsetzungen, die von den Hochschulen und Forschungseinrichtungen<br />

verfolgt werden. Hierzu gehören sowohl der<br />

Anspruch an Exzellenz in Forschung und Lehre, das Streben nach<br />

Einwerben von Drittmitteln, insbesondere aus wettbewerblichen<br />

Verfahren, die Zusammenarbeit mit Unternehmen in Kooperationsprojekten<br />

als auch die Teilnahme an Cluster- und Netzwerkaktivitäten.<br />

Die schutzrechtliche Absicherung der Forschungsergebnisse<br />

sowie die Generierung von Einnahmen aus der Verwertung<br />

bilden somit in der Prioritätenliste der handelnden Akteure<br />

Zielsetzungen, die neben anderen verfolgt werden und in den bis-<br />

137


her entwickelten Mechanismen der Leistungsbewertung keine herausragende<br />

Rolle einnehmen.<br />

Auf der strategisch-konzeptionellen Ebene wird den PVAs von<br />

Seiten der Hochschulleitungen eine hohe Bedeutung zugerechnet.<br />

Dies manifestiert sich bei einzelnen PVAs in einer zusätzlichen<br />

finanziellen Unterstützung und der Beteiligung an den<br />

wesentlichen Entscheidungsprozessen. Gleichwohl wurden mit<br />

Etablierung der PVAs die vorhandenen Strukturen nicht generell<br />

infrage gestellt bzw. reorganisiert, sondern - häufig anknüpfend an<br />

bereits existierende Patentierungsaktivitäten - durch die PVAs<br />

ergänzt. Damit besteht die Notwendigkeit für ein dezidiertes<br />

Schnittstellenmanagement nicht nur gegenüber dem<br />

Forschungspersonal und den verwertungsinteressierten<br />

Unternehmen, sondern auch gegenüber den bereits vorhandenen<br />

Transferakteuren. Dies wurde z.T. organisatorisch dadurch<br />

aufgefangen, dass die PVAs strukturell und / oder räumlich mit den<br />

Transferstellen zusammengelegt wurden. Z.T. wurden aber auch<br />

neue Strukturen implementiert, die eine Neuorganisation der<br />

Transferprozesse erforderlich machen. Hier ist eine Inkonsistenz<br />

zwischen der verbalisierten strategischen Bedeutung und der faktischen<br />

Eingliederung in die Transferlandschaft festzustellen.<br />

Gleichzeitig werden die PVAs mit höchst unterschiedlichen Verhandlungsmandaten<br />

ausgestattet. Diese reichen von einer spezifischen<br />

Funktion im Transfersystem der jeweiligen Institution bis<br />

zum Alleinvertretungsanspruch für alle - schutzrechtlich abgesicherten<br />

- Erfindungen inklusive der Beteiligung und Prüfung aller<br />

Drittmittelaufträge, die mit privaten Auftraggebern geschlossen<br />

werden. Hieraus resultiert einerseits ein unterschiedliches Spektrum<br />

an Forschungsergebnissen auf der Input-Seite, die für eine<br />

Verwertung zur Verfügung stehen, andererseits eine auch gegenüber<br />

den Mitgliedern der jeweiligen Institutionen signalisierte Wertschätzung.<br />

Diese kann die Schlüsselrolle der PVAs in den eigenen<br />

Transferaktivitäten hervorheben oder die PVAs in eine gleichberechtigte<br />

Position neben anderen Transferagenten einordnen.<br />

Die doppelte Herausforderung in der Entwicklung von Kommunikations-<br />

und Kooperationsstrategien sowohl in die beauftragenden<br />

Wissenschaftsinstitutionen hinein als auch in Richtung verwertungsinteressierter<br />

Unternehmen beschreibt ein umfangreiches<br />

Leistungs- und Aufgabenportfolio. In der ersten Förderphase<br />

wurde der Akzent vor allem auf die Sensibilisierung der Forschungseinrichtungen<br />

und ihrer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler<br />

gesetzt. Hier galt es, die Bedeutung der Patentierung<br />

als Handlungsoption im Forschungsprozess zu verankern, Wege<br />

und Verfahren aufzuzeigen sowie die Änderungen aus der Neuregelung<br />

des Arbeitnehmererfindergesetzes zu erklären. Der erforderliche<br />

„Mentalitätswandel“ auf Seiten des Forschungspersonals<br />

beinhaltet folgende Aspekte:<br />

138


� Sensibilisierung für die Relevanz der schutzrechtlichen<br />

Absicherung von Forschungsergebnissen,<br />

� Berücksichtigung schutzrechtlicher Aspekte im Rahmen der<br />

Publikationsstrategie,<br />

� Klärung der Verhandlungsposition des Erfinders gegenüber verwertungsinteressierten<br />

Unternehmen,<br />

� Definition von Schnittstellen und Arbeitsteilung in der Kooperation<br />

zwischen Erfinder und PVA,<br />

� Motivation zur Kooperation mit der PVA,<br />

� Zurechnung von Erfinderanteilen in kooperativen<br />

Forschungsprojekten,<br />

� Vergütung nach Regelung des Arbeitnehmererfindergesetzes.<br />

Der mit der Neuregelung des Arbeitnehmererfindergesetzes vollzogene<br />

Wandel bezieht sich auf die Ablösung eines ausschließlich<br />

eigenverantwortlich und selbstgesteuerten Handlungsmodells auf<br />

die Implementierung eines Modells, das eine kooperative Vorgehensweise<br />

unter Einbeziehung der institutionellen Interessen vorsieht.<br />

Dieser Wandel lässt sich nicht innerhalb weniger Monate<br />

vollziehen, zumal in den etablierten Mechanismen der Leistungsbewertung<br />

Patentierung keine oder lediglich eine untergeordnete<br />

Rolle einnimmt.<br />

Die Bearbeitung der Marktseite ist wiederum auf ein breites<br />

Patentportfolio angewiesen. Dies bildet die Voraussetzung, um<br />

systematisch vorhandene Kontakte zu nutzen bzw. neue Zielgruppen<br />

anzusprechen. Die Vermarktung einzelner Patente ist vergleichsweise<br />

schwierig, da sie ein präzises Matching zwischen neu<br />

entwickelten Technologien und Verfahren und dem Anwendungskontext<br />

erfordert. Die Erfindungen der Hochschulen sind zudem<br />

Ergebnisse der Forschung, denen häufig der Nachweis der Anwendung<br />

und Umsetzbarkeit fehlt. Im Verwertungsprozess muss<br />

somit nicht nur der richtige Adressat für die Erfindung identifiziert,<br />

sondern auch eine Perspektive der Anwendbarkeit vermittelt werden.<br />

PVAs und Hochschulerfinder stehen hier vor einem Handlungsdilemma:<br />

Es fehlen eigene finanzielle und personelle Ressourcen<br />

– und im hochschulinternen Anreizsystem entsprechende<br />

Mechanismen, um Erfindungen weiterzuentwickeln und zur Anwendungsreife<br />

zu führen. Gleichzeitig wird die Verhandlungsposition<br />

der Akteure geschwächt. Solange die Unternehmen selbst die<br />

weitergehende Entwicklungsarbeit leisten oder finanzieren müssen,<br />

ist die Bereitschaft, für den Erwerb von Schutzrechten oder<br />

Lizenzen eine hohe Summe zu zahlen, gering ausgeprägt.<br />

139


Im Quervergleich der PVAs zeichnen sich unterschiedliche strategische<br />

Schwerpunktsetzungen ab, die entweder der eigenen Institutionengeschichte<br />

oder aber spezifischen Rahmenbedingungen<br />

geschuldet sind. In Bayern beteiligen sich zwei Unternehmensverbände<br />

des Freistaats mit Zuschüssen an der Finanzierung von<br />

BayPat (Verband der Metall- und Elektroindustrie, Verband der<br />

Chemischen Industrie), womit eine deutliche Akzentverschiebung<br />

zur Stärkung der Vermarktungsperspektive verbunden ist. Diese<br />

Fokussierung auf den industriellen Anwender manifestiert sich in<br />

einer deutlichen Intensivierung der Präsenz auf Messen und sonstigen<br />

Veranstaltungen mit einem unmittelbaren Unternehmensbezug.<br />

In der proaktiven Unternehmensansprache setzt die neue<br />

Leitung der BayPat einen eindeutigen Schwerpunkt und organisiert<br />

einen bayerischen Patenttag zur Sensibilisierung der Zielgruppe<br />

Unternehmen. Trotz einer Aufstockung der personellen Kapazitäten<br />

bleibt BayPat auf eine intensive Zusammenarbeit mit den<br />

Transferstellen der einzelnen bayerischen Hochschulen angewiesen.<br />

Diese verfügen in den meisten Fällen über eigene Erfinderberater,<br />

die wiederum Adressaten der Netzwerkarbeit von BayPat<br />

sind.<br />

Einen entsprechend Netzwerk orientierten Kooperationsansatz<br />

verfolgt auch die TransMIT GmbH. Hier kann die Einrichtung als<br />

Teil des Regionalmanagements auf mehr als 100 Hochschullehrer<br />

in den TransMIT-Zentren als unmittelbare Netzwerk- und Kooperationspartner<br />

zurückgreifen. Dies schafft nicht nur Nähe zu den<br />

vertretenen Hochschulen, sondern unmittelbare Kontakte. Gleichzeitig<br />

steht TransMIT für eine verwertungsorientierte Strategie, mit<br />

der wöchentlich 50 Unternehmenskontakte realisiert werden.<br />

TransMIT steht hinsichtlich der Verwertungseinnahmen pro Mitarbeiterin<br />

/ Mitarbeiter an der Spitze der PVAs.<br />

Für eine Verknüpfung eines regionalökonomischen Entwicklungsauftrags<br />

mit den Aufgaben der Patentverwertung stehen auch die<br />

PVAs in Brandenburg und Rheinland-Pfalz. Die Wahrnehmung der<br />

Tätigkeit durch Organisationen, die darüber hinaus in der Politik<br />

der Landestechnologieförderung oder des Clustermanagements<br />

zentrale Funktionen übernehmen, ermöglicht eine enge Zusammenarbeit<br />

mit den weiteren Tätigkeitsfeldern der Zukunftsagentur<br />

Brandenburgs bzw. der Innovations-Management GmbH. Dadurch<br />

wird insbesondere die Ansprache von Unternehmen im jeweiligen<br />

Bundesland deutlich vereinfacht.<br />

Der Weg zur Ansprache von Unternehmen gestaltet sich aus Sicht<br />

einzelner PVAs gerade dann als schwierig, wenn im Rahmen der<br />

eigenen Tätigkeit weitere Funktionen, wie z.B. als Patentinformationszentrum,<br />

wahrgenommen werden. Folglich kann bei der<br />

Unternehmensansprache nur selten auf eigene Kontakte oder bestehende<br />

Kooperationsbeziehungen zurückgegriffen werden. Die<br />

Präsentation der Erfindungen in Form von Exposés im Invention-<br />

Store bzw. die Unternehmensrecherche über Datenbanken stehen<br />

hier notwendigerweise im Mittelpunkt der Verwertungsaktivitäten.<br />

140


Die Situation in Baden-Württemberg ist gekennzeichnet durch eine<br />

große PVA, die für den Großteil der Hochschulen des Landes verantwortlich<br />

ist, und zwei spezialisierten Einrichtungen in Heidelberg<br />

und Freiburg, die exklusiv für einzelne Hochschulen bzw.<br />

Forschungseinrichtungen 42 arbeiten. CTF sowie die Heidelberger<br />

PVA vertreten forschungsintensive und patentstarke Wissenschaftseinrichtungen,<br />

die eine enge Vor-Ort-Betreuung rechtfertigen.<br />

43 Die Spezialisierung auf Life Science und medizinische<br />

Forschungsthemen ermöglicht eine Konzentration der Verwertungsaktivitäten<br />

auf eine fokussierte Zielgruppe von Unternehmen<br />

aus dem internationalen Raum im Bereich der pharmazeutischen<br />

und medizintechnischen Industrie. Durch die Ausübung der Leitungsfunktion<br />

in Personalunion ist CTF eng mit der Zentralstelle für<br />

Technologietransfer verzahnt, so dass Transfer- und Verwertungsaktivitäten<br />

ohne Reibungsverluste Hand in Hand gehen. Das für<br />

die übrigen baden-württembergischen Hochschulen verantwortliche<br />

Technologie-Lizenz-Büro (TLB) setzt einen Schwerpunkt in<br />

der Identifikation der Erfindungen, die die höchsten Vermarktungschancen<br />

besitzen. Hier gilt das Streben nicht nach Breite des<br />

Patentportfolios, sondern in der Konzentration auf die vielversprechendsten<br />

Erfindungen. Wie oben dargestellt, steht TLB hinsichtlich<br />

der durchschnittlichen Verwertungseinnahmen an der<br />

Spitze aller PVAs.<br />

Die Forderung der niedersächsischen Hochschulen nach einer regionalen<br />

Nähe der sie vertretenden PVA hat dazu geführt, dass<br />

sich drei Einrichtungen diese Aufgabe teilen. Dabei übernimmt InnoWi<br />

auch die Vertretung der Hochschulen Bremens. Das Erfinderzentrum<br />

Niedersachsen (EZN), das diese Aufgabe erst 2006<br />

übernommen hat, strebt ausdrücklich nach einem wirtschaftlichen<br />

Erfolg der Patentverwertungstätigkeit. Das Ziel, für die Hochschulen<br />

Gewinne zu erwirtschaften, wird explizit formuliert. Dabei kann<br />

das EZN aufgrund seines breiten Leistungsportfolios auf enge<br />

Kontakte zu Unternehmen zurückgreifen.<br />

Da im Berliner Wirtschaftsraum große industrielle Anwender fehlen,<br />

verfolgt IPAL zwei Schwerpunkte in der Vermarktung. Einerseits<br />

wird der Weg über Gründungen verfolgt, wobei dann der<br />

Gründungserfolg und nicht die Erzielung von maximalen Einnahmen<br />

im Vordergrund der Verwertung steht. Andererseits werden<br />

verstärkt regionale KMU und auch internationale Partner für die<br />

Vermarktung angesprochen. Beide Gruppen zusammen stellen<br />

rund 60% der Verwertungspartner von IPAL und damit der Berliner<br />

Hochschulen dar.<br />

42 Hier: das Deutsche Krebsforschungszentrum und die Medizinische Fakultät der Heidelberger Universität.<br />

43 Einen vergleichbaren Weg beschreitet die MBM Science Bridge GmbH in Göttingen.<br />

141


Effekte<br />

Die Beispiele zeigen, dass unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt<br />

werden und dabei institutioneneigene bzw. in den kooperierenden<br />

Hochschulen vorhandene Netzwerke eine große Rolle spielen. Für<br />

die Unternehmensansprache werden auch die Kooperationspartner<br />

des Forschungspersonals einbezogen. Hierbei wird im Einzelfall<br />

geklärt, wer die Ansprache durchführt. Größere Verwertungserfolge<br />

sind bis heute jedoch nur in Einzelfällen erzielt worden,<br />

wobei dem Faktor „Zufall“ von allen Beteiligten ein hoher Stellenwert<br />

beigemessen wird.<br />

Die Mehrheit der PVAs beschreibt die hohe Personalfluktuation als<br />

Problem, das eine kontinuierliche Arbeit - und hierbei insbesondere<br />

die Pflege der Unternehmenskontakte - erschwert. Zumeist<br />

orientiert sich die Entlohnung an der Eingruppierung des Öffentlichen<br />

Dienstes, so dass nur wenige Möglichkeiten vorhanden<br />

sind, einen zusätzlichen (finanziellen) Stimulus zu setzen. Das Tätigkeitsprofil<br />

beinhaltet sowohl technisch-naturwissenschaftliche<br />

Kompetenzen als Voraussetzung zur Bewertung der Erfindungsmeldungen<br />

als auch kommunikative Kompetenzen zum Aufbau<br />

und zur Pflege der institutioneninternen und externen Kooperationsbeziehungen.<br />

Gerade die Intensivierung einzelner Unternehmenskontakte<br />

führt in vielen Fällen zur Abwerbung der Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter der PVAs. Nur wenige Einrichtungen haben<br />

dieses Problem durch attraktive Qualifizierungs- und Weiterbildungsangebote<br />

sowie die Einführung von weiteren leistungsorientierten<br />

Entlohnungsinstrumenten für sich lösen können. Die Flexibilität<br />

in der Entlohnung ist wiederum abhängig von der Rechtsform<br />

und organisatorischen Verankerung der jeweiligen PVA, die<br />

mehr oder weniger große Handlungsspielräume eröffnet.<br />

Die Bewertung der wirtschaftlichen Bedeutung der Tätigkeit der<br />

PVAs ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht möglich. Zu konstatieren<br />

ist, dass mit der Förderung ein Prozess angestoßen wurde,<br />

der erste positive Veränderungen im Aufbau einer stärkeren Verwertungsorientierung<br />

von Forschungseinrichtungen und ihrem<br />

wissenschaftlichen Personal erkennen lässt. Eine starke Verwertungskultur,<br />

wie sie im angelsächsischen Raum anzutreffen ist, hat<br />

sich im betrachten Zeitraum jedoch noch nicht etablieren können.<br />

In der Analyse der Entwicklung der wesentlichen Leistungskennziffern<br />

der PVAs (bearbeitete Erfindungsmeldungen, Prio-Patentanmeldungen,<br />

Verwertungsabschlüsse und -einnahmen) zeigt sich<br />

insbesondere bei den Verwertungsabschlüssen und -einnahmen<br />

ein deutlicher Anstieg gegenüber dem Referenzjahr 2002. Offenkundig<br />

gelingt es den PVAs im Durchschnitt vermehrt Verwertungsabschlüsse<br />

zu erzielen und damit entsprechende Einnahmen<br />

zu generieren. Gleichwohl muss berücksichtigt werden, dass die<br />

Entwicklung bei einem niedrigen Ausgangsniveau startete und<br />

hinsichtlich der Erfindungsmeldungen und der Patentanmeldungen<br />

142


900%<br />

800%<br />

700%<br />

600%<br />

500%<br />

400%<br />

300%<br />

200%<br />

100%<br />

0%<br />

bereits ein Schwellenwert erreicht ist. Dieser erklärt sich einerseits<br />

aus der Parallelität von Transferinstitutionen an den Hochschulen<br />

und Forschungseinrichtungen, die nach wie vor auch selbständig<br />

Erfindungen vermarkten. Andererseits haben bisher erst vier PVAs<br />

finanziell lukrative Verwertungsabschlüsse als Erfolgsgeschichten<br />

vorzuweisen.<br />

Abbildung 52: Leistungsgeschehen der PVAs (Index: 2002 =<br />

100%)<br />

Quelle: Statistik des PTJ, eigene Berechnungen Prognos AG 2009<br />

Insgesamt konnten die PVAs aus der Verwertung der von ihnen<br />

betreuten Erfindungen und Patente im Zeitraum von 2002 bis 2008<br />

22,2 Mio. € an Einnahmen erzielen. 44 Aus Sicht der Hochschulerfinder<br />

ist der finanzielle Stimulus jedoch nicht als vordringlich für<br />

eine Kooperation mit der PVA anzusehen. Ein Blick auf die Mittel<br />

der Drittmittelforschung zeigt, dass z.B. eine große Universität wie<br />

die RWTH Aachen in den Ingenieurwissenschaften im Zeitraum<br />

von 2005 bis 2007 allein bei der DFG, 155,4 Mio. € akquirierte, für<br />

die TU Dresden lautet dieser Wert 46,9 Mio. €. 45 D.h. die Verwertungseinnahmen<br />

insgesamt stellen kleine Anteile an den Hochschulbudgets<br />

dar, zumal sie z.T. direkt dem Erfinder zukommen<br />

und die verbleibenden Summen zwischen Wissenschaftseinrichtung<br />

und PVA aufgeteilt werden. Als Quelle der Drittmittelak-<br />

44 Statistik des PTJ: Verwertungseinnahmen berücksichtigen sowohl Neupatentierungen (16,4 Mio. €) als auch Altpatente<br />

(5,8 Mio. €).<br />

45 DFG-Fördermittelranking 2009<br />

502,0%<br />

156,0%<br />

139,3%<br />

2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008<br />

Index Erfindungsmeldungen Index Prio-Patentanmeldungen<br />

Index Verwertungsabschlüsse Index Verwertungseinnahmen<br />

812,6%<br />

143


3,5<br />

3,0<br />

2,5<br />

2,0<br />

1,5<br />

1,0<br />

0,5<br />

0,0<br />

0,9<br />

quise an Hochschulen und Forschungseinrichtungen hat die<br />

Patentverwertung zum jetzigen Zeitpunkt nur eine untergeordnete<br />

Bedeutung.<br />

Die Zahl der Verwertungsabschlüsse pro Mitarbeiter / Mitarbeiterin<br />

der PVAs zeigt, dass es - wenn auch auf einem in absoluten Zahlen<br />

noch niedrigen Niveau - zunehmend gelingt, die Schnittstelle<br />

zwischen Forschungsinstitution und Unternehmen zu besetzen. In<br />

der folgenden Abbildung ist nach einem kontinuierlichen Anstieg<br />

der Verwertungsabschlüsse pro Mitarbeiter zwischen 2003 und<br />

2007 im Jahr 2008 ein Rückgang dieses Wertes zu erkennen. Hier<br />

kommt einerseits zum Tragen, dass die neuen PVAs im Netzwerk<br />

im ersten Jahr ihrer Zugehörigkeit noch keine Verwertungsabschlüsse<br />

realisiert haben, wie oben bereits diskutiert wurde. Andererseits<br />

machen sich hier möglicherweise erste Anzeichen der<br />

Wirtschaftskrise bemerkbar, wodurch die Ansprache von Unternehmen<br />

erschwert wird.<br />

Abbildung 53: Verwertungsabschlüsse pro Mitarbeiter / -in der<br />

PVAs<br />

1,7<br />

1,6<br />

2003 2004 2005 2006 2007 2008<br />

Quelle: Statistik des PTJ, eigene Berechnungen Prognos AG 2009<br />

2,1<br />

Insgesamt fehlen Benchmarks für die Bewertung des Umsetzungserfolgs<br />

der PVAs, so dass lediglich auf die Dynamik der Gesamtentwicklung<br />

verwiesen werden kann. Hier wird deutlich, dass<br />

die PVAs sich zunehmend als relevante Schnittstellenakteure<br />

etablieren können. Damit wird auch die Voraussetzung für eine<br />

Professionalisierung des Verwertungsmanagements geschaffen,<br />

3,2<br />

2,5<br />

144


Erfolgsfaktoren<br />

46 Diese bildete keinen Gegenstand der Evaluierung.<br />

da sich in den PVAs die Kompetenzen zur Strukturierung und Organisation<br />

des Prozesses der schutzrechtlichen Absicherung der<br />

Forschungsergebnisse, der Verhandlungsanbahnung und -führung<br />

mit interessierten Unternehmen sowie die vertragsrechtliche Gestaltung<br />

bündeln.<br />

Die PVAs insgesamt entwickeln als Einzelinstitutionen Netzwerkbeziehungen<br />

untereinander, wobei von den beteiligten Akteuren<br />

auf die positiven Effekte der Strategieförderung verwiesen wird. 46<br />

Die Wahrnehmung eines Netzwerkmanagement erfolgte in der<br />

Vergangenheit z.T. durch die Technologie-Allianz, wobei die aktuelle<br />

Ressourcenbasis die Handlungsspielräume deutlich beschränkt.<br />

Ausgehend von der Innovationsprozesskette sind von der ursprünglichen<br />

Erfindung bis zum Markteintritt mehrere Entwicklungsstufen<br />

zu vollziehen, bei denen die Patent- und Verwertungsagenturen<br />

die Rolle eines Katalysators übernehmen können.<br />

Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Tätigkeit sind innovative<br />

Forschungsbereiche, die am Beginn der Verwertungskette einen<br />

ausreichenden Input liefern, der erst alle weiteren<br />

Verwertungsschritte ermöglicht. Das Phänomen der „kritischen<br />

Masse“ besitzt auch in diesem Fall Gültigkeit. Einige PVAs in<br />

Ostdeutschland suchen derzeit eine engere Abstimmung, um<br />

gemeinsam auf eine größere Basis an patentiertem Wissen<br />

zurückgreifen zu können und damit eine größere Aufmerksamkeit<br />

bei industriellen Anwendern zu erzielen.<br />

PVAs wie EMBLEM-DKFZ, die eine forschungsstarke Institution<br />

vertreten, verfügen zugleich über eine kritische Masse an Erfindungen<br />

und an verwertbarem Wissen als auch eine Spezialisierung,<br />

die eine zielgenaue und adressatengerechte Marktbearbeitung<br />

ermöglicht. Spezialisierung und kritische Masse stehen im<br />

Idealfall in einem komplementären Verhältnis. Sie können aber<br />

auch in Konkurrenz zueinander stehen, wenn einzelne PVAs einen<br />

breiten Kreis von Wissenschaftseinrichtungen und Hochschulen<br />

vertreten. Bisher zeigt die Struktur der PVAs eine ausreichende<br />

Offenheit, um ggf. individuelle Lösungen, wie z.B. in Baden-Württemberg,<br />

hervorzubringen. Insgesamt legen die Verantwortlichen<br />

in den PVAs einen hohen Stellenwert auf die fachliche Spezialisierung<br />

bei der Rekrutierung ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.<br />

Gleichwohl stoßen die Agenturen hier an Kapazitätsgrenzen, wenn<br />

es gilt, eine Vielzahl von Fachbereichen und Wissenschaftsdisziplinen<br />

zu vertreten.<br />

145


Die durch die PVAs zu vertretenden Erfindungen und Patente<br />

stellen immer nur einen Ausschnitt der Forschungsergebnisse der<br />

jeweiligen Institutionen dar. Nur wenigen Einrichtungen, wie z.B.<br />

TransMIT, gelingt es offenkundig, einen weitgehenden Vertretungsanspruch<br />

für die Erfindungen zu behaupten. Die Mitglieder<br />

der Hochschulverbünde anderer PVAs behalten sich eine eigene<br />

Vermarktung und Verwertung von Erfindungen ohne Einbeziehung<br />

der PVAs vor. Entscheidend für die Zahl und Qualität der durch die<br />

PVAs vertretenen Patente ist somit die Reichweite des Vertretungsmandats.<br />

Nur wenn hier eine eindeutige Übertragung der<br />

Verantwortung erfolgt und diese innerhalb der beteiligten<br />

Institutionen kommuniziert wird, kann die PVA ihre Aufgaben in<br />

vollem Umfang wahrnehmen.<br />

Dies gilt ebenfalls in Bezug auf die Verhandlungsposition der<br />

PVAs gegenüber den einzelnen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern.<br />

Darüber hinaus wird diese Position gestärkt, wenn<br />

neben den gesetzlich geregelten Anteilen für den Arbeitnehmererfinder<br />

die jeweiligen Forschungsgruppen von einer Verwertung<br />

profitieren. Einzelne Hochschulen und Forschungseinrichtungen<br />

sind dazu übergangenen, Erlöse nicht nur zwischen den zentralen<br />

Organisationen, den Erfindern und den PVAs aufzuteilen, sondern<br />

auch die Forschungsgruppen daran teilhaben zu lassen. Diesen<br />

stehen folglich wiederum zusätzliche Budgets zur Verfügung, die<br />

nicht den strikten Vorgaben der Projektförderung unterworfen sind.<br />

Allerdings ist hierbei zu berücksichtigen, dass die bisher erzielten<br />

Gesamterlöse sich für alle deutschen Hochschulen und die beteiligten<br />

Forschungseinrichtungen zu einem niedrigen zweistelligen<br />

Millionenbetrag addieren, so dass der Anreizeffekt nicht überschätzt<br />

werden sollte.<br />

Der persönliche Kontakt zu den patentrelevanten Forschungsgruppen<br />

ist von zentraler Bedeutung, um das Leistungsangebot<br />

der PVAs bekannt zu machen und als Ansprechpartner für offene<br />

Fragen Akzeptanz zu finden. Insbesondere die Kernfrage zwischen<br />

Zeitpunkt einer möglichen Veröffentlichung bzw. Präsentation<br />

der Forschungsergebnisse und Möglichkeiten der schutzrechtlichen<br />

Absicherung bedarf einer unmittelbaren und einzelfallbezogenen<br />

Kommunikation, die sich nicht auf unverbindliche Aussagen<br />

zurückzieht. Von daher ist die Präsenz der PVAs und ihrer<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Hochschulen und Forschungseinrichtungen<br />

von herausragender Bedeutung für die Erschließung<br />

des Innovationspotenzials der betreuten Einrichtungen.<br />

Räumliche Nähe bildet hierfür eine zentrale Voraussetzung. Durch<br />

Netzwerklösungen und die Einbeziehung von Schlüsselakteuren<br />

kann eine fehlende räumliche Nähe kompensiert werden. Zentral<br />

für die Zufriedenheit der „internen Kunden“ sind dabei kurze Reaktionszeit<br />

und flexible Lösungsansätze, die den Reputationsinteressen<br />

des forschenden Personals entgegen kommen.<br />

146


Hemmnisse<br />

Die PVAs stehen an der Schnittstelle zwischen Wissensproduktion<br />

und Wissensverwertung, so dass der Marktbearbeitung ein hoher<br />

Stellenwert zukommt. Persönliche Kontakte zu einzelnen Unternehmen<br />

und ein klares Profil der Zielgruppen erhöhen die Erfolgschancen<br />

im Verwertungsprozess. Eine zielgruppenspezifische<br />

Marktbearbeitung wird jedoch dann erschwert, wenn breite, unspezifische<br />

Patentportfolios oder Einzelerfindungen vermarktet<br />

werden sollen. Bislang erfolgt die Ansprache potenzieller Verwertungsinteressenten<br />

zumeist über Datenbankrecherchen und ein<br />

zweistufiges Informationsangebot. Insgesamt sollte ein stärkeres<br />

Zusammenspiel mit weiteren intermediären Akteuren des Innovationssystems,<br />

wie z.B. den Projektträgern der Fachprogramme des<br />

Bundes erfolgen, um spezifische Leistungsangebote zielgerichteter<br />

vermarkten zu können. Die Vernetzung der PVAs in der Gesamtstruktur<br />

der innovationsrelevanten Akteure ist noch nicht abgeschlossen.<br />

Dies gilt sowohl auf der Marktseite als auch in den Wissenschaftsorganisationen<br />

selbst, die einen Handlungsauftrag an die PVAs<br />

ausgesprochen haben und als Gesellschafter an der strategischen<br />

Ausrichtung und Steuerung beteiligt sind. Neben den PVAs gibt es<br />

eine Vielzahl von Transfereinrichtungen / -beauftragten, die für die<br />

jeweilige Wissenschaftsorganisation oder einzelne Fachbereiche /<br />

Institute tätig sind, so dass Überschneidungen in der Aufgabenwahrnehmung<br />

nicht zu vermeiden sind. Darüber hinaus betreiben<br />

einzelne Einrichtungen, die als Mitglieder der Hochschulverbünde<br />

agieren, eigenständige Verwertungsstrategien, so dass die PVAs<br />

immer nur einen Ausschnitt selbst der freien Erfindungstätigkeit<br />

repräsentieren. Angesichts der Erwartungen der Zuwendungsgeber<br />

an zu erzielende Refinanzierungsbeiträge ist eine Schmälerung<br />

der Verwertungsbasis durch parallel verfolgte Verwertungsaktivitäten<br />

als kontraproduktiv anzusehen.<br />

Probleme in der Mitarbeiterbindung, die von einigen Agenturen<br />

benannt werden, stehen ebenfalls einer langfristig orientierten<br />

Vernetzung mit Akteuren in Wissenschaft und Wirtschaft entgegen.<br />

Hierbei ist mehr Kontinuität in jedem Fall wünschenswert,<br />

wobei die Handlungsspielräume durch spezifische Weiterbildungs-<br />

und Qualifizierungsangebote und andere mögliche Leistungsanreize<br />

offensichtlich nicht von allen Agenturen vollständig ausgeschöpft<br />

werden.<br />

Rolle der PVAs im Transfersystem aus Sicht der ko-finanzierenden<br />

Landesregierungen<br />

Im Ländervergleich zeichnen sich unterschiedliche Strukturen ab,<br />

mit denen die Aufgabe der Verwertung von Hochschulerfindungen<br />

abgebildet wird. Dabei zeichnen sich folgende Umsetzungsmodelle<br />

ab:<br />

147


� eine einzelne PVA, die alle Hochschulen und ggf. weitere<br />

Forschungseinrichtungen des Landes vertritt,<br />

� eine zentrale PVA, die die Mehrheit der Akteure vertritt, neben<br />

der aber weitere PVAs tätig sind,<br />

� eine meist regional fokussierte Aufgabenteilung mehrerer PVAs<br />

und<br />

� länderübergreifende Lösungen.<br />

Die konkreten Ausgestaltungsformen sind zumeist der Entstehungsgeschichte<br />

geschuldet, in der sich die beteiligten Hochschulverbünde<br />

konstituiert haben. Das zentrale Modell, mit einer die<br />

Mehrheit der Hochschulen vertretenden PVA, wird auch in den<br />

großen Flächenstaaten Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen<br />

verfolgt. Die bayerische Umsetzung stützt sich auf<br />

die zentrale Einrichtung der Bayerischen Patentallianz, die im Januar<br />

2007 diese Funktion von der Fraunhofer-Patentstelle übernahm.<br />

BayPat zielt durch die Beteiligung zweier Unternehmensverbände<br />

auf eine direktere Ansprache der Unternehmen ab und<br />

verstärkt die landesweite Öffentlichkeitsarbeit. Mit dem Bayerischen<br />

Patenttag im Herbst 2009 wurde ein wichtiger Akzent gesetzt,<br />

um die Verantwortlichkeit und das Leistungsspektrum von<br />

BayPat auch gegenüber den bayerischen Unternehmen zu demonstrieren.<br />

In Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen finden sich neben<br />

der zentralen PVA weitere, kleinere PVAs mit einem jeweils spezifischen<br />

Aufgabenportfolio bzw. Vertretungsmandat. Beide Landesregierungen<br />

sehen hierin eine Möglichkeit, vorhandenen Strukturen<br />

oder aber spezifischen Konstellationen gerecht zu werden. Bei<br />

der Etablierung von Provendis wurde die Existenzberechtigung der<br />

rubitec an der Ruhr-Universität-Bochum, die bereits 1997 gegründet<br />

wurde, durch die nordrhein-westfälische Landesregierung nicht<br />

infrage gestellt. Sie wird als ergänzende Möglichkeit angesehen,<br />

um spezifisch die Verwertungsinteressen einer Hochschule zu<br />

vertreten. Bewusst sollten gewachsene Strukturen und Vertrauensbeziehungen<br />

durch eine Neuordnung nicht zerschlagen<br />

werden. Die Dynamik in Baden-Württemberg mit forschungsstarken<br />

Einrichtungen im medizinisch-klinischen Bereich hat zur Bildung<br />

kleiner, ebenfalls auf einzelne Hochschulen / Forschungseinrichtungen<br />

fokussierter PVAs geführt. Ein stetiger Strom von Forschungsergebnissen<br />

am Deutschen Krebsforschungszentrum und<br />

den medizinischen Fakultäten der Universitäten Heidelberg und<br />

Freiburg rechtfertigt eine spezialisierte und professionalisierte<br />

Vertretung der Verwertungsinteressen. Aufgrund der weitgehenden<br />

Hochschulautonomie eröffnet sich den Hochschulen ein Gestaltungsfeld,<br />

das gezielt genutzt werden kann. Folglich verbleibt<br />

die Bewertung von Effizienz und Effektivität der jeweiligen Lösungen<br />

auch in der Verantwortung der jeweiligen Hochschulen bzw.<br />

148


Hochschulverbünde. Die zentrale Verantwortung des Technologie-<br />

Lizenz Büros wird hierdurch nicht tangiert. Der Transfer von Forschungsergebnissen<br />

ist z.B. im Hochschulgesetz eindeutig als<br />

Aufgabe der Hochschulen definiert: „Die Hochschulen fördern<br />

durch Wissens-, Gestaltungs- und Technologietransfer die Umsetzung<br />

und Nutzung der Ergebnisse der Forschung und Entwicklungsvorhaben<br />

in die Praxis.“ 47<br />

In Hessen und Niedersachsen / Bremen haben sich die PVAs regional<br />

spezialisiert, so dass die einzelnen Agenturen für eine jeweils<br />

definierte Zielgruppe von Hochschulen tätig sind. Hier werden<br />

vor allem die Aspekte der räumlichen Nähe als Grundlage für<br />

vertrauensbasierte Beziehungen und damit gleichzeitig eine Skepsis<br />

gegenüber zentralen Lösungen als Argumente für die Aufgabenteilung<br />

und räumliche Differenzierung genannt. Dabei kann es<br />

um den Vertretungsanspruch leistungsstarker Hochschulen, wie<br />

z.B. der TU Darmstadt, durchaus zu einem Wettbewerb der PVAs<br />

untereinander kommen. Für die drei hessischen PVAs wurden mit<br />

der „Gemeinsamen Verwertungsoffensive der hessischen Hochschulen“<br />

ein organisatorisches Dach und zugleich eine elektronische<br />

Plattform für die Verwertung von Forschungsergebnissen geschaffen.<br />

Bei den Verhandlungen über die Zielvereinbarungen der<br />

hessischen Hochschulen mit der Landesregierung wird der<br />

Transfer eine deutlich prominentere Rolle finden als bisher. Ihm<br />

sollen dabei auch eigene Leistungskennziffern zugeordnet werden,<br />

so dass hochschulseitig das Verwertungsinteresse deutlich erhöht<br />

werden soll.<br />

Die Länder Hessen und Bremen stehen für ein Konzept, dass darauf<br />

abzielt, die PVAs in „selbsttragende Strukturen“ zu entlassen,<br />

auch wenn allen Beteiligten bewusst ist, dass dies nicht ausschließlich<br />

Einnahmen aus der Verwertung von Schutzrechten<br />

sein können. Hier wird vor allem von den Hochschulen eine mittel-<br />

und langfristig stärkere finanzielle Beteiligung erwartet.<br />

Das Ziel, kritische Massen zu generieren, ist das Hauptmotiv der<br />

mitteldeutschen Verwertungsinitiative. Erwartet werden eine größere<br />

Zahl von Verwertungsabschlüssen sowie kostendämpfende<br />

Synergieeffekte, die aus einer engeren Zusammenarbeit und einem<br />

intensivierten Informationsaustausch resultieren. Forschungs-<br />

und verwertungsstarke Akteure, die z.T. immer noch auf eigene<br />

Vertriebskanäle zurückgreifen, stehen dieser Entwicklung jedoch<br />

skeptisch gegenüber. D.h. konzeptionell muss der Nutzen, der sich<br />

für alle Beteiligten ergibt, eindeutig herausgearbeitet werden, um<br />

eine breite Mobilisierung und Beteiligung der relevanten Akteure<br />

zu ermöglichen.<br />

47 Zweites Gesetz zur Änderung hochschulrechtlicher Vorschriften (Zweites Hochschulrechtsänderungsgesetz –<br />

2.HRÄG). Vom 1. Januar 2005<br />

149


Insgesamt ist den Vertretern der Länder bewusst, dass weitere Akteure<br />

des Wissens- und Technologietransfers der beteiligten<br />

Hochschulen sich um die Vermarktung von Erfindungen bemühen,.<br />

Die existierenden Vertriebskanäle sollen durch die PVAs<br />

auch nicht infrage gestellt bzw. durch die Einschaltung eines Mittlers<br />

komplizierter gestaltet werden. Ziel bleibt es jedoch, eine professionalisierte<br />

Dienstleistung durch die PVAs anzubieten, mit der<br />

die Verhandlungsposition der beteiligten Institutionen langfristig<br />

gestärkt werden soll. Von daher beziehen alle Informationsmaßnahmen<br />

stets die transferstarken Institute und Wissenschaftler ein,<br />

ohne die gesetzeskonformen Verwertungsaktivitäten der Hochschulen<br />

beschneiden zu wollen.<br />

Übereinstimmend sehen die Ländervertreter ein Dilemma hinsichtlich<br />

der Ressourcenausstattung. Die Erbringung verwertungsspezifischer<br />

Dienstleistungen erfordert sowohl ein fachliches Profil als<br />

auch Managementqualifikationen, die den Spezifika der in den<br />

Verbünden beteiligten Hochschulen gerecht werden müssen. Die<br />

Wahrscheinlichkeit des Verwertungserfolgs steigt wiederum mit<br />

der fachlichen Spezialisierung des Patentmanagers. Gleichzeitig<br />

sind Erfolge nicht kalkulierbar, d.h. die Beratung muss immer die<br />

Breite der fachlichen Disziplinen abdecken. Die Definition einer<br />

gemeinsamen Dachmarke, in die wiederum Erfindungsmeldungen<br />

und Schutzrechte für die Vermarktung einfließen, kann hier immer<br />

nur als zweitbester Weg gegenüber dem spezialisierten Interessenvertreter<br />

angesehen werden. Die Frage der optimalen Umsetzungsstrukturen<br />

wird vor dem Hintergrund eines stärkeren finanziellen<br />

Engagements der Hochschulen, das mehrheitlich von Bund<br />

und Ländern erwartet wird, neu zu stellen sein.<br />

Erste Einschätzung zur zukünftigen Fördernotwendigkeit<br />

Mit dem Aufbau eines Netzwerks von Patent- und Verwertungsagenturen<br />

beschreiten Bund und Länder gemeinsam mit den<br />

Hochschulen und weiteren Forschungseinrichtungen einen Weg<br />

zur Professionalisierung der Verwertung. Die bisher erzielten Erlöse<br />

lassen kurzfristig keine Entwicklung hinsichtlich sich selbst refinanzierender<br />

Strukturen erwarten - es sei denn, es gelänge binnen<br />

kurzer Frist allen Agenturen, einzelne große „Treffer“ zu landen,<br />

die zu einem stetigen Rückfluss an Lizenzeinnahmen führen.<br />

Die Notwendigkeit dieses Professionalisierungsprozesses wird von<br />

allen beteiligten Akteuren sowie der Innovationsforschung anerkannt.<br />

Die Förderung ist als Projektförderung angelegt, so dass<br />

immer wieder Handlungsunsicherheit hinsichtlich Finanzierungsdauer<br />

und Zuschusshöhe entsteht. Gleichzeitig benennen die<br />

Agenturen das Problem der Mitarbeiterbindung, das einerseits<br />

durch die hohe Attraktivität des Kompetenzprofils der Innovationsmanager<br />

in den Agenturen, andererseits durch die fehlende<br />

Mittel- und Langfristperspektive verursacht wird. Hier ist eine verlässliche<br />

und auf einen mittelfristigen Zeithorizont ausgerichtete<br />

Förderzusage erforderlich.<br />

150


Bund und Länder sollten folglich die Förderung der Patent- und<br />

Verwertungsagenturen fortsetzen und bei der Skizzierung der<br />

Leistungsanforderungen die unterschiedlichen Handlungsrationalitäten<br />

der Gesellschafter berücksichtigen. Eine anteilige Eigenfinanzierung<br />

sollte weiterhin angestrebt werden, wobei auch die<br />

Einwerbung von Mitteln durch Industrieverbände und andere Akteure<br />

eine Möglichkeit bietet, das Leistungsangebot zu verbessern,<br />

das Personal mittelfristig zu binden und weitere Schritte der Vernetzung<br />

und Internationalisierung zu vollziehen.<br />

151


7 Fazit und Empfehlungen<br />

7.1 <strong>SIGNO</strong>-Unternehmen<br />

Das <strong>SIGNO</strong>-Programm wendet sich mit seinen einzelnen Förderlinien<br />

<strong>SIGNO</strong>-Hochschulen, <strong>SIGNO</strong>-Unternehmen und <strong>SIGNO</strong>-Erfinder<br />

an unterschiedliche Zielgruppen. Gemeinsames Ziel der Aktivitäten<br />

ist es:<br />

� die jeweiligen Adressaten über Möglichkeiten der schutzrechtlichen<br />

Absicherung von Erfindungen zu informieren,<br />

� über Chancen und Risiken bzw. alternative Handlungsoptionen<br />

einer Patentierung aufzuklären,<br />

� einzelne Akteure im Prozess der Schutzrechtsbeantragung und<br />

-erteilung zu begleiten,<br />

� die Verwertung von FuE-Ergebnissen zu unterstützen,<br />

� einen Erfahrungsaustausch zu ermöglichen.<br />

Insgesamt sollen die Adressaten für die Bedeutung der schutzrechtlichen<br />

Absicherung von Erfindungen und Forschungsergebnissen<br />

sensibilisiert werden, so dass sie zukünftig selbständig die<br />

Patentierung als eine mögliche Handlungsoption prüfen können.<br />

Die unterschiedlichen Zielgruppen erfordern aus programmtechnischer<br />

Sicht einen Zugang durch spezifische Maßnahmen, die<br />

von unterschiedlichen Akteuren umgesetzt werden. Hierzu gehören<br />

die Organisatoren der Erfinderclubs, die <strong>SIGNO</strong>-Partner und<br />

die Patent- und Verwertungsagenturen. Das Projektmanagement<br />

für <strong>SIGNO</strong>-Unternehmen und <strong>SIGNO</strong>-Erfinder erfolgt bisher durch<br />

das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW Köln), Projektträger<br />

der Maßnahmen ist der Projektträger Jülich, PTJ.<br />

Die Evaluierung konzentriert sich auf eine Prüfung der Problem-<br />

und Zielgruppenangemessenheit der gewählten Maßnahmen, auf<br />

die bisher erzielten Umsetzungsergebnisse und auf die Notwendigkeit<br />

einer Modifikation des Förderangebotes. Die folgende Darstellung<br />

orientiert sich an den drei genannten Programmsäulen,<br />

die in den angesprochenen Zielgruppen, den eingesetzten Fördermitteln<br />

sowie im ausgewählten Förderinstrumentarium unterschiedliche<br />

Wege beschreiten.<br />

Mit der KMU-Patentaktion werden Unternehmen des produzierenden<br />

Gewerbes angesprochen, die in den zur Beratung vorhergehenden<br />

fünf Jahren keine eigenen Schutzrechtsaktivitäten entfaltet<br />

haben. Diese sollen vor allem für die Berücksichtigung schutz-<br />

152


echtlicher Fragestellungen sensibilisiert und bei etwaigen Patentierungsschritten<br />

unterstützt werden. Die <strong>SIGNO</strong>-Partner üben<br />

hierbei die Funktion eines Lotsen aus, der die Unternehmen durch<br />

den Prozess begleitet; weitere Akteure, wie z.B. Patentanwälte,<br />

nehmen nach wie vor entsprechende Aufgaben wahr. Ziel ist es,<br />

nicht nur die konkrete Erfindung auf Schutzrechtsfähigkeit und -<br />

würdigkeit zu prüfen und den Prozess der Patentierung zu begleiten,<br />

sondern die Unternehmen dazu zu befähigen, in zukünftigen<br />

Innovationsprozessen schutzrechtlich relevante Fragen zu erkennen<br />

und zu bearbeiten.<br />

<strong>SIGNO</strong>-Patentaktion erfüllt wichtige Funktion im Förderportfolio des Bundes<br />

Befund: Die KMU-Patentaktion ist das einzige Bundesprogramm,<br />

das Unternehmen des produzierenden Gewerbes explizit die Entwicklung<br />

von Kompetenzen im Bereich der Schutzrechte ermöglicht.<br />

Über die Gesamtlaufzeit der Förderung hat sich das<br />

Programm als wichtiger und anerkannter Baustein der staatlichen<br />

Innovationsförderung etablieren können. Dabei werden vor allem<br />

neu gegründete Unternehmen und diskontinuierliche Innovateure<br />

angesprochen. Diesen Zielgruppen fehlen Handlungsroutinen zur<br />

Prüfung und Bewertung von Erfindungen hinsichtlich schutzrechtlicher<br />

Fragen.<br />

Empfehlung: Programmzuschnitt und Förderstimulus sind so gewählt,<br />

dass die beratenen KMUs das Leistungsportfolio der<br />

<strong>SIGNO</strong>-Partner ohne Zugangsbarrieren nutzen können. Die Zielgruppe<br />

selbst konstatiert eine große Nachhaltigkeit der Beratungserfolge.<br />

Folglich sollte die Förderung fortgesetzt werden.<br />

Förderansatz hat sich bewährt und sollte im aktuellen Zuschnitt fortgesetzt werden<br />

Befund: Die Verschränkung von Beratungsleistungen und finanzieller<br />

Unterstützung einzelner Schritte der schutzrechtlichen Absicherung<br />

von Erfindungen bietet die Chance, neues Wissen in<br />

den Unternehmen zu implementieren und somit Lerneffekte und<br />

Verhaltensänderungen auszulösen. Gleichzeitig können die KMU<br />

die anfallenden Kosten für die Schutzrechtsanmeldung reduzieren.<br />

Empfehlung: Die Grundstruktur des Leistungsangebots entspricht<br />

weitgehend den Anforderungen der beratenen KMU. Der modulare<br />

Aufbau in fünf Teilpaketen ermöglicht den KMU sukzessive die<br />

Leistungen in Anspruch zu nehmen. Die Analyse der Kooperationspartner<br />

zeigt, dass in den einzelnen Umsetzungsschritten<br />

weitere Kompetenzträger (z.B. Patentanwälte, Innovationsberater<br />

sowie Kooperationspartner) eingebunden werden, so dass eine<br />

professionelle Umsetzung der Schutzrechtsanmeldung<br />

sichergestellt ist. Der grundsätzliche Zuschnitt der Förderung sollte<br />

beibehalten werden. Da schutzrechtliche Fragestellungen sich<br />

nicht auf das produzierende Gewerbe beschränken, sollten<br />

153


darüber hinaus Dienstleistungsunternehmen die Förderung in<br />

Anspruch nehmen können.<br />

Teilpaket 4 weckt unrealistische Erwartungen<br />

Befund: Die größte Unzufriedenheit der Unternehmen besteht<br />

hinsichtlich der Umsetzung des Teilpakets 4, das auf die Vorbereitung<br />

der Verwertung der Erfindung abzielt. Hier besteht offenkundig<br />

auf Seiten der KMU ein größerer Beratungsbedarf als er im<br />

Rahmen des durch <strong>SIGNO</strong> zur Verfügung gestellten Budgets sowie<br />

des Handlungsmandats der <strong>SIGNO</strong>-Partner befriedigt werden<br />

kann. Dieser den Markteintritt vorbereitende Schritt stellt für die<br />

Zielgruppe eine hohe Managementhürde dar.<br />

Empfehlung: Auf das konstatierte Defizit kann mit zwei Strategien<br />

geantwortet werden: Eine Ausweitung des Handlungsmandats der<br />

<strong>SIGNO</strong>-Partner bei gleichzeitiger Aufstockung des Fördervolumens.<br />

Oder: Die Schließung der Förderlücke durch die Einbeziehung<br />

weiterer zur Verfügung stehender Förderinstrumente. Aus<br />

Sicht der Evaluatoren ist mit weiteren Beratungsprogrammen, wie<br />

dem BMWi-Programm Innovationsmanagement (mit Schwerpunkt<br />

in Ostdeutschland), dem Einsatz von Innovationsgutscheinen in<br />

den Ländern und der Möglichkeit der technologieoffenen Förderung<br />

im Rahmen von ZIM, eine Bandbreite von Maßnahmen gegeben,<br />

die für die heterogenen Fragestellungen der KMU Antworten<br />

bereit halten sollten. Den <strong>SIGNO</strong>-Partnern kommt in ihrer Lotsenfunktion<br />

somit die Aufgabe zu, die KMU auf spezifische, problemadäquate<br />

Fördermaßnahmen hinzuweisen und ggf. Kontaktdaten<br />

der jeweiligen Projektträger weiterzugeben.<br />

Begrenzung der maximalen Laufzeit wird Prozessen nicht gerecht<br />

Befund: Die maximale Projektlaufzeit ist derzeit auf 18 Monate<br />

begrenzt. Der Zeitraum zur Klärung der schutzrechtlich relevanten<br />

Aspekte der Erfindung, ggf. erforderliche Recherchen sowie der<br />

Anmelde- und Erteilungsprozess überschreiten häufig die 18-Monatsgrenze.<br />

Damit erwächst bei Inanspruchnahme der Förderung<br />

ein zusätzlicher Handlungsdruck, der gerade für schutzrechtsunerfahrene<br />

Unternehmen z.T. nur schwer zu handhaben ist.<br />

Empfehlung: Eine Verlängerung der Laufzeit auf 24 Monate verschafft<br />

den KMU zusätzliche Handlungsspielräume. Die Beibehaltung<br />

einer Maximallaufzeit sorgt wiederum dafür, dass die Umsetzungsperspektive<br />

nicht aus den Augen verloren wird und die KMU<br />

den Prozess nicht aufgrund vielfältiger Anforderungen aus dem<br />

Tagesgeschäft vernachlässigen. Die bereits erprobte Frist von 24<br />

Monaten bietet hierfür einen sinnvollen Handlungsrahmen.<br />

154


Zielgruppendefinition umfasst vor allem Gründer und diskontinuierliche<br />

Innovateure<br />

Befund: Die KMU, die sich an der Patentaktion beteiligen, dürfen<br />

in den vorhergehenden fünf Jahren keine Schutzrechtsanmeldung<br />

durchgeführt haben und müssen Unternehmen des produzierenden<br />

Gewerbes sein. Damit wird der Kreis der Antragsberechtigten<br />

eingeschränkt. Einige <strong>SIGNO</strong>-Partner schlagen kürzere Fristen vor<br />

(z.B. 3 Jahre), um den Kreis der potenziellen Interessenten zu erweitern.<br />

Empfehlung: Da schutzrechtliche Fragestellungen sich nicht auf<br />

das produzierende Gewerbe beschränken, sollten darüber hinaus<br />

Dienstleistungsunternehmen die Förderung in Anspruch nehmen<br />

können. Gerade die mit Schutzrechtsfragen unerfahrenen Unternehmen<br />

bedürfen einer spezifischen Unterstützung. Eine Neudefinition<br />

dieser Grenzsetzung bedarf einer fachlichen oder innovationspolitischen<br />

argumentativen Fundierung. Derzeit gibt es jedoch<br />

keine Indizien dafür, dass Unternehmen, die vor 3 Jahren Schutzrechte<br />

angemeldet haben, heute Innovationschancen verpassen.<br />

Zugleich zeigen die Ergebnisse der Unternehmensbefragung einen<br />

weitgehenden Aufklärungs- und Sensibilisierungseffekt, so<br />

dass notwendiges Prozesswissen aufgebaut werden kann.<br />

Fortführung der veralteten Internetplattform InnovationMarket nicht sinnvoll<br />

Befund: Die Verwertung von Erfindungen sollte durch die Internet-<br />

Plattform InnovationMarket unterstützt werden. An Aufbau und<br />

Design hat sich in den vergangenen Jahren wenig verändert. Die<br />

Stärke, eine im 4-Augen-Prinzip abgestimmte und strukturierte<br />

Darstellung von Erfindungen und ihren möglichen Verwertungsoptionen,<br />

wird unterhöhlt durch den unattraktiven Internetauftritt, die<br />

höchst unterschiedliche Akzeptanz bei den <strong>SIGNO</strong>-Partnern und<br />

die geringe Frequenz an neu eingestellten Angeboten.<br />

Empfehlung: Eine Fortführung dieser Aktivität im bestehenden<br />

Rahmen und Umfang macht keinen Sinn. Jede Diskussion über<br />

eine Neugestaltung muss sich folgenden Fragen stellen:<br />

� Wie kann sicher gestellt werden, dass sich auch die bisher<br />

inaktiven <strong>SIGNO</strong>-Partner beteiligen und sich damit das Angebotsspektrum<br />

kontinuierlich erweitert?<br />

� Wie können Steigerung der Frequenz von neuen Angeboten<br />

und qualitative Sicherung miteinander vereinbart werden?<br />

� Auf welchem Weg kann eine breitere Öffentlichkeit angesprochen<br />

werden, so dass die Nachfrage nach den Angeboten<br />

deutlich ansteigt?<br />

155


7.2 <strong>SIGNO</strong>-Erfinder<br />

� In welcher Form können Ermittlungserfolge dokumentiert<br />

werden, so dass „Nachahmungseffekte“ ausgelöst werden?<br />

D.h. ohne ein klares Umsetzungskonzept mit präzise zugeteilten<br />

Verantwortlichkeiten und einer Selbstverpflichtung der <strong>SIGNO</strong>-<br />

Partner zu einer intensiveren Nutzung sollten keine weiteren<br />

Investitionen getätigt werden.<br />

Erfinderfachauskunft und Erfinderclubs beinhalten weitere Maßnahmen,<br />

in denen Einzelpersonen in schutzrechtlichen Fragen<br />

eine Erstberatung erhalten und die Möglichkeit des Erfahrungsaustauschs<br />

finden. Generell sollen Personen, die sich mit Erfindungen<br />

auseinandersetzen, hinsichtlich der Relevanz von Schutzrechten<br />

sensibilisiert werden. Die Messung von Wirkungen in diesen<br />

breit angelegten Förderangeboten, die mit einer vierstündigen<br />

Beratung bzw. der Organisation von Treffen für den Erfahrungsaustausch<br />

nur einen schwachen Impuls setzen können, ist schwierig.<br />

Gleichwohl zeigen zahlreiche Beispiele, dass die Leistungen<br />

der Fachauskunft und die Kommunikation in den Clubs gesucht<br />

werden und einzelne Erfinderinnen und Erfinder Verwertungserfolge<br />

vorweisen können.<br />

Erfinderfachauskunft für die Leistungsanbieter attraktiver machen<br />

Befund: Insgesamt erfüllt die Fachauskunft eine wichtige Funktion<br />

in der Beratungskette. Sie bietet Erfindern ein offenes Angebot,<br />

um im Rahmen einer vierstündigen Erstberatung zentrale Fragestellungen<br />

der Schutzrechtsanmeldung individuell zu diskutieren.<br />

Das hier vermittelte Orientierungswissen zielt insbesondere auf<br />

Erstanmelder, so dass von erfahrenen Anmeldern eher Kritik hinsichtlich<br />

der möglichen Beratungstiefe geäußert wird. Vergleichbare<br />

Beratungsangebote anderer Anbieter zielen zumeist auf Basisinformationen,<br />

die im Rahmen von Gruppenberatungen zur<br />

Verfügung gestellt werden. Der Leistungsumfang der Beratung ist<br />

eng begrenzt und ist für die meisten <strong>SIGNO</strong>-Partner nicht kostendeckend.<br />

Empfehlung: Unter dem Aspekt einer adressatenorientierten und<br />

individualisierten Erstberatung fehlen vergleichbare Dienstleistungsangebote,<br />

so dass die Erfinderfachauskunft eine Beratungsnische<br />

schließt. Diese Funktion sollte auch zukünftig im Beratungsangebot<br />

des Bundes enthalten sein.<br />

Aus Sicht der Leistungsanbieter, aber auch eines Teils der Leistungsnutzer<br />

werden Optionen für eine intensivere individuelle Beratung<br />

gewünscht. Dies betrifft vor allem Entwicklungen privater<br />

Erfinder, die ein hohes Anwendungspotenzial aufweisen. Einzeler-<br />

156


findern steht hier bislang keine weitere Förderoption zur Verfügung.<br />

Um diese Lücke zu schließen, bietet sich die Option eines<br />

Gutscheinsystems an. Dies kann entweder an die in den Ländern<br />

bereits vorhandenen Modelle anknüpfen. Voraussetzung hierfür<br />

ist, dass die <strong>SIGNO</strong>-Partner dort als potenzielle Leistungserbringer<br />

anerkannt werden. Alternativ könnte ein <strong>SIGNO</strong>-Gutschein für<br />

aussichtsreiche Erfindungsmeldungen, die ein intensives Coaching<br />

erfordern, ausgegeben werden. Dieser Gutschein sollte zwei bis<br />

drei Tagewerke an Beratungen beinhalten. Die Auswahl der Beratungsfälle<br />

sollte nach einem 4-Augen-Prinzip zwischen den<br />

Partnern organisiert werden, wie es im Rahmen des Innovation-<br />

Market bereits angewendet wird.<br />

Grundsätzlich sollte das BMWi die gewährten Tagespauschalen<br />

für die Beratung überprüfen. Leistungen der Erfinderfachauskunft<br />

werden von den <strong>SIGNO</strong>-Partnern in höchst unterschiedlicher Intensität<br />

erbracht. <strong>SIGNO</strong>-Partner mit einem geringen Leistungsvolumen<br />

nennen die aus ihrer Sicht zu niedrige Vergütung als<br />

Hauptargument dafür. Ein flächendeckendes Angebot besteht daher<br />

nicht, sollte jedoch das Ziel der Förderung sein.<br />

Netzwerk der Clubs durch Ansprache spezifischer Zielgruppen erweitern<br />

Befund: Die Erfinderclubs haben sich als Arbeits- und Diskussionsplattform<br />

für den Erfahrungsaustausch von Erfindern und an<br />

Erfindungen interessierten Personen etabliert. Mit dem Prinzip<br />

„Hilfe zur Selbsthilfe“ konnte durch einen vergleichsweise kleinen<br />

Förderstimulus ein vitales Netzwerk von Jugend- und Erwachsenenclubs<br />

aufgebaut werden. Diese bieten die Möglichkeit zur Bündelung<br />

von innovationsrelevantem Know-how, was nicht zuletzt zu<br />

zählbaren Patentierungs- und Verwertungserfolgen führt. Darüber<br />

hinaus bieten die Clubs im Idealfall auch Raum für den Austausch<br />

der innovationsrelevanten Akteure einer Region. Defizite, die einen<br />

Prüfungsauftrag an den Zuwendungsgeber adressieren, betreffen<br />

vor allem die Schwierigkeiten bei der Initiierung und Finanzierung<br />

von Vermarktungsaktivitäten sowie bei der Integration jüngerer<br />

Fachkräfte in das Netzwerk der Erfinderclubs.<br />

Empfehlung: Vor dem Hintergrund der insgesamt positiven Wirkungsbilanz<br />

sollte die Förderung der Erfinderclubs fortgeführt werden.<br />

Dabei sollte das bestehende Netzwerk sukzessive erweitert<br />

werden und den Zugang von jungen Fachkräften wie Studierende,<br />

Hochschulabsolventen und Jungunternehmer forcieren. Dies kann<br />

einerseits durch ein zielgruppenspezifisches Marketing bei diesen<br />

Gruppen erfolgen, um sie in die bereits bestehenden Clubs zu integrieren.<br />

Andererseits sollten in zukünftigen Förderrunden spezielle<br />

Angebote für diese Zielgruppen geprüft werden, die ein eigenes<br />

Format der Zusammenarbeit junger Unternehmer, Fachkräfte<br />

und Erfinder darstellen könnte. Dabei sollte das bewährte<br />

Erfinderclubprinzip jedoch stets die Grundlage bilden.<br />

157


Darüber hinaus sollte generell die Anschlussfähigkeit der Clubs an<br />

bestehende Förderoptionen von Bund und Ländern geprüft werden.<br />

Die Erfahrungen aus den Interviews zur Erfinderfachauskunft<br />

zeigen, dass bei besonders aussichtsreichen Erfindungen von Privatpersonen<br />

zahlreiche Fördermöglichkeiten in Frage kommen,<br />

sobald eine Existenzgründung erwogen wird. Dass Gründungen<br />

für die Erfinderclubs durchaus eine Verwertungsperspektive darstellen,<br />

zeigen die Ergebnisse der Evaluierung. Hier sollte geprüft<br />

werden, ob entsprechendes Know-how zur Förderung von Gründungsaktivitäten<br />

verstärkt über die Informationskanäle des<br />

Projektmanagements in die Clubs gelangen kann. Gleichzeitig<br />

sollten die Erfinder zielgerichtet über weitere Unterstützungsmöglichkeiten,<br />

z.B. im Rahmen der BMWi-Förderung „Innovationsmanagement“,<br />

informiert werden.<br />

7.3 Projektmanagement <strong>SIGNO</strong>-Unternehmen & -Erfinder<br />

In der Umsetzung der Maßnahmen ist neben dem Projektträger<br />

ein externes Projektmanagement beteiligt. Dieses übt sowohl bei<br />

<strong>SIGNO</strong>-Unternehmen als auch bei <strong>SIGNO</strong>-Erfinder unterschiedliche<br />

Funktionen aus, die von der operativen Umsetzung über die<br />

Qualitätssicherung und das Netzwerkmanagement bis zur Dokumentation<br />

und Erfolgskontrolle reichen.<br />

Netzwerkmanagement sollte auch zukünftig professionell umgesetzt werden<br />

Befund: Die bundesweite Netzwerkarbeit und Koordination der<br />

<strong>SIGNO</strong>-Partner sowie der Erfinderclubs wird durch ein externes<br />

Projektmanagement unterstützt. Die Einzelevaluierungen der<br />

Programmteile von <strong>SIGNO</strong>-Unternehmen und -Erfinder haben<br />

diese Arbeit des Netzwerkmanagements jeweils als wesentliche<br />

Grundlagen für die zielgerichtete und erfolgreiche Umsetzung der<br />

Programme identifiziert. Dabei verweisen mit den Unternehmen,<br />

den <strong>SIGNO</strong>-Partnern sowie den Organisatoren der Erfinderclubs<br />

unterschiedliche Zielgruppen auf eine lösungsorientierte und gut<br />

etablierte Zusammenarbeit mit dem Projektmanagement.<br />

Empfehlung: Die Installierung eines professionellen Netzwerkmanagements<br />

für die betreffenden Programmteile hat sich bewährt<br />

und sollte auch in Zukunft fortgeführt werden. Angesichts der<br />

schwachen Förderimpulse, die z.B. bei den Organisatoren der<br />

Erfinderklubs ein hohes Maß an Eigenleistungen voraussetzen, ist<br />

eine kontinuierliche und professionelle Betreuung dieser Aktivitäten<br />

erforderlich, wenn diese auch weiterhin kontinuierlich angeboten<br />

werden sollen. Insbesondere hinsichtlich der Qualitätssicherung<br />

und in der Öffentlichkeitsarbeit zeigen sich die Stärken der<br />

zentralen Steuerungsfunktion durch einen externen Koordinator.<br />

<strong>SIGNO</strong>-Partner und Erfinderclubs sollten weiterhin Impulse zur<br />

inhaltlich-fachlichen und methodischen Weiterentwicklung sowie<br />

zu gemeinsam zu nutzenden Präsentationsplattformen auf Messen<br />

158


erhalten. Analysen der Kundenzufriedenheit und der<br />

Beratungsqualität bilden die Basis für ein qualifiziertes Informations-<br />

und Leistungsangebot des zukünftigen Netzwerkmanagements.<br />

Klärung der Reichweite des Handlungsmandats des Projektmanagements<br />

7.4 <strong>SIGNO</strong>-Hochschulen<br />

Befund: In der Prozesskette zwischen Zuwendungsgeber (BMWi)<br />

und Zuwendungsempfänger (KMU und Existenzgründer) sind mit<br />

Projektträger und Projektmanagement zwei Instanzen geschaltet.<br />

Im Projektmanagement verbinden sich derzeit Netzwerk- und<br />

Qualitätssicherungsaufgaben mit klassischen Projektträgertätigkeiten<br />

wie der Prüfung von Förderanträgen der Unternehmen und<br />

Förderempfehlungen der <strong>SIGNO</strong>-Partner sowie der Auszahlung<br />

von Zuschüssen an die Zuwendungsempfänger. Hinsichtlich<br />

Bearbeitungsdauer sowie Qualität und Effizienz der einzelnen<br />

Bearbeitungsschritte konnte die Evaluation keine hieraus resultierenden<br />

Ineffizienzen feststellen. Die zusätzliche Schnittstelle<br />

zwischen Projektträger und Projektmanagement führt in der<br />

Prozessbearbeitung aus Sicht der Zuwendungsempfänger zu<br />

keinerlei Verzögerungen.<br />

Empfehlung: Die Delegation von Teilaufgaben der Prüfung von<br />

Förderanträgen etc. von einem Projektträger an ein externes<br />

Projektmanagement, das zugleich die relevanten Akteursnetzwerke<br />

betreut, kann einerseits als Maßnahme zur Steigerung der<br />

Effizienz des Prozesses, andererseits als Komplikation im Ablauf<br />

des Prüfungs- und Bewilligungsprozesses angesehen werden. In<br />

der aktuellen Konstruktion erweist sie sich als vorteilhaft, da eine<br />

fachlich-inhaltliche Nähe zum thematischen Förderschwerpunkt<br />

gewährleistet ist und die Kommunikation zu <strong>SIGNO</strong>-Partnern,<br />

Erfinderfachauskunft und Organisatoren der Erfinderclubs aus<br />

einer Hand erfolgt. Voraussetzung hierfür ist, dass alle Informationen<br />

hinsichtlich der Förderung, ggf. veränderten Förderkonditionen<br />

oder Programmzielen dem Projektmanagement zeitnah<br />

vorliegen.<br />

Als nachteilig anzusehen sind erhöhte Prozesskosten, da neben<br />

den auf die Zuwendungsempfänger gerichteten Prüfungen durch<br />

das Projektmanagement auch das Budget des Projektmanagements<br />

selbst durch einen Projektträger administriert wird. Eine<br />

abschließende Beurteilung der effizientesten Arbeitsteilung<br />

zwischen Projektmanagement und Projektträger sollte im Rahmen<br />

einer expliziten Prozess- und Organisationsuntersuchung der<br />

Programmumsetzung vorgenommen werden.<br />

Das Netzwerk der Patent- und Verwertungsagenturen als Mittler<br />

zwischen dem Forschungspersonal der Hochschulen, ausgewähl-<br />

159


ten Wissenschaftseinrichtungen und verwertungsinteressierten<br />

Unternehmen hat sich nach sieben Jahren etabliert. Das Handlungsmandat<br />

der PVAs reicht je nach Festlegung durch die Gesellschafter<br />

unterschiedlich weit, so dass - mehr oder weniger -<br />

Erfindungen durch Akteure des Technologietransfers, die Erfinder<br />

selbst oder die Hochschulen patentiert und vermarktet werden.<br />

D.h. die PVAs können in ihren Verwertungsaktivitäten nicht auf alle<br />

Erfindungen / Patente der beauftragenden Institutionen zugreifen.<br />

Die Gesamteinnahmen aller PVAs im Zeitraum 2002 bis 2008 belaufen<br />

sich auf rund 22 Mio. €, so dass eine Refinanzierung bisher<br />

nicht gewährleistet ist. An der Finanzierung beteiligen sich neben<br />

Bund und Ländern in einzelnen Fällen die Gesellschafter selbst, zu<br />

denen neben den Forschungseinrichtungen auch Industrieverbände<br />

gehören.<br />

Fortführung der Förderung benötigt eine mittelfristige Handlungsperspektive auf<br />

bisherigem Finanzierungsniveau<br />

Befund: Mit dem Aufbau eines Netzwerks von Patent- und Verwertungsagenturen<br />

beschreiten Bund und Länder gemeinsam mit<br />

den Hochschulen und weiteren Forschungseinrichtungen einen<br />

Weg zur Professionalisierung der Verwertung. Die bisher erzielten<br />

Ergebnisse führen zu zusätzlichen Einnahmen bei den beteiligten<br />

Hochschulen und Forschungseinrichtungen, die in den meisten<br />

Fällen wiederum den Forschungseinheiten zugute kommen, die<br />

mit ihrer Erfindung den Impuls zur Verwertung gegeben haben.<br />

Empfehlung: Die Notwendigkeit dieses Professionalisierungsprozesses<br />

wird von allen beteiligten Akteuren sowie der Innovationsforschung<br />

anerkannt. Die als Projektförderung angelegte Maßnahme<br />

führt zu Handlungsunsicherheit hinsichtlich Finanzierungsdauer<br />

und Zuschusshöhe. Die bisherige Förderung und der Finanzierungsmix<br />

mit Beteiligung von Bund, Ländern und ggf. weiteren<br />

Financiers sollten beibehalten werden. Eine isolierte Absenkung<br />

der Förderquoten ist angesichts einer vergleichsweise schwachen<br />

Einnahmesituation derzeit nicht angeraten. Perspektivisch wächst<br />

der Druck, dass die in den Hochschulverbünden beteiligten<br />

Einrichtungen ihre finanzielle Beteiligung erhöhen. Bund und<br />

Länder werden ihre Mittel, die im Rahmen der Projektförderung<br />

gewährt werden, kontinuierlich auf den Prüfstand stellen und<br />

voraussichtlich ihre Unterstützung degressiv gestalten. 48<br />

Mitarbeiterbindung erfordert Planungssicherheit und neue Entlohnungsformen<br />

Befund: Ein Großteil der Agenturen benennt das Problem der Mitarbeiterbindung,<br />

das einerseits durch die hohe Attraktivität des<br />

48 Eine entsprechende Entwicklung ist beispielsweise in Baden-Württemberg zu erkennen.<br />

160


Kompetenzprofils der Innovationsmanager in den Agenturen, das<br />

vor allem in den kontaktierten Unternehmen nachgefragt wird, andererseits<br />

durch die fehlende Mittel- und Langfristperspektive verursacht<br />

wird.<br />

Empfehlung: Auch aus diesem Grund ist eine verlässliche und<br />

auf einen mittelfristigen Zeithorizont ausgerichtete Förderzusage<br />

erforderlich. Daneben sind einerseits die Verantwortlichen in den<br />

PVAs, aber auch die Gesellschafter für die Problematik zu sensibilisieren.<br />

Nur wenn die Handlungsnotwendigkeit anerkannt wird,<br />

lassen sich für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zukunftsweisende<br />

Perspektiven durch eine übergeordnete Personalentwicklungsstrategie<br />

und Modelle der Erfolgsbeteiligung implementieren.<br />

Intensivierung der Vernetzung mit verwertungsrelevanten Innovationsakteuren<br />

Befund: Hier sind die Potenziale in der Ansprache von Großunternehmen<br />

und weiteren Schnittstellenakteuren, wie z.B. den Projektträgern<br />

der Fachprogramme des Bundes, offenkundig nicht<br />

ausgereizt. Die Verwertung von Erfindungen der Hochschulen und<br />

Forschungseinrichtungen sieht sich zwei Herausforderungen gegenüber:<br />

Die Identifikationen der Adressaten und die Finanzierung<br />

der weiteren technischen Entwicklungsschritte, die einer industriellen<br />

Anwendung vorgelagert sind. Gleichzeitig werden aus Sicht<br />

einiger kofinanzierender Landesregierungen Erwartungen hinsichtlich<br />

der Einbindung regionaler Unternehmen formuliert, so<br />

dass eine national oder international ausgerichtete Verwertungsstrategie<br />

als nachrangiges Ziel angesehen wird.<br />

Empfehlung: Die PVAs müssen sich stärker gegenüber multinationalen<br />

Unternehmen positionieren und zugleich enger mit der<br />

Technologietransferlandschaft verzahnen. Zu prüfen bleibt dabei,<br />

wie und durch wen eine systematische Ansprache erfolgen soll:<br />

durch die einzelnen PVAs oder aber einen „Stellvertreter“, der das<br />

Wissen wiederum breit streuen sollte. Ein unkoordiniertes und<br />

isoliertes Vorgehen der einzelnen PVAs ist nicht wünschenswert,<br />

wenn sich Deutschland insgesamt als Produzent von verwertungsrelevanten<br />

Erfindungen positiv vermarkten will. Zu prüfen<br />

bleibt, ob die Technologie-Allianz das Mandat einer Mehrheit der<br />

PVAs für die internationale Marktbearbeitung erhalten kann, und<br />

wie der daraus resultierende steigende Bedarf an personellen und<br />

finanziellen Ressourcen zu decken ist.<br />

Zur Ansprache von weiteren verwertungsinteressierten Unternehmen<br />

erscheint aus Sicht der Evaluatoren die Zusammenarbeit mit<br />

Projektträgern der Fachprogramme des Bundes vielversprechend.<br />

Sie verfügen über eine detaillierte Kenntnis der (geförderten)<br />

Unternehmenslandschaft und sind z.T. gut über die<br />

Innovationspotenziale der geförderten Unternehmen informiert.<br />

161


Größere Flexibilität durch Erschließung weiterer Finanzierungsquellen<br />

Befund: Nicht nur im Hinblick auf Personalrekrutierung und<br />

-bindung ist es erforderlich, dass die PVAs sich zusätzliche Handlungsspielräume<br />

eröffnen. Das Beispiel von BayPat zeigt, dass<br />

auch aus Sicht einzelner Industrieverbände ein hohes Interesse an<br />

einer Verstetigung des Wissens- und Technologietransfers durch<br />

eine Verwertung von patentiertem Wissen entsteht.<br />

Empfehlung: Good Practice Modelle der Finanzierung sollten<br />

stärker im Netzwerk bekannt gemacht werden, so dass die PVAs<br />

in Abstimmung mit den Gesellschaftern aktiv Finanzierungspartner<br />

ansprechen und ggf. in die Finanzierung ihrer Tätigkeit einbinden<br />

können.<br />

Klärung des Handlungsmandats und der Reichweite des Vertretungsanspruchs<br />

Befund: Die im Rahmen anderer Transferaktivitäten durchgeführten<br />

Verwertungsprozesse entziehen den PVAs einen Teil ihrer Arbeitsgrundlage:<br />

lukrative Erfindungen, die von den Forschungsakteuren<br />

/ den Wissenschaftseinrichtungen direkt vermarktet werden.<br />

Eine indikatorengestützte Leistungsbewertung muss selbstverständlich<br />

berücksichtigen, wie weit die PVAs überhaupt das vorhandene<br />

Erfindungspotenzial vertreten können und wie weit ihr<br />

Handlungsmandat aus Sicht der beauftragenden Hochschulverbünde<br />

reichen soll.<br />

Empfehlung: Hier sind unmittelbar die Gesellschafter der PVAs<br />

angesprochen. In jedem Fall muss der Erwartungshorizont im Einklang<br />

mit der Verwertungskompetenz der PVAs abgestimmt werden.<br />

Nur dann wenn ein umfassendes Handlungsmandat beansprucht<br />

werden kann, ist auch ein indikatorengestütztes Monitoring<br />

sinnvoll und angebracht.<br />

Erfolgreiche Verwertung erfordert Marktbearbeitung mit internationaler Perspektive<br />

Befund: Auch wenn insbesondere die Länder den regionalen Aspekt<br />

der Verwertung betonen, müssen ausreichende Handlungsspielräume<br />

gewährleistet sein, um Verwertung und Vermarktung in<br />

einer internationalen Perspektive durchzuführen. Technologiefelder,<br />

wie z.B. die Biotechnologie, sind per se in ihrer Orientierung<br />

am Forschungsstand, in ihrer Wertschöpfung und im Aufbau von<br />

Kooperationsbeziehungen international orientiert. Eine regional<br />

beschränkte Verwertungsperspektive greift hier zu kurz.<br />

Empfehlung: Netzwerkbeziehungen leben von persönlichen<br />

Kontakten und Vertrauen, das mit potenziellen Verwertungspartnern<br />

entwickelt werden muss. Unter den gegebenen Rahmenbedingungen<br />

stehen hierfür keine ausreichenden Ressourcen zur<br />

Verfügung. Im Rahmen der Strategieförderung sollten insbesondere<br />

Aktivitäten unterstützt werden, die den PVAs ermöglichen,<br />

162


sich an internationalen Netzwerken zu beteiligen und Kontakte<br />

langfristig zu pflegen.<br />

Schaffung agenturübergreifender Anreize zur Überwindung des Konkurrenzprinzips<br />

Befund: Kooperationen zwischen den PVAs im konkreten Verwertungsprozess<br />

stellen bisher eine Ausnahme dar, gerade weil<br />

die Einzelorganisationen an ihren Verwertungserfolgen gemessen<br />

werden. Hieraus resultiert aus einer Gesamtperspektive ein nicht<br />

sinnvolles Blockadedenken, das Potenziale der fachlichen Spezialisierung<br />

einzelner Agenturen / einzelner Innovationsmanager verschenkt.<br />

Hier ist eine Öffnung wünschenswert, um insgesamt die<br />

Verwertungserfolge zu erhöhen.<br />

Empfehlung: Kooperation erfordert eine Vertrauensbasis und<br />

konkrete Regelungen zur Verteilung von gemeinschaftlich erzielten<br />

Verwertungserfolgen. Hierzu gibt es gerade bei Agenturen innerhalb<br />

eines Bundeslandes Vereinbarungen, die auf langfristigen<br />

Kontakten beruhen. Die länderübergreifende Zusammenarbeit<br />

braucht eine vertragliche Grundlage und die Definition eines „Regelwerks“<br />

für entsprechende kooperativ angebahnte Verwertungserfolge.<br />

Langfristig bieten gemeinsame Projektabschlüsse, die<br />

neue Verwertungspartner einbeziehen, die beste Grundlage für<br />

eine vertrauensbasierte Zusammenarbeit.<br />

Überprüfung des Refinanzierungsanspruchs<br />

Befund: Die bisher erzielten Verwertungserfolge sind - unter<br />

ökonomischer Perspektive - bisher als gering anzusehen.<br />

Dennoch ist eine Stärkung der Verwertungsperspektive der<br />

Hochschulen und Forschungseinrichtungen notwendig, um Impulse<br />

zu setzen und Unternehmen in Deutschland - und ggf. auch<br />

weltweit - neue Innovationsquellen zu erschließen. Der internationale<br />

Vergleich zeigte darüber hinaus, dass nur wenige Transfer- /<br />

Verwertungsagenturen langfristig hohe Umsatzerlöse erzielen,<br />

dies zumeist wenn starke biomedizinische Forschungseinrichtungen<br />

vertreten werden, deren Ergebnisse langfristig von der pharmazeutischen<br />

Industrie genutzt werden.<br />

Empfehlung: Umsatzerlöse aus der Verwertung von Forschungsergebnissen<br />

sollten keinen Selbstzweck darstellen. Gerade die<br />

Forschung lebt vom offenen Wissenstransfer, bei dem auch die<br />

Umsetzungsgeschwindigkeit des Wissens in dynamischen Innovationsfeldern<br />

insgesamt positiv auf die wissenschaftliche und im<br />

nächsten Schritt auf die wirtschaftliche Entwicklung abstrahlen.<br />

BMWi, die Länder und die Gesellschafter sollten deutlich machen,<br />

dass die schutzrechtliche Absicherung eine mögliche und sinnvolle<br />

Handlungsstrategie darstellt, jedoch nicht alternativlos ist.<br />

163


8 Literaturverzeichnis<br />

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Patentaktion“ – Neufassung – vom 7. Juli 2005, Berlin<br />

Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (2007):<br />

Förderrichtlinie zur Fortführung der Verwertungsoffensive -<br />

Verwertungsförderung - vom 2. November 2007, Berlin<br />

Deutsche Forschungsgemeinschaft (2009): Förder-Ranking 2009.<br />

Institutionen – Regionen – Netzwerke. Fachliche Profile von<br />

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Licht öffentlich geförderter Forschung, Bonn<br />

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Hoeren, Thomas (2005): Zur Patentkultur an Hochschulen - auf<br />

neuen Wegen zum Ziel, in: Wissenschaftsrecht, Bd. 38/ 2005<br />

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Netzwerk – Struktur, Anforderungen, Qualitätsstandards und<br />

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Institut der deutschen Wirtschaft Köln (2008): INSTI-KMU-<br />

Patentaktion, Abschlussbericht, Berichtszeitraum 01.01.2001 –<br />

31.10.2007, Köln<br />

Institut der deutschen Wirtschaft Köln (2008): Erfinderfachauskunft<br />

Auswertung Januar 2008, Köln<br />

Institut der deutschen Wirtschaft Köln (2008): Zwischenbericht –<br />

<strong>SIGNO</strong>-Verwertungsaktion (FKZ 03c0016). Berichtszeitraum<br />

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Institut der deutschen Wirtschaft Köln (2007): Schlussbericht<br />

INSTI-Erfinderclubs 2004-2007, Köln<br />

164


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Kienbaum Management (2003): Entwicklung, Erhebung und<br />

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sowie Datenerhebung auf der Basis der Kriterien und Datenauswertung<br />

bezüglich der Kompetenz und Leistungsfähigkeit der<br />

Patent-und Verwertungsagenturen, im Auftrag des<br />

Bundesministeriums für Bildung und Forschung, Berlin<br />

Kienbaum-Management (2006): Weiterentwicklung von Kriterien<br />

sowie Datenerhebung auf der Basis der Kriterien und Datenauswertung<br />

bezüglich der Kompetenz und Leistungsfähigkeit der<br />

Patent-und Verwertungsagenturen, im Auftrag des<br />

Bundesministeriums für Bildung und Forschung, Berlin<br />

Landesregierung Baden-Württemberg: Zweites Gesetz zur<br />

Änderung hochschulrechtlicher Vorschriften (Zweites Hochschulrechtsänderungsgesetz<br />

– 2.HRÄG). Vom 1. Januar 2005<br />

von Ledebur, Sidonia (2006): Patentverwertungsagenturen und<br />

der Wissenstransfer von Hochschulen – ein Literaturüberblick, in:<br />

Wirtschaft im Wandel 9/2006<br />

OECD (Hg.) (2004): Patents and Innovation: Trends and Policy<br />

Challenges, Paris<br />

Preistrup, Matthias, Rothgang, Michael (2009): Patentaktivitäten<br />

mittelständischer Unternehmen – Eine Analyse der Textil- und<br />

Nanotechnologie, in: KfW, Creditreform, IfM, RWI, ZEW (Hrsg.),<br />

Deutsche Wirtschaft in der Rezession – Talfahrt auch im<br />

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Konjunktur- und Strukturfragen kleiner und mittlerer Unternehmen,<br />

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Schibany, Andreas et al. (2008): Geistige Eigentumsrechte an<br />

Hochschulen: Evaluierung des Programms Uni:Invent (2004 -<br />

2006), Wien<br />

Schmoch, Ulrich (2007): Patentanmeldungen aus deutschen<br />

Hochschulen. Studien zum deutschen Innovationssystem Nr. 10-<br />

2007, Karlsruhe<br />

<strong>SIGNO</strong>-Projektmanagement - Wissenschaft und Dienstleistung<br />

(FKZ (03c0100), Berichtszeitraum 01.01.2008 bis 31.12.2008)<br />

165

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