Evaluationsbericht SIGNO 2010
Evaluationsbericht SIGNO 2010
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Abschlussbericht<br />
Evaluierung des <strong>SIGNO</strong>-<br />
Förderprogramms des BMWi<br />
in seiner ganzen Breite und<br />
Tiefe<br />
Auftraggeber<br />
Bundesministerium für<br />
Wirtschaft und Technologie<br />
Ansprechpartner Prognos AG<br />
Michael Astor<br />
Ulf Glöckner<br />
Daniel Riesenberg<br />
Ansprechpartner<br />
BOEHMERT & BOEHMERT<br />
Dr. Christian Czychowski<br />
Berlin, April <strong>2010</strong><br />
63-26936
Das Unternehmen im Überblick<br />
Geschäftsführer<br />
Christian Böllhoff<br />
Präsident des Verwaltungsrates<br />
Gunter Blickle<br />
Berlin HRB 87447 B<br />
Rechtsform<br />
Aktiengesellschaft nach schweizerischem Recht<br />
Gründungsjahr<br />
1959<br />
Tätigkeit<br />
Prognos berät europaweit Entscheidungsträger in Wirtschaft und Politik. Auf Basis neutraler Analysen<br />
und fundierter Prognosen werden praxisnahe Entscheidungsgrundlagen und Zukunftsstrategien für<br />
Unternehmen, öffentliche Auftraggeber und internationale Organisationen entwickelt.<br />
Arbeitssprachen<br />
Deutsch, Englisch, Französisch<br />
Hauptsitz<br />
Prognos AG<br />
Henric Petri-Str. 9<br />
CH - 4010 Basel<br />
Telefon +41 61 32 73-200<br />
Telefax +41 61 32 73-300<br />
info@prognos.com<br />
Weitere Standorte<br />
Prognos AG Prognos AG<br />
Goethestr. 85 Wilhelm-Herbst-Straße 5<br />
D - 10623 Berlin D - 28359 Bremen<br />
Telefon +49 30 520059-200 Telefon +49 421 2015-784<br />
Telefax +49 30 520059-201 Telefax +49 421 2015-789<br />
Prognos AG Prognos AG<br />
Schwanenmarkt 21 Avenue des Arts 39<br />
D - 40213 Düsseldorf B - 1040 Brüssel<br />
Telefon +49 211 887-3131 Telefon +32 2 51322-27<br />
Telefax +49 211 887-3141 Telefax +32 2 50277-03<br />
Prognos AG Prognos AG<br />
Sonnenstraße 14 Friedrichstraße 15<br />
D - 80331 München D - 70174 Stuttgart<br />
Telefon +49 89 515146-170 Telefon +49 711 490 39 745<br />
Telefax +49 89 515146-171 Telefax +49 711 490 39 640<br />
Internet<br />
www.prognos.com
Inhalt<br />
1 Zusammenfassung 1<br />
2 Einleitung 8<br />
3 Methodisches Konzept 14<br />
4 Zielsystem der Förderung 20<br />
4.1 <strong>SIGNO</strong> Unternehmen 20<br />
4.2 <strong>SIGNO</strong> Erfinder 27<br />
4.3 <strong>SIGNO</strong> Hochschulen 29<br />
5 Organisation der Programmumsetzung 32<br />
6 Umsetzungspraxis und Effekte der Förderung 41<br />
6.1 <strong>SIGNO</strong> Unternehmen: KMU Patentaktion 41<br />
6.2 <strong>SIGNO</strong>-Unternehmen: Verwertungsaktion 67<br />
6.3 <strong>SIGNO</strong>-Erfinder: Erfinderfachauskunft 75<br />
6.4 <strong>SIGNO</strong>-Erfinder: Erfinderclubs 89<br />
6.5 Projektmanagement <strong>SIGNO</strong>-Unternehmen & -Erfinder 108<br />
6.6 <strong>SIGNO</strong>-Hochschulen: Verwertungsförderung 113<br />
7 Fazit und Empfehlungen 152<br />
7.1 <strong>SIGNO</strong>-Unternehmen 152<br />
7.2 <strong>SIGNO</strong>-Erfinder 156<br />
7.3 Projektmanagement <strong>SIGNO</strong>-Unternehmen & -Erfinder 158<br />
7.4 <strong>SIGNO</strong>-Hochschulen 159<br />
8 Literaturverzeichnis 164<br />
I
Abbildungsverzeichnis<br />
Abbildung 1: Sekundärstatistik und Primärerhebungen 15<br />
Abbildung 2: Interviewprogramm 17<br />
Abbildung 3: Projektphasen von <strong>SIGNO</strong> / INSTI 34<br />
Abbildung 4: Programmbestandteile der <strong>SIGNO</strong>-Förderung 36<br />
Abbildung 5: Netzwerke der <strong>SIGNO</strong>-Akteure 38<br />
Abbildung 6: Organisation der Programmumsetzung 39<br />
Abbildung 7: Anzahl der Bewilligungen pro Jahr sowie durchschnittliche Anzahl der<br />
monatlichen Bewilligungen 44<br />
Abbildung 8: Teilnehmer der KMU-Patentaktion nach Unternehmenstyp 47<br />
Abbildung 9: Teilnehmer der KMU-Patentaktion nach Mitarbeiterzahl 48<br />
Abbildung 10: Typen von Teilnehmern an der KMU-Patentaktion 50<br />
Abbildung 11: Zufriedenheit mit der Programmorganisation und dem administrativen<br />
Aufwand. 52<br />
Abbildung 12: Zufriedenheit mit der Inanspruchnahme der geförderten Leistungen 53<br />
Abbildung 13: Verteilung der Leistungserbringung bei der KMU-Patentaktion 54<br />
Abbildung 14: Bedeutung der Teilnahme am <strong>SIGNO</strong>-Programm aus Sicht der <strong>SIGNO</strong>-<br />
Partner 55<br />
Abbildung 15: Erteilung von Schutzrechten infolge der Teilnahme an der KMU-<br />
Patentaktion 57<br />
Abbildung 16: Betriebliche Wirkungen der Programmteilnahme 58<br />
Abbildung 17: Lerneffekte und Verhaltensänderungen 59<br />
Abbildung 18: Zukünftige Schutzrechtsaktivitäten 61<br />
Abbildung 19: Optimierung des Innovationsmanagements 62<br />
Abbildung 20: Zufriedenheit mit der Unterstützung durch den <strong>SIGNO</strong>-Partner 64<br />
Abbildung 21: Hemmende Faktoren der Innovationstätigkeit 65<br />
Abbildung 22: Anzahl eingestellter Summaries seit 2002 68<br />
Abbildung 23: Teilnehmerstruktur des InnovationMarket 70<br />
II
Abbildung 24: Teilnehmer des InnovationMarket nach Größenklassen seit 2002 71<br />
Abbildung 25: Nachfrage der Erfinderfachauskunft im Zeitverlauf 78<br />
Abbildung 26: Nutzergruppen der Erfinderfachauskunft 79<br />
Abbildung 27: Erfahrungshintergrund der Nutzer der Erfinderfachauskunft 81<br />
Abbildung 28: Entwicklungsniveau der Erfindungen von Nutzern der<br />
Erfinderfachauskunft 82<br />
Abbildung 29: Verwertungsaktivitäten von Nutzern der Erfinder-fachauskunft 83<br />
Abbildung 30: Entwicklung der Anzahl der Erfinderclubs seit 1995 93<br />
Abbildung 31: Entwicklung der Anzahl der Clubmitglieder seit 2004 94<br />
Abbildung 32: Entwicklung der Schutzrechtsanmeldungen aus den<br />
Erfinderclubs seit 2004 100<br />
Abbildung 33: Entwicklung der externen Anfragen an die Erfinderclubs seit 2004 102<br />
Abbildung 34: Entwicklung der Presseanfragen an die Erfinderclubs seit 2004 103<br />
Abbildung 35: Zufriedenheit der <strong>SIGNO</strong>-Partner mit den Angeboten zur<br />
Qualitätssicherung und Unterstützung 110<br />
Abbildung 36: Zahl der beteiligten Institutionen in Hochschulverbünden 117<br />
Abbildung 37: Patentrelevante Wissenschaftler / -innen pro Mitarbeiter / -in der PVAs 118<br />
Abbildung 38: Leistungen der PVAs 2002-2008 (gesamt) 120<br />
Abbildung 39: Erfindungsmeldungen pro PVA 2002-2008 121<br />
Abbildung 40: Erfindungsmeldungen pro Mitarbeiter / -in der PVAs p.a. 122<br />
Abbildung 41: Erfindungsmeldungen pro patentrelevantem Wissenschaftler 123<br />
Abbildung 42: Prio-Patentanmeldungen der PVAs 2002-2008 124<br />
Abbildung 44: Prio-Patentanmeldungen pro Mitarbeiter / -in der PVA p.a. 126<br />
Abbildung 45: Zahl der Verwertungsabschlüsse pro PVA 2002-2008 127<br />
Abbildung 46: Verwertungsabschlüsse pro Erfindungsmeldung 128<br />
Abbildung 47: Verwertungsabschlüsse pro Mitarbeiter / -in der PVAs 2002-2008 129<br />
Abbildung 48: Entwicklung der Verwertungseinnahmen 130<br />
III
Abbildung 49: Verwertungseinnahmen der PVA 2002-2008 131<br />
Abbildung 50: Durchschnittliche Verwertungseinnahmen pro Abschluss 132<br />
Abbildung 51: Verwertungseinnahmen pro Mitarbeiter / -in der PVA 2002-2008 133<br />
Abbildung 52: Leistungsgeschehen der PVAs (Index: 2002 = 100%) 143<br />
Abbildung 53: Verwertungsabschlüsse pro Mitarbeiter / -in der PVAs 144<br />
Tabellenverzeichnis<br />
Tabelle 1: Schutzrechtsstrategien von Großunternehmen und KMU im Vergleich<br />
(Angaben in %) 9<br />
Tabelle 2: Obergrenzen der Förderung 24<br />
Tabelle 3: Teilnehmer der KMU-Patentaktion nach Branchen 49<br />
Tabelle 4: PVAs im Überblick 116<br />
IV
1 Zusammenfassung<br />
<strong>SIGNO</strong>-Unternehmen<br />
Erfindungen stehen am Anfang zahlreicher Innovationsprozesse.<br />
Die wirtschaftliche Verwertung dieser neu gewonnenen Erkenntnisse<br />
benötigt weitere Schritte von der Prüfung und Validierung<br />
über die technische Weiterentwicklung bis zur Vorbereitung der<br />
Produktion oder der Einführung des neuen Verfahrens. Dieser<br />
Prozess unterliegt einer hohen Dynamik, die sich einerseits durch<br />
eine stetige Beschleunigung und Verkürzung der Produktlebenszyklen<br />
auszeichnet. Andererseits gewinnen Arbeitsteilung, kooperative<br />
Forschung und die Internationalisierung einen kontinuierlichen<br />
Bedeutungsgewinn im Innovationsprozess. Die Sicherung<br />
des geistigen Eigentums steht somit vor der Herausforderung, die<br />
Entwicklungsdynamik nicht abzubremsen und zugleich einen<br />
Schutz der Erfindung zu ermöglichen. Große und mittelständische<br />
Unternehmen haben hierzu Schutzrechtsstrategien entwickelt und<br />
sich in der Sicherung des geistigen Eigentums weitgehend professionalisiert.<br />
Sie messen der schutzrechtliche Absicherung von innovativen<br />
Erfindungen eine deutlich höhere Bedeutung bei als<br />
kleine und mittlere Unternehmen (KMU).<br />
Mit der KMU-Patentaktion greift das Bundesministerium für Wirtschaft<br />
und Technologie (BMWi) auf ein bewährtes Instrument zurück,<br />
um gerade KMU, die sich in der Gründungsphase befinden<br />
oder als diskontinuierliche Innovateure charakterisiert werden können,<br />
Unterstützung bei der schutzrechtlichen Absicherung ihrer<br />
Erfindungen zu bieten. Darüber hinaus werden unter der Dachmarke<br />
<strong>SIGNO</strong> zwei weitere Zielgruppen angesprochen, die im nationalen<br />
Innovationssystem eine wichtige Funktion als Impulsgeber<br />
einnehmen: die Hochschulen und ausgewählte Forschungseinrichtungen<br />
sowie Einzelerfinderinnen und -erfinder. Mit den jeweils<br />
spezifischen Förderangeboten <strong>SIGNO</strong>-Hochschulen, <strong>SIGNO</strong>-Unternehmen<br />
und <strong>SIGNO</strong>-Erfinder werden diesen Zielgruppen unterschiedliche<br />
Vernetzungs- und Unterstützungsleistungen angeboten,<br />
mit denen die Adressaten ihre individuellen oder institutionenspezifischen<br />
Schutzrechtsstrategien optimieren können. Mit<br />
der Evaluierung des <strong>SIGNO</strong>-Programms werden diese Maßnahmen<br />
einer kritischen Prüfung unterzogen.<br />
Durch ein Netzwerk von <strong>SIGNO</strong>-Partnern werden im Rahmen der<br />
KMU-Patentaktion Unternehmen, die fünf Jahre lang kein eigenes<br />
Schutzrecht angemeldet haben, im Prozess der Prüfung der<br />
schutzrechtlichen Relevanz von Erfindungen und der Anmeldung<br />
eines Schutzrechts unterstützt. Durch das BMWi werden Beratertage<br />
kofinanziert, wobei das Leistungsangebot modular aufgebaut<br />
ist. Die <strong>SIGNO</strong>-Partner fungieren dabei als Lotsen, die das jeweilige<br />
Unternehmen im Prozess begleiten und zugleich die Schnittstellen<br />
zu weiteren Kompetenzträgern, wie z.B. Patentanwälten,<br />
1
enennen. Zugleich übernimmt das BMWi einen Teil der ggf. erforderlichen<br />
Patentierungskosten. Die maximale Zuwendungssumme<br />
beläuft sich auf 8.000 € pro Unternehmen. Daneben finanziert<br />
das BMWi den InnovationMarket, eine Internetplattform, mit<br />
der die Verwertung von Erfindungen von Unternehmen und Einzelpersonen<br />
unterstützt werden soll.<br />
33 <strong>SIGNO</strong>-Partner bearbeiten insgesamt rund 560 Beratungsfälle<br />
p.a., das Projektmanagement erfolgt durch das Institut der deutschen<br />
Wirtschaft Köln (IW Köln). Die Evaluierung kommt zu folgenden<br />
Ergebnissen:<br />
� Mit der KMU-Patentaktion werden vor allem kleine Unternehmen<br />
mit weniger als 20 Beschäftigten erreicht (mehr als<br />
90% im Förderzeitraum 2005 - 2009). Mit knapp 39% befindet<br />
sich ein hoher Anteil in der Gründungsphase.<br />
� Die beratenen Unternehmen konstatieren eine außerordentlich<br />
hohe Zufriedenheit mit der Beratungsleistung der<br />
<strong>SIGNO</strong>-Partner. Wenig zufrieden sind die Nutzer lediglich<br />
mit der Beratung zur „Vorbereitung der Verwertung“.<br />
� Die Projektbearbeitung belässt einen großen Teil der Verantwortung<br />
bei den Unternehmen selbst und bindet, sofern<br />
erforderlich, externe Expertise (z.B. Patentanwälte) ein.<br />
� Ein großer Teil der verfolgten Schutzrechtsanmeldungen<br />
wird erteilt (71%), zu berücksichtigen bleibt, dass zum Erhebungszeitpunkt<br />
nicht alle Verfahren abgeschlossen sind.<br />
� Die Unternehmen durchlaufen Lernkurven, die es ihnen zukünftig<br />
ermöglichen, Innovationen hinsichtlich ihrer Schutzrechtsrelevanz<br />
besser zu bewerten und ggf. notwendige<br />
Schritte der Schutzrechtsanmeldung selbst einzuleiten.<br />
� Die <strong>SIGNO</strong>-Partner selbst konstatieren eine hohe Professionalität<br />
des Programmmanagements, das sich vor allem<br />
durch eine ausgeprägte Serviceorientierung auszeichnet.<br />
� Der InnovationMarket hat die in ihn gesetzten Erwartungen<br />
nicht erfüllt und wird nur von wenigen Unternehmen, Erfinderinnen<br />
und Erfindern genutzt. Die Selbstverpflichtung der<br />
<strong>SIGNO</strong>-Partner zur Nutzung der Verwertungsplattform ist<br />
zumeist sehr schwach ausgeprägt.<br />
Die hohen Lernerfolge der beratenen Unternehmen legitimieren in<br />
jedem Fall eine Fortführung der KMU-Patentaktion, im Einzelnen<br />
empfehlen die Evaluatoren:<br />
2
<strong>SIGNO</strong>-Erfinder<br />
� Fortsetzung der Förderung mit modularem Ansatz: Mit einer<br />
Ausnahme entsprechen die definierten Teilpakete dem<br />
Bedarf der Unternehmen und erzielen hohe Lernerfolge.<br />
Hinsichtlich der „Vorbereitung der Verwertung“ stehen Erwartungen<br />
und Leistungen jedoch nicht im Einklang. Das<br />
BMWi sollte das Leistungsangebot dahingehend überprüfen,<br />
ob es das Beratungsmandat und damit auch das<br />
Leistungsvolumen der <strong>SIGNO</strong>-Partner in diesem Punkt erweitert<br />
oder die Leistung der <strong>SIGNO</strong>-Partner auf eine Vermittlungsfunktion<br />
zu weiteren Förderangeboten beschränkt.<br />
� Verlängerung des Förderzeitraums: Mit 18 Monaten Projektlaufzeit<br />
wird das Förderangebot den Anforderungen des<br />
langwierigen Prozesses der Schutzrechtserteilung nicht<br />
ausreichend gerecht. Der Zeitraum sollte auf 24 Monate<br />
verlängert werden.<br />
� Aufrechterhaltung der Zielgruppendefinition: Mit jungen<br />
Unternehmen und den diskontinuierlich innovierenden<br />
KMU wird eine Zielgruppe angesprochen, die üblicherweise<br />
nicht von der Technologie- und Innovationsförderung von<br />
Bund und Ländern erreicht wird.<br />
� Keine Fortführung des InnovationMarket in aktueller<br />
Form: Die geringe Zahl von neu eingestellten Angeboten<br />
und die niedrige Beteiligungsquote der <strong>SIGNO</strong>-Partner signalisieren<br />
die schwache Akzeptanz dieses Verwertungsweges.<br />
Offensichtlich hindert nicht nur die fehlende Modernität<br />
des Internetauftritts eine intensivere Nutzung. Folglich<br />
sollte der InnovationMarket in dieser Form nicht fortgeführt<br />
werden. Eine Weiterentwicklung dieses Ansatzes macht<br />
nur Sinn, wenn ein klares Umsetzungskonzept vorliegt, das<br />
neben einer stärkeren Öffentlichkeitsarbeit auch das Engagement<br />
aller beteiligten <strong>SIGNO</strong>-Akteure sicherstellt. Zu<br />
prüfen bleibt dabei eine „große Lösung“ im Sinne einer<br />
Plattform aller Erfindungen. Dieses übergreifende Angebot<br />
der technologischen Kompetenzen und der Erfindungen<br />
aller deutschen Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen<br />
sollte insbesondere auch dem internationalen<br />
Marketing dienen und zugleich Platz für weitere<br />
hinsichtlich ihrer Verwertungspotenziale geprüften Erfindungen<br />
von Unternehmen und Einzelpersonen bieten.<br />
Die Voraussetzungen für Erfindungen sind nicht zwangsläufig an<br />
wissenschaftliche Einrichtungen oder den Unternehmenskontext<br />
geknüpft. Auch Einzelpersonen können erfinderisch tätig sein. Mit<br />
der Erfinderfachauskunft und den Erfinderclubs zielt das BMWi<br />
darauf ab, Ansprechpartner für Fragen im Kontext der Schutzrechtsanmeldung<br />
und -erteilung zu benennen und zugleich die<br />
Vernetzung und den Erfahrungsaustausch von Einzelerfindern zu<br />
3
unterstützen. Die Fachauskunft wird wiederum von den <strong>SIGNO</strong>-<br />
Partnern erteilt. Die Evaluierung konzentriert sich auf eine Nachfrage-<br />
und Zufriedenheitsanalyse, jede ökonomische Bewertung<br />
der Förderwirkungen steht vor dem Problem, einen finanziell<br />
schwachen Förderimpuls in einer plausiblen Wirkungskette<br />
abzubilden.<br />
� Die erbrachten Beratungsleistungen werden von Personen,<br />
die wenige Erfahrungen mit der Anmeldung von Schutzrechten<br />
aufweisen, sehr positiv bewertet. Für erfahrene Erfinderinnen<br />
und Erfinder bringt das Beratungsangebot wenig<br />
neue Erkenntnisse.<br />
� Nur ein Teil der <strong>SIGNO</strong>-Partner bearbeitet auch im Rahmen<br />
der Fachauskunft eine nennenswerte Zahl von Beratungsfällen.<br />
Offenkundig ist die Attraktivität der aktuellen<br />
Förderkonditionen für die übrigen <strong>SIGNO</strong>-Partner zu gering.<br />
� Die Diskussionen und der Erfahrungsaustausch in den<br />
Erfinderclubs werden von den Mitgliedern positiv bewertet<br />
und sind die Grundlage einer beachtlichen Zahl von<br />
Schutzrechtsanmeldungen und Verwertungsaktivitäten. Ein<br />
Teil der Erwachsenenclubs zeichnet sich jedoch durch<br />
hohe Altersdurchschnitte aus. Die Aktivierung des wissenschaftlich<br />
qualifizierten Nachwuchses zählt somit zu den<br />
zukünftigen Herausforderungen der Erfinderclubs.<br />
Angesichts des schwachen Förderimpulses sind die Aktivitäten im<br />
Rahmen von <strong>SIGNO</strong>-Erfinder aus der übergeordneten Perspektive<br />
der Sensibilisierung für Schutzrechtsfragen und der Formulierung<br />
eines niedrigschwelligen Beratungsangebots für einzelne Personen<br />
zu betrachten. In diesem Kontext nehmen die <strong>SIGNO</strong>-Aktivitäten<br />
eine wichtige Rolle wahr.<br />
� Option zu einer intensiveren Beratung im Rahmen Fachauskunft:<br />
Als Erstinformation für Erfinderinnen und Erfinder<br />
stellt die Fachauskunft wesentliches Know-how zur Verfügung.<br />
Für eine Fortsetzung der Beratungstätigkeit ist aus<br />
Sicht der Evaluatoren ein Anschluss an vorhandene Gutschein-Modelle<br />
der Innovationsförderung sinnvoll. Damit<br />
könnten einzelne Personen weitere Leistungen der Innovationsberatung<br />
nachfragen und gleichzeitig die Bereitschaft<br />
der <strong>SIGNO</strong>-Partner zur Leistungserbringung erhöht werden.<br />
� Überprüfung der bewilligten Tagessätze: Nicht alle<br />
<strong>SIGNO</strong>-Partner erbringen die Leistungen der Fachauskunft<br />
in gleicher Intensität. Offenkundig stehen hinter einem offensiv<br />
vermarkteten Leistungsangebot eine strategische<br />
Entscheidungen in Kombination mit einem spezifischen<br />
Handlungsmandat als Institution der regionalen Wirt-<br />
4
<strong>SIGNO</strong>-Hochschulen<br />
schaftsförderung. Zu prüfen bleibt, wie weit eine Erhöhung<br />
der Tagesätze weitere <strong>SIGNO</strong>-Partner zu einer Intensivierung<br />
der Fachauskunft motivieren kann. Folglich sollte zu<br />
Beginn der neuen Förderperiode die Höhe des Tagessatzes<br />
hinsichtlich der Preisentwicklung am Markt für KMUbezogene<br />
Beratungsleistungen geprüft werden.<br />
� Clubs mit wissenschaftlichem Fokus: Neu zu gründende<br />
Erfinderclubs sollten vor allem darauf abzielen, den wissenschaftlichen<br />
Nachwuchs einzubinden und schon frühzeitig<br />
Studentinnen und Studenten für eine Erfindungstätigkeit<br />
zu interessieren und für Schutzrechtsfragen zu<br />
sensibilisieren. Ein zielgruppenspezifisches Marketing sowie<br />
die Einrichtung spezieller Formate für diese Nutzergruppen<br />
in zukünftigen Förderrunden sollten daher geprüft<br />
werden.<br />
Durch die Gründung und Finanzierung eines Netzes von mittlerweile<br />
23 Patent- und Verwertungsagenturen (PVAs) erhalten die<br />
Hochschulen und ausgewählte Forschungseinrichtungen eine<br />
spezifische Unterstützung, die nach der Änderung des Arbeitnehmererfindergesetzes<br />
allen Erfinderinnen und Erfindern der jeweiligen<br />
Wissenschaftseinrichtungen zur Verfügung steht. Die Aufgaben<br />
umfassen die Prüfung von Erfindungen und die Bewertung<br />
hinsichtlich der Marktpotentiale und der Patentfähigkeit sowie ggf.<br />
die Begleitung und Finanzierung des Prozesses der Schutzrechtserteilung.<br />
Die PVAs befinden sich damit in einem Spannungsfeld<br />
unterschiedlicher Interessen. Aus Perspektive der Wissenschaft<br />
haben Schutzrechtsstrategien zumeist eine untergeordnete Bedeutung,<br />
da Leistungsanreize und -bewertungen über andere Indikatoren,<br />
wie z.B. wissenschaftliche Publikationen erfolgen. Die<br />
Wissenschaftsinstitutionen sind grundsätzlich an einer Verwertung<br />
interessiert. Das bisher in Deutschland realisierte Volumen an<br />
Patent- und Lizenzeinnahmen ist gegenüber den klassischen<br />
Drittmittelquellen jedoch als geringfügig zu betrachten. Die an der<br />
Finanzierung beteiligten Bundesländer erwarten häufig eine regionalökonomische<br />
Entwicklungsfunktion, die ggf. einer auf die Erzielung<br />
möglichst hoher Verwertungseinnahmen gerichteten Strategie<br />
entgegensteht, insbesondere in strukturschwachen Regionen.<br />
Industrie- und Dienstleistungsunternehmen wiederum sind<br />
daran interessiert, die Ergebnisse der öffentlich finanzierten<br />
Forschung zu möglichst geringen Kosten zu erwerben.<br />
Eine Refinanzierung der PVAs ausschließlich auf Basis der Verwertungseinnahmen<br />
ist bisher nicht gegeben. Die Gesamteinnahmen<br />
aller PVAs im Zeitraum 2002 bis 2008 belaufen sich auf rund<br />
22 Mio. €. Neben dem Bund beteiligen sich die Bundesländer und<br />
in einzelnen Fällen weitere Gesellschafter an der Finanzierung.<br />
5
Nach siebenjähriger Förderung kommt die Evaluation zu einer positiven<br />
Gesamtbilanz:<br />
� Der Prozess der Prüfung von Erfindungen aus den Wissenschaftseinrichtungen<br />
und die Ansprache von potenziellen<br />
Verwertungsinteressenten haben sich professionalisiert.<br />
� Die PVAs konnten sich als wichtige Akteur im Institutionengefüge<br />
des Wissens- und Technologietransfers etablieren.<br />
Für die Weiterentwicklung der Verwertungsstrukturen von Hochschulerfindungen<br />
konnten folgende Handlungserfordernisse identifiziert<br />
werden:<br />
� Sicherung einer zukünftigen finanziellen Unterstützung<br />
mit einer mittelfristigen Perspektive: Der Verwertungsprozess<br />
benötigt personelle und institutionelle Kontinuität, um<br />
notwendige Netzwerkbeziehungen (regional, national,<br />
international) aufbauen und pflegen zu können.<br />
� Planungssicherheit als Voraussetzung der Mitarbeiterbindung:<br />
Die in den PVAs nachgefragten Kompetenzprofile<br />
stehen in unmittelbarem Wettbewerb mit Interessen der Industrie<br />
und weiteren Verwertungsakteuren. Um die Kombination<br />
von wissenschaftlichem Know-how und industriellem<br />
Erfahrungshintergrund für die PVAs zu sichern, benötigen<br />
die PVAs selbst eine Finanzierungssicherheit und müssen<br />
sich darüber hinaus stärker im Feld der Personalentwicklung<br />
engagieren.<br />
� Stärkung des Handlungsmandats: Nur wenige PVAs<br />
verfügen über einen exklusiven Verwertungsanspruch, der<br />
sich auf die gesamte Erfindungstätigkeit der in den<br />
Verbünden organisierten Institutionen bezieht. Gerade<br />
lukrative Verwertungsprozesse laufen z.T. an den PVAs<br />
vorbei. Die Bewertung der Leistungsfähigkeit der PVAs<br />
anhand einzelner quantitativer Indikatoren muss<br />
berücksichtigen, in wie weit die Hochschulverbünde und<br />
ggf. weitere Gesellschafter Verwertungsanspruch und<br />
Reichweite des Handlungsmandats der PVAs definiert<br />
haben.<br />
� Intensivierung der Vernetzung: Bisher zielten die PVAs<br />
vor allem darauf ab, die Strukturen „nach innen“, d.h. zu<br />
den beauftragenden Wissenschaftseinrichtungen, aufzubauen.<br />
Die zukünftige Vernetzung muss sich viel stärker<br />
nach außen richten: zu verwertungsrelevanten Unternehmen,<br />
Multiplikatoren in Branchen- und Fachverbänden, im<br />
Netzwerk der PVAs und mit weiteren Transferakteuren, wie<br />
z.B. den Projektträgern der Fachprogramme des Bundes.<br />
Dabei muss auch die internationale Dimension berücksich-<br />
6
Fazit und Ausblick<br />
tigt werden, wenn lukrative Verwertungskonditionen im<br />
Wettbewerb ausgehandelt werden sollen.<br />
Das <strong>SIGNO</strong>-Leistungsangebot beschreibt eine Palette von Maßnahmen,<br />
die unterschiedliche Akteure ansprechen und von unterschiedlichen<br />
Institutionen oder Einzelakteuren umgesetzt werden.<br />
Insgesamt hat sich das System einer nach Zielgruppen differenzierten<br />
Förderung bewährt. Eine Refinanzierung der Patent- und<br />
Verwertungsagenturen allein auf Grundlage der Verwertungseinnahmen<br />
ist bis heute nicht möglich. Der internationale Vergleich<br />
zeigt, dass nur wenige Technologietransfereinrichtungen in der<br />
Lage sind, ihre Kosten vollständig wieder einzuspielen. Insgesamt<br />
sollte das BMWi die Innovationsakteure bei der Berücksichtigung<br />
von schutzrechtlichen Fragestellungen im Innovationsprozess<br />
auch zukünftig unterstützen.<br />
Die Innovationspolitik des Bundes stärkt mit ihren Instrumenten<br />
der Technologie- und Innovationsförderung unterschiedliche Akteure<br />
im Innovationssystem. Das Programm <strong>SIGNO</strong>-Hochschulen<br />
wendet sich direkt an die Hochschulen, um die Verwertungsorientierung<br />
bei den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zu<br />
stärken und langfristig die erzielten Einnahmen aus der Vermarktung<br />
der Schutzrechte zu erhöhen. Die NKBF fokussieren sich auf<br />
die verwertenden Unternehmen. 1 Für diese gilt eine Verwertungspflicht<br />
aus den Ergebnissen der geförderten Vorhaben: „Die<br />
Ergebnisse gehören dem ZE. Sie sind zu Innovationen zu nutzen;<br />
der ZE hat eine Ausübungs- bzw. Verwertungspflicht.“ 2 Bislang<br />
stehen diese Förderansätze unverbunden nebeneinander. Zu<br />
klären bleibt, ob diese unterschiedlichen Zielsetzungen die<br />
richtigen Anreize zur Optimierung des Verwertungsprozesses<br />
setzen und in ihrer Zielformulierung konsistent sind.<br />
1 Nebenbestimmungen für Zuwendungen auf Kostenbasis des Bundesministeriums für Bildung und Forschung an<br />
Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft für Forschungs- und Entwicklungsvorhaben (NKBF 98) Stand: April 2006.<br />
2 ZE = Zuwendungsempfänger, ebenda S.8.<br />
7
2 Einleitung<br />
Die Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit von Volkswirtschaften<br />
wird entscheidend durch die Verfügbarkeit von Wissen bestimmt.<br />
Nur wenn am Beginn der Innovationsprozesskette ausreichend<br />
Ideen und Erfindungen generiert werden, können weitere Schritte<br />
zur Überführung in die Anwendung und zur Erschließung neuer<br />
Märkte erfolgen. An den Stufen der Weiterentwicklung von der<br />
Idee zum neuen Produkt oder Verfahren sind zumeist unterschiedliche<br />
Akteure des Innovationssystems beteiligt, die das inventorische<br />
Wissen nutzen, mit eigenen Erfahrungen und Kenntnissen<br />
kombinieren und damit den Prozess der Wertschöpfung vorantreiben.<br />
Insbesondere die Informations- und Kommunikationstechnologien<br />
sowie die biotechnologische Forschung sind wichtige Impulsgeber<br />
im globalen Innovationswettbewerb. Sie folgen dabei einem Innovationsmodell,<br />
das durch eine höhere Arbeitsteiligkeit sowie eine<br />
enge und zugleich internationale Verzahnung der Innovationsakteure<br />
gekennzeichnet ist. Die OECD sieht folgende Entwicklungstrends<br />
als die wesentlichen Treiber einer sich wandelnden Patentierungs-<br />
und Lizensierungsstrategie der OECD-Länder:<br />
� Die strategische Bedeutung der Innovationstätigkeit wird<br />
von den Unternehmen nicht nur anerkannt, sondern durch<br />
zusätzliche FuE-Aufwendungen bestätigt. Die größte Dynamik<br />
geht dabei von den Hightech-Sektoren sowie den<br />
wissensintensiven Dienstleistungen aus.<br />
� Innovationsprozesse globalisieren sich. Dieser Trend wird<br />
durch zunehmende Direktinvestitionen von ausländischen<br />
Unternehmen in wichtigen OECD-Ländern unterstrichen.<br />
� Die Expansion der Informations- und Kommunikationstechnologien<br />
und die Nutzung des Internet ermöglichen einen<br />
raschen Zugriff auf das weltweit verfügbare Wissen, so<br />
dass Geheimhaltungsstrategien immer schwerer zu realisieren<br />
sind.<br />
� Neugründungen im Hochtechnologiebereich sind Wachstumstreiber<br />
und zugleich viel stärker auf den Schutz ihrer<br />
Wissensbasis angewiesen als etablierte Unternehmen. Für<br />
sie bedeutet die Sicherung des eigenen Know-hows die<br />
Sicherung der Geschäftsgrundlage.<br />
� Die zunehmende Komplexität und Beschleunigung der<br />
Innovationsprozesse, größere Risiken und ein stetig stei-<br />
8
gender Finanzierungsbedarf erfordern eine intensivere Zusammenarbeit<br />
der Innovationsakteure. 3<br />
Für die Bewertung der Forschungseffizienz von Volkswirtschaften<br />
ziehen die Expertinnen und Experten des Innovationsindikators<br />
Deutschland Patente als wesentliche Output-Größe heran. 4 Dabei<br />
nimmt Deutschland im internationalen Vergleich einen Spitzenplatz<br />
ein. Gemessen an den öffentlichen und privaten FuE-Aufwendungen<br />
sowie der Zahl des Forschungspersonals in zwanzig Ländern<br />
führt Deutschland gemeinsam mit Schweden das Ranking an.<br />
Die Autoren konstatieren eine hohe Effizienz der Forschung in<br />
Deutschland, gerade weil das Lissabon-Ziel von 3% FuE-Aufwendungen<br />
am Bruttoinlandsprodukt nach wie vor deutlich verfehlt<br />
wird. Patente werden vor allem von der Industrie angemeldet und<br />
hierbei insbesondere von den forschungsstärksten Großunternehmen.<br />
5<br />
Die Zahlen des Mittelstandsmonitors verdeutlichen, dass Großunternehmen<br />
und kleine und mittelständische Unternehmen (KMU)<br />
unterschiedliche Strategien für den Schutz des geistigen Eigentums<br />
verfolgen. 90% der KMU benennen die Geheimhaltung als<br />
wichtiges oder sehr wichtiges Instrument, demgegenüber sehen<br />
lediglich 60% die Patentierung als wichtig oder sehr wichtig an. Bei<br />
den Großunternehmen betonen mehr als 83% die hohe Bedeutung<br />
der Patentierung.<br />
Tabelle 1: Schutzrechtsstrategien von Großunternehmen und KMU<br />
im Vergleich (Angaben in %)<br />
sehr wichtig wichtig weniger wichtig unwichtig<br />
Patentierung Großunternehmen 46,9 36,5 9,4 7,3<br />
KMU 33,8 27,5 29,7 9,0<br />
Geheimhaltung Großunternehmen 67,7 25,0 4,2 3,1<br />
KMU 56,3 34,7 8,6 0,5<br />
Quelle: Mittelstandsmonitor 2009, S. 139 6<br />
Dass Großunternehmen für die Dynamik der Entwicklung von Patentanmeldungen<br />
die entscheidende Antriebskraft darstellen, konstatieren<br />
auch Blind et al. in der Analyse der Anmeldezahlen für<br />
die 1990er Jahre. Große Unternehmen reflektieren die Bedeutung<br />
3 Vgl. OECD (Hg.) (2004): Patents and Innovation: Trends and Policy Challenges, Paris, S. 15f<br />
4 Deutsche Telekom Stiftung, Bundesverband der Deutschen Industrie (Hrsg.) (2009): Innovationsindikator 2009, Berlin<br />
5 Ebenda, S. 71f<br />
6 Preistrup, Matthias, Rothgang, Michael (2009): Patentaktivitäten mittelständischer Unternehmen – Eine Analyse der<br />
Textil- und Nanotechnologie, in: KfW, Creditreform, IfM, RWI, ZEW (Hrsg.), Deutsche Wirtschaft in der Rezession –<br />
Talfahrt auch im Mittelstand. MittelstandsMonitor 2009 – Jährlicher Bericht zu Konjunktur- und Strukturfragen kleiner und<br />
mittlerer Unternehmen, Frankfurt am Main, S. 135 - 160<br />
9
der Patentierung sehr viel stärker als KMU und setzen diese zunehmend<br />
als strategisches Handlungsinstrument ein. Dies gilt für<br />
die Inlandspatente, während Anmelder von Auslandspatenten der<br />
schutzrechtlichen Absicherung unabhängig von der Größenklasse<br />
eine hohe strategische Bedeutung beimessen. 7 Gleichzeitig stellen<br />
die Autoren einen signifikanten Zusammenhang zwischen der<br />
Steigerung der betrieblichen FuE-Ausgaben und der Zahl der Patentanmeldungen<br />
in den patentintensiven Branchen Chemie, Maschinenbau<br />
und Elektrotechnik fest. 8 D.h. Unternehmen, die ihre<br />
Forschungsanstrengungen intensivieren, verstärken auch die Bemühungen<br />
hinsichtlich der Sicherung des geistigen Eigentums.<br />
Der Schutz des geistigen Eigentums erfolgt vor dem Hintergrund<br />
unterschiedlicher Motive. Aus Sicht der Unternehmen dient er vor<br />
allem:<br />
� dem Schutz vor Imitation,<br />
� der Sicherung des eigenen Marktes / der eigenen Marktanteile,<br />
� der Blockade von Wettbewerbern (defensiv und offensiv),<br />
� der Steigerung der Unternehmensreputation,<br />
� als Tauschobjekt in Kooperationen,<br />
� der Generierung von direkten Einnahmen,<br />
� zur Stärkung der Verhandlungsposition gegenüber<br />
Kapitalgebern sowie<br />
� der internen Steuerung von Leistungen und Motivation.<br />
Die Priorisierung der Motive erfolgt vor dem Hintergrund der spezifischen<br />
Wettbewerbssituation und ist eng mit der Unternehmensgröße<br />
und dem Technologiefeld bzw. der Branche verknüpft.<br />
Im Innovationsprozess kooperieren jedoch nicht nur Unternehmen<br />
miteinander, sondern auch Unternehmen mit Forschungsinstituten<br />
und Hochschulen bzw. die Wissenschaftseinrichtungen selbst untereinander.<br />
Ein Blick auf die genannten unternehmerischen Motive<br />
zur Sicherung des geistigen Eigentums verdeutlicht, dass Universitäten<br />
und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen anderen<br />
Handlungsrationalitäten folgen. Die beiden aus Unterneh-<br />
7 Blind, Knut et al. (2003): Erfindungen kontra Patente. Schwerpunktstudie „zur technologischen Leistungsfähigkeit<br />
Deutschlands“, Karlsruhe, S. 63f<br />
8 Ebenda, S. 90ff. Für die Elektrotechnik bezieht sich die Signifikanz lediglich auf die Inlandspatente, während für die<br />
beiden anderen Branchen der Zusammenhang auch die Auslandspatente umfasst.<br />
10
menssicht bedeutendsten Motive „Schutz vor Imitation“ und „Sicherung<br />
von Marktanteilen“ sind aus Sicht eines Forschers nahezu<br />
irrelevant. Generell stehen alle Wissens- und Technologietransferaktivitäten<br />
in Konkurrenz mit weiteren Zielsetzungen, die verfolgt<br />
werden: Exzellenz in Forschung und Lehre, Akquisition von Drittmitteln<br />
und Steigerung der Reputation durch Publikationen und<br />
Vorträge auf herausragenden wissenschaftlichen Konferenzen. Da<br />
die wissenschaftlichen Einrichtungen nicht in einem Wettbewerb<br />
mit anderen Marktakteuren auf Güter- und Dienstleistungsmärkten<br />
stehen, dominieren andere Motive beim Schutz geistigen Eigentums:<br />
� Nachfolgeaufträge zur Weiterentwicklung der Erfindung,<br />
� Akquise von Kooperationsprojekten mit Industriepartnern,<br />
� Generierung von Einnahmen durch Lizenzverträge,<br />
� Ermöglichen von Spin Offs,<br />
� Generierung zusätzlichen Einkommens bei den Erfindern. 9<br />
Dabei können im Transfer eine Steigerung der Innovationsrate<br />
durch schnelle Weitergabe des Wissens und das Streben nach<br />
möglichst hohen Einnahmen aus der Verwertung durchaus in Konkurrenz<br />
zueinander stehen. Das wissenschaftliche und ggf. auch<br />
volkswirtschaftliche Interesse zielt insbesondere auf die Beschleunigung<br />
des Prozesses, während das einzelbetriebliche Interesse<br />
vor allem auf die Höhe der Einnahmen ausgerichtet ist. Im internationalen<br />
Vergleich leisten Lizenzeinnahmen bisher keinen signifikanten<br />
Finanzierungsbeitrag zum Forschungsbudget der Wissenschaftseinrichtungen.<br />
10 Gerade bei Erfindungen aus der Grundlagenforschung<br />
heraus sind lange Verwertungszeiträume zu<br />
berücksichtigen, so dass sich „rentable Einnahmen in der Regel<br />
erst nach 7 - 10 Jahren nach der Patentanmeldung“ realisieren<br />
lassen. 11<br />
Mit der Änderung des Arbeitnehmererfindergesetzes und dem<br />
Verlust des sog. „Hochschullehrerprivilegs“ sollten Erfindungen<br />
aus den Hochschulen heraus in Kombination mit der neu geschaffenen<br />
Struktur der Patent- und Verwertungsagenturen<br />
(PVAs) professioneller vermarktet und zugleich zusätzliche Einnahmen<br />
für die Hochschulen und beteiligten Forschungseinrich-<br />
9 Schibany, Andreas et al. (2008): Geistige Eigentumsrechte an Hochschulen: Evaluierung des Programms Uni:Invent<br />
(2004 - 2006), Wien, S. 9<br />
10 Vgl. zum Stand der Forschung: von Ledebur, Sidonia (2006): Patentverwertungsagenturen und der Wissenstransfer von<br />
Hochschulen - ein Literaturüberblick, in: Wirtschaft im Wandel 9/2006, S. 266 - 274<br />
11 Hoeren, Thomas (2005): Zur Patentkultur an Hochschulen - auf neuen Wegen zum Ziel, in: Wissenschaftsrecht, Bd. 38/<br />
2005, S. 133<br />
11
tungen generiert werden. Dabei fokussiert die Bundesförderung<br />
nicht unmittelbar und direkt die PVAs. Gefördert werden Verbünde<br />
aus Hochschulen und Forschungseinrichtungen, welche ihrerseits<br />
die PVAs mit der Bewertung, Patentierung und Verwertung von<br />
freien Erfindungen beauftragen. An der Finanzierung der PVAs<br />
beteiligen sich darüber hinaus die meisten Bundesländer sowie<br />
ggf. die beteiligten Hochschulen und weitere Gesellschafter.<br />
Bei der Bewertung der Leistungsfähigkeit der Einrichtungen sind<br />
folgende Rahmenbedingungen zu berücksichtigen. Es gibt etliche<br />
Patentanmeldungen und damit auch ggfs. spätere Verwertungsabschlüsse,<br />
die an den PVAs vorbei laufen. Das hat mehrere Gründe.<br />
Einerseits gehört es nicht zum Aufgabenbereich aller PVAs,<br />
auch Verträge mit Industriepartnern für die Hochschule zu verhandeln;<br />
andererseits entschließen sich einige Hochschulen – wohl<br />
aus hochschulpolitischen Gründen – dazu, bestimmte Bereiche<br />
ihrer Forschung direkt mit Industriepartnern zu vermarkten. Gerade<br />
bei letzterem spielt eine wesentliche Rolle, dass für Hochschulwissenschaftler<br />
das Einwerben von Drittmitteln oder das Erreichen<br />
bestimmter Zielgrößen bei Veröffentlichungen einen größeren<br />
Anreiz haben als die Anmeldung einzelner Schutzrechte in<br />
Zusammenarbeit mit den PVAs. Der vorstehende Befund wird<br />
auch in der Literatur geteilt, wonach „auch nach der Gesetzesänderung<br />
im Jahre 2002 die Quote der Anmeldungen ohne Beteiligung<br />
der Patentverwertungsagenturen erheblich ist, insbesondere<br />
dann, wenn hohe Verwertungserträge zu erwarten sind“. 12<br />
Mit dem Programm <strong>SIGNO</strong> und seinen drei Säulen <strong>SIGNO</strong>-Unternehmen,<br />
<strong>SIGNO</strong>-Erfinder und <strong>SIGNO</strong>-Hochschulen ist das Bundesministerium<br />
für Wirtschaft und Technologie (BMWi) bestrebt,<br />
das Bewusstsein für die Bedeutung der Sicherung des geistigen<br />
Eigentums bei Einzelerfindern, KMU und im Wissenschaftsbereich<br />
zu erhöhen und durch gezielte Prozesshilfen Patentierung und<br />
Verwertung bei einzelnen Akteuren zu unterstützen. Die folgenden<br />
Ausführungen konzentrieren sich darauf, die Ergebnisse der Programmevaluation<br />
zu präsentieren, stellen jedoch keine Bewertung<br />
der gesamten Verwertungsaktivitäten als wesentlichem Bestandteil<br />
des nationalen Innovationsystems dar.<br />
Der vorliegende Bericht dokumentiert die Ergebnisse der durchgeführten<br />
Evaluierung. Zunächst wird in Kapitel 3 das methodische<br />
Konzept der Untersuchung mit seinen empirischen Zugängen vorgestellt.<br />
Kapitel 4 fasst das Zielsystem der einzelnen <strong>SIGNO</strong>-Programme<br />
zusammen und in Kapitel 5 wird ein kurzer Überblick zur<br />
historischen Entwicklung der Programmfamilie sowie zur aktuellen<br />
Organisation der Programmumsetzung gegeben. Auf diese<br />
Grundlagekapitel folgt die Darstellung und Diskussion der Ergeb-<br />
12 Schmoch, Ulrich (2007): Patentanmeldungen aus deutschen Hochschulen. Studien zum deutschen Innovationssystem<br />
Nr. 10-2007, Karlsruhe, S. 12<br />
12
nisse zu den einzelnen Programmen in Kapitel 6. Dabei wird für<br />
alle Teilevaluierungen jeweils die gleiche systematische Darstellungsform<br />
gewählt, welche sich an den folgenden Fragestellungen<br />
orientiert:<br />
� Ziele der Förderung<br />
� Stimulus durch <strong>SIGNO</strong><br />
� Umsetzungsverantwortung<br />
� Leistungsgeschehen im Zeitverlauf<br />
� Nutzerzufriedenheit<br />
� Kritische Selbstreflexion der beauftragten <strong>SIGNO</strong>-Akteure<br />
� Wirkungsanalyse<br />
� Erfolgsfaktoren<br />
� Hemmnisse<br />
� Erste Einschätzung zur zukünftigen Fördernotwendigkeit<br />
Die zentralen Befunde der Evaluierung, welche einen unmittelbaren<br />
Handlungsauftrag an den Gesetzgeber adressieren, werden im<br />
abschließenden Kapitel 7 zusammengefasst und entsprechende<br />
Handlungsempfehlungen abgeleitet.<br />
13
3 Methodisches Konzept<br />
Dokumenten- und Literaturanalyse<br />
Das <strong>SIGNO</strong>-Programm zeichnet sich in seiner breiten Struktur mit<br />
den drei Säulen <strong>SIGNO</strong> Hochschulen, Unternehmen und Erfinder<br />
und den einzelnen untergeordneten Programmlinien nicht nur dadurch<br />
aus, dass das Programm von unterschiedlichen Umsetzungsverantwortlichen<br />
und Koordinatoren getragen wird. Kennzeichnend<br />
ist vor allem auch, dass innerhalb der einzelnen Bausteine<br />
ganz unterschiedliche Zielgruppen im Fokus der Förderung<br />
stehen.<br />
Entsprechend dieser Breite des Programms wurden im Rahmen<br />
der vorliegenden Evaluierung unterschiedliche empirische Zugänge<br />
gewählt, um der Komplexität des Programms mit seinen in<br />
Teilen unterschiedlichen innovationspolitischen Ansätzen hinreichend<br />
Rechnung zu tragen.<br />
Im ersten Schritt der Evaluierung wurde eine Dokumentenanalyse<br />
der vorhandenen Programmunterlagen durchgeführt. Gegenstand<br />
dieser Analyse waren sowohl alle öffentlich zugänglichen Dokumente<br />
wie etwa die relevanten Förderrichtlinien, Bekanntmachung<br />
von Änderungen der Förderungen, Ausschreibungstexte sowie<br />
Publikationen und Präsentationen auf der offiziellen <strong>SIGNO</strong>-Website<br />
(www.signo-deutschland.de). Darüber hinaus wurde in der<br />
Startphase der Evaluierung mit dem Auftraggeber geklärt, welche<br />
internen Dokumentationen wie z.B. die vorangegangen Evaluierungen<br />
einzelner Programmbausteine oder Berichte des <strong>SIGNO</strong>-<br />
Projektmanagements an das BMWi für die Analyse vorhanden und<br />
nutzbar gemacht werden konnten.<br />
Die Dokumentenanalyse lieferte durch Präzisierung und Strukturierung<br />
des Untersuchungsgegenstands die notwendigen Informationen<br />
für die Zielanalyse des Programms sowie für die methodische<br />
Konzeptualisierung der Evaluierung und Operationalisierung des<br />
Programmkonstrukts. Das Hauptaugenmerk lag bei der Auswertung<br />
der Dokumente stets auf den formulierten Zielen der drei<br />
<strong>SIGNO</strong>-Programmsäulen sowie auf den gewünschten Wirkungen<br />
der einzelnen Förderlinien.<br />
Sekundärauswertung der Programmstatistiken<br />
In den Auftaktgesprächen mit dem Auftraggeber und dem jeweils<br />
zuständigen Projektmanagement wurde neben der Diskussion der<br />
Konstruktion und Historie des Programms zudem die Verfügbarkeit<br />
bereits erhobener Datensätze erörtert. Die zur Analyse bereitgestellten<br />
Programmstatistiken bilden neben den Primärerhebungen<br />
seitens der Prognos AG in quantitativer Hinsicht einen wesentlichen<br />
Bestandteil des empirischen Designs der Evaluierung.<br />
14
Nachfolgende Abbildung 1 fasst die durchgeführten Sekundärauswertungen<br />
der Programmstatistiken sowie die der Evaluierung zugrundeliegenden<br />
Primärerhebungen zusammen.<br />
Abbildung 1: Sekundärstatistik und Primärerhebungen<br />
<strong>SIGNO</strong> Hochschulen <strong>SIGNO</strong> Unternehmen <strong>SIGNO</strong> Erfinder<br />
Verwertungsförderung<br />
Programmstatistik von PtJ:<br />
� PVA-Statistik der Jahre<br />
2002 bis 2008<br />
KMU-<br />
Patentaktion<br />
Quelle: Prognos AG 2009<br />
Innovation<br />
Market<br />
Programmstatistik von IW Köln:<br />
� Berichtsbogen „KMU-<br />
Patentaktion“ (n=977),<br />
08/2005 bis 05/2009<br />
Schriftliche Befragung von<br />
Teilnehmern der KMU-Patentaktion<br />
(n=407)<br />
Erfinderfachauskunft<br />
Schriftliche Befragung der <strong>SIGNO</strong>-Partner:<br />
� „Mantelfragebögen“ (n=26)<br />
� „Beraterfragebögen“ (n=52)<br />
Erfinderclubs<br />
Programmstatistik von IW Köln:<br />
� Fragebogen „Fachauskunft<br />
für Erfinder“ (n=3123),<br />
01/2004 bis 06/2009<br />
� Jahresberichte der<br />
Erfinderclubs für die Jahre<br />
2004 bis 2008<br />
Die Sekundäranalyse der vorhandenen Daten aus den Programmstatistiken<br />
lieferte die grundlegenden Informationen zur Entwicklung<br />
der Fördermaßnahmen und Aktivitäten innerhalb der einzelnen<br />
Programmlinien und ermöglichte somit eine Untersuchung im<br />
zeitlichen Betrachtungshorizont.<br />
Gemäß dem Evaluierungsauftrag wurde im Rahmen der Programmsäule<br />
<strong>SIGNO</strong> Hochschulen ausschließlich die Verwertungsförderung<br />
untersucht. Auf quantitativer Ebene wurde hier<br />
eine Auswertung der Programmstatistiken des Projektträgers Jülich<br />
(PtJ) vorgenommen, in welcher u.a. die Erfindungsmeldungen,<br />
Patentanmeldungen und Patenterteilungen an den einzelnen Patent-<br />
und Verwertungsagenturen erfasst sowie die jeweiligen Verwertungsabschlüsse<br />
und die Einnahmenseite der Institutionen dokumentiert<br />
werden. Diese umfassende Statistik basiert im Wesentlichen<br />
auf den Quartalsmeldungen der Agenturen.<br />
Auch in den Programmsäulen <strong>SIGNO</strong> Unternehmen und <strong>SIGNO</strong><br />
Erfinder konnte weithin auf eine breite Datenbasis zurückgegriffen<br />
werden, welche vom IW Köln bereitgestellt wurde. So wurde der<br />
über den sog. „Berichtsbogen KMU-Patentaktion“ erhobene Datensatz<br />
für den Zeitraum August 2005 bis Mai 2009 analysiert.<br />
15
Schriftliche Befragungen<br />
Hintergrund dieser statistischen Erhebung ist, dass die geförderten<br />
Unternehmen im Nachgang an der Teilnahme freiwillig einen Fragebogen<br />
bezüglich der in Anspruch genommen Fördermodule, des<br />
Nutzens und der Ergebnisse ausfüllen können.<br />
Für die Untersuchung der Erfinderfachauskunft wurde der Datensatz<br />
zum „Fragebogen Fachauskunft für Erfinder“ ausgewertet. Er<br />
umfasst rund 3.100 Erhebungseinheiten aus Beratungsgesprächen,<br />
die zwischen Januar 2004 und Juni 2009 stattfanden. Bei<br />
diesem Fragebogen handelt es sich um ein vorstrukturiertes Gesprächsprotokoll,<br />
welches als Nachweis über die Beratung herangezogen<br />
wird. Mit diesem Erhebungsinstrument werden u.a. die<br />
konkreten Beratungsgründe sowie die individuelle Erfindertätigkeit<br />
einschließlich schutzrechtlicher und verwertungsbezogener Aktivitäten<br />
kurz erfasst.<br />
Derzeit existieren 133 Erfinderclubs, von denen 112 eine finanzielle<br />
Förderung durch das <strong>SIGNO</strong>-Programm erhalten. Für die<br />
Beleuchtung dieser 112 finanziell geförderten Erfinderclubs wurden<br />
die Daten aus deren Jahresberichte für den Zeitraum 2004 bis<br />
2008 untersucht, die wiederum alljährlich dem IW Köln gemeldet<br />
und in einer Datenbank integriert werden.<br />
Im Rahmen der vorliegenden Evaluierung wurden zwei schriftliche<br />
Befragungen durchgeführt – einerseits von Teilnehmern der KMU-<br />
Patentaktion, anderseits der <strong>SIGNO</strong>-Partner. Bei der Unternehmensbefragung<br />
wurden rund 3.000 Betriebe angeschrieben, welche<br />
an der KMU-Patentaktion zwischen 1996 und Juli 2009 teilgenommen<br />
haben. Insgesamt konnten 407 zurückgesandte Fragebögen<br />
ausgewertet werden, was einer Nettorücklaufquote von<br />
knapp 14% entspricht. Inhaltlich lagen die Schwerpunkte dieser<br />
Befragung auf der innerbetrieblichen Innovationstätigkeit, der<br />
konkreten Inanspruchnahme von einzelnen geförderten Leistungen,<br />
den betrieblichen Wirkungen sowie auf der Zufriedenheit mit<br />
und der Akzeptanz gegenüber dem Programm.<br />
Für die Befragung der <strong>SIGNO</strong>-Partner, welche neben der Erfinderfachauskunft,<br />
der KMU-Patentaktion und des InnovationMarket<br />
auch die Zusammenarbeit im Beraternetzwerk sowie mit dem Projektmanagement<br />
betraf, wurde ein zweistufiges Verfahren gewählt.<br />
So wurde ein sog. „Mantelfragebogen“ konzipiert, welcher sich an<br />
die hauptverantwortlichen Ansprechpartner in den <strong>SIGNO</strong>-Partner-<br />
Einrichtungen richtete und vor allem die strategische Gesamtperspektive<br />
der Beratungstätigkeit im Blick hatte. Der „Beraterfragebogen“<br />
war hingegen an alle Mitarbeiter in der jeweiligen Institution<br />
adressiert, die in irgendeiner Weise mit „<strong>SIGNO</strong>-Aufgaben“ betraut<br />
sind. Somit stand bei letzterem die operative Umsetzung der angeführten<br />
Förderlinien im Vordergrund der Befragung.<br />
16
Interviewprogramm<br />
Abbildung 2: Interviewprogramm<br />
<strong>SIGNO</strong> Hochschulen <strong>SIGNO</strong> Unternehmen <strong>SIGNO</strong> Erfinder<br />
Verwertungsförderung<br />
23 PVA-Leiter (ausführl. Vor-<br />
Ort- oder Telefoninterviews)<br />
50 patentrelevante Wissenschaftler<br />
an Unis & FHs<br />
(telefon. Kurzinterviews)<br />
Verantwortliche für den<br />
Technologietransfer<br />
(Prorektoren und<br />
Dezernenten) an 11 Unis<br />
(telefon. Kurzinterviews)<br />
Vertreter aus 6<br />
Länderministerien (Wirtschaft,<br />
Kultus, Forschung) (telefon.<br />
Kurzinterviews)<br />
KMU-<br />
Patentaktion<br />
Quelle: Prognos AG 2009<br />
Innovation<br />
Market<br />
10 Teilnehmer der KMU-<br />
Patentaktion<br />
(ausführl. Telefoninterviews)<br />
10 Inserenten des Innovation-<br />
Market<br />
(ausführl. Telefoninterviews)<br />
Erfinderfachauskunft<br />
Erfinderclubs<br />
20 Nutzer der Erfinderfachauskunft<br />
(ausführl. Telefoninterviews)<br />
12 Organisatoren von<br />
Erfinderclubs<br />
(ausführl. Telefoninterviews)<br />
12 <strong>SIGNO</strong>-Partner (ausführl. Vor-Ort- oder Telefoninterviews)<br />
Über alle Programmsäulen hinweg wurden zahlreiche Gespräche<br />
geführt, um einerseits die Befunde aus den quantitativen Analysen<br />
zu validieren und an der Umsetzungspraxis zu spiegeln. Andererseits<br />
dienten die Interviews dem Zweck, in Ergänzung zu den statistischen<br />
Auswertungen den jeweiligen Untersuchungsgegenstand<br />
mit den <strong>SIGNO</strong>-Akteuren und -Zielgruppen zu beleuchten<br />
und Potenziale und Hemmnisse der Programmweiterentwicklung<br />
ausführlich zu diskutieren.<br />
Für die Begutachtung der Verwertungsförderung an den Hochschulen<br />
standen die Gespräche mit sämtlichen Leitern der Patent-<br />
und Verwertungsagenturen im Vordergrund der Evaluierung. Diese<br />
leitfadengestützten Gespräche, die vereinzelt vor Ort, mehrheitlich<br />
jedoch per Telefon geführt wurden, boten aufgrund der hohen Gesprächsbereitschaft<br />
der Verantwortlichen zudem auch sehr viel<br />
Raum für offene Diskussionen. Mit diesen Gesprächen wurden<br />
Informationen zu Aspekten wie der historischen Entwicklung der<br />
jeweiligen Institution, ihrer Strategien und Leitbilder, des institutionsbezogenen<br />
Leistungsgeschehens und der Zusammenarbeit<br />
mit weiteren Akteuren gesammelt. Ergänzend zu diesen sehr intensiven<br />
Gesprächen wurden 50 telefonische Kurzinterviews mit<br />
ausgewählten patentrelevanten Wissenschaftlern aus Universitäten<br />
und Fachhochschulen geführt. Schwerpunkte dieser Gespräche<br />
waren die individuelle Erfindertätigkeit, Patentierungsaktivität<br />
17
und Verwertungsstrategie sowie, falls Erfahrungen dahingehend<br />
vorlagen, die Zusammenarbeit mit der betreuenden Patent- und<br />
Verwertungsagentur. Darüber hinaus wurde das Interviewprogramm<br />
hinsichtlich <strong>SIGNO</strong> Hochschulen durch Gespräche mit acht<br />
Verantwortlichen für den Technologietransfer an Universitäten abgerundet.<br />
Im Bereich <strong>SIGNO</strong> Unternehmen wurden sowohl Teilnehmer der<br />
KMU-Patentaktion als auch Nutzer des InnovationMarket leitfadengestützt<br />
befragt. Bei der Festlegung der 12 Gesprächspartner<br />
für die Untersuchung der KMU-Patentaktion wurde eine geschichtete<br />
Zufallsauswahl getroffen, um sicherzustellen, dass in der<br />
Stichprobe sowohl Fälle aus laufenden Förderverfahren, aus bereits<br />
abgeschlossen Projekten der jüngeren Vergangenheit wie<br />
auch solche, deren Antragstellung vor dem Jahr 2002 lag, repräsentiert<br />
waren. Ferner wurden in der Stichprobenziehung Stornierungsfälle<br />
gezielt berücksichtigt. Zentrale Themen waren u.a. Zugang<br />
zum Programm, Beweggründe zur Teilnahme an der Patentaktion,<br />
Zufriedenheit mit der Zusammenarbeit mit den <strong>SIGNO</strong>-<br />
Partnern und anderen Akteuren, Bewertung des Förderverfahrens<br />
sowie ggf. eingetretene bzw. erwartete wirtschaftliche Effekte der<br />
Patentverwertung. Die 10 Inserenten des InnovationMarket wurden<br />
auf Grundlage einer einfachen Zufallsauswahl ausgewählt.<br />
Grundgesamtheit waren hier die Förderungen im Zeitraum 2007<br />
bis Juli 2009. Neben den auch bei der Befragung der Teilnehmer<br />
an der KMU-Patentaktion relevanten Aspekten wurden zudem alternative<br />
Vermarktungsstrategien thematisiert.<br />
Die Befragung der Nutzer der Erfinderfachauskunft konzentrierte<br />
sich ebenfalls auf die jüngere Vergangenheit 2006 bis Juli 2009.<br />
Die Stichprobe der 20 freien Erfinder und Unternehmen, die diese<br />
Erstberatung in Anspruch genommen haben, basierte auf einer<br />
einfachen Zufallsauswahl. Der Fokus war in diesen Interviews<br />
insbesondere gerichtet auf Charakter und Entwicklungsstand der<br />
betreffenden Erfindung, auf die individuellen Beratungsbedarfe,<br />
den Zugang zum Programm, die Zufriedenheit mit der Beratungsleistung<br />
von Seiten der <strong>SIGNO</strong>-Partner sowie auf Wirkungen und<br />
Folgeaktivitäten. Ein weiterer Baustein in der Evaluierung von<br />
<strong>SIGNO</strong> Erfindern waren die Interviews mit Organisatoren der Erfinderclubs.<br />
Die Auswahl der 12 Gesprächspartner erfolgte nach<br />
Kriterien wie Art des Erfinderclubs (Jugend- oder Erwachsenenclub),<br />
regionale Verteilung und inhaltliche Ausrichtung. Im Vordergrund<br />
der Gespräche standen Themen wie Organisation und ggf.<br />
institutionelle Anbindung, Zielsetzungen und fachliche Schwerpunkte,<br />
Patentierungs- und Verwertungsaktivitäten der Mitglieder,<br />
Wirkungen des Programms im Hinblick auf die Förderziele sowie<br />
die Zusammenarbeit im <strong>SIGNO</strong>-Erfinderclub-Netzwerk.<br />
Von besonderer Relevanz für die Untersuchung der Säulen<br />
<strong>SIGNO</strong> Unternehmen und <strong>SIGNO</strong> Erfinder waren die Gespräche<br />
mit <strong>SIGNO</strong>-Partnern. Analog zu den Gesprächen mit den Leitern<br />
18
der Patent- und Verwertungsagenturen waren diese Interviews von<br />
einer hohen Intensität in der Diskussion geprägt. In den Gesprächen<br />
wurde Hintergrund und Struktur der jeweiligen Institution beleuchtet,<br />
das Leistungsportfolio allgemein, aber vor allem im Hinblick<br />
auf das Angebot von <strong>SIGNO</strong>-Maßnahmen erörtert und Themen<br />
wie die Zusammenarbeit im <strong>SIGNO</strong>-Netzwerk sowie mit dem<br />
Projektmanagement diskutiert.<br />
19
4 Zielsystem der Förderung<br />
4.1 <strong>SIGNO</strong> Unternehmen<br />
Mit dem Programm <strong>SIGNO</strong> – namentlich stehend für „Schutz von<br />
Ideen für die gewerbliche Nutzung“ – unterstützt das Bundesministerium<br />
für Wirtschaft und Technologie (BMWi) Hochschulen,<br />
Unternehmen und freie Erfinder bei der rechtlichen Sicherung und<br />
wirtschaftlichen Verwertung von Erfindungen. Die im April 2008<br />
geschaffene Dachmarke, unter welcher die damaligen separaten<br />
Programme „Verwertungsoffensive“ und „INSTI“ zusammengefasst<br />
und neu positioniert wurden, bündelt ein umfassendes Angebot an<br />
zielgruppenspezifischen Fördermaßnahmen zur Innovationsstimulierung,<br />
zur Unterstützung des Erfindungs- und Patentwesens sowie<br />
zur Verwertung von Schutzrechten.<br />
Nachfolgend werden Ziel und Gegenstand sowie Art und Höhe der<br />
jeweiligen Förderungen im Rahmen der einzelnen Programmlinien<br />
erläutert.<br />
Gemäß der allgemeinen Vorhabensbeschreibung verfolgt der<br />
Bund mit der Maßnahme <strong>SIGNO</strong> das Ziel, „die Innovationstätigkeit<br />
kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) zu intensivieren, die Öffentlichkeit<br />
für das Wesen des Erfinderprozesses zu sensibilisieren,<br />
das Wissen über gewerbliche Schutzrechte und wissenschaftlich-technische<br />
Informationen zu verbreiten sowie die wirtschaftliche<br />
Vermarktung von Erfindungen zu forcieren“. 13 Diese so formulierte<br />
Zielsetzung bezieht sich insbesondere auf die Programmsäulen<br />
<strong>SIGNO</strong> Unternehmen sowie <strong>SIGNO</strong> Erfinder, mit deren<br />
Projektmanagement das IW Köln beauftragt ist.<br />
<strong>SIGNO</strong> Unternehmen – ehemals INSTI – ist darauf angelegt, ein<br />
innovations- und erfinderfreundlicheres Klima in Deutschland zu<br />
schaffen und die Wettbewerbsfähigkeit von kleinen und mittleren<br />
Unternehmen (KMU), von Handwerksbetrieben und Existenzgründern<br />
durch Stärkung ihrer Innovationstätigkeit zu sichern.<br />
Zur Umsetzung dieser Ziele wurde 1995 das bundesweite Expertennetzwerk<br />
der INSTI-Partner, heute <strong>SIGNO</strong>-Partner, gegründet.<br />
Aufgabe dieses Netzwerk ist es, mithilfe zielgruppenspezifischer<br />
Förderangebote und Programmlinien innovatives Denken und<br />
Handeln zu unterstützen. Innerhalb des <strong>SIGNO</strong>-Netzwerks sind<br />
verschiedene Einrichtungen und Dienstleistungsunternehmen vertreten,<br />
so etwa Gründer- und Technologiezentren, Erfinder- und<br />
Patentinformationszentren, Unternehmensberatungen, Informa-<br />
13 Zitiert nach Institut der deutschen Wirtschaft Köln (2008): Das <strong>SIGNO</strong>-Netzwerk – Struktur, Anforderungen,<br />
Qualitätsstandards und Akkreditierung, Köln, S. 3.<br />
20
KMU-Patentaktion<br />
tionsvermittler, Transfereinrichtungen und Hochschuleinrichtungen.<br />
In der gegenwärtigen Fördersystematik stellt das BMWi im Rahmen<br />
der Säule <strong>SIGNO</strong> Unternehmen die beiden Programmlinien<br />
KMU-Patentaktion und Verwertungsaktion / InnovationMarket als<br />
Unterstützungsmaßnahmen für den betrieblichen Innovationsprozess<br />
bereit.<br />
Mit der KMU-Patentaktion fördert das BMWi kleine und mittlere<br />
Unternehmen des produzierenden Gewerbes einschließlich der<br />
Landwirtschaft bei der erstmaligen Sicherung ihrer Forschungs-<br />
und Entwicklungsergebnisse durch gewerbliche Schutzrechte<br />
(Patente und Gebrauchsmuster) sowie bei den ersten Schritten<br />
der wirtschaftlichen Verwertung derselben. Gemäß der Richtlinie<br />
zur Förderung der KMU-Patentaktion ist die 1996 vom Bundesministerium<br />
für Bildung und Forschung (BMBF) initiierte Maßnahme<br />
wie folgt konzipiert: 14<br />
Ziele und Gegenstand der Förderung<br />
Der Zuwendungszweck der KMU-Patentaktion besteht darin, bei<br />
der oben umschriebenen Zielgruppe das strategische Verständnis<br />
für das Patentsystem zu schärfen und einen wesentlichen Beitrag<br />
zur Sensibilisierung gegenüber der Nutzung gewerblicher Schutzrechte<br />
zu leisten. Darüber hinaus soll die KMU-Patentaktion zur<br />
Erstellung konkreter „Fahrpläne“ für die individuelle Patentanmeldung<br />
und -verwertung sowie zum generellen Wissenstransfer beitragen.<br />
Zentrale Umsetzungsakteure sind hierbei die <strong>SIGNO</strong>-Partner,<br />
welche die beratende Betreuung der Unternehmen übernehmen<br />
und somit während der gesamten Projektlaufzeit quasi als<br />
„Pate“ und „Lotse“ fungieren.<br />
Laut der genannten Richtlinie verfolgt der Bund mit dem Förderangebot<br />
der KMU-Patentaktion im Einzelnen folgende Ziele:<br />
� Abbau der in KMU vielfach noch bestehenden Hemmnisse gegenüber<br />
dem Patentwesen sowie Optimierung des Innovationsmanagements<br />
in KMU;<br />
� Steigerung der Anzahl qualifizierter Patentanmeldungen durch<br />
KMU;<br />
14 Vgl. Bundesministerium für Bildung und Forschung (2005): Bekanntmachung der Richtlinie zur Förderung der „KMU-<br />
Patentaktion“ – Neufassung – vom 7. Juli 2005, Berlin, S. 1.<br />
21
� Sensibilisierung für die wirtschaftlichen Aspekte und die<br />
Verwertbarkeit der Erfindung;<br />
� bessere Nutzung von Patentinformationen durch KMU;<br />
� Verbesserung der Voraussetzungen in KMU für die Verwertung<br />
von Patenten.<br />
Gegenstand der Fördermaßnahme ist die Inanspruchnahme verschiedener<br />
externer Dienstleistungen in Form sog. „Teilpakete“, für<br />
welche jeweils ein nicht rückzahlbarer Zuschuss zu den anfallenden<br />
Kosten gewährt wird. Folgende fünf Teilpakete (TP1 bis TP5)<br />
können bezuschusst werden:<br />
TP1: Recherche zum Stand der Technik – qualitativ hochwertige<br />
Recherche zum Stand der Technik zur Abschätzung der Chancen<br />
auf Patentfähigkeit. Das TP1 umfasst<br />
� Recherchen in den einschlägigen nationalen und internationalen<br />
Datenbanken sowie ferner konventionelle Recherchen in einer<br />
Patentschriftenauslegestelle, in einschlägigen Bibliotheken<br />
und Archiven etc. sowie<br />
� die Auswertung bzw. Bewertung der Ergebnisse.<br />
TP2: Kosten-Nutzen-Analyse – Grundlage für eine wirtschaftlich<br />
sinnvolle Patent- oder Gebrauchsmusteranmeldung sowie Hilfe zur<br />
frühzeitigen Abschätzung der Verwertungschancen einer Erfindung.<br />
Gegenstand von TP2 sind konkret<br />
� die Einschätzung der Chancen für die wirtschaftliche Verwertung<br />
der betreffenden Erfindung mit einer Kosten-Nutzen-Betrachtung,<br />
� Fachgespräche mit Vertretern des geförderten Unternehmens,<br />
� die Durchführung ergänzender Recherchen in einschlägigen<br />
Quellen sowie<br />
� die Auswertung bzw. Bewertung der Ergebnisse.<br />
TP3: Patent- oder Gebrauchsmusteranmeldung beim Deutschen<br />
Patent- und Markenamt (DPMA) – Inanspruchnahme patentanwaltlicher<br />
Unterstützung im Rahmen des Anmelde- und<br />
Prüfungsverfahrens zur Erhöhung der Chancen auf Schutzrechtserteilung.<br />
Das TP3 beinhaltet<br />
� die Finanzierung der Leistungen eines Patentanwalts (Beratung,<br />
Patentanmeldung) sowie die Patentamtsgebühren.<br />
22
TP4: Vorbereitungen für die Verwertung einer Erfindung –<br />
Verbesserung der Erfolgsaussichten der Umsetzung und wirtschaftlichen<br />
Verwertung einer geschützten Erfindung durch professionelle<br />
Unterstützung zu Beginn und Begleitung erster Aktivitäten<br />
zur Verwertung. Das TP4 umfasst im Einzelnen<br />
� die Beratung bei der Suche nach Kooperationspartnern oder<br />
anschließenden Fördermöglichkeiten für die weitere Umsetzung<br />
bzw. Verwertung der Erfindung,<br />
� die Nutzung geeigneter Innovations- und Kooperationsbörsen,<br />
� das Erstellen einer Marktübersicht (Potenzial, Wettbewerber,<br />
Absatzmöglichkeiten usw.),<br />
� die Durchführung von ersten Verwertungsaktivitäten der Erfindung<br />
(Erstellung von Werbematerialien und einer Marketingkonzeption,<br />
Messeteilnahme, externer Prototypenbau, Aufbau<br />
bzw. Anpassung der Fertigung, Vermarktung usw.),<br />
� die Beratung zu ggf. erforderlichen technischen Zulassungsprüfungen<br />
bei Produkt- bzw. Verfahrensentwicklungen sowie Bewertungen<br />
des Konzepts nach technischen Prüfungskriterien.<br />
TP5: Gewerblicher Rechtsschutz im Ausland – Erleichterung<br />
der erforderlichen Schritte einer Vermarktung der Erfindung außerhalb<br />
Deutschlands durch Förderung der patentanwaltlichen<br />
Unterstützung und der Gebühren von Auslandsanmeldungen. Das<br />
TP5 betrifft schließlich<br />
� die Leistungen eines Patentanwalts (Beratung, europäische<br />
und / oder internationale Patentanmeldung und / oder<br />
Patentanmeldung bei Patentämtern im Ausland) sowie<br />
� Patentamtsgebühren und Übersetzungskosten.<br />
Antragsberechtigte und Fördervoraussetzungen<br />
Anträge auf Teilnahme an der KMU-Patentaktion können sowohl<br />
Kleinstunternehmen als auch kleine und mittlere Unternehmen<br />
einschließlich Handwerksbetriebe sowie Unternehmensgründer<br />
stellen, die<br />
� dem produzierenden Gewerbe oder der Landwirtschaft angehören,<br />
� Geschäftssitz und Produktionsstätte in Deutschland haben,<br />
23
� die Kriterien der KMU-Definition der Europäischen Kommission<br />
15 erfüllen,<br />
� Forschung und Entwicklung selbst durchführen bzw. beauftragen<br />
und<br />
� in den letzen 5 Jahren vor Antragstellung kein Patent oder Gebrauchsmuster<br />
angemeldet haben.<br />
Bei Existenzgründern gilt, dass die Gründung des Unternehmens<br />
spätestens zum Zeitpunkt der Abrechnung nachweislich abgeschlossen<br />
sein muss.<br />
Art und Höhe der Förderung<br />
Die Förderung im Rahmen der KMU-Patentaktion erfolgt in Form<br />
eines einmaligen, nicht rückzahlbaren Zuschusses zu den Kosten<br />
für die Inanspruchnahme von externen Leistungen in Höhe von<br />
50%. Die maximale Fördersumme pro Unternehmen liegt bei<br />
8.000 € von insgesamt 16.000 € zuwendungsfähigen Kosten. Je<br />
Teilpaket beträgt der Zuschuss 50% der nachgewiesenen<br />
externen Kosten, wobei folgende Obergrenzen gelten (siehe<br />
Tabelle 2). Neben den Unternehmen erhalten auch die <strong>SIGNO</strong>-<br />
Partner eine Vergütung in Höhe von 20% des Fördervolumens für<br />
ihre Beratungstätigkeit im Rahmen der KMU-Patentaktion.<br />
Tabelle 2: Obergrenzen der Förderung<br />
15 Siehe Amtsblatt EU Nr. L 124 vom 20. Mai 2003, S. 36.<br />
Teilpaket Max. Förderung<br />
TP1: Recherche zum Stand der Technik 800 €<br />
TP2: Kosten-Nutzen-Analyse 800 €<br />
TP3: Patent- oder Gebrauchsmusteranmeldung beim DPMA 2.100 €<br />
TP4: Vorbereitung für die Verwertung einer Erfindung 1.600 €<br />
TP5: Gewerblicher Rechtsschutz im Ausland 2.700 €<br />
Quelle: Richtlinie zur Förderung der KMU-Patentaktion<br />
Werden innerhalb der durchgeführten Teilpakete nicht alle Mittel<br />
abgerufen, so können diese zu maximal 50% der jeweiligen Obergrenze<br />
zur Deckung der Mehrkosten in anderen Teilpaketen in<br />
Anspruch genommen werden, sofern die Förderquote von 50% für<br />
das Gesamtprojekt nicht überschritten wird.<br />
24
Verwertungsaktion / InnovationMarket<br />
Die Anträge für die Teilnahme an der KMU-Patentaktion müssen<br />
bei einem <strong>SIGNO</strong>-Partner eingereicht werden. Hält der <strong>SIGNO</strong>-<br />
Partner die betreffende Erfindung für förderwürdig, reicht dieser<br />
die vollständigen Antragsunterlagen einschließlich Förderempfehlung<br />
beim Projektmanagement, dem IW Köln, ein. Wird dort ein<br />
positives Fördervotum ausgesprochen, so schließt das IW Köln mit<br />
dem antragstellenden Unternehmen einen privatrechtlichen Zuwendungsvertrag<br />
ab.<br />
Bei der Verwertungsaktion handelt es sich um die Förderung der<br />
Erstellung professionell aufbereiteter Inserate für die Vermarktung<br />
von innovativen Erfindungen, die in den sog. InnovationMarket, einem<br />
frei zugänglichen internetbasierten Marktplatz (siehe<br />
www.innovationmarket.de), eingestellt werden.<br />
Ziele und Gegenstand der Förderung<br />
Das Ziel der Verwertungsaktion besteht darin, den 1998 ins Leben<br />
gerufenen InnovationMarket als eine dauerhafte Einrichtung für<br />
den Innovationstransfer am Markt zu etablieren. Das Instrument<br />
soll zur Verbesserung der Verwertung und Nutzung hochwertiger<br />
Erfindungen beitragen, indem über den InnovationMarket Innovationsanbieter<br />
(Inserenten) und Innovationsnehmer (Kapitalgeber<br />
und Unternehmen) zusammenfinden. Im Hinblick auf die Zielgruppe<br />
richtet sich der InnovationMarket insbesondere an<br />
� junge Technologieunternehmen, Existenzgründer und<br />
expandierende Unternehmen, die nach Finanzierungsmöglichkeiten<br />
für die Umsetzung ihrer Innovationen suchen,<br />
� Unternehmen, freie Erfinder und Halter von Schutzrechten, die<br />
ihre Innovationen verwerten wollen,<br />
� Investoren wie etwa Beteiligungsgesellschaften, Banken, Unternehmen<br />
und Privatanleger, sowie<br />
� Unternehmen, die Lösungen für technische Probleme suchen<br />
oder eine Diversifikation ihres Produktportfolios vornehmen<br />
möchten.<br />
Gegenstand der Förderung ist die Erstellung sog. „Summaries“<br />
bzw. „Dossiers“. Bei einem Summary handelt es sich um ein elektronisches<br />
Inserat, welches auf dem InnovationMarket eingestellt<br />
wird. Kennzeichnend ist, dass die zentralen Eckdaten eines Innovationsangebots<br />
oder einer Innovationsnachfrage in standardisierter<br />
Form von einem <strong>SIGNO</strong>-Partner dargestellt und im Rahmen<br />
eines Review-Verfahrens von einem zweiten <strong>SIGNO</strong>-Partner<br />
überprüft werden („Vier-Augen-Prinzip“). Sowohl für den Prozess<br />
der Erstellung der Summaries als auch der eingestellten Inhalte<br />
25
gelten strenge Qualitätsstandards und ein spezifisches Regelwerk,<br />
die „InnovationMarket-Regeln“. Je nach inhaltlicher Motivation<br />
bzw. zielgruppenspezifischer Ausrichtung werden die Summaries<br />
auf dem InnovationMarket einer der drei folgenden Rubriken zugeordnet:<br />
� „Innovation sucht Kapital“: Hier stellen junge Unternehmen oder<br />
Existenzgründer ihre Innovationen und Verwertungskonzepte<br />
vor.<br />
� „Innovation sucht Unternehmen“: In dieser Rubrik bieten freie<br />
Erfinder Unternehmen ihre schutzrechtlich abgesicherten Innovationen<br />
zum (Lizenz-)Verkauf an.<br />
� „Unternehmen sucht Innovation“: Diese eher nachfrageorientierte<br />
Sparte steht insbesondere für etablierte Unternehmen offen,<br />
die ihr Produktportfolio unter Berücksichtigung der bestehenden<br />
technologischen Möglichkeiten und Distributionskanäle<br />
erweitern möchten und nach passenden Innovationen suchen.<br />
Dossiers sind hingegen ausführliche Darstellungen von Innovationsangeboten<br />
einschließlich einer gutachterlichen Bewertung ihrer<br />
Marktchancen. Sie sollen vor allem als Entscheidungsgrundlage<br />
für ein finanzielles oder unternehmerisches Engagement eines<br />
Nachfragers dienen. Analog zu den Inseraten in Form von<br />
Summaries erfolgt die Erstellung und inhaltliche Konzeption von<br />
Dossiers nach vorgegebenen Standards und den InnovationMarket-Regeln.<br />
Auch hier sind lediglich die <strong>SIGNO</strong>-Partner zur jeweiligen<br />
Erstellung berechtigt. Als Ansprechpartner der Summaries<br />
fungieren die <strong>SIGNO</strong>-Partner, die Erstellung eines Dossiers wird<br />
i.d.R. nur dann beauftragt, wenn der Kontakt zwischen Inserent<br />
und Nachfrager zu einem positiven Ergebnis führt und sich beide<br />
Parteien auf ein vertiefendes Gutachten einigen.<br />
Antragsberechtigte und Fördervoraussetzungen<br />
Die Förderung richtet sich vornehmlich an Teilnehmer der Verwertungsaktion,<br />
die ein Inserat auf dem InnovationMarket einstellen<br />
lassen. Diese Inserenten können sowohl freie Erfinder als auch<br />
innovationssuchende Unternehmen sein.<br />
Art und Höhe der Förderung<br />
Gemäß der geltenden Richtlinie werden für Summaries, die in den<br />
InnovationMarket eingestellt werden, Fördermittel in Form eines<br />
Zuschusses an den Inserenten in Höhe von 30% der Rechnungssumme,<br />
höchsten jedoch 800 € vom Bund bereitgestellt.<br />
Auch bei der Erstellung von Dossiers werden weitere Mittel gewährt.<br />
In diesem Fall stehen die Mittel für einen anteiligen Zuschuss<br />
an den Nachfrager bereit, der nach Übereinkunft mit dem<br />
26
4.2 <strong>SIGNO</strong> Erfinder<br />
<strong>SIGNO</strong> Fachauskunft für Erfinder<br />
Inserenten die Erstellung eines Dossiers über das betreffende Innovationsangebot<br />
beim <strong>SIGNO</strong>-Partner in Auftrag gibt. Der anteilige<br />
Zuschuss liegt bei einem Drittel der Rechnungssumme, wobei<br />
hier eine Obergrenze von 5.200 € eingezogen ist.<br />
Innerhalb der Säule <strong>SIGNO</strong> Erfinder bilden die Förderung von<br />
Kreativität und Erfindergeist, die Bereitstellung eines Netzwerks<br />
zum Erfahrungsaustausch sowie das Angebot einer Erstberatung<br />
für freie Erfinder die zentralen Bestandteile des Programms. Konkret<br />
finden diese Zielsetzungen ihren Niederschlag in den Programmsäulen<br />
<strong>SIGNO</strong> Erfinderclubs sowie <strong>SIGNO</strong> Fachauskunft<br />
für Erfinder.<br />
Die Erfinderfachauskunft ist seit 2004 fester Bestandteil des<br />
<strong>SIGNO</strong>-Programms. Bei diesem Beratungsangebot handelt es sich<br />
um ein Instrument zur flächendeckenden Erstinformation insbesondere<br />
von Innovationsneulingen.<br />
Ziele und Gegenstand der Förderung<br />
Die Ziele der Erfinderfachauskunft bestehen darin, vornehmlich<br />
freien Erfindern, die noch keine oder nur wenige Erfahrungen im<br />
Bereich der gewerblichen Schutzrechte und deren wirtschaftlicher<br />
Verwertung gesammelt haben, eine unabhängige Beratung zu ihren<br />
spezifischen Fragestellungen unter Berücksichtigung der jeweils<br />
individuellen Situation zugänglich zu machen. So ist der Gegenstand<br />
der Förderung eine kostenlose, bis zu vierstündige Erstauskunft<br />
durch Innovationsexperten des <strong>SIGNO</strong>-Netzwerks. Im<br />
Rahmen dieser Erstauskunft vermitteln die <strong>SIGNO</strong>-Partner den<br />
ratsuchenden Erfindern Expertenwissen bspw. über die Ermittlung<br />
des Neuheitswerts einer Innovation, zur Patentrecherche und Bewertung<br />
einer Erfindung oder zu möglichen Verwertungsstrategien.<br />
Darüber hinaus werden allgemeine Informationen über das deutsche<br />
Patentwesen sowie ggf. zu geeigneten Förderangeboten<br />
weitergegeben. Eine Rechtsberatung ist hingegen von der Förderung<br />
ausgeschlossen.<br />
Antragsberechtigte und Fördervoraussetzungen<br />
Eine Beratung im Rahmen der Erfinderfachauskunft kann grundsätzlich<br />
von allen erfinderisch tätigen Menschen und Interessierten<br />
einmalig in Anspruch genommen werden.<br />
27
<strong>SIGNO</strong> Erfinderclubs<br />
Art und Höhe der Förderung<br />
Die Förderung erfolgt, wie bereits oben dargelegt, in Form einer für<br />
die Erfinder kostenlosen, bis zu vierstündigen Erstauskunft durch<br />
einen Partner des bundesweiten <strong>SIGNO</strong>-Netzwerks. Die <strong>SIGNO</strong>-<br />
Partner wiederum rechnen die im Rahmen der Erfinderfachauskunft<br />
durchgeführten Beratungen über das IW Köln ab.<br />
Derzeit existieren bundesweit 112 offiziell bewilligte <strong>SIGNO</strong> Erfinderclubs.<br />
Hierzu gehören sowohl Jugendclubs als auch Clubs<br />
freier Erfinder und Hochschulclubs.<br />
Ziele und Gegenstand der Förderung<br />
Mit der Initiative <strong>SIGNO</strong> Erfinderclubs fördert das BMWi kreative,<br />
erfinderisch begabte Menschen, die sich im jeweiligen Erfinderclub<br />
zum Erfahrungsaustausch, zur Entwicklung gemeinsamer Ideen<br />
sowie zur gegenseitigen Unterstützung bei der Identifikation von<br />
Problemlösungen im Erfindungsprozess zusammenfinden. Darüber<br />
hinaus dienen die Erfinderclubs als Orte zur Durchführung<br />
gemeinsamer Innovationsprojekte. Konkret werden mit der Programmlinie<br />
folgende Ziele verfolgt: 16<br />
� Förderung von Kreativität und Ideenreichtum von Kindern und<br />
Jugendlichen;<br />
� Unterstützung freier Erfinder bei der Verwirklichung und<br />
Vermarktung von Innovationen;<br />
� Nutzung von Synergien der Teamarbeit sowie Vernetzung von<br />
Wissen, Erfahrung und Aktionen;<br />
� Aufwertung des Erfinderimages in der öffentlichen Wahrnehmung<br />
und damit auch Schaffung der Voraussetzung für den<br />
Brückenschlag zu Unternehmen.<br />
Die Erfinderclubs werden vom IW Köln betreut, welches das<br />
Projektmanagement der Initiative durchführt. Über das IW Köln<br />
stellt das BMWi finanzielle Mittel zur Verfügung, mit welchen einerseits<br />
die inhaltliche Arbeit der Erfinderclubs gefördert wird und<br />
andererseits gemeinschaftliche Aktionen zur weiteren Stärkung<br />
der Leistungsfähigkeit des Netzwerks unterstützt werden.<br />
16 Siehe http://www.signo-deutschland.de/erfinder/content/index_ger.html .<br />
28
4.3 <strong>SIGNO</strong> Hochschulen<br />
Verwertungsförderung<br />
Antragsberechtigte und Fördervoraussetzungen<br />
Bevor ein Erfinderclub an der Initiative partizipieren kann, muss die<br />
Teilnahme nach schriftlicher Bewerbung vom <strong>SIGNO</strong>-Projektmanagement<br />
bewilligt worden sein.<br />
Art und Höhe der Förderung<br />
Im Rahmen der Grundförderung stehen dem <strong>SIGNO</strong> Projektmanagement<br />
in der laufenden Förderzeitperiode 2008 bis <strong>2010</strong> jährlich<br />
maximal 1.500 € pro bewilligten Erfinderclub zur Verfügung.<br />
Diese jährliche Grundförderung wird in Form eines frei verfügbaren<br />
und eines zweckgebundenen Budgetanteils vergeben. Bei den<br />
Jugendclubs beträgt das frei verfügbare Budget 1.000 € und das<br />
zweckgebundene Budget 500 €. Bei der Zielgruppe der<br />
Erwachsenenclubs ist das frei verfügbare Budget auf 500 € und<br />
das zweckgebundene auf 1.000 € festgesetzt.<br />
Neben der finanziellen Unterstützung der Erfinderclubs erstreckt<br />
sich die Fördermaßnahme ferner auf netzwerkorientierte Angebote,<br />
deren Umsetzungsverantwortung ebenfalls beim IW Köln<br />
liegt. Zu diesen Förderangeboten zählen u.a. der Gemeinschaftsstand<br />
auf der internationale Fachmesse „Ideen-Erfindungen-Neuheiten“,<br />
kurz „iENA“, der <strong>SIGNO</strong> Erfinderclub Wettbewerb „i hoch<br />
3“, zentral organisierte Weiterbildungs- und Trendseminare oder<br />
die Möglichkeit zur Teilnahme an Erfahrungsaustauschtreffen.<br />
Innerhalb der Programmsäule <strong>SIGNO</strong> Hochschulen wird die Zusammenarbeit<br />
zwischen Hochschulen und Unternehmen im Bereich<br />
des Transfers von Forschungs- und Entwicklungsergebnissen<br />
gefördert. Für die Umsetzung wurden von Seiten des BMWi<br />
zwei Förderrichtlinien aufgelegt: die Verwertungsförderung und die<br />
Strategieförderung. Die in Ergänzung zur Verwertungsförderung<br />
erlassene Richtlinie zur Strategieförderung zielt darauf ab, nachfrageorientierte<br />
Verwertungskonzepte an Hochschulen und öffentlich<br />
finanzierten Forschungseinrichtungen zu fördern, einschließlich<br />
der Initiierung von langfristigen Kooperationen zwischen Wissenschaft<br />
und Wirtschaft. Da die Förderrichtlinie erst im November<br />
2007 in Kraft trat, wurde eine Untersuchung der Programmlinie<br />
aufgrund ihres Neuheitsgrads in der hier vorliegenden Evaluierung<br />
nicht durchgeführt. Damit wurde im Rahmen von <strong>SIGNO</strong> Hochschulen<br />
ausschließlich die Verwertungsförderung beleuchtet.<br />
In der ersten Förderphase (2001 bis 2003) stand zunächst der<br />
Aufbau grundlegender Verwertungsstrukturen an Hochschulen und<br />
öffentlich finanzierten Forschungseinrichtungen über die Gründung<br />
29
von Patent- und Verwertungsagenturen im Mittelpunkt der damals<br />
noch unter dem Namen „Verwertungsoffensive“ lancierten Initiative.<br />
Hauptziel der zweiten Förderphase (2004 bis 2007) war sodann<br />
die Förderung der weiteren Etablierung und Professionalisierung<br />
der bis dato errichteten Strukturen. In der laufenden Förderphase<br />
(2008 bis <strong>2010</strong>) konzentriert sich das Programm weiterhin<br />
auf eine Konsolidierung der geschaffenen flächendeckenden Patent-<br />
und Verwertungsinfrastruktur sowie der Stärkung ihrer Nutzung<br />
und Nachfrage.<br />
Ziele und Gegenstand der Förderung<br />
Die Verwertungsförderung von <strong>SIGNO</strong> Hochschulen zielt darauf<br />
ab, „die schutzrechtliche Sicherung und die wirtschaftliche Verwertung<br />
von Forschungsergebnissen […] zu unterstützen und die<br />
bisher entstandenen, tragfähigen Strukturen weiter zu entwickeln“<br />
17 . Im Kern geht es folglich darum, das vorhandene Potenzial<br />
an Erfindungen aus der mit öffentlichen Mitteln finanzierten<br />
Forschung<br />
� zu identifizieren und möglichst vollständig zu erfassen,<br />
� hinsichtlich seiner Verwertungspotenziale zu prüfen und zu bewerten,<br />
� sowie – falls erforderlich – eine schutzrechtliche Absicherung<br />
zu initiieren bzw. den Prozess zu begleiten,<br />
� Verwertungspartner im Wirtschaftsbereich zu kontaktieren und<br />
über neue Erfindungen bzw. veräußerbare Schutzrechte zu informieren,<br />
und schließlich<br />
� die Rahmen- und Vertragsbedingungen für Auslizenzierungen<br />
zu gestalten und den Prozess des Verkaufs von Schutzrechten<br />
zu managen.<br />
Daher ist es Aufgabe der Patent- und Verwertungsagenturen, eine<br />
aktiv gestaltende Rolle im Kommunikations- und Informationsprozess<br />
sowohl mit den einzelnen Akteuren aus Wissenschaft und<br />
Wirtschaft als auch zwischen diesen Akteursgruppen einzunehmen.<br />
Da die derzeit 23 Patent- und Verwertungsagenturen fast alle<br />
patentrelevanten deutschen Hochschulen und weitere ausgewählte<br />
Forschungseinrichtungen vertreten, gehört auch die „Zusammenarbeit<br />
in einem Verwertungsnetzwerk der Patent- und<br />
17 Vgl. Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (2007): Förderrichtlinie zur Fortführung der Verwertungsoffensive<br />
- Verwertungsförderung - vom 2. November 2007, Berlin, S. 1<br />
30
18 Ebenda, S. 3<br />
19 Ebenda, S. 3<br />
Verwertungsagenturen“ 18 zu den expliziten Zielsetzungen der<br />
Förderung.<br />
Antragsberechtigte und Fördervoraussetzungen<br />
Gemäß der Richtlinie sind im Rahmen der Verwertungsförderung<br />
ausschließlich Verbünde von Hochschulen antragsberechtigt, „die<br />
mit mindestens einer Patent- und Verwertungsagentur zusammenarbeiten“<br />
19 . An den Hochschulverbünden können auch außeruniversitäre,<br />
öffentlich finanzierte Forschungseinrichtungen partizipieren.<br />
Eine wesentliche Zuwendungsvoraussetzung besteht<br />
darin, dass antragstellende Hochschulverbünde nur mit Patent-<br />
und Verwertungsagenturen kooperieren dürfen, die nachweislich<br />
über ausreichend Erfahrungen und die notwendige fachliche Qualifikation<br />
sowie Kapazität zur Durchführung ihrer Aufgaben verfügen.<br />
Art und Höhe der Förderung<br />
Der Förderzeitraum ist beginnend mit dem 1. Januar 2008 auf drei<br />
Jahre angelegt. Die Förderung erfolgt in Form nicht rückzahlbarer<br />
Zuschüsse. Ihre Höhe für den dreijährigen Förderzeitraum, beginnend<br />
mit dem 1. Januar 2008, beträgt i.d.R. bis zu 50% der zuwendungsfähigen<br />
projektbezogenen Ausgaben (Anteilsfinanzierung),<br />
die Obergrenze liegt bei einer Basisfinanzierung von<br />
100.000 € pro Hochschulverbund und einer weiteren Zahlung von<br />
50 € pro patentrelevanter Wissenschaftlerin bzw. patentrelevantem<br />
Wissenschaftler der im Verbund beteiligten Hochschulen und<br />
Forschungseinrichtungen. Die Finanzierung der übrigen mind.<br />
50% der Kosten erfolgt in den Verbünden in einem jeweils individuell<br />
gestalteten Finanzierungsmix bestehend aus Zuschüssen<br />
der Länder, der Hochschulen, entsprechender Rückflüsse aus<br />
Verwertungseinnahmen sowie im Einzelfall von weiteren Akteuren<br />
bzw. Gesellschafter der PVAs wie der Wirtschaftsförderung,<br />
Förderbanken oder Unternehmerverbänden.<br />
31
5 Organisation der Programmumsetzung<br />
Projektphasen von <strong>SIGNO</strong> / INSTI<br />
Die Patentförderung des Bundes mit ihren heute etablierten Instrumenten<br />
des <strong>SIGNO</strong>-Programms verweist in den vergangenen zwei<br />
Jahrzehnten auf eine Historie, die hinsichtlich der verantwortlichen<br />
Ressorts sowie der eingesetzten Maßnahmen Wechsel und Entwicklungen<br />
zeigt. Um die Wirksamkeit und Reichweite der evaluierten<br />
Instrumente vor dem Hintergrund ihrer Entwicklungshistorie<br />
einordnen zu können, liefert das vorliegende Kapitel einen<br />
Überblick der wichtigsten Phasen sowie zu der aktuellen Organisation<br />
der Umsetzung.<br />
Nach einer Phase der inhaltlichen und konzeptionellen Vorbereitung<br />
in den frühen 1990er Jahren startete im Jahr 1995 mit den<br />
INSTI-Erfinderclubs das erste Programm der INSTI-Förderung. Die<br />
erste Förderphase der Erfinderclubs zwischen 1995 und 2001 war<br />
auf die Gründung der Clubs ausgerichtet. Die folgenden Phasen<br />
(2001-2003, 2004-2006 sowie ab 2007) hatten die Etablierung und<br />
den weiteren Ausbau des Erfinderclub-Netzwerkes sowie die Profilierung<br />
der Clubs als Zentren innovativer Leistung im jeweiligen<br />
lokalen und regionalen Umfeld zum Ziel. Zur Erreichung dieser<br />
Zielstellungen charakterisieren sich die späteren Förderphasen<br />
durch die Flankierung der Clubarbeit mit zielgruppenspezifischen<br />
Unterstützungsangeboten und Anreizmechanismen sowie einer<br />
verstärkten Öffentlichkeitsarbeit. Ab dem Jahr 2004 wurde für die<br />
Unterstützung der Zielgruppe freier Erfinder zusätzlich die Fachauskunft<br />
für Erfinder mit dem Ziel gestartet, eine kostenfreie, qualitativ<br />
hochwertige Erstberatung für Erfinder durch die INSTI-Partner<br />
anzubieten.<br />
Parallel zu diesen Aktivitäten startete im Jahr 1996 die INSTI-<br />
KMU-Patentaktion mit dem Ziel der Förderung kleiner und mittlerer<br />
Unternehmen des produzierenden Gewerbes bei der erstmaligen<br />
Sicherung ihrer FuE-Ergebnisse durch gewerbliche Schutzrechte<br />
sowie zum besseren Verständnis des Patentsystems. Dieses Instrumentarium,<br />
welches durch Beratungs- und Dienstleistungen<br />
rund um die erste Schutzrechtsanmeldung entsprechende Defizite<br />
bei der Zielgruppe KMU beheben soll, wurde im Jahr 2003 erstmalig<br />
evaluiert und erzielte dabei positive Ergebnisse. 20 Im Juli 2005<br />
wurde eine aktualisierte Programmrichtlinie für die Patentaktion<br />
veröffentlicht, welche bis heute Gültigkeit hat. Die Laufzeit der<br />
Förderung wurde dabei von 24 auf 18 Monaten verkürzt, der Programmumfang<br />
von sechs auf fünf Teilpakete reduziert sowie das<br />
Teilpaket zur Kosten-Nutzen-Analyse obligatorisch.<br />
20 Vgl. Gesellschaft für Innovationsforschung und Beratung (2003): Ex post-Evaluation der INSTI-KMU-Patentaktion. Im<br />
Auftrag des Bundesministeriums für Bildung Forschung.<br />
32
Zur Unterstützung der Verwertungsaktivitäten wurde mit einer zeitlichen<br />
Verzögerung im Jahr 1998 die Verwertungsaktion gestartet.<br />
Ziel war die Entwicklung und der Betrieb eines internetbasierten<br />
Marktplatzes für Ideen- und Kapitalgeber sowie für innovative Unternehmen.<br />
Die Entwicklung dieses Online-Marktplatzes – dem InnovationMarket<br />
– wurde in Zusammenarbeit mit der deutschen<br />
Börse und der Kreditanstalt für Wiederaufbau begonnen und von<br />
diesen bis zum Jahr 2000 betrieben.<br />
Neben diesen Fördermaßnahmen, welche noch heute das Instrumentarium<br />
der <strong>SIGNO</strong>-Förderung bilden, wurden seit dem Jahr<br />
1995 weitere Initiativen gestartet, welche heute nicht mehr Teil der<br />
<strong>SIGNO</strong>-Förderfamilie sind. Bei diesen Programmteilen wurde sich<br />
nach Ablauf der Förderphasen gegen eine Fortführung als Förderprojekt<br />
entschieden. Exemplarisch sind dabei die folgenden Programmteile<br />
zu nennen:<br />
� InPat: Von 1996 bis 2000 wurde mit diesem Programm die<br />
Integration des Patentwesens in die ingenieur- und naturwissenschaftliche<br />
Hochschulausbildung gefördert. Gegenstand<br />
war die Förderung von Lehraufträgen und die<br />
Unterstützung von Patentrecherchebeauftragten in ingenieurwissenschaftlichen<br />
Fachbereichen. Mit diesem Programm<br />
sollte ein Impuls für die Aktivierung eigener Initiativen<br />
an den Hochschulen gesetzt werden. Mittlerweile haben<br />
sich viele dieser Lehraufträge etabliert und werden<br />
ohne Förderung aus den Hochschulhaushalten finanziert.<br />
� INSTI-Schulaktion: In den Jahren 2000 bis 2003 wurde mit<br />
der Schulaktion „Tour d´Innovation“ die Sensibilisierung<br />
von Schülerinnen und Schülern für das Thema Innovation<br />
durch das Kennenlernen konkreter Innovationsprojekte in<br />
Unternehmen der Region und der Verankerung des Themas<br />
in der Schule unterstützt. Die Schulaktion wurde beendet,<br />
da sich der Fokus der INSTI-Förderung stärker in<br />
Richtung innovative Unternehmen, Hochschulen und Erfinder<br />
verschob. Darüber hinaus zeigte sich, dass der Aufbau<br />
langfristiger und tragfähiger Strukturen an Schulen durch<br />
die Erfinderclubs besser gewährleistet werden kann.<br />
� Innovationsaktion: Mit der Innovationsaktion wurden ab<br />
dem Jahr 2001 Unternehmen, Existenzgründer, Universitäten<br />
und außeruniversitären Forschungseinrichtungen bei<br />
der Optimierung innerbetrieblicher Innovationsprojekte sowie<br />
der Planung und Umsetzung ihres Patent- und Verwertungsmanagements<br />
gefördert. Die Innovationsaktion<br />
wurde als Förderung beendet, da durch das Programm<br />
INNOMAN für die neuen Bundesländer sowie einige Modellregionen<br />
Westdeutschlands ein vergleichbares Programm<br />
vorliegt, dessen Ausweitung auf das gesamte Bundesgebiet<br />
förderpolitisch diskutiert wird.<br />
33
Neben diesen exemplarisch genannten Förderungen gab es weitere<br />
Aktivitäten, die in den Projektphasen von <strong>SIGNO</strong> / INSTI initiiert<br />
wurden und bis heute wieder abgeschlossen sind. Die folgende<br />
Abbildung liefert einen Überblick zu den laufenden und abgeschlossenen<br />
Aktionen der Programmfamilie. Die abgeschlossenen<br />
Förderinstrumente werden im Folgenden nicht vertieft behandelt,<br />
da sie nicht Gegenstand der aktuellen Evaluierung sind.<br />
Abbildung 3: Projektphasen von <strong>SIGNO</strong> / INSTI<br />
1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 <strong>2010</strong><br />
laufende Aktionen<br />
INSTI/<br />
<strong>SIGNO</strong> Vorphase<br />
abgeschlossene Aktionen<br />
Innovationsaktion (10/2001 - 12/2008)<br />
…<br />
InnoAkt<br />
Verwertungsaktion / InnovationMarket (09/1998 - 12/2009) …VerwertungsAkt<br />
KMU-Patentaktion I (10/1996 - 07/2005) KMU-PA II (ab 08/2005) … KMU-PA<br />
Erfinderclubs (ab 1995) Erfinder (ab 01/2008)<br />
Öffentlichkeitsarbeit "Innovationsfreundl. Klima" (1995 -<br />
2000)<br />
Netzwerk/ Fachauskunft (01/2004 -<br />
12/2007) PM / ÖA (ab 01/2008)<br />
INTRA (07/1995 - 06/1998) "<strong>SIGNO</strong>"*<br />
"Der blaue Kreis" (05/1995 - 11/1999)<br />
InPat (1996 - 2000)<br />
Deutscher Zukunftspreis (1997 - 2000)<br />
Quelle: IW Köln 2009<br />
InWert (2001 - 03/2004)<br />
Schulaktion (2001 -<br />
2003)<br />
AkPat (2001 - 2003)<br />
<strong>SIGNO</strong><br />
* Einführung neue<br />
Dachmarke<br />
Unabhängig von den Förderaktivitäten im Rahmen von INSTI<br />
wurde die Förderung der Patent- und Verwertungsagenturen<br />
(PVAs) im Rahmen der Verwertungsförderung vorbereitet. Hintergrund<br />
für diese Aktivitäten war die gesetzliche Neuregelung zu<br />
Patentanmeldungen aus Hochschulen. 21 Während Entwicklungsmitarbeiter<br />
von Unternehmen ihre Erfindungen dem Unternehmen<br />
melden mussten, konnten Hochschullehrer frei über ihre Erfindungen<br />
verfügen, selbst wenn sie im Rahmen von Forschungsaktivitäten<br />
an ihrer Hochschule entstanden. Seit dem Erlass des Arbeitnehmererfindergesetzes<br />
im Jahr 1957 war diese Tatsache zunächst<br />
kein Problem, da die Zahl der Patentanmeldungen aus den<br />
Hochschulen zu vernachlässigen war. Im Laufe der 1990er Jahre<br />
stiegen die Zahlen der Patentanmeldungen aus Hochschulen er-<br />
21 Zum Folgenden vgl. Schmoch, Ulrich (2007): Patentanmeldungen aus Hochschulen – Analyse im Rahmen der jährlichen<br />
Berichterstattung zur Technologischen Leistungsfähigkeit Deutschlands.<br />
34
heblich an, so dass eine politische Lösung für diese Entwicklung<br />
erforderlich wurde. Im Jahr 2002 wurde das Arbeitnehmererfindergesetz<br />
geändert und somit das Hochschullehrerprivileg abgeschafft.<br />
Hochschullehrer sind seither verpflichtet der Hochschule<br />
ihre Erfindungen zu melden. Diese entscheidet, ob sie die Erfindung<br />
in Anspruch nimmt und selbst verwertet oder dem Erfinder<br />
zur freien Verfügung überlässt.<br />
Eine wesentliche Voraussetzung für diese neue Regelung war der<br />
Aufbau einer geeigneten Infrastruktur, die zur Übernahme der nun<br />
entstehenden Prüf-, Patentierungs- und Verwertungsaktivitäten im<br />
Sinne eines Dienstleisters für die Hochschulen und Forschungseinrichtungen<br />
in der Lage war. Für die Wahrnehmung dieser Aufgabe<br />
wurde seit dem Jahr 2002 ein Netz von mittlerweile 23 Patent-<br />
und Verwertungsagenturen (PVA) im Rahmen der Verwertungsförderung<br />
organisiert. Die Förderung dieser Infrastruktur erfolgte<br />
bislang in drei Phasen, welche nach dem Aufbau der Infrastruktur<br />
die weitere Etablierung sowie die Professionalisierung der<br />
Verwertungsstrukturen zum Ziel hatten.<br />
Alle bislang beschriebenen Aktivitäten zur Patentförderung des<br />
Bundes wurden seit Mitte der 1990er zunächst durch das Bundesministerium<br />
für Bildung und Forschung (BMBF) initiiert und getragen.<br />
Nach der Bundestagswahl 2005 wechselte diese Förderung<br />
im Zuge der Neuorganisation der Bundesressorts in das<br />
Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi). Im<br />
Jahr 2008 wurden die gesamten Aktivitäten unter einer gemeinsamen<br />
Dachmarke <strong>SIGNO</strong> zusammengefasst. Der zentrale Ansatz<br />
war dabei, dass die bislang zum Teil nebeneinander agierenden<br />
Projekte und Maßnahmen gemeinsam in der Öffentlichkeit auftreten<br />
und wahrgenommen werden sollten. Für die öffentliche Wahrnehmung<br />
sollten die vielfältigen Aktivitäten zur Patentförderung<br />
des Bundes gebündelt dargestellt werden, um die Zugänge zu den<br />
einzelnen Angeboten unkomplizierter zu gestalten und somit die<br />
Effektivität der Nutzung zu erhöhen. In der folgenden Abbildung<br />
sind die aktuellen Maßnahmen der <strong>SIGNO</strong>-Programmfamilie im<br />
Überblick dargestellt.<br />
35
<strong>SIGNO</strong> Hochschulen<br />
Förderung der effizienten Zusammenarbeit<br />
zwischen Hochschulen und Unternehmen im<br />
Bereich des Transfers von<br />
Forschungsergebnissen aus der Wissenschaft<br />
in die Unternehmen.<br />
Verwertungsförderung<br />
Weiterentwicklung der geschaffenen<br />
Strukturen zur Verwertung von Schutzrechten<br />
aus Hochschulen und öffentlich<br />
finanzierten Forschungseinrichtungen über<br />
externe Patent- und Verwertungsagenturen.<br />
Strategieförderung<br />
Förderung von nachfrageorientierten<br />
Verwertungskonzepten der Hoch-schulen,<br />
inklusive strategischer Kooperationen<br />
zwischen Wirtschaft und Wissenschaft.<br />
Abbildung 4: Programmbestandteile der <strong>SIGNO</strong>-Förderung<br />
<strong>SIGNO</strong> Unternehmen<br />
Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit von<br />
kleinen und mittleren Unternehmen (KMU),<br />
von Handwerksbetrieben sowie von<br />
Existenzgründern durch Stärkung der<br />
Innovationstätigkeit und Schaffung eines<br />
erfinder- und innovations-freundlicheren<br />
Klimas.<br />
KMU-Patentaktion<br />
Unterstützung und Anleitung von KMU,<br />
Handwerksbetrieben und Existenzgründern<br />
des produzierenden Gewerbes einschließlich<br />
der Landwirtschaft bei der erstmaligen<br />
Sicherung ihrer Ergeb-nisse aus FuE durch<br />
Gewerbliche Schutzrechte und bei deren<br />
Nutzung<br />
Innovation Market /<br />
Verwertungsaktion<br />
Quelle: Prognos AG 2009<br />
Beteiligte Netzwerke der Förderung<br />
Verbesserung der Verwertung und der<br />
Nutzung hochwertiger Erfindungen sowie<br />
Etablierung des Innovation Market als<br />
dauerhafte Einrichtung der Verwertung am<br />
Markt.<br />
<strong>SIGNO</strong> Erfinder<br />
Förderung von Kreativität und Erfinder-geist,<br />
Bereitstellung eines Forums zum<br />
Erfahrungsaustausch sowie eines Beratungsangebot<br />
für freie Erfinderinnen und<br />
Erfinder.<br />
Erfinderfachauskunft<br />
Bereitstellung einer kostenlosen bis zu<br />
vierstündigen Erstauskunft bei den Partnern<br />
des <strong>SIGNO</strong>-Netzwerkes, vor allem für<br />
"Innovationsanfänger" und zu allen Fragen<br />
rund um das Thema "Patente".<br />
Erfinderclubs<br />
Förderung von Kreativität und Ideenreichtum<br />
von Kindern und Jugendlichen,<br />
Unterstützung freier Erfinder bei der<br />
Verwirklichung und Vermarktung von Ideen,<br />
Aufwertung des Erfinderimages in der<br />
öffentlichen Wahrnehmung.<br />
Wie bereits angesprochen zielt die vorliegende Evaluierung auf die<br />
Aktivitäten in den einzelnen Programmlinien seit dem Jahr 2002<br />
(Verwertungsförderung) bzw. 2003 (<strong>SIGNO</strong>-Unternehmen /<br />
<strong>SIGNO</strong>-Erfinder). Die erst im November 2007 gestartete Strategieförderung<br />
im Rahmen von <strong>SIGNO</strong>-Hochschulen ist aufgrund<br />
der bislang kurzen Laufzeit nicht Teil der Untersuchung.<br />
Die einzelnen Programmteile der <strong>SIGNO</strong>-Förderung zeichnen sich<br />
dadurch aus, dass den fokussierten Zielgruppen – Hochschulen,<br />
KMU, freie Erfinder – nicht alleine finanzielle Zuschüsse gewährt<br />
werden, sondern diese durch geförderte Beratungen und Dienstleistungen<br />
im Prozess der Patentierungs- und Verwertungsaktivitäten<br />
begleitet und unterstützt werden. Für die Wahrnehmung dieser<br />
Aufgaben stehen zwei Netzwerke von Dienstleistungs- und Beratungseinrichtungen<br />
zur Verfügung, welche die Unterstützung der<br />
Zielgruppen im Wesentlichen operativ umsetzen:<br />
� Das Netzwerk der <strong>SIGNO</strong>-Partner: Zur Umsetzung der<br />
KMU-Patentaktion, der Verwertungsaktion sowie der Fachauskunft<br />
für Erfinder wurde ein bundesweites Netzwerk aus<br />
verschiedenen Einrichtungen aufgebaut. Unter den<br />
<strong>SIGNO</strong>-Partnern sind Erfinder- und Patentinformationszentren,<br />
Gründer und Technologiezentren, Informationsvermittler,<br />
Transfereinrichtungen, Unternehmensberatungen<br />
36
und Hochschuleinrichtungen. Diese Einrichtungen zählen<br />
zu den relevanten Ansprechpartnern für verschiedene wirtschaftliche<br />
Akteure der Region. Derzeit sind insgesamt 33<br />
<strong>SIGNO</strong>-Partner mit der Umsetzung der Aktivitäten betraut.<br />
� Das Netzwerk der PVAs: Um den Hochschulen und Forschungseinrichtungen<br />
eine aktive Rolle bei der Patentverwertung<br />
ermöglichen zu können, wurde seit dem Jahr 2002<br />
eine Infrastruktur von PVAs aufgebaut. PVAs sind Transfer-<br />
und Patentstellen der Hochschulen, neu geschaffene<br />
Einheiten bei Wirtschaftsförderern und Transferagenturen<br />
sowie private Dienstleistungs- und Beratungsunternehmen.<br />
Derzeit existieren 23 PVAs, die in der Regel die Hochschulen<br />
und Forschungseinrichtungen eines Bundeslandes bedienen,<br />
mit Ausnahme einiger Bundesländer, in denen<br />
mehrere PVAs zu finden sind. Bei Start der Förderung war<br />
es das Ziel, die PVAs auf bereits bestehende Strukturen<br />
aufzubauen, um Erfahrungswerte im Patentierungsgeschäft<br />
zu integrieren. Wo diese Strukturen nicht vorhanden waren,<br />
wurden Einrichtungen neu gegründet.<br />
Zwischen den beiden beschriebenen Netzwerken bestehen im<br />
Einzelfall Schnittmengen, d.h. einige PVAs sind ebenso als<br />
<strong>SIGNO</strong>-Partner akkreditiert. Darüber hinaus bestehen bei den<br />
PVAs große Schnittmengen zu einem weiteren Netzwerk – der<br />
TechnologieAllianz (TA) – welche kein Fördergegenstand des<br />
<strong>SIGNO</strong>-Programms ist, wegen ihrer mehrheitlichen Mitgliedschaft<br />
von PVAs für diese Zielgruppe jedoch eine wichtige Rolle einnimmt.<br />
Die TechnologieAllianz ist der Verband der deutschen Patent-<br />
und Vermarktungsgesellschaften, die bereits im Jahr 1994<br />
gegründet wurde und deren Mitglieder über 200 wissenschaftliche<br />
Einrichtungen in Patentierungs- und Verwertungsfragen vertreten.<br />
In der folgenden Abbildung sind die Schnittmengen zwischen den<br />
angesprochenen Netzwerken schematisch dargestellt.<br />
37
DKFZ (BW)<br />
EMBL (BW)<br />
IGZ (BY)<br />
PVA<br />
Abbildung 5: Netzwerke der <strong>SIGNO</strong>-Akteure<br />
LGA (BY)<br />
ATI Küste (MV)<br />
IHK Zetis (RP)<br />
TLB (BW)<br />
CTF (BW)<br />
INNOVECTIS (HE)<br />
FhG – IAO (BW)<br />
TSB (BE)<br />
Winter et al. (BY)<br />
Stubbe (NI)<br />
BTI (SN)<br />
BayPat (BY)<br />
PROvendis (NW)<br />
PVA der GWT (SN)<br />
InTraCom (BW)<br />
EuroNorm (BB)<br />
ZAB (BB) GINo (HE)<br />
EZN (NI)<br />
IMG (RP) PATON (TH)<br />
ipal (BE)<br />
TransMIT (HE)<br />
Quelle: IW Köln 2009 22<br />
Projektträger und Projektmanagement<br />
Moser & Partner (BW)<br />
PAVIS (BY)<br />
ATHENA (NW)<br />
rubitec (NW)<br />
ESA (ST)<br />
ESA PVA (ST)<br />
PVA SH (SH)<br />
innoWi (HB)<br />
PVA MV (MV)<br />
TGZ (BY)<br />
HA Hessen Agentur (HE)<br />
AGIT (NW)<br />
WuT (SL)<br />
TUTech (HH)<br />
MBM (NI)<br />
TEPAC (NW)<br />
RSG (BY)<br />
IHC (NW)<br />
TGF Schmalkalden (TH)<br />
Steinbeis<br />
Infothek (BW)<br />
HKS IPC (HH)<br />
ZPT (SL)<br />
FhG Patente und<br />
Lizenzen (BY)<br />
WTSH (SH)<br />
WIND (NW)<br />
<strong>SIGNO</strong><br />
TA<br />
TU Dresden (SN)<br />
Mit Blick auf die Projektträgerschaft sowie das Projektmanagement<br />
der <strong>SIGNO</strong>-Programmfamilie sind mit dem Projektträger Jülich<br />
(PtJ) und dem IW Köln zwei Akteure beteiligt. Dabei ist der PtJ<br />
einerseits Projektträger des BMWi für die Administration des gesamten<br />
<strong>SIGNO</strong>-Projekts mit seinen drei Programmsäulen und den<br />
darunter umgesetzten Einzelprogrammen. Im Rahmen von<br />
<strong>SIGNO</strong>-Hochschulen übernimmt der PtJ zum anderen die unmittelbare<br />
Zusammenarbeit mit den geförderten Hochschulverbünden.<br />
Das Projektmanagement im Rahmen von <strong>SIGNO</strong>-Unternehmen<br />
und <strong>SIGNO</strong>-Erfinder wird dagegen vom IW Köln getragen.<br />
Der PtJ hat im Jahr 2001 die Projektträgerschaft für das <strong>SIGNO</strong>-<br />
Programm übernommen, welche zuvor durch das DLR getragen<br />
wurde. Das Projektmanagement der Unternehmens- und Erfinderförderungen<br />
wird seit 1996 durch das IW Köln organisiert. In<br />
der folgenden Abbildung ist die Organisation der Programmumsetzung<br />
schematisch dargestellt.<br />
22 Eine Liste mit den Namen der von PVAs und <strong>SIGNO</strong>-Partnern findet sich auf den Seiten des Programms unter<br />
www.signo-deutschland.de.<br />
38
Hochschulverbünde<br />
Patent- und<br />
Verwertungsagenturen<br />
Abbildung 6: Organisation der Programmumsetzung<br />
Projektträgerschaft<br />
Zuwendungsempfänger<br />
NETZWERK<br />
NETZWERK<br />
Quelle: Prognos AG 2009<br />
<strong>SIGNO</strong>-<br />
Partner<br />
Kleine und<br />
mittlere<br />
Unternehmen<br />
Zuwendungsempfänger<br />
Zuwendungsempfänger<br />
Projektmanagement<br />
Erfinder<br />
(Erfinderfachauskunft)<br />
Erfinderclubs<br />
NETZWERK<br />
Zuwendungsempfänger<br />
Gemäß der Förderterminologie besteht der Projetträgervertrag für<br />
die <strong>SIGNO</strong>-Förderung zwischen dem BMWi und dem PtJ. Das IW<br />
Köln ist Zuwendungsempfänger des BMWi und übernimmt die<br />
Maßnahmenverwaltung und die Auftragsabwicklung mit den<br />
<strong>SIGNO</strong>-Partnern, den KMU und den Erfinderclubs, die ihrerseits<br />
Zuwendungsempfänger des IW Köln sind. Die Arbeitsteilung zwischen<br />
PtJ und IW Köln beschreibt dabei die folgenden Aspekte:<br />
� Die Aufgaben des PtJ beziehen sich zum einen auf die zuwendungsrechtliche<br />
Zusammenarbeit mit dem BMWi und<br />
somit auf die Antragsbearbeitung, die Vorbereitung von<br />
Förderentscheidungen, die Abwicklung der Fördermaßnahmen<br />
sowie das Controlling des Programms. Darüber<br />
hinaus unterstützt der PtJ die Erarbeitung von Entscheidungsvorschlägen,<br />
die gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit<br />
sowie konzeptionelle Weiterentwicklung der Förderinitiative.<br />
Gegenüber dem IW Köln nimmt der PtJ die Kontrollfunktion<br />
in der Mittelverwendung wahr und ist Partner des<br />
IW Köln bei Abstimmungsfragen mit dem BMWi, bei konzeptionellen<br />
Fragen sowie bei der Begutachtung neuer<br />
<strong>SIGNO</strong>-Partner.<br />
� Das Aufgabenportfolio des IW Köln umfasst einerseits die<br />
Maßnahmenverwaltung gegenüber den Zuwendungsempfängern<br />
KMU, Erfinderclubs sowie <strong>SIGNO</strong>-Partner. D.h. die<br />
unmittelbaren Fördernehmer der Programme im Rahmen<br />
39
von <strong>SIGNO</strong>-Unternehmen und Erfinder erhalten ihre Zuwendungen<br />
durch das IW Köln, welches die Durchreichung<br />
der Fördergelder sowie das inhaltliche und administrative<br />
Controlling übernimmt. Zum anderen fällt dem IW Köln das<br />
Netzwerkmanagement für das Netzwerk der <strong>SIGNO</strong>-Partner<br />
sowie der Erfinderclubs zu. Durch diesen Einsatz einer<br />
unmittelbaren Managementinstanz wird auf eine Netzwerkqualität<br />
gezielt, welche durch zahlreiche Instrumente zur<br />
Maßnahmensteuerung und Qualitätssicherung verfolgt<br />
wird.<br />
Die Arbeit des Projekt- und Netzwerkmanagements im Rahmen<br />
von <strong>SIGNO</strong>-Unternehmen und <strong>SIGNO</strong>-Erfinder ist ein wichtiger<br />
Faktor im Rahmen der Gesamtbeurteilung der Leistungsfähigkeit<br />
des Programms. Im Rahmen der Wirkungsanalyse in Kapitel 6.5<br />
wird daher ein separater Blick auf die Qualität Aufgabenwahrnehmung<br />
des Projektmanagements gelegt.<br />
40
6 Umsetzungspraxis und Effekte der Förderung<br />
6.1 <strong>SIGNO</strong> Unternehmen: KMU Patentaktion<br />
Ziele der Förderung<br />
Stimulus durch <strong>SIGNO</strong><br />
Die im Jahr 1996 ins Leben gerufene Fördermaßnahme KMU-Patentaktion<br />
nahm bereits im ursprünglichen BMBF-Verbundprojekt<br />
zur „Innovationsstimulierung der deutschen Wirtschaft“ (INSTI)<br />
eine Rolle ein und stellt auch im heutigen <strong>SIGNO</strong>-Programm einen<br />
ganz wesentlichen Baustein dar.<br />
Mit der KMU-Patentaktion werden kleine und mittlere Unternehmen,<br />
Handwerksbetriebe und Existenzgründer des produzierenden<br />
Gewerbes einschließlich der Landwirtschaft bei der erstmaligen<br />
Sicherung ihrer Forschungs- und Entwicklungsergebnisse<br />
durch gewerbliche Schutzrechte (national und ggf. international) in<br />
Form von Patenten oder Gebrauchsmustern angeleitet und finanziell<br />
unterstützt. Darüber hinaus erstreckt sich diese Programmsäule<br />
auf die Unterstützung bei der Vorbereitung erster Verwertungsschritte.<br />
Auch Unternehmen, deren letzte Schutzrechtsanmeldung<br />
länger als fünf Jahre zurückliegt, können einen Antrag<br />
auf Teilnahme an der KMU-Patentaktion stellen.<br />
Konkret ist die Fördermaßnahme darauf gerichtet,<br />
� bestehende Hemmnisse in KMU gegenüber dem Patentwesen<br />
abzubauen und einen Beitrag zur Optimierung des Innovationsmanagements<br />
in den Betrieben zu leisten,<br />
� die Anzahl qualifizierter Patentanmeldungen durch KMU zu<br />
steigern,<br />
� die Zielgruppe für die wirtschaftlichen Aspekte und die Verwertbarkeit<br />
von Erfindungen zu sensibilisieren,<br />
� eine bessere Nutzung von Patentinformationen durch KMU zu<br />
erwirken und<br />
� die Voraussetzungen in KMU für die Verwertung von Patenten<br />
zu verbessern.<br />
Wie bereits in Kapitel 4.1 ausführlich dargelegt, wird im Rahmen<br />
der Teilnahme an der KMU-Patentaktion die Durchführung von<br />
sog. „Teilpaketen“ gefördert. Insgesamt untergliedert sich die<br />
KMU-Patentaktion in fünf Teilpakete (TP1 bis TP5), die sich im<br />
Hinblick auf ihre inhaltliche Konzeption und die idealtypische zeitli-<br />
41
Umsetzungsverantwortung<br />
che Inanspruchnahme der jeweiligen Dienstleistungen am Prozesscharakter<br />
einer Patentanmeldung sowie den ersten Schritten<br />
der Patentverwertungen aus Unternehmenssicht orientieren.<br />
Während die Durchführung der TP1 bis TP3 für die Gewährung<br />
der Förderung obligatorisch ist, können die Leistungen im Rahmen<br />
von TP4 und TP5 fakultativ in Anspruch genommen werden. 23 Die<br />
Förderlaufzeit, in welcher die Leistungen der Pflicht- und ggf.<br />
Wahlpakete in Anspruch genommen werden müssen, beträgt 18<br />
Monate. Grundsätzlich gilt, dass die Zuwendungsempfänger zunächst<br />
in Vorleistung gehen und die Rechnungen und Belege innerhalb<br />
eines Monats nach Vertragsende beim betreuenden<br />
<strong>SIGNO</strong>-Partner einreichen.<br />
Das Projektmanagement für die Säulen <strong>SIGNO</strong> Unternehmen und<br />
<strong>SIGNO</strong> Erfinder liegt beim IW Köln. Das Institut fungiert als zentrale<br />
Anlauf- und Koordinationsstelle und übernimmt neben den<br />
Aufgaben der Steuerung und Qualitätssicherung der betreffenden<br />
Programmlinien sowie des <strong>SIGNO</strong>-Partnernetzwerks auch die<br />
Verwaltung der einzelnen Förderangebote.<br />
Mit engerem Fokus auf die KMU-Patentaktion umfassen die Aufgabengebiete<br />
des <strong>SIGNO</strong>-Projektmanagements auf rein operativer<br />
Ebene einerseits das Verwalten der bereitgestellten Fördermittel<br />
im Allgemeinen und im Besonderen die Prüfung der Teilnahmeanträge<br />
sowie – nach positivem Fördervotum – der Abschluss eines<br />
Zuwendungsvertrags mit den Antragstellern, Kontrolle der Förderzeiträume,<br />
die Prüfung der Abrechnungsunterlagen und schließlich<br />
die Auszahlung des Zuschusses an die Zuwendungsempfänger.<br />
Darüber hinaus übernimmt das <strong>SIGNO</strong>-Projektmanagement die<br />
Erstellung eines monatlichen Controllings der Teilnahmebewilligungen,<br />
Auszahlungen sowie Stornierungsfälle und erhebt zwecks<br />
interner Evaluierung der Fördermaßnahme eine Projektstatistik,<br />
welche auf einer schriftlichen Befragung der Teilnehmer der KMU-<br />
Patentaktion beruht. Ferner dokumentieren die verantwortlichen<br />
Mitarbeiter des Projektmanagements die Aktivitäten der einzelnen<br />
<strong>SIGNO</strong>-Partner und unterstützen diese bei aufkommenden Fragen<br />
mit der Bereitstellung belastbarer Informationen.<br />
Aufgabe der <strong>SIGNO</strong>-Partner ist es, die Unternehmen bzw. Existenzgründer,<br />
welche einen Antrag auf Teilnahme an der KMU-Patentaktion<br />
stellen möchten, zunächst hinsichtlich des konkreten<br />
Gegenstands der Förderung sowie über den Ablauf der Förder-<br />
23 Laut der geltenden Förderrichtlinie ist eine Förderung der TP1 und / oder TP2 ohne Durchführung von TP3 nur dann<br />
möglich, „wenn im Ergebnis der Recherche zum Stand der Technik (TP1) und / oder der Kosten-Nutzen-Analyse (TP2)<br />
eine Schutzrechtsanmeldung nicht aussichtsreich oder sinnvoll erscheint und deshalb nicht vorgenommen wird. Siehe<br />
Bundesministerium für Bildung und Forschung (2005): Bekanntmachung der Richtlinie zur Förderung der „KMU-<br />
Patentaktion“ – Neufassung – vom 7. Juli 2005, Berlin, S. 3.<br />
42
Leistungsgeschehen im Zeitverlauf<br />
maßnahme zu informieren und die grundsätzliche Teilnahmeberechtigung<br />
und Förderwürdigkeit der betreffenden Erfindung zu<br />
prüfen. Bei positiver Einschätzung reichen die <strong>SIGNO</strong>-Partner das<br />
Antragsformular sowie die Richtlinie zur KMU-Patentaktion aus.<br />
Schließlich prüfen die Berater die Antragsunterlagen auf Vollständigkeit<br />
und leiten diese einschließlich einer persönlichen Förderempfehlung<br />
an das <strong>SIGNO</strong>-Projektmanagement weiter. Die<br />
<strong>SIGNO</strong>-Partner erhalten für ihre Beratungstätigkeiten im Rahmen<br />
der KMU-Patentaktion 20% der an die nutzenden Unternehmen<br />
bewilligten Fördermittel.<br />
Überdies – und das ist im besonderen Maße kennzeichnend für<br />
die Umsetzungsverantwortung der <strong>SIGNO</strong>-Partner – erstellen die<br />
Berater für jeden Förderfall einen individuellen „Fahrplan“ für die<br />
Inanspruchnahme der im Rahmen der Teilpakete offenstehenden<br />
Leistungen. Gleichzeitig unterstützen sie die geförderten Unternehmen<br />
und Gründer im Verlauf des gesamten Prozesses der<br />
Schutzrechtsanmeldung in ihrer Rolle als „Pate“. Diese Betreuungsfunktion<br />
schließt i.d.R. auch die Nachfrage nach dem<br />
Projektfortschritt sowie die Erinnerung an Förderfristen ein. Neben<br />
der Erstellung von Fahrplänen und der kontinuierlichen Prozessbegleitung<br />
sind die <strong>SIGNO</strong>-Partner auch berechtigt, die entgeltliche<br />
Erbringung von Dienstleistungen im Rahmen der TP1, TP2<br />
und TP4 selbst anzubieten. Je nach fachlichem Hintergrund der<br />
Berater und der institutionenspezifischen Schwerpunktsetzung variieren<br />
das Angebot und die Beratungstiefe in Bezug auf die<br />
Dienstleistungen der genannten Teilpakete stark. So konzentrieren<br />
sich einige Partner auch ausschließlich auf die Planung der<br />
Durchführung der Fördermaßnahme und Prozessbegleitung.<br />
Nach Abschluss des Förderprojekts nehmen die <strong>SIGNO</strong>-Partner<br />
die für die Auszahlung des Zuschusses erforderliche Zahlungsanforderung<br />
mit Kopien sämtlicher Rechnungsnachweise ihrer betreuten<br />
Zuwendungsempfänger innerhalb der Ein-Monats-Frist an;<br />
ggf. müssen sie Mahnungen an säumige Teilnehmer richten. Bei<br />
Erhalt der Abrechnungsunterlagen prüfen die <strong>SIGNO</strong>-Partner<br />
diese auf Vollständigkeit und leiten sie sodann zur weiteren Bearbeitung<br />
an das Projektmanagement weiter.<br />
Seit der Bekanntmachung über die Förderung der KMU-Patentaktion<br />
im September 1996 wurden bis einschließlich September dieses<br />
Jahres 7.361 Bewilligungen zur Teilnahme am Programm<br />
ausgesprochen. Im Verlauf dieses Förderzeitraums wurde die zugrundeliegende<br />
Richtlinie 2001 geändert und 2005 neu gefasst.<br />
Aufgrund dieser Modifikationen kann die Fördermaßnahmen in ihrer<br />
Programmhistorie in zwei Phasen untergliedert werden: KMU-<br />
Patentaktion I und II. Im Kern betraf die Neufassung der Richtlinie<br />
insbesondere<br />
43
800<br />
700<br />
600<br />
500<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
0<br />
50<br />
13<br />
1996<br />
(ab<br />
Sept.)<br />
512<br />
43<br />
� die Verkürzung der Laufzeit von ursprünglich 24 auf 18 Monate,<br />
� der Wegfall des damaligen TP6 zum Thema „Technische Zulassung“,<br />
wobei dessen Gegenstand mit TP4, der Vorbereitungen<br />
der Verwertung, zusammengeführt wurde.<br />
� die Verpflichtung zur Durchführung von TP2 (Kosten-Nutzen-<br />
Analyse) sowie<br />
� den Vertragsabschluss, der seither zwischen Antragsteller und<br />
IW Köln erfolgt (früher mit dem INSTI- / <strong>SIGNO</strong>-Partner).<br />
In nachfolgender Abbildung 7 ist die Anzahl der jährlich bewilligten<br />
Teilnahmeanträge sowie die durchschnittliche Anzahl der monatlichen<br />
Bewilligungen abgetragen. Die Graphik zeigt deutlich, dass<br />
die Implementierung der Richtlinie 1996 sehr zügig verlief und die<br />
Fördermaßnahme unmittelbar seit ihrer Einführung von der Zielgruppe<br />
auf hohem Niveau nachgefragt wurde. Im Durchschnitt<br />
wurden jährlich etwas mehr als 560 Bewilligungen erteilt.<br />
Abbildung 7: Anzahl der Bewilligungen pro Jahr sowie durchschnittliche<br />
Anzahl der monatlichen Bewilligungen<br />
561<br />
47<br />
510 500<br />
43 42<br />
469 461<br />
39<br />
38<br />
563<br />
47<br />
702<br />
59<br />
198<br />
63<br />
559<br />
568<br />
47<br />
611<br />
51<br />
629<br />
80<br />
70<br />
60<br />
52<br />
52<br />
50<br />
468<br />
1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009<br />
(bis<br />
Sept.)<br />
KMU-PA I KMU-PA II monatlich<br />
Quelle: Projektstatistik IW Köln, eigene Berechnungen und Darstellung<br />
757<br />
Auffallend sind der vergleichsweise steile Anstieg der Anzahl der<br />
Bewilligungen zwischen 2002 und 2005 sowie der deutliche Rückgang<br />
mit Beginn der zweiten Förderphase. Für diese Schwankung<br />
der bewilligten Teilnahmeanträge lassen sich u.a. folgende Gründe<br />
anführen:<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
44
� So stellt das <strong>SIGNO</strong>-Projektmanagement in seinem Abschlussbericht<br />
für den Zeitraum Januar 2001 bis Oktober 2007 fest,<br />
dass im Vorfeld der Neufassung der Richtlinie „bei vielen Multiplikatoren<br />
(Kammern, Patentanwälte und Wirtschaftsförderungsinstitutionen)<br />
fälschlicherweise der Eindruck entstanden<br />
war, dass die Weiterführung der KMU-Patentaktion fraglich<br />
sei“. 24 Dadurch kam es bei einer höheren Anzahl von Unternehmen<br />
und Gründern zu einem gewissen Schlussrundeneffekt,<br />
welcher sich in einer erhöhten Bereitschaft zur Programmteilnahme<br />
äußerte.<br />
� Mit aller Wahrscheinlichkeit hat auch die Modifikation des<br />
Förderverfahrens mit Blick auf den Vertragsabschluss einen<br />
Einfluss auf die Anzahl der Bewilligungen ausgeübt. Während<br />
die INSTI- / <strong>SIGNO</strong>-Partner nach der früheren Konzeption in<br />
Vertretung des Projektmanagements die Förderzusagen<br />
aussprachen, erfolgt dies seit Inkrafttreten der geltenden<br />
Richtlinie zentral beim Projektmanagement.<br />
Die durchschnittliche Anzahl von bewilligten Anträgen pro Monat<br />
schwankt im Gleichschritt mit den absoluten Jahreswerten. Im<br />
Durchschnitt wurden im gesamten Betrachtungszeitraum monatlich<br />
45,3 Bewilligungen ausgesprochen, in der zweiten Programmphase<br />
(mit Start im August 2005) liegt der entsprechende Wert etwas<br />
höher bei 48,5.<br />
Laut der Statistik des Projektmanagements beträgt die Stornoquote<br />
über die gesamte Programmlaufzeit 25,5%. Das bedeutet,<br />
dass jeder vierte bewilligte Teilnahmeantrag nicht zur Abrechnung<br />
gebracht wird. Auf Grundlage der Ergebnisse der schriftlichen Befragung<br />
der <strong>SIGNO</strong>-Partner sind als Hauptgründe für Stornierungen<br />
die folgenden zu nennen:<br />
� Die Recherche zum Stand der Technik (TP1) kommt zu einem<br />
negativen Ergebnis. Aufgrund des geringen Neuheitswerts der<br />
Erfindung und damit auch der geringen Chance auf eine Patenterteilung<br />
ziehen die Teilnehmer ihre Anträge zurück. Damit<br />
halten sie sich die Möglichkeit offen, die Fördermaßnahme ggf.<br />
für eine neue Erfindung zu einem späteren Zeitpunkt nutzen zu<br />
können.<br />
� Gleiches gilt, jedoch deutlich seltener, wenn im Ergebnis der<br />
Kosten-Nutzen-Analyse (TP2) die geplante Schutzrechtsanmeldung<br />
nicht sinnvoll erscheint.<br />
� Existenzgründer realisieren nicht die geplante Gründung eines<br />
Unternehmens des produzierenden Gewerbes innerhalb der<br />
24 Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW Köln): INSTI-KMU-Patentaktion, Abschlussbericht, Berichtszeitraum<br />
01.01.2001 – 31.10.2007, S. 10.<br />
45
vorgeschriebenen Frist, d.h. bis zum Zeitpunkt der Abrechnung.<br />
Dadurch verlieren sie den Anspruch auf die bewilligte Zuwendung.<br />
� Nicht erfolgte Unternehmensgründung oder der Abbruch des<br />
Innovationsprojekts im Rahmen der Teilnahme an der KMU-<br />
Patentaktion ist häufig eng verknüpft mit nachhaltigen Finanzierungsengpässen<br />
sowohl im Vorfeld als auch bei der eigentlichen<br />
Umsetzung.<br />
� Die Förderlaufzeit von 18 Monaten reicht nicht aus, um insbesondere<br />
im Fall von Existenzgründern sowohl den Aufbau des<br />
Unternehmens als auch die Durchführung der erforderlichen<br />
Schritte bei der Schutzrechtsanmeldung bewältigen.<br />
� Die geförderten Unternehmen reichen die Zahlungsanforderung<br />
mit entsprechenden Nachweisen nicht fristgerecht ein oder nehmen<br />
überhaupt keinen Kontakt mehr zu ihrem betreuenden<br />
<strong>SIGNO</strong>-Partner auf.<br />
� Ferner führen rein formelle Gründe zu Beginn des<br />
Förderverfahrens gelegentlich zu Stornierungen, z.B. dann,<br />
wenn das geförderte Unternehmen den Zuwendungsvertrag<br />
nicht zurückschickt.<br />
� Vereinzelt kommt es zu einem Abbruch der Fördermaßnahme<br />
aufgrund von Insolvenz oder persönlichen bzw. familiären<br />
Gründen.<br />
Wie die Statistik des Projektmanagements für die laufende Förderphase<br />
zeigt (siehe Abbildung 8), handelt es sich bei den Teilnehmern<br />
der KMU-Patentaktion mit 40,4% größtenteils um kleine und<br />
mittlere Unternehmen, die schon seit längere Zeit am Markt bestehen.<br />
Darüber hinaus wird die Fördermaße zu über einem Drittel<br />
(35,7%) von Unternehmen in der Gründungsphase genutzt, gefolgt<br />
von etablierten Handwerksbetreiben (20,3%). Hinzu kommen ein<br />
geringer Anteil von Handwerksbetrieben in der Gründungsphase<br />
(3,0%) sowie eine nahezu zu vernachlässigende Anzahl von landwirtschaftlichen<br />
Betrieben (0,7%). Diese Verteilung der Nutzergruppen<br />
ist auch weithin identisch mit den entsprechenden Zahlen<br />
für die erste Förderphase, wobei in der neueren Erhebungsstatistik<br />
trennscharf nach etablierten Unternehmen und Existenzgründern<br />
unterschieden wird.<br />
46
KMU<br />
KMU i. Gr.<br />
Handwerk<br />
Handwerk i. Gr.<br />
Landwirtschaft<br />
(i. Gr. = in Gründungsphase)<br />
Abbildung 8: Teilnehmer der KMU-Patentaktion nach Unternehmenstyp<br />
0,7%<br />
3,0%<br />
20,3%<br />
35,7%<br />
40,4%<br />
0% 10% 20% 30% 40% 50%<br />
Quelle: Projektstatistik IW Köln, 2005 – 2009, eigene Berechnung und Darstellung<br />
Mit Blick auf die Unternehmensgröße ist festzustellen (siehe<br />
Abbildung 9), dass es sich bei den teilnehmenden KMU zum Großteil<br />
um Kleinstunternehmen mit einem bis fünf Mitarbeitern handelt.<br />
Während der Anteil dieser Hauptnutzergruppe, welche auch die<br />
Gruppe der Existenzgründer miteinschließt, in der ersten Förderphase<br />
bei zwei Dritteln aller Teilnehmer lag, ist er in der laufenden<br />
Förderphase auf nahezu drei Viertel angestiegen. Hingegen sind<br />
die Anteile der kleinen Unternehmen mit sechs bis 20 Mitarbeitern<br />
(17,6%) bzw. 21 bis 50 Mitarbeitern (5,7%) sowie der noch größeren<br />
Betriebe leicht zurückgegangen.<br />
47
100%<br />
90%<br />
80%<br />
70%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
Abbildung 9: Teilnehmer der KMU-Patentaktion nach Mitarbeiterzahl<br />
2,0% 0,8%<br />
3,3%<br />
8,8%<br />
2,6%<br />
5,7%<br />
21,0%<br />
64,8%<br />
KMU-PA I<br />
(1996 - 2005)<br />
17,6%<br />
73,4%<br />
KMU-PA II<br />
(2005 - 2009)<br />
mehr als 100 MA<br />
51 - 100 MA<br />
21 - 50 MA<br />
6 - 20 MA<br />
1 - 5 MA<br />
Quelle: Projektstatistik IW Köln, 2005 – 2009, eigene Berechnungen und Darstellung<br />
Gemäß der Klassifikation der Wirtschaftszweige (WZ 2003) des<br />
Statistischen Bundesamts sind Hersteller von Büromaschinen,<br />
Datenverarbeitungsgeräten und -einrichtungen sowie Unternehmen<br />
aus den Bereichen Elektrotechnik, Feinmechanik und Optik<br />
mit 22,6% die weithin am stärksten vertretene Branche bei der<br />
Teilnahme an der KMU-Patentaktion (siehe Tabelle 3). Darauf folgen<br />
zu annähernd gleichen Anteilen die Branchen Maschinenbau<br />
(13,3%), Herstellung von Möbeln, Musikinstrumenten, Spielwaren<br />
und sonstigen Erzeugnisse einschließlich Recycling (13,0%) sowie<br />
Metallerzeugung und -bearbeitung und Herstellung von Metallerzeugnissen<br />
(12,4%). Desweiteren gehören Unternehmen aus dem<br />
Baugewerbe (9,4%) zu den intensiveren Nutzern des Förderinstruments.<br />
48
Tabelle 3: Teilnehmer der KMU-Patentaktion nach Branchen<br />
Kode<br />
(WZ 2003)<br />
DL<br />
Bezeichnung KMU-PA I KMU-PA II<br />
Herstell. von Büromaschinen, Datenverarbeitungsgeräten<br />
u. -einrichtungen, Elektrotechnik,<br />
Feinmechanik u. Optik<br />
27,1% 22,6%<br />
DK Maschinenbau 15,4% 13,3%<br />
DN<br />
DJ<br />
Herstell. von Möbeln, Musikinstrumenten,<br />
Spielwaren u. sonstigen Erzeugnisse;<br />
Recycling<br />
Metallerzeugung u. -bearbeitung, Herstell.<br />
von Metallerzeugnissen<br />
10,5% 13,0%<br />
13,1% 12,4%<br />
F Baugewerbe 8,4% 9,4%<br />
DM Fahrzeugbau 3,7% 5,2%<br />
DD Holzgewerbe (o. Möbel) 4,3% 4,8%<br />
DG Chemische Industrie 4,0% 3,4%<br />
E Energie- u. Wasserversorgung 1,1% 3,4%<br />
DH Gummi- u. Kunststoffwaren 3,9% 2,9%<br />
DE Papier-, Verlag-, Druckgewerbe 1,7% 2,6%<br />
DB Textil- u. Bekleidungsgewerbe 1,9% 2,2%<br />
–<br />
Sonstige (Ernährungsgewerbe, Tabakverarbeitung,<br />
Glasgewerbe, Keramik, Land- u.<br />
Forstwirtschaft etc.)<br />
4,8% 4,9%<br />
– Ohne Angabe – 0,1%<br />
Quelle: Projektstatistik IW Köln, 1996 – 2009, eigene Berechnungen<br />
In obiger Tabelle 3 ist ebenfalls deutlich zu sehen, dass die Branchenverteilung<br />
der an der KMU-Patentaktion teilnehmenden Unternehmen<br />
im Hinblick auf die beiden Förderphasen vergleichsweise<br />
stabil ist.<br />
Die Nutzer der KMU-Patentaktion lassen sich in verschiedene<br />
Unternehmenstypen untergliedern. Um eine solche Typologie entwickeln<br />
zu können, wurde auf Basis der im Rahmen der schriftlichen<br />
Befragung der Teilnehmer der KMU-Patentaktion erhobenen<br />
Daten eine hierarchisch agglomerative Clusteranalyse durchgeführt.<br />
Das Ziel dieses multivariaten Verfahrens ist, Objekte einer<br />
heterogenen Grundgesamtheit (hier die teilnehmenden KMU) so<br />
zu Gruppen (Clustern) zusammenzufassen, dass die Objekte innerhalb<br />
einer Gruppe möglichst ähnlich sind und zwischen den<br />
Gruppen möglichst geringe Ähnlichkeiten bestehen.<br />
Zur Clusterbildung, d.h. zur Ermittlung der Ähnlichkeit, wurden die<br />
folgenden Variablen herangezogen: Jahr der Unternehmensgründung,<br />
Anzahl der Beschäftigten, Anzahl der FuE-Beschäftigen,<br />
Umsatzhöhe sowie Höhe der FuE-Aufwendungen in Prozent des<br />
Jahresumsatzes. Unter Berücksichtigung dieser Merkmale konn-<br />
49
65,6%<br />
ten bei der Analyse der Mittelwerte 25 drei Gruppen von Nutzern<br />
der KMU-Patentaktion identifiziert werden.<br />
Abbildung 10: Typen von Teilnehmern an der KMU-Patentaktion<br />
23,7%<br />
10,7%<br />
Quelle: Prognos AG 2009<br />
junge und erfindungsintensive<br />
Kleinstunternehmen<br />
Mitarbeiter: 5<br />
Mitarbeiter mit FuE-Aufgaben: 1<br />
Alter bei Programmnutzung: 5 Jahre<br />
innovative Gründerunternehmen<br />
Mitarbeiter: 2,5<br />
Mitarbeiter mit FuE-Aufgaben: 2<br />
Alter bei Programmnutzung: 0,5 Jahre<br />
größere KMU mit<br />
diskontinuierlicher FuE<br />
Mitarbeiter: 32<br />
Mitarbeiter mit FuE-Aufgaben: 2<br />
Alter bei Programmnutzung: 14 Jahre<br />
Diese drei Typen lassen sich wie folgt charakterisieren:<br />
� Cluster 1 umfasst mit zwei Dritteln der in der Stichprobe<br />
enthaltenen Unternehmen junge, erfindungsintensive<br />
Kleinstunternehmen. Diese Betriebe verfügen über fünf<br />
Mitarbeiter, wobei ein Mitarbeiter – i.d.R. der Unternehmensinhaber<br />
selbst, mit FuE-Aufgaben betraut ist. Zum<br />
Zeitpunkt der Teilnahme an der KMU-Patentaktion bestanden<br />
die Unternehmen bereits seit fünf Jahren.<br />
� In Cluster 2 sind die innovativen Gründerunternehmen<br />
zusammengefasst, deren Unternehmensgründung zum<br />
Zeitpunkt der Programmteilnahme gerade einmal ein halbes<br />
Jahr zurücklag. In der Beschäftigungsstruktur dieser<br />
Betriebe spiegelt sich unmittelbar das hohe Innovationsniveau<br />
wieder: von im Mittel 2,5 Beschäftigten arbeiten<br />
zwei im FuE-Bereich. Der Anteil dieser Nutzergruppe liegt<br />
bei rund 11%.<br />
25 Genauer gesagt wurden hier die Medianwerte untersucht. Der Median wird auch als Zentralwert bezeichnet und ist<br />
derjenige Wert, der in der Mitte einer nach Größe geordneten Reihe von Messwerten liegt. Aufgrund seiner spezifischen<br />
Eigenschaften lässt der Median die extremen Werte einer Verteilung unberücksichtigt.<br />
50
Nutzerzufriedenheit<br />
� Cluster 3 bildet die größeren KMU mit diskontinuierlicher<br />
FuE-Aktivität ab. Ihr Anteil an der Stichprobe beträgt<br />
23,7%. Im Gegensatz zu den beiden anderen Gruppen<br />
sind in diesen Betrieben deutlich mehr Mitarbeiter beschäftigt;<br />
die mittlere Beschäftigtenzahl beträgt 32 Personen.<br />
Trotz der hohen Anzahl von Mitarbeitern sind lediglich zwei<br />
mit FuE-Aufgaben beschäftigt. Bei Inanspruchnahme der<br />
Fördermaßnahme sind diese größeren Unternehmen bereits<br />
seit 14 Jahren am Markt etabliert.<br />
Analog zur oben vorangegangen Betrachtung der Programmteilnehmer<br />
nach ihrer Mitarbeiterzahl (siehe Abbildung 9) zeigen auch<br />
die Ergebnisse der Clusteranalyse, dass die Nutzergruppen zu<br />
großen Teilen durch kleinbetriebliche Strukturen gekennzeichnet<br />
sind.<br />
Ein Schwerpunkt der schriftlichen Befragung der Teilnehmer der<br />
KMU-Patentaktion lag inhaltlich u.a. auf der Beurteilung der konkreten<br />
Inanspruchnahme der Leistungen im Rahmen der fünf Teilpakete<br />
sowie auf der Zufriedenheit der Nutzer mit und der Akzeptanz<br />
gegenüber dem Programm.<br />
Die folgende Abbildung 11 zeigt im Überblick, dass die befragten<br />
Unternehmen mit der Organisation des Programms und dem damit<br />
einhergehenden administrativen Aufwand zufrieden sind. Neben<br />
den hohen Zufriedenheitswerten in Bezug auf das Informationsangebot<br />
zum Programm und der Beratung im Antragsverfahren<br />
(durch die <strong>SIGNO</strong>-Partner) sind die ebenfalls positiven Beurteilungen<br />
der Verständlichkeit der Förderrichtlinie, der Dauer des Bewilligungsprozesses<br />
und der Transparenz der Bewilligungskriterien<br />
deutliche Zeichen für eine erfolgreiche Programmorganisation.<br />
Darüber hinaus sind die teilnehmenden KMU mit dem administrativen<br />
Aufwand, welcher im Verlauf des Förderverfahrens entsteht,<br />
durchaus zufrieden. Ein vergleichsweise ungewöhnliches Ergebnis<br />
bei der Evaluierung von Förderprogrammen ist die offenkundige<br />
Zufriedenheit der Zielgruppe mit der Höhe der finanziellen Eigenleistung.<br />
Hierein zeigt sich nicht zuletzt, dass die Förderquote auch<br />
unter Berücksichtigung der Obergrenzen innerhalb der einzelnen<br />
Teilpakete für die Bedarfe der Nutzer der Fördermaße angemessen<br />
ist.<br />
Diese Befunde decken sich auch mit den Ergebnissen aus den<br />
Interviews, die mit Teilnehmern geführt wurden. Die Befragten<br />
äußern sich hinsichtlich des Informationsangebots zum Programm<br />
und der ausführlichen Erläuterungen im Erstberatungsgespräch<br />
mit den <strong>SIGNO</strong>-Partnern sehr positiv. Durch die Bereitstellung aller<br />
relevanten Informationen und die detaillierte Erklärung der Fördervoraussetzungen<br />
und des Verfahrens finden die teilnehmenden<br />
Betriebe sehr schnell den Einstieg ins Programm. Sie bewerten<br />
51
den mit der Teilnahme an der KMU-Patentaktion verbundenen<br />
administrativen Aufwand als absolut vertretbar und schätzen<br />
weithin das unbürokratische Programmprocedere.<br />
Abbildung 11: Zufriedenheit mit der Programmorganisation und<br />
dem administrativen Aufwand.<br />
Frage 2.9: Wie zufrieden waren Sie mit der Organisation des Programms und dem administrativen<br />
Aufwand? Beurteilen Sie die genannten Aspekte auf einer Skala von „sehr zufrieden“ bis „unzufrieden“.<br />
ZUSATZ<br />
Informationsangebot zum Programm<br />
Beratung im Antragsverfahren<br />
Verständlichkeit der Förderrichtlinien<br />
Dauer des Bewilligungsprozesses<br />
Transparenz der Bewilligungskriterien<br />
Umfang des administrativen Aufwands<br />
Höhe der finanziellen Eigenleistungen<br />
unzu-<br />
sehr<br />
frieden<br />
zufrieden<br />
1 2 3 4 5<br />
Datengrundlage: Schriftliche Befragung der Teilnehmer der KMU-Patentaktion; n = 353 - 364<br />
Quelle: Prognos AG 2009<br />
Richtet man den Blick auf die Inanspruchnahme der einzelnen<br />
Leistungen, die innerhalb der obligatorischen und fakultativen Teilpakete<br />
gefördert werden, so zeigt sich auch hier, wie in nachfolgender<br />
Abbildung 12 dargestellt, ein Bild grundsätzlicher Zufriedenheit.<br />
Die dort abgetragenen Werte sind das Ergebnis der<br />
aggregierten Zufriedenheitsurteile in Bezug auf die einzelnen<br />
Leistungen. Besonders positiv bewerten die Befragten die Durchführung<br />
der Recherche zum Stand der Technik (TP1) sowie die<br />
patentanwaltliche Unterstützung im Rahmen des Anmelde- und<br />
Prüfungsverfahrens (TP3). Auch das dritte Pflicht-Teilpaket, die<br />
Kosten-Nutzen-Analyse (TP2), erfährt eine in großen Teilen positive<br />
Bewertung. Auffallend ist jedoch, dass bei TP4, der Vorbereitung<br />
für die Verwertung der Erfindung, die bei weitem höchsten<br />
Unzufriedenheitsgrade artikuliert werden.<br />
3,72<br />
3,70<br />
4,14<br />
4,13<br />
3,97<br />
3,97<br />
3,96<br />
52
Abbildung 12: Zufriedenheit mit der Inanspruchnahme der<br />
geförderten Leistungen<br />
Frage: Welche Leistungen (sog. „Teilpakete“) haben Sie in Anspruch genommen und wie zufrieden waren<br />
Sie mit den jeweiligen Leistungen der Beratung?<br />
TP1: Recherche zum Stand der Technik<br />
TP2: Kosten-Nutzen-Analyse<br />
TP3: Paten- / Gebrauchsmusteranmeldung beim DPMA<br />
TP4: Vorbereitung für die Verwertung der Erfindung<br />
TP5: Gewerblicher Rechtsschutz im Ausland<br />
36,4%<br />
55,1%<br />
52,1%<br />
67,5%<br />
68,1%<br />
Datengrundlage: Schriftliche Befragung der Teilnehmer der KMU-Patentaktion<br />
39,2%<br />
31,2%<br />
33,3%<br />
23,9%<br />
20,9%<br />
13,7%<br />
11,1% n = 263 - 315<br />
24,4%<br />
8,7% n = 307 - 318<br />
14,6%<br />
0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />
zufrieden bis sehr zufrieden weder - noch weniger zufrieden bis unzufrieden<br />
Quelle: Prognos AG 2009<br />
n = 157 - 199<br />
n = 149 - 158<br />
n = 85 - 121<br />
Wie in den Gesprächen mit den <strong>SIGNO</strong>-Partnern ausführlich diskutiert<br />
und auch in einzelnen Interviews mit Teilnehmern der KMU-<br />
Patentaktion bestätigt wurde, resultiert die Unzufriedenheit der<br />
Unternehmen hinsichtlich erster Verwertungsschritte vor allem aus<br />
mangelnden Erfahrungen und zu hohen Erwartungen. Dieser Befund<br />
lässt sich wie folgt erklären:<br />
� Wenig Erfahrung mit Verwertung auf Seiten der Unternehmen:<br />
Die Kompetenzen der Unternehmen bestehen in der<br />
Entwicklung ihrer Erfindungen und in den relevanten technischen<br />
Fragestellungen. Vermarktungsaktivitäten stellen<br />
für sie zumeist Neuland dar.<br />
� Unangemessene Vorstellungen zu Verwertungserfolgen<br />
und Kosten: Die Vorstellungen der Unternehmen hinsichtlich<br />
der Verwertungserfolge reflektieren oftmals nicht die<br />
langen zeitlichen Zyklen und den erforderlichen „langen<br />
Atem“. Zahlreiche Unternehmen sind erschrocken über die<br />
zusätzlichen Kosten bei der Vorbereitung von Vermarktungsaktivitäten<br />
und sind sich der Relevanz derselben nicht<br />
ausreichend bewusst.<br />
� Zu hohe Erwartungen an die Durchführung erster Verwertungsaktivitäten:<br />
Die Unternehmen setzen den Gegenstand<br />
von TP4 mit der gesamten Verwertung gleich. Auch die<br />
53
Schutzrechtsanmeldung wird bereits als Verwertungserfolg<br />
gewertet. Die Teilnehmer realisieren erst sukzessive im<br />
Verlauf des gesamten Prozesses, dass ein Patent oder<br />
Gebrauchsmuster zunächst einmal nicht mehr als ein Verbotsrecht<br />
gegenüber Dritten darstellt.<br />
� Mangelnde Kontakte zu potenziellen Verwertungspartnern:<br />
Den Unternehmen fehlen tragfähige Kontakte sowie der<br />
Zugang zu Abnehmern und Nutzern ihrer Erfindungen. Zudem<br />
haben sie keine Strategie zur Identifikation und Erschließung<br />
von potenziellen Partnern entwickelt.<br />
Nachfolgende Abbildung 13 zeigt, wie sich die Leistungserbringung<br />
im Rahmen der KMU-Patentaktion auf die teilnehmenden<br />
Unternehmen selbst, den betreuenden <strong>SIGNO</strong>-Partner sowie<br />
Dritte verteilt. Zunächst untermauert die Graphik die Rolle der<br />
<strong>SIGNO</strong>-Partner vor allem als Vermittler und Lotse im Prozess der<br />
Schutzrechtsanmeldung. Darüber hinaus lässt sie deutlich erkennen,<br />
dass die Hauptverantwortung bei der Vorbereitung von Verwertungsaktivitäten<br />
bei den Unternehmen selbst liegt. Dies liegt<br />
schließlich in der Natur der Sache, da sie auch das unternehmerische<br />
Risiko bei der Durchführung des Projekts tragen.<br />
Abbildung 13: Verteilung der Leistungserbringung bei der KMU-<br />
Patentaktion<br />
Frage: Wenn Sie an Ihre Teilnahme an der KMU-Patentaktion zurückdenken, welchen Anteil an den<br />
Gesamtleistungen zur Anmeldung des Schutzrechts wurde von Ihnen, dem <strong>SIGNO</strong>-/ INSTI-Partner und<br />
Dritten erbracht? Bitte schätzen Sie die jeweiligen Anteile der Arbeit der drei Gruppen auf eine Summe<br />
von jeweils 100% ein.<br />
Recherche zum Stand der Technik<br />
Kosten-Nutzen-Analyse<br />
Patent- oder Gebrauchsmusteranmeldung beim DPMA<br />
Vorbereitung für die Verwertung einer Erfindung<br />
Gewerblicher Rechtsschutz im Ausland<br />
23,5%<br />
27,0%<br />
42,1%<br />
6,5%<br />
68,7%<br />
4,4%<br />
Sie selbst <strong>SIGNO</strong>-/INSTI-Partner Dritte<br />
Datengrundlage: Schriftliche Befragung der Teilnehmer der KMU-Patentaktion<br />
Quelle: Prognos AG 2009<br />
80,0%<br />
16,6%<br />
70,0%<br />
68,5%<br />
41,3%<br />
12,6%<br />
18,7%<br />
6,4% 13,6%<br />
0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />
n = 355<br />
n = 275<br />
n = 326<br />
n = 260<br />
n = 126<br />
Unter der Kategorie „Dritte“ führen die Befragten in erster Linie die<br />
Patentanwälte an, welche die entscheidende Unterstützung bei<br />
54
Anmeldung und Prüfung der Erfindungen leisten, sowie u.a.<br />
Steuer- und Unternehmensberater, andere Unternehmen (insbesondere<br />
Ingenieurbüros), Kammern und Hochschulen.<br />
Kritische Selbstreflexion der beauftragten <strong>SIGNO</strong>-Akteure<br />
Aus Sicht der <strong>SIGNO</strong>-Partner ist die Teilnahme am <strong>SIGNO</strong>-Programm<br />
insgesamt von großer Bedeutung. Jenseits der individuellen<br />
Strukturen und Leistungsportfolios sowie der verschiedenen<br />
Strategien und Leitbilder profitieren die Partnerinstitutionen insbesondere<br />
von dem hohen Imagegewinn als Partner im <strong>SIGNO</strong>-<br />
Netzwerk (siehe Abbildung 14). Die Reputation des Programms<br />
hat für die Partner den Charakter eines Gütesiegels für das eigene<br />
Leistungsangebot, was wiederum auch für die Profilierung gegenüber<br />
anderen Unternehmen von tendenziell hoher Bedeutung ist.<br />
Die <strong>SIGNO</strong>-Partner schätzen die fachlichen Kompetenzen der<br />
Kollegen anderer Partnereinrichtungen sowie den Erfahrungsaustausch,<br />
der über Interaktion im bundesweiten <strong>SIGNO</strong>-Netzwerk<br />
ermöglicht wird.<br />
Abbildung 14: Bedeutung der Teilnahme am <strong>SIGNO</strong>-Programm<br />
aus Sicht der <strong>SIGNO</strong>-Partner<br />
Frage: Welche Bedeutung hat die Teilnahme am <strong>SIGNO</strong>-Programm für Ihre Einrichtung? Beurteilen Sie<br />
die genannten Aspekte auf einer Skala von „hohe Bedeutung“ bis „keine Bedeutung“.<br />
Imagegewinn als Partner im <strong>SIGNO</strong>-Netzwerk<br />
Netzwerkkontakte zu anderen Einrichtungen im <strong>SIGNO</strong>-Netzwerk<br />
Netzwerkkontakte zu anderen innovationsrelevanten Akteuren<br />
Profilierung gegenüber Unternehmen für weitere Beratungstätigkeit<br />
Finanzielle Einnahmen aus KMU-Patentaktion<br />
Profilierung gegenüber anderen Zuwendungsgebern<br />
Finanzielle Einnahmen aus Erfinderfachauskunft<br />
Finanzielle Einnahmen aus InnovationMarket<br />
keine<br />
hohe<br />
Bedeutung<br />
Bedeutung<br />
1 2 3 4 5<br />
Datengrundlage: Schriftliche Befragung der <strong>SIGNO</strong>-Partner (Mantelfragebogen); n = 23 - 25<br />
Quelle: Prognos AG 2009<br />
1,48<br />
Mit Blick auf die Durchführung der unterschiedlichen <strong>SIGNO</strong>-Fördermaßnahmen<br />
besitzen die Beratungs- und Betreuungsleistungen<br />
im Rahmen der KMU-Patentaktion auch einnahmenseitig eine<br />
sichtliche Relevanz, während die Rückflüsse aus Beratungen bei<br />
der Erfinderfachauskunft und dem Erstellen von Summaries oder<br />
2,21<br />
2,63<br />
2,96<br />
3,64<br />
3,54<br />
3,96<br />
3,96<br />
55
Dossiers im Kontext des InnovationMarket nach der Beurteilung<br />
der Verantwortlichen in den <strong>SIGNO</strong>-Partnereinrichtungen von untergeordneter<br />
Bedeutung sind.<br />
Wirkungsanalyse: unmittelbare und mittelbare Wirkungen. Erwartete mittelfristige<br />
Effekte<br />
Die Beurteilung der Wirkungen, die durch die Teilnahme an der<br />
KMU-Patentaktion ausgelöst werden, stützt sich im Wesentlichen<br />
auf die Ergebnisse der schriftlichen und mündlichen Befragung der<br />
Nutzer sowie auf den Einschätzungen der befragten <strong>SIGNO</strong>-Partner.<br />
Die ausführliche Darstellung der Ziele der KMU-Patentaktion in<br />
Kapitel 4.1 hat gezeigt, dass sie zum strategischen Verständnis<br />
des Patentsystems, zur Sensibilisierung gegenüber dem Nutzen<br />
gewerblicher Schutzrechte sowie zum Know-how-Transfer<br />
beitragen soll. Durch die Teilnahme an der Fördermaßnahme<br />
sollen die „Neulinge“ in die Lage versetzt werden, zukünftig<br />
weitere Schutzrechtsanmeldungen eigenständig zu planen und<br />
durchzuführen. Wie in der Richtlinie konkretisiert, zielt die KMU-<br />
Patentaktion im Einzelnen auf folgende Wirkungsebenen ab:<br />
� direkte Wirkungen: bessere Nutzung von Patentinformationen<br />
und dadurch Steigerung der Anzahl qualifizierter<br />
Patentanmeldungen durch KMU.<br />
� indirekte Wirkungen: Abbau von Hemmnissen gegenüber<br />
dem Patentwesen sowie von Informationsdefiziten.<br />
� Lerneffekte und Verhaltensänderungen: Sensibilisierung<br />
für wirtschaftliche Aspekte und Verwertbarkeit der Erfindung,<br />
bessere Nutzung von Patentinformationen sowie<br />
Optimierung des Innovationsmanagements.<br />
Die Überprüfung der Wirkungen bei den Programmteilnehmern<br />
muss diese angestrebten Effekte berücksichtigen. Da die Schutzrechtsanmeldung<br />
erst zu einem späteren Zeitpunkt innerhalb der<br />
18-Monate-Frist erfolgen kann und der Prozess einer erfolgreichen<br />
Schutzrechtserteilung durch das DPMA nicht selten mehr als zwei<br />
Jahre dauert, werden bei der Betrachtung der direkten Wirkungen<br />
lediglich diejenigen Förderfälle berücksichtigt, deren Antragstellung<br />
vor dem Jahr 2006 liegt. Die folgende Abbildung 15 zeigt,<br />
dass bei der großen Mehrheit der befragten Fördernehmer bereits<br />
das Patent erteilt (59,0%) bzw. das Gebrauchsmuster (12,6%)<br />
eingetragen wurde. Bei rund 20% der Förderfälle wurde bislang<br />
noch kein Schutzrecht erteilt, da der Prüfungsprozess beim DPMA<br />
nach wie vor in Gang ist. Es ist jedoch davon auszugehen, dass<br />
ein beachtlicher Teil dieser in der Schwebe befindlichen Verfahren<br />
zu einem erfolgreichen Abschluss kommen wird. Hingegen wurde<br />
bei knapp 9% der Befragten abschließend kein Schutzrecht erteilt.<br />
56
Abbildung 15: Erteilung von Schutzrechten infolge der Teilnahme<br />
an der KMU-Patentaktion<br />
Frage: Ist für Ihre Erfindung, zu der Sie sich im Rahmen der KMU-Patentaktion beraten lassen haben, ein<br />
deutsches Schutzrecht erteilt (Patent- oder Gebrauchsmuster) worden? Bitte nur eine Antwort!<br />
Ja, das Patent wurde erteilt.<br />
Ja, das Gebrauchsmuster wurde eingetragen.<br />
Nein, es wurde noch kein Schutzrecht erteilt<br />
(Verfahren läuft noch).<br />
Nein, es wurde abschließend kein Schutzrecht<br />
(Patent oder Gebrauchsmuster) erteilt.<br />
8,7%<br />
12,6%<br />
19,7%<br />
59,0%<br />
0% 20% 40% 60% 80%<br />
Datengrundlage: Schriftliche Befragung der Teilnehmer der KMU-Patentaktion; n = 127<br />
Quelle: Prognos AG 2009<br />
nur Fälle<br />
vor 2006<br />
Die Patentanmeldungen, die im Rahmen der Teilnahme an der<br />
KMU-Patentaktion durchgeführt werden, zeichnen sich durch eine<br />
hohe Erteilungsquote aus: durchschnittlich führen rund 80% der<br />
angemeldeten Patente auch zu einer abschließenden Patenterteilung<br />
durch das DPMA.<br />
Im Hinblick auf die unmittelbaren betrieblichen Wirkungen lassen<br />
sich auf Grundlage der Ergebnisse der Befragung der Programmteilnehmer<br />
folgende Effekte feststellen, deren mittlere Wirkungsgrade<br />
in Abbildung 16 dargestellt sind:<br />
� Durch die Erfindung bzw. Schutzrechtserteilung zeigt sich<br />
bei den befragten Unternehmen insbesondere eine große<br />
Wirkung darin, dass sie gegenüber ihren Wettbewerbern<br />
einen technologischen Vorsprung erreichen. Sie nutzen<br />
diesen komparativen Vorteil bewusst beim Ergreifen ihrer<br />
Marketing-Maßnahmen.<br />
� Gleichzeitig verzeichnen die Betriebe eine große Wirkung<br />
durch eine Steigerung des Unternehmenswerts, die nicht<br />
nur durch das Erzielen von Einnahmen generiert wird, sondern<br />
auch durch die Erhöhung der immateriellen Vermögenswerte<br />
in Form des gesicherten geistigen Eigentums.<br />
57
� Insgesamt verbessern die geförderten Unternehmen mit<br />
dem erworbenen Schutzrecht ihre Wettbewerbsposition.<br />
� Nach Einschätzung der befragten Unternehmen entfaltet<br />
die Teilnahme an der KMU-Patentaktion in unternehmensinterner<br />
Hinsicht bei der Erhöhung des Umsatzes und der<br />
Mitarbeitermotivation eher moderate Wirkungen. Auch im<br />
Hinblick auf Beschäftigungseffekte etwa in Form der<br />
Schaffung oder Sicherung von Arbeitsplätzen erreicht die<br />
Wirkungsintensität ein mittleres Niveau.<br />
� Hinsichtlich einer Erhöhung des Exportanteils, einer Verbesserung<br />
des Zugangs zum Kapitalmarkt und der Erzielung<br />
von Lizenzeinnahmen manifestiert sich bei den<br />
Nutzern eine nur geringe Wirkung.<br />
Abbildung 16: Betriebliche Wirkungen der Programmteilnahme<br />
Frage: Welche betrieblichen Wirkungen konnten durch Ihre Erfindung bzw. durch das erteilte Schutzrecht<br />
bislang erzielt werden? Beurteilen Sie die genannten Aspekte auf einer Skala von „große Wirkungen“ bis<br />
„keine Wirkungen“.<br />
Erreichen eines technologischen Vorsprungs<br />
Nutzung als Marketing-Instrument<br />
Steigerung des Unternehmenswertes<br />
Sicherung der Wettbewerbsposition<br />
Steigerung der Attraktivität für Unternehmenskooperationen<br />
Erhöhung des Unternehmensumsatzes<br />
Erhöhung der Motivation des FuE-Personals<br />
Sicherung oder Schaffung von Arbeitsplätzen<br />
Erhöhung des Exportanteils<br />
Verbesserung des Zugangs zum Kapitalmarkt<br />
Erzielung von Lizenzeinnahmen<br />
keine<br />
große<br />
Wirkungen<br />
Wirkungen<br />
1 2 3 4 5<br />
Datengrundlage: Schriftliche Befragung der Teilnehmer der KMU-Patentaktion; n = 190 - 279<br />
Quelle: Prognos AG 2009<br />
1,81<br />
2,09<br />
Was die Beschäftigungseffekte anbelangt, liefern die Daten des -<br />
Projektmanagements zur KMU-Patentaktion (für den Zeitraum August<br />
2005 bis Mai 2009) weitere wichtige Hinweise. So geben<br />
17,1% der Befragten Programmteilnehmer an, dass sie infolge der<br />
Verwertung ihrer Erfindung einen oder gar mehrere Arbeitsplätze<br />
schaffen konnten. Weitere 40,4% gehen von der Annahme aus,<br />
dass sie voraussichtlich in Zukunft eine Erhöhung der Beschäftigtenzahl<br />
erreichen werden. In diesem hohen Anteil der Nennung<br />
bereits eingetretener bzw. erwarteter Beschäftigungseffekte spiegelt<br />
sich die generelle Teilnehmerstruktur, welche ihrerseits zu na-<br />
2,37<br />
3,27<br />
3,15<br />
3,05<br />
3,05<br />
3,86<br />
3,74<br />
3,58<br />
3,58<br />
58
hezu 40% durch Unternehmen in der Gründungsphase gekennzeichnet<br />
ist (siehe obige Abbildung 8).<br />
Überdies wurden Unternehmen in der Gründungsphase gebeten,<br />
einzelne Aspekte ergänzend zu den in Abbildung 16 dargestellten<br />
Ergebnissen zu bewerten. In der Auswertung der Antworten spiegeln<br />
sich folgende Wirkungen wider:<br />
� Die Schutzrechtserteilung leistet einen wichtigen Beitrag<br />
zur Sicherung der Geschäftsidee im Gründungsprozess.<br />
Die Befragten schreiben ihr eine tendenziell größere Wirkung<br />
zu (ein Wert von 3,48 auf obiger Skala).<br />
� Der Effekt auf die Stärkung der Position bei der Beschaffung<br />
von Fremdkapital sowie bei der Einbindung potenzieller<br />
Gründungspartner ist hingegen als eher gering zu<br />
werten.<br />
Neben den rein betriebswirtschaftlichen Effekten setzt die KMU-<br />
Patentaktion wichtige Impulse hinsichtlich des Eintretens von<br />
Lerneffekten und Verhaltensänderungen bei den Programmteilnehmern.<br />
Nachfolgende Abbildung 17 fasst diese Wirkungen bei<br />
den befragten Unternehmen zusammen. Über alle Teilaspekte<br />
hinweg zeigt sich eine Sensibilisierungswirkung gegenüber Fragen<br />
des geistigen Eigentums.<br />
Abbildung 17: Lerneffekte und Verhaltensänderungen<br />
Frage: Bitte beurteilen Sie im Folgenden, ob die aufgezählten Aspekte für Ihren Umgang mit<br />
patentrelevantem Wissen zutreffen oder nicht. Nehmen Sie diese Beurteilung für den Zeitpunkt vor Ihrer<br />
Teilnahme an der KMU-Patentaktion sowie für die heutige Situation vor.<br />
Anwendungswissen für Patentanmeldungen<br />
Neuheitsrecherchen im Rahmen von Innovationsprozessen<br />
Prüfung von Patentanmeldungen bei jedem FuE-Ergebnis<br />
Schutzrechtsanmeldungen zur Sicherung aller Erfindungen<br />
Schutzrechte zur Steigerung des Unternehmenswertes<br />
Patentinformationen als Grundlage / Anregung für FuE<br />
Anwendungswissen im Umgang mit geistigem Eigentum<br />
Patentrecherchen zur Analyse der Wettbewerbssituation<br />
Bedeutung von Lizenzeinnahmen<br />
0,0%<br />
1,5%<br />
2,4%<br />
0,9%<br />
0,0%<br />
3,3%<br />
1,5%<br />
0,6%<br />
4,5%<br />
9,6%<br />
22,2%<br />
21,3%<br />
20,3%<br />
18,3%<br />
26,1%<br />
24,9%<br />
Datengrundlage: Schriftliche Befragung der Teilnehmer der KMU-Patentaktion; n = 327 - 338<br />
Quelle: Prognos AG 2009<br />
26,8%<br />
47,1%<br />
gestiegen<br />
gefallen<br />
0% 20% 40% 60%<br />
59
Im Vergleich des Zustands vor Teilnahme an der Patentaktion und<br />
der heutigen Situation sind bei den befragten Unternehmen, die<br />
auf die jeweiligen Fragen geantwortet haben, u.a. die folgenden<br />
Wirkungen sichtbar:<br />
� Vor dem Hintergrund der im Rahmen der Programmteilnahme<br />
gesammelten Erfahrungen ist bei nahezu der Hälfte<br />
der befragten Betriebe (47,1%) eine Erweiterung der Wissensbasis<br />
hinsichtlich Organisation und Umsetzung von<br />
Patentanmeldungen zu verzeichnen.<br />
� Ferner ist bei über einem Viertel der Unternehmen (26,8%)<br />
sichtbar, dass sie seit der Teilnahme an der Fördermaßnahme<br />
vor Beginn von FuE-Vorhaben den Stand der<br />
Technik durch Recherchen in Patentdatenbanken systematisch<br />
erfassen. Knapp 5% der Betriebe sieht hingegen<br />
keinen Bedarf zur Durchführung von Neuheitsrecherchen.<br />
� Jeweils etwa ein Viertel der Befragten analysiert im Nachgang<br />
zur Programmnutzung bei jedem FuE-Ergebnis die<br />
Vor- und Nachteile einer Patentanmeldung bzw. nutzt<br />
Schutzrechtsanmeldungen zur Sicherung aller Erfindungen.<br />
� Bei 22% der Befragten ist ein Erkenntnisgewinn dahingehend<br />
zu verzeichnen, dass sie Patente als wichtige<br />
Grundlage zur Steigerung ihres Unternehmenswerts begreifen.<br />
� Ein ähnlicher Anstieg ist auch bei denjenigen Unternehmen<br />
zu identifizieren, die nach Programmteilnahme Patentinformationen<br />
als wesentliche Grundlage für technische<br />
Anregungen bei Innovationsprojekten nutzen.<br />
� Darüber hinaus geben rund 20% der Befragten an, dass<br />
sie infolge der Programmteilnahme Anwendungswissen im<br />
Umgang mit geistigem Eigentum aufgebaut haben.<br />
� Auch im Hinblick auf die Nutzung von Patentrecherchen<br />
zur Wettbewerbsanalyse und Identifikation potenzieller<br />
Kooperationspartner äußern sich die Befragten ähnlich positiv.<br />
� Die Teilnahme an der KMU-Patentaktion wirkt sich nur gering<br />
auf die Bedeutung der Erzielung von Lizenzeinnahmen<br />
aus.<br />
Diese Befunde wurden auch im Rahmen der 12 Interviews mit<br />
Teilnehmern des Programms bestätigt. Mit Ausnahme eines einzigen<br />
Programmnutzers geben alle Befragten an, dass sie die Teilnahme<br />
an der KMU-Patentaktion für schutzrechtliche Fragen und<br />
60
den Umgang mit geistigem Eigentum sensibilisiert hat, so dass sie<br />
selbst von einem spürbaren Lerneffekt sprechen können. Dies gilt<br />
auch für Programmteilnehmer, die bspw. aufgrund ihres ingenieurswissenschaftlichen<br />
Hintergrunds oder früherer Tätigkeiten<br />
schon über gewisse Erfahrungswerte im Vorfeld der Fördermaßnahme<br />
verfügten.<br />
Auch in Bezug auf affektive Faktoren wie Einstellungen und Verhalten<br />
lässt sich bei den Nutzern des Förderinstruments ein positiver<br />
Effekt diagnostizieren. Führt man sich erneut vor Augen, dass<br />
sich dieses gezielt an „Neulinge“ richtet bzw. an solche KMU, die<br />
in den letzten fünf Jahren vor Antragstellung kein Patent oder<br />
Gebrauchsmuster angemeldet haben, so ist der Anteil derjenigen<br />
Unternehmen, die seit Teilnahme bereits ein weiteres Schutzrecht<br />
angemeldet haben bzw. davon ausgehen, dies in Zukunft zu tun,<br />
mit rund 88% erstaunlich groß (siehe Abbildung 18). Ein Drittel der<br />
Befragten ist sich sogar sehr sicher, zukünftig weitere Patent- oder<br />
Gebrauchsmusteranmeldungen durchzuführen. Entsprechend<br />
sehen die verbleibenden Teilnehmer von weiteren<br />
Schutzrechtsaktivtäten tendenziell eher oder mit Sicherheit ab.<br />
Abbildung 18: Zukünftige Schutzrechtsaktivitäten<br />
Frage: Gehen Sie davon aus, in Zukunft weitere Schutzrechte anzumelden?<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
5,3%<br />
33,2%<br />
49,2%<br />
9,7%<br />
Datengrundlage: Projektstatistik IW Köln , Berichtsbogen KMU-Patentaktion; n = 977<br />
1,3%<br />
bereits erfolgt ja vermutlich schon eher nicht nein<br />
Quelle: Projektstatistik IW Köln, eigene Berechnungen und Darstellung<br />
Was das Ziel der Optimierung des Innovationsmanagements in<br />
den beratenen Unternehmen anbelangt, zeigen sich auch hier signifikante<br />
Wirkungen in Form geplanter Verhaltensänderungen<br />
(siehe Abbildung 19). Ausgehend vom Status quo nach Abschluss<br />
der Teilnahme an der Patentaktion planen die Betriebe zahlreiche<br />
61
Erfolgsfaktoren<br />
Schritte für eine zukünftige Verbesserung ihres Innovationsmanagements.<br />
Der Impuls der Fördermaßnahme wird vor allem darin<br />
deutlich, dass die Betriebe gewillt sind, zukünftig neue Ideen sehr<br />
viel stärker auf ihre Schutzfähigkeit, Patentierfähigkeit und Verwertbarkeit<br />
zu prüfen. Zudem planen sie, ihre Mitarbeiter weiter zu<br />
qualifizieren bzw. neue Mitarbeiter einzustellen, die über relevantes<br />
Wissen und Kompetenzen verfügen. Darüber hinaus ist die<br />
Zahl derjenigen, die einerseits Prozesse bzw. Arbeitsabläufe zur<br />
Förderung und Umsetzung von Innovationen initiieren möchten<br />
und anderseits die Durchführung von Innovationsvorhaben mit erfahrenen<br />
Partnern anstreben, etwa doppelt so hoch wie zum Zeitpunkt<br />
der Abrechnung der geförderten Leistungen, zu dem der zugrundeliegende<br />
Fragebogen ausgefüllt wird.<br />
Abbildung 19: Optimierung des Innovationsmanagements<br />
Frage: Welche der folgenden Schritte haben Sie innerhalb der letzten 5 Jahre unternommen bzw. was<br />
planen Sie für die Zukunft, um Ihr Innovationsmanagement zu verbessern?<br />
Stärkere Prüfung neuer Ideen auf ihre Schutzfähigkeit /<br />
Patentierbarkeit und Verwertbarkeit<br />
Nutzung von externen Dienstleistern zum<br />
Innovationsmanagement<br />
Qualifizierung von Mitarbeitern<br />
Einstellung von Mitarbeitern<br />
Initiierung von Prozessen / Arbeitsabläufen zur Förderung<br />
und Umsetzung von Innovationen<br />
Durchführung von gemeinsamen Innovationsvorhaben<br />
mit erfahrenen Partnern<br />
29,2%<br />
27,9%<br />
35,1%<br />
Datengrundlage: Projektstatistik IW Köln , Berichtsbogen KMU-Patentaktion; n = 977<br />
37,4%<br />
43,8%<br />
51,2%<br />
61,4%<br />
60,2%<br />
73,0%<br />
69,1%<br />
77,8%<br />
76,9%<br />
0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />
für die Zukunft geplant in der Vergangengheit gemacht<br />
Quelle: Projektstatistik IW Köln, eigene Berechnungen und Darstellung<br />
Ein wesentlicher Erfolgsfaktor der KMU-Patentaktion besteht zunächst<br />
einmal darin, dass die Fördermaßnahme schon seit vielen<br />
Jahren existiert und bei den Multiplikatoren bekannt und anerkannt<br />
ist. Hierzu leisten die <strong>SIGNO</strong>-Partner einen wesentlichen Beitrag,<br />
indem sie Patentanwälten, Kammervertretern, regionalen Wirtschaftsförderern<br />
etc. gezielt Informationen und Materialien bereitstellen.<br />
Grundsätzlich ist festzustellen, dass der gewählte Förderansatz<br />
sich nicht ausschließlich auf einen finanziellen Zuschuss begrenzt,<br />
62
sondern ebenso die Erstellung eines konkreten und individuellen<br />
„Fahrplans“ für die Patentanmeldung und -verwertung umfasst.<br />
Damit wird die Rolle des <strong>SIGNO</strong>-Partners als „Lotse“ und „Pate“ in<br />
den Mittelpunkt der Aktivitäten gerückt. Hervorzuheben ist hier<br />
insbesondere die Betreuung der KMU über eine vergleichsweise<br />
lange Förderlaufzeit.<br />
Zweifelsohne sinkt durch den monetären Zuschuss die Hemmschwelle<br />
zur erstmaligen Nutzung des Patentsystems. Die Wirkungsanalyse<br />
zeigt, dass es sich bei der KMU-Patentaktion um einen<br />
kleinen aber wirkungsvollen Hebel handelt: Trotz eines kleinen<br />
finanziellen Stimulus (max. 8.000 € je gefördertes KMU) werden<br />
bei den Unternehmen relativ große und vielschichtige Wirkungen<br />
entfaltet.<br />
Der Erfolg des Programms basiert aus Sicht der befragten KMU<br />
und des Projektmanagements auf dem unkomplizierten und<br />
unbürokratischen Förderverfahren. Dass die „Durchführung des<br />
Antragsverfahrens“ und auch die „Unterstützung bei der Abrechnung“<br />
aus Unternehmenssicht eine außerordentlich positive<br />
Bewertung erfahren, ist im Vergleich zu anderen Evaluierungen<br />
ungewöhnlich. Dort richtet sich die Kritik zumeist auf die<br />
administrativen Aspekte der Förderung und langwierige Antrags-<br />
und Bewilligungsprozesse. Die Partizipation am Programm wird<br />
dadurch vereinfacht, dass die Prozessbegleitung ein Terminmanagement<br />
mit Hinweis auf die maximale Förderdauer<br />
beinhaltet.<br />
63
Hemmnisse<br />
Abbildung 20: Zufriedenheit mit der Unterstützung durch den<br />
<strong>SIGNO</strong>-Partner<br />
Frage: Wie zufrieden waren Sie mit der Unterstützung Ihres <strong>SIGNO</strong>- bzw. INSTI- Partners insgesamt?<br />
Beurteilen Sie die genannten Aspekte auf einer Skala von „sehr zufrieden“ bis „unzufrieden“.<br />
Zuverlässigkeit<br />
Durchführung des Antragsverfahrens<br />
Kommunikative Fähigkeiten des Beraters<br />
Erreichbarkeit und Reaktionsgeschwindigkeit<br />
Unterstützung bei der Abrechnung<br />
Technische Kompetenz des Beraters<br />
Kompetenzen bei Patentierungs- und Schutzrechtsfragen<br />
Praxis- und Umsetzungsorientierung der Beratungsleistung<br />
Dokumentation der Ergebnisse der Beratungsleistung<br />
Vermittlung von Kontakten (Patentanwälte, Kooperationspartner)<br />
unzu-<br />
sehr<br />
frieden<br />
zufrieden<br />
1 2 3 4 5<br />
Datengrundlage: Schriftliche Befragung der Teilnehmer der KMU-Patentaktion; n = 324 - 347<br />
Quelle: Prognos AG 2009<br />
Als wesentlicher Erfolgsfaktor des Programms ist das <strong>SIGNO</strong>-<br />
Netzwerk einschließlich des Beratungsverständnisses und der<br />
Kompetenzen der einzelnen Partner herauszustellen. Dies dokumentieren<br />
insbesondere die hohen Zufriedenheitswerte der Programmteilnehmer<br />
in Bezug auf die Unterstützungsleistung der<br />
Partner (siehe Abbildung 20).<br />
Wie die Befragung der Programmteilnehmer zeigt (siehe<br />
Abbildung 21), bestehen bei den KMU die hemmenden Faktoren<br />
ihrer Innovationstätigkeit in erster Linie in einem Mangel an Eigenkapital,<br />
Mangel an Zeit neben dem Alltagsgeschäft sowie die unzureichende<br />
Erschließung externer Finanzierungsquellen.<br />
3,72<br />
3,70<br />
3,65<br />
3,59<br />
3,51<br />
4,14<br />
4,13<br />
3,97<br />
3,97<br />
3,96<br />
64
Abbildung 21: Hemmende Faktoren der Innovationstätigkeit<br />
Frage: Welche Faktoren schränken die Innovationsaktivitäten Ihres Betriebes nach Ihrer Einschätzung<br />
ein? Bitte beurteilen Sie die genannten Aspekte auf einer Skala von „trifft voll zu“ bis „trifft nicht zu“.<br />
Mangel an Eigenkapital<br />
zu wenig Zeit neben dem Alttagsgeschäft<br />
Unzureichende Erschließung externer Finanzierungsquellen<br />
Mangel an geeigneten Kooperationspartnern<br />
Mangel an geeignetem Fachpersonal<br />
fehlende Marktinformationen<br />
Gesetzgebung, rechtliche Regelungen, Normen<br />
Mangel an technologischem Wissen und Know-how<br />
Datengrundlage: Schriftliche Befragung der Teilnehmer der KMU-Patentaktion; n = 224<br />
Quelle: Prognos AG 2009<br />
trifft<br />
trifft<br />
nicht zu<br />
voll zu<br />
1 2 3 4 5<br />
junge, erfindungsintensive<br />
Kleinstunternehmen<br />
innovative Gründer<br />
größere KMU mit<br />
diskontinuierliche FuE<br />
Mit Blick auf die Teilnahme an der KMU-Patentaktion kann vor allem<br />
der Mangel an zeitlichen Ressourcen die erfolgreiche Programmumsetzung<br />
einschränken. Hierfür sind die folgenden<br />
Gründe zu nennen:<br />
� „KMU-Problematik“ schränkt die Handlungsfähigkeit der<br />
Unternehmen ein: Die teilweise „überbeschäftigten“ Geschäftsführer<br />
bzw. Betriebsinhaber (hier auch die Existenzgründer)<br />
sind gleichermaßen für den laufenden Betrieb, die<br />
Akquisition und Kundenansprache etc. verantwortlich, so<br />
dass weder das Innovations- noch das Verwertungshandeln<br />
als kontinuierlicher Prozess angesehen werden können.<br />
� Verwertungsaktivitäten erfordern einen langen Atem und<br />
Kontinuität in der Verfolgung der Verwertungsziele: Der<br />
Weg von der Erfindung bis zur Platzierung eines neuen<br />
Produkts am Markt oder der Etablierung eines neuen Verfahrens<br />
ist kein Selbstläufer. Dies erfordert die Bereitstellung<br />
von personellen, zeitlichen und finanziellen Ressourcen.<br />
Zugleich kann bei der Zielgruppe des Programms<br />
nicht uneingeschränkt davon ausgegangen werden, dass<br />
die geförderten Verwertungsaktivitäten stets im Vordergrund<br />
des betrieblichen Handelns stehen.<br />
65
� Patentierungs- und Verwertungsaktivitäten sind noch nicht<br />
routinisiert: Mit der erreichten Zielgruppe werden Unternehmen<br />
ohne breite Vorerfahrungen im Umgang mit<br />
Schutzrechten und deren Verwertung fokussiert. Die Umsetzung<br />
der Bearbeitungsschritte erfordert daher längere<br />
Zeiträume als bei patenterfahrenen Unternehmen.<br />
� Diese Ressourcendefizite sind Merkmale von Klein- und<br />
Kleinstunternehmen generell, unabhängig von ihrer Branchenzugehörigkeit.<br />
Die derzeitige Programmgestaltung der<br />
KMU-Patentaktion ermöglicht nur Unternehmen des verarbeitenden<br />
Gewerbes einschließlich der Landwirtschaft eine<br />
Inanspruchnahme der Beratungs- und Dienstleistungen.<br />
Vor dem Hintergrund, dass der Erwerb gewerblicher<br />
Schutzrechte auch für Unternehmen des Dienstleistungssektors<br />
von steigender Relevanz ist und diese Unternehmen<br />
hinsichtlich der beschriebenen „KMU-Problematik“<br />
vor den gleichen Herausforderungen stehen, ist eine Öffnung<br />
des Programms für Dienstleistungsunternehmen erforderlich.<br />
Erste Einschätzung zur zukünftigen Fördernotwendigkeit<br />
Wie die oben diskutierten Ergebnisse verdeutlichen, befördert die<br />
KMU-Patentaktion die Erstnutzung des Patentsystems durch KMU,<br />
die mit einem solchen Schritt Neuland betreten. Auf Bundesebene<br />
ist die KMU-Patentaktion das einzige Programm, welches explizit<br />
die Patentaktivitäten von KMU unterstützt. Ihrem förderpolitischen<br />
Ansatz kann ein hohes Maß an Problem- und Zielgruppenangemessenheit<br />
attestiert werden. Lediglich die Öffnung des Zugangs<br />
zur Fördermaßnahme auch für Dienstleistungsunternehmen sowie<br />
eine Verlängerung der Förderlaufzeit von 18 auf 24 Monate<br />
scheint aus Sicht der Evaluatoren geboten zu sein.<br />
Das Programm zeichnet sich durch seine Erfolge aus, die ihrerseits<br />
durch eine hohe Kontinuität gekennzeichnet sind. Bei den<br />
Programmnutzern hinterlässt die erfolgreiche Programmumsetzung<br />
und Teilnahme weithin positive Wirkungen. Diese schlagen<br />
sich sowohl in der Anzahl erfolgreicher Schutzrechtsanmeldungen,<br />
in einem erhöhten strategischen Verständnis des Patentsystems,<br />
in konkreten betriebswirtschaftlichen Effekten wie auch in Lerneffekten<br />
und verändertem Innovationsverhalten nieder. So kann bilanziert<br />
werden, dass die KMU-Patentaktion ein bewährtes Förderinstrument<br />
ist, welches fortgesetzt werden sollte.<br />
66
6.2 <strong>SIGNO</strong>-Unternehmen: Verwertungsaktion<br />
Ziele der Förderung<br />
Stimulus durch <strong>SIGNO</strong><br />
Umsetzungsverantwortung<br />
Mit der Verwertungsaktion existiert im <strong>SIGNO</strong>-Programm eine<br />
Förderung, die ihren Fokus auf die Unterstützung von Verwertungsaktivitäten<br />
innovativer Unternehmen und Erfinder richtet.<br />
Kern der Verwertungsaktion ist die zielgruppengerechte Darstellung<br />
von Innovationen auf der Onlineplattform InnovationMarket.<br />
Das Ziel der Verwertungsaktion ist es, hochwertige Erfindungen<br />
mit einem einfachen Instrumentarium für interessierte Zielgruppen<br />
zu präsentieren sowie eine Plattform zu bieten, auf der Innovateure,<br />
Verwertungspartner und Kapitalgeber zueinanderfinden<br />
können. Dazu ist die bereits im Jahr 1998 installierte Onlineplattform<br />
InnovationMarket als wesentliches Vermarktungsinstrument<br />
etabliert worden. Inhalt des InnovationMarket sind Inserate, in denen<br />
innovative Entwicklungen dargestellt werden, um auf diesem<br />
Wege Partner zur Lizenzierung oder gemeinsamen Weiterentwicklung<br />
zu gewinnen.<br />
Die Förderung durch <strong>SIGNO</strong> bezieht sich im Falle der Verwertungsaktion<br />
auf die Kofinanzierung der eingestellten Inserate.<br />
Diese werden nicht von den Nutzern des InnovationMarket selbst,<br />
sondern durch die <strong>SIGNO</strong>-Partner erstellt. Diese so genannten<br />
„Summaries“ bzw. die ausführlicheren „Dossiers“ sollen damit hinsichtlich<br />
Darstellung und technischer Richtigkeit ein sichtbar höheres<br />
Niveau erreichen als dies in kostenlosen Datenbanken der Fall<br />
ist. Die Erstellung von Summaries bzw. Dossiers ist kostenpflichtig<br />
und wird durch die Förderung der Verwertungsaktion kofinanziert.<br />
Die Onlineplattform des InnovationMarket wurde in Zusammenarbeit<br />
mit der Deutschen Börse und der Kreditanstalt für Wiederaufbau<br />
entwickelt und von diesen bis zum Jahr 2000 betrieben. Seither<br />
wird der InnovationMarket durch das Projektmanagement beim<br />
IW Köln betreut. Die wesentlichen Aufgaben des Projektmanagements<br />
beziehen sich dabei auf die buchhalterische Umsetzung der<br />
Summary-Anträge und auf die administrative und finanzielle<br />
Umsetzung der Verwertungsaktion. Darüber hinaus stehen die<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Projektmanagements den<br />
Nutzern des InnovationMarket als Ansprechpartner für Anfragen<br />
zur Verfügung und übernehmen die technische Betreuung und<br />
Pflege des Internetauftritts sowie die Unterstützung der Öffentlichkeitsarbeit.<br />
67
Leistungsgeschehen im Zeitverlauf<br />
50<br />
45<br />
40<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
14<br />
Daneben sind auch die <strong>SIGNO</strong>-Partner in die Umsetzungsverantwortung<br />
der Verwertungsaktion eingebunden. Sie erstellen im<br />
Auftrag der Nutzer des Instruments die Summaries oder Dossiers<br />
nach den festgeschriebenen Qualitätsstandards des Innovation-<br />
Market und leiten diese in einem Reviewverfahren nach dem 4-<br />
Augen-Prinzip an einen zweiten Partner weiter, der eine Qualitätskontrolle<br />
übernimmt. Nach der Prüfung veranlassen die Partner<br />
das Hochladen des Inserats auf die Homepage. Die Summaries<br />
werden für eine Zeit von sechs Monaten eingestellt und können<br />
auf Wunsch des Inserenten zweimal um sechs Monate verlängert<br />
werden.<br />
In der gesamten Laufzeit der Verwertungsaktion seit 1998 wurden<br />
insgesamt 317 Summaries auf der Homepage des InnovationMarket<br />
eingestellt. In den Betrachtungszeitraum der Evaluierung seit<br />
dem Jahr 2002 fallen 139 eingestellte Beiträge. In der folgenden<br />
Abbildung 22 ist die Entwicklung der Nachfrage für diesen Zeitraum<br />
dargestellt.<br />
Abbildung 22: Anzahl eingestellter Summaries seit 2002<br />
12<br />
13<br />
16<br />
2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 (bis 3.<br />
Quartal)<br />
Quelle: IW Köln Projektstatistik, eigene Berechnungen<br />
21<br />
Im Jahresdurchschnitt werden rund 17 neue Summaries durch die<br />
<strong>SIGNO</strong>-Partner erstellt und auf den InnovationMarket geladen. In<br />
den Jahren 2006 und 2007 zeigt sich gemessen an diesen Werten<br />
eine überdurchschnittliche Nachfrage, die im Jahr 2008 wieder<br />
nachlässt. Hintergrund für diese rückläufige Entwicklung ab 2008<br />
29<br />
19<br />
15<br />
68
könnte das seinerzeit verkündete Ende der Verwertungsaktion am<br />
31.12.2008 sein und die damit zusammenhängende Unsicherheit,<br />
wie mit dem InnovationMarket und seinen Inseraten nach dem<br />
Ende der Förderlaufzeit umgegangen wird. 26 Dossiers wurden in<br />
der gesamten Laufzeit deutlich weniger beauftragt: Zwischen 1998<br />
und 2004 wurden insgesamt acht Dossiers erstellt. Seit dem Jahr<br />
2005 ist diese Darstellungsform nicht mehr beauftragt worden. 27<br />
Die Präsentation im InnovationMarket kann in drei unterschiedlichen<br />
Rubriken erfolgen: „Innovation sucht Kapital“ bietet jungen<br />
Unternehmen oder Existenzgründern die Möglichkeit, ihre Innovationen<br />
vorzustellen. „Innovation sucht Unternehmen“ ist die Plattform<br />
für freie Erfinder und Unternehmer zur Präsentation ihrer<br />
schutzrechtlich gesicherten Innovationen. Die nachfrageorientierte<br />
Rubrik „Unternehmen sucht Innovation“ steht Unternehmen zur<br />
gezielten Suche nach passenden Innovationen offen. Die stärkste<br />
Nachfrage zielt auf die Rubrik „Innovation sucht Unternehmen“ für<br />
die in der gesamten Laufzeit des Programms knapp 58% aller Inserate<br />
erstellt wurden. Auf die Rubriken „Innovation sucht Kapital“<br />
fallen dagegen 35% und auf „Unternehmen sucht Innovation“ rund<br />
7% der Förderfälle. Im vergangenen Jahr 2008 fällt dieses Verhältnis<br />
noch deutlicher aus: Von den 19 eingestellten Summaries<br />
entfallen 18 auf die Rubrik „Innovation sucht Unternehmen“ und<br />
ein Förderfall auf die Rubrik „Innovation sucht Kapital“.<br />
Hinsichtlich der Nutzergruppen zeigt sich ein breites Spektrum an<br />
Nachfragern. Die Unternehmen des produzierenden Gewerbes<br />
und des Handwerks stellen dabei mit zusammen knapp 40% die<br />
größte Gruppe dar (vgl. Abbildung 23). Daneben wird das Angebot<br />
vor allem von freien Erfindern nachgefragt, auf die 27% der eingestellten<br />
Summaries entfallen. 15% der eingestellten Inserate<br />
entfallen auf Nutzer aus den Hochschulen und Forschungseinrichtungen.<br />
Offenkundig nutzt diese Gruppe von Forschungseinrichtungen<br />
sehr gezielt die unterschiedlichen elektronischen Plattformen,<br />
die zur Präsentation ihrer Forschungsergebnisse zur Verfügung<br />
stehen. Neben dem InnovationMarket, der anwendungsnahe<br />
Entwicklungen präsentiert, steht den Forschungseinrichtungen<br />
auch der InventionStore, eine Plattform der Technologie-<br />
Allianz, offen. Dieser präsentiert eher Ergebnisse der Grundlagenforschung,<br />
die vor einer Verwertung noch weiterer Entwicklungsarbeiten<br />
bedürfen.<br />
26 Vgl. IW Köln (2008): Zwischenbericht – <strong>SIGNO</strong>-Verwertungsaktion (FKZ 03c0016). Berichtszeitraum 01.01.2008 –<br />
31.12.2008, S.6.<br />
27 Vgl. ebd. S. 7.<br />
69
4,%<br />
29,%<br />
Abbildung 23: Teilnehmerstruktur des InnovationMarket<br />
27,%<br />
10,%<br />
15,%<br />
15,%<br />
Quelle: IW Köln Projektstatistik, eigene Berechnung<br />
Unternehmen des produzierenden<br />
Gewerbes<br />
Handwerk<br />
Ingenieur, Dienstleister<br />
Forschungsinstitut/Hochschule/Hochsc<br />
hullehrer<br />
sonstiger freier Erfinder<br />
keine Angabe<br />
Mit Blick auf die Größenstruktur der nutzenden Unternehmen zeigt<br />
sich, dass die Aktivitäten auf dem InnovationMarket schwerpunktmäßig<br />
von Kleinbetrieben beansprucht werden. In der folgenden<br />
Abbildung 24 ist zu erkennen, dass über die Hälfte der Unternehmensnutzer<br />
auf Betriebe mit maximal zehn Mitarbeitern entfallen.<br />
Dabei beschäftigen alleine 44% der Unternehmen weniger als fünf<br />
Mitarbeiter. Größere mittelständische Unternehmen mit mehr als<br />
50 Mitarbeitern nutzen mit insgesamt weniger als 20% in deutlich<br />
geringerem Umfang die Möglichkeit der Präsentation ihrer Innovationen<br />
auf der Onlineplattform InnovationMarket.<br />
70
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
Abbildung 24: Teilnehmer des InnovationMarket nach Größenklassen<br />
seit 2002<br />
55,6%<br />
25,0%<br />
15,3%<br />
4,2%<br />
maximal 10 11 bis 50 51 bis 100 mehr als 100<br />
Quelle: IW Köln Projektstatistik, eigene Berechnung<br />
Auf Seiten der <strong>SIGNO</strong>-Partner sind bei der Umsetzung der Verwertungsaktion<br />
deutliche Unterschiede hinsichtlich der Aktivitäten<br />
zu erkennen. Die Interviews haben ergeben, dass zahlreiche Partner<br />
kaum in dieser Programmlinie aktiv werden. Die Gründe dafür<br />
sind vor allem, dass es zu diesem Angebot von Seiten der Erfinder<br />
und der Unternehmen kaum eine Nachfrage gibt. Vor allem der finanzielle<br />
Eigenanteil für die Erstellung eines Inserats sei für viele<br />
Interessierte ein Ausschlusskriterium. Vor dem Hintergrund zahlreicher<br />
kostenloser Angebote von Innovationsbörsen im Internet<br />
würde die Nachfrage durch die Zielgruppen dadurch deutlich eingeschränkt.<br />
Ein weiterer Grund wird in dem als sehr eingeschränkt<br />
empfundenen Bekanntheitsgrad des InnovationMarket gesehen.<br />
Diese Einschätzungen aus den Interviews spiegeln sich in den<br />
unmittelbaren Aktivitäten der Partner wider, wie sie durch die -<br />
Statistik des Projektmanagements nachgehalten werden. Dabei<br />
zeigt sich, dass neben einem einzelnen sehr intensiven Nutzer die<br />
Aktivitäten der restlichen Partner äußerst gering ausfallen. Insgesamt<br />
rund 42% aller Summaries wurden durch diesen einen<br />
<strong>SIGNO</strong>-Partner durchgeführt. Klammert man diesen Partner aus<br />
der Berechnung der durchschnittlichen Nutzung aus, so kommt<br />
man zu dem Ergebnis, dass seit Beginn der Förderung im Jahr<br />
1998 von jedem <strong>SIGNO</strong>-Partner durchschnittlich zehn Summaries<br />
eingestellt wurden.<br />
71
Nutzerzufriedenheit<br />
Die Interviews mit einer Auswahl aktueller Inserenten des InnovationMarket<br />
liefern die Ergebnisse zur Zufriedenheit mit dem Instrument<br />
und der Zusammenarbeit mit den Partnern. Es zeigt sich,<br />
dass die Befragten insgesamt sehr zufrieden mit der Nutzung der<br />
Verwertungsaktion sind. Die <strong>SIGNO</strong>-Partner erweisen sich dabei<br />
als kompetente Unterstützung. Dies bezieht sich einerseits auf die<br />
erstellten Summaries. Hier haben alle Befragten sehr positive<br />
Rückmeldungen gegeben, dass die Darstellung und zielgruppenspezifische<br />
Aufbereitung optimal sei. Andererseits gab es zahlreiche<br />
Rückmeldungen, dass die Unterstützung des Partners mit der<br />
Einstellung des Summaries nicht endete. Hier wurde das Onlineinserat<br />
als Grundlage für eine proaktive Firmenansprache durch den<br />
Partner genutzt und die Nutzer des InnovationMarket im Idealfall<br />
direkt mit potenziellen Verwertungspartnern zusammengeführt.<br />
Kritische Selbstreflexion der beauftragten <strong>SIGNO</strong>-Akteure<br />
Wirkungsanalyse<br />
Die verantwortlichen Akteure der Programmumsetzung bewerten<br />
vor allem die Tatsache des nicht mehr zeitgemäßen Layouts sowie<br />
der veralteten Steuerungsstrukturen der Seite als sehr kritisch. Bei<br />
einigen Partnern gehört es zur gängigen Praxis, betreuten Unternehmen<br />
am Ende von Beratungsprojekten – sei es im Zusammenhang<br />
von <strong>SIGNO</strong> oder anderer Projekte – ein Inserat im InnovationMarket<br />
nahezulegen. Die Kundenakquise auf der Grundlage<br />
des veralteten Onlineauftritts fällt jedoch äußerst schwer. Unabhängig<br />
davon ist insgesamt fraglich, ob der gesamte Förderansatz<br />
richtig ist. Einige Partner bezweifeln, dass für den wichtigen und<br />
anspruchsvollen Schritt der Verwertung die Förderung von Onlineinseraten<br />
ausreichend ist.<br />
Die Analyse der Förderwirkungen des InnovationMarket zielt vor<br />
allem auf die erfolgreiche Verwertung der inserierten Erfindungen.<br />
In den Interviews mit den Nutzern konnten keine unmittelbaren<br />
Wirkungen dieser Art erhoben werden. Zwar repräsentieren diese<br />
Interviews vor allem jüngere Förderfälle, deren Teilnahme an der<br />
Verwertungsaktion noch nicht lange zurückliegt. Dennoch verweisen<br />
zahlreiche Befragte darauf, dass die Anzahl der Anfragen<br />
durch Interessierte deutlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben<br />
ist.<br />
Das Projektmanagement führt dagegen eine kontinuierliche Erfassung<br />
der Verwertungserfolge und kann auf dieser Grundlage eine<br />
Verwertungsquote von 14% für die gesamte Laufzeit des Innova-<br />
72
Erfolgsfaktoren<br />
Hemmnisse<br />
tionMarket dokumentieren. 28 Neben unmittelbaren Verwertungserfolgen<br />
zählen nach Ansicht einiger Befragter indirekte Wirkungen<br />
zu den Folgen der Teilnahme am InnovationMarket. Damit sind vor<br />
allem Impulse gemeint, die aus der Zusammenarbeit mit dem<br />
<strong>SIGNO</strong>-Partner resultieren und sich häufig auf die Vermittlung in<br />
weitere Förderungen wie etwa dem ZIM richten.<br />
Die Stärken des Programmteils Verwertungsaktion mit der Onlineplattform<br />
InnovationMarket zeigen sich in den folgenden Aspekten:<br />
� Die Bearbeitung der Beiträge durch die Partner sowie das<br />
4-Augen-Prinzip sichern ein hohes Maß an Qualität und<br />
Validität der präsentierten Inhalte. Gegenüber potenziell<br />
konkurrierenden Angeboten wie der Technologiebörse der<br />
IHK besteht hier ein sichtbarer Qualitätsvorsprung.<br />
� Die erforderliche Zusammenarbeit zwischen Nutzer und<br />
Partner kann wichtige Effekte haben. Im Idealfall übernimmt<br />
der <strong>SIGNO</strong>-Partner eine proaktive Vermarktung der<br />
inserierten Erfindungen und verschafft somit die ersten<br />
Kontakte. Darüber hinaus werden durch den Partner weitergehende<br />
Impulse wie z.B. das Aufzeigen adäquater Förderoptionen<br />
gesetzt.<br />
� Die Präsentation der Erfindungen in einer nicht zugangsbeschränkten<br />
Internetplattform bietet die einfachste Zugangsform<br />
zu den Inhalten.<br />
� Der offizielle Charakter schafft Vertrauen. Die sichtbare<br />
Einbindung der Plattform in das <strong>SIGNO</strong>-Programm inklusive<br />
der Förderhinweise des BMWi verleiht dem InnovationMarket<br />
gegenüber privaten Angebote einen offiziellen<br />
Charakter.<br />
Die Betrachtung der kritischen Faktoren des InnovationMarket führen<br />
dagegen zu dem Ergebnis, dass mit der Onlineplattform die<br />
Ziele der Verwertungsaktion hinsichtlich technischer Qualität und<br />
Nutzung nicht erreicht werden.<br />
� Das Angebot erreicht keine kritische Masse. Die Einstellung<br />
von 317 Summaries in einem Zeitraum von elf Jahren<br />
bzw. von 139 im Evaluierungszeitraum seit 2002 wird dem<br />
Ziel, den InnovationMarket als wesentliches Vermark-<br />
28 Vgl. IW Köln (2009): <strong>SIGNO</strong>-Verwertungsaktion. Halbjahresbericht 1. HJ 2009, S. 2.<br />
73
tungsinstrument zu etablieren, nicht gerecht. Es gelingt<br />
nicht, die dafür erforderlichen breiten Nutzerschichten für<br />
die Teilnahme zu aktivieren. Darüber hinaus ist auch das<br />
Engagement eines Großteils der <strong>SIGNO</strong>-Partner sehr gering.<br />
Die Mehrheit der sichtbaren Aktivitäten wird von einem<br />
einzigen Partner umgesetzt.<br />
� Die technische Aufbereitung der Onlineplattform ist veraltet.<br />
Hinsichtlich Darstellung, Seitenführung und Design entspricht<br />
das Angebot nicht den aktuellen Standards. Die Akquise<br />
von Nutzern fällt dadurch schwerer und die eingestellten<br />
Inhalte werden entwertet.<br />
� Der InnovationMarket besitzt gegenüber kostenfreien<br />
Angeboten durch seine hohe Qualität der Inhalte ein Alleinstellungsmerkmal.<br />
Die Sichtbarkeit und Reichweite ist jedoch<br />
so gering, dass diese Gütekriterien von Seiten der<br />
Nutzer kaum erschlossen werden können.<br />
� Durch den finanziellen Eigenanteil, welchen die Nutzer für<br />
die Erstellung der Summaries leisten müssen, besteht eine<br />
Hemmschwelle für die Nutzung des Instruments. Der InnovationMarket<br />
konkurriert mit kostenlosen Onlineangeboten.<br />
Vor dem Hintergrund unsicherer Verwertungserfolge<br />
scheuen sich die Unternehmen vor dieser Investition.<br />
� Die Verwertungserfolge, die durch den InnovationMarket<br />
erzielt werden können sind fraglich. Bei den befragten Nutzern<br />
ist die Zufriedenheit mit der gemeinsamen Umsetzung<br />
durch die Partner hoch. Hinweise auf unmittelbare Verwertungserfolge<br />
konnten im Rahmen der Evaluierung nicht<br />
aufgenommen werden. Dass bei 14% der Teilnehmer ein<br />
Verwertungserfolg glückte, wie durch das Projektmanagement<br />
dokumentiert wurde, ist erfreulich. Es bedeutet jedoch<br />
auch, dass 86% der Vorhaben ohne Verwertungserfolg<br />
blieben.<br />
Erste Einschätzung zur zukünftigen Fördernotwendigkeit<br />
Die Prüfung des InnovationMarkets entlang der Evaluierungsfragestellungen<br />
sowie die Gegenüberstellung seiner Stärken und<br />
Schwächen sprechen aus Sicht der Evaluatoren gegen eine Fortführung<br />
der Maßnahme in ihrer jetzigen Form. Eine alleinige Neugestaltung<br />
der Onlinepräsenz ist vor dem Hintergrund der geringen<br />
Reichweite des Angebots sowohl bei den Nutzern als auch bei den<br />
<strong>SIGNO</strong>-Partnern nicht ausreichend. Die zukünftige Weiterentwicklung<br />
der Verwertungsaktion macht ein klares Umsetzungskonzept<br />
erforderlich, auf dessen Grundlage das Engagement der<br />
Partner bei der Umsetzung der Maßnahmen sichergestellt wird<br />
sowie die Sichtbarkeit und Reichweite der Aktivitäten deutlich erhöht<br />
werden.<br />
74
6.3 <strong>SIGNO</strong>-Erfinder: Erfinderfachauskunft<br />
Ziele der Förderung<br />
Mit der Fachauskunft für Erfinder wurde im Jahr 2004 eine neue<br />
Beratungsleistung im Rahmen der Patentförderung eingeführt,<br />
welche keinen unmittelbaren Unternehmensfokus hat, sondern vor<br />
allem auf freie Erfinder abzielt. Zusammen mit den Erfinderclubs<br />
bildet die Erfinderfachauskunft die Fördermaßnahmen der Programmsäule<br />
<strong>SIGNO</strong>-Erfinder.<br />
Das Ziel der Erfinderfachauskunft ist es, vor allem freien Erfindern<br />
einen unkomplizierten Zugang zu unabhängigem Expertenwissen<br />
im Themenfeld geistiges Eigentum und zu ganz praktischen Fragen<br />
von Patentierung und Verwertung zu eröffnen. Hintergrund ist,<br />
dass die Gruppe der privaten Erfinder stark in technischen Fragen<br />
und bei der Umsetzung pragmatischer Entwicklungsprojekte ist.<br />
Demgegenüber stehen mangelnde oder gar keine Erfahrungen in<br />
betriebswirtschaftlichen, schutzrechtlichen und Vermarktungsfragen<br />
einer erfolgreichen Weiterentwicklung und ggf. Markteinführung<br />
privater Erfindungen entgegen. Nur wenige private Erfinder<br />
setzen sich frühzeitig mit den Fragen auseinander, ob es für ihre<br />
Erfindungen überhaupt eine Nachfrage auf dem Markt geben wird,<br />
ob die Weiterentwicklung mit Kooperationspartnern durchgeführt<br />
werden sollte und welche Finanzierungsmöglichkeiten bestehen.<br />
Grundsätzlich sollen die Erfinder zu den folgenden Fragen beraten<br />
werden:<br />
� Ist die Erfindung hinsichtlich Neuheitsgrad und potenziellem<br />
Marktwert für weitere Entwicklungsschritte geeignet?<br />
� Welches sind die geeigneten Strategien zum Schutz der<br />
Erfindung gegen Nachahmung?<br />
� Wer sind die potenziellen Nachfrager der Erfindung und<br />
wie können die in Frage kommenden Märkte erschlossen<br />
werden?<br />
� Wie können Unternehmen zur Kooperation oder zur<br />
Lizenzierung identifiziert und angesprochen werden?<br />
� Welchen Wert hat die Erfindung und wie kann dieser in<br />
Verhandlungen mit Unternehmen genutzt werden?<br />
� Wie kann der Zugang zu Kapital – sei es durch staatliche<br />
Förderung oder weiterer Kapitalgeber – erschlossen werden?<br />
Neben diesen grundsätzlichen Fragestellungen sollen die Beratungen<br />
der Erfinderfachauskunft den Raum bieten, alle jeweils<br />
spezifischen Fragen rund um das Themenfeld geistiges Eigentum<br />
mit Experten besprechen zu können.<br />
75
Stimulus durch <strong>SIGNO</strong><br />
Umsetzungsverantwortung<br />
Mit der Erfinderfachauskunft wird im Vergleich zu den weiteren<br />
Programmteilen von <strong>SIGNO</strong> ein kleiner Stimulus gesetzt. Der<br />
fokussierten Zielgruppe der freien Erfinder wird eine kostenlose bis<br />
zu vierstündige Erstberatung durch einen Partner des <strong>SIGNO</strong>-<br />
Netzwerks ermöglicht. Durch diese Konstruktion ist die Zugangsschwelle<br />
für die Nutzer sehr niedrig gehalten, da sich die administrativen<br />
Anforderungen für die Unternehmen auf ein Mindestmaß<br />
beschränken und kein finanzieller Eigenanteil erforderlich ist.<br />
Durch diese Anlage des Programms können auf Seiten der Nutzer<br />
ausschließlich grundsätzliche Impulse gesetzt werden, welche die<br />
Basis für eine erfolgreiche Weiterentwicklung bilden können.<br />
Die Beratung wird von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der<br />
Einrichtungen im <strong>SIGNO</strong>-Partnernetzwerk erteilt. Die Auswertung<br />
der abgerechneten Beratungseinheiten zeigt, dass die maximale<br />
Beratungsdauer von vier Stunden von rund der Hälfte der Nutzer<br />
ausgeschöpft wird. Im Durchschnitt liegt die Beratungsdauer bei<br />
drei Stunden. 29 Die Interviews mit den Partnern und den Nutzern<br />
der Fachauskunft zeigen, dass die Beratungen i.d.R. in mehreren,<br />
meist zwei Kontakten bestehen. Dabei wird bei der Mehrheit ein<br />
persönliches Gespräch vor Ort ermöglicht und mit einigem zeitlichen<br />
Abstand ein zweiter Kontakt realisiert, der zur Prüfung erster<br />
Umsetzungsschritte sowie zur Klärung weiterer Fragen im Prozess<br />
genutzt wird.<br />
Die Umsetzungsverantwortung für die Erfinderfachauskunft liegt<br />
beim Projektmanagement des IW Köln, welches gegenüber den<br />
<strong>SIGNO</strong>-Partnern als Projektträger auftritt und die entsprechenden<br />
administrativen Angelegenheiten verantwortet. Im Rahmen der<br />
Fachauskunft zählen dazu die Rechnungsprüfung und Abwicklung<br />
der Erfinderfachauskünfte, die Überwachung der Kontingente und<br />
das Controlling. Die <strong>SIGNO</strong>-Partner rechnen ihre Fachauskünfte<br />
mit dem Projektmanagement in einem vierteljährlichen Rhythmus<br />
ab. Für diesen Zeitraum werden die erteilten Fachauskünfte auf<br />
Stundenbasis abgerechnet.<br />
Neben der Abrechnung und dem Controlling gehört zu den Umsetzungsaufgaben<br />
auf Seiten des Projektmanagements außerdem<br />
eine umfangreiche Aktivitätserfassung. Die Nutzer der Fachauskunft<br />
und die Partner sind im Prozess der Beratung dazu aufgefordert,<br />
drei Schritte zur Dokumentation der Aktivitäten umzusetzen:<br />
29 Vgl. IW Köln (2008): Erfinderfachauskunft Auswertung Januar 2008, S. 3.<br />
76
Leistungsgeschehen im Zeitverlauf<br />
30 Vgl. ebd.<br />
� Vor Beginn der Beratung ist vom Nutzer ein dreiseitiger<br />
Fragebogen über den Erfahrungshintergrund und die jeweiligen<br />
Problemstellungen auszufüllen.<br />
� Vom <strong>SIGNO</strong>-Partner wird während der Beratung ein Beratungsprotokoll<br />
erstellt, welches nach Beendigung der Zusammenarbeit<br />
von beiden Partnern unterschrieben wird.<br />
� Nach Beendigung der Beratung wird von den <strong>SIGNO</strong>-Partnern<br />
eine Einschätzung zur Erfindung ausgefüllt.<br />
Diese Informationen werden an das Projektmanagement weitergeleitet<br />
und dort für das Aktivitätscontrolling aufbereitet. Die jüngste<br />
Auswertung dieser Informationen für den Förderzeitraum 2004-<br />
2007 wurde vom Projektmanagement im Jahr 2008 publiziert. 30<br />
Die Fragebogeninformationen für den Zeitraum Januar 2004 bis<br />
Juni 2009 wurden für die vorliegende Evaluierung zur Verfügung<br />
gestellt und für die folgenden Ergebnisse herangezogen.<br />
Seit dem Start der Erfinderfachauskunft im Jahr 2004 wurden<br />
durch die <strong>SIGNO</strong>-Partner insgesamt knapp 3.700 Beratungen<br />
durchgeführt. Die Nachfrage nach diesem neuen Leistungspaket<br />
war von Beginn an vorhanden: Zwischen Oktober und Dezember<br />
2004 wurden bereits rund 240 Erfinderfachauskünfte erteilt. In den<br />
folgenden Jahren der Programmlaufzeit ist eine kontinuierlich steigende<br />
Nachfrage zu beobachten – von 564 im Jahr 2005 auf 849<br />
für die ersten drei Quartale des Jahres 2009, wie in der folgenden<br />
Abbildung 25 zu erkennen ist.<br />
77
900<br />
800<br />
700<br />
600<br />
500<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
0<br />
238<br />
Abbildung 25: Nachfrage der Erfinderfachauskunft im Zeitverlauf<br />
564<br />
546<br />
2004 (ab Okt.) 2005 2006 2007 2008 2009 (bis Sept.)<br />
666<br />
Quelle: Projektstatistik IW Köln, eigene Darstellung<br />
Die Beratungsintensität der <strong>SIGNO</strong>-Partner im Bereich Erfinderfachauskunft<br />
ist sehr unterschiedlich, was zum einen an der unmittelbaren<br />
Nachfrage des Angebots durch die Nutzer sowie zum<br />
anderen durch die individuellen Beratungsschwerpunkte der einzelnen<br />
<strong>SIGNO</strong>-Partner zu begründen ist. Die Befragung der Partner<br />
kommt zu dem Ergebnis, dass rund ein Viertel der Partner maximal<br />
zehn Fachauskünfte im Jahr 2008 durchgeführt hat. Demgegenüber<br />
steht ein knappes Drittel von <strong>SIGNO</strong>-Partnern, die 40 und<br />
mehr Fachauskünfte in 2008 realisiert haben. Ein Blick auf die<br />
Nutzerseite zeigt, dass die Erfinderfachauskunft zu knappen zwei<br />
Dritteln von jenen freien Erfindern bzw. privaten Erfindern genutzt<br />
wird, die durch die Maßnahme im besonderen Maße fokussiert<br />
sind (vgl. Abbildung 26).<br />
827<br />
849<br />
78
Privaterfinder<br />
Unternehmererfinder<br />
Existenzgründer<br />
Student / Schüler<br />
Arbeitnehmererfinder<br />
Hochschulerfinder<br />
n = 2725 (Fragebogen Fachauskunft für Erfinder, IW Köln)<br />
Abbildung 26: Nutzergruppen der Erfinderfachauskunft<br />
3,1%<br />
0,8%<br />
3,9%<br />
11,9%<br />
18,0%<br />
62,3%<br />
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />
Quelle: IW Köln, eigene Berechnungen<br />
jünger als 20 Jahre 1,5%<br />
zwischen 20 und 35 Jahre 23,8%<br />
zwischen 36 und 50 Jahre 41,6%<br />
zwischen 51 und 65 Jahre 23,6%<br />
älter als 65 Jahre 9,5%<br />
Die übrigen Erfindergruppen sind dementsprechend schwach repräsentiert.<br />
Betrachtet man jedoch die Kategorien Unternehmererfinder<br />
und Existenzgründer gemeinsam, so kommt man zu dem<br />
Ergebnis, dass knapp 30% der Fachauskünfte einen Unternehmensbezug<br />
aufweisen. Nutzer aus dem akademischen Umfeld –<br />
Studenten und Hochschulerfinder – besitzen für die Erfinderfachauskunft<br />
dagegen keine Relevanz. Hier stehen vor allem mit den<br />
PVAs adäquate Einrichtungen zur Beratung und Unterstützung im<br />
Patentierungsprozess zur Verfügung. Hinsichtlich soziodemografischer<br />
Merkmale zeigt sich das deutliche Bild, dass die übergroße<br />
Mehrheit der Nutzer männlich ist. 31 Bezüglich der Altersstruktur<br />
zeigt sich, dass rund 90% der Nutzer im Erwerbsalter zwischen 20<br />
und 65 Jahren liegen.<br />
Die Interviews mit den Nutzern der Erfinderfachauskunft, die im<br />
Rahmen der Evaluierung durchgeführt wurden, illustrieren diese<br />
Angaben. Verdichtet man die erhobenen Informationen, so lassen<br />
sich grob die folgenden Typen charakterisieren:<br />
� Ein großer Teil der Befragten sind freie Erfinder. Diese<br />
Erfinder haben zumeist eine technische Qualifikation – sei<br />
31 Die für die Evaluierung zur Verfügung gestellten Daten enthalten keine Angaben zum Alter der Befragten. Das IW<br />
dokumentiert in seiner Auswertung einen Frauenanteil von 14%. Vgl. ebd. S. 4.<br />
79
Nutzerzufriedenheit<br />
es durch ein Ingenieursstudium oder durch eine handwerkliche<br />
Ausbildung. Obwohl die Erfinder dieses Typs vor allem<br />
als Angestellte einen technischen Beruf ausüben, bezieht<br />
sich die Erfindung nicht auf das berufliche Tätigkeitsfeld,<br />
sondern auf Impulse, die aus dem privaten Umfeld<br />
bzw. den privaten Interessenlagen der Erfinder stammen.<br />
Hinsichtlich Patentierungs- und Vermarktungsfragen haben<br />
diese Erfinder bislang kaum Erfahrungen.<br />
� Neben den technisch qualifizierten Erfindern gibt es eine<br />
weitere Gruppe freier Erfinder, die über einen deutlich weniger<br />
ausgeprägten technischen Erfahrungs- und Qualifikationshintergrund<br />
verfügen. Die Erfindungen dieser Nutzergruppe<br />
besitzen aus Sicht der Partner nur eingeschränkte<br />
Vermarktungschancen.<br />
� Als dritter Typ lassen sich auf Grundlage der Interviews<br />
Erfinder identifizieren, die im Unternehmenszusammenhang<br />
auf die Erfinderfachauskunft zurückgreifen. Diese Erfinder<br />
sind zu großen Teilen Existenzgründer, die sich mit<br />
einem selbst entwickelten Produkt oder Verfahren ein Alleinstellungsmerkmal<br />
bzw. Wettbewerbsvorteil gegenüber<br />
ihren unmittelbaren Konkurrenten verschaffen wollen.<br />
Diese Erfinder haben zu größeren Teilen bereits Informationen<br />
zur Patentierung recherchiert und möchten vor allem<br />
Informationen zu Fördermöglichkeiten erhalten.<br />
Diese Typologie bietet einen sehr groben Überblick zu den Nutzergruppen,<br />
die das Leistungsgeschehen der Erfinderfachauskunft<br />
in den vergangenen Jahren repräsentierten. Diese charakteristischen<br />
Gruppen sind im Sinne von Idealtypen zu verstehen, bei<br />
denen verwandte Merkmale zu typischen Merkmalsmustern verdichtet<br />
werden. Dennoch ist mit dieser ersten Einordnung deutlich<br />
zu erkennen, dass die Nutzer der Erfinderfachauskunft eine sehr<br />
heterogene Gruppe darstellen.<br />
Diese große Heterogenität der Nutzergruppen zeigt sich auch bei<br />
den unmittelbaren Erfahrungshintergründen, welche ein wesentlicher<br />
Einflussfaktor für den Beratungsprozess und somit für die<br />
Zufriedenheit der Nutzer mit dem Angebot darstellt. Bevor die Ergebnisse<br />
zur Nutzerzufriedenheit diskutiert werden können, sollen<br />
zunächst einige Ergebnisse zur Heterogenität der Nachfrage dargestellt<br />
werden. In der folgenden Abbildung 27 ist zu erkennen,<br />
dass über 70% der Nutzer bislang keine Erfindung entwickelt haben.<br />
80
8,8%<br />
Abbildung 27: Erfahrungshintergrund der Nutzer der<br />
Erfinderfachauskunft<br />
19,8%<br />
n = 3204 (Fragebogen Fachauskunft für Erfinder, IW Köln)<br />
71,4%<br />
Quelle: IW Köln, eigene Berechnungen<br />
bislang keine Erfindung<br />
Erfindung patentiert<br />
Erfindung nicht patentiert<br />
Es ist somit bei der großen Mehrheit der Nutzer davon auszugehen,<br />
dass keine Wissens- oder Erfahrungshintergründe zur Sicherung<br />
geistigen Eigentums vorliegen. Dieses Bild wird durch die<br />
Interviews mit den <strong>SIGNO</strong>-Partnern bestätigt. Hier erfolgte regelmäßig<br />
der Hinweis, dass die Beratungen in der Erfinderfachauskunft<br />
zu großen Teilen eine Aufschlussberatung zur Klärung ganz<br />
grundlegender Fragen zum Wert der Erfindung und zu den Möglichkeiten<br />
und Aussichten von Schutzrechtsanmeldungen darstellen.<br />
Neben dieser Gruppe finden sich ebenso Nutzer, welche bereits<br />
Erfahrungen mit Erfindungen gemacht haben. Etwas weniger als<br />
30% der Befragten geben an, dass sie bereits früher Erfindungen<br />
getätigt haben, gute 20% haben darüber hinaus bereits Patente<br />
angemeldet. Wenn dies bislang noch nicht geschehen ist, so<br />
waren vor allem Kostengründe ausschlaggebend. Neben den Erfahrungen<br />
mit Erfindungen und Patenten begründen ebenso die<br />
sehr heterogenen Entwicklungsniveaus der besprochenen Erfindungen<br />
eine unterschiedliche Struktur der Nachfrage und entsprechende<br />
Erwartungshaltung an die Erfinderfachauskunft. Die folgende<br />
Abbildung 28 liefert einen Überblick, auf welchem Niveau<br />
sich die Erfindungen der Nutzer zum Zeitpunkt vor Inanspruchnahme<br />
der Fachauskunft befunden haben.<br />
81
Idee<br />
Zeichnung<br />
Prototyp<br />
fertiges Produkt<br />
Funktionsmodell<br />
Abbildung 28: Entwicklungsniveau der Erfindungen von Nutzern<br />
der Erfinderfachauskunft<br />
12,6%<br />
14,7%<br />
19,5%<br />
25,7%<br />
27,5%<br />
0% 5% 10% 15% 20% 25% 30%<br />
n = 1701 (Fragebogen Fachauskunft für Erfinder, IW Köln)<br />
Quelle: IW Köln, eigene Berechnungen<br />
frühes<br />
Entwicklungsstadium<br />
fortgeschrittenes<br />
Entwicklungsstadium<br />
Ähnlich wie bei der Struktur der Nutzer zeigt sich auch hier ein<br />
sehr heterogenes Bild: Für etwas mehr als die Hälfte der Befragten<br />
gilt, dass sich ihre Erfindungen in einem noch sehr frühen Entwicklungsstadium<br />
befinden. Insgesamt rund 27,5% thematisiere in<br />
ihrer Fachauskunft eine Idee zu einer Entwicklung. Weitere 25,7%<br />
lassen sich auf der Grundlage einer Skizze durch einen <strong>SIGNO</strong>-<br />
Partner beraten. Demgegenüber verfügt etwas weniger als die<br />
Hälfte über deutlich fortgeschrittenere Entwicklungen, die bereits<br />
als Prototyp (19,5%), fertiges Produkt (14,7%) oder Funktionsmodell<br />
(12,6%) vorliegen.<br />
Die Interviews mit den Partnern liefern dazu korrespondierende<br />
Ergebnisse, wonach bei einem Teil der Beratungen die Erfindungen<br />
noch in einer frühen konzeptionellen Phase sind, weshalb<br />
diese Fachauskünfte die grundsätzliche technische Realisierbarkeit,<br />
Einschätzungen zu Markterfolgen und Finanzierung von Entwicklungskosten<br />
thematisieren. Daneben richten sich die Nutzer<br />
mit weit entwickelten Erfindungen mit einem ganz anderen Interesse<br />
an die <strong>SIGNO</strong>-Partner. Hier stehen Fragen zur Recherche<br />
und Ansprache von Kooperations- und Verwertungspartnern sowie<br />
die Beratung zur Erschließung von Förder- und Finanzierungsquellen<br />
für die Verwertungsaktivitäten im Mittelpunkt des Interesses.<br />
Neben diesen Aspekten sei letztlich noch auf den Fortschritt<br />
der Verwertungsaktivitäten von Nutzern der Erfinderfachauskunft<br />
82
75,9%<br />
n = 3204 (Fragebogen Fachauskunft für Erfinder, IW Köln)<br />
als Gradmesser für die Heterogenität der Nachfrager herangezogen<br />
(vgl. Abbildung 29).<br />
Abbildung 29: Verwertungsaktivitäten von Nutzern der Erfinderfachauskunft<br />
keine Verwertungsaktivitäten<br />
24,1%<br />
erste Verwertungsschritte unternommen<br />
Quelle: IW Köln, eigene Berechnungen<br />
Präsentationen in Unternehmen 49,0%<br />
konkrete Geschäftsverhandlungen 40,6%<br />
Messen 23,2%<br />
Mailings 18,8%<br />
Sonstiges 25,2%<br />
Analog zu den vorangegangenen Ergebnissen ist auch hier ein<br />
unterschiedliches Entwicklungsniveau zu erkennen. Rund ein<br />
Viertel der Nutzer hat bereits vor der Inanspruchnahme der Fachauskunft<br />
eigene Verwertungsaktivitäten gestartet. Neben den einfacher<br />
zu realisierenden Versuchen der Kontaktaufnahme zu Unternehmen<br />
über Messebesuche und Mailings haben große Teile<br />
der bereits aktiven Nutzer Präsentationen in Unternehmen (49%)<br />
sowie konkrete Geschäftsverhandlungen (40,6%) durchgeführt.<br />
Die Beurteilung der Zufriedenheit mit der Erfinderfachauskunft<br />
muss somit die Heterogenität der Zielgruppen und die daraus resultierenden<br />
unterschiedlichen Erwartungshorizonte der Nutzer<br />
reflektieren. Die Ergebnisse der Interviews liefern sowohl zahlreiche<br />
Beispiele für zufriedene Nutzer als auch konkrete Hinweise<br />
auf Unzufriedenheitsgrade, welche sich vor allem aus den Erfahrungshintergründen<br />
und Erwartungshaltungen der Beratenen ergeben.<br />
Insgesamt lassen sich die Befragten hinsichtlich ihrer Zufriedenheit<br />
in grundsätzlich drei Typen unterscheiden:<br />
� Die Mehrheit der Befragten ist mit den Beratungen im Rahmen<br />
der Erfinderfachauskunft sehr zufrieden gewesen. Die<br />
Fragen und Aspekte, welche sie mit den Partnern bespro-<br />
83
chen haben, wurden zu ihrer Zufriedenheit geklärt und der<br />
zeitliche Rahmen von vier Stunden ist dafür i.d.R. mit mehreren<br />
Treffen voll ausgeschöpft worden. Diese Nutzer geben<br />
den Partnern hinsichtlich ihrer Kompetenzen, der fachlichen<br />
Passfähigkeit sowie des spezifischen Problembewusstseins<br />
gute Noten. Hinsichtlich ihrer Charakteristika ist<br />
die Mehrheit der zufriedenen Nutzer dem oben beschriebenen<br />
Typ der technisch qualifizierten Nutzer zuzuordnen.<br />
� Einige Befragte äußern ihre Unzufriedenheit gegenüber<br />
den Beratungsleistungen vor allem mit Blick auf das Ergebnis<br />
der Fachauskunft. Diesen Nutzern ist in der Mehrheit<br />
von einer weiteren Verfolgung ihrer bislang noch nicht<br />
weit entwickelten Erfindung durch die Partner abgeraten<br />
worden. Hier ist anzunehmen, dass die <strong>SIGNO</strong>-Partner die<br />
technische Realisierbarkeit sowie das Marktpotenzial kritisch<br />
eingestuft haben.<br />
� Ein weiterer Teil der Befragten artikuliert seine Unzufriedenheit<br />
vor allem hinsichtlich der Beratungstiefe und der<br />
neuen Erkenntnisse, die sie aus der Fachauskunft erhalten<br />
haben. Diese Befragten kennzeichnen sich dadurch, dass<br />
sie entweder bereits Erfahrungen mit Erfindungen und<br />
Patentierung gesammelt haben oder sich im Vorfeld der<br />
Beratung über eigene Recherchen vielfältiges Wissen zum<br />
Thema angeeignet haben.<br />
Eine Quantifizierung hinsichtlich der Anteile an den Gesamtnutzern<br />
der Erfinderfachauskunft ist auf der Grundlage der Interviews<br />
nicht möglich. Allerdings haben die kritischen Anmerkungen in den<br />
Interviews nicht die Mehrheit abgebildet, sondern bildeten eine<br />
realistische Varianz entsprechender Rückmeldungen innerhalb eines<br />
insgesamt positiven Meinungsbilds.<br />
Kritische Selbstreflexion der beauftragten <strong>SIGNO</strong>-Akteure<br />
Auch auf Seiten der <strong>SIGNO</strong>-Partner ist eine grundsätzliche Zufriedenheit<br />
mit dem Instrumentarium der Erfinderfachauskunft sichtbar.<br />
Wie bereits angesprochen wurde, besitzt diese Maßnahme<br />
hinsichtlich ihrer Relevanz und Nachfrage nicht bei allen Partnern<br />
die gleiche Bedeutung. Die offene Diskussion der Reichweite dieses<br />
Instruments in den Interviews mit den <strong>SIGNO</strong>-Partnern thematisierte<br />
vor allem das begrenzte Mandat, welches die Partner im<br />
Rahmen der Fachauskunft übernehmen können. Der Vorteil des<br />
leichten Zugangs und des schlanken Beratungskonzepts stößt dort<br />
an seine Grenzen, wo hervorragende Ideen nur durch eine Erstberatung<br />
bzw. ein Coaching unterstützt werden können aber keine<br />
echten Förderoptionen erschlossen werden können. Hier wird bemängelt,<br />
dass dieses Angebot nach dem Gießkannenprinzip und<br />
nicht mit einem Exzellenzanspruch umgesetzt wird und der Impuls,<br />
84
Wirkungsanalyse<br />
der bei den aussichtsreichen Erfindern gesetzt werden kann, sehr<br />
klein ist.<br />
Hinzu kommt, dass durch die Aufgabe einer Erstbewertung der Erfindung<br />
durch den Partner – welche im Programm implizit vorhanden<br />
ist – auf Seiten der Erfinder nicht selten große Frustrationsgrade<br />
ausgelöst werden, mit denen die Partner direkt konfrontiert<br />
werden. Durch diese Filterfunktion verstehen sich die <strong>SIGNO</strong>-<br />
Partner als Akteure mit der wichtigen Aufgabe, falsche Vorstellungen<br />
und unnötige Entwicklungsaufwände bei den Erfindern sowie<br />
Dritten im weiteren Prozess zu verhindern. Da die Erfinderfachauskunft<br />
nach Angaben der Partner jedoch nicht kostendeckend<br />
durchgeführt werden kann – wie im Zusammenhang mit den<br />
Hemmnissen dargestellt wird – wird dieser Aspekt umso kritischer<br />
angemerkt.<br />
Die Wirkungsanalyse bezieht sich im Schwerpunkt auf die Interviews<br />
mit den Nutzern des Angebots sowie auf die Einschätzungen<br />
der <strong>SIGNO</strong>-Partner. Die Beurteilung der Wirkungen muss dabei<br />
die zwei bereits angesprochenen wesentlichen Charakteristika<br />
des Programms reflektieren:<br />
� Durch das Programm, welches auf eine vierstündige Erstberatung<br />
zielt, wird ein kleiner Stimulus bei den Nutzern<br />
gesetzt. Die späteren Verwertungserfolge haben somit im<br />
Idealfall ihren Auslöser in der Fachauskunft. Darüber hinaus<br />
sind die Verwertungserfolge jedoch als ein positives<br />
Zusammenspiel einer Reihe weiterer Einflussfaktoren zu<br />
verstehen.<br />
� Die Erfinderfachauskunft wird von einem sehr heterogenen<br />
Kreis von Nutzern nachgefragt. Das Niveau der Erfolge variiert<br />
entsprechend dem Niveau der Erfindertätigkeit und<br />
der vorhandenen Vorerfahrungen.<br />
Aus diesen Gründen konnten auch nicht bei allen Befragten positive<br />
Wirkungen im Sinne von erfüllten Erwartungen und hohen Zufriedenheitsgraden<br />
erfasst werden. Die unmittelbaren und mittelbaren<br />
Wirkungen der Erfinderfachauskunft zeigen sich jedoch nicht<br />
nur bei den Nutzern selbst, sondern auch bei weiteren Akteuren<br />
des regionalen Innovationsumfelds, z.B. durch Weitervermittlung<br />
oder Anbahnung von neuen Kontakten. Die Analyse der Wirkungen<br />
liefert im Kern die folgenden Ergebnisse:<br />
� Die Erfinderfachauskunft liefert eine qualifizierte und unabhängige<br />
Ersteinschätzung von Erfindungen. Gerade die<br />
Hinweise von Erfindern, denen von einer Weiterentwicklung<br />
ihrer Ideen abgeraten wurde, sind ein Indiz dafür, dass<br />
die Partner eine wichtige Filterfunktion übernehmen und als<br />
85
eine vorgelagerte Instanz bei den folgenden Akteuren (z.B.<br />
Patentamt, Fördermittelgeber) die Bearbeitung nicht adäquater<br />
Erfindungsfälle reduzieren. Trotz der zum Teil vorliegenden<br />
Frustrationen auf Seiten der Erfinder werden<br />
diese vor der Investition in ggf. nicht sinnvolle Folgekosten<br />
(z.B. Patentanwalt, Anmeldegebühren) geschützt.<br />
� Die Erfinderfachauskunft ist ein qualifiziertes Coaching von<br />
Erfindern ohne Patentierungserfahrungen. Die Befragten<br />
mit erfolgreichen Erfindungsfällen berichten darüber, dass<br />
die Partner die grundsätzlichen Prinzipien und Funktionsweisen<br />
des Umgangs mit geistigem Eigentum vermitteln<br />
konnten. Diese Funktion ist umso wichtiger, als dass vielen<br />
Erfindern die Bedeutung eines Patents als bloßes Verbotsrecht<br />
nicht bewusst ist. Den Partnern gelingt es, den Erfindern<br />
in der Kürze der Beratung klar zu machen, dass sich<br />
wirtschaftliche Erfolge mit einem Patent alleine nicht einstellen,<br />
sondern das Patent die Grundlage für erfolgreiche<br />
Verwertungsaktivitäten darstellen kann.<br />
� Die Erfinderfachauskunft ist die Grundlage von Verwertungserfolgen.<br />
Die Befragung von Nutzern der Erfinderfachauskunft<br />
konnte zahlreiche Beispiele von Verwertungserfolgen<br />
sammeln, die ihren Ausgangspunkt in der<br />
Erstberatung durch einen <strong>SIGNO</strong>-Partner hatte. Dabei sind<br />
die Impulse der Partner, von denen diese befragten Erfinder<br />
berichten, sehr unterschiedlich und der jeweiligen<br />
Problemlage angemessen: Die Partner vermitteln Kontakte<br />
zu Unternehmen, Kooperationspartnern oder Patentanwälten,<br />
sie beraten zu Fördermöglichkeiten oder anderen<br />
Möglichkeiten der Kapitalerschließung, sie legen Teilnahmen<br />
an Messen, Patenttagen oder Inseraten in Datenbanken<br />
nahe. Die Bedeutung der Fachauskunft darf in diesem<br />
Zusammenhang nicht überschätzt werden, da sie einen<br />
kleinen Impuls im Zusammenhang vielfältiger Aktivitäten<br />
der Erfinder darstellt. Nicht selten ist die Auskunft der Beginn<br />
einer längeren und intensiven Zusammenarbeit zwischen<br />
Erfinder und Partner – vor allem dann, wenn auf der<br />
Grundlage der Erfindung eine Unternehmensgründung erfolgt.<br />
� Die Erfinderfachauskunft ist eine qualifizierte Förderberatung.<br />
Zahlreiche Erfinder wenden sich mit dem ausdrücklichen<br />
Interesse an die Fachauskunft, Informationen über<br />
Fördermöglichkeiten im Zusammenhang mit ihren Erfindungen<br />
zu erhalten – vor allem zur Finanzierung von Verwertungsaktivitäten.<br />
Da die Partner in vielen Fällen in die<br />
Umsetzung unterschiedlicher Förderoptionen von Bund<br />
und Ländern involviert sind (z.B. INNOMAN), wird hier regelmäßig<br />
die Nutzung geeigneter Programme geprüft. In<br />
Fällen, wo noch keine schutzrechtlichen Bemühungen un-<br />
86
Erfolgsfaktoren<br />
Hemmnisse<br />
ternommen wurden und eine Unternehmensgründung auf<br />
Basis der Erfindung aussichtsreich erscheint, wurden die<br />
weiteren Aktivitäten durch die Patentaktion gefördert.<br />
� Die Erfinderfachauskunft ist ein Baustein in der regionalen<br />
Transferlandschaft. Dieser Aspekt besitzt nur eine eingeschränkte<br />
Gültigkeit für jene <strong>SIGNO</strong>-Partner, welche die<br />
Fachauskunft sehr intensiv umsetzen. Diese betonen jedoch<br />
den Wert der Fachauskunft für die „regionale Stimmung“.<br />
Mit dem kostenlosen Angebot steht den Erfindern<br />
eine qualifizierte Beratung zum Thema Patentierung und<br />
Verwertung zur Verfügung, welches die Angebote bspw.<br />
der Kammern ergänzt bzw. übersteigt. Somit besteht einerseits<br />
die Möglichkeit, gute Ideen zu identifizieren und entsprechend<br />
zu fördern sowie weniger aussichtsreiche Erfindungen<br />
frühzeitig einen realistischen Horizont aufzuzeigen.<br />
Die gute Nachfrage sowie die positive Wirkungsbilanz der Erfinderfachauskunft<br />
basiert auf zwei wesentlichen Erfolgsfaktoren:<br />
� Der einfache Zugang zum Programm sowie die Möglichkeit<br />
der kostenlosen Erstberatung sind wichtige Erfolgsfaktoren<br />
für das Programm. Durch die Anlange der Erfinderfachauskunft<br />
bestehen keine Zugangsbeschränkungen zur Nutzung.<br />
Den Erfindern steht somit ein qualitativ hochwertiges<br />
Angebot zur Verfügung für das auf Seiten der Nachfrager<br />
keine sogenannten „compliance costs“ – also Aufwendungen<br />
an zeitlichen oder finanziellen Ressourcen die für die<br />
Inanspruchnahme staatlicher Unterstützungsleistungen investiert<br />
werden müssen – anfallen.<br />
� Die Kompetenz und das Fachwissen des <strong>SIGNO</strong>-Beraternetzwerks<br />
ist ein weiterer Erfolgsfaktor. Zum einen besitzen<br />
die Einrichtungen das nötige Know-how, um den Ratsuchenden<br />
als Experten in Bezug auf die Erfolgsaussichten<br />
ihrer Erfindungen zu begegnen. Zum anderen verfügen die<br />
Berater mit dem Netzwerk über ein Pool an fachlichem und<br />
technischem Wissen sowie an tatsächlichen und potenziellen<br />
Kontakten, welche im Idealfall der intensiven Nutzung<br />
des Netzwerks für die Nutzer der Erfinderfachauskunft<br />
einen großen Vorteil darstellen.<br />
Mit der Heterogenität der Nutzergruppen und der daraus resultierenden<br />
Unzufriedenheit mancher Nutzer mit dem Ergebnis der Beratung<br />
bzw. der Beratungstiefe wurden bereits wesentliche kritische<br />
Faktoren der Fachauskunft thematisiert. Darüber hinaus<br />
konnten durch die Untersuchung zwei hemmende Faktoren identi-<br />
87
fiziert werden, welche ein Risiko für die zukünftig erfolgreiche Umsetzung<br />
darstellen können:<br />
� Die <strong>SIGNO</strong>-Partner setzen die Erfinderfachauskunft nicht in<br />
gleicher Intensität um. Somit steht dieses Angebot nicht in<br />
allen Regionen in gleichem Umfang zur Verfügung. Wesentliche<br />
Gründe für eine geringere Aktivität einzelner<br />
Partner sind dabei nach Angaben der Befragten eine mangelnde<br />
Nachfrage auf Nutzerseite, ein strategischer<br />
Schwerpunkt auf Beratungen im Rahmen der KMU-Patentaktion<br />
sowie keine Kostendeckung für Beratungen im<br />
Rahmen der Fachauskunft.<br />
� Vor allem der Punkt zur Finanzierung der Fachauskunft<br />
wurde sowohl von aktiven als auch weniger aktiven Partnern<br />
thematisiert. Die Durchführung der Erfinderfachauskunft<br />
ist demnach für die Partner oftmals nicht kostendeckend<br />
möglich, da neben der reinen Beratungsdauer von<br />
vier Stunden durch die Vor- und Nachbereitung der Auskünfte<br />
weitere Arbeitsaufwände entstehen, welche nicht<br />
abgerechnet werden könnten. Motive für eine Teilnahme<br />
liegen für die <strong>SIGNO</strong>-Partner daher bspw. in der Möglichkeit<br />
der „Kundenakquise“. Dabei stellt die Erfinderfachauskunft<br />
nicht selten den Einstieg in eine engere Zusammenarbeit<br />
zwischen Erfinder bzw. Gründer und dem<br />
<strong>SIGNO</strong>-Partner dar, insbesondere im Zusammenhang mit<br />
Beratungen zu Themen jenseits von <strong>SIGNO</strong>. Darüber<br />
hinaus verweisen einige <strong>SIGNO</strong>-Partner auf ein wichtiges<br />
regionalökonomisches Engagement, das sie auf diese<br />
Weise wahrnehmen und somit auch gegenüber anderen<br />
Zuwendungsgebern, wie z.B. den jeweiligen Landesregierungen,<br />
als relevante Akteure in diesem Feld auftreten<br />
können.<br />
Erste Einschätzung zur zukünftigen Fördernotwendigkeit<br />
Die Zusammenschau der Ergebnisse verdeutlicht die Relevanz<br />
und Angemessenheit des Instruments Erfinderfachauskunft und<br />
kann hinsichtlich der Zufriedenheit des Großteils der Nutzer sowie<br />
der erzielten Förderwirkungen auf eine positive Wirkungsbilanz<br />
verweisen. Die Fachauskunft ist darüber hinaus ein niedrigschwelliger<br />
Zugang zu einer Erstberatung. Durch seine Anlage kommt<br />
dem Instrument eine Filterfunktion zu, die im Falle weniger aussichtsreicher<br />
Erfindungen auf Seiten der Erfinder als auch auf<br />
Seiten der nachfolgenden Akteure im Patentierungs- und Verwertungsprozesses<br />
ggf. überflüssige Aktivitäten begrenzt. Aufgrund<br />
der großen Spanne der Anfragen hinsichtlich Innovationsniveau<br />
und Verwertungschancen erfüllt die Erfinderfachauskunft eine<br />
wichtige Funktion und sollte daher auch in Zukunft als Angebot<br />
bestehen bleiben.<br />
88
6.4 <strong>SIGNO</strong>-Erfinder: Erfinderclubs<br />
Ziele der Förderung<br />
Die Erfinderclubs sind das älteste Programm der <strong>SIGNO</strong>-Förderung.<br />
Bereits im Jahr 1995 wurde das Projekt mit dem Ziel der<br />
Gründung und des Ausbaus eines bundesweiten Netzwerks von<br />
Erfinderclubs gestartet.<br />
Mit dem Netzwerk von Erfinderclubs wird seit mittlerweile 14 Jahren<br />
das Ziel verfolgt, ein erfinderfreundlicheres Klima in Deutschland<br />
zu schaffen. Dabei sollen für erfinderisch tätige Menschen<br />
Strukturen geschaffen werden, die es ihnen ermöglichen, das notwendige<br />
Know-how und die erforderlichen Netzwerkzugänge für<br />
die Patentierung und Verwertung mit einem einfachen und auf Eigeninitiative<br />
beruhenden Zugang erschließen zu können. Zu diesem<br />
Zweck wurde der Auf- und Ausbau eines bundesweiten<br />
Netzwerks von Erfinderclubs – einerseits für Erwachsene und andererseits<br />
für Jugendliche – gefördert. Diese geschaffenen Strukturen<br />
sollen als Plattform bzw. als Forum dienen, auf denen die fokussierten<br />
Zielgruppen in eigener Initiative und Organisation die<br />
für sie relevanten Fragestellungen gemeinsam bearbeiten können.<br />
Damit sollen die in den Clubs sowie im gesamten Netzwerk vorhandenen<br />
Kompetenzen gebündelt werden und für alle Beteiligten<br />
nutzbar machen können. Hinsichtlich der inhaltlichen Schwerpunkte<br />
und Zielsetzungen unterscheiden sich die Erwachsenen-<br />
und die Jugendclubs voneinander. Die Kernaspekte der Arbeit in<br />
den Erwachsenenclubs zielen vor allem auf die folgenden Fragestellungen:<br />
� Welchen Wert haben die Ideen der eigenen<br />
Erfindungstätigkeit? Welche technischen und wirtschaftlichen<br />
Realisierungspotenziale sind vorhanden?<br />
� Welche Strategien zur schutzrechtlichen Sicherung stehen<br />
für die Erfindung zur Verfügung und welche sind vor dem<br />
Hintergrund technischer und wirtschaftlicher Überlegungen<br />
angemessen?<br />
� Welche Möglichkeiten zur Verwertung bestehen für eine<br />
Erfindung und mit welchen Partnern kann diese am Besten<br />
umgesetzt werden?<br />
� Welche Förder- und Finanzierungsquellen bestehen und<br />
können für bspw. den Prototypenbau oder das Marketing<br />
erschlossen werden?<br />
Die Clubs für jugendliche Erfinder haben ihren Fokus stärker auf<br />
der Schnittstelle zwischen Bildung, Technik und Wirtschaft und<br />
behandeln im Kern die folgenden Aspekte:<br />
89
Stimulus durch <strong>SIGNO</strong><br />
� Schaffung von Lernräumen zur Förderung der technischen<br />
Kreativität und des handwerklichen Geschicks;<br />
� Sensibilisierung für den Wert der eigenen Ideen und das<br />
Prinzip des Schutzes geistigen Eigentums;<br />
� Vermittlung von praktischem Know-how zum Erfindungs-<br />
und Patentwesen;<br />
� Schaffung eines Bewusstseins für den Werts der eigenen<br />
Erfindungen durch erfolgreiche Wettbewerbsteilnahmen<br />
� Förderung von Teamwork und Vermittlung von<br />
Schlüsselqualifikationen sowie Sensibilisierung für technische<br />
Berufe.<br />
Neben diesen Aspekten zielt vor allem die Arbeit der Jugendclubs<br />
darauf ab, vor dem Hintergrund eines zukünftigen Mangels an<br />
technisch qualifizierten Fachkräften das Interesse von Mädchen an<br />
technischen Fragestellungen zu steigern.<br />
Das Förderkonzept der Erfinderclubs orientiert sich an dem Prinzip<br />
„Hilfe zur Selbsthilfe“. D.h. durch den Förderstimulus des <strong>SIGNO</strong>-<br />
Programms sollen die infrastrukturellen Grundlagen für die Umsetzung<br />
der Clubarbeit gewährleistet werden. Für die inhaltliche Ausgestaltung<br />
und die praktische Umsetzung sind die Clubs in Eigeninitiative<br />
verantwortlich. Seit Beginn des Programms im Jahr 1995<br />
haben sich Höhe und Umfang der Förderung mehrmals verändert:<br />
� Im ersten Förderzeitraum 1995 bis 2000 erfolgte die Förderung<br />
direkt durch die INSTI-Partner und konnte maximal<br />
5.000 DM pro Jahr umfassen.<br />
� Zwischen 2001 und 2005 wurden die Mittel direkt vom IW<br />
Köln vergeben, welches seit dem Jahr 1997 das zentrale<br />
Projektmanagement des Netzwerks übernommen hatte.<br />
Die Mittel umfassten zunächst maximal 2.000 DM, später<br />
maximal 750 € pro Jahr, die jeweils unter der Voraussetzung<br />
vergeben wurden, dass die Clubs Teile der Fördersumme<br />
durch Sponsorengelder in jeweils gleicher Höhe<br />
einwarben. Zusätzlich konnten im gleichen finanziellen<br />
Umfang fachliche Betreuer – sogenannte Paten – gefördert<br />
werden.<br />
� Die Regelungen zur Einwerbung von Sponsorengeldern<br />
und der Förderung von fachlichen Betreuern entfielen ab<br />
dem Jahr 2006. Bis 2007 umfasste die Förderung nun maximal<br />
500 € pro Jahr.<br />
90
Umsetzungsverantwortung<br />
� Im aktuellen Förderzeitraum von 2008 bis <strong>2010</strong> kann jeder<br />
Club mit maximal 1.500 € pro Jahr gefördert werden. Dieses<br />
Budget unterteilt sich in ein frei verfügbares Budget<br />
(1.000 € bei den Jugendclubs und 500 € bei den Erwachsenenclubs)<br />
sowie einen zweckgebundenen Anteil (500 €<br />
bei den Jugendclubs und 1.000 € bei den Erwachsenenclubs).<br />
Neben den unmittelbaren finanziellen Stimuli besteht der Beitrag<br />
des <strong>SIGNO</strong>-Programms zur erfolgreichen Clubarbeit in einem<br />
umfangreichen Projektmanagement, welches in der Umsetzungsverantwortung<br />
des IW Köln liegt.<br />
Ein wesentlicher Bestandteil der Erfinderclub-Förderung ist ein<br />
wirksames Projektmanagement. Hier liegt die inhaltliche und<br />
fachliche Leitung des Gesamtprojekts. Die primäre Aufgabe liegt<br />
dabei auf der Koordination der aktuellen Clubarbeit sowie der<br />
perspektivischen Weiterentwicklung des gesamten Netzwerks.<br />
Folgende organisations- und Unterstützungsleistungen werden<br />
durch das Projektmanagement im Kern umgesetzt:<br />
� Das Projektmanagement ist verantwortlich für die Organisation<br />
und Durchführung von Gemeinschaftsaktionen des<br />
Clubnetzwerks. Hierzu zählen vor allem die Planung und<br />
Umsetzung des <strong>SIGNO</strong>-Gemeinschaftsstands auf der<br />
internationalen Erfindermesse „iENA“ sowie die jährliche<br />
Durchführung des Erfinderclub-Wettbewerbs „i hoch 3“.<br />
� Der Wissenstransfer und die Kooperation im Netzwerk werden<br />
ebenfalls durch das Projektmanagement unterstützt.<br />
Zu den wesentlichen Aktivitäten zählen dabei die Organisation<br />
von Trend- und Weiterbildungsseminaren unter Einbindung<br />
externer Referenten sowie die Durchführung von<br />
Erfahrungsaustauschtreffen jeweils für die Teilnehmer der<br />
Erfinderclubs. Letztlich zählt die Publikation und Umverteilung<br />
zusammenfassender Informationen aus dem Netzwerk<br />
und für das Netzwerk zu diesem Aufgabenfeld. 32<br />
� Die Öffentlichkeitsarbeit des Erfinderclubnetzwerks liegt<br />
ebenso in der Verantwortung des Projektmanagements.<br />
Dazu zählt einerseits die Pflege der Außenkommunikation<br />
durch Marketing- und Medienaktionen sowie der Zusammenarbeit<br />
mit Presse und Fachzeitschriften. Andererseits<br />
zählt die Entwicklung und Versorgung der Clubs mit PR-<br />
Materialien sowie die Unterstützung der Binnenkommuni-<br />
32 Hierzu zählt bspw. die zuletzt in 7. Auflage erschienenen Broschüre „Wege der Patentvermarktung“.<br />
91
Leistungsgeschehen im Zeitverlauf<br />
kation durch die Pflege des Internet-Auftritts zu diesen Tätigkeiten.<br />
� Letztlich unterstützt das Projektmanagement den Dialog<br />
mit den weiteren Programmbeteiligten (BMWi, PtJ) zur<br />
konzeptionellen Weiterentwicklung des Netzwerks durch<br />
die Ausrichtung der so genannten „Visionären Teamsitzungen“,<br />
welche zweimal im Jahr stattfinden, um die zukünftigen<br />
Handlungsfelder von Erfindern identifizieren zu können.<br />
Neben diesen Maßnahmen zur inhaltlichen und organisatorischen<br />
Unterstützung der Clubarbeit übernimmt das Projektmanagement<br />
gegenüber den Erfinderclubs die Rolle des Projektträgers. D.h. alle<br />
Aufgaben hinsichtlich des inhaltlichen und finanziellen Controllings,<br />
der statistischen Erfassung über jährliche schriftliche Befragungen<br />
aller Clubs sowie die Dokumentation der Ergebnisse im<br />
Sinne einer Erfolgskontrolle wird durch das Projektmanagement<br />
übernommen.<br />
Vor der Übernahme des Projektmanagements durch das IW Köln<br />
waren die INSTI-Partner die verantwortlichen Akteure für das<br />
Netzwerk und somit auch im Wesentlichen für die Gründung der<br />
Clubs zuständig. Dieser Ansatz wurde im Jahr 1997 aufgegeben.<br />
Da die Gründungszahlen nicht die erhoffte Dynamik gezeigt hatten<br />
wurde das Projektmanagement an das IW Köln vergeben. Gleichzeitig<br />
erfolgte die Entscheidung, die Förderung der Clubs finanziell<br />
zu erweitern und die Zahl auf 100 auszubauen. In den Jahren<br />
1998 ff. folgten entsprechende Gründungswellen, welche u.a.<br />
durch die oben beschriebenen zentralen Aktivitäten des Projektmanagements<br />
stimuliert wurden (vgl. Abbildung 30). 33<br />
33 Vgl. IW Köln (2003): Schlussbericht INSTI-Erfinderclubs 2001-2003, S. 4.<br />
92
180<br />
160<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
8<br />
27<br />
Abbildung 30: Entwicklung der Anzahl der Erfinderclubs seit 1995<br />
69<br />
131<br />
150<br />
154<br />
125<br />
135<br />
141<br />
134<br />
143<br />
133 134 133 133<br />
1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009<br />
Quelle: Projektstatistik IW Köln, eigene Darstellung<br />
In diesen Jahren bestand eine große Nachfrage zur Gründung von<br />
Erfinderclubs, so dass durch das BMBF eine nochmalige Aufstockung<br />
der Etats für insgesamt 150 Clubs erfolgte, die im Jahr<br />
2000 erreicht wurde. In den folgenden Förderphasen wurden z.T.<br />
sehr grundlegende Änderungen in der Förderung beschlossen, wie<br />
bspw. die Voraussetzung, für Teile der Fördersumme Sponsorengelder<br />
in gleicher Höhe einzuwerben oder die Einführung privatrechtlicher<br />
Zuwendungsverträge für die Erfinderclubs. In der Folge<br />
gingen die absoluten Clubzahlen etwas zurück und bewegen sich<br />
seit dem Jahr 2006 auf einem stabilen Niveau von 133 Clubs.<br />
Diese 133 Clubs setzen sich aktuell aus 112 finanziell geförderten<br />
und 21 nicht finanziell geförderten Erfinderclubs zusammen. Die<br />
nicht geförderten Erfinderclubs können an den Aktivitäten des<br />
Netzwerks teilnehmen, ohne jedoch eine vertragliche Verpflichtung<br />
einzugehen und demnach ohne eine unmittelbare finanzielle Förderung<br />
zu erhalten.<br />
Trotz des stetigen Niveaus der Anzahl von Erfinderclubs ist eine<br />
Fluktuation im Netzwerk vorhanden. Bspw. kennzeichnete sich der<br />
Förderzeitraum 2004 bis 2007 auf Seiten der geförderten Clubs<br />
durch 24 Neugründungen und 18 Abgänge. 34 Das Zahlenverhältnis<br />
zwischen Erwachsenenclubs und Jugendclubs bewegt sich auf<br />
34 Vgl. IW Köln (2007): Schlussbericht INSTI-Erfinderclubs 2004-2007, S. 7.<br />
93
2000<br />
1800<br />
1600<br />
1400<br />
1200<br />
1000<br />
800<br />
600<br />
400<br />
200<br />
Nutzerzufriedenheit<br />
0<br />
1775<br />
1358<br />
gleichem Niveau. So teilen sich die 112 geförderten Clubs in 57<br />
Jugendclubs und 55 Erwachsenenclubs. Die folgende Abbildung<br />
zeigt, wie viele Personen durch das Angebot der Erfinderclubs in<br />
den vergangenen Jahren erreicht wurden.<br />
Abbildung 31: Entwicklung der Anzahl der Clubmitglieder seit 2004<br />
1888<br />
1445<br />
1623 1610<br />
1265<br />
1364<br />
2004 2005 2006 2007 2008<br />
Jugendclubs Erwachsenenclubs<br />
Erwachsenenclubs Jugendclubs<br />
Frauen- / Mädchenanteil 2008 10,7% 24,4%<br />
Anzahl der Clubs 2008 55 57<br />
Quelle: IW Köln, eigene Berechnung<br />
Durch das Förderangebot der <strong>SIGNO</strong>-Erfinderclubs wird im Schnitt<br />
der vergangenen vier Jahre rund 3.000 Erwachsenen und Jugendlichen<br />
die gemeinsame Arbeit an den Themen Erfindung und Verwertung<br />
ermöglicht. Die durchschnittliche Clubgröße ist bei den<br />
Jugendlichen tendenziell kleiner, da die Lern- und Arbeitsmöglichkeiten<br />
bei Jugendlichen ab einer kritischen Gruppengröße deutlich<br />
abnehmen.<br />
Die Nutzer des Förderangebots – die Teilnehmer der Erfinderclubs<br />
bzw. deren Leiter – sind mit den Leistungen des Programms sowie<br />
der Organisation und Umsetzung sehr zufrieden. Die hohen Zufriedenheitsgrade<br />
der befragten Akteure begründen sich zum einen<br />
in der Bedeutung der Förderung für die Existenz der Clubs.<br />
Zahlreiche Befragte haben in den Interviews darauf hingewiesen,<br />
dass ihre Clubs ohne den Impuls der <strong>SIGNO</strong>-Förderung nicht<br />
existieren würden. Dies bezieht sich zum einen auf die Gründung<br />
selbst, da viele Gesprächspartner alleine durch das Angebot der<br />
Förderung erst auf die Idee gekommen sind, eine Zusammenarbeit<br />
in diesem Clubformat zu organisieren. Zum anderen sind die lau-<br />
1678<br />
1338<br />
94
fenden Aktivitäten gemeint, die ohne die Förderung deutlich eingeschränkter<br />
wären, da sie alleine durch Mitgliedsbeiträge getragen<br />
werden müssten. Gerade erfahrenere Nutzer gaben darüber hinaus<br />
an, dass die Ausgestaltung der Förderung in ihrem jetzigen<br />
Format die Handlungsspielräume weiter gestalten würde als in früheren<br />
Phasen, was natürlich vor dem Hintergrund der aktuellen<br />
Erhöhung der Grundförderung zu sehen ist.<br />
Große Zufriedenheit besteht mit dem Projektmanagement. Fast<br />
alle Befragten haben darauf verwiesen, dass die Verantwortlichen<br />
ihre Aufgabe nicht als reine Projektträger wahrnehmen würden,<br />
sondern jenseits der Administration und des Controllings als<br />
Ansprechpartner und Ratgeber zur Verfügung stehen. Darüber<br />
hinaus wurde betont, dass die flankierenden Leistungen wie die<br />
Organisation der IENA-Messeteilnahmen, die Ausstattung mit<br />
Informations- und Werbematerialen sowie die Aufnahmefähigkeit<br />
des Netzwerkmanagements für Impulse aus dem Netzwerk<br />
wesentliche Erfolgsfaktoren für die Clubarbeit sind. Durch diese<br />
Leistungen strahlt das Erfinderclubnetzwerk einen hohen Grad an<br />
Professionalität und Qualität aus, was einen unmittelbaren Einfluss<br />
auf die Motivation bei der Clubarbeit sowie die selbstbewusste<br />
Außendarstellung der einzelnen Clubs fördert.<br />
Kritische Selbstreflexion der beauftragen <strong>SIGNO</strong>-Akteure<br />
Das Projektmanagement liegt seit dem Jahr 1997 beim IW Köln,<br />
was den verantwortlichen Akteuren einen guten Überblick und eine<br />
kritische Einschätzung der Aktivitäten ermöglicht. Aus Sicht der<br />
beauftragten <strong>SIGNO</strong>-Akteure charakterisiert sich das Netzwerk<br />
bzw. die einzelnen Erfinderclubs auch durch einige kritische Aspekte,<br />
welche nicht durch bloße Veränderungen des Förderkonzepts<br />
behoben werden können, sondern dem Prinzip des gesamten<br />
Förderansatzes entsprechen:<br />
� Die große Heterogenität der einzelnen Erfinderclubs zählt<br />
zu diesen Aspekten. Einerseits ist sie die Grundlage für<br />
eine große Vielfalt, die hinsichtlich Zielgruppen, Leistungsmerkmalen,<br />
technischer Schwerpunkte etc. ein breites<br />
Spektrum der Erfinderlandschaft in Deutschland abdeckt.<br />
Andererseits werden durch die große Heterogenität sehr<br />
unterschiedliche und ebenso vielfältige Unterstützungsbedarfe<br />
an das Projektmanagement adressiert. Standardlösungen<br />
für alle Clubs bieten daher selten den richtigen Ansatz,<br />
vielmehr ist eine jeweils differenzierende Sichtweise<br />
bei der Unterstützung der Clubs erforderlich. Darüber hinaus<br />
setzt sich die Unterschiedlichkeit im Leistungsgeschehen<br />
der Clubs fort. Im Ergebnis zeigen manche Clubs<br />
deutlich stärkere Aktivitäten als andere Clubs. Hintergrund<br />
ist dabei jedoch häufig nicht ein mangelndes Engagement<br />
bei der Umsetzung der Clubarbeit, sondern die unterschiedlichen<br />
Organisationsformen der Clubs, welche auf<br />
95
Wirkungsanalyse<br />
jeweils andere Aktivitäten zielen: Ein regionaler Club mit<br />
wöchentlichen Arbeitstreffen zu konkreten Erfindungen<br />
zeigt andere Aktivitäten als ein Vortragsclub, der in größeren<br />
zeitlichen Abständen Themen zum Erfindungswesen<br />
mit externen Experten diskutiert. Ein Controlling, welches<br />
den Anspruch hat, die weniger Aktiven für ein größeres<br />
Engagement zu gewinnen, muss diese Vielfalt reflektieren<br />
können.<br />
� Um einen Überblick zu den Leistungen und Aktivitäten der<br />
Clubs zu erlangen, werden diese jährlich mit einem schriftlichen<br />
Fragebogen durch das Projektmanagement angeschrieben.<br />
Mit diesem Instrument wird eine große Transparenz<br />
hinsichtlich Größe der Clubs, Aktivitäten, Schutzrechtsanmeldungen,<br />
Presseanfragen etc. erlangt. Die oben<br />
angesprochene Heterogenität der Clubs kann durch dieses<br />
Instrument jedoch nicht abgebildet werden. Da die Clubs<br />
auf der Output-Seite keine unmittelbaren Vorgaben haben,<br />
befördert dieses Controlling das Ergebnis von aktiven und<br />
inaktiven Clubs.<br />
� Ein weiterer Aspekt, der durch die beauftragten <strong>SIGNO</strong>-Akteure<br />
reflektiert wird, ist die große Abhängigkeit von der<br />
Förderung. Die Mehrheit der Clubs – vor allem auf Seiten<br />
der Jugendclubs – wäre ohne die Förderung nicht in der<br />
Lage, ihre Arbeit fortzusetzen. Zwar gibt es gute Beispiele<br />
erfolgreicher Erwachsenenclubs, welche bereits heute Aufgrund<br />
von Mitgliedsgebühren über eine gute Finanzsituation<br />
verfügen. Für die Mehrheit der Clubs gilt jedoch, dass<br />
sie sich einer möglichen Diskussion über die Schaffung<br />
selbsttragender Strukturen nicht würden stellen können.<br />
Die Förderung im Rahmen der Erfinderclubs verfolgt das Ziel,<br />
Kreativität und Ideenreichtum von Kindern und Jugendlichen zu<br />
stärken sowie freie Erfinder bei der Realisierung und Vermarktung<br />
ihrer Ideen zu unterstützen. Der Förderansatz zielt auf die Synergien<br />
der Teamarbeit und die Vernetzung von Anwendungswissen<br />
und Erfahrungen. Die Förderlogik verläuft demnach entlang des<br />
Prinzips „Hilfe zur Selbsthilfe“. Der Blick auf die Wirkungen des Instruments<br />
zeigt als erstes Ergebnis der Förderung ein Netzwerk<br />
von derzeit 133 Erfinderclubs. Ein wesentliches Charakteristikum<br />
der Clubs ist die bereits erwähnte große Heterogenität der Clubs.<br />
Das wesentliche Unterscheidungskriterium ist die Zuordnung der<br />
Zielgruppen nach Erwachsenen bzw. Jugendlichen. Aber auch innerhalb<br />
dieser Gruppen bestehen große Unterschiede zwischen<br />
den Clubs:<br />
� Größe und Zusammensetzung: Die durchschnittliche<br />
Clubgröße liegt bei rund 22 Mitgliedern. In den Interviews<br />
96
wurden Erfinderclubs befragt, deren Größe zwischen weniger<br />
als 10 und mehr als 160 Mitgliedern rangierten. Mit<br />
Blick auf die Aktivitäten und die Organisation der Arbeit hat<br />
dieser Aspekt große Auswirkungen. Hinsichtlich der Zusammensetzung<br />
der Clubs sind dort häufig Ingenieure,<br />
Unternehmer, Handwerker und ansonsten technisch interessierte<br />
Menschen organisiert. Manchen Clubs gelingt es,<br />
Fachleute aus allen Phasen des Innovationsprozesses zu<br />
integrieren. Nicht selten wurde sich bereits vorher in loser<br />
Gemeinschaft ausgetauscht. Die strukturierte Zusammenarbeit<br />
erfolgte jedoch erst nach der Aufnahme in das Erfinderclubnetzwerk.<br />
� Gründungsimpuls: Die Gründungsimpulse sind so vielfältig<br />
wie das Netzwerk und dokumentieren die große Offenheit<br />
des Programms zur Aufnahme unterschiedlicher Erfinder-<br />
und Gruppenzusammenhänge: In <strong>SIGNO</strong>-Erfinderclubs<br />
mit einer bereits langen Laufzeit ging der Gründungsimpuls<br />
von INSTI-Partnern aus, welche zu Beginn der Programmlaufzeit<br />
die Verantwortung für die Erfinderclubs<br />
trugen. Gründungen aus bereits bestehenden Gesprächskreisen<br />
an den Kammern oder Transfereinrichtungen haben<br />
einen ähnlichen Charakter und konnten in den Interviews<br />
mehrfach identifiziert werden. Aber auch ganz individuelle<br />
Gründungsimpulse sind die Grundlage von Erfinderclubs,<br />
wie z.B. eine Gruppe junger Unternehmer, die zur<br />
Ideengenerierung von einer einzelnen Privatperson organisiert<br />
wurde oder der Wunsch zur Verstetigung der Erfindungsaktivitäten<br />
eines Schuljahrgangs nach der Teilnahme<br />
am „Jugendforscht“ Wettbewerb.<br />
� Finanzielle Situation: Die finanzielle Situation der Clubs<br />
ist vor allem davon abhängig, ob es gelingt, neben den<br />
Fördermitteln zusätzliche Einnahmen über Mitgliedsbeiträge<br />
sowie Spenden von Externen zu erschließen. In den<br />
interviewten Erwachsenenclubs wurden ohne Ausnahme<br />
Mitgliedsbeiträge in unterschiedlicher Höhe zwischen 20<br />
und 80 € pro Jahr erhoben. In den interviewten Jugendclubs<br />
zählen Mitgliedsbeiträge dagegen zur Ausnahme.<br />
Daneben sind Geld- und Sachspenden eine weitere wichtige<br />
Grundlage. Hier ist vor allem die Vernetzung mit der<br />
regionalen Wirtschaft ein wichtiger Erfolgsfaktor, der sich<br />
nicht nur auf unmittelbare Sachleistungen beschränkt, sondern<br />
ebenso die Nutzung von Werkstätten und Materialien<br />
umfassen kann.<br />
� Zielstellung: Hinsichtlich der Zielstellungen bestehen die<br />
größten Gemeinsamkeiten zwischen den Clubs. In den Erwachsenenclubs<br />
steht das unmittelbare Ziel der gegenseitigen<br />
Unterstützung bei der Durchführung von Schutzrechtsanmeldungen<br />
im Mittelpunkt. Die Diskussion von<br />
97
technischen und patentrechtlichen Details, die Wissensvermittlung<br />
und der Erfahrungsaustausch in diesen Fragen<br />
ist das Ziel der Clubarbeit. Die Erzielung unmittelbarer wirtschaftlicher<br />
Effekte durch eine erfolgreiche Vermarktung ist<br />
dagegen seltener ein explizites Ziel des Clubs, sondern<br />
das individuelle Ziel seiner Mitglieder. Der Austausch über<br />
Verwertungsstrategien gehört somit bei den Clubs ebenso<br />
zu den gemeinsamen Aktivitäten. Die Ausgründung von<br />
Firmen aus den Clubs ist dagegen die Ausnahme.<br />
Die Zielstellung der Jugendclubs hat einen anderen Fokus.<br />
Hier soll Kindern und Jugendlichen der Raum geboten<br />
werden, um Freude an Technik und Erfindung entwickeln<br />
und ausprobieren zu können. Das Ziel ist es, Neugier und<br />
Begeisterung und ggf. ein berufliches Interesse in diesen<br />
Themenfeldern zu wecken. Daneben ist die Förderung von<br />
Begabung, Teamfähigkeit, Selbständigkeit, Selbstbewusstsein<br />
und Kreativität ein Ziel der untersuchten Jugendclubs.<br />
Dies kann auch in unmittelbare Patentierungsaktivitäten<br />
münden, was jedoch nur bei einer Minderheit der Clubs der<br />
Fall ist.<br />
� Aktivitäten: Den Kern der Aktivitäten aller Erfinderclubs<br />
bilden die regelmäßigen Treffen. Mit Blick auf die Erwachsenenclubs<br />
finden diese mindestens einmal im Monat statt,<br />
in der Regel jedoch einmal wöchentlich. Diese Treffen haben<br />
einen unterschiedlichen Charakter: Zum Beispiel als<br />
„Stammtisch“ von Erfindern, die sich wöchentlich über jeweils<br />
vorab verabredete Themen austauschen und für die<br />
zur Diskussion gestellten Problemstellung aus dem Kreis<br />
der Beteiligten alle verfügbaren technischen, rechtlichen<br />
und wirtschaftlichen Aspekte diskutieren und somit ein<br />
breites Spektrum an Erfahrungen einfließen lassen. Hier<br />
übernimmt der Leiter des Clubs vor allem die Aufgabe, gezielt<br />
externe Experten wie bspw. Patentanwälte oder Vermarktungsfachleute<br />
einzuladen. Eine andere Arbeitsweise<br />
zeigen Clubs, die sich in größeren zeitlichen Abständen<br />
zusammenfinden und deren Mitglieder in der Zwischenzeit<br />
– ebenfalls für eine konkrete Problemstellung aus dem<br />
Club – vereinbarte Aufgaben wie etwa Neuheitsrecherchen<br />
oder Recherchen nach geeigneten Kooperationspartnern<br />
bearbeitet haben.<br />
Diese Liste ließe sich fortsetzen, hätte im Ergebnis jedoch<br />
jeweils den Aspekt des Bündelns von Wissen und Erfahrung<br />
für die Weiterentwicklung von Innovations- und Patentierungsprojekten<br />
zum Gegenstand. Neben diesen Aufgaben<br />
nimmt die Vorbereitung und Teilnahme an Messen und<br />
Wettbewerben einen wichtigen Stellenwert in der Clubarbeit<br />
ein. In diesen Phasen nehmen die Frequenz der Treffen<br />
und die Intensität der Zusammenarbeit zu.<br />
98
Auch die Aktivitäten der Jugendclubs kennzeichnen sich<br />
vor allem durch ihre regelmäßigen, meist wöchentlichen<br />
Treffen etwa in den Räumen von Schulen, Bildungs- und<br />
Transfereinrichtungen oder den Räumlichkeiten von Trägervereinen.<br />
Auch hier gibt es unterschiedliche Formen der<br />
Arbeit: Etwa die Aufforderung an die Kinder, Beispiele ganz<br />
einfacher technischer Probleme im Alltag ihres sozialen<br />
Umfelds von Familie und Freunden zu sammeln, für die<br />
gemeinsam eine technische Lösung entwickelt wird. Ein<br />
anderer Ansatz zielt darauf, Unternehmen der Region zu<br />
besuchen und deren Produktionsweise zu verstehen und<br />
wenn möglich im Kleinen nachzustellen. Hinsichtlich der<br />
Aktivitäten rund um die Teilnahme an Messen und Wettbewerben<br />
zeigen auch Jugendclubs eine Zunahme der Treffen.<br />
Gerade für Kinder und Jugendliche besitzt die Präsentation<br />
der eigenen Erfindungen einen besonderen Stellenwert.<br />
Die erste Förderwirkung ist somit zunächst ein Netzwerk an sehr<br />
unterschiedlichen Erfinderclubs, welche durch die Umsetzung jeweils<br />
eigener Konzepte die Realisierung und Vermarktung von Erfindungen<br />
verfolgt. Die nächste Perspektive der Wirkungsanalyse<br />
richtet ihren Blick auf die unmittelbare Output-Ebene, denn gerade<br />
die Erwachsenenclubs gaben in den Interviews an, die Patentierung<br />
ihrer Erfindungen als Ziel zu verfolgen. In der folgenden<br />
Abbildung 32 ist die Entwicklung der Schutzrechtsanmeldungen<br />
seit dem Jahr 2004 dargestellt.<br />
99
400<br />
350<br />
300<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
362<br />
Abbildung 32: Entwicklung der Schutzrechtsanmeldungen aus den<br />
Erfinderclubs seit 2004<br />
325<br />
34 34<br />
327 326<br />
2004 2005 2006 2007 2008<br />
15<br />
Erwachsenenclubs Jugendclubs<br />
Quelle: IW Köln Projektstatistik, eigene Berechnung<br />
Die Zahl der Schutzrechtsanmeldungen aus den Erwachsenenclubs<br />
bewegt sich in den vergangenen Jahren konstant in einem<br />
Korridor zwischen ca. 320 und 360 Anmeldungen. Im Durchschnitt<br />
entfallen somit auf jeden Erwachsenenclub im Jahr 2008 etwas<br />
mehr als sechs Anmeldungen. Sowohl die Interviews als auch die<br />
Daten des Projektcontrollings haben jedoch gezeigt, dass die<br />
Handlungsmuster hier unterschiedlich sind und somit Clubs mit<br />
sehr intensiven Anmeldeaktivitäten solchen mit wenigen Schutzrechten<br />
gegenüberstehen. Nach Angaben des Projektmanagements<br />
liegt die Gesamtzahl der angemeldeten Schutzrechte seit<br />
Beginn der Förderung von Erfinderclubs bei rund 3.000. 35 Hinsichtlich<br />
der Art der angemeldeten Schutzrechte ist der hohe Anteil<br />
von Gebrauchsmustern gegenüber Patenten auffällig. Im Jahr<br />
2008 waren 57% der Erfindungen als Patente und 43% als Gebrauchsmuster<br />
angemeldet. In den vorherigen Jahren war der<br />
Anteil an Gebrauchsmustern sogar höher als der Patentanteil. 36<br />
Hinsichtlich der Erteilung von Patenten aus Erwachsenenclubs<br />
konnte für die vergangenen Jahre eine durchschnittliche Quote<br />
35 Vgl. IW Köln (2007): Schlussbericht INSTI-Erfinderclubs 2004-2007, S. 18.<br />
36 Im Vergleich dazu ist das Verhältnis von Patenterteilungen zu Gebrauchsmustererteilungen im Rahmen der KMU-<br />
Patentaktion etwa 4 zu 1<br />
29<br />
355<br />
32<br />
100
von 30% erzielt werden. Mit Blick auf die hohen Erteilungsquoten<br />
der KMU-Patentaktion von rund 80% erscheint dieser Wert unterdurchschnittlich.<br />
Anders als bei der Patentaktion – die eine Anmeldung<br />
durch einen Patentanwalt vorsieht – wurden die Anmeldungen<br />
aus den Erfinderclubs allerdings im Durchschnitt der vergangenen<br />
drei Jahre nur zu 43% durch einen Patentanwalt durchgeführt.<br />
Erfreulich ist daneben der kontinuierliche Anteil von rund 30<br />
Schutzrechtsanmeldungen, die aus den Jugendclubs hervorgehen.<br />
Hier zeigt sich, dass trotz der nicht expliziten Zielstellung durch die<br />
Arbeit in den Jugendclubs den jungen Teilnehmern teilweise ein<br />
Zugang zum konkreten Patentwesen ermöglicht wird.<br />
Legt man die Anzahl der erteilten Patente zugrunde, so konnten<br />
von den Erwachsenenclubs im Durchschnitt der vergangenen vier<br />
Jahre für rund 40% der erteilten Patente Lizenzvergaben realisiert<br />
werden. Im gleichen Zeitraum wurden auf der Grundlage von Erfindungen<br />
der Erwachsenenclubs insgesamt 40 Unternehmen gegründet.<br />
Eine separate Befragung durch das Projektmanagement<br />
bei den Existenzgründern des Programms hat zusätzlich ergeben,<br />
dass von den bis zum Jahr 2006 aus den Clubs gegründeten Unternehmen<br />
Ende des gleichen Jahres noch drei Viertel existierten.<br />
Bei diesen Unternehmen handelte es sich größtenteils um Kleinstbetriebe<br />
mit ein bis zwei Beschäftigten. In Summe lagen die Beschäftigten<br />
aller Gründungen zu diesem Zeitpunkt bei knapp 300<br />
Personen. 37<br />
Die Erfinderclubs sind keine exklusiven Einrichtungen, sondern<br />
sind offen gegenüber externen Beratungsanfragen durch Interessierte<br />
und Ratsuchende, die von dem gebündelten Wissen der<br />
Clubs profitieren möchten. Es zählt somit zu ihren Aufgaben, offen<br />
gegenüber externen Anfragen zu sein und somit eine Beratungs-<br />
und Informationsfunktion zu übernehmen. Auch die Anzahl dieser<br />
Beratungsanfragen wird durch das Projektcontrolling erfasst. Die<br />
folgende Abbildung 33 zeigt die Entwicklung dieser Anfragen seit<br />
dem Jahr 2004.<br />
37 Vgl. IW Köln (2007): Schlussbericht INSTI-Erfinderclubs 2004-2007, S. 20.<br />
101
7000<br />
6000<br />
5000<br />
4000<br />
3000<br />
2000<br />
1000<br />
0<br />
Abbildung 33: Entwicklung der externen Anfragen an die Erfinderclubs<br />
seit 2004<br />
6000<br />
2079<br />
1673<br />
1257<br />
2004 2005 2006 2007 2008<br />
Quelle: IW Köln Projektstatistik, eigene Berechnung<br />
Es ist zu erkennen, dass die Zahl der Anfragen zwischen 2004 und<br />
2005 sehr deutlich zurückgegangen ist und sich zwischen den<br />
Jahren 2005 und 2008 nochmals halbiert hat. Zur Erklärung kommen<br />
vor allem zwei Begründungen in Frage:<br />
� Seit dem Jahr 2004 steht freien Erfindern mit der Erfinderfachauskunft<br />
ein eigens konzipiertes Beratungsangebot zur<br />
Verfügung, welches ihnen den einfachen Zugang zu<br />
grundsätzlichen Fragen von Patentierung und Verwertung<br />
ermöglicht.<br />
� In den Interviews wurde mehrfach darauf hingewiesen,<br />
dass Externe, welche sich mit Beratungsfragen an die<br />
Clubs gerichtet haben und anschließend an einer Mitgliedschaft<br />
im Club interessiert waren, ohne Probleme integriert<br />
wurden. D.h. die Aufnahmefähigkeit für Ratsuchende ist bei<br />
den Clubs vorhanden.<br />
Ein letztes zahlenmäßiges Indiz für die Akzeptanz der Erfinderclubs<br />
kann durch die Anzahl der Presseanfragen quantifiziert werden.<br />
Die folgende Abbildung 34 zeigt die Entwicklung der Presseanfragen<br />
an die Erfinderclubs seit dem Jahr 2004.<br />
1094<br />
102
1000<br />
900<br />
800<br />
700<br />
600<br />
500<br />
400<br />
529<br />
Abbildung 34: Entwicklung der Presseanfragen an die Erfinderclubs<br />
seit 2004<br />
645<br />
947<br />
2004 2005 2006 2007 2008<br />
Quelle: IW Köln Projektstatistik<br />
Es ist zu erkennen, dass die Presseanfragen heute auf einem<br />
deutlich höheren Niveau als im Jahr 2004 sind. Das gilt sowohl für<br />
die Jugendclubs, die in 2008 insgesamt 421 Anfragen verzeichnen<br />
konnten als auch für die Erwachsenenclubs, die im gleichen Jahr<br />
491 Anfragen der Presse erreichten. In den Interviews mit den<br />
Leitern von Erfinderclubs wurde dabei bestätigt, dass die Zusammenarbeit<br />
mit der v. a. regionalen Presse zum einen ein Zeichen<br />
für die Akzeptanz und das Interesse an der Arbeit der Clubs ist.<br />
Zum anderen hat ein großes Maß an Publizität einen positiven<br />
Einfluss auf die Bekanntheit und die Anerkennung der Arbeit und<br />
erleichtert damit den Zugang zu relevanten Akteuren wie z.B. Unternehmen.<br />
Jenseits statistischer Kennzahlen konnten in den Interviews weitere<br />
Aspekte aufgenommen werden, die als Wirkungen des Förderstimulus<br />
und als Resultat der Kontinuität des Programms gelten<br />
dürfen:<br />
803<br />
� Durch die Arbeit der Erfinderclubs – hier vor allem der Erwachsenenclubs<br />
– wird in mehreren Gesprächen über ein<br />
„Zusammenrücken der regionalen Akteure“ berichtet. D.h.<br />
im Idealfall bildet der Erfinderclub einerseits eine Anlaufstelle<br />
für die Interessierten und Ratsuchenden und andererseits<br />
ein Forum, in dem sich regelmäßig die relevanten<br />
Innovationsakteure der Region (z.B. der Kammern, der<br />
912<br />
103
Erfolgsfaktoren<br />
Unternehmen oder der kommunalen Politik) zusammenfinden<br />
und diskutieren können.<br />
� In der späteren Diskussion der kritischen Faktoren wird u.a.<br />
der Aspekt des schlechten Images von Erfindern betont,<br />
welches bspw. bei Unternehmen vorherrscht. Die Interviews<br />
mit unterschiedlichen Erfindergruppen im Rahmen<br />
der gesamten Evaluierung haben den Befund erbracht,<br />
dass sich private Erfinder häufig als „Tüftler“ ohne unternehmerisches<br />
Verständnis verstanden fühlen wodurch ihnen<br />
der Zugang zu potenziellen Partnern v.a. auf Unternehmensseite<br />
erschwert wird. In den Interviews mit den<br />
Cluborganisatoren wurde mehrfach darauf verwiesen, dass<br />
die Nutzung der Marke <strong>SIGNO</strong> sowie das Marketingkonzept,<br />
welches die Erfinderclubs als ein Netzwerk des Bundeswirtschaftsministeriums<br />
positioniert, für die Arbeit sehr<br />
hilfreich sind. Durch dieses Konzept wird bei potenziellen<br />
Partnern Vertrauen geschaffen.<br />
Auf Grundlage der Interviews konnten zahlreiche Faktoren identifiziert<br />
werden, welche die Grundlage für eine erfolgreiche Clubarbeit<br />
darstellen. Zu diesen zählen unter anderem:<br />
� Die professionelle Organisation des Clubs: Jene Clubs, bei<br />
denen die Verantwortung für die Organisation der Clubarbeit<br />
klar definiert ist und von Personen wahrgenommen<br />
wird, welche die volle Unterstützung der Mitglieder besitzen<br />
und zudem über eine gute Vernetzung verfügen und einen<br />
pragmatischen Ansatz bei der Aufgabenwahrnehmung<br />
verfolgen, erweisen sich als besonders vital. Diese Clubs<br />
sind interessant für neue Mitglieder, haben Kontakt zu relevanten<br />
externen Akteuren und vernetzen sich leichter mit<br />
anderen Clubs.<br />
� Ein breites Kompetenzspektrum der Mitglieder erhöht die<br />
Wirksamkeit der Clubarbeit. Erfolgreiche Clubs haben<br />
Fachleute aus allen Phasen des Innovationsprozesses<br />
(Wissenschaftler, Ingenieure, Patentfachleute, Betriebswirte).<br />
Somit können die Probleme in allen Phasen von Erfindungsprozessen<br />
diskutiert und gelöst werden.<br />
� Die gute Vernetzung der Clubmitglieder sowie der Clubs<br />
untereinander ist ein Erfolgsfaktor von Erfinderclubs. Mitglieder,<br />
die aus ihren beruflichen Zusammenhängen über<br />
gute Netzwerke verfügen, bringen diese in die Clubarbeit<br />
ein und eröffnen damit eine größere Reichweite. Darüber<br />
hinaus wird die Kooperation der Clubs untereinander genutzt,<br />
um Know-how Lücken zu schließen oder Kontakte zu<br />
vermitteln. Eine gute Vernetzung der Organisatoren von<br />
104
Hemmnisse<br />
Jugendclubs eröffnet dagegen die Möglichkeit, Unternehmen<br />
zu besuchen oder in Übungswerkstätten von bspw.<br />
Bildungseinrichtungen des Handwerks zu arbeiten.<br />
� Ein weiterer Erfolgsfaktor der Arbeit von Jugendclubs ist<br />
die strukturelle Verknüpfung mit den Ganztagsangeboten<br />
von Schulen oder anderen Einrichtungen. Gerade dort, wo<br />
der Erfinderclub in ein ganzheitliches Lern- und Betreuungsangebot<br />
eingebunden ist, besteht die Möglichkeit<br />
der organisatorischen und inhaltlichen Verknüpfung mit<br />
weiteren Angeboten.<br />
� Die Flankierung der Clubarbeit durch umfangreiches<br />
Informationsmaterial und durch eine abgestimmte Pressearbeit<br />
erhöht die Professionalität und Sichtbarkeit der<br />
<strong>SIGNO</strong>-Erfinderclubs und unterscheidet sie von „Erfinderstammtischen“<br />
oder ähnlichen Einrichtungen auf bspw.<br />
Kammerebene. Durch die Marketing- und Medienarbeit<br />
werden die Aktivitäten der Erfinderclubs v.a. in den jeweiligen<br />
Regionen sichtbar. Grundlage ist die Ausstattung der<br />
Clubs mit hochwertigen Presse- und Informationsmaterialien<br />
durch das Projektmanagement.<br />
� Trotz der Heterogenität des Netzwerks wird durch das<br />
einheitliche Controlling über eine jährliche Befragung der<br />
Clubs ein Mindestmaß an vergleichbaren Informationen<br />
nachgehalten. Durch die Befragung des Projektmanagements<br />
liegen für alle Clubs quantitative Informationen zu<br />
Schutzrechtsanmeldungen, Verwertungserfolgen, Pressekontakten<br />
und sonstigen Aktivitäten vor und werden im<br />
Rahmen der Projektmanagementberichte regelmäßig aufbereitet.<br />
� Vor dem Hintergrund der letztgenannten Aspekte ist die<br />
professionelle Unterstützung durch das Projektmanagement<br />
eine wichtige Grundlage für den Erfolg der Erfinderclubs.<br />
Neben den Erfolgsfaktoren konnten ebenso eine Reihe kritischer<br />
Faktoren identifiziert werden, welche für die erfolgreiche Arbeit der<br />
Clubs Hemmnisse darstellen können:<br />
� Die geringen finanziellen Spielräume der Clubs schränken<br />
die Verwertungsaktivitäten ein. In den Clubs arbeiten freie<br />
Erfinder als Privatpersonen zusammen. Die Förderung<br />
durch das <strong>SIGNO</strong>-Programm ermöglicht ein hohes und<br />
professionelles Niveau dieser Arbeit und soll die Teilhabe<br />
an zusätzlichen Aktivitäten wie Messebesuchen und Wettbewerben<br />
ermöglichen. Die Investition in eine Weiterent-<br />
105
wicklung von Erfindungen, in den Prototypenbau oder das<br />
Marketing gegenüber Unternehmen sind dagegen schwer<br />
zu realisieren.<br />
� Die geringe Sichtbarkeit von freien Erfindern gegenüber<br />
Unternehmen stellt ein Hemmnis der Clubarbeit dar. Wie<br />
bereits betont, fehlt Privaterfindern gegenüber Unternehmen<br />
das „Standing“, um ihre Erfindungen präsentieren und<br />
schließlich verwerten zu können. Von Seiten der Unternehmen<br />
werden freie Erfinder oftmals nicht als interessante<br />
Know-how-Lieferanten wahrgenommen. Das Programm<br />
leistet einen wichtigen Beitrag, dieses Defizit zu beheben.<br />
Für zahlreiche Clubs ist dieser Aspekt jedoch nach wie vor<br />
ein zentraler kritischer Faktor.<br />
� Die Sozialstruktur in den Erwachsenenclubs zeichnet sich<br />
in vielen Clubs durch einen überdurchschnittlichen Altersdurchschnitt<br />
aus. Viele dieser Clubs setzen sich aus v.a.<br />
älteren Arbeitnehmern und Rentnern zusammen. Dadurch<br />
ist in vielen Clubs die Aktivierung junger Mitglieder schwierig.<br />
Gerade die Integration von bspw. jungen Unternehmensgründern<br />
oder Studierenden ingenieurwissenschaftlicher<br />
Studiengänge stellt sowohl für das Erfinderclubnetzwerk<br />
als auch für die angesprochenen Zielgruppen die<br />
Chance für einen wertvollen Austausch dar.<br />
� Die Organisation des Betreuungspersonals in den Jugendclubs<br />
ist nicht selten mit Problemen verbunden. Die Aktivitäten<br />
in den Jugendclubs gründen oftmals auf dem Engagement<br />
von Privatpersonen oder Lehrern. Die kontinuierliche<br />
Fortführung der Clubarbeit ist damit an die unmittelbaren<br />
Gründungs- und Betreuungspersonen gekoppelt. Die<br />
gesamte Clubarbeit – sowohl bei den Erwachsenen als<br />
auch bei den Jugendlichen – profitiert stark vom ehrenamtlichen<br />
Engagement Einzelner. Anders als bei den Erwachsenenclubs,<br />
welche eine Neubesetzung der Clubleitung<br />
aus dem Kreis der Mitglieder organisieren können, bedeutet<br />
das Ausscheiden der Leitung von Jugendclubs häufig<br />
deren Ende.<br />
Erste Einschätzung zur zukünftigen Fördernotwendigkeit<br />
Durch die Förderung der Erfinderclubs für Jugendliche und Erwachsene<br />
durch das <strong>SIGNO</strong>-Programm wurde ein vitales Netzwerk<br />
für interessierte freie Erfinder aufgebaut. Die Förderung erfolgt<br />
nach dem Prinzip „Hilfe zur Selbsthilfe“. Somit können durch<br />
einen vergleichsweise kleinen Förderstimulus Foren betrieben<br />
werden, in denen erfinderisch tätige Menschen ihre unterschiedlichen<br />
Qualifikationen und Erfahrungen bündeln können und auf<br />
dieser Grundlage die Innovations- und Schutzrechtsfragestellungen<br />
aus dem Kreise der Clubmitglieder bearbeiten können. Die<br />
106
Offenheit dieses Ansatzes bietet die Möglichkeit, jenseits der reinen<br />
Patentierungsaktivitäten im Idealfall auch Raum für den Austausch<br />
und die Diskussion der innovationsrelevanten Akteure einer<br />
Region zu bieten.<br />
Daneben verweisen die Clubs in der Zwischenzeit über eine beachtliche<br />
Erfolgsbilanz hinsichtlich der Schutzrechtsanmeldungen<br />
und Verwertungen. Diese bleibt zwar hinter den Ergebnissen von<br />
bspw. der KMU-Patentaktion zurück. Der deutlich geringere Förderstimulus<br />
sowie die Förderlogik, welche auf die Selbstorganisation<br />
dieser Aktivitäten zielt, sollten dabei die wesentlichen Erklärungsgründe<br />
darstellen. Die Erfinderclubs- für Jugendliche und<br />
Erwachsene sind das älteste Programm der <strong>SIGNO</strong>- bzw. ehemaligen<br />
INSTI-Förderung. Vor dem Hintergrund der positiven Wirkungsbilanz<br />
sollte die Förderung fortgesetzt werden.<br />
107
6.5 Projektmanagement <strong>SIGNO</strong>-Unternehmen & -Erfinder<br />
Wie bereits im Kapitel zur Organisation und Umsetzung der Förderung<br />
angesprochen wurde, ist das IW Köln selbst ein Zuwendungsempfänger<br />
im Rahmen der <strong>SIGNO</strong>-Programmorganisation.<br />
Diese Konstellation ist historisch bedingt und führt in der aktuellen<br />
Konstruktion von Projektträgerschaft und Projektmanagement<br />
dazu, dass das IW Köln den KMU, den <strong>SIGNO</strong>-Partnern und den<br />
Erfinderclubs funktionell als Projektträger gegenübertritt und seinerseits<br />
gegenüber dem PtJ als Zuwendungsempfänger rechenschaftspflichtig<br />
ist. Aus diesem Grund wurde die Arbeit des Projektmanagements<br />
im Rahmen der Evaluierung ebenfalls einer Begutachtung<br />
unterzogen. Ziel ist es, eine Aussage zur Effektivität<br />
und Effizienz dieser Konstruktion zu treffen und den Wert der Arbeit<br />
des Projektmanagements für die betroffenen <strong>SIGNO</strong>-Förderlinien<br />
zu bemessen.<br />
Aufgabengebiete des Projektmanagements<br />
Die Aufgaben des Projektmanagements lassen sich im Wesentlichen<br />
zu vier Schwerpunkten zusammenfassen:<br />
� Projektträgerschaft: Den Fördernehmern der KMU-<br />
Patentaktion, den <strong>SIGNO</strong>-Partner und den Organisatoren<br />
der Erfinderclubs tritt das IW Köln als Projektträger gegenüber.<br />
D.h. alle betreffenden administrativen Angelegenheiten<br />
inkl. die des Abschlusses der Zuwendungsverträge und<br />
der Auszahlung der Fördergelder wird für die betreffenden<br />
Programmteile durch das Projektmanagement übernommen.<br />
� Maßnahmensteuerung: Wie in den jeweiligen<br />
Evaluierungskapiteln dokumentiert wurde, erhebt und verwaltet<br />
das Projektmanagement auf Seiten der unterschiedlichen<br />
Fördernehmer zahlreiche Informationen. Dies geschieht<br />
zum einen durch die obligatorische Projektstatistik,<br />
welche die Förderaktivitäten erfasst. Darüber hinaus werden<br />
die KMU der Patentaktion, die Nutzer der Erfinderfachauskunft,<br />
die Organisatoren der Erfinderclubs und zu<br />
einigen Fragen auch die <strong>SIGNO</strong>-Partner kontinuierlich einer<br />
Befragung mit schriftlichen Kurzfragebögen unterzogen.<br />
Durch diese Befragungsergebnisse und Einschätzungen<br />
der <strong>SIGNO</strong>-Partner liegen dem Projektmanagement<br />
regelmäßig umfangreiche quantitative Informationen<br />
zu den Hintergründen der Fördernehmer, ihrer Nutzungsabsichten<br />
und ihrer Zufriedenheit mit dem Programm vor.<br />
Auf dieser Grundlage kann eine ständige Kontrolle der<br />
Maßnahmen erfolgen sowie eine Veränderung der Bedarfsstruktur<br />
der Zielgruppen und der Träger der Netzwerke<br />
identifiziert werden. Darüber hinaus werden diese<br />
108
Ergebnisse regelmäßig in den Zwischenberichten publiziert<br />
und somit ein im Vergleich zu anderen Förderprogrammen<br />
überdurchschnittliches Maß an Transparenz geschaffen.<br />
� Öffentlichkeitsarbeit: Die externe Kommunikation des<br />
Projektmanagements umfasst mehrere Zielgruppen. Zum<br />
einen die unmittelbaren Nutzergruppen der Programmteile.<br />
Zum anderen die Multiplikatoren an den Kammern, den<br />
Technologietransfer- und Patentinformationszentren. Und<br />
letztlich sind auch strategische Partner wie bspw. das<br />
DPMA oder andere Netzwerke in der Innovationslandschaft<br />
Adressaten der PR. Vor diesem Hintergrund lag die Umsetzungsverantwortung<br />
für die Einführung der Dachmarke<br />
<strong>SIGNO</strong> für die drei Programmsäulen im Jahr 2008 beim<br />
Projektmanagement.<br />
Neben diesen Kommunikationsaufgaben fällt unter den Bereich<br />
Öffentlichkeitsarbeit ebenso die Erstellung von Informations-<br />
und Werbematerialien der <strong>SIGNO</strong>-Förderung, von<br />
denen vor allem die Befragten Organisatoren der Erfinderclubs<br />
sehr stark profitieren, da ihnen diese im Corporate<br />
Design von <strong>SIGNO</strong> und dem BMWi verfassten Materialen<br />
eine Professionalität im Auftritt und somit höhere Glaubwürdigkeit<br />
verleihen. Das von dieser Zielgruppe oftmals<br />
angesprochene Imageproblem der freien Erfinder wird<br />
durch diese Außendarstellung entschärft.<br />
� Qualität im Netzwerk: Eine zentrale Aufgabe fällt dem<br />
Projektmanagement mit der Betreuung und Qualitätssicherung<br />
des Netzwerks der <strong>SIGNO</strong>-Partner sowie der Erfinderclubs<br />
zu. Mit Blick auf das Partnernetzwerk umfasst<br />
diese Aufgabe u.a. die verbindliche Einigung auf ein konkretes<br />
Leitbild der Arbeit, ein jährliches Ranking der Partner<br />
entlang ihrer Beratungsaktivitäten, die Organisation von<br />
<strong>SIGNO</strong>-Strategieteams mit Vertretern der Partner, der<br />
Projektträger und des Ministeriums, die Veranstaltung von<br />
Frühjahrs- und Herbsttagungen der Partner sowie die Betreuung<br />
des Aufnahmeverfahrens für neue <strong>SIGNO</strong>-Partner.<br />
Die Netzwerkarbeit für die Erfinderclubs hat einen ähnlichen<br />
Fokus und zielt vor allem auf die Organisation und<br />
Durchführung von Gemeinschaftsaktionen wie Messe- und<br />
Wettbewerbsteilnahmen, die Veranstaltung von Weiterbildungsseminaren<br />
und Erfahrungsaustauschtreffen sowie die<br />
Ausrichtung so genannter visionärer Teamsitzungen, auf<br />
denen zweimal im Jahr die zukünftigen Aktionsfelder der<br />
Erfinderclubs diskutiert werden. Neben diesen Aufgaben<br />
zählt zur Netzwerkarbeit für die Partner als auch für die Erfinderclubs<br />
die Erreichbarkeit des Projektmanagements für<br />
Rückfragen und Hilfestellungen die tägliche Arbeit betreffend.<br />
109
Zufriedenheit der Programmnutzer und Wirkungen<br />
Die hohe Zufriedenheit aller Nutzergruppen mit den Beratungs-<br />
und Unterstützungsangeboten des Projektmanagements ist ein<br />
Befund, der im Rahmen der Evaluierung regelmäßig sowohl in den<br />
schriftlichen Befragungen als auch in den Interviews mit den Akteuren<br />
erhoben werden konnte. In der folgenden Abbildung ist<br />
beispielhaft dafür die Zufriedenheit der <strong>SIGNO</strong>-Partner mit den<br />
Angeboten zur Qualitätssicherung und Unterstützung des<br />
Programms dargestellt.<br />
Abbildung 35: Zufriedenheit der <strong>SIGNO</strong>-Partner mit den Angeboten<br />
zur Qualitätssicherung und Unterstützung<br />
Wie zufrieden sind Sie mit den Angeboten zur Qualitätssicherung und Unterstützung Ihrer Arbeit als<br />
<strong>SIGNO</strong>-Partner? Beurteilen Sie die genannten Aspekte anhand der Schulnoten-Skala von „sehr zufrieden“<br />
bis „unzufrieden“.<br />
Unterstützung von Programmmanagement des IW<br />
Informationen des internen Internetbereichs<br />
Zuverlässigkeit des <strong>SIGNO</strong>-Email-Verteilers<br />
Unterstützung von <strong>SIGNO</strong>-Partnern in Einzelberatungen<br />
Informationsgehalt des jährlichen Rankings der <strong>SIGNO</strong>-Partner<br />
Informationen der internen Kompetenzdatenbank<br />
neu gewonnenes Wissen durch Fachtreffen und Expertenkreise<br />
Vermittlung der Informationsangebote der <strong>SIGNO</strong>-Scouts<br />
neu gewonnenes Wissen durch interne Schulungen<br />
unzu-<br />
sehr<br />
frieden<br />
zufrieden<br />
1 2 3 4 5<br />
Datengrundlage: Schriftliche Befragung der <strong>SIGNO</strong>-Partner (Beraterfragebogen); n = 35 - 48<br />
Quelle: Prognos AG 2009<br />
Auffällig ist hier zunächst die hohe Gesamtzufriedenheit bei den<br />
befragten Partnern. Bei den abgefragten Antwortoptionen besteht<br />
kaum eine Binnenvarianz, alle Aspekte lösen hohe Zufriedenheitsgrade<br />
aus. Darüber hinaus wird die Unterstützung durch das Projektmanagement<br />
am positivsten beurteilt. Dieses Ergebnis ist gerade<br />
vor dem Hintergrund, dass die Aufgabenwahrnehmung des<br />
Projektmanagements auch ein genaues Controlling der Aktivitäten<br />
der Partner umfasst, erfreulich. Die Maßnahmensteuerung beinhaltet<br />
unter anderem ein Ranking der <strong>SIGNO</strong>-Partner entlang ihrer<br />
Aktivitäten im Programm. Controllinginstrumente dieser Art stoßen<br />
bei den Geprüften nicht selten auf Ablehnung. Auch die verbindliche<br />
Einigung auf ein gemeinsames Leitbild der <strong>SIGNO</strong>-Partner,<br />
welches von den Partnern persönlich unterschrieben wird, ist ein<br />
Indiz für eine straffe Aufgabenwahrnehmung.<br />
4,62<br />
3,83<br />
3,75<br />
4,24<br />
4,24<br />
4,08<br />
4,05<br />
4,03<br />
4,03<br />
110
Bei den <strong>SIGNO</strong>-Partnern sowie den weiteren im Rahmen von<br />
Interviews befragten Akteuren des Programms überwiegt jedoch<br />
die Zufriedenheit, die sich vor allem auf die Serviceorientierung<br />
des Projektmanagements richtet. Demnach sind die Mitarbeiter<br />
des Projektmanagements stets für Rückfragen, Anregungen, Unterstützungsbedarfe<br />
etc. ansprechbar und zeigen bei der Beantwortung<br />
von Fragen oder der Umsetzung größerer Unterstützungsleistungen<br />
stets eine hohe Reaktionsgeschwindigkeit sowie<br />
eine ausgeprägte Lösungsorientierung.<br />
Neben der Dienstleistungsorientierung bei der Aufgabenwahrnehmung<br />
wird die hohe fachliche Kompetenz der Mitarbeiter des Projektmanagements<br />
regelmäßig von den Programmnutzern hervorgehoben.<br />
Bei einer offenen Abfrage ohne Antwortvorgabe, was die<br />
<strong>SIGNO</strong>-Partner an der Zusammenarbeit mit dem Projektmanagement<br />
besonders schätzen wird die fachliche Kompetenz der Mitarbeiter<br />
von über der Hälfte der Befragten am häufigsten angegeben.<br />
Neben der zufriedenstellenden Zuverlässigkeit der Auskunftserteilung<br />
wird vor allem sehr geschätzt, dass auch juristischer<br />
Sachverstand bei den Mitarbeitern vorhanden ist und Fragen<br />
dieses Inhalts somit mit wenig Aufwand für die Partner oder die<br />
Organisatoren der Erfinderclubs beantwortet werden können.<br />
Hinsichtlich des Finanzstatus des Projektmanagements zeigt sich,<br />
dass der Kostenanteil im Vergleich zur Gesamtfördersumme vergleichsweise<br />
hoch ist. Die Förderstatistik des PtJ zum <strong>SIGNO</strong>-Gesamtprojekt<br />
gibt in der Jahrestranche 2008 für die Programmteile<br />
<strong>SIGNO</strong>-Unternehmen und -Erfinder eine Gesamtsumme von rund<br />
4,5 Mio. € aus. Mit 1,4 Mio. € entfallen dabei rund 30% auf das<br />
Projektmanagement inklusive aller Sachkosten für Werbemittel<br />
u.ä. sowie der Durchführungskosten von Veranstaltungen und<br />
Messebeteiligungen. 38 Der hohe Managementanteil an den Gesamtvorhabenskosten<br />
erklärt sich aus den kleinteiligen Projekten,<br />
die ein maximales Zuwendungsvolumen von 8.000€ besitzen<br />
(KMU-Patentaktion), sowie dem hohen Aufwand, der in der Netzwerkarbeit<br />
geleistet wird.<br />
Erste Einschätzung zur zukünftigen Fördernotwendigkeit<br />
In den einzelnen Evaluierungskapiteln dieser Untersuchung ist jeweils<br />
herausgearbeitet worden, dass die Arbeit des Projektmanagements<br />
ein wichtiger Erfolgsfaktor für die positive Gesamtbilanz<br />
der Förderlinien <strong>SIGNO</strong>-Unternehmen und -Erfinder darstellt. Auch<br />
der Blick auf andere Förderprogramme, die einen Beratungs- bzw.<br />
Netzwerkansatz verfolgen (bspw. das Netzwerk der Beauftragten<br />
für Innovation und Technologie im Handwerk (BIT) oder die Netzwerkmanager<br />
in den NEMO-Projekten) zeigen, dass ein aktives<br />
38 Vgl. zur Kosten- und Finanzsituation des Projektmanagement IW Köln (2009): <strong>SIGNO</strong>-Projektmanagement -<br />
Wissenschaft und Dienstleistung (FKZ 03c0100), Berichtszeitraum 01.01.2008 bis 31.12.2008, S. 39 f.<br />
111
Netzwerkmanagement einen Erfolgsfaktor für die gesamte Förderstrategie<br />
darstellt.<br />
Die Analyse des Projektmanagements zeigt, dass sich Netzwerk-<br />
und Qualitätssicherungsaufgaben und klassische Projektträgertätigkeiten<br />
bislang in einer Hand bündeln. Dabei tritt den Letzt-Zuwendungsempfängern<br />
das Projektmanagement als administrativer<br />
Ansprechpartner gegenüber. Im Gegensatz zu anderen Fördermaßnahmen,<br />
bei denen zwischen dem Zuwendungsgeber und<br />
dem Letzt-Zuwendungsempfänger in der Regel nur eine Instanz<br />
dazwischen geschaltet ist, finden wir in <strong>SIGNO</strong> somit zwei Organisationseinheiten:<br />
Den Projektträger, der einen Zuwendungsbescheid<br />
an das Projektmanagement erteilt, das wiederum<br />
Zuwendungsverträge mit den Letzt-Zuwendungsempfängern<br />
schließt. Aus Sicht des Projektträgers resultiert hieraus sowohl<br />
eine Planungsunsicherheit, da keine Transparenz über die<br />
laufenden Verträge mit geförderten Unternehmen herrscht, als<br />
auch eine Dopplung der Bewilligungsstrukturen. Aus Kundenperspektive<br />
(geförderte Unternehmen, Erfinder-Clubs und <strong>SIGNO</strong>-<br />
Partner) hat dieses Modell bisher jedoch weder zu Ineffizienzen<br />
noch zu Reibungsverlusten geführt. Die außerordentlich hohen<br />
Bewertungen der Zufriedenheit gerade mit der Administration sind<br />
Indiz für eine hohe Kundenorientierung, die von der Zielgruppe der<br />
Förderung - den Unternehmen - wahrgenommen und geschätzt<br />
wird.<br />
Eine detaillierte Organisations- und Prozessanalyse, die jeden<br />
einzelnen Bearbeitungsschritt und jede Teilabstimmung zwischen<br />
Projektträger und Projektmanagement erfasst, wurde im Rahmen<br />
dieser Evaluation nicht durchgeführt. Folglich kann an dieser Stelle<br />
lediglich festgestellt werden, dass in der Umsetzung von <strong>SIGNO</strong>-<br />
Unternehmen mit dem Projektmanagement eine zusätzliche<br />
Schnittstelle integriert worden ist, die einen gesonderten finanziellen<br />
Aufwand auf Seiten des Zuwendungsgebers erfordert.<br />
112
6.6 <strong>SIGNO</strong>-Hochschulen: Verwertungsförderung<br />
Ziele der Förderung<br />
Mit der Förderung der Patent- und Verwertungsagenturen (PVA)<br />
der Hochschulen und einzelner ausgewählter Forschungseinrichtungen<br />
spricht <strong>SIGNO</strong> insbesondere die Zielgruppe der Wissensproduzenten<br />
am Beginn der Innovationsprozesskette an. Die<br />
schutzrechtliche Absicherung sowie die Verwertung von Erfindungen<br />
gehören per se nicht zum Handlungsauftrag und zum<br />
Selbstverständnis der Universitäten, so dass mit diesem Förderimpuls<br />
Verwertungsinteressen und -aktivitäten unterstützt werden<br />
sollen.<br />
Die Verwertungsförderung von <strong>SIGNO</strong> Hochschulen zielt darauf<br />
ab, „die schutzrechtliche Sicherung und die wirtschaftliche Verwertung<br />
von Forschungsergebnissen […] zu unterstützen und die<br />
bisher entstandenen, tragfähigen Strukturen weiter zu entwickeln“<br />
39 . Im Kern geht es folglich darum, das vorhandene Potenzial<br />
an Erfindungen aus der mit öffentlichen Mitteln finanzierten<br />
Forschung:<br />
� zu identifizieren und möglichst vollständig zu erfassen,<br />
� hinsichtlich seiner Verwertungspotenziale zu prüfen und zu bewerten,<br />
sowie<br />
� falls erforderlich eine schutzrechtliche Absicherung zu initiieren<br />
bzw. den Prozess zu begleiten,<br />
� Verwertungspartner im Wirtschaftsbereich zu kontaktieren und<br />
über neue Erfindungen bzw. gehaltene Schutzrechte zu informieren,<br />
� die Rahmen- und Vertragsbedingungen für Auslizenzierungen<br />
zu gestalten und den Prozess des Verkaufs von Schutzrechten<br />
zu managen.<br />
Folglich müssen die Patent- und Verwertungsagenturen eine aktiv<br />
gestaltende Rolle im Kommunikations- und Informationsprozess<br />
sowohl mit den einzelnen Akteuren aus Wissenschaft und Unternehmenswelt<br />
als auch zwischen diesen Akteursgruppen einnehmen.<br />
Da die PVAs einen Großteil deutscher Hochschulen und weitere<br />
ausgewählte Forschungseinrichtungen vertreten, gehört auch<br />
39 Vgl. Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (2007): Förderrichtlinie zur Fortführung der Verwertungsoffensive<br />
- Verwertungsförderung - vom 2. November 2007, Berlin, S. 1<br />
113
Stimulus durch <strong>SIGNO</strong><br />
40 Ebenda, s. 3<br />
die „Zusammenarbeit in einem Verwertungsnetzwerk der Patent-<br />
und Verwertungsagenturen“ 40 zu den expliziten Zielsetzungen der<br />
Förderung.<br />
Mit dem Instrument der Projektförderung unterstützt das BMWi<br />
derzeit 23 Hochschulverbünde bzw. Wissenschaftseinrichtungen.<br />
Mit nicht rückzahlbaren Personal- und Sachkostenzuschüssen, die<br />
als Anteilsfinanzierung gewährt werden, finanzieren diese Verbünde<br />
aus Wissenschaftseinrichtungen das Dienstleistungsangebot<br />
der PVAs . Diese Dienstleistungen umfassen alle Tätigkeiten,<br />
die sich an die Erfindungstätigkeit im engeren Sinne anschließen.<br />
Hinzu kommt der Auftrag der Sensibilisierung und Netzwerkbildung.<br />
Einerseits in Richtung des forschenden und erfindenden<br />
Hochschulpersonals, andererseits im Hinblick auf Verwertungspartner<br />
in der Wirtschaft.<br />
Die einzelnen PVAs sind im Wesentlichen ohne Überschneidungen<br />
für Wissenschaftseinrichtungen bzw. Hochschulverbünde<br />
tätig, deren Erfindungen sie, ggf. in Kooperation mit den jeweiligen<br />
institutseigenen Transfereinrichtungen, vermarkten. D.h. eine<br />
fachliche Spezialisierung erfolgt vor allem im Hinblick auf das<br />
Leistungsportfolio der an den Verbünden beteiligten Hochschulen.<br />
Der Vertretungsanspruch wird bisher mit einem Institutionenbezug<br />
nicht jedoch vor dem Hintergrund einer thematischen Spezialisierung<br />
formuliert. Bei einzelnen Einrichtungen, wie den beiden<br />
PVAs, die für das Deutsche Krebsforschungszentrum bzw.<br />
EMBLEM als Transferagentur des European Molecular Biology<br />
Laboratory tätig sind, gehen regionale, institutionenbezogene und<br />
fachliche Spezialisierung Hand in Hand. Eine unmittelbare Wettbewerbssituation<br />
der PVAs untereinander, z.B. im Hinblick auf die<br />
Betreuung einzelner besonders erfindungsstarker Forschungseinrichtungen,<br />
besteht derzeit kaum.<br />
Nach der Implementierung der Struktur der PVAs (2001 - 2003)<br />
und der Phase ihrer Etablierung und Professionalisierung (2004 -<br />
2007) konzentriert sich die aktuelle Förderperiode (2008 - <strong>2010</strong>)<br />
auf die Stärkung der Wettbewerbs- und Nachfrageorientierung der<br />
Einrichtungen. In allen bisherigen Förderphasen erhielten die<br />
PVAs gemeinsam mit ihren Gesellschaftern eine weitgehende<br />
Handlungsautonomie in der Umsetzung der Förderziele.<br />
Aktuell umfasst die Liste der vom BMWi und den Ländern geförderten<br />
Hochschulverbünde und Wissenschaftseinrichtungen 23<br />
Mitglieder. Eine Agentur, die bisher ausschließlich die Universitäten<br />
in Tübingen und Ulm vertreten hat, wurde geschlossen. In der<br />
114
etrospektiven Betrachtung wird sie dennoch berücksichtigt. Die<br />
beiden Heidelberger Agenturen, von denen eine direkt am Deutschen<br />
Krebsforschungszentrum angesiedelt ist, die andere bei einer<br />
großen Technologietransfergesellschaft, werden in den folgenden<br />
Abbildungen gemeinsam betrachtet. Hier liegt ein gemeinsames<br />
Aufgabenportfolio vor, bei dem die Aufgabenteilung sowohl<br />
Spezialisierungsvorteile erzielt als auch eine enge Abstimmung<br />
ermöglicht. Eine Übersicht der in den folgenden Abbildungen vergleichend<br />
dargestellten PVAs findet sich in Tabelle 4.<br />
115
Umsetzungsverantwortung<br />
Tabelle 4: PVAs im Überblick<br />
Abkürzung Name der PVA Bundesland<br />
BayPat Bayerische Patentallianz GmbH, München Bayern<br />
Brainshell ZAB ZukunftsAgentur Brandenburg GmbH Brainshell,<br />
Potsdam<br />
Brandenburg<br />
BW-TU PVA Baden-Württemberg (nur Universitäten Tübingen und Baden-Württemberg<br />
Ulm)<br />
CTF Campus Technologies Freiburg GmbH (CTF), Freiburg im Baden-Württemberg<br />
Breisgau<br />
EMBLEM-dkfz Deutsches Krebsforschungszentrum, Heidelberg Baden-Württemberg<br />
EMBLEM-dkfz EMBLEM Technology Transfer GmbH, Heidelberg Baden-Württemberg<br />
ESA ESA Patentverwertungsagentur Sachsen-Anhalt GmbH,<br />
Magdeburg<br />
Sachsen-Anhalt<br />
EZN EZN Erfinderzentrum Norddeutschland GmbH, Hannover Niedersachsen<br />
GINo GINo Gesellschaft für Innovation Nordhessen mbH,<br />
Kassel<br />
Hessen<br />
IMG IMG Innovations-Management GmbH, Kaiserslautern Rheinland-Pfalz<br />
Innovectis INNOVECTIS Gesellschaft für Innovations-<br />
Dienstleistungen mbH, Frankfurt/Main<br />
Hessen<br />
InnoWi innoWi GmbH - Innovationen für die Wirtschaft, Bremen Bremen, Niedersachsen<br />
Ipal ipal Gesellschaft für Patentverwertung Berlin mbH, Berlin Berlin<br />
KWT Universität des Saarlandes Wissens- und<br />
Technologietransfer (WuT) GmbH - PVA der<br />
saarländischen Hochschulen, Saarbrücken<br />
Saarland<br />
MBM MBM ScienceBridge GmbH, Göttingen Niedersachsen<br />
PATON Technische Universität Ilmenau PATON-Patentzentrum<br />
Thüringen Patentverwertungsagentur, Ilmenau<br />
Thüringen<br />
Provendis PROvendis GmbH, Mülheim/Ruhr Nordrhein-Westfalen<br />
PVA MV PVA Mecklenburg-Vorpommern AG, Rostock Mecklenburg-Vorpommern<br />
PVA SH PVA Schleswig-Holstein Schleswig-Holstein<br />
rubitec rubitec - Gesellschaft für Innovation und Technologie der<br />
Ruhr-Universität Bochum mbH, Bochum<br />
Nordrhein-Westfalen<br />
SPVA GWT-TUD, FB SPVA - Sächsische<br />
PatentVerwertungsAgentur, Dresden<br />
Sachsen<br />
TLB Technologie-Lizenz-Büro (TLB) der Baden-<br />
Württembergischen Hochschulen GmbH, Karlsruhe<br />
Baden-Württemberg<br />
TransMIT TransMIT Gesellschaft für Technologietransfer mbH,<br />
Gießen<br />
Hessen<br />
TuTech TuTech Innovation GmbH, Hamburg Hamburg<br />
Die administrative Programmumsetzung liegt in der Verantwortung<br />
des Projektträgers Jülich, wobei hinsichtlich der Konzeptionierung,<br />
Umsetzung und Einbindung weiterer Finanzierungsinstanzen hohe<br />
Freiheitsgrade bei den geförderten PVAs bestehen. Der Projektträger<br />
führt ein vierteljährliches Kennzahlen gestütztes Monitoring<br />
durch, bei dem die zentralen Kennziffern zu den bearbeiteten Er-<br />
116
BayPat<br />
Brainshell<br />
BW-TU<br />
CTF<br />
EMBLEM-DKFZ<br />
ESA<br />
EZN<br />
GINo<br />
IMG<br />
Innovectis<br />
InnoWi<br />
Ipal<br />
KWT<br />
MBM<br />
PATON<br />
Provendis<br />
PVA SH<br />
PVA MV<br />
rubitec<br />
SPVA<br />
TLB<br />
TransMIT<br />
TuTech<br />
1<br />
1<br />
1<br />
findungsmeldungen, den Patentanmeldungen und -erteilungen<br />
sowie die gehaltenen Patenten und erzielten Einnahmen aus Patenten<br />
und Lizenzen erfasst werden.<br />
Die Gesellschafter der PVAs und die finanziell beteiligten Ressorts<br />
der Länder bilden die Instanzen, mit denen die strategischen und<br />
operativen Zielsetzungen abgestimmt werden. Die unterschiedlichen<br />
Rahmenbedingungen der einzelnen PVAs verdeutlicht ein<br />
Blick auf die Struktur der in den Hochschulverbünden beteiligten<br />
Partner (vgl. Abbildung 36).<br />
2<br />
2<br />
2<br />
2<br />
Abbildung 36: Zahl der beteiligten Institutionen in<br />
Hochschulverbünden<br />
4<br />
5<br />
7<br />
8<br />
8<br />
9<br />
9<br />
10<br />
11<br />
12<br />
Quelle: Statistik des PTJ, eigene Berechnungen Prognos AG 2009<br />
13<br />
13<br />
0 5 10 15 20 25 30<br />
15<br />
Neben PVAs, die ausschließlich für eine Wissenschaftsorganisation<br />
agieren, wie z.B. rubitec für die Ruhr-Universität-Bochum, und<br />
kleineren Agenturen, die wenige Einrichtungen vertreten, finden<br />
sich drei große Agenturen, die entweder für alle (BayPat) oder<br />
aber für die große Mehrheit der Universitäten des jeweiligen Bundeslandes<br />
aktiv sind und zugleich mehr als 20 Institutionen repräsentieren<br />
(Provendis für Nordrhein-Westfalen und TLB in Baden-<br />
Württemberg). Neben der Zahl der Gesellschafter bzw. der in den<br />
22<br />
23<br />
26<br />
117
BayPat<br />
Brainshell<br />
BW-TU<br />
CTF<br />
EMBLEM-DKFZ<br />
ESA<br />
EZN<br />
GINo<br />
IMG<br />
Innovectis<br />
InnoWi<br />
Ipal<br />
KWT<br />
MBM<br />
PATON<br />
Provendis<br />
PVA MV<br />
PVA SH<br />
rubitec<br />
SPVA<br />
TLB<br />
TransMIT<br />
TuTech<br />
Verbünden organisierten Hochschulen, die ein erstes Indiz für<br />
Größe und Reichweite des Forschungsumfeldes darstellen, kann<br />
die Zahl der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die in patentrelevanten<br />
Disziplinen tätig sind, ebenfalls als wesentlicher Input-Indikator<br />
angesehen werden.<br />
Abbildung 37: Patentrelevante Wissenschaftler / -innen pro<br />
Mitarbeiter / -in der PVAs<br />
414<br />
398<br />
561<br />
465<br />
719<br />
622<br />
819<br />
743<br />
750<br />
765<br />
777<br />
803<br />
895<br />
899<br />
855<br />
1.130<br />
1.083<br />
1.070<br />
1.229<br />
1.477<br />
Quelle: Statistik des PTJ, eigene Berechnungen Prognos AG 2009<br />
1.496<br />
1.681<br />
1.722<br />
0 200 400 600 800 1000 1200 1400 1600 1800 2000<br />
Zwölf von dreiundzwanzig PVAs betreuen jeweils zwischen 700<br />
und 1.100 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler pro Mitarbeiter<br />
bzw. Mitarbeiterin, die vom PtJ im Zusammenspiel mit dem<br />
BMBF auf Basis des Zahlenmaterials des Statistischen Bundesamtes<br />
als „patentrelevant“ klassifiziert worden sind. Hierzu gehören<br />
insbesondere Vertreter der naturwissenschaftlichen Disziplinen,<br />
der medizinischen Fachrichtungen und der ingenieurwissenschaftlich-technischen<br />
Fächer. Ein deutlich breiteres Fundament<br />
an wissenschaftlichem Personal pro PVA Mitarbeiter weisen die<br />
großen Agenturen in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Hessen,<br />
Baden-Württemberg und Sachsen auf. Weniger als 500 Personen<br />
im Forschungsbereich pro PVA Mitarbeiter stehen hinter<br />
den Einrichtungen im Saarland, in Brandenburg sowie bei Trans-<br />
MIT in Hessen.<br />
118
Leistungsgeschehen im Zeitverlauf<br />
Hinsichtlich der Steuerung sind folglich höchst unterschiedliche<br />
Abstimmungsprozesse erforderlich, um strategische und operative<br />
Zielsetzungen der PVAs festzulegen. Bei einer 1:1 Struktur von<br />
Wissenschaftseinrichtung und PVA sind eine engere Verzahnung<br />
der Akteure und gleichzeitig eine exklusive Vertretung der Interessen<br />
sowie ein direkter Kontakt zu allen relevanten Forschungsleitern<br />
/ -gruppen der jeweiligen Institution möglich.<br />
Gleichzeitig verfügen die einzelnen PVAs über eine höchst unterschiedliche<br />
quantitative Basis an wissenschaftlichem Personal und<br />
an Forschungsleistungen in den von ihnen vertretenen Hochschulen<br />
und Forschungsinstituten und damit auch an Ergebnissen, die<br />
für eine wirtschaftliche Verwertung geeignet sind.<br />
In den folgenden Analysen sind somit die unterschiedliche Basis<br />
verwertbarer Erfindungen einerseits sowie die unterschiedliche<br />
Größe der Einrichtungen - und damit die jeweilige Personalkapazität<br />
- andererseits zu berücksichtigen.<br />
Die Bewertung der Leistungsfähigkeit der PVAs in quantitativen<br />
Indikatoren orientiert sich zunächst an den drei Kerngrößen:<br />
� betreute und geprüfte Erfindungsmeldungen,<br />
� Prio-Patentanmeldungen und<br />
� Verwertungsabschlüsse,<br />
� Verwertungseinnahmen.<br />
Unter diesen drei Analyseperspektiven wird zunächst eine Gesamtbetrachtung<br />
der geförderten PVAs vorgenommen, um in einem<br />
zweiten Schritt die Kennzahlen auf der Institutionenebene zu<br />
diskutieren. Dabei wird deutlich, dass die Heterogenität des Untersuchungsfeldes<br />
auch bei der Analyse einzelner Indikatoren berücksichtigt<br />
werden muss.<br />
119
2000<br />
1800<br />
1600<br />
1400<br />
1200<br />
1000<br />
800<br />
600<br />
400<br />
200<br />
0<br />
1273<br />
341<br />
51<br />
Abbildung 38: Leistungen der PVAs 2002-2008 (gesamt)<br />
93<br />
1653<br />
526<br />
1832 1825 1793<br />
531<br />
Quelle: Statistik des PTJ, eigene Berechnungen Prognos AG 2009<br />
1801<br />
603 606 596<br />
182 173 191<br />
2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008<br />
Erfindungsmeldungen Prio-Patentanmeldungen Verwertungsabschlüsse<br />
1773<br />
In den ersten beiden Jahren nach Beginn der Verwertungsoffensive<br />
zeichnet sich in allen drei Betrachtungskategorien eine dynamische<br />
Entwicklung ab, so dass innerhalb von zwei Jahren die<br />
Zahl der von den PVA betreuten Erfindungsmeldungen und der<br />
Prio-Patentanmeldungen jeweils auf das Anderthalbfache und die<br />
Zahl der Verwertungsabschlüssen auf das Dreieinhalbfache des<br />
Ausgangswerts anstiegen. Während ab 2004 die Kurve der Verwertungsabschlüsse<br />
im Gesamttrend weiterhin einen Anstieg verzeichnen<br />
konnte, schwanken die Zahlen der Erfindungsmeldungen<br />
und der Prio-Patentanmeldungen offenbar um einen Grenzwert<br />
herum. Die Erreichung dieser Grenze kann mit unterschiedlichen<br />
Argumenten begründet werden. Gespräche mit den Verantwortlichen<br />
in den PVAs machen deutlich, dass die Sensibilisierung von<br />
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern für Fragen der Verwertung<br />
und Patentierung einer kontinuierlichen Überzeugungsarbeit<br />
bedarf. Auch die Gespräche mit Hochschulvertretern zeigen,<br />
dass hier ein gewisser „Mentalitätswandel“ als Voraussetzung für<br />
eine stärkere Verwertungsorientierung angesehen wird, der sich<br />
im Untersuchungszeitraum jedoch nicht vollständig vollzogen hat.<br />
In den meisten Hochschulen finden wir spezifische Stellen und<br />
Einrichtungen des Wissens- und Technologietransfers, von denen<br />
einige vergleichbare Aufgaben übernehmen. Wissenschaftlerinnen<br />
und Wissenschaftler, die auf positive Erfahrungen mit diesen<br />
Einrichtungen zurückgreifen können, werden nur schwer als<br />
Partner der PVAs zu gewinnen sein, da ihnen ein Motiv für den<br />
Wechsel fehlt.<br />
276<br />
532<br />
256<br />
120
BayPat<br />
Brainshell<br />
BW-TU<br />
CTF<br />
EMBLEM-DKFZ<br />
ESA<br />
EZN<br />
GINo<br />
IMG<br />
Innovectis<br />
InnoWi<br />
Ipal<br />
KWT<br />
MBM<br />
PATON<br />
Provendis<br />
PVA SH<br />
PVA MV<br />
rubitec<br />
SPVA<br />
TLB<br />
TransMIT<br />
TuTech<br />
43<br />
45<br />
60<br />
73<br />
Insgesamt wird jede dritte Erfindung, die von den PVAs geprüft<br />
worden ist, zu einer Patentanmeldung ausgearbeitet, für jede<br />
siebte kann im Laufe der Folgejahre ein Verwertungsabschluss<br />
erzielt werden.<br />
Erfindungsmeldungen<br />
Eine Betrachtung der absoluten Zahl der Erfindungsmeldungen auf<br />
Basis der einzelnen PVAs zeichnet ein differenziertes Bild von Einrichtungen,<br />
die mehr als 1.000 Erfindungsmeldungen betreut haben<br />
und kleineren bzw. erst mit kurzer Frist tätigen Agenturen, die<br />
weniger als 100 Erfindungsmeldungen bearbeitet haben (vgl.<br />
Abbildung 39).<br />
Abbildung 39: Erfindungsmeldungen pro PVA 2002-2008<br />
256<br />
254<br />
219<br />
280<br />
228<br />
313<br />
191<br />
404<br />
325<br />
483<br />
186<br />
470<br />
298<br />
374<br />
507<br />
561<br />
968<br />
1097<br />
Quelle: Statistik des PTJ, eigene Berechnungen Prognos AG 2009<br />
2026<br />
0 500 1000 1500 2000 2500<br />
Die drei stärksten PVAs (Provendis, TLB, Ipal) betreuen mehr als<br />
42% aller Erfindungsmeldungen, die besten fünf (die genannten<br />
plus PVA SH und SPVA) mehr als 53% der Erfindungsmeldungen.<br />
Hinter diesen PVAs stehen offenkundig in großer Zahl erfindungsstarke<br />
Hochschulen und Wissenschaftseinrichtungen, mit denen<br />
sich entsprechende Arbeits- und Kommunikationsroutinen entwickelt<br />
haben.<br />
121
BayPat<br />
Brainshell<br />
BW-TU<br />
CTF<br />
EMBLEM-DKFZ<br />
ESA<br />
EZN<br />
GINo<br />
IMG<br />
Innovectis<br />
InnoWi<br />
Ipal<br />
KWT<br />
MBM<br />
PATON<br />
Provendis<br />
PVA MV<br />
PVA SH<br />
rubitec<br />
SPVA<br />
TLB<br />
TransMIT<br />
TuTech<br />
Angesichts der Heterogenität der PVAs in Größe und Reichweite<br />
sollen diese Zahlen im folgenden Schritt vor dem Hintergrund der<br />
jeweiligen Mitarbeiterzahlen bzw. der Zahl der patentrelevanten<br />
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der in den Verbünden<br />
organisierten Einrichtungen reflektiert werden. Hierbei zeigt sich,<br />
dass die Unterschiede zwischen den PVAs deutlich geringer ausfallen<br />
und die Ausreißerwerte auf Basis der Gesamtzahlen vor allem<br />
die Größe und Mitarbeiterzahl der jeweiligen Agentur widerspiegeln.<br />
Abbildung 40: Erfindungsmeldungen pro Mitarbeiter / -in der PVAs<br />
p.a.<br />
0 5 10 15 20 25 30<br />
Quelle: Statistik des PTJ, eigene Berechnungen Prognos AG 2009<br />
Provendis, GINo, EZN, CTF und die PVA SH gehören zu den<br />
Agenturen, bei denen die einzelnen Mitarbeiter die meisten Erfindungsmeldungen<br />
betreuen. Während in der absoluten Zahl der<br />
betreuten Erfindungen jedoch ein eindeutiger Größeneffekt feststellbar<br />
ist, führt diese Betrachtungsweise zu einem differenzierteren<br />
Bild. Hier können die kleineren Agenturen, wie z.B. GiNo, IMG<br />
und auch die PVA SH, auf eine überdurchschnittliche Zahl von Erfindungsmeldungen<br />
verweisen, die von den Mitarbeitern bearbeitet<br />
122
BayPat<br />
Brainshell<br />
BW-TU<br />
CTF<br />
EMBLEM-DKFZ<br />
ESA<br />
EZN<br />
GINo<br />
IMG<br />
Innovectis<br />
InnoWi<br />
Ipal<br />
KWT<br />
MBM<br />
PATON<br />
Provendis<br />
PVA MV<br />
PVA SH<br />
rubitec<br />
SPVA<br />
TLB<br />
TransMIT<br />
TuTech<br />
0,01<br />
0,01<br />
und geprüft werden. Gleichzeitig zeichnen sich die PVAs mit einer<br />
größeren Mitarbeiterzahl durch durchschnittliche (TLB) bzw. unterdurchschnittliche<br />
Werte (Ipal) in diesem Kontext aus.<br />
Die Zahl der Erfindungsmeldungen im Vergleich zur Zahl des Forschungspersonals<br />
in patentrelevanten Fachrichtungen und Wissenschaftsdisziplinen<br />
bildet einen weiteren Bezugspunkt, der zur<br />
Einschätzung der Ergebnisse hinzugezogen werden kann. Allerdings<br />
sind hier Unschärfen zu berücksichtigen, die aus der Definition<br />
der relevanten Fächer resultieren können.<br />
Abbildung 41: Erfindungsmeldungen pro patentrelevantem<br />
Wissenschaftler<br />
0,03<br />
0,02<br />
0,03<br />
0,06<br />
0,06<br />
0,07<br />
0,07<br />
0,07<br />
0,07<br />
0,10<br />
0,10<br />
0,11<br />
0,12<br />
0,13<br />
0,16<br />
0,16<br />
0,00 0,05 0,10 0,15 0,20 0,25<br />
Quelle: Statistik des PTJ, eigene Berechnungen Prognos AG 2009<br />
In dieser Darstellung belegen die kleineren Einrichtungen die vorderen<br />
Plätze. Dies stellt einen ersten Hinweis auf die Möglichkeit<br />
einer engeren Betreuung der jeweiligen Wissenschaftlergruppen<br />
aufgrund räumlicher Nähe und damit einer intensiveren Kommunikation<br />
dar. Gleichwohl bewegen sich auch die größeren Einrichtungen<br />
im Mittelfeld, so dass kein eindeutiger Größeneffekt abgeleitet<br />
werden kann.<br />
0,14<br />
0,16<br />
0,16<br />
0,18<br />
0,21<br />
123
BayPat<br />
Brainshell<br />
BW-TU<br />
CTF<br />
EMBLEM-DKFZ<br />
ESA<br />
EZN<br />
GINo<br />
IMG<br />
Innovectis<br />
InnoWi<br />
Ipal<br />
KWT<br />
MBM<br />
PATON<br />
Provendis<br />
PVA SH<br />
PVA MV<br />
rubitec<br />
SPVA<br />
TLB<br />
TransMIT<br />
TuTech<br />
17<br />
12<br />
18<br />
33<br />
Patentanmeldungen<br />
Nicht jede Erfindungsmeldung kann verwertet werden und auch<br />
nicht jede Erfindung erfordert notwendigerweise eine schutzrechtliche<br />
Absicherung. Die Statistik des Projektträgers scheint<br />
hinsichtlich der erteilten Schutzrechte nicht vollständig zu sein, so<br />
dass in der folgenden Darstellung der Fokus auf die Anmeldungen<br />
als Indikator der Tätigkeit der PVAs gelegt wird. Insgesamt wird<br />
jede dritte Erfindungsmeldung auch in eine Patentanmeldung<br />
überführt. Auch hier zeigen sich institutionenspezifisch große Unterschiede.<br />
Die drei anmeldestärksten PVAs (Provendis, Ipal,<br />
SPVA) vereinigen ein Drittel aller Patentanmeldungen auf sich, die<br />
fünf stärksten (die genannten plus TLB und PVA SH) knapp die<br />
Hälfte (47,4%).<br />
Abbildung 42: Prio-Patentanmeldungen der PVAs 2002-2008<br />
48<br />
70<br />
76<br />
97<br />
113<br />
123<br />
126<br />
99<br />
127<br />
93<br />
108<br />
139<br />
132<br />
163<br />
187<br />
0 50 100 150 200 250 300 350 400 450<br />
224<br />
Quelle: Statistik des PTJ, eigene Berechnungen Prognos AG 2009<br />
Die absoluten Zahlen spiegeln unterschiedliche Rahmenbedingungen<br />
wider, so dass eine unmittelbare Ableitung einer Leistungsbewertung<br />
auf dieser Grundlage nicht möglich ist.<br />
Die Relation der Patentanmeldungen zu den Erfindungsmeldungen<br />
macht deutlich, dass nicht jede Erfindung schutzrechtlich abgesichert<br />
wird. Eine kleine Gruppe von PVAs (SPVA, ESA, GINo,<br />
PVA MV und PATON) bringt mindestens jede zweite Erfindungs-<br />
293<br />
343<br />
389<br />
124
BayPat<br />
Brainshell<br />
BW-TU<br />
CTF<br />
EMBLEM-DKFZ<br />
ESA<br />
EZN<br />
GINo<br />
IMG<br />
Innovectis<br />
InnoWi<br />
Ipal<br />
KWT<br />
MBM<br />
PATON<br />
Provendis<br />
PVA MV<br />
PVA SH<br />
rubitec<br />
SPVA<br />
TLB<br />
TransMIT<br />
TuTech<br />
meldung auch zu einer Patentanmeldung, während fünf weitere<br />
(Provendis, BayPat, TLB, KWT und rubitec) jeweils jede vierte bis<br />
fünfte Erfindungsmeldung als Patent anmelden.<br />
Abbildung 43: Prio-Patentanmeldung pro Erfindungsmeldung<br />
2002-2008<br />
0,20<br />
0,19<br />
0,20<br />
0,27<br />
0,25<br />
0,25<br />
0,30<br />
0,30<br />
0,27<br />
0,31<br />
0,29<br />
0,33<br />
0,00 0,10 0,20 0,30 0,40 0,50 0,60 0,70<br />
0,35<br />
0,34<br />
0,40<br />
0,41<br />
0,45<br />
0,48<br />
0,50<br />
Quelle: Statistik des PTJ, eigene Berechnungen Prognos AG 2009<br />
0,53<br />
0,52<br />
0,58<br />
0,58<br />
Bezogen auf die personellen Kapazitäten der PVAs kann sich<br />
GINo deutlich von den übrigen PVAs absetzen, hier werden jährlich<br />
dreimal soviel Patentanmeldungen pro Mitarbeiter / -in durchgeführt<br />
wie beim Durchschnitt aller PVAs. Der Mittelwert liegt bei<br />
etwa fünf durch die PVAs betreuten Patentanmeldungen p.a., wobei<br />
drei PVAs diesen Wert in einigem Abstand unterschreiten (BW-<br />
TU, KWT und TLB).<br />
125
BayPat<br />
Brainshell<br />
BW-TU<br />
CTF<br />
EMBLEM-DKFZ<br />
ESA<br />
EZN<br />
GINo<br />
IMG<br />
Innovectis<br />
InnoWi<br />
Ipal<br />
KWT<br />
MBM<br />
PATON<br />
Provendis<br />
PVA MV<br />
PVA SH<br />
rubitec<br />
SPVA<br />
TLB<br />
TransMIT<br />
TuTech<br />
Abbildung 44: Prio-Patentanmeldungen pro Mitarbeiter / -in der<br />
PVA p.a.<br />
0 2 4 6 8 10 12 14 16<br />
Quelle: Statistik des PTJ, eigene Berechnungen Prognos AG 2009<br />
Verwertungsabschlüsse<br />
Die Quote der schutzrechtlich abgesicherten Erfindungen sagt<br />
noch nichts über die konkreten Verwertungsschritte bzw. etwaige<br />
Verwertungserfolge aus. Im folgenden Abschnitt werden somit die<br />
Verwertungsabschlüsse und die damit erzielten Verwertungseinnahmen<br />
einer vergleichenden Analyse unterzogen. Drei der an der<br />
Verwertungsoffensive beteiligten PVAs (TransMIT, Provendis,<br />
IMG) konnten im Zeitraum 2002 bis 2007 mehr als 80 Verwertungsabschlüsse<br />
realisieren, so dass im Zeitverlauf durchschnittlich<br />
in jedem Monat mindestens ein Abschluss getätigt wurde. Lediglich<br />
die beiden kleineren Agenturen CTF und EMBLEM-DKFZ<br />
fallen gegenüber den anderen in der Zahl der Abschlüsse deutlich<br />
ab. Zu berücksichtigen ist dabei, dass eine Agentur ihre Tätigkeit<br />
zwischenzeitlich eingestellt und die andere diese erst vor kurzem<br />
aufgenommen hat.<br />
126
BayPat<br />
Brainshell<br />
BW-TU<br />
CTF<br />
EMBLEM-DKFZ<br />
ESA<br />
EZN<br />
GINo<br />
IMG<br />
Innovectis<br />
InnoWi<br />
Ipal<br />
KWT<br />
MBM<br />
PATON<br />
Provendis<br />
PVA MV<br />
PVA SH<br />
rubitec<br />
SPVA<br />
TLB<br />
TransMIT<br />
TuTech<br />
0<br />
6<br />
7<br />
Abbildung 45: Zahl der Verwertungsabschlüsse pro PVA 2002-<br />
2008<br />
21<br />
23<br />
34<br />
36<br />
38<br />
36<br />
38<br />
41<br />
39<br />
46<br />
43<br />
Quelle: Statistik des PTJ, eigene Berechnungen Prognos AG 2009<br />
44<br />
46<br />
49<br />
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />
53<br />
Auch für eine Bewertung des Verwertungserfolgs bieten sich unterschiedliche<br />
Referenzgrößen an, mit der die Gesamtzahl der<br />
Verwertungsabschlüsse in den Kontext der Rahmenbedingungen<br />
gestellt werden können. Die Erfindungsmeldungen als Indikator<br />
des wissenschaftlichen Outputs bilden die substantielle Grundlage<br />
für jede wirtschaftliche Verwertung. Auf Basis einer relativ niedrigen<br />
Zahl von Erfindungsmeldungen insgesamt (60) gelingt es<br />
MBM als einziger PVA mehr als jede zweite Erfindung zu verwerten.<br />
BW-TU, TransMIT und rubitec erzielen bei den Verwertungsabschlüssen<br />
eine Quote von 1:5, bei acht PVAs liegt die Quote<br />
unter 1:10.<br />
56<br />
66<br />
83<br />
87<br />
88<br />
127
BayPat<br />
Brainshell<br />
BW-TU<br />
CTF<br />
EMBLEM-DKFZ<br />
ESA<br />
EZN<br />
GINo<br />
IMG<br />
Innovectis<br />
InnoWi<br />
Ipal<br />
KWT<br />
MBM<br />
PATON<br />
Provendis<br />
PVA MV<br />
PVA SH<br />
rubitec<br />
SPVA<br />
TLB<br />
TransMIT<br />
TuTech<br />
Abbildung 46: Verwertungsabschlüsse pro Erfindungsmeldung<br />
0,00 0,10 0,20 0,30 0,40 0,50 0,60 0,70<br />
Quelle: Statistik des PTJ, eigene Berechnungen Prognos AG 2009<br />
Bezogen auf die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den<br />
PVAs zeigt sich, dass die kleineren PVAs mit 1 bis 4 Beschäftigten<br />
pro Kopf deutlich mehr Abschlüsse realisieren können als die größeren<br />
PVAs mit mehr als 10 Beschäftigten (Ipal, Provendis, TLB),<br />
die sich im hinteren Drittel aller Verwertungsagenturen befinden.<br />
Offenkundig lassen sich mit der Größe der Einrichtungen nicht<br />
zwangsläufig Spezialisierungsvorteile entwickeln, wobei Provendis<br />
zugleich vor der Herausforderung steht, die höchste Zahl von Wissenschaftlerinnen<br />
und Wissenschaftlern pro PVA-Mitarbeiter zu<br />
betreuen.<br />
128
BayPat<br />
Brainshell<br />
BW-TU<br />
CTF<br />
EMBLEM-DKFZ<br />
ESA<br />
EZN<br />
GINo<br />
IMG<br />
Innovectis<br />
InnoWi<br />
Ipal<br />
KWT<br />
MBM<br />
PATON<br />
Provendis<br />
PVA MV<br />
PVA SH<br />
rubitec<br />
SPVA<br />
TLB<br />
TransMIT<br />
TuTech<br />
Abbildung 47: Verwertungsabschlüsse pro Mitarbeiter / -in der<br />
PVAs 2002-2008<br />
0 5 10 15 20 25 30 35<br />
Quelle: Statistik des PTJ, eigene Berechnungen Prognos AG 2009<br />
Hinsichtlich der Verwertungseinnahmen ist zu konstatieren, dass<br />
einzelne Abschlüsse von einer herausragenden Größenordnung<br />
das Gesamtbild prägen. Insgesamt steigt das Volumen der Verwertungseinnahmen<br />
für alle geförderten Hochschulverbünde von<br />
761.000 € im Jahr 2001 auf 6,4 Mio. € in 2008 an. Dieser Anstieg<br />
ist vor allem durch wenige große Abschlüsse von vier PVAs zu erklären<br />
(vgl. folgende Abbildung).<br />
129
1.800.000 €<br />
1.600.000 €<br />
1.400.000 €<br />
1.200.000 €<br />
1.000.000 €<br />
800.000 €<br />
600.000 €<br />
400.000 €<br />
200.000 €<br />
0 €<br />
Abbildung 48: Entwicklung der Verwertungseinnahmen<br />
TransMIT<br />
TLB<br />
PVA-SH<br />
2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008<br />
Quelle: Statistik des PTJ, eigene Berechnungen Prognos AG 2009<br />
Provendis<br />
rubitec<br />
PATON<br />
ESA<br />
GiNo<br />
InnoWi<br />
KWT<br />
Brainshell<br />
SPVA<br />
TuTech<br />
IMG<br />
BW-TU<br />
PVA-MV<br />
Innovectis<br />
Ipal<br />
PVA SH<br />
Provendis<br />
TransMIT<br />
Insgesamt lassen sich in der Entwicklung der Verwertungseinnahmen<br />
zwei Stufen erkennen: Eine Konsolidierungsphase bis 2005,<br />
in der sich die PVAs als relevante Akteure im Verwertungssystem<br />
der Hochschulen etablieren mussten. Einen Entwicklungssprung<br />
im Jahr 2006, bei dem ein Großteil der PVAs ihre Einnahmen<br />
steigern konnten und ein kleiner Teil bereits außerordentliche<br />
Erträge erzielte, gefolgt von einer Seitwärtsbewegung auf dem in<br />
2006 erreichten Niveau. Mehr als 20 Abschlüsse pro Agentur p.a.<br />
bilden die Ausnahme im Verwertungsgeschäft, ohne dass sich seit<br />
2006 klare Trends der Steigerung erkennen lassen.<br />
Beim Gesamtvolumen der Verwertungseinnahmen ragen vier<br />
Agenturen (TLB, TransMIT, Provendis, PVA SH) deutlich heraus,<br />
indem sie die Grenze von 1 Mio. € überschreiten können. Eine<br />
Detailanalyse zeigt den eben beschriebenen Wirkungszusammenhang:<br />
� TLB: Hinter den Gesamteinnahmen von 2,6 Mio. € stehen<br />
insgesamt 46 Verwertungsabschlüsse; mit 4 Abschlüssen werden<br />
bereits 1,4 Mio. €, d.h. mehr als 50% der Einnahmen erzielt.<br />
TLB<br />
130
BayPat<br />
Brainshell<br />
BW-TU<br />
CTF<br />
EMBLEM-DKFZ<br />
ESA<br />
EZN<br />
GINo<br />
IMG<br />
Innovectis<br />
InnoWi<br />
Ipal<br />
KWT<br />
MBM<br />
PATON<br />
Provendis<br />
PVA MV<br />
PVA SH<br />
rubitec<br />
SPVA<br />
TLB<br />
TransMIT<br />
TuTech<br />
� TransMIT: Mit 88 Abschlüssen können Gesamteinnahmen von<br />
2,5 Mio. € realisiert werden, 7 Abschlüsse stehen für 1 Mio. €,<br />
d.h. 40% der Einnahmen.<br />
� Provendis: 87 Abschlüssen mit insgesamt 1,7 Mio. € Einnahmen<br />
stehen wiederum 13 Abschlüsse mit 1,1 Mio. € gegenüber.<br />
Dies entspricht 64% der Verwertungserlöse.<br />
� PVA SH: 53 Abschlüsse mit einem Gesamtvolumen von 1,4<br />
Mio. €, wobei mit 2 Abschlüssen 685.000 €, d.h. knapp 50%<br />
des Gesamtvolumens realisiert werden.<br />
Alle anderen Abschlüsse der vier genannten Verwertungsagenturen<br />
erzielen einen Durchschnittserlös von rund 16.000 €.<br />
Abbildung 49: Verwertungseinnahmen der PVA 2002-2008<br />
- € 500.000 € 1.000.000 € 1.500.000 € 2.000.000 € 2.500.000 € 3.000.000 €<br />
Quelle: Statistik des PTJ, eigene Berechnungen Prognos AG 2009<br />
Die niedrigen Durchschnittswerte pro Verwertungsabschluss kennzeichnen<br />
auch die Erlösseite aller anderen Agenturen. Damit<br />
bestätigt sich der internationale Trend, bei dem mit wenigen Abschlüssen<br />
große Verwertungseinnahmen erzielt werden können,<br />
die überwiegende Zahl jedoch nur geringe Erlöse einbringt.<br />
131
Brainshell<br />
BW-TU<br />
ESA<br />
GINo<br />
IMG<br />
Innovectis<br />
InnoWi<br />
Ipal<br />
KWT<br />
PATON<br />
Provendis<br />
PVA MV<br />
PVA SH<br />
rubitec<br />
SPVA<br />
TLB<br />
TransMIT<br />
TuTech<br />
3.258 €<br />
Abbildung 50: Durchschnittliche Verwertungseinnahmen pro Abschluss<br />
41<br />
12.937 €<br />
12.024 €<br />
8.636 €<br />
6.186 €<br />
6.985 €<br />
3.557 €<br />
9.272 €<br />
12.904 €<br />
9.038 €<br />
13.498 €<br />
12.652 €<br />
21.870 €<br />
19.284 €<br />
15.245 €<br />
26.538 €<br />
29.150 €<br />
Quelle: Statistik des PTJ, eigene Berechnungen Prognos AG 2009<br />
56.840 €<br />
0 € 10.000 € 20.000 € 30.000 € 40.000 € 50.000 € 60.000 €<br />
Da die Verwertung zu den Kernaufgaben der Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter in den Agenturen zählt, werden im Folgenden auch die<br />
Einnahmen in dieser Perspektive betrachtet. Hierbei zeigt sich,<br />
dass über die Laufzeit von 2002 bis 2007 TransMIT als mittelgroße<br />
Agentur den Spitzenplatz behaupten kann, wobei die größeren<br />
Agenturen, wie TLB und Provendis, in dieser Betrachtung ihre<br />
Spitzenposition verlieren. In dieser Darstellung wird aber auch<br />
deutlich, dass die PVAs bisher nicht in der Lage sind, ihre Kosten<br />
pro Kopf wieder einzuspielen, wenn in diese Betrachtung auch<br />
noch Overhead- und Sachkosten für die Infrastruktur berücksichtigt<br />
werden. Sieben der Agenturen, für die Daten vorliegen, haben<br />
im genannten Sechsjahreszeitraum weniger als 100.000 € pro<br />
Kopf realisieren können.<br />
41 Bei dieser Darstellung wurden die Werte für die PVAs BayPat, CTF, EMBLEM-DKFZ, EZN, MBM nicht berechnet. Die<br />
vorherigen Ausführungen haben gezeigt, dass diese Einrichtungen durch ihre bislang kurze Tätigkeit im Netzwerk der<br />
PVA noch keine oder keine nennenswerten Verwertungserfolge für diese Berechnungen vorweisen können. Das gleiche<br />
gilt für die kommende Abbildung 51.<br />
132
Brainshell<br />
BW-TU<br />
ESA<br />
GINo<br />
IMG<br />
Innovectis<br />
InnoWi<br />
Ipal<br />
KWT<br />
PATON<br />
Provendis<br />
PVA MV<br />
PVA SH<br />
rubitec<br />
SPVA<br />
TLB<br />
TransMIT<br />
TuTech<br />
Abbildung 51: Verwertungseinnahmen pro Mitarbeiter / -in der PVA<br />
2002-2008<br />
0 100.000 200.000 300.000 400.000 500.000 600.000<br />
Quelle: Statistik des PTJ, eigene Berechnungen Prognos AG 2009<br />
Der Blick in die Statistik des Projektträgers zeichnet ein heterogenes<br />
Bild. In diesem bestätigen sich unterschiedliche Befunde der<br />
Innovationsliteratur, die offensichtlich für die Implementierung einer<br />
systematischen Verwertungsstruktur für die deutschen Hochschulen<br />
und einzelne außeruniversitäre Forschungseinrichtungen<br />
kennzeichnend sind. Bei der Betrachtung des Gesamtvolumens<br />
der Verwertungstätigkeit und der daraus erzielten Erlöse sind darüber<br />
hinaus folgende Aspekte zu berücksichtigen:<br />
� Wissenschaftsorganisationen, wie z.B. die Fraunhofer- und die<br />
Max-Planck-Gesellschaft sind in der Analyse nicht berücksichtigt,<br />
so dass die Gesamtheit der geförderten Verwertungseinrichtungen<br />
nur für einen Ausschnitt der Erfindungstätigkeit im<br />
Wissenschaftssektor steht.<br />
� Die PVAs betreuen in erster Linie Erfindungen, die nicht direkt<br />
von den Hochschulen an Dritte weitergereicht werden. Die<br />
Nutzung von Resultaten aus kooperativer oder beauftragter<br />
Forschung kann, muss aber nicht notwendigerweise zum<br />
Aufgabenbereich der PVAs gehören.<br />
� Offenkundig werden auch Verwertungskanäle genutzt, die nicht<br />
auf die PVAs als Mittlerorganisation zurückgreifen. Dies bedeutet<br />
nicht notwendigerweise einen Verstoß gegen das Arbeit-<br />
133
Nutzerzufriedenheit<br />
nehmererfindergesetz, sondern kann auch Ausdruck der Eigeninteressen<br />
einzelner Hochschulen sein, die die Verwertung<br />
in Eigenregie vornehmen.<br />
In den weiteren Betrachtungen wird insbesondere auf die qualitativen<br />
Befunde aus den Gesprächen mit den Verantwortlichen der<br />
PVAs sowie die Interviews mit Vertretern der Hochschulen und der<br />
Länderressorts zurückgegriffen. Von den Gesprächspartnern<br />
wurde häufig Kritik an einer ausschließlich indikatorenbasierten<br />
Leistungsbewertung geäußert, da die Rahmenbedingungen der<br />
einzelnen PVAs höchst unterschiedlich gestaltet sind. Dies wurde<br />
durch die vorhergehende Darstellung belegt: Größe und Struktur<br />
der Hochschulverbünde, Betreuungsrelationen gegenüber dem<br />
patentrelevanten Forschungspersonal, budgetäre Ausstattung, organisatorische<br />
Einbindung und singuläre Verwertungserlöse, die<br />
aufgrund eines niedrigen allgemeinen Niveaus, von herausragender<br />
Bedeutung sind, zeigen, dass ein interinstitutioneller Vergleich<br />
der Leistungsfähigkeit nur bedingt zu aussagekräftigen Ergebnissen<br />
führt.<br />
Nahezu unumstritten ist, dass eine stärkere Verwertungsorientierung<br />
von Wissenschaft und Forschung notwendig ist, um den Wissens-<br />
und Technologietransfer zu intensivieren. Gleichzeitig versagen<br />
an dieser Stelle die Marktmechanismen, da dem Großteil<br />
des Forschungspersonals das Wissen fehlt, um entsprechende<br />
Prozesse inklusive der schutzrechtlichen Absicherung ihrer Forschungsergebnisse<br />
eigeninitiativ und eigenverantwortlich zu<br />
steuern.<br />
Die Dienstleistungen der PVAs müssen den Anforderungen unterschiedlicher<br />
Zielgruppen Rechnung tragen:<br />
Aus Sicht der Gesellschafter und der Mitglieder der Hochschulverbünde:<br />
Die PVAs agieren in unterschiedlichen Gesellschafterstrukturen,<br />
zu denen entweder ausschließlich die mit ihren Forschungsleistungen<br />
repräsentierten Hochschulen und Forschungseinrichtungen<br />
zählen oder aber weitere transferinteressierte Akteure. Hierzu gehören<br />
z.B. die jeweiligen Landesbanken, zentrale Transferorganisationen<br />
der Länder oder aber spezifische institutionenbezogene<br />
Transfereinrichtungen. Hieraus resultieren wiederum unterschiedliche<br />
Anforderungen und Erwartungen.<br />
Aus Sicht des Forschungspersonals:<br />
Hierbei sind insbesondere drei Gruppen zu unterscheiden:<br />
134
� Forscher mit Patentierungs- und Verwertungserfahrungen, die<br />
sich durch die angebotene Unterstützung eine effiziente Arbeitsteilung<br />
und höhere Verwertungserfolge erwarten.<br />
� Forscher mit Patentierungs- und Verwertungserfahrungen, die<br />
innerhalb der Strukturen ihre eigenen Transfer- und Verwertungskanäle<br />
entwickelt haben und diese auch in Zukunft behaupten<br />
wollen. Hierbei sind nicht notwendigerweise Verstöße<br />
gegen das Arbeitnehmererfindergesetz zu unterstellen, sondern<br />
spezifische Verhandlungsstrategien, die einer Optimierung der<br />
eigenen Forschungsressourcen dienen.<br />
� Forscher ohne Patentierungs- und Verwertungserfahrungen,<br />
die jedoch verwertungsrelevante Erfindungen tätigen und für<br />
das Angebot der PVAs erst erschlossen werden müssen.<br />
Aus Sicht der verwertenden Unternehmen:<br />
Die Unternehmenspartner streben einerseits nach hoher rechtlicher<br />
Sicherheit bei der Verwertung von Forschungsergebnissen<br />
und sind andererseits daran interessiert, das Gut öffentliche Forschung<br />
zu möglichst geringen Kosten in ihre eigenen Innovationsprozesse<br />
einzubinden.<br />
Folglich müssen die PVAs unterschiedlichen Anforderungen gerecht<br />
werden, die sich z.T. wechselseitig ausschließen und von<br />
Einrichtung zu Einrichtung darüber hinaus divergieren können.<br />
Das gesamte Leistungsgeschehen über alle Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter der PVAs hinweg lässt sich in den folgenden drei<br />
Kennziffern zusammenfassen. Jede Mitarbeiterin / jeder Mitarbeiter<br />
betreute durchschnittlich im Zeitraum 2003 - 2007 jährlich:<br />
� 15 Erfindungsmeldungen,<br />
� 5 Patentanmeldungen und<br />
� 3 Verwertungsabschlüsse.<br />
Hier wird aus Sicht der Gesellschafter und insbesondere der kofinanzierenden<br />
Landesregierungen ein deutlich höherer quantitativer<br />
Leistungsnachweis erwartet. Zu berücksichtigen ist hierbei,<br />
dass den PVAs nicht alle Erfindungen der beteiligten Forschungseinrichtungen<br />
für eine Vermarktung zur Verfügung stehen. D.h.<br />
einzelne Hochschulen verwerten über eigene bereits vorhandene<br />
Transferstrukturen einen Teil der Erfindungen selbst, ohne die<br />
PVAs in diesen Prozess einzubeziehen, so dass hier ein Nebeneinander<br />
von Verwertungs- bzw. Transferstrukturen zu konstatieren<br />
ist. Dies schmälert wiederum die Erfolgsaussichten der<br />
PVAs, sofern sie die Erfindungen mit dem größten Verwertungspotenzial<br />
nicht in ihr Portfolio aufnehmen können.<br />
135
Die Wahrnehmung der spezifischen Aufgaben einer stärkeren<br />
Sensibilisierung des wissenschaftlichen Personals, eine qualitative<br />
Steigerung und Systematisierung von Prüfungs- und Verwertungsschritten,<br />
eine Beschleunigung des Verwertungsprozesses und die<br />
Generierung zusätzlicher Einnahmen zeigt in den vergangenen<br />
Jahren deutliche Fortschritte. Aus Sicht der Landesvertreter wird<br />
dieses Aufgabenspektrum noch ergänzt durch eine regionalökonomische<br />
Entwicklungsperspektive, die sich jedoch nicht in jedem<br />
Fall sinnvoll einlösen lässt. Z.T. sind die Adressaten der Verwertung,<br />
z.B. in der Pharmakologie oder der biowissenschaftlichen<br />
Forschung, bei multinationalen Unternehmen zu suchen, so dass<br />
ein regionaler Zuschnitt die Verwertungschancen nachhaltig<br />
schmälern würde.<br />
Diese unterschiedlichen Rollen der PVAs, ob als Element der regionalen<br />
Wirtschaftsförderung oder aber als Mittlerorganisation,<br />
die nach möglichst lukrativen Verwertungsabschlüssen strebt, bestimmen<br />
die Intensität der Ansprache multinationaler Unternehmen.<br />
Die Einbindung internationaler Verwertungspartner bildet<br />
derzeit nur für einen Teil der PVAs eine konkrete Vermarktungsoption.<br />
In den aktuell vorhandenen Budgets sind die Spielräume<br />
für ein international ausgerichtetes Networking jedoch eng gesteckt.<br />
Einzelne Universitäten bzw. Hochschulverbünde haben ihr Selbstverpflichtung<br />
zur Unterstützung der Tätigkeit der PVAs durch einen<br />
finanziellen Eigenbeitrag bestätigt oder besetzen die Gesellschafterversammlungen<br />
mit Vertretern der obersten Führungsebene.<br />
Hierdurch wird verdeutlicht, dass die PVAs einen hohen<br />
strategischen Stellenwert genießen und die Aktivitäten mit den<br />
übergeordneten Strategien des Wissens- und Technologietransfers<br />
abgestimmt werden.<br />
Die fünfzig Kurzinterviews mit forschendem Personal der Hochschulen<br />
beruhten auf einer Zufallsstichprobe von Personen, die im<br />
Rahmen der BMBF-Förderung erfolgreich Drittmittel akquiriert haben<br />
und in technischen oder ingenieurwissenschaftlichen Disziplinen<br />
arbeiten. Hierbei kristallisieren sich folgende Nutzungs- und<br />
Zufriedenheitsmuster heraus:<br />
� Erfahrungsträger, die eine hohe Zufriedenheit mit den Leistungen<br />
und dem Angebotsspektrum konstatieren.<br />
� Erfahrungsträger, die das Angebot der PVAs aus Unkenntnis<br />
oder aber Unzufriedenheit nicht nutzen. Z.T. gehen diese bewusst<br />
eigene Wege in Patentierung und Verwertung über weitere<br />
Transferangebote der Hochschule oder die direkte Ansprache<br />
von Patentanwälten.<br />
� Erfahrungsträger, die ihre Erfindungen weitgehend den beteiligten<br />
Unternehmen überlassen, kein eigenes Verwertungsinter-<br />
136
esse artikulieren und hierin für sich auch keinen Mehrwert erkennen<br />
können.<br />
� Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die keine Erfahrungen<br />
mit Patentierung haben und die Arbeit der PVAs nur<br />
vom Hören-Sagen kennen.<br />
In der Zusammenschau der Befragungsergebnisse wird deutlich,<br />
dass sich die PVAs in Einzelfällen fest als interner Kooperationspartner<br />
der schutzrechtlichen Absicherung von Forschungsergebnissen<br />
und ihrer Verwertung etablieren konnten, dies in der Zufallsstichprobe<br />
jedoch die Minderheit ist. Z.T. fehlt auf Seiten des<br />
Forschungspersonals nach wie vor das Problembewusstsein für<br />
die Entwicklung abgestimmter Verwertungsstrategien. Insbesondere<br />
bei Industriekooperationen wird ohne weitere Reflexion weitgehend<br />
auf die eigenen schutzrechtlichen Ansprüche verzichtet.<br />
Hier zeigt sich ein typisches Handlungsdilemma: Einerseits sollen<br />
die Partner aus der Wirtschaft möglichst schnell Forschungsergebnisse<br />
für sich nutzen und verwenden können, um ihre eigene<br />
Wettbewerbsposition zu stärken. Andererseits sollen die Hochschulen<br />
im Wissens- und Technologietransfer eine Rolle einnehmen,<br />
die der Anerkennung ihrer eigenen Forschungsleistungen einen<br />
höheren Stellenwert beimisst. Insgesamt lässt sich hier noch<br />
keine institutionenübergreifende „Verwertungsphilosophie“ erkennen.<br />
Unternehmen werden von den PVAs vor allem als Verwertungspartner<br />
angesehen, die über unterschiedliche Kommunikationskanäle<br />
angesprochen werden. Hierbei kommen sowohl Datenbankrecherchen,<br />
eigene Branchen- und Netzwerkanalysen als auch<br />
persönliche Kontakte im Sinne eines Direktmarketing zum Tragen.<br />
Bisher werden die PVAs von den Unternehmen noch nicht als die<br />
zentralen Akteure zur Erschließung des Wissens der Hochschulen<br />
angesehen. Hier sind weiterhin neben den PVAs Transferstellen<br />
an den einzelnen Hochschulen und Forschungseinrichtungen tätig,<br />
z.T. verfügen die Unternehmen aber auch über direkte persönliche<br />
Kontakten zu den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern.<br />
Kritische Selbstreflexion der beauftragten <strong>SIGNO</strong>-Akteure<br />
Die PVAs stehen mit ihrer Kernaufgabe in Konkurrenz zu weiteren<br />
strategischen Zielsetzungen, die von den Hochschulen und Forschungseinrichtungen<br />
verfolgt werden. Hierzu gehören sowohl der<br />
Anspruch an Exzellenz in Forschung und Lehre, das Streben nach<br />
Einwerben von Drittmitteln, insbesondere aus wettbewerblichen<br />
Verfahren, die Zusammenarbeit mit Unternehmen in Kooperationsprojekten<br />
als auch die Teilnahme an Cluster- und Netzwerkaktivitäten.<br />
Die schutzrechtliche Absicherung der Forschungsergebnisse<br />
sowie die Generierung von Einnahmen aus der Verwertung<br />
bilden somit in der Prioritätenliste der handelnden Akteure<br />
Zielsetzungen, die neben anderen verfolgt werden und in den bis-<br />
137
her entwickelten Mechanismen der Leistungsbewertung keine herausragende<br />
Rolle einnehmen.<br />
Auf der strategisch-konzeptionellen Ebene wird den PVAs von<br />
Seiten der Hochschulleitungen eine hohe Bedeutung zugerechnet.<br />
Dies manifestiert sich bei einzelnen PVAs in einer zusätzlichen<br />
finanziellen Unterstützung und der Beteiligung an den<br />
wesentlichen Entscheidungsprozessen. Gleichwohl wurden mit<br />
Etablierung der PVAs die vorhandenen Strukturen nicht generell<br />
infrage gestellt bzw. reorganisiert, sondern - häufig anknüpfend an<br />
bereits existierende Patentierungsaktivitäten - durch die PVAs<br />
ergänzt. Damit besteht die Notwendigkeit für ein dezidiertes<br />
Schnittstellenmanagement nicht nur gegenüber dem<br />
Forschungspersonal und den verwertungsinteressierten<br />
Unternehmen, sondern auch gegenüber den bereits vorhandenen<br />
Transferakteuren. Dies wurde z.T. organisatorisch dadurch<br />
aufgefangen, dass die PVAs strukturell und / oder räumlich mit den<br />
Transferstellen zusammengelegt wurden. Z.T. wurden aber auch<br />
neue Strukturen implementiert, die eine Neuorganisation der<br />
Transferprozesse erforderlich machen. Hier ist eine Inkonsistenz<br />
zwischen der verbalisierten strategischen Bedeutung und der faktischen<br />
Eingliederung in die Transferlandschaft festzustellen.<br />
Gleichzeitig werden die PVAs mit höchst unterschiedlichen Verhandlungsmandaten<br />
ausgestattet. Diese reichen von einer spezifischen<br />
Funktion im Transfersystem der jeweiligen Institution bis<br />
zum Alleinvertretungsanspruch für alle - schutzrechtlich abgesicherten<br />
- Erfindungen inklusive der Beteiligung und Prüfung aller<br />
Drittmittelaufträge, die mit privaten Auftraggebern geschlossen<br />
werden. Hieraus resultiert einerseits ein unterschiedliches Spektrum<br />
an Forschungsergebnissen auf der Input-Seite, die für eine<br />
Verwertung zur Verfügung stehen, andererseits eine auch gegenüber<br />
den Mitgliedern der jeweiligen Institutionen signalisierte Wertschätzung.<br />
Diese kann die Schlüsselrolle der PVAs in den eigenen<br />
Transferaktivitäten hervorheben oder die PVAs in eine gleichberechtigte<br />
Position neben anderen Transferagenten einordnen.<br />
Die doppelte Herausforderung in der Entwicklung von Kommunikations-<br />
und Kooperationsstrategien sowohl in die beauftragenden<br />
Wissenschaftsinstitutionen hinein als auch in Richtung verwertungsinteressierter<br />
Unternehmen beschreibt ein umfangreiches<br />
Leistungs- und Aufgabenportfolio. In der ersten Förderphase<br />
wurde der Akzent vor allem auf die Sensibilisierung der Forschungseinrichtungen<br />
und ihrer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler<br />
gesetzt. Hier galt es, die Bedeutung der Patentierung<br />
als Handlungsoption im Forschungsprozess zu verankern, Wege<br />
und Verfahren aufzuzeigen sowie die Änderungen aus der Neuregelung<br />
des Arbeitnehmererfindergesetzes zu erklären. Der erforderliche<br />
„Mentalitätswandel“ auf Seiten des Forschungspersonals<br />
beinhaltet folgende Aspekte:<br />
138
� Sensibilisierung für die Relevanz der schutzrechtlichen<br />
Absicherung von Forschungsergebnissen,<br />
� Berücksichtigung schutzrechtlicher Aspekte im Rahmen der<br />
Publikationsstrategie,<br />
� Klärung der Verhandlungsposition des Erfinders gegenüber verwertungsinteressierten<br />
Unternehmen,<br />
� Definition von Schnittstellen und Arbeitsteilung in der Kooperation<br />
zwischen Erfinder und PVA,<br />
� Motivation zur Kooperation mit der PVA,<br />
� Zurechnung von Erfinderanteilen in kooperativen<br />
Forschungsprojekten,<br />
� Vergütung nach Regelung des Arbeitnehmererfindergesetzes.<br />
Der mit der Neuregelung des Arbeitnehmererfindergesetzes vollzogene<br />
Wandel bezieht sich auf die Ablösung eines ausschließlich<br />
eigenverantwortlich und selbstgesteuerten Handlungsmodells auf<br />
die Implementierung eines Modells, das eine kooperative Vorgehensweise<br />
unter Einbeziehung der institutionellen Interessen vorsieht.<br />
Dieser Wandel lässt sich nicht innerhalb weniger Monate<br />
vollziehen, zumal in den etablierten Mechanismen der Leistungsbewertung<br />
Patentierung keine oder lediglich eine untergeordnete<br />
Rolle einnimmt.<br />
Die Bearbeitung der Marktseite ist wiederum auf ein breites<br />
Patentportfolio angewiesen. Dies bildet die Voraussetzung, um<br />
systematisch vorhandene Kontakte zu nutzen bzw. neue Zielgruppen<br />
anzusprechen. Die Vermarktung einzelner Patente ist vergleichsweise<br />
schwierig, da sie ein präzises Matching zwischen neu<br />
entwickelten Technologien und Verfahren und dem Anwendungskontext<br />
erfordert. Die Erfindungen der Hochschulen sind zudem<br />
Ergebnisse der Forschung, denen häufig der Nachweis der Anwendung<br />
und Umsetzbarkeit fehlt. Im Verwertungsprozess muss<br />
somit nicht nur der richtige Adressat für die Erfindung identifiziert,<br />
sondern auch eine Perspektive der Anwendbarkeit vermittelt werden.<br />
PVAs und Hochschulerfinder stehen hier vor einem Handlungsdilemma:<br />
Es fehlen eigene finanzielle und personelle Ressourcen<br />
– und im hochschulinternen Anreizsystem entsprechende<br />
Mechanismen, um Erfindungen weiterzuentwickeln und zur Anwendungsreife<br />
zu führen. Gleichzeitig wird die Verhandlungsposition<br />
der Akteure geschwächt. Solange die Unternehmen selbst die<br />
weitergehende Entwicklungsarbeit leisten oder finanzieren müssen,<br />
ist die Bereitschaft, für den Erwerb von Schutzrechten oder<br />
Lizenzen eine hohe Summe zu zahlen, gering ausgeprägt.<br />
139
Im Quervergleich der PVAs zeichnen sich unterschiedliche strategische<br />
Schwerpunktsetzungen ab, die entweder der eigenen Institutionengeschichte<br />
oder aber spezifischen Rahmenbedingungen<br />
geschuldet sind. In Bayern beteiligen sich zwei Unternehmensverbände<br />
des Freistaats mit Zuschüssen an der Finanzierung von<br />
BayPat (Verband der Metall- und Elektroindustrie, Verband der<br />
Chemischen Industrie), womit eine deutliche Akzentverschiebung<br />
zur Stärkung der Vermarktungsperspektive verbunden ist. Diese<br />
Fokussierung auf den industriellen Anwender manifestiert sich in<br />
einer deutlichen Intensivierung der Präsenz auf Messen und sonstigen<br />
Veranstaltungen mit einem unmittelbaren Unternehmensbezug.<br />
In der proaktiven Unternehmensansprache setzt die neue<br />
Leitung der BayPat einen eindeutigen Schwerpunkt und organisiert<br />
einen bayerischen Patenttag zur Sensibilisierung der Zielgruppe<br />
Unternehmen. Trotz einer Aufstockung der personellen Kapazitäten<br />
bleibt BayPat auf eine intensive Zusammenarbeit mit den<br />
Transferstellen der einzelnen bayerischen Hochschulen angewiesen.<br />
Diese verfügen in den meisten Fällen über eigene Erfinderberater,<br />
die wiederum Adressaten der Netzwerkarbeit von BayPat<br />
sind.<br />
Einen entsprechend Netzwerk orientierten Kooperationsansatz<br />
verfolgt auch die TransMIT GmbH. Hier kann die Einrichtung als<br />
Teil des Regionalmanagements auf mehr als 100 Hochschullehrer<br />
in den TransMIT-Zentren als unmittelbare Netzwerk- und Kooperationspartner<br />
zurückgreifen. Dies schafft nicht nur Nähe zu den<br />
vertretenen Hochschulen, sondern unmittelbare Kontakte. Gleichzeitig<br />
steht TransMIT für eine verwertungsorientierte Strategie, mit<br />
der wöchentlich 50 Unternehmenskontakte realisiert werden.<br />
TransMIT steht hinsichtlich der Verwertungseinnahmen pro Mitarbeiterin<br />
/ Mitarbeiter an der Spitze der PVAs.<br />
Für eine Verknüpfung eines regionalökonomischen Entwicklungsauftrags<br />
mit den Aufgaben der Patentverwertung stehen auch die<br />
PVAs in Brandenburg und Rheinland-Pfalz. Die Wahrnehmung der<br />
Tätigkeit durch Organisationen, die darüber hinaus in der Politik<br />
der Landestechnologieförderung oder des Clustermanagements<br />
zentrale Funktionen übernehmen, ermöglicht eine enge Zusammenarbeit<br />
mit den weiteren Tätigkeitsfeldern der Zukunftsagentur<br />
Brandenburgs bzw. der Innovations-Management GmbH. Dadurch<br />
wird insbesondere die Ansprache von Unternehmen im jeweiligen<br />
Bundesland deutlich vereinfacht.<br />
Der Weg zur Ansprache von Unternehmen gestaltet sich aus Sicht<br />
einzelner PVAs gerade dann als schwierig, wenn im Rahmen der<br />
eigenen Tätigkeit weitere Funktionen, wie z.B. als Patentinformationszentrum,<br />
wahrgenommen werden. Folglich kann bei der<br />
Unternehmensansprache nur selten auf eigene Kontakte oder bestehende<br />
Kooperationsbeziehungen zurückgegriffen werden. Die<br />
Präsentation der Erfindungen in Form von Exposés im Invention-<br />
Store bzw. die Unternehmensrecherche über Datenbanken stehen<br />
hier notwendigerweise im Mittelpunkt der Verwertungsaktivitäten.<br />
140
Die Situation in Baden-Württemberg ist gekennzeichnet durch eine<br />
große PVA, die für den Großteil der Hochschulen des Landes verantwortlich<br />
ist, und zwei spezialisierten Einrichtungen in Heidelberg<br />
und Freiburg, die exklusiv für einzelne Hochschulen bzw.<br />
Forschungseinrichtungen 42 arbeiten. CTF sowie die Heidelberger<br />
PVA vertreten forschungsintensive und patentstarke Wissenschaftseinrichtungen,<br />
die eine enge Vor-Ort-Betreuung rechtfertigen.<br />
43 Die Spezialisierung auf Life Science und medizinische<br />
Forschungsthemen ermöglicht eine Konzentration der Verwertungsaktivitäten<br />
auf eine fokussierte Zielgruppe von Unternehmen<br />
aus dem internationalen Raum im Bereich der pharmazeutischen<br />
und medizintechnischen Industrie. Durch die Ausübung der Leitungsfunktion<br />
in Personalunion ist CTF eng mit der Zentralstelle für<br />
Technologietransfer verzahnt, so dass Transfer- und Verwertungsaktivitäten<br />
ohne Reibungsverluste Hand in Hand gehen. Das für<br />
die übrigen baden-württembergischen Hochschulen verantwortliche<br />
Technologie-Lizenz-Büro (TLB) setzt einen Schwerpunkt in<br />
der Identifikation der Erfindungen, die die höchsten Vermarktungschancen<br />
besitzen. Hier gilt das Streben nicht nach Breite des<br />
Patentportfolios, sondern in der Konzentration auf die vielversprechendsten<br />
Erfindungen. Wie oben dargestellt, steht TLB hinsichtlich<br />
der durchschnittlichen Verwertungseinnahmen an der<br />
Spitze aller PVAs.<br />
Die Forderung der niedersächsischen Hochschulen nach einer regionalen<br />
Nähe der sie vertretenden PVA hat dazu geführt, dass<br />
sich drei Einrichtungen diese Aufgabe teilen. Dabei übernimmt InnoWi<br />
auch die Vertretung der Hochschulen Bremens. Das Erfinderzentrum<br />
Niedersachsen (EZN), das diese Aufgabe erst 2006<br />
übernommen hat, strebt ausdrücklich nach einem wirtschaftlichen<br />
Erfolg der Patentverwertungstätigkeit. Das Ziel, für die Hochschulen<br />
Gewinne zu erwirtschaften, wird explizit formuliert. Dabei kann<br />
das EZN aufgrund seines breiten Leistungsportfolios auf enge<br />
Kontakte zu Unternehmen zurückgreifen.<br />
Da im Berliner Wirtschaftsraum große industrielle Anwender fehlen,<br />
verfolgt IPAL zwei Schwerpunkte in der Vermarktung. Einerseits<br />
wird der Weg über Gründungen verfolgt, wobei dann der<br />
Gründungserfolg und nicht die Erzielung von maximalen Einnahmen<br />
im Vordergrund der Verwertung steht. Andererseits werden<br />
verstärkt regionale KMU und auch internationale Partner für die<br />
Vermarktung angesprochen. Beide Gruppen zusammen stellen<br />
rund 60% der Verwertungspartner von IPAL und damit der Berliner<br />
Hochschulen dar.<br />
42 Hier: das Deutsche Krebsforschungszentrum und die Medizinische Fakultät der Heidelberger Universität.<br />
43 Einen vergleichbaren Weg beschreitet die MBM Science Bridge GmbH in Göttingen.<br />
141
Effekte<br />
Die Beispiele zeigen, dass unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt<br />
werden und dabei institutioneneigene bzw. in den kooperierenden<br />
Hochschulen vorhandene Netzwerke eine große Rolle spielen. Für<br />
die Unternehmensansprache werden auch die Kooperationspartner<br />
des Forschungspersonals einbezogen. Hierbei wird im Einzelfall<br />
geklärt, wer die Ansprache durchführt. Größere Verwertungserfolge<br />
sind bis heute jedoch nur in Einzelfällen erzielt worden,<br />
wobei dem Faktor „Zufall“ von allen Beteiligten ein hoher Stellenwert<br />
beigemessen wird.<br />
Die Mehrheit der PVAs beschreibt die hohe Personalfluktuation als<br />
Problem, das eine kontinuierliche Arbeit - und hierbei insbesondere<br />
die Pflege der Unternehmenskontakte - erschwert. Zumeist<br />
orientiert sich die Entlohnung an der Eingruppierung des Öffentlichen<br />
Dienstes, so dass nur wenige Möglichkeiten vorhanden<br />
sind, einen zusätzlichen (finanziellen) Stimulus zu setzen. Das Tätigkeitsprofil<br />
beinhaltet sowohl technisch-naturwissenschaftliche<br />
Kompetenzen als Voraussetzung zur Bewertung der Erfindungsmeldungen<br />
als auch kommunikative Kompetenzen zum Aufbau<br />
und zur Pflege der institutioneninternen und externen Kooperationsbeziehungen.<br />
Gerade die Intensivierung einzelner Unternehmenskontakte<br />
führt in vielen Fällen zur Abwerbung der Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter der PVAs. Nur wenige Einrichtungen haben<br />
dieses Problem durch attraktive Qualifizierungs- und Weiterbildungsangebote<br />
sowie die Einführung von weiteren leistungsorientierten<br />
Entlohnungsinstrumenten für sich lösen können. Die Flexibilität<br />
in der Entlohnung ist wiederum abhängig von der Rechtsform<br />
und organisatorischen Verankerung der jeweiligen PVA, die<br />
mehr oder weniger große Handlungsspielräume eröffnet.<br />
Die Bewertung der wirtschaftlichen Bedeutung der Tätigkeit der<br />
PVAs ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht möglich. Zu konstatieren<br />
ist, dass mit der Förderung ein Prozess angestoßen wurde,<br />
der erste positive Veränderungen im Aufbau einer stärkeren Verwertungsorientierung<br />
von Forschungseinrichtungen und ihrem<br />
wissenschaftlichen Personal erkennen lässt. Eine starke Verwertungskultur,<br />
wie sie im angelsächsischen Raum anzutreffen ist, hat<br />
sich im betrachten Zeitraum jedoch noch nicht etablieren können.<br />
In der Analyse der Entwicklung der wesentlichen Leistungskennziffern<br />
der PVAs (bearbeitete Erfindungsmeldungen, Prio-Patentanmeldungen,<br />
Verwertungsabschlüsse und -einnahmen) zeigt sich<br />
insbesondere bei den Verwertungsabschlüssen und -einnahmen<br />
ein deutlicher Anstieg gegenüber dem Referenzjahr 2002. Offenkundig<br />
gelingt es den PVAs im Durchschnitt vermehrt Verwertungsabschlüsse<br />
zu erzielen und damit entsprechende Einnahmen<br />
zu generieren. Gleichwohl muss berücksichtigt werden, dass die<br />
Entwicklung bei einem niedrigen Ausgangsniveau startete und<br />
hinsichtlich der Erfindungsmeldungen und der Patentanmeldungen<br />
142
900%<br />
800%<br />
700%<br />
600%<br />
500%<br />
400%<br />
300%<br />
200%<br />
100%<br />
0%<br />
bereits ein Schwellenwert erreicht ist. Dieser erklärt sich einerseits<br />
aus der Parallelität von Transferinstitutionen an den Hochschulen<br />
und Forschungseinrichtungen, die nach wie vor auch selbständig<br />
Erfindungen vermarkten. Andererseits haben bisher erst vier PVAs<br />
finanziell lukrative Verwertungsabschlüsse als Erfolgsgeschichten<br />
vorzuweisen.<br />
Abbildung 52: Leistungsgeschehen der PVAs (Index: 2002 =<br />
100%)<br />
Quelle: Statistik des PTJ, eigene Berechnungen Prognos AG 2009<br />
Insgesamt konnten die PVAs aus der Verwertung der von ihnen<br />
betreuten Erfindungen und Patente im Zeitraum von 2002 bis 2008<br />
22,2 Mio. € an Einnahmen erzielen. 44 Aus Sicht der Hochschulerfinder<br />
ist der finanzielle Stimulus jedoch nicht als vordringlich für<br />
eine Kooperation mit der PVA anzusehen. Ein Blick auf die Mittel<br />
der Drittmittelforschung zeigt, dass z.B. eine große Universität wie<br />
die RWTH Aachen in den Ingenieurwissenschaften im Zeitraum<br />
von 2005 bis 2007 allein bei der DFG, 155,4 Mio. € akquirierte, für<br />
die TU Dresden lautet dieser Wert 46,9 Mio. €. 45 D.h. die Verwertungseinnahmen<br />
insgesamt stellen kleine Anteile an den Hochschulbudgets<br />
dar, zumal sie z.T. direkt dem Erfinder zukommen<br />
und die verbleibenden Summen zwischen Wissenschaftseinrichtung<br />
und PVA aufgeteilt werden. Als Quelle der Drittmittelak-<br />
44 Statistik des PTJ: Verwertungseinnahmen berücksichtigen sowohl Neupatentierungen (16,4 Mio. €) als auch Altpatente<br />
(5,8 Mio. €).<br />
45 DFG-Fördermittelranking 2009<br />
502,0%<br />
156,0%<br />
139,3%<br />
2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008<br />
Index Erfindungsmeldungen Index Prio-Patentanmeldungen<br />
Index Verwertungsabschlüsse Index Verwertungseinnahmen<br />
812,6%<br />
143
3,5<br />
3,0<br />
2,5<br />
2,0<br />
1,5<br />
1,0<br />
0,5<br />
0,0<br />
0,9<br />
quise an Hochschulen und Forschungseinrichtungen hat die<br />
Patentverwertung zum jetzigen Zeitpunkt nur eine untergeordnete<br />
Bedeutung.<br />
Die Zahl der Verwertungsabschlüsse pro Mitarbeiter / Mitarbeiterin<br />
der PVAs zeigt, dass es - wenn auch auf einem in absoluten Zahlen<br />
noch niedrigen Niveau - zunehmend gelingt, die Schnittstelle<br />
zwischen Forschungsinstitution und Unternehmen zu besetzen. In<br />
der folgenden Abbildung ist nach einem kontinuierlichen Anstieg<br />
der Verwertungsabschlüsse pro Mitarbeiter zwischen 2003 und<br />
2007 im Jahr 2008 ein Rückgang dieses Wertes zu erkennen. Hier<br />
kommt einerseits zum Tragen, dass die neuen PVAs im Netzwerk<br />
im ersten Jahr ihrer Zugehörigkeit noch keine Verwertungsabschlüsse<br />
realisiert haben, wie oben bereits diskutiert wurde. Andererseits<br />
machen sich hier möglicherweise erste Anzeichen der<br />
Wirtschaftskrise bemerkbar, wodurch die Ansprache von Unternehmen<br />
erschwert wird.<br />
Abbildung 53: Verwertungsabschlüsse pro Mitarbeiter / -in der<br />
PVAs<br />
1,7<br />
1,6<br />
2003 2004 2005 2006 2007 2008<br />
Quelle: Statistik des PTJ, eigene Berechnungen Prognos AG 2009<br />
2,1<br />
Insgesamt fehlen Benchmarks für die Bewertung des Umsetzungserfolgs<br />
der PVAs, so dass lediglich auf die Dynamik der Gesamtentwicklung<br />
verwiesen werden kann. Hier wird deutlich, dass<br />
die PVAs sich zunehmend als relevante Schnittstellenakteure<br />
etablieren können. Damit wird auch die Voraussetzung für eine<br />
Professionalisierung des Verwertungsmanagements geschaffen,<br />
3,2<br />
2,5<br />
144
Erfolgsfaktoren<br />
46 Diese bildete keinen Gegenstand der Evaluierung.<br />
da sich in den PVAs die Kompetenzen zur Strukturierung und Organisation<br />
des Prozesses der schutzrechtlichen Absicherung der<br />
Forschungsergebnisse, der Verhandlungsanbahnung und -führung<br />
mit interessierten Unternehmen sowie die vertragsrechtliche Gestaltung<br />
bündeln.<br />
Die PVAs insgesamt entwickeln als Einzelinstitutionen Netzwerkbeziehungen<br />
untereinander, wobei von den beteiligten Akteuren<br />
auf die positiven Effekte der Strategieförderung verwiesen wird. 46<br />
Die Wahrnehmung eines Netzwerkmanagement erfolgte in der<br />
Vergangenheit z.T. durch die Technologie-Allianz, wobei die aktuelle<br />
Ressourcenbasis die Handlungsspielräume deutlich beschränkt.<br />
Ausgehend von der Innovationsprozesskette sind von der ursprünglichen<br />
Erfindung bis zum Markteintritt mehrere Entwicklungsstufen<br />
zu vollziehen, bei denen die Patent- und Verwertungsagenturen<br />
die Rolle eines Katalysators übernehmen können.<br />
Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Tätigkeit sind innovative<br />
Forschungsbereiche, die am Beginn der Verwertungskette einen<br />
ausreichenden Input liefern, der erst alle weiteren<br />
Verwertungsschritte ermöglicht. Das Phänomen der „kritischen<br />
Masse“ besitzt auch in diesem Fall Gültigkeit. Einige PVAs in<br />
Ostdeutschland suchen derzeit eine engere Abstimmung, um<br />
gemeinsam auf eine größere Basis an patentiertem Wissen<br />
zurückgreifen zu können und damit eine größere Aufmerksamkeit<br />
bei industriellen Anwendern zu erzielen.<br />
PVAs wie EMBLEM-DKFZ, die eine forschungsstarke Institution<br />
vertreten, verfügen zugleich über eine kritische Masse an Erfindungen<br />
und an verwertbarem Wissen als auch eine Spezialisierung,<br />
die eine zielgenaue und adressatengerechte Marktbearbeitung<br />
ermöglicht. Spezialisierung und kritische Masse stehen im<br />
Idealfall in einem komplementären Verhältnis. Sie können aber<br />
auch in Konkurrenz zueinander stehen, wenn einzelne PVAs einen<br />
breiten Kreis von Wissenschaftseinrichtungen und Hochschulen<br />
vertreten. Bisher zeigt die Struktur der PVAs eine ausreichende<br />
Offenheit, um ggf. individuelle Lösungen, wie z.B. in Baden-Württemberg,<br />
hervorzubringen. Insgesamt legen die Verantwortlichen<br />
in den PVAs einen hohen Stellenwert auf die fachliche Spezialisierung<br />
bei der Rekrutierung ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.<br />
Gleichwohl stoßen die Agenturen hier an Kapazitätsgrenzen, wenn<br />
es gilt, eine Vielzahl von Fachbereichen und Wissenschaftsdisziplinen<br />
zu vertreten.<br />
145
Die durch die PVAs zu vertretenden Erfindungen und Patente<br />
stellen immer nur einen Ausschnitt der Forschungsergebnisse der<br />
jeweiligen Institutionen dar. Nur wenigen Einrichtungen, wie z.B.<br />
TransMIT, gelingt es offenkundig, einen weitgehenden Vertretungsanspruch<br />
für die Erfindungen zu behaupten. Die Mitglieder<br />
der Hochschulverbünde anderer PVAs behalten sich eine eigene<br />
Vermarktung und Verwertung von Erfindungen ohne Einbeziehung<br />
der PVAs vor. Entscheidend für die Zahl und Qualität der durch die<br />
PVAs vertretenen Patente ist somit die Reichweite des Vertretungsmandats.<br />
Nur wenn hier eine eindeutige Übertragung der<br />
Verantwortung erfolgt und diese innerhalb der beteiligten<br />
Institutionen kommuniziert wird, kann die PVA ihre Aufgaben in<br />
vollem Umfang wahrnehmen.<br />
Dies gilt ebenfalls in Bezug auf die Verhandlungsposition der<br />
PVAs gegenüber den einzelnen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern.<br />
Darüber hinaus wird diese Position gestärkt, wenn<br />
neben den gesetzlich geregelten Anteilen für den Arbeitnehmererfinder<br />
die jeweiligen Forschungsgruppen von einer Verwertung<br />
profitieren. Einzelne Hochschulen und Forschungseinrichtungen<br />
sind dazu übergangenen, Erlöse nicht nur zwischen den zentralen<br />
Organisationen, den Erfindern und den PVAs aufzuteilen, sondern<br />
auch die Forschungsgruppen daran teilhaben zu lassen. Diesen<br />
stehen folglich wiederum zusätzliche Budgets zur Verfügung, die<br />
nicht den strikten Vorgaben der Projektförderung unterworfen sind.<br />
Allerdings ist hierbei zu berücksichtigen, dass die bisher erzielten<br />
Gesamterlöse sich für alle deutschen Hochschulen und die beteiligten<br />
Forschungseinrichtungen zu einem niedrigen zweistelligen<br />
Millionenbetrag addieren, so dass der Anreizeffekt nicht überschätzt<br />
werden sollte.<br />
Der persönliche Kontakt zu den patentrelevanten Forschungsgruppen<br />
ist von zentraler Bedeutung, um das Leistungsangebot<br />
der PVAs bekannt zu machen und als Ansprechpartner für offene<br />
Fragen Akzeptanz zu finden. Insbesondere die Kernfrage zwischen<br />
Zeitpunkt einer möglichen Veröffentlichung bzw. Präsentation<br />
der Forschungsergebnisse und Möglichkeiten der schutzrechtlichen<br />
Absicherung bedarf einer unmittelbaren und einzelfallbezogenen<br />
Kommunikation, die sich nicht auf unverbindliche Aussagen<br />
zurückzieht. Von daher ist die Präsenz der PVAs und ihrer<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Hochschulen und Forschungseinrichtungen<br />
von herausragender Bedeutung für die Erschließung<br />
des Innovationspotenzials der betreuten Einrichtungen.<br />
Räumliche Nähe bildet hierfür eine zentrale Voraussetzung. Durch<br />
Netzwerklösungen und die Einbeziehung von Schlüsselakteuren<br />
kann eine fehlende räumliche Nähe kompensiert werden. Zentral<br />
für die Zufriedenheit der „internen Kunden“ sind dabei kurze Reaktionszeit<br />
und flexible Lösungsansätze, die den Reputationsinteressen<br />
des forschenden Personals entgegen kommen.<br />
146
Hemmnisse<br />
Die PVAs stehen an der Schnittstelle zwischen Wissensproduktion<br />
und Wissensverwertung, so dass der Marktbearbeitung ein hoher<br />
Stellenwert zukommt. Persönliche Kontakte zu einzelnen Unternehmen<br />
und ein klares Profil der Zielgruppen erhöhen die Erfolgschancen<br />
im Verwertungsprozess. Eine zielgruppenspezifische<br />
Marktbearbeitung wird jedoch dann erschwert, wenn breite, unspezifische<br />
Patentportfolios oder Einzelerfindungen vermarktet<br />
werden sollen. Bislang erfolgt die Ansprache potenzieller Verwertungsinteressenten<br />
zumeist über Datenbankrecherchen und ein<br />
zweistufiges Informationsangebot. Insgesamt sollte ein stärkeres<br />
Zusammenspiel mit weiteren intermediären Akteuren des Innovationssystems,<br />
wie z.B. den Projektträgern der Fachprogramme des<br />
Bundes erfolgen, um spezifische Leistungsangebote zielgerichteter<br />
vermarkten zu können. Die Vernetzung der PVAs in der Gesamtstruktur<br />
der innovationsrelevanten Akteure ist noch nicht abgeschlossen.<br />
Dies gilt sowohl auf der Marktseite als auch in den Wissenschaftsorganisationen<br />
selbst, die einen Handlungsauftrag an die PVAs<br />
ausgesprochen haben und als Gesellschafter an der strategischen<br />
Ausrichtung und Steuerung beteiligt sind. Neben den PVAs gibt es<br />
eine Vielzahl von Transfereinrichtungen / -beauftragten, die für die<br />
jeweilige Wissenschaftsorganisation oder einzelne Fachbereiche /<br />
Institute tätig sind, so dass Überschneidungen in der Aufgabenwahrnehmung<br />
nicht zu vermeiden sind. Darüber hinaus betreiben<br />
einzelne Einrichtungen, die als Mitglieder der Hochschulverbünde<br />
agieren, eigenständige Verwertungsstrategien, so dass die PVAs<br />
immer nur einen Ausschnitt selbst der freien Erfindungstätigkeit<br />
repräsentieren. Angesichts der Erwartungen der Zuwendungsgeber<br />
an zu erzielende Refinanzierungsbeiträge ist eine Schmälerung<br />
der Verwertungsbasis durch parallel verfolgte Verwertungsaktivitäten<br />
als kontraproduktiv anzusehen.<br />
Probleme in der Mitarbeiterbindung, die von einigen Agenturen<br />
benannt werden, stehen ebenfalls einer langfristig orientierten<br />
Vernetzung mit Akteuren in Wissenschaft und Wirtschaft entgegen.<br />
Hierbei ist mehr Kontinuität in jedem Fall wünschenswert,<br />
wobei die Handlungsspielräume durch spezifische Weiterbildungs-<br />
und Qualifizierungsangebote und andere mögliche Leistungsanreize<br />
offensichtlich nicht von allen Agenturen vollständig ausgeschöpft<br />
werden.<br />
Rolle der PVAs im Transfersystem aus Sicht der ko-finanzierenden<br />
Landesregierungen<br />
Im Ländervergleich zeichnen sich unterschiedliche Strukturen ab,<br />
mit denen die Aufgabe der Verwertung von Hochschulerfindungen<br />
abgebildet wird. Dabei zeichnen sich folgende Umsetzungsmodelle<br />
ab:<br />
147
� eine einzelne PVA, die alle Hochschulen und ggf. weitere<br />
Forschungseinrichtungen des Landes vertritt,<br />
� eine zentrale PVA, die die Mehrheit der Akteure vertritt, neben<br />
der aber weitere PVAs tätig sind,<br />
� eine meist regional fokussierte Aufgabenteilung mehrerer PVAs<br />
und<br />
� länderübergreifende Lösungen.<br />
Die konkreten Ausgestaltungsformen sind zumeist der Entstehungsgeschichte<br />
geschuldet, in der sich die beteiligten Hochschulverbünde<br />
konstituiert haben. Das zentrale Modell, mit einer die<br />
Mehrheit der Hochschulen vertretenden PVA, wird auch in den<br />
großen Flächenstaaten Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen<br />
verfolgt. Die bayerische Umsetzung stützt sich auf<br />
die zentrale Einrichtung der Bayerischen Patentallianz, die im Januar<br />
2007 diese Funktion von der Fraunhofer-Patentstelle übernahm.<br />
BayPat zielt durch die Beteiligung zweier Unternehmensverbände<br />
auf eine direktere Ansprache der Unternehmen ab und<br />
verstärkt die landesweite Öffentlichkeitsarbeit. Mit dem Bayerischen<br />
Patenttag im Herbst 2009 wurde ein wichtiger Akzent gesetzt,<br />
um die Verantwortlichkeit und das Leistungsspektrum von<br />
BayPat auch gegenüber den bayerischen Unternehmen zu demonstrieren.<br />
In Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen finden sich neben<br />
der zentralen PVA weitere, kleinere PVAs mit einem jeweils spezifischen<br />
Aufgabenportfolio bzw. Vertretungsmandat. Beide Landesregierungen<br />
sehen hierin eine Möglichkeit, vorhandenen Strukturen<br />
oder aber spezifischen Konstellationen gerecht zu werden. Bei<br />
der Etablierung von Provendis wurde die Existenzberechtigung der<br />
rubitec an der Ruhr-Universität-Bochum, die bereits 1997 gegründet<br />
wurde, durch die nordrhein-westfälische Landesregierung nicht<br />
infrage gestellt. Sie wird als ergänzende Möglichkeit angesehen,<br />
um spezifisch die Verwertungsinteressen einer Hochschule zu<br />
vertreten. Bewusst sollten gewachsene Strukturen und Vertrauensbeziehungen<br />
durch eine Neuordnung nicht zerschlagen<br />
werden. Die Dynamik in Baden-Württemberg mit forschungsstarken<br />
Einrichtungen im medizinisch-klinischen Bereich hat zur Bildung<br />
kleiner, ebenfalls auf einzelne Hochschulen / Forschungseinrichtungen<br />
fokussierter PVAs geführt. Ein stetiger Strom von Forschungsergebnissen<br />
am Deutschen Krebsforschungszentrum und<br />
den medizinischen Fakultäten der Universitäten Heidelberg und<br />
Freiburg rechtfertigt eine spezialisierte und professionalisierte<br />
Vertretung der Verwertungsinteressen. Aufgrund der weitgehenden<br />
Hochschulautonomie eröffnet sich den Hochschulen ein Gestaltungsfeld,<br />
das gezielt genutzt werden kann. Folglich verbleibt<br />
die Bewertung von Effizienz und Effektivität der jeweiligen Lösungen<br />
auch in der Verantwortung der jeweiligen Hochschulen bzw.<br />
148
Hochschulverbünde. Die zentrale Verantwortung des Technologie-<br />
Lizenz Büros wird hierdurch nicht tangiert. Der Transfer von Forschungsergebnissen<br />
ist z.B. im Hochschulgesetz eindeutig als<br />
Aufgabe der Hochschulen definiert: „Die Hochschulen fördern<br />
durch Wissens-, Gestaltungs- und Technologietransfer die Umsetzung<br />
und Nutzung der Ergebnisse der Forschung und Entwicklungsvorhaben<br />
in die Praxis.“ 47<br />
In Hessen und Niedersachsen / Bremen haben sich die PVAs regional<br />
spezialisiert, so dass die einzelnen Agenturen für eine jeweils<br />
definierte Zielgruppe von Hochschulen tätig sind. Hier werden<br />
vor allem die Aspekte der räumlichen Nähe als Grundlage für<br />
vertrauensbasierte Beziehungen und damit gleichzeitig eine Skepsis<br />
gegenüber zentralen Lösungen als Argumente für die Aufgabenteilung<br />
und räumliche Differenzierung genannt. Dabei kann es<br />
um den Vertretungsanspruch leistungsstarker Hochschulen, wie<br />
z.B. der TU Darmstadt, durchaus zu einem Wettbewerb der PVAs<br />
untereinander kommen. Für die drei hessischen PVAs wurden mit<br />
der „Gemeinsamen Verwertungsoffensive der hessischen Hochschulen“<br />
ein organisatorisches Dach und zugleich eine elektronische<br />
Plattform für die Verwertung von Forschungsergebnissen geschaffen.<br />
Bei den Verhandlungen über die Zielvereinbarungen der<br />
hessischen Hochschulen mit der Landesregierung wird der<br />
Transfer eine deutlich prominentere Rolle finden als bisher. Ihm<br />
sollen dabei auch eigene Leistungskennziffern zugeordnet werden,<br />
so dass hochschulseitig das Verwertungsinteresse deutlich erhöht<br />
werden soll.<br />
Die Länder Hessen und Bremen stehen für ein Konzept, dass darauf<br />
abzielt, die PVAs in „selbsttragende Strukturen“ zu entlassen,<br />
auch wenn allen Beteiligten bewusst ist, dass dies nicht ausschließlich<br />
Einnahmen aus der Verwertung von Schutzrechten<br />
sein können. Hier wird vor allem von den Hochschulen eine mittel-<br />
und langfristig stärkere finanzielle Beteiligung erwartet.<br />
Das Ziel, kritische Massen zu generieren, ist das Hauptmotiv der<br />
mitteldeutschen Verwertungsinitiative. Erwartet werden eine größere<br />
Zahl von Verwertungsabschlüssen sowie kostendämpfende<br />
Synergieeffekte, die aus einer engeren Zusammenarbeit und einem<br />
intensivierten Informationsaustausch resultieren. Forschungs-<br />
und verwertungsstarke Akteure, die z.T. immer noch auf eigene<br />
Vertriebskanäle zurückgreifen, stehen dieser Entwicklung jedoch<br />
skeptisch gegenüber. D.h. konzeptionell muss der Nutzen, der sich<br />
für alle Beteiligten ergibt, eindeutig herausgearbeitet werden, um<br />
eine breite Mobilisierung und Beteiligung der relevanten Akteure<br />
zu ermöglichen.<br />
47 Zweites Gesetz zur Änderung hochschulrechtlicher Vorschriften (Zweites Hochschulrechtsänderungsgesetz –<br />
2.HRÄG). Vom 1. Januar 2005<br />
149
Insgesamt ist den Vertretern der Länder bewusst, dass weitere Akteure<br />
des Wissens- und Technologietransfers der beteiligten<br />
Hochschulen sich um die Vermarktung von Erfindungen bemühen,.<br />
Die existierenden Vertriebskanäle sollen durch die PVAs<br />
auch nicht infrage gestellt bzw. durch die Einschaltung eines Mittlers<br />
komplizierter gestaltet werden. Ziel bleibt es jedoch, eine professionalisierte<br />
Dienstleistung durch die PVAs anzubieten, mit der<br />
die Verhandlungsposition der beteiligten Institutionen langfristig<br />
gestärkt werden soll. Von daher beziehen alle Informationsmaßnahmen<br />
stets die transferstarken Institute und Wissenschaftler ein,<br />
ohne die gesetzeskonformen Verwertungsaktivitäten der Hochschulen<br />
beschneiden zu wollen.<br />
Übereinstimmend sehen die Ländervertreter ein Dilemma hinsichtlich<br />
der Ressourcenausstattung. Die Erbringung verwertungsspezifischer<br />
Dienstleistungen erfordert sowohl ein fachliches Profil als<br />
auch Managementqualifikationen, die den Spezifika der in den<br />
Verbünden beteiligten Hochschulen gerecht werden müssen. Die<br />
Wahrscheinlichkeit des Verwertungserfolgs steigt wiederum mit<br />
der fachlichen Spezialisierung des Patentmanagers. Gleichzeitig<br />
sind Erfolge nicht kalkulierbar, d.h. die Beratung muss immer die<br />
Breite der fachlichen Disziplinen abdecken. Die Definition einer<br />
gemeinsamen Dachmarke, in die wiederum Erfindungsmeldungen<br />
und Schutzrechte für die Vermarktung einfließen, kann hier immer<br />
nur als zweitbester Weg gegenüber dem spezialisierten Interessenvertreter<br />
angesehen werden. Die Frage der optimalen Umsetzungsstrukturen<br />
wird vor dem Hintergrund eines stärkeren finanziellen<br />
Engagements der Hochschulen, das mehrheitlich von Bund<br />
und Ländern erwartet wird, neu zu stellen sein.<br />
Erste Einschätzung zur zukünftigen Fördernotwendigkeit<br />
Mit dem Aufbau eines Netzwerks von Patent- und Verwertungsagenturen<br />
beschreiten Bund und Länder gemeinsam mit den<br />
Hochschulen und weiteren Forschungseinrichtungen einen Weg<br />
zur Professionalisierung der Verwertung. Die bisher erzielten Erlöse<br />
lassen kurzfristig keine Entwicklung hinsichtlich sich selbst refinanzierender<br />
Strukturen erwarten - es sei denn, es gelänge binnen<br />
kurzer Frist allen Agenturen, einzelne große „Treffer“ zu landen,<br />
die zu einem stetigen Rückfluss an Lizenzeinnahmen führen.<br />
Die Notwendigkeit dieses Professionalisierungsprozesses wird von<br />
allen beteiligten Akteuren sowie der Innovationsforschung anerkannt.<br />
Die Förderung ist als Projektförderung angelegt, so dass<br />
immer wieder Handlungsunsicherheit hinsichtlich Finanzierungsdauer<br />
und Zuschusshöhe entsteht. Gleichzeitig benennen die<br />
Agenturen das Problem der Mitarbeiterbindung, das einerseits<br />
durch die hohe Attraktivität des Kompetenzprofils der Innovationsmanager<br />
in den Agenturen, andererseits durch die fehlende<br />
Mittel- und Langfristperspektive verursacht wird. Hier ist eine verlässliche<br />
und auf einen mittelfristigen Zeithorizont ausgerichtete<br />
Förderzusage erforderlich.<br />
150
Bund und Länder sollten folglich die Förderung der Patent- und<br />
Verwertungsagenturen fortsetzen und bei der Skizzierung der<br />
Leistungsanforderungen die unterschiedlichen Handlungsrationalitäten<br />
der Gesellschafter berücksichtigen. Eine anteilige Eigenfinanzierung<br />
sollte weiterhin angestrebt werden, wobei auch die<br />
Einwerbung von Mitteln durch Industrieverbände und andere Akteure<br />
eine Möglichkeit bietet, das Leistungsangebot zu verbessern,<br />
das Personal mittelfristig zu binden und weitere Schritte der Vernetzung<br />
und Internationalisierung zu vollziehen.<br />
151
7 Fazit und Empfehlungen<br />
7.1 <strong>SIGNO</strong>-Unternehmen<br />
Das <strong>SIGNO</strong>-Programm wendet sich mit seinen einzelnen Förderlinien<br />
<strong>SIGNO</strong>-Hochschulen, <strong>SIGNO</strong>-Unternehmen und <strong>SIGNO</strong>-Erfinder<br />
an unterschiedliche Zielgruppen. Gemeinsames Ziel der Aktivitäten<br />
ist es:<br />
� die jeweiligen Adressaten über Möglichkeiten der schutzrechtlichen<br />
Absicherung von Erfindungen zu informieren,<br />
� über Chancen und Risiken bzw. alternative Handlungsoptionen<br />
einer Patentierung aufzuklären,<br />
� einzelne Akteure im Prozess der Schutzrechtsbeantragung und<br />
-erteilung zu begleiten,<br />
� die Verwertung von FuE-Ergebnissen zu unterstützen,<br />
� einen Erfahrungsaustausch zu ermöglichen.<br />
Insgesamt sollen die Adressaten für die Bedeutung der schutzrechtlichen<br />
Absicherung von Erfindungen und Forschungsergebnissen<br />
sensibilisiert werden, so dass sie zukünftig selbständig die<br />
Patentierung als eine mögliche Handlungsoption prüfen können.<br />
Die unterschiedlichen Zielgruppen erfordern aus programmtechnischer<br />
Sicht einen Zugang durch spezifische Maßnahmen, die<br />
von unterschiedlichen Akteuren umgesetzt werden. Hierzu gehören<br />
die Organisatoren der Erfinderclubs, die <strong>SIGNO</strong>-Partner und<br />
die Patent- und Verwertungsagenturen. Das Projektmanagement<br />
für <strong>SIGNO</strong>-Unternehmen und <strong>SIGNO</strong>-Erfinder erfolgt bisher durch<br />
das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW Köln), Projektträger<br />
der Maßnahmen ist der Projektträger Jülich, PTJ.<br />
Die Evaluierung konzentriert sich auf eine Prüfung der Problem-<br />
und Zielgruppenangemessenheit der gewählten Maßnahmen, auf<br />
die bisher erzielten Umsetzungsergebnisse und auf die Notwendigkeit<br />
einer Modifikation des Förderangebotes. Die folgende Darstellung<br />
orientiert sich an den drei genannten Programmsäulen,<br />
die in den angesprochenen Zielgruppen, den eingesetzten Fördermitteln<br />
sowie im ausgewählten Förderinstrumentarium unterschiedliche<br />
Wege beschreiten.<br />
Mit der KMU-Patentaktion werden Unternehmen des produzierenden<br />
Gewerbes angesprochen, die in den zur Beratung vorhergehenden<br />
fünf Jahren keine eigenen Schutzrechtsaktivitäten entfaltet<br />
haben. Diese sollen vor allem für die Berücksichtigung schutz-<br />
152
echtlicher Fragestellungen sensibilisiert und bei etwaigen Patentierungsschritten<br />
unterstützt werden. Die <strong>SIGNO</strong>-Partner üben<br />
hierbei die Funktion eines Lotsen aus, der die Unternehmen durch<br />
den Prozess begleitet; weitere Akteure, wie z.B. Patentanwälte,<br />
nehmen nach wie vor entsprechende Aufgaben wahr. Ziel ist es,<br />
nicht nur die konkrete Erfindung auf Schutzrechtsfähigkeit und -<br />
würdigkeit zu prüfen und den Prozess der Patentierung zu begleiten,<br />
sondern die Unternehmen dazu zu befähigen, in zukünftigen<br />
Innovationsprozessen schutzrechtlich relevante Fragen zu erkennen<br />
und zu bearbeiten.<br />
<strong>SIGNO</strong>-Patentaktion erfüllt wichtige Funktion im Förderportfolio des Bundes<br />
Befund: Die KMU-Patentaktion ist das einzige Bundesprogramm,<br />
das Unternehmen des produzierenden Gewerbes explizit die Entwicklung<br />
von Kompetenzen im Bereich der Schutzrechte ermöglicht.<br />
Über die Gesamtlaufzeit der Förderung hat sich das<br />
Programm als wichtiger und anerkannter Baustein der staatlichen<br />
Innovationsförderung etablieren können. Dabei werden vor allem<br />
neu gegründete Unternehmen und diskontinuierliche Innovateure<br />
angesprochen. Diesen Zielgruppen fehlen Handlungsroutinen zur<br />
Prüfung und Bewertung von Erfindungen hinsichtlich schutzrechtlicher<br />
Fragen.<br />
Empfehlung: Programmzuschnitt und Förderstimulus sind so gewählt,<br />
dass die beratenen KMUs das Leistungsportfolio der<br />
<strong>SIGNO</strong>-Partner ohne Zugangsbarrieren nutzen können. Die Zielgruppe<br />
selbst konstatiert eine große Nachhaltigkeit der Beratungserfolge.<br />
Folglich sollte die Förderung fortgesetzt werden.<br />
Förderansatz hat sich bewährt und sollte im aktuellen Zuschnitt fortgesetzt werden<br />
Befund: Die Verschränkung von Beratungsleistungen und finanzieller<br />
Unterstützung einzelner Schritte der schutzrechtlichen Absicherung<br />
von Erfindungen bietet die Chance, neues Wissen in<br />
den Unternehmen zu implementieren und somit Lerneffekte und<br />
Verhaltensänderungen auszulösen. Gleichzeitig können die KMU<br />
die anfallenden Kosten für die Schutzrechtsanmeldung reduzieren.<br />
Empfehlung: Die Grundstruktur des Leistungsangebots entspricht<br />
weitgehend den Anforderungen der beratenen KMU. Der modulare<br />
Aufbau in fünf Teilpaketen ermöglicht den KMU sukzessive die<br />
Leistungen in Anspruch zu nehmen. Die Analyse der Kooperationspartner<br />
zeigt, dass in den einzelnen Umsetzungsschritten<br />
weitere Kompetenzträger (z.B. Patentanwälte, Innovationsberater<br />
sowie Kooperationspartner) eingebunden werden, so dass eine<br />
professionelle Umsetzung der Schutzrechtsanmeldung<br />
sichergestellt ist. Der grundsätzliche Zuschnitt der Förderung sollte<br />
beibehalten werden. Da schutzrechtliche Fragestellungen sich<br />
nicht auf das produzierende Gewerbe beschränken, sollten<br />
153
darüber hinaus Dienstleistungsunternehmen die Förderung in<br />
Anspruch nehmen können.<br />
Teilpaket 4 weckt unrealistische Erwartungen<br />
Befund: Die größte Unzufriedenheit der Unternehmen besteht<br />
hinsichtlich der Umsetzung des Teilpakets 4, das auf die Vorbereitung<br />
der Verwertung der Erfindung abzielt. Hier besteht offenkundig<br />
auf Seiten der KMU ein größerer Beratungsbedarf als er im<br />
Rahmen des durch <strong>SIGNO</strong> zur Verfügung gestellten Budgets sowie<br />
des Handlungsmandats der <strong>SIGNO</strong>-Partner befriedigt werden<br />
kann. Dieser den Markteintritt vorbereitende Schritt stellt für die<br />
Zielgruppe eine hohe Managementhürde dar.<br />
Empfehlung: Auf das konstatierte Defizit kann mit zwei Strategien<br />
geantwortet werden: Eine Ausweitung des Handlungsmandats der<br />
<strong>SIGNO</strong>-Partner bei gleichzeitiger Aufstockung des Fördervolumens.<br />
Oder: Die Schließung der Förderlücke durch die Einbeziehung<br />
weiterer zur Verfügung stehender Förderinstrumente. Aus<br />
Sicht der Evaluatoren ist mit weiteren Beratungsprogrammen, wie<br />
dem BMWi-Programm Innovationsmanagement (mit Schwerpunkt<br />
in Ostdeutschland), dem Einsatz von Innovationsgutscheinen in<br />
den Ländern und der Möglichkeit der technologieoffenen Förderung<br />
im Rahmen von ZIM, eine Bandbreite von Maßnahmen gegeben,<br />
die für die heterogenen Fragestellungen der KMU Antworten<br />
bereit halten sollten. Den <strong>SIGNO</strong>-Partnern kommt in ihrer Lotsenfunktion<br />
somit die Aufgabe zu, die KMU auf spezifische, problemadäquate<br />
Fördermaßnahmen hinzuweisen und ggf. Kontaktdaten<br />
der jeweiligen Projektträger weiterzugeben.<br />
Begrenzung der maximalen Laufzeit wird Prozessen nicht gerecht<br />
Befund: Die maximale Projektlaufzeit ist derzeit auf 18 Monate<br />
begrenzt. Der Zeitraum zur Klärung der schutzrechtlich relevanten<br />
Aspekte der Erfindung, ggf. erforderliche Recherchen sowie der<br />
Anmelde- und Erteilungsprozess überschreiten häufig die 18-Monatsgrenze.<br />
Damit erwächst bei Inanspruchnahme der Förderung<br />
ein zusätzlicher Handlungsdruck, der gerade für schutzrechtsunerfahrene<br />
Unternehmen z.T. nur schwer zu handhaben ist.<br />
Empfehlung: Eine Verlängerung der Laufzeit auf 24 Monate verschafft<br />
den KMU zusätzliche Handlungsspielräume. Die Beibehaltung<br />
einer Maximallaufzeit sorgt wiederum dafür, dass die Umsetzungsperspektive<br />
nicht aus den Augen verloren wird und die KMU<br />
den Prozess nicht aufgrund vielfältiger Anforderungen aus dem<br />
Tagesgeschäft vernachlässigen. Die bereits erprobte Frist von 24<br />
Monaten bietet hierfür einen sinnvollen Handlungsrahmen.<br />
154
Zielgruppendefinition umfasst vor allem Gründer und diskontinuierliche<br />
Innovateure<br />
Befund: Die KMU, die sich an der Patentaktion beteiligen, dürfen<br />
in den vorhergehenden fünf Jahren keine Schutzrechtsanmeldung<br />
durchgeführt haben und müssen Unternehmen des produzierenden<br />
Gewerbes sein. Damit wird der Kreis der Antragsberechtigten<br />
eingeschränkt. Einige <strong>SIGNO</strong>-Partner schlagen kürzere Fristen vor<br />
(z.B. 3 Jahre), um den Kreis der potenziellen Interessenten zu erweitern.<br />
Empfehlung: Da schutzrechtliche Fragestellungen sich nicht auf<br />
das produzierende Gewerbe beschränken, sollten darüber hinaus<br />
Dienstleistungsunternehmen die Förderung in Anspruch nehmen<br />
können. Gerade die mit Schutzrechtsfragen unerfahrenen Unternehmen<br />
bedürfen einer spezifischen Unterstützung. Eine Neudefinition<br />
dieser Grenzsetzung bedarf einer fachlichen oder innovationspolitischen<br />
argumentativen Fundierung. Derzeit gibt es jedoch<br />
keine Indizien dafür, dass Unternehmen, die vor 3 Jahren Schutzrechte<br />
angemeldet haben, heute Innovationschancen verpassen.<br />
Zugleich zeigen die Ergebnisse der Unternehmensbefragung einen<br />
weitgehenden Aufklärungs- und Sensibilisierungseffekt, so<br />
dass notwendiges Prozesswissen aufgebaut werden kann.<br />
Fortführung der veralteten Internetplattform InnovationMarket nicht sinnvoll<br />
Befund: Die Verwertung von Erfindungen sollte durch die Internet-<br />
Plattform InnovationMarket unterstützt werden. An Aufbau und<br />
Design hat sich in den vergangenen Jahren wenig verändert. Die<br />
Stärke, eine im 4-Augen-Prinzip abgestimmte und strukturierte<br />
Darstellung von Erfindungen und ihren möglichen Verwertungsoptionen,<br />
wird unterhöhlt durch den unattraktiven Internetauftritt, die<br />
höchst unterschiedliche Akzeptanz bei den <strong>SIGNO</strong>-Partnern und<br />
die geringe Frequenz an neu eingestellten Angeboten.<br />
Empfehlung: Eine Fortführung dieser Aktivität im bestehenden<br />
Rahmen und Umfang macht keinen Sinn. Jede Diskussion über<br />
eine Neugestaltung muss sich folgenden Fragen stellen:<br />
� Wie kann sicher gestellt werden, dass sich auch die bisher<br />
inaktiven <strong>SIGNO</strong>-Partner beteiligen und sich damit das Angebotsspektrum<br />
kontinuierlich erweitert?<br />
� Wie können Steigerung der Frequenz von neuen Angeboten<br />
und qualitative Sicherung miteinander vereinbart werden?<br />
� Auf welchem Weg kann eine breitere Öffentlichkeit angesprochen<br />
werden, so dass die Nachfrage nach den Angeboten<br />
deutlich ansteigt?<br />
155
7.2 <strong>SIGNO</strong>-Erfinder<br />
� In welcher Form können Ermittlungserfolge dokumentiert<br />
werden, so dass „Nachahmungseffekte“ ausgelöst werden?<br />
D.h. ohne ein klares Umsetzungskonzept mit präzise zugeteilten<br />
Verantwortlichkeiten und einer Selbstverpflichtung der <strong>SIGNO</strong>-<br />
Partner zu einer intensiveren Nutzung sollten keine weiteren<br />
Investitionen getätigt werden.<br />
Erfinderfachauskunft und Erfinderclubs beinhalten weitere Maßnahmen,<br />
in denen Einzelpersonen in schutzrechtlichen Fragen<br />
eine Erstberatung erhalten und die Möglichkeit des Erfahrungsaustauschs<br />
finden. Generell sollen Personen, die sich mit Erfindungen<br />
auseinandersetzen, hinsichtlich der Relevanz von Schutzrechten<br />
sensibilisiert werden. Die Messung von Wirkungen in diesen<br />
breit angelegten Förderangeboten, die mit einer vierstündigen<br />
Beratung bzw. der Organisation von Treffen für den Erfahrungsaustausch<br />
nur einen schwachen Impuls setzen können, ist schwierig.<br />
Gleichwohl zeigen zahlreiche Beispiele, dass die Leistungen<br />
der Fachauskunft und die Kommunikation in den Clubs gesucht<br />
werden und einzelne Erfinderinnen und Erfinder Verwertungserfolge<br />
vorweisen können.<br />
Erfinderfachauskunft für die Leistungsanbieter attraktiver machen<br />
Befund: Insgesamt erfüllt die Fachauskunft eine wichtige Funktion<br />
in der Beratungskette. Sie bietet Erfindern ein offenes Angebot,<br />
um im Rahmen einer vierstündigen Erstberatung zentrale Fragestellungen<br />
der Schutzrechtsanmeldung individuell zu diskutieren.<br />
Das hier vermittelte Orientierungswissen zielt insbesondere auf<br />
Erstanmelder, so dass von erfahrenen Anmeldern eher Kritik hinsichtlich<br />
der möglichen Beratungstiefe geäußert wird. Vergleichbare<br />
Beratungsangebote anderer Anbieter zielen zumeist auf Basisinformationen,<br />
die im Rahmen von Gruppenberatungen zur<br />
Verfügung gestellt werden. Der Leistungsumfang der Beratung ist<br />
eng begrenzt und ist für die meisten <strong>SIGNO</strong>-Partner nicht kostendeckend.<br />
Empfehlung: Unter dem Aspekt einer adressatenorientierten und<br />
individualisierten Erstberatung fehlen vergleichbare Dienstleistungsangebote,<br />
so dass die Erfinderfachauskunft eine Beratungsnische<br />
schließt. Diese Funktion sollte auch zukünftig im Beratungsangebot<br />
des Bundes enthalten sein.<br />
Aus Sicht der Leistungsanbieter, aber auch eines Teils der Leistungsnutzer<br />
werden Optionen für eine intensivere individuelle Beratung<br />
gewünscht. Dies betrifft vor allem Entwicklungen privater<br />
Erfinder, die ein hohes Anwendungspotenzial aufweisen. Einzeler-<br />
156
findern steht hier bislang keine weitere Förderoption zur Verfügung.<br />
Um diese Lücke zu schließen, bietet sich die Option eines<br />
Gutscheinsystems an. Dies kann entweder an die in den Ländern<br />
bereits vorhandenen Modelle anknüpfen. Voraussetzung hierfür<br />
ist, dass die <strong>SIGNO</strong>-Partner dort als potenzielle Leistungserbringer<br />
anerkannt werden. Alternativ könnte ein <strong>SIGNO</strong>-Gutschein für<br />
aussichtsreiche Erfindungsmeldungen, die ein intensives Coaching<br />
erfordern, ausgegeben werden. Dieser Gutschein sollte zwei bis<br />
drei Tagewerke an Beratungen beinhalten. Die Auswahl der Beratungsfälle<br />
sollte nach einem 4-Augen-Prinzip zwischen den<br />
Partnern organisiert werden, wie es im Rahmen des Innovation-<br />
Market bereits angewendet wird.<br />
Grundsätzlich sollte das BMWi die gewährten Tagespauschalen<br />
für die Beratung überprüfen. Leistungen der Erfinderfachauskunft<br />
werden von den <strong>SIGNO</strong>-Partnern in höchst unterschiedlicher Intensität<br />
erbracht. <strong>SIGNO</strong>-Partner mit einem geringen Leistungsvolumen<br />
nennen die aus ihrer Sicht zu niedrige Vergütung als<br />
Hauptargument dafür. Ein flächendeckendes Angebot besteht daher<br />
nicht, sollte jedoch das Ziel der Förderung sein.<br />
Netzwerk der Clubs durch Ansprache spezifischer Zielgruppen erweitern<br />
Befund: Die Erfinderclubs haben sich als Arbeits- und Diskussionsplattform<br />
für den Erfahrungsaustausch von Erfindern und an<br />
Erfindungen interessierten Personen etabliert. Mit dem Prinzip<br />
„Hilfe zur Selbsthilfe“ konnte durch einen vergleichsweise kleinen<br />
Förderstimulus ein vitales Netzwerk von Jugend- und Erwachsenenclubs<br />
aufgebaut werden. Diese bieten die Möglichkeit zur Bündelung<br />
von innovationsrelevantem Know-how, was nicht zuletzt zu<br />
zählbaren Patentierungs- und Verwertungserfolgen führt. Darüber<br />
hinaus bieten die Clubs im Idealfall auch Raum für den Austausch<br />
der innovationsrelevanten Akteure einer Region. Defizite, die einen<br />
Prüfungsauftrag an den Zuwendungsgeber adressieren, betreffen<br />
vor allem die Schwierigkeiten bei der Initiierung und Finanzierung<br />
von Vermarktungsaktivitäten sowie bei der Integration jüngerer<br />
Fachkräfte in das Netzwerk der Erfinderclubs.<br />
Empfehlung: Vor dem Hintergrund der insgesamt positiven Wirkungsbilanz<br />
sollte die Förderung der Erfinderclubs fortgeführt werden.<br />
Dabei sollte das bestehende Netzwerk sukzessive erweitert<br />
werden und den Zugang von jungen Fachkräften wie Studierende,<br />
Hochschulabsolventen und Jungunternehmer forcieren. Dies kann<br />
einerseits durch ein zielgruppenspezifisches Marketing bei diesen<br />
Gruppen erfolgen, um sie in die bereits bestehenden Clubs zu integrieren.<br />
Andererseits sollten in zukünftigen Förderrunden spezielle<br />
Angebote für diese Zielgruppen geprüft werden, die ein eigenes<br />
Format der Zusammenarbeit junger Unternehmer, Fachkräfte<br />
und Erfinder darstellen könnte. Dabei sollte das bewährte<br />
Erfinderclubprinzip jedoch stets die Grundlage bilden.<br />
157
Darüber hinaus sollte generell die Anschlussfähigkeit der Clubs an<br />
bestehende Förderoptionen von Bund und Ländern geprüft werden.<br />
Die Erfahrungen aus den Interviews zur Erfinderfachauskunft<br />
zeigen, dass bei besonders aussichtsreichen Erfindungen von Privatpersonen<br />
zahlreiche Fördermöglichkeiten in Frage kommen,<br />
sobald eine Existenzgründung erwogen wird. Dass Gründungen<br />
für die Erfinderclubs durchaus eine Verwertungsperspektive darstellen,<br />
zeigen die Ergebnisse der Evaluierung. Hier sollte geprüft<br />
werden, ob entsprechendes Know-how zur Förderung von Gründungsaktivitäten<br />
verstärkt über die Informationskanäle des<br />
Projektmanagements in die Clubs gelangen kann. Gleichzeitig<br />
sollten die Erfinder zielgerichtet über weitere Unterstützungsmöglichkeiten,<br />
z.B. im Rahmen der BMWi-Förderung „Innovationsmanagement“,<br />
informiert werden.<br />
7.3 Projektmanagement <strong>SIGNO</strong>-Unternehmen & -Erfinder<br />
In der Umsetzung der Maßnahmen ist neben dem Projektträger<br />
ein externes Projektmanagement beteiligt. Dieses übt sowohl bei<br />
<strong>SIGNO</strong>-Unternehmen als auch bei <strong>SIGNO</strong>-Erfinder unterschiedliche<br />
Funktionen aus, die von der operativen Umsetzung über die<br />
Qualitätssicherung und das Netzwerkmanagement bis zur Dokumentation<br />
und Erfolgskontrolle reichen.<br />
Netzwerkmanagement sollte auch zukünftig professionell umgesetzt werden<br />
Befund: Die bundesweite Netzwerkarbeit und Koordination der<br />
<strong>SIGNO</strong>-Partner sowie der Erfinderclubs wird durch ein externes<br />
Projektmanagement unterstützt. Die Einzelevaluierungen der<br />
Programmteile von <strong>SIGNO</strong>-Unternehmen und -Erfinder haben<br />
diese Arbeit des Netzwerkmanagements jeweils als wesentliche<br />
Grundlagen für die zielgerichtete und erfolgreiche Umsetzung der<br />
Programme identifiziert. Dabei verweisen mit den Unternehmen,<br />
den <strong>SIGNO</strong>-Partnern sowie den Organisatoren der Erfinderclubs<br />
unterschiedliche Zielgruppen auf eine lösungsorientierte und gut<br />
etablierte Zusammenarbeit mit dem Projektmanagement.<br />
Empfehlung: Die Installierung eines professionellen Netzwerkmanagements<br />
für die betreffenden Programmteile hat sich bewährt<br />
und sollte auch in Zukunft fortgeführt werden. Angesichts der<br />
schwachen Förderimpulse, die z.B. bei den Organisatoren der<br />
Erfinderklubs ein hohes Maß an Eigenleistungen voraussetzen, ist<br />
eine kontinuierliche und professionelle Betreuung dieser Aktivitäten<br />
erforderlich, wenn diese auch weiterhin kontinuierlich angeboten<br />
werden sollen. Insbesondere hinsichtlich der Qualitätssicherung<br />
und in der Öffentlichkeitsarbeit zeigen sich die Stärken der<br />
zentralen Steuerungsfunktion durch einen externen Koordinator.<br />
<strong>SIGNO</strong>-Partner und Erfinderclubs sollten weiterhin Impulse zur<br />
inhaltlich-fachlichen und methodischen Weiterentwicklung sowie<br />
zu gemeinsam zu nutzenden Präsentationsplattformen auf Messen<br />
158
erhalten. Analysen der Kundenzufriedenheit und der<br />
Beratungsqualität bilden die Basis für ein qualifiziertes Informations-<br />
und Leistungsangebot des zukünftigen Netzwerkmanagements.<br />
Klärung der Reichweite des Handlungsmandats des Projektmanagements<br />
7.4 <strong>SIGNO</strong>-Hochschulen<br />
Befund: In der Prozesskette zwischen Zuwendungsgeber (BMWi)<br />
und Zuwendungsempfänger (KMU und Existenzgründer) sind mit<br />
Projektträger und Projektmanagement zwei Instanzen geschaltet.<br />
Im Projektmanagement verbinden sich derzeit Netzwerk- und<br />
Qualitätssicherungsaufgaben mit klassischen Projektträgertätigkeiten<br />
wie der Prüfung von Förderanträgen der Unternehmen und<br />
Förderempfehlungen der <strong>SIGNO</strong>-Partner sowie der Auszahlung<br />
von Zuschüssen an die Zuwendungsempfänger. Hinsichtlich<br />
Bearbeitungsdauer sowie Qualität und Effizienz der einzelnen<br />
Bearbeitungsschritte konnte die Evaluation keine hieraus resultierenden<br />
Ineffizienzen feststellen. Die zusätzliche Schnittstelle<br />
zwischen Projektträger und Projektmanagement führt in der<br />
Prozessbearbeitung aus Sicht der Zuwendungsempfänger zu<br />
keinerlei Verzögerungen.<br />
Empfehlung: Die Delegation von Teilaufgaben der Prüfung von<br />
Förderanträgen etc. von einem Projektträger an ein externes<br />
Projektmanagement, das zugleich die relevanten Akteursnetzwerke<br />
betreut, kann einerseits als Maßnahme zur Steigerung der<br />
Effizienz des Prozesses, andererseits als Komplikation im Ablauf<br />
des Prüfungs- und Bewilligungsprozesses angesehen werden. In<br />
der aktuellen Konstruktion erweist sie sich als vorteilhaft, da eine<br />
fachlich-inhaltliche Nähe zum thematischen Förderschwerpunkt<br />
gewährleistet ist und die Kommunikation zu <strong>SIGNO</strong>-Partnern,<br />
Erfinderfachauskunft und Organisatoren der Erfinderclubs aus<br />
einer Hand erfolgt. Voraussetzung hierfür ist, dass alle Informationen<br />
hinsichtlich der Förderung, ggf. veränderten Förderkonditionen<br />
oder Programmzielen dem Projektmanagement zeitnah<br />
vorliegen.<br />
Als nachteilig anzusehen sind erhöhte Prozesskosten, da neben<br />
den auf die Zuwendungsempfänger gerichteten Prüfungen durch<br />
das Projektmanagement auch das Budget des Projektmanagements<br />
selbst durch einen Projektträger administriert wird. Eine<br />
abschließende Beurteilung der effizientesten Arbeitsteilung<br />
zwischen Projektmanagement und Projektträger sollte im Rahmen<br />
einer expliziten Prozess- und Organisationsuntersuchung der<br />
Programmumsetzung vorgenommen werden.<br />
Das Netzwerk der Patent- und Verwertungsagenturen als Mittler<br />
zwischen dem Forschungspersonal der Hochschulen, ausgewähl-<br />
159
ten Wissenschaftseinrichtungen und verwertungsinteressierten<br />
Unternehmen hat sich nach sieben Jahren etabliert. Das Handlungsmandat<br />
der PVAs reicht je nach Festlegung durch die Gesellschafter<br />
unterschiedlich weit, so dass - mehr oder weniger -<br />
Erfindungen durch Akteure des Technologietransfers, die Erfinder<br />
selbst oder die Hochschulen patentiert und vermarktet werden.<br />
D.h. die PVAs können in ihren Verwertungsaktivitäten nicht auf alle<br />
Erfindungen / Patente der beauftragenden Institutionen zugreifen.<br />
Die Gesamteinnahmen aller PVAs im Zeitraum 2002 bis 2008 belaufen<br />
sich auf rund 22 Mio. €, so dass eine Refinanzierung bisher<br />
nicht gewährleistet ist. An der Finanzierung beteiligen sich neben<br />
Bund und Ländern in einzelnen Fällen die Gesellschafter selbst, zu<br />
denen neben den Forschungseinrichtungen auch Industrieverbände<br />
gehören.<br />
Fortführung der Förderung benötigt eine mittelfristige Handlungsperspektive auf<br />
bisherigem Finanzierungsniveau<br />
Befund: Mit dem Aufbau eines Netzwerks von Patent- und Verwertungsagenturen<br />
beschreiten Bund und Länder gemeinsam mit<br />
den Hochschulen und weiteren Forschungseinrichtungen einen<br />
Weg zur Professionalisierung der Verwertung. Die bisher erzielten<br />
Ergebnisse führen zu zusätzlichen Einnahmen bei den beteiligten<br />
Hochschulen und Forschungseinrichtungen, die in den meisten<br />
Fällen wiederum den Forschungseinheiten zugute kommen, die<br />
mit ihrer Erfindung den Impuls zur Verwertung gegeben haben.<br />
Empfehlung: Die Notwendigkeit dieses Professionalisierungsprozesses<br />
wird von allen beteiligten Akteuren sowie der Innovationsforschung<br />
anerkannt. Die als Projektförderung angelegte Maßnahme<br />
führt zu Handlungsunsicherheit hinsichtlich Finanzierungsdauer<br />
und Zuschusshöhe. Die bisherige Förderung und der Finanzierungsmix<br />
mit Beteiligung von Bund, Ländern und ggf. weiteren<br />
Financiers sollten beibehalten werden. Eine isolierte Absenkung<br />
der Förderquoten ist angesichts einer vergleichsweise schwachen<br />
Einnahmesituation derzeit nicht angeraten. Perspektivisch wächst<br />
der Druck, dass die in den Hochschulverbünden beteiligten<br />
Einrichtungen ihre finanzielle Beteiligung erhöhen. Bund und<br />
Länder werden ihre Mittel, die im Rahmen der Projektförderung<br />
gewährt werden, kontinuierlich auf den Prüfstand stellen und<br />
voraussichtlich ihre Unterstützung degressiv gestalten. 48<br />
Mitarbeiterbindung erfordert Planungssicherheit und neue Entlohnungsformen<br />
Befund: Ein Großteil der Agenturen benennt das Problem der Mitarbeiterbindung,<br />
das einerseits durch die hohe Attraktivität des<br />
48 Eine entsprechende Entwicklung ist beispielsweise in Baden-Württemberg zu erkennen.<br />
160
Kompetenzprofils der Innovationsmanager in den Agenturen, das<br />
vor allem in den kontaktierten Unternehmen nachgefragt wird, andererseits<br />
durch die fehlende Mittel- und Langfristperspektive verursacht<br />
wird.<br />
Empfehlung: Auch aus diesem Grund ist eine verlässliche und<br />
auf einen mittelfristigen Zeithorizont ausgerichtete Förderzusage<br />
erforderlich. Daneben sind einerseits die Verantwortlichen in den<br />
PVAs, aber auch die Gesellschafter für die Problematik zu sensibilisieren.<br />
Nur wenn die Handlungsnotwendigkeit anerkannt wird,<br />
lassen sich für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zukunftsweisende<br />
Perspektiven durch eine übergeordnete Personalentwicklungsstrategie<br />
und Modelle der Erfolgsbeteiligung implementieren.<br />
Intensivierung der Vernetzung mit verwertungsrelevanten Innovationsakteuren<br />
Befund: Hier sind die Potenziale in der Ansprache von Großunternehmen<br />
und weiteren Schnittstellenakteuren, wie z.B. den Projektträgern<br />
der Fachprogramme des Bundes, offenkundig nicht<br />
ausgereizt. Die Verwertung von Erfindungen der Hochschulen und<br />
Forschungseinrichtungen sieht sich zwei Herausforderungen gegenüber:<br />
Die Identifikationen der Adressaten und die Finanzierung<br />
der weiteren technischen Entwicklungsschritte, die einer industriellen<br />
Anwendung vorgelagert sind. Gleichzeitig werden aus Sicht<br />
einiger kofinanzierender Landesregierungen Erwartungen hinsichtlich<br />
der Einbindung regionaler Unternehmen formuliert, so<br />
dass eine national oder international ausgerichtete Verwertungsstrategie<br />
als nachrangiges Ziel angesehen wird.<br />
Empfehlung: Die PVAs müssen sich stärker gegenüber multinationalen<br />
Unternehmen positionieren und zugleich enger mit der<br />
Technologietransferlandschaft verzahnen. Zu prüfen bleibt dabei,<br />
wie und durch wen eine systematische Ansprache erfolgen soll:<br />
durch die einzelnen PVAs oder aber einen „Stellvertreter“, der das<br />
Wissen wiederum breit streuen sollte. Ein unkoordiniertes und<br />
isoliertes Vorgehen der einzelnen PVAs ist nicht wünschenswert,<br />
wenn sich Deutschland insgesamt als Produzent von verwertungsrelevanten<br />
Erfindungen positiv vermarkten will. Zu prüfen<br />
bleibt, ob die Technologie-Allianz das Mandat einer Mehrheit der<br />
PVAs für die internationale Marktbearbeitung erhalten kann, und<br />
wie der daraus resultierende steigende Bedarf an personellen und<br />
finanziellen Ressourcen zu decken ist.<br />
Zur Ansprache von weiteren verwertungsinteressierten Unternehmen<br />
erscheint aus Sicht der Evaluatoren die Zusammenarbeit mit<br />
Projektträgern der Fachprogramme des Bundes vielversprechend.<br />
Sie verfügen über eine detaillierte Kenntnis der (geförderten)<br />
Unternehmenslandschaft und sind z.T. gut über die<br />
Innovationspotenziale der geförderten Unternehmen informiert.<br />
161
Größere Flexibilität durch Erschließung weiterer Finanzierungsquellen<br />
Befund: Nicht nur im Hinblick auf Personalrekrutierung und<br />
-bindung ist es erforderlich, dass die PVAs sich zusätzliche Handlungsspielräume<br />
eröffnen. Das Beispiel von BayPat zeigt, dass<br />
auch aus Sicht einzelner Industrieverbände ein hohes Interesse an<br />
einer Verstetigung des Wissens- und Technologietransfers durch<br />
eine Verwertung von patentiertem Wissen entsteht.<br />
Empfehlung: Good Practice Modelle der Finanzierung sollten<br />
stärker im Netzwerk bekannt gemacht werden, so dass die PVAs<br />
in Abstimmung mit den Gesellschaftern aktiv Finanzierungspartner<br />
ansprechen und ggf. in die Finanzierung ihrer Tätigkeit einbinden<br />
können.<br />
Klärung des Handlungsmandats und der Reichweite des Vertretungsanspruchs<br />
Befund: Die im Rahmen anderer Transferaktivitäten durchgeführten<br />
Verwertungsprozesse entziehen den PVAs einen Teil ihrer Arbeitsgrundlage:<br />
lukrative Erfindungen, die von den Forschungsakteuren<br />
/ den Wissenschaftseinrichtungen direkt vermarktet werden.<br />
Eine indikatorengestützte Leistungsbewertung muss selbstverständlich<br />
berücksichtigen, wie weit die PVAs überhaupt das vorhandene<br />
Erfindungspotenzial vertreten können und wie weit ihr<br />
Handlungsmandat aus Sicht der beauftragenden Hochschulverbünde<br />
reichen soll.<br />
Empfehlung: Hier sind unmittelbar die Gesellschafter der PVAs<br />
angesprochen. In jedem Fall muss der Erwartungshorizont im Einklang<br />
mit der Verwertungskompetenz der PVAs abgestimmt werden.<br />
Nur dann wenn ein umfassendes Handlungsmandat beansprucht<br />
werden kann, ist auch ein indikatorengestütztes Monitoring<br />
sinnvoll und angebracht.<br />
Erfolgreiche Verwertung erfordert Marktbearbeitung mit internationaler Perspektive<br />
Befund: Auch wenn insbesondere die Länder den regionalen Aspekt<br />
der Verwertung betonen, müssen ausreichende Handlungsspielräume<br />
gewährleistet sein, um Verwertung und Vermarktung in<br />
einer internationalen Perspektive durchzuführen. Technologiefelder,<br />
wie z.B. die Biotechnologie, sind per se in ihrer Orientierung<br />
am Forschungsstand, in ihrer Wertschöpfung und im Aufbau von<br />
Kooperationsbeziehungen international orientiert. Eine regional<br />
beschränkte Verwertungsperspektive greift hier zu kurz.<br />
Empfehlung: Netzwerkbeziehungen leben von persönlichen<br />
Kontakten und Vertrauen, das mit potenziellen Verwertungspartnern<br />
entwickelt werden muss. Unter den gegebenen Rahmenbedingungen<br />
stehen hierfür keine ausreichenden Ressourcen zur<br />
Verfügung. Im Rahmen der Strategieförderung sollten insbesondere<br />
Aktivitäten unterstützt werden, die den PVAs ermöglichen,<br />
162
sich an internationalen Netzwerken zu beteiligen und Kontakte<br />
langfristig zu pflegen.<br />
Schaffung agenturübergreifender Anreize zur Überwindung des Konkurrenzprinzips<br />
Befund: Kooperationen zwischen den PVAs im konkreten Verwertungsprozess<br />
stellen bisher eine Ausnahme dar, gerade weil<br />
die Einzelorganisationen an ihren Verwertungserfolgen gemessen<br />
werden. Hieraus resultiert aus einer Gesamtperspektive ein nicht<br />
sinnvolles Blockadedenken, das Potenziale der fachlichen Spezialisierung<br />
einzelner Agenturen / einzelner Innovationsmanager verschenkt.<br />
Hier ist eine Öffnung wünschenswert, um insgesamt die<br />
Verwertungserfolge zu erhöhen.<br />
Empfehlung: Kooperation erfordert eine Vertrauensbasis und<br />
konkrete Regelungen zur Verteilung von gemeinschaftlich erzielten<br />
Verwertungserfolgen. Hierzu gibt es gerade bei Agenturen innerhalb<br />
eines Bundeslandes Vereinbarungen, die auf langfristigen<br />
Kontakten beruhen. Die länderübergreifende Zusammenarbeit<br />
braucht eine vertragliche Grundlage und die Definition eines „Regelwerks“<br />
für entsprechende kooperativ angebahnte Verwertungserfolge.<br />
Langfristig bieten gemeinsame Projektabschlüsse, die<br />
neue Verwertungspartner einbeziehen, die beste Grundlage für<br />
eine vertrauensbasierte Zusammenarbeit.<br />
Überprüfung des Refinanzierungsanspruchs<br />
Befund: Die bisher erzielten Verwertungserfolge sind - unter<br />
ökonomischer Perspektive - bisher als gering anzusehen.<br />
Dennoch ist eine Stärkung der Verwertungsperspektive der<br />
Hochschulen und Forschungseinrichtungen notwendig, um Impulse<br />
zu setzen und Unternehmen in Deutschland - und ggf. auch<br />
weltweit - neue Innovationsquellen zu erschließen. Der internationale<br />
Vergleich zeigte darüber hinaus, dass nur wenige Transfer- /<br />
Verwertungsagenturen langfristig hohe Umsatzerlöse erzielen,<br />
dies zumeist wenn starke biomedizinische Forschungseinrichtungen<br />
vertreten werden, deren Ergebnisse langfristig von der pharmazeutischen<br />
Industrie genutzt werden.<br />
Empfehlung: Umsatzerlöse aus der Verwertung von Forschungsergebnissen<br />
sollten keinen Selbstzweck darstellen. Gerade die<br />
Forschung lebt vom offenen Wissenstransfer, bei dem auch die<br />
Umsetzungsgeschwindigkeit des Wissens in dynamischen Innovationsfeldern<br />
insgesamt positiv auf die wissenschaftliche und im<br />
nächsten Schritt auf die wirtschaftliche Entwicklung abstrahlen.<br />
BMWi, die Länder und die Gesellschafter sollten deutlich machen,<br />
dass die schutzrechtliche Absicherung eine mögliche und sinnvolle<br />
Handlungsstrategie darstellt, jedoch nicht alternativlos ist.<br />
163
8 Literaturverzeichnis<br />
Amtsblatt der Europäischen Union Nr. L 124 vom 20. Mai 2003<br />
Blind, Knut et al. (2003): Erfindungen kontra Patente.<br />
Schwerpunktstudie zur technologischen Leistungsfähigkeit<br />
Deutschlands, Karlsruhe<br />
Bundesministerium für Bildung und Forschung (2005):<br />
Bekanntmachung der Richtlinie zur Förderung der „KMU-<br />
Patentaktion“ – Neufassung – vom 7. Juli 2005, Berlin<br />
Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (2007):<br />
Förderrichtlinie zur Fortführung der Verwertungsoffensive -<br />
Verwertungsförderung - vom 2. November 2007, Berlin<br />
Deutsche Forschungsgemeinschaft (2009): Förder-Ranking 2009.<br />
Institutionen – Regionen – Netzwerke. Fachliche Profile von<br />
Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen im<br />
Licht öffentlich geförderter Forschung, Bonn<br />
Deutsche Telekom Stiftung, Bundesverband der Deutschen<br />
Industrie (Hrsg.) (2009): Innovationsindikator 2009, Berlin<br />
Gesellschaft für Innovationsforschung und Beratung (2003): Ex<br />
post-Evaluation der INSTI-KMU-Patentaktion. Im Auftrag des<br />
Bundesministeriums für Bildung Forschung<br />
Hoeren, Thomas (2005): Zur Patentkultur an Hochschulen - auf<br />
neuen Wegen zum Ziel, in: Wissenschaftsrecht, Bd. 38/ 2005<br />
Institut der deutschen Wirtschaft Köln (2008): Das <strong>SIGNO</strong>-<br />
Netzwerk – Struktur, Anforderungen, Qualitätsstandards und<br />
Akkreditierung, Köln<br />
Institut der deutschen Wirtschaft Köln (2008): INSTI-KMU-<br />
Patentaktion, Abschlussbericht, Berichtszeitraum 01.01.2001 –<br />
31.10.2007, Köln<br />
Institut der deutschen Wirtschaft Köln (2008): Erfinderfachauskunft<br />
Auswertung Januar 2008, Köln<br />
Institut der deutschen Wirtschaft Köln (2008): Zwischenbericht –<br />
<strong>SIGNO</strong>-Verwertungsaktion (FKZ 03c0016). Berichtszeitraum<br />
01.01.2008 – 31.12.2008, Köln<br />
Institut der deutschen Wirtschaft Köln (2007): Schlussbericht<br />
INSTI-Erfinderclubs 2004-2007, Köln<br />
164
Institut der deutschen Wirtschaft Köln (2003): Schlussbericht<br />
INSTI-Erfinderclubs 2001-2003, Köln<br />
Kienbaum Management (2003): Entwicklung, Erhebung und<br />
Auswertung von Kriterien zu Leistungsfähigkeit und Erfolg der<br />
Patent- und Verwertungsagenturen, im Auftrag des<br />
Bundesministeriums für Bildung und Forschung, Berlin<br />
Kienbaum-Management (2004): Weiterentwicklung von Kriterien<br />
sowie Datenerhebung auf der Basis der Kriterien und Datenauswertung<br />
bezüglich der Kompetenz und Leistungsfähigkeit der<br />
Patent-und Verwertungsagenturen, im Auftrag des<br />
Bundesministeriums für Bildung und Forschung, Berlin<br />
Kienbaum-Management (2006): Weiterentwicklung von Kriterien<br />
sowie Datenerhebung auf der Basis der Kriterien und Datenauswertung<br />
bezüglich der Kompetenz und Leistungsfähigkeit der<br />
Patent-und Verwertungsagenturen, im Auftrag des<br />
Bundesministeriums für Bildung und Forschung, Berlin<br />
Landesregierung Baden-Württemberg: Zweites Gesetz zur<br />
Änderung hochschulrechtlicher Vorschriften (Zweites Hochschulrechtsänderungsgesetz<br />
– 2.HRÄG). Vom 1. Januar 2005<br />
von Ledebur, Sidonia (2006): Patentverwertungsagenturen und<br />
der Wissenstransfer von Hochschulen – ein Literaturüberblick, in:<br />
Wirtschaft im Wandel 9/2006<br />
OECD (Hg.) (2004): Patents and Innovation: Trends and Policy<br />
Challenges, Paris<br />
Preistrup, Matthias, Rothgang, Michael (2009): Patentaktivitäten<br />
mittelständischer Unternehmen – Eine Analyse der Textil- und<br />
Nanotechnologie, in: KfW, Creditreform, IfM, RWI, ZEW (Hrsg.),<br />
Deutsche Wirtschaft in der Rezession – Talfahrt auch im<br />
Mittelstand. MittelstandsMonitor 2009 – Jährlicher Bericht zu<br />
Konjunktur- und Strukturfragen kleiner und mittlerer Unternehmen,<br />
Frankfurt am Main<br />
Schibany, Andreas et al. (2008): Geistige Eigentumsrechte an<br />
Hochschulen: Evaluierung des Programms Uni:Invent (2004 -<br />
2006), Wien<br />
Schmoch, Ulrich (2007): Patentanmeldungen aus deutschen<br />
Hochschulen. Studien zum deutschen Innovationssystem Nr. 10-<br />
2007, Karlsruhe<br />
<strong>SIGNO</strong>-Projektmanagement - Wissenschaft und Dienstleistung<br />
(FKZ (03c0100), Berichtszeitraum 01.01.2008 bis 31.12.2008)<br />
165