WORLD CAFÉ
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<strong>WORLD</strong> <strong>CAFÉ</strong><br />
„Wenn eine gute Frage besser ist, als eine gute Antwort, warum investieren wir nicht mehr Zeit und Energie<br />
darin, gute Fragen zu formulieren. Ein Grund dafür könnte darin liegen, dass unsere westliche Kultur eher<br />
nach den „richtigen Antworten“ sucht anstatt die „richtigen Fragen“ zu entdecken!“<br />
(Juanita Brown, David Isaacs, Eric Vogt, Nacy Margulie - “Strategic Questioning: Engaging Peoples Best<br />
Thinking“ - The Systems Thinker Vol. 13, No. 9, November 2002)<br />
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1. Was ist das Besondere am World Café?<br />
Die Idee dieser Konferenzmethode basiert – ähnlich wie Open Space – auf der<br />
natürlichen Neigung des Menschen zu informellen und gleichsam intensiven Gesprächen<br />
im kleinen Kreis (Kaffeepause). Café-Gespräche sind eine wirkungsvolle Methode, um<br />
lebendige Dialoge zu initieren und im nächsten Schritt miteinander zu einem Netzwerk zu<br />
verbinden und somit das gebündelte Wissen eines gesamten Systems sicht- und nutzbar<br />
zu machen.<br />
Gerade in Großgruppen-Settings ist es wichtig, dass neben der Arbeit im ganzen Plenum<br />
intensive, persönliche Gespräche zu einer speziellen Frage oder einem Rahmen-Thema<br />
geführt werden können. Die Herausforderung liegt – wie so oft – darin, die wertvollen<br />
Inhalte dieser Gespräche anschließend wieder zurück ins Plenum zu bekommen.<br />
2. Wie funktioniert das World Café?<br />
Als Motor für das World Café dient eine bedeutsame Fragestellung oder ein Thema, das<br />
alle Teilnehmer interessiert. Wichtig ist, dass der Moderator die brennenden Themen<br />
kennt oder vorab mit der Planungsgruppe bzw. der Teilnehmerschaft herausgearbeitet<br />
hat. Erfahrungsgemäß ist ein World Café so gut, wie die Fragestellung, die bearbeitet<br />
wird. Daher sollte man Sorgfalt bei der Entwicklung der Frage(n) walten lassen.<br />
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Mögliche Eingangsfragen sind:<br />
1. Was wäre möglich, wenn wir alle Sätze mit „Ja, aber…“ oder „Das Problem ist …“<br />
streichen? Was wären wir für ein Unternehmen, wenn wir mehr Möglichkeiten<br />
sähen und kühne Gedanken zuließen, verfolgten und unterstützten?<br />
2. Welches sind unsere größten Hemmschuhe, und was unsere Sieben-Meilenstiefel,<br />
die uns immer wieder nach vorne bringen? Was wäre in zehn Jahren möglich,<br />
wenn wir die Hemmschuhe heute an den Nagel hängen und mit Sieben-<br />
Meilenstiefel voran schreiten würden?<br />
3. So sind wir – so wollen wir bleiben! So sind wir - so wollen wir nicht bleiben! So<br />
sind wir nicht – so wollen wir werden!<br />
4. Welche Entwicklungen kommen auf uns zu und welche Herausforderungen<br />
ergeben sich daraus für unser künftiges Denken und Handeln? Was passiert, wenn<br />
wir nichts tun?<br />
Die Eingangsfrage wird im Vorfeld mit dem Auftraggeber bzw. der Planungsgruppe<br />
formuliert. Es können auch mehrere Teil-Fragen sein, die nach und nach gestellt werden<br />
(z. B. jede Runde eine weitere Frage). Wenn die erste Frage im Plenum verkündet wird,<br />
sitzen alle Teilnehmer in relativ kleinen Gruppen von 3-6 Teilnehmern pro Tisch bzw.<br />
Stuhlkreis. An jedem Tisch wird ein Gastgeber („Host“) gewählt. Diese Person heißt alle<br />
Personen am Tisch willkommen, nimmt aktiv an der Konversation teil und notiert auf der<br />
„Tischdecke“ (Flipchartpapier auf dem Tisch) soweit wie möglich wichtige Themen,<br />
Statements und Ideen der Teilnehmer.<br />
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Alle anderen Teilnehmer sind auch eingeladen, die „Tischdecke“ mit zugestalten, jedoch<br />
hat der Gastgeber explizit die Aufgabe, den Konversationsverlauf und die Inhalte<br />
festzuhalten. Der Gastgeber bleibt während der gesamten Zeit am Tisch und wird am<br />
Ende der Konversationsrunden einen kurzen Bericht im Plenum vorstellen.<br />
Nach etwa 20 Minuten ist jeder Teilnehmer (nicht der Gastgeber) aufgefordert, sich eine<br />
neue Gruppe bzw. einen neuen Tisch zu suchen, um möglichst mit anderen Teilnehmern<br />
wieder erneut im Rahmen der gleichen Fragestellung bzw. des gleichen Rahmenthemas<br />
ins Gespräch zu kommen (oder: es wird die zweite Teil-Frage gestellt). Auch die<br />
bisherigen Tischnachbarn sollten nicht wieder am gleichen Tisch sitzen. Der Gastgeber<br />
heißt zunächst alle herzlich willkommen, berichtet kurz den Verlauf und Stand der<br />
Diskussion und dann geht es erneut los. Die Konversation beginnt von Neuem.<br />
Insgesamt sind drei bis vier Runden dieser Art zu empfehlen. Danach gilt es, die Dichte,<br />
die Inspiration und die Inhalte der Tischgespräche für alle zugänglich zu machen.<br />
Um das World Café auszuwerten, werden zunächst die Gastgeber gebeten, die<br />
außergewöhnlichsten Ideen, Momente, Meinungen, etc. zu berichten. Danach sind alle<br />
Teilnehmer gefragt. Prozessfragen und Inhaltsfragen können getrennt voneinander oder<br />
gemeinsam gestellt und bearbeitet werden.<br />
Beispielfragen zur Vorgehensweise: Was ist Ihnen aufgefallen? Wie hat sich die<br />
Konversation entwickelt? Waren Ihre Gespräche alle gleich? U.v.m.<br />
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Beispielfragen zum Inhalt: Wie sehen Sie denn jetzt (nach der Konversation) das Thema?<br />
Was ist das wichtigste? Was haben Sie gehört? Was bedeutet das für uns bzw. für unser<br />
weitere Vorgehen? U.v.m.<br />
3. Wie gelingt der Transfer von der Kleingruppe ins gesamte Plenum?<br />
Der Transfer von der Kleingruppe ins große Plenum gelingt im World Café zum einen<br />
durch die offene Reflexion und zum anderen durch Visualisierung. Dazu gibt es<br />
verschiedene Möglichkeiten, zum Beispiel<br />
· Visual Facilitating: Gruppengespräche werden von einem Visual Facilitator in Text<br />
und Bild illustriert<br />
· Galerie/Infomarkt: die in den Kleingruppen entstandenen Tischdecken werden an<br />
die Wand geheftet<br />
· Aushang der Ideen: große Post-its mit einzelnen Ideen oder Einsichten werden an<br />
eine (Pin-)Wand angebracht<br />
· Ideen-Cluster: thematisch zusammen hängende Ideen werden in so genannten<br />
Clustern verbunden<br />
· Geschichten erzählen: die Ergebnisse des World Cafés können als Zeitung oder<br />
Buch mit Geschichten einem größeren Publikum zugänglich gemacht werden<br />
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4. Wann ist das World Café das Mittel der Wahl?<br />
Die Durchführung eines World Café empfiehlt sich, um brennende Fragen einer<br />
Organisation zu bearbeiten, für die es hilfreich ist, wenn Menschen sich in wechselnden<br />
Settings mit unterschiedlichen Perspektiven und Blickwinkeln, eben mit wechselnden<br />
Gesprächspartnern, zusammen setzen. Zusätzlich ist das World Café ein sehr effektives<br />
Instrument, um verschiedene Sichtweisen und Perspektiven zu einem Thema schnell auf<br />
den Punkt zu bringen und als gesammeltes Wissen in eine ganze Organisation<br />
diffundieren zu lassen.<br />
In Unternehmen kann ein World Café zu unterschiedlichen konkreten Zwecken<br />
durchgeführt werden, was auch schon anhand der Namensgebung erkennbar werden<br />
kann: Wissens-Café, Strategie-Café, Werte-Café, Führungs-Café, Marketing-Café,<br />
Kreativ-Café etc.<br />
Wegen des überschaubaren Zeitaufwands eignet sich das World Café insbesondere<br />
dafür, in einen größeren Rahmen eingebettet zu werden, z. B. als kreative und<br />
auflockendere Einstiegssequenz im Rahmen von Großgruppenkonferenzen oder anderen<br />
Veranstaltungen.<br />
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5. Ressourcen<br />
www.theworldcafe.com<br />
Weitere Informationen<br />
Kommunikationslotsen www.kommunikationslotsen.de<br />
Mucher Str. 29 www.facilitate.de<br />
53804 Much-Marienfeld www.die-openspace-seite.de<br />
Tel: 0 22 45-91 28 00<br />
Fax: 0 22 45-91 28 01<br />
info@kommunikationslotsen.de<br />
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