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VO Mensch und Umwelt in der Geschichte WS - Universität Salzburg

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<strong>VO</strong> <strong>Mensch</strong> <strong>und</strong> <strong>Umwelt</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Geschichte</strong>, © Christian Rohr 2005-2007 (Teil 4)<br />

<strong>VO</strong> <strong>Mensch</strong> <strong>und</strong> <strong>Umwelt</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Geschichte</strong><br />

<strong>WS</strong> 2007/08, Ao.Univ.Prof. Mag. Dr. Christian ROHR<br />

Spiel mit dem Wasser: Von <strong>der</strong> barocken Gartenarchitektur zum Fun-Bad<br />

Spiel mit dem Wasser: Von <strong>der</strong> barocken Gartenarchitektur zum Fun-Bad – Themen-<br />

stellung<br />

Die wandelnde E<strong>in</strong>stellung zur Natur, von <strong>der</strong> Bedrohung zur gezähmten Umgebung, lässt<br />

sich kaum deutlicher als am Wasser erkennen. Brunnen wurden schon bald von <strong>der</strong> re<strong>in</strong>en<br />

Wasserversorgungsstätte zu Orten <strong>der</strong> kommunalen Repräsentation. Die Anlage von Gärten<br />

mit Wasserspielen war schon <strong>in</strong> den muslimischen Kulturen des „Mittelalters“ verbreitet; <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Renaissance <strong>und</strong> im Barock wurde sie zum „Must“ <strong>in</strong> <strong>der</strong> adeligen Gesellschaft – wir<br />

brauchen dabei gar nicht bis nach Italien <strong>und</strong> Frankreich blicken: bis heute ziehen die Wasser-<br />

spiele <strong>in</strong> Schoss Hellbrunn am Stadtrand von <strong>Salzburg</strong> jährlich viele Tausend Touristen an.<br />

Der spielerische Umgang mit dem Wasser manifestiert sich aber auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Badekultur seit<br />

<strong>der</strong> Antike <strong>und</strong> hat sich heute noch weiter entwickelt: Thermenparks <strong>und</strong> Wasser-<br />

Erlebniswelten unterschiedlichster Ausrichtung s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> unserer <strong>der</strong>zeitigen Freizeitkultur e<strong>in</strong><br />

fixer Bestandteil geworden. In den Kurstädten entwickelte sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Neuzeit e<strong>in</strong>e eigene<br />

Kultur <strong>der</strong> besseren Gesellschaft. Musik <strong>und</strong> Konversation gehörten zu fixen Bestandteilen<br />

des Badens <strong>und</strong> Kurens.<br />

Brunnen<br />

Seit <strong>der</strong> griechischen Antike <strong>und</strong> wohl schon <strong>in</strong> den Frühen Hochkulturen bildeten Brunnen<br />

<strong>und</strong> allgeme<strong>in</strong> Wasserentnahmestellen e<strong>in</strong>en gesellschaftlichen Treffpunkt Sie waren damit<br />

auch prädest<strong>in</strong>iert dafür, als Orte <strong>der</strong> Repräsentation zu dienen. Schon bei den Griechen wur-<br />

den Wasserentnahmestellen (Krenai) oft durch private Gel<strong>der</strong> errichtet. Bald stand neben <strong>der</strong><br />

re<strong>in</strong> praktischen Funktion auch schon <strong>der</strong> künstlerische Gestaltungswille im Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong>:<br />

Antike Vasenmalere<strong>in</strong> zeigen das Innere von athenischen Krenai, bei denen die Zapfhähne als<br />

kunstvolle <strong>Mensch</strong>en- o<strong>der</strong> Tiergestalten ersche<strong>in</strong>en. Die Wasserentnahme konnte somit auch<br />

„Lust“ spenden.<br />

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<strong>VO</strong> <strong>Mensch</strong> <strong>und</strong> <strong>Umwelt</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Geschichte</strong>, © Christian Rohr 2005-2007 (Teil 4)<br />

Beson<strong>der</strong>s seit dem Spätmittelalter wurden städtische Brunnen wie<strong>der</strong> für repräsentative Zwe-<br />

cke benutzt. Das Patriziat o<strong>der</strong> auch <strong>der</strong> städtische Rat errichtete Brunnen, die den Reichtum<br />

e<strong>in</strong>er Stadt zur Schau stellen sollte: Kunstvolle Aufbauten <strong>in</strong> gotischem o<strong>der</strong> Renaissance-Stil,<br />

vergoldeter Figurenschmuck <strong>und</strong> Schmiedeeisenkonstruktionen machten den Stadtbrunnen zu<br />

deutlich mehr als zu e<strong>in</strong>er Wasserentnahmestelle, ja zu e<strong>in</strong>em Ort städtischen Selbstbewusst-<br />

se<strong>in</strong>s.<br />

In <strong>der</strong> Renaissance <strong>und</strong> im Barock erhielten Brunnen auch e<strong>in</strong>e architektonische Funktion bei<br />

<strong>der</strong> Platzgestaltung: sie sollten dem Platz e<strong>in</strong> Zentrum geben o<strong>der</strong> ihn glie<strong>der</strong>n. E<strong>in</strong> beson<strong>der</strong>s<br />

gutes Beispiel dafür bildet die Piazza Navona <strong>in</strong> Rom. Dieser extrem langgestreckte Platz<br />

entstand an <strong>der</strong> Stelle e<strong>in</strong>es antiken Circus (Pferde- <strong>und</strong> Wagenrennbahn) aus <strong>der</strong> Zeit Kaiser<br />

Domitians (81-96 n. Chr.). Durch drei Brunnen erhielt <strong>der</strong> Platz e<strong>in</strong>e harmonische Glie<strong>der</strong>ung.<br />

In <strong>der</strong> Mitte errichtete <strong>der</strong> barocke „Stararchitekt“ Gianlorenzo Bern<strong>in</strong>i den Vierflüssebrun-<br />

nen: die Personifikationen von Nil, Donau, Ganges <strong>und</strong> Rio de la Plata tragen e<strong>in</strong>en ägypti-<br />

schen Obelisken, zwei weitere Brunnen nehmen dem Platz die Überlänge. Diese ließ man <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Barockzeit an heißen Sommertagen überlaufen, damit sich <strong>Mensch</strong> <strong>und</strong> Pferde im kühlen<br />

Nass erquicken konnten. Auch Fassaden wurden durch zum Teil imposante Brunnenanlagen<br />

architektonisch gestaltet. Wie<strong>der</strong> kann e<strong>in</strong> berühmter römischer Brunnen, <strong>der</strong> Trevibrunnen,<br />

als bestes Beispiel dienen. An <strong>der</strong> Rückseite des Palastes des Herzöge von Poli errichtete Nic-<br />

colò Salvi im Auftrag des Papstes Clemens XII. (1730-1740) e<strong>in</strong>e 20 Meter breite <strong>und</strong> 26 Me-<br />

ter hohe Brunnenlandschaft: In e<strong>in</strong>em „Königreich des Ozeans“ regiert Neptun über Tritonen,<br />

Muscheln <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e Seebewohner. Es ist wohl ke<strong>in</strong> Zufall, dass <strong>der</strong> Brunnen durch die be-<br />

rühmte „Badeszene“ im Fell<strong>in</strong>i-Film „La dolce Vita“ (1959/60) zusätzlichen Kultstatus als<br />

Ort des Wassergenusses erhielt.<br />

Auch heute spielen Brunnen noch e<strong>in</strong>en nicht unwichtige Rolle bei <strong>der</strong> architektonischen Ges-<br />

taltung von Plätzen <strong>und</strong> Parkanlagen – ihre Funktion als Wasserentnahmestelle haben sie ja<br />

schon seit <strong>der</strong> Barockzeit weitgehend verloren: So steht im Grantpark von Chicago e<strong>in</strong> gewal-<br />

tiger Brunnen, <strong>der</strong> mit se<strong>in</strong>er mehr als 60 Meter hohen Fontäne selbst vor <strong>der</strong> H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

mo<strong>der</strong>nen Wolkenkratzer durchaus nicht zu kle<strong>in</strong> ersche<strong>in</strong>t.<br />

Wasserspiele<br />

Von den Brunnen, die nur noch die Funktion <strong>der</strong> Repräsentation <strong>und</strong> <strong>der</strong> Erquickung des Zu-<br />

schauers haben, führt <strong>der</strong> Weg direkt zu den ausgedehnten Wasserspielen <strong>in</strong> den Gartenanla-<br />

gen. Seit den Frühen Hochkulturen galten Gärten mit Wasser (Quellen, Spr<strong>in</strong>gbrunnen, etc.)<br />

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<strong>VO</strong> <strong>Mensch</strong> <strong>und</strong> <strong>Umwelt</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Geschichte</strong>, © Christian Rohr 2005-2007 (Teil 4)<br />

als Zeichen von Luxus. Schon von den sagenhaften hängenden Gärten <strong>der</strong> Semiramis <strong>in</strong> Ba-<br />

bylon, e<strong>in</strong>em <strong>der</strong> „Sieben Weltw<strong>und</strong>er“ wird berichtet, dass sie auf e<strong>in</strong>em speziellen Bewässe-<br />

rungssystem aufbauten.<br />

Beson<strong>der</strong>s auch im Islam galt <strong>und</strong> gilt e<strong>in</strong> wasserreicher Garten als Statussymbol, nicht zu-<br />

letzt, da es sich bei zahlreichen muslimisch geprägten Regionen um Gebiete handelt, die eher<br />

an Wasserarmut leiden. Im südspanischen Granada errichteten die muslimischen Herrscher<br />

mit <strong>der</strong> Alhambra nicht nur e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>drucksvollen Palast, son<strong>der</strong>n auch ausgedehnte Garten-<br />

anlagen mit kle<strong>in</strong>en künstlichen Teichen <strong>und</strong> Spr<strong>in</strong>gbrunnenanlagen.<br />

Wasser wurde erneut seit <strong>der</strong> Renaissance zum <strong>in</strong>tegrierenden Bestandteil <strong>der</strong> abendländi-<br />

schen Gartenarchitektur. Der optische Lustgew<strong>in</strong>n <strong>und</strong> die Abkühlung standen dabei im Vor-<br />

<strong>der</strong>gr<strong>und</strong>. Für die Gartenanlagen <strong>der</strong> Villa d’Este bei Rom wurden dabei die zahlreichen<br />

Quellen aus den Sab<strong>in</strong>erbergen ausgenützt. Über den steilen Abhang ergießen sich bis heute<br />

steile Kaskaden <strong>in</strong> Teiche, die mit Statuen aus <strong>der</strong> antiken Mythologie geschmückt s<strong>in</strong>d. All-<br />

geme<strong>in</strong> lässt sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Renaissance – <strong>und</strong> auch danach – häufig die Komb<strong>in</strong>ation von Wasser<br />

<strong>und</strong> antiker Götterwelt f<strong>in</strong>den: In den Teichen lagern auf künstlichen Inseln antike Flussgöt-<br />

ter, Nymphen <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e Wasserwesen, so auch im Garten des Renaissanceschlosses von<br />

Heidelberg. Schloss Nymphenburg <strong>in</strong> München führt sogar se<strong>in</strong>en Namen auf antike Wasser-<br />

gestalten zurück.Im Barock dienten Wasserspiele weiterh<strong>in</strong> als Symbol von Luxus, ja die Raf-<br />

f<strong>in</strong>esse bei <strong>der</strong> Gestaltung von Wasserspielen nahm sogar noch zu. Beson<strong>der</strong>s <strong>in</strong> Frankreich<br />

spielte noch e<strong>in</strong> weiterer Faktor <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gartenarchitektur e<strong>in</strong>e entscheidende Rolle: Die Gärten<br />

sollten im S<strong>in</strong>ne des Absolutismus auch die „Unterwerfung“ <strong>der</strong> Natur symbolisieren. Die<br />

Anlagen wurden zum Teil <strong>in</strong> Sumpfgebieten angelegt, etwa Versailles bei Paris o<strong>der</strong> Peterhof<br />

bei St. Petersburg. In Versailles wurde e<strong>in</strong>e ganze Talsenke mit den Gartenanlagen ausgefüllt,<br />

wie die Gesamtschau von Pierre Patel aus dem Jahr 1668 zeigt. Die Sumpfgebiete wurden<br />

entwässert; stattdessen wurde mit riesigem technischen Aufwand Wasser von <strong>der</strong> Se<strong>in</strong>e über<br />

mehr als 150 Höhenmeter herangepumpt (zum Hebewerk von Marly siehe Teil 7).<br />

Wie zeitgenössische schematische Darstellungen von Barockgärten aus <strong>der</strong> Vogelperspektive<br />

zeigen, etwa <strong>der</strong> Stich von A. Franc<strong>in</strong>i zu Schloss <strong>und</strong> Garten von Sa<strong>in</strong>t-Germa<strong>in</strong>-en-Laye bei<br />

Paris (1614), hatten die Wasserspiele, Teiche <strong>und</strong> Brunnen <strong>in</strong>nerhalb des Gartens auch e<strong>in</strong>e<br />

architektonisch-glie<strong>der</strong>nde Funktion. Bisweilen dienten die Wasserspiele aber auch re<strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

barock-höfischen Unterhaltung, wie auch am Beispiel Hellbrunn bei <strong>Salzburg</strong> gut zu erkennen<br />

ist. Die Ste<strong>in</strong>sitze zu e<strong>in</strong>em Tisch im Park s<strong>in</strong>d mit Wasserfontänen versehen, die plötzlich<br />

während des Aufenthalts <strong>der</strong> Gesellschaft bei Tisch hochg<strong>in</strong>gen.Noch heute haben Wasser-<br />

spiele e<strong>in</strong>e entscheidende architektonische Rolle, etwa <strong>in</strong> den von André Heller gestalteten<br />

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<strong>VO</strong> <strong>Mensch</strong> <strong>und</strong> <strong>Umwelt</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Geschichte</strong>, © Christian Rohr 2005-2007 (Teil 4)<br />

Kristallwelten <strong>in</strong> Wattens bei Innsbruck. Im Zentrum des halbkugelförmigen Gebäudes bef<strong>in</strong>-<br />

det sich e<strong>in</strong> grün überwachsenes Gesicht, aus dessen M<strong>und</strong> sich e<strong>in</strong> breiter Wasserstrahl er-<br />

gießt. Hier werden Wasser(spiel), grüne Natur <strong>und</strong> Kristalle <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e optisch gewagte Kombi-<br />

nation gebracht.<br />

Bä<strong>der</strong> <strong>und</strong> Kurorte<br />

Schon aus mykenischer Zeit s<strong>in</strong>d etwa <strong>in</strong> Pylos auf <strong>der</strong> Halb<strong>in</strong>sel Peloponnes erste Badeanla-<br />

gen archäologisch nachweisbar. In klassisch-griechischer <strong>und</strong> <strong>in</strong> römischer Zeit nahmen dann<br />

die öffentlichen Bä<strong>der</strong> (Thermen) e<strong>in</strong>e wichtige Funktion im Freizeitbereich <strong>der</strong> griechisch-<br />

römischen Gesellschaft e<strong>in</strong>. Da beson<strong>der</strong>s im Römerreich <strong>der</strong> Großteil <strong>der</strong> Berufe vornehm-<br />

lich von Sklaven ausgeübt wurde, blieben viele freien römischen Bürger arbeitslos. Um dieses<br />

soziale Konfliktpotenzial <strong>in</strong> den Griff zu bekommen, entwickelte sich <strong>in</strong> Rom die Politik von<br />

„Brot <strong>und</strong> Spielen“, d.h. die Versorgung <strong>der</strong> breiten Masse mit (fast) kostenfreiem Brot bzw.<br />

an<strong>der</strong>en Gr<strong>und</strong>nahrungsmitteln <strong>und</strong> Freizeitangebot. Neben den Gladiatorenkämpfen <strong>und</strong><br />

Wagenrennen waren es vor allem die öffentlichen Thermen, wo <strong>der</strong> durchschnittliche Römer<br />

oft täglich e<strong>in</strong>en Teil des Tages verbrachte. Während <strong>der</strong> römischen Kaiserzeit wurden auf<br />

Staatskosten riesige Badeanlagen – besser Freizeitanlagen, die heute dem Fitness- <strong>und</strong> Well-<br />

nessbereich zugeordnet werden würden – errichtet, etwa <strong>in</strong> Rom die Caracallathermen <strong>und</strong> die<br />

Diokletiansthermen. Auch <strong>in</strong> praktisch je<strong>der</strong> Prov<strong>in</strong>zstadt entstanden kle<strong>in</strong>ere Thermenanla-<br />

gen.<br />

Der Aufbau <strong>der</strong> Thermen variierte zwar, enthielt aber zumeist folgende Teile: Durch e<strong>in</strong>en<br />

Vorraum (vestibulum) kam man <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Umkleide- <strong>und</strong> Duschraum (apodyterium), von dort<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Warmbad (caldarium), e<strong>in</strong> Bad mit mäßig warmen Wasser (tepidarium) <strong>und</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong><br />

Kaltbad (frigidarium). Häufig waren auch noch e<strong>in</strong> Schwitz- bzw. Dampfbad (sudarium) <strong>und</strong><br />

e<strong>in</strong> Schwimmbecken (natatio) angeschlossen. In vielen Fällen war auch e<strong>in</strong>e Wandelhalle<br />

(porticus) angeschlossen, wo man nach dem Bad spazieren g<strong>in</strong>g o<strong>der</strong> Bekannte traf. Ebenso<br />

fehlten <strong>in</strong> vielen Thermen Massageräume nicht; manche Anlagen verfügten sogar über e<strong>in</strong>e<br />

eigene Leihbibliothek. Die Beheizung erfolgte von e<strong>in</strong>em zentralen Heizraum im Unterge-<br />

schoss (praefurnium). Von dort führten Rohrleitungen bzw. größere Hohlraumsysteme zu den<br />

e<strong>in</strong>zelnen Räumen <strong>der</strong> Thermen. Hohlziegel an den Wänden <strong>und</strong> Fußbodenheizung (hypo-<br />

caustum) sorgten auch im W<strong>in</strong>ter für behagliche Wärme. Die zentralen Räume waren oft<br />

prunkvoll ausgestaltet <strong>und</strong> dienten damit auch <strong>der</strong> Repräsentation des Stifters.<br />

Auch Kurorte waren bei den Römern sehr beliebt. In allen Teilen des Reiches wurden die<br />

Orte mit heißen Quellen erschlossen <strong>und</strong> oft zu großen Kurstädten ausgebaut. Der Ortsname<br />

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<strong>VO</strong> <strong>Mensch</strong> <strong>und</strong> <strong>Umwelt</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Geschichte</strong>, © Christian Rohr 2005-2007 (Teil 4)<br />

Aquae („Bad“) ist daher sehr häufig auf <strong>der</strong> Landkarte des Römerreichs zu f<strong>in</strong>den: diesen<br />

Namen trugen etwa Baden bei Wien (Österreich), Baden-Baden, Wiesbaden, Aachen (alle<br />

Deutschland), Bath (England) o<strong>der</strong> Aix-en-Provence (Frankreich). Auch Seebä<strong>der</strong> waren bei<br />

den Römern <strong>in</strong> Mode, etwa am Golf von Neapel.<br />

Den H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> für das ausgedehnte Badewesen bildete die antike Säftelehre, wie sie sich<br />

schon bei den griechischen Autoritäten Hippokrates (ca. 460-370 v. Chr.), Aristoteles (384-<br />

322 v. Chr.) <strong>und</strong> Galenos (ca. 129-199 n. Chr.) f<strong>in</strong>det. Die Ges<strong>und</strong>heit des <strong>Mensch</strong>en ist dem-<br />

nach das Resultat e<strong>in</strong>es Gleichgewichts <strong>der</strong> vier Körpersäfte (humores) Blut, gelbe <strong>und</strong><br />

schwarze Galle <strong>und</strong> Schleim. Waren die vier Körpersäfte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em harmonischen Gleichge-<br />

wicht, <strong>in</strong> „Eukrasie“, so war <strong>der</strong> <strong>Mensch</strong> ges<strong>und</strong>, auch was se<strong>in</strong>e Emotionen betraf. Hatte er<br />

von e<strong>in</strong>em <strong>der</strong> Körpersäfte zu viel o<strong>der</strong> zu wenig, äußerte sich dies <strong>in</strong> bestimmten Krankhei-<br />

ten <strong>und</strong> Gemütszuständen. Nach <strong>der</strong> Mediz<strong>in</strong> <strong>der</strong> Säftelehre (Humoralmediz<strong>in</strong>) musste dieses<br />

Ungleichgewicht durch spezielle Nahrung, d.h. den Verzicht bzw. die E<strong>in</strong>nahme bestimmter<br />

Lebensmittel, aber auch durch Bade- <strong>und</strong> Tr<strong>in</strong>kkuren wie<strong>der</strong> kuriert werden. Die Säftelehre<br />

<strong>der</strong> Antike lebte auch im Mittelalter fort – die so genannte „Hildegard-Mediz<strong>in</strong>“ folgt genau<br />

diesem Schema <strong>und</strong> auch noch am Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Neuzeit, etwa bei Paracelsus (1493-1541, ei-<br />

gentlich: Philippus Aureolus Theophrastus Bombastus von Hohenheim) f<strong>in</strong>den sich noch gro-<br />

ße Teile dieser Lehre.<br />

In <strong>der</strong> Osthälfte des Römischen Reiches, dem späteren Byzant<strong>in</strong>ischen Reich, lebte die antike<br />

Badekultur fort, ja sie wurde später von den Osmanen mit ger<strong>in</strong>gen Modifikationen über-<br />

nommen; das türkische Bad (Hamam) mitsamt se<strong>in</strong>en Dampfräumen lebt bis heute weiter <strong>und</strong><br />

gehört mittlerweile zum Fixpunkt <strong>in</strong> jedem Wellnesszentrum. Auch sonst im muslimischen<br />

Bereich nahm <strong>und</strong> nimmt das Bad im religiösen <strong>und</strong> profanen Bereich e<strong>in</strong>e wichtige Rolle e<strong>in</strong>.<br />

Oft f<strong>in</strong>den sich Badehäuser, verb<strong>und</strong>en mit Schwitzräumen, im Zusammenhang mit Palästen<br />

<strong>und</strong> Moscheen, wie das Beispiel von Khirbat al Mafjar (bei Jericho im Jordantal) aus dem 8.<br />

Jahrh<strong>und</strong>ert zeigt.<br />

Im jüdischen Bereich hatte das Bad für rituelle Waschungen e<strong>in</strong>e zentrale Bedeutung. E<strong>in</strong>e<br />

Mikwe (Ritualbad) durfte <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>er jüdischen Geme<strong>in</strong>de fehlen. In Friedberg (Hessen) ist e<strong>in</strong>e<br />

mittelalterliche Mikwe bis heute vollständig erhalten geblieben; Reste davon wurden auch <strong>in</strong><br />

Köln, Speyer <strong>und</strong> Worms gef<strong>und</strong>en.<br />

Im christlichen Abendland g<strong>in</strong>g die römische Badetradition <strong>in</strong> vielen Fällen verloren; nur <strong>in</strong><br />

den Kurorten hielt sie sich <strong>in</strong> vere<strong>in</strong>fachter Form. Heiße Quellen waren auch im Mittelalter<br />

e<strong>in</strong> beliebter Siedlungsplatz. Nicht von ungefähr wählte <strong>der</strong> stets von Gicht geplagte Kaiser<br />

Karl <strong>der</strong> Große den antiken Badeort Aachen zu se<strong>in</strong>er Liebl<strong>in</strong>gspfalz.<br />

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<strong>VO</strong> <strong>Mensch</strong> <strong>und</strong> <strong>Umwelt</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Geschichte</strong>, © Christian Rohr 2005-2007 (Teil 4)<br />

Im Spätmittelalter entstanden <strong>in</strong> zahlreichen Städten öffentliche Badehäuser, die vor allem im<br />

15. <strong>und</strong> frühen 16. Jahrh<strong>und</strong>ert den Höhepunkt an Beliebtheit erlangten. Sie waren e<strong>in</strong> gesell-<br />

schaftlicher Treffpunkt <strong>in</strong> den spätmittelalterlichen Städten. Man g<strong>in</strong>g nicht nur zum Bad <strong>in</strong><br />

das Badehaus, son<strong>der</strong>n nahm dort auch – <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Badetrog sitzend – auf e<strong>in</strong>em Brett das<br />

Mahl e<strong>in</strong> <strong>und</strong> unterhielt sich. Die Umgangsformen waren dabei recht freizügig, die Grenze<br />

zum Bordell war mitunter nicht ganz klar. Leicht bekleidete Bademädchen wurden zum Inbe-<br />

griff spätmittelalterlicher Erotik <strong>und</strong> fanden als Element des Buchschmucks selbst E<strong>in</strong>gang <strong>in</strong><br />

die berühmten Bibelhandschriften des Königs Wenzel (1378-1400/1419). Männer <strong>und</strong> Frauen<br />

badeten oft <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em geme<strong>in</strong>samen Becken, bis zum frühen 16. Jahrh<strong>und</strong>ert zumeist nackt;<br />

erst danach wurde es üblich, e<strong>in</strong>e knappe „Unterhose“ zu tragen. Im Zusammenhang mit dem<br />

geme<strong>in</strong>samen Bad an <strong>der</strong> Wende vom Mittelalter zur Neuzeit entstand auch das s<strong>in</strong>nliche Ide-<br />

al vom „Garten <strong>der</strong> Lüste“: Männer <strong>und</strong> Frauen badeten geme<strong>in</strong>sam <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Jungbrunnen,<br />

<strong>der</strong> ewige Jugend verlieh. Dazu aß man Köstlichkeiten <strong>und</strong> wurde mit Musik unterhalten.<br />

Mit <strong>der</strong> Reformation wurde die Freizügigkeit beim Bad immer mehr e<strong>in</strong>geschränkt. An die<br />

Stelle <strong>der</strong> Badehäuser traten immer mehr e<strong>in</strong>zelne Kurorte, die man – wenn man es sich leis-<br />

ten konnte – aus ges<strong>und</strong>heitlichen Gründen aufsuchte. Daraus entwickelte sich e<strong>in</strong>e regelrech-<br />

te „Kurort-Kultur“ <strong>der</strong> besseren Schichten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Neuzeit. Man traf im Kurort se<strong>in</strong>esgleichen<br />

<strong>und</strong> nutzte den geme<strong>in</strong>samen Aufenthalt zur Kontaktpflege. In e<strong>in</strong>er immer mehr durch ge-<br />

sellschaftliche Normen versteiften Gesellschaft war die Kur die Möglichkeit, für e<strong>in</strong>ige Zeit<br />

aus dem Familienleben auszubrechen. Liaisonen waren an <strong>der</strong> Tagesordnung, <strong>der</strong> „Kurschat-<br />

ten“ wurde fast sprichwörtlich. Um immer wie<strong>der</strong> auf „Urlaub“ <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en <strong>der</strong> begehrten Kuror-<br />

te fahren zu können, gehörte „Krankse<strong>in</strong>“ im 19. Jahrh<strong>und</strong>ert fast zum „guten Ton“. Neben<br />

Luftkurorten waren <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die Badekurorte beliebt, ob am Meer o<strong>der</strong> an heißen Quel-<br />

len; auch die Komb<strong>in</strong>ation von Bade- <strong>und</strong> Tr<strong>in</strong>kkuren, wie etwa im hessischen Bad Langen-<br />

Schwalbach, zogen zahlreiche Adelige <strong>und</strong> Bürger an. E<strong>in</strong> umfangreiches Kulturprogramm<br />

(Musik, Empfänge) r<strong>und</strong>ete das Kurprogramm ab.<br />

Für den <strong>Salzburg</strong>er Raum hatte vor allem <strong>der</strong> Kurort Bad Gaste<strong>in</strong> überregionale Bedeutung,<br />

nicht zuletzt aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung durch Paracelsus. Seit dem 14. Jahrh<strong>und</strong>ert waren die<br />

radonhaltigen Quellen (wie<strong>der</strong>)entdeckt <strong>und</strong> führten im 15. <strong>und</strong> 16. Jahrh<strong>und</strong>ert zu e<strong>in</strong>em re-<br />

gelrechten Badeboom. Schon um 1490/91 besang e<strong>in</strong> anonymer M<strong>in</strong>nesänger die s<strong>in</strong>nlichen<br />

Freuden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gaste<strong>in</strong> <strong>in</strong> „A<strong>in</strong> Graser<strong>in</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kaste<strong>in</strong>“. Das früher Neidhart von Reuenthal<br />

zugeschriebene Gedicht geht vermutlich auf e<strong>in</strong> Gedicht des Südtirolers Oswald von Wolken-<br />

ste<strong>in</strong> zurück:<br />

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<strong>VO</strong> <strong>Mensch</strong> <strong>und</strong> <strong>Umwelt</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Geschichte</strong>, © Christian Rohr 2005-2007 (Teil 4)<br />

Die Graser<strong>in</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gaste<strong>in</strong><br />

„E<strong>in</strong>e Magd, die gebadet <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gaste<strong>in</strong><br />

gab mir Freude <strong>und</strong> Lust, als sie sich wusch dare<strong>in</strong>.<br />

Da ich sie ohne was erblickte,<br />

an manches dachte, was mich so daran entzückte.<br />

Ich griff sie an, um sie an mir zu haben,<br />

tat sanft sie streicheln so beim Baden<br />

<strong>und</strong> alle Welt hatt’ davon ke<strong>in</strong>en Schaden;<br />

doch uns tat’s wohl beim Scherzen<br />

im Leibe <strong>und</strong> im Herzen.“<br />

Auch Wolf Prenn, e<strong>in</strong> Angestellter <strong>der</strong> Gaste<strong>in</strong>er Gewerkenfamilie Weitmoser, dichtete im<br />

Jahr 1553 <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em „Böckste<strong>in</strong>er Bergknappensang vom warmen Pad“ e<strong>in</strong>e Lobhymne auf<br />

Bad Gaste<strong>in</strong>, nannte dabei aber sich selbst nicht namentlich:<br />

„Ich lob die zarten Jungfreyle<strong>in</strong><br />

<strong>in</strong> Zichten <strong>und</strong> <strong>in</strong> Ehren.<br />

Wer sollt ihnen doch fe<strong>in</strong>t se<strong>in</strong>?<br />

Sye thuen unns Freiden mehren.<br />

...<br />

Der uns die Wahrheit hat zusammengetragen<br />

<strong>der</strong> thuet sich selbst nit nennen,<br />

thuet gern mit schennen Junckfreule<strong>in</strong> paden<br />

Ir migt <strong>in</strong> gar wohl kennen.“<br />

Die historischen Darstellungen vom „Wildbad <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gaste<strong>in</strong>“ aus dem 16. Jahrh<strong>und</strong>ert zeigen<br />

badende Männer <strong>und</strong> Frauen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em mit Holzlatten e<strong>in</strong>gefassten Becken. Man spürte die<br />

heilende Wirkung es Wassers, auch wenn es noch bis etwa 1900 dauerte, dass man im Wasser<br />

das radioaktive Radon nachweisen konnte.<br />

Seit dem Spätmittelalter lässt sich häufig e<strong>in</strong>e Verb<strong>in</strong>dung von Baden bzw. Kuren <strong>und</strong> Musik<br />

feststellen. In den Badehäusern des 15. <strong>und</strong> 16. Jahrh<strong>und</strong>erts unterhielten Musikanten die Ba-<br />

degäste. Manchmal spielten diese auch selbst, wie e<strong>in</strong> Stich Albrecht Dürers von e<strong>in</strong>em Män-<br />

nerbad zeigt. Auch später, während <strong>der</strong> „Kurort-Kultur“ des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts, war die Musik<br />

allgegenwärtig. Das Platzkonzert im Kurpavillon, ob <strong>in</strong> Bad Ischl o<strong>der</strong> im norddeutschen Bad<br />

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<strong>VO</strong> <strong>Mensch</strong> <strong>und</strong> <strong>Umwelt</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Geschichte</strong>, © Christian Rohr 2005-2007 (Teil 4)<br />

Ems, war e<strong>in</strong> gesellschaftlicher Fixpunkt. E<strong>in</strong>zelne Komponisten wie <strong>der</strong> österreichische Ope-<br />

rettenkomponist Franz Lehar verbrachten sogar lange Zeit ihres Wirkens <strong>in</strong> Kurstädten. Heute<br />

– nach e<strong>in</strong>em jahrh<strong>und</strong>ert „Pause“ – nimmt die Musik wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>en wichtigen Platz im Well-<br />

nessbereich e<strong>in</strong>: Meditationsmusik auf CD als persönliches Willkommensgeschenk o<strong>der</strong> sphä-<br />

rische Musik als Event im Erlebnisdom <strong>der</strong> Felsentherme Bad Gaste<strong>in</strong>.<br />

Schwimmen wurde im Gegensatz zum Baden bis <strong>in</strong> die Neuzeit nur zum Teil als Genuss ge-<br />

sehen. Zwar verfügten viele römische Thermen auch über e<strong>in</strong> Schwimmbecken (natatio),<br />

doch sollte dies nicht darüber h<strong>in</strong>wegtäuschen, dass viele <strong>Mensch</strong>en bis zum 19. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

gar nicht schwimmen konnten. Schwimmer waren <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>Mensch</strong>en mit „Wasser“-<br />

Berufen, etwa Fischer <strong>und</strong> Schiffleute, aber auch Soldaten konnten Gr<strong>und</strong>kenntnisse im<br />

Schwimmen oft gut brauchen. Häufig ist im Zuge von Schlachtenschil<strong>der</strong>ungen zu lesen, dass<br />

die fliehenden Truppen <strong>der</strong> Unterlegenen <strong>in</strong>s Wasser getrieben wurden <strong>und</strong> dort elend<br />

zugr<strong>und</strong>e g<strong>in</strong>gen. Man kann also annehmen, dass auch von den Soldaten viele nicht o<strong>der</strong> nur<br />

schlecht schwimmen konnten. E<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zigartige Illustration aus e<strong>in</strong>er Handschrift aus dem<br />

Jahr 1496 zeigt etwa e<strong>in</strong>en Ritter <strong>in</strong> Rüstung <strong>der</strong> gerade e<strong>in</strong>en Schwimmreifen anlegt <strong>und</strong> mit<br />

e<strong>in</strong>em M<strong>und</strong>stück aufbläst. Durch das Gewicht <strong>der</strong> Rüstung war es mit Sicherheit unmöglich,<br />

ohne Schwimmhilfe auch nur seichte Gewässer sicher zu durchqueren.<br />

Erst im 19. Jahrh<strong>und</strong>ert wurde Schwimmen zum Sport, <strong>der</strong> auch von Frauen ausgeübt wurde.<br />

Die ersten Damenschwimmschulen, etwa <strong>in</strong> Wien um 1850, wurden zu Horten e<strong>in</strong>er gewissen<br />

Emanzipation. Schwimmen erlangte allmählich die Rolle e<strong>in</strong>es „Emanzipationssports“ wie<br />

später das Radfahren.<br />

Bis zum „Fun-Bad“ war es allerd<strong>in</strong>gs noch e<strong>in</strong> weiter Weg: In <strong>der</strong> ersten Hälfte des 20. Jahr-<br />

h<strong>und</strong>erts dom<strong>in</strong>ierten noch die Naturschwimmbä<strong>der</strong>. In <strong>Salzburg</strong> etwa badete man bis <strong>in</strong> die<br />

1950er-Jahre im Leopoldskroner Weiher, <strong>der</strong> am Nordende mit Badehäuschen <strong>und</strong> Stegen<br />

erschlossen wurde. Erst danach übersiedelte man das Schwimmbad <strong>in</strong> die benachbarten<br />

Gründe: das künstliche Freibad war geboren.<br />

Literatur<br />

Gernot <strong>und</strong> Hartmut Böhme, Feuer, Wasser, Erde, Luft. E<strong>in</strong>e Kulturgeschichte <strong>der</strong> Elemente<br />

(Beck’sche Reihe 1565), München 2004.<br />

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<strong>VO</strong> <strong>Mensch</strong> <strong>und</strong> <strong>Umwelt</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Geschichte</strong>, © Christian Rohr 2005-2007 (Teil 4)<br />

Horst Bredekamp, Wasserangst <strong>und</strong> Wasserfreude <strong>in</strong> Renaissance <strong>und</strong> Manierismus. In:<br />

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