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Die Grimsel – eine Gebirgswelt im Banne des Stroms - FAU

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Arbeitswelt<br />

6<br />

Text Andreas Tschopp Fotos Martin Weiss, Andreas Tschopp<br />

W<br />

o die Energien fliessen»: Unter diesem Motto<br />

werden Besucherinnen und Besucher in die<br />

<strong>Gr<strong>im</strong>sel</strong>welt eingeladen. Wer mit öffentlichen<br />

Verkehrsmitteln anreist, für den ist bereits<br />

die Anfahrt etwas Spezielles. Im Bahnhof Meiringen heisst es<br />

umsteigen in <strong>eine</strong> Kleinbahn. Der elektrische Triebwagen<br />

fährt durch den Kirchettunnel, vorbei an der Schlucht, durch<br />

die sich die Aare einst ihren Weg bahnte, nach Innertkirchen.<br />

Endstation ist nicht etwa <strong>im</strong> Ortszentrum bei der Post, sondern<br />

weiter hinten bei der Haltestelle KWO. <strong>Die</strong> Abkürzung<br />

steht für Kraftwerke Oberhasli, zu deren Areal die einstige<br />

Werksbahn die Verbindung herstellt. In der KWO-Zentrale fällt<br />

der Blick zuerst auf den ausgestellten «Milestone». Der Tourismuspreis<br />

von Hotelleriesuisse <strong>–</strong> ein Stein mit Goldplakette <strong>–</strong><br />

wurde der <strong>Gr<strong>im</strong>sel</strong>welt 2010 für ihr «herausragen<strong>des</strong> Projekt»<br />

verliehen. Das Angebot verbinde Stromproduktion und Tourismus<br />

nachhaltig und schaffe zugleich <strong>eine</strong>n grossen Mehrwert<br />

für die Region, wurde die Preisvergabe begründet.<br />

Mit der nachhaltigen Einbettung der Stromproduktion<br />

in die Natur beschäftigt<br />

sich Steffen Schweizer. Er ist in der<br />

Umgebung von Stuttgart aufgewachsen, hat in s<strong>eine</strong>r He<strong>im</strong>at<br />

Hydrologie und Geoökologie studiert, bei der Eidgenössischen<br />

Anstalt für Wasserversorgung, Abwasserreinigung<br />

und Gewässerschutz (Eawag) in Dübendorf dann über Flussrenaturierung<br />

doktoriert und arbeitet seit 2007 bei den KWO<br />

als Gewässerökologe. Schweizers Arbeitsgebiet erstreckt sich<br />

vom Totensee auf dem <strong>Gr<strong>im</strong>sel</strong>pass bis zur Mündung der Aare<br />

in den Brienzersee und umfasst auch das Gadmen- und das<br />

Gental. Er befasst sich mit dem Lebensraum von Fischen und<br />

Insekten, dem Geschiebetransport <strong>im</strong> Wasser und Restwassermengen,<br />

die <strong>eine</strong> funktionierende Ökologie <strong>im</strong> Gewässer<br />

gewährleisten. Dafür wurde <strong>eine</strong> Schutz- und Nutzungsplanung<br />

über alle Wasserfassungen <strong>im</strong> Einzugsgebiet der KWO<br />

erstellt. Für diese Gesamtplanung wurden viele Untersuchungen<br />

von externen Umweltbüros gemacht, und es wurde<br />

in <strong>eine</strong>m einjährigen Prozess mit allen Beteiligten nach<br />

<strong>eine</strong>m sinnvollen Kompromiss gesucht. Weil er die Geschäftsleitung<br />

überzeugen konnte, die ökologischen Ausgleichsmassnahmen<br />

noch etwas zu verbessern, kam der Kompromiss<br />

in der Sache <strong>des</strong> Kraftwerksausbaus (siehe Seite 8) mit<br />

den Umweltorganisationen schliesslich zustande.<br />

EnErgiEwirtschaft<br />

<strong>Die</strong> <strong>Gr<strong>im</strong>sel</strong> <strong>–</strong> <strong>eine</strong> <strong>Gebirgswelt</strong><br />

<strong>im</strong> <strong>Banne</strong> <strong>des</strong> <strong>Stroms</strong><br />

Der Totensee auf dem <strong>Gr<strong>im</strong>sel</strong>pass<br />

ist ein natürlicher See, <strong>des</strong>sen Wasser<br />

in den <strong>Gr<strong>im</strong>sel</strong>stausee abfliesst.<br />

Bauingenieur<br />

Philipp Oswald<br />

ist als Projektassistent<br />

KWO plus<br />

für den Bau <strong>des</strong><br />

neuen Druckstollens<br />

vom Wasserschloss<br />

Kapf nach<br />

Innertkirchen<br />

zuständig.<br />

Das Gebiet am <strong>Gr<strong>im</strong>sel</strong>pass <strong>im</strong> Berner Oberland steht ganz<br />

<strong>im</strong> Zeichen der Energiegewinnung aus Wasserkraft.<br />

Sie prägt die Gebirgslandschaft und sorgt für Beschäftigung<br />

in der Randregion. Ein Augenschein in der <strong>Gr<strong>im</strong>sel</strong>welt.<br />

Peter anderegg,<br />

Präsident <strong>des</strong> <strong>Gr<strong>im</strong>sel</strong>vereins,<br />

anerkennt<br />

die Bedeutung der<br />

KWO für die Region.<br />

Trotzdem wehrt er<br />

sich entschieden<br />

gegen die Erhöhung<br />

der <strong>Gr<strong>im</strong>sel</strong>see-<br />

Staumauer.<br />

Der KWO-Gewässerökologe<br />

steffen schweizer hat auf<br />

<strong>eine</strong>n Kompromiss zwischen den<br />

Naturschützern und dem Energieunternehmen<br />

hingearbeitet.<br />

Markus re<strong>im</strong>ann<br />

bewegt sich als<br />

Leiter Entwicklung<br />

und Konstruktion bei<br />

<strong>Gr<strong>im</strong>sel</strong> Hydro <strong>im</strong><br />

freien Markt, kann<br />

sich aber auf das<br />

Mutterhaus KWO<br />

abstützen.<br />

«<strong>Die</strong>ser Weg glich öfters <strong>eine</strong>m schmalen Grat», sagt Schweizer.<br />

Das hat sich nach Ansicht <strong>des</strong> Gewässerökologen aber<br />

gelohnt, da letztlich die Natur und die Stromproduktion davon<br />

profitieren. Der konstruktive Ansatz zur Lösungsfindung<br />

werde als gutes Beispiel gehandelt, das er <strong>im</strong> Oktober an <strong>eine</strong>r<br />

Konferenz der Alpenkonvention vorstellen könne, erklärt der<br />

39-jährige KWO-Angestellte mit dem «grünen Herzen».<br />

Ein attraktiver Arbeitgeber<br />

Tobias Wildi ist Leiter Elektromechanik bei den KWO. Er ist<br />

zuständig für die Ausrüstung von neuen Kraftwerksanlagen<br />

sowie die Renovierung und Instandstellung bestehender Anlagen.<br />

Um zu sehen, wie und wo das aktuell geschieht, muss man<br />

sich unter Tag begeben. <strong>Die</strong> Anfahrt führt durch <strong>eine</strong>n rund<br />

2,5 Kilometer langen Tunnel, vorbei an <strong>eine</strong>r freigelegten<br />

Kristallkluft, unter dem <strong>Gr<strong>im</strong>sel</strong>see hindurch zum Kraftwerk<br />

<strong>Gr<strong>im</strong>sel</strong> 2. <strong>Die</strong>ses wurde in <strong>eine</strong>r grossen Kaverne <strong>im</strong> Berginnern<br />

angelegt und erbringt rund 400 Megawatt elektrische<br />

Leistung. <strong>Die</strong> in den Jahren 1973 bis 1979 erstellten vier Maschinen,<br />

die Wasser zwischen Oberaar- und <strong>Gr<strong>im</strong>sel</strong>see turbi nieren<br />

wie auch pumpen können, müssen nun sukzessive revidiert<br />

werden. Wildis Ingenieurteam plant und führt die Umbau-<br />

und Renovationsprojekte. Mit der Umsetzung werden Mitarbeitende<br />

der KWO und diverse Fremdfirmen beauftragt. Ein<br />

Jahr Arbeit sei nötig pro Maschine, die gleichzeitig mit <strong>eine</strong>r<br />

Arbeitswelt<br />

«Vom erzielten Kompromiss können<br />

die Natur und die Stromproduktion profitieren.»<br />

Steffen Schweizer, Gewässerökologe bei den kWo<br />

Kraftwerke Oberhasli (KWO)<br />

GESchichTE Im Oktober 1932 nahm die 1925 gegründete<br />

Aktiengesellschaft Kraftwerke Oberhasli (KWO) ihr erstes<br />

Kraftwerk Handeck 1 (mit <strong>Gr<strong>im</strong>sel</strong>- und Gelmersee) in<br />

Betrieb. Bis 1979 wurden acht weitere Kraftwerksanlagen<br />

mit den dazugehörigen Stauseen in Betrieb genommen.<br />

EiGEnTüMEr Als Konzessionsnehmerin <strong>im</strong> Jahr 1906 halten<br />

die Bernischen Kraftwerke (BKW) 50 Prozent <strong>des</strong> Aktienkapitals<br />

von 120 Millionen. <strong>Die</strong> anderen 50 Prozent gehören<br />

je zu <strong>eine</strong>m Drittel den Energiewerken <strong>des</strong> Kantons Basel-<br />

Stadt und der Städte Bern und Zürich, die 1928, 1930 und<br />

1938 zu den KWO stiessen.<br />

STroMproDukTion Durchschnittlich werden 2350 Gigawattstunden<br />

(GWh) pro Jahr erzeugt. Das sind rund 7 Prozent<br />

der Produktion aller Schweizer Wasserkraftwerke. Damit<br />

können laut KWO rund 1,2 Millionen Menschen mit Strom<br />

versorgt werden.<br />

BESchäfTiGTE 530 Personen (inklusive Tourismusbetriebe).<br />

In den Standortgemeinden Innertkirchen, Guttannen und<br />

Gadmen erbringen die KWO 75 Prozent der Wirtschaftsleistung.<br />

Zwei von fünf Beschäftigten arbeiten für das<br />

Unternehmen.<br />

MEhr infoS www.gr<strong>im</strong>selstrom.ch (Unternehmen KWO)<br />

und www.gr<strong>im</strong>selwelt.ch (touristische Angebote).


Arbeitswelt<br />

8<br />

neuen Steuerung ausgerüstet werden, erklärt der Elektroingenieur<br />

und gelernte Elektromechaniker.<br />

Nach s<strong>eine</strong>r Ausbildung und zwei Jahren Praxis hat Tobias<br />

Wildi zur Fliegerei gewechselt und als Copilot bei der Swissair<br />

gearbeitet. Als diese vor über zehn Jahren ins Trudeln<br />

geriet, ist Wildi, der mit Familie <strong>im</strong> solothurnischen Erlins -<br />

bach wohnt, umgestiegen und nahm <strong>eine</strong> Arbeit <strong>im</strong> Kernkraftwerk<br />

Gösgen an. Nach neun Jahren brauchte er <strong>eine</strong>n<br />

Tapetenwechsel. Fasziniert von den Wasserkraftanlagen der<br />

KWO und den Bergen, zog es ihn ins Oberhasli. Für die KWO<br />

betreut der 44-jährige Ingenieur nun ein Team von 30 Technikern<br />

und Projektleitern und fühlt sich als Wochenaufenthalter<br />

gut aufgenommen in der Region.<br />

a u s b a u P r O g r a M M K w O P l u s<br />

VorGESchichTE Ende der 1980er-<br />

Jahre planten die KWO, mit dem Projekt<br />

<strong>Gr<strong>im</strong>sel</strong> West das Speichervolumen <strong>des</strong><br />

<strong>Gr<strong>im</strong>sel</strong>sees durch <strong>eine</strong> grosse neue<br />

Staumauer nahezu zu verfünffachen.<br />

Das Projekt, das wegen der grossen<br />

Umwelteingriffe auf heftigen Widerstand<br />

stiess, wurde 1999 ad acta gelegt.<br />

Im gleichen Jahr stellten die KWO das<br />

Nachfolgeprogramm KWO plus vor.<br />

VorhABEn Das Ausbauprogramm KWO<br />

plus sieht Investitionen von rund 1,2 Milliarden<br />

Franken vor und besteht aus drei<br />

Projekten: Das erste mit <strong>eine</strong>m Investitionsvolumen<br />

von 305 Millionen Franken<br />

umfasst die Erweiterung der Kraftwerke<br />

Innertkirchen 1 und Handeck 2. <strong>Die</strong> beiden<br />

über 60-jährigen Anlagen werden<br />

aufgewertet und mit neuen Turbinen<br />

ausgerüstet. Damit wird die Leistung um<br />

280 Megawatt (MW) erhöht. Dank neuer<br />

Druckschächte, die die Reibungsverluste<br />

verringern, wird der Energiegewinn um<br />

70 GWh pro Jahr gesteigert. <strong>Die</strong> Arbeiten<br />

sind angelaufen und erstrecken sich<br />

Anlageschema der kraftwerke oberhasli<br />

Staumauererhöhung bleibt ein Zankapfel<br />

der<br />

arbeitsmarkt<br />

über fünf Jahre. Der zweite Teil sieht<br />

den Bau <strong>des</strong> Pumpspeicherkraftwerks<br />

<strong>Gr<strong>im</strong>sel</strong> 3 vor. Das neue Kraftwerk<br />

mit drei drehzahlregulierten 220-MW-<br />

Pumpturbinen wird unterirdisch angelegt<br />

und soll Wasser zwischen den Stauseen<br />

Oberaar und Räterichsboden verarbeiten.<br />

<strong>Die</strong> Investitionen sind auf 660 Millionen<br />

Franken veranschlagt, die Bauzeit auf<br />

sechs Jahre. Als drittes Vorhaben ist die<br />

Vergrösserung <strong>des</strong> <strong>Gr<strong>im</strong>sel</strong>sees geplant.<br />

STrASSEnVErlEGunG <strong>Die</strong> geplante<br />

Aufstockung der zwei bestehenden<br />

Staumauern um 23 Meter, mit der die<br />

Speicherkapazität von 95 auf 170 Millionen<br />

Kubikmeter erhöht würde, ist nach<br />

wie vor ein Zankapfel. Bei dem auf rund<br />

300 Millionen Franken veranschlagten<br />

Vorhaben soll auch die Passstrasse verlegt<br />

und über <strong>eine</strong> neue Hängebrücke<br />

geführt werden. <strong>Die</strong> bernische Kantonsregierung<br />

befürwortet die Stauseevergrösserung.<br />

Auch das Kantonsparlament<br />

hat der Erhöhung der Staumauern mit<br />

deutlichem Mehr zugest<strong>im</strong>mt.<br />

10 I 2012<br />

Turbinen- und pumpanlage<br />

<strong>im</strong> kraftwerk<br />

<strong>Gr<strong>im</strong>sel</strong> 2 (1); Tunnel-<br />

bohrmaschine für<br />

den Bau <strong>des</strong> neuen<br />

Druckschachts von<br />

innertkirchen zum<br />

kapf (2); <strong>Gr<strong>im</strong>sel</strong>see,<br />

<strong>des</strong>sen Staumauer<br />

um 23 Meter erhöht<br />

werden soll (3). 1 2<br />

Philipp Oswald pendelt von Gunten am Thunersee zur<br />

Arbeit ins <strong>Gr<strong>im</strong>sel</strong>gebiet. Er hat an der Berner Fachhochschule<br />

in Burgdorf Bauingenieurwesen studiert. Nach<br />

Studien abschluss nahm er <strong>im</strong> Februar 2011 die Arbeit bei den<br />

KWO auf. S<strong>eine</strong> Aufgabe ist die Planung und Umsetzung von<br />

Projekten wie dem Bau <strong>des</strong> neuen Druckschachts für den<br />

Wassertransport vom Wasserschloss Kapf zur Zentrale Innertkirchen<br />

1 (siehe Anlageschema). Wie das geschieht, zeigt ein<br />

Augenschein <strong>im</strong> Zwischenangriff Fensterstollen Rieseten.<br />

Dort wurde eben die Tunnelbohrmaschine umgebaut, die<br />

nach knapp <strong>eine</strong>m Kilometer «Anmarsch» aus Innertkirchen<br />

eingetroffen ist und nun <strong>eine</strong> Steilstrecke mit 70 Prozent<br />

Neigung in Angriff n<strong>im</strong>mt. Wie Oswald erklärt, wird sie<br />

etwa drei Monate brauchen bis hinauf zum Kapf, wo mit<br />

Hilfe <strong>eine</strong>r temporär errichteten Transportseilbahn Arbeitsplattformen,<br />

neue Zugangsstollen und ein neues Wasserschloss<br />

erstellt werden. Später werden vom Kapf her 9 Meter<br />

lange und bis zu 15 Tonnen schwere Stahlrohre eingelegt. «Je<br />

tiefer <strong>im</strong> Berg drinnen, <strong>des</strong>to dünner können sie sein», sagt<br />

Oswald. Der Einbau der Rohre beginnt <strong>im</strong> Frühjahr 2013.<br />

Gleichzeitig wird der Ausbruch für <strong>eine</strong> neue Kaverne <strong>im</strong><br />

Kraftwerk Innertkirchen 1 in Angriff genommen, in die <strong>eine</strong><br />

150-Megawatt-Turbine eingebaut wird. «Es läuft alles nach<br />

Plan», erklärt der 28-jährige Jungingenieur stolz.<br />

Ein Rückkehrer zu den KWO ist Markus Re<strong>im</strong>ann. Der<br />

gelernte Mechaniker arbeitete sechs Jahre dort, nahm nach<br />

<strong>eine</strong>r Weiterbildung <strong>eine</strong> Stelle <strong>im</strong> Berner Seeland an und<br />

arbeitet seit Mai wieder be<strong>im</strong> Energieunternehmen. Er ist<br />

Leiter Entwicklung und Konstruktion bei <strong>Gr<strong>im</strong>sel</strong> Hydro. Das<br />

zu den KWO gehörende Unternehmen macht Revisionen<br />

und besorgt den Unterhalt von Turbinen und Generatoren.<br />

40 Prozent der Aufträge kämen von den KWO, 60 Prozent<br />

würden extern akquiriert. «Wir sind als Profitcenter dem<br />

Markt ausgesetzt», erläutert der 42-jährige Abteilungsleiter.<br />

Re<strong>im</strong>ann empfindet diese Marktnähe als positiv, andererseits<br />

ist er aber auch froh über die Rückendeckung aus dem<br />

Mutterhaus, mit dem je nach Auftragslage ein Austausch von<br />

Arbeitskräften stattfindet. 57 Personen arbeiten zurzeit bei<br />

<strong>Gr<strong>im</strong>sel</strong> Hydro, wo man räumliche Ausbaupläne hegt. In der<br />

Entwicklung und Konstruktion arbeiten sechs Ingenieure,<br />

die bei speziellen Aufträgen an zwei bis drei Tagen pro<br />

Woche auf die Unterstützung <strong>eine</strong>s erfahrenen 72-jährigen<br />

Ingenieurs aus dem Aargau zurückgreifen können.<br />

3<br />

«Dank unserem Widerstand ist die<br />

Entwicklung nicht so verlaufen wie geplant.»<br />

peter Anderegg, präsident <strong>des</strong> <strong>Gr<strong>im</strong>sel</strong>vereins<br />

Szenenwechsel zum <strong>Gr<strong>im</strong>sel</strong> Hospiz. Das gleichnamige<br />

Hotel, ein stattliches Steingebäude mit zwei halbrunden<br />

Erkern, wurde 1932 auf <strong>eine</strong>r Felskuppe, dem Nollen, hoch<br />

über dem <strong>Gr<strong>im</strong>sel</strong>see fertiggestellt. Weil das vorherige Hospiz,<br />

<strong>des</strong>sen Geschichte ins Mittelalter zurückgeht, dem Stausee<br />

geopfert wurde, bildet der Hotelbau <strong>eine</strong>n Bestandteil der<br />

Konzession für die Wasserkraftnutzung. 2007 bis 2009 wurde<br />

das historische Alpinhotel umgebaut. Damals wurde Mario<br />

Der Elektroinge-<br />

nieur Tobias<br />

wildi betreut als<br />

Leiter Elektromechanik<br />

bei den<br />

KWO zurzeit die<br />

Revision der<br />

Anlagen <strong>im</strong> Kraftwerk<br />

<strong>Gr<strong>im</strong>sel</strong> 2.<br />

Mario bucher<br />

versteht als<br />

Gastgeber <strong>im</strong><br />

<strong>Gr<strong>im</strong>sel</strong> Hospiz<br />

den Hotel- und<br />

Restaura tions-<br />

betrieb als<br />

«Kommunika-<br />

tionsträger für<br />

die Wasserkraft».<br />

Bucher, der aus dem solothurnischen Balsthal stammt, die<br />

Hotelfachschule in Luzern absolviert und dann auf dem<br />

Pilatus gearbeitet hatte, für die Leitung <strong>des</strong> Hospizes auf der<br />

<strong>Gr<strong>im</strong>sel</strong> angefragt. «Als ich es zum ersten Mal sah, war ich<br />

fasziniert und begeistert von der Seele <strong>des</strong> Hauses», schwärmt<br />

der 32-jährige Hotelier, der bald zum dritten Mal Vater wird<br />

und mit der Familie in Meiringen wohnt.<br />

«<strong>Die</strong> Erwartungen unserer Gäste bezüglich Qualität und<br />

Herzlichkeit zu übertreffen, ist unsere tägliche Herausforderung»,<br />

betont Mario Bucher und verweist darauf, dass es nicht<br />

einfach sei, qualifiziertes Personal zu finden. Gut 30 Angestellte<br />

arbeiten <strong>im</strong> Hospiz, <strong>des</strong>sen Gäste zu 91 Prozent aus der<br />

Schweiz kommen. Mittlerweile könne er sich aber auf <strong>eine</strong><br />

Stammcrew verlassen, zu der neben Schweizern Personen<br />

aus Deutschland, der Slowakei, Ungarn und Rumänien zählen.<br />

Dazu beigetragen habe der <strong>im</strong> Dezember 2010 gestartete<br />

Winterbetrieb mit Zubringerdienst per Seilbahn, der zuletzt<br />

«hervorragend lief», so Bucher. Der Hospiz-Hotelier ist seit<br />

2012 Co-Leiter aller <strong>Gr<strong>im</strong>sel</strong>hotels und untersteht direkt<br />

dem KWO-Direktor. «Für die Kraftwerke Oberhasli sind die<br />

Hotelbetriebe wegen der kurzen Saison zwar nicht ganz<br />

wirtschaftlich», erklärt Bucher. «Sie sind ihr aber wichtig als<br />

Kommunikationsträger für die Wasserkraft.»<br />

naturschützer hoffen auf Bun<strong>des</strong>gericht<br />

«Dank unserem Widerstand ist die Entwicklung nicht so<br />

verlaufen wie geplant», sagt Peter Anderegg, Präsident <strong>des</strong><br />

<strong>Gr<strong>im</strong>sel</strong>vereins. <strong>Die</strong>ser entstand aus der Opposition gegen<br />

das Projekt <strong>Gr<strong>im</strong>sel</strong> West und verfolgt das Nachfolgeprogramm<br />

KWO plus ebenfalls kritisch (siehe Kasten Seite 8).<br />

Wie Anderegg betont, gingen die Naturschützer bei den<br />

Projekten <strong>Gr<strong>im</strong>sel</strong> 3 und Tandem (Ausbau Kraftwerke Innertkirchen<br />

1 und Handeck 2) <strong>eine</strong>n Kompromiss ein. <strong>Die</strong> Vergrösserung<br />

<strong>des</strong> <strong>Gr<strong>im</strong>sel</strong>sees lehnen sie jedoch weiterhin ab <strong>–</strong> aus<br />

diversen Gründen: Sie sei nicht von nationaler Bedeutung für<br />

die Energiewende, argumentiert Anderegg, der in Meiringen<br />

ein Treuhandbüro mit vier Angestellten führt. Der Staudammbau<br />

bringe k<strong>eine</strong>n grossen Nutzen für die Region,<br />

sondern werde wegen der vielen Lastwagenfahrten dem<br />

Tourismus an der <strong>Gr<strong>im</strong>sel</strong> schaden. Hauptsächlich gehe es<br />

jedoch um den Schutz der Moorlandschaft mit dem Arvenwald<br />

Sunnig Aar, der die Überflutung droht. «Das vergangene<br />

halbe Jahr ist super gelaufen», meint der 59-jährige Präsident<br />

<strong>des</strong> <strong>Gr<strong>im</strong>sel</strong>vereins mit Verweis auf zwei Urteile <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>gerichts.<br />

<strong>Die</strong>ses hat jüngst bei der Insel Ufenau und der<br />

Umfahrung Wetzikon den Moorlandschaftsschutz bestätigt.<br />

«Das macht Hoffnung, dass das höchste Gericht <strong>im</strong> Fall<br />

<strong>Gr<strong>im</strong>sel</strong>see gleich entscheiden wird.» n<br />

10 I 2012<br />

der<br />

arbeitsmarkt<br />

9

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