31.01.2013 Aufrufe

W¨armebehandlung und thermomechanische ... - TU Clausthal

W¨armebehandlung und thermomechanische ... - TU Clausthal

W¨armebehandlung und thermomechanische ... - TU Clausthal

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong><br />

Verfahren — WS 2004/05<br />

Ralph Jörg Hellmig<br />

ralph.hellmig@tu-clausthal.de<br />

http://www.tu-clausthal.de/ ˜ wprjh<br />

Tel.: 05323/72-2748<br />

Institut für Werkstoffk<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Werkstofftechnik, Technische Universität <strong>Clausthal</strong><br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.1/248


Schema einer Wärmebehandlung<br />

tAB: Erwärmen<br />

tAB = tA + (tAB − tA)<br />

tA: Anwärmen<br />

(tAB − tA): Durchwärmen<br />

(tE − tAB): Halten<br />

tEB − tE: Abkühlen<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.2/248


wichtige Größen / Wärmebehandlungen allgemein<br />

Aufheiz- <strong>und</strong> Abkühlgeschwindigkeit:<br />

“ dT<br />

dt<br />

Besonders die Abkühlgeschwindigkeit ist begrenzt. Sie hängt stark von der erfolgten<br />

Wärmeleitung ab. Einige Einflußgrößen der Wärmeleitung sind:<br />

• Wanddicke (z.B. Draht)<br />

• Wärmeleitfähigkeit<br />

• Umgebungsmedium (z.G. Wasser, Öl, Luft)<br />

• Umgebungstemperatur<br />

Wärmebehandlung führt zu Eigenschaftsänderungen sowie zu einer Variation der<br />

Mikrostruktur der Werkstoffe bis hin zu unterschiedlichen kristallinen Zuständen. Man<br />

unterscheidet zwei Gruppen:<br />

• Glühen, Glühbehandlungen (annealing)<br />

• Härten, Aushärtung (age hardening)<br />

Aushärtung ist eines der wichtigsten Verfahren zur Steigerung der Festigkeit von<br />

Aluminiumlegierungen.<br />

”<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.3/248


Wärmebehandlungen allgemein / Einteilung der Verfahren<br />

Nach dem Glühen verformter Werkstoffe können Festigkeitsverluste auftreten. Mehrere<br />

Prozesse finden dabei statt:<br />

• Erholung (recovery) — keine Änderung der Mikrostruktur<br />

• Rekristallisation (recrystallization) — Gefügeneubildung, Keimbildung <strong>und</strong><br />

Keimwachstum, Entstehung versetzungsarmer Körner<br />

• Kornwachstum (grain growth) — Änderung der Korngrößenverteilung<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.4/248


Thermische Verfahren / Thermochemische Verfahren<br />

Thermische Verfahren sind Wärmebehandlungsverfahren, mit denen bestimmte<br />

Verarbeitungs- <strong>und</strong> / oder Gebrauchseigenschaften durch thermische Einwirkung ohne<br />

beabsichtigte Änderung der chemischen Zusammensetzung verbessert oder erreicht<br />

werden. Sie beinhalten die verschiedenen Glühverfahren.<br />

Glühen kann wie folgt definiert werden: Auf- <strong>und</strong> Durchwärmen auf eine bestimmte<br />

Temperatur, Halten <strong>und</strong> nachfolgendes Abkühlen zum Erzielen einer bestimmten<br />

Gefügeausbildung oder zum Vermindern von Spannungen.<br />

Thermochemische Verfahren sind Wärmebehandlungsverfahren mit dem Ziel, durch<br />

thermische <strong>und</strong> chemische Einwirkungen die chemische Zusammensetzung <strong>und</strong> das<br />

Gefüge (vor allem in der Randschicht) zu verändern, um bestimmte<br />

Gebrauchseigenschaften einzustellen.<br />

Typische thermochemische Verfahren sind Diffusionsverfahren, bei denen insbesondere<br />

Metalle oder Nichtmetalle mittels gezielter Diffusion zu einer Veränderung der<br />

Zusammensetzung <strong>und</strong> des Gefüges der Randschichten der behandelten Werkstücke<br />

führen.<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.5/248


Thermochemische Verfahren / Thermomechanische Verfah-<br />

ren<br />

Beispiele für Nichtmetall–Diffusionsverfahren sind Aufkohlen, Nitrieren, Borieren,<br />

Entkohlen <strong>und</strong> Dehydrieren. Chromieren <strong>und</strong> Aufzinken stellen Beispiel für<br />

Metall–Diffusionsverfahren dar. Es existieren auch<br />

Metall–Nichtmetall–Diffusionsverfahren wie die Titancarbidbildung.<br />

Thermomechanische Wärmebehandlungsverfahren sind Verfahren, bei denen die<br />

Gebrauchseigenschaften durch die Kombination thermischer Einwirkung <strong>und</strong> plastischer<br />

Verformung verbessert oder erreicht werden.<br />

Es existieren verschiedene Verfahren, die eine thermische Behandlung <strong>und</strong> dann eine<br />

Umformung enthalten, wobei bei Umformungen bei hoher <strong>und</strong> bei niedriger Temperatur<br />

unterschieden wird.<br />

Ebenso existieren Verfahren, bei denen bei einer bestimmten Temperatur zunächst<br />

umgeformt wird gefolgt von einer weiteren thermischen Behandlung.<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.6/248


Was ist Wärme?<br />

Man kann Wärme folgendermaßen beschreiben: Wärme ist ungeordnete<br />

Molekülbewegung!<br />

Die Wärmeenergie ist nichts anderes als die kinetische Energie der ungeordneten<br />

Molekülbewegung. Das bedeutet, daß zwar alle Teilchen nicht zur gleichen Zeit die<br />

gleiche Energie haben, aber die mittlere Energie der Teilchen für alle Teilchen gleich<br />

groß ist ( es treten ja viele Stöße auf).<br />

< W >= 1<br />

2 m < v2 > (1)<br />

Das bedeutet zum Beispiel, daß sich massereichere Teilchen im Mittel langsamer<br />

bewegen.<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.7/248


Was ist Temperatur?<br />

Die Temperatur kann als Maß für die mittlere kinetische Energie der Teilchen gesehen<br />

werden. Für eine reine Teilchenbewegung gilt:<br />

< Wtrans >= 1<br />

2 m < v2 >= 3<br />

kT (2)<br />

2<br />

Hierbei ist k = 1.38 · 10 −23 JK −1 (Boltzmann–Konstante); mit k = 1 würde man die<br />

Temperatur in Joule statt in Kelvin angeben.<br />

Man erkennt, daß die kinetische Energie der Teilchen am absoluten Nullpunkt ebenfalls<br />

Null beträgt.<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.8/248


Exkurs in die statistische Mechanik<br />

Betrachtung eines isolierten Systems mit N Teilchen<br />

<strong>und</strong> den Energiezuständen E1,E2, E3, · · ·<br />

Zu einem bestimmten Zeitpunkt sind nun die Teilchen auf die Energiezustände verteilt:<br />

n1 Teilchen haben den Zustand E1<br />

n2 Teilchen haben den Zustand E2<br />

· · ·<br />

Die Gesamtzahl der Teilchen beträgt dann:<br />

N = n1 + n2 + n3 + · · · = X<br />

Die Gesamtenergie U des Systems beträgt:<br />

U = n1 · E1 + n2 · E2 + n3 · E3 + · · · = X<br />

i<br />

ni<br />

i<br />

ni · Ei<br />

Im Falle eines isolierten Systems ist die Gesamtenergie konstant, allerdings kann die<br />

Verteilung der Teilchen auf die einzelnen vorhandenen Energiezustände variieren.<br />

(3)<br />

(4)<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.9/248


Exkurs in die statistische Mechanik<br />

Es existiert eine wahrscheinlichste Verteilung für einen bestimmten Zustand des<br />

Systems. Ist diese erreicht, befindet sich das System im statistischen Gleichgewicht.<br />

Ohne äußere Kräfte (Einflüsse) wird das System diesen Zustand nicht verlassen, nur<br />

Fluktuationen sind möglich.<br />

System mit indentischen <strong>und</strong> unterscheidbaren Teilchen<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.10/248


Exkurs in die statistische Mechanik<br />

Annahme: Alle Energiezustände sind gleich leicht zugänglich für die Teilchen. Daraus<br />

folgt:<br />

• Alle Energiezustände haben die gleiche Wahrscheinlichkeit, besetzt zu werden.<br />

• Die Wahrscheinlichkeit für eine bestimmte Verteilung ist proportional zu der Zahl<br />

der Möglichkeiten, mit der die Teilchen auf die verschiedenen Energiezustände<br />

verteilt werden können, um diese Verteilung zu erzeugen.<br />

Die Gesamtzahl der Möglichkeiten, eine bestimmte Verteilung zu bekommen, ergibt sich<br />

zu:<br />

P =<br />

N!<br />

n1!n2!n3! · · ·<br />

P ist, wie oben erwähnt, proportional zur Wahrscheinlichkeit für einen bestimmt Zustand.<br />

(5)<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.11/248


Exkurs in die statistische Mechanik<br />

Haben die Energiezustände nun unterschiedliche Besetzungswahrscheinlichkeiten, gilt:<br />

Wenn gi die Wahrscheinlichkeit ist, das Teilchen im Energieniveau Ei zu finden, ist die<br />

Wahrscheinlichkeit, dort zwei Teilchen zu finden:<br />

Somit gilt für ni Teilchen:<br />

P2 = gi · gi = g 2 i<br />

Pn i = g n i<br />

i<br />

Die Gesamtwahrscheinlichkeit für eine bestimmte Verteilung ergibt sich für diesen Fall<br />

zu:<br />

P = N!gn1 1 gn2<br />

2 gn3<br />

3<br />

n1!n2!n3! · · ·<br />

· · ·<br />

(6)<br />

(7)<br />

(8)<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.12/248


Exkurs in die statistische Mechanik<br />

Für den Fall identischer <strong>und</strong> unterscheidbarer Teilchen ergeben alle N! Permutationen<br />

zwischen den Teilchen dieselbe Verteilung. Dann ergibt sich die<br />

Gesamtwahrscheinlichkeit, wenn die vorige Gleichung durch N! geteilt wird. Es ist somit:<br />

· · ·<br />

n1!n2!n3! · · · =<br />

P = gn1<br />

1 gn2<br />

2 gn3<br />

3<br />

Hierbei ist u die Anzahl der vorhandenen Energiezustände.<br />

Sind die Gesamtzahl der Teilchen N <strong>und</strong> die Gesamtenergie U gegeben, ist der<br />

Gleichgewichtszustand erreicht, wenn P ein Maximum darstellt (größte<br />

Wahrscheinlichkeit).<br />

Beispiel: Will man einen Zustand E1 (er enthalte drei Teilchen) auffüllen, läuft das<br />

folgendermaßen:<br />

Man wählt eines der N Teilchen, es gibt dafür N Möglichkeiten.<br />

Man wählt ein weiteres Teilchen, es gibt dafür N − 1 Möglichkeiten.<br />

Man wählt das dritte Teilchen, es gibt dafür N − 2 Möglichkeiten.<br />

Insgesamt beträgt also die Zahl der Möglichkeiten, E1 aufzufüllen (gleich der Zahl der<br />

unterscheidbaren Wege, die ersten drei Teilchen zu wählen):<br />

N · (N − 1) · (N − 2) =<br />

uY<br />

i=1<br />

g n i<br />

i<br />

ni!<br />

N!<br />

(N − 3)!<br />

(9)<br />

(10)<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.13/248


Exkurs in die statistische Mechanik<br />

Ein weiteres Beispiel für den Fall, daß die Teilchen nun unterscheidbar sind (also zum<br />

Beispiel mit a,b, <strong>und</strong> c bezeichnet werden können). In diesem Fall gibt es 3! = 6<br />

mögliche Permutationen, diese im Zustand E1 anzuordnen. Alle diese Permutationen<br />

führen also zu derselben Verteilung, da sie alle mit dem Zustand (a, b, c) in E1<br />

korrespondieren.<br />

Die Zahl der unterscheidbaren verschiedenen Wege für diesen Fall beträgt dann:<br />

N!<br />

3! · (N − 3)!<br />

(11)<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.14/248


Exkurs in die statistische Mechanik<br />

Allgemein gilt für die Zahl der unterscheidbaren Möglichkeiten, n1 Teilchen in den<br />

Zustand E1 zu versetzen:<br />

N!<br />

n1! · (N − n1)!<br />

Für den zweiten Zustand stehen nur noch (N − n1) Teilchen zur Verfügung. Somit<br />

beträgt die Zahl der Möglichkeiten:<br />

Für den dritten Zustand gilt entsprechend:<br />

(N − n1)!<br />

n2! · (N − n1 − n2)!<br />

(N − n1 − n2)!<br />

n3! · (N − n1 − n2 − n3)!<br />

(12)<br />

(13)<br />

(14)<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.15/248


Exkurs in die statistische Mechanik<br />

Der wahrscheinlichste Gesamtzustand liegt vor, wenn die Änderung von P niedrig ist.<br />

Dann gilt für kleine Änderungen dni der Besetzungszahlen ni:<br />

dP ≈ 0 (15)<br />

Zur Berechnung ist es mathematisch einfacher, das Maximum von ln P zu bestimmen.<br />

Es gilt:<br />

ln P = n1 · ln g1 + n2 · ln g2 + n3 · ln g3 + · · · − ln n1! − ln n2! − ln n3! (16)<br />

Sind ni große Zahlen, so kann man die Stirling–Formel anwenden, welche lautet:<br />

Daraus folgt:<br />

ln x! ≈ x · ln x − x (17)<br />

ln P = n1 · ln g1 + n2 · ln g2 + · · · − (n1 · ln n1 − n1) − (n2 · ln n2 − n2) − · · · (18)<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.16/248


Exkurs in die statistische Mechanik<br />

Zusammengefaßt ergibt sich dann:<br />

allgemein:<br />

ln P = −n1 · ln<br />

„ n1<br />

g1<br />

«<br />

− n2 · ln<br />

„ n2<br />

g2<br />

«<br />

ln P = N − X<br />

ni · ln<br />

i<br />

− · · · + (n1 + n2 + · · · ) (19)<br />

„ ni<br />

Die Ableitung ergibt (da N konstant <strong>und</strong> somit dN = 0 ist):<br />

d(ln P ) = − X<br />

dni · ln<br />

i<br />

„ ni<br />

gi<br />

d(ln P ) = − X<br />

dni · ln<br />

i<br />

gi<br />

«<br />

«<br />

− X<br />

ni · d<br />

„ ni<br />

d(ln P ) = − X<br />

dni · ln<br />

i<br />

gi<br />

i<br />

«<br />

− X<br />

„ ni<br />

gi<br />

i<br />

„ „ ««<br />

ni<br />

ln<br />

gi<br />

ni · dni<br />

ni<br />

«<br />

− X<br />

dni<br />

i<br />

(20)<br />

(21)<br />

(22)<br />

(23)<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.17/248


Exkurs in die statistische Mechanik<br />

Da dN = 0 gilt, ergibt sich:<br />

Woraus folgt:<br />

X<br />

dni = 0 1. Nebenbedingung (24)<br />

i<br />

−d(ln P ) = X<br />

ln<br />

i<br />

„ ni<br />

Ferner wird hierbei ein System mit konstanter Energie betrachtet:<br />

X<br />

i<br />

gi<br />

«<br />

dni = 0 (25)<br />

Ei · dni = 0 2. Nebenbedingung (26)<br />

Durch die zwei Nebenbedingungen, die erfüllt sein müssen, sind die ni nicht frei<br />

währbar. Eine Lösung ergibt sich durch die Methode der Lagrange-Multiplikatoren. Dazu<br />

werden die Gleichungen für die Nebenbedingungen mit zwei beliebigen Faktoren α <strong>und</strong><br />

β multipliziert.<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.18/248


Exkurs in die statistische Mechanik<br />

Es ergibt sich dann:<br />

Zusammen mit:<br />

Ergibt sich:<br />

Daraus folgt für ni:<br />

α · X<br />

dni = 0 β · X<br />

i<br />

X<br />

i<br />

X<br />

ln<br />

i<br />

„ ni<br />

gi<br />

«<br />

i<br />

Ei · dni = 0 (27)<br />

dni = 0 (28)<br />

„ „ «<br />

«<br />

ni<br />

ln + α + β · Ei · dni = 0 (29)<br />

gi<br />

ni = gi · exp(−α − β · Ei) (30)<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.19/248


Exkurs in die statistische Mechanik<br />

Für die Gesamtzahl der Teilchen ergibt sich dann:<br />

N = n1 + n2 + · · · = g1 · exp(−α − β · E1) + g2 · exp(−α − β · E2) + · · · (31)<br />

Nach dem Ausklammern ergibt sich:<br />

N = exp(−α) ·<br />

Dieses läßt sich vereinfacht schreiben als:<br />

Z ist die sogenannte Zustandssumme:<br />

!<br />

X<br />

gi · exp(−β · Ei)<br />

i<br />

(32)<br />

N = exp(−α) · Z (33)<br />

Z = X<br />

Mit exp(−α) = N/Z ergibt sich schließlich:<br />

Die Einheit von β ist die einer Energie.<br />

i<br />

gi · exp(−β · Ei) (34)<br />

ni = N<br />

Z · gi · exp(−β · Ei) mit β = 1<br />

kT<br />

(35)<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.20/248


Freiheitsgrade<br />

Moleküle können nicht nur Translations-, sondern auch Rotationsenergie haben.<br />

Zusätzlich können ihre Bestandteile (z.B. Atome) gegeneinander schwingen. Jede<br />

derartige unabhängige Bewegungsmöglichkeit nennt man einen Freiheitsgrad.<br />

Ein Teilchen in einem Kristallgitter kann nicht mehr rotieren, aber in alle drei<br />

Raumrichtungen schwingen. Daher hat ein Teilchen im Kristall im allgemeinen sechs<br />

Freiheitsgrade, drei der kinetischen Energie <strong>und</strong> drei der potentiellen<br />

Schwingungsenergie.<br />

Im thermischen Gleichgewicht entfällt auf jeden Freiheitsgrad die gleiche mittlere<br />

Energie:<br />

< WF G >= 1<br />

2<br />

· kT (36)<br />

Ein Molekül mit f Freiheitsgraden enthält dann die mittlere Gesamtenergie:<br />

< WMolekül >= f<br />

2<br />

· kT (37)<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.21/248


Erwärmung eines Körpers<br />

Soll ein Körper von einer Temperatur T1 auf eine Temperatur T2 erwärmt werden, muß<br />

ihm Energie zugefürt werden.<br />

Für den Fall, daß der Körper aus N gleichartigen Atomen mit der Atommasse m besteht<br />

<strong>und</strong> der Körper die Gesamtmasse M hat, gilt:<br />

N = M<br />

m<br />

Die Energie, die dann pro Atom hinzugefügt werden muß, um die gewünschte<br />

Erwärmung zu erreichen, beträgt:<br />

∆WAtom = 1<br />

2<br />

(38)<br />

· f · k · ∆T (39)<br />

Die notwendige Gesamtenergie für die Temperaturerhöhung ist dann:<br />

∆W = N · ∆WAtom = M<br />

m<br />

Die Wärmekapazität C eines Körpers ist dann wie folgt definiert:<br />

C = ∆W<br />

∆T<br />

· 1<br />

2<br />

· f · k · ∆T (40)<br />

(41)<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.22/248


Wärmekapazität<br />

Sie ergibt sich zu:<br />

C = M<br />

m<br />

· f<br />

2<br />

· k (42)<br />

Die spezifische Wärmekapazität c eines Werkstoffs ist auf die Masse bezogen:<br />

c = ∆W<br />

M · ∆T<br />

= f · k<br />

2 · m =<br />

f · k<br />

2 · µ · mH<br />

mif mH = 1.67 · 10 27 kg (43)<br />

Hierbei ist µ die relative Atommasse <strong>und</strong> mH die Masse des Wasserstoffatoms.<br />

Die molare Wärmekapazität Cmol ist auf ein Mol eines Stoffes bezogen. Mit der<br />

Avogadro–Konstanten NA ergibt sich:<br />

Cmol = NA · f<br />

2<br />

· k (44)<br />

Daraus ergibt sich für einen kristallinen Festkörper (sechs Freiheitsgrade) die Regel von<br />

Dulong <strong>und</strong> Petit. Sie gilt für Metalle bei höheren Temperaturen (in der Regel schon bei<br />

Raumtemperatur), für niedrige Temperaturen weicht die Wärmekapazität deutlich von<br />

dieser Regel ab. Es gilt:<br />

Cmol = NA · 3 · k ≈ 24.9 J mol −1 K −1<br />

(45)<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.23/248


Erweiterung zur Wärmekapazität<br />

Der Festkörper kann als System von schwingenden Gitterteilchen verstanden werden,<br />

so daß im Mittel jeder dieser Oszillatoren gleichviel kinetische <strong>und</strong> potentielle Energie<br />

haben sollte.<br />

Das Problem ist, daß die beobachtete spezifische Wärmekapazität hinter den Werten<br />

von Dulong <strong>und</strong> Petit zurückbleibt, <strong>und</strong> zwar umso mehr, je tiefer die Temperatur, je<br />

leichter die Gitterteilchen <strong>und</strong> je „fester“ das Gitter ist.<br />

Eine Lösung dieses Problems stammt von Einstein:<br />

Die Energie der Oszillatoren (Gitterteilchen) muß gequantelt sein <strong>und</strong> ist ein<br />

ganzzahliges Vielfaches der Energie der einzelnen Quanten. Für den Zustand i gilt:<br />

Ei = i · �ω (46)<br />

Die Schwingungsfrequenz ω ergibt sich dabei aus der kristalleigenen Federkonstanten<br />

k0 <strong>und</strong> der Oszillatormasse m zu:<br />

ω =<br />

r k0<br />

m<br />

Man sieht, daß für leichtere Teilchen <strong>und</strong> stärkere Bindungen diese Eigenfrequenz steigt.<br />

Außerdem gilt noch (mit dem Planck’schen Wirkungsquantum h = 6.626 · 10 −34 Js:<br />

� = h<br />

2π<br />

(47)<br />

(48)<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.24/248


Erweiterung zur Wärmekapazität<br />

Nun gilt für ein Gitterteilchen im i–ten Energiezustand:<br />

ni = N<br />

Z · gi · exp(−α − β · Ei) = N<br />

Z · gi<br />

„ «<br />

i · �ω<br />

· exp −<br />

kT<br />

Die Zustandssumme Z ergibt sich zu:<br />

Z =<br />

∞X<br />

gi · exp<br />

i=0<br />

„ «<br />

i · �ω<br />

−<br />

kT<br />

Da gi für alle Energieniveaus gleich sein soll, kann man es vor das Summenzeichen<br />

ziehen.<br />

Z = gi ·<br />

∞X<br />

exp<br />

i=0<br />

„ «<br />

i · �ω<br />

−<br />

kT<br />

Es ergibt sich dann für die Zahl der Teilchen im i–ten Zustand:<br />

ni = N<br />

Z · gi<br />

„ «<br />

i · �ω<br />

· exp −<br />

kT<br />

=<br />

N<br />

P ∞<br />

i=0 exp<br />

“<br />

− i·�ω<br />

kT<br />

” · exp<br />

„ «<br />

i · �ω<br />

−<br />

kT<br />

(49)<br />

(50)<br />

(51)<br />

(52)<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.25/248


Erweiterung zur Wärmekapazität<br />

Die Summe<br />

∞X<br />

exp<br />

i=0<br />

„ «<br />

i · �ω<br />

−<br />

kT<br />

stellt eine geometische Reihe dar <strong>und</strong> läßt sich daher berechnen. Sie hat folgende Form:<br />

a + ar + ar 2 + ar 3 + · · · + ar n−1 + · · · mit a = 1 <strong>und</strong> r = exp<br />

„<br />

− �ω<br />

«<br />

kT<br />

Eine derartige geometrische Reihe konvergiert für −1 < r < 1 gegen den Wert:<br />

Somit ergibt sich:<br />

∞X<br />

exp<br />

i=0<br />

„ «<br />

i · �ω<br />

−<br />

kT<br />

a<br />

1 − r<br />

=<br />

1 − exp<br />

1<br />

“<br />

− �ω<br />

kT<br />

(53)<br />

(54)<br />

(55)<br />

” (56)<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.26/248


Erweiterung zur Wärmekapazität<br />

Die Zahl der Gitterteilchen im Zustand i ergibt sich schließlich zu:<br />

ni = N ·<br />

Für die Gesamtenergie gilt nun:<br />

W =<br />

∞X<br />

Eini = N ·<br />

i=0<br />

„ „<br />

1 − exp − �ω<br />

«« „ «<br />

i · �ω<br />

· exp −<br />

kT<br />

kT<br />

„ „<br />

1 − exp − �ω<br />

««<br />

·<br />

kT<br />

Das Problem hier ist das Lösen der Summe:<br />

∞X<br />

�ω · i · exp<br />

i=0<br />

∞X<br />

�ω · i · exp<br />

i=0<br />

„ «<br />

i · �ω<br />

−<br />

kT<br />

„ «<br />

i · �ω<br />

−<br />

kT<br />

Dazu wird ein mathematischer Trick angewandt. Die Zustandssumme Z hatte die Form:<br />

Z =<br />

∞X<br />

i=0<br />

exp(−i · �ω · β) mit β = 1<br />

kT<br />

(57)<br />

(58)<br />

(59)<br />

(60)<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.27/248


Erweiterung zur Wärmekapazität<br />

Nun gilt:<br />

1<br />

Z ·<br />

∞X<br />

i=0<br />

�ω · i · exp(−i · �ω · β) = − 1<br />

Z<br />

Die Lösung für die Zustandssumme war gegeben durch:<br />

Somit ergibt sich:<br />

Woraus folgt:<br />

− ∂<br />

∂β<br />

Z =<br />

1<br />

1 − exp(−�ω · β)<br />

· ∂Z<br />

∂β<br />

= − ∂<br />

∂β<br />

ln Z (61)<br />

„<br />

«<br />

1<br />

ln Z = ln<br />

= − ln(1 − exp(−�ω · β)) (63)<br />

1 − exp(−�ω · β)<br />

ln Z = �ω · exp(−�ω · β)<br />

1 − exp(−�ω · β)<br />

= 1<br />

Z ·<br />

(62)<br />

∞X<br />

�ω · i · exp(−i · �ω · β) (64)<br />

i=0<br />

Und somit kann die gesuchte Summe gef<strong>und</strong>en werden.<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.28/248


Erweiterung zur Wärmekapazität<br />

Die Gesamtenergie ergibt sich dann durch Einsetzen zu:<br />

W = N ·<br />

�ω · exp(−�ω · β)<br />

1 − exp(−�ω · β)<br />

Umstellung dieses Ausdrucks <strong>und</strong> Ersetzen von β ergibt:<br />

W = N ·<br />

exp<br />

�ω<br />

”<br />

− 1<br />

“ �ω<br />

kT<br />

Nun kann man die Grenzfälle betrachten. Für den Grenzfall hoher Temperaturen gilt<br />

kT ≥ �ω. Dann kann man die Exponentialfunktion im Nenner durch Entwicklung<br />

annähern mit exp(x) ≈ 1 + x.<br />

Es ergibt sich:<br />

W = N ·<br />

�ω<br />

1 + �ω<br />

kT<br />

(65)<br />

(66)<br />

− 1 = N · kT (67)<br />

Da die bisherigen Betrachtungen für den 1–dimensionalen Fall gelten, ergibt sich für den<br />

3–dimensionalen Fall, daß N durch 3 · N ersetzt werden kann, womit für hohe<br />

Temperaturen die Regel von Dulong <strong>und</strong> Petit bestätigt wird.<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.29/248


Erweiterung zur Wärmekapazität<br />

Für den Grenzfall niedriger Temperaturen gilt kT ≤ �ω. Dann überwiegt der Beitrag der<br />

Exponentialfunktion <strong>und</strong> es ergibt sich:<br />

Die Wärmekapazität ist dann:<br />

W = N · �ω · exp<br />

c = ∂W<br />

∂T = N · �2 · ω 2 · 1<br />

k<br />

„<br />

− �ω<br />

«<br />

kT<br />

„<br />

1<br />

· · exp −<br />

T 2 �ω<br />

«<br />

kT<br />

Energie <strong>und</strong> spezifische Wärme sind viel kleiner als bei Dulong–Petit <strong>und</strong> gehen gegen<br />

Null, wenn die Temperatur gegen Null geht.<br />

Der Übergang zwischen den beiden Grenzfällen findet bei der Einstein–Temperatur ΘE<br />

statt:<br />

ΘE = �ω<br />

k<br />

(68)<br />

(69)<br />

(70)<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.30/248


Erweiterung zur Wärmekapazität<br />

spezifische Wärme von Diamant vs. Einstein–Modell<br />

Die Einstein–Temperatur ΘE nimmt je nach Werkstoff unterschiedliche Werte an, sie<br />

hängt ja von der Bindungsfestigkeit <strong>und</strong> der Atommasse ab. Für Diamant beträgt<br />

ΘE = 1320K <strong>und</strong> für Kupfer ist ΘE = 309K.<br />

So zeigt sich, daß oberhalb der Raumtempertur für Kupfer die Dulong–Petit–Regel erfüllt<br />

ist, die Wärmekapazität von Diamant dagegen schon bei diesen Temperaturen deutlich<br />

unterhalb des aus dieser Regel zu erwartenden Werts liegt.<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.31/248


Erweiterung zur Wärmekapazität<br />

Es zeigt sich, daß im Einstell–Modell die spezifische Wärmekapazität ein wenig zu steil<br />

gegen Null geht.<br />

Die Ursache liegt darin, daß in diesem Modell die Gitterbausteine alle nur mit einer<br />

Frequenz schwingen. Real kann das Gitter auch viele andere niederfrequente<br />

Schwingungen ausführen, bei denen verschiedene Gruppen von Teilchen gegen andere<br />

Gruppen schwingen, was den Abfall der Wärmekapazität mit sinkender Temperatur<br />

mildert.<br />

Debye betrachtete diese Schwingungen als Schallwellen im Kristall <strong>und</strong> kam mit<br />

entsprechenden Randbedingungen zu einer exakteren Lösung. Nach Debye geht die<br />

spezifische Wärme für Temperaturen gegen Null mit dem Faktor T 3 gegen Null.<br />

Für tiefe Temperaturen gilt im 3–dimensionalen Fall:<br />

cDebye =<br />

12 · π4<br />

5<br />

· N · k ·<br />

T 3<br />

ΘDebye 3<br />

(71)<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.32/248


Erweiterung zur Wärmekapazität<br />

Debye–Modell (durchgezogenen Linie) vs. Einstein–Modell (gestrichelte Linie)<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.33/248


Überblick: die wichtigsten Glühverfahren<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.34/248


Überblick: die wichtigsten Glühverfahren<br />

Diffusionsglühen<br />

Diffusionsglühen ist ein Glühen bei hohen Temperaturen (für Fe–Werkstoffe zum<br />

Beispiel bei 1050 ◦ C bis 1200 ◦ C) mit dem Ziel, erstarrungsbedingte<br />

Konzentrationsunterschiede im Gefüge auszugleichen.<br />

Grobkornglühen<br />

Grobkornglühen ist eine Wärmebehandlung, welche ebenfalls bei recht hohen<br />

Temperaturen mit entsprechend langsamer Abkühlung durchgeführt wird. Bei Stählen<br />

wird es je nach Kohlenstoffgehalt bei Temperaturen zwischen 850 ◦ C <strong>und</strong> 1030 ◦ C<br />

(oberhalb von Ac3) durchgeführt. Es soll auf diese Weise die Bildung eines groben<br />

ferritisch–perlitischen Gefüges zwecks verbesserter Spanbarkeit erzielt werden.<br />

Spannungsarmglühen<br />

Spannungsarmglühen stellt eine Wärmebehandlung dar, welche bei relativ niedrigen<br />

Temperaturen durchgeführt wird. Der Abkühlvorgang ist in der Regeln relativ langsam.<br />

Das Ziel dieser Wärmebehandlung ist vor allem ein Abbau innerer Verspannungen, ohne<br />

das Gefüge zu ändern.<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.35/248


Überblick: die wichtigsten Glühverfahren<br />

Rekristallisationsglühen<br />

Rekristallisationsglühen stellt eine Wärmebehandlung eines kaltverformten Materials<br />

oberhalb der Temperatur des Rekristalisationsbeginns dar. Dabei wird zum einen die<br />

Kaltverfestigung beseitigt, zum anderen kommt es zu einer Gefügeneubildung, so daß<br />

ohne eine Phasenumwandlung mit einer gezielten Steuerung der Prozeßparameter zum<br />

Beispiel eine bestimmte Korngröße eingstellt werden kann.<br />

Weichglühen<br />

Weichglühen ist eine typische Wärmebehandlung von Stählen, welche bei einer<br />

Temperatur um Ac1 durchgeführt wird. Ziel ist es, das vor der Behandlung bestehende<br />

ferritsch–perlitische (oder je nach Zusammensetzung zementitisch–perlitische) Gefüge<br />

durch ein Überführen der Karbide in eine kugelige Form einen weicheren<br />

Gefügezustand herzustellen. Auch bei dieser Wärmebehandlung liegt eine<br />

abschließende langsame Abkühlung vor.<br />

Normalglühen<br />

Normalglühen ist ein Glühverfahren, bei dem oberhalb von Ac3 geglüht wird<br />

(untereutektoide Stähle), oder oberhalb von Ac1 (übereutektoide Stähle). Ziel ist es,<br />

nach langsamer Abkühlung ein gleichmäßiges Gefüge zu erhalten. Nach der<br />

α/γ–Umwandlung soll so ein definierter Gefügezustand in der Perlitstufe eingestellt<br />

werden.<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.36/248


Überblick: die wichtigsten Glühverfahren<br />

Lösungsglühen<br />

Beim Lösungsglühen sollen die im Mischkristall ausgeschiedenen Bestandteile wieder in<br />

Lösung gebracht werden. Dazu wird der Werkstoff auf eine Temperatur oberhalb<br />

derjenigen Phasengrenze gebracht, bei der diese Ausscheidungen wieder in Lösung<br />

gehen können, gefolgt von einer entsprechenden Abkühlung. Lösungsglühen ist häufig<br />

eine Teilstufe des Ausscheidungshärtens.<br />

Anlassen<br />

Unter Anlassen versteht man eine Wärmebehandlung, die einen Werkstoff in einen<br />

gleichgewichtsnäheren Zustand überführen soll. Wichtig ist das vor allem für gehärtete<br />

Werkstoffe, da durch die Anlaßbehandlung ein Abbau der inneren Spannungen bewirkt<br />

wird.<br />

Zusätzlich kommt es zu einer Verringerung der Sprödigkeit <strong>und</strong> der Alterungsneigung.<br />

Die Werkstoffeigenschaften sollen nach der Anlaßbehandlung einen bestimmten, zeitlich<br />

konstanten Zustand einnehmen.<br />

Die Kombination aus Härten <strong>und</strong> Anlassen wird als Vergüten bezeichnet.<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.37/248


Überblick: Härten<br />

Meistens besteht Härten aus dem Hoch- <strong>und</strong> Durchwärmen des zu härtenden<br />

Werkstücks bzw. der zu härtenden Bereiche des Werkstücks auf die Härtetemperatur<br />

gefolgt von einem sehr schnellen Abkühlen (so daß die Umwandlung von<br />

Fe–Werkstoffen zumeist in der Martensit- oder Zwischenstufe erfolgt).<br />

Man unterscheide Härteverfahren nach Volumenerwärmung, bei denen das ganze<br />

Werkstück erwärmt wird, sowie Härten mit kontinuierlicher oder diskontinuierlicher<br />

Abkühlung (Abkühlung in einem Medium bzw. mehreren Medien, dann mit<br />

unterschiedlicher Haltedauer).<br />

Randschichthärten<br />

Beim Randschichthärten wird eine Randschicht (Oberfläche) gehärtet. Die<br />

Oberfächenschichten werden hierbei durch eine intensive Energiezufuhr erwärmt <strong>und</strong><br />

sofort wieder abgeschreckt, so daß es nicht zu einem Temperaturausgleich zwischen<br />

Oberfläche <strong>und</strong> Werkstoffinneren kommt. Häufig ist nach dem Randschichthärten noch<br />

eine Anlaßbehandlung nötig.<br />

Für die Durchführung derartiger Wärmebehandlungen sind hohe Leistungsdichten<br />

notwendig, mögliche Wärmequellen sind z.B. Salz- oder Metallbäder, Gasbrenner, Laser<br />

oder induktive Erwärmung.<br />

Es gibt auch Randschichthärtungsverfahren, die nicht auf der Martensitischen<br />

Umwandlung, sondern z.B. auf der Bildung feindisperser Ausscheidungen (wie z.B. beim<br />

Nitrieren), basieren.<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.38/248


Überblick: Härten<br />

Ausscheidungshärten<br />

Ausscheidungshärten ist eine aus drei Teilen bestehende Wärmebehandlung, welche<br />

durchgeführt werden kann, wenn feste Teilchen beim Unterschreiten einer Segregatlinie<br />

ausgeschieden werden können.<br />

Zunächst wird ein Lösungsglühen durchgeführt, um das auszuscheidende Element im<br />

Mischkristall möglichst vollständig zu lösen.<br />

Dann wird das Werkstück abgeschreckt, um einen übersättigten Mischkristall<br />

herzustellen, da die bei der langsamen Abkühlung übliche Ausscheidung von<br />

Segregaten an den Korngrenzen unterdrückt wird.<br />

Als letztes folgt eine Auslagerungsbehandlung, bei der unterhalb der<br />

Segregationstemperatur die Ausscheidungen entstehen, welche zu einer<br />

Festigkeitssteigerung beitragen.<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.39/248


Gr<strong>und</strong>lagen zur Wärmeübertragung<br />

Wärmeenergie kan durch Strahlung, Leitung oder Strömung (Konvektion) übertragen<br />

werden.<br />

Wärmeströmung<br />

Wärmeströmung findet durch makroskopische Bewegungen in einer Flßsigkeit oder<br />

einem Gas statt. Die Menge der durch Konvektion übertragenen Wärme hängt auch von<br />

der Anzahl der übertragenden Teilchen ab.<br />

Man unterscheidet zwischen natürlicher <strong>und</strong> erzwungener Konvektion; bei letzterer wird<br />

der Teilchenstrom durch äußere Kräfte angeregt.<br />

Wärmestrahlung<br />

Alle Körper mit einer Temperatur von > 0 K senden eine elektromagnetische Strahlung<br />

aus, welche von anderen Körpern absorbiert <strong>und</strong> somit ein Wärmeübergang zwischen<br />

diesen Körpern hergestellt werden kann.<br />

Da es sich um Strahlung handelt, kann der Wärmeübertrag auch um Vakuum erfolgen.<br />

Die von einem heißen Körper abgestrahlte Energie läßt sich nach dem<br />

Stefan–Boltzmannschen Gesetz berechnen. Für die Wärmestromdichte j gilt (σ:<br />

Strahlungszahl, 5.7 · 10 −8 Wm −2 K −4 ):<br />

j = σ · T 4<br />

(72)<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.40/248


Wärmeleitung in Metallen<br />

Die Wärmeleitung in Metallen hat zwei Beiträge, zum einen den Beitrag der Elektronen<br />

<strong>und</strong> den des Kristallgitters.<br />

Die Elektronenwärmeleitfähigkeit hängt von der Streuung der Leitungselektronen ab.<br />

Zwei begrenzende Streuprozesse werden hierbei unterschieden, die Elektronenstreuung<br />

an thermischen Gitterschwingungen <strong>und</strong> die Elektronenstreuung an Gitterfehlern.<br />

Somit sinkt die Elektronenwärmeleitfähigkeit mit steigender Anzahl an Gitterfehlern (<strong>und</strong><br />

ebenso mit zunehmendem Gehalt an gelösten Fremdatomen). Je mehr Fehlstellen<br />

auftreten, desto geringer ist sie von der Temperatur abhängig (da der Gitterfehlerbeitrag<br />

deutlich größer wird als der Beitrag durch Gitterschwingungen).<br />

Der Beitrag des Kristallgitters, die Gitterwärmeleitfähigkeit, kann man durch das Bild von<br />

Phononen erklären.<br />

Ein Phonon ist das Quant einer Gitterschwingung mit der Energie Ep:<br />

Beim Auftreten von i Phononen gilt für die Gitterschwingung:<br />

Ep = � · ω (73)<br />

Ei = i · � · ω (74)<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.41/248


Wärmeleitung in Metallen<br />

Der Wärmestrom im Kristallgitter kann als Strom von Phononen aufgefaßt werden,<br />

deren freie Weglänge durch Wechselwirkungen mit den Hindernissen begrenzt wird.<br />

Die Hindernisse sind Kristallbaufehler <strong>und</strong> schwingende Gitterbauteile, so daß die<br />

Gitterwärmeleitfähigkeit von der realen Struktur des Festkörpers <strong>und</strong> der Temperatur<br />

abhängt.<br />

Ferner stellen in Metallen die Leitungselektronen ein weiteres Hindernis für die<br />

Phononen dar, so daß die Gitterwärmeleitfähigkeit in reinen Metallen wesentlich kleiner<br />

ist als die Elektronenwärmeleitfähigkeit.<br />

Bei einer großen Anzahl von Gitterfehler liegen beide Beiträge in derselben<br />

Größenordnung, da die Elektronenwärmeleitfähigkeit auf das Vorhandensein von<br />

Gitterfehlern stärker reagiert.<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.42/248


Wärmeleitung: Gr<strong>und</strong>lagen<br />

Durch eine Fläche A trete in dem Zeitintervall dt die Wärmemenge dQ. Damit kann der<br />

Wärmestrom P definiert werden als:<br />

P = dQ<br />

dt<br />

Das der Wärmestrom von Ort zu Ort verschieden sein kann, wird im allgemeinen die<br />

Fläche A in infinitesimale Stücke zerteilt <strong>und</strong> die Wärmestromdichte j eingeführt:<br />

P =<br />

Z<br />

(75)<br />

�j · d � A (76)<br />

Die Wärmestromdichte j ist proportional dem Temperaturgradienten <strong>und</strong> folgt seiner<br />

Richtung:<br />

Der Gradient grad T ist definiert als:<br />

grad T =<br />

�j = −λ · grad T (77)<br />

„ ∂T<br />

∂x<br />

, ∂T<br />

∂y<br />

, ∂T<br />

∂z<br />

Er stellt die Änderung der Temperatur dar, wenn man sich entlang der Koordinaten x, y<br />

<strong>und</strong> z bewegt.<br />

«<br />

(78)<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.43/248


Wärmeleitung: Gr<strong>und</strong>lagen<br />

λ ist eine Stoffkonstanten (Wärmeleitfähigkeit oder Wärmeleitzahl genannt), sie hat die<br />

Einheit WK −1 m −1 .<br />

Bei Nichtmetall–Kristallen ist λ proportional zu 1/T , bei amorphen Substanzen wächst λ<br />

mit T , ist aber allgemein kleiner als für den gleichen Stoff im kristallinen Zustand. So<br />

leiten zum Beispiel Quarzkristalle bei 0 ◦ C etwa 10 mal besser die Wärme als Quarzglas.<br />

Metalle leiten bei tiefen Temperaturen ebenfalls immer besser (λ proportional zu T −2 ),<br />

dagegen änder sich zwischen Raumtemperatur <strong>und</strong> einigen 100 ◦ C λ nur sehr wenig.<br />

Stoff Temperatur [ ◦ C] Wärmeleitfähigkeit [WK −1 m −1 ]<br />

Silber -100 bis 100 420<br />

Kupfer 0 bis 100 390<br />

Aluminium 0 bis 200 230<br />

Platin -100 bis 100 71<br />

Konstantan 0 22<br />

Quarzglas 0 bis 100 1.4<br />

Schwefel 0 0.3<br />

Luft 0 0.02<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.44/248


Wärmeleitung: Gr<strong>und</strong>lagen<br />

Strömt aus einem Volumen mehr Wärme heraus als hineinströmt, so ändert sich sein<br />

Wärmeinhalt Q. Das läßt sich folgendermaßen ausdrücken:<br />

div �j · dV = − dQ<br />

dt<br />

Für die Divergenz div j gilt (mit den Raumrichtungen xi <strong>und</strong> den Vektorkomponenten ji<br />

<strong>und</strong> n = 3 für den dreidimensionalen Raum):<br />

div �j =<br />

Anschaulich ist die Divergenz der Fluß pro Volumen für den Fall, daß das betrachtete<br />

Volumen infinitesimal klein wird.<br />

nX<br />

i=1<br />

∂ji<br />

∂xi<br />

Die Wärmekapazität C des betrachteten Volumens dV beträgt:<br />

(79)<br />

(80)<br />

C = ρ · c · dV (81)<br />

Hierbei ist ρ die Dichte <strong>und</strong> c die spezifische Wärmekapazität. Nun gilt für die Änderung<br />

des Wärmeinhalts:<br />

dQ<br />

dt<br />

= dQ<br />

dT<br />

· dT<br />

dt<br />

= C · dT<br />

dt<br />

(82)<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.45/248


Wärmeleitung: Gr<strong>und</strong>lagen<br />

Damit ergibt sich für die Temperaturänderung mit der Zeit:<br />

Woraus sich die allgemeine Wärmeleitungsgleichung ergibt:<br />

dT<br />

dt<br />

dT<br />

dt<br />

= − 1<br />

ρc · div �j (83)<br />

λ<br />

λ<br />

= div grad T = ∆T (84)<br />

ρc ρc<br />

Der Operator ∆ ist der sogenannte Laplace–Operator mit der Definition:<br />

∆ =<br />

nX<br />

i=1<br />

Die in der allgemeinen Wärmeleitungsgleichung auftauchende Größe λ/ρc heißt<br />

Temperaturleitwert <strong>und</strong> hat die Einheit m 2 s −1 . Er bestimmt die Zeit, die zum<br />

Temperaturausgleich benötigt wird, Während die Wärmeleitwerte der Metalle viel größer<br />

sind als die der Gase, sind die Temperaturleitwerte etwa gleich.<br />

∂ 2 T<br />

∂x 2 i<br />

(85)<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.46/248


Wärmeleitung: Gr<strong>und</strong>lagen<br />

Wenn ein Körper der Temperatur T1 mit einer Oberfläche A an eine Umgebung mit der<br />

niedrigerer Temperatur T2 grenzt, geht von ihm eine Wärmeleistung an die Umgebung<br />

über. Es gilt:<br />

Woraus folgt:<br />

P � A · (T1 − T2) (86)<br />

P = α · A · (T1 − T2) (87)<br />

Ist nun T2 konstant <strong>und</strong> dem Körper wird keine Wärme nachgeführt, kühlt er sich ab<br />

nach (M sei die Gesamtmasse des Körpers):<br />

P = dQ<br />

dt<br />

= C · dT1<br />

dt<br />

= c · M · dT1<br />

dt<br />

(88)<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.47/248


Wärmeleitung: Gr<strong>und</strong>lagen<br />

Daraus folgt:<br />

Sei nun:<br />

Dann gilt:<br />

Woraus folgt:<br />

Integration ergibt:<br />

dT1<br />

dt<br />

dT1<br />

dt<br />

= − α · A<br />

c · M · (T1 − T2) (89)<br />

τ =<br />

c · M<br />

α · A<br />

(90)<br />

= − 1<br />

τ · (T1 − T2) (91)<br />

dt = −τ ·<br />

t = −τ<br />

Z<br />

dT1<br />

T1 − T2<br />

dT1<br />

T1 − T2<br />

(92)<br />

(93)<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.48/248


Wärmeleitung: Gr<strong>und</strong>lagen<br />

Mit<br />

Gilt dann:<br />

Z<br />

1<br />

dx = ln|x| + C (94)<br />

x<br />

t = −τ · ln(T1 − T2) + C (95)<br />

Die Integrationskonstante C kann bestimmt werden, da die Anfangstemperatur T 1,start<br />

bei der Anfangszeit T0 = 0 bekannt ist.<br />

Daraus folgt:<br />

Mit:<br />

Ergibt sich für t:<br />

0 = −τ · ln(T1 − T2) + τ · ln(T 1,start − T2) (96)<br />

ln a − ln b = ln a<br />

b<br />

„ «<br />

T1,start − T2<br />

t = τ · ln<br />

T1 − T2<br />

(97)<br />

(98)<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.49/248


Wärmeleitung: Gr<strong>und</strong>lagen<br />

Daraus folgt:<br />

Damit ergibt sich:<br />

e − t τ =<br />

„ «<br />

T1,start − T2<br />

T1 − T2<br />

(99)<br />

T1 − T2 = (T 1,start − T 2) · e −t<br />

τ (100)<br />

Das entspricht Newtons Abkühlungsgesetz mit der Zeitkonstanten τ.<br />

Ein typischer Wert für α (Wärmeübergangszahl) liegt für viele Stoffe bei etwa 6<br />

Wm −2 K −1 bei Raumtemperatur.<br />

Genauer muß der Wärmeübergang als Strahlungsvorgang aufgefasst werden. Die<br />

abgestrahlte Leistung P ist die Differenz aus der Abstrahlungsleistung P1 <strong>und</strong> der<br />

Rückstrahlungsleistung der Umgebung P2.<br />

P1 = A · σ · T 4 1 <strong>und</strong> P2 = A · σ · T 4 2 (101)<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.50/248


Wärmeleitung: Gr<strong>und</strong>lagen<br />

Daraus folgt:<br />

Gilt nun der Fall:<br />

Kann man folgende Näherung verwenden:<br />

Damit ergibt sich für P :<br />

P = P1 − P2 = σ · A · (T 4 1 − T 4 2 ) (102)<br />

T1 − T2 ≪ T2<br />

(103)<br />

T 4 1 ≈ T 4 2 + 4 · T 3 2 · (T1 − T2) (104)<br />

P ≈ 4 · σ · T 3 2 · A · (T1 − T2) (105)<br />

Und das α ergibt sich dann bei 300 K zu den schon genannten 6 Wm −2 K −1 .<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.51/248


Erwärmungsdauer von Werkstücken<br />

Beim Erwärmen von Werkstücken soll die Temperatur auf einen Sollwert an allen Stellen<br />

des Bauteils erhöht werden, um dort die gewünschten Gefügeveränderungen zu<br />

erhalten.<br />

Für Gasumgebung oder Salzschmelzen gilt für das Durchwärmen eines Körpers<br />

folgende Faustregel:<br />

tE = k · mB + mW<br />

A<br />

Hierbei ist tE die Erwärmungsdauer, mB die Masse des zu erwärmenden Bauteils in kg,<br />

mW die Masse des Wärmegutträgers in kg, A die Oberfläche des Bauteils in m 2 <strong>und</strong> k<br />

der Erwärmungsfaktor in m 2 h/kg.<br />

Der Faktor k kann für eine bestimmte Temperatur, der Anfangstemperatur der Bauteile,<br />

der Strömungsgeschwindigkeit des Ofenmediums <strong>und</strong> des<br />

Masse–zu–Oberfläche–Verhältnisses der Bauteile aus ermittelten Schaubildern für<br />

einen Werkstoff entnommen werden.<br />

Eine Voraussetzung für die Gültigkeit dieser Gleichung ist, daß die Temperatur im<br />

Ofenraum der angestrebten Solltemperatur entspricht.<br />

(106)<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.52/248


Erwärmungsdauer von Werkstücken<br />

Faktor k für das Erwärmen von Raum- auf Solltemperatur in Salzschmelzen<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.53/248


Erwärmungsdauer von Werkstücken<br />

Die oben angegebene Gleichung gilt streng genommen nur für ein Bauteil. Dennoch läßt<br />

sich damit auch die Erwärmungsdauer für eine ganze Charge von Werkstücken<br />

abschätzen, wenn nach dem Ähnlichkeitsprinzip ein Modellkörper für die Charge<br />

geschaffen wird.<br />

Beispiele für Ersatzkörper nach dem Ähnlichkeitsprinzip<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.54/248


Normalglühen<br />

Normalglühen (Normalisieren) stellt eine typische Wärmebehandlung für<br />

Eisenwerkstoffe dar. Durchgeführt wird dieses Verfahren bei Temperaturen oberhalb von<br />

Ac3, beziehungsweise im Falle übereutektoider Stähle oberhalb von Ac1 (da es sonst<br />

aufgr<strong>und</strong> der zu hohen Temperaturen zu Grobkörnigkeit kommt).<br />

Ziel:<br />

Ein grobkörniges, eventuell auch ungleichmäßiges (z. B. zeiliges) Stahlgefüge in ein<br />

gleichmäßiges, feinkörniges ferritisch– perlitisches, perlitisches oder<br />

carbidisch–perlitisches umzuwandeln. Es dient auch dazu, durch verschiedene andere<br />

Wärmebehandlungsverfahren bedingte Gefüge- <strong>und</strong> Eigenschaftsänderungen wieder<br />

rückgängig zu machen.<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.55/248


Normalglühen<br />

Beim Erwärmen in das Austenitgebiet werden sowohl die α–Phase als auch die<br />

Zementitphase in Lösung gebracht, diese Phasenumwandlung wird beim Abkühlen<br />

wieder rückgängig gemacht.<br />

Eine freie Gefügeausbildung wird dadurch ermöglicht, daß durch erhöhte Aufheiz- <strong>und</strong><br />

Abkühlgeschwindigkeiten eine große Anzahl von γ-, α- <strong>und</strong> Zementitkeinen gebildet<br />

werden.<br />

Um eine Vergröberung der Austenitkörner zu vermeiden, sollten Glühtemperaturen von<br />

etwas 20 ◦ C bos 50 ◦ C oberhalb der jeweiligen Umwandlungstemperatur verwendet<br />

werden.<br />

Ebenfalls sollte die Glühdauer so kurz wie möglich gehalten werden. Neben der<br />

Vermeidung der Kornvergröberung sollte die Haltezeit aber hinreichend lang sein, um<br />

eine ausreichende Homogenisierung des Austenits zu gewährleisten.<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.56/248


Normalglühen<br />

Die Umwandlung von Ferrit in Austenit geschieh relativ schnell <strong>und</strong> ist in der Regel nach<br />

ein paar Minuten abgeschlossen.<br />

Langsamer ist die Auflösung der carbidischen Reste sowie bei Stählen mit freiem Ferrit<br />

die vollständige Homogenisierung des Austenits.<br />

Einfach visualisiert werden können diese Umwandlungen beim Aufheizen mit<br />

sogenannten ZTA–Schaubildern, den Zeit–Temperatur–Austenitisierungs–Schaubildern.<br />

Man unterscheidet zwischen isothermen <strong>und</strong> kontinuierlichen ZTA–Schaubildern.<br />

Das kontinuierliche ZTA–Schaubild zeigt die Austenitbildung in Abhängigkeit von der<br />

Aufheizgeschwindigkeit, während das isotherme ZTA–Schaubild die Austenitbildung<br />

nach einem schnellen Aufheizen gefolgt vom Halten der Temperatur (isotherme<br />

Temepraturführung) beschreibt.<br />

Ähnliches gilt für die die Abkühlung beschreibenden kontinuierlichen <strong>und</strong> isothermen<br />

Z<strong>TU</strong>–Schaubilder (Zeit–Temperatur–Umwandlung).<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.57/248


kontinuierliches ZTA–Schaubild (C45)<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.58/248


isothermes ZTA–Schaubild (C45)<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.59/248


kontinuierliches ZTA–Schaubild (C70)<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.60/248


Normalglühen<br />

typischer Temperatur–Zeit–Verlauf beim Normalglühen, rechts: Abkühlung im<br />

Z<strong>TU</strong>–Schaubild (C45)<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.61/248


Normalglühen<br />

Ein Beispiel für einen Werkstoff, bei dem Normalglühen regelmäig angewandt wird, ist<br />

Stahlformguß.<br />

Durch die technologisch bedingte langsame Abkühlung kommt es bei diesem Verfahren<br />

zu einem sehr groben, unregelmäßigen Geüge. Mit einer Glühbehandlung bei 780 ◦ C bis<br />

950 ◦ C (abhängig von der Zusammensetzung des Werkstoffs) können diese Strukturen<br />

beseitigt <strong>und</strong> ein normalisiertes Gefüge erzielt werden.<br />

Links ist ein solches Gefüge von Stahlformguß vor dem Normalglühen zu sehen, rechts<br />

dagegen ein normalisiertes Gefüge desselben Werkstoffs.<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.62/248


Normalglühen<br />

Die Glühtemperatur für das Normalglühen übereutektoider Stähle hängt von dem<br />

gewünschten Gefügezustand ab.<br />

Will man nur den perlitischen Gefügebestandteil verfeiner, so wird knapp oberhalb von<br />

AC1 geglüht. Will man ein vorhandenes Zementitnetzwerk vollständig auflösen, müssen<br />

deutlich höhere Temperaturen gewählt werden, um in den Bereich des homogenen<br />

Austenits zu kommen. Bei Stählen mit einem Kohlenstoffgehalt von > 1.4% ist ein<br />

Glühen bei etwa 1100 ◦ C erforderlich.<br />

Die Haltedauer bei Austenitisierungstemperatur muß, wie bereits erwähnt, kurz gehalten<br />

werden. Eine Näherung für die Haltedauer von un- <strong>und</strong> niedriglegierten Stählen ist es,<br />

pro mm Probendurchmesser das Werkstück für eine Minute auf<br />

Austenitisierungstemperatur zu halten.<br />

Mit zunehmendem Anteil an Legierungselementen wird diese Haltezeit etwas verlängert.<br />

Für kurze Aufheizzeiten (z.B. induktive Erwärmung) muß die Haltedauer allerdings<br />

angepaßt werden.<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.63/248


Normalglühen<br />

Der Gr<strong>und</strong> für die Verkürzung der Haltezeit bei schneller Erwärmung läßt sich aus dem<br />

ZTA–Schaubild ableiten: Da eine vollständige Austenitisierung notwendig ist, aber, wie<br />

im ZTA–Schaubild zu sehen ist, die Umwandlungstemperatur mit der steigenden<br />

Aufheizgeschwindigkeit steigt, muß die Austenitisierungstemperatur erhöht <strong>und</strong> somit die<br />

Haltezeit verkürzt werden.<br />

Eine gezielte Abkühlung ist für den Prozeß ebenfalls sehr wichtig, speziell bei größeren<br />

<strong>und</strong> komplizierten Bauteilen. Einfache Bauteile werden im allgemeinen an Luft<br />

abgekühlt.<br />

Die Ausbildung eines feinlamellaren perlitischen Gefüges hängt stark von der<br />

Abkühlgeschwindigkeit im Bereich der Phasenumwandlung ab.<br />

Liegt ein extrem grobes/unregelmäßiges Ausgangsgefüge vor, werden mehrere<br />

Normalisierungsbehandlungen hintereinander durchgeführt. So wird die erste<br />

Normalisierung bei einer erhöhten Temperatur durchgeführt (um hommogenen Austenit<br />

zu erzielen), die folgenden Normalisierungen dann bei möglichst niedriger Temperatur,<br />

um maximale Kornfeinung zu erreichen.<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.64/248


Grobkornglühen<br />

Grobkornglühen ist das Glühen untereutektoider Stähle oberhalb von AC3, um ein<br />

grobes ferritisch–perlitisches Gefüge zu erhalten mit dem Zeil, die Spanbarkeit<br />

insbesondere bei weichen, schmierenden Stählen zu verbessern.<br />

Ein wichtiger Faktor für das Erreichen des gewünschten Gefüges ist bei dieser<br />

Wärmebehandlung die Abkühlung.<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.65/248


Grobkornglühen<br />

Bei umwandlungsfähigen Stählen hängen die Austenitkorngröse (vor der Umwandlung)<br />

mit der Ferritkorngröse (nach der Umwandlung) voneinander ab, wobei die Relation der<br />

Größen zueinander von den Versuchsbedingungen bestimmt wird (wie z.B. der Dicke<br />

des Materials, der Abkühlgeschwindigkeit, etc.).<br />

Das Ferritkorn ist umso gröber, je geringer die Abkühlgeschwindigkeit im Bereich der<br />

γ–α–Umwandlung <strong>und</strong> danach ist.<br />

Das Bild zeigt den Zusammenhang zwischen der Austenit- <strong>und</strong> der Ferritgröße (Dv50 ist<br />

der Zentralwert der Kornvolumenverteilungen) für einen ferritisch–perlitischen Stahl mit<br />

niedrigem Kohlenstoffgehalt. Die Probendicke war 3 bis 4 mm; die Abkühlung erfolgte an<br />

Luft. Die leeren Kreise stehen für Versuche bei einer konstanten Haltedauer von 60 min<br />

(Temperatur variabel); die gefüllten Kreise für Experimente bei einer konstanten<br />

Austenitisierungstemperatur von 950 ◦ C bei verschiedenen Glühdauern.<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.66/248


Grobkornglühen<br />

kontinuierliches Z<strong>TU</strong>–Schaubild eines Cr–Mo–legierten Einsatzstahles: (1) langsame<br />

Abkühlung; (2) beschleunigte Abkühlung in der Perlitstufe; (2a) gesteuerte Abkühlung<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.67/248


Grobkornglühen<br />

Allgemein günstig ist eine langsame Abkühlung im Ofen (Kurve (1)). Nachteil dabei ist<br />

die Neigung zur Bildung eines zeiligen Sek<strong>und</strong>ärgefüges in der Perlitstufe.<br />

Festigkeitsunterschiede der Ferrit–Perlit–Zeilen führen bei spanender Bearbeitung zu<br />

beschädigten Oberflächen. Somit ist eines der wichtigsten Ziele bei der Abkühlung die<br />

Vermeidung zeiliger Gefüge.<br />

Die Ausbildung zeiliger Gefüge kann mit einer gesteuerten Abkühlung gemäß Kurve (2a)<br />

vermieden werden. Die Abkühlgeschwindigkeit für Einsatzstähle beträgt etwa 30 K/min.<br />

Eine weitere Alternative ergibt sich durch die Anwendung einer beschleunigten<br />

Abkühlung in der Perlitstufe (Kurve (2)), nach der das Werkstück auf einer Temperatur<br />

von 620 ◦ C bis 680 ◦ C gehalten wird.<br />

Dabei wird der bis dahin noch nicht umgeandelte Austenit isotherm in einen Perlit mit<br />

guten Spannungseigenschaften überführt.<br />

Zur Vermeidung von Zwischenstufengefüge (zum Beispiel bei der beschleunigtem<br />

Abkühlung nach Kurve (2)) ist eine genaue Temperaturführung notwendig. Wird die<br />

optimale Haltetemperatur unterschritten, so kann Zwischenstufengefüge mit<br />

ungünstigen Spannungseigenschaften entstehen.<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.68/248


Grobkornglühen<br />

Allgemein ist das Grobkornglühen wegen der relativ hohen notwendigen<br />

Glühtemperaturen recht aufwendig <strong>und</strong> wird daher ungerne durchgeführt.<br />

Alternative Verfahren sind im Bereich der Thermomechanischen Behandlungen zu<br />

finden. So kann durch Warmwalzen mit einer gesteuerten Abkühlung im<br />

Umwandlungsbereich ebenfalls die Korngröße variiert werden. Auch der Effekt der<br />

Rekristallisation wird zuweilen nach einer Walzbehandlung verwendet, um ein gröberes<br />

Korn einzustellen.<br />

Ebenfalls kann ein Entkohlungsglühen als thermisch–chemisches Verfahren das<br />

Grobkornglühen unter Umständen ersetzen.<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.69/248


Diffusion im Festkörper<br />

Liegt in einem Festkörper ein Konzentrationsgradient von Leerstellen oder Fremdatomen<br />

vor, dann tritt auch ein Fluß dieser Fremdatome oder Leerstellen im Festkörper auf.<br />

Im Gleichgewicht sind die Gitterfehler oder Leerstellen im Festkörper gleichmäßig<br />

verteilt.<br />

Für den Fluß jN gilt das erste Fick’sche Gesetz:<br />

�jN = −D · grad N (107)<br />

Hierbei ist D die Diffusionskonstante <strong>und</strong> N die Konzentration.<br />

Die Diffusionskonstante D ist von der Temperatur abhängig:<br />

D = D0 · exp(−E/kT ) (108)<br />

E ist die Aktivierungsenergie. Die Tabelle gibt einige Zahlenbeispiele wieder:<br />

Wirtskristall Atom D0 [cm 2 /s] E [eV]<br />

Fe C 0.02 0.87<br />

Cu Cu 0.20 2.04<br />

Cu Zn 0.34 1.98<br />

Ag Ag 0.40 1.91<br />

Ag Cu 1.20 2.00<br />

U U 0.002 1.20<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.70/248


Diffusion im Festkörper<br />

1 eV = 1.602·10 −19 J<br />

Ein Teilchen, daß die Elementarladung e trägt, erhält die kinetische Energie von 1 eV<br />

(Elektronenvolt), wenn es durch eine Potentialdifferenz von 1 Volt beschleunigt wird.<br />

Im folgenden wird die Diffusion von Fremdatomen auf Zwischengitterplätze betrachtet,<br />

für die Diffusion von Leerstellen gelten analoge Resultate.<br />

Für die Diffusion eines Atoms muß die von seinen Nachbarn gestellte Potentialbarriere<br />

überw<strong>und</strong>en werden.<br />

Hat die Barriere die Höhe E, so hat das Atom nur für einen Bruchteil exp(−E/kT ) der<br />

Zeit genügend thermische Energie, diese zu überwinden.<br />

Der in der Quantenmechanik auftretende Tunneleffekt muß nur bei sehr leichten Atomen<br />

wie Wasserstoff berücksichtigt werden, die Tunnelwahrscheinlichkeit ist für schwerere<br />

Atome einfach viel zu klein.<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.71/248


Diffusion im Festkörper<br />

Ist nun ν eine charakteristische atomare Schwingungsfrequenz, so ist die<br />

Wahrscheinlichkeit p, daß das Atom innerhalb einer Sek<strong>und</strong>e genügend thermische<br />

Energie hat, die Barriere zu überspringen, gegeben durch:<br />

p ≈ ν · exp(−E/kT ) (109)<br />

Anschaulich bedeutet das, daß das Atom in der Sek<strong>und</strong>e ν mal gegen die Barriere stößt<br />

<strong>und</strong> diese bei jedem Stoß mit einer Wahrscheinlichkeit von exp(−E/kT ) überspringt.<br />

Die Größe p wird auch als Sprungfrequenz bezeichnet.<br />

Man kann gut erkennen, daß sie stark von der Temepratur abhängt <strong>und</strong> die Diffusion bei<br />

niedrigen Temperaturen daher äußerst langsam ist.<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.72/248


Diffusion im Festkörper<br />

Betrachtung zweier paralleler Ebenen von Fremdatomen auf Zwischengitterplätzen:<br />

Der Abstand der Ebenen betrage a (Gitterkonstante), Ebene 1 habe S Atome, Ebene 2<br />

habe S + a · dS/dx Atome. Daraus ergibt sich die Zahl L der Atome, die in einer<br />

Sek<strong>und</strong>e zwischen den Ebenen hindurchtreten, zu (das Vorzeichen ergibt sich aus der<br />

Richtung):<br />

L = −p · a · dS<br />

dx<br />

Ist nun N die Gesamtkonzentration der Fremdatome (also die Zahl der Fremdatome<br />

geteilt durch das Volumen des Festkörpers), so kann man S, die Zahl der Atome pro<br />

Einheitsfläche einer Ebene, bestimmen zu:<br />

Damit ergibt sich der Diffusionsfluß jN zu:<br />

(110)<br />

S = a · N (111)<br />

j ≈ −p · a 2 · dN<br />

dx<br />

(112)<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.73/248


Diffusion im Festkörper<br />

Da gilt:<br />

Ergibt sich für D:<br />

Und für D0:<br />

jN = −D · grad N (113)<br />

D = ν · a 2 · exp(−E/kT ) (114)<br />

D0 = ν · a 2<br />

Wenn aus einem Volumen mehr Teilchen herausströmen als hineinfließen, nimmt die<br />

Konzentration dort an:<br />

dN<br />

dt<br />

= −div �jN<br />

(116)<br />

Es ergibt sich das zweite Fick‘sche Gesetz analog zur Wärmeleitungsgleichung:<br />

dN<br />

dt<br />

(115)<br />

= D div grad N = D∆N (117)<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.74/248


Diffusionswege im realen Festkörper<br />

Die sogenannte „pipe“–Diffusion findet entlang der Versetzungen statt. Die Erhöhung<br />

des Diffusionskoeffizienten entsteht durch die aufgelockerte Gitterstruktur im Zentrum<br />

der Versetzung, dem Versetzungskern.<br />

Entlang der Korngrenzen findet die Korngrenzendiffusion statt. Die Vergrößerung des<br />

Diffusionskoeffizienten ist hier ebenfalls durch die Störung des regelmäßigen<br />

Kristallaufbaus zu erklären <strong>und</strong> äußert sich in einer Verminderung der<br />

Aktivierungsenergie. Bei Kleinwinkelkorngrenzen ist die Korngrenzendiffusion praktisch<br />

mit der „pipe“–Diffusion identisch.<br />

Als Oberflächendiffusion wird die Bewegung von Oberflächenleerstellen oder -atomen<br />

auf einer Festkörperoberfläche betrachtet. Auch hier kommt es zu einer Verkleinerung<br />

der Aktivierungsenergie.<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.75/248


Diffusionsglühen<br />

Diffusionsglühen ist definiert als ein Glühen bei hohen Temperaturen unter langem<br />

Halten <strong>und</strong> nachfolgendem Abkühlen, um erstarrungsbedingte<br />

Konzentrationsunterschiede zu beseitigen. Die typischen Temperaturen liegen bei<br />

Stählen im Bereich von 1050 ◦ C bis 1200 ◦ C.<br />

Nach Saltykov kann man die auftretenden Heterogenitäten in folgende Gruppen<br />

einteilen:<br />

• zonenförmige Heterogenitäten<br />

• anisotrope Heterogenitäten<br />

• isotrope Heterogenitäten<br />

Eine zonenförmige Heterogenität beinhaltet größere Bereiche, wobei die Form der<br />

Zonen von der äußeren Form des Werkstücks abhängig sind.<br />

Diese können zum Beispiel Bereiche mit erhöhtem Anteil ausgeschiedener Phasen oder<br />

Bereiche mit Härtungsgefüge sein.<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.76/248


Diffusionsglühen<br />

Oben ist eine Seigerungszone in einem Niet als zonenförmige Heterogenität zu sehen.<br />

Eine anisotrope Heterogenität entsteht aus Vorzugsrichtungen im Werkstoff, welche<br />

durch eine plastische Verformung hervorgerufen werden können. Typischerweise fallen<br />

unter diese Kategorie zeilige Gefüge ferritisch–perlitischer Stähle (siehe Abbildung<br />

unten, zeiliges Gefüge eines C12).<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.77/248


Diffusionsglühen<br />

Eine isotrope Heterogenität ist nicht mir Vorzugsrichtungen im Werkstoff verknüpft.<br />

Ein typisches Beispiel für diese Art von Heterogenität ist die unregelmäßige Anordnung<br />

von Gefügebestandteilen in Nestern, welche wiederum gleichmäßig über das gesamte<br />

Volumen verteilt sind. Mikroskopische Entmischungen führen zu den isotropen <strong>und</strong><br />

anisotropen Heterogenitäten.<br />

Stahl mit 0.07% C nach dem Glühen im γ + α–Gebiet, beschleunigte Abkühlung<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.78/248


Diffusionsglühen<br />

Folgende technologische Faktoren sind zu berücksichtigen:<br />

• Ausgangsseigerungszustand<br />

• Primärzeilenabstand<br />

• Diffusivität der geseigerten Elemente<br />

• gewünschter Restseigerungszustand<br />

Es sind häufig sehr lange Glühzeiten erforderlich (besonders bei geringen<br />

Diffusionskoeffizienten, hohem Ausseigerungsgrad, großem Primärzeilenabstand, etc.).<br />

Auch kann es sein, daß einige großvolumige Seigerungen trotzdem nicht zu beseitigen<br />

sind.<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.79/248


Diffusionsglühen<br />

Ein Beispiel für den positiven Aspekt des Diffusionsglühens:<br />

Ein mikrolegierter Baustahl mit 0.18% C <strong>und</strong> 1.01% Mg zeigt eine Steigerung der<br />

Kerbschlagzähigkeit durch den Ausgleich der erstarrungsbedingten<br />

Konzentrationsschwankungen sowohl in Längs- als auch in Querrichtung.<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.80/248


Diffusionsglühen<br />

Nachteile des Verfahrens sind insbesondere die Gefahr einer starken Kornvergröberung<br />

(häufig wird deshalb noch eine Normalisierungsbehandlung nachfolgend durchgeführt)<br />

sowie eine starke Verz<strong>und</strong>erung oder Entkohlung des Werkstoffs, verb<strong>und</strong>en mit<br />

Materialverlust bei langen Glühzeiten (kann durch eine entsprechende<br />

Schutzgasatmosphäre verhindert werden).<br />

Des weiteren ist das Diffusionsglühen aufgr<strong>und</strong> der langen Haltezeiten <strong>und</strong> hohen<br />

Glühtemperaturen ein relativ teures Verfahren <strong>und</strong> wird daher meistens nur für<br />

hochbeanspruchte Stahlgußteile oder hochlegierte Werkszeugstähle, welche schwer zu<br />

homogenisieren sind, verwendet.<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.81/248


Rekristallisation<br />

Allgemein versteht man unter Rekristallisation ein Kristallwachstum innerhalb eines<br />

polykristallinen Materials, welches in Form einer Neubildung <strong>und</strong> Wanderung von<br />

Großwinkelkorngrenzen auftritt. Sie kommt beim Tempern nach einer<br />

vorausgegangenen plastischen Verformung zustande <strong>und</strong> ist mit einer Abnahme der<br />

Verfestigung des Materials verb<strong>und</strong>en.<br />

Sie läuft in mehrern Schritten ab:<br />

Während der primären Rekristallisation geschieht durch das Bestreben, die vorhandene<br />

Verformungsenergie zu erniedrigen, zunächst eine Keimbildung <strong>und</strong> dann bis zum<br />

Verschwinden des verformten Gefüges ein Keimwachstum.<br />

Die Keimbildung beginnt an Orten stark inhomogener Verformung (z.B. an vorhandenen<br />

Korngrenzen oder Ausscheidungen). Sie ist verknüpft mit einer Verringerung der Zahl<br />

der Versetzungen durch Annihilation <strong>und</strong> mit einer Anordnung der Versetzungen in Sub<strong>und</strong><br />

Kleinwinkelkorngrenzen (Polygonisation) sowie der Vereinigung der Subkörner zu<br />

Körnern <strong>und</strong> Großwinkelkorngrenzen.<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.82/248


Rekristallisation<br />

Die Körner wachsen in das umgebende verformte Gebiet hinein. Die Geschwindigkeit<br />

von Keimbildung <strong>und</strong> Keimwachstum bestimmen den zu einem bestimmten Zeitpunkt<br />

gegebenen Rekristallisationsgrad <strong>und</strong> die Korngröße des rekristallisierten Gefüges.<br />

Danach kann die Korngrenzenenergie weiter gesenkt werden, indem die großen Körner<br />

auf Kosten der kleinen Körner weiterwachsen. Tritt dabei eine unstete Kornvergröberung<br />

auf, wachsen also einige Körner sehr stark, andere dagegen kaum, so nennt man das<br />

sek<strong>und</strong>äre Rekristallisation.<br />

Die im allgemeinen der Rekristallisation vorausgehende Erholung kann in Abhängigkeit<br />

von der Aufheizgeschwindigkeit unterdrückt werden.<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.83/248


Keimbildung<br />

Für eine isotherme, isobare Zustandänderung gilt, daß die Freie Enthalpie G<br />

(Gibbs–Funktion) ein Minimum darstellt:<br />

G = U + pV − T S (118)<br />

Hierbei sind U die innere Energie, p der Druck, V das Volumen, T die absolute<br />

Temperatur <strong>und</strong> S die Entropie. Es ist:<br />

S = k · ln P (119)<br />

Hierbei ist k die Boltzmann–Konstante <strong>und</strong> P die Wahrscheinlichkeit, das Sytem in<br />

diesem Zustand anzutreffen.<br />

Die Erstarrung eines flüssigen Metalls beginnt mit der Bildung von Kristalliten an vielen<br />

Stellen, die wachsen <strong>und</strong> Korngrenzen ausbilden.<br />

Mit der Entstehung eines Keims ist eine Änderung der Freien Enthalpie verb<strong>und</strong>en.<br />

Diese Änderung besteht aus zwei gegenläufig wirkenden Anteilen.<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.84/248


Keimbildung<br />

Der erste Beitrag, −∆GV , ist dem Volumen des Keims (also der Anzahl der im Keim<br />

angelagerten Teilchen) proportional:<br />

∆GV = 4<br />

3 · π · r3 · ∆gV<br />

Hierbei ist ∆gV die Freie Bildungsenthalpie bezogen auf die Volumeneinheit (entspricht<br />

dem Gewinn an Freier Enthalpie pro Volumen).<br />

Der zweite Beitrag, ∆GS, stellt eine Erhöhung der Freien Enthalpie dar, da Energie für<br />

die Bildung der Oberfläche des Keims benötigt wird (Grenzfläche):<br />

(120)<br />

∆GS = 4 · π · r 2 · γ (121)<br />

Hierbei ist γ die Grenzflächenenergie bezogen auf die Flächeneinheit. Es ergibt sich<br />

dann:<br />

∆G = − 4<br />

3 · π · r3 · ∆gV + 4 · π · r 2 · γ (122)<br />

Der kritische Keimradius, ab dem ein Keim weiterwachsen kann, ergibt sich beim<br />

Maximum der Funktion ∆G = ∆G(r).<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.85/248


Keimbildung<br />

Bestimmung des kritischen Keimradius<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.86/248


Keimbildung<br />

Somit ist:<br />

Woraus folgt:<br />

d∆G<br />

Damit ergibt sich der kritische Keimradius rc zu:<br />

dr<br />

= 0 (123)<br />

−4 · π · r 2 · ∆gV + 8 · π · r · γ = 0 (124)<br />

rc =<br />

Liegt nun eine Keimbildung im Festkörper vor, dann kommt noch ein weiterer Term dazu.<br />

Es gilt dann:<br />

2 · γ<br />

∆gV<br />

∆G = ∆GS − ∆GV + ∆GE<br />

Hierbei ist ∆GE eine Erhöhung der Freien Enthalpie durch die Änderung der elastischen<br />

Energie. Es ist:<br />

∆GE = ɛel · 4<br />

3<br />

· π · r3<br />

(125)<br />

(126)<br />

(127)<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.87/248


Keimbildung<br />

Daraus folgt für den kritischen Radius:<br />

Für Kristallisation gilt :<br />

rc =<br />

2 · γ<br />

∆gV − ɛel<br />

(128)<br />

∆gV = α · ∆T (129)<br />

Hierbei ist α die Schmelzentropie, welche für Metalle bei 10 J/(K·mol) liegt. ∆T ist die<br />

Unterkühlung; man erkennt, daß rc sinkt, wenn ∆T größer wird.<br />

Stellt N die Zahl der Keime dar, so ist die Keimbildungsgeschwindigkeit gegeben durch:<br />

dN<br />

dt<br />

mit R = Na · k = 8.31 J/(K·mol) <strong>und</strong>:<br />

∝ exp<br />

∆G0 = ∆G(rc) = 16<br />

3<br />

„<br />

− ∆G0<br />

«<br />

RT<br />

· π ·<br />

γ 3<br />

(∆gV − ɛel) 2<br />

(130)<br />

(131)<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.88/248


Keimbildung<br />

Das heißt, daß die Keimbildungsgeschwindigkeit stark von der Grenzflächenenergie<br />

abhängt. Die Grenzflächenenergie ist von der Struktur der Phasengrenze abhängig, es<br />

existieren kohärente, teilkohärente <strong>und</strong> inkohärente Phasengrenzflächen.<br />

Eine kohärente Phasengrenze bedeutet, daß sich die Gitterstruktur stetig fortsetzt <strong>und</strong><br />

lediglich leichte elastische Verzerrungen vorhanden sind.<br />

Eine teilkohärente Phasengrenze tritt bei einem größeren Unterschied der<br />

Gitterkonstanten auf, die elastische Verzerrung wird durch Stufenversetzungen<br />

kompensiert, die meisten Gitterebenen können fortgesetzt werden.<br />

Bei einer inkohärenten Phasengrenze haben die Phasen entweder unterschiedliche<br />

Gitterstrukturen oder eine gleiche Gitterstruktur, aber deutlich unterschiedliche<br />

Orientierungen, so daß die Gitterebenen kaum fortgesetzt werden können.<br />

Es gilt γ (kohärente)


Keimwachstum<br />

Haben sich erst einmal Keime gebildet, so wachsen diese in die ungeordnete Matrix<br />

hinein. Die Kinetik dieses Wachstums wird im Modell von Johnson <strong>und</strong> Mehl<br />

beschrieben.<br />

Sei nun:<br />

• X der geordnete Volumenbruchteil (entspricht dem rekristallisierten Gefüge)<br />

• N die Zahl der vorhandenen Keime pro Volumen<br />

• v die Geschwindigkeit der Grenzfläche (Ausbreitungsgeschwindigkeit)<br />

• V das mittlere Volumen eines Keims<br />

Dann ist:<br />

Und:<br />

dV = 4 · π · r 2 · dr = 4 · π · v 3 · t 2 · dt (132)<br />

dX = N · dV · (1 − X) = 4 · π · v 3 · N · t 2 · dt · (1 − X) (133)<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.90/248


Keimwachstum<br />

Daraus folgt:<br />

Woraus sich ergibt:<br />

ln(1 − X) = − 4<br />

3 · π · v3 · N · t 3<br />

(134)<br />

X = 1 − exp(− 4<br />

3 · π · v3 · N · t 3 ) (135)<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.91/248


Keimwachstum<br />

Nimmt die Zahl der Rekristallisationskeime/Volumen (also N) bei konstanter<br />

Keimbildungsgeschwindigkeit zu, so gilt:<br />

N = dN<br />

dt<br />

· t mit<br />

Daraus folgt für den Anteil rekristallisierten Gefüges:<br />

dN<br />

X = 1 − exp(−B · t 4 ) mit B = 4<br />

3 · π · v3 · dN<br />

dt<br />

dt<br />

= const. (136)<br />

t entspricht dabei der Glühdauer, B enthält die Bildungsgeschwindigkeit der<br />

Rekristallisationszentren <strong>und</strong> die Wandergeschwindigkeit der Rekristallisationsfront.<br />

(137)<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.92/248


Rekristallisationsglühen<br />

Rekristallisationsglühen ist ein Glühen katverfestigter Werkstoffe bei Temperaturen<br />

oberhalb derRekristallisationstemperatur zur Beseitigung der Kaltverfestigung <strong>und</strong> zur<br />

einstellung einer bestimmten Korngröße ohne die Durchführung einer<br />

Phasenumwandlung.<br />

Das Rekristallisationsglühen hebt also einen unerwünschten Einfluß einer<br />

Kaltverfestigung wieder auf.<br />

Diese ist meist durch den Herstellungsprozeß bedingt. So werden Werkstoffe mittels<br />

Kaltwalzen oder Ziehen bearbeitet, um eine gewünschte Dicke oder einen gewünschten<br />

Durchmesser zu erreichen.<br />

Rekristallistionsglühen stellt somit eine typische Anwendung für kaltgewalze Bänder dar.<br />

Die für die Rekristallisation notwendigen Glühzeiten sind verfahrensabhängig. Es<br />

werden sowohl B<strong>und</strong>glühen (in Haubenglüh- <strong>und</strong> Rollenherdöfen) als auch<br />

kontinuierliche Verfahren (in Band- <strong>und</strong> Durchziehöfen) eingesetzt.<br />

Bei niedrigen Temperaturen (im kommenden Bild bei T < T2) spielt die<br />

Aufheizgeschwindigkeit keine Rolle, es findet fast ausschließlich Erholung statt.<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.93/248


Rekristallisationsglühen<br />

Bei langsamen Aufheizgeschwindigkeiten (hier v2) auf hohe Glühtemperaturen wird die<br />

Entfestigung durch die Erholung eingeleitet. Es kommt zu recht langen Glühzeiten<br />

(entspricht z.B. der Glühung in einem Haubenofen)<br />

Bei schneller Aufheizgeschwindigkeit (v1) tritt direkt Rekristallisation auf. Die<br />

gespeicherte Verformungsenergie wird größtenteils durch die primäre Rekristallisation<br />

freigesetzt. Daher läuft auch die Rekristallisation wesentlich schneller ab (z.B.<br />

Durchziehglühung).<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.94/248


Rekristallisationsglühen<br />

technologische Parameter des Rekristallisationsglühens:<br />

• chemische Zusammensetzung<br />

• Ausgangsgefügezustand<br />

• Art <strong>und</strong> Grad der Verformung<br />

• Glühtemperatur<br />

• Glühdauer<br />

• Aufheiz- <strong>und</strong> Abkühlgeschwindigkeit<br />

Die Darstellung des Rekristallisationsvorgangs erfolgt im ZTR–Schaubild<br />

(Zeit–Temperatur–Rekristallisations–Schaubild).<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.95/248


Rekristallisationsglühen<br />

schematisches ZTR–Schaubild<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.96/248


Rekristallisationsglühen<br />

Welches Verfahren eingesetzt wird, hängt vom verwendeten Werkstoff ab. Ein<br />

hochverformter, weicher Stahl rekristallisiert bei einer Temperatur von 700 ◦ C innerhalb<br />

einer Minute.<br />

Somit ist ein derartiger Werkstoff für kontinuierliche Verfahren geeignet, wie zum<br />

Beispiel ein Band–Durchziehverfahren.<br />

Häufig wird unter Schutzgasatmosphäre gearbeitet, um Veränderungen an der<br />

Probenoberfläche auszuschließen (chemische Reaktionen mit der Umgebung).<br />

Bei der ansonsten verwendeten B<strong>und</strong>glühung werden dagegen deutlich längere<br />

Prozeßzeiten benötigt.<br />

Dabei sind größere Mengen an Glühgut in den entsprechenden Öfen vorhanden, was<br />

ein träges Aufheiz- <strong>und</strong> Abkühlverhalten bedingt. Die Prozeßdauer beträgt dann häufig<br />

mehrere St<strong>und</strong>en.<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.97/248


Rekristallisationsglühen<br />

Zeit–Temperatur–Verläufe für verschiedene Rekristallisationsglühungen, Vergleich<br />

zwischen kontinuierlichen <strong>und</strong> diskontinuierlichen Verfahren<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.98/248


Spanungsarmglühen<br />

Spannungsarmglühen ist eine Wärmebehandlung unterhalb von Ac1 mit nachfolgendem<br />

langsamen Abkühlen zur Verringerung von Eigenspannungen, ohne das Gefüge zu<br />

verändern.<br />

Folgen von Spannungen im Werkstück:<br />

Eine Überlagerung von inneren Spannungen mit Beanspruchungsspannungen kann zur<br />

Formänderung (zum Beispiel Verzug) bis hin zum Versagen des Bauteils führen.<br />

Ist nach einer Behandlung eines Werkstücks mit dem Auftreten von inneren<br />

Spannungen zu rechnen (zum Beispiel beim Schweißen oder Spanen), so sollte das<br />

Spannungsarmglühen direkt in Anschluß durchgeführt werden.<br />

Entstehung von Spannungen im Werkstück:<br />

Spannungen treten insbesondere beim ungleichmäßigen Abkühlen bei einer<br />

Wärmebehandlung, bei der Kaltverformung <strong>und</strong> durch vorausgegangene<br />

Phasenumwandlungen auf.<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.99/248


Spannungsarmglühen<br />

Abbau von Spannungen:<br />

Ein Abbau von Spannungen ist möglich, wenn Versetzungsbewegungen ausgelöst<br />

werden können (plastische Verformungen im Mikrobereich).<br />

Einfach anschaulich kann das betrachtet werden, als daß die Streckgrenze des<br />

Materials unter den Betrag der Spannungen gesenkt werden muß.<br />

Variation der Eigenschaften von C10 in Abhängigkeit von der Temperatur<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.100/248


Spannungsarmglühen<br />

Je weiter die Streckgrenze des Materials sinkt, desto größer ist die mögliche plastische<br />

Verformung uns somit der Spannungsabbau. Die Festigkeit <strong>und</strong> die Streckgrenze<br />

nehmen bei den meisten Werkstoffen mit steigender Temeperatur ab.<br />

Demnach muß beim Spannungsarmglüchen ein Durchwärmen bei der entsprechenden,<br />

relativ hohen Temperatur durchgeführt werden.<br />

Faustregel für Bleche:<br />

Pro Millimeter Blechdicke sollte die Glühdauer 1 bis 2 Minuten sein; die<br />

Mindestglühdauer sollte 20 bis 30 Minuten nach vollständiger Durchwärmung des<br />

Blechs betragen.<br />

Bei Stählen liegt der Temperaturbereich für das Spannungsarmglühen zwischen 450 ◦ C<br />

<strong>und</strong> 650 ◦ C.<br />

Bei vergüteten Stählen sollte die Temperatur etwa 20-30 ◦ C utnerhalb der verwendeten<br />

Anlaßtemperatur bleiben. Allerdings ist, wenn die Anlaßtemperatur relativ niedrig<br />

gewesen war, dann mit einem hohen Restspannungsanteil zu rechnen.<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.101/248


Spannungsarmglühen<br />

Bei ausscheidungsgehärteten Werkstoffen muß man sich in einem bestimmten<br />

Temperaturintervall befinden. Ist die Temperatur zu niedrig, ist der Spannungsabbau<br />

eventuell zu gering, ist die Temperatur zu hoch, so wird der Ausscheidungszustand<br />

ungewollt verändert.<br />

Ein Beispiel für solche Werkstoffe sind mikrolegierte Feinkornbaustähle. Dort liegt das<br />

genannte Temepraturintervall zwischen 530 ◦ C <strong>und</strong> 580 ◦ C.<br />

Man kann die notwendigen Glühzeiten unter Verwendung des Holloman–Parameters P<br />

abschätzen. P ist gekoppelt an einen bestimmten Gefügezustand, zum Beispiel den<br />

Anteil an Restspannungen.<br />

P = T ·<br />

(20 + log(t))<br />

1000<br />

Hierbei ist T die Glühtemperatur in Kelvin <strong>und</strong> t die Glühdauer in St<strong>und</strong>en; es wird der<br />

dekadische Logarithmus verwendet.<br />

(138)<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.102/248


Spannungsarmglühen<br />

Restspannungen nach dem Spannungsarmglühen von Feinkornbaustählen in<br />

Abhängigkeit vom Hollomon–Parameter<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.103/248


Spannungsarmglühen<br />

Kritisch für den Erfolg des Spannungsarmglühens ist das Aufheizen <strong>und</strong> Abkühlen der<br />

Werkstücke.<br />

Das Aufheizen soll so langsam erfolgen, daß die gewünschte Warmstreckgrenze<br />

möglichst gleichmäßig über den gesamter Querschnitt erreicht wird.<br />

Besonders kritisch ist das Aufheizen bei Werkstücken mit spröden Zonen <strong>und</strong><br />

Schweißnähten sowie oberflächengehärteten Bauteilen.<br />

Auch beim Abkühlen müssen die Zeiten kontrolliert werden, denn in ungünstigen Fällen<br />

kann trotz richtiger Aufheiz- <strong>und</strong> Haltezeiten <strong>und</strong> entsprechenden Glühtemperaturen<br />

sogar ein ungewollter Zuwachs an inneren Spannungen induziert werden.<br />

Häufig werden Abkühlgeschwindigkeiten von etwa 50 bis 100 K/h verwendet. Bei<br />

kritischen Bauteilen (zum Beispiel mit Schweißnähten) ist eine kontrollierte<br />

Ofenabkühlung nötig, um Schäden an den Werkstücken vorzubeugen.<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.104/248


Härten<br />

Beim konventionellen Härten wird durch eine schnelle Abkühlung aus der Austenitstufe<br />

durch ein diffusionsloses Gitterumklappen Martensit gebildet. Die<br />

Abkühlgeschwindigkeit muß dabei so groß sein, daß die Umwandlung von Austenit in<br />

Ferrit <strong>und</strong> Carbid unterbleibt.<br />

Kontinuierliches Z<strong>TU</strong>–Schaubild; vOK ist die obere kritische Abkühlgeschwindigkeit des<br />

Kerns des Werkstücks, ab der dieser durchhärtet. Die Zeit tP ist die krzeste Anlaufzeit<br />

der Perlitbildung.<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.105/248


Härten<br />

Schematisches Z<strong>TU</strong>–Schaubild mit den Abkühlungskurven für Rand <strong>und</strong> Kern zweier<br />

Werkstücke mit verschiedenen Durchmessern.<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.106/248


Härten<br />

Im allgemeinen verschieben Legierungsatome die Umwandlungslinien im<br />

Z<strong>TU</strong>–Schaubild zu längeren Zeiten <strong>und</strong> setzen damit die kritische Geschwindigkeit<br />

herab. Daher existieren verschiedene Härtungsmedien je nach chemischer<br />

Zusammensetzung der zu härtenden Werkstoffe:<br />

• unlegierte Stähle: Wasser<br />

• niedriglegierte Stähle: Öl<br />

• hochlegierte Stähle: Luft<br />

Unter Aufhärtbarkeit versteht man die maximal erreichbare Härte der Stähle, sie hängt<br />

im wesentlichen nur vom Kohlenstoffgehalt des Stahls ab.<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.107/248


Härten<br />

Martensithärte reiner Fe–C–Legierungen in Abhängigkeit des Kohlenstoffanteils (links);<br />

Ausschnitt aus dem EKD (rechts oben); Restaustenitanteil (rechts unten)<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.108/248


Härten<br />

Im Bild auf der vorigen Seite entspricht Kurve b der üblichen Abkühlung, Kurve a dem<br />

Fall, daß übereutektoide Stähle bis in das γ–Gebiet vor dem Abschrecken erwärmt<br />

wurden, <strong>und</strong> Kurve c gibt den Fall wieder, daß die Probe keinen Restaustenit mehr<br />

enthält, welche den Werkstoff entfestigt. Dieses kann zum Beispiel bei sehr kleinen<br />

Proben erreicht werden, die auf die Temperatur von flüssigem Stickstoff (77 K) abgekühlt<br />

werden.<br />

Wie aus der Graphik zu entnehmen, ergibt sich bei einem Restaustenitanteil von etwa<br />

10 % eine deutliche Abnahme der Härte des Abschreckgefüges. Der Restaustenit stellt<br />

einen relativ weichen Gefügebestandteil dar.<br />

Restaustenit kann auch im Gefüge erwünscht sein <strong>und</strong> dann zum Abbau von<br />

Spannungssitzen durch plastische Verformung <strong>und</strong> Verfestigung (zum Beispiel bei<br />

Schlagbeanspruchung oder Rollkontakt mit hoher Flächenpressung) dienen.<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.109/248


Härten<br />

Zur Beseitigung des Restaustenits kommen folgende Prozesse in Frage:<br />

• Verformung<br />

• Unterkühlung; führt wie die Verformung zu einer diffusionslosen Umwandlung in<br />

Martensit<br />

• Erwärmen, um eine diffusionsgesteuerte Umwandlung in Ferrit <strong>und</strong> Karbid zu<br />

erzwingen<br />

Haüfig wird die letztgenannte Methode verwendet, da die gezielte Verformung technisch<br />

recht aufwendig sein kann, die Unterkühlung dagegen die Gefahr einer Rißbildung nach<br />

sich zieht.<br />

Die Einhärtbarkeit hängt von der Zeit tP ab. Sie ist zum Beispiel bei weichen unlegierten<br />

Stählen recht kurz <strong>und</strong> somit die kritische Abkühlgeschwindigkeit ziemlich hoch.<br />

Das bedeutet, daß die Abkühlung in Sek<strong>und</strong>enbruchteilen erfolgen muß, was bei<br />

technischen Anwendungen nur für dünne Bänder realisierbar ist.<br />

Eine Zugabe von Legierungselementen verschiebt die Umwandlung in die Perlitstufe zu<br />

längeren Zeiten, ändert aber auch die Lage der Umwandlungsgebiete im<br />

Z<strong>TU</strong>–Schaubild bezüglich der Temperatur. Beide Effekte wirken sich auf die kritische<br />

Abkühlgeschwindigkeit aus.<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.110/248


Härten<br />

zur Verschiebung der Perlitumwandlung durch die Zugabe von Legierungselementen<br />

(schematisch)<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.111/248


Härten<br />

Eine weitverbreitete Methode zur Ermittelung der Härtbarkeit ist der<br />

Stirnabschreckversuch nach Jominy.<br />

Die Probe wird austenitisiert <strong>und</strong> an der Stirnseite abgeschreckt, so daß mit<br />

wachsendem Abstand von der Stirnfläche die Abkühlgeschwindigkeit immer kleiner wird.<br />

Nach dem Abschrecken wird die Probe angeschliffen <strong>und</strong> auf den 0.4 mm bis 0.5 mm<br />

tiefen Meßflächen, welche parallel zur Probenachse laufen, mit einem<br />

Härteprüfverfahren untersucht.<br />

Der Härteverlauf gibt die Härtbarkeit der Probe wieder.<br />

Bezeichung:<br />

Härte [HRC oder HV]<br />

I<br />

Abstand von der Stirnfläche [mm]<br />

(139)<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.112/248


Härten<br />

Abmessungen für den Jominy–Stirnabschreckversuch<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.113/248


Härten<br />

Auf- <strong>und</strong> Einhärtbarkeit (schematisch) für einen unlegierten (1), einen niedriglegierten<br />

(2) <strong>und</strong> einen hochlegierten (3) Stahl<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.114/248


Härten<br />

Härtbarkeitsstreuband eines Stahls <strong>und</strong> Festlegung der Streubereiche (Härte <strong>und</strong><br />

Abstandsgrenzwerte)<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.115/248


Randschichthärten<br />

Randschichthärteverfahren können in zwei Gruppen eingeteilt werden:<br />

Verfahren ohne Änderung Thermochemische<br />

der chemischen Zusammensetzung Diffusionsbehandlung<br />

Induktionshärten Nitrieren<br />

Laserstrahlhärten Nitrocarburieren<br />

Elektronenstrahlhärten Aufkohlen<br />

Flammhärten Borieren<br />

Tauchhärten etc.<br />

Bei den klassischen Randschichhärteverfahren werden die Oberflächenschichten durch<br />

eine intensive Energiezufuhr erwärmt <strong>und</strong> sofort wieder abgeschreckt, so daß es nicht<br />

zu einem Temepraturausgleich zwischen Oberfläche <strong>und</strong> dem Inneren kommt.<br />

Es sind also hohe Leistungsdichten erforderlich, um eine derartige Wärmebehandlung<br />

durchführen zu können.<br />

Die Abkühlung kann als Eigenabkühlung (Wärmestrom ins Innere) oder<br />

Fremdabkühlung (Abkühlmedien etc.) erfolgen <strong>und</strong> ist verfahrensabhängig.<br />

Häufig ist nach dem Randschichthärten noch eine Anlaßbehandlung notwendig.<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.116/248


Randschichthärten<br />

Tauchhärten:<br />

Das Werkstück wird kurz in Metall- oder Salzbäder (Temperatur ca. 1000 ◦ C bis 1250 ◦ C)<br />

eingetaucht <strong>und</strong> nach einer Einwirkzeit von wenigen Sek<strong>und</strong>en bis zu etwa 100<br />

Sek<strong>und</strong>en abgeschreckt.<br />

Je nach Werkstoffzusammensetzung, Badtemperatur <strong>und</strong> Eintauchzeit läßt sich die<br />

Umwandlungstiefe variierenm welche bis zu einigen Millimetern betragen kann.<br />

Die Reproduzierbarkeit dieses Verfahrens ist nicht besonders gut.<br />

Flammhärten:<br />

Die Randschicht wird mit einem Gasbrenner auf die Austenitisierungstemperatur<br />

gebracht <strong>und</strong> dann mit einem Brausensystem oder mit Abschreckbädern wieder<br />

abgekühlt.<br />

Man unterscheidet zwischen dem Vorschubhärten, bei dem der Brenner gefolgt von der<br />

Brause über die Probe bewegt wird, <strong>und</strong> dem Umlaufhärten, bei dem das rotierende<br />

Bauteil erst die Heiz- <strong>und</strong> dann die Abschreckstufe durchläuft.<br />

Das Verhältnis zwischen gehärteter Randschicht <strong>und</strong> der Probendicke bzw. Wandstärke<br />

sollte nicht größer als 0.1 bis 0.15 betragen.<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.117/248


Randschichthärten<br />

a) Vorschubhärten; b) Umlaufhärten<br />

1 Gas, 2 Wasser, 3 Brenner, 4 Abschreckbrause, 5 Bauteil, 6 erwärmte Randschicht, 7<br />

gehärtete Randschicht<br />

Flammhärten wird häufig in der Massenfertigung verwendet, da sich dieser Prozeß gut<br />

automatisieren läßt. Es ist auch für große, sperrige Werkstücke einsetzbar.<br />

Anwendung bei der Härtung von Zahnrädern, Laufrädern, Seilrollen, Nocken, Exzentern,<br />

Kurbelwellen etc. vor allem aus Vergütungsstählen <strong>und</strong> Gußwerkstoffen.<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.118/248


Randschichthärten<br />

Induktionshärten:<br />

Der Werkstoff wird lokal stark erhitzt <strong>und</strong> somit austenitisiert. Ein nachfolgendes<br />

Abschrecken führt zur martensitischen Umwandlung.<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.119/248


Randschichthärten<br />

Durch ein mittels stromdurchflossenen Spulen erzeugtes magnetisches Feld werden<br />

Wirbelströme im Werkstoff induziert.<br />

Somit ändern sich auch die Richtungen der Magnetfelder in den Weissschen Bezirken.<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.120/248


Randschichthärten<br />

Die Wärmeentwicklung ergibt sich durch folgende Beiträge: Joulesche Verluste am<br />

elektrischen Widerstand <strong>und</strong> Hystereseverluste bei magnetischen Werkstoffen.<br />

Ferner nimmt (siehe Bild) die Stromdichte im Falle von Wechselstrom von außen nach<br />

innen ab (Skin–Effekt).<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.121/248


Randschichthärten<br />

Für die Stromdichte I gilt:<br />

I(x) = I0 · exp(−x/δ) (140)<br />

Hierbei ist I0 die Stromdichte an der Oberfläche, x der Abstand von der Oberfläche <strong>und</strong><br />

δ die Eindringtiefe.<br />

δ ist die Tiefe, in der die Stromdichte auf den Wert 1/e gefallen ist. Sie hängt auch von<br />

der Frequenz f, dem spezifischen elektischen Widerstand ρ <strong>und</strong> der Permeabilität µ ab.<br />

δ ∝ p ρ/(f · µ) (141)<br />

Die Eindringtiefe ist also frequenzabhängig, für Stahl gilt ungefähr:<br />

• für f = 3 bis 10 kHz: δ = 8 bis 5 mm<br />

• für f = 400 bis 2500 kHz: δ = 1 bis 0.4 mm<br />

• für f = 27 MHz: δ ≈ 0.1 mm<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.122/248


Randschichthärten<br />

Da die Austenitisierungszeiten sehr kurz sind, sind die Austenitisierungstemperaturen<br />

etwa 30?K bis 100 K höher als Ac3, weswegen ein feinkörniges Ausgangsgefüge<br />

vorteilhaft ist.<br />

Die Temperaturverteilung nach induktiver Erwärmung nimmt die in der Abbildung<br />

dargestellte Form an. 1,2 <strong>und</strong> 3 sind Linien für eine bestimmte Frequenz bei<br />

unterschiedlichen Aufheizzeiten, während 1’ der Linie 1 für eine höhere Frequenz<br />

entspricht.<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.123/248


Randschichthärten<br />

Man unterscheidet zwei Verfahren:<br />

Das Standverfahren beinhaltet, daß sich Bauteil <strong>und</strong> Induktor nicht bewegen. Das<br />

Werkstück wird gleich nach dem Aufheizen abgeschreckt.<br />

Beim Vorschubverfahren wird das Bauteil am Induktor vorbeibewegt (oder umgekehrt)<br />

<strong>und</strong> mit einer Brause abgeschreckt.<br />

Da sich Induktionshärteverfahren sehr gut automatisieren lassen, sind sie sehr<br />

ökonomisch <strong>und</strong> entsprechend weit verbreitet. Typische Bauteile, welche mit diesem<br />

Verfahren gehärtet werden, sind: Walzen, Zahnräder, Achswellen, Nockenwellen,<br />

Wälzlager, usw.<br />

Das Verfahren ist auch für Kleinteile wie zum Beispiel Nadeln sehr effizient nutzbar.<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.124/248


Randschichthärten<br />

Laserstrahlhärten:<br />

Laserstrahlen sind in der Regel monochromatisch, haben eine große Kohärenzlänge<br />

<strong>und</strong> sind daher gut fokussierbar. Bedingt durch die extrem hohe Leistungsdichte eines<br />

Laserstrahls tritt beim Laserstrahlhärten eine sehr schnelle Erwärmung der<br />

Werkstückoberfläche auf eine Temperatur nahe des Schmelzpunkts auf, gefolgt von<br />

einer raschen Eigenabkühlung. Durch diesen Prozeß können selbst Stähle mit sehr<br />

niedrigem Kohlenstoffgehalt eine martensitische Umwandlung erfahren <strong>und</strong> somit<br />

gehärtet werden. Das Prinzip der Laserstrahlerwärmung zeigt das untenstehende Bild:<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.125/248


Randschichthärten<br />

Es können sehr feine Oberflächengebiete bearbeitet werden. Häufig werden die zu<br />

behandelnden Oberflächen abgerastert. Die Unterschiede in den Eigenschhaften<br />

zwischen den eizelnen Rasterpunkten sollten möglichst gering gehalten werden.<br />

Das Ausgangsgefüge hat einen recht großen Einfluß auf das Gefüge nach dem Härten,<br />

so daß ein stark inhomogenes Ausgangsgefüge eine stark inhomogene Martensitschicht<br />

zur Folge hat, was zu Härteschwankungen führen kann.<br />

Eine nachträgliche Anlaßbehandlung ist im Gegensatz zu den zuvor genannten<br />

Verfahren meist nicht notwendig, insbesondere, wenn das gehärtete Volumen sehr klein<br />

im Vergleich zum Bauteilvolumen ist.<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.126/248


Randschichthärten<br />

Elektronenstrahlhärten:<br />

Ähnlich wie beim Laserstrahlhärten kommt es zu einer schnellen Eigenabkühlung der<br />

Werkstücke auch hier kann auf ein späteres Anlassen verzichtet werden.<br />

Ein Elektronenstrahl wird unter Vakuum erzeugt <strong>und</strong> mit entsprechender Optik auf dem<br />

Werkstoff geführt. Die auftreffenden Elektronen setzen ihre kinetische Energie in<br />

Wärmeenergie um, die Eindringtiefe (üblicherweise zwischen 10 µm <strong>und</strong> 50 µm) hängt<br />

von der Beschleunigungsspannung ab.<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.127/248


Randschichthärten<br />

Prinzip der Elektronenstrahlerwärmung: 1 Kathode, 2 Steuerelektrode, 3 Anode, 4 Linse,<br />

5 Ablenksystem, 6 Bauteil<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.128/248


Randschichthärten<br />

Parameter Gasbrenner Induktion Laser Elektronenstrahl<br />

vE, max. [K/s] 10 2 10 4 10 9 bis 10 11 10 9 bis 10 11<br />

vE, üblich [K/s] 10 2 10 1 bis 10 4 10 3 bis 10 5 10 3 bis 10 5<br />

Abkühlung fremd fremd eigen eigen<br />

Energiequelle kontinuierlich kontinuierlich kont./gepulst kont./gepulst<br />

Wirkungsgrad [%] 50 bis 70 50 bis 70 70 bis 90 70 bis 90<br />

Hierbei ist vE die Erwärmungsgeschwindigkeit.<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.129/248


Randschichthärten<br />

Aufkohlen:<br />

Durch Diffusion wird in die Oberfläche von Werkstücken aus kohlenstoffarmen Stählen<br />

atomarer Kohlenstoff eingebracht.<br />

Das Ganze findet bei hohen Temperaturen statt, damit die Bildung des spröden<br />

Zementits vermieden wird <strong>und</strong> der gewünschte Kohlenstoffgehalt (< 0.8 %, da es sonst<br />

auch zu Zementitausscheidungen an den Korngrenzen kommen kann) bei diesen<br />

Temperaturen vollständig in Eisen gelöst sein kann.<br />

Die mittlere Eindringtiefe Xm ist gegeben durch:<br />

Hierbei ist D die Diffusionskonstante <strong>und</strong> t die Zeit.<br />

xm = 2 · √ D · t (142)<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.130/248


Randschichthärten<br />

Aufkohlen ist Teil des Eisatzhärtens. Die Schritte des Einsatzhärtens sind:<br />

• Aufkohlen: Erhöhung des C–Gehalts in der Randschicht von unter 0.25 % auf ca.<br />

0.8 %<br />

• Abschrecken zur Bildung von Martensit<br />

• Anlassen<br />

Das Ziel ist einer Verbesserung der Bauteileigenschaften:<br />

• harte, verschleißbeständige Oberfläche<br />

• erhöhte Dauerfestigkeit<br />

• Erhöhung der Streckgrenze bei ausreichender Zähigkeit im Bauteilkern<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.131/248


Randschichthärten<br />

Die durch das Einsatzhärten erzielbaren Bauteileigenschaften sind abhängig von:<br />

• Bauteilgeometrie<br />

• Werkstoff<br />

• Rand–Kohlenstoffgehalt <strong>und</strong> Aufkohlungstiefe (Kohlenstoffverlaufskurve)<br />

• Temperatur–Zeit–Verlauf bei der Durchführung des Einsatzhärtens<br />

Einfluß des Einsatzhärtens auf die Dauerfestigkeit:<br />

• Spannungsspitzen befinden sich bei Biege- <strong>und</strong> Torsionsbeanspruchung in der<br />

Oberfläche des Bauteils<br />

• Bauteiloberfläche besteht aus hartem, hochfestem Martensit<br />

• Durch die martensitische Randschicht mit ihrem hohen C–Gehalt entstehen in<br />

dieser Randschicht Druckeigenspannungen<br />

• allmählicher Gefügeübergang vom Rand zum Kern hat einen positiven Einfluß<br />

(besonders dann, wenn der Kern auch gehärtet ist).<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.132/248


Randschichthärten<br />

Aufkohlen im flüssigen Medium<br />

• Verwendung von Salzschmelzen<br />

• gute Einstellbarkeit auf konstanten Kohlenstoffpegel<br />

• Aufkohlungstemperatur > Ac3<br />

• Vorteile:<br />

• kurze Aufkohlungszeiten verglichem mit Aufkohlung im festen Medium<br />

• gute Temperaturkontrolle<br />

• Direkthärten möglich<br />

• mehrstufiges Aufkohlen: ideale Kohlenstoffsverlaufkurve ist erreichbar<br />

• Nachteile:<br />

• ungeeignet für sehr große Teile durch begrenzte Badgröße<br />

• erheblicher Einrichtungsaufwand erforderlich verglichen mit Aufkohlung im<br />

festen Medium<br />

• schwierige Mechanisierung<br />

• aufwendige Arbeitssicherheits- <strong>und</strong> Umweltschutzmaßnahmen sind<br />

erforderlich<br />

• Abdecken von Bereichen, die nicht aufgekohlt werden sollen, kaum möglich<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.133/248


Randschichthärten<br />

Aufkohlen im festen Medium<br />

• oberhalb Ac3<br />

• Vorteil:<br />

• jeder beliebige Ofen ausreichender Größe, Wärmeleistung <strong>und</strong> Temperatur<br />

kann verwendet werden<br />

• Nachteile:<br />

• lange Aufkohlungszeiten (Gefahr der Kornvergröberung)<br />

• Kohlenstoffpegel ist weder fest noch einstellbar<br />

• mäßige Reproduzierbarkeit der Ergebnisse<br />

• schlechte Energieausnutzung, da Kasten <strong>und</strong> Kohlungsmittel miterwärmt<br />

werden<br />

• Direkthärten nicht anwendbar<br />

• schlecht automatisierbar<br />

Aufkohlen im gasförmigen Medium<br />

• hohe Anlagenkosten<br />

• Kohlenstoffpegel kann leicht ermittelt werden<br />

• Aufkohlungswirkung läßt sich leicht bestimmen <strong>und</strong> regeln<br />

• automatisierbarer Prozeß<br />

• saubere Werkstücke mit hoher Oberflächengüte<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.134/248


Randschichthärten<br />

Direkthärten: Abschrecken direkt nach dem Aufkohlen, wirtschaftlich, geringer Verzug<br />

Voraussetzungen: geringe Mo/Cr–Gehalte (ungelöste Karbide); Feinkornstähle (da die<br />

Austenitkorngröße nicht durch mehrere Umwandlungen gefeint werden kann)<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.135/248


Randschichthärten<br />

Einfachhärten: Gefügeumwandlung nach dem Aufkohlen gefolgt von einer weiteren<br />

Austenitisierung samt Abschrecken.<br />

Voraussetzungen: gröbere Gefüge können, da mehrere Umwandlungen vorliegen,<br />

gefeint werden, was die Zähigkeit erhöht; es ist möglich, das Werkstück nach dem<br />

Aufkohlen nachzuarbeiten<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.136/248


Randschichthärten<br />

Doppelhärten: Der Kern des Werkstücks wird beim ersten Abschrecken in Martensit<br />

umgewandelt <strong>und</strong> beim zweiten Härtungsschritt dann nur angelassen, während die<br />

Randschicht noch einmal gehärtet wird. Nachteilig ist die hohe Gefahr von Verzug <strong>und</strong><br />

die hohen Kosten des Verfahrens, allerdings kann so ein Kern mit einer hohen Festigkeit<br />

erreicht werden.<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.137/248


Randschichthärten<br />

Aufsticken: Nitrieren <strong>und</strong> Nitrocarburieren<br />

Das Aufsticken wird im Temperaturbereich von 500 ◦ C bis ca. 590 ◦ C durchgeführt. Die<br />

dabei notwendigen Schritte sind:<br />

• Stickstoff wird an die Werkstoffoberfläche transportiert<br />

• Der Träger des Stickstoffs zerfällt an der Oberfläche<br />

• Stickstoff gelangt in die Werkstoffrandschicht<br />

• Diffusion des Stickstoffs in das Werkstoffinnere<br />

Vorteile des Nitrierens/Nitrocarburierens:<br />

• hohe Oberflächenhärte<br />

• gute Verschleißbeständigkeit<br />

• hohe Warmhärte<br />

• verbesserte Korrosionsbeständigkeit<br />

• Druckspannungen an Oberfläche (gut für Dauerfestigkeit)<br />

• Verzug sehr gering, da kein „typisches“ Härten erfolgt<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.138/248


Randschichthärten<br />

Aufbau der Nitrierschicht:<br />

Die Verbindungsschicht besteht aus 6 bis 10 % N (<strong>und</strong> bis 2 % C beim Nitrocarburieren)<br />

in Form von Nitriden <strong>und</strong> Carbonitriden.<br />

Die Diffusionsschicht besteht aus 0.2 bis 5 % N, der Stickstoff ist entweder im Fe gelöst<br />

oder liegt als feindisperse nitridische oder carbonitridische Ausscheidungen vor.<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.139/248


Randschichthärten<br />

Bestimmung der Nitrierhärtetiefe aus dem Härteverlauf<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.140/248


Randschichthärten<br />

Einfluß der Legierungselemente auf den Härteverlauf<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.141/248


Anlassen<br />

Es existieren vier Anlaßstufen, die bei der Wärmebehandlung von Stählen eine Rolle<br />

spielen.<br />

• 1. Anlaßstufe: Temperaturen bis 220 ◦ C<br />

• 2. Anlaßstufe: Temperaturen von 220 ◦ C bis 320 ◦ C<br />

• 3. Anlaßstufe: Temperaturen von 320 ◦ C bis 400 ◦ C<br />

• 2. Anlaßstufe: Temperaturen größer als 400 ◦ C<br />

1. Anlaßstufe:<br />

• Ausscheidung von ɛ–Karbiden (Fe3C) aus dem Martensitgitter<br />

• Verringerung der tetragonalen Gitterverzerrung des Martensits, Bildung von<br />

kubischem Martensit<br />

• praktisch keine Verringerung der Härte<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.142/248


Anlassen<br />

2. Anlaßstufe:<br />

• weitere Ausscheidung von ɛ–Karbiden<br />

• Restaustenit wandelt in kubischen Martensit bzw. in ein Gefüge der Zwischenstufe<br />

um<br />

• Verringerung der Härte<br />

3. Anlaßstufe:<br />

• ɛ–Karbide wandeln in Zementit um<br />

• mit steigender Anlaßtemperatur <strong>und</strong> zunehmender Anlaßdauer kann es zur<br />

Koagulation von Zementitausscheidungen kommen<br />

4. Anlaßstufe<br />

• Ausscheidung von Sonderkarbiden (legierte Karbide)<br />

• kann zu einer extremen Härtesteigerung führen (bei manchen<br />

Zusammensetzungen noch oberhalb der Martensithärte)<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.143/248


Härten<br />

Vergleich des Härteverlaufs eines unlegierten <strong>und</strong> eines molybdänhaltigen Stahls in<br />

Abhängigkeit von der Anlaßtemperatur<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.144/248


Anlassen<br />

Zerfall von Restaustenit beim Anlassen<br />

Stabilisierung des Restaustenits findet beim Anlassen bei Temperaturen bis 230 ◦ C statt.<br />

Ab ca. 230 ◦ C bis 280 ◦ C wird der Restaustenit bei den un- <strong>und</strong> niedriglegierten Stählen<br />

so verändert, daß er beim Abkühlen auf Raumtemperatur bei Bildung von Martensit<br />

<strong>und</strong>/oder Anteilen von Bainit teilweise zerfällt.<br />

Bei höherlegierten Stählen beginnt der Zerfall von Restaustenit bei Anlaßtemperaturen<br />

von oberhalb 500 ◦ C.<br />

Anlaßversprödung<br />

Es gibt zwei Arten von Anlaßversprödung, die irreversible <strong>und</strong> die reversible.<br />

Irreversible Anlaßversprödung (auch 300 ◦ C–Versprödung oder Blausprödigkeit genannt)<br />

tritt bei legierten <strong>und</strong> unlegierten Stählen durch Anlassen bei Temperaturen um 200 ◦ C<br />

bis 400 ◦ C auf. Die Ursache liegt in der Umwandlung der ɛ–Karbide in Zementit.<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.145/248


Anlassen<br />

Reversible Anlaßversprödung (500 ◦ C–Versprödung) tritt bei mit Cr, Mn, oder<br />

Ni–legierten Stählen bei einem zu langsamen Abkühlen oder einem Anlassen im<br />

Temperaturbereich von 350 ◦ C bis 550 ◦ C auf. Sie kann durch ein Anlassen oberhalb von<br />

550 ◦ C gefolgt von raschem Abkühlen wieder rückgängig gemacht werden. Die reversible<br />

Anlaßversprödung läßt sich mit der Ausscheidung von feinen Karbiden <strong>und</strong><br />

Legierungselementen an den Korngrenzen erklären.<br />

Eigenschaften angelassener Werkstücke<br />

• Änderung der Härte <strong>und</strong> Festigkeit<br />

• Änderung des Formveränderungsvermögens<br />

• Abnahme der Eigenspannungen<br />

• Verringerung der Rißgefahr<br />

• Abnahme der Restaustenitmenge<br />

• Änderung der Maße<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.146/248


Ausscheidungshärtung<br />

Ausscheidungshärtung (Aushärtung) ist ein Verfahren zur Steigerung der Festigkeit <strong>und</strong><br />

ist möglich, wenn die Ausscheidung fester Teilchen beim Unterschreiten einer<br />

Segregatgrenze stattfinden kann. Dieses Verfahren ist bei Aluminiumlegierungen<br />

besonders wichtig.<br />

Folgende Voraussetzungen müssen erfüllt sein:<br />

• die Legierung muß bei höheren Temperaturen (oberhalb der Segregatgrenze) aus<br />

Mischkristallen bestehen<br />

• im Falle einer langsamen Abkühlung müssen sich aus diesen Mischkristallen<br />

Segregate abscheiden können<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.147/248


Ausscheidungshärtung<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.148/248


Ausscheidungshärtung<br />

Im allgemeinen kann das Aushärten als eine Wärmebehandlung betrachtet werden,<br />

welche aus drei Phasen besteht:<br />

1. Lösungsglühen: Das Legierungselement (im vorigen Bild B) wird durch Erwärmen<br />

auf eine Temperatur unterhalb der eutektischen Temperatur (Gefahr des<br />

Aufschmelzens) im Mischkristall gelöst.<br />

2. Abschrecken: Durch eine schnelle Abkühlung bleibt das Element B in dem<br />

Mischkristall zwangsgelöst, es liegt dann ein übersättigter Mischkristall vor, es<br />

kommt nicht zu der bei der langsamen Abkühlung üblichen Ausscheidung der<br />

Segregate an den Korngrenzen<br />

3. Auslagern: Eine abschließende Wärmebehandlung bei Temperaturen unterhalb<br />

der Segregationstemperatur, welche durch die dabei auftretende Bildung von<br />

Ausscheidungen zu einer deutlichen Steigerung der Festigkeit führt. In welchem<br />

Maße die Festigkeit steigt, hängt von der Art, Verteilung <strong>und</strong> Größe der<br />

Ausscheidungen ab.<br />

Die Ausscheidungen in den aushärtbaren Aluminiumlegierungen bestehen zumeist aus<br />

den intermediären Verbindungen (vgl. Zustandsschaubild Al–Cu).<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.149/248


Ausscheidungshärtung<br />

Zustandsschaubild Al–Cu<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.150/248


Ausscheidungshärtung<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.151/248


Ausscheidungshärtung<br />

In dem im Bild dargestellten linken Teil das Al–Cu–Zustandsschaubilds kann man<br />

erkennen, daß z.B. eine Legierung mit 4 Gew.% Cu, welche auf über 450 ◦ C erwärmt<br />

wird, einen Mischkristall mit einer stabilen kubisch–flächenzentrierten α–Phase ergibt.<br />

Nach dem Abschrecken ist der Mischkristall an Cu übersättigt, es gibt Triebkräfte zur<br />

Ausscheidung der Gleichgewichtsphase Θ, CuAl2.<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.152/248


Ausscheidungshärtung<br />

Wird die Legierung nun gealtert, indem die Probe bei einer Temperatur unter 180 ◦ C<br />

(kann auch Raumtemperatur sein)über längere Zeit gehalten wird, so entsteht als<br />

Ausscheidung zunächst nicht die Θ–Phase, sondern die kohärenten Cu–reichen<br />

Guinier–Preston–Zonen.<br />

Der Gr<strong>und</strong> dafür liegt in der für die Keimbildung bei kohärenten Teilchen sehr niedrigen<br />

Grenzflächenenergie, die bei der tetragonalen Θ–Phase deutlich größer ist. Auch<br />

können die G.–P.–Zonen durch ihre Form (Scheiben) die notwendige elastische<br />

Verzerrungsenergie gering halten.<br />

Nach der Bildung der G.–P.–Zonen kommt es zur Bildung der sogenannten<br />

Übergangsphasen Θ ′′ <strong>und</strong> Θ ′ . Der Ausscheidungsprozeß kann wie folgt beschrieben<br />

werden:<br />

α0 −→ α1 + G.–P.–Zonen −→ α2 + Θ ′′ −→ α3 + Θ ′ −→ α4 + Θ (143)<br />

Hierbei ist α0 der originale übersättigte Mischkristall, α1 die Zusammensetzung der<br />

Matrix im Gleichgewicht mit den G.–P.–Zonen, α2 die Zusammensetzung der Matrix im<br />

Gleichgewicht mit Θ ′′ , usw..<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.153/248


Ausscheidungshärtung<br />

Die Abbildung zeigt die Freie Energie für die jeweiligen Phasen. Da die G.–P.–Zonen <strong>und</strong><br />

die Matrix dieselbe Kristallstruktur haben, liegen sie auf der gleichen Kurve der Freien<br />

Energie. Da die Übergangsphasen Θ ′′ <strong>und</strong> Θ ′ weniger stabil sind als die<br />

Gleichgewichtsphase Θ, haben sie höhere Freie Energien. Bei der Ausscheidung<br />

durchläuft die Freie Energie die Werte G0 −→ G1 −→ G2 −→ G3 −→ G4. Die<br />

Umwandlung endet, wenn der Zustand minimaler Freier Energie erreicht ist, also bei<br />

α4 + Θ.<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.154/248


Ausscheidungshärtung<br />

Übergangsphasen bilden sich, da sie für die Nukleation eine niedrigere<br />

Aktivierungsenergie aufweisen als die Gleichgewichtsphase. Die Ursache für diese<br />

niedrigeren Aktivierungsenergien liegt darin, daß die Übergangsphasen<br />

Kristallstrukturen aufweisen, welche sich zwischen den Extremen der Struktur der Matrix<br />

<strong>und</strong> der der stabilen Θ–Phase befinden. Die Abbildung verdeutlicht das für die<br />

Umwandlungen im System Al–Cu.<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.155/248


Ausscheidungshärtung<br />

Die Freie Energie der Legierung kann also durch die Umwandlungen in die<br />

Übergangsphasen schneller abnehmen als bei einer direkten Umwandlung in die<br />

Gleichgewichtsphase.<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.156/248


Ausscheidungshärtung<br />

Die Übergangsphasen sind also kohärenter als die stabile Phase.<br />

• Θ ′′ −→ von allen Seiten kohärent zur Matrix<br />

• Θ ′ −→ (001) kohärent oder teilkohärent, (100) <strong>und</strong> (010) sind nicht kohärent<br />

• Θ −→ ist inkohärent zur Matrix<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.157/248


Ausscheidungshärtung<br />

Struktur <strong>und</strong> Morphologie der Phasen Θ ′′ , Θ ′ <strong>und</strong> Θ in Al–Cu<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.158/248


Ausscheidungshärtung<br />

Matrix Legierung Ausscheidungssequenz<br />

Al Al–Ag G.–P. (kugelig) −→ γ ′ (Platten)−→ γ(Ag2Al)<br />

Al Al–Cu G.–P. (Scheiben) −→ Θ ′′ (Scheiben) −→ Θ ′ (Platten) −→ Θ(CuAl2)<br />

Cu Cu–Be G.–P. (Scheiben) −→ γ ′ −→ γ (CuBe)<br />

Fe Fe–C ɛ–Karbide (Scheiben)−→ Fe3C (Platten)<br />

Fe Fe–N α ′′ (Scheiben) −→ Fe4N<br />

Die Tabelle zeigt einige Ausscheidungssequenzen ausscheidungshärtender<br />

Legierungen.<br />

Die Entstehung kugeliger G.–P.–Zonen im System Al–Ag läßt sich dadurch erklären, daß<br />

dort relativ wenig Spannung durch Gitterfehlanpassung eingebracht wird. Somit wird, da<br />

Kugeln die geringste Oberflächenenergie haben, die Bildung kugeliger Ausscheidungen<br />

bevorzugt.<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.159/248


Ausscheidungshärtung<br />

Aushärtungsmodell nach Kelly <strong>und</strong> Fine<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.160/248


Ausscheidungshärtung<br />

Aushärtungsmodell nach Orowan<br />

Für Teilchengrößen in der Größenordnung des Teilchenabstands beträgt die Steigerung<br />

der Streckgrenze:<br />

σ = α ·<br />

G · b<br />

Λ − d<br />

(144)<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.161/248


Ausscheidungshärtung<br />

schematische Darstellung der wichtigsten Aushärtungsmodelle<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.162/248


Ausscheidungshärtung<br />

Aushärtungsverhalten einer Aluminiumlegierung mit ca. 4 Gew.% Cu. Die einzelnen<br />

Schritte sind auf der nächsten Seite erklärt.<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.163/248


Ausscheidungshärtung<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.164/248


Öfen für die Wärmebehandlung<br />

Es existieren zwei Gruppen:<br />

• Öfen für satzweisen Betrieb (sogenannte Standöfen)<br />

• Öfen mit bewegtem Einsatz (Durchlauföfen)<br />

Standöfen:<br />

Die Ofeneinlage wird gar nicht bewegt oder allenfalls, um eine gleichmäßige Temperatur<br />

des Glühguts zu erzielen. Temperatur sowie Ofenatmosphäre ändern sich im Laufe einer<br />

Wärmebehandlung mit der Zeit.<br />

Üblicherweise werden Standöfen elektrisch oder mittels gasförmiger Brennstoffe beheizt.<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.165/248


verschiedenen Standöfen<br />

(a) Kammerofen, (b) Herdwagenofen, (c) Schachtofen, (d) Haubenofen,<br />

(e) Hubherdofen, (f) Tiegelofen<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.166/248


Kammeröfen<br />

Kammeröfen stellen das häufigste Ofensystem bei der Wärmebehandlung dar. Sie<br />

haben meist eine quaderförmige Kammer. Bestückung <strong>und</strong> Entnahme der Proben erfolgt<br />

horizontal durch eine Öffnung, große Chargen bis ca. 20 t sind möglich.<br />

Wichtig ist ein guter Verschluß, um Temperaturschwankungen entlang des Glühguts<br />

oder Veränderungen in der Ofenatmosphäre zu minimieren.<br />

Mehrzweckkammeröfen dienen auch thermisch–chemischen Verfahren. Etliche<br />

verschiedene Glühprogramme unter verschiedenen Atmosphären können in ihnen<br />

realisiert werden.<br />

Ein besonderer Vorteil ist die gute Reproduzierbarkeit der<br />

Wärmebehandlungsparameter.<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.167/248


Doppelkammerofen für höheren Durchsatz<br />

(1) Ofenkammern, (2) Abschreckbehälter, (3) Beschickungswagen, (4) Entnahmewagen<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.168/248


Herdwagenöfen<br />

Für die Verwendung von Chargen mit Gewichten von 20 t bis 200 t. Ähnlicher Aufbau wie<br />

ein Kammerofen, zum Be- <strong>und</strong> Entladen wird ein verfahrbarer Ofenherd verwendet.<br />

Die Abdichtung zwischen Ofenraum <strong>und</strong> Herdwagen wird durch eine umlaufende<br />

Wassertasse realisiert. Beim Einfahren des Herdes wird sie nach oben bewegt, so daß<br />

ein an den Ofenwänden <strong>und</strong> an der Ofentür angebrachtes Blechschwert in diese<br />

eintauchen kann.<br />

Häufig werden diese Öfen mit Gasbrennern betrieben, eine sehr genaue <strong>und</strong> im<br />

Ofenbereich homogene Temperaturführung ist möglich.<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.169/248


Bewegliche Wassertasse am Herdwagenofen<br />

(1) Herdwagen, (2) Ofenseitenwand<br />

Position der Wassertasse: (3) Herdwagen eingefahren, (4) Herdwagen ausgefahren<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.170/248


Schachtöfen<br />

Schachtöfen sind meist zylindrisch mit verfahrbarem Deckel aufgebaut. Be- <strong>und</strong><br />

Entladung des Ofens erfolgt von oben, bei großen Werkstücken ist dabei ein Kran<br />

notwendig. Sie werden meist für rotationssymmetrische Werkstücke wie zum Beispiel<br />

Rohre verwendet.<br />

Die Beheizung erfolgt in vertikal angeordneten Zonenringen, um eine gleichmäßige<br />

Temperaturverteilung im Ofen zu bekommen.<br />

Für thermisch–chemische Behandlungen gibt es eine Abwandlung, den<br />

Vertikalretortenofen. In der sogenannten Retorte kann das Material unter Schutzgas<br />

vom restlichen Ofen isoliert wärmebehandelt werden.<br />

Der Vorteil ist ein geringerer Schutzgasverbrach <strong>und</strong> eine relativ gute Einstellbarkeit der<br />

gewünschten Atmosphäre. Nachteil ist der schlechte Wärmeübertrag vom Ofen zum<br />

Erwärmgut.<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.171/248


Vertikalretortenofen<br />

(1) Schachtofen mit Heizung, (2) Retorte, (3) Retortendeckel mit Vorrichtung zum<br />

Abnehmen, (4) Umwälzventilator, (5) Leitzylinder<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.172/248


Öfen für die Wärmebehandlung<br />

Haubenofen<br />

Entspricht dem Schachtofen, allerdings befindet sich nun der Deckel incl.<br />

Heizeinrichtung in der Haube, die Öffnung ist unten. Entsprechend dem<br />

Vertikalretortenofen existiert hier eine Zwischenhaube, die das Glühgut zum Beispiel vor<br />

Oxydation schützt <strong>und</strong> eine leichtere Einstellung der Glühatmosphäre ermöglicht.<br />

Wärmebehandlungen werden in derartigen Öfen bei Temperaturen bis ca. 800 ◦ C<br />

durchgeführt.<br />

Hubherdofen<br />

Hier können Glühtemperaturen bis 1600 ◦ C erreicht werden, derartige Öfen sind für<br />

Einsatzmassen bis etwa 20 t geeignet.<br />

Das Glühgut wird auf einem vertikalverfahrbaren Herd durch die horizontale Öffnung des<br />

Ofens eingefahren.<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.173/248


Tiegel- <strong>und</strong> Salzbadöfen<br />

Das Glühgut ist in Tiegel- <strong>und</strong> Salzbadöfen von einer schmelzflüssigen Phase umgeben,<br />

welche für die Wärmeübertragung sowie als Schutz- <strong>und</strong> Reaktionsmedium dient.<br />

Bei indirekt beheizbaren Salzbadöfen wird das Salz in einem Tiegel geschmolzen,<br />

welcher von außen beheizt wird (zum Beispiel durch Gasflamme oder Heizwendeln).<br />

Direkt beheizbare Salzbadöfen werden durch den eigenen elektrischen Widerstand<br />

aufgeheizt (Elektrodensalzbadöfen).<br />

Da man die Tiegel auswechseln kann, sind verschiedene Wärmebehandlungen in der<br />

gleichen Ofenanlage möglich.<br />

Ein wesentlicher Nachteil dieser Öfen ist es, daß sie sehr wartungsintensiv sind.<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.174/248


gasbeheizter Tiegelsalzbadofen mit Vorwärmkammer<br />

(1) Tiegel, (2) Vorwärmkammer, (3) Abgas, (4) Brenner<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.175/248


Elektrodensalzbadofen<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.176/248


Vakuumofen<br />

(1) Heizkammer, (2) Abschreckbad, (3) Abkühlraum (Schutzgas)<br />

Vakuumöfen sind notwendig, wenn die Oxydation verhindert werden soll. Der<br />

Restsauerstoffgehalt (ca. 0.02 ppm) ist deutlich niedriger als unter normalen<br />

Schutzgasen wie Stickstoff oder Argon (10 ppm bis 100 ppm). Für Abschreckvorgänge<br />

müssen Vakuumöfen noch über weitere Kammern verfügen.<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.177/248


Durchlauföfen<br />

Durchlauföfen verfügen über folgende Eigenschaften:<br />

• kontinuierlicher Transport des Glühguts durch die Ofenanlage<br />

• zeitlich <strong>und</strong> örtlich konstante Prozeßparameter (Temperatur, Atmosphäre, etc.)<br />

• lassen sich direkt in technologische Fertigungslinien einfügen<br />

Rollenherdofen:<br />

Der Rollenherdofen wird im Temperaturbereich von 200 ◦ C bis 1000 ◦ C für das Glühen<br />

von Halbzeug <strong>und</strong> Fertigteilen eingesetzt. Der Durchsatz beträgt bis zu 5 t pro St<strong>und</strong>e.<br />

Als Transportsystem dienen hitzebeständige Herdrollen, deren Antrieb sich<br />

außenliegend befindet.<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.178/248


Rollenherdofen<br />

(1) Herdrolle, (2) Antrieb, (3) Strahlheizrohr, (4) Ofengehäuse, (5) feuerfestes Material,<br />

(6) Werkstück<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.179/248


Rollenherdofenanlage<br />

(1) Schutzgaserzeuger, (2) Stickstoffversorgung, (3) Meß - <strong>und</strong> Regelungsschränke, (4)<br />

Verbrennungsventilator, (5) Kühlluftventilatoren, (6) Bühne, (7) Quertransport, (8)<br />

Schleuse, (9) Aufheizzone, (10) Entkohlungszone, (11) Langsamkühlzone, (12)<br />

Bläuzone, (13) Schnellkühlzone, (14) Schleuse, (15) Abbrennofen, (16) Beladestation,<br />

(17) Entladestation, (18) Abkühlstrecke<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.180/248


Förderbandofen<br />

(1) Aufgabevorrichtung, (2) Ofen zum Austenitisieren, (3) Abschreckbad, (4)<br />

Waschmaschine, (5) Ofen zum Anlassen<br />

Ein Förderbandofen wird für die thermische Behandlung von Massenteilen (zum Beispiel<br />

Schrauben) eingesetzt. Der Temperaturbereich liegt zwischen 300 ◦ C <strong>und</strong> 1000 ◦ C, der<br />

Durchsatz ist bis etwa 3 t pro St<strong>und</strong>en. Förderbandöfen sind nicht geeignet für<br />

Kleinstteile (< 8 mm), da sie sich in den Bandgelenken <strong>und</strong> -maschen verklemmen<br />

können.<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.181/248


Trommelofen<br />

Der Trommelofen, der dem Förderbandofen ähnlich ist, ist auch für Kleinteile geeignet.<br />

Durch die sich drehenden Trommeln sind allerdings die Laufzeiten für die einzelnen Teile<br />

durch den Ofen leicht unterschiedlich, so daß eine schlechte Reproduzierbarkeit vorliegt.<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.182/248


Schubschalenofen<br />

(1) Aufgabevorrichtung, (2) Schubschalenofen, (3) Aufgabestation, (4) Auskippstation,<br />

(5) Abschreckbad mit Austragband, (6) Schubschalen<br />

Ein Schubschalenofen wird verwendet, wenn eine höhere Qualität der<br />

Wärmebehandlung erforderlich ist. Durch die Schubschalen wird ein gleichmäßiger<br />

Transport des Glühguts ermöglicht. Da die schalen auch im Ofen zurückbewegt werden,<br />

wird der Wirkungsgrad desselben erhöht.<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.183/248


Durchstoßofen<br />

(1) Eingangsschleuse, (2) Aufheizzone, (3) Aufkohlungszone, (4) Härtezone, (6)<br />

Härtepresse, (7) Schwenkvorrichtung, (8) Waschen <strong>und</strong> Entspannen, (10)<br />

Speicherstrecke<br />

Durchstoßöfen werden für die thermochemische Behandlung großer Stückzahlen<br />

verwendet (zum Beispiel Einsatzhärten von Zahnrädern). Der Durchsatz kann bis zu 1 t<br />

pro St<strong>und</strong>e betragen.<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.184/248


Drehherdofen<br />

(1) abhebbarer Oberofen, (2) Herdplatte, (4) Drehscheibe, (5) Antrieb, (7) Unterofen, (8)<br />

Flüssigkeitstasse<br />

Probe wird an derselben Stelle eingelegt <strong>und</strong> entnommen; Temperaturen bis 1350 ◦ C;<br />

mehrere Tonnen Durchsatz pro St<strong>und</strong>e<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.185/248


Tunnelofen<br />

(1) Ofengehäuse mit Ausmauerung, (2) Herdwagen im Ofen, (3) Herdwagen auf<br />

Rückführgleis, (4) Beheizung, (5) Ofeneingang<br />

Entspricht im Aufbau dem Herdwagenofen, nur daß mehrere Herdwagen<br />

aneinandergereiht den Ofenherd bilden. Die Wagen werden nach dem Verlassen des<br />

Ofens auf einem Rückführgleis wieder zum Ofeneingang zurückgefahren.<br />

Der Tunnelofen wird meist für verschiedene einfache Glühverfahren wie zum Beispiel<br />

Rekristallisieren, Normalisieren oder Altern verwendet.<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.186/248


Durchziehofen<br />

Durchziehöfen dienen zur Wärmebehandlung von Endlosglühgut (Band oder Draht),<br />

welches mit Hilfe von außerhalb der Anlage angebrachten Haspeln durch den<br />

Durchziehofen gezogen wird.<br />

Vorteil ist eine homogene Gefügeausbildung über das gesamte Band, verschiedene<br />

Wärmebehandlungsmethoden sind in derartigen Anlagen realisierbar.<br />

Es gibt sowohl horizontale als auch vertikale Ausführungen.<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.187/248


Durchziehofen<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.188/248


Werkstoffverhalten bei höheren Temperaturen<br />

Bei höheren Temperaturen können durch Diffusion von Leerstellen <strong>und</strong> Atomen<br />

Entfestigungsvorgänge wie Erholung <strong>und</strong> Rekristallisation ablaufen.<br />

Des weiteren wird bei erhöhten Temperaturen der Ausscheidungszustand des<br />

Werkstoffs verändert, es kann zu Lösungsvorgängen kommen, der Widerstand gegen<br />

Versetzungsbewegungen kann sich verringern, was ebenfalls zu einer Entfestigung führt.<br />

Warmumformung vs. Kaltumformung<br />

Bei der Warmumformung stellt sich ein dynamisches Gleichgewicht aus Verfestigungs<strong>und</strong><br />

Entfestigungsvorgängen ein.<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.189/248


Werkstoffverhalten bei höheren Temperaturen<br />

1: dynamische Rekristallisation; 2: dynamische Erholung<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.190/248


Vorgänge bei der Warmumformung<br />

Die auftretenden Entfestigungsvorgänge sind statische <strong>und</strong> dynamische Rekristallisation<br />

<strong>und</strong> Erholung. Statisch bedeutet in diesem Zusammenhang, daß der Vorgang nach der<br />

Verformung, dynamisch, daß er während der Verformung stattfindet.<br />

Da bei den dynamischen Vorgängen Verfestigung <strong>und</strong> Entfestigung konkurrieren,<br />

können sich im stationären Zustand beide Vorgänge in ihrer Wirkung aufheben.<br />

So kommt es zur Einstellung einer konstanten Fließspannung, welche durch die<br />

Subkorngröße <strong>und</strong> die Versetzungsdichte gegeben ist.<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.191/248


Fließspannung<br />

Die Fließspannung wird häufig im zylindrischen Stauchversuch ermittelt. Es gilt:<br />

kf = F<br />

S<br />

Hierbei ist kf die Fließspannung, F die Kraft <strong>und</strong> S die momentane Querschnittsfläche.<br />

ϕ = ln<br />

„ H0<br />

H<br />

Hierbei ist ϕ der Verformungsgrad, H die momentane Zylinderhöhe <strong>und</strong> H0 die<br />

Anfangshöhe des Zylinders.<br />

˙ϕ = |v|<br />

H<br />

v stellt in dieser Gleichung die Traversengeschwindigkeit dar.<br />

«<br />

(145)<br />

(146)<br />

(147)<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.192/248


Fließspannung<br />

Abhängigkeit der Fließspannung von Temperatur, Umformgrad <strong>und</strong><br />

Umformgeschwindigkeit (C45)<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.193/248


Einphasiges Gefüge bei Warmumformung<br />

Bei geringen Umformgeschwindigkeiten tritt nur dynamische Erholung auf, bei höheren<br />

Geschwindigkeiten reicht die erzielte Versetzungsdichte aus, dynamische<br />

Rekristallisation auszulösen. Es bilden sich während der Umformung neue, zunächst<br />

unverfestigte Körner, die Fließpannung sinkt also ab, bei weiterer Umformung kommt es<br />

aber wieder zu einer Verfestigung, so daß sich der Vorgang periodisch wiederholt.<br />

Ist die Umformgeschwindigkeit sehr hoch, können die einzelnen Rekristallisationszyklen<br />

nicht mehr aufgelöst werden, es kommt makroskopisch betrachtet zu einem<br />

Verfestigungsmaximum gefolgt von stetiger dynamischer Rekristallisation.<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.194/248


Verfestigungskurven von Reinsteisen<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.195/248


Entfestigung beim Warmwalzen<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.196/248


Einfluß von plastischer Verformung auf Umwandlungen<br />

Verformungsbedingte Fehlstellen, veränderte Gittergeometrie sowie die dadurch<br />

bedingte elastische Verzerrungsenergie haben einen Einfluß auf den Mechanismus <strong>und</strong><br />

die Kinetik von Phasenumwandlungen.<br />

• durch Fehlstellen wird die Löslichkeit von Fremdatomen verändert, andere<br />

Verteilung von Fremdatomen in der Matrix<br />

• Fehlstellen erhöhen die Keimbildungsrate, da sie selbst als Keim wirken können<br />

• Änderung der Diffusivität mit der Anzahl an Gitterdefekten<br />

• Umwandlungen mit Volumenzunahme werden vereinfacht, wenn Gitterleerstellen<br />

vorliegen<br />

• häufig Beschleunigung von Ausscheidungsvorgängen<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.197/248


Thermomechanische Behandlungen<br />

Die <strong>thermomechanische</strong> Behandlung (TMB) stellt eine Kombination aus reiner<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> einer Umformung dar.<br />

Ziel ist es, die Eigenschaften der Werkstoffe durch eine gezielte Beeinflussung des<br />

Gefüges einzustellen.<br />

Die Palette möglicher <strong>thermomechanische</strong>r Behandlungen ist recht groß, so lassen sich<br />

verschiedene Temperaturzyklen mit Verformungsverfahren kombinieren, wobei auch<br />

Zeitpunkt <strong>und</strong> Temperatur eine bedeutende Rolle spielen.<br />

Einige gängige Verformungs–Temperatur–Zeit–Zyklen sollen im folgenden vorgestellt<br />

werden.<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.198/248


Thermomechanische Behandlungen<br />

Man kann die <strong>thermomechanische</strong>n Behandlungen anhand des Zeitpunkts der<br />

Umformung klassifizieren:<br />

• Umformung vor der eigentlichen Wärmebehandlung: VTMB<br />

• Umformung während der Wärmebehandlung: HTMB, TMBP, BTMB, HNTMB,<br />

NHTMB<br />

• Umformung nach der Wärmebehandlung: MV, MTB<br />

• Umformung vor <strong>und</strong> nach der Wärmebehandlung: zum Beispiel Patentieren<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.199/248


VTMB<br />

VTMB = vorbereitende <strong>thermomechanische</strong> Behandlung<br />

Kaltverformen des Ferrit–Zementitgefüges (ɛ ca. 60 %), dann Anlassen bei T < T rekrist.<br />

(ca. 300 ◦ C bis 400 ◦ C); dann schnelles Erwärmen auf T = A3 + 30 ◦ C bis 40 ◦ C, gefolgt<br />

von Härten <strong>und</strong> Anlassen (letzteres bei T < 300 ◦ C, Anwendung für niedrig- <strong>und</strong><br />

unlegierte Stähle<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.200/248


HTMB<br />

HTMB= Hochtemperatur–<strong>thermomechanische</strong> Behandlung<br />

Austenitisierung (<strong>und</strong> entweder Umformen bei T Austenit. oder bei etwas niedrigerer<br />

Temperatur), Umformung knapp oberhalb von A3 (ɛ = 25 − 40 %), Härten <strong>und</strong> Anlassen<br />

bei 150 ◦ C bis 400 ◦ C, Anwendung für legierte <strong>und</strong> unlegierte Stähle<br />

Ziel einer HTMB–Behandlung ist es, durch das Abschrecken das durch Rekristallisation<br />

entstandene feinkörnige Gefüge am Kornwachstum zu hindern, um so ein feinkörniges<br />

<strong>und</strong> gleichmäßiges Umwandlungsgefüge zu erhalten. Auf diese Weise können hohe<br />

Festigkeiten bei gleichzeitig hohen Zähigkeiten erreicht werden.<br />

HTMB wird bei der Herstellung von Feinkornstählen industriell angewandt.<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.201/248


HTMBZ<br />

HTMBZ = Hochtemperatur–<strong>thermomechanische</strong> Behandlung mit Umwandlung in der<br />

Zwischenstufe<br />

Austenitisierung <strong>und</strong> Warmformgebung wie bei HTMB, bei T = 350 ◦ C bis 550 ◦ C<br />

Zwischenstufenumwandlung, nachfolgendes Anlassen nicht notwendig, Anwendung für<br />

un- <strong>und</strong> niedriglegierte Stähle<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.202/248


TMBP1<br />

TMBP = Thermomechanische Behandlung mit Umwandlung in der Perlitstufe<br />

Austenitisieren bei 950 ◦ C, Umformen bei 600 ◦ C bis 650 ◦ C, Umformen vor der<br />

Perlitumwandlung (ɛ von 40 - 70 %), Anwendung für unlegierte Stähle<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.203/248


TMBP2<br />

TMBP = Thermomechanische Behandlung mit Umwandlung in der Perlitstufe<br />

Austenitisieren bei 950 ◦ C, Umformen bei 600 ◦ C bis 650 ◦ C, Umformen während oder<br />

nach der Perlitumwandlung (ɛ von 40 - 70 %), Anwendung für unlegierte Stähle<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.204/248


NTMB<br />

NTMB = Niedertemperatur–<strong>thermomechanische</strong> Behandlung<br />

Austenitisieren (T = 900 ◦ C), Umformen bei ca. 420 ◦ C bis 650 ◦ C (ɛ von 50 - 90 %), es<br />

wird der unterkühlte Austenit umgeformt, dann Anlassen bei 100 ◦ C bis 400 ◦ C;<br />

Anwendung für legierte Stähle, bei denen der unterkühlte Austenit stabil ist (zum<br />

Beispiel X40Cr13)<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.205/248


NTMB<br />

Tritt bei NTMB nach der Umformung im metastabilen Austenit eine Umwandlung in der<br />

Martensitstufe auf, so wird das Verfahren Austenitformhärten (Ausforming) genannt.<br />

Hierbei sind sehr hohe Festigkeiten erreichbar, allerdings werden für die Umformung des<br />

metastabilen Austenits höhere Umformkräfte benötigt.<br />

Ferner muß der Austenit unter den Umformbedingungen hinreichend stabil sein.<br />

Auch das Austenitformhärten hat eine industrielle Bedeutung gewonnen.<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.206/248


NTMBZ<br />

NTMBZ = Niedertemperatur–<strong>thermomechanische</strong> Behandlung mit Umwandlung in der<br />

Zwischenstufe<br />

Wie NTMB, nur daß es hierbei zu einer Zwischenstufenumwandlung kommt, daher auch<br />

Anwendung für normale legierte <strong>und</strong> unlegierte Stähle<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.207/248


NHTMB<br />

NHTMB = Nieder–Hochtemperatur–<strong>thermomechanische</strong> Behandlung<br />

Austenitisieren, Umformen im Bereich der Zwischenstufe, danach eine weitere<br />

Umformung des Austenits, Abschrecken <strong>und</strong> Anlassen bei 100 ◦ C bis 400 ◦ C;<br />

Anwendung für legierte Stähle<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.208/248


HNTMB<br />

HNTMB = Hoch–Niedertemperatur–<strong>thermomechanische</strong> Behandlung<br />

Austenitisieren <strong>und</strong> Umformen des Austenits, dann Umformen im Bereich der<br />

Zwischenstufe, Anlassen bei 100 ◦ C bis 400 ◦ C; Anwendung für legierte Stähle<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.209/248


MV1<br />

MV = Martensitverformung<br />

Härten <strong>und</strong> Anlassen (bei 100 ◦ C bis 200 ◦ C), Umformen des Martensits (ɛ ca. 1 % bis<br />

3 %), noch einmal Anlassen bei 100 ◦ C bis 200 ◦ C; Anwendung für unlegierte <strong>und</strong><br />

legierte Stähle<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.210/248


MV2<br />

MV = Martensitverformung<br />

Austenitisieren <strong>und</strong> Umformen, Abschrecken <strong>und</strong> Anlassen (bei 150 ◦ C bis 200 ◦ C).<br />

Umformen des Martensits (zum Teil ɛ > als bei MV1), noch einmal Anlassen bei 150 ◦ C<br />

bis 200 ◦ C; Anwendung für unlegierte <strong>und</strong> legierte Stähle<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.211/248


MTB<br />

MTB = Mechanisch–thermische Behandlung<br />

Härten, Anlassen, Kaltverformen (ɛ = 0.3 % bis 10 %), Anlassen unterhalb der<br />

Rekristallisationstemperatur; Anwendung für legierte Stähle<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.212/248


Patentieren<br />

Kaltverformen (ɛ = 60 % bis 80 %), Austenitisieren, Zwischenstufenumwandlung (380 ◦ C<br />

bis 550 ◦ C), danach wieder Kaltverformen, kann wiederholt werden; Anwendung für<br />

legierte <strong>und</strong> unlegierte Stähle<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.213/248


Beispiel: HTMB–Behandlung von Federstahl<br />

Federstähle: unleg. Stähle, Si–Mn–, Si–Cr, Cr–Mn, <strong>und</strong> Cr–V–Stähle<br />

Vorteil legierter Federstähle: bessere Durchhärtbarkeit<br />

Man benötigt für Federstähle Werkstoffe mit einer möglichst hohen Festigkeit <strong>und</strong><br />

Duktilität.<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.214/248


Austenitisieren<br />

Ein wichtiger Faktor sind die Austenitisierungsbedingungen, insbesondere die<br />

Austenitkorngröße <strong>und</strong> der Legierungsgrad des Mischkristalls direkt vor der<br />

Warmverformung.<br />

Meist wird so austenitisiert, daß sich die Legierungselemente im Austenit lösen. Nach<br />

dem Lösen der Karbide kommt es zu einem verstärkten Kornwachstum.<br />

Daraus folgt, daß zumeist relativ grobkörniger Austenit bei der Warmumformung<br />

verarbeitet wird.<br />

Es gibt Einflüsse durch die Oberflächenreaktionen (vor allem Entkohlung) sowie durch<br />

die eingestellte Austenitkorngröße (Änderung der Ver- <strong>und</strong> Entfestigungsvorgänge<br />

während der Warmformgebung).<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.215/248


Oberflächenreaktionen<br />

Der wichtigste Einfluß ist der einer Randentkohlung der Oberfläche des Materials beim<br />

Austenitisieren.<br />

Restspannung an der Oberfläche der Feder nach Vergütung <strong>und</strong> HTMB, a) Vormaterial<br />

randentkohlt, b) Vormaterial nicht randentkohlt<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.216/248


Warmumformung<br />

Einen Einblick in die Vorgänge bei der Verformung ergibt der Blick auf die<br />

Warmfließkurven der Federstähle; a) 55 SiMn 7 (Verformungsgeschwindigkeit 0.1/s); b)<br />

50 CrV 4 (T = 900 ◦ C)<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.217/248


Warmumformung<br />

Es zeigt sich, daß in dem genannten Fall dynamische Rekristallisation auftritt. Aus<br />

TEM–Untersuchungen ergibt sich:<br />

• kleine Formänderungen vor Fließkurvenmaximum: dynamisch erholtes Gefüge mit<br />

Beginn von Subkornbildung<br />

• mittlere Formänderungen nahe des Maximums: dynamische Polygonisation<br />

• große Formänderungen nach dem Maximum: dynamisch rekristallisiertes Gefüge<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.218/248


Warmumformung<br />

Die deutlichste Ausbildung der Subkörner tritt also bei mittleren Umformgraden im<br />

Gebiet des Maximums der Warmfließkurve auf.<br />

Beispiel: Subgefüge von X 50 Ni 24 nach Warmformgebung bis zum Fließmaximum<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.219/248


Einfluß der Austenitumformung auf den Martensit<br />

Es gibt Zusammenhänge zwischen dem Ausgangsgefüge <strong>und</strong> dem Gefüge nach der<br />

Umwandlung, man spricht von Vererbung.<br />

Gefügevererbung: Einfluß auf Korngröße <strong>und</strong> -morphologie, Textur<br />

Subgefügevererbung: Beziehung zwischen einzelnen Gitterfehlern <strong>und</strong> deren<br />

Konfiguration (einzelne Versetzungen, Stapelfehler, Subkorngrenzen, etc.) von<br />

ineinander umwandelnden Phasen<br />

Texturvererbung: Bei der martensitischen Umwandlung des umgeformten Austenits läßt<br />

sich aus der Textur des Austenits direkt die zu erwartende Textur des Martensits<br />

vorhersagen. So kann durch eine gezielte Steuerung der Austenittextur eine gewünschte<br />

Martensittextur eingestellt werden, so daß man auf diese Weise erwünschte<br />

mechanische Anisotropien für ein verbessertes Beanspruchungsverhalten der Federn<br />

erhalten kann.<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.220/248


Einfluß der Austenitumformung auf den Martensit<br />

Bei der HTMB–Behandlung entstehen Subkorngrenzen, welche bei der anschließenden<br />

Martensitumwandlung vererbt werden (Subgefügevererbung). Das läßt sich gut im TEM<br />

an Proben mit großem Restaustenitanteil an den Phasengrenzen visualisieren.<br />

links: Schema der vererbten Subgefüges; rechts: 55 SiMn 7<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.221/248


Wirkung des Subgefüges<br />

Die Vererbung des Subgefüges gibt den Vorteil der HTMB gegenüber einer<br />

konventionellen Vergütung bezogen auf die mechanischen Eigenschaften des<br />

Werkstoffs.<br />

Die Subkorngrenzen dienen als Hindernisse für Versetzungen. Daraus folgt:<br />

• höhere Festigkeit<br />

• weniger Spannungskonzentration −→ bessere Verformbarkeit<br />

Besonders wichtig ist das für niedrige Anlaßtemperaturen, wo es im Martensit nur zu<br />

einer leichten Erholung kommt (kein weiterer Spannungsabbau durch Polygonisation).<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.222/248


auftretende Modifikationen des Martensits<br />

Es treten bei vergütbaren Federstählen mit einem Kohlenstoffgehalt von 0.4 % bis 0.6 %<br />

zwei Martensitmorphologien auf: Latten- <strong>und</strong> Plattenmartensit.<br />

Der Lattenmartensit weist eine hohe Versetzungsdichte (10 12 cm −2 ) auf, die einzelnen<br />

Martensitkristalle liegen aufeinander, er ist deutlich besser verformbar als<br />

Plattenmartensit (welcher viele Zwillingen besitzt).<br />

Bei 55 SiMn 7 zum Beispiel ist nach konventioneller Härtung der Volumenanteil an<br />

Lattenmartensit 55 %, nach HTMB 70 %, was deutlich bessere mechanische<br />

Eigenschaften zur Folge hat (zum Beispiel eine deutliche Reduktion der<br />

Sprödbruchempfindlichkeit).<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.223/248


Anlassen<br />

Bei Federstählen <strong>und</strong> HTMB wird die Anlaßbehandlung bei Temperaturen zwischen<br />

460 ◦ C <strong>und</strong> 520 ◦ C durchgeführt (wie bei normaler Wärmebehandlung).<br />

Beim Härten von umgeformtem <strong>und</strong> nicht rekristallisiertem Austenit ergibt sich beim<br />

Anlassen des Martensits eine beschleunigte Erholung <strong>und</strong> Rekristallisation. Bei<br />

normaler Vergütung von 55 SiMn 7 erfolgt die Polygonisation bei 350 ◦ C bis 400 ◦ C, bei<br />

HTMB–Material bei 250 ◦ C.<br />

So erhöht sich auch das Formänderungsvermögen des Martensits bei HTMB.<br />

Des Weiteren führt HTMB beim Anlassen zu feineren, besser verteilten<br />

Karbidausscheidungen als konventionelles Härten.<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.224/248


Einfluß auf mechanische Eigenschaften<br />

Veränderungen der Eigenschaften durch HTMB (950 ◦ C), nach der Verformung 20 s<br />

warten, Anlassen bei 420 ◦ C gegenüber konventionellem Vergüten (900 ◦ C, Anlassen bei<br />

520 ◦ C) für den Federstahl 55 SiMn 7.<br />

Zugversuch:<br />

• Zugfestigkeit: + 10-15 %<br />

• Streckgrenze: + 10-15 %<br />

• Dehnung: ≥ 0 %<br />

• Einschnürung: ≥ 0 %<br />

• E–Modul: + 10-15 %<br />

Biegeversuch:<br />

• Bruchzähigkeit: + 30 %<br />

• E–Modul: + 10-15 %<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.225/248


Einfluß auf mechanische Eigenschaften<br />

Kerbschlagbiegeversuch:<br />

• Kerbschlagzähigkeit (-60 ◦ C bis +60 ◦ C): + 60 %<br />

Dauerschwingversuch:<br />

• Biegewechselfestigkeit: +10-15 %<br />

• Zeitfestigkeit: Verbesserung bei großen Amplituden<br />

Rißwachstum:<br />

• kritischer Spannungsintensitätsfaktor: + 10 %<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.226/248


Einfluß auf mechanische Eigenschaften<br />

Eine vergüteter 55 SiMn 7 sollte eine Zugfestigkeit von mind. 1300 MPa bei einer<br />

Mindestbruchdehnung von 6 % haben. Im Vergütungsschaubild erkennt man, daß bei<br />

HTMB im Vergleich zur konventionellen Vergütung eine höhere Festigkeit bei gleicher<br />

Dehnung <strong>und</strong> Einschnürung erreicht wird.<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.227/248


Einfluß auf mechanische Eigenschaften<br />

Kraft–Durchbiegungs–Diagramm für 55 SiMn 7, ermittelt im Drei–Punkt–Biegeversuch<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.228/248


Einfluß auf mechanische Eigenschaften<br />

Wöhlerkurven für 55 SiMn 7 (1: vergütet, 950 ◦ C, Ölhärtung, angelassen 1 h bei 420 ◦ C;<br />

2: vergütet, 900 ◦ C, Ölhärtung, angelassen 1h bei 520 ◦ C; 3: HTMB bei 950 ◦ C,<br />

Verformung 40 %, 20 s Halten. Härten, angelassen 1 h bei 420 ◦ C.<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.229/248


Einfluß auf mechanische Eigenschaften<br />

Die Dauerfestigkeit nach HTMB wächst für hochfeste Federstähle bei einer Streckgrenze<br />

von > 1500 MPa mit zunehmender Streckgrenze, wenn die Festigkeitssteigerung ohne<br />

Verlust der Plastizität erreicht wird.<br />

erweitertes HTMB = HTMB + Vergüten<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.230/248


Einfluß der Umformtemperatur<br />

Es zeigt sich, daß die beste Umformtemperatur nicht unbedingt in der Nähe von A3 liegt,<br />

wie man es erwarten würde, wenn man annimmt, daß so Rekristallisation nach der<br />

Umformung am besten vermieden wird.<br />

Oberhalb von 950 ◦ C verläuft die Rekristallisation sehr schnell, was den starken Abfall in<br />

der Dauerschwingfestigkeit (nächstes Bild) erklärt.<br />

Ist die Temperatur aber zu niedrig, tritt während der Verformung keine dynamische<br />

Polygonisation auf; das entstehende Gefüge entspricht eher einem kaltverfestigten<br />

Gefüge (Versetzungszellenstruktur), was die Plastizität <strong>und</strong> somit auch die<br />

Dauerschwingfestigkeit mindert.<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.231/248


Einfluß der Umformtemperatur<br />

Zusammenhang zwischen der Dauerschwingfestigkeit von 55 CrMn 4 <strong>und</strong> der<br />

Umformtemperatur bei HTMB (Verformung 50 %, Anlassen bei 250 ◦ C)<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.232/248


Einfluß der Haltezeit nach dem Umformen<br />

Die Haltezeit hängt stark von den stattfindenden Umwandlungen des Austenits ab.<br />

Liegt beim Umformen ein homogenes Stahlgefüge durch dynamische Polygonisation vor,<br />

sollte umgehend abgeschreckt werden (meist bei unlegierten Stählen, da dort höhere<br />

Diffusionsgeschwindigkeiten vorhanden sind <strong>und</strong> damit schneller Entfestigung auftritt).<br />

Bei höherlegierten Stählen kann die Haltezeit zu längeren Zeiten hin verschoben<br />

werden.<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.233/248


Einfluß der Haltezeit nach dem Umformen<br />

Abhängigkeit der mechanischen Eigenschaften von 55 CrMn 4 von der Haltezeit nach<br />

dem Umformen (hier: Austenitisierung bei 1100 ◦ C, Walzen bei 900 ◦ C, Verformung: 20 %<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.234/248


Prozeßtechnik von Wärmebehandlungen<br />

Im allgemeinen herrscht bei der Betrachtung der Wärmebehandlung eines Werkstücks<br />

eine starke Verflechtung verschiedener Faktoren:<br />

So beinhaltet eine Wärmebehandlung einen Temperatur–Zeit–Zyklus, welcher zur<br />

Einstellung eines bestimmten Gefügezustands führen soll. Dieser wiederum hängt vom<br />

Anfangszustand des Gefüges sowie der chemischen Zusammensetzung des Werkstoffs<br />

ab.<br />

Ebenso spielt das Ofenmedium eine entscheidende Rolle (dort sind ja auch unter<br />

anderem chemische Reaktionen möglich)sowie bei der Wärmebehandlung entstehende<br />

Spannungen im Werkstück, welche wiederum einen Einfluß auf die Parameter einer<br />

weiteren Wärmebehandlung haben.<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.235/248


Prozeßtechnik von Wärmebehandlungen<br />

Um eine komplexe Wärmebehandlung realisieren zu können, müssen die einzelnen<br />

Schritte der Behandlung sowie deren Auswirkungen auf den Werkstoff verstanden sein.<br />

Auch im Bereich der Wärmebehandlungen sind früher viele Behandlungstechniken<br />

mittels empirischer Methoden entwickelt worden.<br />

Die Produktionskette (welche nicht auf naturwissenschaftlichen Gr<strong>und</strong>lagen aufgebaut<br />

war) wurde durch die ständige Beschäftigung mit dem Prozeß optimiert, indem durch<br />

gelungene <strong>und</strong> mißlungene Prozeßparameter ein Satz von Regeln erstellt wurde,<br />

welcher mit der Zeit eine Optimierung des Prozesses ermöglichte.<br />

Eine Möglichkeit, die Qualität eines Bauteils zu überprüfen, ist es, einen Vergleich<br />

zwischen einem zu erzielenden Materialparameter (Sollwert) <strong>und</strong> dem in der<br />

Prozeßkette tatsächlich realisiertem Wert anzustellen.<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.236/248


Empirie<br />

Im allgemeinen kann ein solcher Zusammenhang mit einer Gaußverteilung dargestellt<br />

werden.<br />

xS: Sollwert; E(x): Erwartungswert (Häufigkeitsmaximum), X u/o: untere/obere<br />

Toleranzgrenze; F 1,/2: Bereich des Ausschusses; d: Abweichung des Sollwerts vom<br />

Erwartungsmaximum; S: Streubreite<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.237/248


Empirie<br />

qualitative Bewertung eines Massenprozesses:<br />

• die Größe d (Abweichung des Häufigkeitmaximums vom Sollwert)<br />

• die Größe der Streubreite S<br />

ökonomisch Bewertung eines Massenprozesses:<br />

• die Größe des Anteils der Bauteile, welche außerhalb des Toleranzbereichs liegen<br />

Insgesamt ergibt sich für viele empirische Verfahren, daß sie, wenn sie derart geprüft<br />

werden, häufig nicht den aktuellen ökonomischen Anforderungen entsprechen, auch<br />

könnte die Qualität der Produkte deutlich gesteigert werden. Dazu gehört ein Einbringen<br />

der naturwissenschaftlichen Gr<strong>und</strong>lagen in die Prozeßtechnik.<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.238/248


Prozeßtechnik der Wärmebehandlung<br />

Viele Teilprozesse sind inzwischen detailliert studiert <strong>und</strong> verstanden worden. So gibt es<br />

für die einzelnen Schritte von Wärmebehandlungen, wie zum Beispiel Härten, Anlassen<br />

oder Aufkohlen, genaue Kenntnisse.<br />

Ziel ist es nun, die vielen Detailkenntnisse einzelner Teilprozesse in eine wirksame<br />

Prozeßkette für eine komplexe Wärmebehandlung einzubinden.<br />

Ebenso wird bei der steigenden Kenntnis der Teilprozesse deutlich, daß die Zahl der zu<br />

berücksichtigenden Wechselwirkungen zwischen einzelnen Prozeßschritten wächst, was<br />

das System einer Prozeßkette deutlich kompliziert.<br />

Prozeßtechnik: Anwendung der mathematischen <strong>und</strong> physikalischen Gr<strong>und</strong>lagen mit<br />

dem Ziel, komplizierte Prozesse beschreiben zu können. Erfaßt sind dabei sowohl die<br />

Prozeßführung (Steuerung solcher Systeme) als auch die Projektierung (Entwicklung).<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.239/248


Prozeßtechnik der Wärmebehandlung<br />

Die Darstellung von Prozeßketten wird mit Hilfe der Systemtechnik realisiert.<br />

Ein System besteht aus einer Anzahl aktiver Elemente (Prozeßstationen), welche mit<br />

Hilfe einer Anzahl von Relationen untereinander verb<strong>und</strong>en sind.<br />

Die Darstellung solcher Systeme geschieht über eine Art Blockschaltbild, die<br />

Prozeßstationen werden dabei durch ein Kästchen, die technologischen Parameter<br />

durch einen Pfeil visualisiert. So kann das Bild einer ganzen Prozeßkette erstellt werden.<br />

XE: Einflußgrößen; YE: Zielgrößen<br />

Es gilt XEV + XEW = XE, wobei die Indizes V <strong>und</strong> W für die Einflüsse des Verfahren<br />

bzw. des Werkstoffs stehen. Die Koppelung ist gegeben durch: XEW = YE−1.<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.240/248


Prozeßtechnik der Wärmebehandlung<br />

Begriff der Systemtechnik Bedeutung (Wärmebehandlung)<br />

System Wärmebehandlungstechnologie<br />

Elemente z.B. Erwärmen, Halten, Abkühlen<br />

Relationen Gefügezustand vor, während <strong>und</strong><br />

nach der Wärmebehandlung, chemische<br />

Zusammensetzung des Werkstoffs, Bauteilgeometrie,<br />

Temperatur–Zeit–Verläufe von Bauteil <strong>und</strong><br />

Ofen, Ofenatmosphäre, Abkühlmedium<br />

Struktur Bildung einer Kette technologischer<br />

Stationen (Erwärmen — Halten)<br />

Funktion Überführung der Anfangseigenschaften<br />

in den gewünschten Endzustand durch<br />

einen Stufenprozeß<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.241/248


Prozeßtechnik der Wärmebehandlung<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.242/248


Prozeßtechnik der Wärmebehandlung<br />

Systemtechnische Darstellung: Vergüten<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.243/248


Blockschaubild eines HTMB–Prozesses<br />

Warmwalzen eines Federstahls 55 CrMn 4<br />

I: werkstückabhängige Eingangsgrößen X W ; I.1: Stahl + Eigenschaften; I.2:<br />

Abmessungen etc. des Vormaterials<br />

II: verfahrenstechnische Eingangsgrößen X V ; II.1: Austenitisieren; II.2: Umformen; II.3:<br />

Abschrecken; II.4: Anlassen<br />

III: Ausgangsgröße Y mit den geforderten Eigenschaften III.1<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.244/248


simple Annäherung: black box<br />

Weiß man bei einem Element (= Kasten) nicht, wie der Mechanismus zwischen Ursache<br />

(meist physikalischer Natur) <strong>und</strong> Wirkung (Einfluß der Behandlung auf das Gefüge)<br />

funktioniert, wird ein derartiges Element als „black box“ bezeichnet.<br />

Für den Praktiker ist eine solche formale Darstellung zum Teil aber tatsächlich<br />

verwendbar, insofern, als daß es zahlreiche Tafeln, Tabellen <strong>und</strong> Diagramme gibt, die<br />

verraten, was bei einer bestimmten Wärmebehandlung mit einem bekannten Werkstoff<br />

passiert.<br />

Es existiert also eine Angabe darüber, wie aus den werkstoffabhängigen<br />

Eingangsvektoren durch die Wahl geeigneter T –t–Zyklen ein gewünschter<br />

Ausgangsvektor erzeugt werden kann.<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.245/248


mathematischer Ansatz<br />

Im Rahmen der Prozeßtechnik ist es das Ziel, die Eingangs- <strong>und</strong> Ausgangsgrößen eines<br />

Elements in mathematische Gleichungen umzusetzen. Die dabei verwendeten<br />

Methoden beinhalten Regressionsanalysen, Modelle <strong>und</strong> zuweilen auch eine passende<br />

analytische Lösung.<br />

Problem: Wie wird ein Gefügezustand mathematisch beschrieben?<br />

Ein möglicher Ansatz ist es, eine Eigenschaft Z (zum Beispiel die Zugfestigkeit) als<br />

Funktion des Gefügezustands G darzustellen:<br />

Z = f(G) = f(T, t, cW ) (148)<br />

Hierbei ist T die Temperatur, t die Zeit <strong>und</strong> cW die chemische Zusammensetzung des<br />

Werkstoffs.<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.246/248


mathematischer Ansatz<br />

Wird nun eine einfache Wärmebehandlung betrachtet (Erwärmen, Halten, Abkühlen), so<br />

ergibt sich die Zugfestigkeit GA,i an dem geometrischen Ort i auf dem Bauteil nach dem<br />

Abkühlen:<br />

GA,i = fi(GH,i, TA,i, tA,i, cW A,i) (149)<br />

Die Zugfestigkeit hängt also vom Gefügezustand nach dem Halten (GH,i) sowie den<br />

Parametern der Abkühlung ab. Es ist:<br />

a0 stellt die Aktivität der Ofenatmosphäre dar.<br />

GH,i = fi(GE,i, cW H,i, a0H,i) (150)<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.247/248


mathematischer Ansatz<br />

Für GE,i ergibt sich schließlich:<br />

GE,i = fi(G, TE,i, tE,i, cW E,i, a0E,i) (151)<br />

Das Gleichungssystem wird dann schnell komplex, gerade dann, wenn man bedenkt,<br />

daß hierbei noch gar nicht alle Größen <strong>und</strong> Abhängigkeiten erfaßt sind.<br />

Wärmebehandlung <strong>und</strong> <strong>thermomechanische</strong> Verfahren — WS 2004/05 – p.248/248

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!