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Dokumentation von Baudenkmalen* - Architektur-Vermessung

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Ulrich Weferling, Leipzig<br />

<strong>Dokumentation</strong> <strong>von</strong> Baudenkmalen *<br />

Mehr Schein als Sein?<br />

Zusammenfassung<br />

Die Bauaufnahme stellt traditionell das<br />

Werkzeug des Architekten, Archäologen<br />

oder Denkmalpflegers dar, um<br />

grundlegende Informationen über ein<br />

Bauwerk zu erfassen und darzustellen.<br />

Dabei lässt sich der Aufwand einer<br />

computergestützten Erfassung auf<br />

Dauer nur rechtfertigen, wenn entsprechend<br />

verwertbare Ergebnisse für die<br />

weitere Projektbearbeitung entstehen.<br />

Hierfür müssen neue Konzepte diskutiert<br />

werden, die eine Integration<br />

moderner Aufnahmemethodik aus<br />

Geodäsie und Photogrammetrie in den<br />

Fachkontext der Anwendungsdisziplinen<br />

ermöglichen. Wie lassen sich die<br />

Verfahren adaptieren, um die gewohnten<br />

Ergebnisse <strong>von</strong> Architekten, Archäologen<br />

und Denkmalpflegern zu erstellen?<br />

Sind mit den neuen Werkzeugen<br />

auch neue Aufnahmekonzepte notwendig<br />

– bei den Fachdisziplinen, z. B.<br />

bei den <strong>Vermessung</strong>sexperten?<br />

Der Beitrag soll zu diesen Fragestellungen<br />

einleitende Denkanstöße geben,<br />

die in dem interdisziplinär zusammengesetzten<br />

Arbeitsgebiet in Zukunft<br />

kontrovers diskutiert und auf das Ziel<br />

einer optimalen Nutzung moderner<br />

Aufnahmemethoden hin entwickelt<br />

werden sollten.<br />

Einleitung<br />

Die tägliche Praxis des Einsatzes moderner<br />

3D-Bauaufnahmeverfahren zeigt in vielen<br />

Beispielen, dass die Methoden, Verfahren<br />

und Instrumente überwiegend dafür<br />

genutzt werden, um attraktive Visualisierungen<br />

zu erzeugen. Bei vielen Projekten<br />

*) Originalbeitrag aus „Denkmäler 3D – Erfassung,<br />

Verwaltung, Analyse, Präsentation“, Band 23 der<br />

VDV-Schriftenreihe „Der <strong>Vermessung</strong>singenieur in<br />

der Praxis“, erschienen im Juli 2004 im Verlag<br />

Chmielorz, Wiesbaden.<br />

200 Der <strong>Vermessung</strong>singenieur 5/04 l <strong>Dokumentation</strong> <strong>von</strong> Baudenkmalen<br />

ist es dabei fraglich, welcher Nutzen für die<br />

fachliche Fragestellung, für das Sanierungs-<br />

oder Forschungsziel tatsächlich zu<br />

erzielen ist. Bei genauer Analyse der heutigen<br />

Situation drängt sich ein Vergleich zu<br />

den Anfängen der <strong>Architektur</strong>photogrammetrie<br />

auf: Albrecht Meydenbauer<br />

(1844–1921) hat mit seinen Pionierarbeiten<br />

hierzu in den Anwendungsdisziplinen<br />

Denkmalpflege und Archäologie Unverständnis,<br />

Skepsis und bestenfalls Toleranz<br />

erhalten. Von Archäologen der Ausgrabungen<br />

in Balbeck heißt es über die Arbeiten<br />

Meydenbauers (SCHMIDT 1986): „dass es<br />

darauf ankam, einen möglichst großen Vorrat<br />

an Abbildungsmaterial für die Publikationen<br />

zu gewinnen“. Die offensichtliche<br />

methodische Qualität der Photogrammetrie<br />

als <strong>Vermessung</strong>sverfahren stand bei<br />

den Anwendern eindeutig nicht im Vordergrund<br />

und kann auch heute noch längst<br />

nicht als akzeptiert gelten.<br />

Woran liegt es, dass die <strong>Vermessung</strong>s- und<br />

<strong>Dokumentation</strong>smethoden zwar beständig<br />

weiterentwickelt werden, aber keine entsprechende<br />

Resonanz in der Anwendung<br />

finden? Und was ist der Grund dafür, dass<br />

die Disziplinen im Denkmalpflegekontext<br />

häufig über die Ergebnisse moderner Aufnahmemethodik<br />

unzufrieden sind? Für den<br />

Autor ist als wichtigster Grund festzustellen:<br />

die Bauaufnahme ist noch immer nicht<br />

„normales, tägliches“ Werkzeug der Informationserfassung.<br />

Ihre Anwendung beschränkt<br />

sich auf spezielle Probleme und<br />

wird oft mit einem hohen Einsatz an Technik<br />

und den entsprechenden Kosten<br />

gleichgesetzt.<br />

Für eine bessere Akzeptanz muss eine<br />

stärkere Integration in den gesamten Projektablauf<br />

erzielt werden, damit ihr Nutzen<br />

nicht jedes Mal neu gerechtfertigt und<br />

begründet werden muss.<br />

Verfahren der Bauaufnahme<br />

Als Grundlage für die späteren Ausführungen<br />

zur Methodenentwicklung sollen die<br />

Verfahren und das methodische Vorgehen<br />

in den Anwendungsdisziplinen kurz mit den<br />

wesentlichen Charakteristiken vorgestellt<br />

werden.<br />

a) Handaufmaß<br />

Das Handaufmaß stellt immer noch das<br />

wichtigste Aufnahmeverfahren dar.<br />

Wesentliche Gründe sind die geringen<br />

Kosten für Lot, Schnüre, Zollstock etc.<br />

sowie die einfache Anwendung, in der alle<br />

Fachdisziplinen während der Ausbildung<br />

geschult werden, und damit die schnelle<br />

und einfache Verfügbarkeit des Verfahrens.<br />

Der hohe Zeitbedarf der Erfassungsmethode<br />

ist vielfach aufgrund der fachlichen<br />

Objektuntersuchungen sogar erwünscht.<br />

Das Verfahren sollte jedoch auf kleine<br />

Objektbereiche begrenzt werden und eignet<br />

sich nicht zur Erfassung übergeordneter<br />

Raumbezüge.<br />

b) Entzerrung<br />

Die Entzerrung nimmt unter den photogrammetrischen<br />

Verfahren die zentrale<br />

Stellung ein und hat mittlerweile ihre feste<br />

Bedeutung in vielen Anwendungen. Eine<br />

Entzerrung ist als Kartierungsgrundlage für<br />

die fachbezogene Informationserfassung<br />

das ideale Werkzeug und lässt sich wirtschaftlich<br />

als geometrische Grundlage für<br />

die weitergehende Auswertung einsetzen.<br />

Das Verfahren ist überwiegend begrenzt<br />

auf kleine Anwendungsbereiche, selten<br />

werden komplette Objektmodellierungen<br />

damit vorgenommen. Für einfache Anwendungen<br />

kann es mit entsprechender Software<br />

vom Fachanwender selbstständig<br />

angewendet werden, hochwertige Entzerrung<br />

sollte <strong>von</strong> photogrammetrischen Spezialfirmen<br />

erstellt werden.<br />

c) Tachymetrie<br />

Die tachymetrischen Verfahren eignen sich<br />

sowohl reflektorbasiert als auch reflektorlos<br />

sehr gut für die Detailerfassung <strong>von</strong><br />

Bauwerken. Eine entsprechende Softwareunterstützung<br />

ist selbst für den nichtgeodätisch<br />

qualifizierten Fachanwender<br />

durch diverse Softwareprodukte hinreichend<br />

gegeben, so dass eine Integration in<br />

den fachbezogenen Projektkontext gut<br />

möglich sein sollte. Bei größeren Objekten<br />

ist auf die Fachkenntnis geodätischer<br />

Experten zum Aufbau des Festpunktfeldes<br />

zurückzugreifen. Die Vergabe größerer Aufnahmeprojekte<br />

an Dienstleister ist nicht<br />

immer sinnvoll, da die Abtrennung vom


eigentlichen Fachkontext in vielen Fällen<br />

eine aufwändige Überarbeitung nach sich<br />

zieht. Hier kann die Tachymetrie nur eine<br />

Kartierungsgrundlage für weitergehende<br />

Auswertungen bereitstellen.<br />

d) Laserscanning<br />

Das Laserscanning wird als Universalwerkzeug<br />

zur 3D-Objekterfassung propagiert.<br />

Derzeit kann jedoch der Anspruch nur für<br />

einfache Visualisierungs- und Präsentationszwecke<br />

eingelöst werden. Wünschenswert<br />

sind Entwicklungen, die das<br />

Laserscanning als hochauflösendes Erfassungswerkzeug<br />

kleinerer Objektbereiche<br />

etablieren und so eine Ergänzung zu Entzerrungen<br />

und Stereophotogrammetrie<br />

darstellen. Eine entsprechende Dienstleistungsstruktur,<br />

bei der Kartierungsgrundlagen<br />

für weitergehende Fachauswertungen<br />

bereit gestellt werden, sollte für die Zukunft<br />

etabliert werden.<br />

In den Fachanwendungen der Denkmalpflege<br />

werden die Methoden zur Bauaufnahme<br />

durch zwei wesentliche Vorgehensweisen<br />

dominiert:<br />

● Das Architektenaufmaß zur schnellen<br />

und einfachen Objekterfassung, bei dem<br />

die Bauwerke raumweise in ihrer Geometrie<br />

erfasst und übergeordnete<br />

Bezüge der Räume durch relative Anordnung<br />

über die Verbindungselemente realisiert<br />

werden. Dieses Vorgehen ist selbst<br />

oben Bild 1: Verformungsgerechte<br />

Bauaufnahme im Handaufmaß<br />

links Bild 2: Grundlegende tachymetrische<br />

Bauaufnahme<br />

für einfache Anwendungen nicht mehr<br />

zeitgemäß, da insbesondere die Planungssicherheit<br />

nicht gewährleistet werden<br />

kann. Seine Berechtigung bezieht<br />

das Verfahren ausschließlich aus der einfachen<br />

Handhabung und den geringen<br />

Kosten.<br />

● Das verformungsgerechte Handaufmaß<br />

wurde in seiner ursprünglichen Form <strong>von</strong><br />

der archäologischen Bauforschung als<br />

„Standard“ für die Aufnahme in der<br />

Denkmalpflege festgelegt. Ihm liegt eine<br />

analytische, objektive Auseinandersetzung<br />

mit dem Bauwerk zugrunde, die<br />

dazu führt, dass eine hohe Informationsdichte<br />

zu Beginn des eigentlichen Projektes<br />

erfasst wird. Entsprechend hoch<br />

sind zeitlicher und finanzieller Aufwand.<br />

Eine Abstufung im Aufwand kann durch<br />

Anwendung sogenannter Genauigkeitsstufen<br />

erzielt werden (ECKSTEIN 1999),<br />

jedoch wird auch hier die Anforderung<br />

an die Bauaufnahme zu Projektbeginn<br />

definiert.<br />

Aspekte der<br />

Methodenentwicklung<br />

Um die Akzeptanz geodätischer und<br />

photogrammetrischer Aufnahmeverfahren<br />

in den Anwendungsgebieten der Denkmalpflege<br />

zu steigern, sind einige Randbedin-<br />

gungen zu berücksichtigen, die nicht in<br />

direktem Zusammenhang zur Methodenentwicklung<br />

stehen, aber einen nicht unerheblichen<br />

Einfluss auf die Wahl der<br />

Methode ausüben können.<br />

a) <strong>Architektur</strong> ist zweidimensional<br />

Die Planung und Ausführung <strong>von</strong> Sanierungsprojekten<br />

erfolgen heutzutage und in<br />

naher Zukunft immer noch als 2D-Darstellungen<br />

grundriss- und schnittbezogen. Eine<br />

komplette 3D-Erfassung, 3D-Modellierung<br />

und 3D-Planung ist für die vielen relevanten<br />

Projektinformationen aufgrund des Aufwandes<br />

nicht zu leisten. Eine konsequente<br />

computergestützte Vorgehensweise, wie<br />

sie beispielsweise heute schon durch<br />

Anwendung vorhandener CAAD-Software<br />

auszuführen wäre, wird in der Praxis nicht<br />

durchgeführt. Eine Ausnahme bilden lediglich<br />

vereinfachte 3D-Modelle für Visualisierungen<br />

und daraus abgeleitete Systemschnitte<br />

für übergeordnete Planungen.<br />

b) Kosten<br />

Wie für alle Bereiche gilt auch für die Bauaufnahme,<br />

dass die notwendige Grundlagenermittlung<br />

(fast) nichts kosten und die<br />

Sanierungsprojekte nicht verzögern darf.<br />

Maßnahmen werden aber dann als notwendig<br />

und damit auch als finanzierbar<br />

akzeptiert, wenn sie in direktem<br />

Zusammenhang zur Sanierung stehen.<br />

Eine umfassende <strong>Dokumentation</strong> wird<br />

meist nur dann erstellt, wenn die Denkmalbehörde<br />

dies als Genehmigungsauflage<br />

fordert. Ausnahmen bilden auch hier die<br />

Visualisierungen, weil sie sich ideal als<br />

Werbeträger für das Gesamtprojekt eignen.<br />

Aus diesen Gründen wird die Attraktivität<br />

automatischer Verfahren bei den Bauherren<br />

in Zukunft sicher zunehmen.<br />

c) Bauaufnahme als zweckbezogene<br />

Analyse des Bauwerks<br />

Aus der Kostenproblematik lässt sich<br />

ableiten, dass nur eine analytische, zweckbezogene<br />

<strong>Dokumentation</strong> sinnvoll umgesetzt<br />

werden kann. Diese ist also mit dem<br />

entsprechenden Fachwissen auszuführen,<br />

die Geometrieermittlung ist als Werkzeug<br />

der Bauwerksanalyse anzusehen. Es wird<br />

darauf hingewiesen, dass viele Projekte<br />

ohne eine detaillierte Geometrieerfassung<br />

abgewickelt werden, z. B. wird eine Erfassung<br />

<strong>von</strong> Bauwerksschäden oft listenbasiert<br />

vorgenommen. Aber: Eine fundierte<br />

analytische Bauaufnahme muss sich<br />

immer mehr der Konkurrenz einer „kostengünstigen<br />

und automatischen“ erwehren.<br />

<strong>Dokumentation</strong> <strong>von</strong> Baudenkmalen l Der <strong>Vermessung</strong>singenieur 5/04<br />

201


Tabelle 1: Ergebnisse und Voraussetzungen der Phase 1<br />

Ergebnisse Voraussetzungen<br />

erste fachbezogene Bewertung Aufgabe des Anspruches einer<br />

des Bauwerks allumfassenden Bauaufnahme im Sinne<br />

der archäologischen Bauforschung<br />

Grundrisse für Planungen, Vermittlung des Planungsvorteils der<br />

weitere Analysen tachymetrischen Aufnahme gegenüber<br />

einem Architektenaufmaß<br />

einfaches 3D-Modell für Entwicklung eines einfachen<br />

Präsentationen und zur Bewertung Tachymeters für kurze Distanzen<br />

räumlicher Zusammenhänge<br />

Verlagerung <strong>von</strong> geodätischen<br />

Kompetenzen in unterstützende<br />

Software (z. B. Gerätestationierung)<br />

abgeleitete Systemschnitte Schulung der Fachdisziplinen<br />

Integration der Ersterfassung in ein<br />

projektbezogenes gewerkeübergreifendes<br />

Informationssystem<br />

möglicher weiterer Bauaufnahmebedarf bei großen Bauwerken Einrichten eines<br />

Grundlagennetzes durch Geodäten<br />

d) Informationschaos<br />

Viele am Bauwerk arbeitende Fachdisziplinen<br />

sind auf Geometriegrundlagen angewiesen.<br />

Die Bauwerksgeometrie ist das<br />

Kommunikationsmedium aller Planungs-,<br />

Sanierungs- und Forschungsbeteiligten. In<br />

der Praxis existieren jedoch fachbezogene<br />

Informationskonzepte, die nicht miteinander<br />

in Beziehung stehen. Nicht selten<br />

erstellt jedes Gewerk sein eigenes „Aufmaß“.<br />

e) Wissen über moderne<br />

Geometrieerfassung<br />

Die Bauaufnahme wird in vielen bau- bzw.<br />

denkmalbezogenen Studiengängen immer<br />

noch im Sinn einer archäologischen <strong>Dokumentation</strong><br />

vermittelt. Lehrveranstaltungen<br />

zum Themengebiet „<strong>Vermessung</strong>“ sind in<br />

vielen Studiengängen überhaupt nicht vertreten<br />

oder werden zunehmend verdrängt<br />

(z. B. <strong>Architektur</strong>). Damit liegt ein Defizit<br />

über die Potenziale moderner Aufnahmemethodik<br />

vor, bei vielen Projektverantwortlichen<br />

ist keine Bewertungskompetenz zur<br />

Entscheidung über ein adäquates Verfahren<br />

vorhanden.<br />

Projektbegleitende Bauaufnahme<br />

Das Anwendungsdefizit moderner Aufnahmemethoden<br />

kann nur behoben werden,<br />

indem die Bauaufnahme als ständiges<br />

Arbeitswerkzeug projektbegeleitend angewendet<br />

wird. Hierbei kommen je nach den<br />

Projektanforderungen und dem Projektfortschritt<br />

verschiedene Methoden zum<br />

Einsatz.<br />

Phase 1: Grundlegende Tachymetrie<br />

Die erste grundlegende Erfassung erfolgt<br />

202 Der <strong>Vermessung</strong>singenieur 5/04 l <strong>Dokumentation</strong> <strong>von</strong> Baudenkmalen<br />

durch den Fachplaner als analytische Bauaufnahme<br />

mit <strong>Dokumentation</strong> der ersten<br />

planungsrelevanten Informationen. Dabei<br />

wird die Geometrieerfassung in geringer<br />

Informationsdichte, aber mit hoher Genauigkeit<br />

vorgenommen. Auf die hierbei erfassten<br />

Geometrieelemente können alle<br />

späteren detaillierteren Messungen bezogen<br />

werden. Voraussetzungen und Ergebnisse<br />

dieser 1. Phase sind in Tabelle 1<br />

zusammengefasst. Mit dieser ersten Erfassung<br />

<strong>von</strong> Geometrie- und Sachinformationen<br />

stehen dem Fachplaner die übergeordneten<br />

Informationen für alle weiteren Planungsschritte<br />

oder wissenschaftlichen<br />

Untersuchungen zur Verfügung. Dabei wird<br />

es Projekte geben, in denen diese erste<br />

Erfassung für alle weiteren Planungen ausreicht<br />

und nicht weiter verdichtet werden<br />

muss. Wenn aber danach eine vertiefende<br />

Auseinandersetzung mit dem Bauwerk<br />

notwendig wird, sind detaillierte Geometrieerfassungen<br />

mit (ergänzenden) Verfahren<br />

zu gewinnen.<br />

Tabelle 2: Methoden und Voraussetzungen der Phase 2<br />

Phase 2: Informationsverdichtung<br />

Die weitergehende Erfassung <strong>von</strong> Detailinformationen<br />

hoher inhaltlicher Dichte und<br />

geometrischer Genauigkeit erfolgt nun<br />

nach dem individuellen Forschungs- und<br />

Planungsbedarf jeder am Bauwerk beteiligten<br />

Fachdisziplin. Dies kann z. B. eine<br />

komplette Objektbeschreibung in Form<br />

eines Raumbuches oder eine maßnahmenbezogene<br />

Bauaufnahme direkt für die Leistungsverzeichnisse<br />

der späteren Sanierung<br />

sein. Für viele dieser Aufgabenstellungen<br />

lassen sich geodätische und photogrammetrische<br />

Verfahren ideal einsetzen.<br />

Die dabei notwendige Geometrieerfassung<br />

kann besonders effektiv durchgeführt werden,<br />

insbesondere weil der übergeordnete<br />

Koordinatenbezug aus der 1. Aufnahmephase<br />

vorhanden ist. Die Detailerfassung<br />

kann sich auf die lokale Objekterfassung<br />

beschränken. Dadurch wird der Aufwand<br />

minimiert, einfache Aufnahmemethoden<br />

können zum Einsatz kommen – und dies<br />

mit steigender Akzeptanz bei den Anwendern.<br />

Methoden und Voraussetzungen für<br />

die Geometrieerfassung der Phase 2 zeigt<br />

Tabelle 2 zusammenfassend auf.<br />

Phase 3: Sonderanwendungen<br />

Die ersten beiden Aufnahmephasen sollten<br />

den Standardablauf bilden. Darüber hinaus<br />

kann es jedoch notwendig sein, bestimmte<br />

Aufgabenstellungen mit ergänzenden Methoden<br />

zu lösen. Diese Gebiete sind hier<br />

unter dem Sammelbegriff Sonderanwendungen<br />

zusammengefasst, weil die eingesetzten<br />

geodätischen und photogrammetrischen<br />

Verfahren nicht auf die Bauaufnahmeproblematik<br />

angepasst werden müssen.<br />

Ihr Einsatz ist so speziell, dass für jedes<br />

Objekt individuelle Lösungen gesucht werden<br />

müssen oder so allgemein, dass die<br />

bestehende Methodik ohne Anpassung für<br />

Methoden<br />

Handaufmaß<br />

Voraussetzungen<br />

einfache Entzerrung durch den Kompetenz zur Durchführung einfacher<br />

Fachanwender (z. B. für Raumbuch) Entzerrungen bei den Fachanwendern<br />

hochauflösende, hochgenaue Wissen um die Möglichkeiten<br />

Entzerrung durch Fachfirmen komplexer, hochgenauer<br />

(z. B. für den Restaurator) Entzerrungen und Abwicklungen<br />

wenn nötig: Entzerrung kombiniert Entwicklung einer einfachen<br />

mit Laserscanning Kartierungssoftware auf der Basis <strong>von</strong><br />

Laserscanning und photogrammetri<br />

schen Daten<br />

Ergänzungen durch Tachymetrie Integration in ein Informationskonzept


den angestrebten Zweck eingesetzt wird.<br />

Dies erfolgt oft ohne großen Kostendruck,<br />

weil nur das eingesetzte Verfahren zum<br />

gewünschten Ziel führt. Darunter fallen<br />

z. B. Laserscanning mit dem Ziel realitätsnaher<br />

Visualisierungen oder Repliken,<br />

Mehrbild- oder Stereophotogrammetrie bei<br />

unzugänglichen Großbauwerken sowie<br />

Setzungsmessungen für die Bauwerksüberwachung.<br />

Fazit<br />

Entscheidend für eine verstärkte Nutzung<br />

der modernen Bauaufnahmemethoden ist<br />

die grundsätzlich einfache Handhabung<br />

aller Verfahren. Jeder Fachingenieur sollte<br />

einfache Instrumente und leicht zu bedienende<br />

Programme zur Hand haben, die<br />

zukünftig so selbstverständlich eingesetzt<br />

werden, wie heute der Zollstock aus der<br />

Westentasche des Zimmermanns gezogen<br />

wird.<br />

Moderne Aufnahmeverfahren müssen<br />

Standardwerkzeug zur fach- und zweckbezogenen<br />

Informationserfassung werden.<br />

Dann wird auch für komplexere Probleme<br />

die Dienstleistung der entsprechend qualifizierten<br />

geodätischen und photogrammetrischen<br />

Fachingenieure in Anspruch<br />

genommen werden. Nur durch diesen<br />

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methodenintegrierenden, projektbegleitenden<br />

Ansatz kann für die Zukunft sichergestellt<br />

werden, dass die Bauaufnahme nutzbringende<br />

Ergebnisse im Sinne eines wirklichen<br />

„Seins“ produziert und nicht nur Präsentationen<br />

für den „schönen Schein“.<br />

Autor<br />

Prof. Dr.-Ing. Ulrich Weferling,<br />

Lehrgebiet <strong>Vermessung</strong>skunde,<br />

Fachbereich Bauwesen,<br />

HTWK Leipzig,<br />

Karl-Liebknecht-Straße 132,<br />

4277 Leipzig,<br />

Tel. +49 (0)3 41 - 30 76 62 49,<br />

weferling@fbb.htwk-leipzig.de<br />

<strong>Dokumentation</strong> <strong>von</strong> Baudenkmalen l Der <strong>Vermessung</strong>singenieur 5/04<br />

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