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und Selbstkompetenz - Institut Technik und Bildung

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Arbeitsgruppe SaSeKo<br />

D. Blotzheim, M.Bräutigam, K. Collmann, S. Starischka, G. Thienes<br />

MICHAEL BRÄUTIGAM Do., März 2003<br />

Sach- <strong>und</strong> <strong>Selbstkompetenz</strong> in der Sportlehrerausbildung<br />

(SaSeKo) – Fragmente eines Entwurfs einer begrifflich-<br />

konzeptionellen F<strong>und</strong>ierung <strong>und</strong> Orientierung<br />

Gesamtübersicht:<br />

0 Vorbemerkung: Die aktuelle Debatte zum Berufsfeld des Lehrers<br />

1 Gr<strong>und</strong>fragen zum Kompetenzkonzept – eine erste Problemskizze<br />

2 Der Begriff Kompetenz: drei Klärungsversuche<br />

2.1 Von der Beobachtung des Sportunterrichts zur Sportlehrerausbildung –<br />

das Kompetenzmodell nach SCHERLER<br />

2.2 Aufgaben <strong>und</strong> Kompetenzen für den Lehrerberuf: eine Begriffs-Heuristik<br />

2.3 Der Kompetenzbegriff – eine unvollständige Synopse vorliegender<br />

Definitionen<br />

2.4 Fazit: eine Arbeitsdefinition des Kompetenzbegriffs für das Projekt<br />

„SaSeKo“<br />

3 Kompetenz <strong>und</strong> Professionalität<br />

4 Sach- <strong>und</strong> <strong>Selbstkompetenz</strong> – Klärungs- <strong>und</strong> Differenzierungsversuche<br />

4.1 Kompetenzen des Sportlehrers im Überblick<br />

4.2 Fachkompetenz als Kern des Kompetenzmodells<br />

4.3 Sachkompetenz: zwischen sportwissenschaftlicher F<strong>und</strong>ierung <strong>und</strong><br />

sportpraktischer Erfahrung<br />

4.4 <strong>Selbstkompetenz</strong>: zwischen pädagogischem <strong>und</strong> psychologischem<br />

Theoriewissen <strong>und</strong> der Fähigkeit zur Selbstführung <strong>und</strong> -reflexion


5 Kompetenzerwerb <strong>und</strong> -vermittlung im Sportstudium<br />

5.1 Sportstudium <strong>und</strong> Lehrerbildung: Einordnung <strong>und</strong> Überblick<br />

5.2 Vermittlung von Sachkompetenz<br />

5.3 Vermittlung von <strong>Selbstkompetenz</strong><br />

5.4 „Vermittelnde Vermittlung“ von Sach- <strong>und</strong> <strong>Selbstkompetenz</strong> („SaSeKo“)<br />

6 Resümee <strong>und</strong> Folgerungen<br />

Literatur<br />

Anhang<br />

2


0 Vorbemerkung: Die aktuelle Debatte zum Berufsfeld des<br />

Lehrers<br />

In der aktuellen Debatte über den Beruf <strong>und</strong> Arbeitsplatz des Lehrers sind<br />

verschiedene Problemhinsichten, Arbeitsschwerpunkte <strong>und</strong> Positionen erkennbar.<br />

Entsprechend variieren theoretische Konzeptualisierungen, empirische<br />

Zugangsweisen <strong>und</strong> nicht zuletzt die programmatischen Entwürfe <strong>und</strong> Folgerungen,<br />

die sich im Gr<strong>und</strong>satz wie im Detail erheblich unterscheiden. Neben den zentralen<br />

Themenfeldern wie etwa Schulentwicklung, Professionalisierung, Berufsbiografie,<br />

Lehreraus- <strong>und</strong> -weiterbildung konzentriert sich die Diskussion vor allem auf die<br />

Suche nach einem überzeugenden Modell, in dem das Aufgaben- <strong>und</strong> Tätigkeitsfeld<br />

des Lehrers treffend skizziert <strong>und</strong> die für die Berufsausübung erforderlichen<br />

Fähigkeiten <strong>und</strong> Qualifikationen differenziert entfaltet sind. Es geht um die zentrale<br />

Frage: Was hat ein Lehrer zu tun <strong>und</strong> was muss er können?<br />

Mittlerweile liegen eine ganze Reihe von Beiträgen zu diesem Fragekomplex vor.<br />

Allerdings: Mit der ansteigenden Anzahl einschlägiger Publikationen,<br />

Forschungsberichte <strong>und</strong> Gutachten erscheint der aktuelle Diskussions- <strong>und</strong><br />

Erkenntnisstand – zumindest für den, der einen ersten Einblick gewinnen will –<br />

unübersichtlich. Dazu trägt in erheblichem Maße die verwirrende Vielfalt der<br />

verwendeten Begrifflichkeiten bei, die nicht selten ungeklärt sind, unscharf bleiben<br />

<strong>und</strong> mit wechselndem Verständnis die Diskussion durchziehen.<br />

Insgesamt ist auffällig: Bei der Auseinandersetzung mit der Frage nach dem<br />

Aufgaben- <strong>und</strong> Tätigkeitsfeld des Lehrers nimmt der Kompetenzbegriff offensichtlich<br />

den Rang einer Schlüsselkategorie ein. Ebenso auffällig ist: Gerade dieser Begriff ist<br />

nur selten definiert <strong>und</strong> von anderen Bezeichnungen <strong>und</strong> Termini klar abgegrenzt,<br />

erst recht nicht in übergreifende theoretische Konzepte eingeb<strong>und</strong>en, sodass durch<br />

die Verwendung des Begriffs Kompetenz eher zusätzlicher Klärungs- <strong>und</strong><br />

Ordnungsbedarf entsteht als dass Eindeutigkeit <strong>und</strong> Präzision erreicht ist.<br />

3


1 Gr<strong>und</strong>fragen zum Kompetenzkonzept – eine erste<br />

Problemskizze<br />

Die systematische Entfaltung eines Kompetenzkonzepts sieht sich vor mindestens<br />

sieben Gr<strong>und</strong>fragen gestellt:<br />

• Was ist eine Kompetenz?<br />

Die Definition des Kompetenzbegriffs fällt nicht nur aufgr<strong>und</strong> seiner häufigen<br />

Verwendung in alltagssprachlichen Kontexten schwer. Mittlerweile ist ein geradezu<br />

inflationärer Gebrauch dieses Terminus innerhalb wissenschaftlich-theoretischer<br />

Diskurse festzustellen. Nicht selten fehlen dabei die notwendigen Klärungen des<br />

zugr<strong>und</strong>e gelegten Begriffsverständnisses sowie Ausführungen dazu, in welchen<br />

theoretischen Rahmen der Kompetenzbegriff jeweils eingefügt ist.<br />

• Wie kann die Reichweite des Kompetenzbegriffs bestimmt <strong>und</strong> abgegrenzt<br />

werden?<br />

Die Frage nach der Reichweite hängt eng mit der inhaltlichen Bestimmung <strong>und</strong> der<br />

theoretischen Anbindung des Kompetenzbegriffs zusammen. Die gr<strong>und</strong>sätzliche<br />

Problematik für die Bestimmung seiner Reichweite ergibt sich aus dem Umstand,<br />

dass der Anwendungs- <strong>und</strong> Handlungsbezug des Kompetenzkonzepts ein<br />

konstituierendes Merkmal ist. Die immer unterstellte bzw. explizit formulierte<br />

Gr<strong>und</strong>idee, dass sich Kompetenzen auf konkrete, jeweils bestimmbare Tätigkeiten<br />

<strong>und</strong> (lebens-)praktische Anforderungen beziehen („Kompetenzen für etwas“) führt<br />

nicht nur zu der Frage, welches denn die inhaltlichen Anforderungen der fraglichen<br />

Tätigkeit sind (vgl. Gr<strong>und</strong>frage 5). Vielmehr ist zunächst prinzipiell zu klären, welche<br />

Nähe bzw. Distanz eine Kompetenz zu dem jeweiligen, konkreten Tätigkeitsfeld<br />

aufweist. Zum Beispiel: Die verbreitete Rede von den so genannten<br />

Schlüsselqualifikationen geht von der Möglichkeit aus, man könne sich mit Hilfe<br />

gr<strong>und</strong>legender Fähigkeiten den Zugang („Schlüssel“) zu einem noch nicht konkret<br />

bestimmten Anwendungsfeld oder sogar zu mehreren Anwendungsfeldern eröffnen.<br />

4


Es stellt sich die entscheidende Frage nach der Unterscheidung von basalen <strong>und</strong><br />

spezifischen Kompetenzen, deren Abgrenzung <strong>und</strong> der genauen Vorstellung davon,<br />

wie die Übergänge <strong>und</strong> Verknüpfungen zwischen den Kompetenzebenen aussehen.<br />

• Wie kann ein Kompetenzfeld strukturiert werden?<br />

Diese Frage unterstellt die Annahme, dass ein mehr oder weniger weitläufiges <strong>und</strong><br />

komplexes Anforderungsprofil vorliegt <strong>und</strong> somit für die Bewältigung der<br />

anstehenden Aufgaben ein differenziertes Gefüge von entsprechenden<br />

(Teil-)Kompetenzen notwendig ist. Im Kern geht es darum, nach einem formalen<br />

Gr<strong>und</strong>modell (vgl. Abb.1) für die Strukturbeschreibung des Kompetenzkonzepts zu<br />

suchen. In diesem Zusammenhang bieten sich – zur vorläufigen Orientierung – etwa<br />

die modellhafte Vorstellung einer Aufschichtung von Kompetenzstufen, eine kreis-<br />

bzw. schalenförmige Aufweitung von Kompetenzfeldern, eine hierarchisch<br />

gegliederte Unter- <strong>und</strong> Überordnung von Kompetenzebenen oder eine vernetzte<br />

Beziehung zwischen verschiedenen Kompetenzelementen an. Die Suche könnte<br />

sich aber auch darauf konzentrieren, innerhalb eines elaborierten Kategoriensystems<br />

Richtungs- <strong>und</strong> Ausprägungsbestimmungen vorzunehmen <strong>und</strong> nach<br />

Merkmalszusammenhängen zu suchen. Desweiteren könnte das Ziel verfolgt<br />

werden, differenzierende Vergleiche im Rahmen definierter Kompetenzprofile<br />

anzustellen.<br />

5


Schichtung<br />

Schalen<br />

Hierarchie<br />

Netzwerk<br />

Kategoriensystem<br />

Profil<br />

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Abb.1: Gr<strong>und</strong>modelle für Strukturbeschreibungen (aus: Nitsch et. al., 1994)<br />

6<br />

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• Nach welchen inhaltlichen Gesichtspunkten lassen sich Kompetenzen<br />

bestimmen, unterscheiden <strong>und</strong> gliedern?<br />

Die inhaltliche Ausrichtung einer Kompetenz ergibt sich aus der expliziten<br />

Ausweisung eines für sie eigenen Bezugspunktes, Tätigkeitsfeldes oder<br />

Anforderungsprofils. Allerdings: Mit der schlichten Benennung des relevanten<br />

Aufgaben- <strong>und</strong> Tätigkeitsbereichs ist noch nicht der Grad an Klärung erreicht, der<br />

einerseits (gleichsam „nach außen“) für eine exakte Abgrenzung zu benachbarten<br />

Kompetenzfeldern <strong>und</strong> andererseits (gleichsam „nach innen“) für eine angemessene<br />

Aufschlüsselung einzelner Teilkompetenzen notwendig ist. Erst genaue – nicht selten<br />

mit enormem Aufwand verb<strong>und</strong>ene – Analysen können ein differenziertes Bild davon<br />

liefern, was denn im Kern die inhaltliche Substanz <strong>und</strong> Struktur einer bestimmten<br />

Kompetenz ausmacht. Die Feststellung etwa, dass ein Sportlehrer Kompetenzen für<br />

die Bewältigung seiner beruflichen Aufgaben benötigt, ist letztlich banal. Das<br />

Gr<strong>und</strong>problem zeigt sich spätestens dann, wenn man nach schlüssigen Antworten<br />

auf die Frage sucht, was denn die Berufspraxis des Sportlehrers kennzeichnet <strong>und</strong><br />

welche Kompetenzen für die Ausübung dieses Berufs notwendig sind.<br />

• Welches Anspruchsniveau unterstellt der Kompetenzbegriff?<br />

Die Vorstellung, dass eine Kompetenz die Bewältigung bestimmter Aufgaben<br />

ermöglicht, vermittelt letztlich noch kein präzises Bild davon, welche<br />

Qualitätsstandards gefordert bzw. zu fordern sind, um von einer angemessenen oder<br />

gar erfolgreichen Aufgabenbewältigung sprechen zu können. Es stellt sich die<br />

Gr<strong>und</strong>frage: Worin genau liegen die besonderen Schwierigkeiten innerhalb eines<br />

erkennbaren Aufgabenfeldes <strong>und</strong> welche Kriterien <strong>und</strong> Maßstäbe sind an eine<br />

kompetente Bewältigung der Aufgaben anzulegen? Oder im Falle es Sportlehrers<br />

konkreter: Liefert die übliche Forderung nach der Professionalität des Lehrerberufs<br />

ausreichende Hinweise darauf, welches Anspruchsniveau an das Denken <strong>und</strong><br />

Handeln von Sportlehrern zu stellen ist?<br />

7


• Wie lassen sich Kompetenzen erwerben <strong>und</strong> vermitteln?<br />

Zunächst stellt sich eine eher gr<strong>und</strong>sätzliche Frage: Gibt es genaue Vorstellungen<br />

davon, wie sich die Kompetenzen einer Person im Verlauf ihrer Lebens- <strong>und</strong><br />

Handlungsgeschichte entwickeln <strong>und</strong> verändern? Die Frage nach der<br />

Kompetenzentwicklung lässt sich zuspitzen, wenn es um das besondere Anliegen<br />

geht, Kompetenzen gezielt <strong>und</strong> systematisch auszubilden. Es liegt auf der Hand,<br />

dass gerade auch im Zusammenhang mit der Vorbereitung auf komplexe<br />

Berufsfelder nach Konzepten <strong>und</strong> Verfahren gesucht wird, die geeignet erscheinen,<br />

Erwerb <strong>und</strong> Vermittlung von berufsrelevanten Kompetenzen zu fördern <strong>und</strong> zu<br />

optimieren.<br />

• Welche theoretischen Gr<strong>und</strong>orientierungen können das Kompetenzkonzept<br />

f<strong>und</strong>ieren?<br />

Die bisher aufgeworfenen Gr<strong>und</strong>fragen stellen sich nicht unabhängig voneinander,<br />

vielmehr sind sie eng miteinander verb<strong>und</strong>en. So besteht beispielsweise ein enger<br />

Zusammenhang zwischen der inhaltlichen Ausdifferenzierung (Frage 4) <strong>und</strong> der<br />

formalen Strukturierung (Frage 3) bestimmter Kompetenzen. Je nach der inhaltlichen<br />

Bestimmung des Kompetenzfeldes (Frage 4) werden die Qualitätsstandards an das<br />

Anspruchsniveau der Kompetenz (Frage 5) zu kennzeichnen sein, etc. Die<br />

Entwicklung eines übergeordneten Bezugsrahmens könnte in diesem<br />

Zusammenhang eine wertvolle Hilfe sein, die Schnittstellen der verschiedenen<br />

Problemstellungen deutlich zu machen <strong>und</strong> ein Kategoriengefüge zu entfalten, in<br />

dem die spezifischen Fragestellungen des Arbeitsvorhabens schlüssig entwickelt <strong>und</strong><br />

weiter konkretisiert werden können. Zugleich liefert ein theoretischer Bezugsrahmen<br />

die Gr<strong>und</strong>lage dafür, die gef<strong>und</strong>enen Ergebnisse geordnet darzustellen <strong>und</strong><br />

angemessen zu interpretieren.<br />

8


2 Der Begriff Kompetenz: drei Klärungsversuche<br />

Der Kompetenzbegriff ist in aller M<strong>und</strong>e. Durch seine häufige <strong>und</strong> selbstverständliche<br />

Verwendung gewinnt er allerdings nicht an Eindeutigkeit <strong>und</strong> Schärfe – wenn er<br />

diese jemals besessen hat. Vielfach wird er benutzt, ohne dass er eigens definiert<br />

<strong>und</strong> das zugr<strong>und</strong>eliegende Verständnis differenziert entfaltet ist. Selten ist er in einen<br />

theoretischen Rahmen eingefügt, so dass die Begründungs- <strong>und</strong><br />

Verwendungszusammenhänge unklar bleiben. Es liegt nahe zu unterstellen, dass<br />

der Begriff Kompetenz als Synonym etwa für Qualifikation, Fähigkeit, Wissens- <strong>und</strong><br />

Könnensrepertoire etc. steht.<br />

Im Zuge der aktuellen Debatte um die Reform der Lehrerausbildung <strong>und</strong> der<br />

Diskussion über die Entwicklung zukunftsorientierter Leitbilder für den Lehrerberuf<br />

findet der Kompetenzbegriff mittlerweile eine geradezu inflationäre Verwendung.<br />

Immer dann, wenn es um die Analyse <strong>und</strong> Bestimmung von Aufgaben des<br />

Lehrerberufs geht <strong>und</strong> Ansprüche an eine professionelle Bewältigung schulischer<br />

<strong>und</strong> unterrichtlicher Arbeitstätigkeiten formuliert werden, werden Kompetenzen in<br />

aller Regel als diejenigen Fähigkeiten angesehen, die Lehrer zur Ausübung ihres<br />

Berufs benötigen <strong>und</strong> einsetzen.<br />

Die Frage ist: Lässt sich der Kompetenzbegriff exakt definieren? Drei<br />

unterschiedliche Wege können hilfreich sein, das Begriffsverständnis zu klären. Der<br />

erste Weg besteht darin, die einschlägige Literatur zu sichten <strong>und</strong> einen Überblick<br />

über die vorgenommenen Definitionsversuche zu erstellen. Es ist zu erwarten, dass<br />

eine systematische Zusammenführung mehrerer, evtl. unterschiedlicher<br />

Definitionsangebote das Begriffsverständnis präzisieren <strong>und</strong> differenzieren kann. Ein<br />

zweiter Weg kann in dem Versuch gesehen werden, zu klären, in welchen<br />

Zusammenhängen <strong>und</strong> begrifflichen Kontexten der Terminus Kompetenz<br />

Verwendung findet. Indem ein umfassendes Problemfeld in den Blick genommen<br />

wird <strong>und</strong> innerhalb dieses Rahmens Kategorien <strong>und</strong> Begriffe systematisch<br />

zugeordnet werden, kann im Ergebnis die Spezifizierung des Kompetenzbegriffes<br />

vorgenommen werden. Ein dritter Weg ist möglich, <strong>und</strong> ergibt sich aus dem Versuch,<br />

die konkreten, praktischen Tätigkeiten der Akteure im empirischen Feld zu<br />

beobachten, zu beschreiben <strong>und</strong> zusammenzustellen. Über Prozesse des Deutens<br />

9


<strong>und</strong> Abstrahierens kann es gelingen, die Daten <strong>und</strong> Bef<strong>und</strong>e aus der unmittelbaren<br />

Verknüpfung mit der situationsspezifischen Handlungspraxis herauszulösen <strong>und</strong> in<br />

eine Ordnung <strong>und</strong> Systematik einzustellen. Auf einer solchen übergeordneten Ebene<br />

ist mit einer exakt definierten Begrifflichkeit zu operieren. In diesem Zusammenhang<br />

kann dann plausibel gefolgert werden, dass die im Feld ermittelten Fähigkeiten –<br />

etwa von Seiten der Lehrer – besondere Befähigungen verlangen. Die für die<br />

Berufsausübung relevanten Befähigungen dann als Kompetenzen auszuweisen, liegt<br />

nahe, um damit die Spezifik <strong>und</strong> das Anspruchsniveau der im Lehrerberuf<br />

erforderlichen Fähigkeiten über eine bezeichnende Begrifflichkeit einzufangen. Am<br />

Ende dieses Vorgehens ist eine angemessene Definition des Kompetenzbegriffes<br />

vorzunehmen.<br />

Im folgenden werden die skizzierten Wege aufgenommen <strong>und</strong> in einer veränderten<br />

Reihenfolge abgearbeitet. Zunächst erfolgt der Versuch, empirische Aussagen zum<br />

Tätigkeitsfeld des Sportlehrers daraufhin zu prüfen, ob sie eine Klärung des<br />

Kompetenzverständnisses zulassen. Im zweiten Schritt geht es darum, den<br />

Kompetenzbegriff in übergeordnete thematische Zusammenhänge einzufügen, um<br />

vor diesem Hintergr<strong>und</strong> zu klären, auf welche spezifischen Sachverhalte der<br />

Kompetenzbegriff zugeschnitten ist. Im dritten Schritt ist zu klären, ob sich das bis<br />

dahin entwickelte Gr<strong>und</strong>verständnis des Kompetenzbegriffes mit vorliegenden<br />

Definitionsangeboten in Einklang bringen lässt.<br />

Der erste Schritt folgt im Wesentlichen Scherlers Versuch, die Ergebnisse seiner<br />

systematisch angelegten Analysen von Unterrichtsfällen in einem Kompetenzmodell<br />

zusammenzuführen (vgl. 2.1). Der zweite Schritt besteht aus dem Versuch, die<br />

Diskussion zur Entwicklung des Lehrerberufs nach Schlüsselkategorien <strong>und</strong><br />

-begriffen abzusuchen <strong>und</strong> auf dieser Gr<strong>und</strong>lage den Kompetenzbegriff in eine<br />

Heuristik einzuordnen (vgl. 2.2). Eine Zusammenstellung von vorliegenden Angaben<br />

zum Kompetenzbegriff in einschlägigen erziehungs- <strong>und</strong> sozialwissenschaftlichen<br />

Beiträgen erfolgt im dritten Schritt (vgl. 2.3). Das Resümee zielt darauf ab, eine<br />

tragfähige <strong>und</strong> angemessene Definition von Kompetenz zu formulieren <strong>und</strong> zu<br />

erläutern (vgl. 2.4).<br />

10


2.1 Von der Beobachtung des Sportunterrichts zur Sportlehrerausbildung –<br />

das Kompetenzmodell nach Scherler<br />

Die Diskussion über den Beruf des Sportlehrers wird innerhalb der Sportdidaktik<br />

maßgeblich von Scherler (1989; 1995; 1996) angestoßen. Sein typischer Zugang auf<br />

sportdidaktische Problemzusammenhänge ist dadurch gekennzeichnet, dass der<br />

Weg im Gr<strong>und</strong>satz zunächst über die systematische Auswertung von<br />

Unterrichtsprotokollen (in Schriftfassung übersetzte Unterrichtsbeobachtungen) führt<br />

<strong>und</strong> auf dieser Basis von empirisch gehaltvollen Erkenntnissen <strong>und</strong> Einsichten über<br />

Unterrichtsvorgänge <strong>und</strong> -prozesse Überlegungen <strong>und</strong> Folgerungen für die Fragen<br />

nach Arbeitsbedingungen, Berufsverständnis, Berufsausbildung <strong>und</strong> Aufgaben des<br />

Sportlehrerberufs formuliert werden. In diesem Zusammenhang folgt Scherler einem<br />

didaktischen Denkmodell, das in der ursprünglichen Version auf die gängige Gestalt<br />

des „Didaktischen Dreiecks“ zurückgeht. Danach wird Unterricht als Beziehung<br />

zwischen drei Komponenten dargestellt: Schüler versuchen sich eine Sache unter<br />

Mithilfe des Lehrers anzueignen. In diesen drei Konstanten jeglichen<br />

Unterrichtsgeschehens – so schon 1947 die Forderung von Heimann – habe der<br />

Lehrer eine bewusste Beziehung zu entwickeln: zu sich selbst, zum Schüler <strong>und</strong> zum<br />

Stoff (zur Sache). Aus jeder dieser Beziehungen folge eine psychologische Aufgabe.<br />

Aus der Beziehung zu sich selbst z. B. ergibt sich jene der Selbstdistanzierung. Die<br />

psychologische Leistung, als Dirigent des Unterrichtsgeschehens seinen „eigenen<br />

psychologischen Ort“ (Heimann, 1976, S. 69) zu finden, erfordere erhebliche<br />

Anstrengungen.<br />

Scherler entwickelt aus dem didaktischen Dreieck ein Viereck: Da das Unterrichten<br />

nachhaltig durch die schulischen Bedingungen geprägt ist, nimmt er als vierte<br />

Konstante die Schule in sein Gr<strong>und</strong>modell auf. In Form eines „didaktischen Axioms“<br />

besagt sein Modell, „dass jede unterrichtliche Handlung von Lehrern vier Bezüge<br />

haben muss:<br />

– einen Schüler- bzw. Sozialbezug, der auf die Bedürfnisse, Interessen <strong>und</strong><br />

Leistungen der Schüler gerichtet ist;<br />

– einen Sach-, Themen- oder Stoffbezug, der die Aufbereitung, Anordnung <strong>und</strong><br />

Darbietung des Lehrstoffes betrifft;<br />

11


– einen Schul- bzw. Bedingungsbezug, der die Größe <strong>und</strong> Zusammensetzung der<br />

Lerngruppe, die Lernzeit, den Lernraum <strong>und</strong> seine Ausstattung beinhaltet;<br />

– <strong>und</strong> einen Lehrer- oder Selbstbezug, der das Wesen, die Person, die<br />

Persönlichkeit des Lehrers zum Thema hat“ (Scherler, 1996, S. 168).<br />

Das Modell kann an einem Beispiel verdeutlicht werden. Eine alltägliche Szene aus<br />

dem Sportunterricht macht verständlich, worum es geht:<br />

Die Schüler einer 4. Klasse spielen Basketball – sieben gegen sieben auf großem<br />

Feld. Die meisten Kinder sind immer dort, wo gerade der Ball ist. Dieser ist im<br />

ständigen Gewühl kaum zu sehen. Die Schüler schreien aufgeregt durcheinander.<br />

Jeder möchte den Ball haben. Sogar zwei Spieler aus einer Mannschaft kämpfen<br />

darum. Der Gewinner stürmt mit dem Ball davon, von allen anderen verfolgt. In der<br />

Hektik vergisst er das Prellen. Wütende Protestschreie der Gegner, selbst von Seiten<br />

der Mitspieler. Der Ballbesitzer stutzt, wird eingeholt <strong>und</strong> umzingelt. Es entbrennt ein<br />

erneuter Kampf um den Ball, der plötzlich seitlich aus der Spielertraube herausrollt.<br />

Ein Spieler stürzt sich auf den Ball, ein Zweiter über ihn. Ein Dritter entreißt beiden<br />

den Ball <strong>und</strong> stürmt mit großen Sätzen auf den Korb zu. Er wirft, aus viel zu großer<br />

Entfernung, <strong>und</strong> trifft nicht einmal das Brett. Der Lehrer steht am Spielfeldrand. Er<br />

beobachtet den Spielverlauf <strong>und</strong> ruft ab <strong>und</strong> zu laut dazwischen: „Mehr abgeben,<br />

gebt doch ab!“ – „Prellen, das Prellen nicht vergessen!“ – „Freilaufen, lauft euch doch<br />

frei!“ Einzelne Spieler, die an ihm vorbeilaufen, nimmt er gelegentlich zur Seite <strong>und</strong><br />

redet auf sie ein. Zweimal unterbricht er das Spiel, versammelt die Schüler um die<br />

Wandtafel in der Besprechungsecke der Sporthalle, weist sie auf technische <strong>und</strong><br />

taktische Regeln hin <strong>und</strong> schreibt die Anweisungen in Kurzform auf. Doch das nützt<br />

nicht viel. Sobald der Ball wieder im Spiel ist, läuft alles wie gehabt ...<br />

Für jeden erkennbar handelt es sich um eine Situation aus dem Sportunterricht. Es<br />

wird Sport getrieben, in diesem Fall Basketball gespielt. Basketball ist ein<br />

Mannschaftsspiel, das auf Dauer nur befriedigend gelingt, wenn der Ballbesitz<br />

zwischen den Spielern einer Mannschaft wechselt, durch ein geordnetes<br />

Zusammenspiel eine korbnahe Wurfposition erreicht <strong>und</strong> der Ball schließlich<br />

erfolgreich in den Korb geworfen wird. Die gegnerische Mannschaft versucht, dies zu<br />

verhindern. Damit sie die Chance hat, ohne den im Basketball verbotenen<br />

Körperkontakt selbst in Ballbesitz zu kommen, müssen die Spieler mit dem Ball<br />

12


während des Laufens dribbeln. So sind die Regeln des Spiels, ohne die ein für alle<br />

verständliches Miteinander <strong>und</strong> Gegeneinander nicht möglich ist.<br />

Der Lehrer fordert die Spieler auf, den Ball häufiger abzuspielen. Damit dies möglich<br />

ist, gibt er die Anweisung, sich freizulaufen. Er macht wiederholt auf die<br />

Schrittzahlregel aufmerksam, die es verbietet, mit dem Ball in der Hand zu laufen,<br />

ohne zu dribbeln. Seine Hinweise gibt er an einzelne Spieler <strong>und</strong> zweimal an die<br />

gesamte Gruppe weiter. Der Lehrer kennt das Spiel <strong>und</strong> seine Regeln. Er ist bemüht,<br />

sein Wissen an die Schüler weiterzugeben.<br />

Die Schüler spielen nach ihren eigenen Vorstellungen <strong>und</strong> Regeln. Der Ball ist für<br />

alle das begehrte Objekt. Jeder möchte ihn für sich <strong>und</strong> nicht etwa für die<br />

Mannschaft haben. Um ihn in seinen Besitz zu bringen, muss man hinter ihm<br />

herlaufen <strong>und</strong> nicht etwa von ihm weg. Freilaufen, wie das der Lehrer nennt, macht<br />

da keinen Sinn. Und wer nach großen Mühen endlich selbst in Ballbesitz gelangt ist,<br />

möchte ihn natürlich so lange wie möglich behalten. Ihn freiwillig abzuspielen,<br />

erscheint da eher widersinnig.<br />

Das Geschehen findet in der Schule statt. Die Akteure sind Schüler einer 4. Klasse,<br />

die in ihrer Sportst<strong>und</strong>e unter der Anleitung <strong>und</strong> Verantwortung ihres Sportlehrers<br />

Basketball spielen. Dies ist so vorgesehen, weil es der Lehrplan empfiehlt, den<br />

schulinternen Absprachen der Sportfachkonferenz entspricht oder Lehrer <strong>und</strong><br />

Schüler sich darauf verständigt haben. Um bei der großen Anzahl von Schülern<br />

möglichst viele am Spiel zu beteiligen, wird sieben gegen sieben gespielt. Die in der<br />

Sporthalle angebrachte Tafel ist der Ort, der üblicherweise als Treffpunkt für<br />

Demonstrationen, Besprechungen, Mannschaftsbildungen etc. dient.<br />

Der systematische Blick auf die Unterrichtsszene macht deutlich, dass die Tätigkeit<br />

des Sportlehrers vier wesentliche Bezugspunkte aufweist (vgl. Abb.2). Sein Handeln<br />

bezieht sich auf die Sache, auf die eigene Person, auf die Schüler <strong>und</strong> auf die<br />

<strong>Institut</strong>ion Schule 1 .<br />

1 Die vorgetragenen Überlegungen sind weitgehend von Karlheinz Scherler übernommen. Der<br />

didaktische Stern ist ursprünglich seine Idee. In seinem Beitrag in der Zeitschrift „Körpererziehung“<br />

(Scherler, 1996) nimmt er dieses Denkmodell auf <strong>und</strong> erläutert die vier Bezüge, in die jede<br />

Unterrichtshandlung des Lehrers eingeb<strong>und</strong>en ist.<br />

13


Abb. 2: Der sportdidaktische Stern (nach Scherler)<br />

Es liegt auf der Hand, dass der Sportlehrer für die professionelle Bewältigung<br />

seiner Berufsaufgaben Kompetenzen benötigt, in denen sich diese Hand-<br />

lungsbezüge konsequent widerspiegeln: Er benötigt Sachkompetenz, die ihn in den<br />

Stand setzt, die Anforderungsstrukturen des Sports zu erkennen <strong>und</strong> daraufhin eine<br />

geeignete Auswahl, Aufbereitung <strong>und</strong> Darbietung des Lehr- <strong>und</strong> Unterrichtsstoffs<br />

vorzunehmen. Er ist auf <strong>Selbstkompetenz</strong> angewiesen, die ihn zur bewussten<br />

Auseinandersetzung mit den eigenen Möglichkeiten <strong>und</strong> Ansprüchen befähigt, auch<br />

in Form von gezielter Selbstevaluation. Er muss über Sozialkompetenz verfügen,<br />

die seine Kommunikations- <strong>und</strong> Interaktionsfähigkeit sichert <strong>und</strong> auf die<br />

Verständigung <strong>und</strong> Zusammenarbeit mit seinen Schülern ausgerichtet ist. Er wird<br />

nicht ohne Schulkompetenz auskommen, die Voraussetzung dafür ist, die<br />

institutionelle Rahmung der pädagogischen Arbeit in Schule <strong>und</strong> Sportunterricht<br />

angemessen aufzunehmen <strong>und</strong> konstruktiv zu optimieren. Ein Sportlehrer kann<br />

seiner Aufgabe gerecht werden, wenn er um die Zusammenhänge weiß, in die seine<br />

Tätigkeiten eingeb<strong>und</strong>en sind. Er hat sich in seinem Denken <strong>und</strong> Handeln auf den<br />

Sport, die Schüler, die Schule <strong>und</strong> sich selbst zu beziehen <strong>und</strong> dazu eine begründete<br />

Position auszubilden.<br />

14


2.2 Aufgaben <strong>und</strong> Kompetenzen für den Lehrerberuf: eine Begriffs-Heuristik<br />

An Gesamtentwürfen über die spezifischen Aufgaben <strong>und</strong> Kompetenzen im<br />

Lehrerberuf besteht mittlerweile kein Mangel. Ausgearbeitete Vorstellungen finden<br />

sich etwa in der Denkschrift der Kommission „Zukunft der <strong>Bildung</strong> – Schule der<br />

Zukunft“ (<strong>Bildung</strong>skommission NRW, 1995, S. 300-306), bei Meyer (v. a. in seinen<br />

Beiträgen von 2001, S. 199-253; 1997 a, S. 125-175; 1997 b, S. 27-46) <strong>und</strong> in den<br />

Veröffentlichungen von Bauer et. al. (1996) <strong>und</strong> Terhart (1995; 1996; 2000). Eine<br />

weithin beachtete Konzeption hat außerdem die von der Kultusministerkonferenz<br />

1998 eingesetzte „Kommission Lehrerbildung“ formuliert. Im Folgenden sollen<br />

ausgewählte Kerngedanken aus dem Gutachten dieser Kommission (Terhart, 2000)<br />

referiert werden, mit dem Ziel, die mit dem – auch im Gutachten genannten –<br />

Kompetenzbegriff im Zusammenhang stehenden Schlüsselkategorien <strong>und</strong><br />

Bezeichnungen in einer Heuristik zusammenzuführen <strong>und</strong> zu ordnen.<br />

Auf der Basis einer differenzierten Ausgangsanalyse entwickelt das Gutachten<br />

gr<strong>und</strong>legende Bezugspunkte für eine Verständigung auf die Eckpunkte einer<br />

zukunftsorientierten Lehrerbildung. Den Kern der Ausführungen bildet ein schlüssiger<br />

Entwurf, in dem elaborierte Vorstellungen sowohl von den übergeordneten als auch<br />

den konkreten Aufgaben des Lehrerberufs aufgenommen sind (vgl. Terhart, 2000, S.<br />

44-56). Als Ausgangspunkt wird ein Leitbild für den Lehrerberuf entworfen. Man geht<br />

davon aus, dass Leitbilder zum einen aus Analysen <strong>und</strong> vorfindbaren Sichtweisen zu<br />

den besonderen Aufgaben des Lehrerberufs rekonstruiert werden können. Zum<br />

anderen werden Leitbilder konstruiert, indem bestimmte Ansprüche an die<br />

Lehrerschaft gerichtet werden <strong>und</strong> zu deren Begründung auf normative Setzungen<br />

verwiesen wird. In einer ausgearbeiteten Version können Leitbilder dann „dazu<br />

dienen, zeitgemäße Vorstellungen über eine Ausfüllung des Lehrerberufs zu<br />

skizzieren <strong>und</strong> zu vermitteln. Sie können ein konsistentes Bild von Aufgaben <strong>und</strong><br />

Ansprüchen zeichnen, denen Lehrkräfte im Allgemeinen genügen sollten, <strong>und</strong> dabei<br />

auf Details <strong>und</strong> Aussagen über Bedingungen der Realisierung verzichten. Leitbilder<br />

eignen sich deshalb zu einer Verständigung über die besonderen Anforderungen an<br />

den Lehrerberuf“ (Terhart, 2000, S.46).<br />

15


Die Auseinandersetzung mit dem Leitbild für den Lehrerberuf führt im Ergebnis dazu,<br />

dass Aufgaben <strong>und</strong> Kompetenzen markiert werden. Mit der übergeordneten Aufgabe,<br />

dass – so die Position des Gutachtens – durch Lehren das Lernen zu unterstützen<br />

<strong>und</strong> anzuleiten sei, verbindet sich die Vorstellung, dass „die gezielte Planung,<br />

Organisation, Gestaltung <strong>und</strong> Reflexion von Lehr-Lern-Prozessen als Kernbereich<br />

der Kompetenz von Lehrerinnen <strong>und</strong> Lehrern“ (Terhart, 2000, S. 48) zu betrachten<br />

sei.<br />

Zwar liefert der Gutachtentext keine ausführlichen Angaben über das zugr<strong>und</strong>e<br />

liegende Begriffsverständnis von Aufgaben <strong>und</strong> Kompetenzen <strong>und</strong> deren<br />

Unterscheidung, allerdings lassen die weiterführenden Aussagen <strong>und</strong> diskutierten<br />

Verwendungszusammenhänge darauf schließen, dass der Begriff der Aufgabe wohl<br />

eher auf die im Leitbild markierten Ansprüche <strong>und</strong> Anforderungen zielt, der Begriff<br />

der Kompetenz eher auf die Fähigkeit des Lehrers, den gestellten Anforderungen<br />

gerecht zu werden. Der Begriff der Kompetenz hätte demnach einzukalkulieren, dass<br />

Lehrkräfte letztlich das, was von ihnen verlangt wird, auch in die Tat umzusetzen<br />

haben.<br />

Schließt man sich dieser Auffassung an, liegt es nahe, die Präzisierung des<br />

Kompetenzbegriffs in folgender Weise vorzunehmen: Als Ausgangspunkt gilt, dass<br />

die Aufgaben <strong>und</strong> Kompetenzen des Lehrers nicht schlicht zu benennen <strong>und</strong> zu<br />

katalogisieren sind, sie haben sich vielmehr auf ein begründet entfaltetes Leitbild des<br />

Lehrerberufs zu beziehen <strong>und</strong> sind in dieses schlüssig zu verankern. Während nun<br />

der Begriff der Aufgaben durch seine Nähe zum Leitbild enge Bezüge zu dem<br />

programmatischen Gesamtentwurf <strong>und</strong> den darin eingearbeiteten normativen<br />

Positionen aufweist, werden über den Kompetenzbegriff die Bezüge zu den<br />

konkreten Bedingungen der Berufspraxis eingeholt. Die Momente der Anwendung<br />

<strong>und</strong> Anwendbarkeit im realen Berufs- <strong>und</strong> Tätigkeitsfeld sind für den<br />

Kompetenzbegriff konstitutiv. Das heißt auch: Die Ermittlung <strong>und</strong> Benennung<br />

relevanter Kompetenzen orientiert sich maßgeblich an den Bedingungen des<br />

Arbeitsplatzes in Schule <strong>und</strong> Unterricht. Entsprechende Einsichten <strong>und</strong> Erkenntnisse<br />

dazu liefern empirische Analysen zum konkreten Berufs- <strong>und</strong> Tätigkeitsfeld des<br />

Lehrers.<br />

16


Ebene programmatische pragmatische<br />

strukturelle Leitbild Anforderungen<br />

individuelle Aufgaben Kompetenzen<br />

Abb.3: Begriffs-Heuristik<br />

In einer Übersicht zu den Begriffen, die üblicherweise im Zusammenhang mit der<br />

Berufstätigkeit <strong>und</strong> Ausbildung von Lehrern verwendet werden, können zwei<br />

verschiedene Ebenen unterschieden werden: Zum einen ist eine strukturelle Ebene,<br />

die die ‚objektiven’ Herausforderungen <strong>und</strong> Ansprüche des Lehrerberufs aufnimmt,<br />

von einer individuellen Ebene zu unterscheiden, die auf die ‚subjektive’ Befähigung<br />

der einzelnen Person abhebt. Zum anderen finden sich in den analytischen <strong>und</strong><br />

konstruktiven Auseinandersetzungen mit Lehrerarbeit solche Ausführungen, die ihre<br />

Vorstellungen bewusst allgemein <strong>und</strong> im Rahmen übergreifender Zusammenhänge<br />

thematisieren. Diese können als programmatische Aussagen abgegrenzt werden von<br />

pragmatischen, die durch ihren Zuschnitt auf die konkreten Erfordernisse der<br />

unmittelbaren Berufspraxis detaillierte Reflexions- <strong>und</strong> Handlungsweisen<br />

beschreiben.<br />

Nimmt man beide Gesichtspunkte in ein Ordnungsraster auf, könnte eine<br />

systematische Bestimmung <strong>und</strong> Abgrenzung relevanter Begriffe folgendermaßen<br />

vorgenommen werden (vgl. Abb.3). Auf der Ebene der programmatischen Entwürfe<br />

verfolgen Leitbilder das Ziel, die Ausgangsbedingungen für die Berufstätigkeit des<br />

Lehrers zu formulieren <strong>und</strong> auf dieser Gr<strong>und</strong>lage übergeordnete Vorstellungen für<br />

eine an angemessenen Standards orientierte Berufsausübung zu entfalten. Für die<br />

konkrete Umsetzung in die Praxis sind die in den Leitbildern entfalteten normativen<br />

Vorstellungen auf ihre Realisierungsmöglichkeiten hin zu überprüfen. Unter<br />

pragmatischen Gesichtspunkten zielen Anforderungen darauf ab, eine detaillierte<br />

17


Zusammenstellung von inhaltlichen <strong>und</strong> institutionellen Notwendigkeiten zu liefern<br />

<strong>und</strong> die im Leitbild ausgewiesenen Qualitätsstandards an die Lehrerarbeit zu<br />

konkretisieren. Auf der individuellen Ebene sind die Leitbilder in ein differenziertes<br />

Spektrum konkreter Aufgaben einzubringen, die jeder einzelne Lehrer persönlich zu<br />

lösen hat. Werden solche Aufgaben mit ausgewiesenen Qualifikationsmaßstäben<br />

abgeglichen <strong>und</strong> in solche Aussagen überführt, die die Bedingungen der<br />

Realisierung in Anschlag bringen, kann von Kompetenzen gesprochen werden. Auf<br />

der individuellen Ebene sind dies die Fähigkeiten des einzelnen Lehrers, die ihn in<br />

den Stand setzen, den beruflichen Aufgaben <strong>und</strong> Ansprüchen vor dem Hintergr<strong>und</strong><br />

eines erkennbaren Leitbildes in der Praxis gerecht zu werden. Der Kompetenzbegriff<br />

zielt also auf das Vermögen einer Person, erworbene <strong>und</strong> somit verfügbare<br />

Fähigkeiten unter den realen Bedingungen eines gegebenen Handlungsfeldes<br />

situations- <strong>und</strong> aufgabenorientiert zu aktualisieren.<br />

2.3 Der Kompetenzbegriff – eine unvollständige Synopse vorliegender<br />

Definitionen<br />

(1) Die Expertise „Zur Entwicklung nationaler <strong>Bildung</strong>sstandards“<br />

Die Expertise „Zur Entwicklung nationaler <strong>Bildung</strong>sstandards“ (BMBF, 2003) stellt ein<br />

umfassendes <strong>und</strong> ausdifferenziertes Programm zur Sicherung <strong>und</strong> Steigerung der<br />

Qualität schulischer Arbeit vor. Als zentrales Gelenkstück der gesamten<br />

Anstrengungen wird die Entwicklung <strong>und</strong> Festlegung verbindlicher Anforderungen an<br />

das Lehren <strong>und</strong> Lernen in der Schule angesehen. Diese Anforderungen – zumal sie<br />

allgemeine <strong>Bildung</strong>sziele aufgreifen – werden <strong>Bildung</strong>sstandards genannt <strong>und</strong><br />

bezeichnen „präzise, verständlich <strong>und</strong> fokussiert die wesentlichen Ziele der<br />

pädagogischen Arbeit, ausgedrückt als erwünschte Lernergebnisse der Schülerinnen<br />

<strong>und</strong> Schüler. Damit konkretisieren sie den <strong>Bildung</strong>sauftrag, den Schulen zu erfüllen<br />

haben“ (BMBF, 2003, S. 4).<br />

Das Gr<strong>und</strong>anliegen der Expertise besteht nun darin, für die Entwicklung, Gestaltung<br />

<strong>und</strong> Verwendung von <strong>Bildung</strong>sstandards überzeugende <strong>und</strong> ausgearbeitete<br />

18


Vorschläge zu unterbreiten. Dabei kommen Kompetenzen, Kompetenzmodellen <strong>und</strong><br />

Verfahren der Kompetenzentwicklung <strong>und</strong> -diagnostik eine Schlüsselrolle zu. Denn<br />

mit der Festlegung von <strong>Bildung</strong>sstandards ist zugleich die Aufgabe verb<strong>und</strong>en,<br />

Kompetenzen zu beschreiben <strong>und</strong> zu fixieren. „Die <strong>Bildung</strong>sstandards legen fest,<br />

welche Kompetenzen die Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen bis zu einer bestimmten<br />

Jahrgangsstufe mindestens erworben haben sollen“ (BMBF, 2003, S. 4). Die<br />

Kompetenzen – so die in der Expertise vorgetragene Auffassung – sind so konkret<br />

zu beschreiben, dass sie in Aufgabenstellungen umgesetzt <strong>und</strong> prinzipiell mit Hilfe<br />

von Testverfahren erfasst werden können.<br />

Die Bestimmung des zugr<strong>und</strong>eliegenden Kompetenzbegriffs erfolgt in Anlehnung an<br />

Weinert (2001, S. 27 f.). Danach versteht man unter Kompetenzen „die bei<br />

Individuen verfügbaren oder von ihnen erlernbaren kognitiven Fähigkeiten <strong>und</strong><br />

Fertigkeiten, bestimmte Probleme zu lösen, sowie die damit verb<strong>und</strong>enen<br />

motivationalen, volitionalen <strong>und</strong> sozialen Bereitschaften <strong>und</strong> Fähigkeiten, die<br />

Problemlösungen in variablen Situationen erfolgreich <strong>und</strong> verantwortungsvoll nutzen<br />

zu können“ (BMBF, 2003, S. 59). Im Kern zielt dieses Kompetenzverständnis auf die<br />

Befähigung einer Person, bestimmte Arten von Problemen erfolgreich zu lösen,<br />

letztlich „konkrete Anforderungssituationen eines bestimmten Typs zu bewältigen“<br />

(BMBF, 2003, S. 59). Eine entscheidende Rolle spielt dabei der „simultane Einsatz<br />

von Wissen <strong>und</strong> Können“ (BMBF, 2003, S. 64).<br />

Die Expertise verweist in diesem Zusammenhang auf aktuelle<br />

kognitionswissenschaftliche Modelle, wonach Wissen nicht auf bloße Kenntnisse zu<br />

reduzieren sei. Zwar müsse Wissen zunächst als deklaratives Wissen (explizites,<br />

verbalisierbares Wissen über Sachverhalte) erworben werden, würde dann aber zum<br />

einen zunehmend „prozeduralisiert“, d. h. in automatisch zugängliche Verknüpfungen<br />

<strong>und</strong> Abläufe überführt, zum anderen würde eine zunehmende Vernetzung von<br />

Wissenselementen sowie die <strong>Bildung</strong> von Meta-Wissen (Wissen über das eigene<br />

Wissen, seinen Aufbau, seine Anwendung usw.) <strong>und</strong> abstraktem Wissen stattfinden.<br />

Auf dem Wege zunehmender „Prozeduralisierung“ geht Wissen auf höheren<br />

Niveaustufen in Können über, auf dem Wege zunehmender Vernetzung <strong>und</strong><br />

Abstraktion von Wissen entwickelt sich auf höherem Niveau die Fähigkeit, das<br />

eigene Vorgehen bei der Bearbeitung von Anforderungen <strong>und</strong> Problemen zu<br />

reflektieren <strong>und</strong> argumentativ darzustellen.<br />

19


Insgesamt ist davon auszugehen, dass kompetentes Handeln gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

wissensbasiert ist. Der vorliegende Kompetenzbegriff nimmt dieses<br />

Gr<strong>und</strong>verständnis auf <strong>und</strong> weist in diesem Zusammenhang besonders auf die<br />

Notwendigkeit hin, „intelligentes“ Wissen auszubilden. Dieses unterscheidet sich vom<br />

„trägen“ Wissen, das außerhalb der Erwerbssituation nicht angewandt werden kann,<br />

dadurch, dass es als verarbeitetes <strong>und</strong> verstandenes Wissen für die Entwicklung<br />

situationsangemessener Problemlösungen genutzt werden kann.<br />

Das in dieser Expertise entfaltete Kompetenzverständnis akzentuiert aber nicht nur<br />

den besonderen Zusammenhang von Wissen <strong>und</strong> Können. Zudem wird deutlich die<br />

Position herausgestellt, dass Kompetenzerwerb beim systematischen Aufbau<br />

gegenstands- <strong>und</strong> fachbezogenen Wissens (in einer „Domäne“, – wie die Expertise<br />

sagt) beginnt. Damit grenzt sich der verwendete Begriff von Kompetenzen<br />

ausdrücklich von den häufig – etwa in der Berufspädagogik – gebrauchten<br />

Konzepten der Sach-, Methoden-, Sozial- <strong>und</strong> <strong>Selbstkompetenz</strong> ab. Der Zugang auf<br />

die Entwicklung <strong>und</strong> Darstellung von Kompetenzen erfolgt demnach gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

über eine Verständigung darüber, was den Kern von Fächern, Lern- <strong>und</strong><br />

Erfahrungsbereichen, Domänen ausmacht. Im Rahmen von kompletten<br />

Kompetenzmodellen sind über die Darstellung der Kompetenzen hinaus vor allem<br />

die Ausdifferenzierungen <strong>und</strong> Konkretisierungen in inhaltlichen Teildimensionen<br />

einerseits <strong>und</strong> andererseits in ihren verschiedenen Niveaustufen systematisch<br />

zusammenzuführen. So stellen Kompetenzmodelle eine geordnete Übersicht über<br />

die Aspekte, Abstufungen <strong>und</strong> Entwicklungsverläufe von Kompetenzen <strong>und</strong> liefern<br />

die Basis dafür, schlüssige Hinweise für die Konstruktion von Aufgabenstellungen<br />

<strong>und</strong> letztlich von Testverfahren zu gewinnen.<br />

(2) Der Kompetenzbegriff nach Nieke<br />

In der Erziehungswissenschaft unternimmt Nieke (2002) einen Versuch, den<br />

Kompetenzbegriff in differenzierter Weise herzuleiten <strong>und</strong> zu klären. Folgt man<br />

seinen wissenschaftshistorischen Ausführungen, ist die Entstehungsgeschichte des<br />

Begriffs auf den amerikanischen Psychologen Whyte (1965) zurückzuführen. Dieser<br />

20


– so Niekes Darstellung – verwendet den Begriff „competence“ zur Bezeichnung des<br />

Vermögens einer Person, die gegebenen Anforderungen der Weltbewältigung durch<br />

die entsprechende Herausbildung von „bemeisternden Fähigkeiten des psychischen<br />

Apparats“ (Nieke, 2002, S. 15) zu bewerkstelligen. Auf der Basis dieses Ver-<br />

ständnisses ist der Begriff von Heinrich Roth im zweiten Band seiner Pädagogischen<br />

Anthropologie aufgegriffen <strong>und</strong> mit der Unterscheidung nach den drei Bereichen der<br />

Sachkompetenz, Sozialkompetenz <strong>und</strong> <strong>Selbstkompetenz</strong> in die pädagogische<br />

Diskussion eingebracht worden (Roth, 1971). In der Folgezeit hat der<br />

Kompetenzbegriff zunehmend Verwendung gef<strong>und</strong>en <strong>und</strong> ist in unterschiedlicher<br />

Weise ausdifferenziert worden 1 . Im Zuge dieser Entwicklungsgeschichte ist<br />

erkennbar, dass die fachsprachliche Verwendung des Kompetenzbegriffs<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich zwei Richtungen aufweist: Über eine eher psychologische <strong>und</strong><br />

erziehungswissenschaftliche Bedeutung von Kompetenz als Fähigkeit hinaus<br />

verweist der Begriff in eher juristischen Kontexten auf die Dimension der<br />

Zuständigkeit. Mit dieser Vorstellung, Kompetenz als Zuständigkeit zu bestimmen,<br />

verbindet sich die Auffassung, zum einen die formalen Befugnisse für bestimmte<br />

Entscheidungen in den Kompetenzbegriff aufzunehmen, zum anderen die sachlich<br />

<strong>und</strong> ethisch-moralisch f<strong>und</strong>ierte Befähigung einzubeziehen, Zuständigkeiten<br />

fachk<strong>und</strong>ig <strong>und</strong> verantwortungsvoll (also: kompetent) wahrzunehmen.<br />

Zusammenfassend stellt Nieke heraus, dass ein expliziertes Begriffsverständnis von<br />

Kompetenz drei Komponenten verbindet: „Kompetenz ist (1) die Fähigkeit, gegebene<br />

Aufgaben sachgerecht zu bewältigen; (2) das Bewusstsein von der Verantwortung,<br />

die gegebenen Aufgaben nach geltenden Maßstäben korrekt <strong>und</strong> bestmöglich zu<br />

erfüllen; (3) die auf der Gr<strong>und</strong>lage der beiden ersten Komponenten zu<br />

beanspruchende Zuständigkeit für die Erfüllung bestimmter Aufgaben, die sich aus<br />

der spezifischen Fähigkeit <strong>und</strong> Berufsethik definieren lassen“ (Nieke, 2002, S. 16).<br />

1 Bezeichnend sind etwa die Versuche, den Bereich der Sachkompetenz aufzuteilen: Danach ist eine<br />

im engeren Sinne fachliche Kompetenz, die im Blick auf die Inhalte zu bestimmen ist, abzugrenzen<br />

von einer inhaltsübergreifenden Methodenkompetenz. Diese umfasst entweder die Denkmethoden,<br />

mit denen die Sachstrukturen von Inhaltsbereichen aufgedeckt werden, oder meint die so genannten<br />

Schlüsselqualifikationen, mit deren Hilfe sich Inhaltsbereiche selbständig erschließen lassen.<br />

21


Die weiterführenden, konkretisierenden Ausführungen von Nieke zielen ausdrücklich<br />

auf den besonderen Bereich der pädagogischen Kompetenz. Diese liegt nur dann<br />

vor, wenn eine Person über ein bestimmtes Wissen verfügt: Zum Ersten hat sie die<br />

gegebenen Aufgaben auf der Basis des hierfür vorhandenen Fachwissens zu<br />

bewältigen, <strong>und</strong> zum Zweiten muss sie bei den anstehenden Entscheidungen<br />

imstande sein, auf der Basis einer speziellen Berufsethik relevantes<br />

Begründungswissen aktualisieren zu können.<br />

Wenn Nieke ausdrücklich die Notwendigkeit betont, dass die pädagogische<br />

Kompetenz an spezifische Wissensbestände geknüpft ist, dient dieser Hinweis<br />

zunächst der inhaltlichen Präzisierung. Die Plausibilität dieses unterstellten<br />

Zusammenhangs zwischen Kompetenz <strong>und</strong> Wissen soll nun keinesfalls in Zweifel<br />

gezogen werden. Allerdings wirft Niekes besondere Zuspitzung auf diesen<br />

Zusammenhang die Frage auf, ob für die Fähigkeit, pädagogische Aufgaben<br />

sachgerecht bewältigen zu können, durch entsprechende wissensmäßige<br />

Voraussetzungen schon eine ausreichende Bestimmung vorgenommen ist.<br />

(3) Das Kommissionsgutachten zur Lehrerbildung<br />

Das Gutachten der Kommission „Lehrerbildung“ (Terhart, 2000) macht in diesem<br />

Zusammenhang weitergehende Angaben. Danach beruht die Kompetenz des<br />

Lehrers zwar auch auf Wissensbeständen 1 . Darüber hinaus jedoch ist Kompetenz<br />

an zwei weitere Elemente geknüpft. Das eine sind die verfügbaren<br />

Handlungsroutinen: „Lehrkräfte müssen in Sek<strong>und</strong>enbruchteilen Lösungen für ein<br />

ständig im Fluss befindliches soziales, motivationales <strong>und</strong> kognitives Geschehen<br />

generieren, das in Gruppen von Schülern mit unterschiedlichen Voraussetzungen<br />

eine je eigene Dynamik gewinnt. Die Bewältigung entsprechender Anforderungen<br />

setzt ein umfangreiches <strong>und</strong> ausdifferenziertes Repertoire von problem- <strong>und</strong><br />

situationsbezogenen Handlungsmustern voraus, aus dem unmittelbar Aktivitäten<br />

1 Das entsprechende, wissenschaftlich f<strong>und</strong>ierte Wissen wird nach deklarativen (z.B. Fakten, Begriffe,<br />

Regeln), prozeduralen (z.B. Fertigkeiten, Strategien) <strong>und</strong> metakognitiven (z. B. Regulation)<br />

Komponenten unterschieden (Terhart, 2000, S. 55)<br />

22


abgerufen (<strong>und</strong> eventuell situationsbezogen modifiziert) werden können“ (Terhart,<br />

2000, S. 56). Dieser Bestand an Handlungsmustern – neben den Wissensbeständen<br />

die zweite Komponente der Lehrerkompetenz – ist aufzubauen, ständig zu<br />

modifizieren, in sichere Routinen einzuarbeiten, <strong>und</strong> diese wiederum sind zu<br />

überprüfen <strong>und</strong> zu verändern. Dazu müssen Lehrer situationsangemessene<br />

Problemlösungen generieren, erproben, überdenken, einspielen <strong>und</strong> festigen.<br />

Reflexionsformen sind ein drittes Element der Lehrerkompetenz. Ein<br />

entsprechendes Reflexionsvermögen ist nicht nur für die Ausbildung eines<br />

Repertoires von Handlungsmustern <strong>und</strong> -routinen unverzichtbar, Reflexionsformen<br />

sind die entscheidende Basis dafür, berufsrelevante Wertmaßstäbe zu entwickeln, an<br />

das eigene Handeln anzulegen <strong>und</strong> sich „zielgerichtet <strong>und</strong> bewusst ein pädagogisch<br />

vertretbares Berufsethos zu erarbeiten“ (Terhart, 2000, S. 56).<br />

2.4 Fazit: eine Arbeitsdefinition des Kompetenzbegriffs für das Projekt<br />

„SaSeKo“<br />

Auf eine Kurzformel gebracht sind Kompetenzen als ein Aggregat<br />

anforderungs(berufs-)relevanter Reflexions- <strong>und</strong> Handlungspotenziale<br />

anzusehen.<br />

– Die Bezeichnung ‚Aggregat’ verweist auf die Annahme, dass es sich bei einer<br />

Kompetenz um eine Anzahl von untereinander abgrenzbaren Fähigkeitskomplexen<br />

handelt, die zueinander in einem systematischen Zusammenhang stehen. Zugleich<br />

soll die Vorstellung auggerufen werden, dass sich einmal ausgebildete <strong>und</strong> dann<br />

disponible Kompetenzen in einer dynamischen Weise je nach Situation <strong>und</strong> Lage des<br />

Kompetenzbesitzers in verschiedenen „Aggregatzuständen“ im Sinne von<br />

unterschiedlichen Aktivierungsstadien <strong>und</strong> -niveaus befinden können.<br />

– Die Kennzeichnung ‚anforderungsrelevant’ macht deutlich, dass sich die<br />

verschiedenen Fähigkeitsdimensionen maßgeblich durch diejenigen Tätigkeiten<br />

bestimmen, die zur Aufgabenbewältigung unter den Bedingungen der realen<br />

23


Handlungspraxis notwendig sind. Im Falle des Lehrerberufs liefern die für Schule <strong>und</strong><br />

Unterricht typischen Arbeitsplatzbedingungen die Basis für die Erstellung eines<br />

differenzierten Tätigkeitsprofils.<br />

– Die Unterscheidung von ‚Reflexion’ <strong>und</strong> ‚Handlung’ macht einerseits auf die<br />

Reichweite von Kompetenzen aufmerksam, betont andererseits den engen<br />

Zusammenhang zwischen Denken <strong>und</strong> Handeln. Im Kompetenzbegriff wird die<br />

unmittelbare Verbindung zwischen (meta-)kognitiven <strong>und</strong> praktischen Operationen<br />

sinnfällig.<br />

– Die Bezeichnung ‚Potenziale’ nimmt die Unterstellung auf, dass die Fähigkeiten,<br />

sind sie einmal erworben, gr<strong>und</strong>sätzlich zur Aufgabenbewältigung verfügbar sind. Ob<br />

<strong>und</strong> in welcher Weise sie jeweils aktiviert werden, ist nicht ausschließlich auf Anreize<br />

<strong>und</strong> Einflüsse von außen angewiesen, sondern verdankt sich der Initiative <strong>und</strong><br />

Eigentätigkeit der kompetenten Person. Ein wesentliches Element von Kompetenz ist<br />

mithin die jeweils ausgeprägte Fähigkeit einer Person zur Selbstinitiative <strong>und</strong> -<br />

tätigkeit. Damit schließt der Kompetenzbegriff ein entwickeltes Verantwort-<br />

ungsbewusstsein <strong>und</strong> eine verlässliche Urteils- <strong>und</strong> Entscheidungsfähigkeit des<br />

Kompetenzbesitzers ein.<br />

24


3 Kompetenz <strong>und</strong> Professionalität<br />

[...]<br />

Das von Bauer (1996; 2002) vorgestellte Konzept pädagogischer Professionalität<br />

liefert eine gegenstandsbezogene Theorie zur Lehrerarbeit, unterfüttert die<br />

Theorieentwicklung mit empirischen Daten, liefert mit der Kategorie des<br />

„professionellen Selbst“ einen Schlüsselbegriff, mit dessen Hilfe – sozusagen als<br />

Material – der Lehrer seine eigene Entwicklung betreiben kann, <strong>und</strong> stellt<br />

methodische Verfahren vor, auf deren Gr<strong>und</strong>lage es gelingen kann, ein realistisches<br />

Bild der Lehrerarbeit, seiner Risiken <strong>und</strong> damit verb<strong>und</strong>ener Beanspruchungen <strong>und</strong><br />

Belastungen zu zeichnen.<br />

Werte<br />

Ziele<br />

Ethos<br />

Berufssprache<br />

Kollegen<br />

Partner<br />

Handlungsrepertoire<br />

Selbst<br />

Berufswissenschaft<br />

Arbeitsaufgaben<br />

Strukturen<br />

bilden,<br />

Interagieren,<br />

Informieren,<br />

Gestalten,<br />

Organisieren,<br />

Evaluieren<br />

...<br />

Abb.4: Komponenten pädagogischer Professionalität (Bauer et. al. 1996, S.<br />

15)<br />

Der gr<strong>und</strong>legende Gedanke des Konzepts der pädagogischen Professionalität nach<br />

Bauer et. al. (1996) basiert auf der Vorstellung, daß Lehrerarbeit über zwei<br />

wesentliche Komponenten zu bestimmen ist: das „pädagogische<br />

Handlungsrepertoire“ <strong>und</strong> das „pädagogische Selbst“ (Bauer et. al., 1996, S. 13-15).<br />

25


Unter das pädagogische Handlungsrepertoire fallen Handlungsmuster, die auf hoch<br />

verdichteten Wissensbeständen gründen. Während der Handlungsausführung<br />

gelangen diese nicht vollständig ins Bewußtsein. Die Handlungsabfolgen sind geübt<br />

<strong>und</strong> erscheinen für einen Betrachter gekonnt. Das zweite Element, das professionelle<br />

Selbst, ist allen anderen Komponenten der Professionalität übergeordnet <strong>und</strong> hat<br />

eine strukturierende <strong>und</strong> integrierende Funktion. Als die auswählende Instanz steuert<br />

das professionelle Bewußtsein die Aufmerksamkeit des Pädagogen. Informationen<br />

werden verarbeitet <strong>und</strong> Handlungsmuster werden ausgewählt, die im Hinblick auf<br />

pädagogische Ziele relevant sind. Die von Bauer et. al. vorgenommene Unter-<br />

scheidung zwischen einem primären <strong>und</strong> einem höheren professionellen Bewußtsein<br />

besteht darin, daß das primäre aus der unmittelbaren pädagogischen Interaktion<br />

hervorgeht <strong>und</strong> die Erfüllung der Aufgaben begleitet, während das höhere<br />

professionelle Bewußtsein durch die Verarbeitung von Erinnerungen entsteht <strong>und</strong><br />

Reflexion voraussetzt. Aus diesem höheren Bewußtsein entsteht dann das<br />

pädagogische Selbst.<br />

Die zentrale Aufgabe des pädagogischen Selbst ist es, Wichtiges von Unwichtigem<br />

zu unterscheiden. Dazu ist der Besitz einer klaren pädagogischen Zielorientierung<br />

Voraussetzung sowie die Fähigkeit, einlaufende Informationen hinsichtlich<br />

pädagogischer Handlungsmöglichkeiten wirksam kategorisieren zu können.<br />

Insgesamt ergibt sich ein Konzept der pädagogischen Professionalität, das die hohe<br />

Komplexität professionell angelegter Lehrerarbeit widerspiegelt (vgl. Abb.4).<br />

Nach den Gr<strong>und</strong>vorstellungen des Konzepts handelt diejenige Person pädagogisch<br />

professionell, „die gezielt ein berufliches Selbst aufbaut, das sich an berufstypischen<br />

Werten orientiert, sich eines umfassenden pädagogischen Handlungsrepertoires zur<br />

Bewältigung von Arbeitsaufgaben sicher ist, sich mit sich <strong>und</strong> anderen Angehörigen<br />

der Berufsgruppe Pädagogen in einer nicht-alltäglichen Berufssprache verständigt,<br />

ihre Handlungen unter Bezug auf eine Berufswissenschaft begründen kann <strong>und</strong><br />

persönlich die Verantwortung für Handlungsfolgen in ihrem Einflußbereich<br />

übernimmt“ (Bauer et. al., 1996, S. 15).<br />

[...]<br />

26


4 Sach- <strong>und</strong> <strong>Selbstkompetenz</strong> – Klärungs- <strong>und</strong><br />

Differenzierungsversuche<br />

Auf den geradezu inflationären Gebrauch des Kompetenzbegriffs in der aktuellen<br />

Debatte um die Arbeit <strong>und</strong> Berufsausbildung des Lehrers ist bereits hingewiesen<br />

worden (vgl. Kap. 2). Zudem ist folgende Entwicklung offensichtlich: In dem gleichen<br />

Maße, in dem die Verwendung des Begriffs Kompetenz zunimmt, scheint sich die<br />

Anzahl von Angeboten zu vervielfältigen, in denen für relevant erachtete<br />

Kompetenzen <strong>und</strong> Kompetenzbereiche aufgeschlüsselt <strong>und</strong> zusammengestellt<br />

werden. Es sieht so aus, als würden die „traditionellen“ Tugenden-Kataloge für<br />

vorbildlich arbeitende Lehrer durch „moderne“ Kompetenz-Kataloge für professionell<br />

arbeitende Lehrer ersetzt.<br />

Da solche Ausdifferenzierungen von Lehrerkompetenzen unterschiedlich angelegt<br />

sind <strong>und</strong> mit verschiedenen Benennungen einzelner Teilkompetenzen operieren,<br />

vermittelt sich insgesamt kein einheitliches Bild. Eine systematische<br />

Zusammenstellung der vorliegenden Entwürfe steht noch aus. Eine solche Synopse<br />

kann <strong>und</strong> soll an dieser Stelle nicht geliefert werden. Allerdings können exemplarisch<br />

einige dieser Vorschläge referiert werden, um einen ersten Einblick in die typischen<br />

Kennzeichen <strong>und</strong> Unterschiede zu geben. Die Auswahl der hier angeführten<br />

Konzepte erfolgt eher aus Gründen der Zugänglichkeit der Textstellen für den Autor<br />

<strong>und</strong> ihres offensichtlichen Bekanntheits- <strong>und</strong> Verbreitungsgrades innerhalb der<br />

einschlägigen Publikationen, weniger aus Gründen der Systematik oder gar zum<br />

Zweck einer vollständigen Übersicht <strong>und</strong> gründlichen Auswertung.<br />

4.1 Kompetenzen des (Sport-) Lehrers im Überblick<br />

Es wird zwischen solchen Zusammenstellungen unterschieden, die sich als<br />

allgemeine, fächerübergreifende Konzepte verstehen <strong>und</strong> somit auf alle Lehrer<br />

beziehen (im Folgenden 1 <strong>und</strong> 2), <strong>und</strong> solchen, die unter Berücksichtigung der<br />

spezifischen Belange <strong>und</strong> Anforderungen des Faches Sportunterricht abgefasst sind<br />

(im Folgenden 3 <strong>und</strong> 4).<br />

27


(1) Die Denkschrift der <strong>Bildung</strong>skommission NRW<br />

In der Denkschrift der Kommission „Zukunft der <strong>Bildung</strong> – Schule der Zukunft“<br />

(<strong>Bildung</strong>skommission NRW, 1995) werden umfassende Analysen, gr<strong>und</strong>legende<br />

Leitvorstellungen <strong>und</strong> differenzierte Empfehlungen für die zukünftige Gestaltung des<br />

gesamten <strong>Bildung</strong>swesens vorgelegt. In einem gesonderten Abschnitt (Kap. IV. 7, S.<br />

300-333) wird das Themenfeld „Personal im Schulwesen“ abgearbeitet. Innerhalb<br />

dieses Kapitels konzentriert sich eine Passage (S. 300-306) auf die Berufssituation<br />

<strong>und</strong> das berufliche Leitbild des Lehrers.<br />

Der Gr<strong>und</strong>gedanke ist folgender: Im Zuge des Wandels der heutigen Schulen hin zur<br />

Teilautonomie verändern sich die Rolle <strong>und</strong> Aufgaben des Lehrers. „Deren<br />

Selbständigkeit vergrößert sich, das Maß ihrer Unabhängigkeit wächst, Art <strong>und</strong><br />

Umfang der Verantwortung werden deutlicher, die Zusammenarbeit verdichtet sich,<br />

es wird über die eigene Person hinaus für jeden sinnvoll, sich <strong>und</strong> anderen<br />

Rechenschaft zu legen über Absichten, Vorhaben, Methoden, Ziele, Erfolge <strong>und</strong><br />

Misserfolge“ (<strong>Bildung</strong>skommission NRW, 1995, S. 300). Die gewandelte<br />

Berufssituation ist Ausgangspunkt für die Konstruktion eines Leitbildes, das in einem<br />

unmittelbaren Zusammenhang mit der Idee einer Schule der Zukunft steht, die als<br />

lernende Organisation auf Entwicklung, Selbststeuerung <strong>und</strong> Kooperation angelegt<br />

ist.<br />

Die Konkretisierung des Leitbildes wird in der Denkschrift in zwei Schritten<br />

vorgenommen: In einem ersten Zugang werden „Elemente von<br />

Handlungskompetenz“ (<strong>Bildung</strong>skommission NRW, 1995, S. 302) benannt, die<br />

notwendig sind, „damit Lehrerinnen <strong>und</strong> Lehrer zu aktiven Mitgestaltern einer Schule<br />

werden können“ (<strong>Bildung</strong>skommission NRW, 1995, S. 302). Diese Elemente sind:<br />

Partnerschaftliche Schulkultur; Selbstverantwortung; Pädagogische Gr<strong>und</strong>-<br />

einstellungen; Kreativität; Schulverantwortung; Kommunikative Fähigkeiten<br />

(<strong>Bildung</strong>skommission NRW, 1995, S. 303 f.).<br />

In einem zweiten Schritt werden „Basisqualifikationen“ benannt, „die unabhängig von<br />

schulstufen- <strong>und</strong> bildungsgangbezogenen Akzentuierungen <strong>und</strong> speziellen<br />

28


Qualifikationen zu den professionellen Gr<strong>und</strong>befähigungen zu zählen sind“<br />

(<strong>Bildung</strong>skommission NRW, 1995, S. 302).<br />

Als notwendige Befähigungen „sollen gelten<br />

– Fachlich-didaktische Kompetenz 1<br />

dazu gehören<br />

• Fachliches Wissen <strong>und</strong> Können <strong>und</strong> curriculare Kompetenz,<br />

• die Fähigkeit, Phänomene <strong>und</strong> Probleme fachbezogen <strong>und</strong><br />

fächerübergreifend aufzuschließen <strong>und</strong> zu bearbeiten,<br />

• die Fähigkeit, Lernen in bezug auf größere curriculare Zusammenhänge hin<br />

zu organisieren,<br />

• Fähigkeiten zur Gestaltung eines koedukativen Unterrichts, der beiden<br />

Geschlechtern gerecht wird.<br />

– Methodische Kompetenz<br />

dazu gehören die Verfügbarkeit<br />

• einer Methodenvielfalt für die Unterrichtsgestaltung,<br />

• von Lehr- <strong>und</strong> Lernstrategien,<br />

• von Methoden zur Gestaltung interaktiver Lehr-Lern-Umgebungen,<br />

• von Kenntnissen sonderpädagogischer Arbeit.<br />

– Kompetenz zur Leitung von Lerngruppen<br />

dazu gehören Fähigkeiten<br />

• zur Organisation <strong>und</strong> Gestaltung der Lernumwelt,<br />

• zur Entwicklung <strong>und</strong> Nutzung von Materialien, die selbstgesteuertes Lernen<br />

fördern,<br />

• zur Kommunikation <strong>und</strong> Menschenführung,<br />

• zum Erkennen <strong>und</strong> Gestalten von Gruppenprozessen.<br />

– Diagnostische Kompetenz<br />

dazu gehören Fähigkeiten<br />

1 Fettdruck durch M.B.<br />

29


• zum Erkennen von Lernpotentialen, spezifischen Lernvoraussetzungen,<br />

Lernhindernissen sowie Prozessen <strong>und</strong> Reaktionen der Lernenden,<br />

• zur Beobachtung <strong>und</strong> Beurteilung,<br />

• zum Erfassen von Möglichkeiten <strong>und</strong> Beschränkungen beim Erreichen<br />

pädagogischer Ziele,<br />

• zur Analyse der eigenen Professionalität, der Bewältigung der<br />

Arbeitssituation <strong>und</strong> der beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten,<br />

• zur Evaluation.<br />

– Beratungskompetenz<br />

dazu gehören die Fähigkeiten<br />

• zur Anleitung für das Selbstmanagement von Lernen,<br />

• zur Einbringung prozeßorientierter Lernhilfen,<br />

• der Anleitung zur Selbstevaluation.<br />

– Metakognitive Kompetenz<br />

dazu gehören<br />

• vertiefte Kenntnisse über den Ablauf von Lernprozessen <strong>und</strong> den Erwerb<br />

von Wissen,<br />

• Beobachtung <strong>und</strong> Reflexion eigener Denkprozesse <strong>und</strong> Handlungen als<br />

Voraussetzung für Strategieentscheidungen,<br />

• Wahrnehmungsfähigkeit für geschlechtsspezifische Verhaltensweisen bei<br />

sich selbst <strong>und</strong> anderen.<br />

– Medienkompetenz<br />

dazu gehören<br />

• Sensibilität für die Bedeutung der Medien im Leben von Kindern <strong>und</strong><br />

Jugendlichen,<br />

• Vertrautheit mit dem Einsatz <strong>und</strong> der Nutzung neuer Medien als interaktive<br />

Lernsysteme für den Aufbau <strong>und</strong> die Übung von Sachwissen <strong>und</strong><br />

Handlungswissen,<br />

• Urteilsfähigkeit gegenüber den „Botschaften“ der Medien,<br />

• Fähigkeiten zur Erschließung der <strong>Bildung</strong>s- <strong>und</strong> Gestaltungsmöglichkeiten,<br />

die mit Medien gegeben sind.<br />

30


– Teamfähigkeit<br />

dazu gehören<br />

• Kompetenzen zur kollegialen <strong>und</strong> interprofessionellen Zusammenarbeit,<br />

• Fähigkeiten zur Selbststeuerung in sozialen Kontexten <strong>und</strong> zur<br />

Konfliktbewältigung,<br />

• Motivation zur teamorientierten Gestaltung von Unterricht <strong>und</strong> Erziehung“<br />

(<strong>Bildung</strong>skommission NRW, 1995, S. 304-306).<br />

(2) Hilbert Meyers Professionstheorie<br />

In den aktuellen Publikationen des Erziehungswissenschaftlers Hilbert Meyer finden<br />

sich an verschiedenen Stellen Passagen, die sich mit Lehrerkompetenzen<br />

beschäftigen (u. a. Meyer, 1997, S. 27-46; 2001, S. 199-253). Da diese Ausführun-<br />

gen in Teilen sowohl der gr<strong>und</strong>legenden Systematik nach als auch von den<br />

verwendeten Begrifflichkeiten her voneinander abweichen (die Unterschiedlichkeiten<br />

werden vom Autor nicht begründet <strong>und</strong> sind für den Leser nicht nachzuvollziehen), ist<br />

es angebracht, sich im Folgenden auf eine Quelle zu konzentrieren. Der Beitrag aus<br />

der Buchpublikation „Türklinkendidaktik“ von 2001 beschäftigt sich explizit mit der<br />

„Professionalisierung in der Lehrerbildung“ (Meyer, 2001, S. 199-253).<br />

Meyer geht es im Kern darum, die aktuellen Professionstheorien aufzuarbeiten <strong>und</strong><br />

als Gr<strong>und</strong>lage für die Herleitung <strong>und</strong> Ausweisung besonderer Entwicklungsaufgaben<br />

von angehenden <strong>und</strong> berufstätigen Lehrern zu nehmen. Begriff <strong>und</strong> Konzept der<br />

Entwicklungsaufgabe können nach Meyer als Schlüssel für eine professionali-<br />

sierungsorientierte Lehrerbildung angesehen werden. „Eine Entwicklungsaufgabe<br />

eines Studenten, eines Referendars oder Lehrers ist eine biografisch bedeutsame<br />

<strong>und</strong> subjektiv als notwendig empf<strong>und</strong>ene Herausforderung zum Aufbau didaktisch-<br />

methodischer Handlungskompetenz“ (Meyer, 2001, S. 229).<br />

Die Bewältigung der Entwicklungsaufgabe gelingt nicht ohne Voraussetzungen:<br />

Unverzichtbar ist es, sich die persönliche Lernbiografie bewusst zu machen <strong>und</strong> ihre<br />

Konsequenzen für das eigene Methoden- <strong>und</strong> Handlungsrepertoire zu durchdenken.<br />

31


Die Fähigkeit, dies zu tun, bezeichnet Meyer als „biografische Kompetenz“. Diese<br />

besitzt ein Lehrer, „wenn er auf der Gr<strong>und</strong>lage selbstreflexiv erworbenen Wissens<br />

über die eigene Lern- <strong>und</strong> Lebensgeschichte sein aktuelles pädagogisches Handeln<br />

kritisch reflektiert <strong>und</strong> die Reflexion zur Weiterentwicklung seiner<br />

Handlungskompetenzen nutzt“ (Meyer, 2001, S. 229). In der Konsequenz führt<br />

Meyer seine Überlegungen in dem Leitbild des „Reflektierenden Didaktikers“<br />

zusammen. Dieser ist in der Lage, „seine tägliche Arbeit<br />

• selbständig <strong>und</strong> auf wissenschaftlicher Gr<strong>und</strong>lage,<br />

• in Kooperation mit Kollegen <strong>und</strong> Eltern,<br />

• unter Beachtung der widersprüchlichen Ziele von Schule <strong>und</strong><br />

• auf der Gr<strong>und</strong>lage einer eigenen Berufsethik zu erfüllen<br />

• <strong>und</strong> sein Handeln vor der Öffentlichkeit darzustellen <strong>und</strong> zu begründen“ (Meyer,<br />

2001, S. 232).<br />

In diesem Zusammenhang nun bringt Meyer den Kompetenzbegriff ein: Im Leitbild<br />

des „Reflektierenden Didaktikers“ führt er jene Reihe von Kompetenzen an, die der<br />

Lehrer für die professionelle Bewältigung seiner täglichen Arbeit benötigt. In dieser<br />

Zusammenstellung sind – als Stichworte ohne inhaltliche Erläuterungen – insgesamt<br />

zwölf Felder genannt:<br />

1 Theoriewissen,<br />

2 Fallverstehen,<br />

3 Biografiekompetenz,<br />

4 Soziale <strong>und</strong> emotionale Intelligenz (1 bis 4 zusammenfassend als<br />

pädagogische Reflexionsfähigkeit ausgewiesen),<br />

5 Berufsethos,<br />

6 Anspruchsökonomie,<br />

7 Selbstvertrauen,<br />

8 Selbstkritik (5 bis 8 zusammenfassend als Persönlichkeitsmerkmale<br />

ausgewiesen),<br />

9 Curriculumkompetenz,<br />

10 Methodenrepertoire,<br />

11 Integrationsfähigkeit,<br />

12 Organisations- <strong>und</strong> Planungskompetenz (9 bis 12 zusammenfassend als<br />

didaktisch-methodische Handlungsfähigkeit ausgewiesen) (Meyer, 2001, S.<br />

232-235).<br />

32


(3) Das DSB-Gutachten zur Analyse <strong>und</strong> Reform der Sportlehrerausbildung von<br />

1977<br />

1972 berief der Wissenschaftliche Beirat des Deutschen Sportb<strong>und</strong>es eine ad-hoc-<br />

Kommission, die den Auftrag hatte, Rahmenrichtlinien für eine Vereinheitlichung der<br />

Sportlehrerausbildung an wissenschaftlichen Hochschulen der B<strong>und</strong>esrepublik zu<br />

entwickeln. Der mit namhaften Experten besetzten Kommission ist es gelungen, eine<br />

vielbeachtete Konzeption zu erstellen, die in ihren Kerngedanken auch 25 Jahre<br />

danach an Argumentationskraft, Schlüssigkeit, Ausdifferenzierungsgrad <strong>und</strong><br />

Praktikabilität ihresgleichen sucht.<br />

Nach Auffassung dieses Gutachtens ist das zentrale Aufgaben- <strong>und</strong> Handlungsfeld<br />

des Sportlehrers bestimmt durch seine unterrichtlichen <strong>und</strong> außerunterrichtlichen<br />

Tätigkeiten innerhalb der Erziehungsinstitution Schule. Die zur qualifizierten<br />

Ausübung der Tätigkeiten notwendige Handlungskompetenz weist nun – so der im<br />

Gutachten vorgetragene Kerngedanke – vier charakteristische Dimensionen auf (vgl.<br />

Abb.5).<br />

33


Wissenschaftliches<br />

Handeln<br />

Pädagogisches Handeln<br />

Unterrichtliche<br />

Unterrichtliche<br />

<strong>und</strong><br />

<strong>und</strong><br />

außerunterrichtliche<br />

außerunterrichtliche<br />

Tätigkeit<br />

Tätigkeit<br />

Politisches Handeln<br />

Sportliches Handeln<br />

Abb.5: Dimensionen der Handlungskompetenz des Sportlehrers (aus: DSB,<br />

1977, S. 42)<br />

Im Mittelpunkt steht die pädagogische Handlungskompetenz. In ihr findet sich die<br />

Leitidee aufgenommen, wonach „die Qualifizierung des Schülers zur<br />

Selbstbestimmung <strong>und</strong> Mündigkeit zum Bezugspunkt für alle sachbezogenen<br />

Handlungserwartungen“ (DSB, 1977, S. 38) zu erheben ist. Bei der Befolgung dieser<br />

Gr<strong>und</strong>aufgabe sieht sich der Lehrer mit unterschiedlichen, z. T. unvereinbaren<br />

Ansprüchen konfrontiert. Die Zwiespältigkeit besteht darin, dass der Lehrer einerseits<br />

„Sachwalter objektiver gesellschaftlicher Ansprüche“ (DSB, 1977, S. 38) ist,<br />

andererseits die individuellen Bedürfnisse <strong>und</strong> Ansprüche der Schüler aufnehmen<br />

muss, wenn er sie schrittweise zur Mündigkeit erziehen will. Im Gr<strong>und</strong>e kann der<br />

Sportlehrer seiner pädagogischen Verantwortung nur gerecht werden, wenn er<br />

befähigt ist, die an den Sportunterricht gestellten Forderungen zu erfüllen, <strong>und</strong> –<br />

darüber hinaus – in der Lage ist, „die Berechtigung solcher Forderungen zu prüfen<br />

<strong>und</strong> die Bedingungen zu beurteilen, unter denen ihre Realisierung vertretbar<br />

erscheint“ (DSB, 1977, S. 40). Diese Forderungen können inhaltlich konkretisiert <strong>und</strong><br />

in dreifacher Hinsicht unterschieden werden in solche, die dadurch entstehen, dass<br />

der Lehrer mit Forderungen der Öffentlichkeit konfrontiert wird, die sich auf den<br />

34


Unterrichtsgegenstand Sport beziehen, in solche, die dadurch entstehen, dass der<br />

Lehrer mit Denkweisen, Theorien <strong>und</strong> Ergebnissen der Wissenschaft konfrontiert<br />

wird, <strong>und</strong> in solche, die dadurch entstehen, dass der Lehrer mit politischen<br />

Entscheidungen konfrontiert wird (DSB, 1977, S. 40).<br />

Die inhaltliche Bestimmung unterschiedlicher Forderungen liefert nun – in der Logik<br />

des Gutachtens – die Bezugspunkte dafür, die pädagogische Handlungskompetenz<br />

des Sportlehrers näher zu bestimmen. Jeweils auf die ausgewiesenen<br />

Anforderungen bezogen müsse ein Sportlehrer befähigt werden, sportlich,<br />

wissenschaftlich <strong>und</strong> politisch kompetent zu handeln.<br />

Die sportliche Handlungskompetenz ist notwendig, weil sich das pädagogische<br />

Handeln des Lehrers vor allem auf Sport <strong>und</strong> Sporttreiben konzentriert. Die<br />

Legitimation von Ansprüchen <strong>und</strong> Erwartungen, die der Sport stellt, lässt sich prüfen,<br />

wenn man selbst praktische Erfahrungen im Sport gewonnen hat. Darüber hinaus<br />

kommt der eigenen sportlichen Handlungsfähigkeit eine wesentliche Bedeutung für<br />

die Befähigung zur Vermittlung von Sport zu.<br />

Die wissenschaftliche Handlungskompetenz ist Voraussetzung dafür, dass der<br />

Sportlehrer sein pädagogisches Handeln differenziert begründen kann – <strong>und</strong> nicht<br />

etwa einseitig an den subjektiven Erlebnissen orientiert, die er selbst als Sportler <strong>und</strong><br />

Schüler gemacht hat. Darüber hinaus wird der Sportlehrer am ehesten imstande<br />

sein, die Angebote der Wissenschaft für sein pädagogisches Handeln kritisch zu<br />

prüfen, je besser er selbst in der Lage ist, wissenschaftlich zu handeln.<br />

Die politische Handlungskompetenz ist Voraussetzung dafür, dass der Sportlehrer<br />

im Sinne seines pädagogischen Auftrags auf die Rahmenbedingungen seines<br />

Unterrichts aktiv Einfluss nehmen kann. Darüber hinaus ist er gefordert, in seinem<br />

Berufsfeld politische Verantwortung zu übernehmen, etwa wenn es darum geht,<br />

pädagogisch unvertretbare Ansprüche abzuwehren oder innovative Konzepte zu<br />

entwickeln <strong>und</strong> durchzusetzen (DSB, 1977, S. 41).<br />

Insgesamt sind die verschiedenen Dimensionen der Handlungskompetenz des<br />

Sportlehrers auf charakteristische Weise miteinander verb<strong>und</strong>en. Einerseits sind die<br />

sportliche, wissenschaftliche <strong>und</strong> politische Handlungskompetenz jeweils für sich<br />

35


genommen eine notwendige Voraussetzung dafür, dass der Lehrer seiner<br />

pädagogischen Verantwortung gerecht werden kann, <strong>und</strong> in der unmittelbaren<br />

Verknüpfung sportlichen, wissenschaftlichen <strong>und</strong> politischen Handelns ist zugleich<br />

das konstitutive Element der pädagogischen Handlungskompetenz auszumachen.<br />

Andererseits ist die pädagogische Handlungskompetenz eine eigenständige <strong>und</strong> von<br />

den anderen Qualifikationsaspekten abgrenzbare Dimension <strong>und</strong> bildet das<br />

Kernstück <strong>und</strong> F<strong>und</strong>ament des gesamten Qualifikationsprofils.<br />

(4) Kompetenzen von Sportlehrern nach Uwe Pühse<br />

In einem kurzen Beitrag im Heft 4/1995 der Zeitschrift „Sporterziehung in der Schule“<br />

geht Pühse der Frage nach, welche Kompetenzen Sportlehrer benötigen <strong>und</strong> nennt –<br />

unter Rückbezug auf den dynamischen Wandel in der Sportwelt, in der Lebenswelt<br />

der Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen <strong>und</strong> innerhalb des Schul- <strong>und</strong> <strong>Bildung</strong>swesens – sechs<br />

Kompetenzbereiche. Diese werden – auch in dem Beitrag, er umfasst lediglich zwei<br />

Seiten – allenfalls schlaglichtartig geklärt.<br />

Die Sach- <strong>und</strong> Fachkompetenz weist die Lehrperson als Experten für Fragen der<br />

Bewegung <strong>und</strong> des Sports aus. Damit sie begründet <strong>und</strong> f<strong>und</strong>iert zu Themen des<br />

Sports <strong>und</strong> Schulsports Auskunft geben kann, hat sie sich vor allem mit<br />

sportwissenschaftlichen Fragen <strong>und</strong> Sachverhalten auseinander zu setzen.<br />

Die Begründungskompetenz setzt den Sportlehrer in den Stand, die Präsenz des<br />

Faches Sportunterricht in der Schule als gerechtfertigt auszuweisen <strong>und</strong> in diesem<br />

Zusammenhang vor allem auch die anthropologische F<strong>und</strong>ierung der<br />

Fachlegitimation aufzuzeigen.<br />

Die Pädagogische Handlungskompetenz ist Gr<strong>und</strong>lage für eine zielorientiert<br />

angelegte Unterrichtsarbeit, in der die Ansprüche an eine Körper- <strong>und</strong> Bewegungs-,<br />

Leistungs-, Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Sozialerziehung systematisch verfolgt <strong>und</strong> als wichtige<br />

Beiträge zur Persönlichkeitsbildung der Heranwachsenden eingelöst werden.<br />

Die Motorische Handlungskompetenz zielt auf die eigenen Erfahrungen im <strong>und</strong> mit<br />

Sport <strong>und</strong> auf ein breit angelegtes sportmotorisches Können.<br />

36


Die Didaktisch-methodische Handlungskompetenz weist Sportlehrer als<br />

Fachleute für Fragen des Lehrens <strong>und</strong> Lernens im Sport aus <strong>und</strong> versetzt sie in die<br />

Lage, Sport für die Schüler entwicklungsangemessen aufzubereiten <strong>und</strong> so zu<br />

präsentieren, dass er als „unmittelbar sinnvolles, spaßbetontes <strong>und</strong> erlebnisreiches<br />

Tun“ (Pühse, 1995, S. 17) erfahren werden kann.<br />

Die <strong>Selbstkompetenz</strong> umfasst Persönlichkeitseigenschaften des Lehrers wie<br />

„Auftreten, Ausstrahlung, Sprache <strong>und</strong> Gestik, Selbstbewusstsein <strong>und</strong> nicht zuletzt<br />

die Art, mit Kindern umzugehen“ (Pühse, 1995, S. 17). Zur <strong>Selbstkompetenz</strong> gehört<br />

auch die Bereitschaft <strong>und</strong> Fähigkeit des Lehrers, an sich selbst zu arbeiten <strong>und</strong> sich<br />

ständig weiter zu entwickeln.<br />

[... Vergleichende Analyse <strong>und</strong> Diskussion...]<br />

4.2 Fachkompetenz als Kern des Kompetenzmodells<br />

Folgt man der Auffassung, dass das Unterrichten <strong>und</strong> somit die gezielte Planung,<br />

Organisation, Gestaltung <strong>und</strong> Reflexion von Lehr- <strong>und</strong> Lern-Prozessen als Kern-<br />

bereich der Kompetenz von Lehrern anzusehen ist, dann besteht die Notwendigkeit,<br />

die aufgeführten Teilkompetenzen Sach-, Schüler-, Schul- <strong>und</strong> <strong>Selbstkompetenz</strong> in<br />

einen systematischen Zusammenhang mit der zentralen Aufgabe <strong>und</strong> Kompetenz<br />

des Unterrichtens zu stellen.<br />

Zunächst gelingt die Einbindung der Teilkompetenzen in die umfassende<br />

Unterrichtskompetenz durch die differenzierte <strong>und</strong> akzentuierte Zuweisungen,<br />

wonach die<br />

– Sachkompetenz auf die Fähigkeit zielt, sachangemessen zu unterrichten,<br />

– Schülerkompetenz auf die Fähigkeit zielt, personenangemessen zu<br />

unterrichten,<br />

– Schulkompetenz auf die Fähigkeit zielt, situationsangemessen zu unterrichten,<br />

– <strong>Selbstkompetenz</strong> auf die Fähigkeiten zielt, anspruchsvoll zu unterrichten.<br />

Die umfassende Unterrichtskompetenz ist nun nicht als die schlichte<br />

Zusammenfassung der vier Teilkompetenzen anzusehen. Eine solche Vorstellung<br />

37


würde einem additiven Konzept folgen, wonach - um in dem Bild der Addition zu<br />

bleiben - die Summe der Teilkompetenzen gleichsam automatisch die vollständige<br />

Unterrichtskompetenz ergibt. Vielmehr ist davon auszugehen (vergleichbar der<br />

Modellvorstellung, wie sie im DSB-Gutachten vorliegt), dass die Sach- Schüler-,<br />

Schul- <strong>und</strong> <strong>Selbstkompetenz</strong> für die Unterrichtskompetenz zwar unverzichtbare<br />

Voraussetzungen sind, aber in spezifischer Weise - nämlich bezogen auf die<br />

Kernaufgabe des Sportlehrers - anzuordnen <strong>und</strong> zusammenzuführen sind. Zudem<br />

ergibt sich aus dieser Gr<strong>und</strong>überlegung die Notwendigkeit, die Kernkompetenz des<br />

Sportlehrers als eine eigenständige Kompetenz auszuweisen <strong>und</strong> inhaltlich<br />

differenziert zu bestimmen.<br />

Die Kernkompetenz des Sportlehrers ist seine Fachkompetenz. Sie ist die<br />

Befähigung dazu, das Fach Sport in Unterricht <strong>und</strong> Schule professionell zu<br />

vertreten. Da die Aufgaben des Schulsports in einem strukturellen Rahmen<br />

verwirklicht werden, der Sportunterricht <strong>und</strong> außerunterrichtlichen Angebote vorsieht,<br />

hat sich die Fachkompetenz des Sportlehrers zunächst gr<strong>und</strong>sätzlich auf beide<br />

Tätigkeitsfelder zu beziehen. Schließt man sich der Auffassung an, wonach das<br />

Unterrichten <strong>und</strong> die Gestaltung von Lehr-Lern-Prozessen die zentrale Aufgabe des<br />

Lehrers ist <strong>und</strong> überträgt diese Position auch auf die Arbeit des Sportlehrers, nimmt<br />

die Unterrichtstätigkeit des Sportlehrers innerhalb des umfassenden Arbeitsfeldes<br />

eine gewisse Vorrangstellung ein. Diese Auffassung ist in das Kompetenzmodell zu<br />

übernehmen <strong>und</strong> hat zur Konsequenz: Die Fachkompetenz ist im Kern eine<br />

Unterrichts- <strong>und</strong> Vermittlungskompetenz <strong>und</strong> diese ist als Kernkompetenz des<br />

Sportlehrers anzusehen. Die Fachkompetenz nimmt somit innerhalb des<br />

Kompetenzmodells eine zentrale Stellung ein (vgl. Abb.6).<br />

38


Professionelles<br />

Leitbild<br />

Sozialkompetenz<br />

<strong>Selbstkompetenz</strong><br />

Fachkompetenz<br />

Sachkompetenz<br />

Sport- <strong>und</strong> Bewegungs-<br />

biografie<br />

Abb.6: Kompetenzmodell im Überblick<br />

Berufsbiografie<br />

Systemkompetenz<br />

Metakompetenz<br />

Kernkompetenz<br />

Basiskompetenz<br />

Die Fachkompetenz setzt unterschiedliche Teilkompetenzen voraus. Diese sind zum<br />

einen als Basiskompetenzen die Sach-, Sozial- <strong>und</strong> Systemkompetenz <strong>und</strong> zum<br />

anderen – auf einer übergeordneten Ebene als Meta-Kompetenz – die<br />

<strong>Selbstkompetenz</strong>.<br />

Als elementare Voraussetzungen sind die Sach-, Sozial- <strong>und</strong> Systemkompetenz für<br />

die Entwicklung der Fachkompetenz unverzichtbar. Die Fachkompetenz bildet sich<br />

aus, indem die Sach-, Sozial- <strong>und</strong> Systemkompetenz akzentuiert <strong>und</strong> inhaltlich auf<br />

das Unterrichten als Kernaufgabe des Sportlehrerberufs ausgerichtet werden. Die<br />

39


Fachkompetenz ist somit eine systematische Zusammenführung der Sach-, Sozial-<br />

<strong>und</strong> Systemkompetenz, wobei die spezifischen Anforderungen an unterrichtliches<br />

Handeln die Leitlinie abgeben. Insofern besteht die Fachkompetenz nicht aus der<br />

schlichten Addition der Sach-, Sozial- <strong>und</strong> Systemkompetenz, sondern bildet eine<br />

eigenständige Kompetenz mit integrierenden Charakter <strong>und</strong> einer inhaltlichen<br />

Ausrichtung auf unterrichtliches Handeln.<br />

Auf einer Meta-Ebene ist die <strong>Selbstkompetenz</strong> angeordnet. Als Befähigung, sich der<br />

eigenen Fachkompetenz systematisch <strong>und</strong> reflexiv zuzuwenden, durchzieht sie die<br />

Fachkompetenz bis auf die Ebenen der Sach-, Sozial- <strong>und</strong> Systemkompetenz, <strong>und</strong><br />

kann sich gegebenenfalls auch diesen Teilkompetenzen gesondert zuwenden. Ihren<br />

eigenständigen Charakter gewinnt die <strong>Selbstkompetenz</strong> durch die eindeutige<br />

Ausweisung besonderer Wissens- <strong>und</strong> Könnensbestände, die unabhängig von den<br />

anderen Kompetenzbereichen angelegt <strong>und</strong> nach einer eigenen Logik <strong>und</strong> Struktur<br />

bestimmt sind.<br />

Eines ist herauszuheben: Das vorgestellte Kompetenzmodell nimmt eine<br />

Unterscheidung von Sachkompetenz <strong>und</strong> Fachkompetenz vor. Die Sachkompetenz<br />

ist einerseits mit der Sozial- <strong>und</strong> Systemkompetenz zusammen eine Voraussetzung<br />

der Fachkompetenz <strong>und</strong> stellt andererseits einen wichtigen Bestandteil der<br />

integrierenden Fachkompetenz dar. Die kompetente Vertretung des Faches Sport in<br />

Unterricht <strong>und</strong> Schule erfordert jedoch mehr als Sachkompetenz. Eine fachgerechte<br />

Aufbereitung <strong>und</strong> Inszenierung von Sport, Spiel <strong>und</strong> Bewegung hat über die<br />

Einbeziehung der sachlich-inhaltlichen Anforderungen des Faches hinaus die<br />

Adressaten des Unterrichts ebenso zu berücksichtigen wie die institutionellen <strong>und</strong><br />

organisatorischen Rahmenbedingungen von Schule <strong>und</strong> Unterricht. Mit den Schülern<br />

ist zu kommunizieren <strong>und</strong> zu interagieren, die Rahmenbedingungen sind zu<br />

organisieren <strong>und</strong> auszugestalten.<br />

Auf Gr<strong>und</strong> des eigenständigen Charakters der Fachkompetenz, die im Kern auf die<br />

Unterrichtstätigkeiten des Sportlehrers abzielt, ist dieses Kompetenzfeld in<br />

gesonderter Weise inhaltlich zu bestimmen <strong>und</strong> differenziert auszuweisen. Im<br />

Wesentlichen ist die Fachkompetenz durch zwei aufeinander bezogene<br />

Kompetenzdimensionen charakterisiert. Diese sind (1) die didaktische Kompetenz<br />

<strong>und</strong> (2) die diagnostische <strong>und</strong> Beratungskompetenz.<br />

40


Didaktische<br />

Kompetenz<br />

Abb.7: Fachkompetenz<br />

Reflexionsformen<br />

Handlungsmuster<br />

Wissensbestände<br />

Diagnostische<br />

<strong>und</strong> Beratungskompetenz<br />

(1) Die didaktische Kompetenz ist die Fähigkeit, die auf der Basis sport-<br />

wissenschaftlicher Einsichten <strong>und</strong> Theorien entwickelten Vorstellungen über die<br />

Kennzeichen, Strukturen <strong>und</strong> Handlungsanforderungen von Bewegung, Spiel <strong>und</strong><br />

Sport auf das Fähigkeitsniveau <strong>und</strong> -potenzial je unterschiedlicher Schüler<br />

abzustimmen <strong>und</strong> in pädagogischer Absicht für unterrichtliche Inszenierungen<br />

aufzubereiten.<br />

Zur didaktischen Kompetenz gehören die Fähigkeiten,<br />

- Erscheinungsformen <strong>und</strong> Erlebnisdimensionen des Sports systematisch zu<br />

analysieren <strong>und</strong> perspektivenreich zu deuten,<br />

- Fragen, Probleme <strong>und</strong> Phänomene des Sports auf pädagogische Zielsetzung hin<br />

auszulegen <strong>und</strong> als Unterrichtsthemen zu legitimieren,<br />

- Unterrichtsideen <strong>und</strong> -vorhaben analytisch <strong>und</strong> konstruktiv auf die zentralen<br />

Strukturmomente des Unterrichts (Ziele, Inhalte <strong>und</strong> Methoden) hin zu bearbeiten,<br />

- Unterrichtsthemen auf größere curriculare Zusammenhänge hin auszulegen,<br />

- Unterrichtspraxis differenziert zu entwerfen, zu gestalten <strong>und</strong> auszuwerten.<br />

41


(2) Die diagnostische <strong>und</strong> Beratungskompetenz ist die Fähigkeit, auf der Basis<br />

sportwissenschaftlicher Erkenntnisse <strong>und</strong> mit Hilfe wissenschaftlich f<strong>und</strong>ierter<br />

Verfahren die individuellen Voraussetzungen der Schüler <strong>und</strong> ihre gegenwärtige <strong>und</strong><br />

zukünftige Lebenssituation zu analysieren <strong>und</strong> darüber pädagogisch begründete<br />

Maßnahmen <strong>und</strong> Hilfen für die Entwicklungsförderung von Heranwachsenden zu<br />

entwickeln <strong>und</strong> zu ergreifen.<br />

Zur diagnostischen <strong>und</strong> Beratungskompetenz gehören die Fähigkeiten,<br />

- individuelle Erfahrungs- <strong>und</strong> Lernpotenziale, spezifische Könnens- <strong>und</strong><br />

Lernvoraussetzungen, persönliche Schwierigkeiten <strong>und</strong> Lernhindernisse sowie die<br />

subjektiven Reaktionen <strong>und</strong> Zustände der Schüler zu erkennen,<br />

- die Beobachtung, Beurteilung <strong>und</strong> Bewertung der Schüler nach ausgewiesenen<br />

Kriterien <strong>und</strong> kontrolliert vorzunehmen,<br />

- Unterricht systematisch auszuwerten <strong>und</strong> zu evaluieren,<br />

- angemessene Lern- <strong>und</strong> Arbeitshilfen zu geben,<br />

- Anleitung zur Selbstorganisation <strong>und</strong> Selbstevaluation von Lernprozessen <strong>und</strong><br />

-ergebnissen zu liefern,<br />

- das selbstständige <strong>und</strong> eigenverantwortliche Sporttreiben der Schüler zu fördern.<br />

4.3 Sachkomptenz: zwischen sportwissenschaftlicher F<strong>und</strong>ierung <strong>und</strong><br />

[...]<br />

sportpraktischer Erfahrung<br />

42


Wissenschaftliche<br />

Kompetenz<br />

Abb.8: Sachkompetenz<br />

Reflexionsformen<br />

Handlungsmuster<br />

Wissensbestände<br />

Sport- <strong>und</strong> Bewegungsbiografie<br />

Sportkompetenz<br />

4.4 <strong>Selbstkompetenz</strong>: zwischen pädagogischem <strong>und</strong> psychologischem<br />

Theoriewissen <strong>und</strong> der Fähigkeit zur Selbstführung <strong>und</strong> -reflexion<br />

Als Basis der <strong>Selbstkompetenz</strong> kann die Befähigung zu differenzierten<br />

Perspektivenwechseln angesehen werden. Das analytische Vermögen, verschiedene<br />

Standorte <strong>und</strong> Betrachtungsweisen unterscheiden zu können, diese einzunehmen<br />

<strong>und</strong> bei der Auseinandersetzung mit erkennbaren Phänomenen, Sachverhalten <strong>und</strong><br />

Vorgängen konsequent beizubehalten, ist unverzichtbare Voraussetzung dafür, sich<br />

in spezifischer Weise <strong>und</strong> gezielt auch der eigenen Person zuwenden zu können,<br />

d.h. eine Außenperspektive einzunehmen <strong>und</strong> sich aus dieser heraus – gleichsam<br />

stellvertretend – zum Gegenstand der eigenen Betrachtung zu machen.<br />

Bei der gedanklichen Zuwendung auf das eigene Selbst sind zwei Richtungen zu<br />

unterscheiden. Eine eher „vertikale“ Sichtweise wird eingenommen, wenn sich die<br />

Person der eigenen Entwicklung widmet. Solche Bemühungen, sich selbst im<br />

zeitlichen Zusammenhang von Vergangenheit, Gegenwart <strong>und</strong> Zukunft zu verorten,<br />

laufen auf die Klärung der eigenen Biografie hinaus. In diesem Sinne ist die<br />

<strong>Selbstkompetenz</strong> dann die Fähigkeit, sich <strong>und</strong> seine eigene Entwicklungsgeschichte<br />

43


ekonstruieren <strong>und</strong> die persönliche Weiterentwicklung konstruktiv entwerfen zu<br />

können. Diese Komponente der <strong>Selbstkompetenz</strong> fällt zusammen mit der Fähigkeit,<br />

die in der einschlägigen Literatur üblicherweise als biografische Kompetenz<br />

bezeichnet wird (u. a. Meyer, 2001).<br />

Eine eher „horizontale“ Sichtweise wird eingenommen, wenn sich eine Person<br />

bewusst ihren aktuell verfügbaren Ressourcen zuwendet. Solche Bemühungen, die<br />

persönlichen Wissens- <strong>und</strong> Könnensbestände zu rekognizieren <strong>und</strong> die eigenen<br />

psycho-physischen Zustände <strong>und</strong> Vorgänge zu klären, sind im Kern an Prozesse<br />

geknüpft, die man in der Psychologie als Selbststeuerung bezeichnet 1 . Im Detail<br />

lassen sich Prozesse der Selbstwahrnehmung, Selbstbeobachtung, Selbstbewertung<br />

<strong>und</strong> Selbstreaktion (Mietzel, 2001, S. 169 ff.) unterscheiden. Diese Komponente der<br />

<strong>Selbstkompetenz</strong> fällt zusammen mit der Fähigkeit, die man in der einschlägigen<br />

Literatur auch als metakognitive Kompetenz bezeichnet (u.a. <strong>Bildung</strong>skommission<br />

NRW, 1995).<br />

Bis hierhin ist festzuhalten: Die <strong>Selbstkompetenz</strong> bestimmt sich im Gr<strong>und</strong>satz aus<br />

dem geordneten Zusammenspiel der biografischen <strong>und</strong> der metakognitiven<br />

Kompetenz. In ihrer Wirkungs- <strong>und</strong> Organisationsweise durchaus vergleichbar,<br />

unterscheiden sich diese hauptsächlich durch die zeitlichen Ausgangs- <strong>und</strong><br />

Bezugspunkte, die im Zuge der Aktivierung der <strong>Selbstkompetenz</strong> relevant werden.<br />

Während die biografische Kompetenz eine diachrone Perspektive aufweist, gründet<br />

sich die metakognitive Kompetenz auf die synchrone Perspektive. Differenzierte<br />

Hinweise auf die inhaltliche Substanz der <strong>Selbstkompetenz</strong> sind mit dieser<br />

Bestimmung jedoch noch nicht gewonnen.<br />

Die biografische <strong>und</strong> die metakognitive Kompetenz als Komponenten der<br />

<strong>Selbstkompetenz</strong> unterscheiden sich durch die eingelagerten Wissensinhalte <strong>und</strong> die<br />

darauf jeweils basierenden verschiedenen Handlungs- <strong>und</strong> Reflexionsformen. Die<br />

inhaltlichen Substrate der biografischen Kompetenz sind zum einen die Kenntnisse<br />

über die wissenschaftlichen Arbeitsweisen <strong>und</strong> Forschungsmethoden, die sich als<br />

Werkzeuge eignen, um auf geregelten <strong>und</strong> kontrollierten Wegen zu Erkenntnissen<br />

1 Wertvolle Hinweise finden sich vor allem in der Kognitions- <strong>und</strong> Lernpsychologie, zumal dort die<br />

Zusammenhänge zwischen Kognition <strong>und</strong> Handlung im Fokus der Konzepte stehen.<br />

44


<strong>und</strong> Einsichten - eben auch - über die eigene Person zu gelangen. Zum anderen sind<br />

dies Kenntnisse über jene Verfahren, die etwa die Psychologie zur Förderung von<br />

Motivation, Selbstwirksamkeit, Selbststeuerung <strong>und</strong> -führung kennt <strong>und</strong> einsetzt.<br />

Die inhaltlichen Substrate der metakognitiven Kompetenz sind zum einen Kenntnisse<br />

über wissenschaftliche Theorien <strong>und</strong> Modelle zu Persönlichkeit, Identität,<br />

Selbstkonzept, Emotion <strong>und</strong> Kognition etc. <strong>und</strong> zum anderen Kenntnisse über<br />

normative Vorstellungen <strong>und</strong> berufsethische Positionen zu Erziehung, Unterricht <strong>und</strong><br />

Lehrerarbeit. Diese Kenntnisse sind eine unverzichtbare Basis dafür, ein<br />

angemessenes Berufskonzept zu entwerfen <strong>und</strong> als Teil der <strong>Selbstkompetenz</strong> zu<br />

etablieren <strong>und</strong> fortzuentwickeln.<br />

Berufliches<br />

Selbstkonzept<br />

Biografische<br />

Kompetenz<br />

Abb.9: <strong>Selbstkompetenz</strong><br />

Reflexionsformen<br />

Handlungsmuster<br />

Wissensbestände<br />

Professionelles<br />

Leitbild<br />

Metakognitive<br />

Kompetenz<br />

(1) Die biografische Kompetenz ist die Fähigkeit, die wissenschaftlichen Methoden<br />

der Erkenntnisgewinnung <strong>und</strong> -interpretation als Werkzeuge der Selbstreflexion zu<br />

45


nutzen <strong>und</strong> auf diesem Wege den berufsbiografischen Selbstfindungsprozess<br />

systematisch anzulegen.<br />

(2) Die metakognitive Kompetenz ist die Fähigkeit, mit Hilfe vertiefter Kenntnisse<br />

über Persönlichkeits-, Identitäts-, Handlungs- <strong>und</strong> Motivationstheorien <strong>und</strong> über<br />

Konzepte der Selbstwirksamkeit, -steuerung <strong>und</strong> -evaluation ein differenziertes Bild<br />

der eigenen Wissens- <strong>und</strong> Könnensbestände zu entwerfen <strong>und</strong> darüber ein<br />

begründetes Leitbild für das berufliche Denken <strong>und</strong> Handeln anzulegen.<br />

Nimmt man beide Kompetenzkomplexe zusammen, gehören dazu im Einzelnen die<br />

Fähigkeiten,<br />

- typische Verhaltens- <strong>und</strong> Reaktionsweisen bei sich selbst wahrzunehmen,<br />

- eigene Denkprozesse <strong>und</strong> Handlungsweisen aufmerksam zu beobachten, zu<br />

analysieren <strong>und</strong> zu reflektieren,<br />

- vertiefte Kenntnisse über den Ablauf von Handlungs- <strong>und</strong> Reflexionsprozessen auf<br />

sich selbst zu beziehen,<br />

- Verfahren <strong>und</strong> Methoden der systematischen Erkenntnisgewinnung für die<br />

Bewältigung der Arbeitssituation <strong>und</strong> Weiterentwicklung der eigenen Fähigkeiten zu<br />

nutzen,<br />

- mit konkurrierenden Ansprüchen <strong>und</strong> Antinomien ökonomisch umzugehen,<br />

- ein berufliches Selbstkonzept zu entwerfen <strong>und</strong> zu kontrollieren.<br />

46


5 Kompetenzerwerb <strong>und</strong> -vermittlung im Sportstudium<br />

5.1. Sportstudium <strong>und</strong> Lehrerbildung: Einordnung <strong>und</strong> Überblick<br />

[...]<br />

5.2. Vermittlung von Sachkompetenz<br />

[...]<br />

5.3 Vermittlung von <strong>Selbstkompetenz</strong><br />

Will man die Vermittlung <strong>und</strong> den Erwerb von <strong>Selbstkompetenz</strong> systematisch<br />

anlegen <strong>und</strong> inhaltlich auf die spezifische Substanz dieses Kompetenzfeldes<br />

abstimmen, wird dies ohne den Einsatz von zweckmäßigen Mitteln <strong>und</strong> Verfahren 1<br />

kaum gelingen. Gibt es angemessene Maßnahmen <strong>und</strong> Methoden? Ein Blick –<br />

zugegebenermaßen ein erster <strong>und</strong> oberflächlicher – in die einschlägige Literatur<br />

scheint die vorläufige Einschätzung zu rechtfertigen, wonach ein besonderes<br />

Angebot an Verfahren, die in spezifischer Weise die Vermittlung von<br />

<strong>Selbstkompetenz</strong> anzielen, nicht vorliegt. Damit muss sich die Suche auf solche<br />

Verfahren konzentrieren, die zunächst in prinzipieller Weise geeignet erscheinen <strong>und</strong><br />

dann in besonderer Weise für die Belange der <strong>Selbstkompetenz</strong>vermittlung zu<br />

modifizieren sind.<br />

1 Die bisherige Ausbildungspraxis scheint weitgehend auf das „Prinzip Hoffnung“ zu setzen. Entweder<br />

baut man auf die Wirkung von Appellen <strong>und</strong> rechnet damit, dass die Hinweise auf die große<br />

Bedeutung von Selbstreflexion <strong>und</strong> -kritik dazu führen, dass die verbale Aufforderung zur kritischen<br />

Reflexion im Berufsalltag auch befolgt wird. Oder man vertraut auf die funktionalen Neben- <strong>und</strong><br />

Folgewirkungen, die sich im Zuge der intentionalen Vermittlung von Sachkompetenzen einstellen<br />

können. Und ausgeschlossen ist es ja nicht, dass ein Zuwachs an Sachkompetenz dazu anregt,<br />

diesen Prozess reflexiv zu begleiten, die Ergebnisse kritisch einzuordnen <strong>und</strong> für sich selbst zu<br />

bilanzieren, letztlich den Zugewinn an Erkenntnissen <strong>und</strong> Einsichten zur Überprüfung eigener<br />

(normativer) Ansprüche <strong>und</strong> (praktischer) Möglichkeiten zu nutzen.<br />

47


Bei der Suche nach zweckmäßigen Verfahren sind zwei Gr<strong>und</strong>ideen leitend.<br />

Innerhalb dieser zwei Richtungen werden jeweils zunächst das inhaltliche Substrat<br />

der <strong>Selbstkompetenz</strong> herausgestellt, daraufhin ein Vermittlungsschwerpunkt<br />

ausgewiesen <strong>und</strong> zuletzt aufgabenbezogene Vermittlungswege angedeutet.<br />

• Gr<strong>und</strong>idee 1: Bei der <strong>Selbstkompetenz</strong> geht es im Kern um die Fähigkeit, eine<br />

bewusste Beziehung zu sich selbst zu entwickeln <strong>und</strong> zu stabilisieren.<br />

Ausbildungsaufgabe ist es mithin, angehende Lehrer in den Stand zu setzen, sich<br />

selbst zu steuern <strong>und</strong> zu kontrollieren. Es handelt sich also um psychisch-emotionale<br />

Aufgaben. Da die Analyse <strong>und</strong> Beschreibung von Prozessen der Selbststeuerung<br />

<strong>und</strong> Selbstkontrolle in den Zuständigkeitsbereich der Psychologie fallen, liegt die<br />

Frage nahe , ob die Psychologie geeignete Angebote bereithält, die im Rahmen der<br />

<strong>Selbstkompetenz</strong>entwicklung anstehenden Probleme zu lösen. Fällt die<br />

gr<strong>und</strong>sätzliche Prüfung positiv aus, ist in einem zweitem Schritt zu fragen, ob <strong>und</strong><br />

welche Modifikationen an den vorgestellten Verfahren notwendig sind, damit sie in<br />

der Lehrerausbildung gewinnbringend eingesetzt werden können. Ein beträchtliches<br />

Angebot an theoretisch f<strong>und</strong>ierten <strong>und</strong> praktisch erprobten Verfahren <strong>und</strong><br />

Maßnahmen stellt die Psychologie etwa im Bereich von Motivation, Attribuierung,<br />

Selbstwirksamkeit, Selbstführung etc. bereit, die z. T. schon in konkrete<br />

Trainingsprogramme für Lehrer überführt worden sind (z. B.: “Self–Science: Das<br />

Trainingsprogramm zur Selbstführung von Lehrern“ nach Schwarzer, 1998).<br />

• Gr<strong>und</strong>idee 2: Bei der <strong>Selbstkompetenz</strong> geht es im Kern um die Fähigkeit,<br />

Informationen über das eigene Selbst zu generieren, bei der Ermittlung eigener<br />

Wissens- <strong>und</strong> Könnensstände systematisch vorzugehen <strong>und</strong> die Ergebnisse der<br />

Selbsterkenntnis angemessen zu deuten. Auf der Basis selbstgewonnenen Wissens<br />

über sich selbst geht es um die Betrachtung dieser Erkenntnisse aus der Distanz<br />

(Selbstdistanz), die perspektivenreiche gedankliche Auseinandersetzung mit diesen<br />

Einsichten (Selbstreflexion) <strong>und</strong> deren bewertende Stellungnahme (Selbstkritik).<br />

Letztlich besteht die Aufgabe darin, sich selbst zum Untersuchungs- <strong>und</strong><br />

Erkenntnisgegenstand zu machen, sich gleichsam wie ein Wissenschaftler selbst zu<br />

untersuchen <strong>und</strong> zu beforschen. Ausbildungsaufgabe ist es mithin, angehende<br />

Lehrer in den Stand zu setzen, Methoden des systematischen Erkenntnisgewinns auf<br />

sich selbst anzuwenden. Es handelt sich also um methodische Aufgaben. Die Frage<br />

liegt nahe, ob die Wissenschaft geeignete Methoden <strong>und</strong> Verfahren bereit hält, mit<br />

48


deren Hilfe die bei der <strong>Selbstkompetenz</strong>vermittlung anstehenden Probleme gelöst<br />

werden können. Prinzipiell erscheinen sowohl empirische Verfahren (zur Gewinnung<br />

von Selbsterkenntnissen) als auch hermeneutische Verfahren (zur Interpretation der<br />

Selbsterkenntnisse <strong>und</strong> regelhaften Selbstauslegung) geeignet, die Vermittlung von<br />

<strong>Selbstkompetenz</strong> zu handhaben. Die verschiedenen Forschungsmethoden sind dann<br />

konkret daraufhin zu überprüfen, wie sie für das besondere Verwendungsfeld zu<br />

akzentuieren <strong>und</strong> zu modifizieren sind (z. B.: Selbstbeobachtung, Selbstversuche,<br />

sich-selbst-zum-„Fall“-machen, etc.).<br />

Beispiel 1:<br />

Das von Schwarzer (1998) vorgestellte Trainingsprogramm dient dazu, Lehrern die<br />

Bewältigung ihres Berufsalltags zu erleichtern. Dazu werden kognitive Werkzeuge<br />

vermittelt, die helfen, sich selber effektiver zu steuern. Im Mittelpunkt steht das<br />

Konzept der Selbstwirksamkeit. Das Training soll langfristig motivationale Prozesse<br />

stimulieren, die sich auf die Zielsetzung, die Anstrengung <strong>und</strong> die Ausdauer<br />

angesichts vielfältiger Anforderungen auswirken. Zur Optimierung solcher<br />

selbstregulativer Zielerreichungsprozesse werden vier erprobte Trainingsmodule<br />

angeboten. Im ersten geht es um Attribution <strong>und</strong> kognitive Umstrukturierung<br />

angesichts kritischer Alltagsereignisse, im zweiten um generelle <strong>und</strong> spezifische<br />

Selbstwirksamkeitserwartungen, im dritten um die Motivationsphase, in der Ziele<br />

gesetzt werden, <strong>und</strong> im vierten um die Volitionsphase, in der Planung, Initiative <strong>und</strong><br />

Handlung stattfinden <strong>und</strong> in der Rückschläge erfahren werden, von denen man sich<br />

wieder erholen kann.<br />

Beispiel 2:<br />

Die von Meyer (2001) vorgeschlagenen Verfahren verstehen sich als Bausteine zur<br />

Entwicklung <strong>und</strong> Förderung des Reflexionsvermögens. Er empfiehlt u.a.:<br />

• die Selbstdefinition <strong>und</strong> schrittweise Bearbeitung von Entwicklungsaufgaben;<br />

• kasuistische Übungen im Fallverstehen;<br />

• Arbeit an der eigenen Lehrerbiografie, z. B. in einer Schreibwerkstatt;<br />

• Mitarbeit in Lern- <strong>und</strong> Forschungswerkstätten;<br />

49


• Übungen zum Selbst- <strong>und</strong> Fremdverstehen;<br />

• die Arbeit mit Lern- <strong>und</strong> Forschungstagebüchern;<br />

• Einübung in Supervision <strong>und</strong> Coaching (Meyer, 2001, S. 244).<br />

Beispiel 3:<br />

Hagemann & Rottmann (1999) stellen in ihrer Buchpublikation mit dem Titel „Selbst-<br />

Supervision für Lehrende“ ein theoretisch f<strong>und</strong>iertes Konzept zur Selbstorganisation<br />

berufsbezogener Reflexion vor. Zudem liefern sie eine ausdifferenzierte<br />

Praxisanleitung zur Selbst-Supervision, die ganz konkrete Aufgaben <strong>und</strong> Übungen<br />

vorsieht. Das Gr<strong>und</strong>anliegen dieses Ansatzes besteht darin, Lehrern gezielte <strong>und</strong><br />

systematische Anregungen für ihre persönliche Weiterentwicklung anzubieten. Indem<br />

Lehrer auf dem Wege der Selbstreflexion <strong>und</strong> Selbstkonfrontation den Kontakt mit<br />

sich selbst verbessern <strong>und</strong> ihr Repertoire mentaler Strategien erweitern, sollen sich<br />

letztlich auf drei Ebenen Veränderungen einstellen: Auf einer ersten Ebene der<br />

Werte <strong>und</strong> Überzeugungen geht es darum, dass die Lehrer die Vorstellungen, die sie<br />

über sich, über andere <strong>und</strong> über die Welt haben <strong>und</strong> an denen sie ihre<br />

Entscheidungen orientieren, herausfinden <strong>und</strong> auf ihre Auswirkungen in der Berufs-<br />

<strong>und</strong> Unterrichtspraxis hin überprüfen. Auf der Ebene der Fähigkeiten ist angezielt,<br />

vorhandene Potentiale zu erschließen <strong>und</strong> zu erweitern sowie neue Möglichkeiten<br />

ausbilden, mit deren Hilfe die berufliche Praxis konstruktiv gestaltet <strong>und</strong> verändert<br />

werden kann. Auf der dritten Ebene der Umwelt besteht die Absicht darin, dass der<br />

Lehrer „seine häusliche <strong>und</strong> berufliche Umgebung auf positive <strong>und</strong> negative Reize<br />

hin überprüft <strong>und</strong> sie – tatsächlich oder aber in seiner Wahrnehmung – so verändert,<br />

dass es seinem Wohlgefühl (Arbeitsfreude, Entspannungsfähigkeit, Selbstmotivation)<br />

optimal förderlich ist“ (Hagemann & Rottmann, 1999, S. 100).<br />

Gelingt es, auf den genannten drei Ebenen über konkret angegebene<br />

Aufgabenstellungen entsprechende Veränderungsprozesse in Gang zu setzen,<br />

werden mit Hilfe des Verfahrens <strong>und</strong> Programms fünf allgemeine Ziele verfolgt:<br />

• die Anregung von Suchprozessen auf bewussten <strong>und</strong> unbewussten Ebenen;<br />

• die Erschließung neuer Wahlmöglichkeiten im Denken <strong>und</strong> Verhalten;<br />

• die Stärkung von Selbstbestimmung <strong>und</strong> Eigenverantwortlichkeit;<br />

• die Förderung von Toleranz;<br />

50


• der produktive Umgang mit Widersprüchen <strong>und</strong> Unstimmigkeiten (Hagemann &<br />

Beispiel 4:<br />

Rottmann, 1999, S. 100).<br />

1981 publizierte Heide-Karin Maraun eine Studie mit dem Titel „ Analysieren <strong>und</strong><br />

Planen als Handlungsprobleme des Sportlehrers“. Bei einem ersten Blick auf das<br />

Thema liegt zunächst noch die Vermutung nahe, es könne sich um eine<br />

Untersuchung an berufstätigen Lehrern <strong>und</strong> deren Probleme in ihrer Alltagspraxis<br />

handeln. Bei genauer Prüfung erweist sich die Ankündigung als ein f<strong>und</strong>ierter<br />

Versuch, Erkenntnisse <strong>und</strong> Einsichten über die typischen Handlungsprobleme von<br />

Sportlehrern zum Ausgangs- <strong>und</strong> Bezugspunkt für eine innovative Weiterentwicklung<br />

<strong>und</strong> Neukonstruktion der Ausbildung von Sportlehrern zu machen. Inhaltlich geht es<br />

Maraun in ihrem Projekt 1 darum, „die subjektiven Erfahrung der Studierenden sowohl<br />

als Voraussetzung wie als Behinderung für ihre Handlungskompetenz als zukünftiger<br />

Sportlehrer“(Maraun, 1984, S. 6) zu thematisieren. Durch die systematisch<br />

angeleitete Rekonstruktion von Sportunterricht entwickeln Studenten eine „reflexive<br />

Realitäts- <strong>und</strong> Selbstsicht“ (Maraun, 1981, S. 78) <strong>und</strong> gewinnen auf diesem Weg die<br />

Voraussetzungen dafür, „auf Distanz“ zu den gängigen Vorstellungen von Sport <strong>und</strong><br />

Sportunterricht zu gehen <strong>und</strong> bei der Konstruktion von Unterricht einseitige <strong>und</strong><br />

einsinnige Festlegungen zu überschreiten. Die Prozesse der Rekonstruktion <strong>und</strong><br />

Konstruktion von Sportunterricht sind als Lernprozesse zu verstehen <strong>und</strong> anzulegen<br />

– so die Auffassung Marauns. Ihre konsequente Forderung sieht die Vermittlung der<br />

entsprechenden Kompetenzen – sie bezeichnet das „Analysieren“ 2 als<br />

„Teilkompetenz der Sportlehrerausbildung“ (Maraun, 1981, S. 41) – als Kernanliegen<br />

für das Studium vor. Materialien <strong>und</strong> Beispiele dafür, wie die verschiedenen Formen<br />

der didaktischen Re-Konstruktion im Rahmen der Sportlehrerausbildung realisiert<br />

1 Marauns Arbeit ist eingebettet in den Modellversuch „Reformansätze zur Sportlehrerausbildung“ des<br />

Frankfurter <strong>Institut</strong>s für Sport <strong>und</strong> Sportwissenschaft<br />

2 Die Tätigkeit des Analysierens ist in diesem Zusammenhang nicht auf sog. didaktische Analyse von<br />

Unterricht eingegrenzt, sondern schließt die Analyse der Bilder von Sport <strong>und</strong> Sportunterricht ein, die<br />

die Person des Lehrers bzw. Sportstudierende entwickelt haben. Das Analysieren ist somit eine<br />

Tätigkeit, die zu einer kritischen Distanz gegenüber den eigenen Vorstellungen führt (vgl. dazu auch<br />

Dietrich et al., 1975, S. 376).<br />

51


werden können, finden sich in einer von der Frankfurter Arbeitsgruppe (1982)<br />

verfassten Veröffentlichung, an der Maraun als Ko-Autorin mitgewirkt hat.<br />

5.4 „Vermittelnde Vermittlung“ von Sach- <strong>und</strong> <strong>Selbstkompetenz</strong> („SaSeKo“)<br />

[...]<br />

6 Resümee <strong>und</strong> Folgerungen<br />

[...]<br />

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56


Anhang<br />

Teamkompetenz<br />

Abb.10: Sozialkompetenz<br />

Organisationskompetenz<br />

Abb.11: Systemkompetenz<br />

Reflexionsformen<br />

Handlungsmuster<br />

Wissensbestände<br />

Reflexionsformen<br />

Handlungsmuster<br />

Wissensbestände<br />

57<br />

Interaktionskompetenz<br />

Politische<br />

Kompetenz

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