Schwarzholzkrankheit der Rebe - Julius Kühn-Institut - Bund.de
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Verwechslungsmöglichkeiten Wirtschaftliche Be<strong>de</strong>utung<br />
Das Herbizid Diuron kann zu Vergilbungen<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Blatta<strong><strong>de</strong>r</strong>n führen<br />
Die Rebzika<strong>de</strong> (Empoasca vitis) verursacht<br />
bei starkem Befall Vergilbungen<br />
und Nekrosen, die vom Blattrand ausgehen<br />
und die Blatta<strong><strong>de</strong>r</strong>n aussparen<br />
Die Blattrollkrankheit wird durch<br />
Leafroll-Viren verursacht und ruft<br />
Symptome hervor, bei <strong>de</strong>nen die<br />
Blatta<strong><strong>de</strong>r</strong>n grün bleiben und sich die<br />
Interkostalfel<strong><strong>de</strong>r</strong> verfärben<br />
Esca ist eine Pilzkrankheit, die <strong>de</strong>n<br />
Rebstamm zerstört. Sie ruft Vergilbungen<br />
und Nekrosen <strong><strong>de</strong>r</strong> Blattspreite<br />
hervor, die sich im Gegensatz zur<br />
<strong>Schwarzholzkrankheit</strong> zwischen <strong>de</strong>n<br />
A<strong><strong>de</strong>r</strong>n befi n<strong>de</strong>n<br />
Wer<strong>de</strong>n die Leitbahnen <strong><strong>de</strong>r</strong> Triebe<br />
mechanisch geschädigt, z. B. durch<br />
Knicken <strong><strong>de</strong>r</strong> Triebe o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> hier<br />
abgebil<strong>de</strong>te Fraß <strong><strong>de</strong>r</strong> Büff elzirpe<br />
(Stictocephala bisonia), verursacht dies<br />
ein ähnliches Symptombild wie die<br />
<strong>Schwarzholzkrankheit</strong><br />
Da die Symptomausprägung vergilbungskranker <strong>Rebe</strong>n sehr<br />
stark von Rebsorte, Witterung und Kulturmaßnahmen beeinfl usst<br />
wird, ist es schwierig, <strong>de</strong>n Scha<strong>de</strong>n in Zahlen zu fassen und einen<br />
Vergleich <strong><strong>de</strong>r</strong> Schä<strong>de</strong>n zwischen verschie<strong>de</strong>nen Weinbauregionen<br />
anzustellen.<br />
Vergilbungskrankheiten verursachen Schä<strong>de</strong>n, in<strong>de</strong>m sie zum<br />
Kümmern o<strong><strong>de</strong>r</strong> Absterben <strong><strong>de</strong>r</strong> kranken <strong>Rebe</strong>n führen. Die<br />
Ernteerträge und das Mostgewicht wer<strong>de</strong>n vermin<strong><strong>de</strong>r</strong>t und <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Geschmack <strong>de</strong>s Weines kann beeinträchtigt wer<strong>de</strong>n. Gera<strong>de</strong><br />
hochwertige Rebsorten wie <strong><strong>de</strong>r</strong> Riesling gehören zu <strong>de</strong>n beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s<br />
empfi ndlichen Sorten.<br />
Aufgrund <strong><strong>de</strong>r</strong> Biologie <strong>de</strong>s Vektors Hyalesthes obsoletus sind<br />
zu<strong>de</strong>m in erster Linie die qualitativ hochwertigen Steillagen<br />
betroff en. An Mosel und Mittelrhein sind Befallshäufi gkeiten von<br />
20 bis 30 % keine Seltenheit. In stark befallenen Parzellen können<br />
auch bis zu zwei Drittel <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Rebe</strong>n infi ziert sein. Ab ca. 70 % Befall<br />
kann man von einem Totalausfall sprechen.<br />
Phytoplasmen, Erreger <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Schwarzholzkrankheit</strong><br />
•<br />
Zeitlicher Verlauf <strong>de</strong>s Befalls einer stark betroff enen Weinbergslage am Mittelrhein<br />
Mechanismen <strong><strong>de</strong>r</strong> Ausbreitung <strong><strong>de</strong>r</strong> Phytoplasmen<br />
Phytoplasmen können sich als Zellparasiten nicht aktiv verbreiten.<br />
Im Freiland sind sie auf Vektoren (Überträger) angewiesen.<br />
Da sie pfropfübertragbar sind, ist eine Verbreitung mit <strong>de</strong>m<br />
Pfl anzgut nicht ausgeschlossen. Im Fall <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Schwarzholzkrankheit</strong><br />
besteht <strong><strong>de</strong>r</strong> Übertragungszyklus aus einem Wirtswechsel <strong>de</strong>s<br />
Erregers zwischen alternativen Wirtspfl anzen und <strong><strong>de</strong>r</strong> Vektorart<br />
Hyalesthes obsoletus. Die Erreger vermehren sich im Überträger,<br />
einmal infi zierte Tiere bleiben zeitlebens infektiös. Eine Übertra-<br />
gung <strong><strong>de</strong>r</strong> Erreger auf die nächste Generation fi n<strong>de</strong>t nicht statt.<br />
Daher ist für die Phytoplasmen ein Wechsel zwischen Wirtspfl anze<br />
und Überträger notwendig.<br />
<strong>Rebe</strong>n stellen für die Erreger <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Schwarzholzkrankheit</strong> eine<br />
Sackgasse dar, da sie aufgrund <strong><strong>de</strong>r</strong> Nahrungspräferenz <strong><strong>de</strong>r</strong> Zika<strong>de</strong><br />
als Infektionsquelle keine Rolle spielen. Die geringe Attraktivität<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Rebe</strong> für H. obsoletus ist die Ursache für die vergleichsweise<br />
geringe Ausbreitungsgeschwindigkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Schwarzholzkrankheit</strong>.<br />
•<br />
Übertragungszyklus <strong>de</strong>s Schwarzholz-Phytoplasmas zwischen Vektor und<br />
Wirtspfl anze. Die <strong>Rebe</strong> wird aufgrund <strong><strong>de</strong>r</strong> Nahrungspräferenzen von Hyalesthes<br />
obsoletus nur gelegentlich angefl ogen und besaugt<br />
Alternative Wirtspfl anzen <strong><strong>de</strong>r</strong> Phytoplasmen (Risikopfl anzen)<br />
Alternative Wirtspfl anzen sind Pfl anzen, die neben <strong>de</strong>n wirtschaftlich<br />
interessanten Kulturpfl anzen befallen wer<strong>de</strong>n. Für <strong>de</strong>n<br />
Übertragungszyklus <strong><strong>de</strong>r</strong> Vergilbungskrankheiten sind sie sowohl<br />
als Reservoir <strong><strong>de</strong>r</strong> Erreger als auch als Infektionsquelle für die<br />
Überträger von Be<strong>de</strong>utung. Die wichtigsten bei<strong>de</strong>n Wirtspfl anzen<br />
sind die Ackerwin<strong>de</strong> und die Brennnessel. Sie wer<strong>de</strong>n von<br />
zwei verschie<strong>de</strong>nen Typen <strong>de</strong>s Erregers (Typ I, Brennnesseltyp;<br />
Typ II, Ackerwin<strong>de</strong>ntyp) befallen. Die Zaunwin<strong>de</strong> spielt zumin<strong>de</strong>st<br />
lokal ebenfalls eine Rolle.<br />
Die alternativen Wirtspfl anzen Ackerwin<strong>de</strong> (oben links, Convolvulus arvensis,<br />
infi ziert), Zaunwin<strong>de</strong> (unten links, Calystegia sepium) und Brennnessel (rechts,<br />
Urtica dioica)