Schwarzholzkrankheit der Rebe - Julius Kühn-Institut - Bund.de
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Regulationsmöglichkeiten<br />
Eine aktive Bekämpfung <strong><strong>de</strong>r</strong> Vergilbungskrankheiten ist durch<br />
Senkung <strong>de</strong>s Infektionsdrucks und durch Unterbrechung <strong>de</strong>s<br />
Infektionszyklus möglich. Dazu müssen einerseits die Vektoren<br />
bekämpft und an<strong><strong>de</strong>r</strong>erseits die alternativen Wirtspfl anzen reguliert<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Infi zierte Rebstöcke zu ro<strong>de</strong>n ist keine geeignete Maßnahme,<br />
da diese, wie bereits erwähnt, keine Infektionsquelle darstellen.<br />
Geeignete Rebschnittmaßnahmen können jedoch zur Erholung<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Rebe</strong>n beitragen.<br />
Die im Folgen<strong>de</strong>n beschriebenen Maßnahmen können das<br />
Infektionsrisiko für <strong>Rebe</strong>n vermin<strong><strong>de</strong>r</strong>n und zur Senkung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
wirtschaftlichen Schä<strong>de</strong>n beitragen. Da jedoch sowohl die Krankheitserreger<br />
wie die Überträger weit verbreitet an Wildpfl anzen<br />
vorkommen, kann in Befallsgebieten nicht damit gerechnet<br />
wer<strong>de</strong>n, dass sich Schä<strong>de</strong>n vollständig verhin<strong><strong>de</strong>r</strong>n lassen.<br />
•<br />
Regulation <strong><strong>de</strong>r</strong> Wirtspfl anzen<br />
Alternative Wirtspfl anzen, beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s die Ackerwin<strong>de</strong> und die<br />
Brennnessel, spielen als Reservoirpfl anzen <strong><strong>de</strong>r</strong> Erreger und Infektionsquellen<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Zika<strong>de</strong>n eine ausschlaggeben<strong>de</strong> Rolle für die<br />
Übertragung <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Schwarzholzkrankheit</strong>. Bei hohem Infektionsdruck<br />
müssen sie daher entwe<strong><strong>de</strong>r</strong> durch Herbizi<strong>de</strong> o<strong><strong>de</strong>r</strong> mechanisch<br />
bekämpft wer<strong>de</strong>n. Die Ackerwin<strong>de</strong> kommt häufi g verstreut<br />
innerhalb <strong><strong>de</strong>r</strong> Rebfl ächen vor. Brennnessel wachsen häufi g<br />
horstweise in <strong>de</strong>n Weinbergen, oft jedoch auch an Böschungen<br />
und an <strong>de</strong>n Weinbergsrän<strong><strong>de</strong>r</strong>n. Außerhalb <strong><strong>de</strong>r</strong> Rebfl ächen dürfen<br />
sie nicht durch Herbizi<strong>de</strong> bekämpft wer<strong>de</strong>n. Gegebenenfalls sind<br />
Ausnahmeregelungen <strong><strong>de</strong>r</strong> jeweiligen <strong>Bund</strong>eslän<strong><strong>de</strong>r</strong> zu beachten.<br />
Auf Problemfl ächen wie Weinbergsrän<strong><strong>de</strong>r</strong> o<strong><strong>de</strong>r</strong> an Weinberge<br />
angrenzen<strong>de</strong> Brachfl ächen können die Wirtspfl anzen durch<br />
Einsaat konkurrenzfähiger Gras-Kräutermischungen unterdrückt<br />
und gleichzeitig die Populationsdichte <strong><strong>de</strong>r</strong> Vektoren gesenkt wer<strong>de</strong>n.<br />
Eine geschlossen Pfl anzen<strong>de</strong>cke ist zu<strong>de</strong>m für einfl iegen<strong>de</strong><br />
Vektoren weniger attraktiv als off ener Bo<strong>de</strong>n.<br />
Da je<strong>de</strong> Art <strong><strong>de</strong>r</strong> Bearbeitung, vor allem aber das Mähen o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Mulchen <strong><strong>de</strong>r</strong> Weinbergsbegrünung, eine Bo<strong>de</strong>nbearbeitung<br />
o<strong><strong>de</strong>r</strong> Herbizidanwendung <strong>de</strong>n Flug <strong><strong>de</strong>r</strong> Vektoren auf die <strong>Rebe</strong>n<br />
und damit <strong>de</strong>n Infektionsdruck erhöht, sollten diese Arbeiten<br />
nicht unmittelbar vor und während <strong><strong>de</strong>r</strong> Flugzeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Überträger<br />
durchgeführt wer<strong>de</strong>n.<br />
•<br />
Regulation <strong>de</strong>s Überträgers<br />
Eine Bekämpfung <strong><strong>de</strong>r</strong> Überträger mit Hilfe von Insektizi<strong>de</strong>n ist<br />
aufgrund <strong><strong>de</strong>r</strong> Lebensweise <strong><strong>de</strong>r</strong> Tiere nicht möglich, da die Zika<strong>de</strong>n<br />
die <strong>Rebe</strong>n nur zufällig aufsuchen und sich hauptsächlich in<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> krautigen Vegetation aufhalten.<br />
Auf Flächen mit beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s hoher Populationsdichte hat sich<br />
das Pfl ügen unmittelbar vor einer Frostperio<strong>de</strong> zur Senkung <strong>de</strong>s<br />
Infektionsdrucks als wirksam erwiesen. Pfl ügen verfrachtet die<br />
Tiere an die Bo<strong>de</strong>noberfl äche, wo sie dann durch die Frosteinwirkung<br />
<strong>de</strong>zimiert wer<strong>de</strong>n. Da viele Tiere in Tiefen von 25 bis<br />
30 cm hinabwan<strong><strong>de</strong>r</strong>n, ist es zu empfehlen, mit entsprechen<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Pfl ugtiefe zu arbeiten. Die Nachteile einer Winterbo<strong>de</strong>nbearbeitung,<br />
insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e auf erosionsgefähr<strong>de</strong>ten Flächen, sind mit<br />
<strong>de</strong>n Vorteilen sorgfältig abzuwägen.<br />
•<br />
Rebschnittmaßnahmen<br />
Der Anteil symptomatischer Pfl anzen kann durch Rebschnitt<br />
vermin<strong><strong>de</strong>r</strong>t wer<strong>de</strong>n, in<strong>de</strong>m bei teilweise befallenen <strong>Rebe</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
befallene Bogen herausgeschnitten wird und <strong><strong>de</strong>r</strong> verbleiben<strong>de</strong><br />
Bogen das Zielholz für das folgen<strong>de</strong> Jahr liefert. Sinnvoll ist es,<br />
symptomtragen<strong>de</strong> Triebe möglichst noch während <strong><strong>de</strong>r</strong> Vegetationsperio<strong>de</strong><br />
zu entfernen.<br />
<strong>Schwarzholzkrankheit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Rebe</strong> (Bois noir)<br />
Die <strong>Schwarzholzkrankheit</strong> (Bois noir, BN) ist eine Vergilbungskrankheit<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Rebe</strong>, die von Phytoplasmen (zellwandlosen Bakterien)<br />
verursacht wird. Zur Übertragung <strong><strong>de</strong>r</strong> Krankheit auf die <strong>Rebe</strong> sind<br />
Vektoren (Überträger) erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>lich. Der einzige bisher bekannte<br />
Vektor <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Schwarzholzkrankheit</strong> ist die wärmelieben<strong>de</strong> Win<strong>de</strong>n-<br />
Glasfügelzika<strong>de</strong> (Hyalesthes obsoletus).
Verbreitung<br />
Die seit <strong>de</strong>n dreißiger Jahren auftreten<strong>de</strong> <strong>Schwarzholzkrankheit</strong><br />
blieb weitgehend auf die Steillagen-Weinberge an Mosel und<br />
Rhein beschränkt. In <strong>de</strong>n achtziger Jahren nahm die Krankheit in<br />
diesen Befallsgebieten zu. Gleichzeitig <strong>de</strong>hnte sie sich, parallel<br />
zur Aus<strong>de</strong>hnung in Frankreich, im übrigen Deutschland aus.<br />
Inzwischen ist sie aus fast allen <strong>de</strong>utschen Weinbaugebieten<br />
bekannt. Der Schwerpunkt ihrer Verbreitung liegt jedoch nach<br />
wie vor an Mosel, Rhein und Nahe.<br />
Karte <strong><strong>de</strong>r</strong> Verbreitung <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Schwarzholzkrankheit</strong> in Deutschland. Die Größe <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Kreise symbolisiert das relative Ausmaß <strong><strong>de</strong>r</strong> Erkrankung<br />
Informationsblatt <strong>de</strong>s JKI: <strong>Schwarzholzkrankheit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Rebe</strong><br />
(Bois noir)<br />
Impressum:<br />
Text: Markus Langer und Michael Maixner<br />
JKI, <strong>Institut</strong> für Pfl anzenschutz in Obst- und Weinbau, Bernkastel-Kues<br />
in Zusammenarbeit mit Gerlin<strong>de</strong> Nachtigall, Referat für Presse und Information<br />
<strong>de</strong>s JKI<br />
Abbildungen:<br />
JKI, <strong>Institut</strong> für Pfl anzenschutz in Obst- und Weinbau, Bernkastel-Kues<br />
Layout: Anja Wolck, Informationszentrum und Bibiliothek <strong>de</strong>s JKI<br />
Herausgeber und Bezug:<br />
<strong>Julius</strong> <strong>Kühn</strong>-<strong>Institut</strong><br />
<strong>Bund</strong>esforschungsinstitut für Kulturpfl anzen (JKI)<br />
Messeweg 11-12, 38104 Braunschweig<br />
www.jki.bund.<strong>de</strong> 2. überarb. Aufl .,Oktober 2010<br />
Biologie <strong>de</strong>s Überträgers, <strong><strong>de</strong>r</strong> Zika<strong>de</strong> Hyalesthes<br />
obsoletus<br />
•<br />
Vorkommen uns Lebensweise<br />
Hyalesthes obsoletus ist eine beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s wärmelieben<strong>de</strong> Zika<strong>de</strong>nart,<br />
die Weinbergslagen mit günstigem Mikroklima bevorzugt.<br />
Da die im Bo<strong>de</strong>n leben<strong>de</strong>n Larven sich nicht aktiv eingraben<br />
können, bevorzugen sie skelettreichen (groben) Bo<strong>de</strong>n. Diese<br />
Vorlieben erklären die teilweise hohen Populationsdichten in<br />
<strong>de</strong>n Weinbergssteillagen. Nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Eiablage im Juli/August<br />
entwickeln sich die Eier in ca. vier Wochen zu Larven, die an<br />
<strong>de</strong>n Wurzeln <strong><strong>de</strong>r</strong> krautigen Pfl anzen saugen und <strong>de</strong>n gesamten<br />
Winter und das Frühjahr im Bo<strong>de</strong>n überdauern, bis <strong><strong>de</strong>r</strong> Flug <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
adulten Tiere wie<strong><strong>de</strong>r</strong>um im Juni beginnt.<br />
Die Tiere weichen im Winter <strong>de</strong>m Frost aus, in<strong>de</strong>m sie tiefere,<br />
frostsichere Bo<strong>de</strong>nbereiche aufsuchen. In beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s kalten Perio<strong>de</strong>n<br />
halten sie sich in Bo<strong>de</strong>ntiefen bis ca. 30 cm auf.<br />
Ober- und unterirdischer Lebenszyklus von Hyalesthes obsoletus<br />
• Wirtspfl anzenspektrum von Hyalesthes obsoletus<br />
Hyalesthes obsoletus bevorzugt krautige Pfl anzen und saugt<br />
nur selten an <strong>Rebe</strong>n. Die Larven haben ein engeres Wirtspfl anzenspektrum<br />
als die adulten Tiere. In Weinbergsarealen entwickeln<br />
sie sich beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s an Ackerwin<strong>de</strong> (Convolvulus arvensis),<br />
Brennnessel (Urtica dioica) und mehrjährigen Hahnenfuß-Arten<br />
(Ranunculus sp.) Aber auch Zaunwin<strong>de</strong> (Calystegia sepium), Beifuß<br />
(Artemis vulgaris) und Kreuzkraut (Senecio erucifolius) wer<strong>de</strong>n in<br />
geringerem Maß besie<strong>de</strong>lt. Meist wird lokal eine Wirtspfl anzenart<br />
von daran angepassten Vektorpopulationen bevorzugt genutzt.<br />
•<br />
Flugaktivität<br />
Mit Hilfe von Gelbfallen kann kontrolliert wer<strong>de</strong>n, wann und in<br />
welcher relativen Dichte die ausgewachsenen Tiere auftreten.<br />
Gelbfallen sind mit Leim bestrichene Kunststoff platten, die zum<br />
Fang von Hyalesthes obsoletus nicht in <strong><strong>de</strong>r</strong> Laubwand <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Rebe</strong>n, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />
in Höhe <strong><strong>de</strong>r</strong> krautigen Vegetation exponiert wer<strong>de</strong>n sollten.<br />
Zika<strong>de</strong> Hyalesthes obsoletus<br />
Vor allem das Klima und die Art <strong><strong>de</strong>r</strong> im Weinberg vorkommen<strong>de</strong>n<br />
Wirtspfl anzen bestimmen <strong>de</strong>n Flugbeginn und die Länge <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Flugzeit. So kann sich <strong><strong>de</strong>r</strong> Flugverlauf in verschie<strong>de</strong>nen Jahren<br />
<strong>de</strong>utlich unterschei<strong>de</strong>n. Erwachsene Tiere fl iegen in <strong><strong>de</strong>r</strong> Regel<br />
von Anfang Juni bis ca. En<strong>de</strong> Juli. Der Flug <strong><strong>de</strong>r</strong> Tiere, die an Brennnesseln<br />
leben, beginnt meist drei Wochen später als <strong><strong>de</strong>r</strong> Flug <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Tiere, die an <strong><strong>de</strong>r</strong> Ackerwin<strong>de</strong> vorkommen.
Symptombeschreibung<br />
Kranke <strong>Rebe</strong>n entwickeln an allen grünen Organen Symptome,<br />
die frühestens nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Blüte, meistens jedoch erst im Spätsommer<br />
sichtbar wer<strong>de</strong>n. Die Kombination <strong><strong>de</strong>r</strong> Symptome an<br />
Blättern, Trieben und Trauben ist wichtig für die Diagnose, da<br />
einzelne Symptombil<strong><strong>de</strong>r</strong> auch durch an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Krankheiten und<br />
Schädlinge hervorgerufen wer<strong>de</strong>n können.<br />
•<br />
Blattsymptome<br />
Die Blätter rollen sich ein und wer<strong>de</strong>n sprö<strong>de</strong>. Je nach Rebsorte<br />
beobachtet man eine goldgelbe Verfärbung <strong>de</strong>s gesamten<br />
Blattes o<strong><strong>de</strong>r</strong> eine Vergilbung, die an <strong>de</strong>n Blatta<strong><strong>de</strong>r</strong>n beginnt und<br />
sich langsam über das gesamte Blatt aus<strong>de</strong>hnt. Später bil<strong>de</strong>n sich<br />
an <strong>de</strong>n Blatta<strong><strong>de</strong>r</strong>n cremefarbene Flecken, die später nekrotisieren.<br />
Erste Symptome sind bei <strong>de</strong>n roten Rebsorten oft Rotfärbungen<br />
einzelner Blattsektoren, die sich im weiteren Verlauf auf<br />
die gesamte Blattfl äche ausbreiten können und die Blatta<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />
mit einschließen.<br />
Blattvergilbung und Blattrollen beim<br />
Kerner<br />
Sektorweise Rotfärbung <strong><strong>de</strong>r</strong> Blätter<br />
beim Spätburgun<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Vergilbung <strong><strong>de</strong>r</strong> Blätter entlang <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Blatta<strong><strong>de</strong>r</strong>n und fortschreiten<strong>de</strong> Nekrotisierung<br />
beim Riesling<br />
Vollständige Rotfärbung <strong><strong>de</strong>r</strong> Blätter<br />
und Blattrollen beim Spätburgun<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
•<br />
Symptome <strong><strong>de</strong>r</strong> Triebe<br />
Betroff ene Triebe sind oft bläulich überlaufen und zeigen bei<br />
einigen Rebsorten, z. B. <strong>de</strong>m Riesling, in Reihe angeordnete<br />
schwarze Pusteln. Die Triebe verholzen während <strong><strong>de</strong>r</strong> Vegetationszeit<br />
nicht o<strong><strong>de</strong>r</strong> nur unvollständig. Sie bleiben grün, sterben im<br />
folgen<strong>de</strong>n Winter ab und verfärben sich dadurch schwarz. Diese<br />
Schwarzfärbung <strong><strong>de</strong>r</strong> abgestorbenen Triebe gab <strong><strong>de</strong>r</strong> Krankheit<br />
ihren Namen. Die Geiztriebe zeigen oftmals zusätzlich eine Stau-<br />
chung <strong><strong>de</strong>r</strong> Internodien. Nach einigen Jahren können beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s<br />
stark befallene Rebstöcke absterben. Rebstöcke können sich aber<br />
auch erholen, wobei sie wahrscheinlich in einen Latenzzustand<br />
fallen. Das be<strong>de</strong>utet, dass sie zwar nach wie vor infi ziert sind,<br />
aber keine Symptome mehr ausbil<strong>de</strong>n.<br />
In Reihe angeordnete Pusteln am<br />
einjährigen Trieb<br />
Verkürzte Internodien bewirken eine<br />
Stauchung <strong>de</strong>s Triebes<br />
• Symptome an Beeren und Trauben<br />
Je nach jahreszeitlichem Auftreten <strong><strong>de</strong>r</strong> Symptome schrumpfen<br />
die Beeren o<strong><strong>de</strong>r</strong> vertrocknen die Gescheine. Die restlichen Beeren<br />
haben einen sauren und bitteren Geschmack und verlieren ihr<br />
sortenspezifi sches Aroma. Das Mostgewicht bleibt gering, die<br />
Säurewerte sind sehr hoch. Aus qualitativen Grün<strong>de</strong>n dürfen sie<br />
nicht in das Lesegut gelangen und zur Weinbereitung verwen<strong>de</strong>t<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Von links nach rechts zunehmen<strong><strong>de</strong>r</strong> Befall <strong><strong>de</strong>r</strong> Trauben beim Dornfel<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Geschrumpfte Beeren Verrieselte Trauben beim Riesling<br />
Sortenunterschie<strong>de</strong><br />
Bei Vitis vinifera zeigen z. B. Riesling, Kerner, Scheurebe, Chardonnay,<br />
Lemberger, Regent und Dornfel<strong><strong>de</strong>r</strong> starke Symptome,<br />
während die Symptomausprägung bei Spätburgun<strong><strong>de</strong>r</strong> und<br />
Müller-Thurgau weniger intensiv ausfällt.
Verwechslungsmöglichkeiten Wirtschaftliche Be<strong>de</strong>utung<br />
Das Herbizid Diuron kann zu Vergilbungen<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Blatta<strong><strong>de</strong>r</strong>n führen<br />
Die Rebzika<strong>de</strong> (Empoasca vitis) verursacht<br />
bei starkem Befall Vergilbungen<br />
und Nekrosen, die vom Blattrand ausgehen<br />
und die Blatta<strong><strong>de</strong>r</strong>n aussparen<br />
Die Blattrollkrankheit wird durch<br />
Leafroll-Viren verursacht und ruft<br />
Symptome hervor, bei <strong>de</strong>nen die<br />
Blatta<strong><strong>de</strong>r</strong>n grün bleiben und sich die<br />
Interkostalfel<strong><strong>de</strong>r</strong> verfärben<br />
Esca ist eine Pilzkrankheit, die <strong>de</strong>n<br />
Rebstamm zerstört. Sie ruft Vergilbungen<br />
und Nekrosen <strong><strong>de</strong>r</strong> Blattspreite<br />
hervor, die sich im Gegensatz zur<br />
<strong>Schwarzholzkrankheit</strong> zwischen <strong>de</strong>n<br />
A<strong><strong>de</strong>r</strong>n befi n<strong>de</strong>n<br />
Wer<strong>de</strong>n die Leitbahnen <strong><strong>de</strong>r</strong> Triebe<br />
mechanisch geschädigt, z. B. durch<br />
Knicken <strong><strong>de</strong>r</strong> Triebe o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> hier<br />
abgebil<strong>de</strong>te Fraß <strong><strong>de</strong>r</strong> Büff elzirpe<br />
(Stictocephala bisonia), verursacht dies<br />
ein ähnliches Symptombild wie die<br />
<strong>Schwarzholzkrankheit</strong><br />
Da die Symptomausprägung vergilbungskranker <strong>Rebe</strong>n sehr<br />
stark von Rebsorte, Witterung und Kulturmaßnahmen beeinfl usst<br />
wird, ist es schwierig, <strong>de</strong>n Scha<strong>de</strong>n in Zahlen zu fassen und einen<br />
Vergleich <strong><strong>de</strong>r</strong> Schä<strong>de</strong>n zwischen verschie<strong>de</strong>nen Weinbauregionen<br />
anzustellen.<br />
Vergilbungskrankheiten verursachen Schä<strong>de</strong>n, in<strong>de</strong>m sie zum<br />
Kümmern o<strong><strong>de</strong>r</strong> Absterben <strong><strong>de</strong>r</strong> kranken <strong>Rebe</strong>n führen. Die<br />
Ernteerträge und das Mostgewicht wer<strong>de</strong>n vermin<strong><strong>de</strong>r</strong>t und <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Geschmack <strong>de</strong>s Weines kann beeinträchtigt wer<strong>de</strong>n. Gera<strong>de</strong><br />
hochwertige Rebsorten wie <strong><strong>de</strong>r</strong> Riesling gehören zu <strong>de</strong>n beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s<br />
empfi ndlichen Sorten.<br />
Aufgrund <strong><strong>de</strong>r</strong> Biologie <strong>de</strong>s Vektors Hyalesthes obsoletus sind<br />
zu<strong>de</strong>m in erster Linie die qualitativ hochwertigen Steillagen<br />
betroff en. An Mosel und Mittelrhein sind Befallshäufi gkeiten von<br />
20 bis 30 % keine Seltenheit. In stark befallenen Parzellen können<br />
auch bis zu zwei Drittel <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Rebe</strong>n infi ziert sein. Ab ca. 70 % Befall<br />
kann man von einem Totalausfall sprechen.<br />
Phytoplasmen, Erreger <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Schwarzholzkrankheit</strong><br />
•<br />
Zeitlicher Verlauf <strong>de</strong>s Befalls einer stark betroff enen Weinbergslage am Mittelrhein<br />
Mechanismen <strong><strong>de</strong>r</strong> Ausbreitung <strong><strong>de</strong>r</strong> Phytoplasmen<br />
Phytoplasmen können sich als Zellparasiten nicht aktiv verbreiten.<br />
Im Freiland sind sie auf Vektoren (Überträger) angewiesen.<br />
Da sie pfropfübertragbar sind, ist eine Verbreitung mit <strong>de</strong>m<br />
Pfl anzgut nicht ausgeschlossen. Im Fall <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Schwarzholzkrankheit</strong><br />
besteht <strong><strong>de</strong>r</strong> Übertragungszyklus aus einem Wirtswechsel <strong>de</strong>s<br />
Erregers zwischen alternativen Wirtspfl anzen und <strong><strong>de</strong>r</strong> Vektorart<br />
Hyalesthes obsoletus. Die Erreger vermehren sich im Überträger,<br />
einmal infi zierte Tiere bleiben zeitlebens infektiös. Eine Übertra-<br />
gung <strong><strong>de</strong>r</strong> Erreger auf die nächste Generation fi n<strong>de</strong>t nicht statt.<br />
Daher ist für die Phytoplasmen ein Wechsel zwischen Wirtspfl anze<br />
und Überträger notwendig.<br />
<strong>Rebe</strong>n stellen für die Erreger <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Schwarzholzkrankheit</strong> eine<br />
Sackgasse dar, da sie aufgrund <strong><strong>de</strong>r</strong> Nahrungspräferenz <strong><strong>de</strong>r</strong> Zika<strong>de</strong><br />
als Infektionsquelle keine Rolle spielen. Die geringe Attraktivität<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Rebe</strong> für H. obsoletus ist die Ursache für die vergleichsweise<br />
geringe Ausbreitungsgeschwindigkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Schwarzholzkrankheit</strong>.<br />
•<br />
Übertragungszyklus <strong>de</strong>s Schwarzholz-Phytoplasmas zwischen Vektor und<br />
Wirtspfl anze. Die <strong>Rebe</strong> wird aufgrund <strong><strong>de</strong>r</strong> Nahrungspräferenzen von Hyalesthes<br />
obsoletus nur gelegentlich angefl ogen und besaugt<br />
Alternative Wirtspfl anzen <strong><strong>de</strong>r</strong> Phytoplasmen (Risikopfl anzen)<br />
Alternative Wirtspfl anzen sind Pfl anzen, die neben <strong>de</strong>n wirtschaftlich<br />
interessanten Kulturpfl anzen befallen wer<strong>de</strong>n. Für <strong>de</strong>n<br />
Übertragungszyklus <strong><strong>de</strong>r</strong> Vergilbungskrankheiten sind sie sowohl<br />
als Reservoir <strong><strong>de</strong>r</strong> Erreger als auch als Infektionsquelle für die<br />
Überträger von Be<strong>de</strong>utung. Die wichtigsten bei<strong>de</strong>n Wirtspfl anzen<br />
sind die Ackerwin<strong>de</strong> und die Brennnessel. Sie wer<strong>de</strong>n von<br />
zwei verschie<strong>de</strong>nen Typen <strong>de</strong>s Erregers (Typ I, Brennnesseltyp;<br />
Typ II, Ackerwin<strong>de</strong>ntyp) befallen. Die Zaunwin<strong>de</strong> spielt zumin<strong>de</strong>st<br />
lokal ebenfalls eine Rolle.<br />
Die alternativen Wirtspfl anzen Ackerwin<strong>de</strong> (oben links, Convolvulus arvensis,<br />
infi ziert), Zaunwin<strong>de</strong> (unten links, Calystegia sepium) und Brennnessel (rechts,<br />
Urtica dioica)