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Im Ruderboot durch Irland

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In WANDERRUDERN<br />

Bernhard Hülsdau war zusammen mit acht Rudersportlern des DatleJner<br />

Rudervereins im Sommer diesen Jahres unterwegs auf dem Shannon in <strong>Irland</strong><br />

und berichtet von dem Erlebtem.<br />

Einmal eine große Wanderfahrt<br />

zu unternehmen, das war der<br />

Wunsch von acht Mitgliedern<br />

des Dattelner Rudervereins.<br />

Mit Beginn der Sommerferien wurde<br />

aus dem Wunsch Realität und es ging<br />

los in Richtung <strong>Irland</strong>: wir wollten auf<br />

dem Shannon rudern. Wir, das waren<br />

acht begeisterte RudersportIer: Christoph,<br />

Elke, Martin (Fahrtenleiter),<br />

Kerstin, Iris, Bernhard, Dietlinde und<br />

Bernd. Unser Fahrtenleiter hatte alles<br />

bestens organisiert: die Fähren von<br />

Calais nach Dover und von Holyhead<br />

nach Dublin waren bereits gebucht<br />

worden. In Athlone, direkt am Shannon,<br />

hatten wir unser Domizil gefunden<br />

- ein Ferienhaus, groß genug für<br />

alle. Aber der Reihe nach.<br />

Tschüss Datteln!<br />

Ein Vierer und ein Zweier (beides<br />

Skullboote) waren schon am Vorabend<br />

vor dem Start auf dem Bootsanhänger<br />

verladen worden. Nun noch drei<br />

Fahrräder, Gepäck und den Lebensmittelvorrat<br />

für die ersten Tage verstauen,<br />

dann hieß es "tschüss Oat­<br />

teIn". Trotz Wochenende und Ferienzeit<br />

waren die Autobahnen in<br />

Deutschland, Holland, Belgien und<br />

Frankreich staufrei, sodass wir unser<br />

erstes Etappenziel, den Fährhafen von<br />

Calais, schon nach etwas weniger als<br />

18 Stunden erreichten. Viel zu früh<br />

für die gebuchte Fähre um 21.55 Uhr.<br />

Ob wir wohl eine frühere Fähre nehmen<br />

können? Es ging! Und so kamen<br />

wir schon um kurz nach 20 Uhr in Dover<br />

an.<br />

Achtung Linksverkehr<br />

Jetzt galt es aufpasseen auf den Linksverkehr.<br />

Außerdem musste das Navi<br />

umgestellt werden auf die englischen<br />

Einheiten: Meilen und mph. 579 Kilometer<br />

<strong>durch</strong> England und <strong>durch</strong> die<br />

Nacht lagen vor uns.<br />

Die Fahrer mussten sich besonders<br />

konzentrieren: links <strong>durch</strong>zufahrende<br />

Kreisverkehre, ungewohnte Straßenmarkierungen<br />

und immer wieder den<br />

Abgleich zwischen Navi und Beschilderung<br />

suchen. Glücklich, wer einen<br />

aktuellen Kartensatz im Navi hat, die<br />

gute alte Straßenkarte sollte nicht feh­<br />

len und ein aufmerksamer Beifahrer<br />

erleichtert dem Fahrer die Arbeit. Wir<br />

hatten zum Glück alles an Bord. Wir<br />

erreichten unser zweites Etappenziel<br />

gegen vier Uhr morgens, die Fähre<br />

war gebucht für 8:20 Uhr, es gab keine<br />

frühere Verbindung, nun hieß es<br />

warten. Je näher wir der Abfahrtszeit<br />

kamen, desto mehr füllten sich die<br />

Wartereihen vor dem Terminal. Dann<br />

ging es endlich auf die Fähre und los<br />

in Richtung Dublin.<br />

Um 11.30 Uhr erreichten wir Dublin.<br />

Nun lagen noch 123 Kilometer, etwa<br />

zwei Stunden Fahrzeit, vor uns um<br />

unser Ziel Athlone zu erreichen.<br />

Schnell merkten wir, die Landstraßen<br />

waren enger als daheim, aber es durfte<br />

schneller gefahren werden, maximal<br />

100 km/h. Hier in <strong>Irland</strong> galten<br />

wieder metrische Einheiten, auch der<br />

Euro in der Tasche fühlte sich heimisch.<br />

Suche nach dem Quartier<br />

Unser Ziel Athlone erreichten wir<br />

sehr zÜgig. Jetzt musste nur noch das<br />

Quartier gefunden werden. Unser Na­<br />

46 NlBrspari > 11 I 2011


11I WANDERRUDERN<br />

Auf Dublins straßen ist so einiges los.<br />

Schlösser und Burgen gab es in ,<strong>Irland</strong> zuhauf.<br />

Fotos: Hülsdau<br />

Natürlich besuchten die Ruderer in <strong>Irland</strong> auch einen Pub.<br />

linde übernahm das Steuern,<br />

die letzten 13 Kilometer<br />

will'den in Angriff genommen.<br />

Der Shannon<br />

wandt sich <strong>durch</strong> die Landschaft,<br />

flache Uferzonen,<br />

Schilf bewachsen und immer<br />

wieder sahen wir<br />

Schwanfamilien mit ihrem<br />

NachwUl.:hs auf dem Wasser.<br />

Wir passierten den Jamestown<br />

Canal, gebaut im<br />

Jahre 1754, erweitert im<br />

Jahre 1845 und erreichten<br />

unser TageszieI. die Schleuse<br />

Albert Lock. Gegen 22.30<br />

Uhr trafen wir in unserem<br />

Quartier ein - das war ein<br />

langer Tag, 29 Ruderkilometer<br />

wurden notiert.<br />

Mit zehn km/h unterwegs<br />

Am nächsten Morgen waren<br />

sich alle einig - heute<br />

kommen wir eher heim.<br />

Das sollte auch klappen:<br />

der Bootsanhänger blieb<br />

am Haus stehen, wir<br />

brauchten nur noch bis<br />

Lock Albert fahren, abgeholt<br />

wurden wir in Lanesborough,<br />

die Autofahrzeiten<br />

wurden immer kürzer. Aber<br />

was das Rudern anging; da<br />

wurde noch ein Schüppchen<br />

aufgelegt, 36 Kilometer<br />

stanclen an. Um 12 Uhr<br />

ging es los.<br />

Die Hlätter der Skulls<br />

tauchten in das dunkle,<br />

schwarze Wasser ein, Fahrt<br />

wurde aufgenommen. Die<br />

<strong>durch</strong>schnittliche Bootsgeschwindigkeit<br />

betrug (ohne<br />

Pausen) neun bis zehn<br />

km/h. Einige Seen lagen vor<br />

uns: Loch Nanoge, Loch<br />

Tap, Lough Boderg, Loch<br />

Bofin, Loch Forbes bevor<br />

wir unser Ziel, Lanesborough,<br />

am Eingang von<br />

Lough Ree gelegen, erreichten.<br />

Die Fahrrouten waren<br />

ausgetonnt, aber nicht immer<br />

war es einfach, die<br />

nächste Markierung auf<br />

dem Wasser zu entdecken,<br />

zumal die Fahrroute recht<br />

kurvig verlief. Navigationskarten,<br />

GPS und gute Beobachtung<br />

des Geländes ließen<br />

uns den richtigen Weg<br />

finden.<br />

Der Shannon fließt ruhig<br />

und langsam, hin und wieder<br />

sahen wir Kühe, Rinder<br />

und Schafe. Die Ufer waren<br />

teilweise schilfüberzogen.<br />

Hausboote begegneten uns,<br />

wir winkten freudig zu. Die<br />

Pausen wurden nun häufiger,<br />

DruckstelIen am Po<br />

verlangten nach Entlastung,<br />

auch die eine oder andere<br />

Blase in der Hand<br />

stellte sich ein - zwischen<br />

Ruder- und Steuerplatz<br />

wurde gewechselt. Schaumstoffkissen<br />

halfen nur für<br />

kurze Zeit. Wohltuend war<br />

jeder Landgang. Gegen 20<br />

Uhr erreichten wir Lanesborough,<br />

Elke erwartete<br />

uns schon. Die Boote wurden<br />

aus dem Wasser genommen<br />

und auf einer Wiese<br />

gelagert. Heute waren<br />

wir früher zu Hause!<br />

Gänse versperren den weg<br />

Am nächsten Tag wurde<br />

See Lough Ree <strong>durch</strong>rudert<br />

bis Athlone, hier konnten<br />

wir einen kleinen Hafen nahe<br />

unserem Haus anfahren.<br />

. Als wir morgens in Lanesborough<br />

die Boote von der<br />

Wiese holen wollten, machten<br />

uns Gänse den Zutritt<br />

streitig. Anhand ihrer Hinterlassenschaften<br />

hätten<br />

wir am Abend vorher erkennen<br />

können, wer hier<br />

das Platzrecht beansprucht.<br />

Wir ruderten los, das<br />

Wetter war ruhig, nur ein<br />

leiser Wind wehte. Vor uns<br />

lag eine 27 Kilometer lange<br />

Seepassage. Die Sonne<br />

schien, wir beschlosen einen<br />

Landgang in Höhe von<br />

Rinnagan vorzunehmen.<br />

Vorsichtig steuerten wir das<br />

Ufer an, Steine lagen dicht<br />

unter der Wasseroberfläche.<br />

Wir stiegen aus, wateten<br />

<strong>durch</strong> das knietiefe<br />

Wasser, ließen uns auf großen<br />

Steinen am Ufer nieder,<br />

genossen die Sonne und die<br />

Natur. Nach einer ausgiebigen<br />

Pause ging es weiter, 13<br />

Kilometer noch, dann erreichten<br />

wir unseren Zielhafen<br />

in Athlone.<br />

Ein Besuch im Pub<br />

Um 17.30 Uhr liefen wir<br />

ein. Die Boote wurden an<br />

Land gebracht, wir stapften<br />

<strong>durch</strong> das hohe Gras zu unserem<br />

Haus. Das Abendprogramm<br />

sah heute vor, die<br />

48 rudBrspart > 11 I 2011


Innenstadt von Athlone aufzusuchen.<br />

Mit unserem Bus<br />

fuhren wir los und fanden<br />

auch gleich einen prima<br />

Parkplatz in der City. Wir<br />

schlenderten <strong>durch</strong> das<br />

Städtchen (ungefähr 7000<br />

Einwohner), reservierten<br />

Plätze im "Left Bank Bistro"<br />

und ließen es uns<br />

schmecken!<br />

Ein Muss war natürlich<br />

der Besuch in Irelands 01dest<br />

Pub, dem Sean's Pub.<br />

Ab 22 Uhr erklang irische<br />

Live-Musik, dichtes Gedränge,<br />

Jung und Alt war<br />

anzutreffen. Die Wände,<br />

Decken und Vitrinen waren<br />

geschmückt mit Souvenirs,<br />

die die Gäste mitgebracht<br />

hatten im Laufe der Jahre.<br />

Skulls und Riemen, sowie<br />

ein geteilter Vierer waren<br />

auch zu finden.<br />

Sightseeing in Galway<br />

Der Mittwoch war ruderfrei<br />

- Sightseeing war angesagt.<br />

Galway stand auf dem Programm.<br />

85 Kilometer westlich<br />

von Athlone liegt Galway<br />

am Galway Bay. Als<br />

erstes wurde eine Sightseeingtour<br />

mit dem Doppeldeckerbus<br />

unternommen,<br />

um die 75.000 Einwohner<br />

zählende Stadt kennenzulernen.<br />

Zwei Universitäten<br />

sorgen dafür, dass diese<br />

Stadt die "jugendlichste" in<br />

<strong>Irland</strong> ist. Beim Gang <strong>durch</strong><br />

die Fußgängerzonen hörte<br />

man immer wieder Musik,<br />

die Jugend liebt das Musizieren,<br />

Fiddle, Tin Whistle,<br />

Uillean Pipes gaben den typischen<br />

Klang der irischen<br />

Folkmusik.<br />

Wir trafen uns wieder<br />

zur vereinbarten Zeit an<br />

der Ecke des Kennedy- Parkes.<br />

Elke und Kirstin schlugen<br />

vor, noch die Cliffs of<br />

Moher anzufahren, die bekanntes-ten<br />

Steilklippen <strong>Irland</strong>s.<br />

Die Klippen ragen<br />

steil aus dem Atlantischen<br />

Ozean und sind bis zu 214<br />

Meter hoch. Gesagt, getan.<br />

Doch je näher wir den Klippen<br />

kamen, umso nebliger<br />

wurde es. Am Besucherzentrum<br />

angekommen<br />

standen wir im dichten Nebel.<br />

Das Zentrum war geschlossen<br />

wegen Schlecht­<br />

11 I 2011 >rudBrspoM 49<br />

wotter - keine Aussicht.<br />

Wir fuhren zurÜck, fanden<br />

nach wenigen Kilometern<br />

links der Straße ein Bistro,<br />

bei Fish und Chips verdauten<br />

wir den Fmst.<br />

Filmvergnügen<br />

Der Donnerstag gehörte<br />

wieder dem Hudersport.<br />

Vor uns lag die Strecke i\thlone<br />

- Shannonbridge, circa<br />

27 Kilometer, bei Clonmacnoise<br />

gingen wir an Land,<br />

um die nahe dem Fluß gelegenen<br />

Ruinen des Klosters<br />

zu besichtigen, das im Zeitraum<br />

545 - 548 n. Chr. gegrÜndet<br />

wurde und zwischen<br />

dem 8. und 12. Jahrhundert<br />

seine größte Bedeutung<br />

hatte. Ein gut gemachter<br />

Film (auch in deutscher<br />

Sprache) berichtete<br />

über Auf- und Niedergang<br />

dieser Klosteranlage. Die<br />

Ruinen hinter uns lassend<br />

ruderten wir nun weiter auf<br />

Shannonbridge zu, dem<br />

Endpunkt unserer Wanderfahrt,<br />

circa neun Kilometer<br />

waren noch auf dem Wasser<br />

zurückzulegen.<br />

Auf diesem Abschnitt<br />

gUtten wir wieder vorbei an<br />

grünen Wiesen, sahen wie<br />

die Heubauern ihr Heu<br />

zum Trocknen wendeten,<br />

Schwäne streckten ihre<br />

langen Hälse und beobachteten<br />

uns. Um 16.49 Uhr<br />

erreichten wir unser Ziel.<br />

Die Boote wurden wieder<br />

aus dem Wasser geholt und<br />

noch arn gleichen Abend<br />

auf den Bootsanhänger verladen.<br />

Besichtigung mit dem Rad<br />

Für Freitag stand ein Besuch<br />

in Dublin an. Wir fuhren<br />

zeitig los, zwei Fahrräder<br />

nahmen wir noch mit,<br />

Christoph und Bernd wollten<br />

die Stadt mit dem Rad<br />

erkunden. Je nach Interesse<br />

zog jeder los, um seine<br />

Sicht von der quirligen<br />

Stadt zu bekommen, abgemacht<br />

war nur, um 16 Uhr<br />

ist Treffpunkt am "Hard­<br />

Rock-Cafe". Alle waren<br />

pünktlich zurück, es gab<br />

viel zu erzählen und darin<br />

waren sich alle einig: Dublin<br />

ist eine extra Reise<br />

wert! In ein paar Stunden<br />

WANDERRliDERN 111<br />

Die acht Ruderer genossen ihre Wanderfahrt in Ilrland.<br />

Überall fanden sich musizierende junge Musiker ein.<br />

lässt sich diese Stadt nicht<br />

ganz erkunden, es gibt zuviel<br />

zu entdecken. Der<br />

Abend klang gemütlich aus<br />

mit einer Grill-Session.<br />

Am Samstag um 10 Uhr<br />

hieß es Abschied nehmen.<br />

Auf die Frage der Vermieterin,<br />

ob es uns gefallen habe,<br />

antworteten wir einstimmig:<br />

"Ja, alles prima,<br />

nur der Aufenthalt war zu<br />

kurz". Unsere Schnellfähre<br />

von Dun Laoghaire nach<br />

Holyhead ging um 13 Uhr.<br />

Gegen 15 Uhr betraten wir<br />

wieder englischen Boden,<br />

bis Dover waren es noch<br />

369 Meilen. Kurz vor Boar­<br />

ding-Schluss erreichten wir<br />

den Fährhafen, um 0.15<br />

Uhr legte die Fähre ab.<br />

Um 02.15 Uhr ging es<br />

weiter in Richtung Datteln,<br />

436 Kilometer lagen noch<br />

vor uns. Müde, aber dennoch<br />

zufrieden erreichten<br />

wir unser Bootshaus in Datteln.<br />

Die Boote wurden<br />

noch abgeladen, das Reinigen<br />

aber auf Montag verschoben.<br />

Einig waren sich<br />

alle: im nächsten Jahr muss<br />

wieder eine Ruderwanderfahrt<br />

stattfinden, wenn<br />

möglich, auf ausländischen<br />

Gewässern!<br />

BERNHARD HÜlSDAU

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