un-eins un-eins – ein Titel, der neugierig macht, neugierig auf einen Kreis von elf Menschen, die der Kunst, dem eigenen künstlerischen Tun, einen respektablen, dauerhaften Platz in ihrem Leben eingeräumt haben. Vor vier Jahren begegneten sie sich in einem Jahreskurs, der vom Werkhaus der Alanus-Hochschule angeboten wird. Ein vierjähriger Kurs ist eigentlich nicht vorgesehen, Jahreskurse sind auf ein laufendes Jahr hin konzipiert … Mich interessiert, ob es im Nebeneinander blieb – das umfangreiche berufliche und private Alltagsleben hier – die monatlichen künstlerischen Kurse dort, oder ob die Bereiche sich annäherten, vielleicht sogar zusammenwuchsen? Ich höre in den offenen Gesprächen Charakterisierungen wie: ich habe Geduld gelernt, mein Blick hat sich verändert – Müll wird plötzlich zum ästhetisch-reizvollen Fundus – Werte haben sich relativiert, ich kann die moralischen Implikationen weglassen; Verfall kann ich als wertneutralen Prozess wahrnehmen, er macht mir nicht automatisch Angst. Die künstlerische Arbeit hat mich auf die „Problemzonen“ in meinem Leben aufmerksam gemacht – ich verstand, dass <strong>Ü</strong>bergänge heikel, empfindlich für mich waren. Jetzt empfinde ich den Druck nicht mehr, solchen Prozessen ausweichen zu müssen. Der Umschreibung des ‚nur-für-mich-Tuns‘ begegne ich häufiger – wie sehr wir sonst in der Spur des ‚Funktionierens für andere‘ laufen, lässt sich daran ermessen! Viele Befreiungserlebnisse hat es gegeben, die Familien haben gut „mitgespielt“. Alle spüren wohl, dass das positive Aufbrüche sind, von denen jeder im Familiensystem profitiert. Die Konzentration auf die Sinne, den Körper, das Erspüren von Materialbedingungen, sich Einlassen auf den Prozess – nicht wissen, was herauskommt – ob die Arbeit überhaupt zu einem Ergebnis führt, das ich erhalten möchte. Den Kampf von Wille und innerer Befindlichkeit aushalten, nicht über das Zaudern, die inneren Blockaden hinweggehen und routiniert den Alltag meistern. Hier nennt man es mutig, wenn ich die Scheu, Zartheit, oder Hilflosigkeit an mir wahrnehme, unsichere Linien auf ein Blatt Papier zeichne, das Zweifeln nicht sofort wegbügle, die Leere, den leeren Raum auf weißem Papier und Leinwand erst einmal aushalte. Im künstlerischen Tun hat das ganze Leben Platz: Ausgelassenheit und ungestümes, kindliches Erproben der eigenen Kräfte, Grenzen austesten – oder Langatmigkeit, eine zähe Suche, die Zeit braucht; der neue Blick auf die altvertraute Umgebung: mit Staunen Formen entdecken, an denen man früher achtlos vorbeiging - trockene Zweigen mutieren mit Papier zu Gehäusen. Wozu dient das? – diese Frage gibt es nicht mehr, bzw. ich beantworte sie damit, dass alles meinem Wohlbefinden, meinem Wachsen dient. Ich erlebe in der zunehmenden Wahrnehmung meiner eigenen wesentlichen Bedürfnisse auch einen neuen Respekt anderen gegenüber. Die eigene künstlerische Seele zu entdecken, ihr eine Wachstumschance zu geben, das ist der Schlüssel zu einer neuen Form von Stimmigkeit, zu einem offenen Weg, der weitergeht … Meine Frage ist reich beantwortet: der Kunst einen festen Platz im Leben einzuräumen kann heißen, die eigenen Anteile, berufliche wie private Identität glücklich zu vernetzen – sich mit wacher gewordenem Blick auf den Weg zu machen … „… Oft hatte ich mit Bildern der Zukunft gespielt, ich hatte von Rollen geträumt, die mir zugedacht sein könnten, als Dichter vielleicht oder als Prophet, oder als Maler, oder irgendwie. All das war nichts. Ich war nicht da, um zu dichten, um zu predigen, um zu malen, weder ich noch sonst ein Mensch war dazu da. Das alles ergab sich nur nebenher. Wahrer Beruf für jeden war nur das eine: zu sich selbst zu kommen. Er mochte als Dichter oder als Wahnsinniger, als Prophet oder als Verbrecher enden – dies war nicht seine Sache, ja dies war letzten Endes belanglos. Seine Sache war, das eigene Schicksal zu finden, nicht ein beliebiges, und es in sich auszuleben, ganz und ungebrochen. Alles andere war halb, war Versuch zu entrinnen, war Rückflucht ins Ideale der Masse, war Anpassung und Angst vor dem eigenen Innern…“ aus: Hermann Hesse, Demian, S.150. Gabriele Oberreuter Professorin für Kunstgeschichte an der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft
Antje Bockeloh 4 Carmen Bodamer-Barth 10 Catherine Ollier-Profitlich 16 <strong>Dina</strong> Susanna <strong>Barner</strong> 22 Ellen Kümhof 28 Gabriele Prégardien 34 Henriette Schmitt 40 Horst Beisel 46 Katja Winckelmann 52 Sabine Hörschler 58 Ulrike Hamacher 64
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Yan | Höhe 110 cm | Strandholz, St
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