Überblick August 2012 - LWV.Eingliederungshilfe GmbH
Überblick August 2012 - LWV.Eingliederungshilfe GmbH
Überblick August 2012 - LWV.Eingliederungshilfe GmbH
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<strong>Überblick</strong> Die Unternehmenszeitung<br />
<strong>August</strong><br />
Inhalt<br />
• <strong>LWV</strong>.<strong>Eingliederungshilfe</strong> <strong>GmbH</strong><br />
- <strong>GmbH</strong>-Zentrale ist in den Neckarbogen umgezogen, S.2<br />
• Rabenhof Ellwangen<br />
- Hans Löcher nach 34 Jahren verabschiedet S. 4<br />
- Im Portrait: Ein Künstlerpaar stellt aus, S. 6<br />
- Spezielles Angebot für Klienten mit Doppeldiagnose, S. 12<br />
• Tannenhof Ulm<br />
- Smart-Up-Center bringt neue Kontakte, S. 10<br />
- 20 Jahre Integratives Fußballturnier, S. 14<br />
• Behindertenheim Markgröningen<br />
- Im Garten der Sinne, S. 8<br />
• Rappertshofen Reutlingen<br />
- Gerhard Wörner – ein besonderer Auftraggeber, S. 9<br />
Titelbild: Wettbewerbsbeitrag „Begegnung“ zum Kunstpreis des Landespsychiatrietages von Y. Gosse<br />
<strong>2012</strong> Ausgabe Nr. 20<br />
<strong>LWV</strong>.<strong>Eingliederungshilfe</strong> <strong>GmbH</strong>: Behindertenheim Markgröningen - Rabenhof Ellwangen - Rappertshofen Reutlingen - Tannenhof Ulm
Seite 2<br />
Abschied vom bisherigen Sitz<br />
der <strong>LWV</strong>.<strong>Eingliederungshilfe</strong><br />
<strong>GmbH</strong> (Bild rechts) und Aufbruch<br />
zu neuen Ufern am<br />
Neckarstrand (Bild links)<br />
mit Blick auf den Tübinger<br />
Österberg.<br />
<strong>Überblick</strong> <strong>August</strong> <strong>2012</strong><br />
<strong>LWV</strong>.<strong>Eingliederungshilfe</strong> <strong>GmbH</strong><br />
Zwischen Kindern und Bootsbauern<br />
Die Verwaltung der L.EH ist im Neckarbogen angekommen<br />
Die erste Etappe ist bewältigt: Im Juli zog die<br />
gesamte Belegschaft der Tübinger L.EH-Zentrale<br />
ins neue Domizil am Neckarbogen um. Im Herbst<br />
wird direkt angrenzend eine neue Werkstatt für<br />
behinderte Menschen (WfbM) eingerichtet. Derzeit<br />
regiert auf dem ehemaligen Industriegelände<br />
noch der Charme des Provisorischen.<br />
Der eigentliche Umzug wurde an einem Wochenende<br />
vollbracht: Mehrere Lastzüge eines Umzugsunternehmens<br />
fuhren im Pendelverkehr zwischen<br />
altem und neuem Firmensitz hin und her, die Distanz<br />
beträgt gerade einmal zweieinhalb Kilometer.<br />
Dennoch war der Umzug keine einfache logistische<br />
Übung: Rund 35 Arbeitsplätze galt es abzubauen<br />
und – teilweise in neuer Zusammensetzung – in den<br />
künftigen Büros wieder einzurichten. Tagelang hatten<br />
die Mitarbeiter/-innen zuvor ihre Materialien in<br />
bereitgestellte Kartons verpackt und darauf gehofft,<br />
diese anschließend wiederzufinden. Computer und<br />
Telefonanlage sollten am neuen Standort möglichst<br />
unverzüglich wieder funktionieren.<br />
Während die Möbelpacker bereits am Verteilen<br />
des Materials waren, strickten Handwerker noch<br />
mit heißer Nadel an der Fertigstellung der Räume.<br />
Beleuchtungen wurden „last minute“ installiert,<br />
letzte Türrahmen eingesetzt und Materialreste von<br />
der Baustelle entfernt. Die <strong>LWV</strong>.<strong>Eingliederungshilfe</strong><br />
<strong>GmbH</strong> ist der erste dauerhafte Nutzer, der auf dem<br />
früheren 2,1 Hektar großen Firmengelände einer Automobil-Zuliefererfirma<br />
einzieht. Das städtebauliche<br />
Entwicklungsgebiet wird Zug um Zug neu geordnet<br />
und für Wohn- und gewerbliche Zwecke nutzbar<br />
gemacht. Als sogenannter „Ankernutzer“ hatte die<br />
L.EH, vertreten durch ihren Geschäftsführer Joachim<br />
Kiefer, vor knapp einem Jahr einen langfristigen<br />
Mietvertrag mit der Investorengruppe unterzeichnet<br />
und sich damit ihren künftigen Standort in einem<br />
spannenden Quartier mit einem reizvollen Panoramablick<br />
über den Neckar auf den gegenüberliegenden<br />
Österberg gesichert.<br />
„Es war ein lange gehegter Wunsch, unsere Verwaltung<br />
und ein Arbeitsangebot für Menschen mit<br />
Behinderung an einem Standort in Tübingen zusammenführen<br />
zu können“, erläutert Joachim Kiefer. Im<br />
Oktober soll es dann soweit sein: Direkt angrenzend<br />
an die Büroräume entsteht derzeit in einer früheren<br />
Produktionshalle eine neue WfbM-Außenstelle,<br />
die 40 Arbeitsplätze sowie einen angeschlossenen<br />
Förder- und Betreuungsbereich beherbergen wird.<br />
Auch eine gemeinsame Kantine wird es dann geben.<br />
Dienstleistungen in den Bereichen Büroservice, Lager<br />
und Logistik, Montage und eine „Grüne Gruppe“<br />
für Garten- und Landschaftspflege werden in der<br />
neuen Werkstatt angeboten.<br />
Die Nachfrage nach Arbeitsplätzen für Menschen<br />
mit Behinderung in diesem attraktiven Umfeld<br />
unweit der Tübinger Altstadt ist bereits vorhanden.<br />
Mangelware sind allerdings gerade in Tübingen<br />
bezahlbare und barrierefreie Wohnmöglichkeiten.<br />
Die L.EH bemüht sich daher intensiv darum, auch in<br />
diesem Bereich zusätzliche Assistenzangebote für<br />
Klienten zu schaffen. „Noch ist nichts spruchreif,<br />
aber es zeichnen sich durchaus vielversprechende<br />
Möglichkeiten in unmittelbarer Umgebung des<br />
Neckarbogens ab“, sagt Geschäftsführer Joachim<br />
Kiefer.
Neben der <strong>LWV</strong>.<strong>Eingliederungshilfe</strong> gibt es auf dem<br />
weitläufigen Gelände des Neckarbogens bereits<br />
einige Mieter, die vorübergehend Räumlichkeiten<br />
nutzen. Eine Kindertagesstätte ist ebenso darunter<br />
wie ein Bootsbauer mit einer kleinen Werft<br />
und ein Atelier. Ein Großteil der über Jahrzehnte<br />
immer wieder erweiterten oder neu hinzu gebauten<br />
Gebäude und Hallen mit einer Nutzfläche von<br />
insgesamt 18.000 Quadratmetern aber stehen<br />
leer, ein Teil wird zugunsten neuer Bebauung noch<br />
abgerissen werden. So regiert derzeit um das neue<br />
L.EH-Domizil herum noch der Charme des Provisorischen.<br />
Lastenkräne, verbeulte Warnschilder und<br />
aus alten Dachrinnen wachsende Pflanzen erinnern<br />
an die industrielle Vergangenheit des Areals. Gleich<br />
daneben wächst Neues heran.<br />
Der Siegerentwurf eines städtebaulichen Wettbewerbs<br />
macht sichtbar, welches Potenzial im<br />
Neckarbogen steckt. Er sieht ein hochwertiges<br />
Wohngebiet im westlichen Teil des Areals vor,<br />
in dem eine lockere Bebauung mit Wohnhöfen<br />
entstehen soll. Am zentralen Platz,<br />
der sich zum Neckarufer hin öffnet,<br />
ist ein Turmhaus mit Wohnungen<br />
sowie Gastronomie im Erdgeschoss<br />
geplant. Ein Gewerbegebiet sowie<br />
Grünflächen für Sport- und Freizeiteinrichtungen<br />
schließen sich an.<br />
Viele Möglichkeiten also, Inklusion<br />
in einem neu entstehenden Sozialraum<br />
zu praktizieren.<br />
| Stephan Gokeler<br />
Info:<br />
Mit dem Umzug in den Neckarbogen haben<br />
sich auch die Telefon- und Faxnummern der<br />
Mitarbeiter/-innen in Tübingen geändert. Ein<br />
aktuelles Verzeichnis aller Rufnummern ist<br />
im Internet unter www.lwv-eh.de/aktuelles<br />
abrufbar.<br />
Wenn Sie sich für einen Arbeitsplatz in der<br />
WfbM interessieren, steht der Sozialdienst für<br />
weitere Auskünfte gerne zur Verfügung.<br />
Sozialdienst Arbeiten:<br />
Olga Geer<br />
Telefon: 07121 629-217<br />
Telefax: 07121 629-210<br />
E-Mail: olga.geer@lwv-eh.de<br />
Meike Oehlert<br />
Telefon: 07121 629-218<br />
Telefax: 07121 629-210<br />
E-Mail: meike.oehlert@lwv-eh.de<br />
Seite 3<br />
Modernisiert und durch einen<br />
Aufzug barrierefrei gestaltet:<br />
Die Verwaltung der L.EH ist<br />
der erste langfristige Mieter<br />
auf dem weitläufigen Areal,<br />
das früher einen Automobil-<br />
Zulieferbetrieb beherbergte.<br />
Eine Werkstatt für behinderte<br />
Menschen wird im Herbst direkt<br />
an das Verwaltungsgebäude<br />
angrenzend eröffnet.<br />
<strong>Überblick</strong> <strong>August</strong> <strong>2012</strong>
Seite 4<br />
Festakt zur Verabschiedung von<br />
Hans Löcher als Leiter Arbeiten<br />
am Rabenhof, im Bild oben<br />
(v.l.n.r.): Thomas Knies (Leiter<br />
Wohnen), Nachfolger Bernhard<br />
Wetzler mit Gattin, Prof. Roland<br />
Klinger (KVJS-Verbandsdirektor),<br />
Kreis-Sozialdezernent Josef<br />
Rettenmaier, L.EH-Geschäftsführer<br />
Joachim Kiefer, Friedrich<br />
Haselberger (Bereichsmanager<br />
Werkstätten und Service), Hans<br />
und Brigitte Löcher. Beschenkt<br />
wurde er auch von seinen<br />
Kollegen Werner Gehrhardt<br />
(Tannenhof Ulm), Friedrich<br />
Haselberger (Bereichsmanager<br />
Werkstätten und Service),<br />
Karl-Heinz Dettling (Behindertenheim<br />
Markgröningen),<br />
Enrique Herrera (Rappertshofen<br />
Reutlingen) und Alexandra<br />
Klemenz, Fachliche Referentin<br />
im Bereich Werkstätten und<br />
Service (Bild unten v.l.n.r.).<br />
<strong>Überblick</strong> <strong>August</strong> <strong>2012</strong><br />
Rabenhof Ellwangen<br />
Der Tankwart für Lebensqualität<br />
Hans Löcher wurde nach 34 Dienstjahren am Rabenhof verabschiedet<br />
Das interaktiv von den Gästen der Abschiedsfeier<br />
erstellte Zeugnis für sein Lebenswerk fiel eindeutig<br />
aus: Mit Hans Löcher geht ein vorbildlicher<br />
Sozialunternehmer mit wirtschaftlichem Sachverstand<br />
und einem Gespür für Menschen in den<br />
Ruhestand.<br />
Als L.EH-Geschäftsführer Joachim Kiefer bei der<br />
Feier zur Verabschiedung von Hans Löcher in den<br />
Ruhestand langjährige Weggefährten aus Politik,<br />
Verwaltung und aus dem Kollegenkreis bat, sich in<br />
Form eines Zeugnisses über ihn zu äußern, wurde die<br />
enorme Wertschätzung für den scheidenden Leiter<br />
Arbeiten des Rabenhofs spürbar. Ein unermüdlicher<br />
und kreativer Ideengeber sei Hans Löcher gewesen,<br />
ein verlässlicher Partner und grenzenloser Optimist,<br />
der selbst im größten Stress immer noch ein offenes<br />
Ohr für seine Mitarbeiter und Klienten hatte. Ein<br />
gutes Näschen für Chancen wurde ihm nachgesagt,<br />
Entschlussfreude und eine hohe Ansteckungsgefahr<br />
in Sachen Begeisterung und Elan für neue<br />
Projekte sei von ihm ausgegangen.<br />
Verbandsdirektor Prof. Roland Klinger, Senator e. h.,<br />
zeichnete als Vertreter des Gesellschafters den beruflichen<br />
Werdegang von Hans Löcher nach. Der begann<br />
vor 48 Jahren mit einer Dreherlehre, in diesem<br />
Beruf legte er acht Jahre später seine Meisterprüfung<br />
ab. Schon im Februar 1978 kam er als Arbeitsanleiter<br />
an den Rabenhof. „Mir wurde im Vorstellungsgespräch<br />
gesagt, dass die Werkstatt noch am<br />
Anfang stehe und ich die Chance hätte, am Aufbau<br />
der Struktur mitzuwirken“, erinnert sich Hans Löcher.<br />
„Ich war vom ersten Tag an motiviert und habe mich<br />
hier wohlgefühlt.“ Bereits Mitte des folgenden Jahres<br />
wurde er zum kommissarischen Leiter der Werkstatt<br />
ernannt und hat deren kontinuierlichen Ausbau bis<br />
heute geprägt wie kein Zweiter.<br />
Vor mehr als 20 Jahren habe Löcher die Zeichen der<br />
Zeit erkannt und sich für die – seinerzeit durchaus<br />
umstrittene – Einführung der CNC-Metallbearbeitung<br />
auch in Werkstätten für Menschen mit Behinderung<br />
stark gemacht, so Klinger. „Als noch niemand<br />
von Inklusion gesprochen hat, gaben Sie den Anstoß<br />
zur Gründung der Firma Zemo, um den Übergang<br />
auf den ersten Arbeitsmarkt zu erleichtern.“<br />
Für Josef Rettenmaier, Sozialdezernent des<br />
Ostalbkreises, hatte Löcher stets ein Gespür,<br />
wie wichtig Arbeit als Tankstelle für<br />
das Selbstbewusstsein auch von Menschen<br />
mit Behinderung sei. „Insofern<br />
waren Sie ein Tankwart für Lebensqualität“,<br />
sagte er. Dafür spricht<br />
auch das Lob von Rainer Klumpp,<br />
Vorsitzender des Werkstattrats am<br />
Rabenhof. Seit der Gründung des<br />
Gremiums habe er dieses immer<br />
begleitet und unterstützt.
Sein Kollege Löcher habe vielfältige Zugänge zu den<br />
verschiedensten Auftraggebern gefunden, bescheinigte<br />
Thomas Knies, der als Leiter Wohnen 21 Jahre<br />
mit Löcher zusammengearbeitet hat. Heute sei der<br />
Umsatz der Werkstatt 80-mal so hoch wie zu Beginn<br />
von Löchers Tätigkeit, eine enorme Branchenvielfalt<br />
und ausdifferenzierte Tätigkeitsgebiete kämen den<br />
Klienten zugute. 48 Firmen sind heute Kooperationspartner<br />
der WfbM.<br />
Hans Löcher selbst blickte ebenfalls auf sein Wirken<br />
am Rabenhof zurück. Die Einführung der Eigenproduktion<br />
im Jahr 1982 lag ihm besonders am Herzen.<br />
Doch auf der ersten Messe fand sich kein einziger<br />
Käufer. „Es war klar: Schaukelpferd und Stiefelzieher<br />
mussten überarbeitet werden“, erinnerte sich Löcher<br />
lachend. Heute ist die Angebotspalette an eigenen<br />
Produkten groß. Knapp 50 verschiedene Artikel<br />
werden in der hauseigenen Werkstatt gefertigt und<br />
auf der jährlichen Werkstätten:Messe in Nürnberg<br />
werden die Auftragsbücher gut gefüllt. In der für ihn<br />
typischen Bescheidenheit verabschiedete sich Hans<br />
Löcher: „Danke, dass ich hier arbeiten durfte. Damit<br />
ist eigentlich alles gesagt.“<br />
Auch wenn sich fünf Enkelkinder schon auf mehr<br />
Zeit mit dem Opa freuen, so ganz im Ruhestand ist er<br />
dann doch nicht. Als technischer Geschäftsführer der<br />
Firma Zemo bleibt er dem Rabenhof weiterhin noch<br />
verbunden.<br />
| Stephan Gokeler<br />
Berthold Wetzler folgt nach<br />
Seite 5<br />
Von einer „gefühlten Schuhgröße 60“ spricht Berthold Wetzler mit Blick auf seinen<br />
Vorgänger Hans Löcher. Doch er ist sich sicher, mit seiner Bewerbung um den<br />
Posten des neuen Leiters „Werkstätten und Service“ die richtige Entscheidung getroffen<br />
zu haben. „Ich bringe die nötige Offenheit für die Herausforderungen mit“,<br />
versprach er, als er sich auf der Abschiedsfeier für Hans Löcher vorstellte. Geboren<br />
1966 in Stetten ob Lontal am südöstlichen Rand der Schwäbischen Alb, lebt<br />
Berthold Wetzler heute in Niederstotzingen. Er ist verheiratet und hat drei Töchter<br />
im Alter von 14, 16 und 18 Jahren. Seit 13 Jahren gehört er dem Gemeinderat an<br />
seinem Wohnort an und ist außerdem Vorstand des Dorfgesangvereins. Was dann<br />
noch an Freizeit übrig bleibt, verbringt Wetzler am liebsten mit seiner Familie oder<br />
er kümmert sich um Haus und Garten. Friedrich Haselberger, Bereichsmanager<br />
Werkstätten und Service bei der L.EH, bescheinigt ihm, ein sehr kontaktfreudiger<br />
und in Netzwerken tätiger Mensch zu sein.<br />
Nach einer Berufsausbildung zum Werkzeugmacher hat Berthold Wetzler auf<br />
dem Zweiten Bildungsweg ein Ingenieurstudium in Weingarten absolviert. Als<br />
Qualitätsmanagement-Beauftragter fand er den Berufseinstieg in einem kleinen<br />
Unternehmen. Mit zunächst demselben Aufgabengebiet und anschließend als<br />
Projektleiter war er die vergangenen zwölf Jahre in einem mittelständischen<br />
Automobil-Zulieferbetrieb beschäftigt. Seinen Entschluss, für die restlichen 20<br />
Jahre seines Berufslebens eine neue Herausforderung zu suchen, hat Berthold<br />
Wetzler nach den ersten Erfahrungen am Rabenhof nicht bereut. Er ist überzeugt:<br />
„Das Besondere, das ich gesucht habe, habe ich hier tatsächlich gefunden“.<br />
<strong>Überblick</strong> <strong>August</strong> <strong>2012</strong>
Seite 6<br />
Das Bild „Geisha“ von Sonja<br />
Weik konnte für den Wettbewerb<br />
nicht eingereicht werden,<br />
weil dafür nur Werke auf Papier<br />
zugelassen waren.<br />
<strong>Überblick</strong> <strong>August</strong> <strong>2012</strong><br />
Rabenhof Ellwangen<br />
Und Du stehst davor…<br />
Die Malerei ist für Sonja Weik und<br />
Kai Ottmüller mehr als ein gemeinsames Hobby<br />
Ein Traum, eine Fantasie – was ist Kunst? Sonja Weik und Kai Ottmüller<br />
möchten es dem Betrachter überlassen, worauf er seine Aufmerksamkeit<br />
richtet, wenn er ihre Bilder betrachtet. Für sie ist die Malerei auch<br />
ein Ausdrucksmittel, wenn Worte fehlen. Mit einer Ausstellung<br />
und der Teilnahme am Kunstpreis des Landespsychiatrietages<br />
machte das Künstlerpaar auf sich aufmerksam.<br />
Die Malerei brachte für Sonja Weik und Kai Ottmüller<br />
dieses Jahr viel Aufregung mit sich – aber auch<br />
viel Anerkennung. Seit acht Jahren sind beide im<br />
Privaten ein Paar, ihre Liebe zur Kunst haben sie<br />
schon früher und ganz unabhängig voneinander<br />
entdeckt. Als Kai Ottmüller 1994<br />
sein Abitur ablegte, war Kunst einer seiner<br />
Leistungskurse. Sonja Weik absolvierte<br />
1999 ein Praktikum beim Bildhauer Jörg<br />
Schulze, später begann sie eine Ausbildung<br />
zur Goldschmiedin. Beide haben<br />
sich schon überlegt, Kunst zu studieren.<br />
Es gibt noch etwas, was Sonja Weik<br />
und Kai Ottmüller gemeinsam haben:<br />
eine psychische Erkrankung. Die<br />
Malerei hilft ihnen dabei, Vergangenes<br />
und belastende Erlebnisse zu verarbeiten.<br />
Kunst als Ausdrucksmittel, wenn<br />
Worte fehlen, aber auch als Chance, frei<br />
zu sein. „Manchmal bin ich selber ganz<br />
überrascht von meinen Bildern und frage<br />
mich, ob ich das wirklich gemalt habe“,<br />
erzählt Sonja Weik. Beide nehmen Assistenzangebote<br />
des Rabenhofs Ellwangen wahr,<br />
leben gemeinsam in einer ambulant betreuten<br />
Wohnung und arbeiten in der Werkstatt für<br />
behinderte Menschen des Rabenhofs.<br />
Eine Ausstellung ihrer Werke war schon länger ein<br />
gemeinsames Ziel der beiden, im Mai war es dann endlich<br />
so weit. In der halbjährigen Vorbereitungszeit wählten sie zusammen<br />
mit dem Ergotherapeuten Armin Königsdorfer ihre besten<br />
Werke aus. In der Holzwerkstatt des Rabenhofs wurden die Bilderrahmen<br />
hergestellt und Möglichkeiten zur Aufhängung geschaffen. Am 9. Mai<br />
war die Vernissage ihrer gemeinsamen Ausstellung „Und du stehst davor…“ im<br />
Präsent, dem Laden-Café des Rabenhofs im Ellwanger Stadtzentrum. 60 Gäste<br />
kamen zur Eröffnung, und sie wurden von einem sehr gespannten Künstlerpaar<br />
empfangen. Denn Weik und Ottmüller interessieren sich sehr dafür, was andere<br />
in ihren Bildern sehen, was sie davon halten. So kamen sie auch auf den Ausstellungstitel.
Schlicht „Sonnenblume“ heißt das Bild, mit dem Kai Ottmüller in der Ausstellung des Landes-<br />
psychiatrietages vertreten ist. Vor ihrem einzigen gemeinsamen Werk begrüßten Sonja Weik<br />
(rechts im Bild) und Kai Ottmüller (Mitte) die Gäste der Vernissage im „präsent“.<br />
Für den Tag der Eröffnung haben sich beide Urlaub genommen und sich schick<br />
gemacht. „Wir waren gespannt, wie der Abend wohl verlaufen würde und auf die<br />
Reden und die Gäste“, berichtet Sonja Weik. Auch Verwandtschaft konnten beide<br />
Künstler an diesem Abend begrüßen. „Natürlich waren wir vor Beginn unserer<br />
selbstgeschriebenen Rede nervös“, gesteht sie, „aber hinterher waren wir froh,<br />
dass wir uns dem Lampenfieber gestellt haben, und wir ernteten Beifall“.<br />
Die Einladungen zur Ausstellung zierte eines der seltenen gemeinsamen Werke,<br />
denn auch wenn sie ihre Zeit zumeist gemeinsam im Atelier verbringen, so<br />
zeigen ihre Werke doch verschiedene Stile. Kai Ottmüller drückt in seinen Bildern<br />
viel von seinem seelischen Zustand aus. Baumstümpfe und blutende Bäume in<br />
düsteren Farben geronnen ihm zu Bildern, als er im Alter von<br />
18 Jahren erstmals von einer Psychose heimgesucht worden war und in einer<br />
psychiatrischen Klinik zum Pinsel griff. Bilder, die er heute nicht mehr leiden<br />
mag und auch gar nicht mehr besitzt. Hellere und fröhlichere Farben, stimmungsvolle<br />
Wälder oder Sonnenblumen malt er heute in Öl oder Acryl.<br />
Groß ist die stilistische Bandbreite von Sonja Weik. Fein herausgearbeitete Portraits<br />
finden sich unter ihren Werken ebenso wie eine Serie von Sonnen, die eher<br />
futuristisch-abstrakt wirken.<br />
Beide beteiligten sich auch mit Einsendungen am Kunstwettbewerb des Landespsychiatrietages<br />
<strong>2012</strong> mit dem Titel „so gesehen“. Nahezu 900 Bilder wurden von<br />
Menschen mit Psychiatrieerfahrungen aus Baden-Württemberg eingereicht. Das<br />
Sonnenblumenbild von Kai Ottmüller wählte die Jury als eines von 60 Werken<br />
aus, die beim Landespsychiatrietag auf dem Campus der Universität Stuttgart-<br />
Vaihingen präsentiert und anschließend in einer Ausstellung im Zentrum Rotebühl<br />
der Volkshochschule Stuttgart gezeigt wurden.<br />
Jedes Bild ist auch immer der Beginn von etwas Neuem. Für Sonja Weik und Kai<br />
Ottmüller eröffnen sich in der Kunst immer wieder neue Möglichkeiten, mit ihren<br />
Erkrankungen umzugehen und sich selbst mitzuteilen.<br />
| Gregor Olschewski, Stephan Gokeler<br />
Birgit Sonnhof und Ulrich Schröter aus Rappertshofen Reutlingen<br />
Auch Künstler aus Rappertshofen<br />
vertreten<br />
Aus Rappertshofen Reutlingen haben Birgit Sonnhof<br />
und Ulrich Schröter am Kunstpreis „so gesehen“<br />
teilgenommen. Ein Bild von Birgit Sonnhof<br />
und zwei Bilder von Ulrich Schröter schafften den<br />
Sprung unter die 60 auserwählten Kunstwerke, die<br />
im Rahmen der Ausstellung zu diesem Kunstpreis<br />
gezeigt werden – bei knapp 900 Einsendungen ein<br />
beachtenswerter Erfolg.<br />
Beide Künstler sind seit langem im kunsttherapeutischen<br />
Atelier in Rappertshofen aktiv.<br />
Gemeinsam ist ihnen ein großes Interesse an<br />
der zeichnerischen, malerischen und plastischen<br />
Auseinandersetzung. Birgit Sonnhof hat bereits<br />
an verschiedenen Einzel- und Gruppenausstellungen<br />
teilgenommen. So war sie <strong>2012</strong> bereits mit<br />
fünf Bildern beim landesweiten Kunstpreis für<br />
Menschen mit Behinderung „Kunst als Brücke“<br />
vertreten.<br />
Ulrich Schröter findet beim Malen Ruhe und<br />
Abstand von Belastendem. Auf seinen Erkundungstouren<br />
in der Umgebung sammelt er neue<br />
Eindrücke und Bildideen. Im Atelier der Kunsttherapie<br />
finden diese dann den für seine Werke<br />
typischen Ausdruck.<br />
| Kornelia Eßer, Kunsttherapeutin<br />
Seite 7<br />
<strong>Überblick</strong> <strong>August</strong> <strong>2012</strong>
Seite 8<br />
Ein Projekt mit Firmlingen<br />
brachte im Frühjahr 2010 das<br />
Vorhaben, einen Sinnesgarten<br />
anzulegen, voran. Heute<br />
können Besucher im Wandel der<br />
Jahreszeiten immer wieder neue<br />
Eindrücke aufnehmen.<br />
<strong>Überblick</strong> <strong>August</strong> <strong>2012</strong><br />
Behindertenheim Markgröningen<br />
Im Garten der Sinne<br />
Förderverein finanzierte einen lange gehegten Wunsch<br />
Die Veränderung der Natur im Jahreslauf auf<br />
überschaubarem Gelände abzubilden und zugleich<br />
alle Sinne anzuregen – das hatte man am<br />
Behindertenheim Markgröningen seit langem vor.<br />
Jetzt konnte der Sinnesgarten eingeweiht werden.<br />
Er schafft auch Raum für Begegnungen.<br />
Nun ist er endlich Wirklichkeit geworden: Was mit<br />
einer Ideenskizze vor Jahren begann, konnte im<br />
vergangenen Jahr eröffnet werden und steht in<br />
diesem Sommer erstmals in voller Pracht den Besucherinnen<br />
und Besuchern offen. Vor einer Terrasse<br />
bilden mehrere schleifenförmig angeordnete Wege<br />
zusammen einen Kreis, auf dem sich Menschen mit<br />
und ohne Behinderung selbstständig, gefahrlos und<br />
barrierefrei bewegen können. Was hier als harmonisches<br />
Gesamtwerk entstanden ist, bedufte im Detail<br />
vieler Überlegungen und einiger Anstrengung.<br />
Überschaubar sollte der Sinnesgarten sein, damit<br />
kein Nutzer den <strong>Überblick</strong> darin verliert. Aber auch,<br />
damit Assistenten wissen, wo sich jemand aufhält<br />
und falls nötig schnell helfend eingreifen können.<br />
Um die räumliche Orientierung zu erleichtern, ist<br />
ein stets sichtbarer Bezugspunkt vorhanden, der<br />
Sicherheit bietet. Die Wegeführung ist so angelegt,<br />
dass jeder Spaziergang automatisch wieder am<br />
Ausgangspunkt enden kann. Den Nutzern wird so<br />
das beruhigende Gefühl vermittelt, „nach Hause“ zu<br />
kommen, man kann sich nicht verlaufen. Sitzmöglichkeiten<br />
sind stets in Sichtweite positioniert, damit<br />
die Besucher einschätzen können, welche Distanz sie<br />
sich zumuten, wenn sie ihren Weg fortsetzen.<br />
Doch vor dem Baubeginn stand auch in diesem<br />
Fall die Finanzierung. Die ursprüngliche Hoffnung,<br />
Mitarbeiter und Ehrenamtliche könnten das Projekt<br />
in Eigenleistung stemmen, erwies sich rasch als<br />
unrealistisch. Allein das Abtragen von mehreren<br />
Tonnen Erde, um die geplante Fläche zu ebnen und<br />
bearbeiten zu können, hätte mit Hacke, Schaufel und<br />
Schubkarre mehrere Wochen in Anspruch genommen.<br />
So konnte erst mit der Zusage des Fördervereins<br />
eine Firma mit dem Umbau des Wiesenstücks<br />
beauftragt werden. Die Gestaltung des Sinnesparcours<br />
sowie die Erstbepflanzung übernahmen im<br />
Frühjahr 2010 Firmlinge im Rahmen ihres Firmlingsprojekts<br />
in ehrenamtlicher Tätigkeit. Besonders engagiert<br />
hat sich auch die Abteilung der begleitenden<br />
Dienste, insbesondere der Bereich der Ergotherapie.<br />
Auch die Spende einer Vogelnestschaukel durch<br />
Dominik Jauch von der Firma Spinner Automation<br />
aus Markgröningen war ein wichtiger Beitrag.<br />
Heute bietet der Sinnesgarten eine jahreszeitliche<br />
Orientierung. Beerensträucher und kleine Obstbäume<br />
zeigen durch Austrieb, Blüte, Herbstfärbung und<br />
Laubfall ein ständig wechselndes Erscheinungsbild.<br />
Auch die Materialien des Sinnesparcours verändern<br />
sich im Jahreslauf. Der Wandel soll auch Programm<br />
sein: Die Strukturen im Sinnesgarten sind flexibel<br />
gestaltet und werden immer wieder den jeweiligen<br />
Bedürfnissen der Nutzer angepasst. Die Neugestaltung<br />
des Wiesenstücks hat bereits viele jüngere<br />
Besucher auf das Gelände des Behindertenheims<br />
gelockt. Auch in der benachbarten <strong>August</strong>-Hermann-Werner-Schule<br />
hat man den Sinnesgarten als<br />
Ausflugsziel entdeckt. „Wenn nichts mehr geht, gehen<br />
wir in den Garten“, hört man von den Lehrern.<br />
| Anna Gutbrod
Rappertshofen Reutlingen<br />
Unkompliziert und verlässlich<br />
Gerhard Wörner ist ein ganz besonderer Auftraggeber der WfbM<br />
Die „Wörner-Feste“ gehören zu den Höhepunkten<br />
im Jahreskalender von Rappertshofen Reutlingen.<br />
Zu verdanken sind sie Gerhard Wörner, der mit<br />
seiner Firma für Medizinprodukte und Logistik<br />
nicht nur als Auftraggeber für Menschen mit<br />
Behinderung eine ganz besondere Rolle in Rappertshofen<br />
spielt.<br />
Gerhard Wörner ist 53 Jahre alt und hat 1999 einen<br />
Laborhandel gegründet. „Lieber ein kleiner Herr als<br />
ein großer Diener“, erinnert er sich an seine damalige<br />
Motivation, sich selbstständig zu machen. Heute<br />
beschäftigt er insgesamt rund 80 Mitarbeiter, am<br />
Stammsitz in Reutlingen und an weiteren Standorten<br />
in Passau, Hamburg, in Österreich und in der Schweiz.<br />
Rund 50 Millionen Euro beträgt der Jahresumsatz<br />
seiner Firmen.<br />
Die Versorgung von Laboren und Arztpraxen mit dem<br />
benötigten Material erfordert ein striktes Terminmanagement.<br />
Das gilt auch für die Aufträge, die von der<br />
Firma Wörner seit mehreren Jahren an die Werkstatt<br />
für behinderte Menschen (WfbM) in Rappertshofen<br />
Reutlingen vergeben werden. Ein Wagnis? „Rappertshofen<br />
ist zuverlässig. Probleme mit der Einhaltung<br />
von Terminen, wie wir es schon mit anderen Zulieferern<br />
hatten, gab es hier noch nie“, lobt Gerhard<br />
Wörner. Der Produktionsleiter, Gert Bauer, kenne seine<br />
Mitarbeiter und deren Fähigkeiten genau. „Seine Zusagen<br />
über Fertigstellung und Qualität der Arbeit waren<br />
immer erste Güte“, versichert Gerhard Wörner, „Rappertshofen<br />
hat sich dabei durch die räumliche Nähe<br />
und vor allen Dingen durch die Unkompliziertheit und<br />
Kompetenz als perfekte Ergänzung herausgestellt“.<br />
So wichtig die Aufträge der Firma Wörner für die<br />
WfbM auch sind, die persönliche Verbundenheit,<br />
die viele Menschen mit Behinderung in Rappertshofen<br />
mit Gerhard Wörner verspüren, geht auf das<br />
persönliche Engagement des Unternehmers zurück.<br />
„Zumindest moralisch gehören die Menschen hier<br />
zu meinen Mitarbeitern“, sagt er. Deshalb würde er<br />
sich auch eine gemeinsame Weihnachtsfeier oder<br />
einen gemeinsamen Betriebsausflug wünschen, was<br />
aber wegen des Transports und der unterschiedlichen<br />
Tagesabläufe bislang noch nicht möglich war.<br />
Für Wörner ist dies eine Herausforderung: „Wer das<br />
ganze Jahr arbeitet, soll auch feiern können“, findet er<br />
und veranstaltet seit Jahren für die Beschäftigten in<br />
Rappertshofen ein zusätzliches Fest, zu dem auch die<br />
Wörner’sche Stammbelegschaft eingeladen ist.<br />
Die Wertschätzung, die er ausstrahlt, wird auch ihm<br />
entgegengebracht. „Ich hatte im Laufe der Jahre viele<br />
schöne Erlebnisse. Ich werde stets freundlich empfangen<br />
und von vielen Mitarbeitern mit Namen begrüßt.<br />
Ich ärgere mich über mich selbst, weil ich mir die<br />
Namen aller Mitarbeiter nicht merken kann und ich<br />
den Gruß nicht entsprechend erwidern kann“, erzählt<br />
Wörner und verspricht, dass es bei entsprechender<br />
Wirtschaftslage weiterhin Begegnungen<br />
dieser Art geben wird. „Unserer Firma<br />
geht es auch dank Rappertshofen<br />
sehr gut. Und so lange das so<br />
ist, wird es die jährlichen<br />
Feste und sonstige<br />
Zuwendungen geben.<br />
Unsere Mitarbeiter<br />
erhalten dafür<br />
in erfolgreichen<br />
Jahren anteilige<br />
Gewinnprämien.“<br />
| Bianca Endress<br />
Seite 9<br />
Die von Gönner Gerhard Wörner<br />
(Bild links) finanzierten Feste<br />
sind in Rappertshofen Reutlingen<br />
Legende. Sein persönliches<br />
Engagement geht weit über eine<br />
normale Geschäftsbeziehung zu<br />
einem Auftraggeber der Werkstatt<br />
für behinderte Menschen<br />
hinaus.<br />
<strong>Überblick</strong> <strong>August</strong> <strong>2012</strong>
Seite 10<br />
<strong>Überblick</strong> <strong>August</strong> <strong>2012</strong><br />
Tannenhof Ulm<br />
Gelebte Inklusion am Tannenhof<br />
Smart-up Center und seine Nutzer werden mit offenen Armen empfangen<br />
18 attraktive und zudem günstige Büroräume<br />
sind im neuen Smart-up Center im ehemaligen<br />
Wirtschaftsgebäude des Tannenhofs in Wiblingen<br />
entstanden. Von dieser Nachbarschaft sollen<br />
die Klienten des Tannenhofs ebenso profitieren<br />
wie die Kleinunternehmer. „Ich freue mich, dass<br />
gerade in Ulm ein solches innovatives Konzept<br />
realisiert wird“, sagte Ulms Erster Bürgermeister<br />
Gunter Czisch bei der Eröffnung.<br />
Der Tannenhof ist typisch für große Einrichtungen<br />
der <strong>Eingliederungshilfe</strong> für Menschen mit Behinderung,<br />
denen während früherer Jahrzehnte Standorte<br />
außerhalb oder am Rande von Städten und<br />
Gemeinden zugewiesen wurden. Heute hingegen<br />
Das ehemalige Wirtschaftsgebäude des<br />
Tannenhofs wurde in ein Smart-up Center umgewandelt,<br />
das Büro- und Besprechungsräume<br />
für Selbstständige und kleine Unternehmen zur<br />
Verfügung stellt.<br />
sind Inklusion und Sozialraumorientierung erklärte<br />
Ziele der <strong>Eingliederungshilfe</strong>. Die Einrichtung eines<br />
Smart-up Centers in den nicht mehr vom Tannenhof<br />
benötigten Räumlichkeiten des ehemaligen Wirtschaftsgebäudes<br />
ist ein Schritt auf diesem Weg. „Wir<br />
sind sehr froh, dass der Landeswohlfahrtsverband<br />
Württemberg-Hohenzollern i.A. als unser Gesellschafter<br />
und als Eigentümer der Tannenhof-Liegenschaften<br />
diese hervorragende Lösung ermöglicht<br />
hat“, sagt Joachim Kiefer, Geschäftsführer der <strong>LWV</strong>.<br />
<strong>Eingliederungshilfe</strong> <strong>GmbH</strong>.<br />
Senator e.h. Prof. Roland Klinger gab als Vertreter<br />
des Gesellschafters den Dank zurück. Die <strong>LWV</strong>.<strong>Eingliederungshilfe</strong><br />
<strong>GmbH</strong> engagiere sich seit einigen
Jahren mit großem Einsatz dafür, den Tannenhof<br />
zu öffnen und kleinere dezentrale Angebote in Ulm<br />
und im Alb-Donau-Kreis zu schaffen. Jens Caspar,<br />
Geschäftsführer des Bauträgers und Betreibers<br />
der Smart-up <strong>GmbH</strong>, sieht in dem Bürocenter<br />
einen Beitrag zur Wirtschaftsförderung und einen<br />
idealen Standort für Existenzgründer, aber auch für<br />
Unternehmer, die „downsizen“, also ihren Betrieb<br />
verkleinern. Ideal auch deshalb, weil die günstigen<br />
Büroräume für einen Betrag zwischen 99 und<br />
299 Euro im Monat zu mieten sind. Die Zusammenarbeit<br />
mit einer sozialen Einrichtung sei für ihn auch<br />
Neuland, gewinne aber immer mehr an Charme,<br />
sagte Caspar, der im Bundesgebiet sechs weitere<br />
Bürocenter betreibt. Der Erfolg gibt ihm recht: Ohne<br />
auffällige Werbung ist schon ein Großteil der Räume<br />
in Wiblingen vermietet. „Das Center ist jetzt schon<br />
zu klein“, sagte Caspar. Jetzt sollen noch Ateliers<br />
und möglicherweise Proberäume in dem Gebäude<br />
entstehen.<br />
Dies ermöglicht vielfältige Begegnungen zwischen<br />
Klienten und Mitarbeitern des Tannenhofs<br />
und den Nutzern des Smart-up Centers. Bereits<br />
in der Umbauphase zeigten sich viele Menschen<br />
mit Behinderung sehr interessiert an den neuen<br />
Nachbarn. „Sie werden am Tannenhof mit offenen<br />
Armen empfangen“, versichert Kiefer. Für die<br />
Zukunft sieht der L.EH-Geschäftsführer zahlreiche<br />
Chancen für gemeinsame Aktivitäten. So hat der<br />
Tannenhof bereits den Auftrag für die Produktion<br />
einer Fotoausstellung an einen Mieter des Smartup<br />
Centers erteilt. Umgekehrt bietet die Werkstatt<br />
für behinderte Menschen (WfbM) des Tannenhofs<br />
Dienstleistungen wie zum Beispiel Catering oder<br />
eine zertifizierte Aktenvernichtung an, die auch für<br />
die Smart-up-Nutzer interessant sein dürften.<br />
Noch wichtiger allerdings ist die gelebte ganz<br />
normale Nachbarschaft. „Selbstständige und Firmen<br />
des ersten Arbeitsmarktes auf dem Tannenhof-Gelände<br />
zu haben, ist ein weiterer Schritt in Richtung<br />
der angestrebten Normalität im Miteinander von<br />
Menschen mit und ohne Behinderung“, ist Kiefer<br />
überzeugt. Nicht zuletzt werde durch die Etablierung<br />
des Smart-up Centers auch die Attraktivität<br />
des Stadtteils Wiblingen insgesamt gestärkt. „Das<br />
erleichtert auch unsere sonstigen Bestrebungen<br />
zur Öffnung des Tannenhofs in das Gemeinwesen<br />
hinein“, so Kiefer.<br />
„Ich freue mich, dass gerade in Ulm ein solches<br />
innovatives Konzept realisiert wird“, sagt Ulms Erster<br />
Bürgermeister Gunter Czisch, der auch stellvertretender<br />
Vorsitzender des Landeswohlfahrtsverbandes<br />
Württemberg-Hohenzollern i.A. ist. Der Tannenhof<br />
gehöre zu Ulm. „Die Schranken in den Köpfen müssen<br />
weg. Das kann das Smart-up-Center mit seinem<br />
Lifestyle erreichen“, sagte der Bürgermeister. „Diese<br />
Büroräume mit Herz haben Potenzial. Aus der Sicht<br />
der Stadt ist das einfach klasse“. Dem schloss sich<br />
auch Monika Stolz bei ihrem Besuch zur Eröffnung<br />
des Centers an. „Das ist eine pfiffige Idee“, meinte<br />
die CDU-Landtagsabgeordnete aus Ulm und ehemalige<br />
Gesundheitsministerin. „Daraus ergeben sich<br />
ganz automatisch soziale Kontakte, die für Menschen<br />
mit Behinderung von großem Wert sind.“<br />
| Stephan Gokeler<br />
Seite 11<br />
Mit einer Pressekonferenz und<br />
einem Tag der offenen Tür wurde<br />
das Projekt der Öffentlichkeit<br />
vorgestellt. Mit dabei waren<br />
Senator e.h. Prof. Roland Klinger<br />
als Vertreter des Gesellschafters<br />
der <strong>LWV</strong>.<strong>Eingliederungshilfe</strong><br />
<strong>GmbH</strong>, L.EH-Geschäftsführer<br />
Joachim Kiefer, Investor Jens<br />
Caspar sowie Hans Steinmaier<br />
und Dieter Steck vom Kommunalverband<br />
für Jugend und Soziales<br />
Baden-Württemberg (Bild Mitte,<br />
v.l.n.r.).<br />
<strong>Überblick</strong> <strong>August</strong> <strong>2012</strong>
Seite 12<br />
Zwei neu geschaffene Wohnungen<br />
für je vier Klienten mit<br />
einer Doppeldiagnose<br />
stellen ein intensives Trainingsfeld.<br />
Ziel ist die Förderung der<br />
Selbstständigkeit und einen<br />
Auszug aus der vollstationären<br />
Einrichtung vorzubereiten.<br />
<strong>Überblick</strong> <strong>August</strong> <strong>2012</strong><br />
Rabenhof Ellwangen<br />
Herausforderung Doppeldiagnose<br />
Spezielle Angebote für Menschen mit Psychosen und Suchterkrankungen<br />
Psychisch behinderte Menschen mit einer<br />
Doppeldiagnose Psychose und Sucht stellen das<br />
Versorgungssystem vor neue Herausforderungen.<br />
Nicht nur Psychiatrische Kliniken richten<br />
spezifische Behandlungsangebote ein. Auch der<br />
Rabenhof als Einrichtung der <strong>Eingliederungshilfe</strong><br />
spezialisiert sich auf die Unterstützung dieses<br />
Personenkreises. Neben einer Differenzierung der<br />
Wohnangebote ist die Qualifizierung der Mitarbeiter<br />
von besonderer Bedeutung.<br />
Was ist das Spezielle an dieser Personengruppe?<br />
Zum einen fällt natürlich ihr problematischer<br />
Suchtmittelkonsum auf, der zu sozialen Problemen<br />
wie Arbeitslosigkeit, Verlust der Wohnung, Folgeerkrankungen<br />
– insbesondere bei Alkoholmissbrauch<br />
– oder Konflikten mit dem Gesetz beim Konsum<br />
illegaler Drogen geführt hat. Gleichzeitig sind die<br />
Betroffenen meist wenig belastbar und erleben<br />
häufig Phasen, in denen sie von Wahnvorstellungen<br />
oder Halluzinationen geplagt sind. Beide Problembereiche<br />
benötigen unterschiedliche Hilfeleistungen.<br />
Die richtige Mischung zu finden ist die Kunst in der<br />
Betreuung dieser Personengruppe. Und noch etwas<br />
ist charakteristisch: Klienten mit Doppeldiagnose<br />
sind im Durchschnitt deutlich jünger als andere<br />
Menschen, die Unterstützung im psychiatrischen<br />
Hilfenetz benötigen.<br />
Um sich auf die Erfordernisse dieser Klientel einzustellen,<br />
wurde am Rabenhof eine spezifische Betreuungskonzeption<br />
entwickelt. Ausgangspunkt<br />
dafür war eine Fachtagung, auf der Experten aus der<br />
stationären Psychiatrie und aus komplementären<br />
Einrichtungen den – zum Teil auch kontrovers diskutierten<br />
– Stand der wissenschaftlichen Standards<br />
darstellten. In Folge ergaben sich für die Betreuung<br />
dieses Personenkreises durch den Rabenhof verschiedenste<br />
Konsequenzen.<br />
Wichtig war die Qualifikation der Mitarbeiter. Neben<br />
einem Sozialpädagogen mit einer suchttherapeutischen<br />
Ausbildung wurde das Mitarbeiterteam im<br />
Verfahren der Motivierenden Gesprächsführung<br />
geschult, was sich für die Betreuung dieser Klientel<br />
als besonders hilfreich erwiesen hat. Die Polizei und<br />
die Suchtberatungsstellen sind wichtige Kooperationspartner,<br />
um die Mitarbeiter stets über die<br />
Entwicklungen auf dem Markt illegaler Drogen zu<br />
informieren. Ebenso besteht eine enge Zusammenarbeit<br />
mit der Klinik für Suchttherapie am Klinikum<br />
Schloss Winnenden, dem Suchthilfenetzwerk des<br />
Ostalbkreises und der Deutschen Fachgesellschaft<br />
Psychose und Sucht, die sich seit über zehn Jahren<br />
mit den Erfordernissen dieser Klientel beschäftigt.<br />
In der Bezugsbetreuung gehören regelmäßige Einzelgespräche,<br />
in denen die Bewältigung der Erkrankung<br />
eine zentrale Rolle spielt, zum Standard. Dies<br />
wird ergänzt durch Gruppenangebote des Psychologischen<br />
Dienstes und des Sozialdienstes wie die<br />
Psychoedukation und die Rückfallprophylaxe. Ein<br />
weiterer Baustein ist die berufliche Förderung, gerade<br />
auch für die jüngeren Klienten. Die Werkstatt des<br />
Rabenhofs führt im Berufsbildungsbereich Fremdpraktika<br />
in Betrieben durch, um Unterstützung bei<br />
der beruflichen Orientierung zu bieten und nach<br />
Möglichkeit einen Ausbildungs- oder einen Dauerarbeitsplatz<br />
zu vermitteln. Ergänzt wird dies durch ein<br />
breites Spektrum an Freizeitangeboten, wie beispielsweise<br />
ein Fitnessraum oder kreative Kurse.
Der vorerst letzte Baustein der konzeptionellen<br />
Weiterentwicklung ist ein spezielles Wohnangebot,<br />
das von Oktober an auf dem Rabenhof zur Verfügung<br />
stehen wird. Werden die Klienten am Rabenhof bisher<br />
in Wohngruppen für zehn bis zwölf Klienten betreut,<br />
wurden durch eine Umbaumaßnahme zwei Wohnungen<br />
für je vier Klienten mit einer Doppeldiagnose<br />
Psychose und Sucht geschaffen. Diese stellen ein<br />
intensives Trainingsfeld dar, sowohl was die Bewältigung<br />
der Erkrankung betrifft als auch die Förderung<br />
der Selbstständigkeit mit dem Ziel, einen Auszug aus<br />
der vollstationären Einrichtung vorzubereiten.<br />
Statements<br />
Dr. Christopher Dedner,<br />
Ärztlicher Direktor des Klinikums Schloss<br />
Winnenden: „Eine gut funktionierende<br />
Zusammenarbeit mit der zuständigen<br />
psychiatrischen Klinik ist ein zentraler<br />
Erfolgsgarant für dieses wichtige Angebot.<br />
Deswegen wird sich auch die Suchtklinik<br />
des Klinikums Schloss Winnenden<br />
an den Sprechstunden der Psychiatrischen<br />
Institutsambulanz am Rabenhof<br />
beteiligen.“<br />
In der Konzeption des Rabenhofs spielen aber auch<br />
die anderen Wohnangebote der Einrichtung eine<br />
wichtige Rolle für die Klienten mit einer Doppeldiagnose<br />
Psychose und Sucht. Die Wohnheime am<br />
Rabenhof bieten durch ihre Lage einen Schutzraum,<br />
da Suchtmittel nicht unmittelbar verfügbar sind.<br />
Sofern die Suchtgefährdung sehr groß ist, kann<br />
die Betreuung auch befristet im geschlossenen<br />
Wohnheim der Einrichtung erfolgen. Aber auch die<br />
dezentralen Wohnangebote in Ellwangen, Aalen und<br />
Schwäbisch Gmünd können eine Stabilisierung der<br />
Klienten in ihrem gewohnten Umfeld ermöglichen<br />
und eine wichtige Brücke im Übergang in ein selbstständiges<br />
Leben sein.<br />
| Thomas Knies<br />
Ingrid Pollak-Deeg,<br />
Abteilungsleiterin am Rabenhof Ellwangen:<br />
„Mit der Weiterentwicklung des<br />
Wohnangebots auf dem Rabenhof und<br />
der Betreuungsangebote erfüllen wir<br />
die Wünsche und Erwartungen, die die<br />
Klienten mit einer Doppeldiagnose an<br />
uns formuliert haben.“<br />
Seite 13<br />
Info:<br />
Weitere Informationen<br />
über die Wohnangebote<br />
und die Betreuungskonzeption<br />
erhalten Sie<br />
von Ingrid Pollak-Deeg<br />
(Tel. 07961 873-203,<br />
E-Mail ingrid.pollakdeeg@lwv-eh.de)<br />
und<br />
Mario Kinsky (Tel. 07961<br />
873-223, E-Mail mario.<br />
kinsky@lwv-eh.de)<br />
Bernd S.,<br />
Bewohner eines Wohnheims auf dem<br />
Rabenhof: „Ich freue mich auf die Fertigstellung<br />
der Wohnungen am Rabenhof.<br />
Ein Umzug dorthin ist für mich eine<br />
große Chance, weitere Selbstständigkeit<br />
und einen besseren Umgang mit meinen<br />
Problemen zu erreichen.“<br />
<strong>Überblick</strong> <strong>August</strong> <strong>2012</strong>
Seite 14<br />
Das Organisationsteam des<br />
Turniers am Tannenhof um<br />
Richard Windirsch (links), Peter<br />
Trefzger (hinten, Dritter v.l.) und<br />
Klaus Schneele (hinten, Fünfter<br />
v.l.) erhielt zur Siegerehrung<br />
prominente Unterstützung von<br />
Michael Hurler (hinten, Zweiter<br />
v.l.), der eine Auszeichnung<br />
der Sepp-Herberger-Stiftung<br />
des Deutschen Fußballbundes<br />
überreichte, sowie dem<br />
Landtagsabgeordneten Jürgen<br />
Filius (hinten, Vierter v.l.), L.EH-<br />
Geschäftsführer Joachim Kiefer<br />
(hinten, Zweiter v.r.) und Ulms<br />
Oberbürgermeister Ivo Gönner<br />
(rechts).<br />
<strong>Überblick</strong> <strong>August</strong> <strong>2012</strong><br />
Tannenhof Ulm<br />
Sogar der DFB gratulierte<br />
20. Integratives Fußballturnier am Tannenhof mit Rekordbeteiligung<br />
Mit rund 350 Teilnehmern war die 20. Auflage<br />
des Integrativen Fußballturniers am Tannenhof<br />
in Wiblingen größer als alle Vorgänger. Aus dem<br />
Ruhrpott, aus Thüringen und aus der Pfalz waren<br />
Teams für ein Wochenende mit vollem Programm<br />
auf und neben den Fußballplätzen angereist.<br />
34 Mannschaften aus ganz Deutschland und<br />
damit mehr als je zuvor waren Mitte Juni am<br />
Tannenhof in Ulm-Wiblingen zu Gast. Das weitläufige<br />
Gelände der Einrichtung für Menschen<br />
mit geistiger Behinderung ist alljährlich Austragungsort<br />
des Internationalen Integrativen<br />
Fußballturniers (IIFT).<br />
Aus dem Ausland waren heuer zwar keine Teams<br />
angereist, der Stimmung tat dies aber keinen<br />
Abbruch. Bereits am Freitagabend, wenn aus dem<br />
parkähnlichen Freigelände ein großer Zeltplatz wird,<br />
entwickelt das IIFT seinen ganz besonderen Charakter.<br />
Manche Teams kommen bereits seit Gründung<br />
des Turniers vor 20 Jahren hierher. So ist es kein<br />
Wunder, dass dieser Tag neben dem Kennenlernen<br />
neuer Teilnehmer vor allem dem freudigen Wiedersehen<br />
unter alten Bekannten gewidmet ist.<br />
Auch ein umfangreiches Rahmenprogramm gehört<br />
traditionell zum IIFT. In diesem Jahr hatte das<br />
erfahrene Organisationsteam um Klaus Schneele,<br />
Peter Trefzger und Richard Windirsch zum Jubiläum<br />
ein paar besondere Programmpunkte zu bieten. So<br />
hatten die Sportfreunde Sendling als Gastgeschenk<br />
eine Showtanzgruppe aus München mitgebracht, die<br />
Coverband „Robi & Friends“ spielte live und „Fernandance“<br />
brachte brasilianische Rhythmen ins Spiel.<br />
Doch im Mittelpunkt steht beim IIFT natürlich der<br />
Fußball. Das Kleinfeldturnier wird in zwei Kategorien<br />
ausgetragen, die den Grad des Handicaps der<br />
beteiligten Kicker berücksichtigen. Zugelassen sind<br />
nur Mannschaften, in denen Menschen mit und ohne<br />
Behinderung gemeinsam antreten. In 152 Partien<br />
ermittelten die Teams am Samstag und Sonntag<br />
bei bestem Fußballwetter ihre Sieger, die in diesem<br />
Jahr aus dem oberschwäbischen Wilhelmsdorf und<br />
aus Ulm selbst stammen. Doch nicht die Gastgeber<br />
vom Tannenhof, sondern die Mannschaft des Clubs<br />
Körperbehinderte und ihre Freunde aus Ulm holten<br />
sich den Titel. Die Ulmer Schiedsrichtergruppe, die<br />
traditionell die Partien ehrenamtlich leitet, war auch<br />
beim Turnierjubiläum wieder voll des Lobs über die<br />
fairen sportlichen Leistungen der Teilnehmer. Erstmals<br />
waren in diesem Jahr auch zwei Frauenteams<br />
dabei, die vor der Siegerehrung zu einem zusätzlichen<br />
Einlagenspiel gegeneinander antraten.<br />
Mit einem Prominenten-Neunmeter-Schießen endete<br />
der sportliche Wettbewerb am Sonntagnachmittag.<br />
Ulms OB Ivo Gönner, der Grünen-Landtagsabgeordnete<br />
Jürgen Filius, Joachim Kiefer als Geschäftsführer<br />
der <strong>LWV</strong>.<strong>Eingliederungshilfe</strong> <strong>GmbH</strong> und Michael<br />
Hurler, Vizepräsident des Württembergischen<br />
Fußballverbandes, waren zur Siegerehrung an den<br />
Tannenhof gekommen und mussten zunächst ihre eigene<br />
fußballerische Kompetenz unter Beweis stellen.<br />
Anschließend würdigten sie nicht nur die sportlichen<br />
Erfolge, sondern auch das mit dem Turnier verbundene<br />
ehrenamtliche Engagement. Michael Hurler überreichte<br />
als besondere Auszeichnung einen Scheck der<br />
Sepp-Herberger-Stiftung des Deutschen Fußballbundes.<br />
Zur Überraschung der Zuhörer kündigte er<br />
zudem an, dass der DFB eine Trainerschulung für die<br />
Betreuer aller am IIFT teilnehmenden Mannschaften
anbieten und finanzieren werde, was mit großem<br />
Applaus quittiert wurde.<br />
Ebenfalls im Rahmen des IIFT verliehen wird alljährlich<br />
der Walter-Vollweiler-Pokal für Verständnis und<br />
Toleranz, der vom SSV Ulm zur Verfügung gestellt<br />
wird und an ein Ulmer Fußballidol aus den 1930er-<br />
Jahren erinnert. Er wurde am Sonntag von Fritz<br />
Glauninger überreicht. Der Archivar und Ehrenvorstand<br />
des SSV Ulm, der Walter Vollweiler noch persönlich<br />
kannte, übergab den Pokal in diesem Jahr an<br />
den FC Tannenhof – eine Geste, mit der die Jury die<br />
besondere Leistung des Tannenhof-Teams würdigte,<br />
dieses Turnier 20 Jahre lang ausgerichtet zu haben.<br />
Richard Windirsch, der seit Gründung des Turniers<br />
ehrenamtlich in der Organisation der Veranstaltung<br />
mitarbeitet, freute sich sehr über den zusätzlichen<br />
Schwung, den das Jubiläum dem IIFT gebracht hat.<br />
„Wir sind in diesem Jahr noch mal richtig durchgestartet“,<br />
bilanzierte er. Neue Teilnehmer, zusätzliche<br />
Sponsoren, frische Nachwuchskräfte im ehrenamtlichen<br />
Organisationsteam und nicht zuletzt ein<br />
traumhaftes Wetter sorgten dafür, das Turnier der<br />
Superlative erfolgreich zu gestalten.<br />
Allerdings räumt Windirsch ein, in diesem Jahr an<br />
Kapazitätsgrenzen gestoßen zu sein. Um auch bei<br />
34 teilnehmenden Mannschaften ohne K.o.-System<br />
auszukommen, musste der Spielplan komplett<br />
neu gestaltet werden. Und prompt passierte es:<br />
Bei der Auswertung steckte der Fehlerteufel im<br />
System und spuckte zunächst nicht die korrekten<br />
Turniersieger in den beiden Spielklassen aus. Das<br />
wurde selbstverständlich anschließend korrigiert,<br />
doch um solche Probleme bei künftigen Turnieren<br />
zu vermeiden, wird im Organisationsteam über eine<br />
Begrenzung der Teilnehmerzahl und einen strikten<br />
Anmeldeschluss nachgedacht. „28 Mannschaften<br />
wären eine ideale Zahl“, glaubt Windirsch.<br />
Gut möglich, dass es künftig also einen Wettlauf um<br />
die Teilnahme gibt. Jochen Horster vom Wittfeld-<br />
Wohnverbund aus Moers, der mit seinem weitgereisten<br />
Team in diesem Jahr erstmals beim IIFT dabei<br />
war, hinterließ auf der Turnier-Website (www.iift.de)<br />
schon mal eine Bewerbung fürs kommende Jahr:<br />
„Wir haben noch nie so ein tolles Turnier erlebt,<br />
dagegen waren alle anderen Turniere in Barcelona,<br />
Venlo, Flensburg, Berlin oder Dortmund amateurhaft.<br />
Hut ab vor dieser unglaublichen Arbeit und Leistung.<br />
Wir kommen nächstes Jahr wieder!“<br />
| Stephan Gokeler<br />
Seite 15<br />
Zum Rahmenprogramm<br />
gehörte auch ein Promi-<br />
Neunmeter-Schießen (im Bild<br />
L.EH-Geschäftsführer Joachim<br />
Kiefer) sowie der Auftritt von<br />
„Fernandance“ mit brasilianischen<br />
Rhythmen (Bild rechts)<br />
<strong>Überblick</strong> <strong>August</strong> <strong>2012</strong>
Seite 16<br />
Aktuelles<br />
Fachtagung „Was trägt?“<br />
Selbstverantwortung und soziale Netze in der Behindertenhilfe<br />
Montag, 3. Dez. <strong>2012</strong><br />
Rappertshofen Reutlingen<br />
6.9.<strong>2012</strong><br />
Wohnheim Haller Straße, Naturkunst für<br />
Kinder im Rahmen des Ferienprogramms<br />
der Stadt Ilshofen<br />
7.9.<strong>2012</strong><br />
Wohnheim Haller Straße, Ilshofen: Open<br />
Air Kino mit dem Film „Verrückt nach Paris“.<br />
Einlass 19 Uhr<br />
15.9.<strong>2012</strong>, 9 Uhr<br />
Deutsche Boccia-<br />
Meisterschaft in der<br />
Neuen Sporthalle<br />
Markgröningen.<br />
Veranstalter:<br />
Bundesverband<br />
für körper- und<br />
mehrfachbehinderte<br />
Menschen e.V.<br />
12.9.<strong>2012</strong>, 18 Uhr<br />
Präsent, Ellwangen: ADHS – eine Modeerkrankung<br />
der Neuzeit oder eine ernstzunehmende<br />
Störung? Vortrag von Dipl.-<br />
Pädagogin J. Schmidt. Der Eintritt ist frei.<br />
13.10.<strong>2012</strong><br />
Natur erleben für Erwachsene – VHS-Kurs<br />
im Wohnheim Haller Straße, Ilshofen<br />
17.10.<strong>2012</strong>, 17.30 Uhr<br />
Rabenhof Ellwangen: Gedenken an die<br />
Opfer nationalsozialistischer „Euthanasie-<br />
Referenten: Prof. Dr. Hans Thiersch, Dr. Stephan Peiffer,<br />
Dr. Tilmann Kleinau, Claus Fussek, Prof. Dr. Jürgen Armbruster<br />
Weitere Informationen unter www.lwv-eh.de/aktuelles<br />
Politik“ In Kooperation mit dem Stiftsbund<br />
Ellwangen. Ausstellungseröffnung „Grafeneck<br />
1940 – Geschichte und Erinnerung“,<br />
Vortrag von Thomas Stöckle, Leiter der<br />
Gedenkstätte Grafeneck.<br />
19.10.<strong>2012</strong>, 18 Uhr<br />
Großer Herbstball vom Freundeskreis<br />
Tannenhof Ulm, Cafeteria Tannenhof Ulm<br />
19.10.<strong>2012</strong>, 20 Uhr<br />
„Uli Keuler spielt…“, Mehrzweckhalle<br />
Rappertshofen Reutlingen<br />
7.11.<strong>2012</strong>, 20 Uhr<br />
Tannenhof Ulm,<br />
Cafe Paletti: Türkischer Abend mit der<br />
Bauchtänzerin „Rashika“<br />
10.11.<strong>2012</strong>, 20.00 Uhr<br />
Rabenhof Ellwangen: Ernst und Heinrich<br />
mit ihrem neuen Programm „Schnäpple<br />
City“. Comedy? Liederabend? Kabarett?<br />
Melodien? Parodien? Die Mischung macht‘s!<br />
VVK über Gregor Olschewski, 07961 873-<br />
204, gregor.olschewski@lwv-eh.de<br />
3.12.<strong>2012</strong><br />
Fachtagung der <strong>LWV</strong>.<strong>Eingliederungshilfe</strong><br />
<strong>GmbH</strong>: „Was trägt? Selbstverantwortung<br />
und soziale Netze in der Behindertenhilfe“,<br />
Rappertshofen Reutlingen. Weitere<br />
Informationen und Anmeldung unter<br />
www.lwv-eh.de/aktuelles<br />
<strong>LWV</strong>.<strong>Eingliederungshilfe</strong> <strong>GmbH</strong><br />
Behindertenheim Markgröningen<br />
Heim für körper- und<br />
mehrfachbehinderte Menschen<br />
Asperger Straße 51<br />
71706 Markgröningen<br />
Telefon: 07145 91-53501<br />
info.markgroeningen@lwv-eh.de<br />
<strong>LWV</strong>.<strong>Eingliederungshilfe</strong> <strong>GmbH</strong><br />
Rabenhof Ellwangen<br />
Heim für seelisch behinderte Menschen<br />
Rabenhof 41<br />
73479 Ellwangen<br />
Telefon: 07961 873–0<br />
info.ellwangen@lwv-eh.de<br />
<strong>LWV</strong>.<strong>Eingliederungshilfe</strong> <strong>GmbH</strong><br />
Rappertshofen Reutlingen<br />
Heim für körper- und<br />
mehrfachbehinderte Menschen<br />
Rappertshofen 1<br />
72760 Reutlingen<br />
Telefon: 07121 629-100<br />
info.reutlingen@lwv-eh.de<br />
<strong>LWV</strong>.<strong>Eingliederungshilfe</strong> <strong>GmbH</strong><br />
Tannenhof Ulm<br />
Heim für geistig- und<br />
mehrfachbehinderte Menschen<br />
Saulgauer Straße 3<br />
89079 Ulm<br />
Telefon:<br />
Bereich Wohnen: 0731 4013-100<br />
Bereich Arbeiten: 0731 4013-160<br />
info.ulm@lwv-eh.de<br />
Impressum<br />
Herausgeber:<br />
<strong>LWV</strong>.<strong>Eingliederungshilfe</strong> <strong>GmbH</strong><br />
Bismarckstraße 72<br />
72072 Tübingen<br />
Telefon: 07071 97559-0<br />
Telefax: 07071 97559-111<br />
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<strong>August</strong> <strong>2012</strong> Gestaltung: