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Einfach Retour - Gornergrat Bahn

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59 Minuten mit Francesco Walter. Der virulente Präsident von Musikdorf Ernen hilft selbst<br />

dem Glück auf die Sprünge.<br />

«Wie eine Made im Speck fühle ich mich.<br />

Ich mache, was ich liebe: Kultur. Kulturmanager<br />

sind wie passionierte Golfer: Hin und<br />

weg von neuen Partien. Um 15 Uhr fahre<br />

ich nach Ludwigsburg an ein Tanztheater.<br />

Peter (Peter Clausen, sein Partner, Anm.<br />

der Redaktion) kommt nach, überhaupt<br />

war es ein Glück, dass er mich nach Ernen<br />

verschleppt hat. Donna Leon ist eine ähnlich<br />

glückliche Fügung...»<br />

Francesco Walter sitzt noch gar nicht richtig.<br />

Der Kellner wartet. «Café, bitte.»<br />

«Francesco, wir haben es nicht von Krimis,<br />

sondern vom Musikfestival. Beginnen<br />

wir von vorne?»<br />

«Ich bin ein Sonntagskind, 1960 geboren<br />

und aufgewachsen in Giubiasco. Ich hatte<br />

immer Glück im Leben.»<br />

«So weit vorne meinte ich nicht. Aber<br />

wie kommt ein Tessiner nach Ernen?»<br />

«Mit 18 Jahren wollte ich nach Zürich,<br />

Deutsch lernen, landete jedoch in Zug in einem<br />

Büro. Seit ich 25 bin, höre ich intensiv<br />

klassische Musik. Meine erste und einzige<br />

Freundin war Pianistin und ich leiste mir<br />

noch heute ein Abo im Opernhaus Zürich.<br />

1991 lernte ich Peter kennen und besuchte<br />

ihn. Ernen im Februar, tief verschneit. Ein<br />

Märchen. Wunderbar für ein Wochenende<br />

sagte ich mir, aber für ein Leben?»<br />

«Offenbar. Diesen Sommer prägst du<br />

das 16. Festival mit.»<br />

«1994 waren die sechs Konzerte ein Insider-Festival.<br />

Heute sind es – cinque ... nove<br />

... diciassette – 20 Veranstaltungen.<br />

1999, ich war seit einem Jahr Präsident,<br />

starb der Gründer György Sebök. Das Festival<br />

drohte zu kippen. Da habe ich mir indirekt<br />

meinen Job kreiert. Ein Festival braucht<br />

eine Identifikationsfigur. Eine glückliche Fügung<br />

war zudem, als mich die Zürcher Konzertmeisterin<br />

Ada Pesch mit Donna<br />

Leon bekannt machte. Wir sprachen von<br />

Händel und ihren Büchern. Plötzlich sagte<br />

Donna Leon, es sei gar nicht schwierig,<br />

einen Krimi zu schreiben. Der Satz ging wie<br />

ein Blitz durch mich. Schreibkurs – Barock-<br />

einfach retour · 11<br />

Ein Mann, ein Orchester<br />

Francesco<br />

Walter<br />

Der Intendant Musikdorf<br />

Ernen mit Tessiner Wurzeln<br />

lebt seit 1991 in Ernen.<br />

Francesco Walter ist diplomierter Kulturmanager. Unter<br />

seiner Ägide weitete sich das Festival zu einem<br />

Kulturevent, das zwischen Literatur, Kammermusik,<br />

Alter Musik und Klaviermusik changiert. Francesco<br />

Walter lebt seit bald 20 Jahren mit seinem Partner<br />

Peter Clausen in Ernen.<br />

Konzertbus<br />

Für das 37. Sommerfestival 2010 hat das Musikdorf<br />

Ernen die Konzertzeiten leicht modifiziert: Samstag<br />

und Sonntag beginnen die Konzerte bereits um<br />

18 Uhr. Das macht eine An- und Heimreise mit Bus<br />

und <strong>Bahn</strong> auch am Wochenende möglich.<br />

Generell fährt der Konzertbus zu den Konzerten von<br />

Oberwald nach Ernen sowie von Ernen nach Brig für<br />

das Konzert vom 9. August 2010 im Briger Stockal-<br />

perschloss. Die <strong>Retour</strong>fahrt ab allen Haltestellen<br />

kostet 5 Franken.<br />

musik – Wandern: Ich wusste, das schlägt<br />

ein. 2010 wird Donna Leon erneut einen Literaturkurs<br />

geben und über ihre geliebte<br />

Barockmusik sprechen. Dein Café-Biskuit?<br />

Natürlich nehme ich das gerne.»<br />

«Bei uns gibts Raclette<br />

statt Lachsbrötli»<br />

Francesco Walter<br />

«Liegt das am Charisma von Ernen?»<br />

«Ein normales Programm liegt mir nicht.<br />

Ich lese viel Fachliteratur oder Biografien,<br />

am liebsten zwei bis drei über die gleiche<br />

Person, das ist spannend – wo war ich?<br />

Ach ja, 58 Musiker engagieren wir jedes<br />

Jahr – ohne 5-Sterne-Hotel. Bei uns gibt es<br />

Raclette statt Lachsbrötli, wir gehen Brot<br />

backen, wandern; das kommt an. 2010 zelebrieren<br />

wir die Revolution als Festivalthema.<br />

So spät schon? Ich muss die Stunde<br />

abkürzen. Mein Zug...»<br />

Er springt weg, ich bleibe. Ein einziges Orchester,<br />

dieser Mann. ><<br />

www.musikdorf.ch

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