NDR 1 Andachten Himmel und Erde 21
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<strong>NDR</strong> 1 NIEDERSACHSEN<br />
<strong>Himmel</strong> <strong>und</strong> <strong>Erde</strong> <strong>21</strong>.3.-25.3.2011<br />
Pastor Thomas Risel Hameln: „Frühlingsgeschichten“<br />
Astronomische Beobachtungen <strong>und</strong> blühende Gärten künden den Frühling an.<br />
Pastor Thomas Risel deutet ihn als Möglichkeit des Neuanfangs...<br />
Montag <strong>21</strong>. März 2011 - Frühlingsanfang<br />
Wenn Krokusse, Märzenbecher <strong>und</strong> Primeln wieder blühen, dann können wir sicher<br />
sein: Es ist Frühling - zumindest, was die Pflanzen betrifft. Wie gerne gehen wir in<br />
den Garten oder in die Natur <strong>und</strong> freuen uns an Knospen <strong>und</strong> ersten Blüten. Endlich!<br />
Eine andere Weise, den Frühling zu erkennen, ist der Blick in den Kalender. Und der<br />
zeigt uns, dass der „offizielle“, nämlich astronomische Frühlingsanfang, in diesem<br />
Jahr heute ist - am <strong>21</strong>. März. Und das ist in diesem Jahr schon wirklich historisch –<br />
denn zum letzten Mal in diesem Jahrh<strong>und</strong>ert fällt der Frühlingsanfang auf den <strong>21</strong>.<br />
März; von da an beginnt er stets am 20. oder aber am 19. März. Wie kommt es zu<br />
diesen unterschiedlichen Daten?<br />
Das weiß dann nicht der Kalender, sondern ein Lehrbuch. Denn unsere<br />
astronomischen Jahreszeiten haben u.a. mit <strong>Erde</strong> <strong>und</strong> Sonne zu tun. Die<br />
Jahreszeiten gibt es, weil sich die <strong>Erde</strong> innerhalb eines Jahres einmal um die Sonne<br />
bewegt. Und dabei beschreibt die <strong>Erde</strong> ja keine Kreisbahn, sondern eine Ellipse. Und<br />
das bedeutet: Die Jahreszeiten sind nicht alle gleich lang. Der Frühlingsanfang ist<br />
also genau der Wechselpunkt zwischen Winter <strong>und</strong> Sommer.<br />
Frühling - im Garten, im Kalender <strong>und</strong> im astronomische Lehrbuch. In der Bibel<br />
schreibt ein Beter in Psalm 19, wie für ihn all das zusammen hängt - <strong>Himmel</strong> <strong>und</strong><br />
<strong>Erde</strong>, Tag <strong>und</strong> Nacht, Jahreszeiten <strong>und</strong> Gestirne:<br />
Die <strong>Himmel</strong> erzählen die Ehre Gottes, <strong>und</strong> die <strong>Erde</strong> verkündigt seiner Hände Werk.<br />
Ein Tag sagt's dem andern, <strong>und</strong> eine Nacht tut's k<strong>und</strong> der andern,<br />
Er hat der Sonne ein Zelt am <strong>Himmel</strong> gemacht; sie geht heraus wie ein Bräutigam<br />
aus seiner Kammer <strong>und</strong> freut sich wie ein Held, zu laufen ihre Bahn.<br />
Sie geht auf an einem Ende des <strong>Himmel</strong>s / <strong>und</strong> läuft um bis wieder an sein Ende,<br />
<strong>und</strong> nichts bleibt vor ihrer Glut verborgen.“<br />
Die Sonne: Nur jetzt zum Frühlingsanfang am <strong>21</strong>. März <strong>und</strong> dann wieder zum<br />
Herbstanfang geht die Sonne genau im Osten auf <strong>und</strong> im Westen unter.<br />
Endlich Frühling – nicht nur eine Zeit voller Gefühle, sondern auch voller W<strong>und</strong>er!
Dienstag 22. März 2011 – Wasser im Frühling: Weltwassertag<br />
Was für ein schönes Bild in unserem Hamelner Bürgergarten: Noch vor wenigen<br />
Wochen waren Eis <strong>und</strong> Schnee <strong>und</strong> sogar eine Eisbahn zu sehen, nun:<br />
Springbrunnen, Fontänen, Wasserspiele, so wie auch in vielen anderen Städten,<br />
Gärten <strong>und</strong> Parks. Das sind für mich Zeichen des Frühlings! In einigen Wochen,<br />
wenn es heißer wird <strong>und</strong> die Sonne senkrecht am <strong>Himmel</strong> steht, werden wir uns hier<br />
schön abkühlen können. Herrlich! Aber schon jetzt beginnt es, ich kann es hören:<br />
das Plätschern der Brunnen <strong>und</strong> Wasserspiele in der Stadt. Ich kann es sehen: die<br />
Farben des Wassers in der Frühlingssonne. Ich kann es erleben: Kinder,<br />
Erwachsene, H<strong>und</strong>e bleiben stehen, verweilen einen Augenblick, fühlen wie warm<br />
oder noch kalt das Wasser hier ist, treffen sich in den ersten Strahlen der<br />
Frühlingssonne am Brunnen. Ich kann spüren: Wasser ist Leben.<br />
Wasser ist neben dem Licht der Sonne DAS Element unserer <strong>Erde</strong>, unverzichtbar für<br />
Leben, Wachsen, Blühen, Gedeihen. Wasser ist Segen. Wasser ist auch ein<br />
kostbares Gut! Kriege im Nahen Osten wurden vor allem wegen des Wassers <strong>und</strong><br />
der Trinkwassergewinnung geführt. Heute sind Länder wie Israel <strong>und</strong> Saudi-Arabien<br />
die Länder mit den meisten Anlagen, die Salzwasser in Trinkwasser umwandeln<br />
können. Unverzichtbar, lebensnotwendig. Darauf will auch seit 1993 jedes Jahr am<br />
22. März, also heute, der Weltwassertag hinweisen. Er geht auf die Aufforderung der<br />
Vereinten Nationen zurück: alle Staaten der <strong>Erde</strong> sollen auf den Wert sauberen<br />
Wassers aufmerksam machen. Denn: etwa alle dreieinhalb Sek<strong>und</strong>en stirbt ein Kind<br />
auf dieser Welt, nur weil es kein sauberes Wasser hat. Darum haben die Vereinten<br />
Nationen nun im letzten Sommer den Anspruch auf sauberes Wasser in die<br />
Allgemeine Erklärung der Menschenrechte aufgenommen.<br />
Wenn im Frühling wieder die Brunnen sprudeln, dann möchte ich auch daran<br />
denken: Was tun wir, um Wasser zu sparen? Wie können wir das kostbare Nass<br />
gerecht aufteilen? Wie können wir Menschen helfen, in den armen Ländern der <strong>Erde</strong><br />
Wasser zu bekommen? Wasser ist eben nicht nur ein Genuss für Leib <strong>und</strong> Seele –<br />
sauberes Wasser ist ein Menschenrecht!
Mittwoch 23. März 2011 – Dialog: „Wann ist endlich Ostern?“<br />
Miriam: Weißt Du, was cool ist, Papa?<br />
Risel: Hm…?<br />
Miriam: Dass wir dieses Jahr nicht im Schnee Ostereier suchen müssen.<br />
Risel: Ach nee, auch als Jugendliche sind dir Ostereier wohl noch ziemlich<br />
wichtig…?!<br />
Miriam: Klar, aber… was meinst du, Ostern ist ja dieses Jahr echt spät, wie kommt<br />
das eigentlich?<br />
Risel: Also, ob wir dann noch Schnee haben Ende April, weiß man ja nicht, der April<br />
macht ja was er will, sagt man so. Aber es stimmt, Ostern ist dieses Jahr wirklich<br />
ziemlich spät.<br />
Miriam: Und warum ist das nun mal so? Ich meine, Weihnachten ist doch auch immer<br />
im Dezember, Heiligabend immer am 24.12. Warum ist Ostern immer an anderen<br />
Terminen? Ostern könnte doch zum Beispiel IMMER am 24.März sein - genau drei<br />
Monate nach Heiligabend. Dann könnten wir immer am selben Tag Ostereier suchen.<br />
Risel: Okay, also erstmal hat ja Ostern nicht nur was mit Ostereiern zu tun, ne?! Das<br />
sind doch alles nur --- Äußerlichkeiten.<br />
Miriam: Mensch, das weiß ich doch: Es geht um die Auferstehung von Jesus <strong>und</strong><br />
so... – klar!<br />
Risel: Gut, <strong>und</strong> dass dies immer an unterschiedlichen Tagen gefeiert wird, das hat<br />
einen Gr<strong>und</strong>...:<br />
Miriam: <strong>und</strong> welchen...?<br />
Risel: Wir wissen nicht, an welchem Datum Ostern sozusagen „stattgef<strong>und</strong>en“ hat.<br />
Die Bibel ist da nicht eindeutig...von der Auferstehungsgeschichte wissen wir nur: All<br />
dies geschah am jüdischen Passahfest nach dem Frühlingsvollmond. Statt Ostern<br />
also auf einen bestimmten Tag festzulegen, wurde es darum ein bewegliches Fest...<br />
Miriam: ...ein bewegliches Fest, <strong>und</strong> das hat mit dem --- Frühlingsvollmond zu tun?<br />
Risel: Ja, is´ nicht ganz einfach, diese Regelung, geb´ ich zu. Darüber wurde auch<br />
lange <strong>und</strong> heftig gestritten! Mathematiker, Astronomen, Theologen, sogar Könige <strong>und</strong><br />
Kaiser schalteten sich immer wieder ein. So wurde bereits im 4. Jahrh<strong>und</strong>ert eine<br />
Faustregel entwickelt, die noch heute gilt: Ostern ist am ersten Sonntag nach dem<br />
ersten Vollmond im Frühling. Und für das Jahr 2011 bedeutet das also?
Miriam: Hm. Frühlingsanfang war in diesem Jahr am <strong>21</strong>. März. Erster Vollmond ist,<br />
warte mal… mein Kalender sagt… in diesem Jahr – am 18. April. Okay, dann ist<br />
Ostern also am ersten Sonntag danach – das ist der 24. April. Sag ich doch…, sehr<br />
spät!<br />
Risel: Soweit, so gut, <strong>und</strong> jetzt könnte ich dir noch vom Algorithmus des berühmtem<br />
Mathematikers Carl Friedrich Gauß erzählen, über den man leicht den Ostertermin<br />
für 700 weitere Jahre errechnen kann...<br />
Miriam: Ach, lass mal Papa, mir reicht´s jetzt schon... Ostern ist doch schließlich ein<br />
christlicher Feiertag, <strong>und</strong> nicht ein Schultag!<br />
Risel: ...das hast Du schön gesagt! Ja, Ostern ist ein Fest für das Leben!
Donnerstag 24. März 2011 – Frühling, neues Leben<br />
Der Frühling. Er hat immer etwas Geheimnisvolles für mich. Er offenbart, was in<br />
bergenden Kapseln <strong>und</strong> Hüllen noch sorgfältig verborgen war. Und jeder Trieb <strong>und</strong><br />
jede Knospe zeigt, wie unverwechselbar unsere w<strong>und</strong>erbare Schöpfung ist. Der<br />
Frühling singt es in die Welt, ganz neu <strong>und</strong> erneut. Auch aus dem knorrigsten Ast<br />
kann wieder neues Leben erwachen.<br />
Auch im Leben eines Menschen gibt es Zeiten voller Abschiede <strong>und</strong> Neuanfänge –<br />
so wie in den Jahreszeiten. Wir erleben Blüte, Reife, Ernte <strong>und</strong> Ruhe.<br />
Der Frühling ähnelt der Kindheit, dem neuen Leben, Knospen sprießen, Leben<br />
erwacht. Dann folgt der Sommer, die zweite Lebensphase. Ich verstehe den Sommer<br />
als Zeit der Jugend <strong>und</strong> des Erwachsenwerdens, alles ist aufgeblüht…<br />
Dann: Der Herbst. Er steht für Fülle <strong>und</strong> Erfüllung des reifen Lebens als<br />
Erwachsener, Erntezeit. Und schließlich der Winter: Ich sehe darin auch eine Zeit der<br />
Weisheit <strong>und</strong> der Ruhe.<br />
Der Jahreskreis ist wie ein Lebenskreis. Aber eigentlich können jeden Tag Knospen<br />
sich öffnen <strong>und</strong> neues Leben hervortreten. Das können wieder aufblühende Kontakte<br />
sein, die brachlagen, weil der eine dem anderen nicht verzeihen konnte. Oder auch..<br />
eine Idee für eine Entscheidung, zu der uns lange der Mut fehlte. Vielfältig ist das<br />
Leben, das entstehen kann – wie ein Spross aus dunkler Frühlingserde.<br />
Ich glaube: Gott sieht die vielen ungeöffneten Knospen in uns <strong>und</strong> um uns. Gott ist<br />
unsere unsichtbare Kraft, wie bei einer Saat, die scheinbar wie von selbst wächst. Er<br />
möchte, dass alle in seiner w<strong>und</strong>erbaren Welt ankommen - in einer Welt von Trost,<br />
von neuer Kraft <strong>und</strong> vor allem von Geborgenheit. Es ist der Frühling, der dieses Lied<br />
singt für unser Leben, vom Öffnen <strong>und</strong> vom Aufblühen.
Freitag 25. März 2011 – Alle Knospen springen auf<br />
Ich weiß noch zu gut, wie ich im Warmen gesessen <strong>und</strong> zugesehen habe, wie die<br />
letzten dicken Schneeflocken vom <strong>Himmel</strong> fielen. Im Garten war noch alles<br />
verschneit. Hungrige Vögel pickten Körner aus dem Vogelhäuschen <strong>und</strong> von den<br />
Meisenringen. Aber ich weiß, irgendwann kam der Tag, an dem ich den Winter satt<br />
hatte, wo mir das Schneeräumen, das Streuen des eisglatten Gehweges lästig<br />
wurde.<br />
Nun steigen Frühlingsbilder in mir auf. Krokusse, die sich durch den Schnee<br />
schieben. Anemonen, die durch das modernde Laub emporstreben. Magnolien- <strong>und</strong><br />
Forsythienknospen brechen auf. Ich kann den blühenden Frühlingsgarten vor mir<br />
sehen.<br />
„Alle Knospen springen auf“ ... – dieser Satz steht am Anfang eines neuen<br />
Kirchenliedes. Es ist ein Satz voller Dynamik, Hoffnung <strong>und</strong> Bewegung. „Alle<br />
Knospen springen auf“ - die Berührung mit der Sonne sprengt ihre Schalen. Da be-<br />
ginnt etwas Neues.<br />
Auch in meinem Leben hoffe ich auf mehr Licht, warte auf die wärmenden Strahlen<br />
der Sonne, die die Nässe des Winters rasch trocknen lässt. In den Bäumen <strong>und</strong><br />
Pflanzen spüre ich schon Bewegung. Nach der Starre des Winters beginnt die Zeit<br />
des neuen Wachsens <strong>und</strong> Blühens. Frühlingsblumen, sie sind für mich mit ihrer<br />
leuchtenden Farbenvielfalt das Symbol für Freude <strong>und</strong> Aufbruch. Sie ziehen mit ihren<br />
strahlenden Farben meine Blicke auf sich <strong>und</strong> erinnern mich: trotz mancher Tiefen:<br />
das Leben ist schön,.<br />
Also..: öffne dich, genieße den Augenblick. Die Zukunft ist noch offen <strong>und</strong> voller Hoff-<br />
nung, wie eine Knospe, die aufbrechen will. In jedem Leben gibt es viele<br />
Hoffnungspflanzen. Wir brauchen sie dringend. Sie blühen oft unvermutet auf, wenn<br />
wir es gar nicht erwarten. Vielleicht dann, wenn wir schon aufgeben wollten. Diesen<br />
Hoffnungspflanzen möchte ich in meinem Leben Raum geben, sie hegen, pflegen<br />
<strong>und</strong> gießen. So wie es in dem neuen Lied heißt:<br />
„Alle Knospen springen auf, fangen an zu blühen. Alle Nächte werden hell, fangen an<br />
zu glühen. Alle Menschen auf der Welt fangen an zu teilen. Alle W<strong>und</strong>en nah <strong>und</strong><br />
fern fangen an zu heilen.“<br />
Das wäre ein Frühling, wie man ihn sich nur wünschen kann!