Faszinierendes Apulien - Absolut Beautiful
Faszinierendes Apulien - Absolut Beautiful
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eise reise<br />
Terra e Mare – Erde und Meer. Fruchtbare Vielfalt – karstige Kargheit. Ursprünglich und modern.<br />
Die Südspitze Italiens, zwischen der Adria und dem Ionischen Meer gelegen, beeindruckt durch ihre unterschiedlichen Landschaften, ihre reiche Historie,<br />
mit tausenden knorrigen Olivenbäumen und vor allem durch die Herzlichkeit der Menschen, die dort leben. text & FOtOS: DOriS SpringenFelS<br />
<strong>Faszinierendes</strong> <strong>Apulien</strong><br />
COCO Sujet 1989/FOtO BruCe WeBer<br />
118 <strong>Absolut</strong> beAutiFul <strong>Absolut</strong> beAutiFul 119
eise reise<br />
Trani: Auf einem kleinen<br />
Cap, das Naturhafen<br />
und Kastellbogen trennt,<br />
steht markant und<br />
einzigartig die mächtige<br />
Kathedrale San Nicola<br />
Pellegrino. Ganz klein<br />
kommt man sich vor,<br />
wenn man vor dem<br />
mächtigen Dom<br />
steht, der bereits zur<br />
Normannenzeit 1197<br />
geweiht wurde.<br />
120 <strong>Absolut</strong> beAutiFul<br />
<strong>Apulien</strong>, das klingt nach tiefblauem Himmel,<br />
azurfarbenem Meer, nach Sonne,<br />
Strand und flirrender Hitze an der Südspitze<br />
Festlanditaliens. Es gibt aber noch<br />
viel mehr Eindrücke, die sich tief in das Gedächtnis<br />
jedes <strong>Apulien</strong>reisenden einprägen, etwa den<br />
der unzähligen Olivenbäume. Alte, von Wind<br />
und Wetter gegerbte Persönlichkeiten, die schon<br />
dort standen, als im restlichen Europa noch das<br />
opulente Barock seine Glanzzeit feierte. Zart und<br />
silbrig, glitzernd im Sonnenlicht, zwischen leuchtenden<br />
Blumenwiesen. Auch an historische Begebenheiten<br />
erinnert man sich: War da nicht ein<br />
Staufenkaiser, der in <strong>Apulien</strong> residierte? Vielleicht<br />
könnten die knorrigen Zeitzeugen berichten von<br />
den vielen fremden Völkern, die das Potenzial<br />
<strong>Apulien</strong>s schon seit jeher erkannt haben? Von eben<br />
diesem Friedrich II., der sich hier sein Oktogonkastell<br />
del Monte errichtete, über dessen Bedeutung<br />
Wissenschafter sich bis heute im Unklaren<br />
sind. All jene, die nach <strong>Apulien</strong> zum ersten Mal<br />
reisen, möchten wir auf alle Fälle warnen: Dieser<br />
endlos lange, immer flacher werdende Landstrich<br />
birgt eine echte Suchtgefahr. So unterschiedlich,<br />
so vielfältig, so beeindruckend sind die fast<br />
800 Kilometer vom dicht bewaldeten Gargano<br />
im Norden bis hin zum brettlebenen Absatz und<br />
Sporn im tiefen Süden Italiens. Dabei kann der erste Blick, sofern<br />
man sich nicht eine „Tour d’ Italia“ gegönnt hat, auch enttäuschend<br />
sein. Wie in unserem Fall, als wir über dem Flughafen von<br />
Bari in ein Gewitter gerieten und im strömenden Regen unser<br />
Mietauto am weitestentfernten Parkplatz suchten. Grau in Grau<br />
statt tiefblau, anonyme Peripherie statt italienische Leichtigkeit –<br />
man hätte schnell einen falschen Eindruck bekommen können,<br />
wäre uns nicht der Wettergott gnädig gesonnen gewesen.<br />
VOn Burgen, KatheDralen unD leBhaFten<br />
haFenStäDten<br />
Schon nach wenigen Kilometern Richtung Norden riss die Wolkendecke<br />
auf und das Bild änderte sich schlagartig. Links und<br />
rechts der Autostrada wogende goldgelbe Kornfelder, nicht<br />
umsonst galt diese Region bereits in der Antike als Kornkammer<br />
Italiens. In der Murge gedeihen aber auch Oliven, Wein, Gemüse<br />
und Obst, und so fahren wir entspannt durch einen Landstrich,<br />
der immer üppiger und grüner wird. Schon von Weitem sieht man<br />
auf einer Anhöhe einen imposanten Komplex. Fast modern wirkt<br />
er aus der Ferne mit seinen klaren Linien. Das muss das Castel del<br />
Monte sein. Völlig frei thront es über der Landschaft, schimmert<br />
im gleißenden Licht der Mittagssonne zartrosa. Achteckig und an<br />
jeder Ecke von wiederum achteckigen Türmen flankiert, gilt es<br />
als architektonisches Meisterwerk. Astronomische, geometrische<br />
und mathematische Zusammenhänge sollen beim Bau eine Rolle<br />
gespielt haben. So wirft die Sonne z.B. bei jedem Wechsel in ein<br />
anderes Sternzeichen ihren Schatten an einer ganz bestimmten<br />
Stelle, erklärt uns Giovanni, der sich als Guide sein Studium in<br />
Rom finanziert. Er rät uns auch, unbedingt in Trani einen Stopp<br />
einzubauen, denn von allen Hafenstädten <strong>Apulien</strong>s ist es allein<br />
Trani, das dem Meer zugewandt eine Schauseite entwickelt hat.<br />
Doch auch wenn man von landeinwärts kommt, gehört der Hafen<br />
von Trani zu den beeindruckendsten <strong>Apulien</strong>s. Sanft geschwungen<br />
verbinden sich drei Bögen zu einem großen, fast kreisförmigen<br />
Naturhafen, der an einer Seite vom Kloster S. Maria di Colonna<br />
und an der anderen Seite vom Kastell begrenzt wird. Und auf dem<br />
kleinen Cap, das Naturhafen und Kastellbogen trennt, steht markant<br />
und einzigartig die mächtige Kathedrale San Nicola Pellegrino.<br />
Rund um den Hafen reihen sich zahlreiche Trattorie. Zeit, um<br />
Bekanntschaft mit der für ihre Vielfalt gerühmten apulischen Küche<br />
zu machen. Selten bekommt man in Italien Fisch so frisch wie<br />
hier. Kein Wunder, fischt man entlang der 800 km langen Küste<br />
aus gleich zwei Meeren, dem Adriatischen und dem Ionischen. Ob<br />
Branzino, Spigola, Cefalo Apone, Merluzzo, Orata, Sogliolo oder<br />
Calamaretti und Polpetti – die Auswahl ist groß und vieles wird<br />
roh als Carpaccio verzehrt. Gemeinsames Essen zählt in <strong>Apulien</strong><br />
immer noch viel. Auch wenn immer mehr Jobs die traditionelle<br />
Mittagspause nicht mehr zulassen: Wer es sich einteilen kann, der<br />
genießt sein Pranzo und die danach angesagt Pausa. „Pancia piena<br />
cerca riposo“, ein voller Bauch braucht Ruhe, hat hier noch Tradition.<br />
So haben die meisten Geschäfte von eins bis vier geschlossen,<br />
auch in den touristisch stärker entwickelten Orten. Monopoli und<br />
Polignano a Mare erleben wir in einer Art trägem Mittagskoma,<br />
was der Schönheit dieser Hafenstädtchen keinen Abbruch tut. 4<br />
Der Hafen von Trani gehört<br />
zu den beeindruckensten<br />
<strong>Apulien</strong>s. Sanft geschwungen,<br />
mit einem großen fast kreisförmigen<br />
Naturhafen, der an einer<br />
Seite vom Kloster S. Maria di<br />
Colonna und an der anderen<br />
Seite vom Kastell begrenzt wird.<br />
Rund um den Hafen gruppieren<br />
sich jede Menge Trattorie, die<br />
engen Gässchen dahinter<br />
laden zum Bummeln ein.<br />
Nicht entgehen lassen sollte<br />
man sich im Fischerdörfchen<br />
San Vito in der Nähe von<br />
Polignano a Mare, bei Stefano<br />
und Silvio in der Osteria a Mare<br />
zu speisen.<br />
<strong>Absolut</strong> beAutiFul 121
eise reise<br />
Ostuni, die „weiße Stadt“, die drei<br />
Hügelkuppen hinaufsteigt, toppt<br />
mit ihrem Antlitz alle Morgen-<br />
landstädtchen des Valle d’Itria.<br />
Schmale, enge Gässchen, immer<br />
wieder überraschende Ausblicke,<br />
Blumen über Blumen, Stiegen, die<br />
in verwunschene Winkel führen,<br />
und ein reges Nightlife. Unser Tipp:<br />
Speisen in der Osteria del Tempo<br />
Perso (zur verlorenen Zeit).<br />
Auch Locorotondo darf man sich<br />
nicht entgehen lassen: Eng an<br />
einander gepresst ziehen die wei-<br />
ßen Häuschen ihre Kreise rund um<br />
den Altstadtkern, denn kreisrund<br />
ist der Ort, der viel ruhiger ist als<br />
Alberobello, die Hochburg der<br />
Trulli-Kultur.<br />
Besonders Polignano beeindruckt mit seiner phantastischen Lage<br />
über dem Meer. Die zur See hin offene Altstadt scheint wie aus<br />
den steilen, karstigen Felsplateaus herauszuwachsen. Dahinter<br />
überrascht ein malerisches Labyrinth aus schmalen Gässchen,<br />
Innenhöfen und blumengeschmückten Häusern. Drei bis vier<br />
Tage sollte man für diese Region schon einplanen, damit auch<br />
der Seele Zeit bleibt anzukommen und sie nicht von Hafenstadt<br />
zu Hafenstadt, von einer Kathedrale zur nächsten hetzen muss.<br />
pittOreSKeS trulli-lanD<br />
Wir versuchen auf dieser Reise immer wieder unser Leben zu entschleunigen.<br />
Auch manche Dinge und Orte auszulassen, bewusst.<br />
Denn schnell haben wir erkannt, dass wir sowieso wiederkehren<br />
werden. Die Sucht hat bereits nach wenigen Tagen eingesetzt und<br />
steigert sich noch, als wir ins ItriaTal kommen, ins sogenannte<br />
TrulliLand. Am Wegesrand rote Erde, tausende Olivenbäume<br />
und dazwischen immer wieder runde, weißgekalkte Häuschen<br />
mit schiefergrauen Schindeldächern mit magischen Symbolen.<br />
Die Trullis, die für <strong>Apulien</strong> ein Markenzeichen geworden sind.<br />
Hochburg der TrulliKultur ist Alberobello, eine Art apulianisches<br />
TrulliDisneyland, das man nichtsdestotrotz sehen muss. Wir schlagen<br />
unser Quartier für die nächsten vier Tage in Martina Franca<br />
auf, das mitten im ItriaTal liegt. Eine sympathische Kleinstadt, die<br />
nicht mit Prunkbauten, sondern durch ein geschlossenes Ensemble<br />
von Bürgerhäusern mit eleganten schmiedeeisernen Balkonen<br />
beeindruckt. Der erste Ausflug führt uns nach Locorotondo. Eng<br />
aneinandergepresst ziehen die weißen Häuschen ihre Kreise rund<br />
um den Altstadtkern, denn kreisrund ist der Ort, der viel ruhiger<br />
ist als Alberobello. Auch hier gibt es Trullis, wunderschön renoviert,<br />
die als Bed & Breakfast oder Ferienwohnungen dienen.<br />
Ursprünglich hatten die sonderlichen Zwergenhäuser, deren Bauweise<br />
aus dem mittleren Orient stammen soll, auch eine ganz pragmatische<br />
Funktion: Sie waren so gebaut, dass ein Stein über dem<br />
Eingang das ganze Dach zum Einsturz bringen konnte. Damit<br />
konnte man Steuer sparen, denn diese wurde nur für überdachte<br />
Räume bezahlt. War der Steuereintreiber weitergezogen, dann baute<br />
man das Dach eben wieder auf. „Se non è vero, è ben trovato“,<br />
wenn’s nur eine Geschichte ist, dann ist sie zumindest gut ausgedacht.<br />
Informationen dieser Art und noch viel mehr Interessantes<br />
über diese Region erfahren wir von Armando Balestrazzi. Seine<br />
Masseria „Frantoio“ gehört zu jenen Orten, wo Zeit relativ wird.<br />
Er und seine Frau Signora Rosalba stiegen vor ca. 20 Jahren aus der<br />
Tret mühle Industriebetrieb aus und begannen ihr zweites Leben: Sie<br />
kauften das Gut Frantoio, renovierten es liebevoll über Jahre hinweg,<br />
luden Freunde ein, die ihrerseits wieder Freunde mitbrachten,<br />
und plötzlich war man ein Agriturismo. Unter dem Motto „Back to<br />
Nature“ haben sie einen Hort der Ruhe geschaffen, an dem sie der<br />
fruchbaren Erde <strong>Apulien</strong>s das Beste abgewinnen, das sie zu bieten<br />
hat: Gemüse, Früchte und natürlich die Oliven, aus denen herrliches<br />
ExtraVergineÖl gepresst wird. Wir waren durch einen Artikel auf<br />
Frantoio gekommen und als ich anrief, um zu fragen, ob man auch<br />
einmal einen Abend als Gast dort essen dürfe, war die Antwort:<br />
Naturalmente! Aber es wird immer nur eine kleine Gruppe Leute<br />
von Rosalba selbst bekocht und wir sollen sagen, was wir nicht<br />
essen, dann würde man uns ein Menü zusammenstellen. Hausherr<br />
Armando empfing uns zum Aperitivo, philosophierte über das Leben,<br />
das Gut und <strong>Apulien</strong>, führte uns durch Haus, Garten und Keller<br />
– bemerkenswert ist auch seine Sammlung an alten Jazzplatten und<br />
italienischen Oldies der 60er Jahre – bis wir im gemütlichen Esszimmer<br />
Platz nahmen. Das Cena selbst war ein Gedicht, von dem wir<br />
noch Tage später schwärmten. Rosalba zaubert Gerichte,<br />
die zwar auf alte Rezepte zurückgehen, aber<br />
in ihrer Leichtigkeit und Fantasie weit von Traditionskost<br />
entfernt sind. Ein Traum das Dolce: Feigen<br />
mit Mascarponecreme, bestreut mit Rosenblättern<br />
und dazu ein Rosenlikör. Herz, was willst du mehr<br />
nach einem sonnendurchstrahlten Tag, der uns zuvor<br />
nach Ostuni geführt hatte. Die „weiße Stadt“,<br />
die drei Hügelkuppen hinaufsteigt, toppt mit ihrem<br />
Antlitz alle Morgenlandstädtchen des Valle d’Itria.<br />
Schmale, enge Gässchen, immer wieder überraschende<br />
Ausblicke, Blumen über Blumen, Stiegen,<br />
die in verwunschene Winkel führen, und ein reges<br />
Nightlife. Ostuni ist beliebt bei der Jeunesse dorée<br />
<strong>Apulien</strong>s. Am Abend nach unserem Ausflug in die<br />
entspannte, ruhige Welt von Rosalba und Armando<br />
folgte das absolut Kontastprogramm: Ostuni<br />
Rock. In der ganzen Stadt spielen Gruppen und<br />
unterhalb der Piazza, wo sich eine Gelateria, eine<br />
Ostaria und eine Enoteca das Geschäft teilen, rockt<br />
eine blutjunge Truppe, was das Zeug hält. Russkaja<br />
auf Italienisch. Der Frontman ist auch ein geborener<br />
Showman und so wird es spät in dieser sternenklaren<br />
Nacht, als wir durch verschlafene Ortschaften<br />
zurück nach Martina Franca gondeln.<br />
BarOCKjuWel am Weg in Den SalentO<br />
Als wir am kommenden Tag in Richtung Südzipfel<br />
Festlanditaliens aufbrechen, liegt noch<br />
ein aufregender Abschnitt <strong>Apulien</strong>s vor uns: 4<br />
Die Sucht hat bereits<br />
nach wenigen Tagen<br />
eingesetzt und steigert<br />
sich noch, als wir ins<br />
Itria-Tal kommen, ins<br />
sogenannte Trulli-Land.<br />
Am Wegesrand rote<br />
Erde, tausende Olivenbäume<br />
und dazwischen<br />
immer wieder runde,<br />
weißgekalkte Häuschen<br />
mit schiefergrauen<br />
Schindeldächern mit<br />
magischen Symbolen.<br />
<strong>Absolut</strong> beAutiFul 123
eise reise<br />
Gallipolis auf einer<br />
Halbinsel gelegene<br />
Altstadt, ist stark geprägt<br />
von maurischen<br />
Einflüssen und gleicht<br />
einer arabischen<br />
Kasbah. Durchzogen<br />
von engen Gässchen,<br />
kleinen Plätzen und<br />
Torbögen, die immer<br />
wieder Einblick in<br />
malerische Innenhöfe<br />
ermöglichen. Alles<br />
voller Leben, pulsierend<br />
und dennoch<br />
nicht hektisch.<br />
124 <strong>Absolut</strong> beAutiFul<br />
Der Salento.<br />
Und mit ihm<br />
seine Hauptstadt<br />
Lecce.<br />
Manche bezeichnen<br />
Lecce als Florenz<br />
<strong>Apulien</strong>s, aber solche<br />
Vergleich hinken immer. Florenz<br />
ist einzigartig, ebenso wie Lecce. Die Gebäude<br />
des historischen Kerns wurden aus porösem gelbweißem<br />
Kalkstein gebaut, was der Stadt einen warmen<br />
sonnigen Schimmer verleiht. Mehr als 100 Kirchen<br />
und opulente BarockFassaden beeindrucken<br />
beim Bummel durch die Stadt. Zahlreiche Bars<br />
und Trattorien zeugen von der lebensbejahenden<br />
Einstellung ihrer Einwohner. Eine Lebenshaltung,<br />
die man im ganzen Salento findet. Diese südlichste<br />
Region überrascht selbst profunde ItalienKenner:<br />
BilderbuchStädte wie Gallipoli und Otranto laden<br />
zum Entdecken ein und dazu kommen noch<br />
die Strände! 100 km menschenleerer, feinsandiger<br />
Dünenstrand mit glasklarem, türkisem Wasser. Wo<br />
gibt es das sonst noch an der Adria? Je nach Wind<br />
und Sonnenstand sucht man sich den richtigen<br />
Strand, die richtige Klippe aus, mal an der Adriaseite,<br />
mal am Ionischen Meer. Dort locken Küstenabschnitte<br />
mit klingenden Namen wie Tahiti oder<br />
Bora Bora Beach, die diese auch wirklich verdienen.<br />
Zumindest was die Wasserfarbe betrifft. Nach<br />
ausgedehntem Baden, Relaxen und Chillen in einer<br />
der mit Palmwedel gedecken Strandbars ist man<br />
in einer halben Stunde zurück in Gallipoli, einer<br />
typisch mediteranen Stadt, die auch irgendwo auf<br />
einer spanischen Insel stehen könnte. Die Altstadt<br />
ist stark geprägt von maurischen Einflüssen und<br />
gleicht einer arabischen Kasbah. Durchzogen von engen Gässchen,<br />
kleinen Plätzen und Torbögen, die immer wieder Einblick in malerische<br />
Innenhöfe ermöglichen. Alles voller Leben, pulsierend und<br />
dennoch nicht hektisch, denn die Altstadt von Gallipoli ist autofrei.<br />
Auch in Otranto kann man innerhalb der Stadtmauern entspannt<br />
bummeln, allerdings ist man dabei nicht allein. Im Juni haben schon<br />
genügend Touristen erkannt, dass der Salento ein außergewöhnliches<br />
Reiseziel ist. Deutsch hört man allerdings wenig. Im Salento<br />
bleiben die Italiener eher unter sich. Bari und Brindisi sind nicht ums<br />
Eck, sodass man wirklich das Gefühl hat, Italien pur zu erleben.<br />
Das zeigt sich auch beim Essen. Fisch und Meeresfrüchte gibt es in<br />
unzähligen Variationen. Ob Seppia alla griglia oder ricci, Seeigel,<br />
die als Pastazutat oder roh genossen werden, bis hin zu Hummer,<br />
Krabben und Shrimps. Stolz erklärt uns ein gallipolischer Fischer am<br />
Markt, dass sie noch leben, was unseren Appetit auf Meeresfrüchte<br />
erheblich schmälert. Da probieren wir lieber die Nationalpasta<br />
<strong>Apulien</strong>s: Orechiette, die hier auch oft Stacchjodde genannt werden.<br />
Die „Öhrchen“ sind an der gewölbten Seite immer gerillt, so haftet<br />
die Sauce gut an ihnen. Alla Ricotta mit frischen Sardellen, Tomaten<br />
und Basilikum – so einfach kann köstliche Küche sein. Dazu ein Glas<br />
guter apulischer Wein, roter Salentino, der von leicht und süffig bis<br />
zu intensiv und gewaltig geht. Immerhin bekommen die Primitivo<br />
oder AleaticoTrauben hier im Süden jede Menge Sonne ab.<br />
BiS anS enDe italienS …<br />
… oder zumindest des italienischen Festlands zu fahren, ist ein Must,<br />
wenn man <strong>Apulien</strong> bereist. Möglich ist das von beiden Städchen aus,<br />
von Gallipoli im Westen und von Otranto im Osten. Malerischer<br />
ist die Ostroute. Entlang der spektakulären Küstenstraße, fast noch<br />
aufregender als die Amalfitana, bieten sich immer wieder grandiose<br />
Ausblicke. Tiefblau das Meer, tief ins Land eingeschnittene Fjorde<br />
und Grotten und vor allem weit und breit keine Bettenburgen. Ins<br />
Wasser gelangt man über Klippenterrassen oder bei kleinen Buchten<br />
wie Porto Badisco, bei den Felsbecken von Santa Cesarea Therme,<br />
oder in Castro. Oder man beobachtet die Klippenspringer bei ihrem<br />
waghalsigen Tun. Am Weg nach Santa Maria di Lèuca stechen auch<br />
einige bizzare Prachtpalazzi aus der Belle Époque ins Auge. Der<br />
Wallfahrtsort am Südzipfel des Sporns war um 1900 bei wohlhabenden<br />
Adeligen in ganz Europa als Kurort angesagt. Sie ließen sich<br />
ihre Fantasiepaläste in bunten Farben errichten, von denen es einige<br />
ins 21. Jahrhundert geschafft haben. Das Meer hier unten ist wild<br />
und unberechenbar, gebadet wird über Stege und Leitern, doch das<br />
Vergnügen erscheint zweifelhaft. Egal, ein paar Kilometer um die<br />
Südspitze herum und schon ist man wieder in Tahiti oder Bora Bora,<br />
wo die Wellen sacht ans Ufer plätschern.<br />
BleiBenDe einDrüCKe<br />
Zehn Tage sind wir bereits unterwegs. Zehn Tage voller Eindrücke,<br />
wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Wir fahren<br />
noch ein letztes Mal durch Ebenen, wo außer uns weit und breit<br />
nur alte, knorrige Olivenbäume sind, und spüren die Kraft dieser<br />
Landschaft. Zwischen Brindisi und Bari nehmen wir die Küstenstraße,<br />
um noch einem Tipp von Giovanni, dem jungen Guide aus<br />
dem Castel del Monte, zu folgen. Das Fischerdörfchen San Vito<br />
in der Nähe von Polignano a Mare ist unser Ziel. Ein guter Tipp,<br />
wie sich sofort, als wir zur kleinen Hafenbucht hin abzweigen,<br />
herausstellt. Knallblau gestrichene, kleine Fischerboote dümpeln<br />
im seichten Wasser. Dahinter erhebt sich fotogen eine trutzige<br />
mittelalterliche Benediktinerabtei. Links und rechts der Bucht<br />
zwei Lokale, bei einem, der Osteria a Mare, kann man fast mit<br />
den Füßen im Wasser sitzen. Eine kleine Karte, viel Fisch, na was<br />
denn sonst so direkt an der Quelle. Stefano, der Besitzer, meint,<br />
dass wir unbedingt die Orata alla pugliese ausprobieren müssen.<br />
Sein Koch Silvio habe ein ganz besonderes Rezept, das von seiner<br />
Großmutter stammt. Auch hier gilt wohl wie bei den Trullis: „Se<br />
non è vero, è ben trovato“, aber wie auch immer – der Auflauf<br />
aus Goldbrasse mit geschichteten Erdäpfeln schmeckt köstlich.<br />
Allein schon das Essen in <strong>Apulien</strong> könnte süchtig machen. Dazu<br />
spielt es im Radio auch noch „Tornero“, den Schmachtfetzen von<br />
Drupi aus den 70ern. Passt perfekt. Wir kommen sicher wieder. g<br />
Entlang der Stadtmauer von<br />
Gallipoli reihen sich Ristoranti<br />
oder Bars, in denen man<br />
zum Sonnenuntergang<br />
herrlich versumpfen kann.<br />
Auch in Otranto kann man<br />
innerhalb der Stadtmauern<br />
entspannt bummeln. In der<br />
imposanten Burg ist immer<br />
eine interessante Ausstellung<br />
und die Gässchen sind voll<br />
von Läden. Wir entdecken<br />
in einer kleinen Parfumerie<br />
die Salentum i Profumi. Eine<br />
aus natürlichen Ingredienzen<br />
hergestellte Kosmetiklinie, die<br />
hier produziert wird, und nach<br />
Sonne, Meer und wilden<br />
Kräutern duftet. Unser Tipp:<br />
Profumo d’Otranto.<br />
<strong>Absolut</strong> beAutiFul 125
eise reise<br />
Buchtipps & Veranstalter:<br />
APULIEN, Michael Machat-<br />
schek, Michael Müller Verlag:<br />
Gewohnte MM-Qualität, mit<br />
interessanten Storys rund um<br />
den Südzipfel Italiens sowie<br />
gutem Infoteil.<br />
SüDITALIEN: Küche und Kultur<br />
Cornelia Schinharl, Gräfe<br />
und Unzer Verlag: Sinnliche<br />
kulinarische Reise, die außer<br />
einer Vielzahl an leckeren<br />
Rezepten auch jede Menge<br />
Hintergrundinfo zu <strong>Apulien</strong>,<br />
Kampanien, Kalabrien und<br />
Sizilien gibt.<br />
Spezialist für Italienreisen:<br />
ITALIEN ERLEBEN.<br />
Elfi Baumann-Pucher und ihr<br />
Team kennen Italien wie ihre<br />
Westentasche, haben jede<br />
Menge guter Tipps parat und<br />
kennen alle ihre Hotels<br />
persönlich. Genußurlaub ist<br />
dementsprechend angesagt.<br />
A-8700 Leoben<br />
Tel. +43 (0)3842 23 105<br />
www.italien-erleben.at<br />
Nützliche Webadressen:<br />
www.apulienitalien.com<br />
www.puglia-ferien.de<br />
Im Valle d’Idro finden sich so interessante Orte wie Martina Franca, eine quirlige Barockstadt. Rundherum stößt man immer wieder auf<br />
zu Herbergen oder B&Bs umfunktionierte Trulli, die dekorativen „Zipfelhäuschen“, für die <strong>Apulien</strong> in der ganzen Welt bekannt ist.<br />
SpOtlight mittelapulien – tippS & FaCtS<br />
Die Ziele im Trulli-Land sind vielfältig. Unsere AB-Best-of-Liste:<br />
Martina Franca: Barocke Palazzi und verspielte Rokokofassaden<br />
prägen das Bild dieser lebendigen Kleinstadt. An der<br />
von Arkaden gesäumten Piazza Immacolata beginnt die Via<br />
Cavour, eine der schönsten Barockstraßen Europas und auch<br />
eine gute Shoppingmeile.<br />
Restauranttipp: Osteria del coco pazzo da stefano, Via Arco<br />
Mastrovito 181920. Stefan ist ein fantastischer Gastgeber<br />
und seine Antipasti geben bereits eine Vorahnung wie köstlich<br />
die weiteren Gänge sind.<br />
Alberobello: sehr touristisch, aber trotzdem sollte man es<br />
gesehen haben. Der Trullo bäuerlichen Ursprungs hat als<br />
Merkmal ein aus einheimischen Steinen aufgeschichtetes<br />
kegelförmiges Dach, die Wände sind mit weißem Kalk bestrichen<br />
und häufig mit astrologischen Symbolen versehen. Viele<br />
Trulli sind bewohnt, andere zu Cafés sowie Spezialitäten,<br />
Kunst und KitschGeschäften umfunktioniert. 2010 wurde<br />
der Nationalpark in das UNESCOWeltnaturerbe aufgenommen.<br />
Die Grotte di Castellana ist ein Märchenwald aus Stalagmiten<br />
und Stalagtiten. Die größte Tropfsteinhöhle Italiens wurde<br />
im 18. Jh. entdeckt. Besonders reizvoll ist die schillernde,<br />
formenreiche Grotta Bianca. Hier herrscht eine konstante<br />
Temperatur von 15 °C, was man an heißen Sommertagen<br />
nicht vergessen sollte.<br />
Für ihren fruchtig trockenen Weißwein ist die kreisrunde<br />
Stadt Locorotondo bekannt. Der strohgelbe bis grünliche<br />
Wein mit einem feinen Bouquet zählt zu den besten <strong>Apulien</strong>s.<br />
Er wird aus der autochthonen Rebsorte Verdeca (50–65 %),<br />
sowie Bianco d’Alessano (35–50 %) gekeltert. Die Altstadt<br />
von Locorotondo wird durch enge Gassen mit weißen KalksteinGiebelhäusern<br />
geprägt; ihre extrem schrägen Dächer<br />
(cummerse) mit gemauerten Schornsteinen und aschgrauen<br />
Ziegeln bilden ein besonderes Ensemble,<br />
das dafür sorgte, dass Locorotondo zu den<br />
„Borghi più belli d’Italia“ (schönste Dörfer<br />
Italiens) zählt.<br />
Restauranttipp: In der Trattoria Al<br />
Vecchio Arco, Via A. Bruno, bekommt man<br />
authentische apulische Gerichte wie z.B.<br />
Orechiette mit Pomodorini und Rucola.<br />
Seit 200 Jahren im Familienbesitz.<br />
Ostuni: Die wichtigste Attraktion von<br />
Ostuni ist die hervorragend erhaltene<br />
Altstadt mit ihrem pittoresken Gewirr von<br />
Gassen und Stiegen zwischen den typischen<br />
weiß gekalkten Häusern. Das Zentrum der<br />
Altstadt bildet die Piazza della Libertà an<br />
der Grenze von Alt und Neustadt. Dort befindet<br />
sich in einem ehemaligem Kloster das<br />
Rathaus der Stadt und die barocke Oronzo<br />
Säule. Weitere Sehenswürdigkeiten sind die<br />
Kathedrale der Stadt und die Barockkirche<br />
Santa Maria Maddalena. Am schönsten<br />
ist es jedoch, sich in dem Gässchengewirr<br />
zu verlieren. Unseren Restauranttipp, die<br />
Osteria del Tempo Perso, haben wir so entdeckt.<br />
In der Via G. Tanzarella Vitale 47,<br />
einem der verwinkelten Gässchen, fiel uns<br />
plötzlich ein mit Bougainvillea bewachsenes<br />
Tor auf und der Name „Zur verlorenen<br />
Zeit“ weckt allein schon die Neugierde.<br />
Wir wurden nicht enttäuscht, das köstliche<br />
Mahl lässt einen die Zeit wahrhaft<br />
vergessen.<br />
Tipp: Fagioli bianchi con seppie mit<br />
butterweichem Tintenfisch. 4<br />
126 <strong>Absolut</strong> beAutiFul <strong>Absolut</strong> beAutiFul 127<br />
CTR/E.ViRin<br />
CTR/E.ViRin<br />
FRanToio (3)<br />
CTR/E.ViRin<br />
Die von Zitrusgärten und Olivenhainen<br />
umgebene Masseria<br />
„Frantoio“ gehört zu jenen Orten,<br />
wo Zeit relativ wird. Armando<br />
Balestrazzi und seine Frau Signora<br />
Rosalba haben unweit von Ostuni<br />
einen Hort der Ruhe geschaffen.<br />
Im Agriturismo sind entspannte<br />
Ferien garantiert. Rosalba zaubert<br />
am Abend köstliche Menüs aus<br />
lokalen und selbst angebauten<br />
Produkten, Hausherr Armando<br />
offeriert dazu selbst gekelterten<br />
Wein und Likör.<br />
www.masseriailfrantoio.it
eise<br />
Zeit Zum genieSSen<br />
Villa San martino<br />
V<br />
on Zeit zu Zeit gibt es Resorts und Hotels, die spontan<br />
faszinieren, weil vom ersten Augenblick an die Magie<br />
des Ortes spürbar ist. Die Villa San Martino in Martina<br />
Franca ist so ein kleines, feines Hotel der Relais et ChateauGruppe,<br />
welches einen sofort in den Bann zieht. Eingebettet<br />
in einen üppigen italienischen Garten mit Zypressen, knorrigen<br />
Olivenbäumen, Palmen, Orangen und Oleandern beeindruckt<br />
die Villa, aber auch die kleinere Dependence mit südländischer<br />
Leichtigkeit, Eleganz und sehr viel Flair. Die schönen Dinge des<br />
Lebens werden hier großgeschrieben: Ein Pool lädt zum Verweilen<br />
ein, unter der jasminberankten Pergola lässt es sich wunderschön<br />
relaxen und in den Suiten beindrucken alte Gemälde,<br />
raffinierte Seide und antike Möbelstücke, offene Kamine und<br />
breite Himmelbetten. Das Hotel ist ideal für diejenigen, die Entspannung,<br />
Kunst, Kultur und leckeres Essen bevorzugen. Große<br />
Terrassen mit Blick auf den Park und ein Patio in der Nähe des<br />
Schwimmbeckens bieten Ruhe und Inspiration. Ein Refugium<br />
mediterraner Eleganz, das zur Oase der Ruhe nach aufregenden<br />
Tagen wird, an denen man durchs d’ItriaTal fährt. Alles ist da,<br />
was zum Traumbild einer italienischen Villa gehört: der prächtige<br />
Naturpark, der Duft von Pinien, Orangenblüten, Zypressen,<br />
die einige hunderte Jahre auf dem Buckel haben – Romantik<br />
und Harmonie. Wenn man das rosafarbene Landhaus betritt,<br />
EIn Highlight der Villa San<br />
Martino ist der mediterrane<br />
Garten mit dem großen<br />
Pool, wo man herrlich<br />
relaxen kann, wenn<br />
einmal der Sinn nicht nach<br />
Ausflügen steht.<br />
Jede Suite ist individuell und liebevoll mit<br />
Antiquitäten eingerichtet.<br />
Weitere Infos:<br />
Villa San Martino, Via Taranto 59,<br />
74015 MARTINA FRANCA<br />
Selective Reisen, info@selective-reisen.com<br />
kommen einem unweigerlich Worte wie ehrwürdig, nostalgisch<br />
ohne einen Hauch von Verstaubtheit in den Sinn. Im Bibliothek<br />
und Barbereich zum gemütlichen Genießen des Aperitivo,<br />
wenn das Wetter mal nicht so mitspielen sollte, spürt man eine<br />
über lange Zeit gereifte Aura, die viel von dem Leben ausstrahlt,<br />
das hier einmal stattgefunden hat. Die Villa San Martino wurde<br />
aus einer alten Masseria heraus entwickelt, einer für <strong>Apulien</strong><br />
typischen Form von Gehöften und Landhäusern.<br />
Ein Highlight stellt auch das renommierte Restaurant ,,Duca di<br />
Martina“ dar, welches für seine hervorragende mediterrane Küche<br />
bekannt ist. Passion, Professionalität und ausgezeichnetes Service<br />
tragen dazu bei, dass man das Abendessen hier absolut genießt.<br />
Manager und Sommelier Giuseppe Cupertino bietet Speisen zum<br />
Zelebrieren und auch die Weinkarte kann sich sehen lassen.<br />
Als weiterer Ausdruck der Philosophie des Hauses, die Harmonie<br />
und Wohlbefinden in den Mittelpunkt stellt, bietet die Villa San<br />
Martino auch ein Centro Benessere. Im „Oasi Spa“ relaxt man in<br />
exklusivem Ambiente. Für Regeneration von Körper, Schönheit<br />
und Psyche sorgt das nette BeautyTeam. Entspannung zwischen<br />
süßen Düften und sanften Gesichts und Körperbehandlungen.<br />
Die Massage und Schönheitstherapie sorgt für ein behutsames<br />
Abgleiten in relaxte Tagträume, in denen bestimmt ein paar<br />
Trullis vorkommen. 4<br />
128 <strong>Absolut</strong> beAutiFul <strong>Absolut</strong> beAutiFul 129<br />
reise
eise<br />
Buchtipps & Führungen:<br />
APULIEN, GARGANO, SALENTO<br />
von Reise Know-How ist das<br />
optimale Handbuch, um die<br />
Region individuell zu entde-<br />
cken. Mehr als nur Trulli und<br />
Castel del Monte: Das Reise-<br />
ziel der Stauferfreunde zeigt<br />
sich auch als Paradies für Fein-<br />
schmecker und Aktivurlauber.<br />
Natur erlebt: Die schönsten<br />
Wander- und Radtouren, die<br />
besten Spots zum Baden,<br />
Schnorcheln, Tauchen, Kite-<br />
und Windsurfen entlang von<br />
800 Kilometern toller Küste.<br />
Reise in die Nacht, Im freien<br />
Fall, Gianrico Carofiglio und<br />
Claudia Schmitt,<br />
Goldmann Verlag:<br />
Seine Italokrimis haben Gi-<br />
anrico Carofiglio zum Star<br />
gemacht: Der Staatsanwalt<br />
sorgt nicht nur dafür, dass die<br />
Bösen hinter Gitter kommen,<br />
er schreibt auch noch phan-<br />
tastische Kriminalromane mit<br />
absolutem Lokalkolorit.<br />
130 <strong>Absolut</strong> beAutiFul<br />
Die zahlreichen Gebäude im typischen Barockstil der Stadt (Lecceser Barock) haben Lecce den Beinamen „Florenz des Barock“<br />
eingebracht. Fotos: Die reich geschmückte Fassade der Basilika Santa Croce, die Piazza Sant‘Oronzo, das belebte Zentrum der Stadt<br />
mit dem Teatro Romano, dem einzigen römischen Amphitheater in <strong>Apulien</strong>. Lecce hat auch eine bedeutende Universität.<br />
SpOtlight SalentO – tippS & FaCtS<br />
Der Salento, das Land zwischen den Meeren, teilt sich in zwei<br />
sehr unterschiedliche geographische Regionen auf. Nordwestlich<br />
der Provinzhauptstadt Lecce erstreckt sich die Tavoliere di<br />
Lecce, eine sehr fruchtbare Kalkebene, die vornehmlich für den<br />
Weinanbau genützt wird. Landschaftlich besonders reizvoll sind<br />
auch die leicht aufsteigenden Hügel – die Murge – im Süden<br />
Lecces, die sich bis zum südlichen Ende der Halbinsel ziehen.<br />
Der karstige SalentoRücken der Murge Salentine steigt bis zu<br />
200 m an. Die Gegend ist hier geprägt von steinigen Feldern,<br />
uralten Olivenhainen, niedrigen Weinstöcken, Kakteen sowie<br />
Feigen und Mandelbäumen. Beeindruckend auch die Küsten:<br />
Entlang der ionischen findet man Sandstrände, die beinahe<br />
Südseefeeling bieten: türkisgrünes Meer, feinster, weißer Sand<br />
und einige lässige Bagni wie z.B. Papete, Bora Bora etc.<br />
Anreise: Mit Air Berlin nach Bari oder mit RyanAir nach Bari<br />
bzw. Brindisi und dann über die gut ausgebaute Autobahn in<br />
den Süden.<br />
Regionen: 1. die barocke Provinzhauptstadt Lecce, die als<br />
eine der schönsten Städte Süditaliens und gleichzeitig eine der<br />
Hauptstädte des europäischen Barocks gilt.<br />
ABRestauranttipp: Osteria da Cosimino. Nur einen Steinwurf<br />
vom Altstadtzentrum entfernt in der Via G. Argento. Gemütliche<br />
Atmosphäre sowohl draußen auf der überdachten Veranda<br />
als auch drinnen. Sehr delikates Meeresfrüchterisotto!<br />
2. Otranto und die nördlich davon an der adriatischen Küste<br />
und rund um die AliminiSeen gelegenen Urlaubsorte sowie der<br />
Süden von Otranto mit der fjordähnlichen Badebucht Porto<br />
Badisco, dem Thermalbad Santa Cesarea Terme sowie dem<br />
knapp 100 m über dem Meer gelegenen Burgdorf Castro mit<br />
seinem Hafenableger Castro Marina.<br />
ABRestauranttipp: Peccato di Vino. Ruhig in der kleinen Gasse<br />
Via Rondachi hinter der Fußgängerzone gelegen, sicher das<br />
beste Lokal in Otranto. Unbedingt die Ricotta und Ziegen<br />
käsesuppe ausprobieren oder die Taieddha<br />
Salentina mit Muscheln und Kartoffeln.<br />
3. Am „Ende der Welt“, ganz im Süden des<br />
Salento, liegt Santa Maria di Leuca. Diese<br />
Perle des letzten Stücks Italiens schmiegt<br />
sich in einen Küstenabschnitt, an dem sich<br />
Felsenklippen mit kleinen Sandbuchten abwechseln.<br />
Die zahlreichen Grotten und der<br />
Meeresboden sind ein echtes Paradies für<br />
Taucher. Weiters interessant sind die herrschaftlichen<br />
Prunkvillen aus dem 18. Jh., die<br />
von einer längst vergangenen Zeit zeugen.<br />
4. Gallipoli, die wehrhafte Altstadtinsel am<br />
Ionischen Meer mit viel Fischerromantik,<br />
verwinkelten Gassen und zahlreichen Kirchen.<br />
Im Norden von Gallipoli erstrecken<br />
sich feinsandige Dünen, teils unterbrochen<br />
von kleinen Karstbuchten entlang der Küste,<br />
wo immer wieder Wachtürme hervorragen.<br />
Viele kleine Fischerorte und Strandbäder<br />
wie Santa Maria al Bagno oder Porto<br />
Cesareo bieten hier einen herrlichen Platz<br />
für zwanglose Ferien. Im Süden in Richtung<br />
Leuca folgen auf die kilometerlange sichelförmige<br />
Sandbucht Baia Verde Badeorte wie<br />
Marina di Mancaversa und Torre.<br />
ABRestauranttipp: Ristorante Al Pescatore,<br />
direkt an der Hafenmauer mit traumhaftem<br />
Ausblick. Köstlich: die Fussili mit Ricci<br />
(Seeigel).<br />
Klima/Reisezeit: Mai, Juni, September,<br />
Oktober. <strong>Apulien</strong> zählt zu den heißesten<br />
Teilen Italiens, deshalb den Hochsommer<br />
eher meiden. 4<br />
e<br />
Hoteltipp Gallipoli:<br />
Südländische Gelassenheit und eine anmutige Atmosphäre erfüllen die auf einer vorgelagerten Insel<br />
befindliche Altstadt von Gallipoli. Eine Brücke vom Festland verbindet das neue, lebhafte Stadtzentrum<br />
mit dem historischen Stadtteil und seinem Gewirr enger Gassen sowie der malerischen Promenade. Nach<br />
PalaCE & PalaCE (2)<br />
intensiven und aufmerksamen Renovierungen erstrahlen zwei Paläste in besonderem Licht. Das Relais<br />
Corte Palmieri und der Palazzo Mosco Inn, die beide zu den Palace&Palace Hotels gehören.<br />
reise<br />
Das Relais Corte Palmieri befindet sich im Herzen des antiken Dorfteils Gallipolis, im Zentrum<br />
des Abend- und Nachtlebens, nicht weit entfernt vom charakteristischen Hafen und dem<br />
berühmten Fischmarkt. Hier können sich die Gäste bei einem Spaziergang durch die Gassen<br />
des Zentrums, bei der Besichtigung der nahen Sehenswürdigkeiten oder bei einem Besuch<br />
in den Lokalitäten der Festung, von der aus man eine traumhafte Aussicht auf das Meer und<br />
das Naturschutzgebiet der Insel Sant’Andrea hat, erholen. Das Gebäude stammt aus dem<br />
17. Jahrhundert und zum Glück hat man bei der Renovierung den ursprünglichen Charme<br />
erhalten. Strahlend weiße Wänden Treppen, verschwiegene Terrassen, Bögen und immer<br />
wieder Blumen über Blumen. Die Zimmer des Relais Corte Palmieri sind alle unterschiedlich,<br />
keines gleich wie das andere, weder im Stil noch in der Lage, einige Luxury-Zimmer<br />
verfügen sogar über eine kleine Terrasse. Gleich ist jedoch die technische Ausstattung: Bei<br />
allem nostalgischen Charme sind sie mit modernstem Komfort ausgerüstet: Klimaanlage<br />
mit eigener Steuerung, Satelliten-TV, Kühlschrank-Minibar, Badezimmer mit Massage-Dusche<br />
oder -Badewanne, Telefon mit Direktwahl, Internetanschluss. Gefrühstückt wird auf der großen<br />
Dachterrasse mit Korbmöbeln, lokale Köstlichkeiten und ein kräftiger Espresso sorgen dafür,<br />
dass man sich wieder gestärkt ins Getümmel der engen Gässchen ringsherum begibt. Hier<br />
pulsiert das Leben, auf den Piazze reiht sich Lokal an Lokal, doch wenn man um die Ecke<br />
biegt, kann es schon wieder ganz anders sein. Ruhig und idyllisch. So wie im Corte Palmieri,<br />
wenn man noch einen letzten Drink auf einer der kleinen Terrassen einnimmt und in den<br />
sternenklaren Nachthimmel blickt.<br />
Weitere infos unter: selective reisen,elfi Baumann-Pucher, www.italien-erleben.at<br />
<strong>Absolut</strong> beAutiFul 131
eise<br />
Am südlichsten Zipfel Festland-<br />
Italiens liegt Santa Maria di<br />
Lèuca. Die Stadt schmiegt sich<br />
in einen Küstenabschnitt, an<br />
dem sich Felsenklippen mit<br />
kleinen Sandbuchten abwech-<br />
seln. Die zahlreichen Grotten<br />
und der Meeresboden sind ein<br />
echtes Paradies für Taucher.<br />
Beeindruckend sind auch die<br />
herrschaftlichen Prunkvillen aus<br />
dem 18. Jh., die von einer längst<br />
vergangenen Zeit zeugen.<br />
132 <strong>Absolut</strong> beAutiFul<br />
e<br />
Hoteltipp otranto:<br />
Das Gebiet des Salento, der Stiefelabsatz Italiens, ist bekannt für seine reizvolle, bizarre Küstenlandschaft<br />
mit seinem glasklaren Meer. Eindrucksvolle Städte, architektonische Meisterwerke und eine schlichte<br />
Landschaft, geprägt von Olivenhainen und Ölmühlen, zeichnen die fruchtbare Ebene dieses Landstrichs<br />
aus. Die Hafenstadt Otranto zählt mit ihren Bastionen, der romanischen Kathedrale, seinen engen Gassen<br />
und lebhaften Plätzen zu den besonderen Orten an der Ostküste des Salento. Nur etwa 300 Meter von der<br />
PalaCE & PalaCE (3)<br />
Altstadt entfernt findet man das Relais Valle d’Idro, ein stylisches Hotel mit viel Flair.<br />
reise<br />
Das Relais liegt auf einer seichten Anhöhe im Herzen Otrantos, nur ein paar Minuten<br />
zu Fuß sind es ins Zentrum zur Altstadt. Durch die etwas höher gelegene Position bietet<br />
sich von den imposanten Dachterrassen aus ein perfektes Panorama über Otranto<br />
bis hin zum Meer. Das Valle dell’Idro wurde unlängst komplett überarbeitet und mit<br />
sehr viel Liebe zum Detail eingerichtet. Lichtdurchflutet bereits die Lobby, viel Weiß<br />
und erlesene Materialien sorgen für einen klaren, stylischen Touch, der sich auch<br />
in den Zimmern fortsetzt. Betten mit Kopfteilen aus Rattan und Leder, Glastüren und<br />
Lampen aus restauriertem Pergament.<br />
Im kleinen Garten laden lauschige Plätze zu erholsamen Momenten ein – das Highlight<br />
des Relais ist jedoch die Dachterrasse mit dem Whirlpool und den bequemen<br />
Daybeds. Hier kann man auch mal einen Tag versumpfen, wenn man eine Pause<br />
vom Besichtigungsprogramm einlegen möchte, oder man genießt am Abend noch<br />
einen Aperol mit Blick auf die Lichter der Altstadt. Das junge Team ist sehr engagiert<br />
und freundlich, gibt auch gerne gute Tipps, wo man am besten speist. Wir jedenfalls<br />
waren sehr froh von Concierge Michele Surà ins Pecato di Vino geschickt worden<br />
zu sein, das Essen dort war köstlich und allein hätten wir es in der versteckten Seitengasse<br />
nie gefunden. Grazie Michele!<br />
Weitere infos unter: selective reisen, elfi Baumann-Pucher, www.italien-erleben.at<br />
<strong>Absolut</strong> beAutiFul 133
WilDrOmantiSCher<br />
garganO<br />
SpOtlight garganO – tippS & FaCtS<br />
M<br />
ezzogiorno in Peschici. Auf der Piazetta wird gerade für die Festa aufgebaut:<br />
Il Gusto di Peschici. Aus der ganzen Umgebung kommen die Menschen<br />
zusammen, um sich dieses Schauspiel nicht entgehen zu lassen: Es<br />
wird schaugekocht, verschiedenste kulinarische Standeln machen klar,<br />
dass der Gargano nicht nur eine faszinierende Küstenlandschaft hat, sondern auch<br />
im Hinterland so einiges bietet. Wir kosten uns durch, vom lokalen PinienBienenhonig,<br />
über Sekt bis hin zu den für <strong>Apulien</strong> typischen Taralli. Knusprig wie Grissini,<br />
aber rund wie kleine Kringeln, passen sie perfekt zu Olivenöl und Wein. Lässt man<br />
den quirligen Marktplatz hinter sich, entdeckt man, dass Peschici auch ganz ruhige<br />
Seiten hat. In den engen Gässchen oberhalb des Hafens kommt man sich vor wie<br />
auf Santurin: weiße Häuser, blaue Türen und und immer wieder beeindruckende<br />
Ausblicke auf das azurblaue Meer. Dieser Eindruck verstärkt sich noch, als wir die<br />
Küstenstraße Richtung Vieste und dann weiter nach Mattinata nehmen. Dichte<br />
Pinienwälder, unterbrochen von spektakulären Ausblicken auf die schroffe, wild zerklüftete<br />
Küste. Der Gargano, quasi der Sporn des italienischen Stiefels, ist eine der<br />
faszinierendsten Küstenlandschaften bella Italias. Kreideweiße Felsen begrenzen die<br />
wunderschönen Buchten, eine dichte MittelmeerMacchia verleiht diesem Szenarium<br />
leuchtende Farben. Und immer wieder Feriendörfer, Campingplätze – der Gargano ist<br />
fest in der Hand der Camper. Aber es geht auch anders: Nur ein kleines Stück südlich<br />
von Peschici befindet sich in einem weitläufigen NaturAreal ein Resort der Luxusklasse<br />
mit dem exklusiven Hotel Suite Le Dune. Stilvoll eingerichtete Suiten mit großen<br />
Terrassen mit Whirlpools bieten ein anmutiges Ambiente für entspannte Ferientage.<br />
Direkt an einem Privatstrand gelegen, wo Daybetten zum Verweilen<br />
einladen und die Sonne erst spät im Meer versinkt, ist das Le<br />
Dune ein Ort, wo Familien sich sehr wohl fühlen. Mit den Kindern<br />
in den Wellen plantschen und dann im Beach Restaurant Le Dune<br />
relaxt tafeln (schon ab 19 Uhr). Fährt man vom Le Dune die Küstenstaße<br />
Richtung Süden, kommt man immer wieder vorbei an<br />
breiten Stränden, wo Wind und Kitesurfer das Spiel mit den Wellen<br />
genießen. Nach Vieste wird es dann romantischer. Beginnend<br />
mit dem Pizzomunno, dem charakteristischen Felsbrocken, der<br />
als eine Art Wahrzeichen direkt am Stadtstrand die Silhouette des<br />
sympathischen Ortes beherrscht, sind es immer wieder abstrakt<br />
geformte Felsen, die das Bild der Küste prägen. Vieste ist auch<br />
der beste Ausgangspunkt für einen Ausflug zu den Tremiti Inseln.<br />
Zu diesem Archipel gehören gleich mehrere Eilande: S. Nicola,<br />
S. Domino und Caprara, und zwei Felsblöcke: Cretaccio und<br />
Vecchia. Das Meer, das sie umgibt, ist reich an Fischen, Langusten<br />
und Barschen, deshalb Lieblingsziel der UnterwasserFischer. Leider<br />
nicht nur von ihnen, in der Hochsaison sind die malerischen<br />
Inselchen total überlaufen. Am besten man mietet sich ein Boot<br />
und schippert zu den vom Trubel entfernten Buchten, schnorchelt<br />
im kristallklaren Wasser oder macht sich auf zur Entdeckungsreise<br />
in geheimnisvolle Grotten, wo das Meer tiefgrün schimmert. g<br />
trAdition & Moderne<br />
le Dune<br />
Direkt an einem Privatstrand<br />
gelegen, befindet<br />
sich in einem weitläufigen<br />
Natur-Areal ein Resort<br />
der Luxusklasse mit dem<br />
exklusiven Hotel Suite<br />
Le Dune.<br />
Weitere infos unter: selective reisen,<br />
elfi Baumann-Pucher, www.italien-erleben.at<br />
134 <strong>Absolut</strong> beAutiFul <strong>Absolut</strong> beAutiFul 135<br />
reise