401005 Leitbild 1 Kern.v5 - Evangelisches Diakoniewerk ...
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<strong>Evangelisches</strong> <strong>Diakoniewerk</strong><br />
Gallneukirchen<br />
A-4210 Gallneukirchen<br />
Martin Boos-Straße 4<br />
Tel. 07235/63251-0<br />
www.diakoniewerk.at<br />
Bild Seite 1: <strong>Evangelisches</strong> <strong>Diakoniewerk</strong> Gallneukirchen<br />
Gobelin in der Eingangshalle der Werkstätte Gallneukirchen<br />
Ingrid Leithe, Linz<br />
Graphische Gestaltung: Mag. Jürgen Heiss<br />
Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier<br />
5. aktualisierte Auflage, 10/1/3m/03<br />
<strong>Diakoniewerk</strong><br />
Diakonie ist Nächstenliebe<br />
in unserer Zeit. <strong>Diakoniewerk</strong><br />
<strong>Evangelisches</strong> <strong>Diakoniewerk</strong><br />
Gallneukirchen<br />
<strong>Leitbild</strong> für das<br />
Leben und den<br />
Auftrag des<br />
Evangelischen<br />
<strong>Diakoniewerk</strong>es<br />
Gallneukirchen<br />
<strong>Leitbild</strong> für das Leben und den Auftrag<br />
des Evangelischen <strong>Diakoniewerk</strong>es Gallneukirchen
US2
Das <strong>Leitbild</strong> für das Leben und den Auftrag des<br />
Evangelischen <strong>Diakoniewerk</strong>es Gallneukirchen<br />
Im Evangelischen <strong>Diakoniewerk</strong> Gallneukirchen leben<br />
und wirken viele Menschen. Diese Menschen (Mitarbeiter-<br />
Innen und Betreute, Gäste, Auszubildende usw.) haben<br />
verschiedene weltanschauliche, aber auch religiöse Bindungen<br />
und sind durch verschiedene Lebensgeschichten<br />
und Erfahrungen geprägt. Miteinander verbunden sind<br />
sie durch den Auftrag und die Ziele des Evangelischen<br />
<strong>Diakoniewerk</strong>es Gallneukirchen, die in dem Auftrag Jesu<br />
Christi zur Nächstenliebe ihren Ausgangspunkt haben:<br />
„Du sollst lieben Gott, deinen Herrn, von ganzem Herzen,<br />
von ganzer Seele und von ganzem Gemüte. Dies ist das<br />
vornehmste und größte Gebot. Das andere aber ist dem<br />
gleich. Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“<br />
(Neues Testament, Matthäus-Evangelium, Kapitel 22,<br />
Verse 37 u. 38).<br />
Die Aufgabenbereiche, die sich daraus ergeben, sind vielfältig.<br />
Im Laufe einer über hundertjährigen Geschichte<br />
haben sich unterschiedliche Bereiche diakonischer Arbeit<br />
entwickelt. Diese Vielfalt macht es notwendig, für uns<br />
selbst (diejenigen, die im <strong>Diakoniewerk</strong> betreut werden<br />
oder im <strong>Diakoniewerk</strong> arbeiten) und für Außenstehende<br />
festzuhalten, worin der gemeinsame Auftrag des<br />
<strong>Diakoniewerk</strong>es besteht, welche Ziele uns verbinden und<br />
leiten und worauf wir uns ansprechen lassen wollen.<br />
Das <strong>Leitbild</strong> soll mit seinen vereinbarten allgemein gültigen<br />
und verbindenden Grundsätzen den Menschen im<br />
Evangelischen <strong>Diakoniewerk</strong> Gallneukirchen für den Weg<br />
in die gemeinsame Zukunft dienen.<br />
2
Grundsätze / Zielsetzungen<br />
Das <strong>Leitbild</strong> soll die Vorgabe für die einzelnen Teilkonzepte<br />
der verschiedenen Bereiche und Aufgabengebiete<br />
darstellen.<br />
Das <strong>Leitbild</strong> soll für Freunde, Förderer und Spender,<br />
für die Evangelische Kirche in Österreich, für andere<br />
Kirchen, für den Staat und die öffentliche Hand das<br />
Handeln und Wirken des Evangelischen <strong>Diakoniewerk</strong>es<br />
Gallneukirchen verdeutlichen.<br />
Das <strong>Leitbild</strong> soll für Menschen, die im <strong>Diakoniewerk</strong><br />
betreut werden und Hilfe suchen, und ebenso für die<br />
MitarbeiterInnen Geltung haben.<br />
Das <strong>Leitbild</strong> soll den Leitungskräften und Mitarbeiter-<br />
Innenvertretungen (Betriebsräten) zur Orientierung und<br />
zur Wahrnehmung ihrer Verantwortung im Rahmen des<br />
diakonischen Auftrages dienen.<br />
Das <strong>Leitbild</strong> soll als Grundlage von Aufnahme- bzw.<br />
Dienstverträgen dienen.<br />
Das <strong>Leitbild</strong> kommt erst wirklich zur Geltung, wenn<br />
sich alle Beteiligten bei der Gestaltung ihres täglichen<br />
Dienstes und bei der Weiterentwicklung der einzelnen<br />
Aufgabenfelder auf die Zielvorstellungen dieses <strong>Leitbild</strong>es<br />
berufen und ansprechen lassen.<br />
Das <strong>Leitbild</strong> soll aktuell bleiben, indem sich der Vorstand<br />
des <strong>Diakoniewerk</strong>es vornimmt, dieses in regelmäßigen<br />
Abständen von etwa fünf Jahren zu überprüfen und<br />
allenfalls Neuformulierungen vorzunehmen bzw. einen<br />
Prozess dazu einzuleiten.<br />
Die vorliegende Fassung des <strong>Leitbild</strong>es ist nach einem<br />
vorgeschlagenen Entwurf ausführlich von einzelnen<br />
MitarbeiterInnen und MitarbeiterInnengruppen des<br />
<strong>Diakoniewerk</strong>es bearbeitet und vom Vorstand des Evangelischen<br />
<strong>Diakoniewerk</strong>es Gallneukirchen beschlossen<br />
worden.<br />
3
Das Evangelische <strong>Diakoniewerk</strong> Gallneukirchen<br />
Herkunft, Auftrag, Orientierung, heutige Situation<br />
Die Herkunft<br />
Das Neue Testament berichtet an vielen Stellen von<br />
der Begegnung Jesu mit den kranken, behinderten und<br />
von ihrer Umgebung als Außenseiter betrachteten<br />
Menschen. Es gibt eine Reihe von Berichten, in denen<br />
Jesus für die Menschen wirkt, deren Leben gezeichnet<br />
ist von Hoffnungslosigkeit, Benachteiligung und<br />
Unterdrückung.<br />
Die Gründung und Weiterentwicklung des Evangelischen<br />
<strong>Diakoniewerk</strong>es Gallneukirchen beruft sich auf diese<br />
Botschaft des Evangeliums von Jesus Christus und auf<br />
das umfassende diakonische Handeln Jesu für die<br />
Menschen.<br />
Im Jahre 1874 gründeten der erste Pfarrer der<br />
Evangelischen Pfarrgemeinde Gallneukirchen, Ludwig<br />
Schwarz, und einige weitere Gemeindemitglieder den<br />
damaligen „Verein für Innere Mission“. Die Entstehung<br />
der Evangelischen Pfarrgemeinde Gallneukirchen war<br />
unmittelbar davor als Folge des Wirkens des katholischen<br />
Pfarrers Martin Boos in Gallneukirchen in den<br />
Jahren 1806–1815 erfolgt. Diese für die österreichische<br />
Kirchengeschichte bemerkenswerte Tatsache soll auch<br />
heute noch im Zusammenhang mit der Schärfe der<br />
konfessionellen Auseinandersetzung, aber auch der<br />
Entwicklung der ökumenischen Bewegung der Kirchen<br />
ausdrücklich festgehalten werden.<br />
Der neu entstandene Verein setzte sich zum Ziel,<br />
Kranken zu helfen, Pflege für hilfsbedürftige Menschen<br />
zu organisieren und dies aus dem Auftrag zur Nächstenliebe<br />
in der Nachfolge Jesu Christi zu tun. Einige Jahre<br />
später, 1877, wird das Diakonissen-Mutterhaus Bethanien<br />
gegründet, das sein Wirken aus dem Bibelwort des<br />
Apostels Paulus aus dem Galaterbrief (festgehalten über<br />
der Eingangstür zum Mutterhaus) ableitet:<br />
4
Grundsätze / Zielsetzungen<br />
„In Jesus Christus gilt der Glaube, der durch die Liebe<br />
tätig ist“ (Neues Testament, Galaterbrief, Kap. 5, Vers 6).<br />
Diese Ausrichtung des <strong>Diakoniewerk</strong>es besteht bis heute,<br />
auch wenn sich Umfang und Inhalt des diakonischen<br />
Auftrages in den vergangenen 130 Jahren wesentlich<br />
verändert haben.<br />
Der Auftrag (einige Grundsätze)<br />
Wir glauben, dass Gottes Liebe unser Zusammenleben<br />
prägt und er unser Heilwerden möchte.<br />
Wir glauben dies als Menschen, die unter Zwängen und<br />
Verstrickungen leiden, die Angst haben und sich gleichzeitig<br />
durch Gottes Barmherzigkeit ermutigen lassen.<br />
Wir glauben, dass Gottes Reich kommt, uns Menschen in<br />
dieser Welt Raum zum Leben gibt, uns beauftragt und<br />
befähigt, unsere Welt – seine Schöpfung – zu bewahren<br />
und zu gestalten, Gemeinschaft zu suchen, Frieden zu<br />
stiften, für Gerechtigkeit einzutreten und Nächstenliebe<br />
zu üben.<br />
Wir glauben, dass Gott der Menschheit und auch dem<br />
Leben des einzelnen eine Zielrichtung gibt, geprägt<br />
durch Kreuz und Auferstehung Jesu Christi.<br />
Als Konsequenz dieser Glaubensgrundsätze verstehen<br />
wir die Gestaltung unseres Auftrages auch als stellvertretendes,<br />
vorangehendes oder beispielhaftes Handeln<br />
für diejenigen, die sich selbst nicht, noch nicht oder<br />
nicht mehr ihr Recht zum Leben verschaffen können.<br />
Die Orientierung<br />
Bei der Gestaltung des diakonischen Auftrages<br />
wollen wir uns an folgenden Grundsätzen orientieren:<br />
Jeder ist eine einmalige, von Gott geschaffene und<br />
geliebte Persönlichkeit, darum stärken wir im Umgang<br />
miteinander Eigenverantwortung, Selbstvertrauen und<br />
Selbständigkeit.<br />
Jeder wird gebraucht – keiner ist ohne Gaben, darum<br />
gehen wir offen, respektvoll und in partnerschaftlicher<br />
Liebe miteinander um. Jeder hat von Gott einen einzigartigen<br />
Wert, darum ist uns das Lebensrecht der Schwächeren<br />
gegenüber den Stärkeren von großer Bedeutung.<br />
5
Jeder braucht Raum und Zeit für sich selbst, darum<br />
geben wir einander Gelegenheit zur Stille und zur Selbstbesinnung.<br />
Jeder ist auf Kommunikation und Gemeinschaft angewiesen,<br />
darum suchen wir die Begegnung untereinander<br />
und fördern den Austausch von Informationen und<br />
Erfahrungen.<br />
Die Einheit unserer Gemeinschaft lebt auch durch die<br />
Vielfalt, darum lassen wir auch unterschiedliche<br />
Meinungen gelten und bemühen uns immer wieder<br />
um die eine gemeinsame Basis, die aus der Kraft des<br />
Evangeliums verheißen wird.<br />
Die Situation, in der wir leben<br />
Die Notstände unserer Zeit haben gesellschaftlich<br />
begründete Ursachen, darum wollen wir dazu beitragen,<br />
das Zusammenleben der Menschen in unserer<br />
Gesellschaft gerechter, friedlicher und menschlicher zu<br />
gestalten.<br />
Die natürlichen Lebensgrundlagen der Menschheit<br />
sind bedroht, darum setzen wir uns dafür ein, dass die<br />
Schöpfung, unsere Lebenswelt, bewahrt, erhalten und<br />
vor der Zerstörung verschont wird.<br />
Wir rechnen mit unserer eigenen Schuldverflochtenheit,<br />
den eigenen Fehlern, dem Versagen und der eigenen<br />
Begrenztheit, darum sind wir bereit, mit Konflikten zu<br />
leben, auch Fehler einzugestehen und Schuld zu<br />
vergeben.<br />
Die Botschaft Jesu Christi ist die Hoffnung der Welt, das<br />
gibt uns Kraft, in Zwängen und im Scheitern, auch in<br />
Angst und Resignation auszuhalten, Vertrauen zu wagen<br />
und Hoffnung zu verbreiten.<br />
Die Kräfte, die vom Evangelium ausgehen, werden<br />
auch in unseren alltäglichen Handlungen spürbar und<br />
bestimmen somit das Leben im <strong>Diakoniewerk</strong>.<br />
6
Grundsätze / Zielsetzungen<br />
7
Die Menschen, die wir begleiten<br />
Aus theologisch-ethischer Sicht gibt es keine wertmäßige<br />
Über- oder Unterordnung von Individuum und<br />
Gesellschaft. Der Widerspruch zwischen den Interessen<br />
der Gesellschaft und denen des einzelnen Menschen<br />
muss ausgeglichen werden, das ist die Aufgabe von<br />
Sozialpolitik und Diakonie. Allerdings ist festzuhalten,<br />
dass aus christlich-ethischer Sicht der schwache und<br />
in seinen Rechten bedrohte Mensch in besonderer Weise<br />
zu schützen ist. Damit wird einem Verständnis von<br />
Gerechtigkeit Geltung verschafft, das wir im Verhalten<br />
Jesu an vielen Stellen im Neuen Testament erkennen<br />
können.<br />
In unserer Gesellschaft sind die Interessen der Mehrheit<br />
und der Starken im Übergewicht, gegen die sich der<br />
einzelne Mensch kaum durchsetzen kann; dies umso<br />
weniger, je hilfsbedürftiger er ist und je weniger Nutzen<br />
er für die Gesellschaft noch zu erbringen scheint.<br />
Daher ist es hervorragende Aufgabe der Diakonie, den<br />
einzelnen Menschen gegenüber den Interessen starker<br />
und mächtiger Gesellschaftssysteme zu stützen und<br />
seiner Hilfsbedürftigkeit auch im Sinne der Menschenrechte<br />
entgegenzukommen. Diese Grundhaltung deckt<br />
sich mit den Grundaussagen vom Menschen als<br />
Geschöpf Gottes (Altes Testament, Schöpfungsberichte),<br />
die davon ausgehen, dass der einzelne Mensch als Ebenbild<br />
Gottes einen Wert an sich hat.<br />
Menschen, die im <strong>Diakoniewerk</strong> Hilfe suchen oder die<br />
sich den Einrichtungen des <strong>Diakoniewerk</strong>es anvertrauen,<br />
suchen in diesen Einrichtungen Hilfe und Unterstützung,<br />
aber auch Trost und eine ganzheitliche Begleitung im<br />
Sinne von Seelsorge.<br />
8
Hilfsbedürftige Menschen / MitarbeiterInnen<br />
Die Handlungssituation<br />
Die Gestaltung des diakonischen Auftrages im<br />
<strong>Diakoniewerk</strong> durch die MitarbeiterInnen<br />
Wir begegnen einander in vielfältigen Situationen des<br />
alltäglichen Lebens. Menschen sind krank oder behindert,<br />
pflegebedürftig, alt, benachteiligt oder erholungsuchend.<br />
Menschen wollen helfen oder sich für einen helfenden<br />
Beruf ausbilden lassen und diesen im <strong>Diakoniewerk</strong><br />
ausüben. Wir begegnen uns im Dienst, bei der Arbeit,<br />
bei der Pflege, bei der Behandlung, aber auch in der<br />
Beratung, im Unterricht, in der Seelsorge oder im<br />
gemeinsamen Wohnen. In diesen Situationen sind wir<br />
aufeinander angewiesen. Wir brauchen einander und<br />
erwarten, dass wir uns als Menschen begegnen.<br />
Zugleich nehmen wir wahr, dass alle diese Erfahrungen<br />
auch für die persönliche Entwicklung bereichernd und<br />
vertiefend sind.<br />
In dieser Handlungssituation ist ein großes Aufgabengebiet<br />
zu erfüllen. Dabei werden von uns als MitarbeiterInnen<br />
Fachkenntnis und berufliches Vermögen<br />
und die Erfüllung des Auftrages erwartet, dem ganzen<br />
Menschen in seiner leibseelischen Einheit zu helfen.<br />
In diesem Sinne wissen wir, dass das Leben und die<br />
Würde der einzelnen Person für uns unantastbar sind.<br />
Wir sind bemüht, die fachlichen und wissenschaftlichen<br />
Erkenntnisse und andere Entwicklungen unter den<br />
Gesichtspunkten einer christlichen Ethik, die den einzelnen<br />
Menschen in die Verantwortung vor Gott stellt,<br />
in unsere Tätigkeit aufzunehmen, um damit den uns<br />
anvertrauten Menschen möglichst umfassend zu helfen.<br />
Zugleich ist uns bewusst, dass die Ziele unseres Handelns<br />
immer die Unterstützung des Hilfsbedürftigen und<br />
die Wahrung des Rechtes des schwachen, des werdenden<br />
und des sterbenden Lebens bleiben müssen.<br />
9
Hilfsbedürftige Menschen / MitarbeiterInnen<br />
Wir sind darum bemüht, dass unsere Tätigkeit nicht zur<br />
Routine und dazu wird, den Menschen als „Fall“ zu<br />
betrachten oder Krankheit und Behinderung als<br />
interessantes Phänomen.<br />
Mit unserem diakonischen Handeln stehen wir MitarbeiterInnen<br />
in der Spannung zwischen Fördern und<br />
Lebenlassen, Führen und Wachsenlassen, Rehabilitation<br />
und Beheimatung.<br />
Mit unserem professionellen Helfen wollen wir die<br />
Eigenkräfte der uns anvertrauten Menschen stärken und<br />
entfalten.<br />
Wir wollen mit unserem Wirken und mit unseren<br />
Worten Wege weisen, und doch wissen wir, dass jeder<br />
seine eigenen Wege gehen muss.<br />
In allen diakonischen Handlungsfeldern geht es um<br />
die Begegnung von Menschen. Wir wissen, wie wichtig<br />
emotionale Zuwendung und der Aufbau von guten<br />
Beziehungen zwischen MitarbeiterInnen und den anvertrauten<br />
Menschen sind. Uns ist aber auch die eigene<br />
Unvollkommenheit bewusst, und wir vertrauen darauf,<br />
dass der Auftrag zur Nächstenliebe, der im Wirken<br />
Jesu Christi für den einzelnen Menschen vorgezeichnet<br />
ist, unser Reden und Handeln prägt.<br />
„Wenn die Verkörperung der Liebe nicht mit kirchlichen<br />
Institutionen gleichzusetzen ist, sondern mit der Gemeinschaft<br />
derer, die immer neu versuchen, Liebe zu üben,<br />
dann gibt es ... einen Platz für solche „Professoren der<br />
Liebe“, die Kranken und Benachteiligten Hilfe bieten und<br />
damit zugleich ihren Lebensunterhalt verdienen ... ein<br />
treues und zuverlässiges Ausüben ihrer Berufsaufgaben<br />
schafft wirklich transzendente Liebe da, wo Menschen<br />
am tiefsten in ihrer Verletzlichkeit betroffen sind.“<br />
(A.V. Campbell, Nächstenliebe mit Maß, Helferberufe –<br />
christlich gesehen, 1986)<br />
Die Bereitschaft der im <strong>Diakoniewerk</strong> tätigen MitarbeiterInnen,<br />
sich mit den Grundanliegen biblisch<br />
orientierten diakonischen Handelns auseinanderzusetzen,<br />
ist eine bleibende Aufgabe, um die Orientierung des<br />
Evangelischen <strong>Diakoniewerk</strong>es Gallneukirchen auch in<br />
Zukunft sicherzustellen.<br />
11
Diakonissen, Diakonische Schwestern,<br />
Diakoniegemeinschaft<br />
Im <strong>Diakoniewerk</strong> hat sich schon sehr früh die Gemeinschaft<br />
der Diakonissen geformt. Es ist vor allem das<br />
Diakonissen-Mutterhaus Bethanien, das bald nach der<br />
Gründung des <strong>Diakoniewerk</strong>es entstanden ist und bis<br />
auf den heutigen Tag ein Zentrum des <strong>Diakoniewerk</strong>es,<br />
Heimat der Diakonissen und auch der diakonischen<br />
Schwestern ist.<br />
Im Lauf der vergangenen Jahre hat sich aus interessierten<br />
MitarbeiterInnen die Diakoniegemeinschaft<br />
Gallneukirchen entwickelt. Die Diakoniegemeinschaft<br />
versteht sich als eine Gruppe von MitarbeiterInnen,<br />
die neben ihrer beruflichen Tätigkeit im <strong>Diakoniewerk</strong><br />
Ziele und Inhalte des <strong>Diakoniewerk</strong>es vertreten wollen<br />
und in diesem Sinne nach innen und außen wirken<br />
möchten. Die ökumenische Ausrichtung im <strong>Diakoniewerk</strong><br />
ist von großer Bedeutung, da viele der im <strong>Diakoniewerk</strong><br />
arbeitenden MitarbeiterInnen, aber auch der<br />
betreuten Menschen verschiedenen Kirchen angehören<br />
und in ihren jeweiligen Pfarrgemeinden eine eigene<br />
Heimat gefunden haben. Auch deshalb bleibt die Pflege<br />
des Kontaktes zu den Pfarrgemeinden ein Anliegen des<br />
<strong>Diakoniewerk</strong>es.<br />
12
Hilfsbedürftige Menschen / MitarbeiterInnen<br />
Grundsätzliche Aussagen zur Mitarbeit<br />
im <strong>Diakoniewerk</strong><br />
In der täglichen Arbeit – den Zielvorstellungen des<br />
<strong>Diakoniewerk</strong>es nahe zu kommen – stoßen wir zwar<br />
immer auch an Grenzen. Nicht immer erreichen wir die<br />
gemeinsam vereinbarten Ziele; dennoch sollen bei<br />
der Gestaltung unserer Aufgaben folgende Aussagen als<br />
Orientierungshinweise Geltung haben:<br />
MitarbeiterInnen im <strong>Diakoniewerk</strong> wird Folgendes<br />
angeboten:<br />
■ in einem anerkannten Unternehmen der Diakonie<br />
im Sozial- und Gesundheitswesen eine individuelle<br />
Lebensaufgabe und auch Hilfe bei der Bewältigung des<br />
Arbeitsalltages zu finden<br />
■ eine sinnvolle Tätigkeit in einem Arbeitsklima mit<br />
Entfaltungsmöglichkeit bei angemessener Bezahlung<br />
■ hohe Wertschätzung und die Möglichkeit, eigene<br />
Lebensziele und Verantwortung in die Arbeit einzubringen<br />
und eine besondere berufliche Herausforderung<br />
zu erfahren.<br />
Von MitarbeiterInnen im <strong>Diakoniewerk</strong> werden<br />
erwartet:<br />
■ die Fähigkeit, mit Menschen zu arbeiten,<br />
Selbständigkeit und Kooperation<br />
■ fachliche und persönliche Qualifikation<br />
■ physische und psychische Belastbarkeit<br />
■ ein hohes Maß an Hilfsbereitschaft und Einfühlungsvermögen<br />
(bedeutet für uns auch „Nächstenliebe“<br />
und „Barmherzigkeit“)<br />
■ Offenheit für die Ziele des <strong>Diakoniewerk</strong>es und<br />
Bereitschaft zu ihrer Verwirklichung.<br />
13
Der Rahmen der Gestaltung<br />
Der Verein <strong>Evangelisches</strong> <strong>Diakoniewerk</strong> Gallneukirchen<br />
gibt sich eine Satzung, die eine Mitgliederversammlung,<br />
das Kuratorium und den Vorstand vorsieht.<br />
Diese Satzung und die entsprechend gewählten und<br />
bestellten Gremien dienen dazu, den Rahmen der Gestaltung<br />
diakonischen Handelns im Evangelischen <strong>Diakoniewerk</strong><br />
Gallneukirchen festzulegen und dafür zu sorgen,<br />
dass die Ziele und Aufgaben, die in der Satzung festgelegt<br />
sind, erfüllt werden:<br />
„Der Verein verfolgt den Zweck, im Glauben an das<br />
Evangelium von Jesus Christus und in seiner Nachfolge,<br />
in der helfenden Liebe tätig zu werden. Damit entspricht<br />
er dem Auftrag der Diakonie als einem konstituierenden<br />
Element der christlichen Kirche und als einem evangeliumsgemäßen<br />
Wirken in der Gesellschaft ... Die Tätigkeit<br />
des Vereins ist karitativ-gemeinnützig und erfolgt ohne<br />
Gewinnabsicht. Die Mitglieder des Vereins haben keinerlei<br />
Anspruch auf das Vermögen und die Erträgnisse des<br />
Vereins“ (aus § 2 und § 3 der Satzung).<br />
14
Der Verein / Das diakonische Unternehmen –<br />
Gegenwart und Zukunft<br />
Die Arbeitsfelder<br />
Zur Zeit gibt es im Evangelischen <strong>Diakoniewerk</strong><br />
Gallneukirchen folgende Arbeitsbereiche<br />
■ Einrichtungen für Menschen mit Behinderung<br />
■ Einrichtungen für Menschen im Alter<br />
■ Diakonissen-Krankenhäuser<br />
■ Schulen und Ausbildungsstätten zur Aus- und<br />
Weiterbildung<br />
■ Gästehäuser, Kurhotels<br />
■ weitere Arbeitsfelder wie Landwirtschaften,<br />
Buchhandlung, Gärtnerei<br />
Zukünftige weitere Handlungsfelder<br />
Derzeit stellen wir fest, dass aufgrund der eintretenden<br />
Veränderungen der sozialen und politischen Verhältnisse<br />
in nächster Zukunft vor allem die Notlagen der alten,<br />
einsamen, chronisch kranken Menschen, der Arbeitslosen,<br />
der Flüchtlinge und Asylanten besondere diakonische<br />
Herausforderungen darstellen.<br />
Die Unterstützung von einzelnen diakonischen „Partnerprojekten“<br />
im Ausland wird auch in den nächsten Jahren<br />
eine wahrzunehmende Aufgabe sein.<br />
Die Vermittlung von Antworten auf Sinnfragen und von<br />
Wertvorstellungen aus christlicher Sicht wird in Zukunft<br />
von großer Bedeutung sein.<br />
15
Der Verein / Das diakonische Unternehmen –<br />
Gegenwart und Zukunft<br />
Das diakonische Unternehmen<br />
Das Evangelische <strong>Diakoniewerk</strong> Gallneukirchen benötigt<br />
zur Erfüllung seiner Aufgaben eine große Zahl von<br />
Menschen, die die Versorgung im Hinblick auf Wohnen,<br />
Behandeln, Pflegen, Betreuen, Begleiten, Unterrichten<br />
und Entfalten sicherstellen. Dafür ist eine umfangreiche<br />
„MitarbeiterInnenpflege“, aber auch die Beschaffung von<br />
Geld und Sachmitteln sowie die Koordinierung der vielen<br />
Dienstleistungen erforderlich. Das <strong>Diakoniewerk</strong> stellt<br />
damit auch ein wirtschaftliches Unternehmen dar, für das<br />
die Sicherstellung der ökonomischen Voraussetzungen<br />
von grundsätzlicher Bedeutung ist.<br />
Dieses diakonische Unternehmen bedarf der Aufgabengliederung<br />
und einer klaren Strukturierung der<br />
Führungs- und Handlungsebene, damit die Erfüllung der<br />
genannten Aufgaben auf Dauer sichergestellt ist.<br />
Für die Führung des <strong>Diakoniewerk</strong>es und der einzelnen<br />
Bereiche, Abteilungen und Häuser haben folgende<br />
Grundsätze Geltung:<br />
Führung beruht auf der Überzeugung, dass die Sicherstellung<br />
der inhaltlichen Ausrichtung und der wirtschaftlichen<br />
Grundlagen als der zwei Säulen des diakonischen<br />
Unternehmens von grundsätzlicher Bedeutung ist.<br />
Die Aufgaben der Führung (des Managements) sind als<br />
Verantwortlichkeit für die Planung, Entscheidung, Durchsetzung<br />
und Kontrolle der Abläufe im <strong>Diakoniewerk</strong> zu<br />
verstehen.<br />
Die Leitung des <strong>Diakoniewerk</strong>es wird durch die Mitgliederversammlung,<br />
gebildet durch die Mitglieder des<br />
Vereines, in Form des Kuratoriums, dem v. a. eine Aufsichtsfunktion<br />
zukommt, gewählt. Das Kuratorium hat<br />
darüber hinaus die Aufgabe, die Mitglieder des Vorstandes,<br />
der aus vier Personen (Rektor, Oberin und zwei<br />
weitere Vorstände) besteht, zu bestellen.<br />
17
Dem Vorstand des <strong>Diakoniewerk</strong>es obliegt die unmittelbare<br />
Leitung, d.h., er hat v.a. die Aufgabe, dafür zu sorgen,<br />
dass für die einzelnen Arbeits- und Teilbereiche des<br />
<strong>Diakoniewerk</strong>es entsprechende Konzepte erstellt, Arbeitsmöglichkeiten<br />
geschaffen und die jeweiligen Leitungen<br />
bestellt werden.<br />
Durch geeignete Organisationsabläufe ist sicherzustellen,<br />
dass eine möglichst starke Dezentralisierung sowie kurze<br />
Instanzenwege angestrebt und MitarbeiterInnen auf allen<br />
Ebenen an den Konzepten und Weiterentwicklungen<br />
beteiligt werden. Mitarbeitervertretungen (Betriebsräte) in<br />
den einzelnen Arbeitsfeldern tragen dazu bei, die Interessen<br />
der im <strong>Diakoniewerk</strong> tätigen MitarbeiterInnen zu<br />
vertreten und die Verwirklichung des Auftrages des <strong>Diakoniewerk</strong>es<br />
zu unterstützen.<br />
Die MitarbeiterInnen des <strong>Diakoniewerk</strong>es sind weitgehend<br />
professionell als Helfer und Helferinnen im diakonischen<br />
Unternehmen tätig. Die Mitwirkung von<br />
ehrenamtlichen MitarbeiterInnen, v. a. auch diakonischen<br />
HelferInnen, in den verschiedenen Arbeitsfeldern ist<br />
erwünscht und trägt zur Sicherstellung des diakonischen<br />
Auftrages bei. Die Verantwortung und die Sorge für<br />
die anvertrauten Menschen erfordern die besondere<br />
Bemühung um eine gute Zusammenarbeit und um eine<br />
gute Beziehung zwischen den MitarbeiterInnen und<br />
den ihnen anvertrauten Menschen.<br />
18
Diakonie grundsätzlich<br />
Grundlage der Tätigkeit des <strong>Diakoniewerk</strong>es sind die<br />
gesetzlichen Rahmenbedingungen der Republik Österreich,<br />
v. a. die Sozial- und Gesundheitsgesetzgebung.<br />
In vielen Arbeitsbereichen sind sie die finanzielle Basis<br />
für die Wahrnehmung der Aufgaben des <strong>Diakoniewerk</strong>es.<br />
Zugleich hat das <strong>Diakoniewerk</strong> aber auch die Aufgabe,<br />
in seinen Entscheidungen und Planungen zur Weiterentwicklung<br />
eine möglichst große Eigenständigkeit in ökonomischer<br />
Hinsicht zu bewahren. Dem dient – im Sinne<br />
der in den Statuten des Vereines verankerten Gemeinnützigkeit<br />
– die Führung von Einrichtungen (z.B. Belegkrankenhäusern<br />
mit Sonderklasse), deren Erträge zum<br />
Führen und Mittragen von sonst nicht existenzfähigen,<br />
aber vom diakonischen Auftrag her wichtigen Einrichtungen<br />
mitzuverwenden sind.<br />
Die Finanzierung der Tätigkeit des <strong>Diakoniewerk</strong>es<br />
erfolgt durch die genannten Mittel, aber auch durch<br />
Geldmittel, die uns von Freunden, Förderern und<br />
Spendern anvertraut werden. Alle MitarbeiterInnen und<br />
Gremien achten auf einen sparsamen und verantwortungsbewussten<br />
Einsatz der finanziellen Mittel und<br />
darauf, dass die eigentliche Aufgabenstellung des<br />
<strong>Diakoniewerk</strong>es, nämlich menschliche Zuwendung und<br />
Üben von Nächstenliebe, mit diesen Mitteln unterstützt,<br />
gefördert wird und die Grundsätze der Gemeinnützigkeit<br />
(siehe § 3 der Satzung) berücksichtigt werden.<br />
Zusammenfassend verstehen wir die Orientierung des<br />
<strong>Diakoniewerk</strong>es am Evangelium von Jesus Christus<br />
als eine ständig neu zu bewältigende Herausforderung,<br />
die im folgenden Zitat zusammengefasst wiedergegeben<br />
wird:<br />
„Ohne die Reich-Gottes-Perspektive wird Diakonie zur<br />
ideenlosen Liebe, die nur kompensiert und wiedergutmacht.<br />
Ohne die Diakonie wird allerdings die Reich-<br />
Gottes-Hoffnung zur lieblosen Utopie, die nur fordert<br />
und anklagt. Also kommt es in der diakonischen Praxis<br />
darauf an, die Liebe auf die Hoffnung und das Reich<br />
Gottes auf die konkrete Not zu beziehen.“<br />
(J. Moltmann, Diakonie im Horizont des Reiches Gottes)<br />
19
Kuratorium<br />
Ing. Folkmar Alzner (Vorsitzender)<br />
Dr. Karl Wiesinger (stellv. Vorsitzender, Kassier)<br />
Ing. Volkmar Angermeier<br />
Lore Beck<br />
Dr. Ludwig Beurle<br />
Dr. Werner Beutelmeyer<br />
Diakonisse Gerda Buchsbaum<br />
Superintendentialkurator Johannes Eichinger<br />
Dr. in Erika Heinrich<br />
Superintendent Dr. Gerold Lehner<br />
Mag. Dr. Gerd-Dieter Mirtl<br />
Superintendentin Mag. a Luise Müller<br />
Mag. Artur Roth<br />
OKR Prof. Mag. Karl Schiefermair<br />
Direktor Frank Schneider<br />
Diakonissen-Oberin Schw. Helga Sikora<br />
Mag. a Monika Stoisser-Göhring<br />
Direktor Wolfgang Winkler<br />
Vorstand<br />
Mag. a Christa Schrauf, Rektorin<br />
Mag. Josef Scharinger<br />
Dr. Heinz Thaler<br />
20