Gender-Kompetenz in Bildungsforschung und -praxis
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Gender-Kompetenz in Bildungsforschung und -praxis
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<strong>Gender</strong>-<strong>Kompetenz</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>Bildungsforschung</strong> <strong>und</strong> -<strong>praxis</strong><br />
Dokumentation der Fachtagung<br />
am 20. November 2007 <strong>in</strong> Reckl<strong>in</strong>ghausen<br />
Kar<strong>in</strong> Derichs-Kunstmann (Hrsg.)<br />
FORSCHUNGSINSTITUT ARBEIT BILDUNG PARTIZIPATION<br />
Materialien aus der Frauen- <strong>und</strong> Geschlechterforschung, Bd. 10<br />
gefördert durch das:
Inhaltsverzeichnis<br />
- 2 -<br />
<strong>Gender</strong>-<strong>Kompetenz</strong> <strong>in</strong> <strong>Bildungsforschung</strong> <strong>und</strong> –<strong>praxis</strong> - Vorwort<br />
Kar<strong>in</strong> Derichs-Kunstmann<br />
Fachtagung „<strong>Gender</strong>-<strong>Kompetenz</strong> <strong>in</strong> <strong>Bildungsforschung</strong> <strong>und</strong> –<strong>praxis</strong>“<br />
Programm<br />
<strong>Gender</strong>-<strong>Kompetenz</strong> – e<strong>in</strong>e Anforderung an <strong>Bildungsforschung</strong> <strong>und</strong> –<strong>praxis</strong>.<br />
Grußwort des B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isteriums für Bildung <strong>und</strong> Forschung<br />
Christ<strong>in</strong>a Hadulla-Kuhlmann<br />
Das GeQuaB-Konzept als Beitrag zur Handlungsforschung im pädagogischen Feld<br />
Kar<strong>in</strong> Derichs-Kunstmann<br />
10<br />
Die Ergebnisse der wissenschaftlichen Evaluation des Modellprojekts<br />
Gerrit Kaschuba<br />
Transferwirkungen der <strong>Gender</strong>-Qualifizierung am Beispiel der Praxisprojekte<br />
13<br />
der Teilnehmenden<br />
Victoria Schnier<br />
15<br />
Forum 1: Vermittlung von <strong>Gender</strong>-<strong>Kompetenz</strong> <strong>in</strong> der Fortbildungs<strong>praxis</strong> 20<br />
Kurs auf <strong>Gender</strong>-<strong>Kompetenz</strong>.<br />
Erwachsenenpädagogische Gr<strong>und</strong>qualifikation <strong>und</strong> <strong>Gender</strong> Ma<strong>in</strong>stream<strong>in</strong>g<br />
Monika Engel, Manfred Nousch<br />
Wie kommt <strong>Gender</strong> <strong>in</strong>s Sem<strong>in</strong>ar – E<strong>in</strong>e Annäherung<br />
Volker Kurzweg<br />
24<br />
Forum 2: <strong>Gender</strong>-<strong>Kompetenz</strong> als Qualitätskriterium für Weiterbildung 28<br />
Institutionelle <strong>Gender</strong>-Analyse<br />
Jens Schmidt<br />
28<br />
<strong>Gender</strong> <strong>und</strong> Qualitätsmanagement<br />
Wolfgang Nötzold<br />
31<br />
Forum 3: Jugendbildungsarbeit mit <strong>Gender</strong>-Perspektive 33<br />
SEITE<br />
City Bo<strong>und</strong> – Mission impossible!?<br />
Christian Reichert<br />
33<br />
Geschlechtergerechtes Handelns im Stadtteil<br />
Marion Büchter<br />
41<br />
Perspektiven e<strong>in</strong>er gender-sensiblen Weiterbildungsforschung<br />
Anne Schlüter<br />
44<br />
E<strong>in</strong>drücke von der Fachtagung 51<br />
Liste der Teilnehmenden 52<br />
Impressum 53<br />
3<br />
5<br />
6<br />
20
Kar<strong>in</strong> Derichs-Kunstmann<br />
- 3 -<br />
<strong>Gender</strong>-<strong>Kompetenz</strong> <strong>in</strong> <strong>Bildungsforschung</strong> <strong>und</strong> -<strong>praxis</strong><br />
- Vorwort -<br />
Am 20. November 2007 führte das Projekt „<strong>Gender</strong>-Qualifizierung für die Bildungsarbeit“ im<br />
Bildungszentrum des Handels <strong>in</strong> Reckl<strong>in</strong>ghausen e<strong>in</strong>e Fachtagung mit dem Titel „<strong>Gender</strong>-<br />
<strong>Kompetenz</strong> <strong>in</strong> <strong>Bildungsforschung</strong> <strong>und</strong> -<strong>praxis</strong>“ durch. Das Konzept, die Erfahrungen <strong>und</strong> vor<br />
allem die weiterführenden Ergebnisse des Modellprojektes sollten bei dieser Fachtagung der<br />
<strong>in</strong>teressierten Fachöffentlichkeit präsentiert <strong>und</strong> zur Diskussion gestellt werden.<br />
Eröffnet wurde die Fachtagung durch e<strong>in</strong> Grußwort von Christ<strong>in</strong>a Hadulla-Kuhlmann, die für<br />
das Modellprojekt zuständige Referatsleiter<strong>in</strong> im B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isterium für Bildung <strong>und</strong><br />
Forschung (Seite 6ff.). Sie stellte <strong>in</strong> ihrem Beitrag die Arbeiten des Projektes <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Kontext<br />
mit den Bemühungen des BMBF zur Förderung von mehr Chancengerechtigkeit im<br />
Bildungssystem.<br />
E<strong>in</strong>en Überblick über das Konzept des Projektes (Seite 10ff.), die Ergebnisse der wissenschaftlichen<br />
Evaluierung (Seite 13f.) <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e Transferwirkungen (Seite 15ff.) haben am Vormittag<br />
Kar<strong>in</strong> Derichs-Kunstmann, Gerrit Kaschuba <strong>und</strong> Victoria Schnier gegeben.<br />
Wie schon beim Vernetzungsworkshop des Modellprojektes im Februar 2007 1 deutlich wurde,<br />
bildeten die Praxisprojekte der Teilnehmenden an der <strong>Gender</strong>-Qualifzierung e<strong>in</strong> wesentliches<br />
Ergebnis des Modellprojektes. Sechs dieser Praxisprojekte wurden am Nachmittag <strong>in</strong> drei Foren<br />
dargestellt. Das Forum 1 befasste sich mit der Vermittlung von <strong>Gender</strong>-<strong>Kompetenz</strong> <strong>in</strong> der<br />
Fortbildungs<strong>praxis</strong> (Seite 20ff.). Dort wurde von Monika Engel <strong>und</strong> Manfred Nousch (Seite<br />
20ff.) e<strong>in</strong> Fortbildungsprojekt bei der Volkshochschule Herten <strong>und</strong> von Volker Kurzweg (Seite<br />
24ff.) e<strong>in</strong> Sem<strong>in</strong>arkonzept für die Teamenden-Qualifizierung bei ver.di zur Diskussion gestellt.<br />
Im Forum 2 g<strong>in</strong>g es um <strong>Gender</strong>-<strong>Kompetenz</strong> als Qualitätskriterium für Weiterbildung (Seite<br />
28ff.). Jens Schmidt stellte das Instrument e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>stitutionellen <strong>Gender</strong>-Analyse (Seite 28ff.)<br />
vor, das bei Arbeit <strong>und</strong> Leben <strong>in</strong> Hamburg im Zusammenhang mit dem GeQuaB-Projekt entwickelt<br />
wurde. Die Überlegungen von Wolfgang Nötzold zu <strong>Gender</strong> <strong>und</strong> Qualitätsmanagement<br />
(Seite 31ff.) s<strong>in</strong>d auch e<strong>in</strong> Ergebnis der <strong>Gender</strong>-Qualifizierung, aber sie s<strong>in</strong>d nicht unmittelbar<br />
als GeQuaB-Praxisprojekt entwickelt worden. An ihnen, wie auch an den <strong>in</strong>haltlichen Weiterentwicklungen,<br />
die <strong>in</strong> allen drei Foren deutlich wurden, konnte man e<strong>in</strong>iges über die weiter<br />
gehenden Effekte des Modellprojektes erfahren.<br />
Das Thema des Forums 3 war Jugendbildungsarbeit mit der <strong>Gender</strong>-Perspektive (Seite 33ff.).<br />
Christian Reichert berichtete von e<strong>in</strong>em erlebnispädagogischen Sem<strong>in</strong>ar, das er <strong>in</strong> Hamburg<br />
1 Vgl. die Dokumentation des Workshops „<strong>Gender</strong>-Qualifizierung für die Bildungsarbeit – Transfer <strong>und</strong><br />
Vernetzung“, Materialien aus der Frauen- <strong>und</strong> Geschlechterforschung Bd. 9, Reckl<strong>in</strong>ghausen November<br />
2007
- 4 -<br />
mit Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schülern durchgeführt hat (Seite 33). Marion Büchter hatte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
Sem<strong>in</strong>ar an der Universität Essen geschlechtergerechtes Handeln im Stadtteil zum Thema gemacht<br />
(Seite 41). An die drei Foren schloss sich e<strong>in</strong> Plenum an, bei dem es darum g<strong>in</strong>g, die<br />
Highlights aus den Foren zusammenzutragen <strong>und</strong> Konsequenzen für die weitere Arbeit aufzuzeigen.<br />
Prof. Dr. Anne Schlüter leistete mit ihrem Beitrag (Seite 44ff.) e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>ordnung der Arbeit des<br />
GeQuaB-Modellprojektes <strong>und</strong> zeigte darüber h<strong>in</strong>aus die Notwendigkeiten <strong>und</strong> Perspektiven e<strong>in</strong>er<br />
gender-sensiblen Weiterbildungsforschung auf.<br />
Den amüsant-nachdenklichen Ausklang der Tagung bestritten die beiden Reckl<strong>in</strong>ghäuser<br />
Künstler<strong>in</strong>nen Heike Kortenkamp <strong>und</strong> Andrea Nicke als „Die Protoplasten“. Sie setzten sich <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>er szenischen Lesung mit Geschlechterwechsel <strong>und</strong> der Konstruktion von Geschlecht ause<strong>in</strong>ander.<br />
Die Mitglieder des GeQuaB-Teams betrachten das Ergebnis der Fachtagung als e<strong>in</strong>en Erfolg<br />
ihrer Arbeit, an dessen Zustandekommen viele Personen beteiligt waren, denen wir an dieser<br />
Stelle danken möchten. Da s<strong>in</strong>d vor allen D<strong>in</strong>gen die Kolleg<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Kollegen zu nennen, die<br />
mit ihren Beiträgen e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> die Arbeit <strong>in</strong>nerhalb des Projektes <strong>und</strong> über das Projekt<br />
h<strong>in</strong>aus gegeben haben, aber auch diejenigen, die eher im H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> am gelungenen Ablauf<br />
der Tagung beteiligt waren.<br />
E<strong>in</strong>e wesentliche Voraussetzung dafür, dass wir das Projekt <strong>und</strong> auch die Tagung durchführen<br />
konnten, war die f<strong>in</strong>anzielle Förderung durch das B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isterium für Bildung <strong>und</strong> Forschung<br />
<strong>und</strong> die Projektbetreuung durch den Projektträger DLR. Diese hilfreiche Unterstützung<br />
hat die geme<strong>in</strong>same Arbeit von Verbänden, Forschungs<strong>in</strong>stitut, Tra<strong>in</strong>erInnen <strong>und</strong> Teilnehmenden<br />
<strong>in</strong>nerhalb des Projektes erst ermöglicht. Herzlichen Dank dafür.<br />
Mit dieser Tagung wurde gleichzeitig die Arbeit des dreijährigen Modellprojektes zu e<strong>in</strong>em<br />
vorläufigen Abschluss gebracht. Ich betone hier das Wort vorläufig, z.Zt. arbeiten die Mitglieder<br />
des Teams <strong>und</strong> auch e<strong>in</strong>ige der Teilnehmenden an e<strong>in</strong>em Handbuch zur <strong>Gender</strong>-<br />
Qualifizierung. Dieses Ergebnis des Modellprojektes soll <strong>praxis</strong>nah <strong>und</strong> umsetzungsfre<strong>und</strong>lich<br />
se<strong>in</strong> <strong>und</strong> die weitere Implementierung von <strong>Gender</strong>-<strong>Kompetenz</strong> <strong>in</strong> der Bildungs<strong>praxis</strong> unterstützen.<br />
Das Handbuch wird noch <strong>in</strong> diesem Jahr im Verlag des Forschungs<strong>in</strong>stituts ersche<strong>in</strong>en.<br />
H<strong>in</strong>weise darauf werden auf der Homepage des GeQuaB-Projektes www.gender-qualifizierung.de<br />
zu f<strong>in</strong>den se<strong>in</strong>.<br />
Wir hoffen, dass diese Dokumentation den Leser<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Lesern e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> die Vielfalt<br />
<strong>und</strong> Qualität der Arbeit des GeQuaB-Projektes gibt <strong>und</strong> ihnen Lust darauf macht, sich weitergehend<br />
mit <strong>Gender</strong>-<strong>Kompetenz</strong> <strong>in</strong> der Bildungsarbeit ause<strong>in</strong>anderzusetzen.<br />
Reckl<strong>in</strong>ghausen, im April 2008
P ROGRAMM<br />
FACHTAGUNG<br />
- 5 -<br />
<strong>Gender</strong>-<strong>Kompetenz</strong> <strong>in</strong> <strong>Bildungsforschung</strong> <strong>und</strong> –<strong>praxis</strong><br />
20. November 2007, Reckl<strong>in</strong>ghausen<br />
10.00 Uhr Begrüßung<br />
Ziele, Ablauf, Organisatorisches<br />
10.15 Uhr<br />
10.45 Uhr<br />
<strong>Gender</strong>-<strong>Kompetenz</strong> – e<strong>in</strong>e Anforderung an<br />
<strong>Bildungsforschung</strong> <strong>und</strong> –<strong>praxis</strong><br />
Ziele, Anforderungen, Ergebniserwartungen<br />
<strong>Gender</strong>-Qualifizierung für die Bildungsarbeit<br />
Das GeQuaB-Modellprojekt<br />
• Das GeQuaB-Konzept als Beitrag zur<br />
Handlungsforschung im pädagogischen Feld<br />
Kar<strong>in</strong> Derichs-Kunstmann,<br />
FIAB<br />
Christ<strong>in</strong>a Hadulla-<br />
Kuhlmann,<br />
B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isterium für<br />
Bildung <strong>und</strong> Forschung<br />
Moderation:<br />
Ralf Lange, Hamburg<br />
Kar<strong>in</strong> Derichs-Kunstmann<br />
• Die Ergebnisse der Evaluation des Modellprojektes Gerrit Kaschuba, Tüb<strong>in</strong>gen<br />
• Die Transferwirkungen der <strong>Gender</strong>-Qualifizierung<br />
dargestellt am Beispiel der Praxisprojekte der<br />
Teilnehmenden<br />
12.30 Uhr Mittagsimbiss<br />
13.15 Uhr E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> die GeQuaB-Praxis, drei Foren<br />
1. Vermittlung von <strong>Gender</strong>-<strong>Kompetenz</strong> <strong>in</strong> der<br />
Fortbildungs<strong>praxis</strong><br />
• Kurs auf <strong>Gender</strong>-<strong>Kompetenz</strong>.<br />
Erwachsenenpädagogische Gr<strong>und</strong>qualifikation <strong>und</strong><br />
<strong>Gender</strong> Ma<strong>in</strong>stream<strong>in</strong>g<br />
• Wie kommt <strong>Gender</strong> <strong>in</strong>s Sem<strong>in</strong>ar – E<strong>in</strong>e Annäherung<br />
2. <strong>Gender</strong>-<strong>Kompetenz</strong> als Qualitätskriterium für<br />
Weiterbildung<br />
• Institutionelle <strong>Gender</strong>-Analyse<br />
• <strong>Gender</strong> <strong>und</strong> Qualitätsmanagement<br />
3. Jugendbildungsarbeit mit <strong>Gender</strong>-Perspektive<br />
• City Bo<strong>und</strong> – Mission impossible!?<br />
• Geschlechtergerechtes Handeln im Stadtteil<br />
14.45 Uhr Kaffeepause<br />
15.00 Uhr<br />
15.15 Uhr<br />
Plenum<br />
Highlights aus den Foren <strong>und</strong><br />
Konsequenzen für die weitere Arbeit<br />
Perspektiven e<strong>in</strong>er gender-sensiblen<br />
Weiterbildungsforschung<br />
Victoria Schnier, FIAB<br />
Moderation: Kar<strong>in</strong><br />
Derichs-Kunstmann<br />
Monika Engel/<br />
Manfred Nousch<br />
Volker Kurzweg<br />
Moderation:<br />
Gerrit Kaschuba<br />
Jens Schmidt<br />
Wolfgang Nötzold<br />
Mod: Thomas Krause<br />
Christian Reichert<br />
Marion Büchter<br />
VertreterInnen<br />
der drei Foren,<br />
Moderation: Ralf Lange<br />
Prof. Dr. Anne Schlüter,<br />
Universität Duisburg-Essen<br />
16.30 Uhr Kabarettistischer Ausklang Die Protoplasten<br />
17.00 Uhr Abreise
Christ<strong>in</strong>a Hadulla-Kuhlmann<br />
- 6 -<br />
<strong>Gender</strong>-<strong>Kompetenz</strong> – e<strong>in</strong>e Anforderung an <strong>Bildungsforschung</strong> <strong>und</strong> -<strong>praxis</strong>.<br />
Ziele, Anforderungen, Ergebniserwartungen<br />
Grußwort des B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isteriums für Bildung <strong>und</strong> Forschung<br />
Sehr geehrte Damen <strong>und</strong> Herren,<br />
ich freue mich, Sie heute im Namen des B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isteriums für Bildung <strong>und</strong> Forschung <strong>in</strong><br />
dieser Veranstaltung zu begrüßen. Anlass der heutigen Tagung ist der Abschluss des vom<br />
B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isterium für Bildung <strong>und</strong> Forschung geförderten Modellprojektes „<strong>Gender</strong>-Qualifizierung<br />
für die Bildungsarbeit“, das am Forschungs<strong>in</strong>stitut Arbeit, Bildung, Partizipation der<br />
Ruhr-Universität Bochum <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis deutscher Bildungsstätten,<br />
dem B<strong>und</strong>esarbeitskreis ARBEIT UND LEBEN, dem Deutschen Volkshochschulverband, der<br />
Vere<strong>in</strong>igten Dienstleistungsgewerkschaft ver.di <strong>und</strong> dem Tüb<strong>in</strong>ger Institut für frauenpolitische<br />
Sozialforschung realisiert wurde.<br />
„Jede <strong>und</strong> jeder ‚macht gender’, ohne darüber nachzudenken“, sagt die US-Amerikanische Soziolog<strong>in</strong><br />
Judith Lorber (1999).<br />
In diesem kurzen Zitat beschreibt die Wissenschaftler<strong>in</strong> treffend, dass wir uns <strong>in</strong> unserem<br />
Alltag <strong>und</strong> Berufsleben eher selten darüber bewusst werden, wie wir Sprechweise, Gestik,<br />
Identität, Persönlichkeit, Kleidung, Gang, Verhalten, Leistungen, Begabungen, Motivationen,<br />
Interessen, Arbeitstätigkeiten <strong>und</strong> Beschäftigungen geschlechtsspezifisch wahrnehmen <strong>und</strong><br />
deuten. Dies gilt, dass müssen wir selbstkritisch feststellen, weitgehend auch für Lehrende,<br />
Kursleitende <strong>und</strong> Führungskräfte im Bereich von Schule <strong>und</strong> Weiterbildung.<br />
Ich denke, dieser Bef<strong>und</strong> ist für die Bildungs<strong>praxis</strong> <strong>und</strong> Bildungserfolge von erheblicher Bedeutung.<br />
Die B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>ister<strong>in</strong> für Bildung <strong>und</strong> Forschung, Dr. Annette Schavan, hat <strong>in</strong> dieser<br />
Legislaturperiode im Rahmen ihrer politischen Arbeit der zukunftsgerechten Ausgestaltung<br />
von Bildung <strong>in</strong> unserem Land e<strong>in</strong>en gewichtigen Stellenwert zugemessen. Alle Begabungen<br />
<strong>und</strong> Talente sollen entwickelt werden, damit sich die Menschen selbstbestimmt <strong>in</strong> unsere Gesellschaft<br />
e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen können.<br />
Zu den Zielen der aktuellen Bildungspolitik gehört deshalb die Halbierung der Quote der<br />
Schulabbrecher bis 2010, e<strong>in</strong> flächendeckendes Angebot an Ausbildungsplätzen <strong>und</strong> die<br />
Schaffung von mehr Durchlässigkeit zwischen Berufs- <strong>und</strong> Hochschulbildung. Zu diesen Bereichen<br />
wurden bereits erfolgreiche Maßnahmen gestartet.<br />
Chancengerechtigkeit verfolgt die B<strong>und</strong>esregierung dabei als übergeordnete Zielsetzung. Darunter<br />
verstehen wir <strong>in</strong>sbesondere gleiche Bildungschancen für Mädchen <strong>und</strong> Jungen, Frauen<br />
<strong>und</strong> Männer. In Bezug auf die Bildungspartizipation von Mädchen s<strong>in</strong>d wir <strong>in</strong> Deutschland
- 7 -<br />
eigentlich schon auf e<strong>in</strong>em guten Weg. Denn noch nie waren Frauen so gut ausgebildet wie<br />
heute. Mehr junge Frauen als junge Männer machen Abitur <strong>und</strong> bei der Aufnahme e<strong>in</strong>es Studiums<br />
ist etwa Gleichstand erreicht.<br />
Die Auswertung der Pisa-Studie <strong>in</strong> Bezug auf die Jungen zeigt uns aber deutlich, wo Bildungsdefizite<br />
vorliegen. Dank der Gr<strong>und</strong>lagen der emanzipatorischen Frauenbildung haben wir, <strong>in</strong>folge<br />
der Bildungsreformen <strong>in</strong> unserem Land, beachtliche Bildungserfolge bei den Mädchen<br />
<strong>und</strong> Frauen erzielen können. Gründe für Bildungsmisserfolge von Jungen <strong>in</strong> unserem Bildungssystem<br />
haben wir jedoch zunächst nicht erkannt <strong>und</strong> daher vernachlässigt. Hier liegen<br />
aktuelle Aufgaben der <strong>Bildungsforschung</strong>.<br />
Dieses Beispiel zeigt, e<strong>in</strong> Bildungssystem, dass auf Chancengerechtigkeit ausgerichtet ist,<br />
muss gender-sensibel se<strong>in</strong>. Wir benötigen die <strong>Gender</strong>-Perspektive, die Umsetzung von <strong>Gender</strong><br />
Ma<strong>in</strong>stream<strong>in</strong>g <strong>in</strong> den Organisationsstrukturen des Bildungssystems. Wir benötigen Lehrer<strong>in</strong>nen<br />
<strong>und</strong> Lehrer, Tra<strong>in</strong>er<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Tra<strong>in</strong>er, die über die notwendige <strong>Kompetenz</strong> verfügen, um<br />
Geschlechterstereotypen zu erkennen <strong>und</strong> Lehr- <strong>und</strong> Lernsituationen so zu gestalten, dass sie<br />
für beide Geschlechter förderlich s<strong>in</strong>d. <strong>Gender</strong>-Qualifizierung <strong>und</strong> <strong>Gender</strong> Ma<strong>in</strong>stream<strong>in</strong>g s<strong>in</strong>d<br />
danach Qualitätsmerkmale e<strong>in</strong>es Bildungssystems.<br />
Die Stärke der deutschen Wirtschaft beruht entscheidend auf gut ausgebildeten Arbeitnehmer<strong>in</strong>nen<br />
<strong>und</strong> Arbeitnehmern <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er breiten Weiterbildungskultur. Gute Bildung ist die wichtigste<br />
Voraussetzung, das eigene Leben frei gestalten zu können. Der Bedarf an höher qualifizierten<br />
Arbeitskräften nimmt zu, es gibt aber erste Anzeichen für Engpässe <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Bereichen.<br />
Die B<strong>und</strong>esregierung setzt sich deshalb zum Ziel, das deutsche Aus- <strong>und</strong> Weiterbildungswesen<br />
<strong>in</strong> Qualität <strong>und</strong> Wirkungsbreite gr<strong>und</strong>legend zu verbessern.<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus wird die B<strong>und</strong>esregierung alles daran setzen, das heimische Potential an Qualifikationen<br />
im Wege e<strong>in</strong>er Qualifizierungs<strong>in</strong>itiative für Deutschland auszuschöpfen. Wichtiger<br />
Bestandteil dieser Strategie ist die Steigerung der Weiterbildungsbeteiligung von derzeit 41%<br />
auf 50% <strong>in</strong> 2015.<br />
Die Weiterbildung wird sich <strong>in</strong> unserer, durch zunehmende Vielfalt geprägten Gesellschaft<br />
künftig verstärkt auch damit ause<strong>in</strong>andersetzen müssen, welchen Beitrag sie für e<strong>in</strong>e zukunftsfähige,<br />
gerechte Gesellschaft leisten kann, die auf nachhaltige Entwicklung <strong>und</strong> gesellschaftspolitische<br />
Partizipation aller setzt.<br />
Vor dem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> der Unterrepräsentanz von Frauen <strong>in</strong> den Gestaltungs- <strong>und</strong> Führungspositionen<br />
<strong>in</strong> unserer Gesellschaft stellt sich die weitere Frage: Wie kann sichergestellt werden,<br />
dass Weiterbildung die Potentiale von Frauen erkennt <strong>und</strong> fördert?<br />
Das B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isterium für Bildung <strong>und</strong> Forschung unterstützt die gleichberechtigte Teilhabe<br />
von Männern <strong>und</strong> Frauen an Bildungsprozessen. Geschlechtergerechte Bildung bedeutet, den<br />
Zugang zu Bildung so zu gestalten, dass Mädchen <strong>und</strong> Frauen, Jungen <strong>und</strong> Männer gleichermaßen<br />
davon profitieren.
- 8 -<br />
E<strong>in</strong> Blick auf die Statistik zeigt, die Beteiligung von Männern <strong>und</strong> Frauen an Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung<br />
ist noch immer so unterschiedlich wie ihre Beteiligung am Berufsleben. Divergierende<br />
Neigungen der Geschlechter, wie sie sich bereits <strong>in</strong> der Wahl von Ausbildungsberufen <strong>und</strong><br />
Studienfächern abzeichnen, setzen sich im Erwachsenenalter fort.<br />
Wichtigstes Ziel der Bildungspolitik ist es deshalb, Mädchen frühzeitig <strong>in</strong> ihrer Berufswahl zu<br />
unterstützen. Um die Neugierde <strong>und</strong> das Interesse für Naturwissenschaft <strong>in</strong>sbesondere bei<br />
Mädchen <strong>und</strong> jungen Frauen zu wecken, gew<strong>in</strong>nen Aktionen wie der von der B<strong>und</strong>esregierung<br />
<strong>in</strong>s Leben gerufene Girls’ Day – Mädchen-Zukunftstag sowie Angebote der Universitäten<br />
wie z.B. Schnupperstudium <strong>in</strong> den Ferien, Tage der offenen Tür e<strong>in</strong>zelner Fachbereiche oder<br />
Besuche von Professor<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Professoren <strong>in</strong> den Schulen immer stärkere Bedeutung.<br />
Als weitergehende Maßnahme bereitet das B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isterium für Bildung <strong>und</strong> Forschung<br />
e<strong>in</strong>e Initiative mit Partnern wie der Wirtschaft <strong>und</strong> Verbänden zur Gew<strong>in</strong>nung von mehr Frauen<br />
für mathematisch-naturwissenschaftliche <strong>und</strong> <strong>in</strong>genieurwissenschaftliche Fächer vor. Geplant<br />
ist e<strong>in</strong> Bündel alters- <strong>und</strong> zielgruppenspezifischer Maßnahmen, die junge Frauen vor allem<br />
<strong>in</strong> der Phase der Studien- <strong>und</strong> Berufsorientierung dar<strong>in</strong> unterstützen, sich für die Natur<strong>und</strong><br />
Ingenieurwissenschaften zu entscheiden, aber auch Maßnahmen, die die Karrieremöglichkeiten<br />
<strong>und</strong> -chancen auch für Frauen <strong>in</strong> den entsprechenden Wirtschaftszweigen aufzeigen.<br />
Innerhalb der Weiterbildungsarbeit selbst erfordert die Geschlechterperspektive e<strong>in</strong> mehrgleisiges<br />
Ansetzen <strong>und</strong> gegenseitiges Sich-Anregen von Frauenbildung, Männerbildung, geschlechterbewusster<br />
Didaktik <strong>und</strong> <strong>Gender</strong>-Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g für Lehrende. <strong>Gender</strong>-sensible Didaktik bedeutet<br />
jedoch nicht die simple Bevorzugung von Frauen, sondern die Schaffung e<strong>in</strong>es Lernumfeldes,<br />
das beide Geschlechter <strong>in</strong> ihrem Lernerfolg optimal unterstützt. Hierzu s<strong>in</strong>d weitere<br />
Forschungsergebnisse <strong>und</strong> Praxiserfahrungen notwendig.<br />
Das vom B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isterium für Bildung <strong>und</strong> Forschung geförderte Projekt <strong>Gender</strong>-Qualifizierung<br />
für die Bildungsarbeit (GeQuaB) leistet e<strong>in</strong>en wichtigen Beitrag zur Verbesserung von<br />
Chancengerechtigkeit <strong>in</strong> der Weiterbildung <strong>und</strong> der Implementierung von <strong>Gender</strong> Ma<strong>in</strong>stream<strong>in</strong>g.<br />
Im Rahmen der Projektlaufzeit wurde e<strong>in</strong> Qualifizierungskonzept zur <strong>Gender</strong>-Sensibilisierung<br />
erarbeitet <strong>und</strong> <strong>in</strong> der Praxis erprobt. Die Erfahrungen <strong>und</strong> Ergebnisse des Modellprojektes, die<br />
im Laufe dieser Tagung präsentiert werden, illustrieren, welche fruchtbaren Auswirkungen die<br />
Umsetzung von <strong>Gender</strong>-Aspekten <strong>in</strong> der Bildungs<strong>praxis</strong> hat <strong>und</strong> wie Bildung für Erwachsene<br />
geschlechtergerecht gestaltet werden kann.<br />
Ich freue mich darüber, dass 49 Frauen <strong>und</strong> Männer zu <strong>Gender</strong>-Tra<strong>in</strong>er<strong>in</strong>nen bzw. <strong>Gender</strong>-<br />
Tra<strong>in</strong>ern für die Bildungsarbeit fortgebildet wurden. Diese Männer <strong>und</strong> Frauen s<strong>in</strong>d Vorbilder<br />
<strong>und</strong> Multiplikatoren für Lehrende, die sich mit dem Thema geschlechtergerechtes Lehren <strong>und</strong><br />
Lernen ause<strong>in</strong>andersetzen.
- 9 -<br />
<strong>Gender</strong>-<strong>Kompetenz</strong> ist e<strong>in</strong>e Schlüsselqualifikation <strong>und</strong> wichtiges Kriterium im <strong>Kompetenz</strong>profil<br />
von Mitarbeiter<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Mitarbeitern im Bildungsbereich. <strong>Gender</strong> <strong>in</strong> der Bildungsarbeit bedeutet,<br />
sensibel zu se<strong>in</strong> für die Unterschiede: Schon ob e<strong>in</strong> Mann, e<strong>in</strong>e Frau oder e<strong>in</strong> gemischtes<br />
Team als Lehrende oder Kursleitende vor e<strong>in</strong>er heterogengeschlechtlichen Gruppe,<br />
e<strong>in</strong>er re<strong>in</strong>en Frauen- oder Männergruppe stehen, bee<strong>in</strong>flusst den Bildungserfolg der Beteiligten<br />
maßgeblich.<br />
Bildung muss Lernende stärken, wo ihre Schwächen liegen, <strong>und</strong> fördern, damit sie ihre Stärken<br />
gesellschaftlich nutzbar machen können. Voraussetzung dafür ist, über die Erkenntnis der<br />
Zweigeschlechtlichkeit geschlechterbezogene Zuschreibungen aufzudecken, zu h<strong>in</strong>terfragen<br />
<strong>und</strong> ggf. auch aufzulösen. Wir erreichen damit e<strong>in</strong>e neue Ganzheitlichkeit <strong>in</strong> unseren Bildungsprozessen.<br />
Geschlechterbezogenes Lernen <strong>und</strong> Lehren betrifft nicht nur die <strong>in</strong>tellektuellen<br />
Fähigkeiten der Beteiligten, sondern bezieht, wie es Gerrit Kaschuba beschreibt, den ganzen<br />
Menschen mit se<strong>in</strong>en biografischen Erfahrungen <strong>und</strong> se<strong>in</strong>en Lebensentwürfen e<strong>in</strong>.<br />
Mit dem Modellprojekt ist es gelungen, konzeptionell <strong>und</strong> personell wichtige Gr<strong>und</strong>lagen dafür<br />
zu schaffen.<br />
Es ist wünschenswert, dass die bislang erarbeiteten Konzepte <strong>und</strong> Materialien weiterentwickelt<br />
werden. Die erworbenen Qualifikationen sollten E<strong>in</strong>gang f<strong>in</strong>den <strong>in</strong> die Organisationen<br />
der Teilnehmer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Teilnehmer <strong>und</strong> darüber h<strong>in</strong>aus e<strong>in</strong>em weiteren Interessentenkreis<br />
zur Verfügung gestellt werden. Wir brauchen den Transfer <strong>und</strong> die Vernetzung von Wissen.<br />
Ich wünsche mir deshalb, dass es gel<strong>in</strong>gt, die Arbeiten des Projektes weiterzuführen.<br />
Lassen Sie mich abschließend zu Judith Lorber zurückkehren. Bereits 1995 schrieb sie: „Der<br />
Fem<strong>in</strong>ismus hat sehr viel erreicht, aber das Allerschwerste – der Frontalangriff auf gender –<br />
steht uns noch bevor“. Heute, 12 Jahre nachdem Judith Lorber dies formuliert hat, s<strong>in</strong>d wir<br />
mitten <strong>in</strong> der Diskussion um „<strong>Gender</strong>“. Projekte wie “<strong>Gender</strong>-Qualifizierung für die Bildungsarbeit“,<br />
zeigen uns e<strong>in</strong>en Weg auf, wie das Thema <strong>in</strong> die Bildungs<strong>praxis</strong> zu <strong>in</strong>tegrieren ist.<br />
Vielen Dank an Frau Derichs-Kunstmann, ihr Team <strong>und</strong> die beteiligten Organisationen für das<br />
Engagement <strong>und</strong> die Umsetzung des Modellprojekts. Ich wünsche uns allen e<strong>in</strong>e spannende<br />
Tagung mit vielen anregenden Informationen <strong>und</strong> Diskussionen.<br />
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
Kar<strong>in</strong> Derichs-Kunstmann<br />
- 10 -<br />
Das GeQuaB-Konzept als Beitrag zur Handlungsforschung im pädagogischen<br />
Feld<br />
Das GeQuaB GeQuaB-Konzept<br />
Konzept als Beitrag Beitrag<br />
zur Handlungsforschung Handlungsforschung im<br />
pädagogischen Feld<br />
Kar<strong>in</strong> Derichs-Kunstmann<br />
FiAB Reckl<strong>in</strong>ghausen<br />
Reckl<strong>in</strong>ghausen, 20. Nov. 2007<br />
www.gender-qualifizierung.de<br />
Gefördert durch das
- 11 -
- 12 -<br />
Umsetzungsebene<br />
45 Teilnehmende haben 35<br />
Praxisprojekte durchgeführt<br />
<strong>in</strong> vielen unterschiedlichen Handlungsfeldern<br />
der Erwachsenen- <strong>und</strong> Jugendbildung<br />
die im Beitrag von Victoria Schnier<br />
dargestellt werden.
Gerrit Kaschuba<br />
- 13 -<br />
Die Ergebnisse der wissenschaftlichen Evaluation des Modellprojekts<br />
Die Ergebnisse<br />
der wissenschaftlichen Evaluation<br />
des Modellprojekts GeQuaB<br />
Rümel<strong>in</strong>str. 2<br />
72070 Tüb<strong>in</strong>gen<br />
Tel. 07071-31144<br />
<strong>in</strong>fo@tifs.de<br />
www.tifs.de<br />
Dr. Gerrit Kaschuba & Sibylle Hahn<br />
Forschungs<strong>in</strong>stitut tifs e.V.<br />
Dr. Gerrit Kaschuba & Dipl.Päd. Sibylle Hahn Forschungs<strong>in</strong>stitut tifs .V.<br />
Zentrale Fragestellungen der Evaluation<br />
des Modellprojekts „GeQuaB“<br />
1. Dient das Konzept der Vermittlung von <strong>Gender</strong>-<br />
<strong>Kompetenz</strong>en für MultiplikatorInnen?<br />
2. Welche Bestandteile des Konzeptes haben sich<br />
bewährt, welche Veränderungen s<strong>in</strong>d nötig?<br />
3. Welche Konsequenzen s<strong>in</strong>d für die Weiterentwicklung<br />
im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er Übertragbarkeit zu ziehen?<br />
Dr. Gerrit Kaschuba & Dipl.Päd. Sibylle Hahn Forschungs<strong>in</strong>stitut tifs .V.
Wissenschaftliche Evaluation des Modellprojekts<br />
GeQuaB<br />
1. Modul 2. Modul 3. Modul 4. Modul<br />
A A B B<br />
B B A A<br />
C C C C<br />
Dr. Gerrit Kaschuba & Dipl.Päd. Sibylle Hahn Forschungs<strong>in</strong>stitut tifs .V.<br />
Zentrale Ergebnisse der Evaluation:<br />
Konzept<br />
1. Bewährt haben sich e<strong>in</strong>zelne Inhalte der vier<br />
Module, nicht unbed<strong>in</strong>gt <strong>in</strong> der Zusammenstellung.<br />
2. Die Gesamtanlage mit der Zusammensetzung<br />
nach Verbänden wird als Bereicherung erlebt.<br />
3. Die Zusammensetzung mit Teilnehmenden aus<br />
der Planung <strong>und</strong> der Durchführung der<br />
Bildungsarbeit erfordert die Berücksichtigung<br />
verschiedener Interessen.<br />
Dr. Gerrit Kaschuba & Dipl.Päd. Sibylle Hahn Forschungs<strong>in</strong>stitut tifs .V.<br />
Empfehlungen für die Weiterentwicklung:<br />
Transfer des Konzepts<br />
1. Verzahnung von <strong>Gender</strong>-Theorie <strong>und</strong> -Praxis <strong>in</strong> jedem<br />
Modul<br />
2. Reflexion der Vermittlung für MultiplikatorInnen<br />
3. Berücksichtigung der Bereiche Planung <strong>und</strong> Durchführung<br />
4. Berücksichtigung <strong>und</strong> Reflexion der Pr<strong>in</strong>zipien<br />
Prozessorientierung, Partizipation, <strong>Kompetenz</strong>orientierung<br />
5. Die Gruppe als Forschungs- <strong>und</strong> Lerngegenstand für<br />
geschlechterbezogene De- <strong>und</strong> Re-Konstruktionen<br />
Dr. Gerrit Kaschuba & Dipl.Päd. Sibylle Hahn Forschungs<strong>in</strong>stitut tifs .V.<br />
- 14 -<br />
Zentrale Ergebnisse der Evaluation:<br />
<strong>Kompetenz</strong>gew<strong>in</strong>n<br />
� Die personale <strong>Gender</strong>-<strong>Kompetenz</strong> wurde<br />
weiterentwickelt.<br />
� Es wird e<strong>in</strong>e erhöhte gender-bezogene Fachlichkeit<br />
(<strong>Gender</strong>-Theorie <strong>und</strong> -Praxis) festgestellt.<br />
� Die Methodenkompetenz konnte unter<br />
Berücksichtigung der <strong>Gender</strong>-Perspektive erweitert<br />
werden.<br />
� Die soziale <strong>Kompetenz</strong> hat sich unter <strong>Gender</strong>-<br />
Gesichtspunkten erweitert.<br />
� Gesellschaftspolitische Dimensionen des<br />
<strong>Kompetenz</strong>erwerbs werden erkannt.<br />
Dr. Gerrit Kaschuba & Dipl.Päd. Sibylle Hahn Forschungs<strong>in</strong>stitut tifs .V.<br />
4. Die Gruppe der Teilnehmenden ist unter <strong>Gender</strong>-Aspekten<br />
auch Lern- <strong>und</strong> Forschungsgegenstand.<br />
5. Der Methodenmix wird positiv bewertet.<br />
6. Die Konstellation <strong>und</strong> Zusammenarbeit der Leitungsteams<br />
s<strong>in</strong>d als „Subtext“ von großer Bedeutung für die<br />
Teilnehmenden.<br />
Dr. Gerrit Kaschuba & Dipl.Päd. Sibylle Hahn Forschungs<strong>in</strong>stitut tifs .V.<br />
Die alles entscheidende Frage<br />
Wirkt das Konzept <strong>Gender</strong>-Konstruktionen<br />
h<strong>in</strong>terfragend & öffnend oder festschreibend?<br />
Dr. Gerrit Kaschuba & Dipl.Päd. Sibylle Hahn Forschungs<strong>in</strong>stitut tifs .V.
Victoria Schnier<br />
- 15 -<br />
Transferwirkungen der <strong>Gender</strong>-Qualifizierung am Beispiel der Praxisprojekte<br />
der Teilnehmenden
- 16 -
- 17 -
- 18 -
- 19 -
- 20 -<br />
Forum 1:<br />
Vermittlung von <strong>Gender</strong>-<strong>Kompetenz</strong> <strong>in</strong> der Fortbildungs<strong>praxis</strong><br />
Monika Engel, Manfred Nousch:<br />
Kurs auf <strong>Gender</strong>-<strong>Kompetenz</strong>. Erwachsenenpädagogische Gr<strong>und</strong>qualifikation<br />
<strong>und</strong> <strong>Gender</strong> Ma<strong>in</strong>stream<strong>in</strong>g
- 21 -
- 22 -
- 23 -
Volker Kurzweg<br />
- 24 -<br />
Wie kommt <strong>Gender</strong> <strong>in</strong>s Sem<strong>in</strong>ar – E<strong>in</strong>e Annäherung
- 25 -
- 26 -
- 27 -
- 28 -<br />
Forum 2:<br />
<strong>Gender</strong>-<strong>Kompetenz</strong> als Qualitätskriterium für Weiterbildung<br />
Jens Schmidt<br />
Institutionelle <strong>Gender</strong>-Analyse
- 29 -
- 30 -
Wolfgang Nötzold<br />
<strong>Gender</strong> <strong>und</strong> Qualitätsmanagement<br />
These 1<br />
- 31 -<br />
Qualitätsmanagementsysteme bzw. Qualitätsentwicklungsmodelle s<strong>in</strong>d gender-bl<strong>in</strong>de<br />
Konstrukte.<br />
Kommentar:<br />
Alle marktgängigen Qalitätsmanagement-Systeme bzw. Qualitätsentwicklungs-Modelle s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>erseits<br />
normative Systeme (h<strong>in</strong>sichtlich Kriterien <strong>und</strong> Werten wie Effizienz, Effektivität, Produktivität,<br />
Partizipation, MitarbeiterInnenorientierung, K<strong>und</strong>enorientierung u.a.).<br />
Andererseits s<strong>in</strong>d sie aber explizit „neutral“ <strong>in</strong> Bezug auf soziale, kulturelle <strong>und</strong> politische Dimensionen<br />
<strong>und</strong> Unterschiede. Insofern s<strong>in</strong>d sie anfällig dafür, soziale <strong>und</strong> kulturelle Unterschiede<br />
<strong>und</strong> auch Herrschafts- bzw. Machtverhältnisse nicht nur zu leugnen, sondern sie auch<br />
implizit zu stützen <strong>und</strong> zu festigen.<br />
These 2<br />
Angewendet auf reale Weiterbildungs-Organisationen, brauchen sie den <strong>Gender</strong>-Blick.<br />
Kommentar:<br />
Indem diese Instrumente <strong>und</strong> Modelle für betriebliche oder organisationale Praxis genutzt<br />
werden, stellen wir sie <strong>in</strong> konkrete soziale <strong>und</strong> politische Zusammenhänge <strong>und</strong> Machtverhältnisse.<br />
Wenn wir uns <strong>in</strong> unserer organisationalen Praxis der Reflexion eben dieser Verhältnisse<br />
verpflichtet fühlen – <strong>und</strong> Weiterbildungsorganisationen tun das <strong>in</strong> der Regel – kommen wir<br />
nicht umh<strong>in</strong>, <strong>Gender</strong>-Unterschiede bzw. die Zieldimension der Geschlechtergerechtigkeit auch<br />
<strong>in</strong> QM- bzw. QE-Prozesse mit e<strong>in</strong>zubeziehen.<br />
Bed<strong>in</strong>gungen für <strong>Gender</strong> <strong>in</strong> der Qualitätsentwicklung<br />
Ich sehe folgende notwendigen Voraussetzungen für e<strong>in</strong>e gel<strong>in</strong>gende Integration von <strong>Gender</strong><br />
Ma<strong>in</strong>stream<strong>in</strong>g <strong>in</strong> Qualitätsentwicklungsverfahren:<br />
1. Es braucht die Entscheidung <strong>und</strong> die Verantwortung der Leitung.<br />
2. Es braucht e<strong>in</strong>e klare Regelung für die operative Verantwortung – analog zur Rolle <strong>und</strong><br />
Funktion e<strong>in</strong>es/r Qualitätsbeauftragten (z.B. direkt <strong>in</strong> diese Rolle <strong>in</strong>tegriert).<br />
3. Der Prozess ist vom Gr<strong>und</strong>satz her top-down, d.h. er ist von Leitung nicht nur<br />
entschieden <strong>und</strong> verantwortet, sondern auch gesteuert...<br />
4. … <strong>und</strong> er ist partizipativ, d.h. hat alle Hierarchieebenen, Funktionsgruppen <strong>und</strong><br />
MitarbeiterInnen-Gruppen s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>zubeziehen (auch freiberufliche MA).
Möglichkeiten<br />
- 32 -<br />
In aller Kürze sehe ich für die unterschiedlichen QM- <strong>und</strong> QE-Verfahren folgende Möglichkeiten:<br />
1. ISO plus existierende <strong>Gender</strong>-Instrumente<br />
2. EFQM à la Version des Deutschen Instituts für Erwachsenenbildung plus weitere <strong>Gender</strong>-<br />
Instrumente<br />
3. LQW <strong>in</strong> Fortführung des rhe<strong>in</strong>land-pfälzischen LQW-2-Modellprojektes<br />
4. Gütesiegel-Verb<strong>und</strong>-Modell (NRW) plus <strong>Gender</strong>-Instrumente<br />
5. das QVB-Modell von Arbeit <strong>und</strong> Leben komb<strong>in</strong>iert mit der Institutionellen <strong>Gender</strong>-Analyse<br />
6. Allgeme<strong>in</strong>: <strong>Gender</strong>-Qualifizierung der GutachterInnen<br />
Speziell zu LQW<br />
Im H<strong>in</strong>blick auf das Modell der Lernerorientierten Qualitätstestierung <strong>in</strong> der Weiterbildung<br />
(LQW) sehe ich konkret folgende Möglichkeiten:<br />
1. <strong>Gender</strong> Ma<strong>in</strong>stream<strong>in</strong>g muss <strong>in</strong>s Leitbild der Organisation.<br />
2. <strong>Gender</strong> Ma<strong>in</strong>stream<strong>in</strong>g könnte e<strong>in</strong> Optionaler Qualitätsbereich se<strong>in</strong>.<br />
3. <strong>Gender</strong> Ma<strong>in</strong>stream<strong>in</strong>g könnte e<strong>in</strong>e der strategischen Zielsetzungen se<strong>in</strong>, die im Rahmen<br />
der Testierung formuliert <strong>und</strong> vere<strong>in</strong>bart werden.<br />
4. GutachterInnen s<strong>in</strong>d potentielle AnregerInnen für <strong>Gender</strong> <strong>in</strong> der Organisation.<br />
Glossar der Abkürzungen / Informationsh<strong>in</strong>weise<br />
EFQM = European Fo<strong>und</strong>ation für Quality Management / www.deutsche-efqm.de<br />
ISO = International Organization for Standardization / www.iso.org<br />
LQW = Lernerorientierte Qualitätstestierung <strong>in</strong> der Weiterbildung/<br />
www.artset-lqw.de<br />
Die Dokumentation des Modellprojektes „<strong>Gender</strong> Ma<strong>in</strong>stream<strong>in</strong>g <strong>in</strong> der Qualitätsentwicklung<br />
für Weiterbildungsorganisationen“ (2003) ist erhältlich beim Landesbeirat für Weiterbildung<br />
Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz, Kaiserstraße 19, 55116 Ma<strong>in</strong>z<br />
Gütesiegel = Gütesiegelverb<strong>und</strong> Weiterbildung / www.guetesiegelverb<strong>und</strong>.de<br />
QVB = Qualitätsentwicklung im Verb<strong>und</strong> von Bildungse<strong>in</strong>richtungen/<br />
www.arbeit<strong>und</strong>leben.de/download/QVB-Broschuere.pdf.<br />
Die darauf bezogene „Institutionellen <strong>Gender</strong>-Analyse“ ist als Download abrufbar unter<br />
www.arbeit<strong>und</strong>leben.de/gender-analyse/download/<strong>in</strong>stitutionelle-gender-analyse.pdf
- 33 -<br />
Forum 3:<br />
Jugendbildungsarbeit mit <strong>Gender</strong>-Perspektive<br />
Christian Reichert<br />
City Bo<strong>und</strong> – Mission impossible!?
- 34 -
- 35 -
- 36 -
- 37 -
- 38 -
- 39 -
- 40 -
Marion Büchter<br />
Geschlechtergerechtes Handelns im Stadtteil<br />
- 41 -
- 42 -
- 43 -
Anne Schlüter<br />
- 44 -<br />
Perspektiven e<strong>in</strong>er gender-sensiblen Weiterbildungsforschung<br />
E<strong>in</strong>leitung<br />
Nach der Präsentation der Ergebnisse des Modellprojekts "<strong>Gender</strong>-Qualifizierung für die Bildungsarbeit"<br />
möchte ich Perspektiven für die Weiterbildungsforschung aufzeigen. Beg<strong>in</strong>nend<br />
mit e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>schätzung der Projekt-Ergebnisse <strong>und</strong> der direkt daraus folgenden Überlegungen<br />
s<strong>in</strong>d es <strong>in</strong>sgesamt sechs Perspektiven, zu denen ich Ausführungen formuliere.<br />
Zwar haben sich die Akteure der Weiterbildung durchaus immer wieder mit dem Geschlechterverhältnis<br />
beschäftigt, <strong>in</strong>dem sie deren Wandel feststellten oder den Status-Quo beklagten,<br />
doch nur wenige Forscher<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Forscher haben sich der Veränderung der Praxis der<br />
Erwachsenenbildung durch <strong>Gender</strong>-<strong>Kompetenz</strong> verschrieben. Und nur wenige haben sich<br />
damit beschäftigt, die Möglichkeiten der Verbesserung durch Bildungsarbeit <strong>in</strong> dieser Form<br />
aktiv zu betreiben, wie <strong>in</strong> dem Modellprojekt "<strong>Gender</strong>-Qualifizierung durch Bildungsarbeit".<br />
Daher ist den Ergebnissen von Kar<strong>in</strong> Derichs-Kunstmann <strong>und</strong> Gerrit Kaschuba <strong>und</strong> ihrem<br />
Team große Aufmerksamkeit zu schenken. Die Praxisprojekte werden meistens von der<br />
wissenschaftlichen community viel zu wenig beachtet.<br />
Die Ergebnisse dieser Praxisprojekte verweisen darauf, dass e<strong>in</strong>e <strong>Gender</strong>-Qualifizierung lohnenswert<br />
ist. Doch mit e<strong>in</strong>em Durchgang ist es nicht getan. Daher braucht die <strong>Gender</strong>-<strong>Kompetenz</strong>-Qualifizierung<br />
MultiplikatorInnen. Da es immer wieder neue TeilnehmerInnen geben<br />
wird, die <strong>in</strong> der Erwachsenenbildung AnsprechpartnerInnen brauchen, ist diese Art der Qualifizierung<br />
weiterzuführen. <strong>Gender</strong>-Qualifizierte brauchen e<strong>in</strong>e Vernetzung, um ihre Ziele wieterzugeben<br />
<strong>und</strong> weiter zu diskutieren <strong>und</strong> zu vervielfältigen. Auch, um sich zu vergewissern,<br />
wieweit ihre Bemühungen jeweils gediehen s<strong>in</strong>d.<br />
Da es sich um Ergebnisse e<strong>in</strong>es Modellprojektes handelt, <strong>in</strong> dem engagierte Akteure mit Überzeugungskraft<br />
gewirkt haben, ist allerd<strong>in</strong>gs zu fragen, ob sich die Resultate auch <strong>in</strong> gleicher<br />
Form herstellen lassen, wenn die <strong>Gender</strong>-Qualifizierung als Bestandteil der Fortbildungsmodule<br />
<strong>in</strong> die bereits existierende Erwachsenenpädagogische Qualifizierung aufgenommen<br />
wird. Gleichwohl ist es wünschenswert, wenn dies an allen E<strong>in</strong>richtungen der Weiterbildung<br />
geschehen würde. Daher sollte im Nachh<strong>in</strong>e<strong>in</strong> gefragt werden, wie die Nachhaltigkeit der im<br />
Modellprojekt e<strong>in</strong>geführten <strong>und</strong> erzeugten <strong>Gender</strong>-<strong>Kompetenz</strong> auf Dauer gewährleistet werden<br />
kann.<br />
Wenn wir "die Welt der Erwachsenenbildung als diskursiv geprägten sozialen Kontext" entwerfen,<br />
"der im gesamtgesellschaftlichen Diskurs e<strong>in</strong>en fachspezifischen Diskursstrang darstellt"<br />
(wie bei Venth 2006), muss die erste Frage für e<strong>in</strong>e Perspektivenentwicklung lauten:<br />
Ändert sich der Diskurs durch den E<strong>in</strong>satz von <strong>Gender</strong>kompetenz nachhaltig? Die Perspektive<br />
für die Weiterbildungsforschung heißt daher:
- 45 -<br />
1. Überprüfung der Wirksamkeit <strong>und</strong> der Nachhaltigkeit der <strong>Gender</strong>-Qualifizierung<br />
für Bildungsarbeit<br />
Fragen, die bei e<strong>in</strong>er Überprüfung zu stellen s<strong>in</strong>d, heißen dann:<br />
� Wie verlaufen die Diskurse nach e<strong>in</strong>er <strong>Gender</strong>-Qualifizierung?<br />
� Was ändert sich im subjektiven Denken, im <strong>in</strong>dividuellen Verhalten, im sozialen Umgang<br />
<strong>und</strong> für den Diskurs?<br />
� Wie wird weiter gelernt?<br />
� Ändert sich durch den E<strong>in</strong>satz von <strong>Gender</strong>kompetenz das Geschlechterverhältnis?<br />
� Werden durch deren E<strong>in</strong>satz Unsicherheiten beseitigt <strong>und</strong> Sicherheit im Mite<strong>in</strong>ander<br />
gegeben?<br />
� Leistet e<strong>in</strong>e <strong>Gender</strong>-Qualifizierung e<strong>in</strong>e Transfer-Wirksamkeit für die Bildungsarbeit?<br />
Um dem Geschlechterverhältnis <strong>in</strong> den Diskursen der Erwachsenenbildung auch weiterh<strong>in</strong> auf<br />
der Spur zu bleiben, s<strong>in</strong>d folgende "Diskursfragmente" <strong>in</strong>tensiv zu kontrollieren: z.B. Veranstaltungsankündigungen,<br />
Evaluationen von Sem<strong>in</strong>aren <strong>und</strong> Kursen oder Veranstaltungsdokumentationen,<br />
aber auch Lehr- <strong>und</strong> Handbücher (vgl. Schlüter 2004).<br />
Doch Schriftstücke s<strong>in</strong>d nicht immer, aber häufig kontrollierter als Diskussionen oder Ause<strong>in</strong>andersetzungen<br />
<strong>in</strong> Kursen, Maßnahmen <strong>und</strong> auf Foren. Zu überprüfen wäre daher vielmehr<br />
die Nachhaltigkeit des E<strong>in</strong>satzes von <strong>Gender</strong>-<strong>Kompetenz</strong> bei<br />
� Teilnehmer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Teilnehmern <strong>in</strong> Kursen, deren Kursleitende mit <strong>Gender</strong>-<strong>Kompetenz</strong><br />
agieren,<br />
� bei Führungskräften mit <strong>und</strong> ohne <strong>Gender</strong>-<strong>Kompetenz</strong>,<br />
� bei Männern <strong>und</strong> Frauen als Teilnehmende im Vergleich.<br />
Danach ließen sich quantitativ gesehen, generelle Aussagen über Veränderungen im Bereich<br />
der Erwachsenenbildung treffen. Interessant wäre sicherlich, ob die <strong>Gender</strong>-<strong>Kompetenz</strong> <strong>in</strong><br />
Abständen aufgefrischt werden muss – oder ob die Vernetzung unter den BildungsarbeiterInnen<br />
als Bezug ausreichend ist, um sich zu vergewissern, dass ihr E<strong>in</strong>satz weiterh<strong>in</strong> relevant<br />
ist.<br />
2. Perspektive: Erforschung des Qualitätsmanagements <strong>und</strong> der Organisationsentwicklung<br />
unter E<strong>in</strong>beziehung von <strong>Gender</strong>-<strong>Kompetenz</strong><br />
Kar<strong>in</strong> Derichs-Kunstmann (2006) <strong>und</strong> Gerrit Kaschuba (2007) haben <strong>in</strong> ihren Veröffentlichungen<br />
bereits darauf verwiesen, dass die Prozesse des Qualitätsmanagements <strong>und</strong> der Organisationsentwicklung<br />
selten unter <strong>Gender</strong>-Fragen diskutiert wurden. Sie wurden zwar bezogen<br />
auf die unterschiedlichen Personalgruppen analysiert, aber nach geschlechterspezifischen<br />
E<strong>in</strong>schätzungen kaum betrachtet. Organisationales Lernen ist als Metapher <strong>und</strong> Thema zwar<br />
<strong>in</strong> der Erwachsenenbildung angekommen. Betrachtet man aber die letzten Veröffentlichungen
- 46 -<br />
dazu, z.B. den von Kar<strong>in</strong> Dollhausen <strong>und</strong> Ekkehard Nuissl von Re<strong>in</strong> herausgegebenen Band<br />
mit dem Titel "Bildungse<strong>in</strong>richtungen als lernende Organisationen?" von 2007, dann fehlt die<br />
<strong>Gender</strong>-Frage. Es ist von Lernenden <strong>und</strong> auch von Lernertypen dar<strong>in</strong> die Rede, aber nach<br />
Geschlecht wird nicht unterschieden.<br />
Ich selbst habe dar<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Beitrag, <strong>in</strong> dem ich zwar nach Kommunikationskultur <strong>und</strong> Personalentwicklung<br />
<strong>in</strong> lernenden Organisationen gefragt, aber lediglich das Konzept Work-Life-<br />
Balance berücksichtigt habe. Dieses Konzept ist gerade unter den Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen, die wir<br />
gegenwärtig als tendenziell stressig charakterisieren, besonders wichtig. Die angemessene<br />
Wahrnehmung des Geschlechterverhältnisses ist bezogen auf die Belastungen <strong>in</strong>nerhalb <strong>und</strong><br />
außerhalb der E<strong>in</strong>richtungen <strong>und</strong> Betriebe e<strong>in</strong>e Herausforderung, denn für Wertschätzung<br />
glauben manche Führungskräfte haben sie <strong>in</strong> Stress-Situationen ke<strong>in</strong>e Zeit. Um allerd<strong>in</strong>gs Potenziale<br />
zu fördern <strong>und</strong> zu entwickeln, ist der E<strong>in</strong>satz von <strong>Gender</strong>-<strong>Kompetenz</strong> zu berücksichtigen.<br />
<strong>Gender</strong>-<strong>Kompetenz</strong> ist wichtig für die Qualitätsfrage sowie die Organisationsentwicklung vor<br />
allem<br />
� bezogen auf organisationale Lernprozesse,<br />
� bezogen auf Karrierewege,<br />
� bezogen auf Mentor<strong>in</strong>g-Beziehungen,<br />
� bezogen auf Coach<strong>in</strong>g-Beziehungen.<br />
Harald Geißler hat <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Darstellungen zum Organisationslernen <strong>in</strong> Ause<strong>in</strong>andersetzung<br />
mit dem Autoren Sche<strong>in</strong> auf die "Glaubensgewissheiten" h<strong>in</strong>gewiesen, auf denen das Handeln<br />
von Subjekten <strong>in</strong> Organisationen beruht. Diese Glaubensgewissheiten geben Kraft <strong>und</strong> Sicherheit<br />
im Umgang mit den Bedrohlichkeiten, die passieren können. Darüber h<strong>in</strong>aus werden Basisannahmen<br />
über die menschliche Natur angeführt, Werte sowie <strong>in</strong>nere <strong>und</strong> äußere Herausforderungen,<br />
um e<strong>in</strong>e Integration der Menschen <strong>in</strong> die Organisation zu bewirken. Dieses eher<br />
<strong>in</strong>formelle Lernen wird häufig – wie die Organisations- <strong>und</strong> Führungsforschung (vgl. Doppler<br />
2005; Schabus 2004; von Küchler 2001) festgestellt hat – <strong>in</strong> Opposition gegen alles Weibliche<br />
bewirkt. Das Weibliche wird abgewehrt <strong>und</strong> ist damit als Thema doch ständig präsent. E<strong>in</strong>e<br />
geschlechterbezogene Praxis wird als selbstverständlich <strong>und</strong> legitim betrachtet, da sie die Dom<strong>in</strong>anz<br />
der Männer <strong>und</strong> die Unterordnung der Frauen gewährleistet. E<strong>in</strong>e kritische Kommunikation<br />
darüber ist sehr notwendig. Auch wenn sich das <strong>in</strong>terne Relationsgefüge <strong>in</strong> Organisationen<br />
durch wenige Frauen <strong>in</strong> Führungspositionen nicht geändert hat - so die Erkenntnis aus<br />
den letzten 15 Jahren Forschung zu dieser Thematik (Nollmann/Schlüter 2007) -, so ist e<strong>in</strong><br />
Entwurf für die Zukunft s<strong>in</strong>nvoll, <strong>in</strong> dem Frauen <strong>und</strong> Männer auf gleicher Augenhöhe mite<strong>in</strong>ander<br />
reden <strong>und</strong> über die geme<strong>in</strong>samen Ziele verhandeln können. Gr<strong>und</strong>sätzlich nämlich b<strong>in</strong><br />
ich der Auffassung, dass das, was Frauen gut tut, also z.B. Work-Life-Balance, letztlich auch<br />
den Männern gut tun kann <strong>und</strong> damit der Atmosphäre <strong>in</strong> Bildungse<strong>in</strong>richtungen <strong>und</strong> Betrieben.<br />
Denn das „Auspowern“ der Arbeitskraft <strong>und</strong> der Stress sowie die damit entstehenden<br />
Versagensängste bewirken eher Trennung zwischen den Individuen statt e<strong>in</strong>e Herstellung von<br />
Geme<strong>in</strong>samkeiten für gleiche Ziele zu erreichen (Mettler von Meibom 2007).
- 47 -<br />
3. Perspektive: Geschlechtersensible Berufswege- <strong>und</strong> Karriereberatung<br />
Schon jetzt lässt sich aufgr<strong>und</strong> bisheriger Forschungen davon ausgehen, dass die Beziehungsqualität<br />
unter <strong>Gender</strong>-Aspekten für Personalentwicklung wie generell für e<strong>in</strong>e Berufswegeoder<br />
Karriereberatung von ausschlaggebender Bedeutung ist.<br />
Me<strong>in</strong>e Mitarbeiter<strong>in</strong>, Frau Schell-Kiehl, die über Mentor<strong>in</strong>g-Prozesse gearbeitet hat, hat Tandems<br />
von Mentor<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Mentees <strong>in</strong> Betrieben <strong>in</strong>terviewt, <strong>und</strong> festgestellt, dass gerade die<br />
<strong>Gender</strong>-Thematik e<strong>in</strong> besonders sensibles Thema im Rahmen der Karriereplanung ist (Schell-<br />
Kiehl 2007).<br />
Daher schlage ich vor, vielmehr noch als bisher, über e<strong>in</strong>e generelle geschlechtersensible Berufswege-<br />
<strong>und</strong> Karriereberatung zu forschen, um empirisch basiert <strong>Kompetenz</strong>profile beschreiben<br />
zu können, die für e<strong>in</strong>e Beratung wesentlich s<strong>in</strong>d.<br />
Wichtige Aspekte s<strong>in</strong>d dabei:<br />
� die Konzeptionierung der Berufsbildungsprozesse unter den Aspekten von Macht <strong>und</strong><br />
Liebe,<br />
� die Thematisierung von Emotionen <strong>und</strong> Kalkulationen,<br />
� die Herstellung von Respekt vor <strong>Gender</strong> Diversity,<br />
� die Betonung von <strong>Gender</strong>-sensibler Sprache bei Ratgebenden.<br />
4. Perspektive: Gesprächsführung <strong>und</strong> Kommunikationstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g mit <strong>Gender</strong>-<br />
<strong>Kompetenz</strong><br />
Frauen sprechen sich eher für wertschätzende Redestile aus. Sie möchten gleich se<strong>in</strong> <strong>und</strong> als<br />
Gleiche behandelt werden. Je höher sie <strong>in</strong> der Hierarchie aufsteigen, umso mehr müssen sie<br />
sich mit dem herrschenden Regelwerk ause<strong>in</strong>andersetzen, e<strong>in</strong>em Regelwerk, das dazu dient,<br />
Erst- <strong>und</strong> Zweitrangigkeit herzustellen.<br />
Die Konstruktion von Geschlechterhierarchien läuft über die Herstellung von Erst- <strong>und</strong> Zweitrangigkeit<br />
zwischen den Geschlechtern. Sie folgt e<strong>in</strong>em argumentativen Muster der Diskreditierung,<br />
das von Angela Venth als funktionierendes "Regelwerk" nachgewiesen wurde (Venth<br />
2006). Die Regularien für die Konstruktion von <strong>Gender</strong>-Relationen liegen sowohl im Ursprung<br />
als auch im Ziel e<strong>in</strong>er weith<strong>in</strong> nach wie vor existierenden hierarchisch gestuften B<strong>in</strong>arität im<br />
Geschlechterverhältnis. Die <strong>Gender</strong>-Metaphorik sche<strong>in</strong>t fest <strong>in</strong> unserer Kultur verankert zu<br />
se<strong>in</strong>, auch wenn sie sich manchmal – wie <strong>in</strong> der Erwachsenenbildung – als "geschlechtsneutral"<br />
gibt. Dass die Erwachsenenbildung am fortwährenden Do<strong>in</strong>g <strong>Gender</strong> beteiligt ist,<br />
selbst dann, wenn sie zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Segmenten e<strong>in</strong>e Korrektur durch den E<strong>in</strong>satz von<br />
<strong>Gender</strong>-Sensibilität bzw. <strong>Gender</strong>-<strong>Kompetenz</strong> bewirken möchte, lässt sich festhalten. Welche<br />
Konstruktionsmuster von Geschlechterverhältnissen <strong>in</strong> Zukunft zu verändern s<strong>in</strong>d, kann aufgr<strong>und</strong><br />
der Studie von Angela Venth schon jetzt annähernd beantwortet werden. Dazu wird
- 48 -<br />
sicherlich die Distanz von Männern gegenüber der allgeme<strong>in</strong>en Weiterbildung gehören, denn<br />
mit diesem Muster ist die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung fest verankert <strong>und</strong> wird im<br />
Diskurs der Erwachsenenbildung ständig reproduziert (Venth 2006).<br />
Was würde passieren, wenn<br />
� Wertschätzende Redestile,<br />
� <strong>Gender</strong>-Sensibilität <strong>in</strong> Organisationen versus Dom<strong>in</strong>anz der Kriegsführung<br />
� <strong>und</strong> Work-Life-Balance <strong>in</strong> Bildungse<strong>in</strong>richtungen praktiziert würde?<br />
5. Perspektive: Geschlechterbildung über die Lebensspanne<br />
Die Frauen- <strong>und</strong> <strong>Gender</strong>-Forschung hat <strong>in</strong> den letzten drei Jahrzehnten immer wieder die<br />
Merkmale e<strong>in</strong>es <strong>Gender</strong>-Systems, als auch die Merkmale des Prozesses der Konstruktion des<br />
Geschlechterverhältnisses erforscht. Die Konstrukteure der Geschlechterzuschreibungen<br />
wurden immer wieder auf frischer Tat ertappt. Selten jedoch wurde gefragt, wie es denn den<br />
Menschen geht, die frei von solchen Zuschreibungen <strong>und</strong> frei davon s<strong>in</strong>d, sich auf Männlichkeit<br />
oder Weiblichkeit festlegen zu lassen. Me<strong>in</strong>es Erachtens sollte man sich darauf konzentrieren:<br />
� Unkonventionelle Frauen- <strong>und</strong> Männerbiographien über die Lebenszeit zu erforschen.<br />
� Me<strong>in</strong>e Frage dabei wäre, ob diese ohne soziale Klassifizierungen auskommen, d.h. ohne<br />
die Produktion von Erst- <strong>und</strong> Zweitrangigkeit im Geschlechterverhältnis.<br />
� Man sollte Männer, die allgeme<strong>in</strong>e Weiterbildung nutzen, nach ihren Bedürfnissen <strong>und</strong><br />
Bedarfen befragen. Aus dieser Erkenntnis ließen sich möglicherweise zielgruppenorientierte<br />
Angebote entwickeln, <strong>und</strong> es ließen sich mehr Begegnungen ermöglichen, die die<br />
Geschlechterbildung nicht als E<strong>in</strong>grenzung, sondern als Erweiterung des Handlungsraumes<br />
verstehen lässt.<br />
� D.h. auch, die Bed<strong>in</strong>gungen für Entwicklungen gestalterischer <strong>Kompetenz</strong>en von Frauen<br />
(<strong>und</strong> dazu im Gegensatz von Männern) zu untersuchen.<br />
In den letzten Wochen <strong>und</strong> Jahren habe ich mich häufig mit Frauen unterhalten, die nach langen<br />
Kämpfen im Beruf entnervt das Handtuch geworfen haben, weil sie nicht dazu gekommen<br />
s<strong>in</strong>d, ihre gestalterischen <strong>Kompetenz</strong>en zum E<strong>in</strong>satz zu br<strong>in</strong>gen. Der Gr<strong>und</strong> war eigentlich<br />
immer der gleiche: Verfahrenskämpfe <strong>und</strong> ausweglose Machtspiele, statt konstruktives<br />
Mite<strong>in</strong>anderumgehen oder am gleichen Strang ziehen. Blockaden, Verzögerungen, Interessensanmeldungen<br />
auf Kosten anderer. Durchsetzungsstrategien werden <strong>in</strong> manchen Arbeitsbereichen<br />
solange verfolgt, bis sich das so genannte Alphamännchen durchsetzt oder durchgebissen<br />
hat.<br />
Nach me<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>druck haben Frauen (<strong>und</strong> auch viele Männer) am meisten Probleme mit autoritären<br />
Führungsstilen, die darauf abheben, den Männerb<strong>und</strong> zu stabilisieren (vgl. Doppler<br />
2005, auch Connell 1999).
- 49 -<br />
Die Abwehr von Männern gegenüber der allgeme<strong>in</strong>en Weiterbildung hat offensichtlich damit<br />
zu tun, dass ihr Männlichkeitsbild dies nicht zulässt. Die Distanz von Männern besteht z.B.<br />
dar<strong>in</strong>, dass sie sich überheblich <strong>und</strong> abwehrend zum Thema Work-Life-Balance äußern oder<br />
generell gegenüber Ges<strong>und</strong>heitsthemen <strong>und</strong> Themen wie Wertschätzung e<strong>in</strong>e Abwehrhaltung<br />
e<strong>in</strong>nehmen. Sie behaupten, dafür ke<strong>in</strong>e Zeit zu haben oder sie reden über solche Themen<br />
sehr verächtlich. Was verlieren Männer, wenn sie sich mit Themen der allgeme<strong>in</strong>en Weiterbildung<br />
ause<strong>in</strong>andersetzen?<br />
6. Die <strong>Gender</strong>-Perspektive<br />
Ich fände es lohnenswert, e<strong>in</strong>mal die vorhandenen gesellschaftlichen <strong>Gender</strong>-Theorien zu<br />
überprüfen <strong>und</strong> zwar <strong>in</strong> der H<strong>in</strong>sicht, <strong>in</strong> welchen Quantitäten welcher theoretische Ansatz<br />
gelebt wird. Bekanntlich existieren drei sehr unterschiedliche Ansätze:<br />
� Der erste besagt, dass Frauen m<strong>in</strong>derwertig seien <strong>und</strong> daher den Männern untergeordnet.<br />
� Der zweite geht davon aus, dass Frauen <strong>und</strong> Männer zwar ungleich seien, das Geschlechterverhältnis<br />
aber als Polarität zu fassen ist, das sich komplementär ergänze.<br />
� Der dritte Ansatz betont die Gleichwertigkeit von Frauen <strong>und</strong> Männern.<br />
Letzterer ist der Rahmen für die Politik namens <strong>Gender</strong> Ma<strong>in</strong>stream<strong>in</strong>g, Work-Life-Balance,<br />
Frauenförderung, <strong>Gender</strong>-<strong>Kompetenz</strong>-Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g usw., um Egalität herzustellen.<br />
Aufgr<strong>und</strong> solcher Überprüfungen ließen sich vielleicht folgende Fragen beantworten:<br />
� Warum wird Frauen weniger zugehört, selbst wenn sie <strong>in</strong> Leitungspositionen s<strong>in</strong>d, als<br />
Männern?<br />
� Warum erhalten Frauen weniger Unterstützung als Männer im Arbeitshandeln – <strong>und</strong> zwar<br />
von Männern <strong>und</strong> Frauen?<br />
Literaturverzeichnis<br />
Blickhäuser, Angelika/von Bargen, Henn<strong>in</strong>g: Mehr Qualität durch <strong>Gender</strong>-<strong>Kompetenz</strong>. E<strong>in</strong> Wegweiser für<br />
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E<strong>in</strong>drücke von der Fachtagung<br />
- 51 -
- 52 -<br />
Teilnehmer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Teilnehmer der Fachtagung<br />
Name Vorname<br />
1 Banos Sissi<br />
2 Baukrowitz Christ<strong>in</strong>a<br />
3 Beyl<strong>in</strong>g Harald<br />
4 Bohrenkämper He<strong>in</strong>rich<br />
5 Büchter Marion<br />
6 Derichs-Kunstmann Kar<strong>in</strong>, Dr.<br />
7 Engel Monika<br />
8 Gaßmann Sab<strong>in</strong>e<br />
9 Hadulla-Kuhlmann Christ<strong>in</strong>a<br />
10 Kaschuba Gerrit, Dr.<br />
11 Keller Dagmar<br />
12 Kimpel Ulrich<br />
13 Kraft Horst<br />
14 Krause Thomas<br />
15 Kurzweg Volker, Dr.<br />
16 Lange Ralf<br />
17 Mansour Sandra<br />
18 Meeuwsen Marjanne<br />
19 Menke Barbara<br />
20 Meyer Lisa<br />
21 Munkler Frank Michael<br />
22 Nötzold Wolfgang<br />
23 Nousch Manfred<br />
Name Vorname<br />
24 Oberndorf Heidi, Dr.<br />
25 Özen-Ilbeyoglu Nerm<strong>in</strong><br />
26 Petersen Renate, Dr.<br />
27 Plücken-Opolka Renate<br />
28 Ramroth-Esser Ursula<br />
29 Reichert Christian<br />
30 Richter Jutta<br />
31 Schiltz Christian<br />
32 Schlüter Anne, Prof. Dr.<br />
33 Schmidt Jens<br />
34 Schnabel Monika<br />
35 Schnoor Annette<br />
36 Schulz-Müller Ilona<br />
37 Simon Ulla<br />
38 Stermer Claudia<br />
39 Tillmann Anja<br />
40 Tyfa Katja<br />
41 Viertel Robert<br />
42 Wetzler-Vogt Monika<br />
43 Wieczorek Sab<strong>in</strong>e<br />
44 W<strong>in</strong>kelmann Babette<br />
45 Wünsche Tom<br />
46 Wünsche-Pietzka Heidemarie, Dr.
- 53 -<br />
VERLAG FORSCHUNGSINSTITUT ARBEIT, BILDUNG, PARTIZIPATION<br />
Materialien aus der Frauen- <strong>und</strong> Geschlechterforschung, Bd. 10<br />
Reckl<strong>in</strong>ghausen, April 2008<br />
ISBN 978-3-925724-49-7<br />
Vertrieb: FORSCHUNGSINSTITUT ARBEIT, BILDUNG, PARTIZIPATION E.V.<br />
Institut an der Ruhr-Universität Bochum, Münsterstr. 13-15, D- 45657 Reckl<strong>in</strong>ghausen<br />
Tel.: 02361/ 90 448-0, Fax: 02361/ 183 36 2<br />
Internet: http://www.ruhr-uni-bochum.de/fiab/<br />
e-Mail: fiab@ruhr-uni-bochum.de<br />
Herausgeber<strong>in</strong>: Kar<strong>in</strong> Derichs-Kunstmann<br />
Fotos: Manfred Nousch (S. 61), FIAB (Titelblatt)<br />
Redaktion <strong>und</strong> Manuskriptbetreuung: Thomas Krause, Kar<strong>in</strong> Derichs-Kunstmann<br />
veröffentlicht im Rahmen des Modellprojektes „<strong>Gender</strong>-Qualifizierung für die<br />
Bildungsarbeit“<br />
Gefördert durch das B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isterium für Bildung <strong>und</strong> Forschung