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WEIN WAHN WEIHNACHTEN

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heimgebracht, einen Ertrinkenden gerettet, einen Juden<br />

bekehrt, einen Toten erweckt, und, und, und...<br />

Der Mann wird taditionell mit einer erigierten Vagina<br />

auf dem Kopf, der Bischofsmitra, und der Nachgeburt<br />

auf einem Spieß, dem Bischofstab, dargestellt – geklaut<br />

bei der ägyptischen Priesterkaste, die bei Geburtsfeierlichkeiten<br />

mit diesem Mummenschanz hinter dem<br />

Pharao herging, der heute Papst heißt und nichts mehr<br />

zeugen darf. Männer, die so tun, als könnten sie Leben<br />

schenken – und Weiberkleider tragen. Nikolaus, Matriarch<br />

und Märchenonkel mutierte im 16.Jahrhundert zum<br />

Kinderbeschenker. Am Vorabend des 6.Dezember stellten<br />

Kinder ihre Stiefel vor die Tür, die selbiger ewiglebende<br />

Heilige dann – vertreten durch die Eltern - mit Äpfeln,<br />

Nüssen und Gebäck bestückte.<br />

Christkindereien...<br />

Mit Luthers Reformation wurde dann die Heiligenverehrung<br />

gestrichen – und damit auch der Nikolaus. Und das<br />

kam gar nicht gut an. Nun gab es im Elsaß schon eine<br />

Tradition, „Christkinder“, die am 25. mit Geschenken zur<br />

Krippe zogen. Und so klaute er den Elsässern das Christkind,<br />

das den Kindern fortan zu Weihnachten Geschenke<br />

brachte. Heiligabend am 24.Dezember passte einfach gut<br />

zwischen den 6. (Nikolaus) und den 28. (Tag der unschuldigen<br />

Kinder). Wer das Christkind eigentlich sei, das ließ<br />

er offen.<br />

So blieb die Tradition vom Weihnachtsengel oder einem<br />

blonden Mädchen neben dem Jesuskind, einem<br />

geschlechtsneutralen Christkind und den Christkindern<br />

stehen. Jesus wird zwar auch als Christkind bezeichnet,<br />

liefert aber keine Geschenke.<br />

Bis 1900 war im katholischen Raum das Schenken am 6.<br />

üblich, was auch mit einer Heiligen namens Barbara am<br />

5. zusammenhing: Man stellte an Barbara die Schuhe<br />

raus – und an Nikolaus waren die dann voll. Schließlich<br />

setzte sich das „evangelische“ Christkind inklusive Tannenbaum<br />

und Adventskranz durch.<br />

Heiligabend, die keltische Wintersonnenwende und die<br />

römischen Saturnalien. Der Adventskranz aus Tannenzweigen<br />

mit Kerzen als Ersatz für die keltischen Mistelzweige<br />

um die Feuerstelle. Der Weihnachtsgottesdienst<br />

statt des Druiden. Eigentlich fehlen mir nur noch Asterix<br />

und Obelix und deren Wildsau über dem Feuer statt<br />

derWeihnachtsgans. Aber wir haben ja den Nikolaus-<br />

Kasperle.<br />

Cola-Mann in rot und weiß...<br />

In katholischen Gebieten hielt sich der Nikolaus. Und die<br />

Niederländer hatten sowieso an ihrem Sinterklaas festgehalten.<br />

So wurde Sinterklaas zum Patron von Neu-Amsterdam,<br />

dem späteren New York. Aus dem Samichlaus/<br />

Sinter-klaas wurde in den 1820ern mit der Geschichte<br />

„A Visit from St. Nicholas“, deren erste Zeile „T’ was the<br />

night before christmas“ jedes amerikanische Kind kennt,<br />

„Santa Claus“.<br />

In den 1920ern kursierte in den USA eine Mischfigur aus<br />

Nikolaus mit weißer Mitra im roten Mantel und „Santa<br />

Claus“, einem Fettsack mit weißem Bart, roter Hose, roter<br />

Jacke und roter Mütze – der Weihnachtsmann. Und es<br />

gab einen Konzern, der früher gute Geschäfte mit einem<br />

Mischgetränk aus Kokablättern und Colanuß gemacht<br />

hatte. Seit das Beimischen von Kokain verboten war,<br />

mußte der Getränkehersteller etwas tun, um mit seiner<br />

kackbraunen Brühe wieder Geld zu verdienen. (Inzwischen<br />

ist noch nichtmal mehr Cola in der Cola.)<br />

1931 machte man dann eine Weihnachtskampagne mit<br />

Coca-Cola-Claus in den Firmenfarben rot-weiß. Und<br />

seitdem alle Jahre wieder. So kam der Weihnachtsmann<br />

nach Europa. Nur die Franzosen sind bei ihrer Parallelfigur<br />

„Père Noel“ geblieben.<br />

Pipi, Papst, Peitsche<br />

Wein Wahn Weihnachten<br />

Die Korjaken auf der Halbinsel Kamschatka im hintersten<br />

Winkel Sibiriens haben dann noch zur Motorisierung<br />

des Weihnachtszombies beigetragen. Als Schamanisten<br />

legten sie großen Wert auf Rauscherlebnisse und ihre<br />

Droge war der psychotrop wirkende Fliegenpilz, den die<br />

Schamanen und die Reichen in großen Mengen zu sich<br />

nahmen. Arme fingen deren Urin auf, um ihn zu trinken<br />

und sich an dem bereits einmal verdauten Fliegenpilz zu<br />

berauschen. Bis zu viermal ließ sich die vom Körper zu<br />

Muscimol verstoffwechstelte Ibotensäure des Fliegenpilzes<br />

so wiederverwenden. Das hatte man den Rentieren<br />

abgeguckt, die sich gegenseitig den Urin nach Fliegenpilzgenuß<br />

abschleckten und die Droge bis zu viermal<br />

recycleten.<br />

Das enorme hallizunogene Rauscherlebnis führte unter<br />

anderem zu dem Gefühl, fliegen zu können. Schamanen<br />

„flogen“ so virtuell in andere Dörfer, um Kranke zu hei-

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