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Wärmeabgabe - Kollar

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Ratgeber 13<br />

<strong>Wärmeabgabe</strong>systeme<br />

In der Heizsaison beeinfl usst das <strong>Wärmeabgabe</strong> -<br />

system wesentlich das Wohlbefi nden in unseren<br />

Wohnräumen. Großfl ächige Niedertemperatursysteme<br />

fördern die Behaglichkeit, führen zu weniger<br />

Luft- und Staubbewegungen, sind solar- und<br />

wärmepumpen-tauglich und sparen außerdem<br />

Energie und Heizkosten.<br />

Wärmeempfi nden des Menschen<br />

Der Mensch empfi ndet verschiedene Arten von Wärme:<br />

■ Temperatur der Umgebungsluft<br />

■ Strahlungswärme von Gegenständen unserer Umgebung<br />

Je höher der Strahlungsanteil der Heizfl ächen ist, desto<br />

geringer kann die Lufttemperatur sein, um trotzdem eine<br />

behagliche Wärme zu vermitteln. Ein Beispiel: Wenn alle<br />

Oberfl ächen in einem Zimmer auf 24° C erwärmt werden,<br />

fühlten sich Personen bei einer Zimmertemperatur von ca.<br />

18° C am wohlsten. „Kalte“ Wände verursachten dagegen<br />

Unbehagen: bei Oberfl ächentemperaturen von ca. 14° C<br />

müsste die Lufttemperatur bis zu 24° C betragen, damit<br />

dies noch als angenehm empfunden wird.<br />

Die verschiedenen <strong>Wärmeabgabe</strong>systeme<br />

Wandfl ächenheizung<br />

Bei Wandheizungen<br />

wird die Oberfl ächentemperatur<br />

der Wände<br />

angehoben. Dies hat im<br />

Vergleich zu anderen<br />

Heizungen den Vorteil,<br />

dass auf den Körper<br />

große Strahlungsfl ächen<br />

wirken. Durch die hohe<br />

Wärmestrahlung empfi<br />

nden die BewohnerInnen<br />

Lufttemperaturen<br />

von 19° C oder 20° C als angenehm warm und behaglich. Die<br />

Raumluft muss nicht auf 21° C oder 22° C erwärmt werden.<br />

Um den Wärmeverlust von beheizten Außenwandfl ächen<br />

gering zu halten, muss der Wandaufbau besonders gut gedämmt<br />

werden.<br />

Bei Massivbauten werden die Heizfl ächen meist direkt auf die<br />

massive Wand aufgebracht. Dieses System ist relativ träge, da<br />

die Speichermasse der Wand miterwärmt werden muss. Von<br />

Vorteil ist dabei, dass eben diese Speichermasse zur Stabilisierung<br />

der Raumtemperatur genutzt werden kann.<br />

Schneller reagiert eine Wandheizung, die durch eine Innendämmung<br />

von der Wand thermisch entkoppelt ist. Innendämmungen<br />

können jedoch im ungünstigen Fall durch Auskühlen<br />

der Außenwand zu Bauschäden führen, es sollte daher jede<br />

Innendämmung vom Fachmann sorgfältig geplant werden.<br />

Leichtbauweise (Holzbau) garantiert immer eine reaktionsschnelle<br />

Wandheizung.<br />

Für alle Wandaufbauten gilt: Je besser der Wärmeübergang<br />

vom Rohr auf den Putz und je dünner die Putzschicht<br />

ist, desto fl inker kann das System reagieren.<br />

Die Heizungsrohre müssen gasdicht sein, um das Eindringen<br />

von Sauerstoffmolekülen in den Heizkreislauf zu<br />

verhindern. Sauerstoff führt zur Oxidation an den Eisenteilen<br />

im Heizungssystem – zuerst verschlammt das Rohrsystem,<br />

später rosten die Eisenteile durch.<br />

Der Praxistipp<br />

Ing. Ewald Grabner<br />

Vor der Bauplanung am besten eine Energieberatung<br />

in Anspruch nehmen. Gute Beratung hilft Planungsfehler<br />

zu vermeiden, erhöht dadurch die Behaglichkeit<br />

und reduziert Heizkosten. Dies gilt sowohl für den<br />

Neubau als auch für die Althaussanierung.<br />

■ Lange Rohrleitungen im Keller vermeiden und alle<br />

Leitungen in unbeheizten Räumen isolieren – das<br />

verringert ungewollten Wärmeverlust!<br />

■ Planung und Installation durch einen Fachbetrieb!<br />

■ Einfache Heizungsregelung und verständliche<br />

Erklärung verlangen!<br />

■ Hydraulische Einregelung bei Wassersystemen<br />

einfordern!<br />

Während der ersten und zweiten Heizperiode muss<br />

die Heizung nachgestellt und optimiert werden.<br />

www.energieberatung-noe.at


Lehmputz mit Wandheizung durch Holzwolle-Leichtbauplatte<br />

thermisch entkoppelt<br />

Wandfl ächenheizungen dürfen in ihrer <strong>Wärmeabgabe</strong><br />

nicht behindert werden, das heißt, es dürfen keine großen<br />

Möbelstücke wie Kästen oder Bücherregale davor aufgestellt<br />

werden. Das Anbringen von Bildern ist möglich, da<br />

diese miterwärmt werden und dadurch wie die Wand Wärme<br />

abstrahlen.<br />

Um das Anbohren der Rohre zu vermeiden, gibt es Thermofolien,<br />

die bei eingeschaltetem Heizungssystem die<br />

Rohrführungen sichtbar machen, Kupferrohrsysteme können<br />

mit einem Leitungssuchgerät geortet werden.<br />

Radiatorenheizung<br />

Zur Bewertung von Radiatorsystemen spielen Größe, Platten-<br />

oder Rippenzahl und die Auslegungstemperatur eine<br />

entscheidende Rolle. Auf Niedertemperatur dimensionierte<br />

Plattenheizkörper haben eine Vorlauftemperatur von<br />

45° C, einen Rücklauf von ca. 35° C, das heißt ein VL/RL-<br />

Verhältnis von 45/35. Sie können leicht geregelt werden<br />

und haben ein besonders gutes Regelverhalten und dabei<br />

einen hohen Anteil an Strahlungswärme. Die Flächen<br />

müssen aber entsprechend groß ausgelegt werden.<br />

Radiator mit Staubablagerungen<br />

Eine konventionelle Radiatorheizung (VL/RL=70/55) hat<br />

im Vergleich zu Niedertemperatursystemen einen hohen<br />

Anteil von Konvektionswärme und nur geringe Wärmestrahlung,<br />

das wird meist als unangenehm empfunden,<br />

besonders wenn Staubablagerungen an den Radiatoren<br />

in die Luft gewirbelt werden.<br />

In Prospekten und auf Verpackungen beziehen sich die<br />

Leistungsangaben teilweise sogar auf VL/RL= 90/70, die<br />

dadurch entstehende starke Luftbewegung (Warmluftwalze)<br />

wird besonders unangenehm empfunden.<br />

Wie bei allen Heizungen soll besonderer Wert auf die<br />

Regelung der Radiatoren gelegt werden. Die einzelnen<br />

Heizkreisläufe sollten vor der Inbetriebnahme vom Installateurbetrieb<br />

hydraulisch eingestellt werden. Nur so wird<br />

garantiert, dass jeder Heizkörper mit warmem Heizungswasser<br />

versorgt wird.<br />

www.energieberatung-noe.at<br />

Schwimmbad<br />

Sind im Schwimmbad höhere Temperaturen<br />

erforderlich, so sind spezielle<br />

Thermostat-Köpfe (Sollwertbereich<br />

15–35° C) erhältlich.<br />

Badezimmer<br />

Arbeits- u. Kinderzimmer<br />

Wohn- u. Esszimmer<br />

(Grundeinstellung)<br />

Küche, Korridor<br />

Hobbyraum, Schlafzimmer<br />

Alle Räume nachts<br />

(Nachtabsenkung)<br />

Treppenhaus, Windfang<br />

Kellerräume<br />

(Frostschutzstellung)<br />

Bei Thermostat-Köpfen in der Ausführung<br />

mit zusätzlicher Nullstellung ist die<br />

niedrigste Einstellung 0° C.<br />

Einstellungsvarianten von Thermostatventilen<br />

Thermostatventile auf den einzelnen Radiatoren sind heute<br />

Standard und sollten auf keinen Fall fehlen. Sie passen die<br />

<strong>Wärmeabgabe</strong> automatisch an den eingestellten Wert an<br />

und verringern die <strong>Wärmeabgabe</strong>, sobald die gewünschte<br />

Raumtemperatur erreicht wird. So wird wertvolle Heizenergie<br />

gespart. In Räumen, wo bereits ein Raumthermostat<br />

die Temperaturregelung übernimmt, werden keine<br />

Thermostatventile installiert.


Fußleistenheizung<br />

Eine Sonderform von Radiatoren stellt die Fußleistenheizung<br />

dar. Sie wird entlang eines großen Bereiches der Innenseite<br />

der Außenwand installiert. Vor der kühlen Wand<br />

bildet sich ein Warmluftschleier, der ähnlich wirkt wie eine<br />

Wandheizung. Klein dimensionierte Heizleisten brauchen<br />

jedoch hohe Vorlauftemperaturen.<br />

Heizleiste mit Holzverkleidung<br />

Die Fußleistenheizung hat vor allem beim Altbau mit aufsteigender<br />

Bodenfeuchte ihre Berechtigung, falls eine Ursachenbeseitigung<br />

nicht in Frage kommt. Durch die Wanderwärmung<br />

bewirkt sie auch eine gewisse Wandtrocknung<br />

und kann dadurch Schimmelbildung verhindern. Häufi g<br />

werden Heizleisten auch als Kompensationsheizung unter<br />

hohen Glasfl ächen eingesetzt. Durch die geringen Abmessungen<br />

können sie auch in einen Schacht im Fußboden<br />

montiert werden. Wegen der Verschmutzungsgefahr ist<br />

das jedoch nicht empfehlenswert.<br />

Durch die hohen erforderlichen Vorlauftemperaturen für<br />

Heizleisten ist der Einsatz von energiesparenden Niedertemperatur-Heizsystemen<br />

nur sehr schwer möglich.<br />

(siehe auch Ratgeber Nr. 6: Heizleisten)<br />

Fußbodenheizung<br />

Im Estrich eingebettete Fußbodenheizungen sind „träge“.<br />

Je nach Stärke des Estrichs weisen sie eine Zeitverzögerung<br />

von bis zu 4 Stunden auf. Sie können also relativ<br />

schlecht geregelt werden. In Gebäuden mit großer<br />

Speichermasse bzw. in langen Kälteperioden spielt diese<br />

Trägheit keine große Rolle.<br />

Da die mittlere Oberfl ächentemperatur der umschließenden<br />

Wände bei warmem Fußboden kühler ist, sind normale<br />

Raumlufttemperaturen (20–22°C) für die Behaglichkeit<br />

erforderlich. Je besser die Wärmedämmung der Gebäudehülle<br />

ist, desto niedriger kann die Raumtemperatur sein,<br />

um „behaglich“ zu wirken.<br />

Die Vorlauftemperatur und damit die Oberfl ächentemperatur<br />

spielen bei der Fußbodenheizung eine besonders wichtige<br />

Rolle, da unsere Füße meistens in direktem Kontakt<br />

mit dem Boden stehen. Da durch zu hohe Oberfl ächentemperatur<br />

Gefäßerkrankungen (Krampfadern) verstärkt<br />

werden können, sollte in Fällen körperlicher Vorbelastung<br />

auf eine Fußbodenheizung verzichtet werden.<br />

In jedem Fall sollte die Vorlauftemperatur so ausgelegt<br />

werden, dass die Oberfl ächentemperatur in Aufenthaltsräumen<br />

nicht über 26° C liegt. Das entspricht bei Keramikböden<br />

einer maximalen Vorlauftemperatur von etwa<br />

35° C.<br />

Im Bad, in kurz benutzten Räumen und an den Randzonen<br />

kann die Temperatur etwas höher sein. Ist der Wärmeeintrag<br />

mit den genannten Vorlauftemperaturen zu gering, um<br />

das Gebäude zu beheizen, sollte ein Zusatzsystem wie<br />

Radiatoren oder eine Wandheizung eingebaut werden.<br />

Quelle: KE KELIT KUNSTSTOFFWERK GmbH<br />

1 Wärmedämmung 4 Klemmschiene<br />

2 Folie 5 Heizrohr<br />

3 Randdämmstreifen 6 Estrich<br />

www.energieberatung-noe.at


Deckenheizung<br />

Dieses <strong>Wärmeabgabe</strong>system könnte bei besserer Gebäudesubstanz<br />

mit kleiner Heizlast immer interessanter<br />

werden. Besonders wichtig für die Behaglichkeit ist aber,<br />

dass die Deckentemperatur nur gering über der Lufttemperatur<br />

liegt. Bei geringer Putzstärke ist das System sehr<br />

fl ink. Der Einsatz von Gipskartonplatten mit integrierten<br />

Heizelementen macht die Deckenheizung vor allem beim<br />

gut gedämmten Holzbau interessant. Ihr Marktanteil beim<br />

Wohnbau in Österreich beträgt derzeit aber noch praktisch<br />

null.<br />

Selber machen – machen lassen?<br />

Die Installation durch einen Fachbetrieb ist sinnvoll, da vor<br />

allem die hydraulische Einregelung von Wassersystemen<br />

entsprechende Messgeräte und Kenntnisse erfordert.<br />

Ihr/e InstallateurIn weiß auch um die Kombinationsmöglichkeit<br />

der verschiedenen Materialien Bescheid. Bei<br />

ungeeigneten Materialkombinationen treten elektrische<br />

Spannungen im System auf, die Korrosion – meist beim<br />

Warmwassersystem – hervorrufen!<br />

Die Optimierungsmaßnahmen während der ersten Heizperiode<br />

sollten von den Bewohnern ausgeführt werden.<br />

Dazu sind Kenntnisse über die Regelung erforderlich. Informieren<br />

Sie sich deshalb ausführlich bei Ihrem/r InstallateurIn,<br />

wie die Heizung geregelt und gewartet wird!<br />

Quellen:<br />

Broschüre „Modern Heizen“, "die umweltberatung"<br />

Broschüre „Heizsysteme und Warmwasser“,<br />

VKI Österreich, www.konsument.at<br />

Broschüre KELOX – „Modulrohrsystem – Flächenheizungen“,<br />

KE KELIT Kunststoffwerk GmbH.<br />

A- 4017 Linz, www.kekelit.com<br />

Fotos:<br />

"die umweltberatung", Richtig Heizen, VKI Österreich<br />

Kermi Gmbh, D-94447 Plattling, KE KELIT, A-4017 Linz,<br />

SERA Lizenzen GmbH, A-5010 Salzburg, Postfach 215<br />

Heimeier Armaturen und Regelungen<br />

Theodor Heimeier Metallwerk GmbH, www.heimeier.com<br />

Broschüre für<br />

NiederösterreicherInnen<br />

kostenlos bestellen bei<br />

www.energieberatung-noe.at<br />

Eine Initiative von Umweltlandesrat DI Plank<br />

Herausgeber: Land Niederösterreich, Geschäftsstelle für Energiewirtschaft, Landhausplatz 1, 3109 St. Pölten<br />

Autor: Ing. Ewald Grabner, "die umweltberatung" NÖ, Rennbahnstraße 30/1/3, A 3100 St. Pölten<br />

Stand Jänner 2007<br />

Broschüre für<br />

NiederösterreicherInnen<br />

kostenlos bestellen bei

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