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R A U M G E S T A L T U N G - Lehr- und Forschungsgebiet ...

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elagert, man grüßt ihn, ruft ihn, zerrt an ihm, drängt ihn, macht ihm<br />

Vorwürfe <strong>und</strong> verunglimpft ihn. Die Schwelle des anderen ist leer, <strong>und</strong><br />

es steht ihm frei, im Hause zu bleiben oder zu gehen, wohin ihm der<br />

Sinn steht. Der eine begibt sich trübsinnig voller Klagen <strong>und</strong> Sorgen<br />

aufs Forum <strong>und</strong> bewertet den Tagesanbruch nach dem Vogelflug. Der<br />

andere wandert wohlgemut in den nahen Wald, überschreitet voller<br />

Muße <strong>und</strong> Freude schweigend die Schwelle des heiteren Lichts. Sobald<br />

jener die hochaufragenden Paläste der Mächtigen oder die gefürchteten<br />

Sitze der Richter erreicht hat, verkehrt er Wahrheit in Lüge,<br />

kritisiert ein gerechtes Urteil gegen einen Unschuldigen, unterstützt<br />

die Dreistigkeit eines schuldigen Angeklagten oder leitet in die Wege,<br />

was ihm selbst Unehre oder einem anderen Schaden bringt, wobei ihn<br />

Gewissensbisse plagen <strong>und</strong> ihm oft aus Furcht die Stimme versagt; oft<br />

bringt er Wahres gegen Lügen vor, antwortet mit Schlägen auf Schlagworte,<br />

wird zornesrot <strong>und</strong> leichenblaß <strong>und</strong> schilt sich selbst, nicht die<br />

Dürre der Einsamkeit der Fülle der Beredsamkeit vorgezogen zu haben;<br />

lieber würde er Felder statt Zuhörer beackern, kehrt hastig, ohne<br />

alles erledigt zu haben, nach Hause zurück <strong>und</strong> entzieht sich verstohlen<br />

nicht so sehr dem Blick seiner Feinde als dem seiner Klienten. Der<br />

andere aber hält inne, sobald er einen Sitzplatz inmitten von Blumen<br />

<strong>und</strong> eine luftige Höhe erreicht hat, um im Glanz der aufgegangenen<br />

Sonne zu frommer St<strong>und</strong>e frohgemut das tägliche Lob Gottes anzustimmen<br />

(das um so süßer ist, wenn seine tiefempf<strong>und</strong>enen Seufzer<br />

von dem leichten Murmeln einer nahen Quelle oder dem süßen Klagen<br />

der Vögel begleitet werden). Er erbittet vor allem Unschuld, Zügelung<br />

der Zunge, die nichts von Streit wissen soll, Schutz für das Auge, um<br />

gegen Eitelkeiten gefeit zu sein, Reinheit des Herzens, Abwesenheit<br />

von Bosheit <strong>und</strong> Enthaltsamkeit zur Zähmung des Fleisches. Bald danach<br />

wendet er sich im Gebet zur dritten St<strong>und</strong>e an die dritte Person<br />

der Dreieinigkeit <strong>und</strong> erfleht das Kommen des Heiligen Geistes, eine<br />

Zunge <strong>und</strong> einen Geist, der vom heilbringenden Bekenntnis widerhallt,<br />

<strong>und</strong> Nächstenliebe, die, vom himmlischen Feuer entbrannt, auch die<br />

Mitmenschen entflammen kann. Wenn er demütig um diese Gaben<br />

bittet, besitzt er sie bereits <strong>und</strong> ist durch dieses glühende Empfinden<br />

um vieles glücklicher als durch den Glanz von Gold oder Edelsteinen.<br />

Wenn die Sonne, die am Morgen den neuen Tag hat erstrahlen lassen,<br />

schon hoch amHimmel den Mittag verkündet, kehrt er gemächlich auf<br />

seinem Weg zurück <strong>und</strong> will nichts lieber, als daß die Flammen der<br />

Streitigkeiten gelöscht werden, die jener absichtlich angefacht <strong>und</strong><br />

genährt hat <strong>und</strong> von denen er sich gierig versengen läßt, während<br />

dieser allen bösen Willen <strong>und</strong> die Hitze des Streits unbedingt beseitigt<br />

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