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ICHbinICH und DUbistDU - Barmer GEK

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<strong>ICHbinICH</strong> <strong>und</strong> <strong>DUbistDU</strong><br />

Für Eltern mit Kindern zwischen 18 Monaten <strong>und</strong> dem 5. Geburtstag


Inhaltsverzeichnis<br />

Vorwort 3<br />

Familienbande 4<br />

Kunterbunte Gesellschaft 5<br />

Lebenswelt-Experten 6<br />

Einzigartige Wesen 7<br />

Schritt für Schritt 8<br />

›18. bis 24. Monat: Ich bin ja ICH! 9<br />

›25. bis 30. Monat: Das Mitgefühl erwacht 12<br />

›31. bis 36. Monat: Wie die Eltern 14<br />

›37. bis 42. Monat: Imaginäre Fre<strong>und</strong>e 16<br />

›43. bis 48. Monat: Gestern, heute <strong>und</strong> morgen 18<br />

›49. bis 54. Monat: „Guck mal,<br />

was ich schon kann!“ 20<br />

›55. bis 60. Monat: Wie ungerecht! 22<br />

Absprung 24<br />

„Ich bin stark <strong>und</strong> du bist Quark!“ 25<br />

Fit wie ein Turnschuh 30<br />

Ges<strong>und</strong>heit – selbst gekocht 31<br />

Rezepte für den gemeinsamen Kochspaß 34<br />

„U“ wie „Unbedingt“ 37<br />

Impfen heißt schützen 38<br />

Kleine Patientin, kleiner Patient 40<br />

Drinnen <strong>und</strong> draußen 44<br />

Wohnung mit Kind 45<br />

Kinderzimmer: das eigene Reich 46<br />

Draußen vor der Tür 47<br />

Gefahr erkannt – Gefahr gebannt! 49<br />

Erste Hilfe für Ihr Kind 51<br />

Mit Herz <strong>und</strong> Verstand 52<br />

Magisches Dreieck 53<br />

Was für ein Kuddelmuddel! 54<br />

Quatschen mit Soße 56<br />

Kinderrechte:<br />

Der Klaps ist kein Erziehungsmittel 58<br />

Neulich war das so 59<br />

Spielräume 62<br />

Zwischen Lust <strong>und</strong> Frust 63<br />

Urlaub: gemeinsam genießen 67<br />

Stichwortverzeichnis 70<br />

Bücher, Adressen <strong>und</strong> Links 71<br />

Impressum 74<br />

› In diesem Heft finden Sie<br />

neun Reime zum Vorlesen.<br />

Wir hoffen, sie bereiten Ihrem<br />

Kind <strong>und</strong> Ihnen viel Spaß.


Liebe Mütter <strong>und</strong> Väter,<br />

Ihr Kind hat mittlerweile schon viele Entwicklungs-<br />

schritte gemacht <strong>und</strong> fühlt sich in der engen Bindung<br />

zu Ihnen <strong>und</strong> der ganzen Familie sicher <strong>und</strong> geborgen.<br />

Das ist eine gute Gr<strong>und</strong>lage für die nächsten Schritte<br />

<strong>und</strong> Ent deckungen, die nun vor Ihrer Tochter oder<br />

Ihrem Sohn bis zum 5. Geburtstag liegen. In dieser Zeit<br />

stehen wir, die BARMER <strong>GEK</strong>, mit dieser Broschüre an<br />

Ihrer Seite. Sie folgt der Aus gabe „Die ersten Schritte<br />

ins Leben“ (r<strong>und</strong> um die ersten 18 Lebens monate) <strong>und</strong><br />

möchte Ihnen wieder viele An regungen <strong>und</strong> noch<br />

mehr Unterstützung bieten.<br />

Die BARMER <strong>GEK</strong> sieht Mütter <strong>und</strong> Väter als wichtigste<br />

Experten für die Lebenswelt ihrer Kinder an. Die Eltern<br />

bereiten den sicheren Boden, auf dem ihre Kinder<br />

wachsen <strong>und</strong> gedeihen <strong>und</strong> von dem aus der Nachwuchs<br />

die Welt erobert. Das geschieht jedoch in jeder<br />

Familie anders, denn Eltern wie Kinder sind jeweils<br />

„einmalige Exemplare“. Und jeder Familienalltag formt<br />

sich je nach Lebensbedingungen unterschiedlich aus.<br />

Diese Broschüre informiert Sie über Entwicklungsver-<br />

läufe <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitliche Aspekte, beschreibt Ansichten<br />

<strong>und</strong> Erkenntnisse von Eltern <strong>und</strong> Fachleuten, diskutiert<br />

Erziehungsfragen, zeigt an Beispielen mögliche Herausforderungen<br />

<strong>und</strong> Lösungswege auf, weist auf Leistungen<br />

der BARMER <strong>GEK</strong> hin <strong>und</strong> tabuisiert auch die Fallstricke<br />

im Alltag mit Kleinkindern nicht. Aber Rezepte sollen<br />

hier nicht verteilt werden, denn der passende Weg für<br />

Ihr Kind <strong>und</strong> Ihre Familie ist <strong>und</strong> bleibt Ihre persönliche<br />

Entscheidung.<br />

Ihre Freude am gemeinsamen Miteinander aller Familienmitglieder<br />

sowie Ihr Vertrauen in sich selbst sind dafür<br />

die beste Gr<strong>und</strong>lage. Auch unsere kleinen ICH bin ICH-<br />

Reime in diesem Heft können vielleicht etwas zur Freude<br />

in Ihrer Familie beitragen.<br />

Viel Spaß <strong>und</strong> alles Gute für Sie <strong>und</strong> Ihre Familie wünscht<br />

Ihre BARMER <strong>GEK</strong><br />

Sonnenklar<br />

Ein zauberhaftes <strong>ICHbinICH</strong>,<br />

das kicherte <strong>und</strong> mochte sich.<br />

Warum?<br />

Das ist doch sonnenklar:<br />

weil’s bleiben durfte,<br />

wie es war!<br />

3<br />

Vorwort


4<br />

Familienbande<br />

„Familie ist der zentrale Ort, an dem Kinder aufwachsen <strong>und</strong><br />

Erwachsene für ihr Wohl verantwortlich sind.“ So etwa könnte<br />

man „Familie“ heute definieren. Doch ihr Herzstück sind <strong>und</strong><br />

bleiben die Mütter, Väter <strong>und</strong> Kinder. Gerade weil sie auch<br />

emotional so einzigartig miteinander „verbandelt“ sind.<br />

Ges<strong>und</strong> aufwachsen


Kunterbunte Gesellschaft<br />

Für ein Kind ist nicht entscheidend, in welcher Familienform<br />

es aufwächst. Entscheidend ist, ob es am Lebensort<br />

des Kindes Erwachsene gibt, die es lieben <strong>und</strong> sich für<br />

sein Aufwachsen in umfassender körperlicher, seelischer<br />

<strong>und</strong> geistiger Ges<strong>und</strong>heit verantwortlich fühlen.<br />

Die allermeisten Kinder wachsen nach wie vor bei ihren<br />

leiblichen, miteinander verheirateten Eltern auf. Neben<br />

dieser klassischen Familienform haben sich in den letzten<br />

Jahrzehnten weitere Formen des Zusammenlebens mit<br />

Kindern entwickelt. So gelten heutzutage auch zusammenlebende<br />

Eltern ohne Trauschein längst als Normalfall.<br />

Zugenommen hat beispielsweise auch der Anteil alleinerziehender<br />

Mütter <strong>und</strong> Väter. Hier spielen die Trennung<br />

<strong>und</strong> Scheidung von Eltern eine wachsende Rolle. Ihren<br />

Kindern bleibt dennoch das Recht auf beide Elternteile.<br />

Und es ist gut, dass die meisten dieses Recht ernst<br />

nehmen <strong>und</strong> zum Wohle ihrer gemeinsamen Kinder<br />

auch umsetzen.<br />

Auch sogenannte Patchworkfamilien sind immer häufiger<br />

zu finden. Hier können einige Eltern sagen: „Mein<br />

Kind – dein Kind – unser Kind.“ Hinzu treten die außerhalb<br />

der neu zusammengesetzten Familie lebenden<br />

Mütter bzw. Väter, teils mit inzwischen eigenen neuen<br />

Partnern <strong>und</strong> Kindern. So haben manche Kinder in<br />

Patchworkfamilien vier (oder noch mehr) Elternteile,<br />

doppelt so viele Omas <strong>und</strong> Opas <strong>und</strong> dazu eine Reihe<br />

von Halb- <strong>und</strong> Stiefgeschwistern. Das macht das<br />

Zusammenleben oft turbulent <strong>und</strong> das Beziehungsgeflecht<br />

etwas unübersichtlich.<br />

Der gelingende Alltag in einer Stieffamilie ist deshalb<br />

für alle Beteiligten eine große Herausforderung. Sie wird<br />

meistens dann gut gemeistert, wenn sämtliche Erwachsenen<br />

respektieren, dass jedes einzelne Familienmitglied<br />

für das Kind wichtig ist <strong>und</strong> auch bleiben soll.<br />

Auch Regenbogenfamilien mit zwei gleichgeschlechtlichen<br />

Elternteilen sind keine Seltenheit. Hier hat das Kind<br />

zwei Frauen oder zwei Männer als Eltern. Manchmal<br />

stammt es aus einer vorangegangenen heterosexuellen<br />

Partnerschaft, manchmal wird es in die bereits bestehende<br />

gleichgeschlechtliche Partnerschaft, zum Beispiel<br />

durch Samenspende, hineingeboren.<br />

Daneben gibt es Wochenendfamilien <strong>und</strong> Unter-der-<br />

Woche-Familien; es gibt deutsch-deutsche Familien,<br />

binationale Familien <strong>und</strong> Migrantenfamilien; es gibt die<br />

Zwei-Generationen-Familie, die auch aus Großeltern<br />

<strong>und</strong> Enkeln bestehen kann, <strong>und</strong> die Drei-Generationen-<br />

Familie, bei der Jung <strong>und</strong> Alt unter einem Dach wohnen.<br />

Sie alle mischen sich zu einem abwechslungsreichen,<br />

bunten Gesellschaftsbild.<br />

5<br />

Familien


6<br />

Eltern<br />

Lebenswelt-Experten<br />

Wie sollten Eltern sein? Die Antworten auf diese Frage prasseln auf Mütter <strong>und</strong> Väter<br />

nur so nieder. Denn dazu werden ihnen aus allen Ecken unzählige Ratschläge erteilt.<br />

Ob sie darum gebeten haben oder nicht – hier gibt nahezu jeder seinen Senf dazu.<br />

Die meisten Ratschläge beginnen<br />

mit den Worten „Eltern sollten …“<br />

oder „Eltern sollten nicht …“. Schon<br />

solche Satzanfänge sind Gr<strong>und</strong><br />

genug, Vorsicht walten zu lassen,<br />

gerade wenn es um den Umgang<br />

mit dem Kind geht. Denn in der<br />

Regel kürzen sich die Antworten<br />

gegenseitig weg, weil auf die gleiche<br />

Frage der eine hü sagt <strong>und</strong> der<br />

andere hott. Auf der Suche nach<br />

der einzig „richtigen“ Antwort darauf,<br />

wie Eltern sein sollten <strong>und</strong> was<br />

sie zu tun <strong>und</strong> zu lassen haben,<br />

können sich Mütter <strong>und</strong> Väter also<br />

schnell im Dschungel widersprüchlicher<br />

Weisheiten verlieren.<br />

Dabei steht fest, dass Eltern über<br />

ausreichend eigene Weisheit verfügen,<br />

die ihnen ein guter Kompass<br />

im Umgang mit ihrem Kind ist. Wenn<br />

es um das Beste für ihr Kind geht,<br />

informieren sich Eltern auch <strong>und</strong> tauschen<br />

ihre Erfahrungen aus. Denn<br />

nichts wünschen sie sich mehr als<br />

das Beste für ihr Kind. Das bedeutet<br />

jedoch für jeden etwas anderes, weil<br />

auch die elterlichen Erfahrungen<br />

<strong>und</strong> Werte sowie die familiäre Situation<br />

<strong>und</strong> die Rahmenbedingungen<br />

für Entscheidungen verschieden sind.<br />

Und es kommt ebenso auf das jeweilige<br />

Kind an. Eltern wissen: Was<br />

für das eine das Beste ist, muss für<br />

ein anderes noch lange nicht gelten.<br />

Und die BARMER <strong>GEK</strong> weiß:<br />

Mütter <strong>und</strong> Väter sind die Experten<br />

der Lebenswelt ihrer Kinder. Diese<br />

Lebenswelt lässt sich so wenig über<br />

einen Kamm scheren wie Eltern,<br />

Familien oder die Kinder selbst.


Einzigartige Wesen<br />

Kinder lieben Knetgummi. Daraus können sie die herrlichsten Gebilde nach ihren<br />

eigenen Vorstellungen formen. Eltern lieben ihre Kinder. Aber Kinder sind keine<br />

Knetgummimasse <strong>und</strong> können deshalb auch nicht nach Belieben modelliert werden.<br />

Kinder sind Individuen, ein jedes<br />

für sich. Jedes Kind entfaltet seine<br />

Schönheit in seiner Einzigartigkeit<br />

<strong>und</strong> möchte auch so gesehen <strong>und</strong><br />

akzeptiert werden.<br />

Der berühmte Schweizer Pädagoge<br />

Johann Heinrich Pestalozzi, noch<br />

heute Namensgeber vieler Einrichtungen<br />

für Kinder, hat schon vor<br />

langer Zeit festgestellt: „Ich vergleiche<br />

nie ein Kind mit einem anderen<br />

– ich vergleiche es nur mit sich<br />

1 selbst.“ Er wusste, dass jedes Kind<br />

eine einmalige Persönlichkeit besitzt,<br />

seine eigene Entwicklungsgeschwindigkeit<br />

hat, seine verschiedenen<br />

Charak termerkmale, Vorlieben,<br />

Rate mal!<br />

Wer lässt mich niemals allein?<br />

Wer sagt zu mir Schätzelein?<br />

Wer liest mir am Abend vor,<br />

trällert mit mir laut im Chor?<br />

Und wer bindet meine Schuh?<br />

Keine Frage: Das bist DU!<br />

Wer fragt dir Löcher in den Bauch?<br />

Spritzt dich mit dem Gartenschlauch?<br />

Wer kann säuseln wie ein Engel<br />

oder quengeln wie ein Bengel?<br />

Rate mal – <strong>und</strong> wer liebt dich?<br />

Ist doch klar: dein <strong>ICHbinICH</strong>!<br />

Interessen. Deshalb gibt es auf die<br />

Frage „Wie sind eigentlich Kinder?“<br />

nur eine Antwort, nämlich diese:<br />

Kinder sind …<br />

… aufgeschlossen, großäugig, dürr,<br />

zierlich, blass, frech, rotbackig, zart,<br />

leuchtend, hellblond, lustig, höflich,<br />

fleißig, keck, fre<strong>und</strong>lich, pünktlich,<br />

brav, ordentlich, mutig, ehrlich,<br />

eifrig, großzügig, cool, schlau, kräftig,<br />

schüchtern, selbstständig, sportlich,<br />

tüchtig, maulig, laut, traurig,<br />

zornig, furchtsam, frech, zerstreut,<br />

still, schmusig, braunhaarig, mollig,<br />

ängstlich, behutsam, direkt, erstaunt,<br />

ernst, geheimnisvoll, lieb,<br />

gerecht, gründlich, ausgelassen,<br />

humorvoll, klein, gesellig, r<strong>und</strong>lich,<br />

kreativ, gemütlich, künstlerisch,<br />

vergnügt, gelockt, nachdenklich,<br />

gemächlich, warmherzig, unternehmungslustig,<br />

sensibel, ordnungsliebend,<br />

schlampig, cholerisch, verträumt,<br />

ängstlich, stark, nervös,<br />

tierliebend, zornig, fröhlich, zurückgezogen,<br />

vorlaut, bescheiden,<br />

heikel, komisch, langsam, temperamentvoll,<br />

leise, munter, feinfühlig,<br />

neu gierig, rasant, reizend, überschwänglich,<br />

unermüdlich, vertrödelt,<br />

zufrieden, draufgängerisch,<br />

ritterlich, clever, redselig, charmant,<br />

innig, spontan, hilfsbereit, ehrgeizig,<br />

witzig, großzügig, durchsetzungs-<br />

fähig, gründlich, wild, ideenreich,<br />

launisch, tatkräftig, artig, unvernünftig,<br />

rücksichtsvoll, chaotisch, rebellisch,<br />

ruhig, <strong>und</strong>ankbar, mitfühlend,<br />

dynamisch, altklug, naschhaft,<br />

schmächtig, zickig, friedfertig,<br />

amüsant, gesellig, musikalisch,<br />

heiter …<br />

… <strong>und</strong> vieles mehr. Und auf jeden<br />

Fall alles zusammen. Und immer<br />

wieder noch ganz anders.<br />

1 Pestalozzi (1746 – 1826) aus: Pestalozzi-Fröbel-Haus<br />

(Hrsg.): 125 Jahre Erzieherinnenausbildung. Beiträge<br />

zur pädagogischen Arbeit, Berlin 2000.<br />

7<br />

Kinder


8<br />

Schritt für Schritt<br />

Die Entwicklung Ihres Kindes ist ist wie ein spannender Spaziergang<br />

entlang herrlich bunter Wiesen <strong>und</strong> üppig blühender Landschaften.<br />

Schritt für Schritt schreitet es voran. Aber zwischendurch<br />

bleibt Ihr Kind auch mal stehen <strong>und</strong> freut sich mit Ihnen,<br />

was es schon alles geschafft hat – um dann wieder ordentlich<br />

Tempo aufzunehmen. So spaziert jedes Kind den Abschnitt<br />

von seinem 18. Lebensmonat bis zu seinem 5. Geburtstag in<br />

seinem ganz eigenen Rhythmus. Mal steht es, mal geht es, <strong>und</strong><br />

manchmal macht es auch kleine Umwege. Immer aber hat es<br />

Sie, seine Eltern, an seiner Seite. Sie geben Ihrem Kind Sicherheit<br />

<strong>und</strong> Selbstvertrauen <strong>und</strong> staunen gemeinsam mit ihm, was<br />

es auf seinem Lebensweg alles zu entdecken gibt.<br />

Entwicklung


Ich bin ja ICH!<br />

Zwischen dem 18. Lebensmonat <strong>und</strong> dem 2. Geburtstag<br />

passiert etwas ganz Erstaunliches: Irgendwann entdeckt<br />

Ihr Kind sich selbst! Bisher hatte es in den Spiegel<br />

geschaut <strong>und</strong> diesem „anderen“ Kind entgegengelacht.<br />

Aber nun wird sich Ihr Kind seiner eigenen Person<br />

bewusst <strong>und</strong> empfindet Sie als Eltern nicht mehr nur als<br />

Verlängerung seiner Selbst. <strong>ICHbinICH</strong> <strong>und</strong> <strong>DUbistDU</strong> –<br />

diese Erkenntnis ist ein riesiger Entwicklungsschritt, den<br />

jedes Kind zu seiner eigenen Zeit vollzieht. „Das Gras<br />

wächst auch nicht schneller, nur weil man daran zieht“,<br />

sagt ein afrikanisches Sprichwort. Vertrauen Sie darauf!<br />

Dass jedes Kind sein eigenes Entwicklungstempo hat,<br />

stellen Eltern immer wieder fest. „Max kann schon<br />

ganz viele Wörter sagen <strong>und</strong> schaut sich zu gern Bilderbücher<br />

an. Aber auf das Sofa mag er noch nicht allein<br />

klettern“, erzählt Paula über ihren Sohn (21 Monate) <strong>und</strong><br />

schielt dabei zur gleichaltrigen Lena, die gerade das Sofa<br />

erstürmt hat <strong>und</strong> nun darauf geschickt herumhüpft.<br />

Aber natürlich ist mit Max alles in Ordnung <strong>und</strong> mit Lena<br />

auch. Nur die Interessenlagen der Kinder sind verschieden.<br />

Ohnehin verläuft die sprachliche <strong>und</strong> motorische<br />

Entwicklung von Kindern selten parallel, die meisten<br />

lernen erst sprechen <strong>und</strong> dann laufen, bei vielen ist es<br />

aber auch umgekehrt. Aber das wissen Eltern von<br />

eineinhalb- bis zweijährigen Kindern natürlich längst.<br />

Entdeckt!<br />

<strong>ICHbinICH</strong> <strong>und</strong> <strong>DUbistDU</strong>,<br />

ich seh mich <strong>und</strong> du siehst zu.<br />

<strong>ICHbinICH</strong> <strong>und</strong> WIRsindWIR,<br />

ich mag dich, du Strubbeltier.<br />

9<br />

› 18. bis 24. Monat


10<br />

Und was passiert noch in dieser Zeit?<br />

Bewegung<br />

Die Freude an den zunehmenden<br />

Bewegungsmöglichkeiten ist fast<br />

grenzenlos. Die allermeisten Kinder<br />

können in diesem Alter bereits ohne<br />

fremde Hilfe gehen, umschiffen<br />

meist schon geschickt alle Hindernisse,<br />

üben Klettern. Jede Bewegungsform<br />

ist willkommen, das<br />

„richtige“ Fallen – nämlich sich nach<br />

vorn abstützend – gehört natürlich<br />

auch dazu. Nur Kinder, die in Lauflernhilfen<br />

das Fallen nicht lernen<br />

durften, sind jetzt einem erhöhten<br />

Verletzungsrisiko ausgesetzt.<br />

› 18. bis 24. Monat<br />

Sprache<br />

In dieser Zeit explodiert der Wortschatz<br />

Ihres Kindes, jeden Tag fügt<br />

es neue Wörter zunächst zu Zweiwortsätzen<br />

zusammen. So entstehen<br />

bereits kleine Mitteilungen <strong>und</strong> Gespräche,<br />

obwohl es noch nicht alle<br />

Sprachlaute beherrscht. R<strong>und</strong> um<br />

den 2. Geburtstag spricht das Kind<br />

dann schon über sein eigenes Tun<br />

<strong>und</strong> bezeichnet viele konkrete Dinge<br />

im Bilderbuch. Es singt oder summt<br />

vielleicht auch schon kleine Lieder.<br />

Jetzt kann es auch über Dinge nachdenken,<br />

die es gar nicht sieht. Gerade<br />

war der Teddy doch noch da,<br />

jetzt ist er weg. Wo ist er nur? Das<br />

Kind wird sich unverzüglich auf die<br />

Suche machen.<br />

Vorlieben<br />

Ihr Kind schätzt nun jede Gesellschaft<br />

<strong>und</strong> Anregung <strong>und</strong> lernt<br />

allmählich, nicht nur neben, sondern<br />

auch mit anderen Kindern zu spielen.<br />

Nun könnte es auch herausfinden:<br />

Wenn ich dem Christof auf den<br />

Kopf haue, setzt das richtig viele<br />

Leute ordentlich in Bewegung. Wie<br />

toll!! Wie interessant!! Böse meint<br />

es das Kind beileibe nicht – aber<br />

so eine Aufregung ist doch einfach<br />

zu spannend, oder? Unaufgeregte<br />

Reaktionen <strong>und</strong> eine kurze, fre<strong>und</strong>liche<br />

Erklärung entspannen die<br />

Situation ziemlich schnell <strong>und</strong> führen<br />

das Kind auch zu einem besseren<br />

Miteinander.<br />

Nach der Entdeckung des <strong>ICHbinICH</strong><br />

wird auch der Begriff „allein“ wichtig.<br />

Das Kind möchte allein seine<br />

Kleidung heraussuchen, sich ganz<br />

allein anziehen <strong>und</strong> seine Hände<br />

waschen. Und es entwickelt genaue<br />

Vorstellungen darüber, was <strong>und</strong> wie<br />

es etwas machen möchte. So spürt<br />

es seine Selbstwirksamkeit, muss<br />

aber auch mit Erfolg <strong>und</strong> Misserfolg<br />

umgehen lernen. In dieser Phase<br />

wird das Kind vom Volksm<strong>und</strong> häufig<br />

„Trotzkopf“ genannt (lesen Sie<br />

dazu auch Seite 15).


› Puh, schon wieder neue Schuh'!<br />

Kinderfüße sind besonders weich <strong>und</strong> formbar. Muskeln<br />

<strong>und</strong> Knochen müssen sich erst noch entwickeln <strong>und</strong><br />

trainiert werden. Umso wichtiger ist das richtige <strong>und</strong><br />

vor allem passende Schuhwerk, denn zu kleine Schuhe<br />

können den jungen Fuß schnell verformen. Laut B<strong>und</strong>esärztekammer<br />

steckt über die Hälfte aller Kinderfüße in<br />

zu kleinen Schuhen.<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich sollten Kinder so viel wie möglich<br />

barfuß laufen. Dafür plädiert Dr. Wieland Kinz, Autor<br />

des Buches „Kinderfüße – Kinderschuhe“. Schuhe<br />

dienen Kinderfüßen also eigentlich nur zum Schutz<br />

vor Verletzungen, Nässe <strong>und</strong> Kälte.<br />

Ist das so richtig? Ja! Einen besonderen Halt oder eine<br />

Stütze durch ein Fußbett oder Polster benötigen Kinderschuhe<br />

nicht. Sie sollten leicht, weich <strong>und</strong> biegsam sein,<br />

damit Gelenke <strong>und</strong> Wirbelsäule so wenig wie möglich<br />

belastet werden <strong>und</strong> der Fuß ohne Widerstand abrollen<br />

kann.<br />

Wenn Ihr Kind ein Paar neue Schuhe braucht, gehen<br />

Sie mit ihm am besten in den Nachmittagsst<strong>und</strong>en<br />

einkaufen. Denn auch zarte Kinderfüßchen schwellen<br />

im Laufe des Tages an. Die passende Größe wird mit<br />

WMS-Fußmessgeräten ermittelt. Diese messen nicht<br />

nur die Fußlänge, sondern auch die -weite. Gute Fachgeschäfte<br />

verfügen zusätzlich über spezielle Innenmessgeräte.<br />

Ebenso hilfreich ist es, wenn Sie einen Abdruck<br />

beider Füße Ihres Kindes auf eine Pappe aufzeichnen <strong>und</strong><br />

vorn 12 mm hinzufügen. Wenn die Schablonen dann<br />

ohne Probleme in die Schuhe Ihres Kindes passen, haben<br />

Sie die richtige Größe erwischt. Verlassen Sie sich dabei<br />

nicht allein auf die Größenangaben. Da es keine gesetzlich<br />

vorgeschriebene Schuhgrößennorm gibt, können die<br />

Größen je nach Hersteller sehr unterschiedlich ausfallen.<br />

Kinderfüße wachsen im Durchschnitt 1 bis 2 mm im<br />

Monat, das entspricht etwa drei Schuhgrößen im Jahr!<br />

Deshalb sollten Sie regelmäßig überprüfen, ob die<br />

Schuhe noch passen. Der berühmte „Daumendruck“<br />

hilft hier weniger, denn Kinder ziehen dabei meist<br />

reflexartig die Zehen zurück.<br />

Übrigens darf es ruhig auch ein gebrauchtes Paar Schuhe<br />

sein. Achten Sie jedoch darauf, dass die Schuhe nicht<br />

zu aus getreten oder einseitig abgelaufen sind. Weitere<br />

Informationen finden Sie unter www.kinderfuesse.com.<br />

› Kinderfüße wachsen im<br />

Durchschnitt 1 bis 2 mm<br />

im Monat, das entspricht<br />

etwa drei Schuhgrößen<br />

im Jahr!<br />

11<br />

› 18. bis 24. Monat


12<br />

Das Mitgefühl erwacht<br />

Konnte sich Ihr Kind bisher noch nicht in andere hineinversetzen, so beginnt es jetzt<br />

langsam, still <strong>und</strong> leise damit: Ihr Kind entwickelt Mitgefühl. Wenn Sie das bemerken,<br />

vollzieht es gerade wieder einen ganz wichtigen Schritt.<br />

In dieser Entwicklungsphase möchte<br />

es auch schon mal für Sie oder seine<br />

Fre<strong>und</strong>e „sorgen“. Sind beispiels-<br />

weise seine eigenen Händchen kalt<br />

<strong>und</strong> brauchen Handschuhe, dann<br />

sollen auch die Hände des anderen<br />

gewärmt werden. Genießen Sie<br />

diese anrührenden, fürsorglichen<br />

Momente, für die Ihr Kind eine<br />

große Leistung erbringt!<br />

Allerdings streiten sich Zweijährige<br />

mitunter auch schon einmal heftig,<br />

sowohl untereinander als auch<br />

mit Ihnen. Sie wollen viel <strong>und</strong> vor<br />

allem am liebsten alles auf einmal<br />

<strong>und</strong> möglichst allein. Doch solche<br />

Auseinandersetzungen müssen sein,<br />

denn sie trainieren die sozialen<br />

Fähigkeiten. Zweijährige stecken<br />

› 25. bis 30. Monat<br />

voller unbändiger Entdeck ungslust<br />

<strong>und</strong> Experimentierfreude – nicht<br />

immer zur Freude ihrer Eltern. Denn<br />

unverhofft kommt dabei häufig<br />

Schabernack heraus, auch wenn das<br />

kein Kind böse meint. Ist aber auch<br />

zu interessant, wie lang eine Klopapierrolle<br />

sein kann! Oder wie es<br />

schön spritzt, wenn man tüchtig in<br />

die Pfütze tritt.<br />

Und sonst?<br />

Kontrolle über den Körper<br />

Treppen kann Ihr Kind jetzt schon<br />

ohne Ihre Hilfe bewältigen, beim<br />

Hinuntersteigen hält es sich fest. Es<br />

geht bereits sicher <strong>und</strong> trainiert auch<br />

alle anderen Bewegungsformen mit<br />

Lebenslust. Auch feinmotorisch hat<br />

es sich weiterentwickelt, zum Beispiel<br />

klappt das selbstständige Essen<br />

mit dem Löffel schon recht gut.<br />

Überhaupt kann es jetzt viel aufmerk<br />

samer Körpersignale wahrnehmen.<br />

In dieser Zeit entwickelt es<br />

auch allmählich den Wunsch, seine<br />

Windel „loszuwerden“.<br />

Sprache <strong>und</strong> Denken<br />

„Lilly weg!“, ruft Ihr Kind Ihnen vielleicht<br />

in dieser Entwicklungsphase<br />

zu, wenn es Verstecken spielt. Denn<br />

es kann sich jetzt beim Vornamen<br />

nennen <strong>und</strong> kennt schon die Eigenschaft<br />

„weg“. Ansonsten bereichern<br />

jeden Tag neue Bedeutungen sein<br />

noch junges Sprachrepertoire, <strong>und</strong><br />

es versteht auch „Auf Wiedersehen“<br />

<strong>und</strong> „Tschüss“.<br />

Vorlieben<br />

Nicht immer kann Ihr Kind jetzt alle<br />

auf es einstürmenden Eindrücke<br />

<strong>und</strong> das Neugelernte gleich richtig<br />

sortieren. Hier helfen ihm verlässliche<br />

<strong>und</strong> immer wiederkehrende<br />

Abläufe im Alltag. Sie sorgen auch<br />

für eine Strukturierung des Denkens<br />

das beginnt, immer abstrakter zu<br />

werden. Dann bricht die Zeit der<br />

„So-als-ob-Spiele“ an. Das Kind tut<br />

so, als ob es sein Kuscheltier füttert,<br />

<strong>und</strong> funktioniert den Bauklotz kurzerhand<br />

zum Rennauto um. Für<br />

Eltern besonders schön: Jetzt hilft<br />

Ihr Kind Ihnen bei allen Tätigkeit<br />

allzu gern mit!


› „Braucht Ihrer noch Windeln?“<br />

Sauberkeitserziehung – was für ein merkwürdiges Wort!<br />

Es will uns weismachen, das Kind tue etwas „Schmutziges“<br />

<strong>und</strong> Eltern müssten es zur „Sauberkeit“ erziehen.<br />

Damit soll hier ein für allemal aufgeräumt werden.<br />

Um es gleich zu sagen: Ihr Kind hat bis zu seinem<br />

4. Lebensjahr ausreichend Zeit, sich von seinen Windeln<br />

zu verabschieden. Was die die Nacht anbelangt, sprechen<br />

Fachleute sogar vom 6. Lebensjahr. Trotzdem<br />

beginnen viele Eltern mit dem „Sauberkeitstraining“<br />

noch vor dem 2. Geburtstag des Kindes. Aber in diesem<br />

Alter können Kinder meist noch gar nicht „trocken“,<br />

geschweige denn „sauber“ werden. Denn ihrem Gehirn<br />

fehlt dafür die nötige Reife. Reif heißt: Ihr Kind registriert<br />

von sich aus den Ausscheidungsdruck <strong>und</strong> kann ihn<br />

so lange kontrollieren, bis es auf der Toilette oder dem<br />

Töpfchen sitzt. Zudem muss das Kind den eigenen<br />

Wunsch verspüren, sich von der Windel schrittweise<br />

zu verabschieden <strong>und</strong> sozial in die „Sauberkeitsliga“<br />

aufzusteigen. Alle diese Meilensteine brauchen ihre Zeit.<br />

Wie lange dieser schrittweise Entwicklungsprozess dauert,<br />

ist von Kind zu Kind verschieden. Er kann <strong>und</strong> sollte<br />

von den Eltern nicht erzieherisch eingeleitet oder beeinflusst<br />

werden. Das Kind spürt nämlich ganz von allein,<br />

wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist. Dann wird<br />

Ihnen Ihr Kind von sich aus signalisieren: Ich bin so weit!<br />

Der erste Schritt ist vollzogen, wenn das Kind sein großes<br />

Geschäft in der Hose selbst registriert <strong>und</strong> rasch eine<br />

frische Windel wünscht. Trotzdem wird es ihm im zweiten<br />

Schritt zunächst vorerst gelingen, den Urinabgang<br />

während des Tages zu steuern <strong>und</strong> trocken zu werden.<br />

Die Kontrolle über das Wasserlassen <strong>und</strong> über den Stuhlgang<br />

in der Nacht erfolgt erst im dritten Schritt. Alle<br />

Schritte erfordern von Eltern die nötige Gelassenheit <strong>und</strong><br />

Vertrauen ins Kind.<br />

Doch leider versuchen Mütter <strong>und</strong> Väter immer wieder,<br />

diesen Prozess zu beschleunigen. Sie setzen ihr Kind<br />

zu früh aufs Töpfchen, sie loben es überschwänglich,<br />

wenn es mal nicht in die Windel gemacht hat, sie<br />

sprechen abfällig über die Produkte in der Windel, sie<br />

halten ihrem Kind andere Kinder als Vorbild vor <strong>und</strong><br />

vieles mehr. Solche Verhaltensweisen helfen dem Kind<br />

nicht. Im Gegenteil – sie können schwere Konflikte<br />

er zeugen. Denn das Kind möchte den Eltern zuliebe gut<br />

funktionieren, ist dazu aber noch gar nicht in der Lage.<br />

Deshalb sei allen Eltern gesagt: Lassen auch Sie sich<br />

selbst von niemandem unter Druck setzen. Denn der<br />

Zeitpunkt, wann Ihr Kind verlässlich „sauber“ ist,<br />

hat nichts mit Ihrer erfolgreichen (oder erfolglosen)<br />

Erziehung zu tun! Das hat auch der Kinderarzt <strong>und</strong><br />

Entwicklungsexperte Prof. Remo Largo 1 in der Züricher<br />

Längsschnittstudie bewiesen. Für die Studie wurde<br />

die nächtliche Blasenkontrolle von zwei Kindergruppen<br />

untersucht. Die Eltern der ersten Gruppe begannen<br />

deutlich vor dem 2. Geburtstag mit der „Sauberkeitserziehung“<br />

<strong>und</strong> investierten darin viel Zeit <strong>und</strong> Energie;<br />

die Eltern der zweiten Gruppe reagierten erst auf eindeutige<br />

Signale der Kinder am Ende des 2. Lebensjahres.<br />

In beiden Gruppen war das Ergebnis gleich: Mit durchschnittlich<br />

vier Jahren waren die Kinder auch nachts<br />

trocken. Nur mit dem Unterschied, dass es in den Familien<br />

der zweiten Gruppe viel entspannter zuging.<br />

1 Largo, R.: Kinderjahre, Verlag Pieper 2009.<br />

13<br />

› 25. bis 30. Monat


14<br />

Wie die Eltern<br />

Bis zum 3. Geburtstag steht Sortieren auf der Tagesordnung. Ihr Kind sortiert nun wie<br />

ein Weltmeister: Gabel zu Gabel, Löffel zu Löffel, groß zu groß, Rot zu Rot. Schließlich<br />

braucht die Welt eine Ordnung!<br />

Der Sortiereifer entsteht auch durch<br />

die schärfer werdende Beobachtungsgabe<br />

Ihres Kindes. Es „lernt“<br />

auch häusliche Szenen <strong>und</strong> beginnt,<br />

diese im Rollenspiel darzustellen.<br />

Das Kind spielt die Wirklichkeit, so<br />

wie es sie erlebt, realistisch nach.<br />

So manche Eltern können sich dabei<br />

„erwischt“ fühlen, wenn ihr Kind<br />

beim „Telefonieren“ sogar den richtigen<br />

Tonfall <strong>und</strong> die täuschend<br />

echte Körperhaltung <strong>und</strong> Mimik des<br />

Papas trifft. Und da es jetzt auch<br />

mit seinem Kuscheltier spricht, sind<br />

auch hier Parallelen zu elterlichem<br />

Verhalten nicht ausgeschlossen …<br />

Die Geschicklichkeit Ihres Kindes ist<br />

jetzt schon ziemlich ausgeprägt.<br />

Falten Sie doch mal Papier mit ihm<br />

oder stecken Sie Perlen mit ihm auf<br />

einen Draht – Sie werden staunen,<br />

wie gut Ihr Kind das wahrscheinlich<br />

schon kann. Auch die Körperbeherrschung<br />

Ihres Kindes ist viel weiter<br />

vorangeschritten, beispielsweise versucht<br />

es sich jetzt schon im Zehenballenlauf<br />

<strong>und</strong> kann natürlich flitzen<br />

wie ein Olympiasieger!<br />

Auch der weiter wachsende Wortschatz<br />

geht ihm immer geschmeidiger<br />

über die Zunge, selbst so<br />

schwierige Laute wie z oder x. Probieren<br />

Sie doch mal mit Ihrem Kind<br />

den Spruch „Kennst du ein Wort<br />

mit X – ich glaube fast, da gibt es<br />

nix!“ Das wichtige Wort ICH ist jetzt<br />

übrigens auch wichtiger Teil seines<br />

aktiven Wortschatzes.<br />

› 31. bis 36. Monat<br />

Das Kind spricht jetzt<br />

auch gerne mit seinem<br />

Kuscheltier – w<strong>und</strong>ern<br />

Sie sich nicht, wenn<br />

Sie dabei Parallelen zu<br />

Ihrem eigenen Verhalten<br />

wiederfinden …<br />

Gleichzeitig reift auch das Wortverständnis.<br />

Dass es nun kleine Aufträge<br />

für Sie erfüllt oder Sie gern<br />

zum Lachen bringt, hängt ebenfalls<br />

damit zusammen. Ihr Kind versteht<br />

immer mehr, freut sich daran <strong>und</strong><br />

will noch mehr wissen. Es fragt <strong>und</strong><br />

fragt, was zu interessanten Gesprächen<br />

führt, auch über Gefühle: Die<br />

Warum-Phase ist in vollem Gange.<br />

Und die Trotzphase übrigens auch.<br />

Großes Interesse hat Ihr Kind jetzt<br />

auch an seinem eigenen Körper <strong>und</strong><br />

dem der anderen. Es kann auch mit<br />

Doktorspielen seinem Forschereifer<br />

nachgehen <strong>und</strong> sich selbst befriedigen.<br />

Das ist immer ein ges<strong>und</strong>es<br />

Zeichen für ein gutes Verhältnis zum<br />

Körper <strong>und</strong> zur Sexualität <strong>und</strong> sollte<br />

Sie nicht unsicher machen. Im<br />

Gegenteil: Eltern, die dem Verhalten<br />

des Kindes ohne Schamgefühle oder<br />

Abwertung begegnen <strong>und</strong> unbefangen<br />

mit ihm über den menschlichen<br />

Körper <strong>und</strong> die damit verb<strong>und</strong>enen<br />

Gefühle sprechen, legen den Gr<strong>und</strong>stein<br />

für die spätere erfüllende Sexualität<br />

ihres Kindes.<br />

Vorlieben<br />

Ihr Kind schätzt nun die Gesellschaft<br />

anderer Spielkameraden sehr. Das<br />

ist kein W<strong>und</strong>er <strong>und</strong> entspricht dem<br />

Entwicklungsstand seiner Reife –<br />

schließlich geht es ja auf seinen<br />

3. Geburtstag <strong>und</strong> damit auf seine<br />

Kindergartenzeit zu. Wenn also<br />

kleine Fre<strong>und</strong>e bei Ihnen zu Besuch<br />

sind, könnte es sein, dass sie wie<br />

Fröschchen durch die Wohnung<br />

springen oder wie ein Löwe um die<br />

Ecke schleichen. In diesem Alter<br />

sind Kinder von Tieren nämlich besonders<br />

fasziniert. Bei diesem Spiel<br />

können die Kleinen auch schon<br />

ganz prima die Regel einhalten:<br />

Erst kommt der eine dran, so lange<br />

warte ich, <strong>und</strong> dann komme ich<br />

selbst dran.


› „Was bist du nur für ein Trotzkopf?!“<br />

Die Bezeichnung „Trotzphase“ für ein bestimmtes kindliches<br />

Verhalten zwischen dem 2. <strong>und</strong> 4. Lebensjahr ist<br />

irgendwie ärgerlich. Denn das Kind trotzt ja nicht den<br />

Eltern, sondern erkennt zunächst nur seinen eigenen<br />

Willen. Es versucht ihn auszudrücken <strong>und</strong> will selbstständiger<br />

werden. Das sind wichtige Entwicklungsaufgaben,<br />

die nicht über Nacht gelingen. Und es muss auch erst<br />

lernen, mit seinen heftigen Gefühlen fertig zu werden,<br />

wenn gerade erst entdeckte Wünsche <strong>und</strong> Ziele nicht<br />

Wirklichkeit werden.<br />

Es regnet. Julian (2 Jahre) will nicht nach draußen. Er will<br />

auch keine Regenjacke anziehen <strong>und</strong> schon gar nicht mit<br />

Mama einkaufen gehen. Wenn er jetzt doch nur sagen<br />

könnte: „Liebe Mama, ich spiele doch grade so schön mit<br />

den Bauklötzen <strong>und</strong> muss jetzt dringend einen Riesenturm<br />

bauen. Wir können doch nachher zusammen einkaufen<br />

gehen, okay? Außerdem regnet es so doll. Findest<br />

du es in meinem Zimmer nicht auch viel gemütlicher?!“.<br />

Aber Julians Wortschatz reicht dafür natürlich nicht aus<br />

<strong>und</strong> er kann für sich auch noch keine Handlungsalternative<br />

entwickeln. Deshalb schmeißt sich der Junge wutentbrannt<br />

auf den Boden, als die Mutter ihn in die<br />

Regensjacke stecken will, tritt um sich <strong>und</strong> schreit wie am<br />

Spieß. Da wird die Mutter böse. „Jetzt ist aber Schluss,<br />

mein Fre<strong>und</strong>chen! Mach bloß kein Theater <strong>und</strong> führ dich<br />

hier nicht wie ein wilder Affe auf!“<br />

Ein Kind in der „Trotzphase“ empfinden viele Eltern als<br />

„bockig wie ein störrischer Esel“, „stur“ <strong>und</strong> „nichts <strong>und</strong><br />

niemandem mehr zugänglich“. Tendenziell stimmt das<br />

› Ein Kind in der „Trotzphase“<br />

empfinden viele Eltern als „bockig<br />

wie ein störrischer Esel“, „stur“<br />

<strong>und</strong> „nichts <strong>und</strong> niemandem mehr<br />

zugänglich“.<br />

auch. Denn in diesen Momenten trotzt das Kind der Gefahr,<br />

die seinen eigenen Willen <strong>und</strong> seine Selbstständigkeit<br />

bedroht. Das kann auch ein elterliches „Nein“ sein.<br />

Solche Wutknoten-Szenarien sind für Mütter <strong>und</strong> Väter<br />

anstrengend <strong>und</strong> in der Öffentlichkeit zuweilen sogar<br />

peinlich. Aber eigentlich sollten sich Eltern darüber freuen,<br />

denn so signalisiert das Kind: Mein Wille ist erwacht!<br />

Entwicklungspsychologen nennen das „Autonomiephase“.<br />

Mit wachsender Sprachfähigkeit <strong>und</strong> steigendem<br />

Vorstellungsvermögen wird das Kind lernen, seine<br />

Wünsche auszudrücken, seine Frustrationsgrenze zu erweitern<br />

<strong>und</strong> sich angemessen abzugrenzen.<br />

Für diesen Weg in die Selbstständigkeit brauchen gerade<br />

„Trotzköpfchen“ die liebevolle Unterstützung ihrer Eltern.<br />

Besonders liebevoll unterstützen Sie Ihr „Trotzköpfchen“,<br />

wenn Sie ihm in „Ich will aber“-Situationen erst mal zurückmelden:<br />

Ja, ich habe dich verstanden – du möchtest<br />

lieber dies oder das tun. Erklären Sie dann kurz <strong>und</strong> klar,<br />

warum das jetzt nicht geht. Jeder Mensch kann nämlich<br />

un populäre Entscheidungen leichter akzeptieren, wenn<br />

er den Gr<strong>und</strong> kennt. Lassen Sie Ihr Kind in seiner nun folgenden<br />

Enttäuschung aber nicht allein, sondern zeigen<br />

Sie ihm jetzt eine Alternative auf. Zum Beispiel: „Erst<br />

gehen wir zusammen einkaufen, dafür bauen wir danach<br />

zusammen einen Turm.“ Oder: „Nein, die Schokolade<br />

kaufe ich dir nicht, aber dafür darfst heute du an der<br />

Kasse bezahlen.“ Beschließen Sie die Lösung möglichst<br />

mit Ihrem Kind gemeinsam, so fühlt es sich ernst genommen,<br />

spürt Selbstwirksamkeit <strong>und</strong> lernt „nebenbei“<br />

Demokratie.<br />

15<br />

› 31. bis 36. Monat


16<br />

Imaginäre Fre<strong>und</strong>e<br />

Herzlichen Glückwunsch zum 3. Geburtstag Ihres Kindes! Möglicherweise hat es sich<br />

heute schon ganz allein angezogen.<br />

Diesen Schritt in die Eigenständigkeit<br />

vollzieht Ihr Kind etwa in diesem<br />

Alter. Deshalb wird es auch sofort<br />

das neue T-Shirt anprobieren: Erst<br />

den rechten Arm, dann den linken<br />

Arm – rechts <strong>und</strong> links lernt Ihr Kind<br />

jetzt auch zu unterscheiden.<br />

Es kann ohnehin schon so viel, dass<br />

vielleicht nun die Zeit für den Besuch<br />

des Kindergartens gekommen ist.<br />

(Lesen Sie dazu auch ab Seite 24.)<br />

Es kennt die meisten Gr<strong>und</strong>farben,<br />

kann geschickt einen Stift führen,<br />

beherrscht die Treppe sicher, erzählt<br />

Ihnen allzu gern von seinen Erlebnissen<br />

<strong>und</strong> folgt auch Ihrer Geschichte<br />

gespannt wie ein Flitzebogen. Na,<br />

wenn das nicht riesige Entwicklungs-<br />

Wattebäuschchen<br />

An einem gräulich schwarzen Tag<br />

ein <strong>ICHbinICH</strong> im Bettchen lag.<br />

Es wisperte: „Papi, komm mal her,<br />

ich fürchte mich im Dunkeln sehr.“<br />

Der mächtig starke Herr Papa<br />

war flitzeblitze sofort da.<br />

Und was trug er in seiner Hand,<br />

das sich im Handumdrehen fand?<br />

Ein Wattebäuschchen, kuschelweich!<br />

Drauf setzte er die Furcht sogleich<br />

<strong>und</strong> blies sie weg mit Pustebacken –<br />

da saß sie keinem mehr im Nacken.<br />

Schon gackerte das <strong>ICHbinICH</strong>:<br />

„Haha, die Angst, die fürchtet sich!“<br />

› 37. bis 42. Monat<br />

sprünge sind?! Apropos Sprung:<br />

Ein Kind mit dreieinhalb Jahren ist<br />

überhaupt ein rechter Springinsfeld.<br />

Bewegung <strong>und</strong> Spiel werden jetzt<br />

ganz groß geschrieben. Und da tagsüber<br />

jetzt meist auch keine Windel<br />

mehr getragen wird, stört sie auch<br />

nicht mehr beim Spiel mit anderen.<br />

Nun kommt auch die Zeit für feste<br />

Fre<strong>und</strong>e. Ihr Kind knüpft jetzt viele<br />

neue Kontakte. Und dass Beziehungen<br />

auch Regeln unterliegen, kann<br />

es auch schon recht gut akzeptieren.<br />

Ganze Sätze macht Ihr Kind aber<br />

nicht nur in Sachen Bewegung, sondern<br />

vor allem beim Sprechen. Seine<br />

Grammatik vervollständigt sich, es<br />

ist jetzt bereits in der Lage einfache<br />

Nebensätze zu bilden. Und der Mitteilungsdrang<br />

Ihres Kindes ist riesengroß:<br />

„Und dann, <strong>und</strong> dann, <strong>und</strong><br />

dann …“ Freuen Sie sich über Ihre<br />

kleine Quasselstrippe!<br />

In dieser Zeit blüht auch die Fantasie<br />

Ihres Kindes immer mehr auf.<br />

In manchen Familien kann sogar ein<br />

imaginärer Fre<strong>und</strong> des Kindes eine<br />

Weile zu Gast sein. Akzeptieren Sie<br />

dieses neue Familienmitglied einfach,<br />

liebe Eltern, denn es stärkt Ihr Kind,<br />

hilft ihm, Belastendes zu verarbeiten<br />

– <strong>und</strong> verschwindet auch wieder.<br />

Und wenn Sie Ihre Fantasie auch<br />

selbst mal fliegen lassen, können Sie<br />

Ihr Kind doppelt so gut unterstützen!


› Schlafe, mein Kindchen, schlafe ein …<br />

Über Ratgeberbücher, die uns weismachen wollen,<br />

dass jedes Kind schlafen lernen kann, schimpft<br />

Marina (36 Jahre) noch heute: „Das fand ich unmöglich!<br />

Schon allein der ‚Behandlungsplan‘ <strong>und</strong> die ganzen<br />

technischen Anweisungen – als ob unser Michi ein<br />

Gegenstand wäre!“ Dabei schlief ihr Michael schon<br />

als Baby schlecht ein <strong>und</strong> selten durch. Und im Kindergartenalter<br />

schreckte er oft aus bösen Träumen hoch<br />

<strong>und</strong> schlüpfte dann meist zu Mama <strong>und</strong> Papa ins Bett.<br />

Heute ist der Junge sechs <strong>und</strong> schlummert tief <strong>und</strong><br />

fest im eigenen Bett. Er hat mit den Eltern seinen Weg<br />

in den Schlaf gef<strong>und</strong>en. Lassen auch Sie sich nicht<br />

ver unsichern, sondern gönnen Sie sich <strong>und</strong> Ihrem Kind<br />

dafür die nötige Zeit. Denn Schlafforscher wissen:<br />

1.<br />

Jeder Mensch hat sein individuelles Schlafbedürfnis<br />

<strong>und</strong> seinen eigenen Rhythmus. Das gilt auch für Kinder.<br />

Sie brauchen zwar mehr Schlaf als Erwachsene (bis zum<br />

5. Lebensjahr etwa 11 von 24 St<strong>und</strong>en), aber auch ihr<br />

Schlafbedürfnis nimmt mit zunehmendem Alter ab.<br />

2.<br />

So wie Kinder lernen, Hunger <strong>und</strong> Durst zu „merken“<br />

<strong>und</strong> zu äußern, müssen sie auch lernen, Müdigkeit wahrzunehmen<br />

<strong>und</strong> zu akzeptieren.<br />

3.<br />

Es gibt keine „richtige“ Methode, Kindern das Schlafen<br />

„beizubringen“. Dem einen tut beim Einschlafen eine<br />

kleine Geräuschkulisse gut, dem anderen Stille. Dem<br />

einen ein bisschen Licht, dem anderen Dunkelheit.<br />

4.<br />

Kinder verändern sich ständig. In einer neuen Entwicklungsphase<br />

oder nach einer Krankheit kann plötzlich alles<br />

anders sein – auch der Schlaf.<br />

5.<br />

In der leichtesten Schlafphase können Kinder schon ab<br />

zwei Jahren schlechte Träume haben. Am häufigsten<br />

kommt das zwischen dem 3. <strong>und</strong> 4. Lebensjahr vor, weil<br />

jetzt die Fantasie aufblüht.<br />

Hier einige Tipps von Eltern für Eltern mit Kindern<br />

zwischen 18 Monaten <strong>und</strong> fünf Jahren:<br />

■ „Annas guter Schlaf fängt doch bei mir selbst an.<br />

Man sollte nicht darauf lauern, dass das Kind endlich<br />

einschläft.“ Nicole, 29 Jahre<br />

■ „Mira will uns ja nicht ärgern, wenn sie nicht durchschlafen<br />

kann. Deshalb würde ich sie nachts auch nie<br />

abweisen – egal, was andere sagen.“ Bernd, 33 Jahre<br />

■ „Abends wird bei uns nicht mehr getobt. Und es gibt<br />

immer eine Gutenachtgeschichte oder ein kleines Lied.<br />

Das fand ich als Kind genauso schön wie unsere Krissi<br />

heute.“ Lena, 23 Jahre<br />

■ „Valentin beschäftigen Ungeheuer <strong>und</strong> Dinos im Mo-<br />

ment enorm. Aber seit ich abends zu seinem „Schutz“<br />

seine Dinosaurier r<strong>und</strong> um sein Bett aufstelle, schläft er<br />

wie ein Murmeltier. Die Fantasie des Kindes kann auch<br />

ein Verbündeter sein.“ Peter, 38 Jahre<br />

Diese Meinungen zeigen: Kinder können vielfältig dabei<br />

unterstützt werden, erholsam zu schlafen. Finden Sie<br />

heraus, was Ihrem Kind Vertrauen, Geborgenheit <strong>und</strong><br />

Sicherheit gibt! Hans (33 Jahre), einem liebevollen Vater,<br />

ist das in besonders schöner Weise gelungen – er hat<br />

seiner Tochter Kristina folgendes Schlaflied geschrieben:<br />

Schlafe, mein Kindchen, schlafe ein.<br />

Ich erzähl dir ein kleines Träumelein.<br />

Das handelt von einem fernen Land<br />

<strong>und</strong> ist dir aus deinen Träumen bekannt.<br />

Schlafe, mein Kindchen, schlafe ein.<br />

Lala, la, lala, la, laa<br />

Der Affe auf dem Baume sitzt,<br />

die Äffin durch die Büsche flitzt.<br />

Der Löwe schüttelt seinen Kopf<br />

<strong>und</strong> denkt, der Affe ist ein Tropf!<br />

Schlafe, mein Kindchen, schlafe ein.<br />

Lala, la, lala, la, laa<br />

17


18<br />

Gestern, heute <strong>und</strong> morgen<br />

„Gestern war ich bei Luisa. Heute bin ich bei Valli. Und morgen gehe ich zu Lukas.“<br />

Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft – Ihr Kind kennt alle drei Zeitformen <strong>und</strong> kann sich<br />

darin auch ausdrücken.<br />

Damit lernt es, Ereignisse noch besser<br />

einzuordnen, <strong>und</strong> es lernt zugleich,<br />

sich zu gedulden. Wenn Sie<br />

ihm also sagen, dass Sie heute<br />

Morgen keine Zeit haben, aber dafür<br />

heute Abend, oder wenn Sie ihm<br />

versprechen, morgen mit ihm ins<br />

Schwimmbad zu gehen statt heute,<br />

dann versteht das Ihr Kind. Aber<br />

natürlich heißt das nicht gleich, dass<br />

es damit auch immer einverstanden<br />

ist …<br />

In den Hosentaschen oder im Rucksack<br />

Ihrer Tochter oder Ihres Sohnes<br />

werden Sie jetzt eine Menge seltsamer<br />

Dinge finden: Blätter, Steine,<br />

einen Wurm, ein Stück Moos, eine<br />

Glasscherbe. In diesem Fall haben<br />

Sie nicht nur einen passionierten<br />

Sammler in der Familie, sondern<br />

› 43. bis 48. Monat<br />

auch einen Naturliebhaber. R<strong>und</strong> um<br />

den 4. Geburtstag sind das meist alle<br />

Kinder. Besonders spannend ist auch<br />

das, was sich in der Luft so tut: die<br />

zart schwebende Feder, die leise<br />

vom Wind getragen wird; der kleine<br />

Vogel, der sich hoch hinaufschwingt;<br />

auch das Flugzeug, das majestätisch<br />

seine Bahn am Himmel zieht. Und<br />

die verschiedenen Formen der Wolken<br />

– wo kommen die eigentlich her,<br />

Papa? Sag doch mal!<br />

Wer viel draußen ist, hat oft auch<br />

großen Hunger. Aber wie schön ist<br />

es doch, dass sich einige Kinder jetzt<br />

schon selbstständig eine Scheibe<br />

Brot schmieren können! Und dazu<br />

alle Mahl zeiten ohne Hilfe in der<br />

Lage zu verspeisen sind! Nun könnte<br />

es vielleicht mal sein, dass Ihnen das<br />

Brot ausgegangen ist. Dann trauen<br />

sich manche Kinder sogar schon<br />

ganz allein zum Nachbarn rüber!<br />

Und wenn der Ihrem Kind dann nicht<br />

nur zwei Scheiben Brot spendiert,<br />

sondern auch noch zwei Stück Schokolade<br />

dazu, <strong>und</strong> wenn Ihr Kind an<br />

diesem Tag besonders gute Laune<br />

hat, dann bekommen Sie sogar<br />

ein Stück Schoko ab <strong>und</strong> dazu noch<br />

gesagt: „Ich hab dich lieb!“. Aber<br />

keine Sorge – das kann morgen<br />

längst schon wieder anders sein …<br />

Was sich ebenfalls ständig ändert,<br />

ist das kindliche Bewusstsein für<br />

Gefahren. Es ist zwar jetzt schon<br />

sehr viel stärker ausgeprägt, aber<br />

verlassen Sie sich bitte nicht darauf.<br />

Sie wissen ja: Nicht alles, was ein<br />

Mensch gerade gelernt hat, beherrscht<br />

er dann auch sofort nachhaltig.<br />

Das gilt für Erwach sene <strong>und</strong><br />

natürlich in besonderem Maße für<br />

Kinder. Die Verantwortung für das<br />

Gedeihen <strong>und</strong> die Unversehrtheit<br />

Ihres Kindes bleibt bei Ihnen, auch<br />

wenn Sie es selbstverständlich zur<br />

Eigenverantwortung anleiten.<br />

Genauso wenig Verlass ist auf Kin-<br />

der in diesem Alter, wenn es um<br />

Verbote geht. Im Prinzip können<br />

sie Verbote zwar schon recht gut<br />

akzeptieren, aber eben nur im<br />

Prinzip. Hier haben Eltern <strong>und</strong> Kinder<br />

noch so manches Kämpfchen<br />

mit einander auszutragen.


› „Seien Sie bloß konsequent!“<br />

Von allen Seiten hören Eltern diese Aufforderung immer<br />

wieder. Das ist leichter gesagt als getan, findet Kornelia<br />

(26 Jahre): „Wenn ich dauernd Nein sage, bin ich doch<br />

eine wandelnde Spaßbremse auf zwei Beinen! Außer-<br />

dem – was mache ich, wenn Felix mein Verbot missachtet?“<br />

Dazu ist dreierlei zu sagen:<br />

■ Erstens sind Eltern im Vorteil, wenn sie wissen, welche<br />

Werte ihnen wirklich wichtig sind. Dann können sie<br />

auch klare Ansagen machen <strong>und</strong> auf deren Einhaltung<br />

bestehen. Klare Ansagen sind kein zaghaftes „Neinchen“,<br />

sondern ein stattliches „Nein!“ <strong>und</strong> das Aufzeigen<br />

einer Handlungsalternative: „Nein, du spielst jetzt<br />

nicht weiter, sondern gehst ins Bett. Ja, du kannst deinen<br />

Tieren noch ein kleines Gutenachtlied singen.“<br />

■ Zweitens sollten Eltern mit stattlichen Neins sparsam<br />

umgehen, damit das Kind sich orientieren kann. Ein<br />

unumstößliches Nein ist ein wegweisender Leuchtturm<br />

<strong>und</strong> kein Straßenschild, das alle naselang zu finden ist.<br />

■ Drittens ist das konsequente Eintreten für die eigenen<br />

Werte gegenüber dem Kind für Eltern in der Regel kein<br />

Zuckerschlecken. Außerdem müssen sie bei Übertretung<br />

des jeweiligen Gebots Augenmaß bewahren <strong>und</strong><br />

auch selbst die Konsequenzen tragen – nicht nur das<br />

Kind. Das ist un bequem. Trotzdem können sich die Eltern<br />

zum Wohle des Kindes ruhig auch mal unbeliebt<br />

machen.<br />

„Eltern, die erwarten, von ihren Kindern immer <strong>und</strong><br />

jederzeit geliebt zu werden, die Meinungsverschiedenheiten<br />

<strong>und</strong> kindlichen Zorn nicht ertragen können <strong>und</strong><br />

die einer vermeintlich ‚guten‘ Stimmung zuliebe auch<br />

aufdringliche Übergriffe ertragen, betrügen ihre Kinder<br />

damit um einen wesentlichen Aspekt des Erwachsenwerdens“,<br />

mahnt Till Bastian in seinem Buch „Kinder<br />

brauchen böse Eltern“. 1<br />

1 Bastian, T.: Kinder brauchen böse Eltern, Verlag Milizke 2006.<br />

› In den Hosentaschen<br />

oder im Rucksack Ihrer<br />

Tochter oder Ihres Sohnes<br />

werden Sie jetzt eine<br />

Menge seltsamer Dinge<br />

finden …<br />

19<br />

› 43. bis 48. Monat


20<br />

„Guck mal, was ich schon kann!“<br />

Das Körperbewusstsein <strong>und</strong> der Bewegungsdrang sind bei Ihrem Kind nun sehr ausgeprägt,<br />

dafür sitzt es aber wahrscheinlich auch nur noch sehr ungern still.<br />

Deshalb sagt der Volksm<strong>und</strong> auch,<br />

Vierjährige zu beaufsichtigen sei<br />

schlimmer, als einen ganzen Sack<br />

Flöhe zu hüten. „Meiner rennt übrigens<br />

30 Meter unter 15 Sek<strong>und</strong>en“,<br />

erzählt Markus voll väterlichem Stolz<br />

über seinen Christoph <strong>und</strong> freut sich,<br />

dass der Junge ihn schon ab <strong>und</strong> an<br />

zum Leichtathletik-Training beglei-<br />

tet. Wer Christoph dort fragt, wie er<br />

heißt, wird von ihm wie aus der<br />

Pis tole geschossen zu hören kriegen:<br />

„Christoph Kasper, Kampstraße 9!“<br />

Fast alle Kinder kennen in diesem<br />

Alter ihren vollen Namen <strong>und</strong> ihre<br />

Adresse – <strong>und</strong> sind darauf sehr stolz.<br />

Sehr fein <strong>und</strong> mit gutem Auge für<br />

Details, können die meisten Kinder<br />

jetzt auch Bilder malen. Ihre bunten<br />

Häuser sind nicht nur Vierecke mit<br />

› 49. bis 54. Monat<br />

Dach, sondern besitzen auch einen<br />

Schornstein, aus dem Rauch aufsteigt,<br />

vielleicht sogar Gardinen hinter<br />

den Fenstern <strong>und</strong> Blümchen im<br />

Vor garten. So produzieren die kleinen<br />

Malerinnen <strong>und</strong> Maler Kunstwerke<br />

am laufenden Band, mit<br />

denen sie anschließend ihre Eltern<br />

beglücken. Häuserbilder, Pferdebilder,<br />

Blumenbilder, Menschenbilder –<br />

heben Sie ruhig aus jeder Entwicklungsphase<br />

einige Bilder für später<br />

auf. Es ist herrlich, auch bildhaft die<br />

ungeheuren Fortschritte des Kindes<br />

zu erkennen <strong>und</strong> feststellen zu können,<br />

wann die blauen Pferde braun<br />

<strong>und</strong> die roten Wiesen grün wurden.<br />

Und atmen Sie in dieser Phase immer<br />

mal wieder kräftig durch. Denn Ihr<br />

Kind fordert Sie jetzt in jeder Beziehung,<br />

es will ALLES erzählen <strong>und</strong><br />

wissen <strong>und</strong> ist darin nahezu unermüdlich.<br />

Wie schön, dass sein Wortschatz<br />

<strong>und</strong> die Beherrschung der<br />

Muttersprache es dazu nun auch<br />

befähigen! Es ist aber auch völlig in<br />

Ordnung, wenn Sie sich zwischen-<br />

durch kleine Pausen gönnen. Denn<br />

auf alle mög lichen <strong>und</strong> unmöglichen<br />

Fragen kindgerechte Antworten zu<br />

finden kann ziemlich anstrengend<br />

werden. Genauso sind Sie übrigens<br />

auch als Zuschauer <strong>und</strong> Publikum<br />

gefragt. „Guck mal, was ich kann!“ –<br />

diese Aufforderung werden Sie jetzt<br />

dauernd hören. Denn Ihr Kind ist<br />

unbändig stolz auf seine Fähigkeiten<br />

<strong>und</strong> findet es ganz selbstverständlich,<br />

diese zu präsentieren <strong>und</strong> dafür<br />

Beifall zu ernten.<br />

Viele Kinder bekommen r<strong>und</strong> um<br />

ihren 4. Geburtstag, wenn sie „aus<br />

dem Gröbsten raus“ sind, ein Geschwisterchen.<br />

Eine kleine Schwester<br />

oder ein kleiner Bruder stellt Ihr Kind<br />

vor ganz neue Herausforderungen.<br />

Es wird sie meistern, wenn es weiß:<br />

„Mama <strong>und</strong> Papa lieben mich weiter<br />

so doll wie vorher, auch wenn ich<br />

ihre Zeit jetzt mit dem Geschwisterkind<br />

teile“. Aber Ihr Kind hat im<br />

Kindergarten ja auch selbst „zu tun“,<br />

führt bereits ein starkes soziales<br />

„Eigenleben“ <strong>und</strong> möchte sich sicher<br />

auch an der Versorgung des Babys<br />

beteiligen. Es besitzt schon ein sehr<br />

gutes Regelverständnis <strong>und</strong> viele<br />

andere soziale Kompetenzen. Auch<br />

diese helfen ihm, den neuen Familiennachwuchs<br />

gelassen in sein Leben<br />

aufzunehmen.<br />

Wenn ein Baby in die Familie hineingeboren<br />

wird, verhalten sich ältere<br />

Geschwister aber oft auch selbst<br />

plötzlich wieder wie ein Baby. Sie<br />

„vergessen“, was sie eigentlich schon<br />

alles können, <strong>und</strong> wollen nun auch<br />

wieder gefüttert werden oder<br />

nässen ein. Dieses „Babyspielen“ ist<br />

ganz normal, Sie können es ruhig<br />

eine gewisse Zeit mitmachen. Ihr<br />

älteres Kind wird übrigens gerne<br />

wieder „groß“, wenn Sie sich ihm<br />

zwischendurch auch mal ganz<br />

exklusiv allein widmen. Dann kann<br />

es sich leichter an die neue Familiensituation<br />

gewöhnen.


› „Haben Sie Ihr Kind heute schon gefördert?“<br />

Das ist eine provokante Frage. Denn selbstverständ lich<br />

fördern Sie Ihr Kind jeden Tag, indem Sie ihm genau<br />

das geben, was es wirklich braucht: Ihre Liebe <strong>und</strong><br />

Verlässlichkeit, Ihre Zeit <strong>und</strong> Ihre Achtung vor seinem<br />

Wesen.<br />

Sie denken, so einfach sei Förderung nun auch wieder<br />

nicht? Oh doch, glauben Sie es ruhig! Und lassen Sie<br />

sich von anderen nicht ins Bockshorn jagen, die meinen,<br />

Kinder zu fördern bedeutet, ihnen in allen möglichen<br />

Spezial kursen alle mögliche „Bildung“ eintrichtern zu<br />

lassen, damit sie später mal „mithalten“ können. „Wer<br />

sein Kind ständig in das Korsett von Leistungsdruck,<br />

Konkurrenzstreben, Testierung, Leistungsmessung<br />

presst, versteht nichts vom Wesen der kindlichen Natur“,<br />

for mulierte das Prof. Armin Bernhard, Pädagoge an<br />

der Universität Duisburg-Essen einmal gegenüber dem<br />

Deutschen Kinderschutzb<strong>und</strong>.<br />

Natürlich ist das kein Plädoyer gegen sportliche, krea-<br />

tive oder musikalische Angebote, an denen Sie Ihr Kind<br />

maßvoll teilnehmen lassen. Sport mit anderen macht<br />

Spaß <strong>und</strong> bringt vieles in Bewegung, gemeinsames<br />

Musizieren ebenso. Aber braucht Ihr Kind wirklich Frühenglisch<br />

ab zwei, Ballett ab drei oder den Computerkurs<br />

ab vier? „Wo die kreativen Umwege, Experimente <strong>und</strong><br />

Irrtümer des Kindes nicht mehr zugelassen werden, weil<br />

Bildung auf ‚direktem‘ Wege schneller produziert werden<br />

kann, verkümmert der leidenschaftliche kindliche Pioniergeist<br />

– <strong>und</strong> damit auch der persönliche Reichtum, der<br />

in jedem Kind steckt“, so Prof. Bernhards Bedenken. Und<br />

weiter: „Die Arbeitsweise des Gehirns wird wesentlich<br />

davon bestimmt, welche Erfahrungen das Kind vor allem<br />

im frühen Kindesalter macht, ob es zu eigenen Entdeckungen<br />

ermutigt wird oder nicht, ob es in verlässlichen<br />

Beziehungen Vertrauen aufbauen kann oder keine<br />

Anerkennung seiner Fähigkeiten erfährt. Damit kommt<br />

der Qualität der Beziehungen, in die das Kind eingeb<strong>und</strong>en<br />

ist, eine besondere, gr<strong>und</strong>legende Bedeutung zu.<br />

Also sind die Bezugspersonen des Kindes verantwortlich<br />

für die Aktivitäten des Gehirns.“<br />

Die wichtigsten Bezugspersonen eines Kindes sind die<br />

Eltern. Aber Väter <strong>und</strong> Mütter geraten im Sog des<br />

Bildungs- <strong>und</strong> Fördereifers rasch unter Druck, zeigt die<br />

Studie des Heidelberger Sinus-Instituts. 1 Wer es sich<br />

leisten könne, ließe sein Kind immer früher „fördern“,<br />

heißt es dort. So würden viele Eltern zu „Managern“<br />

ihrer Kinder <strong>und</strong> investierten viel Zeit <strong>und</strong> Geld, ihren<br />

Nachwuchs rechtzeitig auf die „richtige Schiene“<br />

zu setzen. Dazu Heinz Hilgers, Präsident des Deutschen<br />

Kinderschutzb<strong>und</strong>es: „Immer mehr Kinder werden<br />

aufgr<strong>und</strong> von Armut um eine gelingende Zukunft<br />

gebracht. Wir dürfen aber auch jene Kinder nicht<br />

ver gessen, die arm dran sind, weil ihre Eltern sie um<br />

jeden Preis fit machen wollen für den Wettbewerb<br />

des Lebens.“ 2<br />

Unabhängig vom Familieneinkommen können sich alle<br />

Eltern bei ihrem kleinen Schatz auf Schatzsuche begeben.<br />

Kinder sind nämlich voll verborgener Schätze wie<br />

Forschungsdrang, Kreativität, Wissensdurst, Gestaltungsfreude.<br />

Diese gilt es, durch eine achtungsvolle Beziehung<br />

zu heben <strong>und</strong> zu erhalten, sagen auch Jirina Prekop<br />

<strong>und</strong> Gerald Hüther in ihrem Entdeckerbuch für neugierige<br />

Eltern „Auf Schatzsuche bei unseren Kindern“. 3<br />

Auch ihre zentrale Botschaft lautet: Bildung funktioniert<br />

als liebevolle Einladung zu einer Schatzsuche – <strong>und</strong><br />

nicht als Aufforderung ans Kind, sich etwas anzueignen.<br />

1 Sinus Institut: Eltern unter Druck. Im Auftrag der Konrad Adenauer Stiftung, 2009.<br />

2 3 Heinz Hilgers in: KSA 4.09, Kolumne, S.4 Prepkop, J.: Auf Schatzsuche bei unseren<br />

Kindern, Kösel Verlag 2006.<br />

21<br />

› 49. bis 54. Monat


22<br />

„Wie ungerecht!“<br />

Um seinen 5. Geburtstag herum verlässt Ihr Kind schrittweise sein Dasein als „kleines<br />

Kind“ <strong>und</strong> erklimmt sehr bald die Liga der Vorschulkinder.<br />

Viele können jetzt übrigens auch<br />

schon bis 10 zählen, auf einem Bein<br />

hüpfen, mit der Schere entlang einer<br />

Linie schneiden, sehr sicher <strong>und</strong><br />

unverkrampft einen Stift führen; sie<br />

kennen bereits einige Berufe aus<br />

ihrem direktem Umfeld oder aus<br />

Büchern <strong>und</strong> haben auch ein gutes<br />

Formgefühl. „Krumm <strong>und</strong> schief“<br />

wird ebenso verstanden wie „dick<br />

<strong>und</strong> dünn“. Das alles sind wichtige<br />

Fähigkeiten, die das Kind später in<br />

der Schule gut gebrauchen kann.<br />

Eine Anmerkung zu linkshändigen<br />

Kindern: Wenn Sie beobachten sollten,<br />

dass Ihre Tochter oder Ihr Sohn<br />

überwiegend die linke Hand benutzt<br />

– so lassen Sie Ihr Kind auf jeden<br />

Fall gewähren! Denn jeder Versuch,<br />

es auf die andere Hand „umzuschulen“,<br />

gefährdet die gesamte Entwicklung<br />

Ihres Kindes enorm. Mit welcher<br />

Hand ein Mensch bevorzugt<br />

› 55. bis 60. Monat<br />

hantiert, ist nämlich angeboren.<br />

Deshalb können Linkshänder alles<br />

genauso gut wie Rechtshänder.<br />

Was Ihr Kind jetzt übrigens auch<br />

sehr gut zu verstehen gelernt hat,<br />

ist der Begriff „am meisten“. „Jana<br />

hat aber am meisten!“ Boa, wie<br />

ungerecht! Ja, Gerechtigkeit beginnt<br />

jetzt eine große Rolle zu spielen.<br />

Manche Eltern trauern nun vielleicht<br />

der Vergangenheit hinterher, in der<br />

Teilen für das Kind noch kein Problem<br />

war. Und plötzlich soll es damit<br />

wieder vorbei sein? Machen Sie sich<br />

keine Sorgen, das gehört auch in<br />

diese Entwicklungsphase hinein <strong>und</strong><br />

das Talent zum Teilen kehrt zurück.<br />

Sie sollten anerkennen, wenn Ihr<br />

Nachwuchs jetzt doch mal was abgibt<br />

<strong>und</strong> gerecht teilt; aber machen<br />

Sie nicht allzu viel Brimborium, wenn<br />

wieder mal „alles meins“ ist. Posi-<br />

tive Verstärkung unterstützt Ihr Kind<br />

immer am besten. Und in dieser<br />

Lebenszeit ist es noch einmal besonders<br />

intensiv damit beschäftigt,<br />

ein gutes soziales Miteinander zu<br />

trainieren.<br />

In Sachen Sprache ist Ihr Kind jetzt<br />

sehr fit. Es kann so ziemlich alle Laute<br />

(bis auf S-Laute) korrekt aussprechen,<br />

es kennt bestimmt schon drei<br />

Oberbegriffe wie zum Beispiel „Fahrzeug“<br />

oder „Möbel“, <strong>und</strong> es wagt<br />

sich auch an abstrakte Bedeutungen<br />

wie Glück oder Freude heran. Nicht<br />

zuletzt deshalb hat es jetzt diebisches<br />

Vergnügen, Reime <strong>und</strong> Lieder<br />

auswendig zu lernen. Probieren Sie<br />

es doch mal mit unseren kleinen<br />

<strong>ICHbinICH</strong>-Kinderversen in diesem<br />

Heft. Sie werden über das Gedächtnis<br />

Ihres Kindes nur so staunen! Das<br />

befähigt es übrigens auch, Sie im<br />

Memory-Spiel zu besiegen – <strong>und</strong> ab<br />

<strong>und</strong> zu schon mal „nachtragend wie<br />

ein Elefant“ zu sein. Zumindest einen<br />

Augenblick lang.<br />

Ganz langsam verlässt Ihr Kind nun<br />

die sogenannte „magische Phase“.<br />

Zum Glück hat es zwar immer noch<br />

eine blühende Fantasie, aber nun<br />

lernt es zunehmend auch das realistische<br />

Denken. Sie sehen – auch in<br />

dieser Beziehung geht Ihr Kind<br />

bereits mit großen Schritten auf die<br />

Schulzeit zu. Doch erst mal sollten<br />

Sie die derzeitige Gegenwart mit<br />

Ihrem Kind weiter genießen!


› Kinder brauchen ges<strong>und</strong>e Eltern<br />

Mütter <strong>und</strong> Väter sind die Architekten der Familie, hat<br />

die Pionierin der Familientherapie Virginia Satir oft<br />

gesagt. 1 Das stimmt. Aber Eltern sind noch so viel mehr:<br />

Sie sind auch Frauen <strong>und</strong> Männer, Töchter <strong>und</strong> Söhne,<br />

Lebens partnerinnen <strong>und</strong> Lebenspartner, Fre<strong>und</strong>innen<br />

<strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>e. Alle diese Rollen eines Individuums hören<br />

ja nicht auf, nur weil es Mutter oder Vater geworden<br />

ist. Die Elternrolle bleibt zwar zentral, sie kann aber auch<br />

nur bei bestmöglicher Ges<strong>und</strong>heit bestmöglich erfüllt<br />

werden. Deshalb haben Eltern die Aufgabe, nicht nur<br />

für ihr Kind, sondern auch gut für sich selbst zu sorgen.<br />

Das umfasst ihre körperliche, seelische <strong>und</strong> geistige<br />

Ges<strong>und</strong>heit gleichermaßen.<br />

Doch das ist leichter gesagt als getan. Denn der Krankmacher<br />

Nr. 1 ist in der heutigen Zeit meist der Stress. Er<br />

geht auch an Eltern nicht spurlos vorüber, gerade wenn<br />

sie ihren Kindern eine perfekte Familie <strong>und</strong> Lebenswelt<br />

bieten möchten. „Aber das ist natürlich unmöglich –<br />

<strong>und</strong> auch gar nicht nötig“, sagt Dr. Martin R. Textor<br />

vom Staats institut für Frühpädagogik, München. 2 Wenn<br />

Eltern unter starkem Druck stehen, gefährden sie nicht<br />

nur ihre eigene Ges<strong>und</strong>heit, sondern auch die ihrer<br />

Kinder, hat auch Mary Caserta von der amerikanischen<br />

Universität Rochester 3 herausgef<strong>und</strong>en: Der Nach-<br />

wuchs von gestressten Eltern ist erheblich öfter krank<br />

als andere Kinder.<br />

› Eltern haben die<br />

Aufgabe, nicht nur<br />

für ihr Kind, sondern<br />

auch für sich selbst<br />

gut zu sorgen.<br />

Zur körperlichen Ges<strong>und</strong>heit von Eltern gehören wichtige<br />

Voraussetzungen, etwa ges<strong>und</strong>e Ernährung sowie ausreichend<br />

Bewegung <strong>und</strong> Schlaf. Dazu sollten Mütter <strong>und</strong><br />

Väter alle von der BARMER <strong>GEK</strong> empfohlenen Vorsorgeuntersuchungen<br />

wahrnehmen <strong>und</strong> ansonsten auf ihre<br />

Körpersignale achten. Bei Unsicherheit oder Krankheit<br />

werden Ihnen Ihr Hausarzt sowie gegebenenfalls<br />

Fachärzte zur Seite stehen. Und: Schieben Sie nichts auf<br />

die lange Bank!<br />

Auch Ihre seelische <strong>und</strong> geistige Ges<strong>und</strong>heit können Sie<br />

selbst beeinflussen. Wenn Sie Ihre sozialen Kontakte<br />

auch in der Elternschaft weiter pflegen, wenn Sie eine<br />

möglichst dialogische Partnerschaft in gegenseitiger<br />

Akzeptanz <strong>und</strong> Achtung führen <strong>und</strong> sich auch mal Zeit<br />

füreinander <strong>und</strong> miteinander gönnen <strong>und</strong> wenn Sie<br />

regelmäßig Ihr Gehirn füttern <strong>und</strong> sich auch mit Themen<br />

jenseits Ihres Familienlebens beschäftigen – dann steht<br />

Ihre Ges<strong>und</strong>heit auf ges<strong>und</strong>en Beinen.<br />

1 nach: Ann Elisabeth Auhagen/Hans Werner Bierhoff (Hrsg): Angewandte Sozial-<br />

psychologie – Das Praxishandbuch. Beltz Verlag, Weinheim, Basel, Berlin 2003.<br />

2 familienhandbuch.de 3 www.focus.de<br />

23<br />

› 55. bis 60. Monat


24<br />

Absprung<br />

Um seinen 3. Geburtstag herum wird Ihr Kind flügge – es<br />

kommt in den Kindergarten. Dieser Moment ist für Sie genauso<br />

aufregend wie für Ihre Tochter oder Ihren Sohn, auch wenn Sie<br />

ihn bereits mit einem älteren Kind erlebt haben. Er ist jedes Mal<br />

auf seine Weise neu <strong>und</strong> bedeutet für alle eine Art Absprung in<br />

eine neue Lebenszeit.<br />

Kindergarten


„Ich bin stark <strong>und</strong> du bist Quark!“<br />

Friedrich Fröbel gilt als Urvater des Kindergartens <strong>und</strong><br />

hätte sicher mit Freude auf die heutige Landschaft der<br />

Kindertagesstätten geschaut. Der deutsche Pädagoge<br />

gründete bereits 1837 im thüringischen Blankenburg<br />

eine „Pflege-, Spiel- <strong>und</strong> Beschäftigungsanstalt“ für<br />

Klein kinder. Dort ließ Fröbel die Kleinen von ausgebildeten<br />

Erzieherinnen durch Bewegungsspiele, Reime, Singen<br />

<strong>und</strong> viel Kontakt zur Natur fördern <strong>und</strong> leiten. Nur<br />

wenige Jahre später bezeichnete man seine Einrichtung<br />

erstmals als „Kindergarten“.<br />

Erste „Bildungsstätte“<br />

Im 20. Jahrh<strong>und</strong>ert jedoch geriet Fröbels wichtiger<br />

Gr<strong>und</strong>gedanke, kleine Kinder schon vor ihrer Schulzeit im<br />

Kinder garten spielend zu fördern, zuweilen in Vergessenheit.<br />

Immer wieder ging es nämlich nicht in erster Linie<br />

ums Kind, sondern vorwiegend um die Berufstätigkeit<br />

der Eltern. Arbeiteten beide, so mussten sie ihr Kind<br />

außer Haus betreuen lassen. Dagegen erhoben sich allerdings<br />

auch kritische Stimmen, denn „gerade in den<br />

ersten Jahren gehört das Kind zur Mutter“, fanden viele.<br />

Diese Diskussion ist mittlerweile zum Glück verstummt.<br />

Kaum jemand bezweifelt heute, dass der Besuch einer<br />

Kindertagesstätte die Entwicklung des Kindes fördert.<br />

Doch die Frage, ob die Eltern oder der Kindergarten<br />

„besser“ für das Kind sind, ist ohnehin falsch. Denn es<br />

geht nicht um ein Entweder-oder. Vielmehr sollen die<br />

Betreuung, Bildung <strong>und</strong> Erziehung im Kindergarten die<br />

Erziehung in der Familie ergänzen. Genau diesen Auf-<br />

trag erfüllen die heutigen Kindertagesstätten mit hohem<br />

Engagement. Von dieser anspruchsvollen pädagogischen<br />

Arbeit profitieren alle Kinder, ob ihre Eltern nun berufstätig<br />

sind oder nicht. Deshalb sprechen manche Fachleute<br />

auch vom Kindergarten als „erster Bildungsstätte“<br />

für den Nachwuchs außerhalb der Familie.<br />

Rechtsanspruch<br />

Diese Förderung <strong>und</strong> Bildung steht jedem Kind in<br />

Deutschland zu, sagt auch das Kinder- <strong>und</strong> Jugendhilfegesetz<br />

(§ 24 SGB VIII). Es verbrieft seit 1996 den Rechtsanspruch<br />

auf einen Kindergartenplatz für Kinder ab<br />

drei Jahre – <strong>und</strong> zwar unabhängig davon, ob das Kind<br />

schon trocken ist oder nicht. Allerdings besteht dieser<br />

Rechtsanspruch nur für einen Halbtagsplatz, ein Recht<br />

auf Ganztagsbetreuung gibt es nicht. Zudem bezieht<br />

sich der Anspruch nur auf einen Platz in kommunalen<br />

Kindertagesstätten.<br />

Dennoch: Eltern, die für ihr über dreijähriges Kind noch<br />

auf der Suche sind, können sich an ihre Kommune<br />

wenden. Diese muss dann nach maximal drei Monaten<br />

Wartezeit einen Platz in einer ihrer Kindereinrichtungen<br />

anbieten. Welche Anfahrtswege Eltern wie Kindern<br />

dabei zugemutet werden können, beurteilen die Gerichte<br />

unterschiedlich. In Urteilen liest man von Entfernungen<br />

zwischen zwei <strong>und</strong> zehn Kilometern.<br />

„K“ wie „Kindergarten“<br />

Bei der Suche nach der „ersten Bildungseinrichtung“<br />

für ihr Kind schauen Eltern meist zunächst unter „K“<br />

wie „Kindertagesstätte/Kindergarten“ im Telefonbuch<br />

nach – <strong>und</strong> werden enttäuscht. Denn die Einrichtungen<br />

stehen keineswegs unter „K“, sondern sind bei ihren<br />

sehr unterschiedlichen Trägern angesiedelt: den Kommunen,<br />

den Kirchen, den freien Wohlfahrtsverbänden.<br />

Es gibt aber auch Betriebskindergärten <strong>und</strong> Kitas von<br />

Eltern- Initiativen. Dazu kommen Waldorfkindergärten,<br />

Montessori-Kindergärten, Waldkindergärten, Bauernhofkindergärten<br />

<strong>und</strong> viele mehr.<br />

25<br />

Kindergarten


26<br />

Kindergarten<br />

Kinder mit besonderem Förderbedarf<br />

besuchen heilpädagogische <strong>und</strong><br />

sonderpädagogische Einrichtungen<br />

oder eine integrative Kindertagesstätte,<br />

in denen behinderte <strong>und</strong><br />

nicht behinderte Jungen <strong>und</strong> Mädchen<br />

gemeinsam betreut werden.<br />

In der Regel verfügt Ihre Gemeinde<br />

über ein Gesamtverzeichnis aller<br />

Kitas vor Ort.<br />

Nach dem Überblick über mögliche<br />

Einrichtungen geht’s dann an die<br />

Feinarbeit. Das heißt: Sie versuchen<br />

herauszufinden, nach welchem Konzept<br />

eine infrage kommende Kita<br />

arbeitet. Und auch hier bietet sich<br />

Ihnen wieder ein breites Angebot.<br />

Eine sehr offene Kindergartenarbeit<br />

kommt zum Beispiel ohne feste<br />

Gruppen <strong>und</strong> Gruppenräume aus;<br />

hier stehen die Türen buchstäblich<br />

weit offen, <strong>und</strong> die Kinder können<br />

sich überall frei bewegen <strong>und</strong> auswählen,<br />

womit sie sich gerade beschäftigen<br />

möchten. Diesem Ansatz<br />

steht das klassische Modell fester<br />

Kindergartengruppen mit jeweiligen<br />

Gruppenräumen <strong>und</strong> durchstrukturierten<br />

Tagesabläufen gegenüber.<br />

Dazwischen finden sich viele Misch-<br />

<strong>und</strong> Sonderformen. Weniger Aufschluss<br />

über die Inhalte der Arbeit<br />

geben Ihnen übrigens die Namen<br />

der Einrichtungen. Manchmal geht<br />

es nämlich bei den „Kleinen Strolchen“<br />

um die Ecke sehr viel strenger<br />

zu als bei der nüchtern klingenden<br />

„Kita Rathenaustraße“. Ebenso kann<br />

der „Betriebskindergarten Meyerwerke“,<br />

der auch „betriebsfremde“<br />

Kinder aufnimmt, eine fantasievolle<br />

Pädagogik praktizieren – während<br />

in der „Villa Kunterbunt“ nicht eine<br />

einzige Verkleidungsecke zu finden<br />

ist.<br />

Qual der Wahl<br />

Insgesamt stellt die breite Palette<br />

der Einrichtungen Eltern vor die Qual<br />

der Wahl: Was passt zu meinem<br />

Kind, was passt zu unserer Familie?<br />

Ein wichtiges Auswahlkriterium ist<br />

sicher auch die Nähe zur Wohnung<br />

oder zur Arbeitsstelle von Mutter<br />

oder Vater, um den Sprössling ohne<br />

lange (Um-) Wege bringen <strong>und</strong> abholen<br />

zu können. Zusätzlich lohnt<br />

es sich, die unterschiedlichen Einrichtungen<br />

anzusehen, zu vergleichen<br />

<strong>und</strong> auch nachzufragen, was sich<br />

wohl hinter den klug klingenden<br />

Schlüssel wörtern in den Kita-Leitbildern<br />

oder -Konzepten verbirgt.<br />

Wenn da zum Beispiel steht: „Wir<br />

gewährleisten Partizipation der<br />

Kinder“, dann denken Sie vielleicht:<br />

„Prima, ich möchte auch, dass mein<br />

Kind beteiligt wird.“ Aber wie findet<br />

diese Partizipation oder Beteiligung<br />

im Alltag genau statt? Wie setzen<br />

die Erzieher diesen Anspruch konkret<br />

um? Scheuen Sie sich nicht, sich<br />

das mit einfachen Worten <strong>und</strong> Beispielen<br />

erklären zu lassen.<br />

Persönlicher Eindruck<br />

Viele Einrichtungen haben übrigens<br />

eine Homepage im Internet, die<br />

Ihnen zumindest ein erstes Bild vermittelt.<br />

Aber nichts kann den individuellen<br />

Eindruck <strong>und</strong> das persönliche<br />

Gespräch ersetzen. Schauen Sie<br />

deshalb zusammen mit Ihrem Kind<br />

genau: Wie sind die Räume aufgeteilt<br />

<strong>und</strong> gestaltet, wie ist das<br />

Außenspielgelände angelegt? Wie<br />

gehen die Erzieherinnen mit den<br />

Kindern um? Gibt es auch männliche<br />

Kollegen? Wie soll die Eingewöhnungsphase<br />

ablaufen? Wie wird das<br />

Mittagessen zubereitet <strong>und</strong> eingenommen?<br />

Wie empfinden Sie allgemein<br />

die Atmosphäre in der Kita?<br />

Wie hat Ihr Kind auf die Einrichtung<br />

reagiert? „Es wäre so praktisch gewesen,<br />

Moritz in die Kita gleich um<br />

die Ecke zu geben. Aber irgendwas<br />

war da, was mich gestört hat. Ich<br />

weiß gar nicht genau, was das war,<br />

es war eben nur so ein Gefühl …<br />

Jedenfalls nehmen wir jetzt einen<br />

längeren Weg zu einer anderen<br />

Kita in Kauf, sind dafür aber alle<br />

sehr zufrieden“, erzählt zum Beispiel<br />

Birte (36 Jahre). Letztlich lässt sich<br />

gar nicht pauschal beurteilen, wo<br />

Ihr Kind am besten aufgehoben ist.<br />

Es kann sein, dass ein sehr ruhiges,<br />

schüchternes Kind in einer Kita<br />

aufblüht, die sehr offene Arbeit<br />

macht – es kann aber auch sein,<br />

dass sich genau dieses Kind in einem<br />

stark geordneten Tagesablauf bes-<br />

ser entfalten kann. Umgekehrt mag<br />

sich ein sehr temperamentvolles,<br />

dynamisches Kind in einer offenen<br />

Einrichtung w<strong>und</strong>erbar ausleben<br />

können – oder aber es findet in<br />

einem eher durchstrukturierten<br />

Tagesablauf mehr Halt. Hier gibt es<br />

keine richtige oder falsche Antwort,<br />

sondern nur Ihre persönliche Entscheidung.<br />

Achten Sie aber auf jeden<br />

Fall darauf, dass die Erzieher auch<br />

sehen (wollen), was ein Kind alles<br />

kann <strong>und</strong> nicht nur darauf schauen,<br />

was es alles (noch) nicht kann!<br />

Sollten Sie nach einiger Zeit feststellen,<br />

dass Sie doch keine so ganz<br />

glückliche Wahl getroffen haben <strong>und</strong><br />

auch Gespräche keine Verbesserung<br />

brachten, dann trauen Sie sich ruhig,<br />

die Einrichtung zu wechseln. Auch<br />

dafür wird sich ein Weg finden, der<br />

für alle Beteiligten gangbar ist.


Startklar<br />

Mit dem ersten Kindergartentag brechen<br />

dann die kleinen <strong>und</strong> großen<br />

Familienmitglieder in einen neuen<br />

Lebensabschnitt auf. Er bedeutet für<br />

Ihre Tochter oder Ihren Sohn: mehr<br />

Selbstständigkeit, neue Fre<strong>und</strong>e,<br />

neue Regeln, auch neue Beziehungen<br />

zu anderen Erwachsenen. Mit<br />

dem Besuch der Kindertagesstätte<br />

erweitert sich die Welt Ihres Kindes<br />

erheblich. Trotz Eingewöhnungsphase<br />

heißt es jetzt für alle: „Ich<br />

muss loslassen.“ Und das fällt den<br />

Eltern oft sogar schwerer als den<br />

Kindern. Lässt man ein unglücklich<br />

wirkendes Kind auf dem Arm der<br />

Verwandlung<br />

Heute bin ich eine Fee<br />

unter schönstem Sternenhimmel,<br />

morgen schon ein Schwan im See<br />

oder doch ein Apfelschimmel?<br />

Als Pirat brauch ich ein Schiff,<br />

als Akrobat ein Seil mit Griff.<br />

Als Cowboy lieb ich meine Pferde,<br />

als Schäfer meine Schäfchenherde.<br />

Jeden Tag wachs ich zu Haus<br />

über mich als Kind hinaus.<br />

Und bleib doch ganz sicherlich<br />

dein sagenhaftes <strong>ICHbinICH</strong>.<br />

Erzieherin zurück, ist man als Mutter<br />

oder Vater sehr verunsichert, traurig<br />

oder hat sogar ein schlechtes Gewissen.<br />

„Es hat mir schier das Herz<br />

zerrissen, wie mein Kind da auf dem<br />

Arm einer ‚Fremden‘ geweint hat –<br />

<strong>und</strong> ich musste gehen. Natürlich<br />

weiß ich, dass Leonie bei den Erzieherinnen<br />

gut aufgehoben ist, sie<br />

sind sehr lieb <strong>und</strong> trösten sie ja auch.<br />

Trotzdem …“, berichtet Torsten<br />

(31 Jahre) über die Eingewöhnungsphase<br />

seiner Tochter. Fast unweigerlich<br />

wecken solche Szenen die Fantasie<br />

der Eltern, was so alles passieren<br />

kann, weil sie glaubten, dass das<br />

Kind nicht ohne sie auskommt. „Ich<br />

war so aufgeregt an Emmas erstem<br />

Kita-Tag. Die ganze Zeit habe ich<br />

das Telefon nicht aus den Augen gelassen,<br />

falls der Kindergarten anrufen<br />

würde <strong>und</strong> ich sofort kommen<br />

sollte.“ Doch was Angelika (29 Jahre)<br />

befürchtete (oder erhoffte?!), ist<br />

natürlich nicht eingetreten. Emmas<br />

Abschiedstränen waren schnell versiegt,<br />

als Mama erst mal außer Sichtweite<br />

war. Diese Erfahrung machen<br />

zum Glück die meisten Eltern. Auch<br />

sie müssen sich ein Stück weit davon<br />

verabschieden, unablässig vom<br />

Kind gebraucht zu werden. Trauen<br />

Sie also sich <strong>und</strong> Ihrem Kind zu,<br />

den Weg in diesen neuen Lebensabschnitt<br />

zu finden.<br />

27<br />

Kindergarten


28<br />

Kindergarten<br />

Gut essen<br />

in der Kita<br />

› Eltern finden in dieser<br />

Checkliste die wichtigsten<br />

Punkte, um das Verpflegungsangebot<br />

<strong>und</strong> die Zusammenarbeit<br />

mit der Kita<br />

beurteilen <strong>und</strong> um selbst<br />

Anregungen geben zu können.<br />

Eine Einrichtung ist<br />

umso empfehlenswerter, je<br />

mehr Fragen mit Ja beantwortet<br />

werden können.<br />

Oft bedeutet dieser neue Lebensabschnitt<br />

ja auch für viele Mütter den<br />

Wiedereinstieg in den Beruf. Idealerweise<br />

sollte der erste Arbeitstag<br />

jedoch nicht mit dem ersten Kindergartentag<br />

zusammenfallen, sondern<br />

erst nach der Eingewöhnungsphase<br />

stattfinden. Dies gibt beiden Seiten<br />

mehr Sicherheit.<br />

Copiloten<br />

Mütter <strong>und</strong> Väter wünschen sich<br />

für ihr Kind eine insgesamt schöne<br />

<strong>und</strong> unbelastete Kita-Zeit. Das gelingt<br />

umso mehr, wenn Eltern <strong>und</strong><br />

Fachkräfte sich gegenseitig als<br />

Experten der kindlichen Lebenswelt<br />

anerkennen <strong>und</strong> vertrauen. Jeder<br />

handelt auf seine einzigartige Weise,<br />

bereichert dadurch das Erleben<br />

des Kindes – <strong>und</strong> kann dabei auch<br />

selbst vom anderen profitieren. Deshalb<br />

ist der gemeinsame Austausch<br />

zwischen Elternhaus <strong>und</strong> Kita über<br />

Unsicherheiten, Erfahrungen <strong>und</strong><br />

Eindrücke so wichtig.<br />

Auch wenn der Nachwuchs zu Hause<br />

öfter mal einwirft: „Aber Anke hat<br />

gesagt …“, ist das kein Gr<strong>und</strong> zur<br />

Eifersucht auf die Erzieherin. „Obwohl<br />

ich beim ersten Mal, als ich das<br />

hörte, ganz schön geschluckt habe“,<br />

verrät Paula (26 Jahre) ihre mütterlichen<br />

Gefühle. „Aber dann habe ich<br />

mich über Kristins gutes Verhältnis<br />

zu ihrer Erzieherin ehrlich gefreut.“<br />

Tatsächlich ist es ein Anlass zur Freude,<br />

wenn Ihr Kind gelernt hat, andere<br />

Menschen zu respektieren. Das<br />

gilt auch für die neuen Kita-Fre<strong>und</strong>e<br />

Ihres Kindes, seien es Mädchen oder<br />

Jungen aus welchem Kulturkreis<br />

auch immer. Toleranz <strong>und</strong> ein gutes<br />

soziales Miteinander bleiben eben<br />

die Säulen jeder Gesellschaft, auch<br />

im „Knirpse-Staat“ der Kita-Gruppe.<br />

Vielfalt <strong>und</strong> vielfältige Beziehungen<br />

bereichern jedes Kind. Trotzdem<br />

befördern Eltern unabsichtlich manches<br />

Vorurteil. So erzählte ein Vierjähriger<br />

einmal seinem Vater, dass<br />

sich Mehmet <strong>und</strong> Tim im Kinder-<br />

garten gehauen hätten. Da rutschte<br />

dem Papa spontan heraus: „… <strong>und</strong><br />

der Mehmet hat bestimmt ange-<br />

fangen!“ Er lag, wie er anschließend<br />

selbst sagte, nicht nur mit seinem<br />

Verdacht falsch, sondern mit seiner<br />

ganzen Bemerkung ziemlich schief.<br />

Es kann vorkommen, dass sich ein<br />

Kind im Kindergarten oder auch<br />

zu Hause plötzlich so auffällig ver-<br />

hält, dass sich die Fachkräfte bzw.<br />

die Eltern darüber Sorgen machen.<br />

Dann ist das vertrauensvolle Gespräch<br />

zwischen Kita <strong>und</strong> Elternhaus<br />

besonders wichtig. Es kann Aufschluss<br />

bringen <strong>und</strong> alle Erziehenden<br />

ungemein stärken. Beide Seiten<br />

dürfen <strong>und</strong> sollten auch voneinander<br />

erwarten, über wichtige Ereignisse<br />

im Leben des Kindes informiert zu<br />

werden. Das gilt insbesondere für<br />

familiäre Umbrüche wie beispielsweise<br />

die Trennung der Eltern.<br />

Getümmel<br />

Eine Kindertagesstätte steckt immer<br />

voller Leben <strong>und</strong> Erleben – <strong>und</strong><br />

befindet sich meistens fest in Frauenhänden.<br />

Denn nur drei Prozent<br />

aller Kita-Fachkräfte sind männlich.<br />

Melitta Walter, viele Jahre u. a.<br />

pädagogische Beraterin in Kindergärten<br />

<strong>und</strong> engagierte Verfechterin


Harmlose Plagegeister<br />

R<strong>und</strong> 85 Prozent aller Kindergarten- <strong>und</strong> Schulkinder machen in ihrem<br />

Leben mit Kopfläusen Bekanntschaft. Leider halten sich dazu hartnäckig<br />

einige Vorurteile, die hier durch die Erkenntnisse der B<strong>und</strong>eszentrale<br />

für ges<strong>und</strong>heitliche Aufklärung in Köln ausgeräumt werden sollen:<br />

Tatsache ist: Kopfläuse kann jeder bekommen. Sie sind völlig harmlos,<br />

zugegebenermaßen lästig <strong>und</strong> verursachen starken Juckreiz. Haben<br />

die Krabbler ihren Weg auch auf den Kopf Ihres Kindes gef<strong>und</strong>en,<br />

so legen sie dort ihre Eier ab, die sogenannten Nissen. Deshalb ist eine<br />

unverzügliche Behandlung nötig, geeignete Mittel erhalten Sie im<br />

Bedarfsfall in der Apotheke. Zusätzlich ist es erforderlich, den Kindergarten<br />

<strong>und</strong> die Spielkameraden Ihres Kindes zu informieren, um die<br />

weitere Verbreitung zu vermeiden.<br />

Die B<strong>und</strong>eszentrale für ges<strong>und</strong>heitliche Aufklärung hat die Broschüre<br />

„Kopfläuse … was tun?“ herausgegeben. Hier finden Sie wichtige<br />

Empfehlungen, wie Sie die Kopfläuse am besten wieder loswerden.<br />

› www.bzga.de (einfach Suchbegriff „Kopfläuse“ eingeben)<br />

geschlechtsgemischter Kita-Teams:<br />

„Gute Teams zeichnen sich dadurch<br />

aus, dass man sich über pädagogische<br />

Fragen auch mal streitet.<br />

Und das passiert eher in gemischten<br />

Teams. Ziel muss es daher sein,<br />

dass ein Kind in der Kita jeden Tag<br />

auch Kontakt zu Männern hat.<br />

Davon profitieren nicht nur die Jungen,<br />

sondern auch die Mädchen.“ 1<br />

Das ist auch deshalb besonders<br />

wichtig, weil Kinder gerade im Kindergartenalter<br />

durch Nachahmung<br />

(Geschlechter-) Rollen entdecken<br />

<strong>und</strong> im Spiel ihnen vertraute Handlungsmuster<br />

verarbeiten. Im Kita-<br />

Alltag zeigt sich dann oft: Die Jungen<br />

sind auf dem Bauteppich oder<br />

› Kinder- <strong>und</strong> Jugend-Programm<br />

im Tobe-Raum, die Mädchen in<br />

der Puppenecke. Ausnahmen bestätigen<br />

die Regel. Nun, solange kein<br />

Kind auf die „typische“ Frauen- bzw.<br />

Männerrolle festgelegt oder gar<br />

in sie hineingezwungen wird, ist das<br />

völlig in Ordnung. Und wer sein<br />

eigenes Geschlecht gerade erst entdeckt<br />

hat, den dürfen zwischendurch<br />

auch schon mal bahnbrechende<br />

„Erkenntnisse“ wie „Mädchen<br />

sind stark <strong>und</strong> Jungs sind Quark!“<br />

(oder umgekehrt) ereilen. Das gibt<br />

sich auch wieder. Allerdings sollten<br />

Sie sich auch bitte nicht sorgen,<br />

wenn sich Ihr Sohn gern mal als Prinzessin<br />

verkleidet <strong>und</strong> Glitzerringe<br />

liebt oder Ihre Tochter sich von der<br />

zarten Fee in einen grimmigen<br />

Piraten verwandelt. Das ist ganz normal<br />

– Kindergartenkinder müssen<br />

sich ausprobieren <strong>und</strong> in verschiedene<br />

Rollen schlüpfen dürfen. Sie entwickeln<br />

sich gerade dadurch weiter,<br />

dass sie sich jeden Tag neu erfinden.<br />

Trotzdem hat Melitta Walter oft<br />

erlebt, wie groß die Angst der Eltern<br />

auch heute noch ist, dass ihr Kind<br />

von der gesellschaftlich akzeptierten<br />

Heterosexualität möglicherweise<br />

abweichen könnte. Theresa (30 Jahre)<br />

ist dafür ein gutes Beispiel. Sie<br />

meint: „Philip (3 ½ Jahre) spielt im<br />

Kindergarten nur mit Mädchen. Das<br />

finde ich besorg niserregend <strong>und</strong><br />

sollte sich schnell ändern!“ Hier plädiert<br />

Melitta Walter unbedingt für<br />

mehr Gelas senheit. Denn Kinder<br />

spüren die elterliche Abwehr oder<br />

die Zustimmung zu ihrem Spiel auch<br />

ohne Worte.<br />

Gelassenheit hilft übrigens auch,<br />

wenn der Nachwuchs plötzlich<br />

Schimpfwörter aus dem Kindergarten<br />

nach Hause bringt. Die lassen<br />

sich an Mama oder Papa nämlich<br />

herrlich testen, auch wenn das Kind<br />

die Bedeutung eines Kraftausdrucks<br />

noch gar nicht kennt <strong>und</strong> nicht ermessen<br />

kann, warum solche Wörter<br />

verletzen. Hier wirkt eine kurze,<br />

unaufgeregte <strong>und</strong> kindgerechte<br />

Erklärung meist W<strong>und</strong>er, <strong>und</strong> dann<br />

können Sie beruhigt wieder zur<br />

Tagesordnung übergehen.<br />

1 Walter, M.: Jungen sind anders, Mädchen auch,<br />

Kösel-Verlag 2005.<br />

Der Kindergarten-Check ist Bestandteil des Kinder- <strong>und</strong> Jugendprogrammes der<br />

BARMER <strong>GEK</strong> (siehe S. 37). Wenn Sie mehr zu diesem Programm wissen möchten, schauen<br />

Sie einfach nach unter: www.barmer-gek.de oder fragen Sie Ihre Geschäftsstelle vor Ort.<br />

29<br />

Kindergarten


30<br />

Fit wie ein Turnschuh<br />

Starke Kinder haben starke Eltern. Starke Eltern kümmern sich<br />

gut um die Ges<strong>und</strong>heit ihres Kindes. Sie machen sich Gedanken,<br />

welche Ernährung die Entwicklung des Kindes unterstützt, sie<br />

nehmen die Impf- <strong>und</strong> Vorsorgetermine wahr, <strong>und</strong> sie handeln<br />

auch verantwortungsvoll, wenn das Kind einmal krank wird.<br />

Ges<strong>und</strong>heit


Ges<strong>und</strong>heit – selbst gekocht<br />

Eltern geraten in Erklärungsnot, wenn sie ihrem Kind den<br />

schokoladigen Brotaufstrich verweigern. Der Nachwuchs<br />

weiß nämlich schon aus der Werbung: Die tollsten Sportler<br />

essen natürlich Brot mit Schokocreme.<br />

Krötenauflauf<br />

Kindern ist der Ges<strong>und</strong>heitsaspekt der Ernährung ziemlich<br />

egal. Hauptsache, es schmeckt! Da Geschmack aber<br />

ohnehin sehr früh geprägt wird, können Eltern ihn gut<br />

beeinflussen, bevor die Werbung das tut. Besteht die<br />

Welt der Nahrung allerdings vorwiegend aus Currywurst<br />

mit Pommes, so ist es um die Chancen von Gemüse <strong>und</strong><br />

Co beim Nachwuchs schlecht bestellt. Legen Sie deshalb<br />

von Anfang an den Gr<strong>und</strong>stein für ges<strong>und</strong>e Ernährungsgewohnheiten<br />

<strong>und</strong> machen Sie sich dabei auch die<br />

Fantasie Ihrer Kinder zunutze. Gabi (34 Jahre) hat hier<br />

den Bogen raus: „Meine Lara (5 Jahre) maulte ständig am<br />

Essen <strong>und</strong> besonders am Gemüse herum. Einmal fragte<br />

sie, was es zu Mittag geben würde, <strong>und</strong> ich antwortete<br />

darauf genervt: „Heute gibt es Reis mit Scheiß!“ Aber, oh<br />

W<strong>und</strong>er, sie kicherte nur <strong>und</strong> langte plötzlich ordentlich<br />

zu. Selbst Paprika- <strong>und</strong> Möhrenstückchen wanderten in<br />

ihren M<strong>und</strong>. Seitdem gibt es bei uns öfter „Würmerfraß<br />

mit Soße“, „Kröten auflauf“ oder „Gebratene Matschepampe“.<br />

Das war der Durchbruch! Manchmal verstecke<br />

ich ungeliebtes Gemüse aber auch in Suppen <strong>und</strong><br />

Soßen, indem ich es einfach püriere.“<br />

Spitzenmäßige Pyramide<br />

Eine ausgewogene, abwechslungsreiche Ernährung<br />

unterstützt die optimale Entwicklung Ihres Kindes. Gute<br />

Orientierung bietet hier die aid-Ernährungspyramide. Sie<br />

bringt verständlich <strong>und</strong> alltagstauglich auf den Punkt,<br />

was <strong>und</strong> wie viel Ihr Kind (<strong>und</strong> Sie) essen sollten. Das<br />

Prinzip ist einfach: „Jeder Baustein der Pyramide steht für<br />

eine Portion. Das Maß für eine Portion ist die eigene<br />

Hand. Die Portionen wachsen also mit dem veränderten<br />

Nährstoffbedarf des Kindes mit: Kleine Kinder, kleine<br />

Hände – große Kinder, große Hände“, heißt es dort. 1<br />

Den Sockel bilden die Getränke: Ab einem Jahr sollte ein<br />

Kind bereits einen Liter pro Tag trinken, ab dem vierten<br />

Jahr etwas mehr. Optimal ist tatsächlich Leitungswasser,<br />

weil es zu den am besten kontrollierten Lebensmitteln<br />

überhaupt gehört.<br />

Eine Stufe über den Getränken finden Sie frisches Obst<br />

<strong>und</strong> Gemüse, auf der dritten Stufe stehen Getreide,<br />

Getreideprodukte <strong>und</strong> Kartoffeln. Tierische Lebensmittel<br />

– Milch, Milchprodukte, Fisch, Fleisch <strong>und</strong> Wurstwaren –<br />

kommen erst an vierter Stelle, Fette <strong>und</strong> Öle an fünfter.<br />

In der Pyramidenspitze finden Sie Süßigkeiten <strong>und</strong> Snacks<br />

(<strong>und</strong> für Erwachsene den Alkohol). Naschen darf also<br />

sein – aber eben nur in Maßen.<br />

Essen braucht Bewegung<br />

Die Ernährung <strong>und</strong> auch das Trinkverhalten wirken sich<br />

auf die Leistungsfähigkeit des Menschen aus. Kinder, die<br />

noch im Wachstum sind, benötigen ausreichend Kalzium<br />

für ihre Knochen, dazu Eiweiß für das Zellwachstum <strong>und</strong><br />

Vitamine für einen gut funktionierenden Stoffwechsel.<br />

Doch selbst die beste Ernährung braucht Bewegung.<br />

Ein Kind, das draußen Fangen spielt <strong>und</strong> ausge wogen<br />

isst, wird sich im Normalfall bestens entwickeln. Bei<br />

Bewegungsmuffeln kann sich dagegen „Babyspeck“<br />

bilden, der eigentlich gar keiner mehr ist. Lesen Sie hierzu<br />

auch das Interview auf Seite 36.<br />

Einmal „Bio“, gemischt<br />

In den letzten Jahren haben Bioprodukte auch die<br />

Discounter erobert. Sie werden nach den Richtlinien des<br />

ökologischen Landbaus hergestellt. Allerdings sind Bioprodukte<br />

schneller verderblich, weil ihnen keine Konservierungsstoffe<br />

zugesetzt sind. Deshalb: stets frisch<br />

einkaufen <strong>und</strong> rasch verbrauchen. „Bio“ ist auch etwas<br />

teurer, bleibt aber durch eine gute Mischkalkulation<br />

mit konven tionellen Lebensmitteln auch für geringer<br />

verdienende Familien erschwinglich.<br />

1 www.aid.de<br />

31<br />

Ernährung


32<br />

Quengelware<br />

Wetten, dass Sie Ihr eigenes Lieblingsgericht<br />

oder bestimmte „Tischrituale“<br />

noch aus Ihrer Kindheit kennen?<br />

Was <strong>und</strong> wie wir essen, bleibt<br />

uns nämlich meist „lebenslänglich“<br />

erhalten. Auch die „Quengelware“,<br />

von elternfeindlichen Marktstrategen<br />

an den Supermarktkassen direkt<br />

auf Kinderaugenhöhe platziert, gab<br />

es schon damals. Sie quält Eltern<br />

heute noch, wie Margitta (31 Jahre)<br />

erzählt: „Letztens hat sich mein<br />

Phillipp an der Kasse schreiend auf<br />

den Boden geschmissen, weil er<br />

keinen Schoko riegel bekam. Doch<br />

das Schlimmste waren die Blicke<br />

<strong>und</strong> Bemerkungen der Leute! Eine<br />

ältere Frau meinte zu ihm sogar,<br />

wenn er weiter so schreien würde,<br />

ginge die Mama weg <strong>und</strong> käme<br />

nie mehr wieder. Da brüllte er nur<br />

noch mehr <strong>und</strong> ich war richtig sauer<br />

– aber auf die Frau!“ Phillipp hingegen<br />

fand die Mama doof <strong>und</strong><br />

gemein, weshalb Margitta anderen<br />

Eltern rät: „Gehen Sie nicht mit<br />

einem hungrigen oder müden Kind<br />

einkaufen!“<br />

Frühstückchen<br />

Bei aller frühmorgendlichen Hektik –<br />

in den Tag sollte Ihr Kind nicht ohne<br />

Frühstück starten. Denn über Nacht<br />

räumt der Körper die Kohlenhydratspeicher<br />

leer. Ein kleines Frühstück<br />

bringt dagegen wieder frische Energie.<br />

Für kleine Frühstücksmuffel<br />

reicht bereits ein Getränk, zum<br />

Beispiel Kakao oder Milch, aus.<br />

Dennoch ist rechtzeitiges Aufstehen<br />

ratsam, denn nichts sollte im Stehen<br />

oder mit dem Rucksack auf der<br />

Schulter heruntergestürzt werden.<br />

Das gilt auch für eilige Eltern!<br />

Mit jüngeren Kindern können Sie am<br />

späteren Vormittag eine Zwischenmahlzeit<br />

einnehmen, Kindergartenkinder<br />

haben ihr Frühstücksbrot in<br />

der Tasche, wenn die Einrichtung<br />

selbst keine Zwischenmahlzeit anbietet.<br />

Damit ist Ihr Kind bestens für<br />

den Tag gerüstet.<br />

Mitmachen erwünscht<br />

In den meisten Familien hat es sich<br />

insgesamt bewährt, wenn die<br />

Kinder an allen Vorgängen r<strong>und</strong><br />

um das Essen beteiligt werden. Aus<br />

der Küche muss ja nicht gleich ein<br />

Abenteuerspielplatz werden, aber<br />

„Selbstgemachtes“ schmeckt einfach<br />

noch mal so gut! Deshalb will auch<br />

der Umgang mit einem Messer dem<br />

Alter entsprechend gelernt sein.<br />

Ist es scharf, klappt’s auch mit den<br />

Karottenstiften besser <strong>und</strong> das Kind<br />

schneidet sich tatsächlich seltener<br />

in den Finger! Sie werden feststellen,<br />

dass kleine Köche ihre Werke mit<br />

Stolz präsentieren <strong>und</strong> als Rohkost<br />

oder gegart mit dem größten<br />

Genuss verspeisen.<br />

Eine Mahlzeit ist mehr als reine<br />

Nahrungsaufnahme, es ist auch ein<br />

soziales Ereignis. Sitzen nach dem<br />

Händewaschen alle zu Tisch, den<br />

man natürlich vorher miteinander<br />

fein gedeckt <strong>und</strong> dekoriert hat,<br />

so können sich beim Essen gemüt-<br />

liche Gespräche entwickeln. Sorgen<br />

<strong>und</strong> Probleme bleiben dabei selbstverständlich<br />

außen vor, denn die<br />

Mahlzeit sollte entspannt <strong>und</strong> fröhlich<br />

verlaufen. Noch ein kleiner<br />

Tipp: Lebensmittel werden auch<br />

nach ihrem Aussehen <strong>und</strong> Geruch<br />

beurteilt. Warum also nicht mal<br />

statt der Blumen ein Büschel Basilikum<br />

<strong>und</strong> Co auf den Tisch stellen?<br />

An fassen <strong>und</strong> abzupfen <strong>und</strong> daran<br />

schnuppern ist dann ausdrücklich<br />

erlaubt. Kinder prägen sich Kräuter<br />

<strong>und</strong> ihre Düfte besonders gut ein.


Krümelkloß<br />

Ein <strong>ICHbinICH</strong> aus Kakitos<br />

speiste einmal auf einem Floß.<br />

Es schmatzte lustvoll darauf los,<br />

da fragte ein Rhinozeros:<br />

„Was isst du da von deinem Schoß?<br />

Ist das vielleicht ein Krümelkloß,<br />

garniert mit etwas Blümelmoos?<br />

Mein Appetit ist riesengroß!“<br />

Und gab dem Floß schnell einen Stoß<br />

<strong>und</strong> schnappte völlig rücksichtslos<br />

nach dem erschreckten Semmelkloß.<br />

Der flog ins Wasser <strong>und</strong> schwamm keck<br />

vom Rhinozeros ganz schön weit weg.<br />

Das <strong>ICHbinICH</strong> rief aufgebracht:<br />

„Verflixt – der war doch selbst gemacht!“<br />

Zähneputzen<br />

Zum Essen gehört anschließend auch das Zähneputzen!<br />

Diese Gewohnheit soll den Kindern möglichst in Fleisch<br />

<strong>und</strong> Blut übergehen. Die erste Kinderbürste hat einen<br />

dicken Griff, damit die kleinen Kinderhände die Zahnbürste<br />

auch gut führen können. Mit einem kleinen Bürstenkopf<br />

sind auch die Backenzähne gut zu erreichen.<br />

Und Übung macht den Meister! Statt Luftgitarre ruhig<br />

mal Zahnputzluftkreise ausprobieren. Im Alter von drei<br />

Jahren kann Ihr Kind seine Zähne schon gut selbst reinigen.<br />

Aber immer mal nachkontrollieren! Und natürlich<br />

besitzt Ihr Kind seine eigene Zahnpasta. Lassen Sie sich<br />

dazu sowie zu allen anderen Fragen der Zahnges<strong>und</strong>-<br />

heit Ihres Kindes einfach von Ihrem Zahnarzt bzw. Ihrer<br />

Zahnärztin beraten. Ab dem 3. Lebensjahr Ihres Kindes<br />

steht ihm auch eine jährliche zahnärztliche Vorsorgeunter<br />

suchung zu, bei der u. a. Zähne, M<strong>und</strong> <strong>und</strong> Kiefer<br />

begutachtet werden. Auch hierfür übernimmt die<br />

BARMER <strong>GEK</strong> selbstverständlich die Kosten.<br />

› Weitere Informationen r<strong>und</strong> um das Thema „Zähne“<br />

bieten die Broschüren „Kinderm<strong>und</strong> – zahnges<strong>und</strong>“<br />

<strong>und</strong> „Noch vor dem ersten Zahn“, zu bestellen unter<br />

www.barmer-gek.de oder in Ihrer BARMER <strong>GEK</strong><br />

Geschäftsstelle.<br />

› Bei Kindern vom 3. bis zum 6. Lebensjahr<br />

übernimmt die BARMER <strong>GEK</strong> die<br />

Kosten für drei zahnärztliche Vorsorgeuntersuchungen<br />

(FU1–FU3), die der Früh-<br />

erkennung von Zahn-, M<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Kieferkrankheiten<br />

dienen.<br />

33<br />

Ernährung


34<br />

Ernährung<br />

Rezepte für den gemeinsamen Kochspaß<br />

Was koche ich heute? Diese Frage stellen sich viele berufstätige Eltern <strong>und</strong> Familien genauso<br />

wie alleinerziehende Mütter <strong>und</strong> Väter. Es muss meistens schnell gehen, weil im<br />

stressigen Alltag die Zeit für aufwendiges Kochen häufig fehlt. Doch selbst kochen<br />

muss nicht umständlich <strong>und</strong> langwierig sein. Wie man ohne große Kochkenntnisse, mit<br />

einfachen Zutaten <strong>und</strong> ohne lange Vorbereitungszeit schnell ein leckeres Essen für Kinder<br />

zaubern kann, erfahren eilige Eltern in der Broschüre „Für Kinder Kochen“.<br />

Ganz gleich, ob ab <strong>und</strong> zu mal eine<br />

schnelle Mahlzeit eingeplant werden<br />

muss oder ob Eltern häufig wenig<br />

Zeit haben: Vom Team Tomate erhalten<br />

Sie viele praktische Tipps <strong>und</strong><br />

Tricks, mit denen Sie die persönliche<br />

Situation gut meistern. Auch einige<br />

bei Kindern beliebte, schnelle Rezepte<br />

werden vorgestellt.<br />

Für Kinder kochen<br />

Die besten Tipps für eilige Eltern<br />

› Eine kostenlose Broschüre<br />

mit Kochanregungen für<br />

eilige Eltern. Zu beziehen<br />

über Ihre BARMER <strong>GEK</strong><br />

Geschäftsstelle oder unter<br />

www.barmer-gek.de<br />

Kartoffelsuppe<br />

4 Portionen<br />

› Zutaten<br />

800 g Kartoffeln<br />

1 ½ l Gemüsebrühe<br />

1 Möhre, 100 g<br />

1 Stange Lauch, 150 g<br />

100 g Sellerie<br />

2 Zwiebeln, 100 g<br />

1 EL Rapsöl, 10 g<br />

100 ml Sahne<br />

Jodsalz, Pfeffer<br />

Kartoffeln schälen, waschen <strong>und</strong><br />

würfeln. Das Gemüse waschen,<br />

zer kleinern <strong>und</strong> die Zwiebeln fein<br />

hacken. Zwiebeln, Gemüse <strong>und</strong> Kartoffeln<br />

im Öl andünsten <strong>und</strong> mit der<br />

Gemüsebrühe auffüllen. Suppe 15<br />

bis 20 Minuten kochen <strong>und</strong> dann<br />

pürieren. Mit den Gewürzen <strong>und</strong> der<br />

Sahne abschmecken. Dazu passt:<br />

Forellenfilet oder ein kleines Würstchen<br />

› Tipp: Bestreuen Sie die Suppe<br />

mit frischer Kresse.<br />

Apfelpfannkuchen<br />

8 Stück, 2 Stück pro Portion<br />

› Zutaten<br />

250 g Weizenvollkornmehl<br />

2 Eier<br />

250 ml Milch (1,5 % Fett)<br />

250 ml Wasser<br />

3 Äpfel, 400 g<br />

Saft von ½ Zitrone<br />

½ TL Zimt<br />

2 EL Rapsöl zum Braten, 20 g<br />

Weizenvollkornmehl mit Eiern, Milch<br />

<strong>und</strong> Wasser verrühren <strong>und</strong> 15 Minuten<br />

quellen lassen. Äpfel gründlich<br />

waschen <strong>und</strong> in dünne Spalten<br />

schneiden. Mit Zitronensaft beträufeln<br />

<strong>und</strong> mit Zimt bestreuen. Öl in einer<br />

mittelgroßen Pfanne, ca. 20 cm<br />

Durchmesser, erhitzen <strong>und</strong> den Teig<br />

portionsweise hineingeben. Die<br />

Apfelspalten jeweils in den Teig<br />

drücken. Bei mäßiger Hitze von der<br />

unteren Seite goldbraun backen,<br />

sodass auch die Oberfläche schön<br />

fest ist, dann wenden <strong>und</strong> fertig<br />

backen.<br />

› Tipp: Etwas Honig oder Zucker<br />

auf den fertigen Pfannkuchen<br />

geben. Statt der Äpfel können Sie<br />

auch Pflaumen oder Waldbeeren<br />

nehmen.


Fischburger<br />

10 Portionen<br />

› Zutaten Fischfrikadellen<br />

400 g Fischfilet, z. B. Seelachs<br />

2 altbackene Vollkornbrötchen<br />

Wasser zum Einweichen<br />

1 Zwiebel, 50 g<br />

1 B<strong>und</strong> Dill<br />

2 Eier<br />

Jodsalz, Pfeffer<br />

3 EL Weizenvollkornmehl<br />

zum Bestäuben, 30 g<br />

1 EL Rapsöl zum Braten, 10 g<br />

10 Vollkornbrötchen<br />

› Zutaten Soße<br />

200 g Crème fraîche<br />

1 EL Essig, 10 g<br />

Jodsalz, Pfeffer<br />

Zitronensaft<br />

2 EL gehackter Dill, 10 g<br />

evtl. etwas Honig<br />

› Zum Garnieren<br />

Salatblätter, Tomaten,<br />

Gewürzgurken<br />

Die beiden Vollkornbrötchen in Wasser<br />

einweichen <strong>und</strong> ausdrücken. Den<br />

Fisch in Stücke schneiden <strong>und</strong> mit<br />

den Brötchen <strong>und</strong> den anderen Zutaten<br />

in der Küchenmaschine oder<br />

mit einem Pürierstab pürieren. Mit<br />

bemehlten Händen 10 flache Frikadellen<br />

formen, in Mehl kurz wenden<br />

<strong>und</strong> im heißen Öl von jeder Seite<br />

5 Minuten braten. Für die Soße alle<br />

Zutaten miteinander glatt verrühren.<br />

Für die Burger die frischen Voll-<br />

kornbrötchen aufschneiden, beide<br />

Hälften mit der Soße bestreichen,<br />

mit Garnitur belegen, die Fisch-<br />

frikadellen darauflegen <strong>und</strong> die<br />

Brötchen zuklappen.<br />

› Tipp: Übrig gebliebende Frikadellen<br />

lassen sich prima einfrieren.<br />

Geflügel-Champignon-Pfanne<br />

4 Portionen<br />

› Zutaten<br />

400 g Champignons<br />

4 Zwiebeln, 200 g<br />

1 EL Rapsöl, 10 g<br />

200 g Hähnchenbrustfilet<br />

oder Putenbrust<br />

200 ml Gemüsebrühe<br />

50 ml Sahne<br />

1 EL Vollkornmehl<br />

Jodsalz, Pfeffer, Paprika<br />

Thymian oder Oregano<br />

Champignons waschen <strong>und</strong> in Scheiben<br />

schneiden. Zwiebeln schälen,<br />

fein würfeln <strong>und</strong> in ½ EL Öl dünsten.<br />

Champignons zu den Zwiebeln geben<br />

<strong>und</strong> goldgelb anbraten. Zwiebel-Champignon-Gemisch<br />

in einen<br />

Topf geben. Das Fleisch klein würfeln<br />

<strong>und</strong> im restlichen Öl anbraten,<br />

würzen <strong>und</strong> in den Topf zu den<br />

Champignons geben. Mit Gemüsebrühe<br />

<strong>und</strong> Sahne auffüllen <strong>und</strong> nach<br />

Wunsch mit Mehl andicken. Dazu<br />

das Mehl in 50 ml kaltem Wasser<br />

anrühren <strong>und</strong> zum Fleisch geben.<br />

Noch einmal mit den Gewürzen abschmecken.<br />

Dazu passt: Reis, Nudeln<br />

oder Kartoffeln <strong>und</strong> ein frischer<br />

Salat.<br />

› Tipp: Statt der Sahne 3 EL Tomatenmark<br />

an das gebratene Fleisch<br />

geben, mit der Gemüsebrühe<br />

auffüllen <strong>und</strong> weiter nach Rezept<br />

verfahren.<br />

› Tipp: Geben Sie den Gerichten<br />

doch je nach Interesse Ihres Kindes<br />

einen Namen, wie zum Beispiel<br />

Piratenburger oder Feenburger.<br />

So können Sie Ihr Kind vielleicht<br />

noch mehr zum Ausprobieren <strong>und</strong><br />

Mitmachen animieren. Ein Versuch<br />

lohnt sich.<br />

› „Bärenstarke Kinderkost“,<br />

ein Kochbuch der<br />

Verbraucherzentrale NRW,<br />

kostengünstig zu bestellen<br />

übers Internet:<br />

www.vz-ratgeber.de<br />

Wer noch mehr Ideen<br />

in petto haben möchte,<br />

kann den Ratgeber<br />

„Mahlzeit, Kinder“ bei<br />

der Verbraucherzentrale<br />

NRW beziehen.<br />

35<br />

Ernährung


36<br />

Mit Augenmaß<br />

Korinna Bächer ist Ärztin <strong>und</strong> Kindertherapeutin<br />

im Kinderschutz-<br />

Zentrum Köln. Hier spricht sie über<br />

„dicke“ Kinder.<br />

Immer öfter ist zu lesen, dass<br />

Deutschlands Kinder pummeliger<br />

werden.<br />

› Bächer: Ja, statistisch gesehen gibt<br />

es immer mehr dicke Kinder. Das<br />

haben zum Beispiel auch die jüngsten<br />

Einschulungsuntersuchungen in<br />

Köln gezeigt, gerade in Stadtteilen<br />

mit vielen mehrfach belasteten Familien.<br />

Andererseits ist interessant,<br />

dass es in den sogenannten „Nobelstadtteilen“<br />

inzwischen einen<br />

deut lichen Anteil von richtig untergewichtigen<br />

Kindern gibt! Aber die<br />

Klage der Medien über immer mehr<br />

dicke Kinder hilft weder einem<br />

betroffenen Kind noch der Familie<br />

weiter. Im Gegenteil: Dick sein wird<br />

dadurch noch verwerflicher <strong>und</strong><br />

vielleicht auch be schämender. Auch<br />

für die Eltern. Viele sagen sich dann:<br />

Ich kenne doch die Risiken von<br />

Übergewicht – warum schaffe ich<br />

es nicht, dass mein Kind abnimmt?!<br />

Hier sprechen Sie die Risiken im<br />

Hinblick auf die Langzeitfolgen von<br />

Über gewicht an.<br />

› Bächer: Ja. Allerdings beziehen<br />

sich hier die meisten Untersuchungen<br />

auf Patienten mit massivem<br />

Übergewicht oder Fettleibigkeit sowie<br />

auf den Ausbruch von Zivilisationskrankheiten.<br />

Die These, dass ein<br />

Gewicht, das leicht über der „Norm“<br />

liegt, die Lebenserwartung verkürzt,<br />

ist inzwischen wissenschaftlich<br />

nicht mehr haltbar. Übrigens kann<br />

Gewichts abnahme nicht das Ziel<br />

sein, wenn Kinder nur etwas pummeliger<br />

sind. Und die meisten Spezialdiäten<br />

sind für sie auch gar nicht<br />

geeignet. Eltern sollten vielmehr darauf<br />

achten, dass das Kind nicht noch<br />

mehr zunimmt – im Rahmen des<br />

Längenwachstums streckt sich der<br />

Körper dann oft ganz von selbst.<br />

Jedenfalls ist Übergewicht bei<br />

Kindern nicht ges<strong>und</strong>.<br />

› Bächer: Das stimmt. Aber wir sollten<br />

auch mit dem Begriff „Übergewicht“<br />

maßvoll umgehen. Sehen Sie,<br />

viele Kinder durchlaufen Entwicklungsphasen,<br />

in denen ihr Gewicht<br />

zeitweise über der statistisch definierten<br />

„Norm“ liegt. Sie wachsen<br />

oft abwechselnd in die Breite <strong>und</strong> in<br />

die Höhe <strong>und</strong> wirken dann entsprechend<br />

mal pummelig, mal schlaksig.<br />

Ihre endgültige Körperform zeigt<br />

sich erst nach der Pubertät. Deshalb<br />

sollten Eltern mit der Kinderärztin<br />

bzw. mit dem Kinderarzt besprechen,<br />

wie das Gewicht ihres Kindes<br />

in der Gesamtentwicklung einzuschätzen<br />

ist. Vor allem ist es sinnvoll,<br />

auf eine vernünftige Ernährung<br />

der gesamten Familie zu achten,<br />

was auch das Klima am Familientisch<br />

mit einschließt. Und ganz wichtig:<br />

Ges<strong>und</strong>e Ernährung <strong>und</strong> ausreichende<br />

Bewegung gehören zusammen –<br />

<strong>und</strong> zwar bei allen Familienmitgliedern.<br />

Dann müssen sich Eltern also<br />

nicht verrückt machen, wenn ihr<br />

Kind etwas über der Norm liegt?<br />

› Bächer: Auf keinen Fall! Sich<br />

verrückt zu machen ist nie ratsam.<br />

Eltern brauchen Augenmaß, damit<br />

nicht schon ein Kilo mehr Krankheitswert<br />

bekommt. Sonst vergleicht<br />

sich das Kind dann später vielleicht<br />

nur noch mit den dünnen Models<br />

unserer Zeit, was wiederum Essstörungen<br />

auslösen kann.<br />

Aber ist es nicht eine Tatsache,<br />

dass dicke Kinder später häufiger<br />

unter psychischen Störungen <strong>und</strong><br />

geringem Selbstwertgefühl leiden?<br />

› Bächer: Ja, das ist so. Nur beißen<br />

sich hier Ursache <strong>und</strong> Folge leider<br />

häufig in den Schwanz! Wird einem<br />

Kind ständig vermittelt, es sei so,<br />

wie es ist, nicht „richtig“, so kann<br />

es kein ges<strong>und</strong>es Selbstbewusstsein<br />

<strong>und</strong> also auch keinen Schutz vor<br />

psychischen Störungen entwickeln.<br />

Zudem dient übermäßiges Essen<br />

Kindern oft als Ersatzbefriedigung,<br />

wenn ihre Bedürfnisse zum Beispiel<br />

nach Nähe <strong>und</strong> Zuwendung, nach<br />

Handlungsspielräumen <strong>und</strong> Herausforderungen<br />

nicht erfüllt werden<br />

können. Unwohlsein <strong>und</strong> Schreien<br />

werden schon bei Babys oft als Hungersignale<br />

missverstanden. Und wie<br />

häufig bekommen Kleinkinder etwas<br />

zu essen als Trost oder Ablenkung<br />

von Schmerz <strong>und</strong> Enttäuschung.<br />

Genau auf diese Weise lernen Kinder<br />

jedoch falsche <strong>und</strong> schädliche Verhaltensmuster,<br />

die sich dann sehr<br />

hartnäckig halten …<br />

… <strong>und</strong> mit reiner Ernährungsumstellung<br />

wahrscheinlich auch nicht<br />

zu verändern sind.<br />

› Bächer: Wenn sich Kinder über<br />

Jahre hinweg ein immer größeres<br />

Übergewicht angefuttert haben,<br />

dann liegt das nicht einfach daran,<br />

dass hier niemand auf den Fett-<br />

gehalt der Salami geachtet hat oder<br />

keiner wusste, dass Pommes dicker<br />

machen als Salzkartoffeln. Einem<br />

deutlich übergewichtigen Kind hilft<br />

meist nur noch ein systemischer<br />

Ansatz. Dabei müssen wir Therapeuten<br />

auch abwägen, ob die seelische<br />

Notlage tatsächlich die Folge oder<br />

nicht vielmehr die Ursache des<br />

übermäßigen Essens ist. Hier beziehen<br />

wir die Eltern immer mit ein.


„U“ wie „Unbedingt“<br />

Die ersten sechs der insgesamt zehn Untersuchungen zur Früherkennung von Krank-<br />

heiten oder Entwicklungsstörungen hat Ihr Kind jetzt schon hinter sich. Nun folgen bis<br />

zum Schulbeginn noch die nächsten vier. Bei den Untersuchungen erk<strong>und</strong>igt sich Ihr<br />

Kinderarzt auch nach Ihren Eindrücken, Beobachtungen, Sorgen <strong>und</strong> Ängsten. Und<br />

sicher haben Sie auch Fragen. Machen Sie sich schon vor dem Termin Notizen, damit<br />

bei der Untersuchung nichts Wichtiges vergessen wird.<br />

U 7<br />

U 7 a<br />

U 8<br />

U 9<br />

Früherkennungsuntersuchungen<br />

Zwischen dem 21. <strong>und</strong> 24. Lebensmonat achtet der Arzt bei der 7. Früherkennungsuntersuchung<br />

besonders auf die Feinmotorik <strong>und</strong> Körperbeherrschung sowie auf Verhaltensauffälligkeiten Ihres<br />

Kindes. Im Gespräch <strong>und</strong> mit einfachen Bildern testet er das Sprachvermögen <strong>und</strong> -verständnis<br />

des Kindes <strong>und</strong> befragt Sie auch nach der Sauberkeitserziehung <strong>und</strong> dem Spielverhalten. Jetzt<br />

kann auch die zweite Masern-Mumps-Röteln-Impfung erfolgen.<br />

Zwischen dem 34. <strong>und</strong> 36. Lebensmonat erfolgt die Früherkennungsuntersuchung 7 a. Hier<br />

schaut der Arzt danach, wie sich Ihr Kind im letzten Jahr entwickelt hat, untersucht den allgemeinen<br />

Ges<strong>und</strong>heitszustand, die Motorik, Haut, Brust-, Bauch-, Sinnes- <strong>und</strong> Geschlechtsorgane.<br />

Auch das Nerven- <strong>und</strong> Skelettsystem wird geprüft. Wenn noch nicht alle Impfungen vorgenommen<br />

wurden, können diese jetzt nachgeholt werden.<br />

› Im Alter von 33 bis 35 Monaten bietet die BARMER <strong>GEK</strong> für Kinder zusätzlich im Rahmen<br />

des Kinder- <strong>und</strong> Jugend-Programms einen Kindergarten-Check an. Bei diesem Check wird zusätzlich<br />

das seelische Befinden, die neurologischen <strong>und</strong> sozialpädiatrischen Entwicklungen<br />

des Kindes untersucht.<br />

Im Zeitraum zwischen dem 46. <strong>und</strong> 48. Lebensmonat Ihres Kindes ist die U 8 vorgesehen. Dabei<br />

führt Ihr Arzt neben den üblichen Routineunter suchungen auch einen ausführlichen Sehtest <strong>und</strong><br />

eine Harnuntersuchung durch. Damit können mögliche Bewegungs- oder Sprachstörungen, Organerkrankungen,<br />

Verhaltensauffälligkeiten <strong>und</strong> Sehfehler noch weit vor der Einschulung erkannt<br />

<strong>und</strong> rechtzeitig gezielt behandelt werden.<br />

Die letzte Früherkennungsuntersuchung vor Beginn der Schulzeit findet zwischen dem 60. <strong>und</strong><br />

64. Lebensmonat statt. Wieder nimmt Ihr Arzt die üblichen Routineuntersuchungen vor, testet<br />

aber auch Seh- <strong>und</strong> Hörfähigkeit, Sprachentwicklung sowie Bewegungsfähigkeit Ihres Kindes <strong>und</strong><br />

überprüft den Impfstatus.<br />

› Selbstverständlich übernimmt die BARMER <strong>GEK</strong> die Kosten für die hier<br />

aufgeführte Früherkennung.<br />

37<br />

Früherkennung


38<br />

Schutzimpfungen<br />

Impfen heißt schützen<br />

Manche Erwachsene sind der Meinung: „Kinderkrankheiten durchzumachen schützt<br />

das Kind später besser als Impfungen“. Doch Schutzimpfungen sind die wichtigste<br />

Maßnahme, Infektionskrankheiten vorzubeugen <strong>und</strong> einzudämmen. Dazu gehören<br />

auch die sogenannten Kinderkrankheiten wie Masern, Mumps, Keuchhusten oder<br />

Windpocken. Sie treten zwar meist im Kindesalter auf, sind aber keineswegs so<br />

harmlos, wie viele meinen. Denn auch Erwachsene können sich anstecken, <strong>und</strong> die<br />

Erkrankung kann dann zu schweren Komplikationen <strong>und</strong> sogar bleibenden Schäden<br />

führen.<br />

In Deutschland besteht keine Impfpflicht.<br />

Daher liegt es in der Ver-<br />

antwortung der Eltern, ihr Kind vor<br />

ansteckenden Infektionskrankheiten<br />

zu schützen. Sicherlich haben Sie Ihr<br />

Kind ja schon in den ersten Lebensmonaten<br />

gegen Diphtherie, Tetanus,<br />

Keuchhusten, Polio, Hepatitis B,<br />

Pneumokokken <strong>und</strong> Haemophilus<br />

influenzae Typ b <strong>und</strong> die Rotaviren<br />

impfen lassen. Und auch die ersten<br />

Impfungen gegen Masern, Mumps,<br />

Röteln <strong>und</strong> Windpocken, die vom<br />

11. bis zum 14. Monat erfolgen, hat<br />

Ihr Kind wahrscheinlich schon hinter<br />

sich gebracht.<br />

Zwischen dem 15. <strong>und</strong> 23. Lebensmonat<br />

sollten Sie nach der Empfehlung<br />

der Experten der Ständigen<br />

Impfkommission des Robert-Koch-<br />

Instituts nun die zweiten Impfungen<br />

gegen Masern, Mumps, Röteln <strong>und</strong><br />

Windpocken vornehmen lassen.<br />

Ab dem 2. Lebensjahr kann auch<br />

eine Impfung gegen Meningokokken<br />

erfolgen. Hier folgen nun weitere<br />

Informationen über die Krankheitsbilder<br />

zu den aktuell anstehenden<br />

Impfungen.<br />

Warum gegen Röteln impfen?<br />

Röteln sind eine harmlose, aber<br />

hochansteckende Virusinfektion.<br />

Nach zwei bis drei Wochen zeigen<br />

sich die ersten typischen Merkmale<br />

– eine auffällige Rötung, die meist<br />

im Gesicht beginnt <strong>und</strong> sich allmählich<br />

über den ganzen Körper aus-<br />

breiten kann. Dazu können leichte<br />

erkältungsähnliche Beschwerden,<br />

Fieber <strong>und</strong> Schwellungen der Lymphknoten,<br />

besonders hinter den Ohren,<br />

hinzukommen. Häufig treten bei<br />

Kindern jedoch kaum Symptome<br />

auf, sodass diese Infektion dann gar<br />

nicht wird. Wenn allerdings eine<br />

schwangere Frau in den ersten<br />

Monaten der Schwangerschaft an<br />

› Ihre BARMER <strong>GEK</strong><br />

trägt selbstverständlich<br />

die Kosten für diese<br />

Impfungen.<br />

Röteln erkrankt, kann sich das ungeborene<br />

Kind mit dem Virus infizieren.<br />

Dann kann es zu einer Fehlgeburt<br />

kommen, auch schwere Fehlbildungen<br />

an Augen, Ohren oder Herz des<br />

Kindes sind möglich.<br />

FSME-Impfung<br />

FSME heißt ausgesprochen: Frühsommer-Meningoenzephalitis.<br />

Das FSME-Virus wird hauptsächlich<br />

durch Zeckenstiche übertragen <strong>und</strong><br />

kann eine Hirnhautentzündung<br />

auslösen. Informieren Sie sich daher<br />

über die Risikogebiete (www.rki.de,<br />

siehe auch S. 51).


› BARMER <strong>GEK</strong> Teledoktor *<br />

Telefon: 0800 45 40 250 **<br />

Sie haben Fragen zu Ihrer Ges<strong>und</strong>heit, zu Medikamenten oder auch Therapien?<br />

Medizinische Expertinnen <strong>und</strong> Experten beantworten Ihre Fragen r<strong>und</strong> um<br />

die Uhr an 7 Tagen in der Woche.<br />

*Näheres zum Teledoktor finden Sie unter www.barmer-gek.de<br />

**Anrufe aus dem deutschen Fest- <strong>und</strong> Mobilfunknetz sind für Sie kostenfrei.<br />

Wie harmlos sind Masern?<br />

Diese meldepflichtige, hochansteckende<br />

Virusinfektion wird durch<br />

Tröpfcheninfektion übertragen.<br />

Kennzeichen sind zunächst grippeähnliche<br />

Symptome, rote Hautflecken,<br />

hohes Fieber. Komplikationen<br />

sind u. a. eine Lungen- <strong>und</strong><br />

Gehirnentzündung. Gegen den<br />

Virus gibt es keine Medikamente,<br />

es können nur die Symptome<br />

behandelt werden. Unnötigerweise<br />

sterben jedes Jahr immer noch<br />

Kinder an den Folgen einer Masererkrankung.<br />

Eine Impfung schützt<br />

davor. Wenn im Kindergarten oder<br />

in der Schule Masern auftreten,<br />

kann eine 14-tägige Quarantäne<br />

verhängt werden. In dem Fall müssten<br />

Sie Ihr Kind in dieser Zeit zu<br />

Hause betreuen.<br />

Was macht Mumps so<br />

gefährlich?<br />

Der „Ziegenpeter“ ist eine ansteckende<br />

Virusinfektion, von der die<br />

Speicheldrüsen befallen werden.<br />

Häufige Komplikationen sind eine<br />

Hirnhautentzündung <strong>und</strong> beson-<br />

ders bei Jungen eine Hoden- oder<br />

Nebenhodenentzündung, die zu<br />

Sterilität führen kann. Wie bei<br />

Masern können nur die Symptome<br />

gelindert werden.<br />

Wie belastend sind Windpocken?<br />

Mit Windpocken, einer hochansteckenden<br />

Virusinfektion, kann sich<br />

Ihr Kind direkten Kontakt oder auch<br />

über die Luft infizieren. Nach kurzem<br />

Fieber sowie Kopf- <strong>und</strong> Gliederschmerzen<br />

zeigen sich dann rote<br />

Flecken, aus denen sich die typischen<br />

juckenden Bläschen entwickeln. Sie<br />

verkrusten nach einigen Tagen <strong>und</strong><br />

fallen dann ab. Danach muss das<br />

Kind aber nicht immun gegen Windpocken<br />

sein. Bei Erwachsenen ist der<br />

Krankheitsverlauf deutlich schwerer,<br />

als Zweiterkrankung kann auch eine<br />

Gürtelrose auftreten.<br />

Was verursachen Meningokokken?<br />

Die Meningokokkenbakterien<br />

können eine Hirnhautentzündung<br />

(Meningitis) oder auch eine Blutvergiftung<br />

(Sepsis) verursachen <strong>und</strong><br />

werden durch Husten, Niesen <strong>und</strong><br />

engen Körperkontakt (Schmusen<br />

oder Küssen) übertragen. Die Inkubationszeit<br />

beträgt etwa drei bis<br />

zehn Tage. Säuglinge, Kinder bis fünf<br />

Jahre sowie Jugendliche sind dabei<br />

am häufigsten betroffen.<br />

Zu Beginn treten grippeähnliche<br />

Beschwerden auf, später kommen<br />

Lichtempfindlichkeit, hohes Fieber,<br />

starke Kopfschmerzen, Übelkeit,<br />

Erbrechen, Benommenheit <strong>und</strong> ein<br />

steifer Nacken hinzu. Die bakterielle<br />

Meningitis ist eine schwerwiegende<br />

Erkrankung, die so schnell wie<br />

möglich stationär mit Antibiotika<br />

behandelt werden muss.<br />

39<br />

Schutzimpfungen


40<br />

Kleine Patientin, kleiner Patient<br />

Kinder werden auch mal krank. Um wieder ges<strong>und</strong> werden zu können, brauchen sie<br />

Zeit, fürsorgliche Betreuung <strong>und</strong> manchmal auch ärztliche Versorgung.<br />

Die „richtige“ Kinderärztin<br />

bzw. der „richtige" Kinderarzt<br />

Kinderärzte nehmen im Leben Ihres<br />

Kindes eine wichtige Rolle ein.<br />

Er betreut es über viele Jahre, sei es<br />

bei den Vorsorgeuntersuchungen,<br />

Impfungen oder im Krankheitsfall.<br />

Deshalb ist ein vertrauensvolles<br />

Verhältnis zu Ihnen <strong>und</strong> Ihrem Kind<br />

wichtig. Eltern haben unterschied-<br />

liche Kriterien, nach denen sie eine<br />

Kinderärztin bzw. einen Kinderarzt<br />

› Ein krankes Kind bedeutet<br />

für die Familie immer<br />

eine Ausnahmesitua tion.<br />

Kinderärztin/Kinderarzt<br />

aussuchen. Manche nehmen für eine<br />

hoch technisierte Praxis weite Wege<br />

auf sich, andere legen besonderen<br />

Wert darauf, dass auch Naturheilverfahren<br />

oder Homöopathie angewendet<br />

werden. Auch die persönliche<br />

Sympathie spielt eine große Rolle.<br />

Was zeichnet eine gute Kinderärztin<br />

bzw. einen guten Kinderarzt<br />

aus?<br />

Sie / Er<br />

■ hört Ihnen <strong>und</strong> Ihrem Kind aufmerksam<br />

zu <strong>und</strong> nimmt Ihre Sorgen<br />

<strong>und</strong> Ängste ernst: scheuen<br />

Sie sich nicht, auch vermeintlich<br />

Belangloses anzusprechen <strong>und</strong><br />

Ihrem Gegenüber Löcher in den<br />

Bauch zu fragen,<br />

■ nimmt sich stets ausreichend Zeit<br />

für Sie <strong>und</strong> Ihr Kind sowie für die<br />

gründliche Untersuchung,<br />

■ spricht Ihr Kind immer auch direkt<br />

an <strong>und</strong> redet nicht über seinen<br />

Kopf hinweg nur mit Ihnen,<br />

■ erklärt Ihrem Kind, was geschieht,<br />

<strong>und</strong> verschweigt auch nicht, dass<br />

eine Spritze ein bisschen piksen<br />

kann,<br />

■ bleibt fre<strong>und</strong>lich, gelassen <strong>und</strong><br />

geduldig, auch wenn Ihr Kind mal<br />

schreit, jammert oder weint,<br />

■ kennt Ihre familiäre Situation,<br />

berücksichtigt diese bei seinen Behandlungsvorschlägen<br />

<strong>und</strong> macht<br />

gegebenenfalls auch Hausbesuche,<br />

■ kooperiert auch mit Kolleginnen<br />

<strong>und</strong> Kollegen <strong>und</strong> empfindet es<br />

nicht als Vertrauensbruch, wenn<br />

Sie eine zweite Meinung einholen<br />

möchten,<br />

■ hat seinen Wartebereich kind- <strong>und</strong><br />

elterngemäß ausgestattet <strong>und</strong> lässt<br />

Sie auch vom Praxispersonal gut<br />

betreuen.<br />

Wer hilft, wenn das Kind<br />

krank ist?<br />

Ein krankes Kind bedeutet für die<br />

Familie immer eine Ausnahmesituation.<br />

Denn kleine Patienten brauchen<br />

viel Aufmerksamkeit, Zuwendung<br />

<strong>und</strong> Pflege, was Eltern viel Zeit <strong>und</strong><br />

Energie abverlangt. Da können<br />

Geschwisterkinder oder der Haushalt<br />

schon mal zu kurz kommen. Lassen<br />

Sie sich also ruhig von Großeltern,<br />

Verwandten, Fre<strong>und</strong>en oder Nachbarn<br />

im Alltag unterstützen. Jedes<br />

berufstätige Elternteil kann sich<br />

übrigens pro Jahr <strong>und</strong> krankes Kind<br />

unter zwölf Jahren zehn Tage unbezahlt<br />

vom Arbeitsplatz freistellen lassen.<br />

Bei mehreren Kindern liegt die<br />

jährliche Grenze bei 25 Tagen pro<br />

Elternteil. Vater <strong>und</strong> Mutter müssen


dafür nicht verheiratet sein. Voraussetzung<br />

ist jedoch, dass es nach<br />

ärztlichem Zeugnis erforderlich ist,<br />

dass das Elternteil zur Beaufsichtigung,<br />

Betreuung oder Pflege seines<br />

erkrankten <strong>und</strong> versicherten Kindes<br />

der Arbeit fernbleiben muss <strong>und</strong> eine<br />

andere in ihrem Haushalt lebende<br />

Person das Kind nicht beaufsichtigen,<br />

betreuen oder pflegen kann.<br />

Alleinerziehende Berufstätige haben<br />

unter den gleichen Voraussetzungen<br />

sogar einen Anspruch auf 20 Tage<br />

pro Kind <strong>und</strong> Jahr, bei mehreren Kindern<br />

auf bis zu 50 Tage. Liegen diese<br />

Voraussetzungen vor, bezieht das<br />

Elternteil für diese Zeit Krankengeld<br />

von der BARMER <strong>GEK</strong>.<br />

Lisa muss ins Krankenhaus<br />

Vor ein paar Monaten ist Lisa (5 Jahre) beim Spielen gestürzt. Zunächst dachten wir, sie hätte nur ein paar Schürfw<strong>und</strong>en.<br />

Doch im Laufe des Tages bekam sie immer stärkere Kopfschmerzen <strong>und</strong> musste sich auch häufiger übergeben. So kam<br />

Lisa mit dem Verdacht auf eine Gehirnerschütterung ins Krankenhaus. Das war zuerst ein Schock für alle <strong>und</strong> wir Eltern<br />

haben uns viele Sorgen gemacht.<br />

Doch zum Glück war Lisa das Thema Krankenhaus schon recht vertraut. Wir haben ein tolles Bilderbuch, das gut erklärt,<br />

wie es in einem Krankenhaus zugeht <strong>und</strong> was dort mit kleinen Patienten geschieht. Außerdem hat Lisa mit uns an einem<br />

Wochenende den „Tag der offenen Tür“ eines Krankenhauses besucht. Ein echtes Erlebnis! Da konnte sie auch in einem<br />

Rettungswagen mitfahren <strong>und</strong> an einer speziellen Kinderführung durch die Klinik teilnehmen, bei der sie sogar eine<br />

Puppe „richtig“ operiert hat. Später haben wir ihr dann einen Spielzeugarztkoffer mit Verbandszeug geschenkt. Damit<br />

hantiert sie an ihren Puppen <strong>und</strong> Teddys herum wie eine kleine Ärztin.<br />

All diese Erfahrungen halfen ihr nun, auch wenn sie im Krankenwagen doch ängstlich nach meiner Hand suchte. Ich bin<br />

richtig stolz darauf, dass ich die ganze Zeit unaufgeregt <strong>und</strong> ruhig bleiben konnte! Die Ärzte <strong>und</strong> Krankenschwestern<br />

auf der Station waren dann im Umgang mit Lisa sehr einfühlsam, zudem hatte sie ihr Lieblingskuscheltier dabei. Und ich<br />

durfte problemlos auf einer Extraliege neben ihrem Bett im Krankenzimmer schlafen. Das hat uns beiden gut getan.<br />

Ulrike, 37 Jahre<br />

41<br />

Krankes Kind


42<br />

Antibiotikum – ja oder nein?<br />

Stimmt, nicht jede Infektion muss<br />

gleich mit einem Antibiotikum<br />

behandelt werden. Wenn Ihre berufliche<br />

oder familiäre Situation es<br />

zulässt <strong>und</strong> der Kinderarzt dem zustimmt,<br />

können leichtere Krankheitsbilder<br />

unter Umständen auch ohne<br />

Chemie auskuriert werden. Dadurch<br />

bleibt ihr Kind jedoch länger ansteckend<br />

für andere <strong>und</strong> benötigt<br />

mehr Zeit zur Ges<strong>und</strong>ung. Es könnte<br />

aber mit gestärkten Abwehrkräften<br />

aus der Infektion hervorgehen.<br />

Bei bakteriellen Infektionen ist jedoch<br />

eine Antibiotikum-Therapie<br />

angezeigt.<br />

Häufige Erkrankungen <strong>und</strong><br />

Symptome<br />

› Scharlach<br />

Streptokokkenbakterien lösen<br />

diese Infektionskrankheit aus, sie<br />

verursacht Fieber, Schluck- <strong>und</strong><br />

Halsschmerzen. Typisch für Schar-<br />

lach ist auch die „Himbeerzunge“.<br />

Die Infektion (Inkubationszeit:<br />

zwei bis vier Tage) begleitet ein<br />

starkes Krankheitsgefühl, sie wird<br />

in der Regel mit einem Anti bioti-<br />

kum (Penicillin) therapiert.<br />

› Schonende Laser-Tonsillotomie<br />

› Fieber<br />

Dieses Symptom kommt häufig vor,<br />

es mobilisiert die Abwehrkräfte <strong>und</strong><br />

bekämpft eingedrungene Krankheitserreger.<br />

Gerade bei kleinen Kindern<br />

ist Fieber nicht unbedingt mit<br />

einer schweren Erkrankung verb<strong>und</strong>en.<br />

So können sie durchaus abends<br />

ohne weitere Beschwerden fiebern<br />

<strong>und</strong> sind morgens wieder quietschfidel.<br />

Auch Aufregung, Toben oder zu<br />

warme Kleidung können erhöhte<br />

Temperatur erzeugen. Erst ab 38,5<br />

Grad spricht man von Fieber, ab 39<br />

oder 40 Grad von hohem Fieber.<br />

Ausnahmen bilden Fieberkrämpfe.<br />

Wenn Ihr Kind fiebert, ist sein<br />

Gesicht rot <strong>und</strong> heiß. Dann fühlt es<br />

sich meist matt <strong>und</strong> gehört ins Bett.<br />

Es kann jetzt auch quengelig oder<br />

apathisch sein <strong>und</strong> wenig oder gar<br />

keinen Appetit haben. Allerdings<br />

sollte der kleine Patient jetzt genügend<br />

trinken (Wasser, Saft oder Tee),<br />

denn der Körper verliert bei Fieber<br />

viel Flüssigkeit. Greifen Sie nicht<br />

immer gleich zu fiebersenkenden<br />

Medikamenten. Wirksam sind<br />

auch nasse, nicht zu kalte Wickel an<br />

Waden, Handgelenken <strong>und</strong> Stirn.<br />

Messen Sie regelmäßig die Temperatur.<br />

Bei weiteren Krankheitszeichen<br />

(zum Beispiel Kopfschmerzen,<br />

Bauchschmerzen oder Durchfall)<br />

wenden Sie sich an Ihre Kinderärztin<br />

bzw. Ihren Kinderarzt.<br />

Bei diesem Verfahren handelt es sich um eine ambulante Teilentfernung der Gaumen -<br />

mandeln mittels Laser. Diese Methode hat einige Vorteile gegenüber der gesamten Ent fernung<br />

der Mandeln, die im Krankenhaus durchgeführt werden muss. Das neue Angebot der<br />

BARMER <strong>GEK</strong> ist für Kinder im Alter zwischen zwei <strong>und</strong> sechs Jahren. Zurzeit (Stand Juli 2011)<br />

gibt es dieses Angebot in: Berlin, Brandenburg, Bayern, Bremen, Hamburg, Niedersachsen,<br />

Nordrhein <strong>und</strong> dem Saarland.<br />

Nähere Informationen erhalten Sie bei Ihrer BARMER <strong>GEK</strong> Geschäftsstelle.<br />

› Erbrechen<br />

Aufregung oder zu kalte Getränke<br />

können harmlose Ursachen für Erbrechen<br />

sein. Sollte Ihr Kind jedoch<br />

zusätzliche Krankheitszeichen wie<br />

Fieber, Bauchschmerzen, Kopfweh,<br />

Durchfall aufweisen, stellen Sie es<br />

dem Kinderarzt vor. Das gilt auch für<br />

Erbrechen nach einem Sturz.<br />

› Grippale Infekte<br />

Erkältungen <strong>und</strong> grippale Infekte<br />

kommen bei Kindern häufig vor.<br />

Sie beeinträchtigen zwar das Wohlbefinden,<br />

sind aber nicht weiter<br />

schlimm – es sei denn, es entwickelt<br />

sich eine daraus Nasennebenhöhlen-,<br />

Mandel- oder Mittelohrentzündung<br />

oder aber eine Bronchitis. Ein<br />

Arztbesuch wird dann erforderlich,<br />

wenn Ihr Kind mehr als drei Tage fiebert,<br />

der Allgemeinzustand schlecht<br />

ist oder wenn es Atembeschwerden,<br />

Durchfall, Erbrechen, starke Kopf-,<br />

Hals- oder Ohrenschmerzen, Hautausschlag<br />

hat bzw. Schnupfen <strong>und</strong><br />

Husten über eine Woche andauern<br />

oder sich verschlimmern.<br />

› Bauchschmerzen<br />

Sie sind bei Kindern oft die Folge<br />

von vielen Süßigkeiten, zu fettem<br />

Essen, Blähungen oder Verstopfung.<br />

Auch Aufregung <strong>und</strong> Angst können<br />

Bauchgrimmen verursachen. Oft hilft<br />

hier schon ein bisschen Ruhe <strong>und</strong>


Hausapotheke für Kinder<br />

Verbandsmaterial Medikamente<br />

■ Pflaster in verschiedenen Größen<br />

■ Mullbinden <strong>und</strong> elastische Binden<br />

■ keimfreie W<strong>und</strong>schnellverbände <strong>und</strong> Brandw<strong>und</strong>-<br />

auflagen<br />

■ Dreieckstuch<br />

■ med. Klebeband, Verbandsklammern<br />

■ Einmalhandschuhe<br />

■ Schere<br />

■ Taschenlampe<br />

■ digitales Fieberthermometer<br />

■ Kühlkompressen (im Kühl- oder Gefrierschrank<br />

aufbewahren)<br />

■ Wärmflasche, Dinkel- oder Kirsch kernkissen<br />

■ Rettungsfolie<br />

Zuwendung sowie eine nicht zu heiße<br />

Wärm flasche. Wenn die Schmerzen<br />

allerdings ohne erkennbare<br />

Ursache länger anhalten, die Bauchdecke<br />

angespannt ist oder noch weitere<br />

Symptome wie zum Beispiel<br />

Fieber, Durchfall, Erbrechen oder<br />

auch Schüttelfrost hinzutreten, sollten<br />

Sie mit dem Kind ärztlichen<br />

Rat einholen.<br />

Selbstbehandlung <strong>und</strong><br />

Hausmittel<br />

› Schnupfen<br />

Damit sich der Schleim löst, geben<br />

Sie Ihrem kleinen Patienten viel<br />

zu trinken, am besten lauwarmes<br />

Wasser oder Kräutertee. Erhöhen<br />

■ Fieber- <strong>und</strong> Schmerzzäpfchen oder -saft<br />

■ Elektrolytlösung bei Durchfall<br />

■ Mittel gegen Magen-Darm-Beschwerden<br />

■ Kohletabletten bei Vergiftungen<br />

■ Zinkoxidsalbe <strong>und</strong> Arnika-Gel<br />

■ W<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Heilsalbe<br />

■ Antihistamin-Gel gegen Sonnenbrand <strong>und</strong><br />

Insektenstiche<br />

■ W<strong>und</strong>desinfektionsmittel, das nicht brennt<br />

■ Nasentropfen<br />

■ Hustensaft auf pflanzlicher Basis<br />

■ Kamillen-, Fenchel- <strong>und</strong> Salbeitee<br />

■ Rescuetropfen oder -bonbons<br />

■ Notfall-Box im Falle von Vergiftungen<br />

bei Kindern (Apotheke)<br />

Sie die Luftfeuchtigkeit im Raum mit<br />

feuchten Tüchern. Nasentropfen aus<br />

einer Kochsalzlösung (1 g Kochsalz<br />

in 100 ml lauwarmes Wasser auflösen<br />

<strong>und</strong> mit einer Pipette in jedes<br />

Nasenloch einen Tropfen einträufeln)<br />

lassen die Schleimhäute abschwellen.<br />

Gegen w<strong>und</strong>e Nasen hilft<br />

W<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Heilsalbe (Apotheke).<br />

› Husten<br />

Ein Tee aus Salbei, Thymian <strong>und</strong>/<br />

oder Spitzwegerich mit einem<br />

Schuss Fenchelhonig bewirkt bei<br />

Husten wahre W<strong>und</strong>er. Brust <strong>und</strong><br />

Rücken des Kindes werden nur<br />

mit ganz milden Salben, die ätherische<br />

Öle enthalten eingerieben,<br />

damit die Atemwege nicht gereizt<br />

werden <strong>und</strong> die Schleimbildung<br />

nicht zu sehr gefördert wird. Lassen<br />

Sie sich dazu fachlich beraten.<br />

› Wichtig: Medikamente für Erwachsenen<br />

(zum Beispiel Aspirin) sind für Ihr Kind absolut<br />

ungeeignet! Schlimmstenfalls können Sie das<br />

Leben Ihres Kindes gefährden.<br />

› Halsschmerzen<br />

Hier hilft oft schon ein feuchter warmer<br />

oder kühler Wickel: eine Zitrone<br />

in Scheiben schneiden, in ein feuchtes<br />

Tuch einschlagen, dieses um den<br />

Hals legen <strong>und</strong> mit einem warmen<br />

Schal abdecken. Kann ihr Kind schon<br />

gurgeln, bereiten Sie dafür lauwarmen<br />

Salbeitee mit Honig oder<br />

Kamillentee zu.<br />

› Ohrenschmerzen<br />

Erste Hilfe bei akuten Ohrenschmerzen<br />

bieten Zwiebelsäckchen: einfach<br />

eine Zwiebel klein hacken, in dünnen<br />

Stoff einschlagen, handwarm erwärmen<br />

<strong>und</strong> auf das Ohr legen. Das<br />

bringt Linderung.<br />

43<br />

Krankes Kind


44<br />

Drinnen <strong>und</strong> draußen<br />

Die Kinderstube von kleinen Mädchen <strong>und</strong> Jungen liegt in ihren<br />

Lebensräumen. Der wichtigste Ort sind zunächst natürlich die<br />

Wohnung <strong>und</strong> das Kinderzimmer. Mit zunehmendem Alter gewinnt<br />

aber auch der Lebensraum vor der Haustür an Bedeutung.<br />

Denn Neugierde <strong>und</strong> Bewegungsdrang ziehen Kinder mehr<br />

<strong>und</strong> mehr nach draußen.<br />

Lebensräume


Wohnung mit Kind<br />

Ges<strong>und</strong>e Kinder erobern sich rollend, krabbelnd,<br />

tippelnd, laufend immer mehr Räume. Irgendwann wird<br />

dann die ganze Wohnung zur Spielwiese. Geht Mama<br />

in die Küche, folgt ihr das Kind <strong>und</strong> hat meist auch ein<br />

Spielzeug im Schlepptau. Geht Mama ins Wohnzimmer,<br />

lässt sich auch das Kind samt Sammel surium hier häuslich<br />

nieder. Erst mit zunehmendem Alter spielt das Kind<br />

auch mal für einige Zeit allein in seinem Zimmer.<br />

„Wir waren noch zu zweit, als wir umgezogen sind –<br />

aber Lea war in meinem Bauch schon mit dabei!“, erzählt<br />

Christine (31 Jahre). Deshalb gibt es in der Wohnung<br />

auch ein liebevoll eingerichtetes Kinderzimmer für die<br />

heute dreijährige Tochter sowie ein Gästezimmer, das für<br />

nochmaligen Nachwuchs umfunktioniert werden könnte.<br />

Die Vierzimmerwohnung von Familie Schubert war ursprünglich<br />

wohldurchdacht: Das elterliche Schlafzimmer<br />

gehört den Eltern, das Kinderzimmer dem Kind, Küche,<br />

Bad <strong>und</strong> Flur der ganzen Familie. Und das Wohnzimmer?<br />

„Na ja“, sagt Christine gedehnt, „ursprünglich war die<br />

Planung ein bisschen anders.“ Nämlich so: Lea sollte hier<br />

zwar eine Spielecke erhalten, ansonsten war dieser<br />

Raum eher für die Eltern vorgesehen. Zum Musikhören,<br />

Ausspannen, für nette Fernsehst<strong>und</strong>en <strong>und</strong> den Elternplausch<br />

auf Paarebene sowie um Gäste zu empfangen.<br />

Dafür hatten Christines Eltern dem jungen Paar eigens<br />

eine neue Sitz gruppe spendiert, darüber hinaus war das<br />

Wohnzimmer sparsam <strong>und</strong> luftig ein gerichtet. Also ein<br />

Paradies für Kinder! Der blanke Fußboden lud Lea herrlich<br />

zum Spielen ein, unter der Sofaecke schliefen Puppe,<br />

Teddy <strong>und</strong> Kuschelpferdchen oft tagelang friedlich<br />

nebeneinander, hübsch eingebettet in lauter Kissen <strong>und</strong><br />

Decken, die die Kleine fleißig von überall heranschleppte.<br />

Dazwischen lagerten ihre malerischen Kunstwerke <strong>und</strong><br />

ebenso malerisch hingeworfene Bauklötzchen.<br />

„Irgendwann gab es nirgends mehr eine spielzeugfreie<br />

Zone“, berichtet Christine <strong>und</strong> findet ihre Anfangsidee<br />

mit der abgezirkelten Spielzeugecke heute seltsam.<br />

„Ich hatte mir halt vorgestellt, dass wir die Aufgeräumtheit<br />

unseres kinderlosen Daseins auch mit Lea einfach<br />

beibehalten könnten. Heute weiß ich, dass sie sich in<br />

unserer Nähe am wohlsten fühlt – <strong>und</strong> das ist doch das<br />

Wichtigste, oder? Keksflecke oder versteckte Bauklötze<br />

auf dem Sofa sind dagegen doch ein Klacks!“<br />

Die Eltern haben sich gemeinsam mit Leas Entwicklung<br />

weiterentwickelt, was man heute an allen Ecken <strong>und</strong><br />

Enden in der Wohnung sieht: Sie bietet genug Platz für<br />

neugierige Erk<strong>und</strong>ung <strong>und</strong> ist trotzdem „kindgemäß“.<br />

Zum Beispiel<br />

■ sind alle Steckdosen sowie die Fenster <strong>und</strong> die<br />

Balkontür gesichert,<br />

■ liegen auf den glatten Fußböden rutschsichere Unterlagen<br />

unter den Teppichen,<br />

■ ist das Mobiliar standfest <strong>und</strong> solide, das Bücherregal<br />

an der Wand verschraubt,<br />

■ befinden sich Arzneimittel in einem abschließbaren<br />

Schränkchen außerhalb jeder Reichweite der<br />

Kinderhand, <strong>und</strong> auch Toilettenartikel (etwa Rasierwasser,<br />

Deo, Haarspray) sind im Badezimmerregal<br />

ganz oben platziert,<br />

■ stehen Putzmittel in der Küche im Besenschrank auf<br />

dem obersten Regalbrett,<br />

■ werden auch Zigaretten <strong>und</strong> Alkohol außer Reichweite<br />

des Kindes aufbewahrt. Vergiftungsgefahr!<br />

„Das sind alles so Beispiele, wie wir uns auf Lea eingestellt<br />

haben, als ihr Aktionsradius wuchs“, sagt Mutter<br />

Christine. Nur auf die „kindersichere Einbauküche“<br />

mit ger<strong>und</strong>eten Möbelecken, entschärften Kanten,<br />

abschließbaren Schubfächern – darauf hat das Elternpaar<br />

verzichtet. „Ich will mein Kind doch nicht in Watte<br />

packen!“, meint Vater Lennart. Nur vor dem Kochfeld hat<br />

er ein Kinderschutzgitter angebracht. Außerdem lassen<br />

die Eltern Lea nicht aus den Augen, wenn sie kochen.<br />

Sie benutzen möglichst die hinteren Kochstellen, lassen<br />

keine Pfannen- oder Topfstiele über den Herdrand<br />

hinausragen <strong>und</strong> bleiben stets bei den Töpfen, wenn die<br />

Kleine in der Nähe ist. Und noch ein Tipp von Christine:<br />

„Ich habe Lea eigene Schubladen in der Küche eingerichtet.<br />

Darin kann sie nach Herzenslust kramen <strong>und</strong> vergisst<br />

dabei die anderen Schubladen schnell.“<br />

Auch Vater Lennart, ein begeisterter Heimwerker, hatte<br />

eine gute Idee: Er brachte für Lea an den dicken Deckenbalken<br />

im Flur eine Schaukel an. „Für nasskalte Tage<br />

genau das Richtige“, findet er <strong>und</strong> erntete dafür auch<br />

von den Fre<strong>und</strong>innen <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>en seiner Tochter wahre<br />

Begeisterungsstürme!<br />

45<br />

Wohnen


46<br />

Kinderzimmer: das eigene Reich<br />

Bleiben wir noch ein wenig zu Hause bei Christine, Lennart <strong>und</strong> Tochter Lea. Denn auch<br />

Leas Kinderzimmer ist ein gutes Beispiel dafür, wie Eltern das persönliche Reich ihres<br />

Kindes klug <strong>und</strong> schön zugleich ausgestalten können.<br />

Leas Reich ist „kindgemäß <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitlich<br />

wie pädagogisch wertvoll“,<br />

was eigentlich heißt: Hier gibt<br />

es Raum für Bewegung, Fantasie,<br />

Ruhe <strong>und</strong> Geborgenheit.<br />

Die Wände sind in zartem Gelb<br />

gestrichen, was das Zimmer sonnig<br />

macht. Einige aufgemalte „Bilderrahmen“<br />

heben Leas schönste Bilder<br />

hervor, die nach Belieben ausgewechselt<br />

werden können (Befestigung<br />

mit Posterstrips).<br />

Der Fußboden besteht aus porentief<br />

versiegelten Holzdielen <strong>und</strong> ist in<br />

einem Bereich mit einem kurzflorigen<br />

grünen Teppich belegt. Hier<br />

ist Leas „Kuschel- <strong>und</strong> Spielwiese“.<br />

Die Möblierung ist angenehm<br />

zurückhaltend: Nach wie vor reichen<br />

der Dreijährigen die Wickelkommode<br />

als Kleiderschrank sowie ein halbhohes,<br />

an der Wand fixiertes Regal,<br />

in dem ihre Spielsachen in Körben<br />

<strong>und</strong> Kisten ihren Platz haben. Denn<br />

tatsächlich spielen auch Kinder lieber<br />

in aufgeräumten Zimmern. Hinzu-<br />

gekommen sind zwei Stühle <strong>und</strong><br />

ein Kindertisch, an dem gemalt <strong>und</strong><br />

geknetet werden kann. Hinter der<br />

Tür steht ein fester Karton mit allerlei<br />

Kissen, Tüchern <strong>und</strong> Decken, woraus<br />

Lea zum Beispiel Höhlen baut.<br />

Besonders liebt das Mädchen ihr<br />

Massivholzbett, über dem ein Stoffhimmel<br />

schwebt. Als sie in das neue<br />

Bett umgezogen ist, war es noch<br />

ein bisschen zu groß für sie. Deshalb<br />

wird es an drei Seiten mit einer stoffüberzogenen<br />

„Schaumstoffwurst“<br />

ihr Wachstum angepasst. Dieses<br />

„Nestgefühl“ sorgt für entspannten<br />

Schlaf <strong>und</strong> süße Träume.<br />

Tipps für ein kindgerechtes<br />

Kinderzimmer<br />

Sicher <strong>und</strong> gut: Sämtliche Möbel<br />

sollten standfest sein (möglichst<br />

aus Massivholz), weil sie häufig<br />

„zweckentfremdet“ werden (jedes<br />

halbe Jahr sollten Schraubverbindungen<br />

nachgezogen werden). Mitwachsende<br />

Qualitätsmöbel sind auf<br />

Dauer kostengünstiger. Weil hochwertige<br />

Möbel lange halten, dürfen<br />

sie auch ruhig gebraucht gekauft<br />

werden. Qua litätssiegel sind das<br />

GS-Zeichen für „Geprüfte Qualität“,<br />

das RAL-Gütezeichen (ein goldenes<br />

„M“) sowie das Umweltsiegel<br />

„Blauer Engel“.<br />

Weniger ist mehr: Farbgestaltung<br />

<strong>und</strong> Möblierung sparsam anlegen,<br />

damit das Kind nicht mit Reizen<br />

überflutet wird.<br />

Ges<strong>und</strong> <strong>und</strong> umweltfre<strong>und</strong>lich:<br />

Nutzen Sie im Kinderzimmer schadstoffarme<br />

<strong>und</strong> umweltfre<strong>und</strong>liche<br />

Materialien. Wandfarben sollten vor<br />

dem Einzug möglichst lange „ausdünsten“,<br />

sonst drohen Allergien<br />

(Atemwegssymptome, Neurodermitis).<br />

Gleiches gilt für Fußboden-<br />

beläge sowie für zusammenbaubare<br />

Möbel aus Kunststoff <strong>und</strong> behandeltem<br />

Holz.<br />

Variabel <strong>und</strong> fantasievoll: Es muss<br />

nicht gleich ein Kinderbett in Autoform<br />

gekauft werden, wenn Ihr<br />

Sohn gerade seine Rennfahrerphase<br />

hat. Vier aufgemalte Pappräder, an<br />

den Bettbeinen befestigt, tun es<br />

auch. Und vielleicht ist er ja morgen<br />

schon ein Pirat? Wer der kindlichen<br />

Fantasie variablen Raum gibt, legt<br />

den Nachwuchs nicht zu früh fest.


Draußen vor der Tür<br />

Für Eltern ist es selbstverständlich, dass sie ihr Baby draußen ausfahren, denn frische<br />

Luft tut gut. Genauso selbstverständlich sollten Eltern mit ihrem Kleinkind oder Kindergartenkind<br />

draußen unterwegs sein <strong>und</strong> die Welt mit ihm entdecken. Das macht Spaß!<br />

Ach ja, <strong>und</strong> nebenbei fördert die Bewegung<br />

auch noch das Körpergefühl<br />

<strong>und</strong> die Ges<strong>und</strong>heit. Und die Neugier<br />

schult die Wahrnehmung. Und Entdeckungen<br />

schärfen das Denken <strong>und</strong><br />

Begreifen. Und Luft, Licht <strong>und</strong> Wind<br />

unterstützen die Abwehrkräfte.<br />

Und das gemeinsame Spiel stärkt die<br />

sozialen Kompetenzen. Natürlich,<br />

natürlich. Aber wie gesagt, das alles<br />

geschieht ganz nebenbei. Das Wichtigste<br />

ist nämlich der Spaß! Aber<br />

Spaß beiseite – hier kommen für alle,<br />

die noch ein paar Argumente mehr<br />

brauchen, um sich mit Kind <strong>und</strong><br />

Kegel auf den Weg vor die Tür zu<br />

machen, noch ein paar Fakten:<br />

■ Stubenhocker haben ein doppelt so<br />

hohes Risiko, an einer Allergie zu<br />

erkranken, haben Wissenschaftler<br />

des Forschungszentrums für<br />

Umwelt <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit in Neuherberg<br />

herausgef<strong>und</strong>en. 1<br />

■ Nur jedes dritte Kind spielt jeden<br />

Tag im Freien. Dabei rät die B<strong>und</strong>eszentrale<br />

für ges<strong>und</strong>heitliche<br />

Aufklärung (BZgA): „Kinder sollen<br />

sich mindestens eine St<strong>und</strong>e am<br />

Tag möglichst draußen bewegen“. 2<br />

■ Nach Prof. Dr. Hans-Michael Straßburg<br />

von der Universitäts-Kinderklinik<br />

Würzburg ist mangelnde<br />

Bewegung im frühen Kindesalter<br />

eine von vielen Ursachen dafür,<br />

dass immer mehr Kinder zu Übergewicht,<br />

Koordinations- oder Aufmerksamkeitsstörungen<br />

neigen.<br />

Auch Erfahrungen aus der Freilandpädagogik<br />

belegen: Kinder, die<br />

viel Zeit in der Natur verbringen,<br />

bewegen sich sicherer, sind ausgeglichener<br />

<strong>und</strong> leben gesünder. 3<br />

■ Außerdem orientieren sich kleine<br />

Kinder lieber an Erwachsenen als<br />

an Altersgenossen. Das zeigt eine<br />

Studie an Drei- <strong>und</strong> Vierjährigen<br />

des Max-Planck-Instituts für evolutionäre<br />

Anthropologie. 4<br />

Alles gute Gründe für die Eroberung<br />

der Welt vor der Haustür in Begleitung<br />

von Mama <strong>und</strong> /oder Papa. Und<br />

das kann noch viel mehr sein als der<br />

obligatorische Gang auf den Spielplatz<br />

nebenan.<br />

Zusammen Sachen machen<br />

Entdecken: Spannende Ausflüge mit<br />

kleinen Forschern könnten zum<br />

Beispiel unter einem Thema stehen:<br />

Wollen wir mal sehen, was draußen<br />

alles so krabbelt? Wollen wir mal<br />

schnuppern, wie es draußen riecht?<br />

Wollen wir mal lauschen, was wir<br />

draußen alles hören können? Ja, im<br />

Freien ist jede sinnliche Wahrnehmung<br />

gefragt. Je mehr diese eingesetzt<br />

wird, umso besser vernetzen<br />

sich die kindlichen Gehirnzellen –<br />

<strong>und</strong> das fördert wiederum die<br />

Sprachentwicklung, Intelligenz<br />

<strong>und</strong> Lernfähigkeit.<br />

Finden <strong>und</strong> Erfinden: Zu jeder Jahreszeit<br />

hält die Natur Überraschungen<br />

bereit. Wie unterschiedlich Steine<br />

geformt sind – <strong>und</strong> sie machen so<br />

ein w<strong>und</strong>ervolles Plopp, wenn man<br />

sie ins Wasser wirft! Wie verschieden<br />

Blätter aussehen können! Wie schön<br />

kleine Stöckchen knacken! Was für<br />

Geistergesichter Wurzeln haben können!<br />

Schau mal, wie der Schnee die<br />

Welt in Watte packt! Und was für<br />

Gestalten sich daraus bilden lassen!<br />

Bewegen: Gerade für Kinder gibt<br />

es im Freien unendlich viele Bewegungsformen:<br />

gehen, hüpfen, balancieren,<br />

klettern, rennen, springen,<br />

huschen, schaukeln, watscheln,<br />

traben, auf Zehenspitzen laufen, in<br />

Pfützen springen, wetzen, sausen,<br />

fangen, hopsen, kreiseln, tollen <strong>und</strong><br />

vieles, vieles mehr. Der Art der Fortbewegung<br />

auf zwei Beinen ist kaum<br />

eine Grenze gesetzt.<br />

Manche sind aber auch gern mit<br />

einem Gefährt unterwegs, etwa mit<br />

dem Dreirad, einem Rutscheauto,<br />

dem Roller oder dem Laufrad, später<br />

auch mit dem Fahrrad. Auch auf<br />

diese Art <strong>und</strong> Weise werden die<br />

Motorik <strong>und</strong> der Gleichgewichtssinn<br />

des Kindes gefördert. Allerdings<br />

sollte das Kind dabei achtsam begleitet<br />

werden, gerade im Straßenverkehr.<br />

Und es sollte von Anfang<br />

an daran gewöhnt werden, entsprechende<br />

Protektoren zu tragen.<br />

Dann gibt es später darüber keine<br />

Diskussionen.<br />

1 Paan Journal 1/2006 (Zeitschrift für Allergiker). 2 BZgA<br />

(Hrsg): Tut Kindern gut! Ernährung, Bewegung <strong>und</strong><br />

Entspannung, Köln 2006. 3 Straßburg H.-M. u.a. (Hrsg):<br />

Sozialpädiatrie. Leitfaden für die Praxis. Elsevier GmbH,<br />

München 2009. 4 Rakoczy, H., Warneken, F., Tomasello,<br />

M.: Young children`s selective learning of rule games<br />

from reliable and unreliable models. Max-Planck-<br />

Institut for Evolutionary Anthropology, Leipzig 2009.<br />

47<br />

Ausflüge


48<br />

Ausflüge<br />

Orte für Kinder<br />

Vom Drinnen nach draußen: Ein<br />

Park, eine Wiese, ein Waldstück, ein<br />

Garten, ein Strand – für Kinder ist<br />

jede Art naturnaher Raum ein Paradies,<br />

das eine Fülle Bewegungs- <strong>und</strong><br />

Entdeckungsmöglichkeiten bietet.<br />

Selbst in der Stadt lassen sich viele<br />

solcher Orte finden. Und in kleinen<br />

Gruppen zusammen mit anderen<br />

machen Kinderspiele noch mal so<br />

viel Spaß. Und zwar zu jeder Jahreszeit.<br />

Denn Regenwetter ist noch lange<br />

kein Gr<strong>und</strong>, sich in die Stube zu<br />

hocken. Im Gegenteil: Erstens backt<br />

nasser Sand besonders gut, zweitens<br />

sind Pfützen ein wahres Spielparadies<br />

<strong>und</strong> drittens lernt der Körper,<br />

sich Temperaturschwankungen anzupassen.<br />

Er wird auf diese Weise<br />

widerstandsfähiger. Einzige Voraussetzung:<br />

Gummistiefel (bei kaltem<br />

Wetter gefüttert) <strong>und</strong> Matschhose<br />

oder Matschanzug (mit möglichst<br />

wenig Weichmachern).<br />

Vom Draußen nach drinnen: Auch<br />

der Weg zu einem Ziel kann kurzweilig<br />

gestaltet werden <strong>und</strong> muss nicht<br />

unbedingt im Auto stattfinden. Eines<br />

dieser Ziele könnte zum Beispiel ein<br />

Museum sein. Ein Besuch im Museum<br />

ist mit Kindern einfach ein<br />

umwerfendes Erlebnis – auch für<br />

Erwachsene. Danach sehen Sie vieles<br />

mit ganz neuen Augen. Sie können<br />

mit Ihrem Kind aber auch eine Kirche<br />

besichtigen (dort verändert sich der<br />

Klang der Stimme interessant), in den<br />

Zoo gehen oder einen Bauernhof<br />

besuchen. Wer sich ein bisschen über<br />

sein nahes Umfeld informiert, wird<br />

dabei sicher zahllose spannende Ziele<br />

entdecken.<br />

„Guck ma, zwei Engel!“<br />

In diesem Stadtviertel bin ich aufgewachsen. Den Weg von der Wohnung<br />

meiner Eltern – einmal um die Ecke <strong>und</strong> die dann von Altbau-<br />

Mehrfamilienhäusern gesäumte Straße hinunter – bis zum Beginn der<br />

Fußgängerzone bin ich in ca. fünf Minuten unzählige Male gegangen.<br />

Hier kenne ich alles. Das dachte ich zumindest bis zu dem Tag, an dem<br />

ich mit meiner Tochter Amelie von Omas Wohnung aus los spaziert.<br />

Wir biegen gerade um die Ecke, als mein gut vierjähriger Blondschopf<br />

begeistert nach oben zeigt <strong>und</strong> ruft: „Guck ma, zwei Engel!“ Bitte?! Zu<br />

meinem Erstaunen thronen auf dem Sandsteinbogen über der massiven<br />

Eingangstür des senfgelb gestrichenen Hauses tatsächlich zwei dicke<br />

Steinputten mit etwas verwitterten Nasen <strong>und</strong> grinsen auf uns vorbeieilende<br />

Fußgänger herab. Wo kommen die denn „plötzlich“ her?!<br />

Amelie winkt ihnen fröhlich zu <strong>und</strong> hüpft weiter, um ein paar Meter<br />

später die Bäume am Straßenrand zu bestaunen. „Boa, die sind aber<br />

groß! Und die Blätter sehen ja aus wie Herzchen! Oh, schön!“ Zum ersten<br />

Mal schaue ich mir die alten Linden genauer an, <strong>und</strong> wir zwei lauschen<br />

ein wenig dem Lüftchen nach, das im Blattwerk säuselt. Auf einem<br />

Ast über uns streiten sich zwei Spatzen. Während wir dann an<br />

der nächsten Ecke vorschriftsmäßig an der roten Ampel warten, betrachtet<br />

meine kleine Entdeckerin den Altbau auf der anderen Straßenseite.<br />

„Da, Mama, ein Rapunzel-Turm! – Sieht aber doof aus in Grün!“<br />

Wie von Feenhand dorthin gezaubert, erscheint nun auch vor meinen<br />

Augen ein stattlicher Erker im obersten Stock des olivfarbenen Wohnhauses.<br />

Seine Farbe blättert bereits ein wenig ab, er wäre jedoch prima<br />

für Rapunzels Haarpracht geeignet. Noch während Amelie mir erklärt,<br />

so ein Türmchen müsse unbedingt rosa sein, wecken schon die<br />

Straßenlaternen ihr nächstes Interesse. Die stehen nämlich keineswegs<br />

gelangweilt am Gehweg herum, sondern hängen quer über die Straße<br />

<strong>und</strong> wiegen sich im Wind. „Wie lauter kleine Sonnen!“, findet meine<br />

Tochter, „wie viele das wohl sind?“. Bis zur nächsten Querstraße zählen<br />

wir genau fünf „Sonnen“. Derart erleuchtet, kommen wir an der Fußgängerzone<br />

an. Und schon zieht mich ihre kleine Hand nach links.<br />

„Hier lang, Mama, komm!“ Amelie steuert auf die Eisdiele an der Ecke<br />

zu. Solange ich mich zurückerinnern kann, gibt es dort köstlich cremige<br />

Eiskreationen – wenigstens daran hat sich nichts geändert …<br />

(Zu diesem Spaziergang hat sich die 28-jährige Gudrun ver-<br />

führen lassen. Mittlerweile ist Amelie fünf <strong>und</strong> hat ein Brüderchen<br />

bekommen.)<br />

› Denken Sie bei Ihren Ausflügen in die Natur auch<br />

an die FSME-Impfung (siehe auch S. 38).


Gefahr erkannt – Gefahr gebannt!<br />

Alle Eltern wünschen sich, dass ihr Kind ohne großes Malheur oder gar Unfälle <strong>und</strong><br />

Verletzungen aufwächst. Dazu können Mütter <strong>und</strong> Väter mit ihrem eigenen Verhalten<br />

vieles beitragen.<br />

Gemeinsam zu Hause<br />

Sicherheit in der Wohnung entsteht<br />

nicht, indem Sie Ihren Nachwuchs<br />

(oder die Möbel) in Watte packen,<br />

sondern indem Ihr Kind lernt, mit<br />

den Dingen des täglichen Lebens<br />

aufmerksam <strong>und</strong> geschickt umzugehen.<br />

Das bedeutet im Einzelnen:<br />

Das „richtige“ Fallen: Beim Laufenlernen<br />

hat Ihr Kind geübt, nach vorn<br />

zu fallen <strong>und</strong> sich dabei abzustützen.<br />

Nur Kinder, die in sogenannte Lauflernhilfen<br />

(„Gehfrei“) gesteckt wurden,<br />

fallen oft auf den Hinterkopf<br />

<strong>und</strong> haben ihre schützende Körperreflexe<br />

nicht ausreichend trainieren<br />

können.<br />

Außer Reichweite: Es ist selbstverständlich,<br />

dass Eltern keine ihre<br />

Kinder gefährdenden Dinge wie<br />

Rauchwaren, Medikamente, Putz-<br />

<strong>und</strong> Waschmittel, scharfe Gegenstände<br />

etc. in der Wohnung herumliegen<br />

lassen, sondern außerhalb<br />

jeder Reichweite kindersicher auf-<br />

bewahren.<br />

Körperbeherrschung: Wenn die<br />

Wohnung klein ist, sollten Eltern<br />

doppelt so häufig mit ihrem<br />

Kind nach draußen gehen. Denn<br />

es braucht ausreichend Platz, um<br />

verschiedene Bewegungsformen<br />

auszuprobieren <strong>und</strong> einzuüben,<br />

damit es ein gutes Kör pergefühl<br />

<strong>und</strong> Geschicklichkeit entwickeln<br />

kann.<br />

Selbstständigkeit schützt: Wer sein<br />

Kind in die Verrichtung alltäglicher<br />

Arbeiten mit einbezieht, fördert auch<br />

seine Selbstständigkeit <strong>und</strong> sein<br />

Verantwortungsbewusstsein. Diese<br />

Fähigkeiten nützen Ihrem Kind in<br />

allen Lebensbereichen.<br />

Experimente statt Verbote: Kinder<br />

wollen vieles ausprobieren. Wenn<br />

sie das nicht dürfen <strong>und</strong> (zu) oft ein<br />

automatisches Nein hören, trauen<br />

sie sich wenig zu oder wollen extra<br />

beweisen, was sie schon alles<br />

können. Beides kann sie gefährden.<br />

Begleiten Sie Ihr Kind deshalb bei<br />

seinen „Experimenten“. Erk<strong>und</strong>en<br />

Sie zum Beispiel zusammen verschiedene<br />

Eigenschaften <strong>und</strong> Gefahren:<br />

Wie spitz ist eine Nadel? Was ist kalt<br />

<strong>und</strong> was ist heiß? (Eiswürfel/verschlos<br />

sene Flasche mit heißem Wasser<br />

bis 40 °C!) Wo ist Heißes in der<br />

Wohnung (Backofen, Wasserkocher,<br />

Kerze etc.), wo Kaltes (Kühlschrank)?<br />

Solche Experimente sind lehrreich<br />

<strong>und</strong> machen Spaß!<br />

Gemeinsam unterwegs<br />

Kinder im Auto: Fahren Sie konsequent<br />

nicht einen Meter, wenn Ihr<br />

Kind nicht im Kindersitz angeschnallt<br />

ist! Für das passende Rückhaltesystem<br />

sind nur Größe <strong>und</strong> Gewicht<br />

Ihres Kindes ausschlaggebend,<br />

Kinder fahren mit Begeisterung<br />

Fahrrad. Überprüfen<br />

Sie immer, ob der Helm auch<br />

richtig sitzt.<br />

Altersangaben sind nämlich nur<br />

Durchschnittswerte. Und kein Sitz<br />

ist sicher, wenn er Ihrem Kind nicht<br />

„passt“ – <strong>und</strong> wenn er nicht sachgemäß<br />

im Fahrzeug angebracht ist.<br />

Kindersitze ohne die Prüfnorm<br />

ECE 44/03 oder 44/04 dürfen nicht<br />

mehr verwendet werden. Investieren<br />

Sie in die Sicherheit Ihres Kindes,<br />

kaufen Sie kein Billigprodukt, sondern<br />

lassen Sie sich im Fachgeschäft<br />

beraten.<br />

49<br />

Sicherheit


50<br />

Sicherheit<br />

Kinder auf Ihrem Fahrrad: Transportieren<br />

Sie Ihr Kind auf Ihrem<br />

Fahrrad nur im geeigneten Kindersitz.<br />

Er muss der Norm DIN EN<br />

14344 entsprechen <strong>und</strong> wird entweder<br />

vor dem Lenker (entgegen<br />

der Fahrtrichtung) oder hinter<br />

dem Lenker (in Fahrtrichtung) oder<br />

hinten in Fahrtrichtung montiert.<br />

In jedem Fall benötigt Ihr Kind<br />

einen passenden Mitfahrerhelm!<br />

Kinder mit eigenem Gefährt: Bei<br />

vielen Kindern stehen eigene „Fahrzeuge“<br />

hoch im Kurs. Schon Einjährige<br />

lieben ihr Rutscheauto, gut<br />

Zweijährige das Laufrad. Etwas<br />

ältere Kinder steigen gern auf das<br />

Laufrad mit Bremsen um. Auch der<br />

Roller <strong>und</strong> das „Spielfahrrad“ sind<br />

eine gute Vorübung für das spätere<br />

Fahrradfahren. Für alle „Kinderfahrzeuge“<br />

gilt: Nie ohne Aufsicht<br />

<strong>und</strong> nur in geschützter Umgebung!<br />

Denn kleine Rennfahrer sind im<br />

Straßenverkehr kaum dicht „bei Fuß“<br />

Schnupfennäschen<br />

Freitag war es kalt <strong>und</strong> nass.<br />

Trotzdem sprang im hohen Gras<br />

ein freches <strong>ICHbinICH</strong> herum.<br />

Das war nackig, ach wie dumm!<br />

Samstag wurde es ganz blass,<br />

hatte schier an gar nichts Spaß.<br />

Ja <strong>und</strong> dann?<br />

Dann kriegte unser Hase<br />

eine Schni-, Schna-, Schnupfennase!<br />

zu halten. Und: Wer draußen ein<br />

Gefährt mit Rädern bewegt, braucht<br />

einen Helm.<br />

Kinder mit eigenem Fahrrad: Hier<br />

empfiehlt die Verkehrswacht Eltern,<br />

sich mit dem Radkauf Zeit zu lassen<br />

<strong>und</strong> den Wunsch nach dem ersten<br />

eigenen Rad nicht noch zu bestärken.<br />

Vom Fahrrad mit Stützrädern<br />

wird abgeraten, „weil Kinder so<br />

nicht lernen, ihr Gleichgewicht zu<br />

koordinieren. Gerade diese Fähigkeit<br />

ist aber eine Voraussetzung, um<br />

Rad fahren zu können.“ 1 Viele Kinder<br />

bekommen etwa mit vier Jahren<br />

ihr erstes eigenes Fahrrad. Lassen Sie<br />

sich beim Kauf unbedingt zu Größe,<br />

Ausstattung <strong>und</strong> Sicherheit fachlich<br />

beraten, denn das Fahrrad muss<br />

passen wie ein guter Schuh! Das<br />

betrifft auch den Kinderfahrradhelm<br />

(Prüfzeichen mit der Europanorm<br />

DIN EN 1078). Die ersten Fahrversuche<br />

dürfen ruhig auf Asphalt oder<br />

Beton stattfinden, aber nicht im<br />

öffentlichen Straßenverkehr. Dazu ist<br />

ein Kind erst ab dem Gr<strong>und</strong>schulalter<br />

in der Lage.<br />

Kinder als Fußgänger: Sie sind natürlich<br />

auch Verkehrsteilnehmer.<br />

Doch sie können aufgr<strong>und</strong> ihrer Körpergröße<br />

weniger sehen <strong>und</strong> werden<br />

von anderen auch schnell übersehen.<br />

Außerdem machen sie<br />

kleinere Schritte, stolpern häufiger,<br />

können Risiken schlecht einschätzen<br />

<strong>und</strong> rennen oft einfach drauflos.<br />

Deshalb gilt gerade beim Überqueren<br />

einer Straße: Nehmen Sie Ihr<br />

Kind an die Hand, verhalten Sie sich<br />

vorschriftsmäßig, gehen Sie zügig<br />

(ohne zu laufen), planen Sie mehr<br />

Zeit ein, wählen Sie nur übersichtliche<br />

<strong>und</strong> gesicherte Stellen <strong>und</strong> erklären<br />

Sie Ihrem Kind, was sie tun. So<br />

lernt es von Anfang an richtiges Verhalten.<br />

1 www.verkehrswacht-medien-service.de


Erste Hilfe für Ihr Kind<br />

Jedes Kind tut sich auch mal weh. Eine Kindheit ohne Blessuren gibt es nicht.<br />

Eltern, die ihr Kind dann unaufgeregt trösten <strong>und</strong> das Malheur sachgerecht versorgen,<br />

handeln hier goldrichtig. Hier ein paar Tipps:<br />

■ Schürfw<strong>und</strong>en sind die häufigsten<br />

Verletzungen <strong>und</strong> können ordentlich<br />

schmerzen! Bei oberflächlicher<br />

Hautabschürfung reinigen Sie die<br />

W<strong>und</strong>e mit fließend klarem Wasser<br />

(unterwegs geht auch Mineralwasser).<br />

Anschließend wird sie desinfiziert<br />

<strong>und</strong> kann mit einem Pflaster<br />

oder Sprühverband versorgt<br />

werden. Um stark verunreinigte<br />

Schürfw<strong>und</strong>en oder solche mit eingedrungenen<br />

Fremdkörpern kümmert<br />

sich der Arzt.<br />

■ Kleine Schnittw<strong>und</strong>en werden<br />

unter fließend kaltes Wasser gehalten,<br />

<strong>und</strong> die Blutung wird dann mit<br />

einem sauberen Baumwolltuch<br />

gestillt. Ein anschließendes Pflaster<br />

tröstet sehr! Größere Schnittw<strong>und</strong>en<br />

gehören in ärztliche Hand,<br />

decken Sie sie bis dahin mit sauberen<br />

Tüchern ab.<br />

■ Stichw<strong>und</strong>en durch Messer, Nägel,<br />

Scherben o.Ä. versorgt der Arzt,<br />

er entfernt gegebenenfalls auch<br />

den Fremdkörper.<br />

■ Platzw<strong>und</strong>en entstehen meistens<br />

am Kopf <strong>und</strong> müssen vom Arzt<br />

behandelt werden. Bis dahin sind<br />

sie mit einer sauberen Kompresse<br />

zu versorgen.<br />

■ Blutergüsse / Beulen werden<br />

mit kalten (aber nicht eiskalten)<br />

Umschlägen gekühlt.<br />

■ Bissw<strong>und</strong>en untersucht immer<br />

der Arzt.<br />

■ Kleine Verbrennungen halten Sie<br />

so lange unter fließend kaltes<br />

Wasser, bis der Schmerz vergeht.<br />

Größere Verbrennungen unbedingt<br />

dem Arzt vorstellen!<br />

■ Verätzungen müssen immer ärztlich<br />

versorgt werden. Treten sie<br />

im Auge auf, spülen Sie es sofort<br />

unter reichlich fließendem Wasser<br />

aus, bei Verätzungen auf der<br />

Haut entfernen Sie den Stoff <strong>und</strong><br />

duschen die Haut ab.<br />

■ Insektenstiche: Mückenstiche sind<br />

harmlos, können aber lästigen<br />

Juckreiz verursachen. Er lässt sich<br />

gut mit einer aufgeschnittenen<br />

Zwiebel oder mit einem Essig-<br />

Wasser-Umschlag beheben. Beide<br />

Methoden sind auch erste Wahl<br />

bei der Versorgung eines Bienen-<br />

oder Wespenstiches. Sie nehmen<br />

den Schmerz <strong>und</strong> lindern die<br />

Schwellung. Bei einem Stich in den<br />

Rachen droht jedoch Erstickungsgefahr,<br />

deshalb: sofort den Notarzt<br />

rufen <strong>und</strong> in der Zwischenzeit Eis<br />

lutschen lassen. Manche Kinder<br />

reagieren auf einen Wespenstich<br />

auch allergisch, in dem Fall muss<br />

ebenfalls der Notarzt kommen.<br />

■ Zeckenstich: Bestreichen Sie den<br />

Zeckenkörper auf keinen Fall mit<br />

Hausmitteln wie Öl, Klebstoff,<br />

Nagellack etc. Entfernen Sie ihn<br />

mit einer Zeckenkarte, Pinzette<br />

oder Zeckenzange (niemals mit<br />

dem Finger!). Insbesondere Zecken,<br />

aber auch Bremsen können Bakterien<br />

übertragen, die die Borreliose<br />

– eine Infektionskrankheit – verursachen.<br />

Diskutiert wird auch die<br />

Übertragung durch Mücken. Regelmäßiges<br />

Absuchen der Kinder <strong>und</strong><br />

bedeckende Kleidung sind wichtige<br />

Maßnahmen. Sollte sich nach der<br />

Vergiftung<br />

Medikamente, Drogerieartikel <strong>und</strong><br />

Haushaltschemikalien sollten immer<br />

außer Reichweite der Kinderhand aufbewahrt<br />

werden. Dennoch sind diese<br />

Substanzen die häufigste Ursache für<br />

Vergiftungen bei unter Sechsjährigen,<br />

hinzu treten Vergif tungen durch<br />

Pflanzenteile.<br />

Für jede Vergiftung gilt: Ruhe bewahren,<br />

gegebenenfalls eingenommene<br />

Reste aus dem M<strong>und</strong> des Kindes entfernen<br />

<strong>und</strong> den Notarzt rufen. Erbricht<br />

sich Ihr Kind, so beruhigen Sie es <strong>und</strong><br />

helfen ihm. Aber provozieren Sie das<br />

Erbrechen nicht. Und geben Sie Ihrem<br />

Kind nichts zu trinken, auch keine<br />

Milch.<br />

Informieren Sie die Ärzte bzw. das<br />

Krankenhaus darüber, womit sich Ihr<br />

Kind vergiftet hat. Die verschiedenen<br />

Giftnotrufzentralen in den einzelnen<br />

B<strong>und</strong>esländern informieren Sie da rüber,<br />

welcher Kontakt mit welchen Substanzen<br />

bedrohlich ist <strong>und</strong> wie Sie sich im<br />

Verdachtsfall ver halten sollten. Am<br />

besten notieren Sie sich gleich die Nummer<br />

der Giftnotrufzentrale. Regionale<br />

Nummern finden Sie auf Seite 72.<br />

Entferung der Zecke eine Hautrötung<br />

bilden, sollten Sie ärztlichen<br />

Rat einholen.<br />

› Allgemein gilt: Betasten oder<br />

berühren Sie keine W<strong>und</strong>e, damit<br />

keine Keime dort eindringen.<br />

51<br />

Soforthilfe


52<br />

Mit Herz <strong>und</strong> Verstand<br />

Es ist bew<strong>und</strong>ernswert, wie Eltern die vielfältigsten Situationen<br />

im Umgang mit ihren Kindern bewältigen. Dabei gehen sie nicht<br />

zu autoritär <strong>und</strong> „mächtig“ vor, weil ein solcher Erziehungsstil<br />

Kinder unterwürfig oder aggressiv machen kann. Andererseits<br />

lassen sie dem Nachwuchs aber auch nicht alles durchgehen.<br />

Weder schwächen sie ihr Kind durch Überbehütung noch gefährden<br />

sie es gar durch Vernachlässigung. Nein, Eltern möchten ihre<br />

Töchter <strong>und</strong> Söhne zu ehrlichen, selbständigen, sozialen, leistungsfähigen<br />

<strong>und</strong> vor allem selbstbewussten Menschen erziehen.<br />

Und zu glücklichen Menschen.<br />

Erziehung


Magisches Dreieck<br />

Die meisten Eltern praktizieren einen Erziehungsstil,<br />

den der Bielefelder Kindheitsexperte Prof. Dr. Klaus<br />

Hurrelmann als „magisches Dreieck mit den Eckpunkten<br />

Anerkennung, Anregung <strong>und</strong> Anleitung“ 1 beschreibt.<br />

Dazu gehört auch der Blick auf die individuellen Stärken<br />

des Kindes – <strong>und</strong> nicht nur auf das, was es (noch) nicht<br />

kann. Dazu gehört, Kindern Wahlmöglichkeiten aufzuzeigen,<br />

ihnen aktiv zuzuhören <strong>und</strong> sie zu ermutigen.<br />

Und schließlich gehört auch das Nachdenken über das<br />

eigene Eltern verhalten dazu sowie die Frage, was das<br />

Kind mit seiner Reaktion eigentlich erreichen möchte.<br />

Das ist nicht wenig <strong>und</strong> längst noch nicht alles.<br />

Kein W<strong>und</strong>er, dass mehr als die Hälfte der Eltern kleiner<br />

Kinder laut einer Langzeitstudie über alltägliche Erziehungsprobleme<br />

klagt. Viele Mütter <strong>und</strong> Väter sind<br />

heute verunsichert. Vor allem wollen sie keine „Fehler“<br />

machen, sondern „richtig“ erziehen. Wer dafür nach<br />

Rezepten sucht, wird jedoch selten fündig. Denn die Ratschläge<br />

widersprechen einander – <strong>und</strong> Kinder nach<br />

„Kochrezept“ zu erziehen ist ohnehin absurd. Hier hilft<br />

selbst denken am besten. Wie wollen wir es mit unserem<br />

Kind halten? Viele empfehlen Eltern, sich doch vor allem<br />

auf ihren „Bauch“ zu verlassen. „Aber Gefühle sind<br />

kein Ersatz für vernünftiges Denken“, widerspricht der<br />

praxiserfahrene Pädagogikprofessor Peter Paulig in<br />

seinem „Kinderversteherbuch“ 2 . „Denn wenn das Fass,<br />

in dem die Gefühle gelagert sind, erst mal überläuft,<br />

kann alles Mögliche passieren … “<br />

Paulig weiß, wie schnell Eltern vom „Bauchgefühl“ übertölpelt<br />

werden können. Es ist tatsächlich ein Kunststück,<br />

Emotionen mit Verstand <strong>und</strong> Vernunft zu leiten. Aber<br />

es ist nötig. Denn nur so kann sich in der Erziehung<br />

(<strong>und</strong> in der Folge bei den Kindern) emotionale Intelligenz<br />

bilden. Darunter versteht Peter Paulig die menschliche<br />

Fähigkeit, nicht nur mit den eigenen Gefühlen, sondern<br />

auch mit denen anderer Menschen intelligent <strong>und</strong><br />

sensibel umgehen zu können.<br />

Eltern wissen: Wut kann sich (kindliche) „Opfer“ suchen,<br />

Schuldgefühle <strong>und</strong> schlechtes Gewissen können zu<br />

Nachgiebigkeit <strong>und</strong> Verwöhnung führen <strong>und</strong> Angst zu<br />

Überbehütung. Auch übergroße Liebe erweist sich<br />

manchmal als schwierig, wenn sich egoistische Motive<br />

einschleichen, hat der bekannte Kinder- <strong>und</strong> Familien -<br />

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therapeut Wolfgang Bergmann festgestellt: „Wenn Eltern<br />

einen Zweieinhalbjährigen schon Englisch lernen lassen,<br />

weil er sonst im Wettbewerb mit anderen Kindern<br />

zurückbleibt – was ist das dann? Liebe zum Kind? Oder<br />

Sorge? Aber warum sorgen sich die Eltern nicht mindestens<br />

ebenso um eine frohe, unbeschwerte Kindheit?“ 3<br />

Gerade in solchen Fragen hat die stets für Gelassenheit<br />

plädierende Kindertherapeutin <strong>und</strong> Ärztin Korinna<br />

Bächer recht, wenn sie über die Erziehung mit Herz <strong>und</strong><br />

Verstand sagt: „Natürlich sind Eltern dazu fähig – wenn<br />

sie sich trauen. Dazu sollten wir alle sie ermutigen.“<br />

Dann wird die Freude über den Werdegang des Kindes<br />

die Sorge bald überstrahlen. 4<br />

1 Hurrelmann, K.: Einführung in die Sozialisationstheorie, Beltz Verlag 2002.<br />

2 Paulig, P.: Kinderversteherbuch, Verlag Pattloch 2009. 3 Bergmann, W.: „Hauptsache,<br />

die Kinder werden geliebt?!“ in: KSA 1.2010. 4 Swaantje Düsenberg im<br />

Interview mit Korinna Bächer.<br />

53<br />

Erziehung


54<br />

Alltag mit Kind<br />

Was für ein Kuddelmuddel!<br />

Mütter <strong>und</strong> Väter stecken ständig in der Zwickmühle zwischen Anspruch <strong>und</strong> Wirklichkeit.<br />

Meist wissen sie genau, was für ihr Kind gut ist – aber manchmal kommt trotzdem<br />

alles ganz anders. Auch Frauke Hoppe (34 Jahre) kennt solche Tage. Hier erzählt<br />

die alleinerziehende Mutter von einem ganz normalen Mittwoch.<br />

Der Wetterbericht hatte Sonne<br />

versprochen, heute Morgen prasseln<br />

dicke Regentropfen gegen mein<br />

Fenster. So hatte ich mir das nicht<br />

vorgestellt! Nele (4 Jahre) übrigens<br />

auch nicht. Meine Tochter will trotz<br />

Miesewetter partout ihr geblümtes<br />

Sommerkleid anziehen. Ich weiß –<br />

Kinder soll man stets der Witterung<br />

entsprechend kleiden. Aber sagen<br />

Sie das mal meinem kleinen Dickkopf!<br />

Nach ewigem Hin <strong>und</strong> Her <strong>und</strong><br />

sieben klammheimlichen Blicken auf<br />

die Uhr einigen wir uns auf Sommerkleid<br />

mit Strick jacke <strong>und</strong> Gummistiefeln.<br />

Das fängt ja heute „gut“ an …<br />

Sonst ist Nele immer stolz darauf,<br />

dass sie sich schon (fast) allein anziehen<br />

kann. Aber heute geht da rein<br />

gar nichts! Also muss die Mama heute<br />

ziehen, zuppeln, ordnen <strong>und</strong><br />

knöpfen. Endlich fertig <strong>und</strong> höchste<br />

Eisenbahn fürs Frühstück! „Das Frühstück<br />

ist eine wichtige Gr<strong>und</strong>lage für<br />

den Tag“, heißt es ja. Bei uns bedeutet<br />

das eine ordentliche Portion Kindermüsli<br />

(zuckerfrei, versteht sich).<br />

Doch Nele rührt heute nur unlustig<br />

in der Schale herum. „Komm, Mäuschen<br />

… du weißt doch … “, lege ich<br />

mich ins Zeug, während mein Kind<br />

unwirsch den Löffel auf den Tisch<br />

knallt. Da zerschellt das ganze ges<strong>und</strong>e<br />

Frühstück samt Schale auf<br />

dem Küchenboden. „Gar nicht<br />

schlimm!“, bringe ich rasch hervor,<br />

als schon ein Tränchen über die<br />

Kinderbacke rollt. Meine innere<br />

Stimme mahnt mich zur Geduld <strong>und</strong><br />

einem kleinen Tröstekuss. Dann fix<br />

aufgewischt <strong>und</strong> Brote für den<br />

Kindergarten geschmiert. Nach dem<br />

elften klammheimlichen Blick auf<br />

die Uhr eilen Nele <strong>und</strong> ich zur Haltestelle.<br />

Hoffentlich hat mein Chef<br />

heute gute Laune …<br />

In der Straßenbahn teilt mir Nele hoheitsvoll<br />

mit, dass sie heute keineswegs<br />

in die Kita gehen wird: „Da ist<br />

Leonie, <strong>und</strong> die ist doof!“ Basta!<br />

Diese Entschlossenheit hat sie doch<br />

nicht etwa von mir?! „Aber da sind<br />

doch noch so viele andere!“, wende<br />

ich ein. Doch Nele macht große<br />

Augen <strong>und</strong> fleht: „Mami, ich will<br />

bei dir bleiben!“ Zack, getroffen!<br />

Wann wird mich das schlechte<br />

Gewissen einer berufstätigen Mutter<br />

endlich verlassen?! Schweren Herzens<br />

verfrachte ich meine protestierende<br />

Tochter trotzdem in die Kita<br />

<strong>und</strong> haste zurück zur Haltestelle.<br />

Es ist 8.30 Uhr, gefühlt 18.30 Uhr.<br />

In der U-Bahn fällt mein Blick auf<br />

die Tageszeitung meines Gegenübers.<br />

„Experten fordern mehr Zeit<br />

für Kinder“, lautet die Schlagzeile.<br />

„Eine aktuelle Studie hat herausgef<strong>und</strong>en,<br />

dass …“ – ich will es gar<br />

nicht wissen! Natürlich wäre ich mit<br />

meiner Tochter jetzt auch lieber im<br />

Zoo (mal unterstellt, die Sonne würde<br />

scheinen). Aber irgendwer muss<br />

schließlich die Brötchen verdienen.<br />

„… Ja, ja, Abholzeit im Kindergarten ist nur bis 14 Uhr,<br />

ich weiß, aber mein Chef …“


Als ich Nele um Punkt 14.17 Uhr aus<br />

der Kita abhole, ernte ich erst mal<br />

schiefe Blicke. „Ja, ja, Abholzeit ist<br />

nur bis 14 Uhr, ich weiß, aber mein<br />

Chef …“ Dann berichtet mir die<br />

Erzieherin, dass meine Tochter nichts<br />

zu Mittag heruntergebracht habe.<br />

Oje, auch das noch! Und wir müssen<br />

noch einkaufen gehen! „Tätigen Sie<br />

Ihre Einkäufe nie mit einem hungrigen<br />

Kind“, sagen Experten. „Wie soll<br />

ich das heute bloß bewerkstelligen?“<br />

Beim Obstladen an der nächsten<br />

Ecke kann ich ihr wenigstens eine<br />

Banane schmackhaft machen, Bananen<br />

sollen ja sehr ges<strong>und</strong>.<br />

Dass meine Tochter heute nichts<br />

essen mag, hat sie genau vor dem<br />

Süßigkeitenregal im Supermarkt<br />

schon vergessen. Und kommen Sie<br />

mir jetzt bitte nicht mit Konsequenz<br />

– das weiß ich selbst! „Nimm noch<br />

ein Haps Banane“, lasse ich also<br />

meine beste Werbestimme erklingen.<br />

„Aber Mama, Mama …!“ Meine<br />

Konsequenz reicht gerade noch bis<br />

zur Kasse, an der uns reihenweise<br />

Überraschungseier in Kinderaugenhöhe<br />

überraschen. Hier endet meine<br />

Kraft. Nachdem ich meinen schokoladenverschmierten<br />

Nachwuchs <strong>und</strong><br />

die Einkäufe nach Hause geschleppt<br />

habe, kriecht die Sonne heraus.<br />

Statt Haushalt setzen wir kurzerhand<br />

einen Spielplatzbesuch aufs Programm.<br />

Wir Eltern sollen schließlich<br />

flexibel sein!<br />

Neben mir auf der Bank sitzt eine<br />

wie aus dem Ei gepellte Mutter. Sie<br />

ist bestimmt noch viel flexibler als<br />

ich. Aber egal, jedenfalls erfahre ich<br />

sehr bald, was für ein W<strong>und</strong>erkind<br />

ihr Niklas ist. Windeln braucht er<br />

natürlich schon laaange nicht mehr,<br />

<strong>und</strong> begabt ist er auch ohne Ende.<br />

„Welche Talente hat denn Ihre Tochter?“<br />

Darüber muss ich erst nachdenken,<br />

aber schon flötet es neben mir:<br />

„Ach, machen Sie sich keine Sorgen.<br />

Irgendwie kommt doch jedes Kind<br />

durchs Leben.“ Sehr tröstlich! Aber<br />

ich sorge mich doch gar nicht. Oder<br />

doch? „Was für Kurse besucht denn<br />

Ihre Kleine? Man kann ja nicht früh<br />

genug damit anfangen!“, sagt meine<br />

Banknachbarin nun. Da platzt es<br />

aus mir heraus: „Cheerleading, Frühchinesisch,<br />

Internet für Anfänger <strong>und</strong><br />

Karate!“ Prompt fragt mich der Vater<br />

auf der anderen Bankseite, wo man<br />

denn einen „PC-Kurs 3plus“ buchen<br />

könne. Ich glaub das nicht! Zum<br />

Glück lenkt uns in diesem Moment<br />

lautes Geschrei aus der Sandkiste ab:<br />

Nele hat W<strong>und</strong>er-Niklas ganz emanzipiert<br />

den Plastikeimer geklaut. Da<br />

gibt die flexible Niklas-Mama sehr<br />

unflexible Äußerungen von sich –<br />

<strong>und</strong> wir verkrümeln uns schnell<br />

auf den Heimweg. Gefühlte Zeit:<br />

mindestens Mitternacht.<br />

Zu Hause erwartet uns nicht nur die<br />

Hausarbeit, sondern auch Oma!<br />

Ehrlich, ich liebe meine Mutter <strong>und</strong><br />

bin ihr unendlich dankbar für ihren<br />

unermüdlichen Einsatz in puncto<br />

Kinderbetreuung. Aber an so einem<br />

Tag wie heute, <strong>und</strong> dazu noch unangemeldet<br />

… Nele fliegt ihr in die<br />

Arme. „Das Kind fühlt sich aber heiß<br />

an!“, stellt Mutter skeptisch fest.<br />

Das Fieberthermometer bestätigt erhöhte<br />

Temperatur. Auch das noch!<br />

Eine innere Stimme belehrt mich sofort:<br />

„Kränkelnde Kinder brauchen<br />

viel Zuwendung!“ Wo ist heute<br />

bloß mein Umschaltknopf für den<br />

Kuschelkurs? Wie gut, das die Oma<br />

Nele nun ein Märchen vorlesen will,<br />

meine Mutter ist wirklich ein Schatz,<br />

denke ich. Zumindest denke ich das<br />

bis zu ihrer Frage, wann ich eigentlich<br />

das letzte Mal Fenster geputzt<br />

hätte …<br />

Als Oma weg ist, will Nele fernsehen.<br />

Auf keinen Fall! Und schon<br />

gar nicht allein! Und ich muss noch<br />

kochen <strong>und</strong> bügeln <strong>und</strong> staubsaugen<br />

… In Wirklichkeit bin ich fix <strong>und</strong><br />

fertig. Also engagiere ich ganz unpädagogisch<br />

heute doch die Glotze<br />

für eine Sonderschicht <strong>und</strong> koche<br />

rasch Nudeln mit Ketchup. Ketchup<br />

enthält Zucker, ich weiß, aber auch<br />

jede Menge wichtige Karotinoide …<br />

Kurz darauf würde ich am liebsten<br />

gleichzeitig mit meiner Tochter in<br />

Morpheus Armen liegen, am besten<br />

noch vor ihr. Trotzdem schaffe ich<br />

unter Mobilisierung letzter Energiereserven<br />

sogar noch die obligatorische<br />

Gutenachtgeschichte. Rituale<br />

geben Kindern nämlich Gewissheit,<br />

dass alles in Ordnung ist. Und ich bin<br />

schließlich eine gute Mutter! Nele<br />

schläft, ich verschiebe den Haushalt<br />

auf morgen <strong>und</strong> zappe durch alle<br />

TV-Kanäle. Da, die „Super-Nanny“!<br />

Kann es noch schlimmer kommen<br />

als am heutigen Tag? Es kann. Endgültig<br />

den Rest gibt mir der nächste<br />

Kanal. Dort diskutieren Experten<br />

über das Thema „Können Eltern<br />

Grenzen setzen?“. Und wie ich kann:<br />

genug für heute <strong>und</strong> ab ins Bett!<br />

55<br />

Alltag mit Kind


56<br />

Verständigung<br />

Quatschen mit Soße<br />

Eltern fragen sich nicht, wie sie mit ihrem Kind sprechen sollen – sie tun es einfach.<br />

Sie säuseln <strong>und</strong> singen, scherzen<br />

<strong>und</strong> trösten, erklären ihm die Welt<br />

<strong>und</strong> schimpfen auch mal. Sie führen<br />

mit ihrem Kind diese w<strong>und</strong>ervolle<br />

Unterhaltung, wie nur Eltern das<br />

können. Mütter <strong>und</strong> Väter lieben ihr<br />

Kind eben <strong>und</strong> lassen es dies auch<br />

in ihren Worten spüren.<br />

So erfahren Eltern, was ihr Kind<br />

denkt, fühlt <strong>und</strong> was es sich wünscht,<br />

<strong>und</strong> sie teilen sich ihrem Kind auch<br />

selbst mit. Auf diese Weise lernt es,<br />

das Leben zu be greifen. Dabei sind<br />

Eltern ihrem Kind ein Wegweiser am<br />

Tag, wenn die Neugier es zu freudigen<br />

Ent deckungen leitet, <strong>und</strong> ein<br />

Leuchtturm in der Nacht, wenn es<br />

in bösen Träumen auf dunkle Pfade<br />

gerät.<br />

Das alles soll auch so sein. Denn<br />

diese intuitive „sprechende“ Zu-<br />

wendung vertieft die Bindung zwischen<br />

Ihnen <strong>und</strong> Ihrem Kind <strong>und</strong><br />

lehrt es „ganz nebenbei“ auch das<br />

Denken. Sprechen <strong>und</strong> Denken<br />

gehören nämlich untrennbar zusammen,<br />

das wusste schon der Wissenschaftler<br />

Alexander von Humboldt<br />

vor 200 Jahren. Die Sprache gibt<br />

den Dingen nämlich nicht nur eine<br />

Bezeichnung, sondern auch eine<br />

emotionale Bedeutung. So lernt das<br />

Kind zum Beispiel, dass das r<strong>und</strong>e<br />

bunte Etwas „Ball“ heißt – <strong>und</strong> dass<br />

„Ball spielen“ Vergnügen bereitet.<br />

Besonders mit „Mama“ oder „Papa“.<br />

Jetzt kann das Kind einen Gedanken<br />

fassen, einen Plan entwickeln, ihn<br />

äußern <strong>und</strong> umsetzen: „Papa,<br />

Ba', pielen!“ Auch auf diese Weise<br />

erobert es die Welt.<br />

Gerade heraus<br />

Der Kommunikationswissenschaftler<br />

Paul Watzlawick zeigt in seinem<br />

Buch „Anleitung zum Unglücklichsein“<br />

1 mit viel Humor, wie sich<br />

Menschen im Alltag gründlich missverstehen<br />

können. Denn hinter manchem<br />

Satz verbirgt sich viel mehr,<br />

als wir ahnen. Das ist auch zwischen<br />

Eltern <strong>und</strong> Kindern nicht anders.<br />

Ein Beispiel: „Dein Zimmer ist aber<br />

unordentlich“, sagt eine Mutter zu<br />

ihrer vierjährigen Tochter. „Ja“,<br />

gibt die Tochter zurück <strong>und</strong> spielt<br />

seelenruhig weiter. Da schimpft<br />

die Mutter: „Sei nicht so frech!“ –<br />

<strong>und</strong> erntet einen beleidigten Blick.<br />

Was ist hier schiefgelaufen? Wahrscheinlich<br />

wollte die Mutter nur<br />

sagen: „Räum dein Zimmer auf!“.<br />

Hat sie aber nicht gesagt. Daran wird<br />

klar: Wer nicht sagt, was er meint,<br />

programmiert Missverständnisse <strong>und</strong><br />

Ärger voraus. Kinder in diesem Alter<br />

können übrigens „Zwischentöne“<br />

(noch) gar nicht interpretieren, sie<br />

nehmen alles wörtlich. Eltern hingegen<br />

geht Doppeldeutiges schon<br />

mal über die Zunge. Schade!<br />

Dabei wäre es doch so einfach: Soll<br />

das Kind sein Zimmer aufräumen,<br />

dann sagen wir ihm das fre<strong>und</strong>lich<br />

<strong>und</strong> klar. Sollte das Kind noch zu<br />

klein sein, um das Chaos im Zimmer<br />

allein zu beseitigen, können wir ihm<br />

unsere Hilfe anbieten. Quillt der<br />

Raum aber vor Spielsachen so über,<br />

dass Ordnung machen kaum mehr<br />

möglich ist, dann müssen Eltern <strong>und</strong><br />

Kind halt gemeinsam ein bisschen<br />

aussortieren. Das wirkt oft W<strong>und</strong>er!<br />

Miteinander reden<br />

Es kommt also nicht nur darauf an,<br />

dass Eltern viel mit ihrem Kind sprechen,<br />

sondern auch, wie sie es tun.<br />

Hier beherrschen die meisten Eltern<br />

intuitiv die wichtigsten Regeln:<br />

■ Sie blicken das Kind beim Sprechen<br />

an <strong>und</strong> gehen in entscheidenden<br />

Momenten mit dem Kind auf<br />

Augenhöhe.<br />

■ Sie sprechen mit dem Kind<br />

darüber, was es gerade erlebt,<br />

hören ihm gut zu <strong>und</strong> unterbrechen<br />

es nicht.<br />

■ Sie äußern stets klar ihre Erwar-<br />

tung <strong>und</strong> sind nicht ironisch,<br />

abwertend oder doppeldeutig.<br />

■ Sie ermutigen das Kind, loben<br />

es aber nicht ständig über den<br />

grünen Klee.<br />

1 Watzlawick, P.: Anleitung zum Unglücklichsein,<br />

Piper Verlag 1983.


■ Sie erzählen dem Kind auch von<br />

sich <strong>und</strong> begleiten ihre Handlungen<br />

mit Sprache, überfordern das Kind<br />

aber nicht mit langschweifigen<br />

Erklärungen.<br />

■ Sie verbessern <strong>und</strong> „trainieren“ ihr<br />

Kind nicht, indem sie etwas nachsprechen<br />

lassen oder es „abfragen“<br />

<strong>und</strong> führen seine Sprachkünste<br />

auch niemandem vor.<br />

■ Sie benutzen keine Babysprache,<br />

sondern bestätigen das Gehörte<br />

nur korrekt („Papa, Ba'!“ – „Oh ja,<br />

da liegt ein Ball!“).<br />

■ Sie erteilen Verbote sparsam, aber<br />

eindeutig, <strong>und</strong> zeigen möglichst<br />

eine Handlungsalternative auf.<br />

■ Sie entschuldigen sich beim Kind<br />

ernsthaft, wenn sie mal einen<br />

falschen Ton angeschlagen haben.<br />

Das Zauberwort<br />

Ein kurzes Wort zum berühmten<br />

Zauberwort „Bitte“. Natürlich ist es<br />

gut, sein Kind auch zur Höflichkeit<br />

zu erziehen <strong>und</strong> selbst fre<strong>und</strong>lich mit<br />

ihm zu sprechen. Allerdings sollten<br />

sich Eltern davor hüten, beflissen in<br />

einen angesagten pädagogischen<br />

Jargon zu verfallen, rät der erfahrene<br />

Pädagoge <strong>und</strong> Erziehungsberater<br />

Prof. Dr. Heinrich Kupffer: „Viele<br />

Löwenstark<br />

Ein <strong>ICHbinICH</strong> kennt einen<br />

mit ellenlangen Beinen.<br />

Und auch noch einen zweiten,<br />

der kann auf Stühlen reiten.<br />

Zu dritt ist diese Bande<br />

zu jedem Quatsch imstande.<br />

Das nervt zwar manchmal voll,<br />

ist tatsächlich aber toll.<br />

Denn Fre<strong>und</strong>e machen löwenstark,<br />

<strong>und</strong> das ist ganz bestimmt kein Quark!<br />

Eltern haben gelernt, dass man<br />

‚Bitte‘ sagen muss, wenn man etwas<br />

vom Kind will. ‚Bitte matsch nicht<br />

so mit dem Essen!‘ – ‚Bitte nimm die<br />

Füße vom Stuhl!‘ – ‚Bitte lauf nicht<br />

auf die Straße!‘ – ‚Bitte zieh nicht an<br />

meinen Haaren!‘ – ‚Bitte hau deinen<br />

Bruder nicht ständig!‘ Solche Sätze<br />

hören wir überall. Aber statt die<br />

Bitte zu erfüllen, stellt sich das Kind<br />

taub. Daraufhin wird der Tonfall<br />

strenger, bis das ‚BITTE‘ Kasernenhoflautstärke<br />

erreicht. Das Kind weiß<br />

jedoch, dass das Zauberwort in diesen<br />

Fällen keine echte Bitte ist. Denn<br />

die könnte man auch ausschlagen.<br />

Vielmehr soll das kleine Wörtchen<br />

hier nur verschleiern, dass es sich<br />

tatsächlich um eine Anweisung handelt.“<br />

Für Eltern folgt daraus: Wer<br />

seinem Kind eine Anweisung gibt,<br />

sollte nicht so tun, als wäre es keine.<br />

57


58<br />

Kinderrechte: Der Klaps ist kein Erziehungsmittel<br />

Am 5. April 1992 trat die UN-Kinderrechtskonvention in Kraft. Seitdem sind Kinder<br />

auch in Deutschland Träger eigener Schutz-, Entwicklungs-, Förder- <strong>und</strong> Beteiligungsrechte.<br />

Doch vielen passt das nicht. Sie wenden dagegen ein: „Kinderrechte?<br />

Aber wer Rechte hat, der hat auch Pflichten! Wo bleiben die?!“ Falsch gebrüllt, Löwe:<br />

Denn das Gegenstück zu Kinderrechten sind nicht Kinderpflichten, sondern es ist<br />

Unrecht gegen Kinder!<br />

Auch die BARMER <strong>GEK</strong> möchte die<br />

Kinderrechte bekannter machen <strong>und</strong><br />

greift hier aus den Kinderrechten<br />

beispielhaft das so wichtige Recht<br />

des Kindes auf gewaltfreie Erziehung<br />

heraus (Art. 19).<br />

Erlebnisse in der Familie beeindrucken<br />

Kinder stark – im Guten wie im<br />

Bösen. Heute weiß man auch, dass<br />

Strafen immer Nebenwirkungen<br />

haben <strong>und</strong> der „kleine Klaps“ oder<br />

gar die Ohrfeige kein angemessenes<br />

Erziehungsverhalten sind! Das steht<br />

unmissverständlich auch im Bürgerlichen<br />

Gesetzbuch. Dort heißt es<br />

in § 1631 Abs. 2: „Kinder haben ein<br />

Recht auf gewaltfreie Erziehung.<br />

Körperliche Bestrafungen, seelische<br />

Verletzungen <strong>und</strong> andere entwürdigende<br />

Maßnahmen sind unzulässig.“<br />

Dieses Gesetz basiert auf der<br />

Erkenntnis, dass Kinder durch erzieherische<br />

Kommunikation lernen <strong>und</strong><br />

nicht durch Schläge, Anschreien,<br />

Beschämungen, Erniedrigungen oder<br />

andere Bestrafungen.<br />

Aber dann erzählt Ingrid (33 Jahre):<br />

„Jetzt hab ich Fini schon fünfmal<br />

gesagt, dass sie nicht an den Herd<br />

gehen soll. Geh bitte nicht an den<br />

Herd, hab ich ihr gesagt. Aber sie<br />

versucht es immer wieder. Da hilft<br />

halt nur noch ein Klaps.“<br />

Gewaltfreie Erziehung<br />

Ingrid meint es gewiss gut mit ihrer<br />

zweijährigen Tochter, sie möchte sie<br />

vor Schmerz <strong>und</strong> Verletzung bewahren.<br />

Mit diesem Argument rechtfertigen<br />

übrigens die meisten Eltern<br />

einen ausgeteilten Klaps. Dabei verkennen<br />

sie jedoch, dass er zu immer<br />

heftigeren Schlägen führen kann:<br />

Erst bekommt Fini nur einen kleinen<br />

Klaps, wenn sie an den Herd geht.<br />

Beim zweiten Mal fällt er schon fester<br />

aus. Und wenn sie es dann immer<br />

noch nicht lässt, haut die Mutter<br />

noch stärker zu. Würde man Ingrid<br />

aber fragen, ob sie ihr Kind schlägt,<br />

so riefe sie empört „Niemals!“ aus.<br />

Denn alle Eltern sehen ihre persönlichen<br />

„kleinen“ Bestrafungs- oder<br />

Verhinderungspraktiken zum Schutz<br />

der Kinder als „normal“ an, haben<br />

Psychologen herausgef<strong>und</strong>en. Dagegen<br />

bewerten sie heftigere Methoden<br />

als die eigenen als „unnormal“<br />

<strong>und</strong> „grausam“. Wenig später praktizieren<br />

dann dieselben Eltern genau<br />

jene Art von Bestrafung selbst,<br />

die sie vorher als grausam abgelehnt<br />

haben. Nun betrachten sie diese<br />

Praktik wiederum als „normal“ – <strong>und</strong><br />

schlimmere als unnormal. An dieser<br />

Spirale wird sichtbar: Die angeblich<br />

gar nicht vorhandene Gewalt in der<br />

Erziehung kann un gewollt eskalieren.<br />

Elternbefragungen haben auch gezeigt,<br />

dass Mütter <strong>und</strong> Väter in Wirklichkeit<br />

gar nicht aus erzieherischen<br />

Gründen handgreiflich werden oder<br />

ihr Kind beschimpfen oder anschreien,<br />

sondern weil sie selbst unter<br />

starker Spannung oder Stress stehen.<br />

Das hat auch der renommierte Kinder-<br />

<strong>und</strong> Jugendpsychiater Reinhard<br />

Lempp stets unterstrichen: „Die Ohrfeige<br />

oder der Klaps aus Zorn, Ärger<br />

oder Angst tut nur demjenigen gut,<br />

der sie austeilt. Eine solche Reaktion<br />

entlastet <strong>und</strong> entspannt Eltern. Sie<br />

dürfen nur nicht glauben, das hätte<br />

was mit Erziehung zu tun.“ 1<br />

Wenn Eltern bemerken, dass sie<br />

häufiger an ihre Grenzen oder darüber<br />

hinaus geraten, sollten sie sich<br />

Hilfe gönnen. Wer sich oft ratlos,<br />

wütend oder überfordert fühlt <strong>und</strong><br />

seinem Kind wie Ingrid nur durch<br />

gewaltsame Erziehung Einhalt<br />

ge bieten kann, findet in Erziehungsberatungsstellen,<br />

Elterngruppen<br />

oder Elternkursen wie zum Beispiel<br />

„Starke Eltern – Starke Kinder“ des<br />

Deutschen Kindesschutzb<strong>und</strong>es gute<br />

Unterstützung. Es ist auch keine<br />

Schande, sich ermutigen <strong>und</strong> helfen<br />

zu lassen. Im Gegenteil: Gemeinsam<br />

mit anderen ein wirksames posi-<br />

tives Erziehungsverhalten zu entwickeln,<br />

das Kindern wie Eltern guttut,<br />

ist eine sehr kluge Entscheidung.<br />

Sie stärkt die Mütter <strong>und</strong> Väter <strong>und</strong><br />

schützt das Kind am besten.<br />

1 nach: Reiner Engelmann/Urs M. Fiechtner (Hrsg):<br />

„Kinder ohne Kindheit”. Ein Lesebuch über Kinderrechte,<br />

Sauerländer Verlag 2006.


Neulich war das so<br />

Eltern sind auch nur Menschen <strong>und</strong> Erziehung nicht immer einfach. Deshalb werden<br />

die folgenden Gedanken auch vielen Müttern <strong>und</strong> Vätern so oder ähnlich bekannt<br />

vorkommen.<br />

„Da war ich so wütend:<br />

Gestern Morgen habe ich<br />

mich im Kindergarten<br />

von meinem Sohn Leon<br />

(4 Jahre) „im Bösen“ verabschiedet.<br />

Er hatte schon<br />

den ganzen Morgen getrödelt,<br />

obwohl er wusste,<br />

dass ich nicht zu spät zur<br />

Arbeit kommen darf.<br />

Irgendwann war ich dann<br />

so aufgebracht, dass ich<br />

mit ihm heftig geschimpft<br />

habe. Auch bei unserem<br />

Abschied im Kindergarten<br />

waren wir noch nicht wieder<br />

„gut“ miteinander.<br />

Aber hinterher plagte mich<br />

dann das schlechte Gewissen.<br />

Wie konnte ich bloß<br />

so böse zu Leon sein?!“<br />

Caroline, 31 Jahre<br />

Der Auslöser von Carolines Ärger ist<br />

eine typische Situation in Familien.<br />

Denn auch Eltern stecken in Zwängen,<br />

weshalb zu bestimmten Zeiten<br />

alles wie am Schnürchen „funktionieren“<br />

muss – auch die Kinder.<br />

Dann kollidieren die Bedürfnisse:<br />

Das Kind will spielen <strong>und</strong> lässt sich<br />

nicht drängen, dem Erwachsenen<br />

läuft die Zeit davon. Deshalb sollte<br />

gerade morgens von vornherein ein<br />

halbes Stündchen mehr eingeplant<br />

werden, das nimmt viel Druck aus<br />

der Familie. Trotzdem kann Reibung<br />

entstehen <strong>und</strong> auch mütterlicher<br />

oder väter licher Ärger. Das ist kein<br />

Beinbruch <strong>und</strong> wird auch vom Kind<br />

nicht krummgenommen – vorausgesetzt,<br />

der Ärger verraucht wieder,<br />

die Schuld dafür wird nicht dem<br />

Kind in die Schuhe geschoben <strong>und</strong><br />

die Situation wird zeitnah geklärt.<br />

Wenn Caroline mit Leon in Ruhe<br />

bespricht, was am Morgen passiert<br />

ist <strong>und</strong> was jeder von ihnen zur<br />

Veränderung beitragen kann, wird<br />

es sicher bald besser klappen. Und<br />

wenn sie sich für ihre Heftigkeit<br />

bei ihm entschuldigt, dann sollte<br />

sie es auch ernst damit meinen.<br />

„Da war mir Greta peinlich:<br />

Kürzlich wurde meine<br />

Mutter 62, da sollte unsere<br />

Greta (5 Jahre) für sie vor<br />

den Gästen ein kleines Gedicht<br />

aufsagen. Das konnte<br />

sie nämlich w<strong>und</strong>erbar<br />

auswendig. Aber dann<br />

stand sie nur stocksteif da<br />

<strong>und</strong> bekam kein Wort raus.<br />

Das war peinlich.“<br />

Bernhard, 40 Jahre<br />

Der klassische Vorführeffekt! Aber<br />

schon in diesem Begriff steckt das<br />

Problem. Denn kein Kind sollte „vorgeführt“<br />

werden. Eltern dürfen auf<br />

besondere Fähigkeiten ihres Kindes<br />

durchaus stolz sein. Sie sollten das<br />

Kind aber nicht dazu überreden<br />

oder gar überrumpeln, sein Können<br />

anderen zu präsentieren. Besonders<br />

unverhoffte Aufforderungen können<br />

Kinder in Bedrängnis bringen. Sie<br />

möchten niemanden enttäuschen,<br />

aber auch nicht in beschämende<br />

Situationen geraten. Bernhard fand<br />

diesen Moment peinlich. Und Greta?<br />

Viele Kinder zeigen anderen gern,<br />

was sie können – aber der Vorschlag<br />

sollte von ihnen selbst kommen.<br />

59<br />

Erfahrungen


60<br />

Erfahrungen<br />

„Da hatte ich die Quengelei<br />

so satt:<br />

Unser Max ist so ein Quengelkasper,<br />

was mir im<br />

Moment gehörig auf die<br />

Nerven fällt. Er kann schon<br />

gar nicht mehr normal<br />

reden. Kaum will er was,<br />

schon quengelt er los.<br />

Gestern quengelte er zum<br />

Beispiel so lange, bis ich<br />

doch mit ihm gespielt<br />

habe, obwohl ich weiß<br />

Gott anderes zu tun hatte.“<br />

Gesine, 24 Jahre<br />

„… Unser Max ist so ein<br />

Quengelkasper, was mir<br />

im Moment gehörig auf<br />

die Nerven fällt …“<br />

Warum quengelt Max so viel?<br />

■ Vielleicht hat er sich nur einfach<br />

diesen Tonfall angewöhnt. Der ist<br />

mit kurzen, fre<strong>und</strong>lichen Bitten<br />

(<strong>und</strong> manchmal auch mit Vormachen,<br />

wie man „normal“ spricht)<br />

leicht zu beheben.<br />

■ Vielleicht hat er allgemein den<br />

Wunsch nach (mehr) elterlicher<br />

Aufmerksamkeit <strong>und</strong> Zeit. Wenn<br />

Kinder ständig darum kämpfen<br />

müssen, quengeln sie oft.<br />

■ Vielleicht ist Gesine mit ihrer eigenen<br />

Lebenssituation unzufrieden<br />

<strong>und</strong> quengelt (nörgelt) selbst, ohne<br />

es zu merken. Dann sollte sie sich<br />

überlegen, was sie wie ändern<br />

kann.<br />

■ Vielleicht fühlt sich Max nur nicht<br />

gut verstanden. Wenn er seine<br />

Wünsche <strong>und</strong> Träume äußert („Ich<br />

will ein Pferd, ein Rennauto, in den<br />

Zoo …“ etc.), könnte Gesine das<br />

stets gleich als Aufforderung verstehen,<br />

diese sofort zu erfüllen.<br />

Dann folgt prompt ihr Nein. Dabei<br />

ist Träume haben doch erlaubt:<br />

„Stimmt, das ist wirklich ein tolles<br />

Rennauto; oh ja, ich mag Pferde<br />

auch, sie riechen so gut; gute Idee,<br />

wir sollten bald mal wieder in den<br />

Zoo gehen …“<br />

■ Vielleicht kann Gesine kein gelassenes,<br />

klares „Nein“ sagen <strong>und</strong> Max<br />

„wittert“ seine Chance.<br />

Oder, oder. Diese <strong>und</strong> noch ganz<br />

andere Möglichkeiten als Ursache für<br />

Max' nervtötende Quengelei kann<br />

Gesine auch in einer Erziehungsberatungsstelle<br />

ergründen. Dort erfahren<br />

Eltern stets gute Unterstützung.<br />

„Da war ich eifersüchtig:<br />

Gestern Abend hat Anna-<br />

Lena (2 Jahre) sehr geweint,<br />

weil ihrem Lieblingsteddy<br />

ein Auge abgefallen<br />

war. Da rief meine kleine<br />

Prinzessin ausdrücklich<br />

nach ihrer Mutter, obwohl<br />

ich quasi danebenstand.<br />

Das hat mir schon einen<br />

Stich gegeben. Wenn ich<br />

ehrlich bin, fühle ich mich<br />

oft wie ein fünftes Rad am<br />

Wagen, wenn ich Christiane<br />

mit unseren Kindern erlebe.<br />

Natürlich – deren Tag<br />

ist schon fast vorbei, wenn<br />

ich abends von der Arbeit<br />

komme. Und meistens bin<br />

ich dann auch ziemlich<br />

kaputt <strong>und</strong> hab kein Ohr<br />

mehr für den Kinderkram.<br />

Andererseits würde ich so<br />

gern mehr von unseren<br />

Kleinen mitkriegen, <strong>und</strong><br />

das nicht nur aus zweiter<br />

Hand von meiner Frau.<br />

Manchmal bin ich richtig<br />

eifersüchtig.“<br />

Sven, 34 Jahre


Sven ist wohl eher traurig als eifersüchtig.<br />

Er fürchtet, den Kindern<br />

nicht so wichtig zu sein. Dabei<br />

rackert er sich für seine Familie ganz<br />

schön ab. So wie ihm ergeht es auch<br />

heute noch vielen Vätern; sie sind<br />

zerrissen zwischen der Aufgabe, die<br />

wirtschaftliche Existenz der Familie<br />

zu sichern, <strong>und</strong> ihrem berechtigten<br />

Bedürfnis, ihre Vaterrolle aktiv <strong>und</strong><br />

nicht nur „aus zweiter Hand“ wahrzunehmen.<br />

Und Kinder brauchen<br />

auch beide Elternteile – Vater wie<br />

Mutter. Dass allerdings beide<br />

auch immer gleich viel Zeit für die<br />

Kinder haben, können nur wenige<br />

Familien einrichten. Trotzdem<br />

sollten Sven <strong>und</strong> Christiane zum<br />

Beispiel gemeinsam überlegen:<br />

■ Sieht Svens Betrieb ein Lebensarbeitszeitkonto<br />

vor? Wie viel<br />

Geld braucht die Familie wirklich,<br />

um zurechtzukommen? Kann<br />

die Familien- <strong>und</strong> Erwerbsarbeit<br />

anders auf beide Schultern ver-<br />

teilt werden?<br />

■ Was könnte Sven tun, um nach<br />

Feierabend nicht immer so erschöpft<br />

zu sein? Welche Beschäftigung<br />

mit den Kindern (oder<br />

abwechselnd mit dem einen oder<br />

dem anderen Kind) macht ihm<br />

wirklich Freude? Zu welchen Zeiten<br />

kann er seine Aktivitäten mit den<br />

Kindern ritualisieren (zum Beispiel<br />

ins Schwimmbad gehen), während<br />

Christiane sich da „raushält“?<br />

■ Auch wenn Sven weniger Zeit<br />

hat als Christiane – zeigt er den<br />

Kindern, dass sie ihm wichtig sind?<br />

Und lässt ihm Christiane auch<br />

genug Raum mit den Kindern –<br />

oder fühlt sie sich immer gleich<br />

automatisch zuständig?<br />

„Da hatte ich Angst um<br />

mein Kind:<br />

Bisher war Marius (4 Jahre)<br />

ein geschickter Kletterkünstler.<br />

Aber vor zwei<br />

Wochen ist er auf dem<br />

Spielplatz vom Gerüst<br />

gefallen, da ist mir fast<br />

das Herz stehen geblieben.<br />

Die Platzw<strong>und</strong>e an der<br />

Stirn musste sogar genäht<br />

werden – der arme Kerl!<br />

Aber er war sehr tapfer!<br />

Seitdem halte ich Marius<br />

beim Klettern oder Balancieren<br />

wieder fest. Ich<br />

weiß zwar, dass er es im<br />

Prinzip allein kann, <strong>und</strong><br />

er findet das auch blöd.<br />

Aber so was soll ihm nicht<br />

noch mal passieren.“<br />

G<strong>und</strong>el, 31 Jahre<br />

G<strong>und</strong>els Angst ist verständlich. In<br />

ihrer derzeitigen Überbehütung<br />

steckt aber die Botschaft an Marius:<br />

„Ich traue dir das nicht (mehr) zu.“<br />

Kinder spüren, wenn Eltern kein<br />

Vertrauen in ihre Fähigkeiten haben.<br />

Da reicht es schon, wenn man permanent<br />

ruft: „Pass auf! Sei vorsichtig!<br />

Halt dich gut fest! Geh da lieber<br />

nicht rauf!“ etc. Das verunsichert<br />

auch die Kinder – <strong>und</strong> der nächste<br />

Unfall ist vielleicht erst recht vorprogrammiert.<br />

G<strong>und</strong>el muss also ihre<br />

Angst bewältigen lernen <strong>und</strong> Marius<br />

vielmehr ermutigen: „Du kannst<br />

das.“ Sie wird noch viele Situationen<br />

des Loslassens erleben <strong>und</strong> dabei<br />

Sorge empfinden. Das gehört zum<br />

Elternsein dazu. Aber ständig<br />

besorgte Eltern schwächen ihr Kind,<br />

statt es zu stärken.<br />

61<br />

Erfahrungen


62<br />

Spielräume<br />

Spielen ist schön. Und nebenbei auch wichtig. Denn Spielen<br />

macht Kinder schlau. Sie begreifen die Welt, indem sie sich in ihr<br />

spielend <strong>und</strong> mit allen Sinnen einen Platz erobern. Diesen Prozess<br />

können Eltern durch Spielzeug-, Medien- <strong>und</strong> Freizeitangebote<br />

unterstützen oder auch hemmen. Denn es kommt darauf<br />

an, immer wieder neu die richtige Menge <strong>und</strong> kindgerechte Qualität<br />

des Spielzeugs <strong>und</strong> der Angebote auszubalancieren <strong>und</strong><br />

auszuloten. Sonst könnte es sein, dass Ihr Kind von Reizen überflutet<br />

oder ges<strong>und</strong>heitlich gefährdet wird. Oder auch gar keine<br />

Zeit mehr zum Spielen hat. Das wäre ebenso schade.<br />

Spielend lernen


Zwischen Lust <strong>und</strong> Frust<br />

Gerade beim Spielzeug gehen die Meinungen weit<br />

auseinander. Welches Produkt ist das richtige – <strong>und</strong><br />

wie viel darf es sein?<br />

„Mein Junge kriegt doch keine Puppe!“, empört sich<br />

Vater Dennis. Warum eigentlich nicht? Wenn sich Marcel<br />

eine Puppe wünscht, sollte er sie auch bekommen.<br />

Genauso wie Marie den Fuß ball oder Janine das Spielzeugauto.<br />

Die Zeiten, in denen blaue Autos für Jungen<br />

<strong>und</strong> süße Puppen mit rosa Kleidchen für Mädchen vorgesehen<br />

waren, sollten eigentlich überstanden sein.<br />

Jedenfalls aus Elternsicht. Denn Spielwarenhersteller<br />

setzen schon seit Längerem wieder auf geschlechtsspezifische<br />

Produkte. Selbst Lego hat für Mädchen ein rosarotes<br />

Traumhaus aufgelegt. Aber zum Glück kommt es<br />

hier ja auf die Käufer an – <strong>und</strong> das sind meist die Eltern<br />

<strong>und</strong> Großeltern. Entscheiden Sie also selbst, ob Sie Ihr<br />

Kind wirklich so früh in ein stereotypisches Rollenmodell<br />

pressen möchten. Und vielleicht wird aus Marcel ja<br />

trotz Puppe mal ein „typischer Mann“ <strong>und</strong> aus Marie<br />

trotz Rennauto später eine „typische Frau“ …? Und<br />

wenn Papa dem Jungen partout keine Puppe schenken<br />

will, kann Opa das ja übernehmen.<br />

Nicht immer müssen sich Eltern <strong>und</strong> Großeltern darüber<br />

einig sein, welches Spielzeug „gut“ für das Kind ist.<br />

Ein gewisses Maß an Absprache beugt Konflikten jedoch<br />

vor. Aber wenn die Großmutter den Kleinen statt eines<br />

Holzspielzeugs mal ein Plastikspielzeug mitbringt, geht<br />

davon die Welt auch nicht gleich unter. Nur sollte darauf<br />

geachtet werden, dass keine ges<strong>und</strong>heitsgefährdenden<br />

Stoffe enthalten sind.<br />

Prüfsiegel <strong>und</strong> Auswahlkriterien<br />

Allzu oft liest man leider von der „Gefahrenzone Kinderzimmer“<br />

oder gar vom „Sondermüll im Kinderzimmer“.<br />

Eigentlich hat jedes Spielzeug, das über den Ladentisch<br />

geht, viele Sicherheitsbestimmungen zu erfüllen.<br />

Andererseits sind manche Hersteller erfindungsreich<br />

<strong>und</strong> weniger verantwortungsvoll.<br />

Die Kennzeichnung durch CE (Conformité Européenne)<br />

ist übrigens kein Gütesiegel! Die Hersteller bestätigen<br />

sich damit quasi nur selbst, dass sie die europäischen<br />

Richtlinien eingehalten haben. Keine neutrale Stelle<br />

überprüft das. Die europäische Spielzeugrichtlinie EN 71<br />

wird derzeit allerdings überarbeitet, um die Regelung<br />

von verwendeten Chemikalien an den aktuellen wissenschaftlichen<br />

Standard anzupassen.<br />

Dagegen steht das GS-Zeichen für „geprüfte Sicherheit“.<br />

Unabhängige Prüfstellen vergeben es für maximal fünf<br />

Jahre. Liegt das Siegel jedoch ohne das jeweilige Prüfinstitut<br />

vor, so kann es sich um eine Fälschung handeln.<br />

Der Arbeitsausschuss Kinderspiel <strong>und</strong> Spielzeug e. V.<br />

vergibt das „spiel gut“-Zeichen: Das Spielzeug wurde von<br />

unabhängigen Pädagogen, Technikern <strong>und</strong> Medizinern<br />

geprüft. Auf Schadstoffe wird das Spielzeug allerdings<br />

nur stichprobenhaft untersucht.<br />

Es kommt immer wieder vor, dass vor allem Spielwaren<br />

aus Kunststoff die erlaubten Schadstoffgrenzen überschreiten.<br />

Einige enthalten krebserregende polyzyklische<br />

aromatische Kohlenwasserstoffe. „Verlassen Sie sich auf<br />

Ihre Sinne“, raten deshalb auch Experten. „Wenn Sie<br />

nach einmaligem Berühren Farbe an den Fingern haben<br />

oder das Spielzeug kräftig nach Chemie riecht: Hände<br />

weg!“ Leider sind viele Kunststoffe geruchsneutral <strong>und</strong><br />

liegen dennoch über der Schadstoffgrenze. Übrigens:<br />

Ob lackiertes Spielzeug speichel- <strong>und</strong> schweißfest ist,<br />

zeigt der Test mit dem feuchten Finger. Dabei darf sich<br />

keine Farbe lösen. Immer aktuell informiert im Internet<br />

die Ökotest-Stiftung über Kinder gefährdendes Spiel-<br />

zeug (www.oekotest.de). Auf der Seite www.eu-info.de<br />

finden Sie ebenfalls wichtige Warnungen <strong>und</strong> Berichte<br />

(unter „Suchen“ den Begriff „Spielzeug“ eingeben).<br />

63<br />

Spielzeug


64<br />

Spielzeug<br />

Achten Sie beim Einkauf in jedem<br />

Fall auch auf das Warnzeichen<br />

„Nicht geeignet für Kinder unter<br />

3 Jahren“ auf der Verpackung.<br />

Denn kleine Kinder nehmen gern<br />

alles in den M<strong>und</strong>. Für sie muss<br />

Spielzeug so beschaffen sein, dass<br />

es nicht verschluckt oder einge -<br />

atmet werden kann.<br />

Und noch ein weiterer Tipp: Unter-<br />

suchungen zeigen, dass so manche<br />

Spielwaren wie einige Spieluhren,<br />

sprechende Stofftiere <strong>und</strong> vieles<br />

mehr oft zu laut sind. Sie können<br />

das sehr feine kindliche Gehör schädigen.<br />

Am besten selbst mal ans<br />

Ohr halten – sollte es Ihnen schon zu<br />

laut sein, schadet es Kinderohren<br />

bestimmt.<br />

Ist Qualität erschwinglich?<br />

Bei aller Liebe zu „hochwertigen“<br />

Spielzeugen bleibt für viele Familien<br />

der Preis ausschlaggebend. Können<br />

sich einkommensschwache Familien<br />

deshalb nur billiges Spielzeug vom<br />

Discounter leisten? Es geht auch<br />

anders, wie Carina (37 Jahre), Mutter<br />

von zwei Vorschulkindern, beweist:<br />

„Gutes Spielzeug muss doch gar<br />

nicht immer neu sein! Über das Internet,<br />

auf Flohmärkten oder im Kleinanzeigenmarkt<br />

unserer örtlichen Zeitung<br />

finde ich immer wieder schönes<br />

Spielzeug in hoher Qualität <strong>und</strong> zu<br />

erschwinglichen Preisen.“<br />

Und wie viel Spielzeug darf es sein?<br />

Bei dieser Frage reichen die Meinungen<br />

der Eltern von „Kinder brauchen<br />

kein Spielzeug, das bremst nur ihre<br />

Kreativität!“ bis zu „Kinder brauchen<br />

ein großes Spielzeugangebot, um<br />

sich weiterentwickeln zu können!“<br />

Letztlich bleibt es Elternsache, wie<br />

viele Gegenstände das Kinderzimmer<br />

bevölkern. Margaret (42 Jahre) zum<br />

Beispiel mag überquellende Zimmer<br />

generell nicht. „Deshalb passe ich<br />

auch auf, dass die Kinderzimmer immer<br />

hübsch luftig bleiben“, sagt die<br />

Mutter von Zwillingen (4 Jahre).<br />

Welches Spielzeug im Kinderzimmer<br />

verbleibt, hängt vom Kind <strong>und</strong> seinen<br />

jeweiligen Interessen ab. Nach<br />

Absprache mit dem Nachwuchs<br />

sollte das eine oder andere Spielzeug<br />

ruhig mal „aus dem Rennen“<br />

genommen bzw. außer Sichtweite<br />

gebracht werden. Ein überschaubares<br />

Angebot erleichtert Kindern<br />

die Entscheidung, was sie spielen<br />

möchten. Aktuelle Spielsachen<br />

werden für die Kinder gut erreichbar<br />

aufbewahrt. Wenn alles seinen<br />

Platz hat, fällt übrigens auch das<br />

Aufräumen leichter.<br />

Kreative Kräfte<br />

Manchmal ist es auch sinnvoll <strong>und</strong><br />

schön, wenn Kinder sich ganz ohne<br />

klassisches Spielzeug beschäftigen.<br />

Um ihre kreativen Kräfte entfalten<br />

zu können, benötigen sie Freiräume<br />

<strong>und</strong> freies Material, das sich zum<br />

Gestalten eigener Welten verwenden<br />

lässt. Die große Decke wird<br />

zum Meer, auf dem die Eierpappenschiffe<br />

fahren. Oder zum Dach der<br />

Höhle, die aus drei Stühlen <strong>und</strong> dem<br />

Bett errichtet wird. Tücher <strong>und</strong> eine<br />

Verkleidungskiste fordern Kinder<br />

zum Rollenspiel auf – <strong>und</strong> schnell<br />

ist das Kinderzimmer ein Feenpalast<br />

oder ein Piratenschiff auf großer<br />

Fantasiereise.<br />

Freies Malen, Basteln <strong>und</strong> Gestalten<br />

sind für Kinder ein schönes Mittel,<br />

um Kreativität <strong>und</strong> Feinmotorik zu<br />

trainieren. Gerade auch mit den<br />

Eltern sorgt Basteln für viele schöne<br />

gemeinsam verbrachte St<strong>und</strong>en. Und<br />

auch wenn das Ergebnis mal nicht<br />

so gelingt – schon allein die Beschäftigung<br />

damit ist ein wichtiger Entwicklungsschritt.<br />

Ob in freier Beschäftigung oder in<br />

vorgegebenem Rahmen – alles, was<br />

Spaß macht, fördert die Kreativität.<br />

Auch das beliebte „Malen nach<br />

Zahlen“ oder das Ausmalen vorgegebener<br />

Formen in Malbüchern<br />

kann Kinder mit einem erhöhten<br />

Bedarf an Führung sicher unterstützen.<br />

Aber prinzipiell brauchen<br />

Kinder diese Einschränkungen nicht.<br />

In der freien Gestaltung erproben<br />

sie ihre Fähigkeiten in ausreichendem<br />

Umfang. Und irgendwann gelingt<br />

das Meisterwerk bestimmt!


Feine Kinderohren<br />

„Musik wird oft nicht schön gef<strong>und</strong>en,<br />

weil sie stets mit Geräusch<br />

verb<strong>und</strong>en“, reimte Wilhelm Busch<br />

einst sehr treffend. Alle Kinder musizieren<br />

gern. Da wird auf Kochtöpfen,<br />

Pappkartons <strong>und</strong> Kämmen voller<br />

Lust Musik „selbst gemacht“. Vorsicht<br />

ist dagegen bei Spielzeuginstrumenten<br />

angebracht. Sie quäken,<br />

quietschen, tröten <strong>und</strong> malträtieren<br />

das empfindliche Kinderohr – aber<br />

mit Musik haben sie nichts zu tun.<br />

Ist Ihr Kind aber bereits vier Jahre<br />

alt, kann es gemeinsam mit anderen<br />

Kindern in Kursen der musikalischen<br />

Früherziehung an „richtige“ Musik<br />

herangeführt werden. Manche<br />

Musikschulen nehmen auch jüngere<br />

Kinder auf.<br />

Hörspiele <strong>und</strong> Kinderlieder auf CD<br />

sind ein weiterer Zugang in die Welt<br />

der Fantasie <strong>und</strong> der Musik. Leider<br />

sind aber nicht alle Produktionen<br />

für Kinder von guter musikalischer<br />

<strong>und</strong> inhaltlicher Qualität. Hören Sie<br />

also zunächst selbst gut hin. Die<br />

feinen <strong>und</strong> empfindlichen Ohren<br />

Ihrer Kinder (<strong>und</strong> auch Ihre eigenen<br />

Ohren) werden es Ihnen danken.<br />

Bei allem Spaß sollte aber auch in<br />

Sachen Musik die Dauerberieselung<br />

nebenher vermieden werden.<br />

Bereits hier beginnt die Erziehung<br />

im Umgang mit Medien.<br />

› Sie werden schnell herausfinden,<br />

welches Kinderbuch<br />

Ihr Kind besonders<br />

anspricht.<br />

Kostbare Vorlesezeit<br />

Weniger falsch machen können<br />

Eltern bei Büchern. Natürlich gibt<br />

es neben einem wahren Füllhorn<br />

bester Titel für Kinder auch nicht so<br />

gute Kinderbücher. Aber Sie werden<br />

schnell herausfinden, welches Ihr<br />

Kind besonders anspricht. Kennen<br />

Sie zum Beispiel Maurice Sendaks<br />

Klassiker „Wo die wilden Kerle wohnen“<br />

1 . Dieser Titel zeigt, wie weit<br />

elterliche Vorstellungen <strong>und</strong> kindliche<br />

Faszination auseinanderliegen<br />

können. „Am Anfang war ich skeptisch<br />

<strong>und</strong> fürchtete, dass die ganzen<br />

Monster unserem kleinen Justus<br />

Angst machen würden. Aber nichts<br />

da – er fand die Geschichte <strong>und</strong><br />

die Bilder einfach nur herrlich <strong>und</strong><br />

konnte nicht genug davon kriegen!“,<br />

er zählt Jutta (48 Jahre), Mutter des<br />

heute 14- jährigen Justus.<br />

Wer seine Kinder früh an Bücher<br />

heranführen möchte, wird mit ihnen<br />

gemeinsam Bilderbücher betrachten<br />

<strong>und</strong> ihnen häufig vorlesen. Ob erzählende<br />

Zeilen oder sich reimende<br />

Verse – das sind kostbare Momente<br />

für Eltern <strong>und</strong> Kind, die beide in<br />

eine andere Welt voller Anregungen<br />

entführen. Und noch eine Bitte:<br />

Legen Sie nicht immer nur eine CD<br />

ein, sondern lesen Sie ihrem Kind<br />

auch mal selbst vor. Solche kuscheligen<br />

Momente sind nämlich durch<br />

nichts zu ersetzen.<br />

Vielleicht gehört ja sogar eine kleine<br />

Vorlesegeschichte für Ihr Kind zum<br />

abendlichen Ins-Bett-Gehen- Ritual?!<br />

Allen Eltern sei hier aber vorsorglich<br />

gesagt: Eine Garantie, dass Ihr Kind<br />

dann später auch selbst zur Leseratte<br />

<strong>und</strong> zum Literaturliebhaber wird, ist<br />

das nicht!<br />

1 Sendaks, M.: Wo die wilden Kerle wohnen,<br />

Diogenes Verlag 1967.<br />

65<br />

Medien


66<br />

Medien<br />

Und immer wieder fernsehen<br />

Fernsehen ist wohl der umstrittenste<br />

Punkt, wenn es um Medien <strong>und</strong><br />

Kinder geht. Soll man Kinder überhaupt<br />

fernsehen lassen, wenn sie<br />

noch so jung sind? Und wenn ja, wie<br />

lange? Und vor allem, was? Unstrittig<br />

nehmen Kinder Schaden, wenn sie<br />

st<strong>und</strong>enlang vor dem Fernseher<br />

„geparkt“ werden. Schwierig wird<br />

es auch, wenn Eltern selbst gern<br />

fernsehen <strong>und</strong> dies schon tagsüber<br />

tun. Hier führt der Weg zu einem<br />

vernünftigen Fernsehkonsum auch<br />

über einige selbstkritische Fragen:<br />

„Warum sehe ich so viel fern?“ „Will<br />

ich mich dabei entspannen?“ „Suche<br />

ich mir die Sendungen gezielt aus<br />

oder lasse ich mich berieseln?“ Wie<br />

in vielen Dingen, so lernt das Kind<br />

auch beim Medienkonsum von seinen<br />

Eltern. Drängt es ständig nach<br />

noch mehr Zeit vor dem Apparat, so<br />

wären ähnliche Fragen angebracht:<br />

„Will es sich die Langeweile vertreiben?“<br />

„Redet es mit mir über das,<br />

was es gesehen hat?“ „Weiß ich<br />

überhaupt, was es sich anschaut?“<br />

„Schaue ich mit dem Kind zusammen<br />

fern oder sitzt es allein vor der<br />

„Glotze“? „Und wie verhält es sich<br />

vor dem Fernseher – ist es fröhlich<br />

<strong>und</strong> interessiert oder unruhig, ängstlich,<br />

gar bedrückt? Als Faustregel<br />

empfehlen Experten, dass Kinder im<br />

Vorschulalter zusammengerechnet<br />

nicht länger als 30 Minuten am Tag<br />

vor einem Bildschirm sitzen sollten<br />

(Fernseher, DVD, Computer etc.).<br />

Aber auch für diese Zeit gilt: Wählen<br />

Sie mit ihrem Kind gemeinsam die<br />

Kindersendung aus <strong>und</strong> schauen Sie<br />

sie auch gemeinsam mit Ihrem Kind<br />

an. Das Gerät läuft nur zu dieser<br />

Zeit. Ein (kurzer!) Videofilm als Extra<br />

bleibt die Ausnahme.<br />

Handy? Nein danke!<br />

Ein letzter Punkt im Bereich Medien<br />

ist die immer lauter werdende Frage,<br />

ob Kinder im Vorschulalter ein Handy<br />

haben sollten. Damit sollten Sie<br />

sich gar nicht erst belasten – die Antwort<br />

lautet ganz klar: Nein! Kleine<br />

Kinder brauchen noch kein Handy;<br />

sie be nötigen es auch nicht, um<br />

im Notfall anrufen zu können oder<br />

„geortet“ zu werden. Denn Kinder<br />

in diesem Alter sind stets in Begleitung<br />

<strong>und</strong> unter Beaufsichtigung<br />

Erwachsener.<br />

Kinderwelt ist Bewegungswelt<br />

Kinder brauchen Bewegung – keine<br />

Frage. Vom Säuglingsalter an bietet<br />

ihnen der Markt organisierte Frei-<br />

zeit- <strong>und</strong> Sportangebote. Die Palette<br />

reicht vom Babyschwimmen über<br />

das Mutter-Vater-Kind-Turnen (MuKi-<br />

Va) bis zum Yoga-Kurs für Zweijährige.<br />

So verbringen viele Eltern, die<br />

ihre Kinder besonders fördern möchten,<br />

ein Gutteil ihrer Zeit mit ihren<br />

Kindern bei sportlichen Aktivitäten.<br />

Dabei müssen diese gar nicht immer<br />

organisiert sein. Der Bewegungsdrang<br />

der Kinder kann auch ganz<br />

ohne Termin spielerisch beim Herumtollen<br />

auf dem Spielplatz um die<br />

Ecke oder auf dem Hof befriedigt<br />

werden. Natürlich haben die organisierten<br />

Aktivitäten Vorteile, die<br />

beim freien Spiel nicht berücksichtigt<br />

werden können. Das gemeinsame<br />

Erleben <strong>und</strong> das Erlernen neuer<br />

Bewegungsabläufe unter fachlicher<br />

<strong>und</strong> pädagogischer Anleitung sind<br />

für Kinder nicht nur ein großes Vergnügen,<br />

sondern unterstützen<br />

auch ihre Entwicklung in motorischer<br />

wie sozialer Hinsicht. Besonders<br />

förderlich ist das, wenn das Angebot<br />

wohnortnah liegt. Wenn Mama oder<br />

Papa die lieben Kleinen aber täglich<br />

60 Minuten <strong>und</strong> mehr quer durch<br />

die Stadt hin- <strong>und</strong> zurückkutschieren<br />

müssen, um mit ihnen irgendwo<br />

sportlich wertvolle 30 Minuten zu<br />

verbringen, dann hört der Spaß auf.<br />

Diese Autofahrten sollten Eltern<br />

ihren Kleinen ersparen <strong>und</strong> lieber im<br />

nahe gelegenen Park mit ihnen<br />

herumtoben oder Fußball spielen.<br />

Auch das wäre Mutter-Vater-Kind-<br />

Turnen – <strong>und</strong> dazu kann man sich<br />

übrigens auch mit anderen Familien<br />

verabreden. Weniger Fahrzeit heißt<br />

immer mehr Zeit füreinander. Und<br />

bedeutet dazu auch noch allerbesten<br />

Umweltschutz.


Urlaub: gemeinsam genießen<br />

Ferien mit Kind: Gemeinsam neue Orte entdecken, die Zeit selbst bestimmen, Erlebnisse<br />

teilen, Erinnerungen sammeln – das verbindet. Wenn der Nachwuchs zufrieden <strong>und</strong><br />

ausgelassen am Strand tobt <strong>und</strong> mit der Sonne um die Wette strahlt, sind auch Eltern<br />

glücklich. So muss Urlaub sein! Aber auch jenseits des Meeres warten kleine <strong>und</strong> große<br />

Abenteuer auf die Familie.<br />

Fünf große W-Fragen<br />

Die Urlaubszeit soll jeder genießen<br />

können, Eltern wie Kinder. Deshalb<br />

müssen die fünf großen W-Fragen<br />

beantwortet werden: Wer, was, wie,<br />

wohin <strong>und</strong> mit wem? Denn vielleicht<br />

verreisen Sie ja auch zusammen mit<br />

einer befre<strong>und</strong>eten Familie oder mit<br />

den Großeltern. In jedem Fall sind<br />

viele Bedürfnisse unter einen Hut zu<br />

bringen. Und das Familienbudget<br />

hat auch noch ein Wörtchen mitzureden,<br />

wann, wo <strong>und</strong> wie die Ferientage<br />

verbracht werden. Sie sollten<br />

aber mindestens zwei Wochen dauern,<br />

damit sich der Nachwuchs gut<br />

ein gewöhnen kann.<br />

Ob im Zelt oder Wohnwagen, im<br />

Ferienhaus oder Hotel, ob heimatnah<br />

oder in weiter Ferne – die konkrete<br />

Planung gelingt am besten mit<br />

allen großen <strong>und</strong> kleinen Beteiligten<br />

gemeinsam. Den Jüngsten ist meist<br />

ohnehin egal, wohin die Reise geht.<br />

Hauptsache, Mama, Papa <strong>und</strong> das<br />

Lieblingskuscheltier sind dabei! Auch<br />

wenn Eltern sich für eine Ferienanlage<br />

entscheiden, weil dort eine<br />

Kinderbetreuung von morgens bis<br />

abends angeboten wird, ist die<br />

gemeinsame Zeit dennoch auch<br />

sehr wichtig.<br />

Urlaub auf dem Bauernhof oder<br />

Ferien am Wasser – beides ist bei<br />

Kindern immer ein Renner! Und<br />

die Erholung der Eltern gelingt umso<br />

besser, je mehr Spaß die Rasselbande<br />

hat. Umgekehrt gilt ebenso:<br />

Väter, die Landluft nicht mögen,<br />

<strong>und</strong> Mütter, die der See nichts abgewinnen<br />

können, sollten das nicht<br />

verheimlichen. Alternativen gibt<br />

es schließlich genug. Und zwar zu<br />

jeder Jahreszeit! Gerade Familien<br />

mit noch nicht schulpflichtigen Kindern<br />

nutzen gern die günstigeren<br />

Angebote außerhalb der Schulferien.<br />

Wenn Sie mögen <strong>und</strong> die Finanzen<br />

es erlauben, können Sie bei der Wahl<br />

des Reiseziels statt der Deutschlandkarte<br />

auch ruhig mal den Weltatlas<br />

zur Hand nehmen. Kinder sind oft<br />

flexibler, als man glaubt. Und Ferien<br />

können auf Mallorca oder auf den<br />

Malediven genauso kindgerecht<br />

gelingen wie an der Müritz. Allerdings<br />

sollten Sie Länder, für die eine<br />

Malaria prophylaxe nötig ist, aufgr<strong>und</strong><br />

der Risiken meiden. Weitere<br />

Auswahl kriterien für die Auslandsreise<br />

mit kleineren Kindern sind<br />

die medizinische Versorgung <strong>und</strong><br />

all gemeine Hygiene im Reiseland<br />

sowie Klima, Zeitverschiebung<br />

<strong>und</strong> Anreisedauer.<br />

Immer beliebter wird gerade bei<br />

Familien der kostengünstige „Haustausch“,<br />

zudem ist im Domizil der<br />

Tauschfamilie meist alles vorhanden.<br />

„So konnten alle Familienmitglieder<br />

ihre Urlaubs-Lieblingsmischung in<br />

vollen Zügen genießen: die Kleinen<br />

konnten nach Herzenslust spielen<br />

<strong>und</strong> im Wasser planschen, etwas<br />

Kultur, etwas Natur, etwas Sport<br />

<strong>und</strong> etwas ‚Gammeln‘ war für uns<br />

Große angesagt“, schwärmt Olaf<br />

(39 Jahre), der mit seiner Familie<br />

für kleines Geld in Frankreich war.<br />

67


68<br />

Urlaub<br />

Los geht’s!<br />

An das Ziel seiner Urlaubsträume<br />

kann man mit verschiedenen Verkehrsmitteln<br />

gelangen.<br />

Autoreise: Sie bietet meist reichlich<br />

Stauraum fürs Gepäck <strong>und</strong> zudem<br />

die Möglichkeit, bereits die Anreise<br />

zur Urlaubszeit zu machen. Warum<br />

nicht einfach mal zwei Tage anreisen<br />

<strong>und</strong> zwischendurch nett übernachten?<br />

Während der Fahrt sorgen<br />

regelmäßige Pausen für gute Laune<br />

<strong>und</strong> eine kinderfre<strong>und</strong>liche Raststätte<br />

mit Spielplatz für die notwendige<br />

Bewegung. Ein leckeres Picknick<br />

mit leichtem Proviant ist unterwegs<br />

eine willkommene Abwechslung <strong>und</strong><br />

zudem eine ges<strong>und</strong>e Alternative zu<br />

überteuerten Raststätten-Pommes.<br />

Suchen Sie sich dafür doch mal ein<br />

nettes Plätzchen abseits der Autobahn.<br />

Bei sommerlichen Temperaturen<br />

sollte Ihr Kind während der Fahrt<br />

keine Zugluft bekommen <strong>und</strong> nicht<br />

der prallen Sonne ausgesetzt sein.<br />

Zugreise: In der Eisenbahn können<br />

sich Eltern ihren Kindern ungestört<br />

widmen <strong>und</strong> auch mal mit ihnen von<br />

Waggon zu Waggon wandern oder<br />

den Speisewagen aufsuchen. Komfortabel<br />

reist die Familie im Mutter-<br />

Kind-Abteil (rechtzeitig buchen), in<br />

Deutschland fahren Kinder bis zum<br />

14. Lebensjahr in Begleitung der<br />

Eltern oder Großeltern umsonst mit.<br />

Flugreise: Mit ihr sind weite Entfernungen<br />

trotz Wartezeit am Flughafen<br />

rasch zu überbrücken. Den<br />

Druck bei Start <strong>und</strong> Landung können<br />

Sie bei Ihrem Nachwuchs mit Schnuller<br />

<strong>und</strong> Fläschchen ausgleichen,<br />

bei älteren Kindern mit Kaugummi.<br />

Kleiden Sie Ihr Kind für den Flug<br />

nach dem „Zwiebelprinzip“, so kann<br />

es sich schnell dem klimatisierten<br />

Flieger <strong>und</strong> der Wärme am Ankunftsort<br />

anpassen. Erk<strong>und</strong>igen Sie sich<br />

unbedingt vor Reiseantritt über sinnvolle<br />

Sitzplätze <strong>und</strong> das Mitführen<br />

von Flüssigkeiten! Für kleine Fluggäste<br />

kann man ein spezielles<br />

Kindermenü bei der Airline bestellen,<br />

es wird auch vorweg serviert.<br />

Für alle Verkehrsmittel gilt: Achten<br />

Sie während der Anreise unbedingt<br />

darauf, dass Ihr Kind immer ausreichend<br />

trinkt. Denn Kinder dehydrieren<br />

viel schneller als Erwachsene.<br />

Außerdem möchten kleine Knirpse<br />

beschäftigt werden, lange still zu<br />

sitzen fällt ihnen nun mal schwer. Ins<br />

Handgepäck kommen also Bilderbücher,<br />

ein paar Malutensilien <strong>und</strong><br />

altersgerechte Reisespiele. Mit<br />

einem CD- oder MP3-Player kann<br />

der Nachwuchs über Kopfhörer<br />

Geschichten oder Musik hören.<br />

Und wann haben Sie das letzte Mal<br />

„Koffer packen“ oder „Ich sehe<br />

was, was du nicht siehst“ gespielt?<br />

Endlich da!<br />

Wohlbehalten am Urlaubsziel an gekommen,<br />

ist für Groß <strong>und</strong> Klein erst<br />

mal alles neu <strong>und</strong> wahrscheinlich<br />

vieles fremd: das Feriendomizil, die<br />

Unterbringung, der Ort, die Landschaft,<br />

die Menschen, die Sprache,<br />

das Essen. Um in fremden Ländern<br />

Montezumas Rache vorzu beugen,<br />

hilft vom ersten Tag an die alt-<br />

bewährte Weltenbummler-Regel<br />

gegen Durchfall: Koch es, schäl es –<br />

oder vergiss es! Mit ein wenig Zeit<br />

zum Eingewöhnen <strong>und</strong> dem sicheren<br />

Gefühl, dass Mama <strong>und</strong> Papa<br />

da sind, kommen auch kleine Kinder<br />

in der Regel gut mit einem neuen<br />

Umfeld klar. Und Eltern erholen sich<br />

erfahrungsgemäß auch besser,<br />

wenn im Urlaub vieles anders ist<br />

als daheim.<br />

Das Reiseziel zu erk<strong>und</strong>en ist für alle<br />

spannend – doch mit Kinderaugen<br />

kann es doppelt so viel Spaß machen,<br />

wenn man sich auf ihren Blickwinkel<br />

einlässt. Mal ehrlich: Würden<br />

Sie ohne die kleinen neugierigen<br />

Entdecker an Ihrer Seite jemals flauschige<br />

Küken streicheln, bunte Steine<br />

sammeln oder Sandburgen bauen?<br />

Nicht nur der australische Familientherapeut<br />

Steve Biddulph appelliert<br />

an Mütter <strong>und</strong> Väter: „Erleben <strong>und</strong><br />

genießen Sie die freie Zeit gemeinsam!<br />

Zeigen Sie Ihrem Kind, wie<br />

gern Sie mit ihm zusammen sind.“ 1<br />

Aber wie schon erwähnt: Auch<br />

Eltern dürfen im Urlaub Wünsche<br />

haben <strong>und</strong> sie sich auch erfüllen.<br />

Ist man nur mit der eigenen Familie<br />

unterwegs, können Mutter <strong>und</strong><br />

Vater abwechselnd auch mal etwas<br />

allein mit den Kindern unternehmen,<br />

während das andere Elternteil<br />

genau das tut, was das Herz begehrt.<br />

Oder Sie knüpfen am Urlaubsort<br />

neue Kontakte. Mit Kindern<br />

geht das oft kinderleicht, sie finden<br />

schnell neue Spielkameraden.<br />

Manchmal profitieren davon dann<br />

auch die Eltern.<br />

1 Biddulph, St.: Das Geheimnis glücklicher Kinder,<br />

München 2000.


Sonnenschutz<br />

Kinder lieben sonnige Sommertage. Aber gerade die<br />

dünne <strong>und</strong> empfindliche Kinderhaut muss gut gegen<br />

die schädlichen UV-Strahlen geschützt werden. Am<br />

einfachsten gelingt das an schattigen Plätzen <strong>und</strong> mit<br />

ge eigneter Bekleidung: lange, weite Hosen, Hemden<br />

oder T-Shirts mit langen Ärmeln sowie leichte Stoffschuhe.<br />

Dunklere <strong>und</strong> dicht gewebte Stoffe lassen weniger<br />

schädigendes UV-Licht durch als hellere. Ebenfalls<br />

dazu gehören auch eine Kopfbedeckung (beispielsweise<br />

eine Schirmmütze mit Nackenschutz) sowie eine gute<br />

Son nenbrille mit UV-Schutz (UV400).<br />

Und: Auf jede ungeschützte Hautstelle gehört, je nach<br />

UV-Index, bereits im Frühjahr Sonnenschutzcreme<br />

(UV-Schutzmittel). Der UV-Index ist der Wert, der die<br />

Intensität der UV-Strahlung für jeden einzelnen Tag<br />

beschreibt (www.uv-index.de).<br />

Schützen Sie Nase, Ohren <strong>und</strong> Lippen Ihres Kindes<br />

besonders. Am besten cremen Sie es eine halbe St<strong>und</strong>e<br />

vor dem Hinausgehen ausreichend ein.<br />

UV-Schutzmittel für Kinder sollten wasserfest <strong>und</strong> gut<br />

verträglich sein sowie mindestens einen Lichtschutzfaktor<br />

von 30 aufweisen. Mit 30er Sonnenschutzcreme<br />

ist die kindliche Haut 30-mal länger vor Sonnenbrand<br />

aufgr<strong>und</strong> UVB-Strahlen geschützt als ohne UV-Schutzmittel.<br />

Zusätzlich muss das Produkt einen UVA-Schutz<br />

bieten. Das ent sprechende Symbol auf der Flasche ist<br />

ein Kreis mit den Buch staben UVA.<br />

Bei Ihrer BARMER <strong>GEK</strong> Geschäftsstelle oder unter<br />

www.barmer-gek.de erhalten Sie umfangreiche Informationen<br />

r<strong>und</strong> um das Thema UV-Schutz.<br />

Regentag<br />

Dicke Pampe pitsche, patsche<br />

klatscht als dicke Kleckermatsche<br />

patsch – ins Loch der Mauerritze<br />

– <strong>und</strong> auch an die Nasenspitze.<br />

Macht nix, ruft das <strong>ICHbinICH</strong><br />

<strong>und</strong> lacht sich fast kringelig.<br />

Das ist endlich der Beweis:<br />

Bin ein toller Naseweis!<br />

69<br />

Urlaub


70<br />

Stichwortverzeichnis<br />

A<br />

Alltag ab 54<br />

Antibiotikum 42<br />

Ausflüge 47<br />

Alleinerziehend 54<br />

B<br />

Bauchschmerzen 42<br />

Bewegung 36, 47, 49, 66<br />

E<br />

Eltern 6<br />

Elternges<strong>und</strong>heit 23<br />

Entwicklung ab 8<br />

Erbrechen 42<br />

Erfahrungen von Eltern ab 59<br />

Ernährung ab 31<br />

Erste Hilfe 51<br />

Erziehung ab 52<br />

F<br />

Familie 5<br />

Fernsehen 66<br />

Fieber 42<br />

Förderung 21<br />

Früherkennung 37<br />

Füße 11<br />

G<br />

Grippe 42<br />

Gefahren 49<br />

Gewalt gegen Kinder 58<br />

Stichwortverzeichnis<br />

H<br />

Halsschmerzen 43<br />

Handy 66<br />

Hausapotheke 43<br />

Husten 43<br />

I<br />

Impfungen 38<br />

<strong>ICHbinICH</strong>-Reime 3, 7, 9, 16, 27,<br />

33, 50, 57, 69<br />

K<br />

Kinderarzt 40<br />

Kinderschuhe 11<br />

Konsequente Erziehung 19<br />

Kindergarten ab 24<br />

Kinderzimmer 46<br />

Kochen mit Kindern 34<br />

Krankenhaus 40, 41<br />

Kinderkrankheiten (häufig) 42, 43<br />

Kreativität 64<br />

Klaps 58<br />

L<br />

Läuse 29<br />

Lesen 65<br />

M<br />

Musik 65<br />

O<br />

Ohrenschmerzen 43<br />

R<br />

Rezepte ab 34<br />

S<br />

Sauberkeitserziehung 13<br />

Schlaf 17<br />

Scharlach 42<br />

Schnupfen 43<br />

Selbstbehandlung 43<br />

Sicherheit 49<br />

Sonnenschutz 69<br />

Spielzeug ab 63<br />

Sprechen mit Kindern ab 56<br />

Strafe 58<br />

Spaziergang 48<br />

T<br />

Trotzphase 15<br />

U<br />

Übergewicht 36<br />

Urlaub mit Kind ab 67<br />

V<br />

Vergiftung 51<br />

Vorsorge 37<br />

w<br />

Wohnung mit Kind 45<br />

Z<br />

Zähne 33


Bücher, Adressen <strong>und</strong> Links<br />

Kostenlose Broschüren<br />

der BARMER <strong>GEK</strong><br />

■ Für Kinder kochen<br />

Die besten Tipps für eilige Eltern<br />

■ Gut essen in der Kita<br />

Checkliste<br />

■ Kinderm<strong>und</strong> – zahnges<strong>und</strong><br />

■ Noch vor dem ersten Zahn<br />

■ Erste Hilfe am Kind<br />

… zum Thema Impfungen<br />

■ Hirte, M.: Impfen – Pro <strong>und</strong> Contra.<br />

Das Handbuch für die individuelle<br />

Impfentscheidung.<br />

München 2005<br />

■ Goebel, W.: Schutzimpfungen<br />

selbst verantwortet. Gr<strong>und</strong>lagen<br />

für eigene Entscheidungen.<br />

Stuttgart 2006<br />

■ Datenbank über Verdachtsfälle<br />

auf Impfkomplikationen<br />

www.pei.de/db-verdachtsfaelle<br />

■ Berufsverband der Kinder<strong>und</strong><br />

Jugendärzte<br />

www.kinderaerzte-im-netz.de<br />

■ Verein „Ärzte für individuelle<br />

Impfentscheidung“<br />

www.individuelle-impfempfehlung.<br />

de<br />

… zum Thema Kinderges<strong>und</strong>heit<br />

<strong>und</strong> Sicherheit<br />

■ Brehmer, G.: Aus der Praxis einer<br />

Kinderärztin. Sanfte Heilmethoden.<br />

Ernährung <strong>und</strong> Pflege.<br />

Die richtige Behandlung.<br />

Hamburg 2007<br />

■ Stellmann, M.: Kinderkrankheiten<br />

natürlich behandeln.<br />

München 2004<br />

BARMER <strong>GEK</strong> Broschüren<br />

können Sie über Ihre<br />

Geschäftsstelle oder unter<br />

www.barmer-gek.de<br />

beziehen.<br />

■ B<strong>und</strong>eszentrale für ges<strong>und</strong>heitliche<br />

Aufklärung (BZgA)<br />

Eine Informationsbroschüre<br />

Kopfläuse … was tun?<br />

Zu beziehen über www.bzga.de<br />

■ Verlagsreihe OberstBrink:<br />

Elternratgeber Kinderkrankheiten<br />

■ Verlagsreihe OberstBrink:<br />

Im Notfall: Schnelle Hilfe für Ihr<br />

Kind<br />

■ Informationen zum Thema<br />

Glasbruch finden Sie unter<br />

www.bzga.de<br />

■ www.kinderfuesse.com<br />

■ Dr. W. Kinz:<br />

Kinderfüße – Kinderschuhe<br />

■ www.oekotest.de<br />

■ www.eu-info.de<br />

■ www.uv-index.de<br />

■ Largo, R. H.: Kinderjahre.<br />

Verlag Piper<br />

71<br />

Bücher, Adressen <strong>und</strong> Links


72<br />

Bücher, Adressen <strong>und</strong> Links<br />

Die Giftnotrufzentralen in<br />

Deutschland<br />

■ Berlin: 030-19240<br />

■ Bonn: 0228-19240<br />

■ Erfurt (für Mecklenburg-Vorpommern,<br />

Sachsen, Sachsen-Anhalt<br />

<strong>und</strong> Thüringen): 0361-730 730<br />

■ Freiburg: 0761-19240<br />

■ Göttingen (für Bremen, Hamburg,<br />

Niedersachsen <strong>und</strong> Schleswig-<br />

Holstein): 0551-19240<br />

■ Homburg (Saar): 06841-19240<br />

■ Mainz (für Hessen <strong>und</strong> Rheinland-<br />

Pfalz): 06131-19240<br />

■ München: 089-19240<br />

Bücher, Adressen <strong>und</strong> Links<br />

… zum Thema Ernährung<br />

■ Bärenstarke Kinderkost.<br />

Einfach, schnell <strong>und</strong> lecker.<br />

Hrsg.: Verbraucherzentrale NRW<br />

Düsseldorf 2009<br />

www.vz-ratgeber.de<br />

■ Mahlzeit Kinder!<br />

Hrsg.: Verbraucherzentrale NRW<br />

Düsseldorf 2009<br />

www.vz-ratgeber.de<br />

■ www.aid.de<br />

■ www.familienhandbuch.de<br />

… zum Thema Kinderbetreuung<br />

<strong>und</strong> Erziehung<br />

Informationen über die Inhalte einiger<br />

Kindergartenkonzepte bieten die<br />

Internetseiten der entsprechenden<br />

B<strong>und</strong>es- oder Dachverbände<br />

unter folgenden Adressen im Web:<br />

■ www.montessori-deutschland.de<br />

■ www.waldorfkindergarten.de<br />

■ www.dialogreggio.de<br />

■ www.waldkinder.de<br />

■ Till, B.:<br />

Kinder brauchen böse Eltern<br />

München 2006<br />

■ Prekop, J., Hüther, G.: Auf<br />

Schatzsuche bei unseren Kindern<br />

Kösel-Verlag, München 2006<br />

■ Verband alleinerziehender Mütter<br />

<strong>und</strong> Väter e.V.: Tipps <strong>und</strong> Informationen,<br />

Ausgabe 19, 2010.<br />

■ B<strong>und</strong> alleinerziehender Mütter<br />

<strong>und</strong> Väter: www.vamv.de<br />

■ Deutscher Kinderschutzb<strong>und</strong>:<br />

www.dksb.de<br />

… zum Thema Urlaub<br />

■ www.bauernhofurlaub.de<br />

gibt deutschlandweit einen Überblick<br />

über r<strong>und</strong> 1.500 Ferienhöfe.<br />

■ www.haustausch.de<br />

informiert über Möglichkeiten <strong>und</strong><br />

Erfahrungen dieser Urlaubsform.<br />

■ www.urlaub-mit-sammy.de<br />

ist ein Internetreiseführer von<br />

Familien für Familien.<br />

■ www.single-kind.de<br />

hat mit 60 Reiseveranstaltern<br />

Single-mit-Kind-Reisen zusammengestellt.<br />

■ www.mit-kindern-reisen.de<br />

hält für Eltern viele Tipps bereit.


Bücher, Adressen <strong>und</strong> Links<br />

… zum Thema Sicherheit im<br />

Straßenverkehr<br />

■ Deutscher Verkehrssicherheitsbeirat:<br />

Sicher unterwegs.<br />

Wie Sie Ihr Kind fit machen<br />

für den Straßenverkehr.<br />

Eine Informationsbroschüre für<br />

Eltern von Kindern bis zu drei<br />

Jahren. Zu beziehen über<br />

Deutscher Verkehrssicherheits-<br />

beirat<br />

53225 Bonn<br />

www.dvr.de<br />

… wenn Mütter wieder arbeiten<br />

■ Schnurbein, B.; Spraul, B.: So<br />

schaff’ ich es!<br />

Leipzig 2003<br />

■ Nussbaum, C.: Familienalltag sicher<br />

im Griff.<br />

München 2005<br />

■ Verband berufstätiger Mütter, vbm<br />

www.berufstaetige-muetter.de<br />

… zum Thema Kinderbücher<br />

(mit Altersempfehlung)<br />

■ Carle, E.: Die kleine Raupe<br />

Nimmersatt<br />

ab 18 Monate<br />

■ Cave, K., Riddell Ch.:<br />

Irgendwie Anders<br />

ab vier Jahre<br />

■ Hänel, W.: Ein Huhn haut ab<br />

ab drei Jahre<br />

■ Holzwarth, W., Erlbruch, W.:<br />

Vom kleinen Maulwurf, der<br />

wissen wollte, wer ihm auf den<br />

Kopf gemacht hat.<br />

ab vier Jahre<br />

■ Lionni, L.: Frederick<br />

ab 36 Monate<br />

■ Lionni, L.: Swimmy<br />

ab 36 Monate<br />

■ Lobe, M., Weigel S.:<br />

Das Kleine Ich bin Ich<br />

ab drei Jahre<br />

■ Moost, N., Rudolph A.:<br />

Alles meins! Oder 10 Tricks,<br />

wie man alles kriegen kann<br />

ab 36 Monate<br />

■ McKee, D.: Du hast angefangen!<br />

Nein du!<br />

ab vier Jahre<br />

■ McKee, D.: Elmar<br />

ab 36 Monate<br />

■ Pfister, M.: Der Regenbogenfisch<br />

ab vier Jahre<br />

■ Schreiber-Wicke, E., Holland, C.:<br />

Als die Raben noch bunt waren<br />

ab vier Jahre<br />

■ Sendak, M.: Wo die wilden Kerle<br />

wohnen<br />

ab 36 Monate<br />

73<br />

Bücher, Adressen <strong>und</strong> Links


74<br />

Impressum<br />

Impressum<br />

Herausgeber<br />

BARMER <strong>GEK</strong><br />

Postfach 11 07 04, 10837 Berlin<br />

Idee, Konzept <strong>und</strong> Redaktion<br />

Petra Kellermann-Mühlhoff,<br />

Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Patienten-<br />

information BARMER <strong>GEK</strong>,<br />

Lichtscheider Straße 89,<br />

42285 Wuppertal<br />

Konzept <strong>und</strong> Texte<br />

Swaantje Düsenberg,<br />

Fachjournalistin,<br />

30159 Hannover<br />

Medizinische Beratung<br />

Manja Breisach, Fachärztin für<br />

Kinder- <strong>und</strong> Jugendmedizin,<br />

80331 München<br />

Gestaltung<br />

peuserdesign.de,<br />

42289 Wuppertal<br />

Illustration<br />

Ariane Rudolph,<br />

42283 Wuppertal<br />

Fotos<br />

gettyimages: S. 1 Photodisc, Michele<br />

Westmorland | S. 4 Flickr, Doug<br />

Schneider Photography | S. 5 Cultura,<br />

Juice Images | S. 8 Digital Vision,<br />

Kraig Scarbinsky | S. 10 Antenna |<br />

S. 11 Digital Vision, AE Pictures Inc. |<br />

S. 12 Photodisc, Marc Romanelli |<br />

S. 14 Flickr, Bonita Cooke | S. 15 Photodisc,<br />

Beverly Logan | S. 18 OJO<br />

Images, Adam Gault | S. 19 Brand X<br />

Pictures, Christina Kennedy | S. 20<br />

Photodisc, Steven Puetzer | S. 22 Robert<br />

Niedring | S. 23 Clandestini |<br />

S. 24 Image Source | S. 25 Flickr,<br />

Siobhan Connally | S. 30 Comstock<br />

Images, Jupiterimages | S. 40 Ed<br />

Bock | S. 41 Paul Hudson | S. 44<br />

Image Source | S. 46 Photo-grapher's<br />

Choice RF, Mieke Dalle | S. 49 Stockbyte,<br />

RK Studio/Dean Sanderson |<br />

S. 52 Westend61 | S. 54 Photographer's<br />

Choice RF, Tom Grill | S. 60<br />

Flickr, Siobhan Connally | S. 61 Flickr,<br />

Robert Nystrom | S. 62 STOCK4B |<br />

S. 63 Tetra Images | S. 64 Stockbyte,<br />

Meredith Heuer | S. 65 Eric Audras |<br />

S. 66 Flickr, Dave G Kelly | S. 67<br />

Comstock Images, Comstock<br />

Stand: April 2012<br />

Alle Internetlinks wurden zuletzt am<br />

10.04.2012 abgerufen.<br />

Diese Broschüre kann auch im<br />

Internet unter<br />

www.barmer-gek.de/123766<br />

heruntergeladen werden.<br />

Alle Angaben wurden sorgfältig zusammengestellt<br />

<strong>und</strong> geprüft.<br />

Dennoch ist es möglich, dass Inhalte<br />

nicht mehr aktuell sind. Bitte haben<br />

Sie deshalb Verständnis, dass wir für<br />

die Vollständigkeit <strong>und</strong> Richtigkeit<br />

des Inhalts keine Gewähr übernehmen<br />

können. Für Anregungen <strong>und</strong><br />

Hinweise sind wir stets dankbar.<br />

© BARMER <strong>GEK</strong> 2012<br />

Alle Rechte vorbehalten.


Von klein auf alles paletti<br />

Die Welt, die Kinder entdecken, wächst mit jedem Lebensjahr. Fast alles<br />

weckt ihr Interesse <strong>und</strong> sie lernen voller Freude <strong>und</strong> Begeisterung täg lich<br />

neu dazu. Auf diesem Weg sind Eltern der wichtigste Begleiter; sie bedeuten<br />

Schutz <strong>und</strong> Orientierung. Diesen Schutz können Sie optimal ergänzen<br />

mit den vielfältigen Leis tungen des Zusatzschutzes für Kinder<br />

<strong>und</strong> Jugendliche bis 20 Jahre von der HUK­COBURG­Krankenversicherung –<br />

exklusiv für BARMER <strong>GEK</strong> Versicherte.<br />

Vier Leistungsbausteine – vierfacher Schutz:<br />

1. Beim Arzt <strong>und</strong> Heilpraktiker: Erweiterte Behandlungsmöglich kei ten<br />

durch alternative Medizin, z. B. Eigenblutbehandlung. Besonderes Plus:<br />

Leistungen für Brillen <strong>und</strong> Kontaktlinsen.<br />

2. Im Krankenhaus: Top­Versorgung ist garantiert, z.B. durch Chefarztbehandlung<br />

<strong>und</strong> Unterbringung im Ein­ oder Zweibettzimmer.<br />

3. Zähne <strong>und</strong> Kieferorthopädie: Geringerer Eigenanteil bei Zahn ersatz<br />

(z. B. Kronen), Inlays <strong>und</strong> Implantaten – auch Mehrkosten bei Kiefer orthopädie<br />

sind versichert (z. B. professionelle Zahnreinigung, Spezial­Brackets).<br />

4. Vorsorgeuntersuchungen: Für mehr Sicherheit: Krankheiten früh<br />

er kennen. Sie erhalten jeweils einen Zuschuss von 50 Euro für die<br />

U 10 (7. bis 8.), U 11 (9. bis 10.) <strong>und</strong> J 2 (16. bis 17. Lebensjahr).<br />

› Nur 19,97 Euro pro Monat –<br />

exklusiv für BARMER <strong>GEK</strong> Versicherte<br />

* Anrufe aus den deutschen Fest­ <strong>und</strong> Mobilfunknetzen sind für Sie kostenfrei.<br />

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Sehr gut, HUK­COBURG­<br />

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Sparte PKV, hervorragend<br />

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Die K<strong>und</strong>enberaterinnen <strong>und</strong> K<strong>und</strong>enberater<br />

der HUK­COBURG­Krankenversicherung<br />

beraten Sie montags bis freitags<br />

zwischen 7 <strong>und</strong> 20 Uhr, auch zu weiteren<br />

Zusatzver sicherungen. Oder Sie<br />

informieren sich im Internet unter:<br />

› www.huk.de/extrassichern


Zwischen dem 18. Lebensmonat <strong>und</strong> dem 5. Geburtstag<br />

entwickelt sich Ihr Kind in Riesenschritten <strong>und</strong> erobert<br />

sich auch seinen Platz im Kindergarten. Es braucht Sie<br />

als Eltern stets an seiner Seite, damit es in umfassender<br />

körperlicher, seelischer <strong>und</strong> geistiger Ges<strong>und</strong>heit aufwachsen<br />

kann. Dafür wird es Sie jeden Tag neu mit<br />

w<strong>und</strong>ervollen Momenten beschenken.<br />

Damit Sie sich sicher <strong>und</strong> gelassen um das Wohl Ihres<br />

Kindes kümmern können, informiert Sie diese Broschüre<br />

der BARMER <strong>GEK</strong> über Entwicklungsverläufe <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitliche<br />

Aspekte, stellt wichtige Erkenntnisse allgemein<br />

verständlich dar, gibt viele Tipps <strong>und</strong> Anregungen<br />

<strong>und</strong> diskutiert auch Erziehungsfragen <strong>und</strong> Alltagspro-<br />

bleme. Bei allen Themen kommen nicht nur Experten,<br />

sondern auch Mütter <strong>und</strong> Väter selbst zu Wort. Denn<br />

gerade Eltern können mit ihrem Erfahrungswissen <strong>und</strong><br />

ihren Lösungsansätzen andere Eltern stark machen –<br />

frei nach dem Motto: Starke Kinder haben starke Eltern!<br />

60231 0412

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