Drogen Die Risiken kennen - Barmer GEK
Drogen Die Risiken kennen - Barmer GEK
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<strong>Drogen</strong><br />
<strong>Die</strong> <strong>Risiken</strong> <strong>kennen</strong>
Impressum<br />
Herausgeber<br />
BARMER <strong>GEK</strong><br />
Postfach 11 07 04, 10838 Berlin<br />
www.barmer-gek.de<br />
Fachliche Verantwortung<br />
Abteilung Produktentwicklung/<br />
Versorgungsmanagement/Prävention<br />
Redaktion<br />
Andrea Jakob-Pannier<br />
Produktentwicklung / Prävention / Gesundheitsinformation<br />
Lichtscheider Str. 89<br />
42285 Wuppertal<br />
andrea.jakob-pannier@barmer-gek.de<br />
Konzeption und Text<br />
Petra Mader, Jena<br />
www.petramader.de<br />
Gestaltung<br />
BARMER <strong>GEK</strong><br />
Abteilung 0620, Marketing<br />
Stand<br />
Mai 2013<br />
Alle Angaben wurden sorgfältig zusammengestellt und<br />
geprüft. Dennoch ist es möglich, dass Inhalte nicht mehr<br />
aktuell sind. Bitte haben Sie deshalb Verständnis, dass<br />
wir für die Vollständigkeit und Richtigkeit des Inhalts<br />
keine Gewähr übernehmen können. Für Anregungen<br />
und Hinweise sind wir stets dankbar.<br />
<strong>Die</strong> dieser Broschüre zu Grunde liegenden Quellen<br />
können bei der Redaktion angefordert werden.<br />
© BARMER <strong>GEK</strong> 2013<br />
Alle Rechte vorbehalten.
3<br />
Inhalt<br />
Einleitung 4<br />
Aktueller <strong>Drogen</strong>konsum in Deutschland 6<br />
Warum nehmen Menschen <strong>Drogen</strong>? 10<br />
<strong>Die</strong> <strong>Risiken</strong> 11<br />
Legale und illegale <strong>Drogen</strong> im Überblick 14<br />
Warum wird jemand abhängig? 21<br />
Das Betäubungsmittelgesetz 23<br />
Wie kann man Jugendliche vor <strong>Drogen</strong><br />
schützen? 25<br />
Wege der Hilfe 27<br />
Behandlung 29<br />
Wie Angehörige und Freunde helfen<br />
können 31<br />
Den eigenen Weg finden 33<br />
Adressen, Kontakte, Medien 34
4<br />
Einleitung<br />
Bereits seit Jahrtausenden benutzen Menschen <strong>Drogen</strong> – Substanzen, die auf<br />
das zentrale Nervensystem einwirken und die Stimmung, das Verhalten, die<br />
Wahrnehmung und das Denkvermögen verändern können. Verschiedene<br />
Pflanzen bzw. ihre psychoaktiven Wirkstoffe wurden im Rahmen magischer,<br />
kultischer oder religiöser Handlungen sowie als Heilmittel eingesetzt. Von Anfang<br />
an wurden <strong>Drogen</strong> jedoch auch als Genuss- und Rauschmittel verwendet.<br />
In Deutschland waren Bier und Met (auch<br />
„Honigwein“ genannt) die ersten in größerem<br />
Umfang verwendeten <strong>Drogen</strong>. Zudem<br />
wurden verschiedene Pflanzen wie Alraune,<br />
Bilsenkraut und Eisenhut als Heil- und<br />
Schlaf mittel und als Rauschdrogen benutzt.<br />
Im 16. Jahrhundert brachten Seefahrer und<br />
Kaufleute Tabak, Kaffee, Tee und Schokolade<br />
als neue Genussmittel und <strong>Drogen</strong> nach<br />
Europa. Interessant aus heutiger Sicht sind<br />
die hitzigen Debatten der damaligen Zeit<br />
um Nutzen, Schaden und Wirkung des<br />
Kaffees.<br />
Von den heute illegalen <strong>Drogen</strong> sind in<br />
Deutschland Opium bzw. Morphium und<br />
Cannabis seit Jahrhunderten bekannt. Sie<br />
wurden in der Medizin verwendet und zum<br />
Teil auch missbraucht. Im 20. Jahrhundert<br />
kam eine Vielzahl neuer <strong>Drogen</strong> hinzu.<br />
<strong>Die</strong>se <strong>Drogen</strong> wurden von der pharmazeutischen<br />
Industrie auf der Suche nach besser<br />
wirksamen, neuen Medikamenten entwickelt.<br />
Ihr Suchtpotenzial, d. h. ihre Fähigkeit<br />
suchtauslösend zu wirken, wurde<br />
meist erst später entdeckt. Das gilt z. B. für<br />
Heroin, das als Schmerzmittel dienen sollte,<br />
sowie für die noch immer weitverbreiteten<br />
benzodiazepinhaltigen Schlaf-, Beruhigungs-<br />
und Entspannungsmittel.<br />
Seit Beginn der 1990er Jahre kommen<br />
immer neue, sogenannte Designerdrogen,<br />
auf den Markt, die in illegalen <strong>Drogen</strong>labors<br />
„designed“ werden. <strong>Die</strong> bekannteste<br />
dieser <strong>Drogen</strong> ist Ecstasy. Auch verschiedene<br />
Pilze, aromatisierte Kräutermischungen<br />
sowie Lösungsmittel werden teilweise als<br />
<strong>Drogen</strong> gebraucht.<br />
Kein <strong>Drogen</strong>konsum ohne Risiko<br />
Mit dem Gebrauch von <strong>Drogen</strong> sind immer<br />
auch Gefahren verbunden. Wie hoch das<br />
Risiko ist, hängt wesentlich davon ab, welche<br />
Substanz konsumiert wird. Akut drohen<br />
unter <strong>Drogen</strong>einfluss Unfälle und<br />
Vergiftun gen. Mittel- und langfristig kann<br />
der fortgesetzte Konsum zum Teil zu<br />
schweren Krankheiten und zum Tod führen<br />
sowie zur Entwicklung einer psychischen<br />
und körperlichen Abhängigkeit. Mit dieser<br />
Broschüre möchten wir Ihnen einen ersten<br />
Überblick über die in Deutschland<br />
gebräuchlichen legalen und illegalen <strong>Drogen</strong><br />
und die mit ihrem Gebrauch verbundenen<br />
<strong>Risiken</strong> geben. Denn eine realistische<br />
Einschätzung der <strong>Risiken</strong> kann ein erster<br />
Schritt hin auf ein drogenfreies Leben<br />
bzw. einen bewussten Umgang mit <strong>Drogen</strong><br />
sein.
5<br />
Hilfe ist möglich<br />
Abhängigkeit ist kein Einzelschicksal. <strong>Die</strong><br />
Zahl der Menschen in Deutschland, die von<br />
einer Droge (oder von mehreren <strong>Drogen</strong><br />
gleichzeitig) abhängig sind, liegt bei mehreren<br />
Millionen. Abhängigkeit ist in<br />
Deutschland als Krankheit anerkannt und<br />
den Betroffenen steht ein breitgefächertes<br />
Hilfeangebot zur Verfügung, das sehr gute<br />
Behandlungserfolge aufweist. Leider dauert<br />
es in der Regel viel zu lange, bis die Betroffenen<br />
Hilfe annehmen. Auch Angehörige<br />
sehen oft zu lange über bestehende Probleme<br />
hinweg. <strong>Die</strong> Informationen über Beratungs-<br />
und Hilfeangebote am Ende dieser<br />
Broschüre sollen dazu beitragen, dass<br />
Betroffene wie Angehörige bei Bedarf<br />
leichter den Kontakt zu fachlicher Hilfe finden.<br />
Denn wie bei anderen gesundheitlichen<br />
Problemen und Krankheiten ist es<br />
auch hier: Je früher <strong>Drogen</strong>probleme und<br />
eine beginnende Abhängigkeit erkannt<br />
werden, desto besser sind die Chancen, sie<br />
zu überwinden und keinen dauerhaften<br />
Schaden zu nehmen.<br />
<strong>Die</strong> Ursachen und Probleme, die mit dem<br />
Konsum von <strong>Drogen</strong> verbunden sein können,<br />
sind vielschichtig und lassen sich<br />
kaum jemals von heute auf morgen lösen.<br />
Ein Rat gilt – für Betroffene und Angehörige<br />
gleichermaßen – jedoch wirklich immer:<br />
Wenden Sie sich an Menschen Ihres Vertrauens<br />
und nehmen Sie fachkundige Beratung<br />
und Hilfe an. In den Geschäftsstellen<br />
der BARMER <strong>GEK</strong> erhalten Sie weitere<br />
Informationen und Hinweise auf Hilfeangebote<br />
an Ihrem Wohnort. Kontakte zu fachlicher<br />
Hilfe finden Sie auch über alle auf<br />
Seite 34 genannten Stellen.<br />
Ihre BARMER <strong>GEK</strong>
6<br />
Aktueller <strong>Drogen</strong>konsum in Deutschland
7<br />
Alkohol<br />
Alkohol ist die in Deutschland mit Abstand<br />
am häufigsten konsumierte Droge. In einer<br />
repräsentativen Umfrage aus dem Jahr<br />
2006 gaben lediglich 11 Prozent der befragten<br />
Erwachsenen an, in den letzten<br />
zwölf Monaten keinen Alkohol getrunken<br />
zu haben. Das bedeutet umgekehrt, dass<br />
fast 90 Prozent der erwachsenen Bevölkerung<br />
zumindest gelegentlich Alkohol konsumieren.<br />
<strong>Die</strong> Grenzwerte für einen risikoarmen Alkoholkonsum<br />
liegen für Frauen bei ca. 12<br />
Gramm reinem Alkohol täglich und für<br />
Männer bei ca. 24 Gramm reinem Alkohol,<br />
dies entspricht beispielsweise zirka 0,3 (0,6)<br />
Litern Bier oder 0,15 (0,3) Litern Wein oder<br />
Sekt. Risikoarm bedeutet, dass gesundheitliche<br />
Probleme infolge des Alkoholkonsums<br />
in aller Regel nicht zu erwarten sind. Etwa<br />
9,5 Millionen Männer und Frauen trinken<br />
jedoch deutlich mehr. Damit ist ihr Risiko<br />
für zahlreiche Gesundheitsstörungen und<br />
Krankheiten deutlich erhöht. Etwa weitere<br />
1,3 Mio. Menschen sind alkoholabhängig<br />
und 2,0 Mio. Menschen betreiben Alkoholmissbrauch.<br />
Das heißt, sie trinken Alkohol,<br />
obwohl sie dadurch bereits Schaden erleiden,<br />
wie z. B. gesundheitliche Probleme,<br />
den Verlust des Führerscheins oder Probleme<br />
in Familie und Partnerschaft (vgl. Jahrbuch<br />
Sucht 2012, DHS).<br />
Langfristig betrachtet gibt es sowohl bei<br />
den Erwachsenen als auch bei den Jugendlichen<br />
erfreuliche Entwicklungen: insgesamt<br />
wird heute weniger Alkohol getrunken als<br />
noch vor 20 Jahren. Dennoch gibt es aktuelle<br />
Entwicklungen, die große Sorge bereiten.<br />
Zu nennen ist etwa das „Binge drinking“<br />
– Rauschtrinken. Dabei werden mehr<br />
als fünf Gläser Alkohol, das sind ca. 1,5 Liter<br />
Bier oder 0,5 Liter Wein/Sekt, innerhalb<br />
recht kurzer Zeit getrunken. Ebenso sind<br />
das sogenannte Koma-Trinken (Trinken bis<br />
zur Besinnungslosigkeit bzw. bis zum<br />
„Film-Riss“) und das „Flat-Rate-Saufen“<br />
(einmal bezahlen und dann trinken, soviel<br />
man möchte bzw. kann) Trends, die die Gesundheit<br />
von Jugendlichen extrem gefährden.<br />
Beispielsweise wurden im Jahr 2011<br />
über 26.000 junge Menschen wegen einer<br />
Alkoholvergiftung in Krankenhäuser eingeliefert<br />
(vgl. Destatis, 2013).<br />
Tabak<br />
Der Anteil der Raucherinnen und Raucher<br />
in den Altersgruppen ab 15 Jahre lag im<br />
Jahr 2009 insgesamt bei 26 Prozent. Der<br />
Anteil rauchender Männer liegt dabei mit<br />
30,5 Prozent deutlich höher als bei den<br />
Frauen mit 21,2 Prozent. Geraucht werden<br />
fast ausschließlich Zigaretten (97 Prozent),<br />
bei drei Vierteln aller Raucherinnen und<br />
Raucher sind es zwischen fünf und zwanzig<br />
Stück täglich. Insgesamt ist in den letzten<br />
Jahrzehnten sowohl der Anteil der Raucherinnen<br />
und Raucher zurückgegangen als<br />
auch die Zahl der pro Kopf gerauchten Zigaretten<br />
(vgl. Mikrozensus 2005 + 2009).<br />
<strong>Die</strong> Entwicklung des Rauchverhaltens bei<br />
den Jugendlichen ist derzeit positiv zu<br />
bewerten: Nachdem in den 1990er Jahren<br />
eine erhebliche Zunahme der Verbreitung<br />
des Rauchens bei Jugendlichen zu verzeichnen<br />
war, ist seit dem Jahr 2001 ein starker<br />
Rückgang zu beobachten. Sowohl bei den
8<br />
männlichen als auch bei den weiblichen<br />
Jugendlichen hat sich die Raucherquote seit<br />
2001 mehr als halbiert! Sie hat damit den<br />
tiefsten Stand seit der statistischen Erfassung<br />
des Rauchverhaltens bei Jugendlichen<br />
erreicht, bei den 12- bis 17-Jährigen lag sie<br />
im Jahr 2011 bei unter 12 Prozent (vgl.<br />
<strong>Drogen</strong>- und Sucht bericht 2012). Ein aktueller<br />
Trend ist der Tabakkonsum mittels<br />
Wasserpfeife oder „Shisha”. <strong>Die</strong>se Variante<br />
des Tabakkonsums ist jedoch nicht, wie<br />
viele glauben, weniger schädlich als das<br />
Rauchen von Zigaretten. Grundsätzlich enthält<br />
der Rauch einer Wasserpfeife alle giftigen<br />
Bestandteile des Tabakrauchs. Zudem<br />
können beim gemeinsamen Rauchen<br />
Krankheitskeime übertragen werden.<br />
Medikamente<br />
Etwa 4 bis 5 Prozent aller häufig verordneten<br />
Arzneimittel besitzen ein eigenes Suchtpotenzial,<br />
das heißt, man kann von ihnen<br />
abhängig werden. In Deutschland sind<br />
schätzungsweise 1,4 – 1,9 Millionen Menschen<br />
medikamentenabhängig, davon sind<br />
70 Prozent Frauen. Ein ganz überwiegender<br />
Teil der Betroffenen ist von Schlaf-, Beruhigungs-<br />
oder Entspannungsmitteln abhängig,<br />
die als Wirk stoff ein Benzodiazepin<br />
bzw. einen verwandten Wirkstoff enthalten<br />
(vgl. <strong>Drogen</strong>- und Suchtbericht 2012).<br />
Auch andere Medikamente können missbraucht<br />
werden. Das heißt, sie werden eingenommen,<br />
obwohl das medizinisch nicht<br />
sinnvoll ist. Darunter sind auch rezeptfreie<br />
Medikamente, z. B. Kopfschmerzmittel oder<br />
Abführmittel.<br />
Cannabis<br />
Der Konsum illegaler <strong>Drogen</strong> ist vor allem<br />
der Konsum von Cannabis. Oft bleibt es<br />
beim Probierkonsum. Insgesamt gaben<br />
25,6 Prozent der 18- bis 64-Jährigen im<br />
Jahr 2009 an, schon einmal Cannabis geraucht<br />
zu haben. Der Anteil derjenigen, die<br />
innerhalb der letzten 30 Tage vor der Befragung<br />
Cannabis konsumiert hatten, lag aber<br />
nur bei 2,4 Prozent. Der Anteil der 12- bis<br />
25-Jährigen, die mindestens einmal in ihrem<br />
Leben Cannabis konsumieren, stieg<br />
zwischen 1979 und 2004 ständig an, auf<br />
zuletzt über 30 Prozent. Gegenwärtig sinkt<br />
dieser Anteil erfreulicherweise wieder. Zurzeit<br />
liegt er bei ca. 28 Prozent. Intensiver<br />
Cannabisgebrauch kann psychisch abhängig<br />
machen. <strong>Die</strong> Zahl der problematisch<br />
Konsumierenden wird auf 1,2 Prozent der<br />
18- bis 64-jährigen der deutschen Bevölkerung<br />
(525.000 – 750.000 Personen) geschätzt,<br />
die der Cannabisabhängigen auf<br />
220.000 (vgl. <strong>Drogen</strong>- und Suchtbericht<br />
2012, S. 26 und REITOX-Bericht 2011,<br />
S. 41).<br />
Weitere illegale <strong>Drogen</strong><br />
Weitere Substanzen, die in Deutschland illegal<br />
als Rauschmittel konsumiert werden,<br />
sind Heroin, Kokain, Crack, Ecstasy, LSD,<br />
Amphetamine, psychoaktive Pilze. Im Jahr<br />
2009 gaben bei einer repräsentativen Studie<br />
insgesamt 7,4 Prozent der befragten<br />
18- bis 64-Jährigen an, Erfahrungen mit illegalen<br />
<strong>Drogen</strong> (außer Cannabis) zu haben.<br />
Bei 1,3 Prozent traf dies auf die letzten 12<br />
Monate zu, 0,6 Prozent berichteten über<br />
einen Konsum in den letzten 30 Tagen.<br />
Studien weisen darauf hin, dass diese<br />
Anteile stabil oder leicht rückläufig sind<br />
(vgl. REITOX-Bericht 2011, S. 41).
9<br />
Konsum von Alkohol und Tabak (Alter 18 – 64 Jahre)<br />
Tabak<br />
Konsum innerhalb<br />
der letzten 30 Tage<br />
Gesamt<br />
Männer<br />
Frauen<br />
29,2 %<br />
25,5 %<br />
32,8 %<br />
Alkohol<br />
riskanter Konsum<br />
innerhalb der letzten<br />
30 Tage<br />
Gesamt<br />
Männer<br />
16,5 %<br />
18,5 %<br />
Prozent<br />
Frauen<br />
14,3 %<br />
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />
Quelle: Epidemiologischer Suchtsurvey 2009<br />
Lebenszeiterfahrungen mit illegalen <strong>Drogen</strong> (Alter 18 – 64 Jahre)<br />
Droge<br />
Cannabis<br />
25,6 %<br />
Amphetamine<br />
Ecstasy<br />
LSD<br />
Heroin<br />
Kokain<br />
Crack<br />
Pilze<br />
3,7 %<br />
2,4 %<br />
2,4 %<br />
0,5 %<br />
3,3 %<br />
0,2 %<br />
2,8 %<br />
illegale <strong>Drogen</strong> gesamt<br />
Prozent<br />
Quelle: REITOX-Bericht 2011, S. 41<br />
26,7 %<br />
0 5 10 15 20 25 30
10<br />
Warum nehmen Menschen <strong>Drogen</strong>?<br />
Auf die Frage: „Warum nehmen Menschen <strong>Drogen</strong>?”, gibt es viele Antworten.<br />
Dabei unterscheiden sich die Gründe dafür, bestimmte <strong>Drogen</strong> auszuprobieren,<br />
von denjenigen, die später den regelmäßigen, vielleicht auch exzessiven<br />
oder abhängigen Konsum bestimmen.<br />
In der Einstiegs- oder Probierphase, die<br />
meist in die Jugendzeit fällt, überwiegen<br />
Neugierde, die Suche nach neuen Erfah rungen,<br />
Erlebnishunger und die Lust am Risiko.<br />
Ein besonders starkes Motiv in dieser Zeit<br />
ist der Wunsch, zu einer bestimmten Gruppe<br />
von Gleichaltrigen zu gehören und in ihr<br />
Aner kennung zu finden. <strong>Die</strong> Hoffnung,<br />
belastende Alltags- und Stresssituationen<br />
besser aushalten zu können, Protest gegen<br />
gesellschaftliche oder familiäre Regeln und<br />
der Wunsch, erwachsen zu wirken, sind<br />
weitere mögliche Gründe.<br />
Wird aus dem gelegentlichen ein regelmäßiger<br />
Konsum, bilden sich meist feste<br />
Konsum gewohn hei ten und die <strong>Drogen</strong><br />
übernehmen im Leben ihrer Konsumentin/<br />
ihres Kon su men ten bestimmte Aufgaben.<br />
Sie helfen zu entspannen, Hemmungen zu<br />
überwinden, regen an, sollen trösten oder<br />
belohnen. Andere Funktionen sind sozialer<br />
Art: Das gemeinsame Trinken oder Rauchen<br />
soll das Gefühl des Zusammengehö rens<br />
vertiefen bzw. kleine Höhepunkte im Alltag<br />
schaffen.<br />
Auf sehr stark wirksame <strong>Drogen</strong> lassen sich<br />
solche Gründe aber nur begrenzt übertragen.<br />
Hier stehen sich Alltag und Dro genkonsum<br />
bald unvereinbar gegen über; der<br />
Alltag erscheint langweilig und fade, seine<br />
Anforderungen als Zumutung, und nur zu<br />
bald zwingen unangenehme Entzugserscheinun<br />
gen zum fortgesetzten Konsum.
11<br />
sollte deshalb auf keinen Fall am Straßenver<br />
kehr teilnehmen oder Maschinen bedienen.<br />
<strong>Die</strong> <strong>Risiken</strong><br />
Mit dem Konsum von <strong>Drogen</strong> sind<br />
immer auch <strong>Risiken</strong> verbunden. Wie<br />
schwerwiegend diese sind, hängt von<br />
verschiedenen Faktoren ab. Zum<br />
einen natürlich davon, welche Dro gen<br />
in welchem Maße konsumiert werden.<br />
Unterschieden werden muss dabei zwischen<br />
den akuten <strong>Risiken</strong> des Konsums und<br />
den Folgen, die erst nach längerer Zeit,<br />
manchmal erst nach Jahrzehnten auftreten.<br />
Wer zum Beispiel einmal raucht, wird außer<br />
einer eventuell auftretenden Übelkeit keinen<br />
Scha den nehmen. An den langfristigen<br />
Folgen regelmäßigen Rauchens sterben<br />
jedoch nach Angaben der Weltgesundheitsorgani<br />
sation (WHO) jährlich weltweit 5,4<br />
Millionen Menschen.<br />
Akute <strong>Risiken</strong><br />
Bei den akuten <strong>Risiken</strong> ist zunächst die erhöhte<br />
Unfallgefahr unter <strong>Drogen</strong>einfluss zu<br />
nennen. Fast alle <strong>Drogen</strong> verändern die<br />
Reaktions fähig keit und beeinträchtigen die<br />
Wahrneh mung, viele erhöhen die Risikobereit<br />
schaft. Wer unter <strong>Drogen</strong>einfluss steht,<br />
Überdosierung ist das zweite große Risiko.<br />
Häufig wehrt sich der Körper mit Übelkeit<br />
und Erbrechen. Es sind jedoch auch tödliche<br />
Vergiftungen möglich. Bei betäubenden<br />
Mitteln kann es, vereinfacht gesagt,<br />
zum allmählichen Stillstand der Lebensfunktionen<br />
kommen – man wird bewusstlos<br />
und hört auf zu atmen. Bei aufputschenden<br />
Mitteln kann ein Zusammenbruch des übererregten<br />
Herz-Kreislauf-Systems zum Tod<br />
führen.<br />
Ein weiteres akutes Risiko ist die unmittelbare<br />
Auslösung von Psychosen durch den<br />
Konsum von <strong>Drogen</strong> („Horrortrips“). <strong>Die</strong>se<br />
können sich beispielsweise in Form von<br />
Horror- und Panikerlebnissen, Halluzinationen,<br />
spontanen Selbstmordhandlungen<br />
oder aggressiven Durchbrüchen äußern.<br />
Beim (gemeinsamen) Gebrauch von Spritzen<br />
kann es zur Übertragung von bakteriellen<br />
oder viralen (HIV=Humane Immundefizienz-Virus)<br />
Infektionen und Krankheiten<br />
kommen. Eine HIV-Infektion kann nach<br />
mehrjährigem Verlauf in die Krankheit<br />
AIDS, eine Immunschwäche, übergehen.<br />
Besonders gefährlich ist die Kombination<br />
mehrerer <strong>Drogen</strong>. Wer z. B. Alkohol trinkt<br />
und gleichzeitig Cannabis raucht, erlebt<br />
möglicherweise unberechenbare Stimmungsumschwünge<br />
und häufig Schwindelanfälle.<br />
Illegale <strong>Drogen</strong> werden von Händlern<br />
mit Beimischungen gestreckt, welche<br />
von Backpulver und Tapetenkleister bis zu<br />
Rattengift reichen können. Dadurch kann<br />
ein unkalkulierbares Risiko entstehen.<br />
Ebenso wenn bei einer besonders „sauberen“<br />
Substanz eine viel zu hohe Dosierung<br />
gewählt wird, die tödlich sein kann.
12<br />
Langzeitfolgen für die körperliche und<br />
psychische Gesundheit<br />
<strong>Die</strong> längerfristigen Gefahren sind je nach<br />
Droge verschieden. Sie werden stichpunktartig<br />
in der folgenden Übersicht<br />
dargestellt. Eine Gefahr besteht jedoch<br />
immer: sich so sehr an die Wirkungen der<br />
Droge zu gewöhnen, dass es unmöglich<br />
scheint, auf sie zu verzichten. Das heißt:<br />
psychisch abhängig zu werden.<br />
geht es nur noch darum, die tiefe Missstimmung<br />
zu vermeiden, die durch das Fehlen<br />
der Droge entsteht. Wenn irgend möglich<br />
legen Abhängige deshalb einen Vorrat ihrer<br />
Droge an. Da Alkohol und Tabak sowie Medikamente<br />
legal und fast jederzeit verfügbar<br />
sind, kommt es ihretwegen selten zu<br />
derart krassem Verhalten. Das heißt aber<br />
nicht, dass Abhängige von diesen <strong>Drogen</strong><br />
durch ihre Sucht nicht auch zu derartigem<br />
Verhalten getrieben werden könnten.<br />
Psychische Abhängigkeit<br />
Entwickelt sich eine psychische Abhängigkeit,<br />
wird der Drang, die Droge zu nehmen,<br />
dann übermächtig. Gesundheitliche<br />
Gefah ren, finanzielle Engpässe, Gesetze,<br />
Freundschaf ten, bisherige Hobbys und Interessen<br />
– alles das zählt nicht mehr. Kann<br />
die Droge nicht eingenommen werden,<br />
wird man nervös, unruhig und kann an<br />
nichts anderes mehr denken. Schließlich<br />
ist man bereit zu stehlen, zu betteln, sich<br />
gar zu prostituieren, um Geld für die Droge<br />
beschaffen zu können. Nach und nach<br />
Körperliche Abhängigkeit<br />
Bei einer Reihe von <strong>Drogen</strong> besteht zudem<br />
die Gefahr körperlicher Abhängigkeit. Körperliche<br />
Abhängigkeit ist die Gewöhnung<br />
des Organismus an die Droge. Auf die ständige<br />
Einnahme reagiert er mit einer Gegenregulation<br />
des Stoffwechsels, sodass paradoxerweiser<br />
das Ausbleiben der Droge zu<br />
Fehlfunktionen führt. <strong>Die</strong>se werden als Absetzphänomene<br />
bzw. Entzugserscheinungen<br />
bezeichnet (z. B. Unruhe, Aggression,<br />
Schwitzen, Kreislaufstörungen, Kollaps<br />
etc.).
13<br />
„Stammbaum“ der legalen und<br />
illegalen <strong>Drogen</strong><br />
Legale <strong>Drogen</strong><br />
sind in die Gesellschaft integriert,<br />
ihr Gebrauch ist nicht<br />
strafbar. Sie werden aber auch<br />
missbraucht und können abhängig<br />
machen.<br />
Illegale <strong>Drogen</strong><br />
sind nicht in die Gesellschaft<br />
integriert. Ihr Besitz, Gebrauch<br />
und der Handel damit sind<br />
strafbar.<br />
Alkohol Tabak Coffein<br />
Halluzinogene<br />
Aufputschmittel<br />
Medikamente<br />
Opiate<br />
Bier<br />
Analgetika<br />
(schmerzstillende<br />
Mittel)<br />
Kokain<br />
LSD usw.<br />
Opium<br />
Wein<br />
Tranquilizer<br />
(Beruhigungsmittel)<br />
Amphetamine<br />
(Speed)<br />
Cannabis<br />
Heroin<br />
Spirituosen<br />
Crack<br />
Marihuana<br />
Schaumwein<br />
Barbiturate<br />
(Schlaf- und<br />
Beruhigungsmittel)<br />
Ecstasy<br />
Haschisch<br />
Opiate, Opioide<br />
(Morphin, Codein,<br />
Methadon)<br />
Designerdrogen
14<br />
Legale und illegale <strong>Drogen</strong> im Überblick<br />
Alkohol (legal)<br />
Alkohol (genauer: Äthylalkohol oder Ätha nol)<br />
bezeichnet den berauschenden Bestand teil alkoholischer<br />
Getränke, welche chemisch gesehen<br />
Lösungen des Äthanols in verschiedensten<br />
Pflanzensäften und -extrakten sind.<br />
<strong>Die</strong> meisten werden durch Gärung (z. B. Wein,<br />
Bier) oder anschließender Destillation (z. B.<br />
Branntwein, Whisky) hergestellt.<br />
Konsum<br />
■■<br />
in Form verschiedenartigster alkoholischer Getränke<br />
mit unterschiedlichem Alkohol gehalt.<br />
<strong>Die</strong> Grenzwerte für einen risikoarmen Konsum<br />
liegen für Frauen bei ca. 12 Gramm und für<br />
Männer bei ca. 24 Gramm reinem Alkohol<br />
täglich, dies entspricht zirka 0,3 (0,6) Litern<br />
Bier oder 0,15 (0,3) Litern Wein oder Sekt.<br />
Risikoarm bedeutet, dass gesundheitliche<br />
Probleme infolge des Alkoholkonsums in aller<br />
Regel nicht zu erwarten sind.<br />
Wirkung<br />
■■<br />
wirkt betäubend auf das zentrale<br />
Nerven system<br />
■■<br />
■■<br />
die bei geringer Dosierung erlebte Anregung<br />
beruht auf der Unterdrückung bestimmter<br />
Kontrollmechanismen des Gehirns<br />
mit steigendem Blutalkoholspiegel Verlust der<br />
Kontroll- und Steuerungsfähigkeit, Störungen<br />
des Gedächtnisses und der Orientierung,<br />
Bewusstlosigkeit oder Tiefschlaf<br />
› Akute <strong>Risiken</strong> des Missbrauchs<br />
■■<br />
erhöhte Unfallgefahr<br />
■■<br />
Vergiftungen mit Todesfolge durch<br />
Atemstillstand oder Ersticken (Einatmen<br />
von Erbrochenem)<br />
■■<br />
■■<br />
u. U. hohe Gewaltbereitschaft<br />
erhöhte Gefahr, selbst Opfer von Gewalt taten<br />
zu werden<br />
Langzeitfolgen<br />
■■<br />
verminderte körperliche und geistige Leistungsfähigkeit<br />
■■<br />
■■<br />
■■<br />
■■<br />
■■<br />
Depressionen und Ängste<br />
Nervenentzündungen<br />
schwere Schädigungen der Leber, des Herzens<br />
und der Bauchspeicheldrüse<br />
vorzeitiges Altern<br />
durch die fortgesetzte Zerstörung von<br />
Gehirnzellen: Intelligenzverlust bis zur Demenz<br />
(Schwachsinn)<br />
Abhängigkeit<br />
■■<br />
sich langsam entwickelnde starke psychische<br />
und körperliche Abhängigkeit<br />
Ausführlichere Informationen enthält die<br />
BARMER <strong>GEK</strong> Broschüre „Alkohol und Gesundheit<br />
– Genuss oder Risiko?“. Sie erhalten sie<br />
kostenlos in jeder BARMER <strong>GEK</strong> Geschäftsstelle.<br />
Cannabis (illegal)<br />
<strong>Die</strong> weibliche Pflanze des indischen Hanfes<br />
(Cannabis) liefert die Grundstoffe für die <strong>Drogen</strong><br />
Haschisch und Marihuana. Marihuana<br />
(„Gras“) besteht aus getrockneten zerkleinerten<br />
Blüten, Stängeln und Blättern, Haschisch<br />
(„Dope“, „Shit“) ist zu Platten oder Klumpen<br />
gepresstes Harz.
Konsum<br />
Ecstasy (illegal)<br />
15<br />
■■<br />
meist durch Rauchen in einer Pfeife oder als<br />
„Joints“ oder „Sticks“ vermischt mit Tabak<br />
■■<br />
seltener als Zugabe zu Getränken und<br />
Speisen (z.B. in Tees, Keksen oder Kuchen)<br />
Wirkung<br />
Für die psychoaktive Wirkung verantwortlich<br />
ist das im Harz der Pflanze enthaltene Delta-<br />
9-Tetrahydrocannabinol (abgekürzt: THC). THC<br />
verstärkt in erster Linie bereits vorhandene Gefühle<br />
und Stimmungen, und zwar sowohl positive<br />
als auch negative.<br />
■■<br />
positiv: Entspannung, innere Ausgeglichenheit,<br />
Heiterkeit, bessere Kommunikationsfähigkeit,<br />
gesteigerte Wahrnehmung<br />
■■<br />
negativ: Angst, Panik, Orientierungslosigkeit,<br />
gelegentlich leicht halluzinogene Wirkungen,<br />
Kurzzeitgedächtnis, Reaktionsgeschwindigkeit<br />
und die geistige Leistungsfähigkeit sind herabgesetzt<br />
› Akute <strong>Risiken</strong> des Missbrauchs<br />
■■<br />
erhöhte Unfallgefahr, allerdings geringer als<br />
nach Alkoholkonsum<br />
Langzeitfolgen<br />
■■<br />
verminderte körperliche und geistige Leistungsfähigkeit,<br />
Antriebs- und Lustlosigkeit,<br />
Gleichgültigkeit<br />
■■<br />
■■<br />
bei häufigem Missbrauch großer Mengen:<br />
Persönlichkeitsabbau, Begünstigung psychotischer<br />
und psychiatrischer Erkrankungen<br />
Beim Rauchen: langfristig die gleichen gesundheitlichen<br />
<strong>Risiken</strong> wie beim Tabakrauchen<br />
und Gefahr der Entwicklung einer Tabakabhängigkeit<br />
Abhängigkeit<br />
■■<br />
sich langsam entwickelnde psychische Abhängigkeit<br />
Ecstasy ist eine synthetische Droge, das heißt<br />
sie wird aus einfacheren Grundstof fen im<br />
Chemielabor „zusammengesetzt”. <strong>Die</strong> chemische<br />
Formel lautet: 3,4 Methylen-Dioxy-Methyl-Amphetamin,<br />
abgekürzt: MDMA. Erfunden<br />
und patentiert wurde Ecstasy bereits<br />
1914 und zwar als Appetit zügler. Aufgrund<br />
seiner Neben wir kungen wurde es jedoch nie<br />
vermarktet. Seit Mitte der 70er-Jahre verwendeten<br />
amerikanische Psychia ter Ecstasy als<br />
therapeutisches Hilfsmittel, seit Anfang der<br />
80er-Jahre ist es als „Jugenddroge” bekannt.<br />
Seit 1986 fällt Ecstasy unter das Betäubungsmittelgesetz.<br />
Konsum<br />
■■<br />
geschluckt in Form bunter Pillen, Tabletten,<br />
Kapseln<br />
Wirkung<br />
■■<br />
MDMA wirkt anregend auf Nerven- und<br />
Herz-Kreislaufsystem sowie leicht sinnestäuschend<br />
und bewusstseinsverändernd<br />
■■<br />
■■<br />
■■<br />
man fühlt sich offen, ungehemmt und entspannt,<br />
ein Gefühl von Wärme und Verliebtheit<br />
stellt sich ein, das Erleben wird intensiver<br />
verbunden mit der Sehnsucht nach zärtlichem<br />
Körperkontakt<br />
Erhöhung von Blutdruck, Körpertemperatur<br />
und Puls<br />
› Akute <strong>Risiken</strong> des Missbrauchs<br />
■■<br />
erhöhte Unfallgefahr<br />
■■<br />
Todesfälle durch Herz-Kreislaufversagen<br />
(neben Ecstasy spielen dabei weitere <strong>Drogen</strong>,<br />
Überhitzung und Flüssigkeitsverlust eine Rolle)<br />
Langzeitfolgen<br />
■■<br />
■■<br />
■■<br />
Depression, Angstzustände<br />
Muskelkrämpfe<br />
Gefahr der Hyperthermie
16<br />
■■<br />
■■<br />
Hirnblutungen<br />
neurotoxische Schäden<br />
Abhängigkeit<br />
■■<br />
psychische Abhängigkeit<br />
Halluzinogene (illegal)<br />
Zu den Halluzinogenen gehören chemisch<br />
unterschiedliche Stoffe; gemeinsam ist ihnen<br />
ihre sinnestäuschende Wirkung. LSD ist ein<br />
synthetisches Produkt. Mescalin und Psilocybin<br />
sind pflanzliche Wirkstoffe, die auch<br />
künstlich hergestellt werden. DOM oder STP<br />
wird aus Mescalin und Amphetaminen zusammengesetzt.<br />
Konsum<br />
■■<br />
Halluzinogene werden in Flüssigkeit gelöst<br />
oder auf Tabletten, Zuckerstückchen, Löschpapier<br />
oder kleine Stücke Filz geträufelt und<br />
geschluckt<br />
Wirkung<br />
■■<br />
■■<br />
je nach Substanz unterschiedlich intensiv<br />
Veränderung des Empfindens mit Sinnestäuschungen<br />
bis hin zu voll entwickelten<br />
Halluzinationen, Verlust der Kritikfähigkeit.<br />
Das Gefühlsspektrum reicht von Euphorie bis<br />
zu Angst oder gar offener Panik<br />
› Akute <strong>Risiken</strong> des Missbrauchs<br />
■■<br />
Unfallgefahr durch Fehlreaktionen auf nicht<br />
als solche erkannte Sinnestäuschungen, im<br />
Extremfall selbstzerstörerische Handlungen,<br />
z. B. weil man glaubt, durch ein Auto hindurchgehen<br />
zu können<br />
Langzeitfolgen<br />
■■<br />
bei exzessivem Missbrauch: Abwendung von<br />
der realen Welt, die Auslösung von Psychosen<br />
ist möglich<br />
Abhängigkeit<br />
■■<br />
psychische Abhängigkeit<br />
Kokain/Crack (illegal)<br />
Kokain wird aus den Blättern des in Südamerika<br />
wachsenden Kokastrauches gewonnen.<br />
Decknamen sind: »C«, »Koks«, »coke«,<br />
»charly«, »white stuff«,»a speed ball«,<br />
»Schnee«. Crack ist mit weiteren Zusatzstoffen<br />
zu Klümpchen verbackenes Kokain.<br />
Konsum<br />
■■<br />
die aus Blättern gewonnene Reinsubstanz<br />
wird meist geschnupft, dazu wird das weiße<br />
Pulver in dünnen Linien („lines”) ausgelegt<br />
und durch ein Papierröllchen in die Nase<br />
gezogen<br />
■■<br />
■■<br />
seltener wird es in Wasser aufgelöst<br />
und intravenös gespritzt oder geschluckt<br />
Crack wird geraucht<br />
Wirkung<br />
erfolgt in zwei Phasen:<br />
■■<br />
zunächst kommt es durch starke Erregung des<br />
zentralen Nervensystems zu einem euphorischen<br />
Hochgefühl (Überaktivität, übersteigertes<br />
Kontaktbedürfnis, sexuelle Erregung,<br />
Allmachtsgefühle, Sinnestäuschungen)<br />
■■<br />
der Euphorie folgt ein rascher Abfall in<br />
eine tiefdepressive Nachphase<br />
› Akute <strong>Risiken</strong> des Missbrauchs<br />
■■<br />
Unfallgefahr<br />
■■<br />
Herz-Kreislaufüberlastung
17<br />
■■<br />
bei Überdosierung Atemlähmung und Herzschwäche<br />
mit Todesfolge<br />
■■<br />
Kurzschlusshandlungen, z. B. aufgrund von<br />
Halluzinationen<br />
Langzeitfolgen<br />
■■<br />
Verdauungsstörungen, Appetitlosigkeit,<br />
Abmagerung<br />
■■<br />
■■<br />
Depressionen, Halluzinationen, Verzweiflung,<br />
Auslösung/Entstehung von Psychosen möglich,<br />
Schädigungen der Nasenscheidewand<br />
Verwahrlosung<br />
Abhängigkeit<br />
■■<br />
extrem hohes Abhängigkeitsrisiko schon bei<br />
einmaligem Gebrauch<br />
Medikamente (legal)<br />
Vor allem folgende Medikamentengruppen<br />
werden aufgrund ihrer psychotropen Wirkung<br />
missbraucht: Schlaf- und Beruhi gungsmittel,<br />
Aufputschmittel (Ampheta mine), stark<br />
wirkende Schmerzmittel (z.B. Mor phin) und<br />
manche Schmerz- und Migrä ne mittel. <strong>Die</strong><br />
meisten dieser Medikamente muss ein Arzt/<br />
eine Ärztin verschreiben. Leider schützt dies<br />
aber nicht vor Miss brauch und Abhängigkeit.<br />
Zusätzlich konsumiert werden: Abführmittel,<br />
alkoholhaltige Stärkungsmit tel, codein- und/<br />
oder coffeinhaltige Husten mittel, Schnupfensprays<br />
sowie Appetitzüg ler, die oftmals Amphetamine<br />
oder ähnlich wirkende Substanzen<br />
enthalten.<br />
Eine spezielle Form des Missbrauchs von<br />
Medikamenten ist das Doping. Nicht nur im<br />
Spitzensport, sondern auch im Freizeit- und<br />
Breitensport werden z. B. Anabolika oder<br />
Schmerzmittel missbraucht.<br />
Konsum<br />
■■<br />
Medikamente werden meist als Pillen, Tabletten<br />
oder Kapseln eingenommen, seltener in<br />
Flüssigkeit gelöst getrunken oder gespritzt<br />
Wirkung<br />
■■<br />
je nach Medikament: beruhigend und entspannend<br />
oder aufputschend und kurzfristig<br />
leistungssteigernd; bei den Schmerzmit teln<br />
liegt das Missbrauchspotenzial in Bei mengungen<br />
begründet (Coffein und Codein).<br />
Auch Opiate werden als Schmerz mit tel ge -<br />
braucht; sie sind auf Seite 18 beschrieben.<br />
› Akute <strong>Risiken</strong> des Missbrauchs<br />
■■<br />
erhöhte Unfallgefahr, Vergiftung bei Überdosierung;<br />
bei anregenden Mitteln: Herz-<br />
Kreislauf-Zusammenbruch<br />
Langzeitfolgen<br />
■■<br />
bei dämpfenden Mitteln: ähnlich wie Alkohol;<br />
bei Analgetika: möglicherweise dauerhafte<br />
Nierenschädigung möglich<br />
■■<br />
bei aufputschenden Mitteln: tiefe Depressionen<br />
bei Abklingen der Wirkung, Auslösung<br />
von Psychosen, Schlaflosigkeit, Unruhe usw.<br />
Abhängigkeit<br />
■■<br />
psychische, je nach Medikament auch körperliche<br />
Abhängigkeit, unter Umständen selbst<br />
bei niedriger Dosierung.Einzelheiten enthält<br />
die BARMER <strong>GEK</strong> Bro schüre „Medikamente.<br />
Gebrauch und Missbrauch”<br />
Tabak (legal)<br />
Für die schädliche Wirkung des Rauchens<br />
lassen sich mehr als 4.000 Stoffe im Tabakrauch<br />
feststellen. Hinsichtlich der Wirkung<br />
ist Niko tin der wichtigste Bestandteil. <strong>Die</strong><br />
wichtigsten Schadstoffe sind Kohlenmono-
18<br />
xid, Cyan wasserstoff, Benzol, die Tabak spezifischen<br />
Nitrosamine NNK und NNN, polycyclische<br />
aromatische Kohlenwasser stoffe<br />
etc.<br />
Konsum<br />
■■<br />
in Europa fast ausschließlich durch Rauchen<br />
■■<br />
zu mehr als 95 Prozent als industriell gefertigte<br />
Zigaretten<br />
■■<br />
außerdem als Zigarillos, Zigarren, Pfeifen<br />
„Selbstgedrehte“, in „Joints“ oder „Sticks“<br />
(s. Cannabis) sowie mittels Wasserpfeife<br />
„Shisha“<br />
Wirkung<br />
■■<br />
■■<br />
■■<br />
■■<br />
■■<br />
■■<br />
wirkt auf das zentrale Nervensystem anregend<br />
über das vegetative Nervensystem zugleich<br />
beruhigend<br />
steigert kurzfristig die Konzentration<br />
dämpft Hungergefühle<br />
kann angstlösend wirken<br />
Verengung der Blutgefäße (Blutdruckanstieg,<br />
Beschleunigung des Herzschlags, verminderte<br />
Durchblutung)<br />
› Akute <strong>Risiken</strong> des Missbrauchs<br />
■■<br />
Übelkeit, Schweißausbrüche, Schwächege fühl,<br />
Herzklopfen<br />
Langzeitfolgen<br />
■■<br />
verminderte körperliche und geistige Leistungsfähigkeit<br />
■■<br />
schwerste Schädigungen des Herz-Kreislaufsystems<br />
durch Gefäßverengung (Herzinfarkt,<br />
Schlaganfall, Mangeldurchblutung bis zum<br />
Gewebezerfall „Raucherbein”)<br />
■■<br />
■■<br />
Atmungsorgane: chronische Bronchitis, Lungenblähung,<br />
Lungen- und Bronchialkrebs<br />
auch Kehlkopf- und Mundhöhlenkrebs<br />
Abhängigkeit<br />
psychische, wobei die eventuell bestehende<br />
körperliche Abhängigkeit auch ohne spezielle<br />
Behandlung überwunden werden kann<br />
Ausführlichere Informationen enthält die<br />
BARMER <strong>GEK</strong> Broschüre „Tabak – Rauchfrei<br />
ist besser“. Sie erhalten sie kostenlos in jeder<br />
BARMER <strong>GEK</strong> Geschäftsstelle.<br />
Opiate (illegal)<br />
Opiate werden in Form von Heroin, Methadon,<br />
Codein, Opium und Morphium konsumiert.<br />
Der weltweite illegale Opiatmarkt ist<br />
insbesondere durch die Produktion und den<br />
Handel mit Heroin geprägt.<br />
Konsum<br />
■■<br />
Heroin wird meist in Wasser gelöst, aufgekocht<br />
und mittels einer Spritze in die Venen<br />
injiziert; seltener wird es geschluckt oder inhaliert<br />
Wirkung<br />
■■<br />
stark euphorisierend, angst- und schmerzmindernd;<br />
auf ein blitzartiges, orgiastisches<br />
Hochgefühl („Kick“, „Flash“,„High“) folgt eine<br />
wohlige Dösigkeit („nodding“) mit dem Gefühl<br />
des Einklangs mit der Welt und des Verblassens<br />
aller Probleme; negative Nachschwankung<br />
mit depressiver Gestimmt heit,<br />
Unruhe<br />
› Akute <strong>Risiken</strong> des Missbrauchs<br />
■■<br />
Unfallgefahr, Bewusstlosigkeit, Atemlähmung/<br />
Herzschwäche mit Todesfolge bei Überdosis<br />
bzw. durch giftige Beimengungen, Infektionen<br />
durch nichtsterile Spritzen (Hepatitis, AIDS)<br />
Langzeitfolgen<br />
■■<br />
■■<br />
Leberschäden, Magen- und Darmstörungen;<br />
teils durch die Wirkungen der Droge direkt,<br />
teils durch das Leben in der Szene zahlreiche<br />
weitere Probleme: Verlust sämtlicher Interessen,<br />
Isolation, Kriminalität, Prostitution, Ver-
19<br />
wahrlosung<br />
Abhängigkeit<br />
■■<br />
sehr schnell einsetzende extrem starke psychische<br />
und körperliche Abhängigkeit<br />
Weitere Stoffe mit<br />
Missbrauchspotenzial<br />
Nicht als Droge hergestellt, aber als Droge<br />
verwendet werden lösungsmittelhaltige Klebstoffe,<br />
Farben, Lacke, Benzin u. Ä., indem die<br />
aufsteigenden giftigen Stoffe inhaliert werden.<br />
Der Körper reagiert zunächst abwehrend<br />
(Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen), danach<br />
werden gesteigerte Sinneswahrnehmungen und<br />
Hochstim mung erlebt.<br />
„Schnüffeln“ wird vor allem von sehr jungen<br />
Jugendlichen und Kindern praktiziert, die kein<br />
Geld für andere <strong>Drogen</strong> haben. Schnüffeln kann<br />
abhängig machen und zu schweren Schäden<br />
führen: Verbrennungen und Verätzungen der<br />
Atemwege, spastische Lähmungen, Organschäden<br />
oder gar schwere Hirnschäden bis hin zum<br />
Schwach sinn. Außerdem zu erwähnen sind die<br />
sogenannten Designer-<strong>Drogen</strong>. Sie werden in<br />
Labors künstlich hergestellt mit dem Ziel, das<br />
Betäubungsmittelgesetz zu umgehen. Dabei<br />
wird die chemische Struktur einer verbotenen<br />
Droge leicht verändert, in der Hoffnung, dass<br />
die veränderte Droge ebenso wirkt wie die Ausgangssubstanz.<br />
Das Risiko für die Konsumenten<br />
ist enorm. Zum einen enthalten Designer-<strong>Drogen</strong><br />
oft ganz unterschiedliche Beimengungen,<br />
die auch giftig sein können. Zum anderen kann<br />
niemand vorhersehen, wie die umgebaute Droge<br />
tatsächlich wirken wird.<br />
Schließlich soll an dieser Stelle noch auf Coffein<br />
verwiesen sein. Coffein ist z. B. enthalten in<br />
sogenannten Partygetränken, aber auch in<br />
vielen Kopfschmerzmitteln. Eine fortgeschrittene<br />
Gewöhnung äußert sich zum Beispiel durch<br />
Kopfschmerzen beim Ausbleiben der gewohn-
20<br />
Entstehungsbedingungen der Sucht<br />
Das „Trias-Modell“<br />
Nach Feuerlein in:<br />
Persönlichkeit<br />
Nowak M.,<br />
Schifman R.,<br />
■■<br />
Frühkindliche<br />
Brinkmann R. (Hg):<br />
Entwicklung<br />
<strong>Drogen</strong>sucht.<br />
■■<br />
Ichbezogenheit<br />
Schattauer-Verlag;<br />
■■<br />
Hohe Empfindsamkeit<br />
Stuttgart,<br />
■■<br />
Hohe Erwartungshaltung<br />
New York, 1996.<br />
■■<br />
Verkürzter seelischer<br />
Spannungsbogen<br />
■■<br />
Kontaktschwierigkeiten<br />
■■<br />
Infantiles Verhalten<br />
Mensch<br />
Milieu<br />
Mittel<br />
Droge<br />
Soziales Umfeld<br />
■■<br />
Menge<br />
n Familiäre Situation<br />
■■<br />
Art<br />
n Beruf/Arbeitssituation<br />
■■<br />
Dauer<br />
n Sozialer Status<br />
■■<br />
Toleranz<br />
n Einstellung zur Droge<br />
■■<br />
Individuelle Reaktion<br />
n Werbe- und<br />
■■<br />
Griffnähe<br />
Modeeinflüsse<br />
■■<br />
Gewöhnung<br />
n Konsumsitten<br />
■■<br />
Verführung (Werbung) n Gesellschaftliche Bräuche<br />
n Gesetzgebung<br />
n Wirtschaftslage
21<br />
Warum wird jemand abhängig?<br />
Abhängigkeit bzw. Sucht ist eine<br />
Krankheit, die jeden Menschen treffen<br />
kann. Einfache Erklärungen oder<br />
gar Schuldzuweisungen greifen zu<br />
kurz. Immer ist es eine ganze Reihe<br />
von Faktoren, die in einem meist<br />
mehrere Jahre dauernden Prozess der<br />
Abhängigkeitsentwicklung zusammenwirken.<br />
<strong>Die</strong>se Faktoren lassen sich in drei Gruppen<br />
zusammenfassen: Persönlichkeit, Droge<br />
und soziales Umfeld. Einprägsam formuliert<br />
auch: Mensch, Mittel, Milieu. <strong>Die</strong> Darstellung<br />
dieser drei Bereiche in Form eines<br />
Dreiecks wird als das „Trias Modell“ bezeichnet<br />
(siehe Grafik Seite 20).<br />
Welche Faktoren im Einzelfall von Bedeutung<br />
sind, lässt sich immer nur in der intensiven<br />
Auseinandersetzung mit der konkreten<br />
Lebensgeschichte des betroffenen<br />
Menschen begreifen. Beschreibungen wie<br />
die folgenden, können immer nur ungefähre<br />
Zusammenhänge andeuten.<br />
Beispielsweise können Menschen, die nicht<br />
lernen durften, ihre Gefühle offen auszudrücken,<br />
versucht sein, ihre ungeliebten<br />
Gefühle durch Suchtmittelmissbrauch zu<br />
betäuben. Auch belastende soziale und familiäre<br />
Situationen, wie Arbeitslosigkeit,<br />
Tren nung in der Beziehung, der Tod eines<br />
geliebten Menschen oder Eintönigkeit des<br />
Alltags, können den Weg zu Missbrauch<br />
und Sucht ebnen. Andere Betroffene mussten<br />
in ihrer Kindheit traumatische Erfahrun-<br />
gen wie die des sexuellen Missbrauchs und<br />
anderer Gewalt machen, die sie nicht verarbeiten<br />
konnten.<br />
<strong>Die</strong> Suchtforschung ist sich zudem heute sicher,<br />
dass es eine genetische Veranlagung<br />
gibt, die das Entstehen von Abhängigkeit<br />
begünstigt. Das heißt nicht, dass diese<br />
Menschen zwangsläufig abhängig werden<br />
müssen, wenn sie <strong>Drogen</strong> konsumieren.<br />
Es bedeutet aber, dass sie stärker gefährdet<br />
sind und deshalb besonders vorsichtig sein<br />
sollten. Wenn es in einer Familie z. B. bereits<br />
Menschen mit Alkoholproblemen bzw.<br />
einer Alkoholabhängigkeit gibt, ist dies ein<br />
Hinweis auf eine Gefährdung.<br />
Maßgeblicher als belastende äußere Umstände<br />
scheint jedoch die Fähigkeit zur<br />
Bewäl ti gung von Konflikten und Belastungen<br />
zu sein. Menschen, die abhängig werden,<br />
leiden oft unter einem geringen<br />
Selbstwertgefühl und einem niedrigen<br />
Selbstbewusstsein. Sie geben sich häufig<br />
selbst die Schuld an ihrer Lage, sind innerlich<br />
überzeugt, sie hätten nichts Besseres<br />
verdient und rechnen nicht auf die Hilfe
22<br />
von anderen. Ihre Lage empfinden viele als<br />
unentrinnbar. Umgekehrt legt dieser –<br />
natürlich sehr verkürzt dargestellte – Sachverhalt<br />
nahe: Wer längere Zeit unter einer<br />
Situation leidet, aus der sie/er keinen Ausweg<br />
sieht, sollte diese ggf. mit professioneller<br />
Unter stüt zung, beispielsweise durch<br />
psychotherapeutische Bera tung, zu lösen<br />
versuchen, bevor sich <strong>Drogen</strong> als scheinbare<br />
Hilfe anbieten.<br />
Weitere Faktoren, die zu einer Abhängigkeitsentwicklung<br />
beitragen können, lassen<br />
sich dem Bereich „Droge“ bzw. „Mittel“ zuordnen.<br />
Dabei geht es zum einen um die<br />
Wirkung der Droge selbst, ihr Suchtpotenzial.<br />
Denn während bei manchen <strong>Drogen</strong><br />
meist sehr schnell eine Abhängigkeit entsteht,<br />
z. B. Heroin, dauert es bei anderen<br />
Mitteln in der Regel Jahre, bis dies geschieht,<br />
z. B. bei Alkohol.<br />
Der Bereich soziales Umfeld bzw. Milieu<br />
schließlich bezieht sich zum einen auf die<br />
Lebensumstände der Person, ihre berufliche<br />
und familiäre Situation beispielsweise. Zum<br />
anderen werden hier Faktoren zugeordnet,<br />
welche sich unmittelbar auf das soziale<br />
Umfeld für den <strong>Drogen</strong>gebrauch beziehen.<br />
So spielt die Verfügbarkeit der Droge eine<br />
wichtige Rolle. Wie leicht bzw. wie schwer<br />
ist die Droge zu beschaffen? Ist ihr Gebrauch<br />
allgemein akzeptiert? Wie werden<br />
Personen angesehen, die erkennbar unter<br />
der Wirkung der Droge stehen? Ist es z. B.<br />
akzeptiert, wenn sich jemand auf einer Feier<br />
soweit betrinkt, dass er irgendwo am<br />
Rande einschläft und sich am nächsten<br />
Morgen an nichts mehr erinnern kann? Ein<br />
Beispiel für die Bedeutung dieses Bereiches<br />
ist Tabak. Der Imagewandel des Rauchens<br />
und neuen Gesetze und Vorschriften, wie<br />
das Verbot der Abgabe von Tabakwaren an<br />
unter 18-Jährige, das Verbot des Rauchens<br />
in öffentlichen Gebäuden und Verkehrsmitteln<br />
sowie höhere Steuern und damit Preise<br />
für Tabakwaren, haben dazu beigetragen,<br />
dass Jugendliche heute sehr viel seltener<br />
rauchen als noch vor wenigen Jahren.<br />
Inzwischen geben sogar über 70 Prozent<br />
an, Nie-Raucher zu sein, das heißt, sie sind<br />
von vorneherein nicht am Rauchen interessiert<br />
(vgl. <strong>Drogen</strong>- und Suchtbericht 2012,<br />
S. 21).
23<br />
Das Betäubungsmittelgesetz<br />
Das „Gesetz über den Verkehr mit Betäubungsmitteln<br />
(BtMG)“ und seine Nebengesetze<br />
regeln den Umgang mit Stoffen und<br />
Zubereitungen, denen aufgrund ihrer psychotropen<br />
Wirkung ein besonderes Abhängigkeitspotenzial<br />
und eine besondere<br />
Schädlichkeit zugeschrieben wird.<br />
Wer diese Stoffe ohne Erlaubnis nach den<br />
Vor schriften des BtMG anbaut oder herstellt,<br />
sie besitzt, konsumiert oder mit<br />
ihnen handelt, macht sich strafbar.<br />
<strong>Die</strong> Betäubungsmittel-Verschreibungsordnung<br />
legt fest, unter welchen Bedingungen<br />
und in welchen Mengen von Ärzten<br />
oder Zahnärzten die dem BtMG unterstellten<br />
Stoffe und Zubereitungen verordnet<br />
wer-den dürfen. Sie regelt beispielsweise<br />
auch die Abgabe von Methadon an<br />
Heroinab hän gige. In jüngster Zeit wurde<br />
diese Verordnung dahingehend ergänzt,<br />
dass Schwerstopiatabhängige künstlich<br />
hergestelltes Heroin verordnet bekommen<br />
können, um ihr Leben zu retten.<br />
<strong>Die</strong> ersten gesetzlichen Regelungen bezogen<br />
sich auf den Umgang und Handel<br />
mit Morphin und Opium; daher der Name<br />
Betäubungsmittelgesetz. Heute umfasst<br />
das BtMG auch Stoffe und Zubereitungen<br />
mit halluzinogenen, aufputschenden oder<br />
beruh i genden Wirkungen. Durch vielfache<br />
Ergän zungen wird versucht, mit der Entwicklung<br />
auf dem <strong>Drogen</strong>markt Schritt zu<br />
halten. Ecstasy wurde 1986 dem BtMG<br />
unterstellt.
24<br />
Modedroge „Spice“<br />
Ein aktuelles Beispiel ist „Spice“. Eigentlich<br />
als Räucherware zur Verbesserung der<br />
Raumluft im Handel ausgezeichnet wurde<br />
es in Form selbstgedrehter Zigaretten oder<br />
in der Wasserpfeife geraucht. Seine Wirkung<br />
machte es zur – zunächst legalen –<br />
Ersatzdroge für Cannabiskonsumenten. <strong>Die</strong><br />
Analysen ergaben dann, dass die Kräutermischungen<br />
synthetische, das heißt künstlich<br />
hergestellte, Cannabinoide enthielten.<br />
<strong>Die</strong>se Substanzen aus der Arzneimittelforschung<br />
haben eine vielfach stärkere Wirkung<br />
als das natürliche THC der Cannabispflanze<br />
und bedeuten ein hohes gesundheitliches<br />
Risiko. Im Januar 2009 wurde<br />
„Spice“ deshalb unter das Betäubungsmittelgesetz<br />
gestellt und verboten.<br />
<strong>Die</strong> wohl langanhaltendste Diskussion um<br />
das Betäubungsmittelgesetz betrifft Cannabis.<br />
Nicht nur Konsumenten, sondern auch<br />
viele Fachleute kritisieren seine Gleichsetzung<br />
mit <strong>Drogen</strong> wie Opium, Kokain oder<br />
Heroin. Tatsächlich sind Tabak und Alko hol<br />
mindestens ebenso potente <strong>Drogen</strong> und<br />
von den möglichen körperlichen Folgeschäden<br />
und von der Häufigkeit her gesehen<br />
gefährlicher als Cannabis.<br />
eingesetzt werden sollte und deshalb verordnungsfähig<br />
sein müsste.<br />
Hilfe statt Strafe<br />
Alle Handlungen, die gegen das Betäubungsmittelgesetz<br />
verstoßen, sind Straftaten.<br />
Schwerst- und Schwerkriminalität, wie<br />
die Machenschaften der illegalen <strong>Drogen</strong>mafia<br />
und Dealertum aus Profitgier, können<br />
in dieser Broschüre nicht dargestellt<br />
werden.<br />
Am anderen Ende der Skala stehen die<br />
<strong>Drogen</strong>konsumenten und -abhängigen.<br />
Sie machen sich für ihre Sucht zwangsläufig<br />
strafbar. Zu dealen, unreine <strong>Drogen</strong> zu<br />
verkaufen, zu stehlen, mit Hehlerware zu<br />
handeln, Wohnungseinbrüche und dergleichen<br />
mehr, bleibt oft die einzige Möglichkeit,<br />
ihre Sucht zu finanzieren.<br />
Für diese Gruppe der <strong>Drogen</strong>abhängigen<br />
sieht das Betäubungsmittelgesetz Prinzip<br />
„Hilfe statt Strafe“ vor. Das heißt, straffällig<br />
gewordene Abhängige können sich in<br />
einem Gerichtsverfahren für eine Therapie<br />
entscheiden anstatt zu einer Gefängnisstrafe<br />
verurteilt zu werden.<br />
Aber die Gefahr psychischer Abhängigkeit<br />
und langfristiger psychischer Folgeschäden<br />
besteht auch bei Cannabis-Produkten.<br />
Zudem wird Cannabis meist zusammen mit<br />
Tabak geraucht, sodass die negativen<br />
gesundheitlichen Folgen des Rauchens<br />
gleichfalls bedacht werden müssen.<br />
Andererseits gibt es deutliche Hinweise auf<br />
eine therapeutische Anwen dung von Cannabis,<br />
z. B. gegen Übelkeit und Erbrechen<br />
bei Krebspatienten. Hier stellt sich die Frage,<br />
ob Cannabis zu medizinischen Zwecken
25<br />
Wie kann man Jugendliche vor <strong>Drogen</strong><br />
schützen?<br />
Der Einstieg in den <strong>Drogen</strong>konsum geschieht fast immer im Jugendalter<br />
und viele Eltern machen sich große Sorgen, dass ihr Kind <strong>Drogen</strong> konsumieren<br />
und von ihnen abhängig werden könnte. Dabei denken viele in<br />
1. Linie an die illegalen <strong>Drogen</strong>. Cannabis wurde und wird dabei oft als<br />
eine Art Einstiegsdroge angesehen.<br />
In aller Regel sind jedoch die legalen <strong>Drogen</strong><br />
Tabak und Alkohol die <strong>Drogen</strong>, die<br />
Kinder zuerst ausprobieren und nach und<br />
nach regelmäßiger gebrauchen. Gerade<br />
das Rauchen von Tabakwaren bereitet auf<br />
den Gebrauch von Cannabis vor. Und nur<br />
wenige Cannabiskonsumierende greifen<br />
später tatsächlich zu anderen illegalen <strong>Drogen</strong>.<br />
Für die Prävention (Vorbeugung) des<br />
Gebrauchs illegaler <strong>Drogen</strong> gelten deshalb<br />
die gleichen Grundsätze, wie für die Vorbeugung<br />
gegen übermäßigen Alkoholkonsum<br />
und gegen das Rauchen.<br />
Kinder stärken und<br />
ihnen ein Vorbild sein<br />
Niemand kann garantieren, dass ein Mädchen<br />
oder Junge später nicht im Übermaß<br />
zu Alkohol oder anderen <strong>Drogen</strong> greifen
26<br />
wird. Aber Eltern und alle, die mit Kindern<br />
und Jugendlichen zusammenkommen,<br />
können viel dafür tun, dass Kinder zu<br />
gesunden und unabhängigen Persönlichkeiten<br />
heranwachsen. <strong>Die</strong> Erziehung zur<br />
Unabhängigkeit beginnt im Kleinkindalter.<br />
Zwei Dinge sind besonders wichtig: Ein<br />
gutes Selbstwertgefühl und eine stabile<br />
Persönlichkeit sind der beste Schutz gegen<br />
Abhängigkeit. Kinder brauchen die Unterstützung<br />
ihrer Eltern, um beides entwickeln<br />
zu können. Nur wenn sie sich geliebt,<br />
anerkannt und geborgen fühlen, können<br />
sie lernen, sich selbst ernst zu nehmen und<br />
ihr Leben aktiv zu gestalten.<br />
Besonders wichtig für die Suchtvorbeugung<br />
ist zudem das Vorbild der Eltern und<br />
anderer Erwachsener. Gewohnheitsmäßiger<br />
Alkoholkonsum, z. B. beim Essen oder Fernsehen,<br />
verankert in Kindern die Überzeugung,<br />
Alkohol gehöre zum Leben von<br />
Erwachsenen dazu. Trinken Eltern z. B. um<br />
Ärger und Wut, Stress oder Trauer besser<br />
ertragen zu können, wird diese „Lösung“<br />
von den Kindern gelernt. Eltern, die selbst<br />
maßvoll und verantwortungsvoll mit Alkohol<br />
umgehen und ihn nicht gebrauchen,<br />
um mit Problemen besser umgehen zu<br />
können, tragen viel zur Vorbeugung einer<br />
Alkoholgefährdung ihrer Kinder bei. Gleiches<br />
gilt für das Rauchen. Ein rauchfreies<br />
Elternhaus legt einen wichtigen Grundstein<br />
dafür, dass die Kinder später ebenfalls<br />
nicht anfangen zu rauchen.<br />
Alle Präventionsbemühungen, die das Verhalten<br />
der einzelnen Person beeinflussen<br />
sollen, werden unter dem Begriff Verhaltensprävention<br />
zusammengefasst. Neben<br />
der Stärkung der Persönlichkeit, bedeutet<br />
Prävention die Schaffung von Rahmenbedingungen,<br />
die den <strong>Drogen</strong>konsum<br />
erschweren.<br />
<strong>Die</strong>se Maßnahmen werden der „Verhältnisprävention“<br />
zugerechnet.<br />
Im Bereich der illegalen <strong>Drogen</strong> sind hier<br />
natürlich zuerst die gesetzlichen und polizeilichen<br />
Maßnahmen zu nennen, mit<br />
denen versucht wird, den Handel und<br />
Gebrauch dieser <strong>Drogen</strong> zu verhindern.<br />
Hinsichtlich der legalen <strong>Drogen</strong> warfen Kritiker<br />
der Politik lange vor, zu freizügig zu<br />
sein. Hier wurden in den letzten Jahren,<br />
insbesondere im Bereich der Tabakprävention,<br />
die Weichen neu gestellt. Tabakwaren<br />
wurden auch über Steuern deutlich verteuert.<br />
Seit September 2007 ist das Mindestalter<br />
für den Verkauf von Tabakwaren auf<br />
18 Jahre angehoben worden. Unter 18-Jährigen<br />
ist seitdem auch das Rauchen – das<br />
gilt auch für das Rauchen von Wasserpfeifen<br />
– in der Öffentlichkeit verboten. <strong>Die</strong><br />
Zigarettenautomaten wurden mittlerweile<br />
auf die Bezahlung mit Chipkarten<br />
um gestellt. Ein nächster Schritt wird die<br />
Einführung von Mindestpackungsgrößen<br />
sein. So soll verhindert werden, dass junge<br />
Menschen Packungen mit nur wenigen<br />
Zigaretten zu einem geringen Preis kaufen.<br />
Auch beim Thema Alkohol werden seit<br />
einigen Jahren vermehrt Anstrengungen<br />
unternommen, über die Regeln eines risikoarmen<br />
Konsums aufzuklären.<br />
Früherkennung<br />
Neben der Suchtvorbeugung ist die Früherkennung<br />
von Abhängigkeitsproblemen<br />
besonders wichtig. Denn auch für Suchterkrankungen<br />
gilt: Je früher die Krankheit<br />
erkannt wird, desto besser sind die Chancen<br />
auf eine schnelle und vollständige Heilung.<br />
Oft ist dies schwierig, da die Anzeichen<br />
(Symptome) für eine Suchtgefähr-
27<br />
dung unspezifisch sind. Das heißt, die im<br />
Folgenden genannten Symptome können<br />
auf eine beginnende Suchtentwicklung<br />
hindeuten. Möglicherweise sind sie aber<br />
auch Ausdruck anderer gesundheitlicher<br />
und sozialer Probleme. In jedem Fall sollten<br />
sie der Anlass dafür sein, sich gezielt zu<br />
informieren, z. B. bei einer Beratungseinrichtung<br />
oder Krankenkasse um der betroffenen<br />
Person Unterstützung anzubieten.<br />
Warnhinweise:<br />
■■<br />
Konzentrationsschwäche und Unruhezustände<br />
■■<br />
Eindruck der Eltern, das Kind habe sich<br />
verändert<br />
■■<br />
Schulschwierigkeiten/Leistungsknick<br />
■■<br />
neuer Freundeskreis, „Szenemode“<br />
■■<br />
Verwahrlosung/Vernachlässigung der<br />
Körperhygiene<br />
Wege der Hilfe<br />
› <strong>Die</strong> Bereitschaft, Hilfe anzunehmen, wächst bei Men schen mit<br />
<strong>Drogen</strong>problemen meist über einen längeren Zeitraum.
28<br />
Welche Rolle spielen <strong>Drogen</strong> in Ihrem<br />
Leben?<br />
Es ist nicht immer leicht zu er<strong>kennen</strong>, wie<br />
stark die Bindung an eine Droge bereits ist.<br />
<strong>Die</strong> Beantwortung der folgenden drei Fragen<br />
kann Ihnen einen ersten Hinweis<br />
geben:<br />
Ja oder Nein?<br />
■■<br />
Ich habe oft versucht, meinen <strong>Drogen</strong>konsum<br />
einzuschränken. Leider ohne<br />
dauerhaften Erfolg.<br />
■■<br />
■■<br />
Es ist mir lieber, die anderen wissen nicht<br />
genau, in welchem Umfang ich <strong>Drogen</strong><br />
konsumiere.<br />
Ich habe mir einen kleinen Vorrat meiner<br />
<strong>Drogen</strong> angelegt.<br />
Haben Sie einer oder mehrerer dieser Aussa<br />
gen zugestimmt? Dann sollten Sie sich<br />
mög lichst bald – am besten mit professioneller<br />
Hilfe – um eine Verringerung Ihres<br />
<strong>Drogen</strong> kon sums bemühen.<br />
Am Beginn steht die Erkenntnis, dass der<br />
<strong>Drogen</strong>konsum zu einem Problem gewor -<br />
den ist:<br />
■■<br />
Freundinnen und Freunde haben sich<br />
abgewandt.<br />
■■<br />
■■<br />
■■<br />
■■<br />
■■<br />
■■<br />
In der Partnerschaft kommt es ständig zu<br />
Streitereien.<br />
Der Arbeitsplatz ist gefährdet, vielleicht<br />
gar verloren.<br />
<strong>Die</strong> Neben- und Nachwirkungen des<br />
<strong>Drogen</strong>konsums werden immer gravierender.<br />
Erste gesundheitliche Schäden sind<br />
eingetreten.<br />
Man ist ständig niedergeschlagen.<br />
<strong>Die</strong> finanzielle Situation spitzt sich zu.<br />
Wie sehr sie an die Droge gebunden sind,<br />
wird den Betroffenen jedoch oft erst deutlich,<br />
wenn sie versuchen, den Konsum aufzugeben<br />
bzw. einzuschränken. Entgegen ihren<br />
immer wieder neu gefassten Vorsät zen greifen<br />
sie weiterhin zur Droge. <strong>Die</strong> meisten<br />
schämen sich sehr dafür und bemühen sich<br />
umso mehr, nach außen hin die Fassade<br />
aufrechtzuerhalten. Das ganze Aus maß ihres<br />
Problems können sie sich nicht einmal<br />
selbst eingestehen.<br />
Trotzdem wissen und fühlen die meisten<br />
genau, dass ihr <strong>Drogen</strong>konsum die Ursache<br />
von Problemen ist. Zugleich aber ist<br />
ihre Angst vor dem Verlust der Droge(n)<br />
riesen-groß. Ein Leben ohne Alkohol, ohne<br />
Joints, ohne Tabletten, ohne Zigaretten,<br />
das können sie sich nach jahrelangem <strong>Drogen</strong>gebrauch<br />
nicht mehr vorstellen.<br />
Das Leiden an der Droge und die Angst vor<br />
ihrem Verlust halten sich oft über lange<br />
Zeit die Waage. Und die Hemmschwelle<br />
gegenüber psychosozialen Hilfeangeboten<br />
ist beträchtlich. Es lohnt sich jedoch, die<br />
Furcht zu überwinden und Kontakt zu einer<br />
Bera tungs stelle (z. B. städt. Suchtberatungsstelle<br />
oder Caritas) aufzunehmen.
29<br />
Behandlung<br />
<strong>Die</strong> Behandlung einer Abhängigkeitserkrankung<br />
kann modellhaft in vier Abschnitte<br />
gegliedert werden:<br />
1. Kontakt- und Motivationsphase<br />
2. Entzug (oder Entgiftung)<br />
3. Entwöhnung<br />
4. Nachsorge<br />
1. Kontakt- und<br />
Motivationsphase<br />
In der Kontakt- und Motivationsphase geht<br />
es zunächst um eine Klärung der Situation.<br />
Hierfür finden in der Regel mehrere Gespräche<br />
mit einer Beraterin oder einem<br />
Berater statt, in denen es um Fragen geht<br />
wie:<br />
■■<br />
■■<br />
■■<br />
Wie ist die Lebenssituation der/des Ratsuchenden?<br />
Welche <strong>Drogen</strong> werden in welchem Umfang<br />
konsumiert?<br />
Welche gesundheitlichen, rechtlichen,<br />
sozialen etc. Probleme sind dadurch<br />
entstanden?<br />
■■<br />
Welche Hilfen sind möglich und notwen -<br />
dig?<br />
<strong>Die</strong> Gespräche sind vertraulich und in der<br />
Regel kostenlos. Meist kann man auf<br />
Wunsch zudem anonym bleiben. <strong>Die</strong>s kann<br />
ggf. durch einen Anruf erfragt werden.<br />
Nach dieser Klärungsphase geht es darum,<br />
an einen Punkt zu gelangen, an dem die<br />
Angst vor dem Verlust der Droge so weit<br />
überwunden ist, dass die/der Betroffene<br />
sich zum Absetzen der Droge(n) bzw. bei<br />
bestehender körperlicher Abhängigkeit<br />
zum Entzug entschließen kann.<br />
Das Angebot an qualifizierten Hilfen ist<br />
breit gefächert und auf die unterschiedlichen<br />
Schweregrade von Abhängigkeitserkrankungen<br />
abgestimmt. Konkret geht es<br />
in der Kontakt- und Motivationsphase deshalb<br />
darum, die weitere Behandlung zu<br />
planen, geeignete therapeutische Angebote<br />
auszuwählen und die Frage der Kostenübernahme<br />
zu klären.<br />
2. Entzug<br />
Der Entzug ist die Entgiftung des Körpers.<br />
In der Regel wird dabei die Droge abrupt<br />
abgesetzt. Lediglich bei eini gen Medikamenten,<br />
z. B. Benzodiazepinen, ist ein<br />
„Aus schleichen“, ein langsames Herunterdosieren<br />
notwendig.<br />
Viele Abhängige haben gerade vor dem<br />
Ent zug große Angst. Mit entsprechender<br />
medizinischer und psychosozialer Betreuung<br />
können die gefürchteten Entzugserscheinungen<br />
jedoch deutlich gemildert<br />
werden. <strong>Die</strong> Entgiftung kann ambulant<br />
oder stationär erfolgen, je nach Art der<br />
Abhängigkeit und Lebenssituation der/des<br />
Betroffenen. Sie ist nach zwei bis drei Wochen<br />
abge schlos sen.<br />
Mittlerweile allgemein akzeptiert ist die<br />
Substitutionstherapie, z. B. mit Methadon.<br />
Ganz entscheidend hierbei ist, dass eine<br />
umfassende psychosoziale Betreuung gewährleistet<br />
ist.<br />
3. Entwöhnung<br />
Entwöhnung bedeutet meist eine mehrere<br />
Wochen oder Monate dauernde ambulante<br />
oder stationäre Psychotherapie zur Absicherung<br />
der Abstinenz.
30<br />
Ziel der Entwöhnungsphase ist es, Wege zu<br />
einem zufriedenen Leben ohne <strong>Drogen</strong>missbrauch<br />
zu finden und so die neu erlangte<br />
Abstinenz langfristig abzusichern.<br />
<strong>Die</strong> dem <strong>Drogen</strong>missbrauch zugrunde liegenden<br />
Probleme haben sich in der Zeit<br />
der Abhängigkeit meist noch verschärft<br />
und der <strong>Drogen</strong>konsum hat zu neuen Pro-<br />
blemen geführt: kein Ausbildungsplatz,<br />
Einsam keit, Stress, das Gefühl, nicht gemocht<br />
zu werden – der Verzicht auf die<br />
Droge allein greift zu kurz. Gelingt es nicht,<br />
die Situa tion und das Lebensgefühl nachhaltig<br />
zu verbessern, wird der Rückgriff auf<br />
die Droge bald wieder als der einzige Ausweg<br />
erscheinen.<br />
4. Nachsorge<br />
› „Das war nicht die Freiheit, die ich gesucht hatte.“<br />
Kerstin ist 33, seit neun Jahren clean.<br />
habe ich mich für die Therapie entschieden.<br />
Ich war voller Misstrauen und hatte<br />
riesige Angst. Aber zurück wollte ich<br />
auch nicht mehr. Das erste halbe Jahr<br />
habe ich nur von <strong>Drogen</strong> geträumt.<br />
Neben der <strong>Drogen</strong>therapie habe ich<br />
dann noch eine Psychotherapie begonnen.<br />
„Um meinen Bedarf decken zu können,<br />
habe ich gedealt. Bis ich erwischt wurde.<br />
Es klingt komisch, aber für mich war<br />
der Knast eine Chance. Ich war eingesperrt<br />
wie ein Tier, und ich litt wie ein<br />
Tier.<br />
Das war nicht die Freiheit, die ich<br />
gesucht hatte! Als mich der Richter vor<br />
die Wahl ,Therapie oder Knast‘ stellte,<br />
Bis ich eines Tages an einem Punkt war,<br />
an dem ich sagen konnte: Ich mag<br />
mich. Es ist mir egal, wie ich nach<br />
außen wirke. Ich finde mich okay.<br />
Das war ein solides Funda ment.<br />
Was mich am clean sein hält? Ich will<br />
nicht mehr betäubt sein. Kicks kann ich<br />
mir auch ohne <strong>Drogen</strong> verschaffen,<br />
wenn ich vom Alltag einmal genug<br />
habe. Und ich will, dass meine Gefühle<br />
echt sind.“
31<br />
Durch die Entzugs- und Entwöhnungsbehandlung<br />
wird die Grundlage für ein<br />
dauerhaft abstinentes Leben geschaffen.<br />
Dennoch besteht besonders in den ersten<br />
Monaten die Gefahr, rückfällig zu werden,<br />
z. B. wenn in Familie oder Partnerschaft<br />
neue Probleme auftauchen oder die erhoffte<br />
Rückkehr in den Beruf nicht sofort<br />
gelingt. Auch Einsamkeit und Langeweile<br />
können Gründe für den erneuten Griff zur<br />
Droge sein. Welche Unterstützung Betroffene<br />
im Einzelfall brauchen, um beruflich und<br />
sozial wieder Anschluss zu finden und ihre<br />
Abstinenz bewahren zu können, wird im<br />
Rahmen der Entwöhnungstherapie besprochen.<br />
In Frage kommen z. B. regelmäßige<br />
Gesprächstermine in Arztpraxis oder Fachberatungsstelle.<br />
Angebote wie betreutes<br />
Wohnen und Arbeiten oder das Nachholen<br />
schulischer oder beruflicher Qualifikation<br />
geben auch ehemals Schwerabhängigen<br />
eine Chance auf Wiedereingliederung. Ein<br />
besonderer Stellenwert in der Nachsorge<br />
kommt den Selbsthilfegruppen zu.<br />
Wie Angehörige und Freunde<br />
helfen können<br />
› Für <strong>Drogen</strong>probleme wie auch für jedes andere persönliche Problem gilt:<br />
Lösen kann sie nur die/der Betrof fene selbst. Der Wille zur Veränderung und<br />
die Bereitschaft, Hilfe anzunehmen, lassen sich nicht erzwingen.<br />
Das bedeutet jedoch nicht, dass Eltern,<br />
Part ner oder Partnerin tatenlos oder gar<br />
schweigend zusehen müssen. Ein erster<br />
Schritt ist eine offene Aussprache. In diesem<br />
Gespräch geht es darum, die Betroffene/den<br />
Betroffe nen mit den eigenen Beobachtungen,<br />
Befürch tungen und Ängsten zu<br />
konfrontieren und auf Hilfsangebote hinzuweisen.<br />
Eventuelle drohende Konsequenzen<br />
sollten möglichst sachlich angekündigt<br />
werden. Ziel ist es außerdem, deutlich zu<br />
machen, dass jeder allein für seinen <strong>Drogen</strong>konsum<br />
verantwortlich ist.<br />
<strong>Die</strong> bereits erwähnten Beratungsstellen helfen<br />
bei der Vorbereitung auf ein solches<br />
Gespräch. Dabei können die eigenen<br />
Beobach tungen und Befürchtungen gemeinsam<br />
mit einer fachkundigen Person<br />
besprochen und nochmals überdacht werden.<br />
Eine zentrale Frage für Angehörige und<br />
Freun de ist die nach dem zukünftigen Verhalten.<br />
Was wollen wir, was können wir<br />
tun?<br />
In aller Regel wird der/die Betroffene die<br />
Probleme verharmlosen oder ganz abstreiten<br />
und die Abhängigkeit leugnen. Dennoch<br />
ist das Gespräch keinesfalls sinnlos:<br />
Kam es schon oft zu ergebnislosen Auseinandersetzungen,<br />
erfährt die/der Betroffene
32<br />
jetzt, dass die Angehörigen einen neuen<br />
Weg eingeschlagen haben. Wurde der<br />
Ver dacht bislang verschwiegen, erfährt der/<br />
die Betroffene, dass die Probleme gesehen<br />
werden. Das Wissen, dass andere den eigenen<br />
Zustand bemerken, erzeugt einen<br />
gewissen Druck. <strong>Die</strong> Ausrede, so schlimm<br />
könne es ja gar nicht sein, da niemand etwas<br />
bemerkt, zählt nun nicht mehr. Das<br />
Wissen um Hilfsangebote kann in einer der<br />
Krisen, die fast alle Menschen mit<br />
<strong>Drogen</strong>proble men erleben, handlungsauslösend<br />
sein.<br />
Unterstützung durch Selbsthilfegruppen<br />
<strong>Die</strong> Zeit, ehe die/der Betroffene den Willen<br />
zur Veränderung findet, ist sehr belastend.<br />
Eltern ängstigen und sorgen sich um ihr<br />
Kind, viele schämen sich und fühlen sich<br />
schuldig oder trauern um die verpassten<br />
Chancen. Zur psychischen kommt bei erwachsenen<br />
Betroffenen für die Partnerin/<br />
den Partner oft eine handfeste zusätzliche<br />
Arbeitsbelastung hinzu. <strong>Die</strong> Partnerin/der<br />
Partner erfüllt seine Aufgaben nicht mehr.<br />
Sofern es sich um persönliche Belange handelt,<br />
sollten sie unerledigt bleiben.<br />
Anderes, beispielsweise die Versorgung der<br />
Kinder, lässt sich nicht aufschieben. Um in<br />
dieser Zeit nicht Mut und Lebensfreude<br />
völlig zu verlieren und sich unabhängig von<br />
der/dem Betroffenen ein Stück Lebensfreude<br />
zu bewahren, können Angehörige auf<br />
die Unter stützung von Selbsthilfegruppen<br />
oder Bera tungsstellen zurückgreifen.<br />
Je eher geholfen wird, desto besser sind die Chancen,<br />
die Abhängigkeits erkran kung wirklich vollständig zu überwinden.
33<br />
Den eigenen Weg finden<br />
Der Sohn von Manfred und Renate Wetzel (Name geändert) konsumierte etwa<br />
fünf Jahre lang Haschisch. Nach mehrwöchigem exzessivem Konsum kam es<br />
zum Ausbruch einer Psychose. Zurzeit ist Thorsten clean und in psychiatrischer<br />
Behandlung.<br />
„Das Zusammenleben mit unserem<br />
Sohn wurde uns unerträglich.<br />
Den ganzen Tag nichts als Passivität,<br />
keine Interessen, keine Unternehmung –<br />
nichts. Aktiv wurde er gegen Abend,<br />
wenn es darum ging, wo und wann<br />
eine „Party” stattfinden solle. Auf die<br />
Idee, Rücksicht zu nehmen, kamen er<br />
und seine Freunde gar nicht. Sie riefen<br />
auch mitten in der Nacht an, lärmten im<br />
Haus, wenn sie zum Teetrinken hierher<br />
kamen usw. Natürlich haben wir versucht,<br />
mit unserem Sohn zu sprechen.<br />
Doch wir sprachen gegen eine Wand.<br />
Da kam nichts an und nichts zurück. Er<br />
ist dann in eine WG gezogen. Nach<br />
zwei Wochen brachten die Freunde ihn<br />
zurück. Thorsten hatte religiöse Wahnideen,<br />
hörte Stimmen, litt unter Halluzinationen.<br />
Zum Beispiel sagte er: „Der Hund lacht<br />
über mich“. Damals haben wir uns entschlossen,<br />
in den Elternkreis zu gehen.<br />
Uns gibt die Gruppe sehr viel. Wir sind<br />
gelassener, ohne resigniert zu haben.<br />
Zusammen mit den anderen Müttern<br />
und Vätern haben wir über die komischen<br />
Situationen lachen gelernt, die es<br />
ja auch immer wieder gibt. Wenn sich<br />
beispielsweise der rebellische Sohn bitter<br />
darüber beklagt, dass seine Mutter<br />
seine Sachen nicht mehr in Ordnung<br />
hält. Vor allem aber helfen die Gespräche<br />
in der Gruppe, einen eigenen Weg<br />
zu finden, denn einen Königsweg gibt<br />
es nicht. Sie müssen lernen, sich nur das<br />
vorzunehmen und anzukündigen, was<br />
sie wirklich leisten können. Das herauszufinden,<br />
dabei hilft die Gruppe, und sie<br />
hilft dabei, wirklich konsequent zu bleiben.
34<br />
Adressen, Kontakte, Medien<br />
Ihre örtliche Geschäftsstelle der BARMER <strong>GEK</strong> hilft Ihnen gerne, wenn Sie Fragen<br />
zum Thema <strong>Drogen</strong> haben. <strong>Die</strong> Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter <strong>kennen</strong><br />
sich an Ihrem Wohnort aus und können Sie über Einrich tungen der Familien-,<br />
Jugend- und <strong>Drogen</strong> beratung informieren. Sie sagen Ihnen auch, wie Sie Kontakt<br />
zu Selbsthilfegruppen oder Therapieeinrichtungen aufnehmen können.<br />
Sollten Sie sich aufgrund von <strong>Drogen</strong>problemen für ein therapeutisches Angebot<br />
interessieren, klären Sie bitte unbedingt vor Therapiebeginn die Frage der<br />
Kostenübernahme in Ihrer BARMER <strong>GEK</strong> Geschäfts stelle.<br />
Fachliche Hilfe<br />
Kontakt zu fachlicher Hilfe finden Sie<br />
u. a. auch über:<br />
› Sucht- und <strong>Drogen</strong>Hotline:<br />
0180 5 313031, 24 Stunden täglich,<br />
(14 Cent pro Minute aus dem deutschen<br />
Festnetz, Mobilfunk höchstens 42 Cent pro<br />
Minute)<br />
› Infotelefon zur Suchtvorbeugung der<br />
Bundeszentrale für gesundheitliche<br />
Aufklärung:<br />
02 21/89 20 31,<br />
Mo. – Do. 10 bis 22 Uhr,<br />
Fr. – So. 10 bis 18 Uhr<br />
› Deutsche Hauptstelle für<br />
Sucht fragen e. V.,<br />
Postfach 13 69, 59003 Hamm,<br />
Tel. 0 23 81/90 15-0,<br />
info@dhs.de<br />
www.dhs.de<br />
› Nummer gegen Kummer e. V.<br />
Kleiner Werth 34<br />
42275 Wuppertal<br />
– kostenlos, anonym und vertraulich –<br />
› Kinder- und Jugendtelefon<br />
Montags bis samstags von<br />
14 bis 20 Uhr<br />
Bundesweit kostenlos von Festnetz<br />
und Handy 0800 111 0 333<br />
› Elterntelefon<br />
Montags und mittwochs von<br />
9 bis 11 Uhr,<br />
dienstags und donnerstags von<br />
17 bis 19 Uhr<br />
Bundesweit kostenlos von Festnetz<br />
und Handy 0800 111 0 550<br />
www.nummergegenkummer.de<br />
› Telefonseelsorge<br />
0 800 111 0 111 oder 0 800 111 0 222<br />
täglich 24 Stunden<br />
– anonym, vertraulich, gebührenfrei –<br />
<strong>Die</strong> Telefonseelsorge bietet neben<br />
Gesprächen am Telefon auch einen<br />
Austausch per E-Mail und Chat an.<br />
Erreichbar über www.telefonseelsorge.de
35<br />
Kostenlose Materialien<br />
In allen Geschäftsstellen der BARMER <strong>GEK</strong><br />
liegen Broschüren zu den Themen Tabak,<br />
Alkohol und Medikamente für Sie zur<br />
Abholung bereit. Weiterhin bekommen<br />
Sie in jeder BARMER <strong>GEK</strong> Geschäftsstelle<br />
verschiedene Mate rialien zur schulischen<br />
Suchtprävention.<br />
Auch die Bundeszentrale für gesundheitliche<br />
Aufklärung (BZgA), Postfach 91 01 51,<br />
51071 Köln, www.bzga.de bietet verschiedene<br />
kostenlose Angebote zu den Themen<br />
Gesundheitsförderung und Suchtvorbeugung.<br />
So informiert z. B. die Broschürenreihe<br />
„Kinder stark machen – zu stark für<br />
<strong>Drogen</strong>“ (Bestell-Nr: 3371 0000) Eltern zum<br />
Thema Suchtprävention. Das Internet angebot<br />
www.drugcom.de richtet sich direkt<br />
an Jugendliche und junge Erwachsene<br />
zwischen 14 und 20 Jahren und bietet<br />
anonyme Information und Bera tung zum<br />
Konsum von illegalen und legalen <strong>Drogen</strong>.<br />
Ein wichtiger Schwerpunkt ist die Prävention<br />
der gesundheitlichen Folgen des Cannabiskonsums.<br />
Weitere Angebote erhalten Sie<br />
unter den oben genannten Adressen bei<br />
der BZgA.<br />
Quellen<br />
› Bundeszentrale für gesundheitliche<br />
Aufklärung:<br />
<strong>Die</strong> <strong>Drogen</strong>affinität Jugendlicher in der<br />
Bundesrepublik Deutschland 2011,<br />
n Teilband Alkohol<br />
n Teilband Rauchen<br />
n Der Konsum von Alkohol, Tabak und<br />
illegalen <strong>Drogen</strong>, aktuelle Verbreitung<br />
und Trends, Köln 2012<br />
› Bundeszentrale für gesundheitliche<br />
Aufklärung (BZgA):<br />
Förderung des Nichtrauchens bei<br />
Jugendlichen 2007, Eine Repräsentativbefragung<br />
der Bundeszentrale für gesundheitliche<br />
Aufklärung, Kurzbericht, Köln 2007<br />
› Deutsche Hauptstelle<br />
für Suchtfragen e. V. (DHS)<br />
(Hg.): Jahrbuch Sucht 2012, Lengerich,<br />
Papst Science Publishers, 2012<br />
› <strong>Drogen</strong>beauftragte der Bundesregierung:<br />
<strong>Drogen</strong>- und Suchtbericht 2012<br />
› REITOX-Bericht 2010 und 2011:<br />
n Pfeiffer-Gerschel, Tim et al. (2010).<br />
Bericht 2010 des nationalen REITOX-Knotenpunktes<br />
an die EBDD. DEUTSCHLAND.<br />
Neue Entwicklungen, Trends und Hintergrundinformationen<br />
zu Schwerpunktthemen.<br />
n Epidemiologischer Suchtsurvey 2009:<br />
Pabst, Alexander et al. (2010). Substanzkonsum<br />
und Substanzbezogene Störungen.<br />
Ergebnisse des Epidemiologischen Suchtsurvey<br />
2009. In: Sucht, 56 (5) 2010, S. 327-336.<br />
› Statistisches Bundesamt:<br />
n Leben in Deutschland, Haushalte, Familien<br />
und Gesundheit – Ergebnisse des Mikrozen<br />
sus 2005 + 2009, Wiesbaden 2006, 2010,<br />
www.destatis.de<br />
n Diagnose Alkoholmissbrauch:<br />
2011 wieder mehr Kinder und Jugendliche<br />
stationär behandelt. Pressemeldung vom<br />
05.02.2013<br />
www.destatis.de
Schon seit Jahrtausenden benutzen Men schen <strong>Drogen</strong> –<br />
Substanzen, die in der Lage sind, die Gedanken- und<br />
Gefühlswelt zu beein flussen. Der Missbrauch von <strong>Drogen</strong><br />
ist fast genauso alt und beschäftigt die Men schen als<br />
Problem schon lange. Auf die Frage, warum Menschen<br />
<strong>Drogen</strong> nehmen und weshalb manche von ihnen abhängig<br />
werden, gibt es viele Antworten. Aber auch die Möglichkeiten,<br />
Hilfe zu finden und die Wege zur Überwindung von<br />
<strong>Drogen</strong>problemen sind vielfältig.<br />
Mit dieser Broschüre möchten wir Ihnen einige Informationen<br />
und Anregungen zu diesen Fragen geben.<br />
<strong>Die</strong>se Broschüre behandelt u. a. folgende Themen:<br />
n Aktueller <strong>Drogen</strong>konsum in Deutschland<br />
n Mögliche Gründe für den <strong>Drogen</strong>konsum<br />
n <strong>Risiken</strong> des <strong>Drogen</strong>konsums und Abhängigkeitsgefahr<br />
n <strong>Drogen</strong>übersicht: Wirkungsweisen und <strong>Risiken</strong> einzelner<br />
<strong>Drogen</strong><br />
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