kinderschutzzentrum harburg - Hamburger Kinderschutzbund
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Hilfe statt Strafe<br />
Belastungen der allgemeinen Familiensituation, die von den Familien benannt wurden, waren:<br />
finanzielle Probleme (129 Familien), Krankheit/Behinderung/Tod (95 Familien), Erwerbslosigkeit<br />
(67 Familien), Isolation (56 Familien), unzureichende Wohnverhältnisse (49 Familien), Probleme<br />
im Kontext von Migration (37 Familien), Konflikte am Arbeitsplatz (28 Familien).<br />
Zudem lagen Besonderheiten in der Familiensituation vor, die für Kinder und Eltern belastend<br />
sind: schwere Beziehungskonflikte zwischen den Eltern (133 Familien), kein Kontakt zum Vater<br />
(90 Familien), schwere Konflikte mit der Herkunftsfamilie der Eltern (45 Familien), Kinder sind<br />
fremd untergebracht (42 Familien), Wegweisung (30 Familien), Kind wechselt zw. Haushalten (21<br />
Familien), kein Kontakt zur Mutter (17 Familien) oder Elternteile in Haft (6 Familien).<br />
Bezüglich der persönlichen Belastungen der Eltern wurden die Folgenden benannt: psychische<br />
Erkrankung, gesundheitliche Beeinträchtigung, Suizidalität, Sucht, Aggressivität.<br />
Biographischen Belastungen der Eltern waren in vielen Fällen sexuelle Misshandlungen, körperliche<br />
Misshandlungen, Vernachlässigung oder der Verlust von Bezugspersonen in der eigenen<br />
Kindheit.<br />
Im Rahmen einführender Gespräche wird ein<br />
Gesamtbild über die familiäre Problematik<br />
und das Ausmaß der Gefährdung für die betroffenen<br />
Kinder erstellt (Anamnese und Risikoeinschätzung).<br />
Das Kinderschutzzentrum<br />
ist daher immer bestrebt, die Kinder mehr<br />
oder weniger in den Beratungsprozess einzubeziehen.<br />
So wurden von den 512 Kindern<br />
und Jugendlichen insgesamt 440 Kinder und<br />
Jugendliche im Kinderschutzzentrum gesehen<br />
– ganz unabhängig davon, welches Beratungssetting<br />
letztlich gewählt wurde.<br />
Belastungen, Konflikte und Symptome der Familienmitglieder, die Problemsicht und Wünsche<br />
von Eltern und Kindern, die Ressourcen von Eltern, den Schutz ihrer Kinder selbstständig gewährleisten<br />
zu können, und die Beziehung zwischen Kind und Eltern sind zusätzliche Informationen,<br />
die in eine umfassende Problembeschreibung mit einbezogen werden.<br />
In der Regel werden im Anschluss an die Problembeschreibung Entscheidungen bezüglich des<br />
weiteren Vorgehens getroffen.<br />
Komplexe und komplizierte Familienverhältnisse erfordern komplexe Hilfen, so dass an dieser<br />
Stelle vielfältige Fragen zu beantworten sind: Mit wem soll gearbeitet werden? Mit der ganzen<br />
Familie, einzelnen Personen und/oder mit dem Kind? Wer (Mann/Frau) und wie viele KollegInnen<br />
sollen mit dem Fall befasst sein? Wie häufig und über welchen Zeitraum wird Beratung<br />
angeboten?<br />
In fast allen Fällen wird in wechselnden Settings gearbeitet, Gespräche mit der ganzen Familie<br />
ermöglichen einen umfassenderen Blick auf das Beziehungsgefüge. Gleichzeitig ist es möglich,<br />
im Familiengespräch das gemeinsame Schweigen und Tabuisierungen anzusprechen und der<br />
Familie zu helfen, eine gemeinsame Realität zu schaffen.<br />
Es erweist sich jedoch gerade in Fällen der Gewalt oft als schwierig, mit dem gesamten Familiensystem<br />
zu arbeiten. Gewalt in der Familie bedeutet für alle Beteiligten tiefe Verletzungen,<br />
Vertrauensverlust, Misstrauen und Angst. Dies macht es in vielen Fällen notwendig, alternativ<br />
oder ergänzend zu Familiengesprächen, den Erwachsenen Einzelgespräche anzubieten.