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Runterladen - DKSB-Tuttlingen

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Die 5-jährige G. erzählt:<br />

Ich heiße G. und bin 5 Jahre alt. Mit meiner<br />

Mama und meinem großen Bruder wohne ich<br />

seit einiger Zeit in einer kleinen Wohnung. Das<br />

war nicht immer so. Wir hatten einmal ein<br />

ganzes Häuschen mit Garten und viel Platz zum<br />

Spielen, und da war der Papa noch da.<br />

Manchmal haben wir ganz tolle Sachen<br />

zusammen gemacht, waren im Schwimmbad,<br />

auf dem Spielplatz oder im Zoo. Aber<br />

manchmal hatte ich auch furchtbare Angst, weil<br />

Papa viel aus so kleinen grünen Flaschen<br />

getrunken und anschließend mit der Mama<br />

gestritten hat. Sie haben sich angeschrien,<br />

manchmal hat der Papa etwas durch das<br />

Zimmer geworfen und dann die Mama<br />

geschlagen. Ich habe mich dann immer ganz<br />

schnell im Schrank versteckt und mir die Ohren<br />

zugehalten. Als es wieder ruhig war, kam ich aus<br />

meinem Versteck und sah, dass Mama weint.<br />

Ich wusste nicht, wie ich sie trösten soll. Ich will<br />

nicht, dass Mama weint. Mein Bruder war mal<br />

ganz mutig und wollte Mama helfen. Er ist mit<br />

seinem Holzhammer auf den Papa<br />

losgegangen, aber da hat er so eine Ohrfeige<br />

bekommen, dass er durch das ganze Zimmer<br />

gerutscht ist. Als Papa an einem Tag wegging,<br />

hat die Mama ganz schnell ein paar Sachen<br />

eingepackt. Onkel W. hat uns dann mit dem<br />

Auto abgeholt und uns in ein Haus gebracht,<br />

wo noch andere Mamas und Kinder waren. Ich<br />

wusste nicht, was ich denken sollte. Wir sollten<br />

hier erst mal bleiben, aber das ist doch nicht<br />

mein Zuhause? Manchmal war es lustig, mit den<br />

anderen zu spielen, aber geärgert haben die<br />

mich auch ganz oft, weil ich damals der Kleinste<br />

war. Mama hat mir meist gar nicht richtig<br />

zugehört, die war so traurig und mit vielem<br />

anderen immer beschäftigt. Manchmal habe ich<br />

gedacht, sie würde gar nicht merken, wenn ich<br />

nicht mehr da wäre. Aber dann kam sie und<br />

sagte, dass sie eine neue Wohnung für uns<br />

13<br />

BEGLEITETER UMGANG<br />

hätte. Na, da war ich gespannt: ich finde es<br />

schön hier, aber voll klein, ich vermisse meine<br />

Spielsachen und meinen Papa. Mama sagt, sie<br />

will ihn am liebsten nie mehr wiedersehen und<br />

mein Bruder rastet gleich aus. Wenn ich nach<br />

Papa frage, schnauzt er mich an, ich solle den<br />

Mund halten. Ich bin ja so froh, dass sie sich<br />

nicht mehr streiten und Mama nicht geschlagen<br />

wird, aber er ist doch mein Papa. Darf ich ihn<br />

jetzt nicht mehr lieb haben? Ob er wohl an mich<br />

denkt und mich vermisst?<br />

Und dann kam ein Brief, in dem stand, dass der<br />

Papa uns wieder sehen will. Mama hat geweint<br />

und mein Bruder hat die Tür zu unserem<br />

Zimmer zugeschlagen und gebrüllt: Nein, ich<br />

geh da nie hin, niemals! Er war so wütend, dass<br />

ich mich nicht ins Zimmer getraut habe und ich<br />

war ganz durcheinander. Ein bisschen habe ich<br />

mich gefreut, dass mein Papa mich nicht<br />

vergessen hat, aber wenn Mama und mein<br />

Bruder so reagieren, darf ich mich dann freuen?<br />

Mama ist mit uns zum Kinderschutzbund<br />

gefahren. Alle waren da voll nett, ich glaube das<br />

hat Mama gut getan. Wir durften spielen, aber<br />

mein Bruder saß einfach nur da und hat kein<br />

Wort gesagt. Ich habe mich da umgeschaut,<br />

alles ist fast wie im Kindergarten!<br />

Die Frau dort hat mir alles gezeigt und mit mir<br />

gespielt. Sie hat gesagt, dass ich wiederkommen,<br />

hier meinen Papa treffen und mit ihm<br />

spielen darf, sie sei dann auch immer dabei. Ob<br />

der Papa dann wirklich kommt? Ob er so lieb ist<br />

wie ganz früher? Ich bin ganz schön aufgeregt!<br />

Und wenn er wieder so ärgerlich wird? Aber da<br />

hat die Frau gesagt, sie ist dabei und passt auf.<br />

Ob ich ihr glauben kann?<br />

Ich hab schon richtig Bauchschmerzen von all<br />

dem Nachdenken.

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