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<strong>Exkursion</strong> <strong>EBT</strong> <strong>Sa1a</strong> 110507<br />
Richemont Bäckerfachschule, Luzern<br />
Rainmühle, Emmen<br />
Samstag 24.03.2012<br />
Richemont versteht sich als unabhängiges,<br />
internationales Kompetenzzentrum der<br />
Gesamtbranche Bäckerei, Konditorei und<br />
Confiserie. Wir hatten das Glück, einen<br />
„Minikurs“ zum Thema Brotbacken für uns<br />
buchen zu können.<br />
Die vielfältigen Dienstleistungen von<br />
Richemont beinhalten unter anderem eine<br />
umfassende Aus- und Weiterbildung der oben<br />
genannten Berufsgruppen, individuelle<br />
Seminare für Firmen und Gruppen,<br />
Verkaufsschulungen vor Ort, den Buch- und<br />
Lehrmittelverlag, ein breitgefächertes<br />
Beratungsangebot sowie Forschung &<br />
Entwicklung. Total sind 100 Personen<br />
angestellt (davon 60 Vollzeit) Eine attraktive,<br />
öffentliche Gastronomie mit Hotel runden das<br />
Angebot ab.<br />
Andi Dossenbach, Leiter Labor<br />
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Unsere Schulung leitet Andi Dossenbach,<br />
Leiter Labor. Er ist zuständig für die Getreide-<br />
und Mehlanalytik und unterrichtet die Themen<br />
Lebensmittelrecht und Ernährung. Er sieht die<br />
Richemont Fachschule als Lobby für Brot, als<br />
Hüter des heiligen Grals, einer Brotbackkunst,<br />
die ohne Zusatzstoffe auskommen sollte, dafür<br />
aber Technologie, Wärme und Kälte sehr<br />
gezielt einsetzt.<br />
Der Brotkonsum messe sich immer am<br />
Wohlstand des Landes. Ein Vergleich: in der<br />
Schweiz ist der Brotkonsum rückläufig – jetzt<br />
sind es noch 130g pro Tag (das entspricht 50<br />
kg Mehl pro Person pro Jahr), im Gegensatz<br />
zum Osten – Beispiel Armenien mit 500g<br />
Brotkonsum pro Tag. Der Rückgang des<br />
Konsums in der Schweiz sei aber sicher auch<br />
auf den Trend zurückzuführen, dass die<br />
Kohlenhydrate nun als Dickmacher gelten.<br />
Daher werde mit neuen Brotsorten versucht,<br />
den Glykämischen Index tiefer zu halten –<br />
Roggen und Gerste sind geeignet.<br />
Die wichtigsten Brotgetreide, da am meisten<br />
Kleber (Gluten): 1) Weizen (hoch ertragreich<br />
2) Roggen 3) Urdinkel (ein sperriges Getreide)<br />
Hauptbrotgetreide ist Weichweizen (93%). Der<br />
inländische Weizen eignet sich gut. Wichtig<br />
beim Getreide oder Mehl einkaufen ist darauf<br />
zu achten, dass es eine Qualität zum<br />
Brotbacken ist. Weizen ist stark gezüchtet, der<br />
Kleberanteil sehr hoch, ebenso der Ertrag, und<br />
die Körner lassen sich sehr leicht schälen.<br />
Viele Menschen reagieren mit<br />
Unverträglichkeiten auf den Weizen wegen<br />
seiner Proteinzusammensetzung (Anmerkung
G. Fassbind: teilweise auch wegen den vielen<br />
Zusätzen wie Enzymen in Broten der<br />
Industriebäckerei). Dann eignet sich der<br />
Vorläufer als Alternative: der Urdinkel. Er ist<br />
aber ein sperriges Getreide mit weniger Ertrag,<br />
die Spelze stärker mit dem Korn verbunden.<br />
Dinkel ist keine Alternative, da es eine mit<br />
Weizen gekreuzte Sorte ist.<br />
Getreide mit wenig Kleber, aber als Zusatz zu<br />
Brot einsetzbar (von links nach rechts): Hafer,<br />
Gerste, Mais, Hirse, Reis.<br />
Im Trend ist wie bereits gesagt der tiefe<br />
glykämische Index. Neben der Vollkornqualität<br />
ist auch die Getreidewahl von Bedeutung:<br />
Roggen ist ein robustes Getreide, enthält mehr<br />
lösliche Nahrungsfasern (Pektine, Pentosane),<br />
ist daher tiefer im GI als Weizen und enthält<br />
mehr und andere sekundäre Pflanzenstoffe.<br />
Roggen eignet sich für die Sauerteigherstellung.<br />
Im Trend ist auch Einkorn,<br />
ebenfalls wie Urdinkel ein Vorläufer des<br />
Weizens. Als Zusätze im Brot werden Teff<br />
(äthiopische Zwerghirse), Hafer (Haferkleie,<br />
bindet Cholesterin im Darm), Hirse (viel<br />
Kieselsäure), neu auch Gerstenkleie (viel<br />
lösliche Nahrungsfasern wie Betaglukane)<br />
verwendet – ebenfalls zum Senken des GI und<br />
zum Herausheben des Gesundheitswertes. Als<br />
letztes erwähnt Andi Dossenbach den Reis,<br />
der am nördlichsten angebaut wird, nämlich im<br />
Tessin (Gutsbetrieb Terreni alla Maggia mit der<br />
Eidechse als Symbol, mit Hotel Castello del<br />
Sole dazu). Für noch mehr Nahrungsfasern<br />
wird auch Topinambour eingesetzt, da er<br />
geschmacksneutral ist.<br />
Vollkornbrot wird aus Vollkornmehl hergestellt,<br />
welches gemäss Gesetz mind 98% des<br />
Getreidekorns enthält. Vollkornmehl sollte<br />
rasch verbraucht werden (spätestens nach 4-6<br />
Wochen), weil es viel aromatischer schmeckt<br />
und auch weil es sonst ranzig wird wegen des<br />
Keimlings. Vollkornbrote werden leider nicht oft<br />
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gegessen, obwohl am gesündesten. Beliebter<br />
sind Mehrkornbrote, oder Mischbrote mit<br />
Fantasienamen. Der Bäcker ist dann auch<br />
freier in seinen Kreationen. Mehl wird<br />
international nach dem gleichen Schema<br />
typisiert. Wenn man Mehl verbrennt, bleibt<br />
Asche zurück – das sind die Mineralien. Bei<br />
Weissmehl bleibt 0,4g Asche, bei Ruchmehl<br />
1g Asche, bei Vollkornmehl 1,7g Asche zurück.<br />
Ruchbrot entspricht dem deutschen Schwarzbrot,<br />
wobei in nördlichen Regionen mehr mit<br />
Roggen gebacken wird, südlicher eher nur<br />
Weizen. Daraus bilden sich Traditionen und<br />
Vorlieben.<br />
Körner frisch vermahlen mit der Elsässer<br />
Mühle. Verschiedene Siebe machen es aus,<br />
dass die Mehlqualitäten getrennt werden<br />
können. Der Weizenkeim ist am grössten und<br />
fettigsten (bleibt im gröbsten Sieb zurück).<br />
Man kann Körner keimen lassen, so dass der<br />
Nährstoffgehalt sich enorm verstärkt. Für das<br />
Essener Brot werden die Keimlinge danach<br />
gequetscht (oder durch den Fleischwolf<br />
gedreht), der entstandene Brei wird gewürzt<br />
und ausgewallt, dann an der Sonne getrocknet<br />
(wichtig unter 40 Grad). Dieses einfache<br />
Fladenbrot ist sicher das nährstoffreichste.<br />
Über 50% vom Backbereich wird aber<br />
Weissmehl verbraucht. Aus 100 kg Weizen<br />
gibt es aber nur 30 kg Weissmehl. Also gibt es<br />
„Resten“. Ein Teil dieser Resten kann für<br />
Mischungen verwendet werden (z.B.<br />
Halbweissmehl), der übrige Teil, insbesondere<br />
die Kleie, wird aber für Tierfutter weggegeben<br />
– Schade für die Nährstoffe!
Zopf formen ist gar nicht so einfach, aber<br />
macht Spass!<br />
Ein 5 teiliger Zopf kunstvoll geflochten von<br />
unserem Profi<br />
Wie bäckt man einen guten Zopf? Andi<br />
Dossenbach hat einen Teig vorbereitet (das<br />
Rezept erhalten wir schriftlich), der aufgeteilt<br />
wird in gleich schwere Teige und zuerst rund<br />
geformt und ruhen gelassen wird. Erst danach<br />
formen wir Stränge (weil diese sonst<br />
verreissen könnten) und zöpfeln. Zum<br />
Bestreichen werden Eier mit wenig Zucker<br />
gemischt (glänzt dann mehr), und nur ganz<br />
wenig auf den frisch geformten Zopf<br />
verstrichen – später vor dem Backen ein<br />
zweites Mal.<br />
Anschliessend formen wir das Vollkornbrot.<br />
Der Teig besteht zu 100% aus frisch<br />
vermahlenem Vollkornmehl. Wichtig ist, den<br />
Teig 1,5 Stunden gären zu lassen, damit das<br />
Phytin vollständig abgebaut werden kann, und<br />
damit die Mineralstoffe verfügbar werden.<br />
Zuerst wird ein aus dem Teig ein Rund<br />
geformt, danach die richtige Form und diese in<br />
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die Cakeform gelegt. Mit einem Tuch oder<br />
Plastk abdecken, damit der Teig feucht bleibt.<br />
Später dann backen.<br />
Das professionelle Formen des Vollkornbrotes.<br />
Nun ist alles vorbereitet. Während des<br />
Backens geniessen wir das wohlverdiente<br />
Bäcker-Frühstück.<br />
Eine riesige Auswahl an Broten und<br />
Kleingebäcken.<br />
Das Frühstück schmeckt – alles ist frisch!
Rainmühle Emmen<br />
Am frühen Nachmittag geht es mit dem Bus<br />
hinaus aufs Land ausserhalb der Gemeinde<br />
Emmen, die nun zu Luzern-Nord gehört. Dort<br />
wurde 1495 bis 1982 Korn gemahlen. Die<br />
Mühlen stellen den Beginn unserer<br />
Industriekultur dar. Die Rainmühle ist die<br />
grösste historische Industrieanlage mit den<br />
ältesten Maschinen des Kantons Luzern und<br />
gilt unter den noch vorhandenen<br />
Getreidemühlen der Schweiz als einzigartiges<br />
Objekt.<br />
Herr Meier zeigt uns dieses Reich – er ist der<br />
Neffe des letzten aktiven Müllers und nun in<br />
Besitz der Anlage.<br />
Die Rainmühle liegt am Rotbach unterhalb<br />
vom Rainmühleweiher mit Stauwehr,<br />
Druckleitung und Wasserschlössern.<br />
Der Weiher mit Stauwehr. Der Fluss geht<br />
danach in einer Schlaufe um die Mühle herum<br />
und weist ein hervorragendes Gefälle auf,<br />
dessen Kraft man früher mittels Wasserrad für<br />
die Maschinen nutzte.<br />
In der oberen Mühle ist auf fünf Stockwerken<br />
der von der Benninger Francisturbine mit<br />
Wasserkraft getriebene Maschinenpark aus<br />
den ersten Epochen der Industriekultur<br />
authentisch erhalten: Soder- Daverio- und<br />
Bühler Mahlstühle; Quetschstuhl, Sackklopfmaschine,<br />
Griessputzmaschinen und Plansichter<br />
in Holzausführung. Wir staunen, wie gut<br />
alles erhalten ist, aber auch wie viel Handwerk<br />
es brauchte, dies zu erstellen und damit alles<br />
einwandfrei funktionieren konnte. Enorm viele<br />
Leitungen, Verbindungen über mehrere<br />
Stockwerke, Anschlüsse an die Triebwerke<br />
und vieles mehr sind zu sehen. Die heutige<br />
moderne Müllerei funktioniert nach dem<br />
gleichen Grundprinzip – meistens werden auch<br />
da Walzenstühle zum Mahlen verwendet und<br />
verschiedene Mahlgrade gemüllert. Einige<br />
Eindrücke zeigen die nachfolgenden Bilder.<br />
C:\Users\Gertrud\Benedict\SA110507\<strong>Exkursion</strong> Bericht SA110507.doc Seite 4 von 5
Die untere Mühle mit den älteren Maschinen<br />
In den zwei Stockwerken der unteren Mühle<br />
sind Maschinen aus der vorindustriellen<br />
Getreideverarbeitung zu sehen.<br />
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Die Zeit geht schnell vorbei. Wir haben viel<br />
gesehen – es war ein spannender Tag. Vor<br />
dem Abschied noch ein Gruppenfoto. Dann<br />
geht es zurück via Luzern nach Zürich.<br />
Bericht: Gertrud Fassbind<br />
dipl. Ernährungsberaterin HF, Dozentin Bénédict für die<br />
<strong>EBT</strong>-Lehrgänge