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Sekundäre Immundefizienz nach ZNS-Verletzung Intraoperative ...

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GK-VORSTELLUNG<br />

GK-VORSTELLUNG<br />

Interdisziplinäre Ansätze in den<br />

zellulären Neurowissenschaften<br />

Interdisziplinäre Methoden und Tandem-Betreuung der Kollegiaten - Zur Einrichtung des<br />

Graduiertenkollegs „InterNeuro“ an der Universität Leipzig (www.interneuro.de)<br />

Andreas Reichenbach<br />

Im April 2005 wird an der Universität Leipzig<br />

das von der DFG geförderte Graduiertenkolleg<br />

„InterNeuro“ (GRK 1097) seine<br />

Arbeit aufnehmen. In diesem Kolleg haben<br />

sich Mediziner, Biologen, Physiker und<br />

Mathematiker zusammengeschlossen, um<br />

aktuelle Fragen der zellulären Neurowissenschaften<br />

mit neuartigen Methoden- und<br />

Ideenkombinationen zu verfolgen. Kristallisationspunkt<br />

des Kollegs war die grundsätzliche<br />

Erkenntnis, dass wissenschaftliche<br />

Fragen - unabhängig davon, wie bedeutsam<br />

sie aus beispielsweise klinischer Sicht<br />

sein mögen - nur dann bearbeitet werden<br />

können, wenn eine geeignete Methodik dafür<br />

zur Verfügung steht. Eine tiefe Kenntnislücke<br />

klafft bisher beispielsweise in Hinblick<br />

auf die mechanischen Eigenschaften<br />

des Nervengewebes. So weiß man praktisch<br />

nichts darüber, wie ein Nerv die embryonal<br />

etablierte Verbindung zum Zielorgan im<br />

wachsenden Organismus aufrechterhält und<br />

dabei seine Länge vertausendfachen kann<br />

(und das, obwohl z.B. der Verlauf der Cauda<br />

equina innerhalb der adulten Wirbelsäule<br />

noch die mechanischen Kräfte erahnen<br />

lässt, die das ungleiche Wachstum der Gewebe<br />

jahrelang auf die Nerven ausgeübt<br />

haben muss). In jüngster Zeit sind moderne<br />

physikalische Technologien entwickelt<br />

worden, mit deren Hilfe die lange ver<strong>nach</strong>lässigten<br />

Probleme der „Neuro-Mechanik“<br />

endlich untersucht werden können (Optical<br />

Stretcher u.a. Laser-Technologien). In ähnlicher<br />

Weise besteht seit vielen Jahren ein<br />

dringendes Interesse an der subzellulären<br />

Verteilung von Ionen und Spurenelementen<br />

im Nervengewebe, dessen Aktivität,<br />

Differenzierung und sogar Überleben von<br />

diesen Parametern abhängig sind. Auch hier<br />

bietet der jetzt mögliche Einsatz von Hochenergie-Ionen-Nanosonden<br />

an Hirnschnitten<br />

erstmals die Gelegenheit, wesentliche<br />

Kenntnislücken zu schließen. Als weitere<br />

neurowissenschaftliche Probleme, deren<br />

Lösung den Einsatz innovativer Technologien<br />

erfordert, seien hier das Monitoring<br />

von synaptischer Plastizität (Multiphoton-<br />

Mikroskopie) und die Untersuchung der<br />

Lichttransmission durch die Zellen der<br />

Netzhaut (Laser-Technologien) aufgeführt.<br />

Auch in der angewandten Mathematik und<br />

theoretischen Physik sind in den letzten<br />

Jahren durch die Anforderungen komplexer<br />

und vielskaliger Phänomene in den<br />

Naturwissenschaften neuartige Lösungswege<br />

gefunden worden, die jetzt zur Modellierungbiophysikalisch-neurowissenschaftlicher<br />

Probleme genutzt werden können.<br />

Das beantragte Kolleg greift diese neuen<br />

Technologien auf und fokussiert sie auf<br />

mehrere Fragestellungen:<br />

1. Pathophysiologie des Makula-Ödems<br />

2. Entwicklungsmechanik der Fovea centralis<br />

3. Retinale Angiogenese: Diabetische Retinopathie<br />

4. Räumlich-zeitliche Strukturbildung retinaler<br />

Sphäroide<br />

5. Lichtleitereigenschaften von Netzhautzellen<br />

6. GNDF-abhängige Photorezeptor-Reifung<br />

7. Aktive Biomechanik der Growth Cone-<br />

Bewegung<br />

8. Ortsaufgelöster Spurenelement-Nachweis<br />

im <strong>ZNS</strong><br />

9. Passive und aktive Mechanik der Neurodegeneration<br />

10. Molekulare Pathophysiologie der zentralen<br />

Osmoregulation<br />

11. Regulation der IP 3 -Signalkaskade durch<br />

Calbindin D28k<br />

12. Neuronale Ca 2+ -Signale in vitro und in<br />

silico<br />

13. GABAerge und glycinerge Inhibition<br />

im auditorischen Hirnstamm<br />

14. Exzitation und Inhibition im auditorischen<br />

Hirnstamm<br />

Insgesamt elf Arbeitsgruppen aus Instituten<br />

und Kliniken der Medizinischen Fakultät<br />

sowie Instituten der Fakultät für Biowissenschaften,<br />

Pharmazie und Psychologie<br />

und der Fakultät für Physik und Geowissenschaften<br />

der Universität Leipzig sowie<br />

aus dem Leipziger Max-Planck-Institut für<br />

Mathematik in den Naturwissenschaften<br />

halten dazu eine Reihe von hochspezialisierten<br />

Forschungstechnologien bereit.<br />

Dazu gehören unter anderem Lasertechnologien<br />

wie Optical Stretcher und konfokale<br />

sowie Multiphoton-Lasermikroskopie,<br />

biophysikalische Methoden wie Fluoreszenzlebenszeit<br />

(FLIM) - und Fluoreszenzerholungszeitmessungen<br />

(FRAP), Hochenergie-Ionen-Nanosonde,<br />

Bioreaktoren und<br />

Atomic Force Microscopy (AFM), biochemische<br />

Methoden wie Microarray-Analyse<br />

und AlphaScreen-Technologie, aber auch<br />

hochtechnologisierte medizinische Verfahren<br />

wie die Netzhaut-Mikrochirurgie und<br />

die optische Kohärenztomographie (OCT)<br />

sowie mathematische Methoden zur Beschreibung<br />

komplexer biologischer Phänomene.<br />

Für die 14 Doktoranden und den Postdoktoranden<br />

wird damit eine Ausbildung<br />

in der zukunftsorientierten neurowissenschaftlichen<br />

Forschung sowie in der zunehmend<br />

wichtiger werdenden interdisziplinären<br />

Kommunikation und Kooperation<br />

angeboten. Dieses Angebot ist<br />

Chance und Herausforderung zugleich -<br />

immerhin ist die Arbeit in Grenzbereichen<br />

zwischen den etablierten Wissenschaftsdisziplinen<br />

für die meisten Absolventen<br />

ungewohnt. Um den Einstieg zu erleichtern,<br />

wird jeder Stipendiat von zwei Hochschullehrern<br />

gemeinsam angeleitet. Diese<br />

Tandem-Betreuung (in der Regel durch einen<br />

Lebens- und einen Naturwissenschaftler)<br />

garantiert die Anwendung der zur Beantwortung<br />

der jeweiligen Frage erforderlichen<br />

spezialisierten Methodik und schafft<br />

zugleich ein Umfeld, in dem die Stipendiaten<br />

sich schnell zurechtfinden und etablieren<br />

können. Ein interdisziplinäres Vorlesungs-<br />

und Kursprogramm unterstützt<br />

zusätzlich den Integrationsprozess und<br />

hilft, anfangs vorhandene Lücken auf ausbildungsfernen<br />

Gebieten schnell zu<br />

schliessen.<br />

36 Neuroforum 1/05

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