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IRD - Kongress Offenbach - Druck + Medien

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Aktuelles & Trends<br />

Die vernetzte<br />

<strong>Druck</strong>erei kommt<br />

Prozesse überdenken und gestalten – das ist eine der Hauptaufgaben,<br />

wenn es um die Umgestaltung und Ausrichtung von<br />

Unternehmen auf die digitale Produktion geht. bvdm und <strong>IRD</strong><br />

nahmen dies zum Anlass, über die externe und interne Vernetzung<br />

von <strong>Druck</strong>unternehmen zu informieren.<br />

Beispiel für ein Vernetzungsszenario<br />

in<br />

einer <strong>Druck</strong>erei.<br />

Das Hauptthema der drupa 2004<br />

ist die gesamte Problematik rund<br />

um Vernetzung, JDF und vieles andere.<br />

„Die vernetzte <strong>Druck</strong>erei“,<br />

war daher auch das Thema einer gemeinsam<br />

von bvdm (Bundesverband<br />

<strong>Druck</strong> und <strong>Medien</strong>) und <strong>IRD</strong><br />

e.V. (Institut für rationale Unternehmensführung<br />

in der <strong>Druck</strong>industrie)<br />

organisierten Fachveranstaltung<br />

in <strong>Offenbach</strong>. Die Moderatoren<br />

Eckhard Bölke (Institutsleiter<br />

<strong>IRD</strong>) und Michael Scherhag (Che-<br />

Die Moderatoren Michael Scherhag, <strong>Druck</strong>&<strong>Medien</strong>-Magazin und<br />

Eckard Bölke, <strong>IRD</strong> (links und rechts aussen) im Gespräch mit Ruth<br />

Giger, UBS und Martin Kreymborg, Sommer Corporate Media.<br />

12 <strong>Druck</strong> & <strong>Medien</strong>-Magazin 07-08/2004<br />

fredakteur <strong>Druck</strong> & <strong>Medien</strong> Magazin)<br />

führten durch Vorträge, Diskussionsrunden<br />

und Live-<br />

Vorführungen<br />

der zweitägigen<br />

Veranstaltung.<br />

Die Szenarien<br />

„interne und<br />

externe Vernetzung,<br />

sowie derenAuswirkun-<br />

Dr. Ralf Biering<br />

gen“ umriss Eckhard<br />

Bölke und führte damit in die<br />

jeweiligen Schwerpunkte der Vorträge<br />

und Diskussionen ein.<br />

Die interne Vernetzung<br />

Dr. Ralf Biering (Mediahaus<br />

Biering, Akzidenzbetrieb, 100 MA)<br />

stellte in seinem Praxisbericht die<br />

Frage: „Vernetzung, ein Quantensprung<br />

in Richtung Wirtschaftlich-<br />

keit?“ und führt die Spannungsfelder<br />

CIM, Unternehmenskonzept<br />

und Technik/Markt an, in deren<br />

Umfeld die Vernetzung in einem<br />

Betrieb stattfindet. „Zuerst einmal<br />

kostet Vernetzung Geld, nämlich<br />

Hard- und Software, Zusatzmodule<br />

zu Basismaschinen, Einführungskosten,<br />

Implementierung, Systemadministration,<br />

Desasterrecovery<br />

und, und, und ...“ führte Ralf Biering<br />

weiter aus.Auch wenn ich heute<br />

nicht exakt sagen kann,was die Vernetzung<br />

letztendlich gekostet hat,<br />

haben sich viele Investitionen doch<br />

amortisiert. Das eigentliche Thema<br />

heißt nicht Vernetzung sondern Betriebsorganisation<br />

und führt zur eigentlichen<br />

Frage:Wie kommen wir<br />

zum vernetzten Denken?, schloss<br />

Dr. Biering seinen Vortrag.<br />

JDF – die Vision<br />

Über 150 Hersteller haben sich<br />

im CIP4-Konsortium weltweit zusammen<br />

gefunden und gemeinsam<br />

mit JDF einen Standard geschaffen,<br />

der die bisherigen Formate Print<br />

Production Format (PPF), Portable<br />

Job Ticket Format (PJTF) von Adobe<br />

und IFRAtrack mit den bislang<br />

nicht genormten Auftragsdaten zu<br />

einem neuen internetfähigen Standard<br />

zusammenführt. Mit JDF<br />

eröffnen sich neue Möglichkeiten<br />

und Vorteile.<br />

Was ist JDF/JMF und wie funktioniert<br />

es? Welche Bedeutung hat<br />

es für die Vernetzung? Diesen<br />

grundsätzlichen Fragen ging Dr.<br />

Prosi (CTO von CIP4, Heidelberger<br />

<strong>Druck</strong>maschinen) in seinem<br />

Vortrag nach.<br />

JDF – das Job Definition Format<br />

ist ein herstellerunabhängiges Datenaustauschformat<br />

für die Auftragsdefinition<br />

und -durchführung,<br />

das die gesamte Prozesskette von<br />

der Angebotserstellung bis hin zur<br />

Auslieferung abdecken soll.<br />

JDF lässt Geräte wie RIP, Belichter,<br />

<strong>Druck</strong>maschinen oder Weiterverarbeitungsmaschinen<br />

– eine<br />

gemeinsame Sprache sprechen –<br />

sozusagen ein Esperanto für grafische<br />

Maschinen aller Art,erläuterte<br />

Dr. Prosi. In einem idealen JDF-<br />

Szenario werden alle Informationen<br />

über einen Auftrag nur einmal<br />

erfasst und fließen automatisch<br />

durch das komplette System.<br />

JDF/JMF basiert vollständig auf<br />

dem Standard XML (Extensible<br />

Markup Language) und ist als AS-


Aktuelles & Trends<br />

Ruth Giger (UBS AG,<br />

Basel) präsentierte<br />

die eigene eProcurement-Lösung<br />

und<br />

beschrieb die Zusammenarbeit<br />

mit<br />

den <strong>Druck</strong>ereien.<br />

Dr. Prosi (CTO von<br />

CIP4, Heidelberger<br />

<strong>Druck</strong>maschinen)<br />

befasste sich in<br />

seinem Vortrag mit<br />

den Grundzügen von<br />

JDF und JMF.<br />

14 <strong>Druck</strong> & <strong>Medien</strong>-Magazin 07-08/2004<br />

CII-Datei im Klartext für jeden lesbar.<br />

Die Daten in einer JDF-Datei<br />

können im Auftrags-Management-<br />

System, in <strong>Druck</strong>vorstufen-Systemen<br />

und in den Fertigungsmaschinen<br />

von <strong>Druck</strong>erei und Weiterverarbeitung<br />

gelesen, verarbeitet und<br />

geschrieben werden. Mit JDF/JMF<br />

können Daten elektronisch direkt<br />

an Maschinen weitergegeben werden,<br />

wobei die XML-Technologie<br />

eine größtmögliche Austauschbarkeit<br />

gewährleistet.<br />

Bereits mit der Angebotsanfrage<br />

eines Kunden kann eine JDF-<br />

Struktur erstellt werden. Für die<br />

Angebotserstellung werden Kundendaten,<br />

Produktdaten und Angaben<br />

zur Produktion benötigt. Diese<br />

Angaben können direkt zur Erzeugung<br />

eines JDF´s genutzt werden<br />

und stehen somit bereits bei der<br />

Auftragsvergabe strukturiert zur<br />

Verfügung.<br />

JDF und Vernetzung<br />

Für den langfristigen Erfolg oder<br />

Misserfolg kommt es auf die leistungs-<br />

und ausbaufähige Vernetzungsstruktur<br />

an, da mit einer solchen<br />

Architektur die Weichen für<br />

das Datenhandling für die gesamte<br />

Produktion gestellt werden.<br />

Diese Ansicht vertrat auch Thomas<br />

Brickwedde (Kraft <strong>Druck</strong> und<br />

Verlag GmbH, Ettlingen). Als<br />

Workflow-Managementlösung wird<br />

hier in der <strong>Druck</strong>vorstufe „Prinergy<br />

von Creo“ und im <strong>Druck</strong> „Pecom<br />

von MAN Roland“ eingesetzt.<br />

Im Verkauf arbeitet man mit der<br />

Branchensoftware „Hiflex Print“.<br />

„In der <strong>Druck</strong>vorstufe haben wir<br />

durch Creo eine hundertprozentigeige<br />

Sicherheit bei der Kostenerfassung<br />

durch eine automatische Material-<br />

und Zeiterfassung“, führte<br />

Thomas Brickwedde weiter aus.<br />

„Außerdem sparen wir die monatliche<br />

Inventur, die damit nicht mehr<br />

notwendig ist. Im <strong>Druck</strong>bereich<br />

Glossar – Begriffe aus der Welt der Netzwerktechnik<br />

AMS (Auftrags Management System):<br />

Sie haben die Aufgabe, Aufträge von<br />

der Angebotsphase bis hin zur Abwicklung<br />

anzulegen, zu kalkulieren, zu planen<br />

und zu steuern.<br />

B2B (Business to Business): Weiterentwicklung<br />

des E-Commerce ist B2B. Käufer<br />

wie Verkäufer sind Unternehmen.<br />

BDE: Betriebsdatenerfassung<br />

CIM (Computer Integrated Manufacturing):<br />

Der Begriff CIM wurde Anfang der<br />

80er Jahre geprägt und verband die Erwartung<br />

einer sehr starken Automation<br />

bis hin zur „Mannlosen Fabrik“.<br />

E-Commerce (Electronic Commerce) Mit<br />

E-Commerce werden Geschäfte bezeichnet,<br />

die über das Internet abgewickelt<br />

werden.<br />

E-Procurement (Electronic Procurement)<br />

ist die Nutzung von Internetbasierten<br />

Informations- und Kommunikationstechnologien<br />

zur elektronischen<br />

Unterstützung und Optimierung des<br />

gesamten Beschaffungszyklus von Ressourcen<br />

und Dienstleistungen.<br />

sparen wir ebenfalls durch das Pecom-System<br />

Zeit beim Anlegen der<br />

Aufträge. Ich sehe JDF nicht als<br />

Allheilmittel, sondern als i-Tüpfelchen<br />

auf einen gut organisierten<br />

und schon vorhandenen Workflow.<br />

Unser bisheriges BDE-System<br />

bleibt erhalten und wird zukünftig<br />

mit Maschinendaten gekoppelt“,<br />

schloss Brickwedde seinen Vortrag.<br />

In den nachfolgenden Live-Demonstrationen<br />

von Creo und Hiflex,<br />

KBA und Rogler, sowie MAN<br />

Roland mit Hiflex, PPI und SSB,<br />

hatten die <strong>Kongress</strong>teilnehmer die<br />

Möglichkeit, das Zusammenspiel<br />

von Workflow-Management-Systemen<br />

und Management-Informationssystemen<br />

mittels JDF, teilweise<br />

auf zwei verschiedenen Leinwänden<br />

mit zu erleben.<br />

ERP (Enterprise Resource Planning).<br />

(Enterprise Resource Planning) Unternehmensweite<br />

oder unternehmensübergreifende<br />

Bereitstellung der Daten<br />

von Produktionsfaktoren (Produktion,<br />

Materialwirtschaft, Disposition, Logistik,<br />

Personal, Buchhaltung. Beispiele<br />

solcher sind SAP/R3 oder mySAP. In<br />

ihrem Umfang gehen ERP-Systeme weit<br />

über konventionelle Produktionsplanungs-<br />

und Steuerungssysteme hinaus.<br />

JMF (Job-Messaging-Format), ist ein<br />

Format, das in Erweiterung zu JDF eine<br />

dynamische Kommunikation auch<br />

während der Prozesse zulässt. JMF basiert<br />

ebenfalls auf XML<br />

MDE (Maschinendatenerfassung). Die<br />

Maschinendatenerfassung ist eine Untermenge<br />

der Betriebsdatenerfassung,<br />

bei der die automatisiert an den Maschinen<br />

geschriebenen Daten erfasst<br />

werden.<br />

MIS (Management- Informations-System)<br />

TCP/IP (Transmission Control Protocol/Internet<br />

Protocol) Protokolle um<br />

Daten in Netzwerken zu übertragen.<br />

Die externe Vernetzung mit<br />

Kunden und Lieferanten<br />

Was wollen und was tun unsere<br />

Kunden? Dieser Frage ging unter<br />

anderem Ruth Giger (UBS AG,Basel)<br />

nach und stellte die eProcurement-Lösung<br />

der Firma UBS vor.<br />

Hier handelt es sich um eine zur<br />

Verfügung gestellte Schnittstelle<br />

„Handelsplatz“, die von Käufer<br />

und Lieferanten nach dem Prinzip<br />

„Many to One to Many“, genutzt<br />

wird.<br />

Wie erfolgt die Umsetzung der<br />

Vernetzung in der Praxis? Diese<br />

Frage beantwortete Martin Kreymborg<br />

(Sommer Corporate Media<br />

AG,Waiblingen): „Die Vernetzung<br />

mit dem Kunden bedeutet immer:<br />

Strukturieren, Optimieren und Beschleunigen.<br />

Ziele müssen in der<br />

Vereinfachung von Prozessen, Reduzierung<br />

von Fehlern, Kosteneinsparungen<br />

und der Kundenbindung<br />

zu erreichen sein.“<br />

Auswirkungen<br />

In welchen Schritten realisiert<br />

man die vernetzte <strong>Druck</strong>erei? Auf<br />

diese Fragestellung gingen Gerd<br />

Lutzeier und Wilhelm F.Orth (Konradin<br />

<strong>Druck</strong>, Leinfelden) ein. „Die<br />

vernetzte <strong>Druck</strong>erei ist mehr als<br />

nur MIS oder JDF/JMF, sie muss in<br />

den Unternehmen als ganzheitliche<br />

Aufgabe gesehen werden“, führte<br />

Lutzeier aus. „Sie muss in Schritten<br />

erfolgen, die niemanden überfordern,<br />

denn die Vernetzung beginnt<br />

in den Köpfen der Mitarbeiter“.<br />

Vorgehensweise und Projektierung<br />

erfolgten bei Konradin über differenzierte<br />

Pflichtenhefte mit den<br />

MIS-Herstellern unter Klärung der<br />

JDF-Schnittstellen (Creo, MAN<br />

Roland etc.), Betatest-Vereinbarungen<br />

(Creo und PrintPlus). „Die<br />

vernetzte <strong>Druck</strong>erei löst keine Euphorie<br />

aus, ist aber eine Chance, die<br />

wir wahrnehmen wollen“, meinte<br />

Wilhelm Orth.<br />

Eckhard Bölke fasste die beiden<br />

<strong>Kongress</strong>tage zusammen unter der<br />

Überschrift: „Einsparungspotenziale,<br />

wie rechnen sich Investitionen?“<br />

Mit dem ROI – Berechnungstool<br />

wies Eckhard Bölke anhand<br />

von Beispielen die Vorteile<br />

und Einsparungen einer vernetzten<br />

Produktion im Bereich eProcurement,<br />

der Datenprüfung und des<br />

Bogenoffsetdrucks nach.<br />

Resumé und Ausblick<br />

JDF/JMF ist ein sehr komplexes<br />

Thema, denn die Definition eines<br />

Standards, der möglichst alle Produktionsmöglichkeiten<br />

und Eventualitäten<br />

flexibel und ohne Einschränkungen<br />

abdecken soll, kann<br />

kaum zu einer einfachen Lösung<br />

führen. So umfasst die JDF-Spezifikation<br />

1.1 bereits über 700 Seiten,<br />

die derzeit aktuelle Spezifikation<br />

1.2 über 800 Seiten. Andererseits<br />

eröffnen sich durch JDF neue Möglichkeiten<br />

und Vorteile, die mit bisherigen<br />

Datenaustauschformaten<br />

nicht realisierbar waren. Es steht<br />

somit erstmalig ein herstellerübergreifender<br />

Standard für den Datenaustausch<br />

zwischen Auftrags-Management-<br />

und Produktionssystemen<br />

zur breiten Verfügung.<br />

Theodor Bayard/ms ■<br />

Walter Fleck, Abteilungsleiter<br />

Technik + Forschung<br />

bvdm, Wiesbaden.<br />

In großem Rahmen diskutierten Hersteller und Anwender über die Vor- und Nachteile der Vernetzung. bvdm und <strong>IRD</strong> hatten den Nerv getroffen – volle Ränge zeugten vom Erfolg.<br />

<strong>Druck</strong> & <strong>Medien</strong>-Magazin 07-08/2004 15

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