deutsche Version - Jesus Zentrum Erzgebirge
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Foto: idea / Kairospress<br />
Zöblitz im <strong>Erzgebirge</strong>. Der<br />
Gruppenraum im „Haus<br />
des Kindes“ ist bis auf den<br />
letzten Platz gefüllt. Rund 70 Kinder<br />
haben es sich auf Turnmatten bequem<br />
gemacht. Sie sind zwischen 3 und 6<br />
Jahre alt und blicken erwartungsvoll<br />
zur Tür. Denn für diesen Vormittag<br />
haben sich Gäste angekündigt: Marcelo<br />
und Mera Hildebrandt aus Paraguay.<br />
Sie wollen den Kleinen ihr Heimatland<br />
vorstellen. Als das junge Ehepaar<br />
aus Südamerika mit der akademischen<br />
Viertelstunde Verspätung<br />
endlich eintrifft, gibt es Applaus. „Guten<br />
Morgen“, rufen die beiden den<br />
Kindern zu. „Gu-ten-Mor-gen“, hallt<br />
es zurück. „Buenas Dias“, legen Marcelo<br />
und Mera nach. „Bena-dias“, rufen<br />
ein paar Kinder etwas verhaltener.<br />
„Glück auf“ grüßt das Paar. Und die<br />
Kinder erwidern den Gruß mit erzgebirgischem<br />
Zungenschlag – „Gligg<br />
auf“. Die Chemie zwischen beiden Seiten<br />
stimmt. Das bleibt auch die nächsten<br />
eineinhalb Stunden so. Denn Mera<br />
und Marcelo verstehen es, die Kinder<br />
zu begeistern.<br />
Deutsche mitten in Paraguay<br />
Besuche in Kindergärten und noch<br />
viel häufiger an Schulen gehören zu<br />
den Hauptaufgaben von Mera und<br />
Marcelo Hildebrandt, die seit fast einem<br />
Jahr im erzgebirgischen Marienberg<br />
leben. Das temperamentvolle<br />
junge Ehepaar aus Südamerika möchte<br />
Kindern und Jugendlichen klarmachen,<br />
dass die Botschaft der Bibel und<br />
der christliche Glaube mehr sind als<br />
nur Tradition. Doch was verschlägt<br />
ein junges Ehepaar aus Paraguay ins<br />
<strong>Erzgebirge</strong>? Marcelo Hildebrandt –<br />
der Familienname lässt es erahnen –<br />
hat <strong>deutsche</strong> Vorfahren. Seine Urgroßeltern<br />
väterlicherseits wanderten Anfang<br />
des 20. Jahrhunderts nach Paraguay<br />
aus. Sie waren nämlich Mennoniten.<br />
Die aus der Täuferbewegung<br />
der Reformationszeit hervorgegangene<br />
evangelische Freikirche (den Baptisten<br />
verwandt) wurde in weiten Teilen<br />
Europas als Wiedertäufer bis ins<br />
20. Jahrhundert hinein verfolgt. Para-<br />
ideaSpektrum 49.2012<br />
guay war eines der wenigen Länder,<br />
das den Glaubensflüchtlingen Asyl<br />
gewährte. Auf diese Weise entstanden<br />
in dem südamerikanischen Land<br />
zahlreiche mennonitische Siedlungen.<br />
In denen spricht man bis heute<br />
Deutsch. Um das zu pflegen, finden<br />
dort auch regelmäßig deutschsprachige<br />
Jugendfreizeiten statt. Bei einer<br />
lernte Marcelo seine Frau Mera – Tochter<br />
philippinischer Missionare in Paraguay<br />
– kennen. Die Leidenschaft<br />
der beiden: anderen – vor allem jungen<br />
– Menschen die Botschaft von <strong>Jesus</strong><br />
Christus weiterzusagen.<br />
Statt nach Indien ins <strong>Erzgebirge</strong><br />
So kam es ihnen gelegen, als ein Gast<br />
aus Deutschland sie und einige Mitstreiter<br />
nach einer dieser Jugendfreizeiten<br />
zu einem Jugendlager nach<br />
Deutschland einlud. Das führte sie<br />
2008 unter anderem ins erzgebirgische<br />
Pockau. Dort brachten sie Kindern<br />
und Jugendlichen Englisch bei<br />
und erzählten bei dieser Gelegenheit<br />
auch davon, was ihnen persönlich <strong>Jesus</strong><br />
bedeutet. Das vom evangelikalen<br />
„<strong>Jesus</strong> <strong>Zentrum</strong> <strong>Erzgebirge</strong>“ veranstaltete<br />
Camp wurde ein voller Erfolg<br />
und findet seitdem jeden Sommer<br />
statt. 2 Jahre später verschlug es die<br />
beiden allerdings eher unfreiwillig<br />
für 3 Monate ins <strong>Erzgebirge</strong>. Eigentlich<br />
sollte es gemeinsam mit einem in<br />
Deutschland lebenden Missionar zu<br />
einem Missionseinsatz nach Indien<br />
gehen. Marcelo und Mera hatten dafür<br />
extra ihre Anstellungen als Radiomoderator<br />
und als Lehrerin in Paraguay<br />
gekündigt, weil sie nicht so viel<br />
Urlaub bekommen hätten. Doch dann<br />
erlitt der Leiter des Einsatzes einen<br />
Schlaganfall und die Reise musste<br />
kurzfristig abgesagt werden.<br />
Von Erd- zur Bibelkunde<br />
„Nun waren wir in Deutschland und<br />
wussten nicht, was wir tun sollten“,<br />
erzählt Marcelo. Die Gruppe beschloss,<br />
ins <strong>Erzgebirge</strong> zu reisen, wohin<br />
es ja bereits Kontakte gab. Dort<br />
hatte dann eine Mutter die Idee, die<br />
Gäste aus Paraguay könnten in der<br />
MISSION 17<br />
örtlichen Schule doch ihr Land vorstellen.<br />
Das kam so gut an, dass Marcelo,<br />
Mera und ihre Mitstreiter<br />
schließlich Anfragen von immer mehr<br />
Schulen bekamen. „Wir haben Geografie-,<br />
Musik- und sogar Religionsunterricht<br />
gehalten“, erzählt der<br />
27-Jährige begeistert. Einige Schüler<br />
baten schließlich darum, dass die<br />
Gruppe aus Paraguay Andachten oder<br />
Schülerbibelkreise hält. Weil die ungezwungene<br />
Art des Ehepaares, über<br />
seinen Glauben zu sprechen, gerade<br />
bei Jugendlichen so gut ankam, fragte<br />
die Leitung des „<strong>Jesus</strong> <strong>Zentrum</strong>s <strong>Erzgebirge</strong>“<br />
die beiden, ob sie sich vorstellen<br />
könnten, für einen längeren<br />
Zeitraum nach Sachsen zu kommen,<br />
um diese Form der evangelistischen<br />
Arbeit fortzusetzen.<br />
Vielen fehlt der Halt<br />
Im März schließlich tauschten Marcelo<br />
und Mera ihr Haus in Tres Palmas<br />
samt Hund und Fischteich gegen eine<br />
kleine Mietwohnung im <strong>Erzgebirge</strong>.<br />
Das <strong>Jesus</strong> <strong>Zentrum</strong> hat die beiden zunächst<br />
für 2 Jahre auf Teilzeitbasis angestellt.<br />
Finanziert wird das Ganze<br />
aus Spenden der gut 40 Gemeindemitglieder<br />
des freikirchlichen <strong>Zentrum</strong>s.<br />
„Ich hatte schon längere Zeit das Gefühl,<br />
dass Gott uns für eine begrenzte<br />
Zeit an diesem Platz haben will“, erklärt<br />
die junge Frau. Zwar sei der Lebensstandard<br />
in Deutschland ungleich<br />
höher als in Paraguay, sagt sie,<br />
das mache die Menschen aber nicht<br />
unbedingt glücklicher. Am häufigsten<br />
berichteten ihr Jugendliche von zwischenmenschlichen<br />
Problemen, etwa<br />
mit den Eltern. „Viele sind auf der Suche<br />
nach einem Halt in ihrem Leben“,<br />
erklärt sie. „Und obwohl einige Jugendliche,<br />
mit denen wir zu tun haben,<br />
zur Kirche gehören, haben sie<br />
nicht verstanden, dass <strong>Jesus</strong> dieser<br />
Halt ist und dass er eine ganz praktische<br />
Bedeutung für ihr Leben hat.“<br />
Mit Werten gegen Kriminalität<br />
Das wollen Mera und Marcelo den jungen<br />
Menschen in und um Marienberg<br />
klarmachen – ob in Jugendkreisen, O