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Mai 2012 Liahona - The Church of Jesus Christ of Latter-day Saints

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Gott, unser Vater, und <strong>Jesus</strong> <strong>Christ</strong>us,<br />

unser Herr, haben den Weg zur<br />

Vollkommenheit abgesteckt. Sie laden<br />

uns ein, uns an ewige Wahrheiten zu<br />

halten und vollkommen zu werden,<br />

wie sie es sind. 8<br />

Der Apostel Paulus hat das Leben<br />

mit einem Wettlauf verglichen. Die<br />

Hebräer ermahnte er: „Wir [wollen]<br />

alle Last und die Fesseln der Sünde<br />

abwerfen. Lasst uns mit Ausdauer in<br />

dem Wettkampf laufen, der uns aufgetragen<br />

ist.“ 9<br />

Übersehen wir bei allem Eifer aber<br />

auch nicht diesen klugen Rat aus dem<br />

Buch Kohelet: „Nicht den Schnellen<br />

gehört im Wettlauf der Sieg, nicht den<br />

Tapferen der Sieg im Kampf.“ 10 Vielmehr<br />

gewinnt der den Preis, der bis<br />

ans Ende ausharrt.<br />

Wenn ich an den Wettlauf, den wir<br />

im Leben austragen, denke, fällt mir<br />

ein Wettrennen aus meiner Kindheit<br />

ein. Meine Freunde und ich nahmen<br />

unsere Taschenmesser zur Hand<br />

und schnitzten damit aus weichem<br />

Weidenholz kleine Spielzeugboote.<br />

Diese bekamen jeweils ein dreieckiges<br />

Baumwolltuch als Segel, ehe jeder<br />

von uns sein plumpes Wasserfahrzeug<br />

für ein Wettrennen im Provo River,<br />

der eine recht starke Strömung hatte,<br />

zu Wasser ließ. Wir liefen am Flussufer<br />

entlang und beobachteten, wie<br />

die Bötchen in der starken Strömung<br />

manchmal heftig durchgeschaukelt<br />

wurden, aber auch ruhig dahinglitten,<br />

sobald sie in tieferes Wasser kamen.<br />

Während eines solchen Wettrennens<br />

bemerkten wir, dass ein Boot all die<br />

anderen auf dem Weg zur festgelegten<br />

Ziellinie anführte. Plötzlich trug die<br />

Strömung es zu nahe an einen großen<br />

Strudel heran, und das Boot neigte sich<br />

seitwärts und kenterte. Unaufhörlich<br />

drehte es sich im Kreis herum und<br />

gelangte nicht wieder in die Hauptströmung<br />

zurück. Schließlich blieb es abrupt<br />

in all dem Treibgut, das es umgab,<br />

stecken, festgehalten vom Klammergriff<br />

wuchernder grüner Algen.<br />

Die Spielzeugboote unserer<br />

Kindheit hatten keinen Kiel, der<br />

ihnen Stabilität verliehen hätte, kein<br />

Ruder, um sie zu steuern, und auch<br />

keine Antriebskraft. Sie konnten nur<br />

92 <strong>Liahona</strong><br />

flussabwärts schwimmen – den Weg<br />

des geringsten Widerstands.<br />

Anders als die Spielzeugboote<br />

sind wir mit göttlichen Eigenschaften<br />

ausgestattet worden, die uns auf der<br />

Reise leiten. Wir kommen nicht in die<br />

Welt, um uns in den unruhigen Strömungen<br />

des Lebens treiben zu lassen,<br />

sondern mit einem Denkvermögen,<br />

Vernunftbegabung und der Fähigkeit,<br />

etwas zu leisten.<br />

Der Vater im Himmel hat uns nicht<br />

auf unsere Reise durch die Ewigkeit<br />

geschickt, ohne uns die Mittel an die<br />

Hand zu geben, mit denen wir von<br />

ihm die Führung bekommen können,<br />

die uns sicher nach Hause bringt.<br />

Ich spreche vom Gebet. Ich spreche<br />

von den Einflüsterungen der sanften,<br />

leisen Stimme, und ich lasse auch<br />

nicht die heiligen Schriften außer Acht,<br />

in denen wir das Wort des Herrn und<br />

die Worte der Propheten zu unserer<br />

Verfügung haben, damit wir es über<br />

die Ziellinie schaffen können.<br />

Irgendwann während unserer Mission<br />

hier auf der Erde werden unsere<br />

Schritte unsicher, wird das Lächeln<br />

blasser, stellen sich Schmerz und<br />

Krankheit ein – der Sommer neigt sich<br />

schließlich dem Ende zu, der Herbst<br />

naht, der kalte Winter kündigt sich an<br />

und wir machen die Erfahrung, die<br />

wir Tod nennen.<br />

Jeder nachdenkliche Mensch hat<br />

sich schon einmal die Frage gestellt,<br />

die keiner besser ausgedrückt hat als<br />

vor alters Ijob: „Wenn einer stirbt, lebt<br />

er dann wieder auf?“ 11 So sehr wir uns<br />

auch bemühen, diese Frage zu verdrängen,<br />

sie kehrt immer zurück. Alle<br />

Menschen müssen sterben. Der Tod<br />

kommt zu den Alten, die auf schwachen<br />

Beinen stehen. Sein Ruf ergeht<br />

an diejenigen, die kaum die Hälfte<br />

ihres Lebenswegs beschritten haben.<br />

Manchmal lässt er das Lachen kleiner<br />

Kinder verstummen.<br />

Doch wie geht es nach dem Tod<br />

weiter? Ist mit dem Tod alles vorbei?<br />

Robert Blatchford griff in seinem<br />

Buch Gott und mein Nächster energisch<br />

allgemein anerkannte christliche<br />

Überzeugungen wie Gott, <strong>Christ</strong>us,<br />

Gebet und insbesondere Unsterblichkeit<br />

an. Er verkündete kühn, dass<br />

der Tod das Ende unseres Daseins sei<br />

und niemand das Gegenteil beweisen<br />

könne. Dann geschah etwas Unerwartetes.<br />

Die Mauer seiner Skepsis<br />

zerfiel plötzlich zu Staub. Er blieb<br />

ohne Schutz und Verteidigung zurück.<br />

Langsam tastete er sich zurück auf<br />

den Weg zu dem Glauben, den er<br />

verspottet und aufgegeben hatte. Was<br />

hatte diesen grundlegenden Wandel<br />

seiner Sichtweise bewirkt? Seine Frau<br />

war gestorben. Voller Kummer ging<br />

er in das Zimmer, in dem ihre sterblichen<br />

Überreste lagen. Er blickte noch<br />

einmal in das Gesicht, das er so sehr<br />

geliebt hatte. Als er aus dem Zimmer<br />

kam, sagte er zu einem Freund: „Sie ist<br />

es, und sie ist es doch nicht. Nichts ist<br />

mehr, wie es war. Etwas, was vorher<br />

da war, ist fortgenommen worden. Sie<br />

ist nicht mehr dieselbe. Was wurde<br />

fortgenommen, wenn nicht die Seele?“<br />

Später schrieb er: „Der Tod ist<br />

nicht das, was einige Menschen sich<br />

vorstellen. Es ist nur so, als gehe man<br />

in einen anderen Raum. In diesem anderen<br />

Raum finden wir … die teuren<br />

Frauen und Männer und die süßen<br />

Kinder, die wir geliebt und verloren<br />

haben.“ 12<br />

Meine Brüder und Schwestern,<br />

wir wissen, dass der Tod nicht das<br />

Ende darstellt. Diese Wahrheit haben<br />

lebende Propheten zu allen Zeiten<br />

Salvador, Brasilien

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