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Besteht ein Widerspruch zwischen Inklusion und Diagnostik?

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werden müssen, bevor gezielte fachliche Hilfen <strong>ein</strong>setzen (»wait-to-fail-Strategie«).<br />

Bei niedrigen Schulleistungen <strong>und</strong> geringen IQ-Werten wäre dann <strong>ein</strong>e<br />

Sonderbeschulung hoch wahrsch<strong>ein</strong>lich.<br />

2. Diagnostische Erkenntnisse mit Förderrelevanz versus Statusbestimmung<br />

mit zeitökonomischem Test<br />

Geht es mir als Pädagoge um die bestmögliche Förderung <strong>ein</strong>es jeden Kindes,<br />

sollten durch diagnostisches Handeln gewonnene Erkenntnisse über <strong>ein</strong> Kind<br />

<strong>und</strong> s<strong>ein</strong>e pädagogische Situation förderrelevant s<strong>ein</strong>. Bereits in den Empfehlungen<br />

der KMK von 1994 wird postuliert, dass »die diagnostischen Fragestellungen<br />

auf <strong>ein</strong> qualitatives <strong>und</strong> <strong>ein</strong> quantitatives Profil der Fördermaßnahmen<br />

gerichtet«8 s<strong>ein</strong> sollen. Schuck, von Knebel, Lembke, Schwohl <strong>und</strong> Sturm9 erläutern<br />

Förderrelevanz genauer <strong>und</strong> nennen dabei mehrere Aspekte:<br />

• Problemangemessenheit: Zuschnitt der diagnostischen Zielsetzungen, Inhalte<br />

<strong>und</strong> Methoden auf das Ausgangsproblem,<br />

• Historizität: Betrachtung der aktuellen Problemfelder auf dem Hintergr<strong>und</strong><br />

ihrer Entstehungsgeschichte <strong>und</strong> Bedingungshintergründe,<br />

• Strukturbezogenheit: verschiedene Gegenstandsbereiche werden unter dem<br />

Gesichtspunkt möglicher Wechselbeziehungen <strong>und</strong> Verwobenheit analysiert,<br />

• Entwicklungsorientierung: aktuelle Fähigkeiten sollen, wenn möglich, entwicklungsbezogen<br />

<strong>ein</strong>geordnet werden, um theoriegeleitet bestimmen zu<br />

können, welche nächsten Entwicklungsschritte das Kind vollziehen kann,<br />

• Zielreflexivität: der <strong>Diagnostik</strong>er soll sich s<strong>ein</strong>er Teilziele des diagnostischen<br />

Handelns bewusst werden (z.B. Orientierung an der Altersnorm, richtlini-<br />

8 KMK, Die Empfehlungen zur sonderpädagogischen Förderung in den Ländern in der B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland 1994. In F. Drave, F. Rumpler & P. Wachtel (Hrsg.), Empfehlungen<br />

zur sonderpädagogischen Förderung. Allgem<strong>ein</strong>e Gr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong> Förderschwerpunkte (KMK),<br />

Würzburg 2000, S. 25-39, hier S, 7.<br />

9 K. D. Schuck, U. von Knebel, W. Lemke, J. Schwohl & T. Sturm, Rahmenbedingungen <strong>und</strong> diagnostische<br />

Umsetzung zur Feststellung sonderpädagogischen Förderbedarfs in Hamburg<br />

<strong>und</strong> Schleswig-Holst<strong>ein</strong>. In U. Petermann & F. Petermann (Hrsg.), <strong>Diagnostik</strong> sonderpädagogischen<br />

Förderbedarfs (Neue Folge Bd. 5, Göttingen 2006, S. 37-65. hier S. 44f.<br />

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