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Seniorenbeirat Norderstedt

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Altenpflege - Fachkräftemangel: Pflege-Offensive in <strong>Norderstedt</strong> - No... http://www.abendblatt.de/region/norderstedt/article1809956/Fachkraef...<br />

NORDERSTEDT<br />

ALTENPFLEGE<br />

Michael Schick 11.03.2011, 06:00 Uhr<br />

Runder Tisch will junge Leute für die Arbeit in der Altenpflege begeistern. In Schleswig-<br />

Holstein fehlen derzeit fast 1000 Pflegekräfte.<br />

Ausbildung in der neuen Altenpflegeschule in <strong>Norderstedt</strong>: Dozentin Christine Klim erklärt am<br />

Skelett den Knochenbau des Menschen<br />

Foto: Michael Schick<br />

NORDERSTEDT. Wir<br />

brauchen eine breit<br />

angelegte Pflege-Offensive<br />

für <strong>Norderstedt</strong>. Das<br />

forderten der örtliche<br />

<strong>Seniorenbeirat</strong>, der<br />

Sozialausschuss, Vertreter<br />

der Alten- und Pflegeheime,<br />

der ambulanten<br />

Pflegedienste und die<br />

Leiterin der neuen<br />

Altenpflegeschule, Gabriele<br />

Lengefeldt, in einem<br />

Gespräch mit der<br />

<strong>Norderstedt</strong>er Zeitung.<br />

"Bundesweit haben wir eine<br />

Million Pflegekräfte, für die<br />

nächsten Jahre fehlen 400<br />

000. Für Schleswig-Holstein liegt der Bedarf jenseits von 1200, ausgebildet werden aber nur<br />

400", sagte Gunnar Löwe, Leiter des Altenpflegeheims Scheel und Landesvorsitzender im<br />

Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste. Auch als Heimleiter spüre er den Mangel an<br />

Fachkräften, es gebe kaum noch Bewerbungen.<br />

"Wir müssen einfach mehr junge Menschen für diesen Beruf begeistern, in die Schulen gehen<br />

und aktiv werben. Das funktioniert aber nur, wenn sich das Image wandelt", sagte Hans Jeenicke<br />

vom <strong>Seniorenbeirat</strong>, maßgeblicher Initiator des Runden Tisches. Altenpflege sei körperlich<br />

anstrengend, alte Menschen müssten gewaschen, gefüttert, ihnen müsse bei der Toilette und<br />

beim Anziehen geholfen werden - dieses Berufsbild halte sich noch immer hartnäckig in vielen<br />

Köpfen. "Es stimmt aber schon lange nicht mehr", sagte Gabriele Lengefeldt, Leiterin des<br />

Instituts für berufliche Aus- und Fortbildung (IBAF), das in <strong>Norderstedt</strong> neu eröffnet hat. Das<br />

Bildungsinstitut der Diakonie bildet schwerpunktmäßig künftige Altenpflegekräfte aus.<br />

Durch das hohe und weiter steigende Alter der Heimbewohner würden die Einrichtungen<br />

zunehmend zu Intensivstationen. Die Arbeit erfordere ein hohes Maß an medizinischen<br />

Kenntnisse und Administration. Der Wandel zeige sich auch daran, dass Altenpflege vom<br />

sozialen zum Heilberuf umgewidmet worden sei. "Die Ausbildung ist viel professioneller<br />

geworden. Pflegkräfte müssen heute auch Blutdruck messen und Blut abnehmen können", sagte<br />

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Altenpflege - Fachkräftemangel: Pflege-Offensive in <strong>Norderstedt</strong> - No... http://www.abendblatt.de/region/norderstedt/article1809956/Fachkraef...<br />

Lengefeldt. Und sehr genau hinsehen, um frühzeitig beispielsweise Wundliegen oder die Folgen<br />

von Diabetes erkennen zu können.<br />

"Wir haben lange dafür gekämpft, dass in <strong>Norderstedt</strong> wieder Altenpflegekräfte ausgebildet<br />

werden", sagte Jeenicke. Der <strong>Seniorenbeirat</strong> sehe es als eine seiner vordringlichen Aufgaben an,<br />

alten Menschen das Leben so angenehm wie möglich zu gestalten. Und dazu zählten<br />

ausreichend Heimplätze und eine kompetente Betreuung. Wermutstropfen ist, so Jeenicke, dass<br />

die Ausbildung vom Land bisher nicht gefördert wird und viele Altenpflegeschüler die Kosten von<br />

290 Euro pro Monat selbst zahlen müssen.<br />

"Wir waren mehrfach in Kiel und haben für das IBAF in <strong>Norderstedt</strong> die gleiche Förderung und<br />

Behandlung wie für die anderen 17 Altenpflegeschulen in Schleswig-Holstein gefordert. Aber<br />

bisher gibt es keine Bereitschaft, am jetzigen Fördersystem etwas zu verändern", sagte Ute<br />

Algier, Vorsitzendes des Sozialausschusses in <strong>Norderstedt</strong>. Aus Landessicht sei es vertretbar,<br />

wenn es keine Altenpflegeschule im Kreis Segeberg gibt. Schließlich könnten Interessierte ja<br />

nach Bargteheide oder Neumünster ausweichen. Für <strong>Norderstedt</strong> komme erschwerend hinzu,<br />

dass viele Pflegekräfte durch die Nähe zu Hamburg in die Metropole wechselten und so die<br />

Lücke hier vergrößerten.<br />

"Wir haben eine grandiose Zukunft vor uns und werden bestimmt einen Arbeitsplatz finden.<br />

Außerdem finde ich es toll, älteren Menschen einen schönen Lebensabend zu ermöglichen",<br />

sagte Sally-Ann Rohr. Die 19-jährige <strong>Norderstedt</strong>erin ist eine von 14 Schülern, die sich am IBAF<br />

zu Altenpflegern ausbilden lassen. Mitschülerin Nathalie Marnitz, 19, hat während eines<br />

Praktikums festgestellt, dass ihr der Umgang mit älteren Menschen Spaß macht. Sie möchte<br />

sogar langfristig in einem Sterbehospiz arbeiten.<br />

Doch die gute Perspektive ist nur ein Aspekt, der die Altenpflege attraktiv macht. "Interessant<br />

sind auch die vielen Möglichkeiten, sich weiter zu qualifizieren - bis hin zu einem Master-<br />

Studium", sagte Löwe. Die Vergütung sei in den vergangenen Jahren angehoben worden,<br />

durchschnittlich verdienen die Pflegekräfte im nördlichsten Bundesland zwischen 2200 und 2300<br />

Euro brutto im Monat.<br />

Sorgen macht Löwe allerdings die Ausbildungsvergütung: "Die lastet bisher einseitig auf den<br />

Alten- und Pflegeheimen, und zwar nur auf denen, die die Vergütung freiwillig zahlen." Sie<br />

kalkulierten die Kosten in die Pflegesätze. Dadurch zahlten letztlich die Bewohner die<br />

Ausbildung. Und die Einrichtungen, die durch die Vergütung höhere Pflegesätze hätten, hätten<br />

einen Wettbewerbsnachteil. "In unserer Branche sind Kosten für die Ausbildung überhaupt nicht<br />

vorgesehen. Wenn wir ausbilden, ist das unser Vergnügen, und wir bleiben auf den Ausgaben<br />

sitzen", sagte Susanne Piazza vom <strong>Norderstedt</strong>er Pflegedienst Claussen. Und der Medizinische<br />

Dienst der Krankenkassen, die Pflegekassen und die Heimaufsichten beteiligten sich bisher<br />

überhaupt nicht an der Ausbildungsvergütung, obwohl gerade diese Institutionen einen<br />

erheblichen Bedarf an Pflegekräften hätten. "Wir müssen das System auf eine<br />

Umlagefinanzierung umstellen, an der sich alle beteiligen, die auf gut ausgebildete<br />

Altenpflegekräfte angewiesen sind", forderte Löwe. Alle zahlten in einen Topf, aus dem dann die<br />

Azubis ihr Geld bekommen.<br />

www.ibaf.de(http://www.ibaf.de)<br />

Weiterführende Links<br />

SPD-Politiker fordert mehr Menschlichkeit in der Medizin(http://www.abendblatt.de/region/norderstedt/article1809957<br />

/SPD-Politiker-fordert-mehr-Menschlichkeit-in-der-Medizin.html)<br />

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Altenpflege - Fachkräftemangel: Pflege-Offensive in <strong>Norderstedt</strong> - No... http://www.abendblatt.de/region/norderstedt/article1809956/Fachkraef...<br />

Gemeinsam für gute Pflege(http://www.abendblatt.de/region/norderstedt/article1809962/Gemeinsam-fuer-gute-Pflege.html)<br />

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