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Basler Stadtnatur - Stadtgärtnerei - Basel-Stadt

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Natur umgibt uns<br />

überall, auch mitten in der<br />

<strong>Stadt</strong><br />

2<br />

Natur und bebautes <strong>Stadt</strong>gebiet schliessen sich nicht aus.<br />

– Gerade dort, wo viele Menschen zusammenleben und die<br />

<strong>Stadt</strong> einem ständigen Wachstum unterworfen ist, müssen<br />

ausreichend Naturräume vorhanden sein.<br />

Die vorliegende Broschüre will auf verständliche und kurzweilige<br />

Art die Augen dafür öffnen, wie Natur im dicht<br />

besiedelten Gebiet der <strong>Stadt</strong> ein spannendes Erlebnis sein<br />

kann. Sie lädt ein zu Entdeckungsreisen durch unsere<br />

nächste Umgebung, wo viele «offenbare Geheimnisse»<br />

auf uns warten. Sie möchte uns auch zeigen, welche Verantwortung<br />

wir für die heimlichen und weniger heimlichen,<br />

zum Teil aber hoch empfindlichen Mitbewohner aus<br />

Pflanzen- und Tierreich, für Vogel-Knöterich und Graukresse,<br />

für Erdbockkäfer und Alpensegler, tragen und was wir<br />

für sie tun müssen– wir, die Öffentlichkeit, die Verwaltung,<br />

vor allem aber jede und jeder einzelne von uns.<br />

Die Vorsteherin des Baudepartements <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong>


<strong>Basler</strong> <strong><strong>Stadt</strong>natur</strong><br />

faszinierende Vielfalt<br />

zwischen Asphalt und<br />

Beton<br />

Inhaltsübersicht<br />

<strong>Basler</strong> Lebensräume –<br />

ihre Pflanzen- und Tierwelt<br />

Naturschutz – aber bitte<br />

mit Konzept<br />

Natur vor der eigenen<br />

Haustüre fördern<br />

Auf Pirsch zwischen den<br />

Pflastersteinen<br />

Weiterführende Literatur<br />

Wer macht was? Wohin<br />

sich wenden?<br />

Ganz besondere Kostbarkeiten 4<br />

Lebensräume im Dschungel der <strong>Stadt</strong><br />

Versteckte Vielfalt<br />

Typisch baslerisch– 16<br />

Vegetation, Fauna und Landschaft<br />

Lebensqualität für Mensch und Natur<br />

Pflanze, Tier und Mensch im gleichen Raum<br />

Keine Fläche ohne (angepasste) Pflege<br />

Verbindlich verbinden<br />

Wo ist Naturschutz am wichtigsten?<br />

Nutzung und Pflege, Hand in Hand 26<br />

Was kann ich selber tun?<br />

Hand anlegen zum eigenen Paradies<br />

Bei der Natur in die Schule gehen<br />

Lange Erlen 30<br />

Bruderholz<br />

Bahn- und Hafenareale<br />

Wohnquartiere<br />

Altstadt<br />

Naturschutz allgemein und 42,43<br />

Naturschutz in <strong>Basel</strong><br />

Praktische Bücher, Ratgeber<br />

Staatliche Stellen 44<br />

Naturschutzorganisationen<br />

3


<strong>Basler</strong> Lebensräume,<br />

ihre Pflanzen- und Tierwelt<br />

Ganz besondere<br />

Kostbarkeiten<br />

Was bietet <strong>Basel</strong> an besonderen Kostbarkeiten? Das Münster,<br />

eine Vielzahl interessanter Museen, vier Fähren über<br />

den Rhein, bedeutende Beispiele moderner Architektur und<br />

…eine Vielzahl kostbarer Pflanzen und Tiere sowie bemerkenswerte<br />

Lebensräume.<br />

Mit diesen Kostbarkeiten möchten wir Sie näher bekannt<br />

machen. Wir möchten erläutern, weshalb diese Kostbarkeiten<br />

geschützt werden müssen, und die Wege aufzeigen, die<br />

zur Förderung dieser Tiere und Pflanzen notwendig sind.<br />

In vieler Hinsicht befindet sich der Kanton <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> als<br />

<strong>Stadt</strong>kanton in einer aussergewöhnlichen Situation. Ein solcher<br />

Sonderfall sind die vielen Naturwerte in der <strong>Stadt</strong>, die<br />

unbeabsichtigt entstehen und oft gar nicht beachtet werden.<br />

Sie können ebenso unbemerkt und unbeabsichtigt<br />

wieder verschwinden. Deshalb ist es eine zentrale Aufgabe<br />

des Naturschutzes in <strong>Basel</strong>, auch die Arten und Lebensräume<br />

in der <strong>Stadt</strong> zu fördern. Naturschutz in der <strong>Stadt</strong> ist für<br />

viele Leute ungewöhnlich. Wir möchten Sie deshalb mit<br />

ganz besonderen <strong>Basler</strong> Kostbarkeiten bekannt machen und<br />

in verschiedenen Exkursionsvorschlägen aufzeigen, wo diese<br />

zu finden sind.<br />

Naturschutz in <strong>Basel</strong> bedeutet beispielsweise das Erhalten<br />

der letzten Population des Erdbockkäfers in der Schweiz,<br />

den Schutz von Alpenschwemmlingspflanzen an der Pfalzmauer<br />

oder das Bewahren und Fördern der Eichen in unseren<br />

Wäldern für den Mittelspecht.<br />

Wie müssen wir aber mit den Kostbarkeiten der Natur umgehen?<br />

Wie können wir bestehende Natur schützen, und<br />

wie können wir Flächen fördern, auf denen sich Natur wieder<br />

entwickeln kann? Das Natur- und Landschaftsschutzgesetz<br />

sowie das Naturschutzkonzept geben die Ziele und<br />

Leitlinien für den Naturschutz vor.<br />

Mit Naturschutz ist heute in unserem <strong>Stadt</strong>kanton nie das<br />

Bewahren unberührter Naturflächen gemeint. Der Einfluss<br />

von uns Menschen ist heute auf allen Flächen in unserem<br />

<strong>Stadt</strong>kanton mehr oder weniger stark spürbar. Wir fördern<br />

mit den Naturschutzmassnahmen vielmehr ein Stück belebte<br />

Mitwelt. Dies geschieht nicht nur zum Nutzen dieser Tiere<br />

und Pflanzen, sondern auch zum Nutzen der Kinder und<br />

Erwachsenen unserer <strong>Stadt</strong> und unserer Landgemeinden,<br />

die sich daran freuen können. Wenn wir diese Naturkostbarkeiten<br />

fördern, dann erhöhen wir die Lebensqualität für<br />

uns Bewohner. Naturschutz heisst deshalb nicht, alle unsere<br />

Aktivitäten zu unterbinden, sondern richtig zu handeln.<br />

4<br />

Nach einer zweijährigen Larvenzeit im Boden sind die ausgewachsenen<br />

Erdbockkäfer nur wenige Tage in den Magerwiesenböschungen zu sehen.<br />

Foto Armin Coray<br />

Der Erdbock – Überlebenskünstler am Rheinbord<br />

Der Erdbock, ein aufgrund der eidgenössischen Natur- und<br />

Heimatschutzverordnung geschützter, flugunfähiger Käfer<br />

besitzt eines der beiden letzten Schweizer Vorkommen mitten<br />

in <strong>Basel</strong> am Rheinbord im St.- Johann-Quartier. Das Vorkommen<br />

muss zweifellos geschützt und gefördert werden.<br />

Doch welche Schutz- und Förderungsmassnahmen sind notwendig?<br />

Eine Antwort auf diese Frage ist sehr schwierig,<br />

denn über biologische Fragen wie die folgenden ist praktisch<br />

nichts bekannt: Wie viele Tiere der Art sind notwendig,<br />

damit sich der Bestand über längere Zeit halten kann?<br />

Welche Lebensraumtypen können von der Art besiedelt<br />

werden? Ist das Vorkommen in <strong>Basel</strong> von den Vorkommen<br />

in der Oberrheinebene isoliert?<br />

Wichtige Fragen zum Schutz der <strong>Basler</strong> Erdbockbestände<br />

werden ab 1996 durch Mitarbeiter/innen der Universität,<br />

des Naturhistorischen Museums sowie privater Naturschutzverbände<br />

und Beratungsbüros untersucht. Das Beispiel<br />

zeigt, dass Amtsstellen in gewissen Fragen auf die Mitarbeit<br />

von Fachleuten aus der Wissenschaft angewiesen sind. Auf<br />

der anderen Seite ist es notwendig, dass die gesamte Bevölkerung<br />

die Anliegen der Natur mitträgt. Zu diesem Ziel soll<br />

die vorliegende Schrift einen kleinen Beitrag leisten.


Ein schönes Beispiel für Schwemmlingspflanzen im <strong>Stadt</strong>gebiet ist die Niedliche<br />

Glockenblume an den Mauern unterhalb des Münsters.<br />

Foto Michael Zemp<br />

Verborgenes Leben zu unseren Füssen:<br />

Wenn wir uns genau achten, finden wir <strong><strong>Stadt</strong>natur</strong> selbst<br />

an Stellen, wo wir es nie vermutet hätten.<br />

Wer hätte geahnt, dass im Herzen von <strong>Basel</strong>, auf dem<br />

Marktplatz, mindestens 5 unscheinbare Wildpflanzenarten<br />

wachsen? Wo können wir noch weitere Vorkommen<br />

von spontan aufwachsenden Pflanzen in der <strong>Stadt</strong> finden?<br />

5


Die Blauflüglige Sandschrecke, eine Art, die in Bahnarealen lebt, gilt in der<br />

Schweiz als «vom Aussterben bedroht». Foto Armin Coray<br />

6


Besonders auffällige Blütenbesucher an Wildpflanzen der Ödland- und Ruderalflächen<br />

sind die Bläulinge. Foto Daniel Küry<br />

Wildpflanzen und Tiere gehören zu den Kostbarkeiten<br />

der <strong>Stadt</strong> <strong>Basel</strong>. Es ist die Aufgabe von uns allen, diese<br />

Naturkostbarkeiten langfristig zur Erhöhung unserer<br />

Lebensqualität zu erhalten.<br />

7


Lebensräume<br />

im Dschungel der <strong>Stadt</strong><br />

Naturnahe Lebensräume in Städten finden sich überall dort,<br />

wo nicht «Restflächen» wegrationalisiert werden. Aufgrund<br />

der örtlichen Bedingungen (Boden, Lichtverhältnisse, Nutzungsform<br />

usw.) sind Vegetation und Fauna aber recht unterschiedlich<br />

ausgebildet. Eine Übersicht über diese Lebensraumtypen<br />

ist in der Karte auf den beiden folgenden Seiten<br />

wiedergegeben. Als Grundlage zur Beschreibung wird aus<br />

praktischen Gründen die Pflanzendecke (Vegetation) herangezogen.<br />

Die folgende Übersicht soll ein erster Schritt dazu sein, dass<br />

Sie sich im Dschungel städtischer Lebensräume zurechtfinden<br />

und Ihr Quartier aus der Naturperspektive betrachten<br />

können.<br />

Naturschutzkonzept<br />

<strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong><br />

Lebensraumtypen<br />

8<br />

Überbaute Flächen<br />

historische Altstadtquartiere, Dorfkerne und<br />

Gebäudegruppen<br />

«City-Typ»<br />

gründerzeitliche Quartiere mit gemischter<br />

Wohn- und Gewerbebenutzung<br />

Wohn- und Geschäftsquartiere<br />

mit bedeutendem altem Baumbestand<br />

Ein- und Zweifamilienhäuser<br />

Blockbebauung, Reihenhäuser<br />

Schulareale<br />

Gewerbe- und Industriequartiere, Werkhöfe<br />

Bahnareale<br />

Übrige Flächen<br />

städtische Parks, Anlagen, Friedhöfe<br />

Sportplätze, Rasenfelder<br />

Familiengartenareale, Gärtnereien<br />

Ackerland, Fruchtfolgeflächen<br />

artenreiche, magere Wiesen und Weiden<br />

artenarme, Fettwiesen und -Weiden<br />

Streuobstbestände<br />

stärker siedlungsbeeinflusste Wälder<br />

«siedlungsferne Wälder»<br />

Gewässer und ihre Ränder


Kopfsteinpflaster und Baumscheiben sind Lebensräume für Pflanzen und<br />

Tiere der historischen Altstadtquartiere. Foto Daniel Küry<br />

Historische Altstadtquartiere<br />

Die Naturqualitäten dieser Lebensräume sind:<br />

Trittvegetation in Fugen der Pflästerung, Mauerfugenvegetation,<br />

alte Dächer, stickstoffliebende Säume an Mauerfüssen,<br />

Pioniergebüsch, waldähnliche Bereiche, neuere Elemente<br />

wie Wandbepflanzungen.<br />

Typische Tiergemeinschaften leben in unverfugten Mauern<br />

(Schnecken, Springschwänze, Hautflügler, Laufkäfer, Spinnen,<br />

Weberknechte, Zweiflügler usw.), im Sand unter Pflästerungen<br />

(Wildbienen und Sandwespen), an begrünten<br />

Aussenwänden (Spinnen, Weberknechte, Zweiflügler, Hautflügler,<br />

Käfer, Grünfink usw.) oder in Gebäuden ( Winteroder<br />

Zwischenquartiere für Fledermäuse, Brut von Mauerseglern,<br />

<strong>Stadt</strong>tauben usw.).<br />

10<br />

City-Typ<br />

Dieser Quartiertyp mit mehrheitlich neu erstellten Geschäfts-<br />

und Bürogebäuden enthält eine Reihe kleinstflächiger<br />

naturnaher Lebensräume: Verbundsteinbeläge (Trittfugenvegetation),<br />

Pflanzentröge mit Andeutungen einjähriger<br />

Hackfruchtbegleitgesellschaften, Flachdächer mit Anflügen<br />

von Kiesgrusfluren. Auch kleinere Rabatten, Baumscheiben<br />

oder Wandbepflanzungen kommen vor.<br />

Typische Tierlebensräume sind Flachdächer (Käfer/Kurzflügler,<br />

Laufkäfer, Webspinnen usw.), Pflanzentröge (mit sehr<br />

wenigen Arten), Sand unter Verbundsteinbelägen (v. a.<br />

Hautflügler).<br />

Neuere Wohn- und Geschäftsquartiere<br />

Auf den Freiflächen in diesen mehrheitlich neu gebauten<br />

Quartieren finden sich als naturnahe Pflanzengemeinschaften<br />

verarmte bis artenreiche Scherrasen, Trittfugengesellschaften<br />

sowie Fragmente von stickstoffliebenden Staudenfluren<br />

und Krautfluren der Laubwälder. Stellenweise sind<br />

auch artenreiche Flachdächer vorhanden.<br />

Für die Tiergemeinschaften sind von besonderer Bedeutung:<br />

Baum- und Strauchbestände (Amsel, Meise, Grünfink,<br />

Schmetterlinge, pflanzenfressende und saftsaugende Insekten<br />

usw.), Rasen (Käfer/Kurzflügler, Milben, Schnecken,<br />

Spinnen usw.).


Gründerzeitliche Quartiere<br />

Quartiere mit überwiegend Blockrandbebauungen zeigen<br />

die folgenden naturnahen Kleinlebensräume: Trittvegetation<br />

auf Kies und in Pflasterfugen, Anflüge einjähriger Hackfruchtbegleitgesellschaften,<br />

stickstoffliebende Saumfluren in<br />

schattigen bis sonnigeren Bereichen, ruderale Gebüsche, artenreichere<br />

Scherrasen.<br />

Wichtig sind die folgenden Lebensräume für Tiere: Gebäude<br />

(Hausmaus, Wanderratte, Mauersegler, <strong>Stadt</strong>taube, Kellerasseln<br />

usw.), Baum- und Strauchbestände (Amsel, Meise,<br />

Grünfink, Schmetterlinge, pflanzenfressende und saftsaugende<br />

Insekten usw.), Rasen (Käfer/Kurzflügler, Milben<br />

usw.).<br />

Ein- und Zweifamilienhausquartiere<br />

Die Quartiere mit meist zweistöckigen Häusern weisen in<br />

der Regel zahlreiche Ziergärten auf. Darin und in Randsituationen<br />

bilden sich die folgenden Vegetationstypen aus:<br />

Scherrasen (teilweise artenreich), Stickstoff liebender Staudensäume<br />

(meist fragmentarisch) und Trittvegetation in<br />

Pflasterfugen.<br />

Typische Tierarten finden sich in: Baum- und Strauchbeständen<br />

(Amsel, Meise, Grünfink, Schmetterlinge, diverse pflanzenfressende<br />

und saftsaugende Insekten usw.). Sind nur<br />

wenige Katzen vorhanden, dann kann sich eine artenreiche<br />

Vogelfauna entwickeln. Weitere wichtige Strukturen sind<br />

u. a.: Rasen (Käfer/Kurzflügler, Milben, Schnecken, Spinnen<br />

usw.) und Säume (Laufkäfer, Spinnen, Schnecken usw.).<br />

Blockbebauungen, Reihenhäuser<br />

In den Quartieren mit mehrstöckigen Blockbebauungen entwickeln<br />

sich in erster Linie Scherrasen, Fragmente nitrophiler<br />

Säume und eine Trittvegetation in Pflasterfugen. In Reihenhausquartieren<br />

können auch kleinere Gehölze mit<br />

einheimischen Arten vorkommen.<br />

Für die Tierwelt sind besonders folgende Strukturen wichtig:<br />

Rasen (Käfer/Kurzflügler, Milben, Schnecken, Spinnen<br />

usw.), Säume (Laufkäfer, Spinnen, Schnecken usw.), Gehölze<br />

und Baumbestände (Brutvögel).<br />

In den Vorgärten und in den Hinterhöfen der gründerzeitlichen Quartiere<br />

dominieren Sträucher und teilweise artenreiche Rasen.<br />

Foto Daniel Küry<br />

Ein- und Zweifamilienhausquartiere sind meist reich an Staudensäumen,<br />

die entlang der Grundstückgrenzen gedeihen. Foto Daniel Küry<br />

11


Bahnareale sind die letzten Lebensräume für bedrohte wärmeliebende Tiere<br />

und Pflanzen sowie die wichtigsten Vernetzungskorridore.<br />

Foto Michael Zemp<br />

Gewerbe- und Industriequartiere<br />

Die Areale mit einer recht intensiven industriellen und gewerblichen<br />

Nutzung weisen unterschiedliche Naturqualitäten<br />

auf. Sobald grössere unversiegelte Flächen vorkommen,<br />

stellt sich eine artenreiche Vegetation ein. Zu den häufigsten<br />

Vegetationseinheiten gehören: Trittfluren, Kiesgrusfluren,<br />

einjährige ruderale Staudenfluren, mehrjährige ruderale<br />

Staudenfluren, stickstoffliebende Saumfluren, Gebüsche<br />

und Einzelbäume.<br />

Das grösste Strukturangebot für Tiere sind ruderale, oft kiesreiche<br />

Flächen (wärme- und sonnenliebende Heuschreckenarten,<br />

Schwalben, Laufkäfer, Wildbienen usw.). Ältere Flachdächer<br />

beherbergen eine reiche Fauna wirbelloser Arten<br />

(Laufkäfer, Kurzflügler, Webspinnen usw.), während die relativ<br />

wenigen Vogelarten v. a. in Gehölzen brüten.<br />

Wir beobachten im Frühling auf unserem Weg durch die<br />

<strong>Stadt</strong>, wo wir überall Leben antreffen, und benennen die<br />

12<br />

Bahnareale<br />

Die Bahnareale stellen die grössten zusammenhängenden<br />

und unversiegelten Flächen im Baugebiet dar und weisen<br />

trockenwarme Bedingungen auf. Dies sind die idealen Voraussetzungen<br />

zur Entwicklung der folgenden Vegetationseinheiten:<br />

Kiesgrusfluren, einjährige ruderale Staudenfluren,<br />

mehrjährige ruderale Staudenfluren, ruderale Trockenrasen,<br />

typische Trockenrasen.<br />

Die trockenwarmen Flächen sind z. B. ein bevorzugtes Habitat<br />

verschiedener Heuschrecken-, Wildbienen-, Schmetterling-<br />

und Reptilienarten. In wenig genutzten Gebieten treten<br />

teilweise bodenbrütende Vogelarten auf. Andererseits<br />

werden die Areale besonders in der Nacht von verschiedenen<br />

Kleinsäugetieren aufgesucht.<br />

Wuchsorte (z. B. Ritzen der Randsteine, Mauer, Vorgarten<br />

usw.). Auf einem <strong>Stadt</strong>plan tragen wir die verschiedenen<br />

Wuchsorte mit unterschiedlichen Farben oder Signaturen<br />

ein. Welche verschiedenen Wuchsorte finden sich in einem<br />

bestimmten Quartier? Welche Unterschiede zeigen sich<br />

beim Vergleich mit anderen Quartieren?


Parks dienen in erster Linie der Bevölkerung als Erholungsgebiete. Ihre<br />

Randbereiche sind aber wichtige Lebensräume für Tiere und Pflanzen der<br />

<strong>Stadt</strong>. Foto Daniel Küry<br />

Städtische Grünflächen, Parks und Anlagen<br />

In relativ lockeren Baumbeständen finden sich oft grössere<br />

ausgedehnte Scherrasenflächen. Schulareale bilden teilweise<br />

ähnliche Lebensraumkomplexe, doch sind sie intensiver<br />

von Gebäuden durchsetzt. Trittfluren, Scherrasen, stickstoffliebende<br />

Staudenfluren halbschattiger und schattiger Orte,<br />

Elemente der Krautvegetation von Laubwäldern und einjährige<br />

ruderale Staudenfluren sind hier typisch.<br />

Die Tierwelt städtischer Parks ist aus Untersuchungen in<br />

Deutschland recht gut bekannt. Besonders wichtig und artenreich<br />

sind Webspinnen, Kurzflügler (Käfer), Schwebfliegen,<br />

Schnecken und Springschwänze. Interessant ist, dass<br />

bei den Kurzflüglern gerade in Parks Arten häufig sein können,<br />

die ausserhalb der <strong>Stadt</strong> als selten gelten. Die Parks<br />

von <strong>Basel</strong> sind Lebensraum für rund 40 Vogelarten.<br />

Um die typische Tier- und Pflanzenwelt der <strong>Stadt</strong> zu<br />

fördern, soll im Kanton <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> der Anteil naturnaher<br />

Flächen zunehmen.<br />

Sportplätze<br />

Randbereiche der sonst intensiv genutzten und gemähten<br />

Sportplätze zeigen kleinflächig naturnahe Pflanzengemeinschaften<br />

wie: Scherrasen, stickstoffliebende Staudenfluren.<br />

Unter den Tieren sind v. a. Arten typisch, die kurzgeschnittene<br />

Rasen besiedeln. Unter den Wirbeltieren sind dies das<br />

Wildkaninchen und die bis vor wenigen Jahren noch auftretende<br />

Haubenlerche. Einige Laufkäferarten kommen ebenfalls<br />

regelmässig auf Sportrasen vor.<br />

13


Versteckte Vielfalt<br />

Im Mittelalter wurde die Natur aus der <strong>Stadt</strong> ausgegrenzt.<br />

Aus dieser Haltung entstand der Gegensatz «hier: geordnete<br />

<strong>Stadt</strong> – dort: wilde Natur». Dieser Gegensatz gilt jedoch<br />

spätestens seit der Aufhebung der <strong>Stadt</strong>mauern nicht mehr.<br />

Die Natur hat es verstanden, in der Zwischenzeit in unsere<br />

Städte vorzudringen. Es wurden Parks angelegt, und im<br />

Strassenraum Baumalleen gepflanzt. So kann heute jede<br />

Baumscheibe im Trottoir, jedes Gewässerufer, jeder Hinterhof<br />

oder jeder Vorgarten zu einem Stück Natur werden.<br />

Vielfältige Natur finden wir nicht nur im tropischen Regenwald.<br />

Wenn wir die Augen öffnen und aufmerksam durch<br />

die Welt gehen, begegnen wir auch vor unserer Haustür einer<br />

faszinierenden Vielfalt. In den Ritzen zwischen Pflastersteinen<br />

entdecken wir Miniaturpflänzchen mit einer ungeheuren<br />

Anpassungsfähigkeit. Sie ertragen es ohne Schaden,<br />

dass ihnen auf dem «Kopf» herumgetrampelt wird oder die<br />

brütende Sonne sie bestrahlt.<br />

Vergleich der bekannten Artenzahlen<br />

für einige wichtige Organismengruppen in der Schweiz<br />

und im Kanton <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong>.<br />

«Historisch»/«aktuell» bezieht sich je nach Gruppe auf<br />

verschiedene Zeiträume.<br />

14<br />

Zeichen für vielfältiges Leben sind auch die Spinnweben an<br />

und in Gebäuden. Wir verdanken sie verschiedenen Spinnenarten,<br />

deren besondere Geschicklichkeit wir beim Netzbau<br />

bestaunen können.<br />

Täglich sterben aber Teile dieser Vielfalt weg. Durch unsere<br />

«Schönheitsansprüche» und aus Unachtsamkeit drängen<br />

wir Tier- und Pflanzenarten zurück oder rotten sie gar aus.<br />

Wenn wir etwas für den Naturschutz tun wollen, dann müssen<br />

wir diese Vielfalt entdecken und schätzen lernen. Dazu<br />

gehören nicht nur die Tiere und Pflanzen in fernen Ferienparadiesen<br />

und grossen Nationalparks, sondern auch die<br />

heimlichen Untermieter in unseren Gärten und Parks.<br />

Wussten Sie, dass mindestens 1200 Pflanzen in unserem<br />

<strong>Stadt</strong>kanton beheimatet waren? Ihre Zahl ist aber heute auf<br />

rund 850 Arten geschrumpft. Haben Sie gedacht, dass über<br />

1100 Tierarten bekannt sind? Viele dieser Tiere und Pflanzen<br />

sind recht klein und führen ein Leben im verborgenen.<br />

Die Funktion, die sie in der gesamten Lebensgemeinschaft<br />

haben, kann jedoch überaus gross sein.<br />

Bekannte Artenzahlen<br />

historisch aktuell Rote Liste<br />

Organismengruppe Schweiz <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong><br />

Gefässpflanzen 2696 1213 850 ja<br />

Schnecken 244 ? 45 nein<br />

Spinnen 900 345 ? ja<br />

Eintagsfliegen 82 26 14 ja<br />

Steinfliegen 104 14 3 ja<br />

Libellen 81 ? 34 ja<br />

Heuschrecken 110 32 30 ja<br />

Laufkäfer 589 129 43 nein<br />

Wasserkäfer 155 ? 14 ja<br />

Hautflügler ca.2000 ? ? nein<br />

Köcherfliegen 260 64 23 ja<br />

Tagfalter 195 56 32 nein<br />

Fische, Rundmäuler 66 45 37 ja<br />

Amphibien 20 14 9 ja<br />

Reptilien 15 5 5 ja<br />

Brutvögel 205 100 86 ja<br />

Säugetiere 83 40? 26 ja


Das Aussterben einer Art – eine Gefahr für uns Menschen?<br />

Oft wird die Frage gestellt, welches die Folgen des Aussterbens<br />

einer Tier- oder Pflanzenart sind. Eine befriedigende<br />

Antwort darauf ist aber recht schwierig. Das Aussterben ist<br />

ein Phänomen, das nur bei wenigen Arten untersucht worden<br />

ist. In Fällen, die intensiv studiert wurden, sind die Folgen<br />

jedoch weitreichend. In gut bekannten tropischen Regenwäldern<br />

wird von folgenden Annahmen ausgegangen:<br />

Das Verschwinden nur einer Baumart, die in einer besonders<br />

fruchtarmen Zeit den Vögeln Futter bietet, kann zum<br />

Aussterben mehrerer Vogelarten führen. Ein Fall, der das<br />

Aussterben einer Art und dessen Folgen genau beschreibt,<br />

ist aber bisher nicht bekannt .<br />

Auch wenn wir noch nicht mit absoluter Genauigkeit voraussagen<br />

können, welche Folgen der Rückgang oder das<br />

Aussterben einer Art haben wird, so müssen wir doch mit<br />

Folgen rechnen, die heute nicht absehbar sind. Die heute lebenden<br />

Arten sind das Entwicklungsreservoir für die Zukunft<br />

des gesamten Planeten. Seitdem dies erkannt wurde,<br />

ist das Erhalten der Vielfalt in der Natur zu einem allgemein<br />

akzeptierten Ziel geworden.<br />

1. Vielfalt – einfach gezählt! Auch wenn Sie die Pflanzen<br />

nicht mit dem Artnamen kennen, ist es möglich, die Artenvielfalt<br />

eines Lebensraums zu erfassen. Pflücken Sie in Ihrem<br />

Garten, in einem Park oder auf einer Wiese 1 Exemplar<br />

resp. 1 Blatt jeder vorkommenden Pflanzenart. Zählen Sie<br />

die verschiedenen Pflanzen. Vergleichen Sie verschiedene<br />

Lebensräume (z. B. Wiese und Wald oder Gebüsch) miteinander<br />

und achten Sie sich, ob auch jahreszeitliche Änderungen<br />

auftreten.Vielleicht stellen Sie die Pflanzen anschliessend<br />

in einer Vase in Ihrer Wohnung auf. So werden sie<br />

Ihnen noch viele Tage Freude bereiten.<br />

2. Grenzen der Verbreitung: In einer Wiese oder in einem<br />

Rasen suchen wir uns eine relativ häufige Pflanze aus,um<br />

deren Verbreitung zu beobachten. Wir gehen von einem<br />

Ausgangspunkt inmitten der Fläche in alle vier Himmelsrichtungen<br />

und suchen nach dieser Art. Sobald wir sie in einem<br />

Umkreis von 1–2 Metern nicht mehr sehen, setzen wir eine<br />

Marke. Wir können uns die folgenden Fragen stellen: gibt<br />

es Arten, die nur unter ganz speziellen Bedingungen vorkommen?<br />

Welcher Faktor ist ausschlaggebend für die Verbreitung<br />

(z. B. Licht, Bodenfeuchtigkeit, Nutzung)? Welche<br />

Pflanzen haben ein gutes Anpassungsvermögen, welche ein<br />

schlechteres?<br />

Die seltene Efeu-Sommerwurz wächst als Schmarotzer in einigen Efeurabatten<br />

der <strong>Stadt</strong>. Foto Michael Zemp<br />

Im Kanton <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> sollen auch in Zukunft alle heute<br />

heimischen Tiere und Pflanzen weiterleben können.<br />

Der Bestand seltener und bedrohter Arten soll gefördert<br />

werden, und Arten, die heute häufig und verbreitet<br />

sind, sollen dies auch weiterhin bleiben.<br />

15


Naturschutz – aber bitte<br />

mit Konzept<br />

Der Schutz der Natur ist seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts<br />

eine Aufgabe, für die sich anfänglich v. a. private Verbände<br />

und Einzelpersonen eingesetzt haben. Aus den Freizeitaufgaben<br />

wurde erst in den 1970er und 1980er Jahren<br />

eine Berufsarbeit, die sich auf ständig zunehmendes Fachwissen<br />

abstützt. Da die Aufgaben immer höhere Ansprüche<br />

stellten, wurde es notwendig, dem Naturschutz auch eine<br />

Planung in Form eines Konzepts zugrunde zu legen.<br />

Wie jeder Mensch seinen Tagesablauf plant, so müssen<br />

auch die Naturschutzmassnahmen umsichtig vorbereitet<br />

und ausgeführt werden. Das Instrument zur Planung ist das<br />

Naturschutzkonzept. Hier sind die Ziele und Leitlinien formuliert,<br />

also die Antworten auf Fragen wie: Wo ist Naturschutz<br />

wichtig? Was muss geschützt, gefördert werden?<br />

Wieviel naturnahe Fläche benötigen wir? Wer ist für den<br />

Schutz verantwortlich?<br />

Gleichzeitig bildet das Naturschutzkonzept den Massstab,<br />

mit dem der Erfolg der Bemühungen in einigen Jahren<br />

gemessen werden muss. Nur wenn im Naturschutz mit<br />

vergleichbaren Methoden wie in der Wirtschaft oder in der<br />

übrigen Verwaltung eine Qualitätskontrolle durchgeführt<br />

wird, ist sichergestellt, dass nötigenfalls die richtigen<br />

Korrekturen vorgenommen werden.<br />

Entwicklung des Naturschutzes<br />

Früher war der Naturschutz ein Anliegen von wenigen Idealisten.<br />

Inzwischen wurde aber erkannt, dass wir mit der<br />

Ausrottung von Tieren und Pflanzen sowie mit der Zerstörung<br />

ihrer Lebensräume auch unsere eigenen Lebensgrundlagen<br />

zu vernichten drohen. Heute ist das Bewahren<br />

der Natur deshalb zu einer allgemein akzeptierten Aufgabe<br />

unserer Gesellschaft geworden. Durch die nationale und<br />

kantonale Gesetzgebung und aufgrund internationaler Abkommen<br />

sind wir zum Naturschutz verpflichtet.<br />

Bei der Umsetzung konkreter Massnahmen hat der Naturschutz<br />

bereits eine lange Entwicklung hinter sich. Standen<br />

früher das Erhalten der Arten oder der Lebensräume im<br />

Zentrum, so kamen später die Pflege der Reservate dazu. In<br />

dieser Phase wurde erkannt, dass in einem gewissen Rahmen<br />

auch neue Lebensräume als Ersatz geschaffen werden<br />

können. Ein weiteres Naturschutzinstrument war die Extensivierung<br />

in der Landwirtschaft, die vor wenigen Jahren mit<br />

den Ökobeiträgen realisiert werden konnte.<br />

Der Naturschutz hat sich ähnlich wie der Gewässerschutz<br />

oder der Umweltschutz seit seinen Anfängen stark gewandelt.<br />

Er wird sein Gesicht auch in Zukunft ändern und muss<br />

sich den jeweils geltenden gesellschaftlichen Normen anpassen.<br />

Das Ziel wird jedoch immer das gleiche bleiben: die<br />

Ausrottung weiterer Arten ist zu stoppen, und die naturnahen<br />

Lebensräume müssen erhalten und gefördert werden.<br />

16<br />

Typisch baslerisch –<br />

Vegetation, Fauna und<br />

Landschaft<br />

Weshalb ein derart grosser Aufwand, um Massnahmen zugunsten<br />

der Natur zu planen? Der Grund für die Bemühungen<br />

sind v.a. die Lebensgemeinschaften, die es nur hier in<br />

<strong>Basel</strong> gibt. Ein typisches <strong>Basler</strong> Tier ist beispielsweise die<br />

Saatkrähe. Sie brütet seit 1964 in der <strong>Stadt</strong> <strong>Basel</strong>, bevorzugt<br />

auf Platanen von Parks und Alleen. Es gibt nur wenige weitere<br />

Brutvorkommen in der Schweiz, und auch im <strong>Basel</strong>biet<br />

brütet die Art nicht. Deshalb hat der Kanton <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong><br />

eine ganz besondere Verantwortung zum Schutz dieser Art<br />

zu übernehmen.<br />

Was diesen Aufwand rechtfertigt, ist die Einmaligkeit der<br />

Fauna und Vegetation in der Region <strong>Basel</strong>. <strong>Basel</strong> ist gekennzeichnet<br />

durch besondere klimatische, geologische und<br />

geographische Faktoren. Diese bestimmen neben der<br />

menschlichen Nutzung, welche Tier- und Pflanzenarten sich<br />

hier ansiedeln können.<br />

<strong>Basel</strong> weist nach der Region Genf die höchste Jahrestemperatur<br />

der Schweiz auf. Im Vergleich mit dem Mittelland sind<br />

die Niederschläge gering. Die <strong>Stadt</strong> wurde gebaut auf einer<br />

ausgedehnten Kiesfläche, die der Rhein, die Wiese und die<br />

Birs herangebracht haben. Auf dem Kiesuntergrund, der<br />

nicht mehr von der Strömung der Flüsse beeinflusst wird,<br />

konnte sich dank des günstigen Klimas eine wärme- und<br />

trockenheitsliebende Vegetation entwickeln. Die Verhältnisse<br />

erinnern in vielen Bereichen an die Vegetation im Mittelmeergebiet.<br />

Neben der Gottesanbeterin oder der<br />

Schlingnatter umfasst die Tierwelt zahlreiche, weitere Arten<br />

der südlichen Gebiete.<br />

Einmalige Pflanzenvorkommen für die Schweiz sind z. B.<br />

Trockenrasenpflanzen wie das Behaarte Bruchkraut, der<br />

Graukohl und die Rheinische Flockenblume oder Waldpflanzen<br />

wie der Festknollige Lerchensporn oder die Grossblumige<br />

Sternmiere.<br />

Typische Tiere unserer <strong>Stadt</strong> sind beispielsweise die Mauereidechsen,<br />

die sich an Mauern und auf Böschungen sonnen.<br />

In der Schweiz gilt die Art als gefährdet, in <strong>Basel</strong> existieren<br />

noch relativ grosse Populationen, doch sind diese<br />

durch bauliche Massnahmen zur Mauer- und Böschungssicherung<br />

bedroht.<br />

Da die Natur in der Region <strong>Basel</strong> sehr viele eigenständige<br />

Werte besitzt, kann nicht einfach ein Naturschutzkonzept<br />

einer anderen Region der Schweiz übernommen werden.<br />

Die Ziele, die Instrumente und die Wege des Naturschutzes<br />

müssen genau auf unsere Verhältnisse abgestimmt werden.


Der Festknollige Lerchensporn hat im Kanton <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> seine einzigen<br />

Vorkommen in der Nordschweiz. Foto Michael Zemp<br />

Typisch baslerisch: Den Festknolligen Lerchensporn treffen<br />

wir im März und April in der Wieseebene, z. B. in der Umgebung<br />

der Finnenbahn in den Langen Erlen. Er tritt nur in<br />

diesem Gebiet auf, weil hier der Boden relativ wenig Kalk<br />

enthält. Ein ähnliches Beispiel der Verbreitung zeigt die<br />

Grossblumige Sternmiere, die ebenfalls an lichteren Stellen<br />

der Langen Erlen zu finden ist. Eine weitere Besonderheit,<br />

das warme <strong>Basler</strong> Klima, führt dazu, dass an Wegrändern<br />

oder in Baumscheiben die Mäusegerste besonders gut gedeihen<br />

kann. Im Sommer können wir grosse Populationen<br />

der Mauereidechse am Rheinufer z. B. im St. Johann beobachten.<br />

Für diejenigen Tiere und Pflanzen, welche gesamtschweizerisch<br />

betrachtet ausschliesslich oder fast ausschliesslich<br />

im Kanton <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> vorkommen, trägt<br />

der Kanton eine ganz besondere Verantwortung.<br />

17


Lebensqualität für Mensch<br />

und Natur<br />

Was bedeutet für Sie Lebensqualität in der <strong>Stadt</strong>? Vielleicht<br />

ist es die ruhige Wohnlage, vielleicht die Möglichkeit, auf<br />

unkomplizierte Art Leute zu treffen, oder eventuell der<br />

Wunsch, von der Alltagshektik innert kürzester Zeit in eine<br />

ruhige Oase eintauchen zu können. Wörter wie «Natur»,<br />

«Grün», «Park», «Wiese» tauchen jedenfalls in solchen<br />

Antworten sehr häufig auf.<br />

Für viele Bewohner/innen führt der Erholungsspaziergang<br />

nicht aufs Land oder in den Jura, sondern in Gebiete wie<br />

das Bruderholz, die Langen Erlen oder auf die Spazierwege<br />

an einem der Flussufer. In <strong>Basel</strong> besuchen viele Leute den<br />

schattigen Münsterplatz, die Bäume um die St.-Albankirche<br />

oder die Wildpflanzen am Rheinufer beim Schaffhauser-<br />

Rheinweg. Dies sind Grün- und Naturräume in der <strong>Stadt</strong>,<br />

die wir nicht mehr vermissen möchten.<br />

Auch Kinder geniessen die Natur in der <strong>Stadt</strong>. Auf Naturflächen<br />

können Kinder mehr erleben als auf Zierrasen und<br />

Asphaltflächen. Sie erhalten durch die vielfältigen Strukturen<br />

Anreize zum Spiel. Besonders beliebt ist bei Kindern das<br />

«Niemandsland». Hier können Sträucher und Äste von Bäumen<br />

als Baumaterial verwendet werden. Gebüsche dienen<br />

als Verstecke für Abenteuerspiele, oder sportliche Betätigungen<br />

wie Hindernisläufe sind möglich.<br />

Verschiedene Firmen haben erkannt, dass auch die Gestaltung<br />

des Firmengeländes wesentlich zur Hebung des Arbeitsklimas<br />

für ihr Personal beiträgt. Anlagen mit Hecken<br />

oder Naturwiesen laden nach dem Mittagessen zu einem<br />

kurzen Verweilen und ermöglichen nebenbei auch Naturbeobachtungen,<br />

wie den Flug nektarsuchender Schmetterlinge,<br />

das Herumkrabbeln blattfressender Käfer oder den belebenden<br />

Gesang der Vögel im Frühling.<br />

18<br />

Wir versuchen zu erkunden, wie die Umgebung unserer<br />

Wohnung genutzt wird.<br />

Möglichkeiten für Arbeiten mit Schulklassen: Interviews mit<br />

Parkbesucher/innen oder Leuten in Naherholungsgebieten.<br />

Mögliche Beobachtungen: Welchen Beschäftigungen gehen<br />

die Leute nach? Welche Altersgruppen halten sich wo auf?<br />

Weshalb suchen sie gerade diesen Park oder diese Fläche<br />

auf?<br />

Der Schutz der einheimischen Tier- und Pflanzenarten<br />

bedeutet im dicht besiedelten Gebiet auch eine Aufwertung<br />

der Wohn- und Lebensqualität.


Im Sommer finden Ruhesuchende unter den Bäumen des Münsterplatzes<br />

oder des Petersplatzes kühlenden Schatten. Foto Daniel Küry<br />

19


Pflanze, Tier und Mensch<br />

im gleichen Raum<br />

Wer beim Wort Naturschutz an die Reservate wie einen Nationalpark<br />

oder die Amphibienweiher in verschiedenen Gemeinden<br />

denkt, hat nur einen Teil der Aufgabe zur Förderung<br />

der Natur berücksichtigt. Gewisse Pflanzen und Tiere<br />

werden trotz oder gerade wegen der Nutzung durch uns<br />

Menschen ganz speziell gefördert. Dies illustriert besonders<br />

deutlich das Beispiel der Ausgleichsbeiträge an Landwirte.<br />

Wir müssen deshalb auch vor unserer Haustüre einen Weg<br />

finden, wie die Lebensräume für die bedrohten Tiere und<br />

Pflanzen erhalten und vergrössert werden können. Dazu<br />

genügt es nicht, Reservate zu schaffen, wo einigen Tierarten<br />

wie in einem Zoo ein Überleben ermöglicht wird. Auf<br />

der gesamten Fläche müssen neue Lebensräume für Tiere<br />

und Pflanzen entstehen und bestehende naturnahe Lebensräume<br />

erhalten werden.<br />

In der <strong>Stadt</strong> <strong>Basel</strong> ist die <strong><strong>Stadt</strong>gärtnerei</strong> für den Unterhalt<br />

der meisten Grünflächen zuständig. Doch gibt es auch andere<br />

«Grüne Männer und Frauen» z. B. im Tiefbauamt, bei<br />

den Industriellen Werken (IWB), bei den Bahnen (SBB, SNCF<br />

und DB) oder bei den <strong>Basler</strong> Verkehrsbetrieben (BVB). Der<br />

staatliche Naturschutz muss also verschiedene Nutzer und<br />

diverse Unterhaltsgruppen miteinander koordinieren,<br />

so dass Lebensräume und Arten optimal geschützt werden.<br />

Die Aufgabe wird zum Teil auch auf die gesamte Bevölkerung<br />

übertragen. Gemeint sind damit die jeweiligen Nutzer/innen.<br />

Ohne das Mitwirken von Bewohner/innen, Hausbesitzer/innen,<br />

aber auch Firmen mit kleineren oder<br />

20<br />

grösseren Werkarealen oder Gartenbetrieben kann nur ein<br />

kleiner Flächenanteil naturnah gestaltet werden. Wenn wir<br />

aber unseren übertriebenen Ordnungssinn etwas lockern<br />

und auch ungeordnete Natur als eine Steigerung unserer<br />

Lebensqualität ansehen können, dann können überall kleine<br />

Naturparadiese entstehen.<br />

Von welchen Nutzungen sind die Naturräume in der <strong>Stadt</strong><br />

überlagert? Wie viele verschiedene Nutzungen lassen sich<br />

auf einer einzigen Fläche ausmachen? Was ergibt sich aus<br />

einem Vergleich der Nutzungen auf verschiedenen Lebensraumtypen<br />

(vgl. Kap. «Lebensräume im Dschungel der<br />

<strong>Stadt</strong>»)?<br />

ichtigstes Ziel für den Naturschutz in der <strong>Stadt</strong> ist es,<br />

ein Verständnis für die <strong><strong>Stadt</strong>natur</strong> zu schaffen. Mit<br />

Medienbeiträgen, Führungen und Kursen sollen die<br />

<strong><strong>Stadt</strong>natur</strong> und der Umgang mit ihr der ganzen Bevölkerung<br />

näher gebracht werden.<br />

Um den Tier- und Pflanzenreichtum zu fördern, mäht die <strong><strong>Stadt</strong>gärtnerei</strong> die<br />

meisten Wiesen nur noch zweimal pro Jahr. Foto Daniel Küry


Keine Fläche ohne (angepasste)<br />

Pflege<br />

Nein, es soll nicht die gesamte Kantonsfläche zum Reservat<br />

gemacht werden! Mit dem Ziel «Naturschutz auf der gesamten<br />

Fläche» ist auch eine Unterscheidung verbunden:<br />

Wo es überaus seltene und empfindliche Lebensräume oder<br />

Arten zu erhalten gilt, wird in vielen Fällen weiterhin ein<br />

Schutzgebiet die richtige Lösung sein. Pufferzonen sollen<br />

zudem wertvolle Schutzgebiete vor schädlichen Einflüssen<br />

bewahren.<br />

Wo sich Lebensräume und Arten befinden, die auf die<br />

Nutzung der Flächen angewiesen sind, braucht es andere<br />

Ansätze bei der Umsetzung. Durch übertriebenes Ordnungsdenken<br />

sind in den Siedlungen auch die Flächen mit<br />

Alltags-Natur zurückgegangen. Teile von Grundstücken, die<br />

nur wenig genutzt werden, sollen deshalb eher vielfältige<br />

Ruderalflächen statt asphaltierte Plätze sein. Gerade im<br />

Siedlungsgebiet finden sich an Orten, die nicht sorgsam<br />

und säuberlich gepflegt werden, ganz unerwartete Tierund<br />

Pflanzenarten ein.<br />

In diesem Sinn finden sich für alle Flächen Möglichkeiten<br />

zum Schutz und zur Förderung der Natur. Diese können von<br />

der freiwilligen Massnahme bis zur verpflichtenden Verordnung<br />

reichen.<br />

Wir suchen auf verschiedenen Plätzen und Strassen nach<br />

Lebewesen und deren Spuren. Mit einem Klebband oder<br />

einer Kreide markieren wir diese. Nach einer Viertelstunde<br />

überblicken wir die abgesuchte Fläche und zählen die Lebensspuren.<br />

Mögliche Berechnungen: Anzahl Spuren pro<br />

Fläche, Vergleich verschiedener Flächen untereinander und<br />

Dichte der Spuren.<br />

Naturschutz ist auch ausserhalb der Naturschutzgebiete<br />

notwendig. Sogar mitten in Siedlungen ist es<br />

sinnvoll, Arten und Lebensräume zu schützen und zu<br />

fördern.<br />

Naturschutz in Siedlungen findet oft im Kleinen statt. Bereits die Entwicklung<br />

von wuchernden Säumen bedeutet eine Bereicherung.<br />

Foto Emanuel Trueb<br />

21


Verbindlich verbinden<br />

Auf einem Spaziergang durch die <strong>Stadt</strong> bemerken wir in der<br />

Regel nicht, dass sich <strong>Basel</strong> inmitten wichtiger regionaler<br />

Verbindungsachsen befindet. Gemeint sind hier nicht die<br />

Verkehrsachsen für Autos oder der Eisenbahn, sondern die<br />

nicht speziell bezeichneten Wanderachsen für die Tiere und<br />

Pflanzen. Auf einem <strong>Stadt</strong>plan können wir uns leicht vorstellen,<br />

wo wandernde Tiere überhaupt noch eine Passage<br />

finden könnten, um <strong>Basel</strong> zu durchqueren.<br />

Die Landschaft wird durch unsere Siedlungen teilweise so<br />

stark zerschnitten, dass die einzelnen Lebensräume zu Biotopinseln<br />

werden. Für viele Arten ist diese Aufsplitterung<br />

der Lebensräume die grösste aller Bedrohungen.<br />

Die wichtigsten Verbindungsachsen für Tiere befinden sich<br />

entlang den Flüssen (Rhein, Birs, Wiese), an den verschiedenen<br />

Eisenbahnlinien und auf den nicht überbauten Flächen.<br />

Werden diese Korridore zerstört, dann drohen die Bestände<br />

der Tiere und Pflanzen auseinandergerissen und isoliert zu<br />

werden. Die Fortpflanzung kann künftig nur noch innerhalb<br />

viel kleinerer Bestände erfolgen, und es drohen Inzuchterscheinungen.<br />

Im Verkehrsknotenpunkt <strong>Basel</strong> wird also auch<br />

für die Natur vieles entschieden, was Auswirkungen auf die<br />

gesamte Region haben kann. Der Kanton <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> trägt<br />

in dieser Hinsicht eine grosse Verantwortung.<br />

22<br />

Wir versetzen uns in die Lage eines Igels und betrachten in<br />

unserem Wohnquartier die Möglichkeit, wohin er sich ausbreiten<br />

und wandern kann.<br />

Bestehende Verbindungen zwischen verschiedenen<br />

sogenannten Habitatinseln sollen erhalten und verbessert<br />

werden. Fehlende Verbindungen zwischen<br />

wichtigen Lebensräumen sind neu zu schaffen.<br />

Einer der wichtigsten Korridore für die Wanderung von Pflanzen und Tieren<br />

ist der Rhein mit seinen beiden Uferböschungen. Foto Daniel Küry


Wanderkorridore für Arten der<br />

offenen Landschaft<br />

Wanderkorridore für Arten der<br />

Gehölze<br />

Wanderkorridore für Arten der<br />

Gewässer und Feuchtgebiete<br />

23


Wo ist Naturschutz<br />

am wichtigsten?<br />

In <strong>Basel</strong> existieren Flächen, deren Bedeutung als Lebensräume<br />

für Tiere und Pflanzen besonders hoch ist. Die grösste<br />

dieser Flächen ist die Wiese-Ebene, die Langen Erlen. In<br />

ähnlicher Weise wie die Schonzone der Altstadt die Pflege<br />

der wertvollen Bausubstanz und des <strong>Stadt</strong>bilds ermöglicht,<br />

soll durch die Bezeichnung von Vorranggebieten auf besonders<br />

wertvolle Tiere, Pflanzen und Lebensräume aufmerksam<br />

gemacht werden. Eine sonstige Nutzung in Vorranggebieten<br />

soll so erfolgen, dass sie mit den Naturschutzzielen in<br />

Einklang steht.<br />

Nur mit Hilfe solcher Planungsschwerpunkte können die<br />

empfindlichen und einmaligen Vertreter unserer Fauna wie<br />

der Feldhase sowie verschiedene Amphibien, Libellen oder<br />

Heuschrecken und Grillen in unserem Kanton erhalten werden.<br />

Bei der Umsetzung ist beispielsweise folgendes Vorgehen<br />

denkbar: In Vorranggebieten werden einzelne Flächen im<br />

Kerngebiet als Schutzgebiete ausgeschieden, damit ihr<br />

fachkundiger Unterhalt langfristig gewährleistet ist. Auf anderen<br />

Flächen ist es ideal, die Bewirtschafter für den Mindertrag<br />

oder den Mehraufwand finanziell direkt zu entschädigen,<br />

weshalb mit den betreffenden Nutzern Verträge<br />

abgeschlossen werden.<br />

Mit Entwicklungsgebieten werden die Vorranggebiete erweitert<br />

und gegenüber intensiv genutzten Flächen abgepuffert.<br />

Dort wird z. B. versucht, mit den Bewirtschaftern<br />

Vereinbarungen zu treffen. In Entwicklungsgebieten können<br />

aber auch neue Lebensraumelemente eingebracht oder entwertete<br />

Flächen revitalisiert werden.<br />

24<br />

Wir suchen auch in unserem Wohnquartier nach besonders<br />

wertvollen Flächen. Schon bald erkennen wir auf den ersten<br />

Blick, was wertvoll ist. Die <strong><strong>Stadt</strong>gärtnerei</strong> und insbesondere<br />

die Naturschutzfachstelle sind froh, Anregungen zur Verbesserung<br />

ihrer Arbeit aus der Bevölkerung zu erhalten.<br />

Nicht überall ist allerdings die <strong><strong>Stadt</strong>gärtnerei</strong> zuständig. Sie<br />

kann jedoch mithelfen, Kontakte zu den zuständigen Unterhaltsequipen<br />

herzustellen.<br />

In Gebieten mit stark gefährdeten Tieren und Pflanzen<br />

sowie wertvollen Lebensräumen ist es besonders<br />

wichtig, langfristig wirksame Naturschutzmassnahmen<br />

zu realisieren.<br />

Eine typische Libellenart der zu den Vorranggebieten zählenden Gewässer<br />

Rhein und Wiese ist die Gebänderte Prachtlibelle. Foto Daniel Küry


Natur-<br />

Vorranggebiete<br />

Natur-<br />

Entwicklungsgebiete<br />

25


Natur vor der eigenen<br />

Haustüre fördern<br />

Nutzung und Pflege<br />

Hand in Hand<br />

Mit Hilfe von Naturschutzgebieten konnten z. B. viele<br />

Hochmoore mit ihrer Flora und Fauna in der Schweiz erfolgreich<br />

erhalten werden. Der Hochmoor-Gelbling, eine bedrohte<br />

Schmetterlingsart, oder verschiedene Pflanzenarten<br />

wie die Rosmarinheide oder die Blumenbinse wurden vor<br />

dem Aussterben bewahrt, indem die Flächen aus der Nutzung<br />

genommen wurden.<br />

In städtischen Lebensräumen ist die Situation aber umgekehrt.<br />

Die meisten bedeutenden Arten und naturnahen Lebensräume<br />

kommen trotz oder wegen der menschlichen<br />

Nutzung vor. Pflanzen und Tiere haben sich über Jahrtausende<br />

an das Zusammenleben mit dem Menschen angepasst.<br />

Würde die menschliche Nutzung plötzlich aufgegeben,<br />

dann wäre dies das Ende für die Bestände<br />

der betreffenden Tier- und Pflanzenarten.<br />

Die Einrichtung von Bahnarealen im letzten Jahrhundert<br />

führte beispielsweise dazu, dass Dämme aufgeschüttet oder<br />

Trassen in die Landschaft eingeschnitten wurden. Damit auf<br />

diesen Arealen ein reibungsloser Schienenverkehr stattfinden<br />

kann, müssen die Böschungen der Dämme oder Einschnitte<br />

regelmässig gemäht werden, und die Kiesflächen<br />

müssen periodisch von den aufwachsenden Krautpflanzen<br />

befreit werden. Diese Unterhaltsmassnahmen fördern<br />

trocken-warme Vegetationstypen.<br />

26<br />

Eine Wiese, die nur noch zweimal jährlich gemäht wird, vermag eine reiche<br />

Blütenpracht zu entwickeln. Foto Emanuel Trueb<br />

Naturschutz in Siedlungen muss deshalb darauf abzielen,<br />

die bisherige Nutzung zu erhalten und Nutzungsänderungen<br />

richtig zu lenken. Die Hauptnutzung muss so gestaltet<br />

werden, dass sich auch die Natur entwickeln kann.<br />

Beobachten Sie beim Spaziergang durch Ihr Wohnquartier,<br />

durch welche Eingriffe die jeweiligen Flächen beeinflusst<br />

werden. Vielleicht helfen Ihnen die folgenden Stichworte als<br />

Begründungsmöglichkeiten weiter: Betreten, Mähen,<br />

Befahren, Jäten, Hecken, Bodenbelag, Beschattung.<br />

Schutz und Nutzung haben in den meisten städtischen<br />

Lebensräumen nebeneinander Platz.<br />

Eine gegenseitige Abstimmung ist deshalb wichtig.


Was kann ich selber tun?<br />

Naturschutz ist nicht nur eine Aufgabe für Behörden oder<br />

für Natur- und Vogelschutzvereine. Naturschutz beginnt vor<br />

jeder Haustüre und kann bis zu einer Überprüfung unserer<br />

Kauf- und Konsumgewohnheiten führen. Lassen Sie sich<br />

deshalb in diesem Kapitel zu eigenem Handeln anregen.<br />

Grüner Pelz auf grauem Beton<br />

Selbst vor senkrechten Mauern machen gewisse Pflanzen<br />

nicht halt. Innert weniger Jahre wird aus einer öden grauen<br />

Mauer ein weicher grüner Pelz. Hier finden sich Brutplätze<br />

für Vögel und Lebensräume, für unzählige Kleintiere. Efeublüten<br />

sind an warmen Tagen des Winterhalbjahrs eine willkommene<br />

Nektarquelle für Bienen und Hummeln.<br />

Unser Tip: für selbstklimmende Pflanzen wie Efeu oder<br />

Jungfernrebe muss der Verputz des Hauses oder die Mauer<br />

unbeschädigt sein. Kletterpflanzen ohne Haftorgane wie<br />

Hopfen oder Geissblatt benötigen ein Klettergerüst aus<br />

Holz, Metall oder gespannten Drähten.<br />

Durchlässiger Boden<br />

Durchlässige Materialien als Bodenbeläge in Vorgärten, Hinterhöfen<br />

oder Parkplätzen schaffen Wuchsmöglichkeiten für<br />

spontan aufkommende Pflanzen. An stärker begangenen<br />

Stellen sind es nicht trittempfindliche Pflanzen, wie Breitwegerich<br />

oder Einjähriges Rispengras sind. In Randpartien finden<br />

sich dagegen bald bunt blühende Krautpflanzen ein.<br />

Heimliche Untermieter<br />

Völlig unbeachtet von uns Passanten/-innen lebt eine vielfältige<br />

Tierwelt in unserer nächsten Umgebung. Haben Sie gewusst,<br />

dass alte besonnte Bruchsteinmauern wertvolle Lebensräume<br />

für Wildbienen und Käfer sind?<br />

Einheimisches Gemüse aus naturgerechtem Anbau<br />

Es muss ja nicht unbedingt Gemüse aus dem (zu kleinen) eigenen<br />

Vorgarten sein. Manche Bauernhöfe und Gemüsegärtnereien<br />

verkaufen auch direkt ab Hof ihr biologisch<br />

produziertes Gemüse. Sie schonen durch diese Anbauweise<br />

die Pflanzen und nützlichen Kleintiere des Pflanzlands und<br />

ebenfalls das Grundwasser. Bewusstes Einkaufen ist also<br />

auch ein aktiver Beitrag zum Naturschutz.<br />

Studieren und gleich ausprobieren<br />

Die Fachstelle für Naturschutz (<strong><strong>Stadt</strong>gärtnerei</strong> und Friedhöfe)<br />

hat eine Serie von Merkblättern veröffentlicht, die dort<br />

gratis bezogen werden können. Sie enthalten eine Menge<br />

praktischer Tips, Anregungen zum Vorgehen, weiterführende<br />

Praxisbücher und Informationsstellen.<br />

Bezugsadresse:<br />

<strong><strong>Stadt</strong>gärtnerei</strong> und Friedhöfe, Fachstelle für Naturschutz,<br />

Rittergasse 4, 4001 <strong>Basel</strong>, Telefon 061 267 67 28.<br />

Es gibt Merkblätter zu folgenden Themen:<br />

– Wege und Plätze – naturnah<br />

Auswahl von durchlässigen Bodenbelägen, Aufwertung<br />

versiegelter Beläge, Abstimmung auf die Nutzung, Typen<br />

von Bodenbelägen und deren Pflege<br />

– Wildsträucher. Wie sie gepflanzt werden<br />

Auswahl der Straucharten, Pflanzhinweise<br />

– Wildsträucher. Wie sie gepflegt werden<br />

Häufigste Schnittmethoden, Bodenpflege, Pflege des<br />

Krautsaumes<br />

– Holzhaufen. Möglichkeiten im Garten<br />

Asthaufen, Altholzhaufen, Abfallholz- oder Bretterhaufen,<br />

Spezialfall: tiergerechter Brennholzstapel, Lage im<br />

Garten, Vorgehen beim Aufschichten<br />

– Blumenwiesen. Wie sie angelegt werden<br />

Vorbereitung, Rasenpflege ändern, Wiese mähen,<br />

Blumenwiese neu anlegen, Spezialfall: Wildblumeninseln<br />

anlegen<br />

– Steine und Mauern. Möglichkeiten im Garten<br />

Steinmaterial beschaffen, Spezialfall: Schutthügel, Lage<br />

im Garten, Aufschichten eines Steinhaufens, Bau einer<br />

Trockenmauer<br />

– Balkone und Terrassen – vielseitig bepflanzt<br />

Vorbereitung, Möglichkeiten: pflegeleichter Kasten,Experimentierkasten,<br />

Frühlingskasten, Gewürz- und Heilkräuter,<br />

Blumenschmuck – insektenfreundlich, Kletterpflanzen,<br />

schattige Balkone<br />

– Kletterpflanzen an Fassaden und Balkonen<br />

Selbstklimmer, Schlinger, Ranker, Möglichkeit prüfen,<br />

Prüfen einer Fassadenbegrünung, Welche Pflanzen auf<br />

welcher Hausseite? Kletterhilfen<br />

– Baumpatenschaft. Vom Wert der Bäume in unserer <strong>Stadt</strong><br />

<strong>Stadt</strong>bäume haben keinen leichten Stand, Baumpatenschaften.<br />

Wieso Wildpflanzen?<br />

– Kompostieren 1 und 2. Die Natur kennt keine Abfälle,<br />

Probleme erkennen und beheben.<br />

Lassen Sie sich inspirieren, und schauen Sie bei den Nachbarn<br />

über den Gartenzaun. Im persönlichen Gespräch können<br />

Sie Erfahrungen austauschen und Anregungen gewinnen.<br />

Fragen Sie bei den Nachbarn auch nach Samen von<br />

Wildpflanzen aus deren Garten, die Sie auch selbst ziehen<br />

möchten.<br />

Der Naturschutz braucht auch aktives Handeln aller<br />

Bewohner/innen. Zusammen mit Ihnen möchten die<br />

zuständigen Amtsstellen im Kanton eine Steigerung<br />

der Lebensqualität in den Siedlungen erreichen.<br />

27


Hand anlegen<br />

zum eigenen Paradies<br />

Selbst in luftiger Höhe schaffen wenige Pflanzen bereits eine kleine Naturoase.<br />

Foto Daniel Küry<br />

«Wie fördern wir die Natur vor unserer Haustüre oder in unserem<br />

Hinterhof? Wir wohnen leider in einer Blocküberbauung,<br />

und da sagt die Verwaltung, wo es langgeht!»<br />

In diesem Kapitel können wir Ihnen kein massgeschneidertes<br />

Rezept liefern, wie Sie in diesem Fall vorgehen müssen.<br />

Wir können Ihnen aber Anregungen und einige Tips für die<br />

Ausführung geben.<br />

Beginnen Sie im Kleinen<br />

Schlagen Sie der Verwaltung oder dem Hauswart vor, dass<br />

Sie für den Vorgarten Ihres Hauses selbst schauen wollen,<br />

und skizzieren Sie einen Plan der Fläche. Hier können Sie<br />

Elemente eintragen, die Ihnen wichtig erscheinen: Gebüschgruppen<br />

mit Saumstreifen, Streifen mit Naturwiese, Kiesflächen,<br />

Steinhaufen oder anderes mehr.<br />

Passen Sie die Umgebung Ihren Aktivitäten an<br />

Um ungestört im Freien auch einmal etwas lesen können,<br />

trennen Sie am besten eine Fläche mit einer strukturreichen<br />

Hecke aus einheimischen Gehölzarten ab. Vielleicht eignet<br />

sich dieser Platz auch für eine Mittagssiesta im heissen Sommer.<br />

Achten Sie auf Grenzzonen<br />

Die Grenze zwischen Gebüsch und Rasen, zwischen Mauer<br />

und Grünfläche oder zwischen zwei benachbarten Grundstücken<br />

ist meist besonders reich an spontan entstehenden<br />

Lebensräumen. Wenn Sie diesen Streifen sich selbst überlassen,<br />

wachsen hier bunt blühende Pflanzen, aus denen z. B.<br />

spielende Kinder einen Blumenstrauss zusammenstellen<br />

28<br />

können. Hier fliegen im Sommer die Schmetterlinge auf<br />

Nektarsuche von Blüte zu Blüte.<br />

Motivieren Sie Ihre Nachbarn<br />

Wenn Sie bereits erste Erfahrungen mit der natürlichen Umgebungsgestaltung<br />

gemacht haben, versuchen Sie Ihre<br />

Nachbarn zu motivieren. Teilen Sie ihnen Ihre Erfahrungen<br />

und Beobachtungen mit, und versuchen Sie vielleicht als<br />

Gruppe einen Plan auszuhecken für die gesamte Überbauung.<br />

Doch planen Sie möglichst in kleinen Etappen, die mit<br />

freiwilligen Helfern bewältigt werden können.<br />

Bauen als Spiel<br />

Für die Kinder sind Flächen wichtig, auf denen Sie nach<br />

Herzenslust schaufeln, mit Wasser spielen oder aus Steinen<br />

und Holz Burgen oder ähnliches bauen können. An abgelegenen<br />

Ecken einer Überbauung findet sich vielleicht ein Ort,<br />

der sich dafür eignet. Zwischen Kies, Steinen und Holz werden<br />

sich auch viele farbige Wildblumen ansiedeln. Eine Bereicherung<br />

für das Spiel der Kinder und für die Natur!<br />

Weiher: attraktiv, auch ohne Frösche<br />

Ein kleiner Weiher oder eine nasse Grube muss nicht immer<br />

Frösche beherbergen. Diese brauchen ein grosses Gebiet,<br />

wo sie sich auch im Sommer verstecken können. In Siedlungen<br />

stehen oft nicht genügend grosse Flächen zur Verfügung.Trotzdem<br />

wird es an Weihern und Tümpeln nicht<br />

langweilig. Wir können z. B. beobachten, wie Vögel dort<br />

trinken und baden.<br />

Bald werden sich auch Wasserinsekten wie Libellen, Wasserwanzen<br />

oder Wasserkäfer einfinden.<br />

Zeigen Sie Ihren Besucher/innen Ihren Privatgarten oder<br />

Ihren Hinterhof. Aus Hinweisen von Bekannten können interessante<br />

Ideen zur Verbesserung der Verhältnisse für die<br />

Natur vor Ihrer Haustür entstehen.<br />

Die Natur kann nur durch die Mithilfe der Bevölkerung<br />

wieder vermehrt in den Wohngebieten Einzug<br />

halten.


Bei der Natur in die Schule<br />

gehen<br />

Wohl alle Erwachsenen haben Erinnerungen an verwilderte<br />

Flächen und die Spiele, die sie dort ausüben konnten. Es<br />

sind wichtige Erfahrungen, die Kinder beim Bau einer «eigenen<br />

Behausung» (in Form einer Bretterhütte) oder beim<br />

Durchschreiten einer Wildnis machen können. Oft üben solche<br />

«Urflächen» eine grosse Anziehung auf Kinder aus, und<br />

die Erinnerungen an die damit verbundenen Erlebnisse bleiben<br />

später oft unauslöschbar haften.<br />

Flächen, die sich selbst überlassen werden, bieten den Kindern<br />

ein vielfältiges Angebot an möglichen Erfahrungen:<br />

Bauen, Werken und Konstruieren, Graben, Umgang mit<br />

Wasser oder Feuer. Hier ist das gesamte Spektrum an Bewegungsformen<br />

möglich, vom vorsichtigen Anpirschen als «Indianer»<br />

zu eher ausgelassenen Formen wie Hüpfen, Purzeln,<br />

Balancieren, Schaukeln oder Rennen. Kinder sind<br />

kreativer, wenn sie in einer Umgebung spielen können, die<br />

besonders vielfältig ist. Kinder erhalten auf naturnahen<br />

Flächen einen direkten Zugang zur Natur.<br />

Statt eines sterilen Zierrasens und Asphaltplätzen fördern<br />

wir für Kinder deshalb naturnahe Bereiche. Wenn das<br />

Mähen auf 2 Schnitte pro Jahr beschränkt wird, dann<br />

wächst ein Teil des Rasens zu einer bunten Blumenwiese<br />

aus. Mergelbeläge am Boden und grosse Äste oder Sandgruben<br />

sowie Steine und Kies bieten ein ideales Spielmaterial<br />

für jüngere Kinder. Ältere dagegen werden sich mehr auf<br />

einem Kletterbaum oder mit einem Angebot zum Hüttenbau<br />

vergnügen.<br />

Die Schulstube rund ums Schulhaus<br />

Ein Naturgarten auf dem Schulareal kann auch als Klassenzimmer<br />

unter freiem Himmel genutzt werden. Es lässt sich<br />

beobachten, wie Pflanzen wachsen oder ganz langsame Bewegungen<br />

ausführen. Eine Vielzahl von Entdeckungen über<br />

Beziehungen zwischen Tieren und Pflanzen sind möglich:<br />

Blütenbestäubung durch Insekten, Vielfalt pflanzenfressender<br />

Insekten, Vögel der Hecken und vieles mehr.<br />

Die Pausen oder gar einmal eine Freistunde sind in der<br />

Schule heissgeliebt. Eine Ecke mit einheimischen Sträuchern<br />

oder einem Kletterbaum kann in diesen «schönsten Schulstunden»<br />

ein willkommenes Angebot zum kreativen Spiel<br />

sein. Beweglichkeits- und Geschicklichkeitsspiele in naturnahen<br />

Pausenplätzen bilden einen Ausgleich zur trockenen<br />

Schulstunde.<br />

Naturpflege praktisch<br />

Unter der Leitung einer initiativen Lehrkraft und unter<br />

kundiger Anleitung durch Naturgärtner/innen oder Ökologen/-innen<br />

wird aus dem armen Aussenraum des Schulhauses<br />

im Nu ein Naturparadies. Genau gleich wichtig ist aber,<br />

dass bereits am Anfang auch der Unterhalt organisiert wird.<br />

So ist besonders bei grossen Flächen frühzeitig an eine Zufahrt<br />

zum Abführen von Astschnittgut oder Heu zu denken.<br />

Die Zuständigkeit für einzelne Arbeiten ist so zu verteilen,<br />

dass ein langfristiger Unterhalt garantiert ist. Die Gemeinde-<br />

bzw. <strong><strong>Stadt</strong>gärtnerei</strong> oder der Abwart sollten am besten<br />

bereits in der Planungsphase mit einbezogen werden.<br />

Für Lehrer/innen: Bieten Sie den Schulklassen der Mittelstufe<br />

die Möglichkeit, bei einer Umgestaltung von Teilen des<br />

Pausenplatzes mitzuwirken. Machen Sie mit ihnen Exkursionen<br />

zu anderen Schulhäusern mit naturnah gestalteter Umgebung.<br />

Der Naturschutz muss auch einen Platz finden in den<br />

Lehrplänen der Schule. Aus der naturverständigen Jugend<br />

von heute können so die verantwortungsvoll<br />

handelnden Entscheidungsträger von morgen werden.<br />

Durch die unmittelbare Anschauung im Freien werden die Pflanzen und<br />

Tiere «begreifbar». Foto Daniel Küry<br />

29


Auf Pirsch zwischen<br />

den Pflastersteinen<br />

In einem <strong>Stadt</strong>kanton ist die Hauptnutzung auf einer bestimmten<br />

Fläche in der Regel nicht «Natur». Oft vereinigen<br />

sich ganz unterschiedliche Nutzungen auf demselben Gebiet.<br />

Die Nutzungsverflechtung, die im <strong>Stadt</strong>bereich besonders<br />

markant hervortritt, finden wir aber auch in durchaus<br />

ländlichen Bereichen des <strong>Stadt</strong>gebiets. Die folgenden Exkursionsvorschläge<br />

haben als gemeinsames Thema eben diese<br />

verschiedenen Nutzungsformen und deren Auswirkungen<br />

auf die Landschaft. Die kleinen Ausflüge auf dem <strong>Stadt</strong>gebiet<br />

sollen uns Antworten geben auf die Fragen: Welche<br />

Nutzer gestalten die Gebiete? Welche Flächen werden dabei<br />

genutzt? Auf welche Art findet die Nutzung statt?<br />

Daneben erlauben die Exkursionen natürlich auch, unsere<br />

<strong>Stadt</strong> auf nicht ganz alltäglichen Routen kennenzulernen<br />

und dabei die <strong>Basler</strong> <strong><strong>Stadt</strong>natur</strong> zu entdecken.<br />

Als Hilfe für alle, die die Pflanzen nicht so gut kennen, kann<br />

die neue Schweizerflora mit fotografischen Abbildungen<br />

von Lauber und Wagner (1996) empfohlen werden.<br />

Beim St. Albantor beginnt zudem ein <strong>Stadt</strong>ökologielehrpfad<br />

mit dem Titel «Lebensraum <strong>Stadt</strong>».<br />

Die Broschüre dazu kann bei «<strong>Basel</strong> Tourismus» oder der<br />

Fachstelle für Naturschutz bezogen werden.<br />

30<br />

Lange Erlen<br />

Fasanenstrasse<br />

Gartenbad<br />

Eglisee<br />

Pumpwerk<br />

1<br />

2<br />

5<br />

2<br />

Tram 2/6, Haltestelle Eglisee<br />

Lange Erlen<br />

Ausgangspunkt: Haltestelle Eglisee (Tram Nr. 2, 6)<br />

Endpunkt: Haltestelle Eglisee (Tram Nr. 2, 6) oder Haltestelle<br />

Lange Erlen (Bus Nr. 36)<br />

Dauer: 1,5–2 Stunden<br />

Strecke: ca. 2,5 km<br />

1. Allmendstrasse/Äussere <strong>Basel</strong>strasse<br />

Wir befinden uns hier in einer <strong>Stadt</strong>randsituation, die planerisch<br />

schon verschiedentlich zu Diskussionen Anlass gab.<br />

Hier finden wir einen Unterbruch im Siedlungsgebiet, der<br />

die beiden Gemeinden <strong>Basel</strong> und Riehen durch eine Grünzone<br />

resp. eine Weisse Zone im Bereich des Bäumlihof<br />

trennt. In einer denkwürdigen Abstimmung hat der Kanton<br />

<strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> vom Souverän den Auftrag erhalten, diese<br />

Fläche vor einer Überbauung zu schützen. Das Landschaftsbild<br />

wurde durch diesen Freiraumgürtel im bisherigen Charakter<br />

erhalten. Die Landgemeinden bleiben weiterhin von<br />

der <strong>Stadt</strong> <strong>Basel</strong> abgetrennt.<br />

Die gleiche Fläche ist aber auch Lebensraum. Sie erfüllt eine<br />

Korridorfunktion für wandernde Tiere wie Feldhase, Marder<br />

oder Iltis. Hier können die Tiere beispielsweise von der Wiese<br />

zum Rhein gelangen und von dort dem Hochrhein entlang<br />

Richtung Osten wandern.<br />

Die Grünfläche rund um den Bäumlihof wird jedoch noch in<br />

den 90er Jahren zunehmend verkleinert. Damit schwindet<br />

die Bedeutung der Fläche für die Tiere. Es wird auch in Zukunft<br />

eine wichtige Aufgabe des Naturschutzes bleiben, die<br />

Trenngürtel, die die <strong>Stadt</strong> <strong>Basel</strong> zu den Vorortsgemeinden<br />

noch besitzt, in einem möglichst naturnahen Zustand zu erhalten.<br />

Das Ziel ist es, den Raum <strong>Basel</strong> langfristig für wandernde<br />

Tiere zwischen Oberrhein und Hochrhein offenzuhalten.<br />

3<br />

4<br />

3<br />

Spittelmatthof<br />

Äussere <strong>Basel</strong>strasse


2. Pumpwerk/Filterhaus<br />

Für den Naturschutz ist es ein Glück, dass in den Langen Erlen<br />

Trinkwasser gewonnen wird! Aus Grundwasserschutzgründen<br />

gelten im Bereich der Grundwasseranreicherungsstellen<br />

und Pumpstationen sehr restriktive Nutzungsvorschriften.<br />

Dadurch werden hier z.B. eine stark intensivierte<br />

Landwirtschaft, aber auch eine Überbauung oder eine rücksichtslose<br />

Erschliessung für die Freizeitnutzung verhindert.<br />

Für den Naturschutz ergeben sich überaus interessante Perspektiven,<br />

denn die vielen Beeinträchtigungen der Tiere,<br />

Pflanzen und Lebensräume werden bereits durch Grundwasserschutzvorschriften<br />

verunmöglicht.<br />

Seit langem ist eine Fläche der Langen Erlen als Jagdbanngebiet<br />

geschützt. Diese Zone der Langen Erlen wird im Naturschutzkonzept<br />

als zentraler Bereich eines grösseren<br />

Naturschutz-Vorranggebiets bezeichnet. Damit alleine sind<br />

aber die Interessen des Naturschutzes noch nicht umgesetzt.<br />

Es werden noch intensive Gespräche mit allen Nutzern<br />

notwendig sein, in denen die Wichtigkeit dieser Ebene<br />

für den Naturschutz erläutert werden muss.<br />

Südöstlich des Filterhauses, wo das aus dem Rhein abgeleitete<br />

Wasser vorgereinigt wird, befindet sich eine Versickerungsfläche.<br />

Auf mehreren solcher Flächen, die über die gesamten<br />

Langen Erlen verteilt sind, wird das vorgereinigte<br />

Filtratwasser zum Versickern gebracht. So kann der Grundwasserstand,<br />

der aufgrund der dauernden Trinkwasserentnahmen<br />

stark absinken würde, wieder angehoben werden.<br />

Im Moment sind viele der Versickerungsflächen noch mit<br />

Monokulturen der Hybridpappel bestockt. In Zusammenarbeit<br />

mit den Industriellen Werken (IWB) wird nach neuen<br />

Lösungen für eine vielfältigere Bepflanzung dieser Flächen<br />

gesucht.<br />

Station 2: Blick auf das Filterhaus des Pumpwerks. Foto Daniel Küry<br />

3. Spittelmatt<br />

Einer der letzten Bauernhöfe im Kanton <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> ist der<br />

Spittelmatthof. Er wird seit einigen Jahren biologisch bewirtschaftet.<br />

Der verwendete Dünger wird ausschliesslich<br />

auf dem eigenen Hof produziert, und auf den Einsatz giftiger<br />

Stoffe wird verzichtet. Durch diese Anbaumethode wird<br />

die Einschwemmung von Kunstdünger oder Pestiziden ins<br />

Grundwasser vermieden. Gleichzeitig sind diese Anbaumethoden<br />

schonend für die Tier- und Pflanzenwelt. Unkraut<br />

oder ein Befall mit Schadtieren wird nicht durch die Vergiftung<br />

der gesamten Lebensgemeinschaft des Gebietes<br />

bekämpft. Biologische Landbaumethoden regulieren die unerwünschten<br />

Krautpflanzen und Schadtiere auf natürliche<br />

Weise. Wichtig sind dabei u. a. eine gute Bodenbearbeitung<br />

und eine angepasste Fruchtfolge, aber auch der Einsatz von<br />

mechanischen Hackmethoden zur Unkrautregulierung<br />

oder von rein pflanzlichen Produkten zur Regulierung von<br />

Schadinsekten.<br />

Wenn wir im Landwirtschaftsland genau hinschauen, dann<br />

erkennen wir auch hier Unterschiede in der Nutzung der<br />

Flächen. Eingezäuntes Grasland mit ungleich hohem Gras<br />

und Trittspuren weisen auf eine Nutzung als Weide hin.<br />

Grasland, dessen Höhe überall einheitlich ist, zeigt uns eine<br />

Nutzung als gemähte Wiese. Auf Feldern, die wärend des<br />

Winters mit gesäten und gleich aussehenden grasähnlichen<br />

Pflanzen bestanden sind, entwickelt sich ein Wintergetreide.<br />

Spät, also erst im Mai/Juni umgebrochene Felder werden<br />

meist für den Maisanbau hergerichtet.<br />

Es gilt aber auch hier naturnahe Strukturen im Landwirtschaftsland<br />

zu beachten: Hecken, blumenreiche Wieslandstreifen<br />

oder Felder mit Buntbrachen weisen auf eine naturbewusste<br />

Bewirtschaftung hin.<br />

Station 3: Der biologisch bewirtschaftete Spittelmatthof. Foto Daniel Küry<br />

31


4. Bach/Graben<br />

Noch vor 150 Jahren war die gesamte Wieseebene ein Auengebiet.<br />

Zwischen der Terrassenkante Niederholz-Pfaffenloh-Riehen<br />

Dorf und dem Schlipf suchte sich die noch ungezähmte<br />

Wiese ihren Lauf. Das Gerinne veränderte sich mit<br />

jedem Hochwasser wieder und führte so zu einem dynamischen<br />

und vielfältigen Mosaik verschiedenster Kleinlebensräume.<br />

Mit der Eindämmung der Wiese im 19. Jahrhundert<br />

änderte sich auch der Charakter der gesamten Auenebene.<br />

Das Land trocknete immer stärker aus. Sumpfige Gebiete<br />

und Altwasser verschwanden. Die später angelegten Wässermatten<br />

sind seit den 50er Jahren ebenfalls verloren, gegangen,<br />

weil diese alte Bewirtschaftungsform (Düngung<br />

durch Schwebeteile im Wasser) nicht mehr rentabel war.<br />

Das zugehörige Grabensystem ist heute bis auf wenige Reste<br />

zugeschüttet.<br />

Einer der wenigen Wasserläufe, die heute noch vorhanden<br />

sind, führt am Spittelmatthof vorbei. Er nimmt Wasser aus<br />

den Weihern des Reservats der Ornithologischen Gesellschaft<br />

im Niederholz auf und führt es in den Riehenteich<br />

zurück. Am Ufer des Gewässers sehen wir Pflanzen, die auf<br />

nährstoffreiche Verhältnisse hindeuten wie Brennessel (Urtica<br />

dioica), Wiesenrispengras (Poa pratensis), Gelbe Schwertlilie<br />

(Iris pseudacorus) und Bachbungen-Ehrenpreis (Veronica<br />

beccabunga). In diesem Bach lebt eine Vielzahl kleiner Tiere,<br />

darunter als kleiner Fisch der Stichling, verschiedene Eintagsfliegen-,<br />

Steinfliegen- und Köcherfliegenarten, Wasserwanzen<br />

und Wasserkäfer sowie Schnecken, Egel oder Würmer.<br />

Die Aufzählung zeigt nur in Andeutungen, wie<br />

vielfältig früher die Gewässerlebensräume besiedelt sein<br />

mussten.<br />

Station 5: Bereich des ehemaligen Hartholzauenwaldes. Foto Daniel Küry<br />

32<br />

Die besondere naturschützerische Bedeutung des Gebiets<br />

zeigt sich auch daran, dass in den Langen Erlen Pflanzenund<br />

Tierarten leben, die in der gesamten Nordschweiz nur<br />

gerade hier zu finden sind. Der Grund liegt darin, dass die<br />

Wiese als einziges Gewässer der Umgebung aus einem Urgesteinsgebiet<br />

kommt.<br />

5. Wald<br />

Der an das «Waldrandbächlein» angrenzende Wald weist<br />

einige sehr alte Eichen auf. Einige davon dürften noch die<br />

Zeit vor der vollständigen Korrektion der Wiese miterlebt<br />

haben. Der Wald zeigt aufgrund seiner Zusammensetzung,<br />

dass sich dieses Gebiet zuletzt im oberen Bereich der Hartholzauen<br />

befand. Die Leitarten der Vegetation in den<br />

Hartholzauen sind der Festknollige Lerchensporn (Corydalis<br />

consolida), die Grossblumige Sternmiere (Stellaria holostea)<br />

und das Gelbe Buschwindröschen (Anemone ranunculoides).<br />

Alle diese Arten kommen im Gebiet noch vor, doch<br />

wurden sie aus verschiedenen Gründen stark zurückgedrängt.<br />

Der wohl wichtigste Grund für das Verschwinden der meisten<br />

Auenwaldarten sind die Humusierungen, die bis in die<br />

60er Jahre in den Waldgebieten der Langen Erlen durchgeführt<br />

wurden. Aus der Umgebung wurde fruchtbare Ackererde<br />

zugeführt, um die Bodenqualität im Interesse einer<br />

höheren Holzproduktion zu verbessern. Der ursprüngliche<br />

Charakter der an sich recht nährstoffarmen und durchlässigen<br />

Böden wurde dabei vollständig verändert. Die Erle als<br />

Baumart, die früher die Weichholzauen geprägt und dem<br />

Gebiet den Namen gegeben hat, ist in der Zwischenzeit<br />

praktisch vollständig verschwunden.<br />

Das neue Waldgesetz kann heute die verschiedenen Nutzungsinteressen,<br />

die neben der Holzproduktion noch vorhanden<br />

sind, besser berücksichtigen. Auch der Naturschutz<br />

gilt heute als eine gleichberechtigte Nutzungsform des<br />

Waldes .<br />

Die Eichenbestände in den Langen Erlen sind für den Mittelspecht<br />

von zentraler Bedeutung. Aufgrund des Ornithologischen<br />

Inventars ist mit Bruten im Gebiet der Langen Erlen<br />

zu rechnen; sichere Nachweise existieren nur aus dem Gebiet<br />

Mittelberg in Riehen. Sonderwaldreservate mit gezielter<br />

Förderung der Eichenbestände könnten diesem gesamtschweizerisch<br />

bedrohten Vogel auch in den Langen Erlen<br />

wieder zu einem weiteren Brutgebiet verhelfen.<br />

6. Fliessgewässer Wiese<br />

Wer die Wiese bei Hochwasser erlebt, kann sich vorstellen,<br />

welch grosse Kraft früher bei der Umgestaltung der<br />

Schwemmebene wirksam war. Heute ist diese Kraft auf das<br />

schmale Gerinne zwischen den beiden Hochwasserdämmen<br />

beschränkt und führt zu einem hohen Geschiebetrieb. Das<br />

Ziel für den Naturschutz ist eine Revitalisierung des Wieselaufes.<br />

Das bedeutet in erster Linie eine Aufbrechung und<br />

Variation der Uferböschungen innerhalb der Hochwasserdämme.<br />

Bevor ein ausführungsreifes Projekt ausgearbeitet<br />

werden kann, müssen noch viele Detailabklärungen getroffen<br />

werden. Wie wirkt sich eine neue Linienführung auf die<br />

Trinkwassergewinnung aus? Machen auch benachbarte Gemeinden<br />

in Deutschland mit?<br />

Bereits in den letzten fünf Jahren aber wurden die Unterhaltsmassnahmen<br />

im Bereich der Wieseufer geändert. Und<br />

dies geschah sehr zum Vorteil der Natur. Wo sich früher nur<br />

Böschungen mit fugenlose aneinander gereihten Steinen<br />

befanden, können sich seit wenigen Jahren typische Uferpflanzen<br />

entwickeln. Allen voran das Rohrglanzgras (Phalaris<br />

arundinacea) oder das Sumpfried (Eleocharis palustris)<br />

unmittelbar an der Mittelwasserlinie. Etwas weiter oben do-


minieren teilweise ausgedehnte Bestände der Pestwurz (Petasites<br />

hybridus) mit ihren rhabarberähnlichen Sommerblättern.<br />

Unter den Libellen können jetzt verbreitet die Gebänderte<br />

Prachtlibelle (Calopteryx splendens) oder die stark<br />

bedrohte Kleine Zangenlibelle (Onychogomphus forcipatus)<br />

beobachtet werden. In wenigen Jahre ist damit zu rechnen,<br />

dass auch der Lachs wieder aus dem Rhein hochsteigen und<br />

hier ablaichen kann.<br />

Die Änderung der Unterhaltsmassnahmen zeigt aber auch<br />

entfernt vom Wasser an den Hochwasserdämmen ihre Auswirkungen.<br />

Hier entwickeln sich auf der jetzt nur noch<br />

zweimal jährlich geschnittenen Böschung reiche Bestände<br />

Station 6: Wann können die reichhaltigen Ufer der Wiese weiter aufgewertet<br />

werden? Foto Daniel Küry<br />

des Gelbfrüchtigen Kälberkropfes (Chaerophyllum aureum),<br />

der entlang der Wiese aus dem Schwarzwald in unser Gebiet<br />

eingeschwemmt wird. An südexponierten Böschungsstellen<br />

entwickeln sich Trockenrasenbestände, die jetzt auswachsen<br />

können.<br />

33


Bruderholz<br />

Ausgangspunkt: Haltestelle Jakobsberg (Tram Nr. 16)<br />

Endpunkt: Haltestelle Bruderholz oder Studio (Tram Nr. 15)<br />

Dauer: 1,5–2 Stunden<br />

Strecke: ca. 2,5 km<br />

1. Wald<br />

Die Wälder am Rand des Bruderholzes stocken zu grossen<br />

Teilen auf Deckenschottern, die teilweise zu Nagelfluh verpappt<br />

sind. An gewissen steilen Böschungen am Jakobsberg<br />

ist diese Nagelfluh noch gut sichtbar. Das Siedlungsgebiet,<br />

die Äcker und die Wiesen befinden sich über dem sehr<br />

nährstoffreichen Lösslehm.<br />

Der Wald hat hier eine Erholungsfunktion. Die Holzproduktion,<br />

aber auch die rein naturschützerischen Aspekte stehen<br />

im Hintergrund. Immer wieder finden sich auch Ablagerungen<br />

wie Rasenschnitt, Astschnittgut und Laub, welche meist<br />

aus benachbarten Gärten stammen. Auch Feuerstellen und<br />

laubfreie Flächen zeugen von einer intensiven Nutzung einzelner<br />

Waldabschnitte.<br />

In diesem Waldbestand befindet sich zudem der am nächsten<br />

an der Siedlung gelegene Fuchsbau. Der Fuchs hat es<br />

also verstanden, sich an die Anwesenheit des Menschen zu<br />

gewöhnen.Bereits hier am <strong>Stadt</strong>rand stossen also Siedlung<br />

und «wilde Natur» aneinander. Das Ziel des Naturschutzes<br />

ist in einem solchen Gebiet eine gezielte Lenkung der Aktivitäten<br />

und die Suche nach einer Lösung für das «wild deponierte»<br />

Material zusammen mit den Anwohner/innen.<br />

Die alten Wege am Bruderholz sind als Hohlwege ausgebildet.<br />

Hohlwege sind Überreste der traditionellen Kulturlandschaft<br />

und entstehen nur an Stellen in Lössgebieten, die oft<br />

34<br />

Batterie<br />

3<br />

Im tiefen Boden<br />

Bruderholzallee<br />

Wasserturm<br />

Peter Ochs-Strasse<br />

2<br />

2<br />

Reservoirstrasse<br />

1<br />

3<br />

Jakobsbergerst<br />

begangen werden. Die Vegetation verschwindet auf diesen<br />

Wegen, und bei intensiven Regenfällen wird nach und nach<br />

Erde weggespült. Über Jahrhunderte vermag sich ein Weg<br />

so mehrere Meter einzutiefen. Heute verhindert ein Asphaltbelag,<br />

dass eine weitere Eintiefung stattfinden kann.<br />

Die seitlichen Böschungen der Hohlwege sind floristisch<br />

eher arm ausgebildet und von Nährstoffzeigern bewachsen.<br />

Böschungen anderer Hohlwege sind oft von Robinien bestanden.<br />

Diese fehlen aber hier, wohl aufgrund der Waldsituation<br />

und aufgrund des Nährstoffreichtums.<br />

2. Hauser-Promenade – Reservoirstrasse<br />

Auf den Dächern des Reservoirs liegen die Rückzugsgebiete<br />

der Magerwiesen am Bruderholz. Während in der landwirtschaftlich<br />

genutzten Umgebung seit den 50er Jahren immer<br />

intensiver bewirtschaftet wurde, verzichtete man auf eine<br />

Düngung dieser Flächen. Hier konnte sich deshalb auch der<br />

Wundklee (Anthyllis vulneraria) einfinden. An der Reservoirstrasse<br />

wird das Bord zu den Familiengärten nur<br />

zweimal jährlich geschnitten. Gleich daneben an der Hauserpromenade<br />

wird der Rasenstreifen viel häufiger gemäht.<br />

Mittlerer Wegerich (Plantago media) und gewöhnliches Ferkelkraut<br />

(Hypochoeris radicata) mit ihren eng auf den Boden<br />

anliegenden Blattrosetten oder andere Arten der Zierrasen<br />

wie die Gemeine Braunelle oder der Weissklee halten<br />

den häufigen Schnitt besonders gut aus. Andere Arten der<br />

eher mageren Wiesen fehlen jedoch.<br />

Im Quartier dominieren oft Gehölzstrukturen, wie der Wald,<br />

die alten Baumbestände der Privatgärten mit ihren teilweise<br />

seltenen Baumarten oder die niedrigen Fruchtbäumchen<br />

1


der Familiengärten. Doch auch diese Strukturen sind teilweise<br />

bedroht: die alten Villen und damit deren grosszügige<br />

Gärten verschwinden mehr und mehr. An ihrer Stelle kommen<br />

oft Doppeleinfamilienhäuser oder kleinere Mehrfamilienhäuser<br />

zu stehen.<br />

Das Bord unterhalb der Reservoirstrasse enthält viele wichtige<br />

Flächen für den Naturschutz. Bei der Anwilerstrasse legte<br />

die <strong><strong>Stadt</strong>gärtnerei</strong> eine neue Hecke mit standortgerechten<br />

Straucharten an. Daneben befindet sich eine der ältesten<br />

naturschützerisch betreuten Wiesen. Früher übernahm der<br />

<strong>Basler</strong> Naturschutz die Mäharbeiten. Heute wird sie vom<br />

Bauern des Klosterfiechtenbetriebs zweimal jährlich geschnitten.<br />

Auf den Flachdächern der Häuser an der Seltisbergerstrasse<br />

sind von oben die Anflüge der Kiesgrusfluren<br />

mit der weissen Fetthenne als dominierender Pflanzenart zu<br />

beobachten. Es ist eine äusserst begrenzte Auswahl an Arten,<br />

welche die starken Schwankungen von absoluter<br />

Trockenheit bis zu Staunässe aushalten kann.<br />

3. Wiesen<br />

Noch magerere Wiesen als an der Reservoirstrasse befinden<br />

sich an der Giornicostrasse, im Reservoirareal an der Jakobsbergerstrasse<br />

oder auf der Batterie. Der schöne Bestand<br />

auf der Batterie mit Salbei (Salvia pratensis), teilweise<br />

auch mit Margeriten (Leucanthemum vulgare) wurde bis vor<br />

einigen Jahren noch häufig gemäht. Die typischen Arten<br />

können sich trotz intensiver Mahd oft Jahrzehnte halten,<br />

weil sie dauerhafte Rosetten ausbilden. Sobald die Nutzung<br />

geändert wird, sind sie wieder bereit aufzublühen.<br />

Liste der Pflanzenarten einer sich relativ gut entwickelnden<br />

Wiese an der Jakobsbergerstrasse (R. bulbosus und K. arvensis<br />

zeigen etwas magerere Verhältnisse):<br />

Station 2: Blumenwiese an der Reservoirstrasse und Blick auf den Gempen.<br />

Foto Daniel Küry<br />

Ruchgras Anthoxanthum odoratum<br />

Glatthafer Arrhenatherum elatius<br />

Weiche Trespe Bromus hordeaceus<br />

Knäuelgras Dactylis glomerata<br />

Englisches Raygras Lolium perenne<br />

Wiesen-Rispengras Poa pratensis<br />

Goldhafer Trisetum flavescens<br />

Kriechender Günsel Ajuga reptans<br />

Gänseblümchen Bellis perennis<br />

Gewöhnliches Hornkraut Cerastium holosteoides<br />

Wiesen-Pipau Crepis biennis<br />

Weisses Labkraut Galium album<br />

Feld-Witwenblume Knautia arvensis<br />

Wiesen-Hornklee Lotus corniculatus<br />

Hopfenklee Medicago lupulina<br />

Spitzwegerich Plantago lanceolata<br />

Breitwegerich Plantago major<br />

Mittlerer Wegerich Plantago media<br />

Knolliger Hahnenfuss Ranunculus bulbosus<br />

Fries‘ Hahnenfuss Ranunculus friseanus<br />

Kriechender Hahnenfuss Ranunculus repens<br />

Löwenzahn Taraxacum officinale<br />

Wiesenklee Trifolium pratense<br />

Gamander-Ehrenpreis Veronica chamaedrys<br />

Persischer Ehrenpreis Veronica persica<br />

Quendelblättriger Ehrenpreis Veronica serpyllifolia<br />

Die Rechnung bei der Pflege der Wiesen geht nicht nur für<br />

die Natur auf. Auch für die <strong><strong>Stadt</strong>gärtnerei</strong> bedeutet die Reduktion<br />

der Mähhäufigkeit eine bedeutende Zeitersparnis.<br />

35


Bahn- und Hafenareale<br />

Ausgangspunkt:<br />

Haltestelle Lange Erlen (Bus Nr. 36)<br />

oder Brombacherstrasse (Tram Nr.1)<br />

Endpunkt:<br />

Haltestelle Kleinhüningen (Tram Nr. 14)<br />

Dauer: 1–1,5 Stunden<br />

Strecke: ca. 2 km<br />

1. Verschiebebahnhof der Deutschen Bahn<br />

Die Geleiseanlagen der Deutschen Bahn (DB) befinden sich<br />

auf den Terrassenschottern der Oberrheinebene. Die Verhältnisse<br />

sind sehr trocken, und im Sommer erreicht die<br />

Temperatur Höchstwerte.<br />

In der Schwemmebene des Rheins nördlich von <strong>Basel</strong> waren<br />

einst offene Kiesflächen neben Auenwäldern sehr verbreitet.<br />

Die Landschaft wurde vom Menschen seit dem 19. Jahrhundert<br />

stark geformt und verändert. Die natürlichen Kiesflächen<br />

sind dadurch verschwunden. Viele<br />

Pflanzengemeinschaften der trocken-warmen Kiesflächen,<br />

die früher am Rheinlauf immer wieder zu finden waren,<br />

konnten jedoch in Bahnarealen überleben.<br />

Die Vegetation der natürlichen Kiesflächen ist aber auch der<br />

Sukzession unterworfen. Bereits nach wenigen Jahren werden<br />

die Flächen unter natürlichen Verhältnissen von Sträuchern<br />

besiedelt. Durch die damit verbundene Beschattung<br />

verschwinden so innert kurzer Zeit die licht- und wärmeliebenden<br />

Arten.<br />

36<br />

2<br />

2<br />

Dreirosenstrasse<br />

Gärtnerstrasse<br />

Mauerstrasse<br />

2<br />

Hochbergerstrasse<br />

Station 2: Geleiseanlagen im Hafenareal mit reichhaltiger Wildvegetation.<br />

Foto Daniel Küry<br />

1


Um das Verschieben der Güterzüge zu gewährleisten, wurden<br />

die Geleiseschotter regelmässig von Sträuchern befreit<br />

und einige Jahre periodisch mit Pestiziden behandelt. Die<br />

Trockenvegetation kann sich im Bahnareal deshalb über Jahre<br />

halten. Allerdings ist dieser Vegetationstyp nur dort reich<br />

ausgebildet, wo gar nicht oder sehr zurückhaltend Herbizide<br />

eingesetzt werden.<br />

Die Flächen beherbergen zahlreiche wärmeliebende Arten<br />

der offenen Stellen sowie der Trockenrasen. Viele sind gesamtschweizerisch<br />

sehr selten geworden und stehen heute<br />

auf der Roten Liste.<br />

Verschiebebahnhof DB<br />

Taube Trespe Bromus sterilis<br />

Dach-Trespe Bromus tectorum<br />

Straussgras Agrostis sp.<br />

Mäuse-Federschwingel Vulpia myuros<br />

Gemeines Rispengras Poa trivialis<br />

Sommerflieder Buddleja davidii<br />

Rheinische Flockenblume Centaurea stoebe<br />

Gemeine Kratzdistel Cirsium vulgare<br />

Acker-Winde Convolvulus arvensis<br />

Bunte Kronwicke Coronilla varia<br />

Natternkopf Echium vulgare<br />

Zypressen-Wolfsmilch Euphorbia cyparissias<br />

Weisses Labkraut Galium album<br />

Purpur-Storchschnabel Geranium purpureum<br />

Kleiner Storchschnabel Geranium pusillum<br />

Ruprechtskraut Geranium robertianum<br />

Sanddorn Hippophaë rhamnoides<br />

Gemeines Johanniskraut Hypericum perforatum<br />

Hopfenklee Medicago lupulina<br />

Zwerg-Schneckenklee Medicago minima<br />

Luzerne Medicago sativa<br />

Nachtkerze Oenothera sp.<br />

Bitterkraut Picris hieracioides<br />

Schwarzpappel Populus nigra<br />

Silber-Fingerkraut Potentilla argentea<br />

Gelbe Reseda Reseda lutea<br />

Brombeere Rubus sp.<br />

Kleiner Wiesenknopf Sanguisorba minor<br />

Dreifingeriger Steinbrech Saxifraga tridactylites<br />

Hunds-Braunwurz Scrophularia canina<br />

Weisser Mauerpfeffer Sedum album<br />

Rote Waldnelke Silene dioica<br />

Feldthymian Thymus sp.<br />

Gelber Ackerklee Trifolium campestre<br />

Flatterulme Ulmus laevis<br />

Königskerze Verbascum sp.<br />

Nicht nur die Pflanzen, sondern auch die Tiere sind durch<br />

eine Reihe seltener wärme- und trockenheitsliebender Arten<br />

vertreten. So kommen unter den Heuschrecken die folgenden<br />

gefährdeten Arten vor: Blauflüglige Ödlandschrecke<br />

(Oedipoda caerulescens), Blauflügelige Sandschrecke<br />

(Sphingonotus caerulans), Verkannter Grashüpfer (Chortippus<br />

mollis) oder die Italienische Schönschrecke (Callicamptus<br />

italicus).<br />

2. Wieseufer<br />

Entlang der Wiese befindet sich zwischen der Freiburgerstrasse<br />

und der Mündung eine Promenade, die früher mit<br />

einer Pflanzung aus fremdländischen Gewächsen angelegt<br />

wurde. In der Zwischenzeit hat die <strong><strong>Stadt</strong>gärtnerei</strong> den<br />

grössten Teil der ursprünglichen Pflanzung ersetzt. Jetzt befinden<br />

sich zwischen den einheimischen Sträuchern auch<br />

verschiedene reichhaltige Blumenwiesen. Der Wieselauf<br />

selbst ist hier tief eingegraben. Entlang der Mittelwasserlinie<br />

konnte sich aber auch hier eine schmale Zone mit Bachröhricht<br />

(Rohrglanzgras) ausbilden. Auch hier fliegt gelegentlich<br />

noch die Gebänderte Prachtlibelle, die durch das<br />

schmale Röhrichtband angelockt wird.<br />

Ähnlich wie am Rheinufer hat hier eine Umstellung des Unterhalts<br />

zu einer Bereicherung der Strukturen und der Vegetation<br />

geführt, die nicht nur von Gewässertieren, sondern<br />

auch von Landtieren wie Schmetterlingen, Wildbienen, Vögeln<br />

oder Mauereidechsen gerne bewohnt werden.<br />

Folgen wir der Wiese bis zur Mündung, so reduziert sich der<br />

Böschungsstreifen vorübergehend völlig, und das Ufer wird<br />

nur noch von einer senkrecht abfallenden Mauer gebildet.<br />

Sobald wir aber das Hafengelände erreichen, tauchen da<br />

und dort wieder offene Flächen auf. Teilweise sind es wieder<br />

Geleiseanlagen, nicht asphaltierte Kehrplätze oder Böschungen<br />

des Rheins. Die spontane Vegetation ist ganz<br />

ähnlich wie im Bahnareal und besteht aus trockenheits- und<br />

wärmeliebenden Arten. Im Hafenareal bestehen also ebenfalls<br />

zahlreiche Flächen, in denen die bisherige Nutzung<br />

stark zur Ausbreitung und zum Erhalt seltener Tiere und<br />

Pflanzen beiträgt.<br />

Station 1: Hier wächst das in der Nordschweiz seltene Silber-Fingerkraut.<br />

Foto Daniel Küry<br />

37


Wohnquartiere<br />

Ausgangspunkt: Kannenfeldplatz<br />

(Tram 1, Buslinien 36, 38)<br />

Endpunkt:<br />

Kannenfeldplatz<br />

(Tram 1, Buslinien 36, 38)<br />

Dauer: 1–1,5 Stunden<br />

Strecke: ca. 2 km<br />

1. Kannenfeldpark<br />

Der heutige Park diente noch bis in die 40er Jahre als Friedhof<br />

und wurde danach in eine öffentliche Grünanlage umgestaltet.<br />

Die Randzonen des Parks werden seit 2 Jahren<br />

nicht mehr alle 2 Wochen geschnitten, sondern nur noch<br />

zweimal jährlich gemäht. Die Gräser und Kräuter können<br />

deshalb auswachsen und sich bis zur Blüte entwickeln. An<br />

Stellen, die gut besonnt sind, bilden sich Bestände, die ähnlich<br />

aussehen wie Mähwiesen der ländlichen Gegenden. Allerdings<br />

fehlen verschiedene Gräser und Kräuter dieser Blumenwiesen:<br />

Glatthafer, Ruchgras, Trespe, Goldhafer,<br />

Feld-Witwenblume (Knautia arvensis), Wiesensalbei usw. In<br />

den mässig genutzten Randbereichen ist eine Umstellung<br />

auf zweimalige Mahd gut möglich. Im stärker besuchten Innenbereich<br />

des Parks werden die Rasenflächen häufig<br />

gemäht. Ein Streifen um die Gebüschgruppen wird als<br />

Saum stehen gelassen. Dadurch werden zusätzliche Lebensräume<br />

für viele Kleintiere geschaffen. So können die im<br />

Sommer rege betriebenen Erholungsaktivitäten reibungslos<br />

nebeneinander stattfinden.<br />

38<br />

Flughafenstrasse<br />

1<br />

Kannenfeldpark<br />

Burgfelderstrasse Strassburgerallee<br />

Kannenfeldstrasse<br />

Eine Planzenliste umfasst die folgenden Arten:<br />

Knäuelgras Dactylis glomerata<br />

Englisches Raygras Lolium perenne<br />

Einjähriges Rispengras Poa annua<br />

Knolliges Rispengras Poa bulbosa<br />

Wiesen-Rispengras Poa pratensis<br />

Gewöhnliches Rispengras Poa trivialis<br />

Schafgarbe Achillea millefolium<br />

Gänseblümchen Bellis perennis<br />

Knäuelblütiges Hornkraut Cerastium glomeratum<br />

Acker-Kratzdistel Cirsium arvense<br />

Wiesen-Schwingel Festuca pratensis<br />

Weisses Labkraut Galium album<br />

Gundelrebe Glechoma hederacea<br />

Gemeines Ferkelkraut Hypochoeris radicata<br />

Margerite Leucanthemum vulgare<br />

Pfennigkraut Lysimachia nummularia<br />

Hopfenklee Medicago lupulina<br />

Spitzwegerich Plantago lanceolata<br />

Breitwegerich Plantago major<br />

Mittlerer Wegerich Plantago media<br />

Kriechendes Fingerkraut Potentilla reptans<br />

Kriechender Hahnenfuss Ranunculus repens<br />

Löwenzahn Taraxacum offincinale<br />

Gelber Wiesenklee Trifolium dubium<br />

Wiesenklee Trifolium pratense<br />

Kriechender Klee Trifolium repens<br />

Gamander-Ehrenpreis Veronica chamaedrys<br />

2<br />

3<br />

Mittlere Strasse<br />

Mülhauserstra<br />

Metzerstrass


Parks sind auch Lebensräume für verschiedene Vogelarten.<br />

Wer genau hinschaut, entdeckt im Kannenfeldpark Nistkästen,<br />

die von der Ornithologischen Gesellschaft <strong>Basel</strong> (OGB)<br />

betreut werden. Im Kannenfeldpark dürften gegen 40 Arten<br />

vorkommen. Die häufigsten Vögel sind: Amsel, Haussperling,<br />

Grünfink, Türkentaube, Kohlmeise, Mönchsgrasmücke,<br />

Star, Buchfink.<br />

Weitgehend unbekannt sind bisher die in <strong>Basler</strong> Parks lebenden<br />

Kleintiere. Vergleichen wir aber Untersuchungen<br />

aus anderen Städten, dann sehen wir, mit welchen zusätzlichen<br />

Parkbewohnern wir noch rechnen können. Hätten Sie<br />

gedacht, dass die folgenden Tiergruppen in Parks so häufig<br />

sein können? Webspinnen: 49 Arten, Springschwänze: 11<br />

Arten, Kurzflügler (Käfergruppe): über 50 Arten, Schwebfliegen:<br />

38 Arten, Schnecken: 13 Arten. Dies ist eine wahrhaft<br />

riesige Schar an Kleintieren, die nur von Spezialisten<br />

wahrgenommen werden können. Aber trotzdem: es zeigt<br />

die Wichtigkeit der Parks nicht nur für uns erholungssuchende<br />

Menschen, sondern auch für die Tier- und Pflanzenwelt.<br />

Station 2: Die Bebauung im Bereich der Mittleren Strasse lässt in Vorgärten<br />

und Hinterhöfen viel Platz für Bäume. Foto Daniel Küry<br />

2. Wohnquartiere<br />

Vorgärten schaffen Strukturreichtum, wenn sie naturnah<br />

und vielfältig gestaltet sind. Wir können verschiedene Beispiele<br />

von Vorgartengestaltung studieren, wenn wir durch<br />

die Sommergasse oder die Mittlere Strasse gehen. Wenn<br />

wir versuchen, uns die mögliche Besiedlung durch Tiere vorzustellen,<br />

dann müssen wir uns hauptsächlich auf die Strukturen<br />

achten. Sofern es sich nicht um spezialisierte Pflanzenfresser<br />

handelt.<br />

In diesem Quartier sind auch die Innenhöfe gut durchgrünt.<br />

Im Gegensatz zu den unteren Bereichen des St. Johann gibt<br />

es hier praktisch keine Nutzung durch Gewerbetriebe. Einzig<br />

da und dort sind Garagengebäude nachträglich eingebaut<br />

worden. Die Baumbestände sind relativ alt und erreichen<br />

eine beträchtliche Höhe. Die Vegetation besitzt<br />

dadurch eine gewisse Ähnlichkeit mit lichten Wäldern.<br />

Saumpflanzen, die sonst hauptsächlich im Bereich nährstoffreicher<br />

Waldränder vorkommen, dominieren hier die<br />

Vegetation auf dem Boden.<br />

Die Kreuzung Mittlere Strasse/St. Johanns-Ring erhält durch<br />

Vorplätze, grosse Vorgärten und einen Brunnen den Cha-<br />

rakter eines kleinen Quartierplatzes. Der Platz wird aber<br />

praktisch nicht als Treffpunkt genutzt, obwohl sich ein kleines<br />

Café in einem der Häuser befindet und Sitzbänke neben<br />

dem Brunnen zum Verweilen laden würden. Der Alltagsweg<br />

führt wohl nur für ganz wenige Leute hier vorbei,<br />

und die in den übrigen Eckhäusern befindlichen Geschäfte<br />

verkaufen auch nicht Artikel des täglichen Gebrauchs.<br />

Auffällig ist die unterschiedliche Gestaltung der Vorplätze<br />

hinsichtlich ihrer Besiedlung durch Pflanzen. Die Vegetation<br />

der Pflastersteinritzen steht im krassen Gegensatz zu den<br />

nur schmalen Vegetationsstreifchen zwischen Betonplatten<br />

oder allenfalls am Rand der Asphaltflächen.<br />

3. Wohnüberbauung Davidsboden<br />

Die Überbauung Davidsboden wurde 1991 fertiggestellt. Sie<br />

bietet knapp 130 Wohnungen, drei Kindergärten, verschiedene<br />

Gewerberäume und ein Haus mit kleineren Alterswohnungen.<br />

Sozial und ökologisch wurde versucht, eine möglichst<br />

vielfältige Planung zu realisieren.<br />

Für die Umgebungsplanung wurde auf die Auswahl einheimischer<br />

Sträucherarten geachtet. Kleine Nutzgartenelemente<br />

wie Beerenstauden oder Fruchtbäume sollen mithelfen<br />

die Beziehung zur Umgebung zu fördern. Als Vorgabe wurden<br />

deshalb die Vorgärten der einzelnen Häuser mit humusarmem<br />

Erdmaterial bestückt. Einheimische, standortgerechte<br />

Gehölzarten wurden zur Verfügung gestellt.<br />

Als Initialpflanzung wurden zusätzlich zur Einsaat einer Wiesensamenmischung<br />

auch diverse einheimische Staudenpflanzen<br />

angeboten.<br />

Die Umgebung bietet nach wenigen Jahren den Aspekt einer<br />

«eingewachsenen» Grünanlage. Die einzelnen Bereiche<br />

zeigen bereits Spuren einer unterschiedlichen Nutzung. Es<br />

entstanden Trampelwege, und auf einer offenen Kiesfläche<br />

wächst die Vegetation nur an Stellen die nicht genutzt werden.<br />

Bereits wurden auch kleinere Bereiche durch die Bewohner<br />

neu gestaltet oder nach ihren speziellen Bedürfnissen<br />

ergänzt.<br />

Station 3: Die nach naturschützerischen Leitlinien angelegte Bepflanzung<br />

in der Wohnüberbauung «Davidsboden». Foto Daniel Küry<br />

39


Altstadt<br />

Ausgangspunkt: Pfalz, Münster (Fähre «Leu»)<br />

Endpunkt: St. Alban-Tal (Tram Nr. 3, Fähre «Wilde Maa»)<br />

Dauer: 1,5–2 Stunden<br />

Strecke: ca. 1,5 km<br />

1. Pfalz<br />

Die alte Mauer der Pfalz ist ein schönes Beispiel der typischen<br />

Mauervegetation. Nebeneinander finden sich relativ<br />

wärmeliebende Arten wie das Zimbelkraut und der Gelbe<br />

Lerchensporn, aber auch Feuchtigkeit beanspruchende Organismen<br />

wie Lebermoose. Weitere Arten der Pfalzmauer<br />

sind die Mauerraute (Asplenium ruta-muraria) und der<br />

Braunstielige Streifenfarn (Asplenium trichomanes), zwei<br />

schattenertragende Farnarten. Im Sommer kann man gut<br />

beobachten, dass die schattigeren Bereiche oft von Moosen<br />

besiedelt werden, während die Blütenpflanzen die relativ<br />

gut besonnten Bereiche bevorzugen. Die Wachstumsphase<br />

der Moose liegt in den optimaleren Monaten im Winterhalbjahr,<br />

wenn nach dem Laubwurf wieder genügend Licht<br />

auf die Mauern fällt. Die zu diesem Zeitpunkt etwas niedrigere<br />

Temperatur ist für die Moose kein Wachstumshemmnis.<br />

An der untersten Mauer befindet sich gar noch die Niedliche<br />

Glockenblume (Campunala cochleariifolia), eine Felsund<br />

Schuttpflanze der Alpen und des Juras. Mit dem Rhein<br />

und der Birs dürften Samen dieser Pflanze zu uns heruntergespült<br />

worden sein.<br />

40<br />

Freie Strasse<br />

Steinenberg<br />

1<br />

Münster<br />

St. Alban-Graben<br />

Aeschenvorstadt<br />

Dufourstrasse<br />

2<br />

Wettsteinbrücke<br />

2. Wald Pfalz-Mühleberg<br />

In den Rabatten unter der Pfalz wächst auch die Turm-Gänsekresse<br />

(Arabis turrita), eine Art der steinigen, bewaldeten<br />

Hänge. Dadurch, aber auch durch die im Sommer angenehm<br />

kühlen Verhältnisse am Fusse der Pfalz deutet sich<br />

der Waldcharakter dieser Baumbestände deutlich an. Hier<br />

dringt also ein Stück Wald bis in die Mitte von <strong>Basel</strong> vor.<br />

Schauen wir rheinaufwärts, dann setzt sich dieser Waldcharakter<br />

bis zu Wettsteinbrücke und von dort weiter bis zu<br />

den Häusern des St. Albantals fort. Auch die «Waldgärten»<br />

zwischen St. Alban-Rheinweg und St. Alban-Vorstadt sind<br />

von unten gut einzusehen, und am Fuss der Rabatten,<br />

begegnen wir vergleichbaren Pflanzen wie an der Pfalz:<br />

z. B. dem Gelben Lerchensporn (Corydalis lutea).<br />

2<br />

St. Alban-Anlage<br />

St. Alban-Rheinweg<br />

3<br />

St. Alban-Vorstadt<br />

4<br />

St. Alban-Tor


3. Um die St. Albankirche<br />

Wo der Mühlenberg den Rhein erreicht, wurde auf den Vorplätzen<br />

der Häuser nach deren Renovation wieder sorgsam<br />

die Kopfsteinpflästerung hergerichtet. Die Fugen zwischen<br />

den Steinen blieben offen und gerade darin konnte sich<br />

eine reiche Vegetation ausbilden. Die charakteristischen Arten<br />

sind das Birnmoos und das Gemeine Mastkraut (Sagina<br />

procumbens). Beide Arten sind allerdings winzig klein und<br />

können sich gerade deswegen vor dem Tritt durch den<br />

Menschen schützen. Als weitere trittertragende Art wird an<br />

den intensiver begangenen Stellen der Breitwegerich (Platago<br />

major) häufig, während an den Rändern des Vorplatzes<br />

verschiedene trittempfindliche Begleiter wie das Behaarte<br />

Schaumkraut (Cardamine hirsuta), das Pfaffenröhrchen (Taraxacum<br />

officinale), das Wiesen-Rispengras (Poa pratensis)<br />

oder Lachenals Habichtskraut (Hieracium lachenalii) wachsen.<br />

Wenn wir im Mai vom Mühlenberg in Richtung St. Alban-<br />

Kirche gehen, dann wird der waldartige Charakter dieses<br />

ehemaligen Kirchfriedhofs überaus deutlich. Der Boden ist<br />

dicht mit Efeu bedeckt. Einzelne Farne sind dazwischen gepflanzt,<br />

und alles erweckt den Anschein, dass dies immer<br />

schon so gewesen sei. Tatsächlich wurde diese Anlage mit<br />

viel Einfühlungsvermögen realisiert. Dass die Pflanzung gut<br />

geplant wurde, zeigt auch die spontane Vegetation, die v. a.<br />

in Hanglage den Efeu durchdringt, der Bärlauch. Diese typi-<br />

Station 3: Der Unterwuchs unter den Bäumen vor der St. Albankirche zeigt<br />

grosse Ähnlichkeiten mit einem natürlichen Hangwald.<br />

sche Waldpflanze wächst an Hangfüssen, wo der Boden immer<br />

etwas feucht und nährstoffreich ist. Begünstigt wird<br />

diese Situation auch durch die Lage an einem nach Norden<br />

gerichteten, stark beschatteten Hang. Die hohe Feuchtigkeit<br />

und starke Beschattung sind auch an den Moosen und Luftalgen<br />

auf Baumstämmen und Mauern zu erkennen.<br />

4. Maja Sacher-Platz: Alt und neu<br />

Im St. Alban-Tal wurden an vielen Stellen neue Bauten und<br />

Plätze errichtet, die nun ein reizvolles Nebeneinander von<br />

Alt und Neu ergeben. Dabei wurde sehr viel Rücksicht auch<br />

auf die Auswahl der Bodenbeläge genommen. Die Parkplätze<br />

wurden nicht asphaltiert, sondern im gewachsenen Boden<br />

angelegt. Auch der grosse Platz wurde nicht versiegelt,<br />

sondern mit einem durchlässigen Mergelbelag versehen.<br />

Eine solche Gestaltung von Plätzen erreicht zwei ökologische<br />

Vorteile: einerseits wird den Pflanzen ermöglicht, mit<br />

der Zeit an den weniger genutzten Stellen Fuss zu fassen,<br />

andererseits ist der Boden nicht vollständig versiegelt, und<br />

das Niederschlagswasser kann versickern. Die letztere Tatsache<br />

bringt den Vorteil, dass das saubere Niederschlagswasser<br />

nicht mehr in die Kanalisation gelangt. Dort kann dies<br />

bei hohem Regenwasseranfall zu Entlastungen ungereinigter<br />

Mischabwässer direkt in die Gewässer führen. Die Kanalisation<br />

und letztlich auch die Gewässer werden durch diese<br />

Massnahmen deutlich entlastet.<br />

41


Weiterführende Literatur<br />

Naturschutz allgemein<br />

und Naturschutz in <strong>Basel</strong><br />

Amt für Kantons- und <strong>Stadt</strong>planung (Hrsg.) 1993:<br />

Bodenkartierung Kanton <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> 1:5000 (Bearbeitung:<br />

Eidg. Forschungsanstalt für landwirtschaftlichen Pflanzenbau<br />

Zürich-Reckenholz), Zürich.<br />

Arbeitsgemeinschaft für Vegetationskunde <strong>Basel</strong> 1993:<br />

Rote Liste der Gefässpflanzen des Kantons <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong>.<br />

Typoskript, <strong>Basel</strong>.<br />

ARGE Schelling/Schelble 1996: Lebensraum <strong>Stadt</strong>, Broschüre<br />

zum <strong>Stadt</strong>ökologielehrpfad, <strong><strong>Stadt</strong>gärtnerei</strong> und Friedhöfe,<br />

<strong>Basel</strong>.<br />

Blab J. 1993: Grundlagen des Biotopschutzes für Tiere,<br />

Kilda-Verlag, Greven, 479 S. (4. Aufl.).<br />

Blattner M. & M. Ritter 1985: <strong>Basler</strong> Natur-Atlas. <strong>Basler</strong><br />

Naturschutz, <strong>Basel</strong>, 3 Bde.<br />

Duelli P. 1994: Rote Listen der gefährdeten Tierarten der<br />

Schweiz. Hrsg. BUWAL, BUWAL-Reihe Rote Listen,<br />

EDMZ Bern, 97 S.<br />

Falter F. 1984: Die Grünflächen der <strong>Stadt</strong> <strong>Basel</strong>. <strong>Basler</strong><br />

Beiträge zur Geographie, H. 28, 227 S.<br />

Gebhard J. 1989: Fledermäuse. In: Bau- und Umweltschutzdirektion<br />

des Kantons <strong>Basel</strong>-Landschaft (Hrsg.): Natur-aktuell,<br />

Verlag des Kantons <strong>Basel</strong>-Landschaft, Liestal 1989,<br />

S. 252–254.<br />

Gebhard J. 1997: Fledermäuse. Birkhäuser, <strong>Basel</strong>, 381 S.<br />

Gonseth Y. 1987: Verbreitungsatlas der Tagfalter der<br />

Schweiz (Lepidoptera, Rhopalocera), Centre Suisse de cartographie<br />

de la faune, Schweizerischer Bund für Naturschutz.<br />

Grossenbacher K. 1988: Verbreitungsatlas der Amphibien<br />

der Schweiz. Documenta Faunistica Helvetiae 7, CSCF,<br />

Neuchâtel, 207 S.<br />

Hasspacher B. & Stöcklin S. 1986: Wälder im Kanton <strong>Basel</strong>-<br />

<strong>Stadt</strong>. Pflanzensoziologische Karte mit Kommentar.<br />

<strong><strong>Stadt</strong>gärtnerei</strong> und Friedhöfe, 63 S.<br />

Hintermann U., M.F. Broggi, R. Locher & J.-D. Gallmandat<br />

1995: Mehr Raum für die Natur. ziele, Lösungen, Visionen<br />

im Naturschutz, Schweiz. Bund für Naturschutz (Hrsg.),<br />

Ott-Verlag, Thun.<br />

Kaule G. 1991: Arten- und Biotopschutz. Ulmer Verlag,<br />

Stuttgart.<br />

Klausnitzer B. 1993: Ökologie der Grossstadtfauna. Fischer<br />

Verlag, Stuttgart, 454 S. (2. Aufl.).<br />

42<br />

Küry D. & P. Morel 1995: Die Fauna der Rundmäuler und Fische<br />

von <strong>Basel</strong> und Umgebung, mit spezieller Berücksichtigung<br />

der Rheinseitengewässer und einer Roten Liste. Mitteilungen<br />

der Naturforschenden Gesellschaften beider <strong>Basel</strong><br />

1:13–29.<br />

Küry D. 1993: Feuersalamander und Quelljungfern im Gebiet<br />

um St. Chrischona, in: Stiftung z’Rieche (Hrsg.):<br />

z’Rieche 1993, Ein heimatliches Jahrbuch (Gemeinde Riehen):<br />

S. 138–149.<br />

Küry D. 1994: Die Wirbellosenfauna der Fliessgewässer in<br />

der Region <strong>Basel</strong>. Verh. Naturf. Ges. <strong>Basel</strong> 104:1–26.<br />

Labhardt F. & Ch. Schneider 1981: Überblick über die Amphibienbestände<br />

in den Kantonen <strong>Basel</strong>-Landschaft und <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong>,<br />

Tät. ber. natf. Ges. <strong>Basel</strong>l. 31:185–223.<br />

Landolt E. 1991: Rote Liste. Gefährdung der Farn- und Blütenpflanzen<br />

in der Schweiz, mit gesamtschweizerischen und<br />

regionalen Roten Listen. BUWAL-Reihe Rote Listen, EDMZ,<br />

Bern, 185 S.<br />

Lauber K. & G. Wagner 1996: Flora Helvetica, Haupt Verlag,<br />

Bern.<br />

Leser H. 1982: Die Landschaft der <strong>Basler</strong> Region und ihre<br />

naturräumlichen Gliederungsprobleme, Regio Basiliensis<br />

23:2–24.<br />

Marggi W. 1992: Faunistik der Sandlaufkäfer und Laufkäfer<br />

der Schweiz (Cicindelidae & Carabidae, Coleoptera, Documenta<br />

faunistica helvetiae), 13/1:1–243, 13/2:1–477.<br />

Marti F. & H.-P. Stutz 1993: Zur Erfolgskontrolle im Naturschutz.<br />

Literaturgrundlagen und Vorschläge für ein Rahmenkonzept.<br />

Berichte der Eigenössischen Forschungsanstalt<br />

für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) 336:1–171<br />

Birmensdorf, Dezember 1992.<br />

Maurer R. & A. Hänggi 1990: Katalog der schweizerischen<br />

Spinnen. Documenta faunistica helvetiae 12, CSCF Neuchâtel.<br />

Meier-Küpfer H. 1985: Florenwandel und Vegetationsveränderungen<br />

in der Umgebung von <strong>Basel</strong> seit dem 17. Jahrhundert,<br />

Beitr. zur geobotanischen Landesaufnahme<br />

Schweiz. Bd. 62.<br />

Meier-Küpfer H. 1992: Pflanzenkleid im Wandel – Entwicklung<br />

in und um <strong>Basel</strong> seit 1600. Verh. Naturf. Ges. <strong>Basel</strong><br />

102(1):133–175.<br />

Müller R. 1992: Die Fischfauna im Rhein bei <strong>Basel</strong>. Verh.<br />

Naturf. Ges. <strong>Basel</strong> 102(2):343–356.


Ornithologisches Inventar beider <strong>Basel</strong> 1995: Bericht zu<br />

Handen der Kantone <strong>Basel</strong>-Landschaft und <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong>.<br />

Vorgelegt vom <strong>Basel</strong>landschaftlichen Natur- und Vogelschutzverein<br />

(BNV) und der Ornithologischen Gesellschaft<br />

<strong>Basel</strong> (OGB). Hrsg.: Regionalplanungsstelle beider <strong>Basel</strong>,<br />

270 S. (unveröff.)<br />

Pedroli et al. 1991: Verbreitungsatlas der Fische und Rundmäuler<br />

der Schweiz. Documenta Faunistica Helvetiae 11,<br />

CSCF Neuchâtel, 207 S.<br />

Plachter H. 1991: Naturschutz, Uni-Taschenbücher 1563,<br />

G. Fischer, Stuttgart, 463 S.<br />

Rey P. et al. 1992: Koordinierte biologische Untersuchungen<br />

im Hochrhein 1990, Teil I: Makroinvertebraten, Schriftenreihe<br />

Umwelt Nr. 190, BUWAL (Hrsg.), Bern, 127 S.<br />

Ritter M. 1992: Aspekte einer Geschichtsschreibung der<br />

Tierwelt <strong>Basel</strong>s. Verh. Naturf. Ges.<strong>Basel</strong> 102(1):211–276,<br />

bes. S. 237ff.<br />

Ritter M. 1997: Vögel in <strong>Basel</strong>,<br />

<strong><strong>Stadt</strong>gärtnerei</strong> und Friedhöfe, <strong>Basel</strong>, 36 S.<br />

<strong><strong>Stadt</strong>gärtnerei</strong> und Friedhöfe 1997: Kannenfeldpark-Plan,<br />

als Beilage zum Buch «Kannenfeld», sowie als Separatum<br />

erhältlich, <strong><strong>Stadt</strong>gärtnerei</strong> und Friedhöfe, <strong>Basel</strong>.<br />

Urmi E. et al. 1992: Rote Liste. Die gefährdeten und seltenen<br />

Moose der Schweiz, BUWAL-Reihe Rote Listen, EDMZ,<br />

Bern, 56 S.<br />

Wittig R. 1991: Ökologie der Grossstadtflora,<br />

Uni-Taschenbücher 1587, G. Fischer, Stuttgart, 261 S.<br />

Zemp M., D. Küry & M. Ritter 1996: Naturschutzkonzept<br />

<strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong>, <strong><strong>Stadt</strong>gärtnerei</strong> und Friedhöfe, <strong>Basel</strong>, 55 S.<br />

Praktische Bücher,<br />

Ratgeber<br />

Leutert F., A. Winkler & U. Pfaendler 1995: Naturnahe Gestaltung<br />

im Siedlungsraum, Leitfaden Umwelt Nr. 5, BUWAL<br />

Bern, 112 S.<br />

Menzel P. & I. 1988: Das Kletterpflanzenbuch, Ulmer Verlag,<br />

Stuttgart.<br />

Niemeyer A. 1989: Arbeitsbuch Naturgarten, Ravensburger<br />

Buchverlag Otto Maier GmbH.<br />

Schreiber R. L. (Hrsg.) 1993: Tiere auf Wohungssuche, Ratgeber<br />

für mehr Natur am Haus, Deutscher Landwirtschaftsverlag,<br />

Berlin.<br />

Steinbach G. 1992: Werkbuch Naturgarten, Franckh-Kosmos<br />

Verlag, Stuttgart.<br />

Winkler A. 1989: Das Naturgarten-Handbuch für Praktiker,<br />

AT-Verlag, Aarau.<br />

Witt R. 1992: Naturoase Wildgarten, BLV Verlagsgesellschaft,<br />

München.<br />

43


Wer macht was?<br />

Wohin sich wenden?<br />

Staatliche Stellen<br />

Naturschutz<br />

Kanton <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong>, <strong>Stadt</strong> <strong>Basel</strong><br />

<strong><strong>Stadt</strong>gärtnerei</strong> und Friedhöfe<br />

Fachstelle für Naturschutz<br />

Rittergasse 4<br />

4001 <strong>Basel</strong><br />

Tel. 061 / 267 67 29 oder 061 / 267 67 28<br />

Kontaktperson:<br />

Herr Dr. Michael Zemp<br />

Beratungsangebot mit Öffnungszeiten:<br />

Telefonische Auskünfte während der Bürozeiten:<br />

Montag bis Donnerstag 8–12, 14 –17 Uhr<br />

Freitag 8–12 Uhr<br />

Persönliche Beratung nach telefonischer Voranmeldung.<br />

Gemeinde Riehen<br />

Naturschutzfachstelle Gemeinde Riehen<br />

Gemeindeverwaltung Riehen<br />

Wettsteinstr. 1<br />

4125 Riehen 1<br />

Tel. 641 19 77<br />

Kontaktperson:<br />

Herr Jürg Schmid<br />

Beratungsangebot:<br />

Telefonische Auskünfte während der Bürozeiten<br />

Persönliche Beratung nach telefonischer Vereinbarung.<br />

Universität <strong>Basel</strong>,<br />

Institut für Natur- Landschafts- und Umweltschutz<br />

St. Johanns-Vorstadt 10<br />

4056 <strong>Basel</strong><br />

Tel. 267 64 31<br />

Beratungsangebot:<br />

Telefonische Auskünfte während der Bürozeiten<br />

Baumschutz<br />

<strong><strong>Stadt</strong>gärtnerei</strong> und Friedhöfe<br />

Fachstelle für Baumschutz<br />

Rittergasse 4<br />

4001 <strong>Basel</strong><br />

Tel. 061 / 267 67 30 oder 061 / 267 67 36<br />

Kontaktperson:<br />

Herr Christoph Wicki<br />

Beratungsangebot mit Öffnungszeiten:<br />

Montag bis Freitag 8–12, 14–17 Uhr<br />

Persönliche Beratung nach telefonischer Voranmeldung<br />

Abgabe von Merkblättern und weiterem Informationsmaterial<br />

Öffentlich zugängliche Datenbanken, Kataster, Bibliotheken<br />

auf EDV:<br />

Bauminventare von öffentlichen Anlagen und Pärken sowie<br />

Herbar der im Kanton <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> vorhandenen Baumarten<br />

(auf Anfrage einsehbar).<br />

44<br />

Geruchsmeldestelle<br />

Kantonales Laboratorium <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong><br />

Geruchsmeldestelle<br />

Kannenfeldstr. 2<br />

4012 <strong>Basel</strong><br />

Tel. 061 / 321 57 60<br />

Kontaktperson:<br />

Herr Dr. Markus Niederer<br />

Beratungsangebot mit Öffnungszeiten:<br />

Telefonische Auskünfte und Entgegennahme der Meldungen:<br />

Montag bis Freitag 8–10 Uhr<br />

Mittwoch ganzer Tag<br />

In der restlichen Zeit können die Meldungen auf Band<br />

gesprochen werden.<br />

Umweltgefährdende Stoffe und Produkte, Bodenschutz<br />

Kantonales Laboratorium<br />

Kannenfeldstr. 2<br />

4012 <strong>Basel</strong><br />

Tel. 061 / 321 57 08<br />

Kontaktpersonen:<br />

Herr Dr. Christopher Hohl<br />

Herr Dr. Christoph Bürgi<br />

Beratungsangebot mit Öffnungszeiten:<br />

Montag bis Donnerstag 7–11.45, 13.30 –17 Uhr<br />

Freitag 7.30–11.45, 13.30–16 Uhr<br />

Lufthygiene<br />

Lufthygieneamt beider <strong>Basel</strong><br />

Rheinstr. 44<br />

Postfach<br />

4410 Liestal<br />

Tel. 061 / 925 56 19 oder 061 / 925 56 20<br />

Fax 061 / 925 69 81<br />

Kontaktpersonen:<br />

Herr Dr. R. Mona<br />

Frau C. Hilber<br />

Beratungsangebot mit Öffnungszeiten:<br />

Auskünfte über die Luftqualität sowie zur Luftreinhaltung in<br />

Industrie und Gewerbe<br />

Öffentlich zugängliche Datenbanken, Kataster, Bibliotheken<br />

auf EDV:<br />

– Luftqualitäts-Messdaten<br />

– diverse Berichte<br />

– Feuerungsdatenbank Kanton <strong>Basel</strong>-Land


Umweltschutz<br />

Koordinationsstelle für Umweltschutz<br />

Münsterplatz 14<br />

4001 <strong>Basel</strong><br />

Tel. 061 / 267 61 60<br />

Fax 061 / 267 61 67<br />

Kontaktpersonen:<br />

Herr Dr. Dominik Keller<br />

Beratungsangebot mit:<br />

Anlaufstelle zu folgenden Themenbereichen:<br />

Vermittlung von Kontakten<br />

UVP: Fragen zu Berichterstattung, Verfahren etc.<br />

Umweltpolitik und -ökonomie<br />

Grenzüberschreitender Umweltschutz<br />

Allgemeine bereichsübergreifende Umweltschutzfragen<br />

Öffentlich zugängliche Datenbanken, Kataster, Bibliotheken<br />

auf EDV:<br />

UVP-Projekte: Berichte, Beurteilungen, Entscheide<br />

Lärmschutz<br />

Bauinspektorat<br />

Lärmschutzfachstelle<br />

Rittergasse 4<br />

4001 <strong>Basel</strong><br />

Tel. 061 / 267 92 00<br />

Kontaktpersonen:<br />

Herr Peter Mohler (Grossbasel)<br />

Herr Hanspeter Rudin (Kleinbasel, Riehen, Bettingen)<br />

Beratungsangebot mit Öffnungszeiten:<br />

10–11.30 Uhr<br />

Auskünfte zum Vorgehen bei Baubegehren im lärmbelasteten<br />

Gebiet<br />

Auskünfte zum Schallschutz im Hochbau<br />

Behandlung von Reklamationen und Grobbeurteilung<br />

Beratung in lärmrechtlichen Fragen<br />

Öffentlich zugängliche Datenbanken, Kataster, Bibliotheken<br />

auf EDV:<br />

Strassenlärmkataster Kanton <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> (kein direkter Zugriff<br />

auf EDV-Basis)<br />

Kompost<br />

<strong><strong>Stadt</strong>gärtnerei</strong> und Friedhöfe<br />

Kompostberatung <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong><br />

Rittergasse 4<br />

4001 <strong>Basel</strong><br />

Tel. 061 / 267 67 36 oder 061 / 267 67 37<br />

Kontaktpersonen:<br />

Herr H. Kühnen<br />

Herr Dr. H. Balmer<br />

Herr D. Simonet<br />

Herr Y. Dubs<br />

Beratungsangebot mit Öffnungszeiten:<br />

Telefonische Auskünfte (061 / 311 18 31; Hr. Dr. H. Balmer,<br />

Hr. D. Simonet)<br />

Montag/Freitag 14–16 Uhr<br />

Dienstag/Mittwoch/Donnerstag 10–12 Uhr<br />

Persönliche Beratung vor Ort nach telefonischer Absprache.<br />

Öffentlich zugängliche Datenbanken, Kataster, Bibliotheken<br />

auf EDV:<br />

Stand Dezentrale Kompostierungsanlagen (auf Anfragen<br />

über EDV erreichbar).<br />

Chemiesicherheit<br />

Kontrollstelle für Chemiesicherheit, Gift und Umwelt<br />

Missionsstr. 60<br />

Postfach<br />

4012 <strong>Basel</strong><br />

Tel. 061 / 382 77 76<br />

Fax 061 / 382 83 00<br />

Kontaktpersonen:<br />

Herr Dr. A. Escher<br />

Herr P. Zingg<br />

Beratungsangebot mit Öffnungszeiten:<br />

Telefonische Auskünfte und persönliche Beratung<br />

(nach Voranmeldung) während der Schalterstunden<br />

7.30–11.30, 13.30–16.30 Uhr).<br />

Öffentlich zugängliche Datenbanken, Kataster, Bibliotheken<br />

auf EDV:<br />

Diverse interne und externe Datenbanken<br />

einschlägige Fachliteratur<br />

Giftlisten I, II, III<br />

Energie<br />

IWB Energieberatungsstelle BS<br />

Steinenvorstadt 14<br />

4051 <strong>Basel</strong><br />

Tel. 061 / 275 55 55<br />

Kontaktperson:<br />

Herr B. Saner<br />

Beratungsangebot mit Öffnungszeiten:<br />

Telefonische und persönliche Beratung<br />

Montag bis Freitag 8.30–12, 13.45–18 Uhr<br />

Samstag 9–12, 13–16 Uhr<br />

(Während Schulferien andere Öffnungszeiten)<br />

Öffentlich zugängliche Datenbanken, Kataster, Bibliotheken<br />

auf EDV:<br />

Schweizerische Gerätedatenbank<br />

45


Umweltberatung<br />

Amt für Energie und technische Anlagen<br />

<strong>Stadt</strong>laden/Umweltberatung<br />

Untere Rebgasse 31 (zwischen Claraplatz und Kaserne)<br />

4058 <strong>Basel</strong><br />

Tel. 061 / 267 61 61<br />

Öffnungszeiten:<br />

Mo 12–18.30, Di, Mi, Do, Fr 10–18.30, Sa 10– 16 Uhr<br />

Kontaktpersonen:<br />

Frau Carmela Schöbi, Frau Anette Graupe<br />

Perönliche Beratung zu Umweltfragen Abgabe von Informationsmaterial.<br />

Umweltbibliothek mit Ausleihmöglichkeit.<br />

Öffentlich zugängliche Datenbanken, Kataster, Bibliotheken<br />

auf EDV:<br />

Umweltbibliothek ÖKOBIB (PC-Programm), Abfragemöglichkeit<br />

Bibliothekskatalog der Universität <strong>Basel</strong>,<br />

Datenbank Abfall-Info (Ökozentrum Langenbruck)<br />

Gewässerschutz<br />

Gewässerschutzamt <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong><br />

Hochbergerstr. 158<br />

4019 <strong>Basel</strong><br />

Tel. 061 / 639 22 22<br />

Auskunft: Tel. 061 / 639 22 22<br />

Beratungsangebot mit Öffnungszeiten:<br />

Liegenschaftsentwässerung:<br />

Montag bis Freitag 10.30–12 Uhr<br />

Tankanlagen:<br />

Montag bis Freitag 10.30–11.30 Uhr<br />

Öffentlich zugängliche Datenbanken, Kataster, Bibliotheken<br />

auf EDV:<br />

Kanalisationsplanarchiv (nach Voranmeldung)<br />

46<br />

Naturschutzorganisationen<br />

Pro Natura <strong>Basel</strong> (<strong>Basler</strong> Naturschutz)<br />

Postfach<br />

4006 <strong>Basel</strong><br />

Tel. 061 / 311 03 82<br />

WWF Region <strong>Basel</strong><br />

Postfach<br />

4011 <strong>Basel</strong><br />

Tel. 061 / 272 08 03<br />

Ornithologische Gesellschaft <strong>Basel</strong><br />

c/o Dr. J. P. Biber<br />

Steinengraben 2<br />

4051 <strong>Basel</strong><br />

Tel. 061 / 271 92 83<br />

Ökostadt <strong>Basel</strong><br />

Rigistrasse 98<br />

4054 <strong>Basel</strong><br />

Tel. 061 / 301 12 91<br />

Gewässerschutzverband Nordwestschweiz<br />

Postfach<br />

4006 <strong>Basel</strong>


Herausgeber:<br />

Autor:<br />

Gestaltung:<br />

Druck:<br />

Titelbildfoto:<br />

Dank:<br />

Bezugspreis:<br />

Bezugsadresse:<br />

<strong><strong>Stadt</strong>gärtnerei</strong> und Friedhöfe,<br />

Fachstelle für Naturschutz des Kantons <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong><br />

1997<br />

Daniel Küry, Life Science AG, <strong>Basel</strong><br />

René Beuret, +B Graphic Design, <strong>Basel</strong><br />

Kreis Druck AG, <strong>Basel</strong><br />

Daniel Küry<br />

Der Autor dankt Emanuel Trueb, Leiter <strong><strong>Stadt</strong>gärtnerei</strong> und<br />

Friedhöfe, sowie Dr. Michael Zemp, Leiter Fachstelle für Naturschutz,<br />

für ihre elementaren Beiträge zum Konzept dieser<br />

Broschüre.<br />

Für die Mithilfe bei der Anpassung der digitalen Situationspläne<br />

danken wir ganz herzlich Herrn Walter Meier vom<br />

Vermessungsant <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong>. Die Exkursionen wurden in<br />

ihrer ursprünglichen Form zusammen mit Michael Zemp<br />

(Fachstelle für Naturschutz) anlässlich eines Volkshochschulkurses<br />

durchgeführt.<br />

Fr. 10.–<br />

Fachstelle für Naturschutz<br />

<strong><strong>Stadt</strong>gärtnerei</strong> und Friedhöfe<br />

Rittergasse 4<br />

CH-4001 <strong>Basel</strong><br />

Telefon +41 (0)61 267 67 28<br />

47

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