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Strom und Wärme aus Holz - PROLiGNIS ENERGIE CONSULTING ...

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Bioenergie<br />

82<br />

S T R O M U N D W Ä R M E A U S H O L Z<br />

<strong>Holz</strong>vergaser bereiten<br />

noch wenig Freude<br />

Frisch gehäckselte <strong>Holz</strong>hackschnitzel.<br />

Foto: Katharina Ertmer<br />

Sonne Wind & <strong>Wärme</strong> 9/2010<br />

In waldreichen Gegenden sollte sich die Kombination <strong>aus</strong> <strong>Holz</strong>hackschnitzeln<br />

<strong>und</strong> Kraftwärmekopplung rechnen. Tatsächlich hängt die<br />

sinnvolle Symbiose oft vom Können der Betreiber ab. Denn das Heizen<br />

mit <strong>Holz</strong> ist nicht ohne Risiken.<br />

Theoretisch geben <strong>Holz</strong>hackschnitzel <strong>und</strong> Kraftwärmekopplung<br />

(KWK) ein ideales Paar ab.<br />

Der Wunsch von K<strong>und</strong>en, sich über die gleichzeitige<br />

Erzeugung von <strong>Strom</strong> <strong>und</strong> <strong>Wärme</strong> unabhängig<br />

von Öl <strong>und</strong> Gas zu machen, ist ungebrochen. Allerdings<br />

fehlt es an der funktionierenden Technik. Während<br />

<strong>Holz</strong>vergaser oft schlapp machen, sind erprobte<br />

Dampfturbinen oft eine Nummer zu groß.<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich stehen zum einen Dampfturbinen zur<br />

Verfügung, bei denen durch die Verbrennung von Biomasse<br />

Wasser in <strong>Wärme</strong>t<strong>aus</strong>chern erhitzt <strong>und</strong> Energie<br />

erzeugt wird. Die andere Variante ist der Einsatz von<br />

<strong>Holz</strong>gasmotor-BHKW, die vor allem im privaten <strong>und</strong><br />

kleineren gewerblichen Anlagensegment zum Zuge<br />

kommen könnten. Hier wird über die Verbrennung in einem<br />

Reaktor Schwachgas erzeugt <strong>und</strong> in einem BHKW<br />

in Energie umgewandelt. Entscheidend für den Verbrennungsprozess<br />

ist bei beiden Techniken die Qualität des<br />

Brennstoffes. Ist dieser nicht homogen oder trocken<br />

genug, stellt sich keine konstante Leistung ein <strong>und</strong> die<br />

Technik macht nicht mit. Das gilt vor allem für den Einsatz<br />

von Hackschnitzeln in <strong>Holz</strong>gasmotoren.


Diese Variante hatten die Universität<br />

Dresden <strong>und</strong> die Hochschule Zittau/Görlitz<br />

im Auftrag des B<strong>und</strong>esministerium für Ernährung,<br />

Landwirtschaft <strong>und</strong> Verbraucherschutz<br />

<strong>und</strong> der Fachagentur für Nachwachsende<br />

Rohstoffe genauer unter die Lupe<br />

genommen, <strong>und</strong> Anfang 2009 eine Studie<br />

vorgestellt (Abschlussbericht „Schwachstellenanalyse<br />

an BHKW-Vergaseranlagen“).<br />

Positiv wird vermerkt, dass die technische<br />

Machbarkeit solcher Anlagen durch<br />

positive Einzelfälle bestätigt wurde. Doch<br />

wie so oft stecken die Fehler im Detail.<br />

Für die Analyse wurden zwölf Anlagen<br />

unterschiedlicher Typen zwischen 10 <strong>und</strong><br />

400 kW <strong>aus</strong>gewählt, die mindestens<br />

4.000 St<strong>und</strong>en laufen <strong>und</strong> mit <strong>Holz</strong>hackschnitzel<br />

befeuert werden. Technisch gesehen<br />

ergaben sich Probleme mit der Vergasungs-<br />

<strong>und</strong> Gasreinigung, weil die Systeme<br />

mit den inhomogenen Brennstoffen nicht<br />

zu Recht kamen. Zu feuchte Hackschnitzel<br />

führten beispielsweise zu Störungen <strong>und</strong><br />

Ausfällen von Vergaser <strong>und</strong> Motor oder ließen<br />

die Systeme verrußen. Laut Studie<br />

sorgten auch zu große Hackschnitzel für<br />

unliebsame Ausfälle in der Mechanik. Sie<br />

verursachten verklemmte Förderschnecken<br />

oder dass sich Klappen nicht schlossen<br />

<strong>und</strong> Fremdluft in Systeme gelangte.<br />

Gefühlte Wirtschaftlichkeit<br />

Während mögliche Teerbildungen <strong>und</strong> Ablagerungen<br />

die Wirkungsgrade sinken lassen,<br />

schmälern hohe Anfangsinvestitionen<br />

die Aussicht auf einen wirtschaftlichen Betrieb.<br />

Laut Studie hängen erfolgreiche Projekte<br />

neben technischen Unzulänglichkeiten<br />

<strong>und</strong> der Qualität des Brennstoffes vom<br />

Talent der Betreiber ab. So seien an den begutachteten<br />

Anlagen Umbauten oder Anpassungen<br />

vorgenommen worden, um die<br />

Technik zum Laufen zu bringen.<br />

Ohne den Einsatz von geschultem Personal<br />

kämen die Anlagen nicht <strong>aus</strong>. Sie verdankten<br />

ihre „gefühlte Wirtschaftlichkeit“<br />

vielmehr dem kostenlosen Erfindergeist<br />

<strong>und</strong> Enthusiasmus ihrer Betreiber, wobei<br />

die elektrischen Bruttowirkungsgrade mit<br />

durchschnittlich 20 % unter den Erwartungen<br />

blieben. Immerhin sehen die Autoren<br />

Chancen auf Besserung. So seien die technischen<br />

Probleme keine unlösbare Aufgabe,<br />

sondern ein Zusammenspiel von Detailproblemen,<br />

die sich mit Ingenieursarbeit in<br />

den Griff bekommen ließen.<br />

Entsprechend vorsichtig ist die Fachagentur<br />

für Nachwachsende Rohstoffe<br />

(FNR) bei technischen Empfehlungen in<br />

Richtung <strong>Holz</strong>vergaser-BHKW: „Der Abschlussbericht<br />

ist die dritte FNR-geförder-<br />

te Studie zu diesem Thema. Ein wirtschaftlicher<br />

Anlagenbetrieb ist nur möglich, wenn<br />

die Anlage Heizöl oder Gas ersetzt <strong>und</strong> der<br />

Arbeitsaufwand für den laufenden Betrieb<br />

nicht bewertet wird“, erläutert Hermann<br />

Hansen von der FNR. „Konzepte, die die<br />

Motorabwärme des BHKW zum Beispiel allein<br />

zur Trocknung von waldfrischem <strong>Holz</strong><br />

verwerten <strong>und</strong> keine substituierende <strong>und</strong><br />

wertschöpfende <strong>Wärme</strong>nutzung beinhalten,<br />

sind daher fragwürdig <strong>und</strong> oft nicht<br />

wirtschaftlich“, fügt er hinzu.<br />

Trotz aller Schwierigkeiten stellt auch<br />

die Fachagentur eine enorme Nachfrage<br />

am Markt fest. „Es gibt mittlerweile über<br />

50 Entwickler <strong>und</strong> Anbieter von <strong>Holz</strong>gasanlagen<br />

<strong>und</strong> es werden zahlreiche Anlagen<br />

gebaut. Allerdings ist der Forschungs- <strong>und</strong><br />

Entwicklungsbedarf für dieses Technik<br />

noch sehr erheblich. Außerdem gibt es bisher<br />

keine Serienfertigung“, so Hansen<br />

Eigenleistung ist gefragt<br />

Skeptisch bleibt auch Holger Roswandowicz.<br />

Er bekommt in seinem Ingenieurbüro<br />

häufiger Anfragen. „Es wird viel versprochen,<br />

aber wenn es um die Wartung geht,<br />

wird davon wenig gehalten. Entsprechende<br />

Vergaseranlagen zur thermischen Verwendung<br />

von Biomasse sind wartungsintensiver<br />

als durch fossile Rohstoffe betriebene<br />

Anlagen. Denn die Selbstreinigung der Systeme<br />

wird nicht erreicht. Verrußte <strong>Wärme</strong>t<strong>aus</strong>cher<br />

oder verkrustete Anlagen beeinträchtigen<br />

den Wirkungsgrad deutlich.<br />

Während sich erdgasbetriebene BHKW-<br />

Anlagen bereits nach fünf Jahren rechnen,<br />

muss bei der Biomasse genau hingesehen<br />

werden“ so die Einschätzung von Roswandowicz.<br />

Den Ansatz, regionale Wertschöpfung<br />

frei von Öl <strong>und</strong> Gas zu schaffen, sei ehrenvoll,<br />

aber falsch herum gedacht: „Die<br />

Frage ist, wie viel <strong>Wärme</strong> erzeugt wird <strong>und</strong><br />

was angesichts deutlich höherer Investitionskosten<br />

am Ende her<strong>aus</strong>kommt. Wenn<br />

zum Beispiel Qualität <strong>und</strong> Energiedichte<br />

angelieferter Hackschnitzel sehr unterschiedlich<br />

sind, hat das Auswirkungen auf<br />

die Wirtschaftlichkeit <strong>und</strong> den Wirkungsgrad“,<br />

mahnt Roswandowicz an, <strong>und</strong><br />

schlägt eine Zwischenlösung vor.<br />

„Denkbar wäre eine Kombination <strong>aus</strong><br />

Hackschnitzel <strong>und</strong> Erdgas, wobei entweder<br />

<strong>Holz</strong> oder Gas die Spitzenlast abdeckt <strong>und</strong><br />

die Gr<strong>und</strong>last vom Erdgas-BHKW kommt.<br />

Dieses System setzten inzwischen eine<br />

ganze Reihe von Stadtwerken ein“, so Roswandowicz.<br />

Klar sei, dass Hersteller Anreize<br />

brauchen, um Geld in die Forschung <strong>und</strong><br />

den Aufbau größerer Serien zu stecken.<br />

Doch mit den politischen Impulsen in Form<br />

Sonne Wind & <strong>Wärme</strong> 9/2010 83


Bioenergie<br />

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S T R O M U N D W Ä R M E A U S H O L Z<br />

Wenn die Rechnung stimmt, bilden<br />

Hackschnitzel <strong>und</strong> Dampfturbinen<br />

eine wirtschaftliche Symbiose.<br />

Fotos (3): Prolignis<br />

„Im Vordergr<strong>und</strong> der KWK-<br />

Projekte steht der maximale<br />

Nutzen einer Region“, erläutert<br />

Ernst Haile, Geschäftsführer bei<br />

Prolignis.<br />

Sonne Wind & <strong>Wärme</strong> 9/2010<br />

von Fördergeldern ist es mittelfristig erst einmal vorbei.<br />

Auf politischen Druck hin musste das B<strong>und</strong>esumweltministerium<br />

im April eine H<strong>aus</strong>haltsperre für den<br />

<strong>Wärme</strong>markt verhängen. Selbst rechtzeitig eingereichte<br />

Anträge haben keine Chance auf Förderung.<br />

Zurzeit gibt es bis zu einer Obergrenze von 4,955 MW<br />

für jede Kilowattst<strong>und</strong>e selbstgenutzten <strong>Strom</strong> 5,11<br />

Ct. sowie einen Abschlag für vermiedene Netznutzungsentgelte.<br />

Im Falle einer Einspeisung wird der<br />

durchschnittliche <strong>Strom</strong>preis an der <strong>Strom</strong>börse EEX<br />

<strong>aus</strong> dem Vorquartal zu Gr<strong>und</strong>e gelegt. Dabei wirkte<br />

vor allem das 2009 eingeführte Impulsprogramm für<br />

KWK bis 50 kW stimulierend auf den <strong>Wärme</strong>markt.<br />

„Es lief sehr gut. Jetzt sind die Mittel leider zusammengestrichen.<br />

Allerdings rechnen sich richtig <strong>aus</strong>gelegte<br />

Anlagen auch mit den bisherigen Instrumentarien“,<br />

glaubt Wulf Binde vom B<strong>und</strong>esverband Kraft-<br />

<strong>Wärme</strong>-Kopplung <strong>und</strong> schließt Biomasse <strong>aus</strong>drücklich<br />

mit ein. „Den Markt dominieren vor allem<br />

Erdgas-BHKW. Aber da, wo genug Wald ist, <strong>Wärme</strong> gebraucht<br />

wird <strong>und</strong> die Transportwege sich in vernünftigen<br />

Dimensionen bewegen, ist der Einsatz von Hackschnitzeln,<br />

die Dampfkessel oder Dampfturbinen antreiben,<br />

durch<strong>aus</strong> sinnvoll“, stellt er fest. Allerdings<br />

sieht auch der Verband die Problemlage: „Heizkessel,<br />

in denen feste Biomasse umgewandelt wird, bedeuten<br />

mehr Aufwand <strong>und</strong> die Qualität von <strong>Holz</strong>hackschnitzeln<br />

ist sehr unterschiedlich“, so Binde.<br />

Wirtschaftlich mit Dampf<br />

Die besten Chancen am Markt werden deshalb mittelgroßen<br />

<strong>Holz</strong>heizkraftwerksanlagen eingeräumt, die<br />

mit Dampfkesseln- <strong>und</strong> Turbinen sowie einem regionalen<br />

Konzept <strong>aus</strong>gerüstet sind. Die Prolignis Energie<br />

Consulting GmbH & Co.KG hat bereits vier Anlagen<br />

(4,955 MWel <strong>und</strong> 10 MWth) realisiert. Zwei weitere Projekte<br />

sind im Bau. Abgestimmt ist die Technik auf die<br />

Erzeugung von <strong>Strom</strong> <strong>und</strong> die Auskoppelung von Prozesswärme.<br />

Strategisch sucht das Unternehmen b<strong>und</strong>esweit<br />

geeignete Standorte mit hohem <strong>Wärme</strong>- <strong>und</strong><br />

Prozessdampfbedarf oder nach bereits vorhandenen<br />

<strong>Wärme</strong>netzen. Zum Beispiel in Gewerbeparks, bei Industrienunternehmen<br />

oder es kommt mit kommuna-<br />

len Abnehmern wie Stadtwerken ins Gespräch.<br />

Finanziert werden die ersten sechs Projekte über<br />

den geschlossenen Infrastrukturfond Bayernfonds<br />

Best Energy 1, dessen Anleger Renditeerwartungen<br />

von um die 8 % haben: „Wir übernehmen von der<br />

Standortentwicklung über das Projektmanagement<br />

beim Aufbau der technischen Infrastruktur bis hin zur<br />

Betreuung der Anlagen im laufenden Betrieb oder der<br />

langfristigen <strong>und</strong> nachhaltigen Sicherung die ganze<br />

Kette. Im Vordergr<strong>und</strong> steht der maximale Nutzen einer<br />

Region“, erläutert Ernst Haile, einer der beiden<br />

Geschäftsführer, die Rolle von Prolignis. In die R<strong>und</strong>feuerungskessel<br />

kommen nur regionale <strong>Holz</strong>hackschnitzel<br />

<strong>aus</strong> kommunalem Schnitt, <strong>aus</strong> der Landschaftspflege<br />

oder von Waldresthölzern. Der Bedarf<br />

liegt pro Anlage bei r<strong>und</strong> 65.000 t pro Jahr. Um Konkurrenzsituationen<br />

zu vorgetrocknetem <strong>Holz</strong> zu vermeiden,<br />

wird auf frisches Material mit Feuchtigkeitsgraden<br />

um die 50 % gesetzt, das auf dem Weg zur<br />

Verbrennung auf gegenläufig rotierenden R<strong>und</strong>rosten<br />

eine Trocknung durchläuft. Die Anlagen von Prolignis<br />

können nach Angaben des Unternehmens frisches<br />

<strong>Holz</strong> mit einem Wassergehalt von 30 bis 55 % verarbeiten.<br />

Die Restfeuchte vor der Verbrennung spielt somit<br />

nur eine untergeordnete Rolle, da die Anlagen<br />

speziell auf diese Art der Verarbeitung <strong>aus</strong>gelegt sind.<br />

Wirtschaftlich hängen die Anlagen zu etwa 75 % am<br />

EEG, der Rest soll durch den Verkauf von <strong>Wärme</strong> eingespielt<br />

werden.<br />

„Für Investoren gibt es mehrere Möglichkeiten,<br />

sich zu beteiligen. So können sich beispielsweise interessierte<br />

Stadtwerke direkt an der einzelnen Anlage<br />

oder über den Fonds beteiligen. Contractinggesellschaften<br />

können die <strong>Wärme</strong>verteilung am Standort<br />

übernehmen <strong>und</strong> ihr eigenes standortbezogenes Gesellschaftsmodell<br />

entwickeln“, berichtet Haile.<br />

Allerdings ist auch die in den Prolignis-Kraftwerken<br />

eingesetzte Anlagentechnik nicht wartungsfrei. So<br />

kann sich beispielsweise Schlacke im Kessel ablagern<br />

<strong>und</strong> den Wirkungsgrad beeinflussen. „Die Wartungskosten<br />

sind deshalb im laufenden Betrieb bereits eingerechnet.<br />

Das Personal stellen eigene Betreibergesellschaften.<br />

Da Energieeffizienz <strong>und</strong> Wirtschaftlichkeit<br />

von KWK <strong>und</strong> <strong>Holz</strong>hackschnitzel mit sinkenden<br />

Anlagengrößen abnehmen, wird für Abnehmer mit geringerem<br />

Bedarf auf Pellets-Feuerung <strong>aus</strong>gewichen“,<br />

erklärt Haile.<br />

Torsten Thomas

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