Strom und Wärme aus Holz - PROLiGNIS ENERGIE CONSULTING ...
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Bioenergie<br />
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S T R O M U N D W Ä R M E A U S H O L Z<br />
<strong>Holz</strong>vergaser bereiten<br />
noch wenig Freude<br />
Frisch gehäckselte <strong>Holz</strong>hackschnitzel.<br />
Foto: Katharina Ertmer<br />
Sonne Wind & <strong>Wärme</strong> 9/2010<br />
In waldreichen Gegenden sollte sich die Kombination <strong>aus</strong> <strong>Holz</strong>hackschnitzeln<br />
<strong>und</strong> Kraftwärmekopplung rechnen. Tatsächlich hängt die<br />
sinnvolle Symbiose oft vom Können der Betreiber ab. Denn das Heizen<br />
mit <strong>Holz</strong> ist nicht ohne Risiken.<br />
Theoretisch geben <strong>Holz</strong>hackschnitzel <strong>und</strong> Kraftwärmekopplung<br />
(KWK) ein ideales Paar ab.<br />
Der Wunsch von K<strong>und</strong>en, sich über die gleichzeitige<br />
Erzeugung von <strong>Strom</strong> <strong>und</strong> <strong>Wärme</strong> unabhängig<br />
von Öl <strong>und</strong> Gas zu machen, ist ungebrochen. Allerdings<br />
fehlt es an der funktionierenden Technik. Während<br />
<strong>Holz</strong>vergaser oft schlapp machen, sind erprobte<br />
Dampfturbinen oft eine Nummer zu groß.<br />
Gr<strong>und</strong>sätzlich stehen zum einen Dampfturbinen zur<br />
Verfügung, bei denen durch die Verbrennung von Biomasse<br />
Wasser in <strong>Wärme</strong>t<strong>aus</strong>chern erhitzt <strong>und</strong> Energie<br />
erzeugt wird. Die andere Variante ist der Einsatz von<br />
<strong>Holz</strong>gasmotor-BHKW, die vor allem im privaten <strong>und</strong><br />
kleineren gewerblichen Anlagensegment zum Zuge<br />
kommen könnten. Hier wird über die Verbrennung in einem<br />
Reaktor Schwachgas erzeugt <strong>und</strong> in einem BHKW<br />
in Energie umgewandelt. Entscheidend für den Verbrennungsprozess<br />
ist bei beiden Techniken die Qualität des<br />
Brennstoffes. Ist dieser nicht homogen oder trocken<br />
genug, stellt sich keine konstante Leistung ein <strong>und</strong> die<br />
Technik macht nicht mit. Das gilt vor allem für den Einsatz<br />
von Hackschnitzeln in <strong>Holz</strong>gasmotoren.
Diese Variante hatten die Universität<br />
Dresden <strong>und</strong> die Hochschule Zittau/Görlitz<br />
im Auftrag des B<strong>und</strong>esministerium für Ernährung,<br />
Landwirtschaft <strong>und</strong> Verbraucherschutz<br />
<strong>und</strong> der Fachagentur für Nachwachsende<br />
Rohstoffe genauer unter die Lupe<br />
genommen, <strong>und</strong> Anfang 2009 eine Studie<br />
vorgestellt (Abschlussbericht „Schwachstellenanalyse<br />
an BHKW-Vergaseranlagen“).<br />
Positiv wird vermerkt, dass die technische<br />
Machbarkeit solcher Anlagen durch<br />
positive Einzelfälle bestätigt wurde. Doch<br />
wie so oft stecken die Fehler im Detail.<br />
Für die Analyse wurden zwölf Anlagen<br />
unterschiedlicher Typen zwischen 10 <strong>und</strong><br />
400 kW <strong>aus</strong>gewählt, die mindestens<br />
4.000 St<strong>und</strong>en laufen <strong>und</strong> mit <strong>Holz</strong>hackschnitzel<br />
befeuert werden. Technisch gesehen<br />
ergaben sich Probleme mit der Vergasungs-<br />
<strong>und</strong> Gasreinigung, weil die Systeme<br />
mit den inhomogenen Brennstoffen nicht<br />
zu Recht kamen. Zu feuchte Hackschnitzel<br />
führten beispielsweise zu Störungen <strong>und</strong><br />
Ausfällen von Vergaser <strong>und</strong> Motor oder ließen<br />
die Systeme verrußen. Laut Studie<br />
sorgten auch zu große Hackschnitzel für<br />
unliebsame Ausfälle in der Mechanik. Sie<br />
verursachten verklemmte Förderschnecken<br />
oder dass sich Klappen nicht schlossen<br />
<strong>und</strong> Fremdluft in Systeme gelangte.<br />
Gefühlte Wirtschaftlichkeit<br />
Während mögliche Teerbildungen <strong>und</strong> Ablagerungen<br />
die Wirkungsgrade sinken lassen,<br />
schmälern hohe Anfangsinvestitionen<br />
die Aussicht auf einen wirtschaftlichen Betrieb.<br />
Laut Studie hängen erfolgreiche Projekte<br />
neben technischen Unzulänglichkeiten<br />
<strong>und</strong> der Qualität des Brennstoffes vom<br />
Talent der Betreiber ab. So seien an den begutachteten<br />
Anlagen Umbauten oder Anpassungen<br />
vorgenommen worden, um die<br />
Technik zum Laufen zu bringen.<br />
Ohne den Einsatz von geschultem Personal<br />
kämen die Anlagen nicht <strong>aus</strong>. Sie verdankten<br />
ihre „gefühlte Wirtschaftlichkeit“<br />
vielmehr dem kostenlosen Erfindergeist<br />
<strong>und</strong> Enthusiasmus ihrer Betreiber, wobei<br />
die elektrischen Bruttowirkungsgrade mit<br />
durchschnittlich 20 % unter den Erwartungen<br />
blieben. Immerhin sehen die Autoren<br />
Chancen auf Besserung. So seien die technischen<br />
Probleme keine unlösbare Aufgabe,<br />
sondern ein Zusammenspiel von Detailproblemen,<br />
die sich mit Ingenieursarbeit in<br />
den Griff bekommen ließen.<br />
Entsprechend vorsichtig ist die Fachagentur<br />
für Nachwachsende Rohstoffe<br />
(FNR) bei technischen Empfehlungen in<br />
Richtung <strong>Holz</strong>vergaser-BHKW: „Der Abschlussbericht<br />
ist die dritte FNR-geförder-<br />
te Studie zu diesem Thema. Ein wirtschaftlicher<br />
Anlagenbetrieb ist nur möglich, wenn<br />
die Anlage Heizöl oder Gas ersetzt <strong>und</strong> der<br />
Arbeitsaufwand für den laufenden Betrieb<br />
nicht bewertet wird“, erläutert Hermann<br />
Hansen von der FNR. „Konzepte, die die<br />
Motorabwärme des BHKW zum Beispiel allein<br />
zur Trocknung von waldfrischem <strong>Holz</strong><br />
verwerten <strong>und</strong> keine substituierende <strong>und</strong><br />
wertschöpfende <strong>Wärme</strong>nutzung beinhalten,<br />
sind daher fragwürdig <strong>und</strong> oft nicht<br />
wirtschaftlich“, fügt er hinzu.<br />
Trotz aller Schwierigkeiten stellt auch<br />
die Fachagentur eine enorme Nachfrage<br />
am Markt fest. „Es gibt mittlerweile über<br />
50 Entwickler <strong>und</strong> Anbieter von <strong>Holz</strong>gasanlagen<br />
<strong>und</strong> es werden zahlreiche Anlagen<br />
gebaut. Allerdings ist der Forschungs- <strong>und</strong><br />
Entwicklungsbedarf für dieses Technik<br />
noch sehr erheblich. Außerdem gibt es bisher<br />
keine Serienfertigung“, so Hansen<br />
Eigenleistung ist gefragt<br />
Skeptisch bleibt auch Holger Roswandowicz.<br />
Er bekommt in seinem Ingenieurbüro<br />
häufiger Anfragen. „Es wird viel versprochen,<br />
aber wenn es um die Wartung geht,<br />
wird davon wenig gehalten. Entsprechende<br />
Vergaseranlagen zur thermischen Verwendung<br />
von Biomasse sind wartungsintensiver<br />
als durch fossile Rohstoffe betriebene<br />
Anlagen. Denn die Selbstreinigung der Systeme<br />
wird nicht erreicht. Verrußte <strong>Wärme</strong>t<strong>aus</strong>cher<br />
oder verkrustete Anlagen beeinträchtigen<br />
den Wirkungsgrad deutlich.<br />
Während sich erdgasbetriebene BHKW-<br />
Anlagen bereits nach fünf Jahren rechnen,<br />
muss bei der Biomasse genau hingesehen<br />
werden“ so die Einschätzung von Roswandowicz.<br />
Den Ansatz, regionale Wertschöpfung<br />
frei von Öl <strong>und</strong> Gas zu schaffen, sei ehrenvoll,<br />
aber falsch herum gedacht: „Die<br />
Frage ist, wie viel <strong>Wärme</strong> erzeugt wird <strong>und</strong><br />
was angesichts deutlich höherer Investitionskosten<br />
am Ende her<strong>aus</strong>kommt. Wenn<br />
zum Beispiel Qualität <strong>und</strong> Energiedichte<br />
angelieferter Hackschnitzel sehr unterschiedlich<br />
sind, hat das Auswirkungen auf<br />
die Wirtschaftlichkeit <strong>und</strong> den Wirkungsgrad“,<br />
mahnt Roswandowicz an, <strong>und</strong><br />
schlägt eine Zwischenlösung vor.<br />
„Denkbar wäre eine Kombination <strong>aus</strong><br />
Hackschnitzel <strong>und</strong> Erdgas, wobei entweder<br />
<strong>Holz</strong> oder Gas die Spitzenlast abdeckt <strong>und</strong><br />
die Gr<strong>und</strong>last vom Erdgas-BHKW kommt.<br />
Dieses System setzten inzwischen eine<br />
ganze Reihe von Stadtwerken ein“, so Roswandowicz.<br />
Klar sei, dass Hersteller Anreize<br />
brauchen, um Geld in die Forschung <strong>und</strong><br />
den Aufbau größerer Serien zu stecken.<br />
Doch mit den politischen Impulsen in Form<br />
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Wenn die Rechnung stimmt, bilden<br />
Hackschnitzel <strong>und</strong> Dampfturbinen<br />
eine wirtschaftliche Symbiose.<br />
Fotos (3): Prolignis<br />
„Im Vordergr<strong>und</strong> der KWK-<br />
Projekte steht der maximale<br />
Nutzen einer Region“, erläutert<br />
Ernst Haile, Geschäftsführer bei<br />
Prolignis.<br />
Sonne Wind & <strong>Wärme</strong> 9/2010<br />
von Fördergeldern ist es mittelfristig erst einmal vorbei.<br />
Auf politischen Druck hin musste das B<strong>und</strong>esumweltministerium<br />
im April eine H<strong>aus</strong>haltsperre für den<br />
<strong>Wärme</strong>markt verhängen. Selbst rechtzeitig eingereichte<br />
Anträge haben keine Chance auf Förderung.<br />
Zurzeit gibt es bis zu einer Obergrenze von 4,955 MW<br />
für jede Kilowattst<strong>und</strong>e selbstgenutzten <strong>Strom</strong> 5,11<br />
Ct. sowie einen Abschlag für vermiedene Netznutzungsentgelte.<br />
Im Falle einer Einspeisung wird der<br />
durchschnittliche <strong>Strom</strong>preis an der <strong>Strom</strong>börse EEX<br />
<strong>aus</strong> dem Vorquartal zu Gr<strong>und</strong>e gelegt. Dabei wirkte<br />
vor allem das 2009 eingeführte Impulsprogramm für<br />
KWK bis 50 kW stimulierend auf den <strong>Wärme</strong>markt.<br />
„Es lief sehr gut. Jetzt sind die Mittel leider zusammengestrichen.<br />
Allerdings rechnen sich richtig <strong>aus</strong>gelegte<br />
Anlagen auch mit den bisherigen Instrumentarien“,<br />
glaubt Wulf Binde vom B<strong>und</strong>esverband Kraft-<br />
<strong>Wärme</strong>-Kopplung <strong>und</strong> schließt Biomasse <strong>aus</strong>drücklich<br />
mit ein. „Den Markt dominieren vor allem<br />
Erdgas-BHKW. Aber da, wo genug Wald ist, <strong>Wärme</strong> gebraucht<br />
wird <strong>und</strong> die Transportwege sich in vernünftigen<br />
Dimensionen bewegen, ist der Einsatz von Hackschnitzeln,<br />
die Dampfkessel oder Dampfturbinen antreiben,<br />
durch<strong>aus</strong> sinnvoll“, stellt er fest. Allerdings<br />
sieht auch der Verband die Problemlage: „Heizkessel,<br />
in denen feste Biomasse umgewandelt wird, bedeuten<br />
mehr Aufwand <strong>und</strong> die Qualität von <strong>Holz</strong>hackschnitzeln<br />
ist sehr unterschiedlich“, so Binde.<br />
Wirtschaftlich mit Dampf<br />
Die besten Chancen am Markt werden deshalb mittelgroßen<br />
<strong>Holz</strong>heizkraftwerksanlagen eingeräumt, die<br />
mit Dampfkesseln- <strong>und</strong> Turbinen sowie einem regionalen<br />
Konzept <strong>aus</strong>gerüstet sind. Die Prolignis Energie<br />
Consulting GmbH & Co.KG hat bereits vier Anlagen<br />
(4,955 MWel <strong>und</strong> 10 MWth) realisiert. Zwei weitere Projekte<br />
sind im Bau. Abgestimmt ist die Technik auf die<br />
Erzeugung von <strong>Strom</strong> <strong>und</strong> die Auskoppelung von Prozesswärme.<br />
Strategisch sucht das Unternehmen b<strong>und</strong>esweit<br />
geeignete Standorte mit hohem <strong>Wärme</strong>- <strong>und</strong><br />
Prozessdampfbedarf oder nach bereits vorhandenen<br />
<strong>Wärme</strong>netzen. Zum Beispiel in Gewerbeparks, bei Industrienunternehmen<br />
oder es kommt mit kommuna-<br />
len Abnehmern wie Stadtwerken ins Gespräch.<br />
Finanziert werden die ersten sechs Projekte über<br />
den geschlossenen Infrastrukturfond Bayernfonds<br />
Best Energy 1, dessen Anleger Renditeerwartungen<br />
von um die 8 % haben: „Wir übernehmen von der<br />
Standortentwicklung über das Projektmanagement<br />
beim Aufbau der technischen Infrastruktur bis hin zur<br />
Betreuung der Anlagen im laufenden Betrieb oder der<br />
langfristigen <strong>und</strong> nachhaltigen Sicherung die ganze<br />
Kette. Im Vordergr<strong>und</strong> steht der maximale Nutzen einer<br />
Region“, erläutert Ernst Haile, einer der beiden<br />
Geschäftsführer, die Rolle von Prolignis. In die R<strong>und</strong>feuerungskessel<br />
kommen nur regionale <strong>Holz</strong>hackschnitzel<br />
<strong>aus</strong> kommunalem Schnitt, <strong>aus</strong> der Landschaftspflege<br />
oder von Waldresthölzern. Der Bedarf<br />
liegt pro Anlage bei r<strong>und</strong> 65.000 t pro Jahr. Um Konkurrenzsituationen<br />
zu vorgetrocknetem <strong>Holz</strong> zu vermeiden,<br />
wird auf frisches Material mit Feuchtigkeitsgraden<br />
um die 50 % gesetzt, das auf dem Weg zur<br />
Verbrennung auf gegenläufig rotierenden R<strong>und</strong>rosten<br />
eine Trocknung durchläuft. Die Anlagen von Prolignis<br />
können nach Angaben des Unternehmens frisches<br />
<strong>Holz</strong> mit einem Wassergehalt von 30 bis 55 % verarbeiten.<br />
Die Restfeuchte vor der Verbrennung spielt somit<br />
nur eine untergeordnete Rolle, da die Anlagen<br />
speziell auf diese Art der Verarbeitung <strong>aus</strong>gelegt sind.<br />
Wirtschaftlich hängen die Anlagen zu etwa 75 % am<br />
EEG, der Rest soll durch den Verkauf von <strong>Wärme</strong> eingespielt<br />
werden.<br />
„Für Investoren gibt es mehrere Möglichkeiten,<br />
sich zu beteiligen. So können sich beispielsweise interessierte<br />
Stadtwerke direkt an der einzelnen Anlage<br />
oder über den Fonds beteiligen. Contractinggesellschaften<br />
können die <strong>Wärme</strong>verteilung am Standort<br />
übernehmen <strong>und</strong> ihr eigenes standortbezogenes Gesellschaftsmodell<br />
entwickeln“, berichtet Haile.<br />
Allerdings ist auch die in den Prolignis-Kraftwerken<br />
eingesetzte Anlagentechnik nicht wartungsfrei. So<br />
kann sich beispielsweise Schlacke im Kessel ablagern<br />
<strong>und</strong> den Wirkungsgrad beeinflussen. „Die Wartungskosten<br />
sind deshalb im laufenden Betrieb bereits eingerechnet.<br />
Das Personal stellen eigene Betreibergesellschaften.<br />
Da Energieeffizienz <strong>und</strong> Wirtschaftlichkeit<br />
von KWK <strong>und</strong> <strong>Holz</strong>hackschnitzel mit sinkenden<br />
Anlagengrößen abnehmen, wird für Abnehmer mit geringerem<br />
Bedarf auf Pellets-Feuerung <strong>aus</strong>gewichen“,<br />
erklärt Haile.<br />
Torsten Thomas