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ERDGAS – DATEN UND FAKTEN TABELLEN ... - Erdgas Zürich AG

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<strong>ERDGAS</strong> <strong>–</strong><br />

<strong>DATEN</strong> <strong>UND</strong><br />

<strong>FAKTEN</strong>


Seit seiner Einführung zu Beginn der 70er-Jahre<br />

ist <strong>Erdgas</strong> zur zweitwichtigsten Wärmeenergie<br />

unseres Landes herangewachsen. Durch die<br />

Substitution anderer Energieträger leistet <strong>Erdgas</strong><br />

einen wesentlichen Beitrag zur Luftreinhaltung,<br />

zu einer Reduktion der Emission von Treibhausgasen<br />

und zu einer ausgewogeneren Energieversorgung<br />

unseres Landes.<br />

Mit der zunehmenden Bedeutung von <strong>Erdgas</strong> für die Energieversorgung<br />

wächst auch das Bedürfnis der Bevölkerung nach Information<br />

über diesen Energieträger und den Wirtschaftszweig, der für die<br />

Beschaffung und Verteilung verantwortlich ist. Die Broschüre<br />

«<strong>Erdgas</strong> <strong>–</strong> Daten und Fakten» kommt diesem Wunsch entgegen. Sie<br />

vermittelt aktuelles Grundwissen rund um <strong>Erdgas</strong> und liefert damit<br />

die Grundlagen, die für die energiepolitische Meinungsbildung erforderlich<br />

sind.<br />

Verband der Schweizerischen Gasindustrie (VSG)<br />

Grütlistrasse 44<br />

Postfach<br />

8027 <strong>Zürich</strong><br />

Telefon 044 288 31 31<br />

Telefax 044 202 18 34<br />

vsg@erdgas.ch<br />

www.erdgas.ch<br />

<strong>Erdgas</strong> <strong>–</strong> Daten und Fakten 3


INHALT<br />

<strong>ERDGAS</strong> IN DER ENERGIEVERSORGUNG DER SCHWEIZ 5<br />

Energiepolitische Grundlagen 6<br />

<strong>Erdgas</strong> <strong>–</strong> die zweitwichtigste Wärmeenergie der Schweiz 8<br />

WOHER STAMMT <strong>ERDGAS</strong>? 9<br />

<strong>Erdgas</strong> <strong>–</strong> Ursprung, Vorkommen, Förderung 10<br />

<strong>Erdgas</strong> weltweit 12<br />

<strong>Erdgas</strong> in Europa 14<br />

EIGENSCHAFTEN VON <strong>ERDGAS</strong> 17<br />

<strong>Erdgas</strong> <strong>–</strong> der natürliche Brennstoff 18<br />

<strong>Erdgas</strong> <strong>–</strong> die sparsame Energie 19<br />

<strong>Erdgas</strong> und Umwelt 20<br />

<strong>Erdgas</strong> und Sicherheit 22<br />

Zukunftsweisende Entwicklungen 23<br />

DIE SCHWEIZERISCHE GASWIRTSCHAFT 25<br />

Historischer Rückblick 26<br />

Struktur der schweizerischen Gaswirtschaft 28<br />

Organisation der schweizerischen Gaswirtschaft 29<br />

<strong>Erdgas</strong>beschaffung und Versorgungssicherheit 31<br />

Transport und Verteilung im Inland 32<br />

<strong>Erdgas</strong>speicherung 34<br />

Die Gaswirtschaft als Wirtschaftszweig 35<br />

<strong>Erdgas</strong> <strong>–</strong> im Brennpunkt der Zukunft 37<br />

BEIL<strong>AG</strong>E<br />

Tabellen und Grafiken<br />

4 <strong>Erdgas</strong> <strong>–</strong> Daten und Fakten


<strong>ERDGAS</strong><br />

IN DER ENERGIE-<br />

VERSORGUNG<br />

DER SCHWEIZ


ENERGIEPOLITISCHE GR<strong>UND</strong>L<strong>AG</strong>EN<br />

Flüssige Brenn- und Treibstoffe auf Erdölbasis, Strom und <strong>Erdgas</strong> sind<br />

die wichtigsten Energieträger für die schweizerische Energieversorgung.<br />

Kohle hat nur noch einen geringen Anteil. Fernwärme und<br />

erneuerbare Energien wie Sonnen- und Windenergie, Holz und Biogas<br />

gewinnen an Bedeutung, können aber bis auf weiteres nur einen<br />

untergeordneten Beitrag zur Energieversorgung leisten.<br />

ZUSTÄNDIGE B<strong>UND</strong>ESBEHÖRDEN<br />

Auf nationaler Ebene fällt der Energiebereich in die Zuständigkeit des<br />

Eidgenössischen Departementes für Umwelt, Verkehr, Energie und<br />

Kommunikation (UVEK), dem das Bundesamt für Energie (BFE) untersteht.<br />

Von der ökologischen Seite her gestaltet das ebenfalls dem<br />

UVEK unterstellte Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft<br />

(BUWAL) die nationale Energiepolitik mit.<br />

ENERGIEPOLITISCHE LEITLINIEN<br />

Seit den Jahren nach 1970 ist die Forderung nach einer Diversifikation<br />

der Energieträger eine stets bestätigte Zielsetzung der<br />

schweizerischen Energiepolitik. In den 80er-Jahren rückten zusätzlich<br />

ökologische Aspekte in den Vordergrund: Die Reduktion der energiebedingten<br />

Schadstoffe wurde zum vordringlichen Ziel, ebenso die<br />

rationelle Energieverwendung. Schliesslich kamen in den 90er-Jahren<br />

Bestrebungen zur Reduktion der Treibhausgasemissionen hinzu wegen<br />

des befürchteten, vom Menschen verursachten Treibhauseffekts.<br />

Alle erwähnten Zielsetzungen lassen sich unter dem Begriff der<br />

Nachhaltigkeit subsumieren.<br />

6 <strong>Erdgas</strong> <strong>–</strong> Daten und Fakten<br />

MARKTÖFFNUNG<br />

Seit mehreren Jahren sind die Themen Energiesteuern und Marktöffnung<br />

Gegenstand politischer Diskussionen. Nach der Ablehnung<br />

des Elektrizitätsmarktgesetzes (EMG) im Jahre 2002 wird der Entwurf<br />

für ein Gasmarktgesetz (GMG) vorläufig nicht weiter bearbeitet.<br />

Anders als beim Strom besteht beim Gas kein gesetzgeberischer<br />

Handlungsbedarf. Denn mit Artikel 13 des Rohrleitungsgesetzes gibt<br />

es seit 1964 eine Rechtsgrundlage für eine Durchleitung durch Dritte<br />

im Hochdruckbereich. Auf dieser Basis finden seit 2001 <strong>Erdgas</strong>transporte<br />

von der deutschen Grenze durch die Schweiz nach Italien statt.<br />

Die für einen verhandelten Netzzugang erforderlichen Grundlagen<br />

wurden von der schweizerischen Gaswirtschaft erarbeitet.<br />

RECHTSGR<strong>UND</strong>L<strong>AG</strong>EN AUF B<strong>UND</strong>ESEBENE<br />

Der Energieartikel (Artikel 89 der Bundesverfassung) und das auf dieser<br />

Basis erlassene Energiegesetz sind die wichtigsten energiepolitischen<br />

Rechtsgrundlagen. Das Energiegesetz ist zusammen mit der<br />

ausführenden Energieverordnung seit dem 1.1.1999 in Kraft. Diese<br />

Rechtsgrundlagen sollen zu einer ausreichenden, breit gefächerten,<br />

sicheren, wirtschaftlichen und umweltverträglichen Energieversorgung<br />

beitragen. Bezweckt wird insbesondere auch eine sparsame<br />

und rationelle Energienutzung. Kooperation und Subsidiarität sind<br />

bestimmende Werte des Energiegesetzes.<br />

Der Umweltschutzartikel (Artikel 74 BV) bildet die Basis der umweltpolitischen<br />

Massnahmen. Er wird hauptsächlich durch das Umweltschutzgesetz<br />

und die darauf basierenden Verordnungen konkretisiert.<br />

Bezüglich der Lufthygiene sind für den Betrieb von Feuerungsanlagen<br />

die Vorschriften der im Jahre 1986 in Kraft gesetzten und 1992 sowie<br />

1997 revidierten Luftreinhalteverordnung des Bundes (LRV) massgebend.<br />

Sie legt Emissionsgrenzwerte fest.


1999 haben die eidgenössischen Räte das Bundesgesetz über die<br />

Reduktion der CO2-Emissionen verabschiedet. Das Gesetz bezweckt<br />

eine Verminderung der CO2-Emissionen aus der Nutzung fossiler<br />

Energieträger um gesamthaft 10 Prozent (Brennstoffe 15 Prozent,<br />

Treibstoffe 8 Prozent) bis 2010 bezogen auf 1990. Freiwillige Massnahmen<br />

der Verbraucher stehen dabei im Vordergrund: Eine Abgabe<br />

kann eingeführt werden, wenn das Reduktionsziel mit den freiwilligen<br />

Massnahmen (zusammen mit den energie-, verkehrs-, umweltund<br />

finanzpolitischen Massnahmen des Bundes) nicht erreicht wird.<br />

Bundessache ist auch die Gesetzgebung über Rohrleitungsanlagen<br />

zur Beförderung flüssiger oder gasförmiger Brenn- und<br />

Treibstoffe. Das Eidgenössische Rohrleitungsgesetz, die<br />

zugehörigen Verordnungen und auf dem Umweltschutzgesetz<br />

basierende Erlasse wie die Störfallverordnung<br />

und die Bodenschutzrichtlinien sind<br />

massgebend für den Bau und Betrieb von<br />

Gasleitungen und Nebenanlagen.<br />

ENERGIEABGABEN<br />

Treibstoffe unterstanden der Warenumsatzsteuer<br />

WUST. Seit dem Übergang von der WUST zur Mehrwertsteuer<br />

MWST (1995) sind auch Strom und Brennstoffe dieser Steuer unterstellt.<br />

Auf <strong>Erdgas</strong> und Erdölprodukte wird zusätzlich die Mineralölsteuer<br />

erhoben. Die Volksabstimmungen von 2000 und 2001<br />

haben gezeigt, dass Energieabgaben in Form von Förderabgaben<br />

oder einer ökologischen Steuerreform nicht mehrheitsfähig sind.<br />

Eine CO2-Lenkungsabgabe, die sich auf das geltende CO2-Gesetz stützt, kann eingeführt werden. Der Abgabeertrag müsste an<br />

Bevölkerung und Wirtschaft rückerstattet werden. Entsprechende<br />

Absichten stehen aber in Konkurrenz zu Überlegungen, welche eine<br />

Die Politik bestimmt den Energie-Kurs der Schweiz.<br />

minimale Belastung der flüssigen Treibstoffe zur Finanzierung von<br />

Massnahmen vorsehen, welche mit den Bestimmungen von CO2- Gesetz und Kyoto-Protokoll kompatibel und zielführend sind.<br />

RECHTSGR<strong>UND</strong>L<strong>AG</strong>EN IN KANTONEN <strong>UND</strong> GEMEINDEN<br />

Die Aufgabenteilung zwischen Bund und<br />

Kantonen ist im Energieartikel respektive<br />

im Energiegesetz festgeschrieben. Der Zuständigkeitsbereich<br />

der Kantone umfasst in<br />

erster Linie den Gebäudebereich. Wichtige<br />

Vorgaben betreffend den spezifischen Energieverbrauch<br />

von Gebäuden werden durch die kantonalen<br />

Energiegesetze oder -verordnungen geregelt.<br />

So schreiben mehrere Kantone vor, dass mit fossilen<br />

Energien beheizte Gebäude einen bestimmten<br />

Prozentsatz des Energieverbrauchs durch erneuerbare<br />

Energien abdecken müssen oder eine überdurchschnittliche Wärmedämmung<br />

aufzuweisen haben. Innerhalb des kantonalen Rahmens<br />

können auch die Gemeinden Vorschriften erlassen, soweit sie nicht<br />

sogar gesetzlich dazu verpflichtet sind. Einen hohen Stellenwert hat<br />

die Energiepolitik angesichts der lufthygienischen Probleme besonders<br />

in den grossen Städten und Agglomerationen.<br />

ENERGIE-ORGANISATIONEN<br />

Die Branchen der Hauptenergieträger verfügen über eigene Organisationen,<br />

welche ihre Interessen in Markt, Politik und Öffentlichkeit<br />

vertreten. Daneben gibt es eine Reihe weiterer Organisationen und<br />

Gruppierungen, die sich mit Energiefragen beschäftigen, so das<br />

«Energieforum Schweiz», die «Schweizerische Energiestiftung», der<br />

«Energie-Konsumenten-Verband», die «Interessengemeinschaft<br />

energieintensiver Branchen» und die Umweltorganisationen.<br />

Die Gaswirtschaft ist ein wichtiger Partner in der schweizerischen<br />

Energiewirtschaft. Zusammen mit ihren Branchenorganisationen tragen<br />

die Gasversorgungen zur sicheren, wirtschaftlichen und umweltschonenden<br />

Energieversorgung unseres Landes bei.<br />

<strong>Erdgas</strong> <strong>–</strong> Daten und Fakten 7


<strong>ERDGAS</strong> <strong>–</strong> DIE ZWEITWICHTIGSTE<br />

WÄRMEENERGIE DER SCHWEIZ<br />

<strong>ERDGAS</strong>-ERSCHLIESSUNG DER SCHWEIZ<br />

<strong>Erdgas</strong> wurde in der Schweiz erstmals 1969 auf<br />

regionaler Basis eingeführt. In grossem Massstab<br />

wurde der damals für unser Land neue Energieträger<br />

nutzbar, als 1974 die internationale <strong>Erdgas</strong>leitung<br />

Niederlande <strong>–</strong> Italien und die ersten nationalen Transportsysteme<br />

von Swissgas und den Regionalgesellschaften in der Ostschweiz,<br />

im Mittelland und in der Westschweiz in Betrieb genommen<br />

wurden.<br />

Die Transport- und Verteilinfrastruktur wurde seither kontinuierlich<br />

ausgebaut: Ausgehend von den gut erschlossenen Verbrauchszentren<br />

im Mittelland sowie in der West- und Ostschweiz, wurde das Versorgungsnetz<br />

zunehmend verfeinert und auf benachbarte Regionen und<br />

Gemeinden ausgedehnt (siehe Beilage «Tabellen und Grafiken»).<br />

ABSATZENTWICKLUNG<br />

Im Zuge dieses Ausbaus hat <strong>Erdgas</strong> als Wärmeenergie eine erhebliche<br />

Bedeutung für die Energieversorgung der Schweiz erlangt. Im<br />

Wärmemarkt steht <strong>Erdgas</strong> heute hinter dem Heizöl an zweiter Stelle.<br />

Der beträchtliche Zuwachs des <strong>Erdgas</strong>anteils ist im wesentlichen auf<br />

die Verlagerung des Energiekonsums von anderen fossilen<br />

Brennstoffen auf das umweltschonendere <strong>Erdgas</strong> zurückzuführen.<br />

8 <strong>Erdgas</strong> <strong>–</strong> Daten und Fakten<br />

VERBRAUCHERGRUPPEN<br />

<strong>Erdgas</strong> wird im Haushalt zur Warmwasseraufbereitung, zum<br />

Heizen und Kochen eingesetzt. Die wichtigste Anwendung von<br />

<strong>Erdgas</strong> in der Industrie ist die Erzeugung von Prozesswärme in Form<br />

von Dampf oder Heisswasser. Zudem wird <strong>Erdgas</strong> auch in Wärmeprozessen<br />

mit direkter Anwendung der Flamme oder ihrer Abgase<br />

benutzt, so in der Metallindustrie zum Schmelzen, Glühen und<br />

Härten oder in der keramischen Industrie zum Trocknen und Brennen.<br />

Im Gewerbe- und Dienstleistungssektor wird <strong>Erdgas</strong> unter anderem<br />

in Bäckereien, Gärtnereien, Grossküchen und chemischen Reinigungsbetrieben<br />

verwendet (siehe Beilage «Tabellen und Grafiken»).<br />

<strong>Erdgas</strong> wird zunehmend auch für die kombinierte Strom- und Wärmeerzeugung<br />

sowie zum Antrieb von Fahrzeugen eingesetzt.<br />

Gasmotoren produzieren Strom und Wärme.


WOHER STAMMT<br />

<strong>ERDGAS</strong>?


<strong>ERDGAS</strong> <strong>–</strong><br />

URSPRUNG, VORKOMMEN, FÖRDERUNG<br />

ENTSTEHUNG AUS PLANKTON <strong>UND</strong> ALGEN<br />

Das heute genutzte <strong>Erdgas</strong> ist aus organischen Stoffen entstanden. Es<br />

wurde bei der Entstehung von Erdöl beziehungsweise von Kohlelagerstätten<br />

gebildet. Ausgangsmaterial waren abgestorbene Reste<br />

von Plankton und Algen flacher Urmeere, die auf den Meeresgrund<br />

absanken und dort <strong>–</strong> von Bakterien zersetzt <strong>–</strong> als Faulschlamm vergärten.<br />

Aus Ablagerungen von feinkörnigem Festlandschutt (Ton,<br />

Sand, Kalk) wurde Erdölmuttergestein. Das darin enthaltene organische<br />

Material wurde in eine feste, erdölartige Substanz, das Bitumen,<br />

umgewandelt. Bei fortschreitendem Absinken des Meeresgrundes<br />

und zunehmender Überlagerung des Muttergesteins durch jüngere<br />

Sedimente bildeten sich unter wachsendem Druck und steigenden<br />

Temperaturen aus dem Bitumen flüssige und gasförmige Kohlenwasserstoffe.<br />

Es entstand schweres, dann leichtes Öl und schliesslich <strong>–</strong> bei<br />

entsprechend hohen Drücken und Temperaturen <strong>–</strong> <strong>Erdgas</strong>. Solches<br />

<strong>Erdgas</strong> ist in kohlenwasserstoffhöffigen Becken weit verbreitet.<br />

ENTSTEHUNG AUS PFLANZEN<br />

Ausgangsmaterial des anderen <strong>Erdgas</strong>lieferanten, der Kohle, waren<br />

vor allem höhere Pflanzen aus früheren Erdzeitaltern, besonders aus<br />

dem Karbon. Durch rasches Absinken des Erdbodens gelangte das<br />

pflanzliche Material in tiefere Erdschichten, wo es im sogenannten<br />

Inkohlungsprozess der Reihe nach in Torf, Braunkohle, Steinkohle<br />

und Anthrazit umgewandelt wurde. Während der Inkohlung kam es<br />

zur Abspaltung gasförmiger Reaktionsprodukte, besonders von<br />

Methan. <strong>Erdgas</strong>vorkommen, die bei der Bildung von Kohle entstanden,<br />

sind beispielsweise die Felder in den Niederlanden und in der<br />

südlichen Nordsee.<br />

10 <strong>Erdgas</strong> <strong>–</strong> Daten und Fakten<br />

TIEFENGAS-THEORIE<br />

Andere Theorien besagen, dass im Erdinnern auch <strong>Erdgas</strong> nicht organischen<br />

Ursprungs vorkommt, das durch Bruchstellen an die Oberfläche<br />

tritt. Als Beweis wird unter anderem die Tatsache angeführt,<br />

dass bei Vulkanausbrüchen und Erdbeben meist auch Gasausstösse<br />

beobachtet werden. Nach diesen Theorien müssten in genügenden<br />

Tiefen praktisch überall auf der Erde riesige Gasvorkommen zu finden<br />

sein, die dort bei der Entstehung der Erde eingeschlossen wurden.<br />

Auch in der Schweiz werden solche Tiefengasvorkommen vermutet.<br />

BILDUNG VON L<strong>AG</strong>ERSTÄTTEN<br />

Durch das Gewicht der überlagernden Schichten wurde das Muttergestein<br />

mit zunehmender Absenkung immer stärker zusammengedrückt.<br />

Dabei wurde Erdöl und/oder <strong>Erdgas</strong> ausgepresst. Wegen<br />

ihres geringen spezifischen Gewichts und der Oberflächenspannung<br />

stiegen Erdöl und <strong>Erdgas</strong> über Risse und Hohlräume in höher gelegene,<br />

poröse Gesteinsschichten empor. Die Wanderung fand dort<br />

ein Ende, wo das poröse Gestein von undurchlässigen Deckschichten<br />

(etwa Ton) überlagert wurde. Zu grösseren <strong>Erdgas</strong>ansammlungen<br />

konnte es allerdings nur dort kommen, wo diese Deckschichten eine<br />

ausreichend mächtige Schicht aus Speichergestein (Sandstein,<br />

Dolomit, klüftige Kalke) nach oben abschlossen und eine so genannte<br />

Fangstruktur vorhanden war.


Fangstrukturen bildeten sich durch Biegung oder Bruch von Gesteinsschichten<br />

bei Bewegungen der Erdkruste. Sie bestehen häufig<br />

aus einer Wölbung der Deckschicht, in der sich das<br />

aufsteigende <strong>Erdgas</strong> sammelt.<br />

Die Verbreitung gasführender Speicherformationen<br />

beschränkt sich auf Gebiete, in denen<br />

sich vor Urzeiten Meere oder Kohlesümpfe ausdehnten<br />

und durch Ablagerungen poröse Sedimentgesteine<br />

gebildet wurden.<br />

<strong>ERDGAS</strong>SUCHE<br />

Beim Aufsuchen und Erschliessen von <strong>Erdgas</strong>lagerstätten (Exploration)<br />

spielt die Geophysik eine wichtige Rolle. Mit ihrer Hilfe wird der<br />

geologische Aufbau des Untergrundes erforscht. Das wichtigste Verfahren<br />

ist die Seismik, die Ausbreitungsgeschwindigkeiten von Erschütterungen<br />

im Untergrund untersucht, die durch kleine Sprengungen<br />

ausgelöst werden. An der Oberfläche registrieren Seismographen<br />

die von den Gesteinsschichten reflektierten Wellen. Die<br />

Messdaten erlauben Rückschlüsse auf die Gesteinsstrukturen bis in<br />

mehrere tausend Meter Tiefe.<br />

Suche nach <strong>Erdgas</strong>feldern unter dem Meeresgrund.<br />

Zur Untersuchung und Erschliessung potenzieller <strong>Erdgas</strong>lagerstätten<br />

müssen zum Teil sehr tiefe Bohrungen niedergebracht werden, die<br />

technisch und finanziell aufwändig sind, besonders wenn es sich um<br />

Unterwasser-Explorationen handelt. Dabei steht der Bohrturm auf<br />

schwimmenden oder fest verankerten Plattformen <strong>–</strong> wahren technischen<br />

Wunderwerken.<br />

FÖRDERUNG<br />

Hat die Exploration eine wirtschaftlich ausbeutbare Lagerstätte nachgewiesen,<br />

werden die Produktionsanlagen erstellt; das <strong>Erdgas</strong>feld<br />

wird mit einer Vielzahl von Bohrlöchern erschlossen. In Feldsammelstellen<br />

laufen die Leitungen der einzelnen Förderbohrungen zusammen.<br />

Der Förderdruck wird auf den Fernleitungsdruck reduziert und<br />

das <strong>Erdgas</strong> in die Pipeline eingespeist.<br />

Komplizierter und aufwändiger ist die Förderung von Offshore-Vorkommen.<br />

Hier werden je nach Wassertiefe und Umweltbedingungen<br />

Bohrschiffe und -plattformen eingesetzt.<br />

<strong>Erdgas</strong> <strong>–</strong> Daten und Fakten 11


<strong>ERDGAS</strong> WELTWEIT<br />

DIE <strong>ERDGAS</strong>-RESERVEN <strong>UND</strong> IHRE VERTEILUNG<br />

Gemessen am heutigen Verbrauch reichen die gesicherten, das heisst<br />

durch Bohrungen nachgewiesenen, <strong>Erdgas</strong>vorräte noch über 60<br />

Jahre (Erdöl: rund 40 Jahre). Zählt man die geschätzten zusätzlich<br />

gewinnbaren Ressourcen dazu, sind es 130 Jahre. Dazu kommen die<br />

«unkonventionellen Vorkommen», wie Tiefengas und Methanhydrat.<br />

Weil in den letzten 25 Jahren mehr <strong>Erdgas</strong> neu entdeckt als verbraucht<br />

wurde, hat die Reichweite der Ressourcen trotz wachsendem<br />

Konsum laufend zugenommen.<br />

Die grössten <strong>Erdgas</strong>vorräte der Welt befinden sich auf dem Gebiet der<br />

ehemaligen Sowjetunion. Deren Nachfolgestaaten verfügen über<br />

rund 40 Prozent der weltweiten Reserven, wobei der Hauptteil auf<br />

Russland entfällt, zu dessen Territorium die grossen Vorkommen in<br />

Sibirien gehören. Die zweitgrössten <strong>Erdgas</strong>-Reserven liegen im Mittleren<br />

Osten, vor allem im Iran. Diese Vorkommen werden zur Zeit noch<br />

wenig genutzt. Für die Zukunft sind grössere Erschliessungsprojekte<br />

und der Aufbau von Infrastrukturen für den <strong>Erdgas</strong>export geplant.<br />

Beachtliche Vorräte befinden sich auch in Nord- und Westafrika,<br />

Ostasien, Nordamerika, Lateinamerika und Westeuropa. In Russland<br />

wird weltweit am meisten <strong>Erdgas</strong> gefördert. An zweiter Stelle der<br />

Förderländer stehen die USA, gefolgt von Kanada. In Westeuropa<br />

führt Grossbritannien die Rangliste der Förderländer an vor Norwegen<br />

und den Niederlanden (siehe Beilage «Tabellen und Grafiken»).<br />

12 <strong>Erdgas</strong> <strong>–</strong> Daten und Fakten<br />

WELT-<strong>ERDGAS</strong>HANDEL<br />

<strong>Erdgas</strong> wird international in der Regel auf der Basis langfristiger<br />

Verträge gehandelt. Bei <strong>Erdgas</strong>lieferverträgen sind Laufzeiten von<br />

20<strong>–</strong>25 Jahren üblich, weil Milliardeninvestitionen für Prospektion,<br />

Förderung, Transport und Verteilung erforderlich sind. Die daraus<br />

resultierende starke gegenseitige Interessenbindung zwischen<br />

Produzenten und Abnehmern trägt in hohem Masse zur Versorgungssicherheit<br />

bei. Die weltweit steigende Nachfrage, die laufende<br />

Entdeckung neuer Vorkommen rund um den Erdball und der Ausbau<br />

der Ferntransportsysteme führen zu einer zunehmenden Globalisierung<br />

des <strong>Erdgas</strong>handels.<br />

Auf dem europäischen <strong>Erdgas</strong>markt sind seit einiger Zeit grosse<br />

Veränderungen im Gange. So engagierten sich grosse Stromkonzerne<br />

zunächst für die Deckung des Eigenbedarfs beim Kraftwerksbetrieb<br />

im Gasmarkt. Inzwischen sind aber auch Aktivitäten im


<strong>Erdgas</strong>handel, Kooperationen mit etablierten<br />

Unternehmen im Gasmarkt sowie Firmenzusammenschlüsse<br />

zu beobachten. Bei den grossen<br />

Ölkonzernen zeichnet sich ein Strategiewechsel<br />

ab: Konzentrierten sie ihre <strong>Erdgas</strong>tätigkeiten in Europa bisher<br />

explizit auf die Förderung, so beabsichtigen jetzt beispielsweise<br />

die beiden Konzerne Shell und ExxonMobil, direkt ins europäische<br />

<strong>Erdgas</strong>vertriebs- und -handelsgeschäft einzusteigen.<br />

Als Folge der EU-Gasmarktliberalisierung entstanden für kurzfristig<br />

gehandeltes <strong>Erdgas</strong> die Handelsplätze Zeebrugge (Belgien) und<br />

Bunde-Oude an der deutsch-belgischen Grenze. Sie erfüllen die<br />

Funktion einer Börse für Tages-, Wochen-, Quartals- oder Jahreskäufe.<br />

Auf der Basis kurzfristigen Angebots und kurzfristiger Nachfrage<br />

entsteht ein publizierter Marktpreis.<br />

<strong>ERDGAS</strong>TRANSPORT WELTWEIT<br />

Perfektionierte Technologien ermöglichen den interkontinentalen<br />

<strong>Erdgas</strong>transport. Sie erlauben die Nutzung von Gasvorkommen, die<br />

weit von den Verbrauchszentren entfernt sind. Der Transport erfolgt<br />

über Tausende von Kilometern in Überland- und Unterwasser-Pipelines<br />

oder per Tanker, die das <strong>Erdgas</strong> in verflüssigter Form mitführen.<br />

WELT-<strong>ERDGAS</strong>VERBRAUCH<br />

In den kommenden Jahren wird weltweit ein starkes Wachstum des<br />

<strong>Erdgas</strong>verbrauchs erwartet. Die Gründe liegen einerseits im wachsenden<br />

Energiebedarf insbesondere in den Schwellenländern.<br />

Anderseits sind die industrialisierten Länder bestrebt, Kohle und<br />

Erdöl aus ökologischen Gründen durch das umweltschonendere<br />

<strong>Erdgas</strong> zu substituieren und die Abhängigkeit vom Öl abzubauen. So<br />

werden zum Beispiel Kraftwerke statt mit Öl oder Kohle zunehmend<br />

mit <strong>Erdgas</strong> befeuert.<br />

Auf Grund seiner langfristigen Verfügbarkeit, seiner Wirtschaftlichkeit<br />

und seiner ökologischen Qualitäten ist <strong>Erdgas</strong> im Bereich der Wärmeproduktion<br />

gegenüber anderen fossilen Brennstoffen im Vorteil.<br />

Namhafte Fachleute bezeichnen das <strong>Erdgas</strong> als eigentliche «Brückenenergie»,<br />

die in ein nachfossiles, möglicherweise von Wasserstoff<br />

und Solarenergie geprägtes Zeitalter überleiten könnte.<br />

<strong>Erdgas</strong> <strong>–</strong> Daten und Fakten 13


<strong>ERDGAS</strong> IN EUROPA<br />

ENTWICKLUNG DER EUROPÄISCHEN <strong>ERDGAS</strong>WIRTSCHAFT<br />

Die meisten Länder Westeuropas verfügen über <strong>Erdgas</strong>vorkommen,<br />

die insbesondere in den Niederlanden, Deutschland und Italien schon<br />

seit längerer Zeit genutzt werden. Eine international kooperierende<br />

europäische <strong>Erdgas</strong>wirtschaft bildete sich in den 60er-Jahren, als in<br />

den Niederlanden grosse <strong>Erdgas</strong>vorkommen entdeckt wurden. Inzwischen<br />

entwickelten sich Norwegen und die Niederlande, wo seit<br />

Ende der 70er-Jahre in der Nordsee <strong>Erdgas</strong> gefördert wird, zu den<br />

führenden europäischen <strong>Erdgas</strong>-Exporteuren. Die grössten <strong>Erdgas</strong>verbraucher<br />

Westeuropas sind Grossbritannien, Deutschland, Italien,<br />

Frankreich und die Niederlande (siehe Beilage «Tabellen und Grafiken»).<br />

<strong>ERDGAS</strong>ANTEIL IN WESTEUROPA<br />

Der Anteil von <strong>Erdgas</strong> am Primärenergieverbrauch liegt in Westeuropa<br />

durchschnittlich bei 23 Prozent. An der Spitze stehen die<br />

Niederlande, Grossbritannien und Italien. Im westeuropäischen Vergleich<br />

ist der Anteil der Schweiz deutlich unterdurchschnittlich. In<br />

anderen Ländern wie Dänemark, Irland und Spanien ist die <strong>Erdgas</strong>versorgung<br />

noch jung oder noch im Aufbau (Portugal, Griechenland).<br />

Die Entwicklung der <strong>Erdgas</strong>versorgung widerspiegelt die<br />

Bestrebungen der westeuropäischen Länder, die Energieversorgung<br />

im Interesse der Versorgungssicherheit zu diversifizieren und die<br />

Abhängigkeit vom Erdöl zu verringern (siehe Beilage «Tabellen und<br />

Grafiken»).<br />

14 <strong>Erdgas</strong> <strong>–</strong> Daten und Fakten<br />

EUROPÄISCHE <strong>ERDGAS</strong>VORRÄTE<br />

Die in Westeuropa vorhandenen <strong>Erdgas</strong>vorräte ermöglichen den<br />

westeuropäischen Staaten einen hohen Grad der Eigenversorgung.<br />

Die grössten europäischen <strong>Erdgas</strong>vorräte befinden sich vor der norwegischen<br />

Küste (Troll-Feld mit 1’300 Milliarden Kubikmeter), in den<br />

Niederlanden und Grossbritannien. Da Norwegen bis heute selbst<br />

kein <strong>Erdgas</strong> verbraucht, geht die gesamte Fördermenge in den<br />

Export. Grossbritannien, Norwegen und die Niederlande sind die<br />

grössten europäischen <strong>Erdgas</strong>produzenten in Westeuropa.<br />

Bei gleichbleibender Jahresförderung reichen die sicher gewinnbaren<br />

westeuropäischen <strong>Erdgas</strong>vorräte von 5’300 Milliarden Kubikmeter<br />

für rund 20 Jahre, wobei mit zusätzlich gewinnbaren Ressourcen in<br />

der Grössenordnung von 6’000 Milliarden Kubikmeter gerechnet<br />

wird. Die statische Reichweite der gesamten westeuropäischen<br />

<strong>Erdgas</strong>reserven ist somit auf über 40 Jahre zu veranschlagen (siehe<br />

Beilage «Tabellen und Grafiken»).<br />

<strong>ERDGAS</strong> IM EU-BINNENMARKT<br />

Nach langjährigen Verhandlungen trat am 10. August 1998 die EU-<br />

Gasrichtlinie 98/30 in Kraft. Die EU-Mitgliedstaaten wurden verpflichtet,<br />

diese Direktive, deren Ziel die Verwirklichung eines wettbewerbsorientierten<br />

<strong>Erdgas</strong>marktes war, innert zwei Jahren ab Inkrafttreten,<br />

in nationales Recht umzusetzen.


Die Richtlinie brachte eine Reihe von Neuerungen:<br />

Netzzugang für Dritte: Die Richtlinie stellte zwei Systeme zur<br />

Wahl, nämlich den Netzzugang auf Vertragsbasis und den geregelten<br />

Netzzugang. Die Mehrheit der Mitgliedstaaten entschied sich für<br />

die Anwendung des geregelten Netzzugangs und somit für einen<br />

Regulator. Bei diesem Vorgehen besteht das Netzzugangsrecht auf<br />

der Basis publizierter Tarife.<br />

Schrittweise Marktöffnung: Die Richtlinie sah eine etappenweise<br />

Öffnung der <strong>Erdgas</strong>märkte in drei Schritten bis 2008 vor. So sollte der<br />

<strong>Erdgas</strong>industrie die Möglichkeit geboten werden, sich dem neuen<br />

Umfeld auf geordnete Weise anpassen zu können.<br />

Unbundling: Zudem sah die Richtlinie vor, dass integrierte<br />

<strong>Erdgas</strong>unternehmen in ihrer internen Buchführung<br />

für die Aktivitäten Transport, Verteilung<br />

und Speicherung je eine separate Rechnung führen<br />

müssen.<br />

In einem Bericht über den Stand der Liberalisierung<br />

kam die EU-Kommission bereits 1999 zum<br />

Schluss, dass das erklärte Ziel einer Liberalisierung<br />

von 33 Prozent des gesamten <strong>Erdgas</strong>marktes<br />

in der EU bis zum Jahre 2008 möglichst schon viel früher<br />

erreicht werden sollte.<br />

Zur Beschleunigung des Liberalisierungsprozesses hat das Europäische<br />

Parlament am 4. Juni 2003 mehrere Richtlinien verabschiedet,<br />

welche die EU-Staaten zur raschen Öffnung der Elektrizitätsund<br />

<strong>Erdgas</strong>märkte verpflichten. Demnach sollen ab 1. Juli 2007 alle<br />

privaten Strom- und Gaskunden in der Europäischen Union ihre<br />

Anbieter frei wählen können, Gewerbekunden schon drei Jahre früher.<br />

Neben dem Öffnungsfahrplan enthalten die neuen Richtlinien zahlreiche<br />

Regelungen zum Schutz der Endkunden mit weitgehenden<br />

Auflagen zur Gewährleistung des Service public.<br />

Bis zum 1. Juli 2004 sind unter anderem folgende Vorgaben in den<br />

Mitgliedstaaten umzusetzen:<br />

Allen Gewerbekunden muss eine freie Wahl des Strom- und<br />

Gaslieferanten möglich sein. Ab 1. Juli 2007 muss diese Auswahlfreiheit<br />

auch für private Kunden umgesetzt sein.<br />

In allen Mitgliedstaaten müssen Regulierungsstellen<br />

mit einem EU-einheitlichen Mindestsatz<br />

von Aufgaben eingerichtet werden. Diese<br />

Stellen prüfen und genehmigen Tarifierungsmethoden<br />

für den Netzzugang vor ihrem Inkrafttreten, nehmen<br />

Monitoring-Aufgaben wahr und fungieren als<br />

Streitbeilegungsstelle bei Beschwerden gegen Netzbetreiber.<br />

Der Netzbereich muss von den übrigen Aktivitäten der Strom- und<br />

Gasversorger gesellschaftsrechtlich getrennt werden, um mehr<br />

Transparenz zu gewährleisten und Diskriminierungen gegenüber<br />

anderen Strom- und Gasanbietern wirksam kontrollieren zu können.<br />

Für Verteilnetzbetreiber gilt diese Pflicht ab 1. Juli 2007 und nur,<br />

wenn sie mehr als 100’000 Kunden versorgen.<br />

In welchem Mass die Konsumenten von der Möglichkeit der freien<br />

Wahl des Lieferanten bei vollständiger Marktöffnung Gebrauch<br />

machen, ist noch offen. Von denjenigen Kunden, die diese Möglichkeit<br />

bereits haben, hat nur eine vergleichsweise geringe Zahl einen<br />

Lieferantenwechsel vollzogen.<br />

Die EU bestimmt die Energiepolitik Europas.<br />

<strong>Erdgas</strong> <strong>–</strong> Daten und Fakten 15


Die EU-Kommission setzt sich gegenwärtig verstärkt auch mit<br />

Fragen der Versorgungssicherheit auseinander. Aus diesem<br />

Grunde beurteilt sie heute die langfristigen Lieferverträge<br />

wesentlich positiver als noch zu Beginn der<br />

Liberalisierungsdiskussionen und wünscht ausdrücklich,<br />

dass solche Verträge auch in Zukunft<br />

in der <strong>Erdgas</strong>versorgung eine wichtige Rolle<br />

spielen.<br />

Da die Schweiz nicht Mitglied der EU ist, ist sie<br />

rechtlich nicht verpflichtet, die Richtlinie anzuwenden.<br />

Angesichts ihrer umfassenden Integration<br />

in das europäische <strong>Erdgas</strong>verbundsystem und der angestrebten<br />

Revitalisierung der Wirtschaft wird die Schweiz nachziehen. Die<br />

Gaswirtschaft erwartet, dass Lösungen gefunden werden, welche<br />

die schweizerischen Gegebenheiten berücksichtigen.<br />

EUROPÄISCHES TRANSPORTNETZ<br />

Seit den 60er-Jahren nutzen die westeuropäischen Gasgesellschaften<br />

das wachsende internationale <strong>Erdgas</strong>angebot. Dafür wurde in den<br />

vergangenen Jahrzehnten ein engmaschiges <strong>Erdgas</strong>-Transportnetz<br />

Moderne Anlage für die sichere Gasversorgung.<br />

16 <strong>Erdgas</strong> <strong>–</strong> Daten und Fakten<br />

von rund 175’000 km Länge ausgebaut. Das europäische <strong>Erdgas</strong>verbundsystem<br />

reicht von der Nord- und Ostsee bis zum Mittelmeer<br />

und vom Atlantik bis nach Osteuropa und Sibirien. Es ermöglicht die<br />

Nutzung der Vorkommen in verschiedenen Fördergebieten, die Diversifikation<br />

der Transportwege sowie den internationalen Mengenabtausch<br />

bei allfälligen Lieferengpässen und wird laufend weiter ausgebaut.<br />

Neben dem Transport durch Ferngasleitungen wird <strong>Erdgas</strong><br />

auch hochverdichtet als LNG (Liquefied<br />

Natural Gas) in flüssiger Form in Tankern zu<br />

einer wachsenden Zahl von Spezialterminals in<br />

Europa befördert (siehe Beilage «Tabellen und<br />

Grafiken»).<br />

INTERNATIONALE PARTNERSCHAFT<br />

Der kontinentweite <strong>Erdgas</strong>verbund ist das Ergebnis<br />

intensiver grenzüberschreitender Zusammenarbeit innerhalb<br />

der europäischen <strong>Erdgas</strong>wirtschaft. Grosse, international<br />

tätige Unternehmen beschaffen das <strong>Erdgas</strong> und geben es an ihre<br />

Abnehmer weiter. Leistungsfähige Transportsysteme und die notwendige<br />

Infrastruktur (Verteilnetze, Speicheranlagen, Druckreduzierund<br />

Messstationen) ermöglichen eine kosteneffiziente Lieferung von<br />

<strong>Erdgas</strong>. Die internationale Verflechtung der Interessen von Produzenten,<br />

Lieferanten und Abnehmern trägt entscheidend zur Sicherheit<br />

und Wirtschaftlichkeit der <strong>Erdgas</strong>versorgung bei.<br />

EUROPA DES <strong>ERDGAS</strong>ES<br />

Das Europa des <strong>Erdgas</strong>es ist längst Realität; die schweizerische<br />

<strong>Erdgas</strong>wirtschaft ist fest darin integriert. 1990 wurde «Eurogas» mit<br />

Sitz in Brüssel gegründet, eine Vereinigung zur Förderung der wissenschaftlichen,<br />

wirtschaftlichen, rechtlichen und technischen Entwicklung<br />

der europäischen <strong>Erdgas</strong>wirtschaft. Sie vertritt die gemeinsamen<br />

Interessen gegenüber internationalen Organisationen, insbesondere<br />

der Europäischen Union, und fördert den Informations- und<br />

Erfahrungsaustausch unter den Mitgliedern. In «Eurogas» vertreten<br />

sind Spitzenverbände und Unternehmungen der west- und mitteleuropäischen<br />

Gaswirtschaft.


EIGENSCHAFTEN<br />

VON <strong>ERDGAS</strong>


<strong>ERDGAS</strong> <strong>–</strong> DER NATÜRLICHE BRENNSTOFF<br />

NATÜRLICHES PRODUKT<br />

<strong>Erdgas</strong> ist ein ungiftiges Naturprodukt. Es besteht zu über 90 Prozent<br />

aus der brennbaren Kohlenwasserstoff-Verbindung Methan (CH4 ),<br />

einem farb- und geruchlosen Gas, das auch bei der Gärung von<br />

Biomasse unter Luftabschluss (beispielsweise in Reisfeldern, in<br />

Abfalldeponien und Kläranlagen) entsteht. <strong>Erdgas</strong> muss je nach<br />

Beschaffenheit nach der Förderung lediglich von Fremdstoffen gereinigt<br />

und getrocknet, jedoch nicht raffiniert werden.<br />

HOHER WIRKUNGSGRAD<br />

<strong>Erdgas</strong> lässt sich als Primärenergie praktisch so einsetzen, wie es<br />

gefördert wird. Gewinnung, Reinigung und Transport von <strong>Erdgas</strong><br />

benötigen nur wenig Energie. Sein Wirkungsgrad als Primärenergie<br />

liegt deshalb über 90 Prozent. Ausser Strom aus Wasserkraft erreicht<br />

kein anderer Energieträger einen solchen Wert.<br />

Terminal für den Umschlag von verflüssigtem <strong>Erdgas</strong>.<br />

18 <strong>Erdgas</strong> <strong>–</strong> Daten und Fakten<br />

VERFLÜSSIGTES <strong>ERDGAS</strong><br />

<strong>Erdgas</strong> lässt sich bei Abkühlung auf rund -160°C verflüssigen, wobei<br />

sich sein Volumen auf rund 1 /600 reduziert. Dadurch eignet sich<br />

Liquefied Natural Gas (LNG) für den interkontinentalen Transport in<br />

Spezialtankern und für die Lagerung in gut isolierten Tanks.<br />

IDEALE WÄRMEENERGIE<br />

Andere Brenn- und Treibstoffe müssen zuerst in einen gasförmigen<br />

Zustand gebracht werden, damit sie brennen. <strong>Erdgas</strong> wird bereits im<br />

Idealzustand gewonnen und steht direkt ab Leitung in brennbarer<br />

Form zur Verfügung. <strong>Erdgas</strong> ist demnach von Natur aus eine ideale<br />

Wärmeenergie.


<strong>ERDGAS</strong> <strong>–</strong> DIE SPARSAME ENERGIE<br />

Energiesparen heisst nicht nur «weniger brauchen», sondern auch<br />

«besser ausnützen».<br />

OPTIMALE ENERGIENUTZUNG<br />

<strong>Erdgas</strong> wird so verwendet, wie es aus der Leitung<br />

kommt. Als direkt nutzbare Primärenergie<br />

erlaubt <strong>Erdgas</strong> gegenüber Sekundärenergien<br />

(Heizöl, Strom), deren Aufbereitung mit Umwandlungsprozessen<br />

und entsprechenden Verlusten<br />

verbunden ist, erhebliche Energieeinsparungen.<br />

Entsprechend kleiner ist beim <strong>Erdgas</strong><br />

der Primärenergiebedarf für die gleiche Energieleistung.<br />

Da <strong>Erdgas</strong> in gasförmigem Zustand vorliegt, sind aufwändige und<br />

kostspielige Einrichtungen zur Vorwärmung und Vergasung, wie sie<br />

für andere Brennstoffe erforderlich sind, nicht nötig. <strong>Erdgas</strong> verbrennt<br />

als gasförmiger Brennstoff nahezu vollständig, dadurch kann<br />

sein Energieinhalt optimal genutzt werden.<br />

WIRTSCHAFTLICH, PLATZSPAREND <strong>UND</strong> BEQUEM<br />

Die Anwendung von <strong>Erdgas</strong> ist rationell und verbrennungstechnisch<br />

problemlos. Die bei korrekt eingestellten Feuerungseinrichtungen<br />

russ- und rauchfreie Verbrennung reduziert den Aufwand für<br />

Wartung und Unterhalt. Da keine Tank- oder Lagerräume für die<br />

Vorratshaltung beim Verbraucher nötig sind, entfallen auch die<br />

damit verbundenen Investitions- und Nebenkosten. Moderne<br />

<strong>Erdgas</strong>heizungen sind extrem platzsparend und können überall im<br />

Haus <strong>–</strong> vom Keller über den Korridor bis zum Dachstock <strong>–</strong> installiert<br />

werden. Anstelle eines gemauerten Kamins genügt oft ein kosten-<br />

günstiges Abgasrohr. Zudem kommt <strong>Erdgas</strong><br />

automatisch rund um die Uhr ins Haus; es entstehen<br />

keine Umtriebe für Bestellung und<br />

Lieferung, die Bezahlung erfolgt erst nach dem<br />

Verbrauch.<br />

ENERGIESPARENDE TECHNOLOGIEN<br />

<strong>Erdgas</strong> ist aufgrund seiner chemisch-physikalischen Eigenschaften<br />

besonders geeignet für energiesparende Technologien, zum Beispiel<br />

für die auf der Nutzung der Abgaswärme beruhende Kondensationstechnik,<br />

mit der sich im Vergleich zu konventionellen<br />

Heizungsanlagen bis zu 15 Prozent Energie einsparen lassen. Energie<br />

sparen lässt sich auch mit modulierenden Brennern. Sie passen ihre<br />

Leistung stufenlos dem Bedarf an, statt immer auf Hochtouren zu<br />

laufen und ständig ein- und auszuschalten, wie dies bei herkömmlichen<br />

Brennern der Fall ist. Auch bei der mit hohem Wirkungsgrad<br />

arbeitenden gleichzeitigen Erzeugung von Strom und Nutzwärme in<br />

sogenannten Blockheizkraftwerken werden vorzugsweise Gasmotoren<br />

oder -turbinen eingesetzt. <strong>Erdgas</strong> bietet ferner bei der Erzeugung<br />

von Prozesswärme in Industrie und Gewerbe besondere Vorteile, weil<br />

die Wärme der praktisch schwefelfreien Abgase problemlos zurückgewonnen<br />

werden kann. Zudem lässt sich <strong>Erdgas</strong> wirtschaftlich mit<br />

anderen Energien kombinieren, etwa mit Heizöl in Zweistoff-Feuerungen<br />

oder mit Sonnenenergie zur Wassererwärmung. Auch aufbereitetes<br />

Biogas aus Abfallvergärungsanlagen kann in das <strong>Erdgas</strong>netz<br />

eingespeist und für den Antrieb schadstoffarmer Gasfahrzeuge<br />

verwendet werden.<br />

<strong>Erdgas</strong> <strong>–</strong> Daten und Fakten 19


<strong>ERDGAS</strong> <strong>UND</strong> UMWELT<br />

Umweltschutz ist eine umfassende Aufgabe. Dabei geht es nicht nur<br />

um die Reinhaltung der Luft und den Schutz von Böden und Gewässern,<br />

sondern auch um die Erhaltung der Landschaft, die Lösung<br />

von Abfall- und Entsorgungsproblemen und die Reduktion energieund<br />

emissionsintensiver Transporte.<br />

LANDSCHAFTS-, BODEN- <strong>UND</strong> GEWÄSSERSCHUTZ<br />

<strong>Erdgas</strong> wird unterirdisch, ohne Beeinträchtigung der Landschaft und<br />

ohne Belastung der Verkehrswege, vom Bohrloch zum Verbraucher<br />

befördert. Es enthält keine Stoffe, die für Menschen, Tiere oder<br />

Pflanzen giftig sind und Böden oder Gewässer verunreinigen könnten.<br />

Für den Bau von <strong>Erdgas</strong>-Transportleitungen braucht es eine Umweltverträglichkeitsprüfung.<br />

Bei der Verlegung werden die Bodenschutz-Richtlinien<br />

des Bundes beachtet, die zum Schutz der Ertragsfähigkeit<br />

des landwirtschaftlich genutzten Bodens und der Erhaltung<br />

der standorttypischen Vegetation erlassen wurden.<br />

20 <strong>Erdgas</strong> <strong>–</strong> Daten und Fakten<br />

ÖKOLOGISCHE VORTEILE VON <strong>ERDGAS</strong><br />

• keine emissionsverursachenden Umwandlungsprozesse<br />

• unterirdischer Transport, also kein Schwerverkehr (kein Lärm,<br />

keine Abgase)<br />

• ungiftig für Mensch und Tier<br />

• ungiftig für Böden und Gewässer<br />

• nahezu schwefelfrei<br />

• frei von organisch gebundenem Stickstoff<br />

• schadstoffarme Verbrennung<br />

• vergleichsweise niedrige CO2-Emissionen • kein Staub<br />

• kein Russ<br />

• keine Schwermetalle<br />

• keine Entsorgungsprobleme


LUFTREINHALTUNG<br />

<strong>Erdgas</strong> verbrennt bei korrekt eingestelltem Brenner ohne Russ und<br />

Staub.<br />

Im Unterschied zu den anderen fossilen Brennstoffen enthält <strong>Erdgas</strong><br />

praktisch keinen Schwefel. Der Schwefeldioxidgehalt (SO2 ) der Abgase<br />

von Gasfeuerungen ist daher verschwindend gering. Die<br />

Verwendung von <strong>Erdgas</strong> anstelle von Heizöl erspart unserer Umwelt<br />

jedes Jahr eine Emissionsfracht von einigen Tausend Tonnen SO2 .<br />

Im Gegensatz zum Heizöl weist <strong>Erdgas</strong> keinen organisch gebundenen<br />

Stickstoff auf. Bei gleichen Verbrennungsbedingungen produziert<br />

es deshalb entsprechend weniger Stickoxide (NOx ). Wegen des<br />

Gehalts an gebundenem Stickstoff im Heizöl (25 mg/kg bis 350<br />

mg/kg) gilt in der Luftreinhalteverordnung des Bundes (LRV) für<br />

Ölfeuerungen ein um 50 Prozent höherer Stickoxid-Grenzwert (120<br />

mg/m3 Abgas) als für Gasfeuerungen (80 mg/m3 Abgas).<br />

TREIBHAUSEFFEKT<br />

<strong>Erdgas</strong> hat von allen fossilen Energien den<br />

geringsten Gehalt an Kohlenstoff (C) und den<br />

höchsten Anteil an Wasserstoff (H). Bezogen<br />

auf den gleichen Energiegehalt werden bei der<br />

Verbrennung von <strong>Erdgas</strong> etwa 25 Prozent weniger<br />

Kohlendioxid (CO2 ) produziert als bei der Verbrennung<br />

von Heizöl. CO2 hat nach den heutigen Erkenntnissen<br />

einen wesentlichen Einfluss auf die Erwärmung der Erdatmosphäre.<br />

Der Einsatz von <strong>Erdgas</strong> anstelle anderer fossiler Energien trägt<br />

zur Entlastung der Atmosphäre von CO2 und damit zur Milderung<br />

des Treibhauseffekts bei. Das gilt auch unter Berücksichtigung der<br />

geringen Methanverluste aus <strong>Erdgas</strong>leitungen, die in der Schweiz<br />

wenige Promille des landesweiten <strong>Erdgas</strong>absatzes ausmachen.<br />

Werden alle Emissionen von treibhauswirksamen Gasen auf der<br />

gesamten Versorgungskette von <strong>Erdgas</strong> und Heizöl zusammengezählt<br />

und auf die Treibhauswirksamkeit umgerechnet, schneidet<br />

<strong>Erdgas</strong> rund 25 Prozent besser ab als Heizöl. Für neue Leitungen oder<br />

Hochdruckleitungen sieht die Bilanz noch besser aus (siehe Beilage<br />

«Tabellen und Grafiken»).<br />

Prüfung von Gasgeräten beim SVGW.<br />

<strong>Erdgas</strong> <strong>–</strong> Daten und Fakten 21


<strong>ERDGAS</strong> <strong>UND</strong> SICHERHEIT<br />

Jeder Energieträger birgt auch Risiken. Die Gasversorgungen unternehmen<br />

grosse Anstrengungen, um die Sicherheit beim Umgang mit<br />

<strong>Erdgas</strong> zu gewährleisten:<br />

• Die <strong>Erdgas</strong>leitungen liegen geschützt unter der Erde und werden<br />

durch Mess- und Regelanlagen ständig überwacht.<br />

• Die korrosionsgeschützten Leitungen und Anlagen werden von<br />

den Gasversorgungen periodisch kontrolliert und wenn nötig<br />

saniert.<br />

• <strong>Erdgas</strong> ist ungiftig. Von Natur aus geruchlos, wird es künstlich mit<br />

dem typischen Gasgeruch odoriert, damit austretendes Gas sofort<br />

wahrgenommen wird.<br />

• Arbeiten an Gasversorgungseinrichtungen und Installationen von<br />

Gasapparaten dürfen nur von gastechnisch geschulten Fachleuten<br />

ausgeführt werden.<br />

• Bau und Betrieb von Gasleitungen und Nebenanlagen sind durch<br />

strenge Gesetze, Verordnungen und technische Richtlinien geregelt.<br />

• Gasgeräte müssen eine Baumusterprüfung bestehen, bevor sie in<br />

den Handel kommen. Jede Installation wird von einem Installationskontrolleur<br />

geprüft.<br />

• Die Gasversorgungen und Gerätelieferanten bieten Wartungsund<br />

Reparaturdienste an. Bei jeder Gasversorgung steht rund um<br />

die Uhr ein Pikettdienst in Bereitschaft.<br />

22 <strong>Erdgas</strong> <strong>–</strong> Daten und Fakten<br />

Dank diesen vielfältigen Vorkehrungen ist <strong>Erdgas</strong> bei Einhaltung der<br />

Vorschriften eine sichere Energie. Gemäss Unfallstatistik stehen in<br />

der Schweiz im langjährigen Mittel jährlich lediglich ein bis zwei der<br />

über zweitausend tödlichen Unfälle in Zusammenhang mit leitungsgebundenem<br />

Gas. Das Risiko ist somit erheblich geringer als etwa<br />

beim Sport oder im Strassenverkehr.<br />

Regelmässige Kontrolle der Hochdruckleitungen.


ZUKUNFTSWEISENDE ENTWICKLUNGEN<br />

Bei der Entwicklung immer schadstoffärmerer<br />

und sparsamerer <strong>Erdgas</strong>geräte hat in den letzten<br />

Jahren ein eigentlicher Technologiesprung<br />

stattgefunden: Der Trend geht in Richtung<br />

flammenloser Brenner, die <strong>Erdgas</strong> auf chemischem oder elektrochemischem<br />

Weg praktisch schadstofffrei in Wärme umwandeln. Die<br />

Möglichkeiten von <strong>Erdgas</strong> sind damit allerdings technisch noch<br />

nicht ausgereizt. Weltweit wird auch an der Weiterentwicklung und<br />

Vermarktung erdgasbetriebener Fahrzeuge gearbeitet.<br />

BRENNSTOFFZELLEN<br />

Eine Brennstoffzelle funktioniert ähnlich wie eine Batterie. Sie wandelt<br />

<strong>Erdgas</strong> zusammen mit Sauerstoff in einem elektrochemischen<br />

Prozess in Strom und Wärme um. Dabei entstehen extrem wenig<br />

Schadstoffe und wesentlich weniger CO2 als in konventionellen<br />

Verbrennungsanlagen. Der elektrische Wirkungsgrad ist erheblich<br />

höher als bei vergleichbaren herkömmlichen Systemen. Zudem erzeugt<br />

der Prozess weder Vibrationen noch Lärm. Brennstoffzellen<br />

sind innovative Entwicklungen, die künftig die heutigen Blockheizkraftwerke<br />

und sogar grosse thermische Kraftwerke ersetzen könnten.<br />

Sie werden auch für den kleineren Strom- und Wärmebedarf in<br />

Wohnbauten und für den Antrieb von Fahrzeugen entwickelt.<br />

Die schweizerische Gaswirtschaft hat die Entwicklung der Hexis-<br />

Hochtemperatur-Brennstoffzelle durch den Technologiekonzern<br />

Sulzer in Winterthur mit namhaften Beiträgen aus ihrem Forschungs-,<br />

Entwicklungs- und Förderungsfonds FOGA unterstützt und beteiligt<br />

sich am Feldtest-Programm.<br />

Zellstapel der Brennstoffzelle von Sulzer Hexis.<br />

<strong>Erdgas</strong> <strong>–</strong> Daten und Fakten 23


<strong>ERDGAS</strong>FAHRZEUGE<br />

Weltweit gibt es über eine Million erdgasbetriebener Fahrzeuge. Sie<br />

fahren nachweislich besonders schadstoffarm. In der Schweiz leisteten<br />

unter anderen die Compagnie Industrielle et Commerciale du<br />

Gaz in Vevey in Zusammenarbeit mit der ETH Lausanne, die Fachhochschule<br />

Zentralschweiz und die Eidgenössische Materialprüfungsund<br />

Forschungsanstalt EMPA im Bereich Personenwagen wesentliche<br />

Forschungs- und Entwicklungsarbeit. Die schweizerische Gaswirtschaft<br />

unterstützt die Entwicklung und Verbreitung von <strong>Erdgas</strong>-<br />

<strong>Erdgas</strong>-Tankstelle für Busse und Autos in Vaduz.<br />

24 <strong>Erdgas</strong> <strong>–</strong> Daten und Fakten<br />

fahrzeugen und -betankungsanlagen mit Beiträgen aus ihrem<br />

Forschungs-, Entwicklungs- und Förderungsfonds FOGA. Sie nimmt<br />

Koordinationsaufgaben wahr und beteiligt sich an Pilot- und Förderprojekten.<br />

Die Schweizer Gaswirtschaft hat sich zum Ziel gesetzt, bis<br />

2006 rund 100 Tankstellen für <strong>Erdgas</strong>fahrzeuge entlang der Hauptverkehrsachsen<br />

und in den dicht besiedelten Regionen zu bauen. Um<br />

<strong>Erdgas</strong> und Biogas als Treibstoff gesamtschweizerisch erfolgreich im<br />

Markt einzuführen, wurde 2003 die gasmobil <strong>AG</strong> gegründet. Sie<br />

koordiniert das nationale Marketing und will Flottenbetreiber zum<br />

Umsteigen auf <strong>Erdgas</strong> motivieren. Zudem bietet sie technische Unterstützung<br />

beim Ausbau eines flächendeckenden Tankstellennetzes<br />

und bei der Zulassung von <strong>Erdgas</strong>fahrzeugen.


DIE<br />

SCHWEIZERISCHE<br />

GASWIRTSCHAFT


HISTORISCHER RÜCKBLICK<br />

BOOM DER GRÜNDERJAHRE<br />

1843 wurde in Bern das erste schweizerische Gaswerk in Betrieb<br />

genommen. In rascher Folge entstanden in der zweiten Hälfte des<br />

19. Jahrhunderts in zahlreichen weiteren Städten und Gemeinden<br />

lokale Gaswerke, in denen durch Destillation von Kohle und Holz das<br />

zur Beleuchtung von Strassen, Fabriken und Wohnhäusern eingesetzte<br />

Leuchtgas produziert wurde. Die Gasbeleuchtung stellte damals<br />

gegenüber der herkömmlichen Beleuchtung mit Kerzen und Öllampen<br />

einen enormen Fortschritt dar. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts<br />

hielt das Gas auch in der Küche Einzug, wo es das Holz ablöste.<br />

Der Absatz von Leuchtgas ging mit dem Aufkommen der elektrischen<br />

Beleuchtung allmählich zurück. Bis zum Ausbruch des Ersten<br />

Weltkrieges wurden in der Schweiz 100 Gaswerke gegründet, deren<br />

wirtschaftlicher Erfolg nicht nur auf dem Gasabsatz, sondern auch<br />

auf dem Verkauf von Koks und Teer als Nebenprodukte der Gaserzeugung,<br />

beruhte. Die Gasproduktion war damals sehr arbeitsintensiv<br />

<strong>–</strong> 1938 beispielsweise beschäftigte die Gasindustrie rund 3’500<br />

Mitarbeiter, mehr als doppelt so viele wie heute.<br />

26 <strong>Erdgas</strong> <strong>–</strong> Daten und Fakten<br />

SCHWIERIGE ZEITEN<br />

Von einer Erholungsphase in der Zwischenkriegszeit abgesehen,<br />

durchlief die Gaswirtschaft vom Ausbruch des Ersten Weltkriegs bis<br />

zur Einführung von <strong>Erdgas</strong> Anfang der 70er-Jahre schwierige Zeiten.<br />

Da die Schweiz nicht über nennenswerte abbauwürdige Kohlevorkommen<br />

verfügt, gerieten die Gaswerke in den beiden Weltkriegen<br />

infolge der Verknappung und enormen Verteuerung der<br />

importierten Kohle in arge wirtschaftliche Bedrängnis. Seit den 30er-<br />

Jahren erwuchs ihnen im Bereich des Kochens und der Warmwasserproduktion<br />

zunehmend Konkurrenz durch die Elektrizität, die auf<br />

grosse Reserven billiger Wasserkraft zurückgreifen konnte. Als weiterer<br />

Konkurrent begann in den 50er-Jahren das Heizöl den Wärmemarkt<br />

zu erobern. Dadurch wurde auch der Absatz von Koks immer<br />

Gasproduktion aus Kohle im Gaswerk.


schwieriger. Mit der Umstellung der Gasproduktion auf kostengünstigere<br />

Methoden (Propan-Luftmischanlagen, Leichtbenzin-Spaltanlagen)<br />

und dem gleichzeitigen Aufbau grosser Fernversorgungs- und<br />

Verbundsysteme mit zentraler Produktion erzielte man in den 60er-<br />

Jahren zwar eine Verbesserung der Konkurrenzfähigkeit. Trotzdem<br />

sank der Gasanteil am schweizerischen Energieverbrauch bis Ende<br />

der 60er-Jahre auf weniger als 2 Prozent, während der Anteil der<br />

Ölprodukte auf rund 80 Prozent stieg.<br />

ÜBERGANG ZUR <strong>ERDGAS</strong>WIRTSCHAFT<br />

Die Einführung von <strong>Erdgas</strong> in der Schweiz zu Beginn der 70er-Jahre<br />

stellte die Gaswirtschaft auf eine völlig neue Grundlage. Der Bezug<br />

dieses Energieträgers aus einem internationalen Leitungsnetz ermöglichte<br />

den Verzicht auf lokale, kosten- und arbeitsintensive Gas-Produktionsanlagen.<br />

So existieren nur noch drei sogenannte Inselwerke,<br />

die nicht an das <strong>Erdgas</strong>netz angeschlossen sind und ihre Abnehmer<br />

mit einem Flüssiggas-Luft-Gemisch versorgen (Einsiedeln, Interlaken,<br />

Schwyz). Die Ölkrisen der 70er-Jahre und das wachsende Umweltbewusstsein<br />

schufen günstige Rahmenbedingungen für die Akzeptanz<br />

des umweltschonenden <strong>Erdgas</strong>es auf dem Wärmemarkt.<br />

<strong>Erdgas</strong> <strong>–</strong> Daten und Fakten 27


STRUKTUR DER SCHWEIZERISCHEN<br />

GASWIRTSCHAFT<br />

AUFBAU VON DER BASIS<br />

Aufgrund der historischen Entwicklung ist die schweizerische Gaswirtschaft<br />

«von unten», das heisst von den Städten und Gemeinden<br />

her, aufgebaut. Von wenigen privaten Gesellschaften abgesehen,<br />

sind die rund 100 Endverteiler traditionell Kommunalbetriebe, denen<br />

oft auch die Elektrizitäts-, Wasser- oder Fernwärmeversorgung übertragen<br />

ist. Im Hinblick auf die Marktöffnung geht der Trend bei diesen<br />

öffentlich-rechtlichen Unternehmen zur Verselbständigung und<br />

Konzentration (siehe Beilage «Tabellen und Grafiken»).<br />

Die lokalen Gasversorgungen sind in einer der vier Regionalgesellschaften<br />

zusammengeschlossen, von denen sie das <strong>Erdgas</strong> beziehen.<br />

Die Regionalgesellschaften ihrerseits sind auf nationaler Ebene<br />

Aktionäre der 1971 gegründeten Swissgas, Schweizerische Aktien-<br />

28 <strong>Erdgas</strong> <strong>–</strong> Daten und Fakten<br />

gesellschaft für <strong>Erdgas</strong>. Sie beschafft den überwiegenden Teil des<br />

<strong>Erdgas</strong>es und transportiert es zu den Regionalgesellschaften. Die<br />

politischen, wirtschaftlichen und imagebildenden Interessen der<br />

Branche nimmt als Dachorganisation der Verband der Schweizerischen<br />

Gasindustrie (VSG) wahr, während sich der Schweizerische<br />

Verein des Gas- und Wasserfaches (SVGW) mit den wissenschaftlichen<br />

und technischen Aspekten befasst.


ORGANISATION DER SCHWEIZERISCHEN<br />

GASWIRTSCHAFT<br />

ZENTRALORGANISATIONEN DER<br />

GASWIRTSCHAFT<br />

Verband der Schweizerischen Gasindustrie (VSG),<br />

Grütlistrasse 44 / Postfach, 8027 <strong>Zürich</strong><br />

Gegründet 1920<br />

Zweck/Aufgaben:<br />

• Wahrung der branchen- und energiepolitischen Interessen der<br />

schweizerischen Gaswirtschaft<br />

• Imagebildende Kommunikation für das Produkt <strong>Erdgas</strong><br />

• Allgemeine Marketing- und Meinungsforschung sowie Verkaufsunterstützung<br />

für die Gasversorgungsunternehmen (GVU)<br />

• Öffentlichkeitsarbeit sowie Unterstützung der GVU<br />

• Behandlung technischer Fragen, soweit relevant für Energiepolitik<br />

und Marketing (in Zusammenarbeit mit dem SVGW)<br />

• Förderung der Aus- und Weiterbildung (soweit nicht fachtechnisch)<br />

• Gewährung von Krediten als Trägerorganisation des FOGA<br />

• Mitwirkung in internationalen Organisationen<br />

• Beschaffung von Rohstoffen für die Inselwerke<br />

Schweizerischer Verein des Gas- und<br />

Wasserfaches (SVGW),<br />

Grütlistrasse 44 / Postfach, 8027 <strong>Zürich</strong><br />

Gegründet 1873<br />

Zweck/Aufgaben:<br />

• Förderung des Gas- und Wasserfachs in technischer und technisch-wissenschaftlicher<br />

Hinsicht unter besonderer Berücksichtigung<br />

der Sicherheit, der Hygiene und einer zuverlässigen Versorgung<br />

• Ausarbeitung von technischen Vorschriften wie Richtlinien, Leitsätzen,<br />

Empfehlungen sowie Mitarbeit bei der europäischen Normierung<br />

• Weiterbildung und Förderung der Berufsausbildung im Gas- und<br />

Wasserfach<br />

• Zertifizierung und Prüfung von Apparaten und Bauteilen für Gasund<br />

Wasserversorgungsanlagen und -installationen<br />

• Kontrolle von gasführenden Rohrleitungsanlagen<br />

• Förderung der Arbeitssicherheit<br />

• Technische Beratung und Auskünfte für Mitglieder, Behörden,<br />

Wirtschaft und Öffentlichkeit<br />

• Studien, Expertisen und Gutachten bei Stör- und Schadenfällen<br />

• Publikation der Fachzeitschrift gwa (Gas, Wasser, Abwasser)<br />

• Qualitätssicherung in Versorgungsunternehmen<br />

• Förderung neuer <strong>Erdgas</strong>anwendungen und neuer Technologien<br />

• Administrative und fachliche Begleitung des FOGA<br />

<strong>Erdgas</strong> <strong>–</strong> Daten und Fakten 29


GESELLSCHAFTEN DER <strong>ERDGAS</strong>VERSORGUNG<br />

SWISSGAS, Schweizerische Aktiengesellschaft für <strong>Erdgas</strong>,<br />

Grütlistrasse 44 / Postfach, 8027 <strong>Zürich</strong><br />

Gegründet 1971<br />

Aufgaben in Zusammenarbeit mit den Regionalgesellschaften:<br />

• <strong>Erdgas</strong>beschaffung und Versorgung der Schweiz mit <strong>Erdgas</strong> in<br />

jeder Form<br />

• Wahrung der Interessen der Branche im In- und Ausland.<br />

Aktionäre: EGO, GVM, Gaznat (je 25,98 %), EGZ (5,61 %)<br />

und VSG (16,45 %).<br />

Transitgas <strong>AG</strong>,<br />

Baumackerstrasse 46, 8050 <strong>Zürich</strong><br />

Gegründet 1971<br />

Aufgaben:<br />

• <strong>Erdgas</strong>transport von der Grenze Deutschland <strong>–</strong> Schweiz bei Wallbach<br />

(<strong>AG</strong>) und Frankreich <strong>–</strong> Schweiz bei Rodersdorf (SO) bis zum<br />

Griespass (VS) an der Grenze Schweiz <strong>–</strong> Italien<br />

• Bau und Betrieb des entsprechenden <strong>Erdgas</strong>-Transportsystems;<br />

entlang der Hauptleitung bestehen mehrere Übergabestationen<br />

für Gasbezüge der Schweiz.<br />

Aktionäre: Swissgas (51%), Eni S.p.A. (46 %) und Ruhrgas <strong>AG</strong> (3 %).<br />

30 <strong>Erdgas</strong> <strong>–</strong> Daten und Fakten<br />

Gasverbund Mittelland <strong>AG</strong> (GVM),<br />

Untertalweg 32, Postfach 360, 4144 Arlesheim<br />

Gegründet 1964<br />

<strong>Erdgas</strong> Ostschweiz <strong>AG</strong> (EGO),<br />

Bernerstrasse, 8010 <strong>Zürich</strong><br />

Gegründet 1966<br />

Gaznat S.A., Société pour l’approvisionnement et le transport<br />

du gaz naturel en Suisse romande,<br />

Av. Géneral-Guisan 28, 1800 Vevey<br />

Gegründet 1968<br />

<strong>Erdgas</strong> Zentralschweiz <strong>AG</strong> (EGZ),<br />

Industriestrasse 6, 6002 Luzern<br />

Gegründet 1973<br />

Zollmessstation in Zuzgen (<strong>AG</strong>).


<strong>ERDGAS</strong>BESCHAFFUNG<br />

<strong>UND</strong> VERSORGUNGSSICHERHEIT<br />

LANGFRISTIGE VERSORGUNG<br />

Die Beschaffung von <strong>Erdgas</strong> ist mit langfristigen Lieferverträgen<br />

sichergestellt, die in der Regel über Zeiträume von 20<strong>–</strong>25<br />

Jahren abgeschlossen werden.<br />

BESCHAFFUNGSVERTRÄGE<br />

Verträge der Swissgas decken rund drei Viertel<br />

des schweizerischen <strong>Erdgas</strong>bedarfs. Sie wurden<br />

mit der deutschen Ruhrgas <strong>AG</strong> (längste Laufzeit<br />

bis 2020) und mit der niederländischen Gasunie<br />

(Laufzeit bis 2016) abgeschlossen. Ferner besteht<br />

seit 1987 mit Ruhrgas ein langfristiger Vertrag<br />

über die Lieferung von <strong>Erdgas</strong> aus der ehemaligen Sowjetunion, der<br />

bis 2008 dauert. Ruhrgas hat sich in diesem Vertrag verpflichtet, bei<br />

einer allfälligen Störung der russischen <strong>Erdgas</strong>lieferungen Aushilfsmengen<br />

bereitzustellen. Alle genannten Verträge sind mit einer Verlängerungsklausel<br />

versehen.<br />

Die restlichen Gasmengen werden von einzelnen Regionalgesellschaften<br />

direkt aus Frankreich und Deutschland beschafft. Von besonderer<br />

Bedeutung ist der bis 2019 laufende Vertrag der Westschweizer Regionalgesellschaft<br />

Gaznat S.A. mit der Gaz de France über die Nutzung<br />

von Kapazitäten im <strong>Erdgas</strong>speicher von Etrez bei Lyon. Für das Tessin<br />

erfolgt die Beschaffung direkt durch den lokalen Versorger, die<br />

Aziende Industriali di Lugano (AIL), beim italienischen Lieferanten Eni.<br />

BEZUGSWEGE<br />

Die Integration der Schweiz ins westeuropäische <strong>Erdgas</strong>-Transportsystem<br />

wird laufend optimiert. Zur Zeit ist unser Land über 11 internationale<br />

Einspeisungen mit dem europäischen Transportnetz ver-<br />

bunden. Die Diversifikation der Versorgungsrouten<br />

ist ein wichtiges Element der Versorgungssicherheit<br />

(siehe Beilage «Tabellen und<br />

Grafiken»).<br />

EINHEIMISCHE <strong>ERDGAS</strong>VORKOMMEN<br />

Von 1985 bis 1994 wurde in Finsterwald im Entlebuch<br />

ein kleines <strong>Erdgas</strong>vorkommen ausgebeutet. Es wurden rund<br />

73 Mio. Kubikmeter <strong>Erdgas</strong> gefördert. Stark sinkende Fördermengen<br />

und niedrige <strong>Erdgas</strong>preise führten zur Einstellung der Förderung<br />

im Frühjahr 1994. Aus wirtschaftlichen Gründen wurde auch<br />

die inländische Gas- und Ölexploration durch die Swisspetrol Holding<br />

<strong>AG</strong> und ihre Tochtergesellschaften aufgegeben. Bestrebungen verschiedener<br />

Gesellschaften zur Wiederaufnahme der Exploration in<br />

der Schweiz sind im Gang.<br />

VERSORGUNGSSICHERHEIT<br />

Die nationale <strong>Erdgas</strong>versorgung funktioniert auch während extremen<br />

Kälteperioden einwandfrei. Die Versorgungssicherheit des <strong>Erdgas</strong>es<br />

beruht im Wesentlichen auf folgenden Faktoren:<br />

• Langfristige Reichweite der Ressourcen<br />

• Diversifikation der Bezugsquellen und -wege<br />

• Langfristige Beschaffungsverträge mit zuverlässigen Lieferanten<br />

• Enge Vermaschung der Transportsysteme<br />

• Benutzung grenznaher Speicheranlagen<br />

• International starke gegenseitige Interessenbindung zwischen<br />

Produzenten, Lieferanten und Abnehmern<br />

<strong>Erdgas</strong> <strong>–</strong> Daten und Fakten 31


TRANSPORT <strong>UND</strong> VERTEILUNG<br />

IM INLAND<br />

NATIONALE EBENE<br />

Die wichtigste Einfuhrroute ist die internationale <strong>Erdgas</strong>leitung von<br />

den Niederlanden nach Italien. Über diese Route werden rund 80%<br />

der schweizerischen <strong>Erdgas</strong>bezüge abgewickelt. Sie durchquert die<br />

Schweiz auf einem Teilstück von rund 165 km von Wallbach östlich<br />

von Rheinfelden bis zum Griespass im Oberwallis. Die Importe von<br />

Swissgas werden über Abnahme- und Zollmessstationen entlang der<br />

Transitgas-Leitung abgewickelt. Sie befinden sich in Zeiningen (<strong>AG</strong>),<br />

Zuzgen (<strong>AG</strong>), Däniken (SO), Staffelbach (<strong>AG</strong>), Ruswil (LU) und<br />

Obergesteln (VS). In Ruswil ist eine Kompressorenstation installiert, in<br />

der das Gas verdichtet wird. Solche Stationen sind für den Transport<br />

von <strong>Erdgas</strong> über grössere Strecken notwendig; sie werden bei<br />

Fernleitungen normalerweise im Abstand von etwa 150 km installiert.<br />

Transportleitungen von Swissgas und den Regionalgesellschaften befördern<br />

das <strong>Erdgas</strong> von der Transitgas-Leitung in die einzelnen Regionen.<br />

Die <strong>Erdgas</strong> Ostschweiz <strong>AG</strong> (EGO) wird ab den Zollmessstationen<br />

Zuzgen und Staffelbach versorgt. Die Gasverbund Mittelland <strong>AG</strong><br />

(GVM) bezieht <strong>Erdgas</strong> ab den Stationen Zeiningen, Däniken, Staffelbach<br />

und Ruswil. Die Versorgung der Gaznat S.A. erfolgt über die<br />

Zollmessstationen Ruswil und Obergesteln. Ab Ruswil wird ferner die<br />

<strong>Erdgas</strong> Zentralschweiz <strong>AG</strong> (EGZ) beliefert. Daneben betreiben EGO,<br />

GVM und Gaznat eigene Zollmessstationen, die an der Grenze gelegen<br />

sind und über die sie ihre eigenen Importe abwickeln.<br />

32 <strong>Erdgas</strong> <strong>–</strong> Daten und Fakten<br />

DURCHLEITUNG FÜR DRITTE<br />

In der Schweiz besteht schon seit Mitte der 60er-Jahre mit Artikel13<br />

des Rohrleitungsgesetzes eine Regelung für Transporte Dritter auf<br />

dem Hochdrucknetz (Druck > 5 bar). Auf dem Transitgas-System<br />

werden Transit-Transporte für Dritte seit 2001 durch Eni und Swissgas<br />

durchgeführt. Die Betreiber von regionalen Hochdrucknetzen<br />

haben Regelungen getroffen, um den Netzzugang Dritter nach einheitlichen<br />

Grundsätzen zu ermöglichen. Hierfür wurden zwischen<br />

Swissgas und den Regionalgesellschaften so genannte Transportkoordinations-Vereinbarungen<br />

abgeschlossen und bei Swissgas eine<br />

Koordinationsstelle Durchleitung eingerichtet (siehe Beilage «Tabellen<br />

und Grafiken»).


REGIONALE <strong>UND</strong> LOKALE EBENE<br />

Das schweizerische Transport- und Verteilnetz hat eine Länge von<br />

rund 15’800 km. Die Leitungen des Transportnetzes werden mit<br />

einem Druck von über 5 bar betrieben. Bis zur Einspeisung in die<br />

lokalen Verteilnetze ist eine Reduzierung des Druckes in mehreren<br />

Stufen bis 100 mbar und weniger erforderlich (Niederdruck).<br />

Die Regionalgesellschaften betreiben wichtige regionale Transportnetze,<br />

über die die lokalen <strong>Erdgas</strong>versorgungen beliefert<br />

werden. Einzelne Grossabnehmer werden direkt von<br />

den Regionalgesellschaften bedient.<br />

Das <strong>Erdgas</strong>netz wird gesamtschweizerisch in<br />

Betriebszentralen rund um die Uhr überwacht<br />

und gesteuert. Dabei werden die erforderlichen<br />

Messdaten registriert <strong>–</strong> eine unerlässliche Kontrolle<br />

und ein Beitrag zur Betriebssicherheit des<br />

Leitungssystems.<br />

AUSBAU DES TRANSPORTNETZES<br />

Im Interesse der langfristigen Versorgungssicherheit und um die steigende<br />

Nachfrage nach <strong>Erdgas</strong> decken zu können, haben die zuständigen<br />

Gesellschaften zwischen 1994 und 2003 das Hochdrucknetz<br />

ausgebaut und damit die gesamtschweizerische Transportkapazität<br />

stark erhöht. Die jährlichen Transportmengen auf dem Transitgas-<br />

System betragen rund 18 Milliarden Kubikmeter. Davon sind rund 2,5<br />

Milliarden Kubikmeter für den Schweizer Markt bestimmt. (siehe<br />

Beilage «Tabellen und Grafiken»).<br />

Kompressorenstation in Ruswil (LU).<br />

Speziell zu erwähnen ist der Ausbau des Transitgas-Systems<br />

in den Jahren 1998 bis 2003. Wegen des steigenden <strong>Erdgas</strong>bedarfs<br />

in Italien schloss die italienische Snam S.p.A. (heute Eni S.p.A.)<br />

1997 mit den Niederlanden und Norwegen neue Bezugsverträge ab.<br />

Um dieses <strong>Erdgas</strong> von Nord- nach Südeuropa zu transportieren,<br />

mussten die bestehenden Kapazitäten erweitert und das Transitgas-<br />

System ausgebaut werden:<br />

• Bau einer neuen, 55 km langen Leitung von Rodersdorf (SO) nach<br />

Lostorf (SO) für den Transport von <strong>Erdgas</strong> aus Norwegen über<br />

Frankreich zum bestehenden Transitgas-Netz.<br />

• Bau einer 37 km langen Parallelleitung von 1’200 mm Durchmesser<br />

aus dem Raum Däniken (SO) nach Ruswil (LU).<br />

• Leistungserhöhung der Verdichterstation Ruswil auf 60 MW.<br />

• Ersatz der 94 km langen 850-mm-Leitung von Ruswil zur Grenze<br />

Schweiz/Italien beim Griespass (VS) durch Rohre von 1200 mm<br />

Durchmesser.<br />

Die Investitionen für dieses Grossprojekt beliefen sich auf über<br />

1 Milliarde Franken. Der Ausbau des Transitgas-Systems und der vorgelagerten<br />

Systeme im Ausland stärken die Stellung der Schweiz im<br />

europäischen Gasverbund und erhöhen die Versorgungssicherheit in<br />

der Schweiz zusätzlich.<br />

<strong>Erdgas</strong> <strong>–</strong> Daten und Fakten 33


<strong>ERDGAS</strong>SPEICHERUNG<br />

<strong>ERDGAS</strong>-GROSSSPEICHER<br />

Weltweit verwendet die <strong>Erdgas</strong>wirtschaft als Grossspeicher Kavernen<br />

in mächtigen Salzstöcken, aufgelassene Bergwerke, ausgeförderte<br />

<strong>Erdgas</strong>- und Erdölfelder sowie Aquiferstrukturen.<br />

Ein Aquiferspeicher setzt geeignete geologische Strukturen voraus:<br />

porösen, durchlässigen, wassergesättigten Sandstein, Kalk oder Dolomit<br />

in günstiger Lage <strong>–</strong> überdeckt von gasundurchlässigen Schichten,<br />

etwa aus Ton oder Mergel. Das zu lagernde Gas wird in die<br />

Gesteinsporen eingepresst; der Druck des umgebenden Wassers im<br />

Speichergestein sowie die gasundurchlässige Deckschicht verhindern<br />

das Entweichen des Gases. So entsteht eine Art künstlich geschaffenes<br />

<strong>Erdgas</strong>feld.<br />

Wo geeignete geologische Formationen fehlen, kann <strong>Erdgas</strong> auch in<br />

verflüssigter Form in gut isolierten Behältern gespeichert werden.<br />

SPEICHERFORSCHUNG IN DER SCHWEIZ<br />

Die Möglichkeiten der <strong>Erdgas</strong>speicherung in der Schweiz wurden seit<br />

Mitte der 70er Jahre mit grossem Aufwand erforscht, seit Ende 1980<br />

durch die dafür gegründete Swissgas-Speicher Aktiengesellschaft.<br />

Bisher konnte noch keine für die <strong>Erdgas</strong>speicherung geeignete Struktur<br />

gefunden werden. Solange in der Schweiz keine ausreichenden<br />

Speichermöglichkeiten für <strong>Erdgas</strong> bestehen, müssen Ersatzpflichtlager<br />

mit Heizöl gehalten werden, an denen sich die <strong>Erdgas</strong>importeure<br />

finanziell zu beteiligen haben. Im unwahrscheinlichen Fall eines Lieferengpasses<br />

beim <strong>Erdgas</strong> könnten damit die Zweistoffkunden auf<br />

Heizöl umstellen, während die verbleibenden <strong>Erdgas</strong>mengen primär<br />

34 <strong>Erdgas</strong> <strong>–</strong> Daten und Fakten<br />

für die Versorgung der Einstoffkunden eingesetzt würden. Seit 2003<br />

werden gemäss der Verordnung über die Pflichtlagerhaltung von<br />

<strong>Erdgas</strong> neu auch Dritt-<strong>Erdgas</strong>importeure verpflichtet, sich an der<br />

bestehenden Ersatzpflichtlagerhaltung zu beteiligen.<br />

SCHWEIZERISCHES AUSGLEICHSKONZEPT<br />

<strong>Erdgas</strong> wird als sogenannte Bandenergie kontinuierlich gefördert<br />

und aus den Fördergebieten angeliefert. Der <strong>Erdgas</strong>verbrauch ist<br />

jedoch starken saisonalen Schwankungen unterworfen. Daraus<br />

ergibt sich das Bedürfnis nach <strong>Erdgas</strong>-Grossspeichern, mit denen die<br />

jahreszeitlich bedingten Verbrauchsschwankungen ausgeglichen<br />

werden können. Das Leitungsnetz sowie die Kugel- oder Röhrenspeicher<br />

der Gasversorgungen haben eine Pufferfunktion. Die darin<br />

gespeicherte <strong>Erdgas</strong>menge dient dem Ausgleich tageszeitlicher<br />

Bedarfsspitzen und zur Überbrückung kurzfristiger Störungen. In<br />

Volketswil (ZH) verfügt die <strong>Erdgas</strong> <strong>Zürich</strong> <strong>AG</strong> über den grössten<br />

Röhrenspeicher Europas mit einer Speicherkapazität von rund<br />

710’000 m3 bei einem Druck von 70 bar. Mangels inländischen<br />

Grossspeichern werden die Verbrauchsschwankungen in der Schweiz<br />

gegenwärtig durch entsprechend gestaltete Importverträge, den<br />

Erwerb von Speicherrechten im grenznahen Ausland, die Speichereinrichtungen<br />

der Gasversorgungen und durch unterbrechbare Lieferungen<br />

an grössere <strong>Erdgas</strong>bezüger ausgeglichen. Für die Versorgungssicherheit<br />

der Schweiz fällt ins Gewicht, dass ihre <strong>Erdgas</strong>lieferanten<br />

über riesige Speicheranlagen verfügen.<br />

<strong>Erdgas</strong>-Grossspeicher in Rheden (Deutschland).


DIE GASWIRTSCHAFT<br />

ALS WIRTSCHAFTSZWEIG<br />

WIRTSCHAFTLICHE BEDEUTUNG<br />

Seit der <strong>Erdgas</strong>-Einführung in der Schweiz wurden<br />

für den Leitungsbau und für die gaswirtschaftliche<br />

Infrastruktur mehr als 4 Milliarden<br />

Franken investiert. Diese Zahl zeigt, dass die volkswirtschaftliche<br />

Bedeutung der Gaswirtschaft weit über den Bereich der Energieversorgung<br />

hinausreicht. Die Gaswirtschaft ist ein wichtiger Auftraggeber<br />

für Ingenieur- und Planungsfirmen, Tiefbauunternehmen und<br />

Gasgerätefabrikanten, Hersteller von Röhren, Fittings, Mess- und<br />

Regelgeräten sowie Geologen, Bohrtechniker und weitere Berufsgruppen.<br />

FORSCHUNG <strong>UND</strong> ENTWICKLUNG<br />

Forschung und Entwicklung im Bereich der Anwendung von <strong>Erdgas</strong><br />

wird in der Schweiz primär von der Industrie beziehungsweise von<br />

den Gerätelieferanten geleistet. Zur Unterstützung von Projekten, die<br />

den sparsamen und sicheren Einsatz von <strong>Erdgas</strong> fördern und der<br />

Entwicklung neuer Technologien dienen, gründeten die Mitglieder<br />

des VSG 1992 einen verbandseigenen Forschungs-, Entwicklungsund<br />

Förderungsfonds (FOGA). Er wird von den im VSG zusammengeschlossenen<br />

Gasversorgungen durch eine Abgabe auf die importierte<br />

<strong>Erdgas</strong>menge solidarisch finanziert.<br />

PREISBILDUNG<br />

Hauptkomponenten des Preises bei der <strong>Erdgas</strong>beschaffung<br />

sind der Arbeitspreis, der Leistungspreis und<br />

Preiszuschläge.<br />

Arbeitspreis: Unter dem Arbeitspreis versteht man den Preis für die<br />

Ware, also für die Energie, in Rappen/Kilowattstunde. Dieser orientiert<br />

sich am Ölpreis und wird meist viertel- oder halbjährlich diesem<br />

Preisindex angepasst. Die Indexierung gewährleistet die Wettbewerbsfähigkeit<br />

von <strong>Erdgas</strong> beim Endverbraucher.<br />

Leistungspreis: Der Leistungspreis ist das Entgelt für die festen<br />

Kosten des vorgelagerten Systems, also der Preis für die bereitgestellte<br />

Transportkapazität.<br />

Preiszuschläge: Die importierten <strong>Erdgas</strong>mengen werden mit verschiedenen<br />

Zuschlägen wie Fiskalabgaben (Mineralölsteuer und<br />

Mehrwertsteuer) und Beiträgen an die Pflichtlagerhaltung belastet.<br />

Erweiterung der Transitgas-Leitung durch die Schweiz.<br />

<strong>Erdgas</strong> <strong>–</strong> Daten und Fakten 35


Die lokalen Gasversorgungen verteilen das <strong>Erdgas</strong> an die Endverbraucher<br />

innerhalb einer bestimmten Kundengruppe zu gleichen<br />

Preisen, die überwiegend aus einem Grundpreis sowie einem<br />

Arbeitspreis bestehen. Meistens werden diese beiden Preiselemente<br />

zusammengefasst. Durch die Bildung von Kunden- oder Tarifgruppen<br />

wird der Bezugscharakteristik der einzelnen Verbrauchersegmente<br />

und der Konkurrenzsituation im Wärmemarkt Rechnung getragen.<br />

Oft werden mit Grossverbrauchern spezielle Verträge abgeschlossen,<br />

welche die individuellen Gegebenheiten berücksichtigen. Die<br />

Kompezenz zur Preisgestaltung liegt bei den einzelnen Gasversorgungsunternehmen.<br />

Die Festsetzung der Tarife orientiert sich am<br />

Prinzip der Eigenwirtschaftlichkeit.<br />

36 <strong>Erdgas</strong> <strong>–</strong> Daten und Fakten<br />

GESCHÄFTSPOLITIK<br />

Die Geschäftspolitik der schweizerischen Gasversorgungsunternehmen<br />

richtet sich nach dem Grundsatz, <strong>Erdgas</strong> möglichst sicher und<br />

kostengünstig in unser Land zu bringen und den Konsumenten zu<br />

konkurrenzfähigen Bedingungen zur Verfügung zu stellen.<br />

Die überwiegende Mehrheit der schweizerischen Gasversorgungen<br />

ist im Eigentum der öffentlichen Hand, oft im Rahmen von kommunalen<br />

Querverbundunternehmen (Stadtwerke). Im Hinblick auf die<br />

kommende Liberalisierung sind Bestrebungen im Gang, kommunale<br />

Gasversorgungen rechtlich zu verselbständigen oder zu privatisieren.<br />

Damit soll ihre unternehmerische Handlungsfähigkeit gesteigert und<br />

ihre Positionierung im Wettbewerb verbessert werden. Im gleichen<br />

Zusammenhang sind entstehende Allianzen und Kooperationen zu<br />

nennen, mit welchen sich Synergien und Grössenvorteile nutzen<br />

lassen.


<strong>ERDGAS</strong> <strong>–</strong> IM BRENNPUNKT DER ZUKUNFT<br />

VERSORGUNGSPOLITISCHE <strong>UND</strong><br />

ÖKOLOGISCHE GESICHTSPUNKTE<br />

Wenn es um die Energieversorgung von morgen geht, gebietet<br />

die Vernunft, dass wir schon heute alle verfügbaren<br />

Energieträger nutzen <strong>–</strong> und jeden gezielt für<br />

jene Bedürfnisse und Anwendungen einsetzen, für<br />

die er sich am besten eignet. Dazu zwingt uns<br />

die Endlichkeit der Ressourcen.<br />

Für die Schweiz heisst dies, die Energieversorgung<br />

noch mehr aus der Abhängigkeit eines einzelnen<br />

Energieträgers, dem Erdöl, zu lösen und<br />

auf eine breitere Grundlage zu stellen.<br />

Dabei sprechen vor allem die umweltschonenden Eigenschaften von<br />

<strong>Erdgas</strong> für den vermehrten Einsatz dieses Energieträgers. Die Erhaltung<br />

einer intakten Umwelt ist zu einer vordringlichen, ja überlebenswichtigen<br />

Aufgabe der heutigen Gesellschaft geworden.<br />

ZIELSETZUNGEN DER SCHWEIZERISCHEN GASWIRTSCHAFT<br />

Die Nachfrage nach <strong>Erdgas</strong> wird in den kommenden Jahren weiter<br />

wachsen. Mittelfristig, im Laufe der nächsten 10 bis 15 Jahre, strebt<br />

die Gaswirtschaft der Schweiz einen Gasanteil am Energieverbrauch<br />

an, der dem heutigen Durchschnitt der EU-Länder (rund 23 Prozent)<br />

entspricht. Die Möglichkeiten dazu liegen primär in der Verdichtung<br />

bestehender Netze, in der Erschliessung neuer Regionen und<br />

Gemeinden sowie in der Gewinnung neuer Kunden. Zudem dürften<br />

neue Anwendungsgebiete die Nachfrage erhöhen. Im Vordergrund<br />

der Erwartungen stehen dabei die Stromproduktion mit <strong>Erdgas</strong><br />

(Wärme-Kraft-Kopplung, Brennstoffzellen) sowie der Marktaufbau<br />

für erdgasbetriebene Fahrzeuge.<br />

ENERGIEPOLITIK DES B<strong>UND</strong>ES<br />

Ein weiterer Faktor, der die Zukunft von <strong>Erdgas</strong><br />

in der Schweiz mitbestimmt, ist die Energiepolitik<br />

des Bundes. Ein Hauptziel ist die Stabilisierung und<br />

längerfristig die Senkung des Ausstosses von Kohlendioxid.<br />

Die Zunahme des <strong>Erdgas</strong>anteils an der schweizerischen<br />

Energiebilanz und die Substitution von Heizöl durch das<br />

kohlenstoffärmere <strong>Erdgas</strong> entspricht dieser Zielsetzung. Die Eidgenössischen<br />

Räte haben eine Revision des Mineralölgesetzes in die<br />

Wege geleitet mit der Absicht, durch eine signifikante Reduktion der<br />

Mineralölsteuer auf Gastreibstoffen Fahrzeuge mit klimaschonenden<br />

Treibstoffen zu fördern und so die CO2- und Luftschadstoff-Emissionen<br />

markant zu senken. Besonders gross ist das CO2-Reduktions potenzial bei der Kombination von <strong>Erdgas</strong> und Biogas. Im Jahr 2003<br />

haben Biogasproduzenten und Vertreter der Gaswirtschaft eine<br />

Rahmenvereinbarung abgeschlossen, welche vorsieht, dass aufbereitetes<br />

Biogas im Umfang von 10 Prozent der in der Schweiz als Treibstoff<br />

abgesetzten <strong>Erdgas</strong>menge von Gasversorgungsunternehmen<br />

übernommen und zur Vermarktung als Treibstoff ins <strong>Erdgas</strong>netz eingespeist<br />

wird.<br />

ANSPORN FÜR DIE ZUKUNFT<br />

Die erfolgreiche Entwicklung der schweizerischen <strong>Erdgas</strong>versorgung<br />

ist für die Gaswirtschaft Bestätigung und zugleich Ansporn, ihre<br />

Anstrengungen für eine sichere, möglichst breit diversifizierte und<br />

umweltverträgliche Energieversorgung weiter fortzusetzen.<br />

<strong>Erdgas</strong> <strong>–</strong> Daten und Fakten 37


<strong>ERDGAS</strong> <strong>–</strong><br />

<strong>DATEN</strong> <strong>UND</strong><br />

<strong>FAKTEN</strong><br />

<strong>TABELLEN</strong> <strong>UND</strong> GRAFIKEN<br />

2006/07<br />

Basis: 2005


GESAMTER ENDENERGIEVERBRAUCH<br />

Der Endenergieverbrauch zeigt die starke<br />

Abhängigkeit der Schweiz von Erdölprodukten.<br />

Während der Anteil der Elektrizität in<br />

den letzten Jahren leicht steigend ist, trägt<br />

das <strong>Erdgas</strong> in wachsendem Mass zur<br />

Diversifikation der Energiebilanz und damit<br />

zur Sicherung der Energieversorgung in der<br />

Schweiz bei.<br />

ENTWICKLUNG DES<br />

ENDENERGIEVERBRAUCHS<br />

Der Endenergieverbrauch hängt eng mit der<br />

wirtschaftlichen Entwicklung zusammen. So<br />

stieg zwischen 1950 und 1973 der Verbrauch<br />

von Brenn- und Treibstoffen auf Erdölbasis<br />

ständig. Die Bedeutung der einzelnen<br />

Energieträger hat sich stark verändert,<br />

das Heizöl hat die Kohle abgelöst. Seit der<br />

ersten Ölkrise (1973) tragen Strom und <strong>Erdgas</strong><br />

in wachsendem Masse zur Substitution<br />

der Erdölbrennstoffe bei.<br />

2 <strong>Erdgas</strong> <strong>–</strong> Daten und Fakten / Tabellen und Grafiken<br />

in 1000 TJ<br />

56.5%<br />

8.1%<br />

12.2%<br />

23.2%<br />

900<br />

850<br />

800<br />

750<br />

700<br />

650<br />

600<br />

550<br />

500<br />

450<br />

400<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

1950 1960 1970 1980 1990 2005<br />

1) TJ:3.6 = GWh<br />

Für Vergleiche mit anderen<br />

Energieträgern wird der Heizwert<br />

(Hu) verwendet.<br />

TJ 1)<br />

Erdölprodukte 502’890<br />

Elektrizität 206’390<br />

<strong>Erdgas</strong> 108’820<br />

Diverse 72’340<br />

Kohle: 5’580<br />

Holz: 30’450<br />

Fernwärme: 16’010<br />

Industrieabfalle: 12’050<br />

Übrige erneuerbare<br />

Energien: 8’250<br />

Total 890’440<br />

Übrige erneuerbare<br />

Energien ■<br />

Fernwärme ■<br />

Elektrizität ■<br />

<strong>Erdgas</strong> ■<br />

Treibstoffe ■<br />

Erdölbrennstoffe ■<br />

Abfälle ■<br />

Kohle ■<br />

Holz ■


1970 2’044<br />

1972 2’531<br />

1974 4’183<br />

1976 6’306<br />

1978 6’928<br />

1980 9’372<br />

1982 11’058<br />

1984 14’017<br />

1986 15’117<br />

1988 16’606<br />

1990 19’578<br />

1992 23’325<br />

1994 24’108<br />

1996 28’467<br />

1997 27’294<br />

1998 28’199<br />

1999 29’302<br />

2000 29’390<br />

2001 30’506<br />

2002 29’989<br />

2003 31’672<br />

2004 32’713<br />

2005 33’589<br />

GWh<br />

GWh<br />

Deutschland 18’372<br />

Italien 1’705<br />

Frankreich 3’838<br />

Russland* 3’882<br />

Niederlande 8’164<br />

Total 35’961<br />

* indirekt gemäss Vertrag<br />

mit Deutschland<br />

0 5’000 10’000 15’000 20’000 25’000 30’000<br />

51.1%<br />

10.8%<br />

22.7%<br />

10.7%<br />

4.7%<br />

ENTWICKLUNG DES ENDVERBRAUCHS<br />

VON <strong>ERDGAS</strong><br />

Die Nachfrage nach <strong>Erdgas</strong> ist seit seiner<br />

Einführung Anfang der 70er-Jahre rasch<br />

gestiegen. In den letzten 17 Jahren hat sich<br />

der <strong>Erdgas</strong>verbrauch mehr als verdoppelt.<br />

Der Energieträger <strong>Erdgas</strong> ist damit zu einer<br />

unverzichtbaren Säule der schweizerischen<br />

Energieversorgung geworden.<br />

<strong>ERDGAS</strong>LIEFERANTEN<br />

DER SCHWEIZ 2005<br />

Das in der Schweiz verwendete <strong>Erdgas</strong> wird<br />

zu 100 Prozent importiert. Die wichtigsten<br />

Lieferländer sind Deutschland und die Niederlanden.<br />

Mit Deutschland besteht zudem<br />

ein Vertrag über die explizite Lieferung von<br />

<strong>Erdgas</strong> aus russischer Provenienz (2005:<br />

3’882 GWh). Der effektive Anteil russischen<br />

<strong>Erdgas</strong>es an allen Lieferungen in die Schweiz<br />

ist nicht exakt quantifizierbar und dürfte sich<br />

zwischen 15 und 20 Prozent bewegen.<br />

<strong>Erdgas</strong> <strong>–</strong> Daten und Fakten / Tabellen und Grafiken 3


GASVERBRAUCH NACH<br />

VERBRAUCHERGRUPPEN 2005<br />

Hauptabnehmer von <strong>Erdgas</strong> sind die Industrie<br />

und die Haushalte. Während die Industrie<br />

<strong>Erdgas</strong> vorwiegend zur Erzeugung von<br />

Prozesswärme in der Produktion verwendet,<br />

stehen bei den Haushalten die Anwendungen<br />

Raumheizung, Warmwasserbereitung<br />

und Kochen im Vordergrund.<br />

INVESTITIONEN DER SCHWEIZERISCHEN<br />

GASWIRTSCHAFT<br />

In die Erweiterung und Erneuerung des<br />

Transport- und Verteilleitungsnetzes investiert<br />

die schweizerische Gaswirtschaft grosse<br />

Summen. Damit schafft sie die Voraussetzungen<br />

für eine zukunftsorientierte, leistungsfähige<br />

und sichere <strong>Erdgas</strong>versorgung.<br />

4 <strong>Erdgas</strong> <strong>–</strong> Daten und Fakten / Tabellen und Grafiken<br />

in Mio. CHF<br />

550<br />

500<br />

450<br />

400<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

92<br />

108<br />

127<br />

408<br />

1997 1998<br />

123<br />

454<br />

92<br />

463<br />

100<br />

473<br />

103<br />

112<br />

147<br />

40<br />

191<br />

49<br />

179<br />

10<br />

1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005<br />

% 2004 2005<br />

39.3 39.3<br />

6.7 6.7<br />

21.8 21.8<br />

32.2 32.2<br />

TJ 2004 2005<br />

■ Haushalte 41’660 42’790<br />

■ Industrie 34’130 35’050<br />

■ Dienstleistungen 23’110 23’730<br />

■ Übrige 1) 7’060 7’250<br />

Total 105’960 108’820<br />

1) Statistische Differenz inkl. Landwirtschaft & Verkehr<br />

Investitionen total Mio. CHF<br />

1995 275<br />

1996 146<br />

1997 200<br />

1998 535<br />

1999 577<br />

2000 555<br />

2001 573<br />

2002 215<br />

2003 187<br />

2004 240<br />

2005 189<br />

Verteilung ■<br />

Transport ■


Genève<br />

Westeuropa<br />

Russland<br />

Algerien<br />

Übrige<br />

Vallorbe<br />

Delémont<br />

Solothurn<br />

Neuchâtel<br />

Bern<br />

Fribourg<br />

Lausanne<br />

Sion<br />

Basel<br />

Thun<br />

55%<br />

9%<br />

Schaffhausen<br />

Aarau<br />

<strong>Zürich</strong><br />

Luzern Zug<br />

Frauenfeld<br />

Schwyz<br />

Chiasso<br />

11%<br />

Einsiedeln<br />

Lugano<br />

Glarus<br />

25%<br />

St. Gallen<br />

Vaduz<br />

Chur<br />

HAUPTNETZ DER SCHWEIZERISCHEN<br />

<strong>ERDGAS</strong>VERSORGUNG<br />

Transeuropäische Transportleitung<br />

Transportleitung<br />

Geplante Transportleitung<br />

Einspeisung<br />

Mögliche oder geplante Einspeisung<br />

Einspeisung in Lokalnetz<br />

● Gasversorgungen<br />

■ Inselwerke mit lokaler Gasproduktion<br />

(Stadtgas)<br />

Anzahl lokale Gasversorgungen 124<br />

Anzahl gasversorgte Gemeinden 836<br />

Länge des Rohrleitungsnetzes 16’638 km<br />

<strong>–</strong> davon Transportnetz (> 5 bar) 2’190 km<br />

<strong>–</strong> davon Verteilnetz (bis 5 bar) 14’448 km<br />

<strong>ERDGAS</strong>AUFKOMMEN IN<br />

WESTEUROPA 2005<br />

Die westeuropäische <strong>Erdgas</strong>nachfrage wird<br />

zu rund 55 Prozent durch eigene Produktion<br />

abgedeckt. Die übrigen 45 Prozent stammen<br />

vorwiegend aus Russland und Algerien.<br />

<strong>Erdgas</strong> <strong>–</strong> Daten und Fakten / Tabellen und Grafiken 5


WICHTIGSTE LEITUNGEN DES EURO-<br />

PÄISCHEN <strong>ERDGAS</strong>-TRANSPORTNETZES<br />

Die Gesamtlänge des europäischen <strong>Erdgas</strong>-<br />

Transportnetzes beträgt rund 185’000 km.<br />

Mit einer optimalen Diversifikation von<br />

Bezugsquellen und Transportwegen ist ein<br />

Höchstmass an Versorgungssicherheit garantiert.<br />

Transporte von<br />

verflüssigtem <strong>Erdgas</strong><br />

<strong>Erdgas</strong>pipelines<br />

Bohrinseln und<br />

Unterwasserleitungen<br />

Planung/Bau<br />

El Ferrol<br />

Madrid<br />

Lisboa<br />

Huelva Cordoba<br />

6 <strong>Erdgas</strong> <strong>–</strong> Daten und Fakten / Tabellen und Grafiken<br />

Bacton<br />

Hamburg Warschau<br />

Canvey<br />

Emden<br />

London<br />

Zeebrugge<br />

Essen<br />

Berlin<br />

Dunkerque<br />

Bruxelles<br />

Saar-<br />

Le Havre brückenWaidhaus<br />

Dresden<br />

Prag Uzgorod<br />

Paris<br />

Montoir<br />

Nancy<br />

Bern<br />

Wien<br />

Passau<br />

München<br />

Budapest<br />

Arzew<br />

Cartagena<br />

Statfjord Gullfaks<br />

Brent Kollsens<br />

Troll<br />

Heimdal<br />

Kårstø<br />

Frigg<br />

Fos-sur-mer<br />

Barcelona<br />

Sleipner<br />

Alger<br />

Cod<br />

Ekofisk<br />

Tyra<br />

Milano<br />

Lyon<br />

La Spezia<br />

Skikda Tunis<br />

Roma<br />

Stockholm<br />

Palermo<br />

Ljubljana<br />

Helsinki<br />

Belgrad<br />

Bukarest<br />

Sofia<br />

Minsk<br />

Athen<br />

Quelle: Ruhrgas


Schweden 41.9<br />

Schweiz 129.5<br />

Irland 162.8<br />

Finnland 167.5<br />

Dänemark 209.3<br />

Österreich 376.8<br />

Belgien 683.7<br />

Spanien 1’353.5<br />

Niederlande 1’651.2<br />

Frankreich 1’897.7<br />

Italien 3’306.9<br />

Deutschland 3’581.4<br />

Grossbritannien 4’353.5<br />

PJ (Ho)<br />

Schweden 1.7<br />

Schweiz 10.3<br />

Finnland 11.0<br />

Frankreich 14.8<br />

Spanien 19.9<br />

Deutschland 22.7<br />

Dänemark 22.9<br />

Irland 23.4<br />

Österreich 23.7<br />

EU 25 24.8<br />

Belgien 26.1<br />

Italien 37.8<br />

Grossbritannien 39.7<br />

Niederlande 45.0<br />

%<br />

0 1’000 2’000 3’000 4’000<br />

0 10 20 30 40<br />

<strong>ERDGAS</strong>VERBRAUCH<br />

IN WESTEUROPÄISCHEN LÄNDERN 2005<br />

Die grössten Verbraucherländer in Westeuropa<br />

sind Grossbritannien und Deutschland,<br />

gefolgt von Italien, Frankreich und den<br />

Niederlanden. An europäischen Massstäben<br />

gemessen ist der <strong>Erdgas</strong>verbrauch in der<br />

Schweiz gering.<br />

<strong>ERDGAS</strong>ANTEIL AM<br />

PRIMÄRENERGIEVERBRAUCH IN<br />

WESTEUROPÄISCHEN LÄNDERN 2005<br />

Der Anteil von <strong>Erdgas</strong> am Primärenergieverbrauch<br />

beträgt in Westeuropa durchschnittlich<br />

25 Prozent. Hohe Anteile weisen<br />

die Niederlande, Grossbritannien und Italien<br />

auf. Im europäischen Vergleich ist der Anteil<br />

in der Schweiz deutlich unterdurchschnittlich.<br />

Ein Nachholbedarf ist gegeben.<br />

<strong>Erdgas</strong> <strong>–</strong> Daten und Fakten / Tabellen und Grafiken 7


SICHER GEWINNBARE RESERVEN<br />

VON <strong>ERDGAS</strong> 2005<br />

Die bedeutendsten sicher gewinnbaren <strong>Erdgas</strong>reserven<br />

befinden sich im Mittleren<br />

Osten sowie auf dem Gebiet der ehemaligen<br />

Sowjetunion. In Westeuropa verfügen die<br />

Niederlande und Norwegen über die grössten<br />

Vorräte. Gemessen an der heutigen<br />

Weltjahresförderung reichen die <strong>Erdgas</strong>reserven<br />

für rund 65 Jahre. Zählt man die<br />

geschätzten zusätzlichen Ressourcen dazu,<br />

sind es ca. 130 Jahre.<br />

WELTFÖRDERUNG <strong>ERDGAS</strong> 2005<br />

Die grössten <strong>Erdgas</strong>-Produzentenländer sind<br />

Russland, die USA und Kanada. Westeuropa<br />

ist zur Zeit die viertgrösste Förderregion<br />

weltweit. Im Mittleren Osten ist die Förderung<br />

trotz riesiger Reserven vergleichsweise<br />

gering.<br />

8 <strong>Erdgas</strong> <strong>–</strong> Daten und Fakten / Tabellen und Grafiken<br />

32.5%<br />

28.3%<br />

40.1%<br />

27.5%<br />

11.6%<br />

3.1%<br />

4.1%<br />

4.8%<br />

3.9%<br />

8.3%<br />

10.4%<br />

12.0%<br />

8.0%<br />

5.4%<br />

Mrd. m 3<br />

Mittlerer Osten 72’130<br />

Russland & Eurasien 58’510<br />

Afrika 14’390<br />

Asien, Ozeanien 14’840<br />

Lateinamerika 7’020<br />

Nordamerika 7’460<br />

Europa 5’520<br />

Welt 179’870<br />

Mrd. m 3<br />

Russland & Eurasien 760<br />

Mittlerer Osten 293<br />

Afrika 163<br />

Nordamerika 750<br />

Asien, Ozeanien 360<br />

Lateinamerika 136<br />

Europa 301<br />

Welt 2’763


in g/kWh Brennstoffeinsatz<br />

Steinkohle 392<br />

Heizöl schwer 304<br />

Heizöl EL bzw. Oeko-Öl 293<br />

<strong>Erdgas</strong> 219<br />

Methan-Freisetzung auf<br />

der Versorgungskette,<br />

gerechnet als CO2<br />

(Betrachtungszeitraum<br />

100 Jahre) ■<br />

CO2-Freisetzung auf<br />

der Versorgungskette ■<br />

CO2-Freisetzung bei<br />

der Verbrennung ■<br />

mg/m 3<br />

Heizöl schwer 450<br />

Heizöl leicht 120<br />

<strong>Erdgas</strong> 80<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

392<br />

28<br />

11<br />

353<br />

Steinkohle<br />

304<br />

5<br />

25<br />

274<br />

Heizöl<br />

schwer<br />

Heizöl<br />

schwer<br />

293<br />

5<br />

25<br />

263<br />

219<br />

10<br />

11<br />

198<br />

Heizöl EL<br />

bzw. Oeko-Öl <strong>Erdgas</strong><br />

Heizöl<br />

leicht <strong>Erdgas</strong><br />

FREISETZUNG VON KOHLENDIOXID<br />

(CO2) <strong>UND</strong> METHAN (CH4) BEI DER<br />

NUTZUNG FOSSILER ENERGIETRÄGER<br />

<strong>Erdgas</strong> hat von allen fossilen Energien den<br />

geringsten Gehalt an Kohlenstoff (C) und<br />

den höchsten Anteil an Wasserstoff (H). Im<br />

Vergleich zum Heizöl wird bei der Verbrennung<br />

von <strong>Erdgas</strong> 25 Prozent weniger<br />

Kohlendioxid (CO2) freigesetzt. Der Einsatz<br />

von <strong>Erdgas</strong> anstelle anderer fossiler Energien<br />

trägt zur Entlastung der Atmosphäre von<br />

CO2 und damit zur Milderung des Treibhauseffekts<br />

bei.<br />

STICKOXID-GRENZWERTE DER<br />

LUFTREINHALTEVERORDNUNG LRV<br />

Im Gegensatz zum Heizöl weist <strong>Erdgas</strong> keinen<br />

organisch gebundenen Stickstoff auf.<br />

Bei gleichen Verbrennungsbedingungen<br />

produziert es deshalb entsprechend weniger<br />

Stickoxide (NOX). Wegen des Gehalts an<br />

gebundenem Stickstoff im Heizöl gilt in der<br />

Luftreinhalteverordnung (LRV) für Ölfeuerungen<br />

ein um 50 Prozent höherer Stickoxid-<br />

Grenzwert (120 mg/m3 Abgas) als für<br />

Gasfeuerungen (80 mg/m3 Abgas).<br />

<strong>Erdgas</strong> <strong>–</strong> Daten und Fakten / Tabellen und Grafiken 9


MITGLIEDERVERZEICHNIS VSG<br />

Total 88 Mitglieder<br />

IBAarau <strong>Erdgas</strong> <strong>AG</strong><br />

Obere Vorstadt 37<br />

5001 Aarau<br />

Gas- und Wasserversorgung<br />

Soodring 23<br />

8134 Adliswil<br />

Gasverbund Mittelland <strong>AG</strong><br />

Postfach 360<br />

4144 Arlesheim<br />

Commune d'Aubonne<br />

Service du Gaz<br />

Place du Marché 12<br />

1170 Aubonne<br />

Regionalwerke <strong>AG</strong> Baden<br />

Haselstrasse 15<br />

5401 Baden<br />

IWB<br />

Margarethenstrasse 40<br />

4002 Basel<br />

Metanord SA<br />

Casella postale 2085<br />

6500 Bellinzona<br />

Energie Wasser Bern<br />

Monbijoustrasse 11<br />

3001 Bern<br />

Energie Service Biel/Bienne (ESB)<br />

Gottstattstrasse 4<br />

2504 Biel<br />

IBB <strong>Erdgas</strong> <strong>AG</strong><br />

Untere Hofstatt 4<br />

5201 Brugg<br />

Localnet <strong>AG</strong><br />

Bernstrasse 102<br />

3401 Burgdorf<br />

<strong>AG</strong>E SA<br />

Piazza Bernasconi 6<br />

6830 Chiasso<br />

IBC Energie Wasser Chur<br />

Felsenaustrasse 29<br />

7004 Chur<br />

GANSA<br />

Gaz neuchâtelois S.A.<br />

Les Vernets<br />

2035 Corcelles/NE<br />

COSVEGAZ S.A.<br />

Distribution de gaz naturel<br />

Ch. de Jolimont 2<br />

1304 Cossonay-Ville<br />

Régiogaz S.A.<br />

Rue de Fer 6<br />

2800 Delémont<br />

Stadt Dietikon<br />

Gasversorgung<br />

Bremgartnerstrasse 22<br />

8953 Dietikon<br />

Glattwerk <strong>AG</strong><br />

Usterstrasse 111<br />

8600 Dübendorf<br />

Gaswerk Einsiedeln <strong>AG</strong><br />

Postfach 162<br />

8840 Einsiedeln<br />

Technische Betriebe Flawil<br />

Wilerstrasse 163<br />

9230 Flawil 2<br />

Werkbetriebe Frauenfeld<br />

<strong>Erdgas</strong>, Wasser, Strom<br />

Gaswerkstrasse 13<br />

8503 Frauenfeld<br />

EW Höfe <strong>AG</strong><br />

Schwerzistrasse 37<br />

8807 Freienbach<br />

10 <strong>Erdgas</strong> <strong>–</strong> Daten und Fakten / Tabellen und Grafiken<br />

Services Industriels de Genève SIG<br />

Service du gaz<br />

Case postale 2777<br />

1211 Genève 2<br />

FRIGAZ S.A.<br />

Rte des Fluides 1<br />

1762 Givisiez<br />

Werkbetriebe Glarus<br />

Feldstrasse 1<br />

8750 Glarus<br />

Stadtwerke<br />

Bischofszellerstrasse 90<br />

9201 Gossau<br />

Städtische Werke Grenchen<br />

Marktplatz 22<br />

2540 Grenchen<br />

Gaswerk Herisau <strong>AG</strong><br />

Kasernenstrasse 36<br />

9102 Herisau<br />

Gemeindewerke Horgen<br />

Seestrasse 335<br />

8810 Horgen<br />

Industrielle Betriebe Interlaken<br />

Fabrikstrasse 8<br />

3800 Interlaken<br />

Gas- und Wasserversorgung<br />

Kilchberg<br />

Alte Landstrasse 110<br />

8802 Kilchberg<br />

Stadtwerke Konstanz GmbH<br />

Abt. Gasversorgung<br />

Max-Stromeyer-Strasse 21-29<br />

DE <strong>–</strong> 78467 Konstanz<br />

Technische Betriebe Kreuzlingen<br />

Nationalstrasse 27<br />

8280 Kreuzlingen<br />

Gemeindewerke Küsnacht<br />

Gasversorgung<br />

Tobelweg 4<br />

8700 Küsnacht<br />

SIM S.A.<br />

Rue du Collège 30<br />

2301 La Chaux-de-Fonds<br />

Industrielle Betriebe Langenthal<br />

Talstrasse 29<br />

4900 Langenthal<br />

Services Industriels<br />

Service du gaz & cad<br />

Ch. de Pierre-de-Plan 2<br />

1005 Lausanne<br />

SWL Energie <strong>AG</strong><br />

Werkhofstrasse 10<br />

5600 Lenzburg 1<br />

Aziende Industriali<br />

di Lugano (AIL) SA<br />

Sezione Gas<br />

Via della Posta 8<br />

6900 Lugano<br />

<strong>Erdgas</strong> Zentralschweiz <strong>AG</strong><br />

Industriestrasse 6<br />

6002 Luzern<br />

ewl Energie Wasser Luzern<br />

Industriestrasse 6<br />

6002 Luzern<br />

Sinergy Commerce S.A.<br />

Av. du Gd-St-Bernard 8<br />

1920 Martigny 1<br />

EVS <strong>Erdgas</strong>versorgung<br />

Sarganserland <strong>AG</strong><br />

Gonzenweg 1<br />

8887 Mels<br />

Services industriels<br />

Service du gaz<br />

Pl. de l'Hôtel-de-Ville 1<br />

1110 Morges<br />

Commune de Moudon<br />

Service du gaz<br />

Pl. de l'Hôtel-de-Ville 1<br />

1510 Moudon<br />

Gemeindebetriebe Muri<br />

Gasversorgung<br />

Thunstrasse 74<br />

3074 Muri bei Bern<br />

Services industriels Neuchâtel<br />

Quai Max-Petitpierre 4<br />

2000 Neuchâtel<br />

Technische Betriebe Uzwil<br />

<strong>Erdgas</strong> und Wasser<br />

Hummelweg 3<br />

9244 Niederuzwil


Services industriels de Nyon<br />

Pl. du Château 10<br />

1260 Nyon<br />

a.en Aare Energie <strong>AG</strong><br />

Solothurnerstrasse 21<br />

4601 Olten<br />

Urbagaz S.A.<br />

Hôtel de Ville<br />

1350 Orbe<br />

<strong>Erdgas</strong> Obersee <strong>AG</strong><br />

Gaswerkstrasse 1<br />

8640 Rapperswil<br />

Gas- und Wasserversorgung<br />

Richterswil<br />

Glarnerstrasse 33<br />

8805 Richterswil<br />

Gasversorgung Romanshorn <strong>AG</strong><br />

Egnacherweg 6b<br />

8590 Romanshorn<br />

Gemeindewerke Rüti<br />

Werkstrasse 27<br />

8630 Rüti/ZH<br />

LGV Liechtensteinische<br />

Gasversorgung<br />

Im Rietacker 4<br />

FL <strong>–</strong> 9494 Schaan<br />

Gas- und Wasserwerk<br />

der Gemeinde Neuhausen<br />

8201 Schaffhausen<br />

Städtische Werke Schaffhausen<br />

und Neuhausen am Rheinfall<br />

Mühlenstrasse 19<br />

8201 Schaffhausen<br />

Stadtverwaltung Schlieren<br />

Werke, Versorgung und Anlagen<br />

Gas- und Wasserversorgung<br />

Bernstrasse 72<br />

8952 Schlieren<br />

<strong>Erdgas</strong> Innerschwyz <strong>AG</strong><br />

Bahnhofstrasse 182<br />

6423 Seewen SZ<br />

SOGAVAL S.A.<br />

Rue de l'Industrie 43<br />

1951 Sion<br />

Regio Energie Solothurn<br />

Rötistrasse 17<br />

4502 Solothurn<br />

Commune de Sainte-Croix<br />

Service technique<br />

Rue Neuve 11<br />

1450 Ste-Croix<br />

Sankt Galler Stadtwerke<br />

Vadianstrasse 6<br />

9001 St. Gallen<br />

Services techniques<br />

Service du gaz<br />

Rue Agassiz 4<br />

2610 St-Imier<br />

GRAV<strong>AG</strong> <strong>Erdgas</strong> <strong>AG</strong><br />

Industriestrasse 21<br />

9430 St. Margrethen<br />

Gemeinde Thalwil<br />

DLZ Infrastruktur<br />

Dorfstrasse 10<br />

8800 Thalwil<br />

Energie Thun <strong>AG</strong><br />

Industriestrasse 6<br />

3607 Thun<br />

Energie Uster <strong>AG</strong><br />

Oberlandstrasse 78<br />

8610 Uster 1<br />

Société Electrique du Châtelard<br />

Grand-Rue 1<br />

1337 Vallorbe<br />

Holdigaz S.A.<br />

Case postale<br />

1800 Vevey 1<br />

GAZNAT S.A.<br />

Av. Général-Guisan 28<br />

1800 Vevey<br />

Städtische Werke Wädenswil<br />

Eintrachtstrasse 24<br />

8820 Wädenswil<br />

die werke<br />

versorgung wallisellen ag<br />

Zentralstrasse 9<br />

8304 Wallisellen<br />

erdgas<br />

toggenburg werdenberg ag<br />

Auweg<br />

9630 Wattwil<br />

Technische Betriebe<br />

Weinfelden <strong>AG</strong><br />

Weststrasse 8<br />

8570 Weinfelden<br />

Gemeindewerke Wetzikon<br />

Usterstrasse 181<br />

8621 Wetzikon<br />

Technische Betriebe Wil<br />

Postfach 137<br />

9501 Wil<br />

Stadtwerk Winterthur<br />

Untere Vogelsangstrasse 11<br />

8402 Winterthur<br />

IBW Energie <strong>AG</strong><br />

Steingasse 31<br />

5610 Wohlen (<strong>AG</strong>) 2<br />

Service des Energies<br />

Rue de l'Ancien-Stand<br />

1401 Yverdon-les-Bains<br />

StWZ Energie <strong>AG</strong><br />

Mühlegasse 7<br />

4800 Zofingen<br />

Gemeindewerke Zollikon<br />

Rietstrasse 38<br />

8702 Zollikon<br />

Wasserwerke Zug <strong>AG</strong><br />

Chollerstrasse 24<br />

6301 Zug<br />

<strong>Erdgas</strong> Ostschweiz <strong>AG</strong><br />

Bernerstrasse<br />

8010 <strong>Zürich</strong><br />

<strong>Erdgas</strong> <strong>Zürich</strong> <strong>AG</strong><br />

Aargauerstrasse 182<br />

8010 <strong>Zürich</strong><br />

Schweizerischer Verein des<br />

Gas- und Wasserfaches SVGW<br />

Grütlistrasse 44<br />

Postfach<br />

8027 <strong>Zürich</strong><br />

Swissgas<br />

Schweiz. Aktiengesellschaft<br />

für <strong>Erdgas</strong><br />

Grütlistrasse 44<br />

Postfach<br />

8027 <strong>Zürich</strong><br />

<strong>Erdgas</strong> <strong>–</strong> Daten und Fakten / Tabellen und Grafiken 11


Verband der Schweizerischen Gasindustrie (VSG), Grütlistrasse 44, Postfach, 8027 <strong>Zürich</strong><br />

Telefon: 044 288 31 31, Telefax: 044 202 18 34, E-Mail: vsg@erdgas.ch, www.erdgas.ch

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