4 titelthema Die Energie der alten Lady Damit die Schweiz im Winter stets frische Kartoffeln auf dem Tisch hat, werden die energieträchtigen Knollen im Herbst geerntet und aufwändig gelagert. Nicht minder ein Kraftakt ist die Bereitstellung von Strom. Insbesondere der Frage seiner Lagerung wird man sich in Zukunft verstärkt annehmen.
Anfang September ist auf dem Feld der «Power-Farm» in Mattstetten die Kartoffelernte in vollem Gang. Unter grossem Kraftaufwand, von Hand, mit maschineller Hilfe, selbst oder von Lohnarbeitern – Schweizer Bauern holen jedes Jahr mehr als 400 000 Tonnen Kartoffeln aus der Erde. Die Knollen werden ausgegraben und in ein Verteilnetz eingespeist, das die Versorgung der Racletteschweiz mit den Ladys Rosetta, Felicia und anderen der 29 offiziellen Schweizer Kartoffelsorten sicherstellt. «Der Härdöpfu ist unsere wichtigste Einnahmequelle», sagt Martin Bachmann, 26, vom Lyssacher Familienbetrieb «Power-Farm», der auf 24 Hektaren jährlich rund 750 Tonnen Kartoffeln der Erde entnimmt. Während die Ernte läuft, führt der Sohn die kostbaren Knollen in die nahe Terralog, ein jüngst an der Autobahn in Rüdtligen, auf der gegenüberliegenden Seite der Lyssacher «Shoppingmeile» gebautes, hochmodernes Kartoffellager mit einer Kapazität von 20 000 Tonnen. Es ist der erste Tag, an dem die Lagerzellen für die aktuelle Ernte geöffnet werden. Martin Bachmanns Kartoffeln sind bereits abgeladen. Nun wartet er auf das Resultat der Qualitätsprüfung: Eine externe Qualitätsfirma testet im Labor den Stärkegehalt der Knolle, die Kalibergrössen, untersucht sie nach Krankheiten und unterzieht sie einem Brat- und Frittiertest. In der jahrtausendealten Kartoffel steckt viel Energie in Form von Stärke. Für ihre Lagerung braucht es nebst Manpower, Fachwissen und Technik viel Energie in Form von Strom. Die Knollen in den Kisten werden entladen, geprüft und eingelagert. titelthema 5 Je besser die Qualität, die angeliefert wird, desto besser die Qualität der Lagerkartoffeln, die im Herbst und während der Wintermonate bis zu den ersten, zarten Frühkartoffeln im folgenden Jahr auf den Markt kommen. Der Aufwand ist immens: Die Knollen werden über Förderbänder transportiert, grob gereinigt, mit Keimhemmern behandelt, anschliessend je nach Sorte bei drei oder sieben bis acht Grad unter grünem Licht eingelagert. Das verhindert die Bildung von Solanin, der charakteristischen grünen Verfärbung. Entscheidend für die Lagerung sind die zentral gesteuerten Klimatechniksysteme: Nebst der Geschwindigkeit des Luftstroms sind auch andere Parameter wie CO 2 -Gehalt der Luft und die Temperaturregulierung wichtig. Die Lagerzellen sind mit herkömmlicher Umluftoder Zwangsbelüftung mit Druckluft ausgestattet. Ein konstanter Luftstrom unterstützt die schnelle Abtrocknung und die sogenannte «Wundheilung» der Knolle, jene wichtige Phase der Selbstheilung von kleinen Ernteschäden. Darauf folgt eine Phase der Abkühlung und danach die Endlagerung. In jeder Phase müssen andere Bedingungen vorherrschen. Die ganze Technik ist äusserst energieintensiv – deshalb wird fortwährend die Laufzeit der <strong>1to1</strong> <strong>energy</strong><strong>forum</strong> O3 <strong>12</strong>