Ferteel iinjsen! Preise vergeben Heimat Husum ... - Nordfriisk Instituut
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Damaris Krebs und Frauke Petersen beschäftigten<br />
sich mit Paulsens Stellungnahme zur sozialen Frage.<br />
Wie er die Industrielle Revolution beurteilte,<br />
fragen Judith Christiansen, Kai Paulsen und Felix<br />
Zöschling. Der Bauernsohn aus Nordfriesland<br />
stand, so arbeiten die Schüler heraus, zunächst<br />
den Ideen des Sozialdemokraten Ferdinand Lassalle<br />
nahe. Später wurde er konservativer, meinte<br />
aber, dass die Monarchie sozial ausgerichtet sein<br />
solle und die Arbeiterschaft mit einbeziehen<br />
müsse. Paulsen sah, dass die Industrialisierung die<br />
Lebenshaltung verbessere. Andererseits mache sie<br />
einen Teil der Bevölkerung zu Proletariern. Die<br />
Menschlichkeit werde der Gewinnmaximierung<br />
untergeordnet. Viele Menschen seien in den<br />
immer stärker wachsenden Großstädten heimat-<br />
und orientierungslos geworden, empfindet Paulsen,<br />
der in seinem nordfriesischen Dorf <strong>Heimat</strong><br />
und Orientierung gefunden hatte. „Paulsen war<br />
ein sensibler Beobachter seiner Zeit“, so heißt es<br />
in einer Schlussbetrachtung der Schüler.<br />
Die ersten „Tage der nordfriesischen Geschichte“<br />
waren im Januar 2008 dem 75. Jahrestag der<br />
„Machtergreifung“ in Nordfriesland gewidmet,<br />
und es standen auch Vorträge in Gymnasien<br />
Nordfrieslands auf dem Programm. Diese gaben<br />
den Impuls, dass sich ein Geschichts-Leistungskurs<br />
der HTS, mit Schülern der TSS, in <strong>Husum</strong> mit der<br />
nationalsozialistischen Herrschaft in Nordfriesland<br />
beschäftigte. Es entstanden sechs Arbeiten:<br />
Claudia Kretschmar, Malte Wolff und Cord Christian<br />
Weber schildern den Aufstieg der NSDAP<br />
in Nordfriesland. Sie schreiben in der Einleitung:<br />
„In der Schule behandelten wir nur den Nationalsozialismus<br />
und die NSDAP auf Reichsebene.<br />
Als uns nun die Möglichkeit eröffnet wurde, an<br />
dem Wettbewerb teilzunehmen, nutzten wir die<br />
Chance, uns näher mit dem Thema auseinanderzusetzen.“<br />
Optimistisch klingt der letzte Satz der<br />
Arbeit: „… wir haben inzwischen gelernt, erst zu<br />
denken und dann zu wählen.“<br />
Momme Buchholz, Stefan Richter und Lukas<br />
Tank befassen sich mit der „Landvolkbewegung“.<br />
Sie zitieren einen Satz aus Hans Falladas Roman<br />
„Bauern, Bonzen und Bomben“: „Meine kleine<br />
Stadt steht für tausend andere und für jede große<br />
auch.“ Die drei Schüler kommen zu dem Ergebnis,<br />
dass die bäuerliche Protestbewegung ein ähnliches<br />
Weltbild vertrat wie die NSDAP und die<br />
Bauern an diese Partei herangeführt hat.<br />
Wie die Jugend im NS-Geist erzogen wurde, fragt<br />
Friederike Topf. Vor allem mit den Lehrern beschäftigt<br />
sie sich und schildert, wie der damalige<br />
Direktor der HTS Peter Hansen von der NSDAP<br />
aus seinem Amt vertrieben wurde. Sie führte ein<br />
Gespräch mit Dr. Christian M. Sörensen als Experten<br />
und befragte drei damalige Schulkinder.<br />
Ihre Großtante zitiert sie mit einem Satz, an den<br />
sie einige nachdenkliche Bemerkungen knüpft:<br />
„Mit der Politik haben wir uns nicht beschäftigt,<br />
es war einfach eine schöne Zeit.“<br />
Dilnaz Celik und Steffen Krecklow nehmen die<br />
Rolle der Lokalzeitung <strong>Husum</strong>er Nachrichten unter<br />
die Lupe. Ein junger Redakteur, Dr. Wilhelm<br />
Stotz, stellte sich gegen die NSDAP und verfasste<br />
einen Artikel gegen deren Gauleiter Hinrich Lohse.<br />
Die beiden Schüler zeigen sich beeindruckt<br />
von dieser Zivilcourage.<br />
Raphael Rössel und Cheng-Wen Jan behandeln<br />
den Sport in Nordfriesland. Sie kommen zu<br />
dem Ergebnis, dass „Sturmabteilung“ (SA) und<br />
Hitler-Jugend den Sportvereinen die Mitglieder<br />
wegnahmen. Die beiden Schüler haben vor allem<br />
Vereinschroniken ausgewertet. Sie bemühten sich<br />
bei Sportvereinen um Gespräche mit Zeitzeugen,<br />
allerdings erfolglos. Zusagen wurden kurzfristig<br />
zurückgezogen. „Dies hinterließ einen faden Beigeschmack“,<br />
schreiben die beiden.<br />
Anna Wiebke Hadenfeldt und Lea Marieke Falk<br />
fragen nach der Rolle der Kirche in Nordfriesland:<br />
Die Verletzung der Menschenrechte und christlicher<br />
Werte im Dritten Reich sei offensichtlich<br />
gewesen. Die beiden Schülerinnen suchen nach<br />
Gründen und schreiben am Schluss: „Auf regionaler<br />
Ebene sind noch viele Fragen offen und wir<br />
müssen uns weiter bemühen, das Vergangene zu<br />
entschlüsseln und zu verstehen, um daraus zu lernen<br />
für die Zukunft.“<br />
Die Schüler haben eigenständig Fragen an die<br />
nordfriesische Geschichte gestellt und eigene<br />
Antworten gefunden. Wir freuen uns, dass wir sie<br />
anregen konnten, sich mit der Verflechtung der<br />
Region in die größere Geschichte zu befassen. Die<br />
Ergebnisse belohnen wir im Zusammenwirken<br />
mit der Hagemann-Stiftung. Die Schülergruppe<br />
der HTS und TSS erhält 1 000 Euro, die viel kleinere<br />
der FPS 300 Euro. Im Namen des <strong>Nordfriisk</strong><br />
<strong>Instituut</strong> möchte ich der Vorsitzenden Ute Peters<br />
für die Unterstützung und die vertrauensvolle<br />
Zusammenarbeit danken. Thomas Steensen<br />
20 Nordfriesland 165 – März 2009